Karlsruhe im Weltall Mit „Giulia“ in den Karlsruher Untergrund

REPORT
2015
R E P O RT | M a g a z i n d e r H a n d w e r k s k a m m e r K a r l s r u h e 2015
Magazin der Handwerkskammer Karlsruhe
Karlsruhe im Weltall
Mit „Giulia“ in den Karlsruher Untergrund
Stadtjubiläum 300 Jahre Karlsruhe
Firmenporträts
Interview mit Martin Schulz
Kulturtipps aus der Region
Menschenbilder
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Joachim Wohlfeil, Präsident, und
Gerd Lutz, Hauptgeschäftsführer der
Handwerkskammer Karlsruhe.
Das Handwerk im Kammerbezirk Karlsruhe schreibt auch für das Berichtsjahr 2015 wieder
eine Erfolgsgeschichte. Die Konjunktur hält sich auf hohem Niveau, das Handwerk ist wichtiger Arbeitgeber und Ausbilder sowie Garant für eine stabile Wirtschaft und Gesellschaft in
der Region Mittlerer Oberrhein und Nordschwarzwald. Garantiert ist diese Position des Handwerks nicht: Es sind kreative, innovative Unternehmen, die sich täglich im Wettbewerb behaupten müssen, die Verantwortung in der Ausbildung junger Menschen übernehmen und
sich für das Gemeinwohl einsetzen.
Um auch in den nächsten Jahren für eine stabile Wirtschaftsstruktur mit erfolgreichen leistungsstarken Betrieben gewappnet zu sein, braucht es auch die richtigen politischen Rahmenbedingungen. Den Mittelstand zu stärken, kann hier kein falscher Ansatz sein. Herausforderungen gibt es genügend: Eine Bildungspolitik, die die demografischen Entwicklungen
mittelstandorientiert aufgreift und den Akademisierungswahn bremst. Eine Strategie, die den
Mittelstand und das Handwerk in ihren Anstrengungen unterstützt, Fachkräfte zu finden und
zu binden. Eine Technologie- und Umweltpolitik, die innovative, energieschonende Produkte und Verfahren fördert. Als Handwerkskammer Karlsruhe haben wir den klaren Auftrag, die
Interessen der Betriebe in diesem Prozess wahrzunehmen, zu vertreten und mit Dienstleistungen zu unterstützen.
Der REPORT 2015 gibt einen Überblick über das Leistungsportfolio der Handwerkskammer
Karlsruhe. Er ist sogleich ein Schaufenster der Region mit all ihren Schönheiten, Aktivitäten
und Menschen.
Wir wünschen viel Freude bei der Lektüre des REPORT 2015.
Joachim Wohlfeil
Gerd Lutz
report | Handwerkskammer Karlsruhe
3
Inhalt
Die Geroldsauer Mühle
vereint Tradition und Moderne.
Alexander Gerst grüßte aus dem All.
3
Editorial: Zukunft jetzt gestalten
6
Leuchtturm regionaler Handwerkskunst:
Geroldsauer Mühle ist das neue Tor zum
Nationalpark Schwarzwald
10
Kombilösung zur Weiterentwicklung des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs in Karlsruhe –
Porträt der Firma Herrenknecht
15
2014: Gutes Jahr für das Handwerk
16
Firmenporträt: Die Firma Egle aus Rastatt sorgt
für schöne Böden aus Holz, Linoleum oder
Teppich
18
Notizen aus der Handwerkskammer Karlsruhe
20
Das Handwerk geht App
21
Sachverständige im Handwerk
22
Ein Stück Karlsruhe im Weltall:
Astronaut Alexander Gerst im Porträt
26
Handy statt Bargeld – Mobile Payment
27
Kulturtipps
28
Firmenporträt: Cembalobauerin Susanne
Merzdorf
30
Reportage: Die Stadt ist der Star – 300 Jahre
Karlsruhe
Karlsruhe feiert sich selbst.
4
report | Handwerkskammer Karlsruhe
34
Im Gespräch: Der Präsident des Europäischen
Parlaments, Martin Schulz
37
Entwicklung der Lehrlingszahlen kritisch
38
Sportliche Weltklasse in Karlsruhe /
Sportförderer Handwerkskammer Karlsruhe
Glücksforscherin
Simone Langendörfer zeigt
Wege zur Zufriedenheit.
KSC-Sportdirektor Jens Todt gibt Einblicke.
40
Im Gespräch: Glücksforscherin Simone
Langendörfer
44
Umfrage unter Mitgliedsbetrieben stützt die
strategische Ausrichtung
45
3D-Druck: Herausforderung für das Handwerk
46
KSC: „Wir wollen in die Bundesliga“
50
Weintipp von Natalie Lumpp
51
Wandertipp von Werner Nestler
52
Firmenporträt: Mode von Kerstin Brandt
54
Die Berliner Philharmoniker bringen mit
Sir Simon Rattle die Kurstadt Baden-Baden
zum Klingen
57
Imagekampagne des Handwerks erneuert
60
Organigramm und Impressum
62
Kunstprojekt der Anne-Frank-Gemeinschaftsschule mit der Handwerkskammer Karlsruhe
Titelfoto: KASIG GmbH
Unser Titelfoto zeigt das riesige Schneidrad der Tunnelvortriebsmaschine
„Giulia", die sich durch den Karlsruher Untergrund gräbt.
Simon Rattle versetzt Baden-Baden
in Schwingungen.
report | Handwerkskammer Karlsruhe
5
Ein Leuchtturm
regionaler
Handwerkskunst
Die Geroldsauer Mühle ist das neue Tor
zum Nationalpark Schwarzwald
B
retter und Balken wohin das Auge reicht. 12.000 Meter Balken aus knapp 300 heimischen Weißtannen, gefällt im Baden-Badener Stadtwald, wurden für das imposante Holzhaus verbaut. Wer den Blick vom vier Meter breiten Eingangstor der Geroldsauer Mühle zum Giebel schweifen lässt, wird beeindruckt sein
von den vielen unterschiedlichen Verzapfungen, die hier millimetergenau angepasst wurden. Die Geroldsauer Mühle ist mit 55 Metern Länge und 16 Metern Breite eines der größten Holzhäuser
6
report | Handwerkskammer Karlsruhe
Deutschlands, einzig das Fundament und die darunter liegenden
Kellerräume sind aus Beton, der Rest ist aus Holz.
Die Wände aus Fichtenholz, der Boden aus Eiche und das Tragewerk aus Weißtanne. Neun Monate haben die Zimmerleute alles
am Computer berechnet und jeden Balken akkurat gesägt. Mit Lastwagen kamen tonnenweise Bretter und Balken an, wurden mit
dem Gabelstapler abgeladen und Stück für Stück verzapft und verschraubt.
Holzhäuser werden, vor allem im Schwarzwald, schon seit Jahrhunderten gebaut. Verarbeitung, Technik und Aussehen verändern
sich jedoch im Laufe der Zeit. Holz ist als nachwachsender Rohstoff ein ökologischer Baustoff, dessen Verarbeitung zudem schadstoffarm ist. Heimische Hölzer haben außerdem nur kurze Anfahrtswege und sind langlebig. Holz nimmt Feuchtigkeit auf und
gibt diese nach und nach wieder ab. Es wirkt wie eine natürliche
Klimaanlage. Im Baustil ähnelt die Geroldsauer Mühle einem alten
Fachwerkhaus, eine 50 Kilo schwere Bronzeglocke thront auf dem
Dach.
Der Glockenstuhl nimmt eine Tradition auf: Zu früheren Zeiten gab
es auf jedem Schwarzwaldhof eine solche Glocke, mit der die Arbeiter vom Feld gerufen wurden, weil es noch kein Telefon gab.
Tradition und Moderne werden so miteinander verknüpft, denn im
Innern sorgt neueste Technik für einen reibungslosen Ablauf innerhalb der 3.000 Quadratmeter Nutzfläche.
report | Handwerkskammer Karslruhe
7
Martin Weingärtner, Initiator, Investor und Bauleiter des Mammutprojektes, freut sich über die Präzisionsarbeit: „Wir haben einen
Versatz von drei Millimeter auf sechzig Meter Holzbau, das ist natürlich irre toll.“ Rund 50 Handwerker haben täglich auf der Baustelle gearbeitet, in nur einem Jahr wurde das gigantische Holzhaus erstellt.
Regionale Produkte im Naturpark-Markt und großes Wirtshaus
Die malerisch gelegene Geroldsauer Mühle soll nicht nur das neue,
attraktive Ausflugsziel für Biker und Wanderer werden, vielmehr wird
ein Gesamtpaket geboten, auch für Feierlichkeiten oder Konferenzen. Es gibt in der Mühle ein gemütliches Wirtshaus mit leckeren
Speisen und einen großen Biergarten, einen Naturpark-Markt mit
frischen, regionalen Produkten von Wurst, Fleisch, Milch, Obst, Gemüse bis Wein und Spirituosen, Ausstellungsflächen, eine Backstube mit Verkauf, Seminarräume, Hotelzimmer und einige Outdoor-Events wie Fackel-, Nacht- oder Schneewanderungen, GPSAbenteuer oder Kutschfahrten.
8
report | Handwerkskammer Karlsruhe
Das Konzept ist nachhaltig und umweltfreundlich: Alle Produkte kommen direkt vom Erzeuger aus unmittelbarer Nähe in Bio-Qualität, 85
landwirtschaftliche Betriebe beliefern die Mühle. Kurze Vertriebswege, Frische und Regionalität sind somit garantiert. Der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Alexander Bonde nennt die
Geroldsauer Mühle einen „Leuchtturm der regionalen Handwerkskunst und für den Holzbau in Baden-Württemberg“. Er lobt vor allem die Idee der Regionalität und freut sich über die Energiedaten:
Auf dem Dach der Mühle sorgt eine hochmoderne Photovoltaik-Anlage für sauberen Strom. Außerdem ist ein Wasserkraftwerk geplant
und die Abwärme der Kälteaggregate des Mühlenmarktes wird rückführend genutzt.
Für Familien mit Kindern dürften die Ausstellungen spannend sein,
mit denen sich die Stadt Baden-Baden, das Forstamt Baden-Baden,
der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord und der Nationalpark in der
Mühle präsentieren. Wer Tipps zu Attraktionen der Umgebung sowie zu Flora und Fauna sucht, wird fündig. Tolle Fotos und Filme ergänzen die Schau.
Unternehmer Martin Weingärtner
hat das Millionenprojekt initiiert,
finanziert und verwirklicht.
Das neue Tor zum Schwarzwald liegt direkt an der Schwarzwaldhochstraße Richtung Geroldsau, nur zwei Kilometer von der Baden-Badener Innenstadt entfernt am Grobbach. Die Stadt BadenBaden unterstützt das innovative Projekt mit einer Bushaltestelle,
die eigens direkt vor der Mühle eingerichtet wurde, weitere Wander- und Radwege an die Mühle sind ebenso geplant wie eine Ladestation für E-Bikes. Ein großer Parkplatz erleichtert die Anreise
mit dem Auto.
Hell und freundlich mit dem frischen Geruch von unbehandeltem Holz
empfängt den Besucher die große Eingangshalle mit dem NaturparkMarkt und einem Bäcker. „Hier können die Leute beim Brotbacken zuschauen. Auch die Schubladen für das Korn, das hier frisch gemahlen
wird, sind natürlich aus Holz, wir haben das stringent durchgezogen“,
berichtet Martin Weingärtner, der das Millionenprojekt aus eigener Tasche finanziert. Sein Bruder, der Zimmermann Roland Weingärtner, hat
die Holzkonstruktion ausgeklügelt und gebaut. Martin Weingärtner kümmert sich um den Rest: von der Baustellenleitung bis zur Dekoration
der Hotelzimmer. „Ohne die familiäre Unterstützung wäre das nicht
möglich gewesen. Meine Söhne haben ebenso angepackt wie meine
Frau, die sich um den Accessoires-Shop im Erdgeschoss kümmert“,
weiß Martin Weingärtner, Inhaber der rund 100 Mitarbeiter großen
Unternehmensgruppe Weingärtner mit den eigenen Gesellschaften
Elektromaschinenbau, Elektrotechnik und Automation.
Das spektakuläre Bauwerk an der Schwarzwaldhochstraße zeigt, dass
Handwerk gepaart mit unternehmerischem Ehrgeiz und der Idee von
nachhaltiger Regionalität eine überaus erfolgreiche Kombination ist.
Ute Bauermeister ¬
Wie alles begann
Seit 2011 lag das Grundstück Geroldsauer Straße 54 brach.
Martin Weingärtner hat das Konzept der Naturpark-Märkte auf
dem Informationsabend 2013 aufgegriffen, das Areal gekauft
und mit der Geroldsauer Mühle ein nachhaltiges Gesamtkonzept geschaffen. Die Familie Weingärtner ist in Geroldsau
schon in vierter Generation unternehmerisch aktiv. 1989, im
Alter von 25 Jahren, hat Martin Weingärtner das bestehende
Wasserrecht auf dem Familiengelände der damaligen Sägemühle seines Großvaters genutzt und eigenhändig das erste
private Wasserkraftwerk in Baden-Baden gebaut. Heute ist die
mittlerweile hochmoderne Turbinenanlage Energieerzeuger
für die dort mit Hauptsitz ansässige Unternehmensgruppe
Weingärtner und speist überschüssige Energie in die Stadtversorgung ein.
