Industrie 4.0 in Deutschland

Pressemeldung
Frankfurt am Main, 15. Oktober 2015
IDC Studie zu Industrie 4.0: Maschinen- und
Anlagenbauer lassen Fertigungsbetriebe weit
hinter sich, Handlungsdruck zur Digitalisierung wird
weiterhin unterschätzt
Die Auseinandersetzung mit Industrie 4.0 ist in deutschen Industriebetrieben in den
letzten 12 Monaten gereift, viele Unternehmen stehen allerdings bei der Umsetzung
noch am Anfang. Anwendungsfälle drehen sich vor allem um eine bessere Kontrolle
und Transparenz und seltener um eine stärkere Kundenorientierung oder gar neue
Geschäftsmöglichkeiten. Die Sicherheitsvorfälle im Produktionsumfeld sind bereits
heute alarmierend und erfordern umgehendes Handeln und ausgereiftere Lösungen und
Konzepte. Dies sind die Highlights der neuen IDC Studie „Industrie 4.0 in Deutschland
2015“.
Ziel der von IDC im August 2015 durchgeführten Befragung unter 201 Unternehmen im
verarbeitenden Gewerbe mit mehr als 100 Mitarbeitern war es, ein besseres Verständnis
über die Umsetzungspläne, Erfolgsfaktoren und Einschätzungen hinsichtlich Industrie 4.0
zu erhalten. Besonders im Blickpunkt standen Gegenüberstellungen der Einschätzungen
von Fabrikausstattern und -betreibern, IT- und Produktionsverantwortlichen sowie
mittelständischen und großen Unternehmen wie auch Vergleiche mit den Ergebnissen des
Vorjahrs. Die wichtigsten Ergebnisse dieser Befragung werden im Folgenden zusammengefasst.
Industriebetriebe stehen vor großen Herausforderungen – die Digitalisierung wird noch
unterschätzt
Industriebetriebe müssen in den nächsten zwei Jahren wichtige Herausforderungen bewältigen.
Die unsichere Entwicklung der Weltwirtschaft und die Behauptung gegenüber Wettbewerb
aus Niedriglohnländern erhöhen den Handlungsdruck. Vor allem die Reduzierung von Kosten,
die Steigerung von Umsatz und Erlös sowie die Verbesserung von internen Prozessen brennen
den Entscheidungsträgern unter den Nägeln. Die Lösung dieser Aufgaben bietet eine gute
Ausgangsbasis für Industrie 4.0 Initiativen.
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Die Digitalisierung im verarbeitenden Gewerbe – also Industrie 4.0 – wird nur von ITVerantwortlichen als wesentliche Herausforderung in den nächsten zwei Jahren bewertet.
Auf Seiten der Produktions- und Fachbereichsverantwortlichen fehlt nach wie vor das
Verständnis, in welchem Ausmaß technologische Entwicklungen die Geschäftstätigkeit ihres
Betriebs verändern werden. Für die IT bietet sich die Chance, die Digitalisierung federführend
voranzutreiben, den Dialog zwischen IT, Fachbereichen und Geschäftsführung zu initiieren und
sich somit zum Partner der Fachbereiche auf Augenhöhe zu etablieren.
Die Auseinandersetzung mit Industrie 4.0 ist deutlich gereift – viele Unternehmen stehen bei
der Umsetzung allerdings noch am Anfang
Das Konzept der vierten industriellen Revolution durchdringt das verarbeitende Gewerbe
immer stärker. Mehr als zwei Drittel der Befragungsteilnehmer haben sich mittlerweile mit
Industrie 4.0 auseinandergesetzt. Dies ist ein deutlicher Zuwachs um 12 Prozentpunkte im
Vergleich zum Vorjahr. Die große Präsenz von Industrie 4.0 in den Medien und auf Messen wie
der HMI oder Cebit ist dabei ein wesentlicher Treiber. Zudem wird das Potential durch immer
mehr Umsetzungen greifbarer.
Abbildung 1: Status Quo bei der Umsetzung von Industrie 4.0 Initiativen
45%
25%
15%
12%
3%
Evaluierung
Planung
Pilot
Begrenzte
Umsetzung
N=201
Umfassende
Umsetzung
Quelle: IDC, 2015
Ein Großteil der Mittelständler und Großunternehmen in Deutschland schafft momentan die
Basis für Industrie 4.0 Initiativen. Nur knapp ein Drittel der Firmen hat bereits Erfahrungen
in Pilotprojekten oder im operativen Betrieb mit Industrie 4.0 Technologien gesammelt.
Die Befragungsergebnisse bestätigen aber auch die IDC-Einschätzung, dass die Betriebe die
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Vernetzung des Shop Floors mittels Cyber Physical Systems in den kommenden Jahren deutlich
vorantreiben werden. Der technische Fortschritt trägt maßgeblich dazu bei, denn Sensoren,
eingebettete Systeme und Funktechniken werden immer leistungsstärker, kostengünstiger und
somit attraktiver für den Einsatz in der Produktion.