Fotos: Michael Bode, Sturm und Wartzeck GmbH / bloomimages
Info
Geroldsauer Mühle KG
Geroldsauer Straße 54
76534 Baden-Baden
Telefon: 07221 99646810
E-Mail: [email protected]
www.geroldsauermuehle.de
Anreise mit dem Bus 204 ab Augustaplatz Baden-Baden
Wirtshaus
Plätze innen: 140 Plätze
Plätze außen: 400 Plätze
Das Wirtshaus Geroldsauer Mühle bietet einen großem Biergarten
(gebraut wird eigenes Geroldsauer Mühlenbier!) und Terrasse, Naturpark-Markt mit Bäckerei, Metzgerei und Wein-Ecke, den Geschenkeund Accessoire-Shop, Gästezimmer, die Tagungs- und Seminarräume für Konferenzen oder Festlichkeiten sowie die Ausstellungsflächen von Nationalpark, Naturpark und Forstamt Baden-Baden und
eine Outdoor-Eventagentur.
Besucherzentrum Naturpark aus Holz soll
2018 eröffnet werden
Komplett auf den Werkstoff Holz setzt auch das geplante Besucherzentrum des Nationalparks Schwarzwald am Ruhestein. Die spektakuläre Holzkonstruktion des Siegerentwurfs erinnert an über einander liegende Baumstämme. Die Holzquader ziehen sich wie Röhren teilweise unterirdisch in den Hang hinein.
Die zentrale Anlaufstelle für Besucher im Nationalpark wird gegenüber dem Skihang am Ruhestein gebaut. Ein schräg stehender, mit
Holzschindeln bedeckter Aussichtsturm wird zur Hauptattraktion und
über eine Brücke mit den lang gestreckten Gebäudeteilen verbunden. Baubeginn ist für 2016 geplant. Ende 2018 soll das neue Besucherzentrum eröffnet werden.
report | Handwerkskammer Karlsruhe
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Mit „Giulia“ in den
Karlsruher Untergrund
Die Kombilösung zur Weiterentwicklung des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs in Karlsruhe ist in aller Munde – besonders seit sich die Tunnelbohrmaschine „Giulia“ durch den
Untergrund gräbt. Gebaut hat sie ein Unternehmen aus Baden – die Herrenknecht AG aus
Schwanau. Gegründet von Martin Herrenknecht ist das Unternehmen aus bescheidenen
Anfängen zum Weltmarktführer aufgestiegen.
Das Schneidrad der Tunnelvortriebsmaschine „Giulia“ ist in den badischen Farben Rot-Gelb-Rot gehalten und ausgestattet
mit 27 Schneidrollen, 16 Räumern sowie 172 Schälmessern.
„Alles verschwindet dort drüben in einem Riesenloch“, erklärt ein
Mitarbeiter in einem T-Shirt mit der Aufschrift „Baustellenlogistik“
einem neugierigen Passanten. Mit einem Arm deutet er in Richtung
Innenstadt – doch das Riesenloch an der Kreuzung „Durlacher Tor“
in Karlsruhe ist von der Straße aus nicht einmal zu erahnen. Die
Sicht auf das umzäunte Baufeld wird eingenommen von riesigen
Silos, Kabel- und Rohrleitungen, Baufahrzeugen sowie unzähligen
leicht gekrümmten Bauteilen aus Stahlbeton. Es handelt sich um
so genannte Tübbinge. Ein Kran wie in einem Containerhafen ist
nötig, um sie zu bewegen. Zusammengesetzt zu einem Ring ergeben sie nach und nach die rund zwei Kilometer lange Tunnelröhre,
durch die in einigen Jahren die Karlsruher Stadtbahn unter der zentralen Kaiserstraße fahren wird.
12
report | Handwerkskammer Karlsruhe
Die Tübbinge sind somit die bevorzugten Accessoires von „Giulia“.
So hat ihr Hersteller die Maschine getauft, die sich seit Ende 2014
für den Tunnelbau in einigen Metern Tiefe durch den Untergrund
gräbt – was durchaus eigenwillig erscheint, denn die meisten würden einen Koloss mit 80 Metern Länge und neun Metern Breite sicher eher Herkules oder Goliath taufen.
Mit rund 80 Lkw-Lieferungen waren die Teile für die insgesamt
1.300 Tonnen schwere Wühlmaus angeliefert, dann mit einem Kran
ebenfalls durch das „Riesenloch“ in die Tiefe bugsiert und unten
zusammenmontiert worden. Frauennamen für solch gewaltige Tunnelvortriebsmaschinen haben beim Erbauer, der Herrenknecht AG,
Tradition. Mindestens vier davon machten sogar schon weltweite
Schlagzeilen.
Martin Herrenknecht hat das
Unternehmen 1975 gegründet. Beim
Bau des Gotthard-Tunnels machte
es weltweite Schlagzeilen.
Es war am 15. Oktober 2010: Sissi schaffte damals den Durchbruch,
aber auch Heidi, Gabi 1 und Gabi 2 leisteten wertvolle Arbeit. Damit
war eine wichtige Etappe bei einem Jahrhundertbauwerk in der
Schweiz erreicht: Der Gotthard-Tunnel wird nach seiner Fertigstellung
und Inbetriebnahme 2016 mit 57 Kilometern der längste Eisenbahntunnel der Welt sein. Durch zwei Röhren rollt dann der meiste
Güterverkehr durch die Schweizer Alpen. Mit täglich bis zu 300 Zügen wird gerechnet. „Der Gotthard-Tunnel war die Königsklasse“, erinnert sich Martin Herrenknecht. Trotz aller Vorerkundungen seien immer wieder unvorhergesehene Schwierigkeiten aufgetaucht, so beispielsweise gleich zu Beginn, als nach nur 200 Metern der Vortrieb
der Maschinen durch brüchiges Gestein etwas ausgebremst wurde.
Das sei der „Nervenkitzel des Tunnelbauers“, beschreibt er. Der 1942
geborene Unternehmer hat in seinem südbadischen Geburtsort Schwanau einen Weltmarktführer aufgebaut.
„Made in Baden“
Heute erinnern die Tunnelbohrmaschinen der Herrenknecht AG vom
Aussehen her an Weltraum-Transporter „Made in Hollywood“. Sie bohren sich durch jeden denkbaren Untergrund, egal ob hart, weich, trocken oder wasserführend. Jede Maschine ist eine Einzelanfertigung,
speziell auf den jeweiligen Untergrund ausgerichtet. Auch Entfernungen können die Bohrer und ihren Entwickler nicht schrecken. Martin Herrenknecht hält selbst einen Tunnel von mehr als 100 Kilometern Länge zwischen Asien und Amerika unter der Beringstraße bautechnisch grundsätzlich für machbar.
Der badische Tüftler hat das Tunnelbohren entscheidend vorangebracht. Sein Studium hatte er mit 21 abgeschlossen, um zunächst
sieben Jahre als Konstruktionsingenieur in der Schweiz und in Kanada Erfahrung zu sammeln. 1975 machte er sich selbstständig. Die
Mutter steuerte das Startkapital von mehr als 20.000 Mark bei, der
Vater, ein Polsterer mit rund einem Dutzend Mitarbeitern, zahlte die
Miete für ein kleines Apartment – so ging es los, im Kopf eine Idee.
Beim Tunnelbau wurde und wird traditionell viel gesprengt, was aber
risikoreich und langwierig sein kann. Herrenknechts Alternative: Ohne Sprengen den Boden mechanisch abtragen. Dafür sind Herrenknechts Maschinen-Maulwürfe an der Spitze meist mit einem sich
drehenden Schneidrad ausgestattet, das sich in und durch den Boden fräst. Durch das Gotthardmassiv fraßen sich vier jeweils über 400
Meter lange und rund 2.700 Tonnen schwere Tunnelbohrmaschinen
– mit den Namen „Sissi“, „Heidi“, „Gabi 1“ sowie „Gabi 2“. Bis zu
rund 17 Meter Durchmesser haben die Bohrköpfe – sie sind immer
so groß wie die Tunnel, die sie bohren sollen. Im Hartgestein sorgen
Druckzylinder dafür, dass diese Bohrköpfe einen gewaltigen Anpressdruck entfalten. Schneiderollen brechen dann das Gestein in
handtellergroßen Stücken aus der Wand.
Fotos: Herrenknecht, KASIG
report | Handwerkskammer Karlsruhe
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Der Herrenknecht-Konzern liefert aber nicht
nur die Maschinen fürs Bohren, sondern unter anderem auch Förderbänder, um das Gestein abzutransportieren, und sorgt somit für eine Rundumversorgung tief
unter der Erde. Wo immer daher irgendwo Tunnel durch welchen Untergrund auch immer getrieben werden sollen, ist Herrenknecht sehr wahrscheinlich mit von der Partie. So hat das Unternehmen unlängst beispielsweise für den stadtübergreifenden Neubau
von vier Metrolinien in Doha 21 Tunnelvortriebsmaschinen für insgesamt mehr als 100 Kilometer Tunnel nach Katar geliefert. Auch für
Metro-Projekte von Moskau und Kuala Lumpur bis Rio und Sao Paulo waren und sind Herrenknechts Maschinen im Untergrund unterwegs. Überall stellen sie Verbindungen her, wo sich der Mensch jahrtausendelang gar keine Verbindung vorstellen konnte. In Summe haben sich die Herrenknecht-Bohrer bereits bei über 2.600 Tunnelprojekten durch den Boden gewühlt.
Und für ihren Chef dürfte es wohl kaum noch ein Land geben, in das
er noch nicht gereist ist, um seine Maschinen vorzustellen, Kontakte
zu knüpfen und zu pflegen sowie die Arbeiten zu leiten. Sein einst
quasi als Garagenfirma angetretenes Unternehmen beschäftigt heute rund 5.000 Mitarbeiter am Hauptsitz in Schwanau und in weltweiten Tochterunternehmen. Herrenknecht gehört damit zu den etwa 1.300 „Hidden Champions“ aus Deutschland – mittelständischen
Unternehmen also, die erfolgreich Nischen behaupten und Weltmarktführer sind. In einem Ranking des Magazins „Wirtschaftswoche“
wurden die Tunnelbohrer bereits wiederholt als wertvollste Marke unter diesen heimlichen Helden der Wirtschaft gewertet.
Der Herr der Tunnel – den der frühere baden-württembergische Ministerpräsident und ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende des Herren-
knecht-Konzerns, Lothar Späth, als „Alphatier mit starker Gefühlswelt“
charakterisiert, hat bei allen weltweiten Erfolgen nie die Bodenhaftung verloren. Die Region Südbaden ist sein Lebensmittelpunkt geblieben – und dafür engagiert er sich vielfältig und grenzüberschreitend entlang des Oberrheins. Herrenknecht unterstützt etwa Bildungseinrichtungen von Karlsruhe und Offenburg über Straßburg bis
nach Basel.
In Karlsruhe kommt Giulia unterdessen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von zehn Metern pro Tag ihrem Ziel am Mühlburger
Tor immer näher. Bereits im Herbst 2015 wird sie dort wieder durch
ein Riesenloch in der Erde und in Einzelteile zerlegt zu Tage kommen, nachdem sie ihr Werk in der Fächerstadt vollbracht hat. Aber
was passiert dann mit ihr? „Dann wird sie nach und nach wieder zurück zu Herrenknecht transportiert“, erklärt eine Mitarbeiterin im Infopavillon „K.“ für die Kombilösung. „Die Teile, die wiederverwertbar
sind, werden dann wieder für andere Maschinen genutzt.“ Und wo
auch immer auf der Welt und egal für welches Projekt diese Maschinen mit den Giulia-Teilen dann im Einsatz sind, sie werden kolossale Ausmaße haben, Aufsehen erregen, stetig vorankommen –
und ganz sicher wieder Frauennamen tragen.
Christoph Ertz ¬
Infos: www.herrenknecht.com
www.diekombiloesung.de
Seit 2010 präsentiert der Infopavillon „K.“ am Ettlinger Tor viele Informationen zu Karlsruhes großem Infrastrukturprojekt
unter anderem in einer multimedialen Ausstellung. Der Infopavillon und das dazugehörige Bistro haben Montag bis
Samstag jeweils von 10 bis 24 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 12 bis 24 Uhr geöffnet. Für weiterführende
Fragen steht von Montag bis Samstag zwischen 11und 19 Uhr ein persönlicher Ansprechpartner zur Verfügung.
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report | Handwerkskammer Karlsruhe
2014: Gutes Jahr für das
Handwerk
Knapp 19.000 Unternehmen im Kammerbezirk tätig
Betriebe im Kammerbezirk
Anlage A
Anlage B1
Anlage B2
Gesamt
6103
3749
3222
2718
2594
2201
1620
1554
1206 1148
355
645
160
545
1458
685
548
495
Rastatt
Landkreis Karlsruhe
1432
1054
130
Baden-Baden
1666
Stadt Karlsruhe
D
as Handwerk im Bezirk der Handwerkskammer Karlsruhe konnte aus konjunktureller Sicht zufrieden mit dem Jahr 2014 sein.
Der Konjunkturindikator bewegte sich zwischen 51,9 und 61,6 Punkten und damit im vierten Jahr in Folge auf sehr hohem Niveau. Das
Bauhauptgewerbe war insbesondere im ersten Halbjahr sehr stark
ausgelastet. Auch die im Ausbauhandwerk tätigen Betriebe hatten
volle Auftragsbücher. Bei den metallverarbeitenden Unternehmen
war es insbesondere das zweite Halbjahr, in dem viele Betriebe am
oberen Limit ihrer Möglichkeiten lagen. Die Mitgliedsbetriebe der
Handwerkskammer erwirtschafteten 2014 circa 11,5 Milliarden Euro Umsatz, für 2015 wird mit einem nominellen Umsatzplus von 1,5
Prozent gerechnet.
469
304
Pforzheim
563
489
Enzkreis
420
349
Calw
Zuwachs 2013 mit einem Plus von 261 Betrieben wurde damit etwas relativiert. Das zulassungspflichtige Handwerk der Anlage A
wies insgesamt 11.061 Betriebe auf – und damit acht weniger als
im Vorjahr. In der Anlage A wurden im Berichtsjahr 549 Eintragungen und 557 Löschungen durchgeführt. Beim zulassungsfreien
Handwerk – die Selbstständigkeit setzt hier keinen formalen Qualifikationsnachweis voraus – ergab sich für das Berichtsjahr ein differenziertes Bild. Bei einem Bestand von 4.417 Betrieben der Anlage B1 gab es im Berichtsjahr 936 Eintragungen und 902 Löschungen (plus 34 Betriebe). Der handwerksähnliche Sektor zählte 3.463 Betriebe. An Bestandsbewegungen gab es 426 Eintragungen und 496 Löschungen.
Fast 19.000 Handwerksbetriebe
Insgesamt sind rund 98.000 Personen im Bezirk der Handwerkskammer Karlsruhe im Handwerk beschäftigt. Zum Jahresende zählte der Kammerbezirk 18.942 Betriebe und damit 44 Handwerksunternehmen weniger als im Jahr davor. Der überraschend hohe
Der Bezirk der Handwerkskammer Karlsruhe umfasst
die Stadtkreise Baden-Baden, Karlsruhe und Pforzheim
sowie die Landkreise Karlsruhe, Calw, Rastatt und den
Enzkreis.
report | Handwerkskammer Karlsruhe
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Firma Egle aus Rastatt sorgt für schöne Böden aus Holz, Linoleum oder Teppich
Fachmännisch verlegte
Böden halten lange
D
er Firmenboden ist aus heller, geseifter Douglasie. Dieser markante Dielenboden mit harmonischen Maserungen ist ein echter Blickfang. Doch die in Rastatt ansässige Firma Egle verlegt nicht
nur Holzböden, sondern auch Linoleum, PVC oder Teppich. „Wir machen alles außer Fließen und Stein, deswegen auch unser Slogan:
Schöner Boden“, sagt Firmenchef Manfred Egle, dessen Vater 1963
diese Firma für Fußböden gegründet hat. Sohn Manfred half als Schüler in den Ferien, um sein Taschengeld aufzubessern, hatte allerdings
nach dem Abitur andere Pläne: Er studierte Kunst und Sport auf Lehramt und unterrichtete. Als seine Mutter verstarb, die den Betrieb mitgeführt hatte, ließ er sich beurlauben, um dem Vater unter die Arme
zu greifen. Ein Auftrag folgte dem nächsten und schon bald war Manfred Egle im Betrieb unentbehrlich. 1980 übernahm er die Firma, legte seine Meisterprüfung ab und schloss 2001 noch eine Ausbildung
16
report | Handwerkskammer Karlsruhe
als Restaurator im Parkettleger-Handwerk ab. Heute leitet er gemeinsam mit seiner Frau Sibylle Egle den Familienbetrieb mit acht
Mitarbeitern. Seine pädagogischen Fähigkeiten kommen ihm nicht
nur im Ungang mit den Auszubildenden zugute, sondern vor allem
auch bei den Kundengesprächen.
„Eine gute Beratung ist bei uns Voraussetzung“, weiß der Fachmann.
Seine Kunden werden individuell betreut, um bei der enormen Produktvielfalt einen adäquaten Boden zu finden. „Wir arbeiten überwiegend mit lokalen Lieferanten, das Holz kommt aus dem Schwarzwald, den Vogesen oder dem Pfälzer Wald“, erläutert Egle. Ein gut
verlegter Dielen- oder Parkettboden ist extrem langlebig, lässt sich
mehrfach abschleifen und leicht pflegen. „Ein Holzboden hält nahezu unbegrenzt“, meint Sibylle Egle, die selbst in Küche und Bad Holz-
Gut beraten: Die Firma Egle
verlegt und renoviert Böden.
F I R M E N P O R T R ÄT
böden favorisiert. In ihrem Wohnhaus haben Egles natürlich auch
Holzböden und der Meister gesteht: „Ich verlege am liebsten Dielenböden und mag Eiche sehr gerne.“ Über positive Rückmeldungen
der Kunden freuen sich die Egles und hören oft: Es ist schöner geworden, als wir es uns vorgestellt haben!
tet. Hochwertiges Linoleum darf nicht mit künstlichen PVC-Böden
verwechselt werden. Seit den 1980er Jahren feiert der umweltfreundliche und kompostierbare Linoleumbelag ein Comeback als
zeitloser, schlichter, in den Farben peppiger Boden, der für viele Anlässe seinen Zweck erfüllt.
Auch Terrassen werden mit Dielen aus lokaler Produktion belegt, alles in Maßanfertigung. Bei den Teppichböden und dem Linoleum beraten die Fachleute genauso intensiv wie bei Holz. Auch Kombinationen sind denkbar. „Jede Baustelle ist eine neue Herausforderung. Wir
müssen den Untergrund prüfen, schauen, ob es Fenster bis zum Boden gibt, wie die klimatischen Bedingungen sind. All das wird vorher
sorgfältig getestet, damit der optimale Boden richtig verlegt werden
kann, an dem unsere Kunden lange Freude haben“, sagt Manfred Egle.
Zu den Kunden der Firma Egle zählen Privatleute, öffentliche Auftraggeber und Firmenkunden. Aufwändige Renovierungen gehören
ebenso zum Portfolio wie Neuverlegungen. Das Paar kennt die Vorund Nachteile eines Familienbetriebes: „Der Urlaub richtet sich immer nach der Auftragslage und beim Abendbrot kann man den Arbeitsalltag nie ganz außen vor lassen“, berichtet Sibylle Egle, die zuvor als selbstständige Töpferin tätig war und nach der Geburt der drei
Kinder in den Betrieb eingestiegen ist. „Inzwischen begeistere ich
mich für Holz ebenso sehr wie mein Mann“, schmunzelt sie und zeigt
auf das aufwändige Parkett und den edel verarbeiteten Holztisch. Und
wer sich an dem ewigen Knarzen des Holzes stören sollte, für den
haben Egles einen heißen Tipp parat: „Das hängt mit der Untergrundkonstruktion und der Breite der Dielen zusammen.“ Die Douglasie im Ausstellungsraum knarzt jedenfalls kein bisschen.
Ute Bauermeister ¬
www.egle-boeden.de
Beispielsweise die Walldorfschule in Rastatt entschied sich im Eurythmieraum für einen Sportboden aus massiver Esche und in den
Unterrichtsräumen für Linoleum. „Linoleum ist sehr strapazierfähig,
leicht zu reinigen, nachhaltig und ein natürlicher Boden, bestehend
aus Holzmehl, gemahlenem Kalkstein, Naturharzen, Leinöl und Pigmenten. Als Trägermaterial dient Jute“, erklärt Egle und zeigt ein
schönes Muster in frischem Grün, das noch dezent nach Leinöl duf-
Fotos: Peter Sandbiller, Egle Visus Media
report | Handwerkskammer Karlsruhe
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Notizen aus der
Handwerkskammer
Höhepunkte 2014 und 2015
Die Kammerspitze nach der Wahl (von links nach rechts): Hauptgeschäftsführer Gerd Lutz, Vizepräsident Wolfgang Schmitt, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin Brigitte Dorwarth-Walter, Präsident Joachim Wohlfeil, Vizepräsident Martin-M. Schlegel.
Werkstattcamp mit 700 Teilnehmern
Bei der Handwerkskammer Karlsruhe wird Berufsorientierung großgeschrieben. Das Fazit für das Werkstattcamp in der Bildungsakademie fällt für das Jahr 2014 positiv aus. Mehr als 700 Schülerinnen
und Schüler lernen in einer zweiwöchigen Berufsorientierungsmaßnahme zahlreiche unterschiedliche Berufe kennen. Einige nutzen
das Angebot sogar in den Sommerferien: Sie bauen in zwei Wochen
eine Seifenkiste, die sie am Abschlusstag ihren Eltern präsentieren.
Erfolgreich auf Bundesebene
Am Wettbewerb „Profis leisten was“ beteiligen sich zahlreiche junge
Handwerkerinnen und Handwerker aus dem Bezirk der Handwerkskammer Karlsruhe. Auch für das Finale auf Bundesebene qualifizieren
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report | Handwerkskammer Karlsruhe
sich Teilnehmer aus dem Bezirk und sind dort erfolgreich. Erste Bundessieger werden die beiden Modellbauer Sebastian Breitbach aus Karlsruhe und Malte Rehwald aus Mühlacker. Dem Elektroniker Andy Hoffmann gelingt ein zweiter Platz, die Fotografin Rosalie Nagy wird dritte
Bundessiegerin.
Bildungsakademie motorisiert
Für die Aus- und Weiterbildung im Kfz-Bereich erhält die Bildungsakademie der Handwerkskammer Karlsruhe elf Viertaktmotoren im Wert
von 5.000 Euro. Die Motoren werden zur Erklärung von Grundprinzipien verwendet, auf deren Basis luftgekühlte Viertaktbenziner funktionieren. In der Bildungsakademie der Handwerkskammer Karlsruhe absolvieren jedes Jahr 5.000 Auszubildende ihre überbetriebliche Unterweisung. In der Fort- und Weiterbildung sind es über 3.600 Teilnehmer.
Joachim Wohlfeil bleibt Kammerpräsident
Bei der 79. Vollversammlung der Handwerkskammer Karlsruhe wird
Gas- und Wasserinstallateur-Meister Joachim Wohlfeil in seinem Amt
bestätigt. Er tritt damit seine vierte Amtsperiode an. Zum Vizepräsident
der Arbeitgeberseite wird Elektroinstallateur-Meister Wolfgang Schmitt
aus Stutensee gewählt, die Arbeitnehmer vertritt weiterhin Vizepräsident Martin M. Schlegel aus Rheinstetten, er ist Fleischermeister. Den
Vorstand der Handwerkskammer Karlsruhe komplettieren Maurermeister
Martin Hirschberger, Bestatter Klaus Langohr, Glasermeister Rolf Meinzer, Bäckermeister Martin Reinhardt sowie für die Arbeitnehmerseite
die Hörgeräteakustikerin Viola Ferrenberg und Elektroinstallateur Norbert Masson.
Meisterbriefe erhalten
Die Meisterfeier 2014 findet im Kongresszentrum Pforzheim statt.
328 Jungmeisterinnen und Jungmeister erhalten aus den Händen
von Kammerpräsident Joachim Wohlfeil und Hauptgeschäftsführer
Gerd Lutz ihre Meisterbriefe. Im Bezirk der Handwerkskammer Karlsruhe sind 19 unterschiedliche Gewerke mit Meisterprüfungsausschüssen angesiedelt.
Betriebe retten
Der runde Tisch für das Krisenmanagement – eine Gemeinschaftsinitiative der Handwerkskammer Karlsruhe und der KfW-Bankengruppe für Betriebe in Schieflage – hat im Berichtsjahr 48 Betriebe
durch Zuschüsse gefördert und betreut. Beim runden Tisch suchen
alle Betroffenen – Betriebe, Kammer, Projektbetreuer, Hausbank –
gemeinsam nach einer Krisenbewältigungsstrategie, um Betriebe
und Arbeitsplätze zu retten.
Die selbstgebaute Seifenkiste des Sommerwerkstattcamps.
Wirtschaftsminister Schmid besucht Betriebe
Bei der „Tour de Handwerk“ besucht Wirtschaftsminister Nils Schmid
gemeinsam mit Vertretern der Handwerkskammer Karlsruhe drei Betriebe in Pforzheim. Den Anfang macht das Studio der Firma Gieske – einem Unternehmen, das sich mit Werbefotografie beschäftigt.
Danach steht der Besuch der Firma Spittelmeister auf dem Programm, einem Unternehmen, das individuelle Lösungen im Stahl-,
Metall- und Balkonbereich im Produktangebot hat. Den Tour-Abschluss bildet die Firma Kramski, ein Unternehmen, das sich seit der
Gründung vom reinen Werkzeugbauer zu einem Hersteller anspruchsvoller Stanz- und Hybridteile entwickelt hat. Ein Gedankenaustausch mit Vertretern des Handwerks beschließt die Tour.
Vorbildliche Ausbildung gewürdigt
In einer kleinen Feierstunde ehrt die Kammer 22 Betriebe für deren
vorbildliche Ausbildung. Daneben gibt es für die Sieger des Leistungswettbewerbs „Profis leisten was“ auf Landes- und Bundesebene
Urkunden und Preise. Die Kammer würdigt in dieser Veranstaltung
die Ausbildungsleistungen der Betriebe und die Erfolge von jungen
Handwerkerinnen und Handwerker.
Ottis Schlachthof war gestern
Neue Betriebswirte des Handwerks
Emotional, spannend, informativ und ganz nah am Publikum: So lautet das Motto der neuen Senderreihe, die die Handwerkskammer Karlsruhe gemeinsam mit dem Regionalsender Baden TV realisiert. Alle zwei
Monate wird im Schlachthof, einer urigen Kneipe in Karlsruhe, mit Vertretern der Handwerkskammer und Betrieben ein aktuelles Thema aufgegriffen und im Talk ausführlich besprochen. Eine Woche später geht
der Beitrag auf Sendung, die Handwerkskammer Karlsruhe stellt alle
Folgen auf ihrer Internetseite ein.
Auch in diesem Jahr verabschiedet die Akademie des Handwerks
nach zweijährigem Studium staatlich anerkannte Betriebswirte des
Handwerks. Gelehrt wird an den Studienorten Pforzheim und Karlsruhe, die Vorlesungen finden berufsbegleitend in den Abendstunden und an den Wochenenden statt. Für die 18 Absolventen gilt es,
500 Unterrichtseinheiten zu bewältigen: Sie befassen sich mit Volksund Betriebswirtschaftslehre sowie Managementtechniken und schließen mit einem praxisbezogenen Projekt ab.