Im Fokus von Industrie 4.0-Use Cases stehen aktuell die Erfassung, Überwachung und
Kontrolle von Prozessen und Produkten. Die Fehlerreduzierung hat also offenbar eine größere
Relevanz als die Neugestaltung und Optimierung von Fertigungsverfahren. Aus IDC Sicht ist
dies wenig überraschend. Betriebe treiben im ersten Schritt die Vernetzung ihres Shop Floors
mittels Sensoren und CPS voran. Im zweiten Schritt wird auf Basis der erhobenen Daten die
Transparenz und Kontrolle über die Fertigungsprozesse gestärkt und im letzten Schritt das
Optimierungs- und Monetisierungspotential der Daten erschlossen.
Industrie 4.0 der zwei Geschwindigkeiten – warum Fabrikbetreiber aus ihrer Lethargie
erwachen müssen
Die Detailauswertung der Befragungsergebnisse bringt ans Licht, dass Fabrikausstatter deutlich
mehr Industrie 4.0 Initiativen im Pilot oder umgesetzt haben, als Fabrikbetreiber (35 % zu
23 %). Dies ist nur ein Aspekt von vielen, der Maschinen- und Anlagenbauern eine höhere
Aufgeschlossenheit und einen stärkeren Umsetzungswillen bescheinigt. Darüber hinaus haben
sie beispielsweise öfter Industrie 4.0 Kompetenzteams gebildet und Budgets für entsprechende
Aktivitäten geplant.
„Es zeichnet sich eine Industrie 4.0 der zwei Geschwindigkeiten zwischen den Fabrikausstattern,
die ihr „traditionelles“ Produktgeschäft durch innovative, zusätzliche Services erweitern
und neue Umsatzquellen erschließen wollen, und den Fabrikbetreibern ab“, bewertet Mark
Alexander Schulte, Consultant und Projektleiter bei IDC die Ergebnisse. „Es ist höchste Zeit, dass
die Fertigungsbetriebe aus dieser Lethargie erwachen, wenn sie langfristig erfolgreich bleiben
wollen.“
IT-Lösungen und Cloud Computing als Enabler von Industrie 4.0
Die Bedeutung von Software und Services für die Umsetzung von Industrie 4.0 Initiativen wird
aus Sicht der Befragten in den kommenden Jahren deutlich steigen. Security Software, Big Data
Analytics-Lösungen, eine zentrale CPS Plattform und Digital Factory Solutions rücken besonders
in den Fokus der Unternehmen. Die Herausforderung, die wachsenden Datenmengen und CPS
zu beherrschen und deren Potential zu nutzen, ist groß. Gleichzeitig wollen sie die Integration
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des Shop Floors und Top Floors durch ein durchgängiges Engineering vorantreiben und die
Sicherheit der vernetzten Produktionssysteme durch IT-Lösungen verbessern.
Viele Industriebetriebe werden folglich ihre Digitale Transformation in den kommenden
Monaten vorantreiben. Dabei werden Unternehmen zunehmend auf Cloud Services setzen, die
die meisten Befragten als „Enabler“ von Industrie 4.0 ansehen. Je intensiver sich Betriebe mit
Industrie 4.0 auseinandersetzen, desto klarer wird ihnen dies. 25 % der Betriebe planen laut ITVeranwortlichen daher im kommenden Jahr die Nutzung von Cloud Computing im Rahmen von
Industrie 4.0. Die Bedenken sind also in den Hintergrund und die Möglichkeiten stärker in den
Vordergrund gerückt.
Sicherheitsvorfälle sind bereits heute alarmierend – Betriebe müssen dringend handeln
Dennoch bleiben der Schutz und die Sicherheit von internen Daten und Know-how für
Industriebetriebe sehr wichtig. Gerade bei der Umsetzung einer intelligenten und vernetzten
Fertigung muss die Gewährleistung der IT-Sicherheit und Compliance eine Schlüsselrolle
einnehmen. Die Anzahl an Sicherheitsvorfällen in den befragten Unternehmen ist allerdings
bereits heute alarmierend. 54 % der Fertigungsbetriebe hatten in den zurückliegenden 12
Monaten mindestens einen der in Abb. 2 dargestellten Sicherheitsvorfälle. Mit steigender
Größe der Unternehmen rücken sie öfter in das Fadenkreuz von Cyber-Kriminellen.
„Die Sicherheitsbedenken im Hinblick auf Industrie 4.0 beruhen nicht nur auf ‚German Angst‘,
sondern sind ein echtes Problem“, so Schulte. „Entscheidungsträger müssen hier dringend
handeln. Sollten Lösungen und Konzepte nicht adäquat umgesetzt werden, wird die ITSicherheit zum Show-Stopper für Industrie 4.0 Projekte.“ Dabei sollten aus Sicht von IDC auch
Sicherheitskonzepte wie Security by Design, Whitelisting oder Trusted Computing in Erwägung
gezogen werden. Technologie wird allerdings nicht das alleinige Heilmittel sein. Sie sollte
durch organisatorische Maßnahmen ergänzt werden, um insbesondere das Fehlverhalten von
Anwendern zu adressieren.