300 Gäste beim Neujahrempfang
René Meier neuer Außenwirtschaftsberater
Der Neujahrsempfang der Handwerkskammer findet am Dienstag,
den 13. Januar 2015, im Kurhaus Baden-Baden statt. Über die aktuelle Wirtschaftslage spricht Professor Peter Bofinger, Mitglied des
Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen
Entwicklung. Der Wirtschaftsweise steht auf der Seite der Nachfragetheoretiker: Er befürwortet höhere Staatsausgaben und eine aktive Investitionspolitik der Regierung. Den Neujahrsempfang besuchen mehr als 300 Gäste der Handwerkskammer Karlsruhe.
Neuer Ansprechpartner in Sachen Außenwirtschaft bei der Handwerkskammer Karlsruhe ist seit Mai 2015 René Meier. Die Außenwirtschaftsberatung unterstützt und begleitet Handwerksunternehmen beim Einstieg und der Erweiterung ihres Auslandsgeschäftes.
Mitgliedsbetriebe werden kostenlos zu grenzüberschreitenden Themen beraten. Die Schwerpunkte liegen vor allem auf arbeits- und
handwerksrechtlichen Themen.
report | Handwerkskammer Karlsruhe
19
Das Handwerk geht App
Smartphone-Apps der Handwerkskammer erleichtern die Suche nach
Handwerkern und Lehrstellen
D
en passenden Handwerker zu finden,
wird immer einfacher: Mit dem „Handwerkerradar 2.0“, der App der Handwerkskammer Karlsruhe, kann der Verbraucher
schnell und gezielt den optimalen Handwer-
Den passenden Handwerker zu
finden, war noch nie so einfach.
ker in der Nähe finden. Das Programm verfügt über unterschiedliche Suchfunktionen –
etwa nach Gewerken, nach Postleitzahl oder
Umkreis. Übersichtliche Ergebnislisten, Kartendarstellungen und eine interaktive „Radar-
Ansicht“ führen schnell zum passenden Betrieb. Grundlage der App ist die „Handwerkersuche“ auf den Internetseiten der Handwerkskammer. „In der App findet sich der
qualifizierte Datenbestand der regional Handwerkskammer, der immer auf dem Laufendem gehalten wird“, erläutert der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Karlsruhe, Gerd Lutz.
Mobil zum Traumjob
Mit dem Lehrstellenradar ist zudem auch die
Suche nach freien Ausbildungsplätzen im Handwerk per Smartphone möglich. Einmal installiert, erleichtert die App die mobile Suche nach
Ausbildungs- und Praktikumsplätzen bei Handwerksbetrieben aus der gesamten Technologieregion Karlsruhe und darüber hinaus. Jugendliche können sich ein Profil inklusive Suchassistent und Push-Benachrichtigung einrichten. Dadurch erhalten sie sofort eine Nachricht,
sobald eine passende Lehrstelle von einem
Betrieb angeboten wird. Denn auch die Handwerksbetriebe selbst können ihre freien Lehrstellen kostenlos in die Lehrstellenbörse der
Handwerkskammer Karlsruhe eintragen. Das
Angebot erscheint nicht nur online, sondern
wird auch in den Lehrstellenradar aufgenommen. Die freie Lehrstelle wird somit auch auf
dem Smartphone präsentiert.
Alle Apps der Handwerkskammer können
im Google-Play-Store für Android-Smartphones oder im App-Store für Apple-Produkte kostenlos heruntergeladen werden.
Weitere Informationen unter www.hwkkarlsruhe.de.
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Sachverständige
im Handwerk
Knapp 170 neutrale
Sachverständige stehen
zur Begutachtung von
Handwerkerleistungen
zur Verfügung.
Neue App hilft bei der Expertensuche
D
em Sachverständigenwesen im Handwerk kommt eine besondere Bedeutung zu. Ohne handwerkliche Sachverständige könnten viele Rechtsstreitigkeiten nicht gelöst werden. Vor diesem
Hintergrund hat die Handwerkskammer
Karlsruhe auch im letzten Jahr Sachverständige im Handwerk öffentlich bestellt
und vereidigt. Bei der Handwerkskammer
Karlsruhe sind damit derzeit insgesamt 169
Sachverständige in 31 zulassungspflichtigen sowie zwölf zulassungsfreien Handwerken und vier handwerksähnlichen Gewerben bestellt.
Für Streitfälle hat das Handwerk zudem den
Sachverständigen-Navi entwickelt. Mit der App
lässt sich der passende – und neutrale –
Sachverständige für den Fall finden, dass es
zu unterschiedlichen Auffassungen zwischen
Handwerkerleistung und den Erwartungen
des Kunden gekommen ist. Mit Hilfe des
Sachverständigen kann dann eine fachlich
fundierte Basis zur praktikablen Lösung des
Streitfalles geschaffen werden. Rund 170 von
der Handwerkskammer öffentlich bestellte
und vereidigte Sachverständige aus über 30
Branchen des Handwerks stehen zur Begutachtung von handwerklich erbrachten Leis-
tungen sowie deren preislicher Angemessenheit zur Verfügung. Mit Hilfe des Navi können in der Regel mehrere Sachverständige
zu dem gewünschten Themengebiet eines
speziellen Handwerks, in unmittelbarer Nähe sowie mit allen Kontaktdaten, schnell und
ohne weitere Kosten und ohne fremde Hilfe
ermittelt werden. Das bietet keine andere Anwendung auf dem Markt.
Bei Rückfragen zum Thema:
Joachim Huber: Telefon 0721/1600-122
und E-Mail an [email protected]
report | Handwerkskammer Karlsruhe
21
Blick auf den Nil von der
Raumstation ISS aus.
Ein Stück Karlsruhe
im Weltall
Alexander Gerst forschte ein halbes Jahr im All und umrundete 2.500 Mal die Erde /
Studium am KIT in Karlsruhe hat ihn geprägt / Von der Raumstation ISS schickte der
Astronaut eine Videobotschaft in die Fächerstadt / Sensationelle Momente und Ausblicke
V
on der Raumstation ISS schickte Alexander Gerst einen Videogruß nach Karlsruhe ans KIT – mehr als 34.000 Mal wurde dieser auf Facebook angeklickt und freudig kommentiert: „Cool, dass
Du das KIT im All vertrittst.“ Gerst hat am Geophysikalischen Institut
des KIT seine Diplomarbeit geschrieben. „Karlsruhe war der Start
meiner wissenschaftlichen Karriere. Es war eine großartige Zeit, an
die ich noch oft denke“, erinnert sich der dritte Deutsche im All. Sein
damaliger Betreuer am KIT, Professor Friedemann Wenzel, kommentiert: „Als ich das Gutachten zu seiner exzellenten Arbeit
schrieb, dachte ich: So einer wäre im 18. oder 19. Jahrhundert ein
Entdeckungsreisender geworden und hätte die unbekannten Weiten
der Erde erforscht. In moderner Form macht er das ja heute.“
Ein halbes Jahr lebte der Astronaut 2014 in der Raumstation ISS, an
166 Tagen hat er insgesamt etwa 2.500 Mal die Erde umrundet und
täglich 16 Mal die Sonne aufgehen sehen. Vier Jahre hartes Training
unter anderem mit bei minus 30 Grad Campen, Russisch lernen und
jede Menge Tests musste Gerst absolvieren, bevor er sich für diese
Mission qualifizierte. Das Jahr vor seinem Abflug bestand zu 70 Prozent aus Notfalltraining. Die erste Hürde nahm Alexander Gerst jedoch bereits 2009, als er sich gegen 8.407 Bewerber bei der ESA
durchsetzte und eine Ausbildung als Astronaut beginnen durfte.
Fotos: Copyright ESA–S.Corvaja, iStockphoto
„Soweit ich mich zurück erinnern kann, hat mich das immer schon
fasziniert, Astronaut zu sein. Ich wollte die Welt erforschen, war neugierig, habe Bücher über Stürme, Vulkane, Dinosaurier und Sonnensysteme verschlungen. Ich wollte unbedingt selbst gerne Licht in
die Dunkelheit bringen und habe mich gefragt, wie Erdbeben oder
Vulkane entstehen“, erinnert sich der sympathische Mann, der jede
Menge Bilder und Botschaften aus dem All twitterte.
Gerst ist 1976 in Künzelsau geboren, unweit des Standortes des
Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums in Lampoldshausen, wo
die großen Raketentriebwerke der Ariane getestet wurden. „Das
konnte man von uns aus tatsächlich hören und ich bin mit meinem
Opa öfter hingefahren. Meine Familie hat meinen Forscherdrang immer gefördert“, erzählt Gerst.
Nach dem Zivildienst bereiste er als Rucksacktourist verschiedene
Länder, bevor er an der Universität in Karlsruhe Geophysik studierte.
2006 erhielt Alexander Gerst ein Sommerstipendium des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Vier Jahre später promovierte er an der Universität Hamburg mit einer Forschungsarbeit zur
Eruptionsdynamik.
report | Handwerkskammer Karlsruhe
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Ihn beschäftigen Fragen nach der kosmischen Umgebung, der Entstehung des Mondes und ob es Leben auf dem Mars gibt. „Seit 50
Jahren haben wir die Möglichkeit, ins All zu reisen und können zu
neuen Planeten aufbrechen, das ist großartig“, schwärmt Gerst.
Allerdings weiß der Experte auch, dass keine Rakete starten würde,
wenn nicht ein großes Forscherteam am Boden die Arbeit im All
unterstützen würde: „Meine Arbeit ist im Grunde der verlängerte
Arm von 1.000 Ingenieuren und Wissenschaftlern“, meint Gerst.
Angst hatte er keine, als die Rakete im Mai 2014 startete, aber großen Respekt, kein Wunder bei 26 Millionen PS und 300 Tonnen
Treibstoff im Tank! Es dauert nur sechs Stunden bis zur Raumstation
(früher mussten die Astronauten für die 400 Kilometer zweieinhalb
Tage einplanen). Kaum angedockt, machten sich menschliche Bedürfnisse bemerkbar: „Zuerst mal musste ich auf Toilette, wir waren
im Raumschiff lange angeschnallt. Ich war erleichtert, dass es besser ging als gedacht“, lacht Gerst.
Während seiner Zeit in der Schwerelosigkeit hat Alexander Gerst jeden Tag etwa zwei Stunden trainiert, um nicht zu viel Knochenmasse und Muskulatur abzubauen. „Es ist mir gelungen, sogar Muskelmasse aufzubauen. Außerdem wurde festgestellt, dass meine Haut
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report | Handwerkskammer Karlsruhe
im All weniger schnell altert“, berichtet er. 160 Versuche, die auf der
Erde nicht durchzuführen wären, haben die Astronauten dort oben
gemacht. „Am Schmelzofen klemmte ein Bolzen. Wir mussten improvisieren und uns mit Werkzeug und Rasierschaum behelfen“, erläutert der Experte.
„Natürlich haben wir während der Mission mitgefiebert. Auf unserer
Institutswebpage gab es einen Link zu Alexanders Blog, der auch
fleißig genutzt wurde“, so Professor Friedemann Wenzel. Auf der ISS
war der Alumnus des KIT für eine Reihe von Experimenten verantwortlich, etwa zu Werkstoffkunde, Plasmaforschung und Strahlenschutz. „Das sind zwar keine Themen, mit denen wir uns am Geophysikalischen Institut beschäftigen. Aber mit seinen Fotos und Berichten von der ISS hat Alexander viele Menschen erreicht und Neugier auf Forschung geweckt – davon profitiert auch die Wissenschaft“, sagt Friedemann Wenzel.
Highlight war ein Weltraumspaziergang
Neue Legierungen für Automotoren, Flugzeugturbinen oder Smartphones werden in der ISS erforscht. „Im Weltall können Legierungen glühend untersucht werden, ohne dass sie ein Randgefäß berühren. Mit den Daten können wir das dann zu Hause am Compu-
Forscht im All: Viele
Versuche hat der Astronaut
Gerst in der Schwerelosigkeit durchgeführt.
ter simulieren“, erklärt Gerst. GPS wäre ohne Weltallforschung nicht
denkbar. Auch für die Medizin sind diese Experimente ein interessantes Forschungsfeld, es gibt unter anderem Untersuchungen zu
Knochenschwund im Weltall oder es werden mit multiresistenten
Bakterien neue Medikamente getestet.
Eine 500 Kilo schwere Kühlpumpe musste ausgetauscht werden.
„Das ist eine tolle Sache, wenn man die Chance hat, raus zu gehen
und plötzlich nichts mehr zwischen sich und der Erde zu haben, frei
im All schwebend“, erinnert sich Gerst und ergänzt:
„Ich bin mir sicher, es würde unser Verständnis komplett verändern,
wenn jeder Mensch einmal die Gelegenheit hätte, unseren Planeten aus dieser Entfernung zu sehen. Denn die Erde ist im Grunde
eine kleine Gesteinskugel, die durch ein riesiges, schwarzes Universum fliegt mit beschränkten Ressourcen und einer sehr dünnen und
zerbrechlichen Atmosphäre. Jede Klimaveränderung, jeder Krieg hat
Einfluss auf den gesamten Planeten.“
Kaum war der junge Forscher wieder zurück auf Erden und sicher in
Kasachstan gelandet, meinte er: „Ich will wieder nach oben!“
Ute Bauermeister ¬
Alexander Gerst, Geophysiker und Astronaut, geboren 1976
in Künzelsau, erlangte sein Diplom an der Universität Karlsruhe.
Interesse an der Raumfahrt weckte sein Großvater, ein Funkamateur,
der den Mond als Reflektor für Funkverbindungen nutzte.