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Abbildung 2: Kam es in den letzten 12 Monaten zu folgenden Sicherheitsvorfällen durch
einen Fremdzugriff in Ihrem Unternehmen?
32%
Ja, mehr als zwei Mal
Ja, zwei Mal
11%
Ja, ein Mal
25%
6%
6%
13%
21%
2%
17%
8%
3%
15%
2%
8%
8%
13%
11%
8%
Manipulation der Fertigung
6%
Unterbrechungen in der
Produktion
Verstöße gegen Gesetze
und Vorschriften
N=66, nur Maschinenbetreiber
5%
Diebstahl geistigen
Eigentums
Personenschaden
Quelle: IDC, 2015
Technologische Verbesserungen sind der größte Hebel zur Verwirklichung von Industrie 4.0
Als wichtigsten Erfolgsfaktor sehen die Befragungsteilnehmer ausgereiftere Technologien
und Lösungen für die intelligente und vernetzte Fabrik an (39 %) – und zwar mit deutlichem
Abstand vor Konzepten zur Verbesserung der IT-Sicherheit (26 %), der Unterstützung durch
das Management (21 %) oder einer gesicherten Finanzierung (13 %). Dies spiegelt den
dynamischen Markt und das sich entwickelnde Ökosystem wider. Industriebetriebe hätten
am liebsten Industrie 4.0 Lösungen „out of the box“, die allerdings nur die wenigsten Anbieter
aus einer Hand bieten können. Aus Sicht von IDC müssen Anbieter das Tempo bei der
Weiterentwicklung ihrer Industrie 4.0 Lösungen dringend erhöhen, Partnerschaften aufbauen
und ihre Produkte und Dienstleistungen stärker an den Bedürfnissen der Betriebe ausrichten.
Der Aufwand lohnt sich, denn die Anzahl an Unternehmen mit Industrie 4.0 Budget nimmt im
Vergleich zum Vorjahr deutlich zu.
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Fazit
Der Vergleich mit der IDC Studie aus dem Jahr 2014 bestätigt: Industrie 4.0 kommt
in Deutschland zwar voran, allerdings mit unterschiedlichem Tempo. Während die
Fabrikausstatter eine große Chance sehen, neue Umsatzquellen durch vernetzte Maschinen
und Anlagen zu erschließen, sind Fertigungsbetriebe noch zu phlegmatisch. Sie müssen sich
den technologischen Entwicklungen stärker öffnen und sich auf neues Terrain wagen, wollen sie
langfristig erfolgreich bleiben. Das Potential der wachsenden CPS-Datenmengen zu erschließen
und die Sicherheit im Shop Floor zu gewährleisten, wird hierbei entscheidend sein.
Aber nicht nur die Industriebetriebe sondern auch die Anbieter von Industrie 4.0 Lösungen
haben einiges zu tun. Das Marktumfeld ist für sie sehr attraktiv, in den kommenden Monaten
und Jahren sind steigendende Industrie 4.0 Budgets zu erwarten. Zudem werden im
Speziellen die IT Provider von den Industriebetrieben als bevorzugte Industrie 4.0 Anbieter
wahrgenommen. Diese vielversprechende Ausgangslage sollten Lösungsanbieter unbedingt
nutzen, um zügig Partnerschaften aufzubauen, Komplettlösungen zu entwickeln und sich damit
nachhaltig im Markt zu positionieren.
Eine Zusammenfassung der aktuellen Studie können Anwenderunternehmen kostenfrei
anfordern unter folgendem Link: http://bit.ly/1MdS7Al
Bildhinweis: Die Biografie von Mark Alexander Schulte finden Sie unter dem nachstehenden
Link: http://bit.ly/1uzLvlC
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Ihr Pressekontakt:
Katja Schmalen
Leiterin Marketing & PR
Telefon: +49 69 90502-115
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IDC Central Europe GmbH
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Informationen zu IDC Central Europe
IDC ist der weltweit führende Anbieter von Marktinformationen, Beratungsdienstleistungen und Veranstaltungen
auf dem Gebiet der Informationstechnologie und der Telekommunikation. IDC analysiert und prognostiziert
technologische und branchenbezogene Trends und Potenziale und ermöglicht ihren Kunden so eine fundierte
Planung ihrer Geschäftsstrategien sowie ihres IT-Einkaufs. Durch das Netzwerk der mehr als 1000 Analysten in
über 110 Ländern mit globaler, regionaler und lokaler Expertise kann IDC ihren Kunden umfassenden Research
zu den verschiedensten Segmenten des IT-, TK- und Consumer Marktes zur Verfügung stellen. Seit mehr als 50
Jahren vertrauen Business-Verantwortliche und IT-Führungskräfte bei der Entscheidungsfindung auf IDC.
Weitere Informationen sind auf unseren Webseiten unter www.idc.com oder www.idc.de zu finden.
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