2007 Bernd Rendel Preis als ausgezeichneter Nachwuchsforscher
2009 begann er seine Ausbildung bei der ESA zum Astronauten.
2010 Promotion Universität Hamburg zur Eruptionsdynamik
2011 Erster Raumflug zur Internationalen Raumstation ISS.
29.5. bis 10.11. 2014 war Gerst im Weltraum in der Raumstation ISS.
2015 Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.
Aus dem All sendete Gerst
live eine Videobotschaft
nach Karlsruhe ans KIT, wo
er studierte.
report | Handwerkskammer Karslruhe
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Handy statt Bargeld
Mobile Payment könnte auch für Handwerker Zahlungsvorgänge vereinfachen,
steckt aber noch in den Kinderschuhen
L
aut einer Bitkom-Studie haben 75 Prozent aller Deutschen ihr Smartphone immer dabei. „Der nächste logische Schritt ist,
immer mehr Aufgaben wie beispielsweise
das Bezahlen bequem mit dem Smartphone
zu erledigen“, erklärt Matthias Huber, Leiter
des Bereichs smartSecurity beim FZI Forschungszentrum Informatik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT).
Die Idee hinter Mobile Payment ist simpel:
Einfach das Smartphone zücken und damit
an der Supermarktkasse zahlen oder die
Zugfahrkarte lösen – technisch ist das längst
machbar und beispielsweise in den USA
schon weit verbreitet.
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report | Handwerkskammer Karlsruhe
Die meisten mobilen Bezahlmethoden funktionieren über spezielle Payment-Apps, die
auf NFC basieren. Sowohl das Gerät des
Kunden also auch das jeweilige Kassensystem muss für die Near Field Communication
(NFC) fähig sein. Beide Geräte dürfen sich
nur wenige Zentimeter auseinander befinden, um die Daten, die zuvor in der Bezahldienst-App verschlüsselt hinterlegt wurden,
über Funk übertragen zu können. Gerade
auch für Handwerker könnten solche Zahlungsmethoden eine Vereinfachung darstellen, etwa um sich direkt vor Ort beim Kunden kleinere Beträge bezahlen zu lassen,
statt den Rechnungen möglicherweise
hinterher laufen zu müssen.
Allerdings: Bislang bevorzugen die allermeisten Deutschen weiterhin EC-Karte und Bargeld. Experte Matthias Huber sieht vor allem
noch ungelöste Sicherheitsfragen als Grund:
„Schon beim Online-Banking musste man
erkennen, dass die Gefahr von Manipulation
durch Schadsoftware groß ist und der Anwender nicht auf die Sicherheit seines PC
vertrauen kann. Smartphones unterscheiden
sich in dieser Hinsicht kaum von herkömmlichen PCs. Sie können noch dazu gestohlen
werden.“ Doch an Lösungen wird gearbeitet,
auch am FZI: „Mit Industriepartnern forschen
wir unter anderem an der Sicherheit mobiler
Bezahlverfahren“, betont Huber.
Christoph Ertz ¬
Foto: iStockphoto
Kulturtipps
Ausflüge in die Region
Riedmuseum Rastatt-Ottersdorf
Rastatt. Aalschokker Heini, schon mal gehört? Das speziell für den Aalfang entworfene
Boot liegt in einem Altrheinarm und ist Teil des 2001 eröffneten Riedmuseums, dem
Freilichtmuseum am Wegrand des PAMINA-Rheinpark-Fahrradweges. In der Scheune ist
auf Fotos die Veränderung der Rheinlandschaft zu beobachten. In einem alten Haus wird
der Dorfalltag wieder wach. In der Ölmühle gibt’s einiges über Speiseölgewinnung und
Schnapsbrennerei zu erfahren.
Riedmuseum Ottersdorf, Am Kirchplatz 6, 76437 Rastatt-Ottersdorf, Tel: 07222/
25509, Öffnungszeiten: März bis Oktober: Fr-So, feiertags von 14-18 Uhr.
Elsässisches Museum
Straßburg. Das elsässische Museum besteht aus drei historischen Stadthäusern, die
durch ein Labyrinth aus Treppen miteinander verbunden sind. Das 1902 gegründete
Museum hat eine charmant-authentische Atmosphäre. Über 5.000 Exponate zeugen
vom elsässischen Alltag im 18. und 19. Jahrhundert: Mobiliar, Haushaltsgegenstände,
Spielzeug, traditionelle Trachten, Werkzeug, religiöse Gegenstände und Bilder sind auf
die 30 Museumsräume verteilt.
Musée Alsacien, 23-25, quai Saint-Nicolas, 67000 Strasbourg, Tél. 0033 38852 5001,
Ganzjährig von Mo-Fr 12-18 Uhr, Sa und So 10-18 Uhr. Dienstags ist geschlossen.
Klostermuseum Hirsau
Hirsau. Wie lebten Mönche? Ein bedeutendes Benediktinerkloster entstand im 11.
Jahrhundert in Hirsau, malerisch an der Nagold nördlich von Calw gelegen. Die Ausstellung im 1991 entstandenen Klostermuseum zeugt mit Text- und Bildtafeln sowie
Fundgegenständen von der über 1.100 Jahre zurückreichenden Hirsauer Klosterkultur, dem Leben der Mönche sowie der Orts- und Sozialgeschichte des Kurorts
Hirsau. Reste der Klosterkirche sind noch erhalten.
Klostermuseum Hirsau, Calwer Straße 6, 75365 Calw-Hirsau, Telefon 07051/59015,
Öffnungszeiten: April-Oktober Di-Fr 13-16 Uhr, Sa+So 12-17 Uhr, NovemberMärz geschlossen, Ausnahmen: Allerheiligen, Neujahr, 6. Januar und Ostermontag.
Deutsches Musikautomaten-Museum
Bruchsal. Musikdosen, Drehorgeln, klingende Alltagsgegenstände wie Nähkästchen
und Kleiderhaken, „mobile Discos“ und viele weitere musikalische Automaten sind im
Deutschen Musikautomaten-Museum zu entdecken. Auf drei Etagen werden rund 500
Exponate gezeigt. Auch der Übergang zu neuen Reproduktionsmedien von Grammophon, Radio, Schallplatte und CD bis hin zu Youtube ist Teil der Ausstellung.
Deutsches Musikautomaten-Museum, Schloss Bruchsal, 76646 Bruchsal, Telefon 07251/742652, täglich geöffnet (außer Montags) 10-17 Uhr, 24., 25. und 31.
Dezember geschlossen, 1. Januar ab 13 Uhr geöffnet.
Fotos: Museen der Stadt Calw, Riedmuseum (Stadt Rastatt), Klostermuseum Hirsau, Musée Alsacien Strasbourg
report | Handwerkskammer Karlsruhe
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Geduld, Geschick und
gutes Gehör
Cembalobauerin Susanne Merzdorf exportiert bis Japan / Sie baut, restauriert und
verleiht Cembali, Clavichorde und Spinette / Die Remchinger Firma beliefert unter
anderem die Händelfestspiele in Karlsruhe
M
it dem Skalpell werden die Kiele auf den Millimeter genau
beschnitten, damit sie die richtige Lautstärke haben. Denn
beim Cembalo werden die Saiten mit Kielen angezupft. Das Intonieren erfordert Feingefühl. „Man braucht vor allem Geduld, handwerkliches Geschick und ein gutes musikalisches Gehör“, erklärt
Cembalobauerin Susanne Merzdorf. 2011 hat sie den Familienbetrieb ihres Vaters übernommen und führt seither sorgfältig die Geschicke des Unternehmens in Remchingen. Ihre Liebe für die historischen Instrumente, die sie baut, klingt in jedem Satz mit. Merzdorf
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report | Handwerkskammer Karlsruhe
spielt seit ihrem zwölften Lebensjahr selbst Cembalo und Schlagzeug. Zuerst wollte sie Musikerin werden, hat dann aber doch lieber
eine Ausbildung im elterlichen Unternehmen absolviert. 1997 legte Susanne Merzdorf ihre Meisterprüfung ab. „Mein Meisterstück habe ich gerade nach Budapest ausgeliehen“, sagt die 46-Jährige.
Der Klang eines Cembalos ist weich, vielschichtig und schmeichelnd.
Die Resonanz und die Klangfarbe sowie das vibrierende Volumen eines Cembalo, eines Spinetts oder eines Klavichordes bezaubern noch,
Susanne Merzdorf (links) hat den
Betrieb ihres Vaters (Bild unten
rechts) übernommen.
lange nachdem die Blütezeit der Barockinstrumente verstrichen ist. Händel und Bach haben für Cembali komponiert. Heute ist dieses Tasteninstrument noch in Museen, Theatern, Musikschulen, Musikhochschulen oder bei Liebhabern zu finden. „Wir orientieren uns an historischen
Vorbildern. Ich war im Musikinstrumentenmuseum in Berlin und habe
das Original ausgemessen, das wir dann für die Händel-Festspiele in
Karlsruhe nachgebaut haben“, erzählt die zweifache Mutter.
Je nach Bauweise wiegt das gute Stück zwischen 30 und 85 Kilogramm.
Jedes Cembalo ist aus bestem Holz gefertigt. „Wir verwenden hauptsächlich einheimische Hölzer, die teils nach dem Mondkalender gefällt
werden, damit sie besonders haltbar und wenig anfällig für Schädlinge
sind“, sagt Merzdorf. In ihrer Werkstatt gibt es einige Maschinen. „So
ein Cembalo oder Spinett entsteht in Handarbeit, aber manche Sägeoder Schleifmaschinen sind doch sehr nützlich“, erläutert sie.
F I R M E N P O R T R ÄT
geöl klebrig, ist man zu spät, hält es nicht mehr“, weiß Merzdorf. Reparaturen und Restaurationen gehören zum täglichen Geschäft. An
ihrer Arbeit gefällt ihr die Vielfalt, das Handwerk und der Umgang
mit Musik. Egal, ob sie den neuen Bogen in drei Schichten verleimt
oder das von ihrem Großvater gebaute Instrument restauriert, die
Frau ist konzentriert bei der Sache und baut jedes Unikat so, dass
es den optimalen Klang erzeugt.
Ute Bauermeister ¬
www.merzdorf.de
Etwa vier neue Cembali baut Merzdorf gemeinsam mit ihrem Vater und
dem Cousin, der ab und zu hilft, und ihrer Auszubildenden pro Jahr. Sie
exportiert bis Japan. Zwischen zwei und fünf Monaten dauert es, bis das
Instrument fertig ist. Viele Pianisten oder Organisten schwören nach wie
vor auf Cembali oder intim klingende Clavichorde, die sie auch baut.
An dem einmanualigen Cembalo aus geöltem Kirschbaumholz wird
die Kunstfertigkeit dieses filigranen Metiers sichtbar. Die Tastenbelege sind aus Pflaumenholz und die schwarzen Obertasten aus Mooreiche. In einem kleinen Geheimfach liegt der Stimmschlüssel. Ein
Cembalobauer muss handfest zupacken, aber auch feine Holzverstrebungen und Verzahnungen manuell meistern, um die Ecken stabil miteinander zu verbinden. Das Cembalo muss transportiert werden können, darf jedoch nicht zu fest sein, da das Gehäuse schwingen soll. Eine knifflige Aufgabe.
„Wir verleihen häufig Cembali oder Spinette und die stimmen wir
dann vor Ort. Zum Beispiel werden die Karlsruher Händelfestspiele
im Badischen Staatstheater von uns bestückt und ich stimme die Instrumente vor allen Proben und Aufführungen“, berichtet die Expertin. Auch bei dem bundesweiten Wettbewerb „Jugend musiziert“
kommen Cembali zum Einsatz, als Begleitung der Blockflöten, denn
ein Klavier wäre zu laut und würde die Harmonie stören.
In ihrer Werkstatt steht gerade ein wunderschön verziertes Cembalo mit zwei Manualen (Tastaturen), die auch beide gleichzeitig angerissen werden können. 183 Saiten muss Merzdorf bei so einem
Cembalo stimmen, das dauert bis zu einer Stunde.
Die Unterböden und Innendecken sind bemalt, Luftlöcher werden
mit Rosetten verschönert. Jedes Detail ist liebevoll verarbeitet. Die
Außenwände sind teils mit Blattgold belegt. „Das braucht Erfahrung.
Wenn man das Blattgold zu früh anlegt, dann bleibt es vom Anle-
Fotos: Peter Sandbiller
report | Handwerkskammer Karlsruhe
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Die Stadt ist der Star
300 Jahre Karlsruhe
Globale / Lichtshow und Holz-Pavillon am Schloss /
Pavillon wird zu Holzbänken
W
ow! Die Stadt war wirklich der Star! Und ihre 300.000 Bewohner feierten mit! Jeden Abend versammelten sich viele Menschen
vor dem Karlsruher Schloss und bestaunten die wechselnden LichtShows. Gemütlich auf Decken sitzend und plaudernd, den Kinderwagen
daneben oder aufs Rad gestützt: Hier kamen Generationen zusammen,
um das allabendliche Spektakel zu betrachten. Die 180 Meter lange Fassade des Schlosses veränderte sich rasant: Architektonische Elemente
schienen in 3D auf die Menge zuzurasen, schnell und farbenfroh spielte sich die Historie ab oder es entstanden bunte Lichtspektakel.
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report | Handwerkskammer Karlsruhe
Ob Markgraf Karl Wilhelm sich das hätte träumen lassen, als er vor
300 Jahren im Hardtwald einnickte und im Schlummer, erschöpft
von der Jagd, die Vision einer strahlenförmigen Stadt hatte, die er
1715 gründete? Der absolute Herrscher bot zwar rechtliche und steuerliche Vergünstigungen, damit sich die Menschen in „Karls-Ruhe“
nieder ließen, aber Zugang zu seinem Schloss oder dem Schlossgarten gewährte er den Bürgern nicht. 300 Jahre später ist das imposante Schloss mitsamt dem schönen Park offen für alle Bürger
der Stadt. Nicht nur das. Der Schlosspark, in dem Karl Wilhelm sei-
Der Stadtgeburtstag
wurde mit einer spektakulären Lichtershow am
Schloss eröffnet.
ne Tulpen pflanzte, war mit dem großen Holz-Pavillon das Zentrum
und Herzstück des Stadtgeburtstages.
Das renommierte Architekturbüro Jürgen Mayer H. hat den zwischen
Schloss und See platzierten Pavillon in Kontrast zum Barock-Schloss
als modernes Zentrum aus lauter schräg geneigten und 16 Meter
hohen Holzstützen gebaut, die unregelmäßig in die Höhe ragten.
Jürgen Mayer erläutert: „Holz ist emotional positiv besetzt und damit sehr interessant für einen Ort, an dem sich Menschen wohl füh-
Foto: Uli Deck
len sollen. Außerdem spricht für Holz die nachhaltige Ökobilanz dieses natürlichen Materials. Die Tragstruktur besteht aus 164 hellgrauen,
miteinander verbundenen Holzstäben. Als Baumaterial wählten wir
Fichtenholz als Referenz an die Bäume im Hardtwald.“
Der Pavillon war Treffpunkt, Veranstaltungsort, Bühne und Café. Hier
ging es täglich schon mit Frühsport los, nachmittags gab es Werkstätten und abends Lesungen, Diskussionen, Konzerte und Kleinkunst. Das Konzept ging auf, der Schlosspark war 100 Tage lang be-
report | Handwerkskammer Karlsruhe
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gehrter Treffpunkt für Jung und Alt. Komplikationslos konnte jeder
einfach mal vorbeischauen, meist waren keine Karten nötig und es
wurde immer was geboten.
Martin Wacker, Projektgeschäftsführer des Teams Karlsruhe 300, zeigte sich vollends zufrieden: „Eine junge, dynamische und selbstbewusste Stadt fächerte mit über 500 Veranstaltungen ihr Potential auf,
10.000 Bewohner waren aktiv beteiligt und viele Hunderttausende
haben auch von außerhalb mitgefeiert.“ Es sei eine Begeisterung spürbar gewesen, die es so noch nie gegeben habe. Mit über 550.000
Besuchern nach sechs Wochen Stadtgeburtstag liege das Interesse
über den eigenen Erwartungen. „Die Veranstaltungen stoßen allesamt auf Zuspruch“, bilanziert Wacker. Er sagt weiter: „Die Menschen
strömen nicht nur sehr zahlreich zu den einzelnen Events, sie verbreiten vor allem eine wunderbar fröhliche, friedliche und positive
Stimmung.“ Gefeiert wurde zudem nachhaltig. „Die Stadtwerke lieferten Ökostrom, alle Werbemittel wurden auf Recycling-Papier gedruckt und die benötigten Elektrogeräte gemietet“, berichtet Wacker.
behalten und die mit dem KA-300-Logo gebrandet dann in der Stadt
aufgestellt werden, so dass alle Bürger etwas davon haben.
Nicht nur das Holz bleibt in der Fächerstadt, viele Projekte strahlen
über den Geburtstag hinaus noch nach. „Einige Stadtteilprojekte sind
so gut angekommen, das wollen die Organisatoren beibehalten, zum
Beispiel soll es nächstes Jahr wieder einen Wäscherinnenlauf in Bulach geben“, berichtet Franziska Pfaff vom Team KA 300. Auch der
„Garten der Religionen“, der am 24. September im City-Park der
Südstadt-Ost eröffnet, dient als dauerhafter Treffpunkt von Menschen
unterschiedlicher Religionszugehörigkeiten und Konfessionslosen
und soll den Dialog und Austausch fördern. Denn schon der Privilegienbrief des Markgrafen führte Menschen vielerlei Herkommens
und Glaubens in die Fächerstadt. Das groß angelegte Volonteer-Programm wird ebenfalls weiter geführt werden. „Das ist für große Veranstalter extrem attraktiv, wenn wir Volonteers in petto haben“, erläutert Martin Wacker.
Globale – ein komplett neues Kunstereignis im ZKM und in der Stadt
Schüler des Goethe-Gymnasiums haben eine Juniorfirma gegründet,
um das Holz nach Abbau des Pavillons weiter verarbeiten zu können.
Ein Drittel der über 300 Kubikmeter Holz wird in der Stadt verbleiben und zwei Drittel wird die Holzbaufirma wieder mitnehmen und
recyceln. Überlegt wurde, einen Spielplatz aus Holz zu bauen oder
aber Sitzhocker zu gestalten, die dann verkauft werden. Die Tendenz
geht jedoch in Richtung Bänke, welche die Form des Pavillons bei-
Eine große Wolke und eine Datenflut empfängt die Besucher in den
beiden beeindruckenden Lichthöfen im Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM). ZKM-Chef Peter Weibel hat mit der „Globale“ viele spektakuläre Kunstereignisse geschaffen zu den aktuell
beherrschenden Themen Globalisierung und Digitalisierung. „Ziel
der Globale ist es, den Reichtum und die Optionen der neuen Alli-
Die Stadt ist der Star: Die Inszenierung „pulled by roots“ des Künstlers Leandro Erlich (links) und die Lichtsjow am Schloss (rechts).
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report | Handwerkskammer Karlsruhe
Großer Andrang
herrschte unter
anderem bei der
Oldtimer-Parade.
anz von Wissenschaft und Kunst im digitalen globalen Zeitalter zu
zeigen“, so Peter Weibel. Dafür hat er die Lichträume, in denen sonst
viele verschiedene Medienkunstwerke zu sehen sind, komplett leer
geräumt. In dem einen läuft der Besucher auf einer großen Holzrampe in eine sich immer stärker verdichtende, künstliche Wolke
(die Cloudscape wurde von Transsolar + Tetsuo Kondo entwickelt),
im anderen Hof macht die audio-visuelle Installation des japanischen
Medienkünstlers Ryoji Ikeda die uns permanent und unsichtbar umgebenden Datenströme der Infosphäre erlebbar.
Nicht nur durch die Räumlichkeiten des ZKM strömt die „Globale“.
Peter Weibel hat auch die Lichtshow auf der Schlossfassade kuratiert, Diskussionen organisiert und die Großbaustelle der Fächerstadt
mit Performances und Kunst bestückt: So biegt sich ein knallroter
„Truck“ von Erwin Wurm an einer Häuserfassade nach oben und an
einem Kran am Marktplatz lässt der argentinische Künstler Leandro
Erlich gleich ein komplettes Haus in der Luft hängen, dessen Wurzeln aus dem Boden zu wachsen scheinen. Eine Ablenkung vom
Baustellenlärm bietet das „Heaven’s Carousel“ von Tim Otto Roth,
das mit den rotierenden Klang- und Lichtkugeln für sphärische Klänge sorgt.
Die Fächerstadt präsentierte sie sich vielfältig und im technischen
Wandel vorne dabei, nicht nur das Rad wurde hier erfunden, auch
die erste E-Mail Deutschlands ging in Karlsruhe ein. Heute sind QRCodes, Facebook, Youtube und freies W-Lan eine Selbstverständlichkeit. Auf diesen Kanälen wird der 300. Stadtgeburtstag sicher
weiterhin mit Filmen, Bildern und Worten präsent sein..
Ute Bauermeister ¬
www.ka300.de
Stadtgeburtstag, was bleibt:
Badisches Landesmuseum Karlsruhe
Die Ausstellung „Karl Wilhelm 1679 – 1738“ ist im
Karlsruher Schloss noch bis zum 18. Oktober zu sehen.
www.landesmuseum.de
„Garten der Religionen für Karlsruhe“ im City-Park der
Südstadt-Ost (an der Marie-Juchacz-Straße nahe dem
Ostring-Kreisel), Straßenbahn 6 (Haltestelle Wolfartsweierer Straße), Eröffnung: 24.9., 14-18 Uhr
ZKM „Globale“ noch bis 17. April 2016
Ausstellungen und Veranstaltungen zu den großen
Themen des 21. Jahrhunderts: Globalisierung und Digitalisierung. Das neue Kunstformat thematisiert deren
Effekte und zeigt die entscheidenden Tendenzen des
21. Jahrhunderts anhand aktuellster Kunstproduktionen jenseits des Kunstmarkts. www.zkm.de
Die Stadt ist der Star – Kunst an der Baustelle
Vom K-Punkt am Staatstheater bis zum Marktplatz
Ausstellung bis 27.09.2015
Fotos: Werk/Visualization - Studio Leandro Erlich, Xenorama: Oneironaut, 2015 (Simulation), KA300/ONUK
report | Handwerkskammer Karlsruhe
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Martin Schulz (Jahrgang 1955) ist seit Januar 2012 Präsident des
Europäischen Parlaments. Nach seinem Schulabschluss entschloss
er sich, seine Leidenschaft für Bücher zum Beruf zu machen und
absolvierte eine Lehre als Buchhändler. Nach einigen Jahren im Verlagswesen gründete er 1982 seinen eigenen Buchladen in Würselen. Mit 19 Jahren trat er der SPD bei und arbeitete zunächst bei
den Jusos mit. Mit 31 Jahren wurde er schließlich zum Bürgermeister seiner Heimatstadt Würselen gewählt. Er war damals der jüngste
Bürgermeister in Nordrhein-Westfalen. Elf Jahre arbeitete er als Bür-
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report | Handwerkskammer Karlsruhe
germeister der Stadt. „Diese Zeit hat meine Begeisterung für Europa geprägt und mich in meiner Überzeugung bestärkt, das „Projekt
Europa“ mitzugestalten und weiter zu bringen“, sagt Schulz über die
Jahre als Lokalpolitiker.
Seit 1994 ist Martin Schulz Mitglied des EU-Parlaments. Zur Jahrtausendwende wurde er zum Vorsitzenden der deutschen EU-Abgeordneten der SPD und zum stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der europäischen Sozialdemokraten im EU-Parlament gewählt.
REPORT sprach mit Martin Schulz.
D A S
I N T E R V I E W
Mein Motto: Nie aufgeben
REPORT sprach mit dem Präsidenten des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, über
die europäische Idee, die enorme wirtschaftliche Bedeutung des Handwerks und die Chancen
der Technologieregion Karlsruhe
Warum ist die europäische Idee ohne Alternativen?
Martin Schulz: Keine Idee ist alternativlos. Auch zum europäischen
Projekt gibt es Alternativen. Die europäische Einigung hat keine Ewigkeitsgarantie. Aber diejenigen, die eine Alternative fordern, müssen
diese auch klar benennen. Die Alternative zur europäischen Idee wäre weniger Zusammenarbeit, weniger Wohlstand, weniger Sicherheit.
Wir müssen all jenen, die Europa abwickeln wollen, entgegenhalten,
dass ihr Weg verheerend wäre für die Menschen. Denn wenn wir
nicht zusammenhalten und nicht gemeinsame Lösungen für gemeinsame Probleme finden, dann driften wir in die weltpolitische
Bedeutungslosigkeit ab und büßen unsere Handlungsfähigkeit, unser Gesellschaftsmodell und unsere Demokratie ein. Wer das will,
soll es den Menschen offen sagen.
Welche Rolle spielt das Handwerk für die europäische Wirtschaft?
Schulz: Das Handwerk spielt in Europa eine herausragende Rolle.
Handwerksunternehmen stellen der lokalen Gemeinschaft wichtige
Produkte und Dienstleistungen direkt vor Ort zur Verfügung. Das ist
gerade in ländlichen Regionen essentiell. Und vor allen Dingen schaffen sie auch Arbeitsplätze. 99 Prozent aller Unternehmen in der EU
sind kleine und mittlere Unternehmen, von denen wiederum 90
Prozent weniger als zehn Beschäftigte haben. Diese Kleinstunternehmen – davon viele handwerkliche Betriebe – haben einen Anteil von 53 Prozent aller Arbeitsplätze in Europa, ihre Bedeutung für
die europäische Wirtschaft ist also enorm.
Wie stark wird die Digitalisierung unsere Gesellschaft verändern?
Schulz: Die Digitalisierung hat unsere Gesellschaft bereits stark
verändert und wird das auch in Zukunft weiter tun. Es liegt an uns,
die richtigen Weichen zu stellen, damit die Veränderungen positiv
ausfallen. Die Enthüllungen Edward Snowdens über die Überwachungspraktiken der NSA und die Anschuldigen an den BND haben uns die Missbrauchsmöglichkeiten der neuen Technologien
gezeigt. Hier brauchen wir dringend politische Antworten, die den
Schutz der Bürger garantieren. Aber die neuen Technologien bieten auch große Chancen, sowohl wirtschaftlich als auch für jeden
Einzelnen. Deshalb hat das Europäische Parlament beschlossen,
mehr in moderne Informations- und Kommunikationstechnologien
zu investieren und einen digitalen Binnenmarkt in Europa zu schaffen. So wollen wir sicherstellen, dass sich das volle Potenzial der
Digitalisierung entfalten kann und wir langfristig mit asiatischen
und US-amerikanischen Technologieunternehmen konkurrieren
können.
Wo sehen Sie Europa in 20 Jahren?
Schulz: Ich wünsche mir ein starkes und selbstbewusstes Europa,
basierend auf unseren gemeinsamen Werten, das mit einer Stimme
spricht und politisches und wirtschaftliches Gewicht in der Welt hat.
Um das zu erreichen, müssen wir zunächst einmal das in der Krise
verlorene Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger zurückgewinnen.
Dazu müssen wir zum einen die EU weiter demokratisieren. Die Eu-
report | Handwerkskammer Karlsruhe
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Martin Schulz
• Buchhändlerlehre (1975-1977)
• Tätigkeit in verschiedenen Buchhandlungen
und Verlagen (1977-1982)
• Inhaber einer Buchhandlung (1982-1994)
• Mitglied des Präsidiums und des Bundesvorstands der SPD (seit 1999)
• Bürgermeister von Würselen (1987-1998)
• Mitglied des Europäischen Parlaments (seit 1994)
• Koordinator der sozialistischen Fraktion,
Unterausschuss Menschenrechte (1994-1996)
• Vorsitzender der Sozialistischen Fraktion (2004-2009)
• Vorsitzender der S&D-Fraktion (seit 2009)
• Präsident des Europäischen Parlaments
(seit Januar 2012)
ropawahl im Mai 2014, bei dem zum ersten Mal Spitzenkandidaten
angetreten sind und der Kommissionspräsident direkt vom Parlament gewählt wurde, war ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Zum
anderen muss die EU aufhören, sich in Dinge einzumischen, die sie
besser anderen überlassen sollte, weil sie es besser können. Was
lokal, regional oder national geregelt werden kann, soll auch dort
entschieden werden. Europa muss sich auf die großen Fragen konzentrieren, etwa auf die weltweiten Handelsbeziehungen, den Kampf
gegen Spekulation und Steuerflucht, den Klimawandel, auf Migrationsfragen oder auf die Bekämpfung der grenzüberschreitenden Kriminalität.
Was verbinden Sie mit dem Südwesten Deutschlands und speziell mit Karlsruhe?
Schulz: Ich kenne den Südwesten Deutschlands und Karlsruhe sehr
gut und schätze die offene und freundliche Art der Menschen. Jeden
Monat, wenn das Parlament in Straßburg die Plenarsitzung abhält,
wohne ich auf der deutschen Seite der Grenze, nicht weit weg von
Karlsruhe. Wenn es die Zeit erlaubt, besuche ich diese schöne Stadt
sehr gerne. Und ich mag die Küche der Region, vor allem Maultaschen haben es mir angetan.
Sind Sie selbst handwerklich begabt?
Wie schätzen Sie die Zukunftschancen von einzelnen europäischen Regionen wie der Technologieregion Karlsruhe ein?
Schulz: Die Technologieregion Karlsruhe hat hervorragende Zukunftschancen, wenn sie es auch weiterhin schafft, effektiv Ressourcen
zu bündeln, um gemeinsam Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Verwaltung voranzubringen. Gerade in Zeiten klammer Kassen in den
Kommunen ist es schlau, wichtige Projekte gemeinsam anzugehen.
Mit ihren mehr als einer Million Einwohnern und einer starken Infrastruktur erfüllt die Region alle Voraussetzungen, auch in Zukunft wirtschaftlich wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Technologieregion Karlsruhe kann durch die Kooperation auch ein Vorbild für andere Regionen Europas sein.
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report | Handwerkskammer Karlsruhe
Schulz: Kleinere Handgriffe bekomme ich schon hin, aber meine Talente liegen klar in anderen Bereichen. Deshalb bin ich froh, dass es
viele gute Handwerksbetriebe gibt, die ich im Notfall anrufen kann,
und die mir dann schnell und kompetent helfen.
Schenken Sie uns bitte eine Lebensweisheit.
Schulz: „Nie aufgeben“. Das klingt banal, ist aber in vielen Situationen entscheidend. Die Überlegung, es gibt keine Chance mehr, ist
falsch. Es gibt immer eine Möglichkeit, wieder aufzustehen und weiterzukämpfen.
Das Gespräch führte Horst Koppelstätter ¬
Fotos: Europäisches Parlament
Entwicklung der
Lehrlingszahlen kritisch
2014 wurden 58 neue Lehrverträge weniger abgeschlossen
Gesamt
Beginner
Lehrlingszahlen im Kammerbezirk
1692
1504
882
727
702
668
700
524
330
339
295
295
245
113
Baden-Baden
W
Rastatt
Landkreis Karlsruhe
Stadt Karlsruhe
ährend des Berichtsjahrs 2014 wurden im Kammerbezirk insgesamt 2.479 neue Lehrverträge abgeschlossen. Das sind 58
weniger als im Jahr davor. Für Kammerpräsident Joachim Wohlfeil
eine kritische Entwicklung, da bei den Lehrlingszahlen der Trend aufgrund der demografischen Entwicklung in den vergangenen Jahren
immer nur in diese negative Richtung zeigte. „Das Handwerk muss
sich nicht verstecken, wir haben zahlreiche Karrierechancen, diese
müssen wir auch aktiv bewerben“, so sein Hinweis auf die laufende Imagekampagne im Handwerk.
Pforzheim
Enzkreis
Calw
22 Prozent Mädchen
Knapp zehn Prozent aller Auszubildenden bewerben sich mit Abitur
oder Fachhochschulreife für die Ausbildung im Handwerk. 47,7 Prozent haben einen Hauptschulabschluss, 41,2 Prozent die Mittlere
Reife.
Insgesamt wurden im der Handwerkskammer Karlsruhe im letzten
Jahr 6.537 Jugendliche in 3.499 Betrieben ausgebildet. 22 Prozent
der Auszubildenden sind Mädchen.
report | Handwerkskammer Karslruhe
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Weltklasse in Karlsruhe
Jährlich zieht das Indoor-Meeting Karlsruhe ebenso Sportler wie die Zuschauer in seinen Bann
H
einz Fütterer, Karl Wolf oder Heike Drechsler: Vielen werden zumindest die beiden ersten Namen kaum noch etwas sagen, aber sie stehen alle für die große Leichtathletik-Tradition von Karlsruhe. Heinz Fütterer, genannt der „weiße Blitz“,
startete für den Karlsruher SC und gewann unter anderem drei
Europameistertitel 1954 und 1958 im Sprint. Karl Wolf war ein
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report | Handwerkskammer Karlsruhe
Karlsruher Bäckermeister und in den 1950er Jahren mehrfach
Deutscher Meister im Hammerwerfen. Heike Drechsler, die seit
über einem Jahrzehnt in Karlsruhe lebt, ist heute noch allseits
bekannt: Zwei olympische Goldmedaillen, zwei Weltmeistertitel
sowie zahlreiche weitere Medaillen hat die gebürtige Geraerin
im Laufe ihrer Karriere gesammelt.
Das Indoor-Meeting Karlsruhe
begeistert in jedem Jahr ebenso die
Zuschauer wie die Athleten. Es ist die
einzige Leichtathletik-Veranstaltung
der höchsten Kategorie unterm
Dach in Deutschland.
Auch wenn die Fächerstadt derzeit keine solch hochkarätigen
Athleten aufzubieten vermag, die Begeisterung für die olympischen Kernsportarten ist weiter spürbar, vor allem immer Anfang
Februar, wenn seit nunmehr 31 Jahren das Indoor-Meeting Karlsruhe Weltklasse-Athleten mit einem begeisterungsfähigen Publikum vereint – bis 2014 in der Europahalle und seit diesem Jahr
in der Messe. Das von der Karlsruher Messe- und Kongress
GmbH veranstaltete Meeting ist die einzige Leichtathletik-Veranstaltung der höchsten Kategorie unterm Dach in Deutschland.
Weltweit tragen nur sieben Meetings das Markenzeichen „IAAF
Indoor Permit“ vom Leichtathletik-Weltverband. „Mir müsste
schon ein Bein fehlen, um hier nicht anzutreten", hat vor Jahren der Stabhochspringer Tim Lobinger gesagt. Der Umzug in
die Messehalle hat die Begeisterung noch gesteigert: „Größer,
heller, besser", zieht der Kugelstoßer David Storl den Vergleich
zur Europahalle.
Die tollsten Leistungen wurden schon beim Indoor-Meeting vollbracht: Beispielsweise lief Äthiopiens Wunderläufer Haile Gebrselassie 1998 Weltrekord über 3.000 Meter – und versuchte in
den Folgejahren immer wieder, ihn zu brechen. Die Statistik vermerkt daher, dass einige der schnellsten Indoor-Zeiten über diese Distanz in Karlsruhe gelaufen wurden. Als absolutes Highlight
gilt auch der Weltrekord von Susanna Kallur: Die Schwedin stürmte 2008 am schnellsten über 60 Meter Hürden und knackte mit
7,68 Sekunden die damals fast 18 Jahre alte Weltbestzeit. Auch
Top-Stars wie Larry Myricks, Merlene Ottey, Sergej Bubka, Heike
Henkel, Allen Johnson, Linfort Christie und Maria Mutola waren
unter den insgesamt rund 3.500 Athleten, die die Karlsruher Zuschauer erleben konnten. Vielleicht wird ja eines Tages auch wieder ein Athlet oder eine Athletin aus Karlsruhe vom Schlage eines Heinz Fütterer oder einer Heike Drechsler beim Indoor-Meeting dabei sein.
Christoph Ertz ¬
Sportförderer Handwerkskammer
Die Handwerkskammer Karlsruhe fördert die Karlsruher Leichtathletik. So veranstaltet sie seit 2013 ein eigenes Rennen für
Handwerkerinnen und Handwerker bei der „Badischen Meile“ – die „Handwerkermeile“. Zudem hat sie eine Platin-Partnerschaft im Sponsoring mit der LG Region Karlsruhe abgeschlossen, einem Zusammenschluss von 13 Vereinen mit der
Zielsetzung, die Leichtathletik im Kreis Karlsruhe zu stärken. Vor allem bildet die Leichtathletik-Gemeinschaft viele Kinder
und Jugendliche aus. „Leidenschaft ist das beste Werkzeug, sagt die Imagekampagne der Handwerkskammer“, beschreibt
die Vorsitzende der LG, Angelika Solibieda, die Partnerschaft. „Sportler sind leidenschaftlich, leistungsbereit und belastbar
– ein Gewinn für die Berufswelt.“
Fotos: GES
report | Handwerkskammer Karlsruhe
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Die Glücksforscherin Simone Langendörfer
gibt Unternehmern und Handwerkern
wertvolle Tipps / Probleme annehmen
und meistern
F
ünf Kilometer Stau, nichts geht mehr! Das bringt die meisten
Autofahrer auf die Palme, sie ärgern sich und fluchen. Ganz falsch,
sagt Glücksforscherin Simone Langendörfer. Die Menschen sollen
lernen, Situationen, die sie nicht ändern können, anzunehmen und
für sich positiv zu nutzen: zum Beispiel ein Hörspiel einlegen oder
einfach Radio hören und die Zeit genießen. Aus der Fülle schöpfen
und nicht den Mangel wahrnehmen, das ist die wichtigste Voraussetzung zum Glück. Eine große Portion Lebensfreude, Dankbarkeit
und Achtsamkeit gehören dazu, eine kleine Brise Mut und viel Kreativität sowie eine Messerspitze Vergebung, so beschreibt Langendörfer ihr Rezept fürs Glück. Doch natürlich weiß die zweifache Mutter auch, dass Glück sehr individuell ist und für jeden etwas anderes bedeutet. Für alle jedoch gilt: Glück ist ein Gefühlszustand, den
wir selbst herstellen können, unabhängig von anderen und autonom
von Dingen. Konsum oder Geld, das weiß sie verlässlich aus Untersuchungen, machen uns nicht glücklich: „Es gibt Studien, die belegen, dass wir nicht automatisch glücklicher werden, wenn wir mehr
Geld zur Verfügung haben.“
Simone Langendörfer strahlt selbst eine positive Präsenz aus, die
kein Fünkchen Trübsal zulässt. Klagen hört man sie nicht, weder über
das Wetter noch über Stau oder Geldsorgen. Und sie kennt durchaus Situationen, in denen es nicht einfach war. Als ihr Sohn zur Welt
kam und sie eine Familienpause von der Arbeit in der Versicherungsbranche einlegte, wurde ihr bewusst, dass sie nicht wieder in
ihren alten Job zurück wollte. Sie studierte Psychologie und machte sich selbstständig. „Das Risiko hat sich absolut gelohnt, ich bin
sehr glücklich und froh mit meiner Tätigkeit und habe es keine Sekunde bereut. Obwohl es anfangs finanziell schwierig war, habe ich
doch immer gespürt, dass die Beratungen und die Beschäftigung
mit der Seele ganz und gar meine Themen sind“, erklärt die blonde
Powerfrau.
Sie hat an Schulen gearbeitet und viele erschöpfte Jugendliche, aber
auch Lehrer und Eltern getroffen, die unter starkem Leistungsdruck
stehen und unter der permanenten Konkurrenz leiden. Wichtig sei,
die Menschen nicht zu beurteilen, sondern sie so anzunehmen wie
sie sind, erklärt die Glücksforscherin. Sie selbst hat ihre beiden Kinder nicht erzogen, sondern begleitet, und zwar ohne Erwartungshaltung. Den Kindern Freiheiten lassen und ihnen Sicherheit geben,
sei entscheidend. Am liebsten würde Langendörfer „Selbstwerttraining“ als neues Schulfach einführen.
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report | Handwerkskammer Karlsruhe
„Mit dir werde ich
den Tag heute rocken!“
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Glücksforscherin
und Psychologin
Simone Langendörfer
hat ihren Traumjob
gefunden und
plädiert für mehr
Achtsamkeit.
Die Deutschen, das behauptet die Glücksforscherin, seien zu stark
problem-, mangel- und angstorientiert. Wohingegen zum Beispiel
die Menschen in ärmeren Ländern noch aus den kleinsten Dingen
Fülle schöpfen. Ihr Ratschlag: keinen Widerstand aufbauen, gegen
etwas, das wir nicht ändern können.
Außerdem vergleichen wir Menschen uns zu viel miteinander: Der
Kollege hat mehr Geld, der andere fleißigere Kinder, wieder einer
hat mehr Zeit oder die attraktivere Frau. „Wir orientieren uns zu sehr
am Außen und stehen auch dadurch sehr unter Druck. Eine Spirale, die wir selbst unterbrechen müssen durch mehr Achtsamkeit.
Wenn wir diesen Druck an die Kinder weitergegeben, ist das der
Nährboden für Burnout“, erklärt Langendörfer, die sich auch als
Burnout-Expertin einen Namen gemacht hat.
Glücksforscherin entspannt bei handwerklichen Tätigkeiten
Auf die Frage, was für sie selbst Glück bedeutet, antwortet die Glücksforscherin: „Lange Spaziergänge in der Natur mit meinem Hund und
staunen, über die sich bietende Fülle zu jeder Jahreszeit!“
Entspannen kann sich Langendörfer am besten bei handwerklichen
Tätigkeiten, zum Beispiel beim Streichen der Zimmer oder beim Boden verlegen. „Ich bin sehr gerne im Garten und schnipple oder pflanze, das macht mir viel Freude. Alles Kreative, was ich mit den Händen
mache, erledige ich mit großer Freude. Ich backe auch gerne, vor allem in der Vorweihnachtszeit. Backen finde ich sehr entspannend.“
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report | Handwerkskammer Karlsruhe
Sie lobt die aktuelle Werbekampagne der Handwerkskammer, auf
deren Plakat zu lesen ist: „Ich mache keine Frisur, sondern rette
dein nächstes Date.“ Das Herstellen, Erschaffen und kreative Wirken mache Menschen glücklich.
„Füllemenschen“ sind positiv für den Betrieb
Wichtig sei, so Langendörfer, sich mit achtsamen Menschen zu umgeben. „Es sind die tausend kleinen Füllegedanken, die mich glücklich machen. Ich muss bewusst die Fülle wahrnehmen, bewusst
mich freuen, dass ich jeden Tag aufstehe, warmes Wasser zum Duschen habe, ein Frühstück genießen darf, so komme ich in die Fülle hinein und nehme sie wahr, das wiederum stärkt mich.“
Bei der Einstellung neuer Mitarbeiter rät die Expertin den Unternehmern darauf zu achten, dass sie „Füllemenschen“ bevorzugen
und sich nicht mit den ewig nörgelnden „Mangeldenkern“ die Atmosphäre im Betrieb verderben. „Die Füllemenschen sind gute Teamplayer und bleiben Ihnen auch in Krisenzeiten erhalten. Es wäre
schön, wenn sich Mitarbeiter gegenseitig Glücksmomente schenken würden“, ergänzt Langendörfer lachend.
„In Achtsamkeit mein Leben meistern“ heißt ihr eigenes Lebensmotto und sie weiß: Jeder entscheidet selbst täglich auf’s Neue, ob
er in der Fülle lebt oder im Mangel, ob er die Situation gelassen annimmt oder sich über alles ärgert.
Fotos: Gustavo Alàbiso
Sind glückliche Unternehmen erfolgreicher? Mit Sicherheit und daher rückt das Streben nach Bewusstheit immer stärker in den Vordergrund. Ein Glückskiller, warnt Langendörfer, sei Druck. Zu wenig
Wertschätzung rangiert auf Platz zwei der Glücksbremsen und Platz
drei belegt mangelnde Kommunikation. Sie ermuntert daher immer wieder, über Meinungsverschiedenheiten zu sprechen und
schwere, bedrückende Gedanken mit Mentaltraining zu verscheuchen. Das sei allerdings wie im Fitnessstudio, wer nur einmal im
Monat gehe, erziele kein gutes Ergebnis. Daher plädiert Langendörfer dafür, das Bewusstseinstraining in den Alltag zu integrieren,
sich selbst Energie zu schenken mit dem Beobachten der eigenen
Gedanken, so wie beim Slogan der Handwerkskammer: „Ich backe
keine Brötchen, ich arbeite am perfekten Morgen!“
Ute Bauermeister ¬
www.simone-langendoerfer.de
Die aus Hörfunk und TV bekannte Management-Trainerin
Simone Langendörfer hat bereits einige Bücher zum Thema
Glück verfasst. Mit ihrer Familie lebt sie glücklich und zufrieden in Esslingen. Langendörfer ist zudem Burnout-Expertin
und hat sich mit ihrem innovativen Mentaltraining als Beraterin in Deutschland, Österreich und der Schweiz positioniert.
report | Handwerkskammer Karlsruhe
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Mitglieder nutzen
Kammer-Angebote
Umfrage unter Mitgliedsbetrieben stützt die strategische Ausrichtung
Bereits zum vierten Mal hat die Handwerkskammer Karlsruhe im
Jahr 2014 eine Mitgliedsbefragung durchgeführt. Mehr als 5.000
Fragebögen wurden dazu digital versandt. Alle Mitgliedsbetriebe
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report | Handwerkskammer Karlsruhe
der Kammer hatten darüber hinaus Gelegenheit, online an der
Umfrage teilzunehmen.
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$ #" ! 3D-Druck: Herausforderung
für das Handwerk
Interview mit Klaus Günter, Innovationsberater der Handwerkskammer Karlsruhe
Was ist 3D-Druck?
Klaus Günter: Eigentlich ist es eine Bezeichnung für Fertigungstechnologien, die unter
dem Sammelbegriff der „generativen Fertigungsverfahren“ zusammengefasst werden.
Die Eigenart all dieser Verfahren besteht darin, dass Bauteile schichtweise zusammengebaut werden und am Ende das fertige Produkt
steht. Voraussetzung für das „Drucken“ eines
Bauteiles sind 3D-CAD-Datensätze, welche
die notwendigen digitalen Informationen dem
Drucker bereitstellen. Es können alle Körper
erstellt werden, für die ein entsprechender Datensatz existiert. Dieser kann durch eine CADKonstruktion oder durch einen Scan-Vorgang
entstehen. Dabei stehen mittlerweile sehr viele Werkstoffe – Metalle, Kunststoffe, Wachs,
Gips, Cellulose-Werkstoffe, Keramiken – zur
Verfügung. Konkrete Beispiele sind etwa Zahnimplantate, Prothesen, Knochenersatz, Brillengestelle, Hörgeräte oder dreidimensionale
Bauverschalungen und Kfz-Teile.
Foto: iStockphoto
Die passende Sonnenbrille zum
Sommerkleid im Stil „Leopard“.
Zukünftig das Wunsch-Design einfach selbst ausdrucken.
Welche Herausforderungen gibt es für das
Handwerk?
Günter: Bisher war in der Regel das Handwerk der Zulieferer konventionell gefertigter
Teile für die Industrie. Nun können diese industriellen Unternehmen durch den Einsatz
der generativen Fertigungsverfahren die Teile wirtschaftlich auch selbst herstellen. Um
am Markt bestehen zu können, muss das
Handwerk nicht nur die Produkte umsetzen,
sondern auch die Dienstleistung „3D-Druck“
anbieten. Dazu gehört, ein umfangreiches
Fachwissen aufzubauen. Aber auch rechtlich
gesehen verändert die 3D-Technologie die
Arbeitswelt. Viele Produkte, die heute durch
ein Unternehmen entwickelt und verkauft
werden, können zukünftig die meisten Haushalte und Dienstleister ohne das Wissen der
ursprünglichen Entwickler selbst produzieren.
Die Absicherung der eigenen Daten und Produkte ist ein wichtiges Thema. Unter dem Begriff der Wissensabsicherung und des Wissenskapitals ist deshalb mehr zu verstehen,
als bisher meist von Handwerksunternehmen
angenommen wird.
report | Handwerkskammer Karlsruhe
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„Wir wollen
in die Bundesliga“
W
ildparkstadion, 25. Mai 2015, 90. Minute im Relegationsspiel
des Karlsruher SC gegen den HSV – es ist die Szene, die
kein KSC-Fan je vergessen wird: Nach einer mehr als fragwürdigen
Entscheidung von Schiedsrichter Manuel Gräfe hebt der Chilene
Marcelo Diaz den Ball für den Hamburger Bundesliga-Dino zum
Ausgleich ins Netz. „Schon beim Pfiff hatten wir auf der Bank ein
mulmiges Gefühl“, blickt Jens Todt, Sportdirektor des KSC, noch einmal zurück. „In einem Spiel Bayern gegen Dortmund würde es einen solchen Freistoß zu diesem Zeitpunkt niemals geben.“ Auf der
Liste der bittersten Momente seiner Karriere siedelt Todt den Aus-
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report | Handwerkskammer Karlsruhe
gleich und die anschließend verlorene Relegation ganz oben an –
zumal der Aufstieg mit Mehreinnahmen unter anderem aus höheren Fernsehgeldern von rund 20 Millionen Euro für den KSC verbunden gewesen wäre.
„Doch das ist eben Sport“, sagt Todt verblüffend gelassen. Eigentlich sei die Geschichte schon am Tag darauf abgehakt gewesen.
„Wir verschwinden nicht im Jammertal.“ Und dafür besteht ja auch
kein Grund, schließlich befindet sich der KSC nach schwierigen Jahren eindeutig wieder auf einem guten Weg. „Unser Ziel ist klar: Wir
REPORT traf Jens Todt, Sportdirektor des Karlsruher SC.
Im Gespräch äußert er sich über die wirtschaftliche Lage
und die Ambitionen des KSC sowie dessen Verankerung in
Stadt und Region. Zudem erklärt Todt das Handlungsprinzip
des Karlsruher Traditionsvereins: Aus wenig viel machen.
wollen in die Bundesliga“, sagt Todt – und schiebt sogleich hinterher: „Wir sind sicher stabiler als vor vier Jahren, aber der KSC ist
weiterhin ein zerbrechliches zartes Pflänzchen, bei dem man aufpassen muss.“
Wo Trainer Kauczinski zum Bäcker geht
Zum Zeitpunkt des Treffens ist er noch mitten dabei, dem zarten
Pflänzchen neue Nährstoffe zuzuführen. Die Saisonvorbereitung hat
gerade begonnen. Für Todt eine stressige Zeit: Transfers müssen
abgewickelt, neue Spieler an Land gezogen werden. Es ist aber auch
die Zeit, die der Sportdirektor besonders reizvoll findet: „Das Entwickeln und Zusammenstellen einer Mannschaft macht mir am
meisten Spaß. Und dieses Puzzle ist ja nie fertig.“ Für das Gespräch
hat Todt ein Café am geradezu mediterranen Karlsruher Gutenbergplatz ausgewählt. Die Plätze im Freien der zahlreichen Cafés
und Restaurants sind bei angenehmen Temperaturen bereits am
frühen Abend gut belegt, auch zahlreiche Passanten sind unterwegs.
Viele scheinen Todt zu erkennen, schauen meist kurz zu ihm hin,
gehen aber vorbei. Nur ein älterer Herr spricht ihn an: „Ich wün-
report | Handwerkskammer Karlsruhe
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sche Ihnen ein gutes Händchen bei den Transfers.“ Völlig unerwartet schält sich zudem aus dem Licht der Abendsonne plötzlich die
Gestalt einer weiteren eng mit dem Aufschwung des KSC verbundenen Person: Trainer Markus Kauczinski: „Ich kaufe beim Metzger
hier gerne Wurst ein und um die Ecke geh ich immer zum Bäcker,
der ist super“, erklärt er und ist nach kurzem Smalltalk schon wieder weg. „Wenn es was Neues gibt, melde ich mich“, ruft Todt noch
hinterher – natürlich ohne zu verraten, um was es dabei geht.
Bei ihren Entscheidungen müssen die Verantwortlichen des Zweitligisten ein besonderes Geschick an den Tag legen. Rund sechs
Millionen Euro Verbindlichkeiten schränken die Handlungsmöglichkeiten ein. In aller Regel kann der KSC kein Geld für Spielertransfers ausgeben, sondern muss auf ablösefreie Neuzugänge und
Nachwuchsleute setzen. „Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass
wir zweimal hintereinander so weit vorne in der Tabelle gelandet
sind. Mit einem Umsatz von rund 20 Millionen und einem Etat von
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report | Handwerkskammer Karlsruhe
acht Millionen für die Lizenzspieler liegen wir im Mittelfeld der zweiten Liga.“ Zum Vergleich: Bayern München hat mittlerweile einen
Umsatz von weit mehr als 500 Millionen Euro – ein ganzes Fußballuniversum liegt dazwischen.
„Wir lassen uns davon aber nicht den Spaß verderben“, betont Todt
und erläutert: „Wenn wir beispielsweise für eine bestimmte Position einen Spieler finden, der nicht ganz unsere Kriterien erfüllt,
aber uns richtig hilfreich erscheint, dann stellen wir eben unser Spiel
um.“ Bis auf weiteres sieht er den Karlsruher Traditionsclub als Ausund Weiterbildungsverein. Wichtig sei, sich realistisch einzuordnen
und sich auf das zu beschränken, was man im Griff behalten könne: „Beispielsweise Scouting in der Balkanregion ist bei unserer vorhandenen Manpower nicht drin, doch wir sind gewohnt, aus wenig
viel zu machen. Was wir als Infrastruktur nicht haben, versuchen wir
mit Herzblut wettzumachen. In unserer Mangelwirtschaft sind wir
richtig professionell.“
Nicht nur für Enrico Valentini war
die Relegation zum Haareraufen –
aber längst ist der KSC wieder auf
die Zukunft ausgerichtet, so etwa
auf die Realisierung des neuen
Wildparkstadions.
Bei aller Professionalität der Macher des KSC würde es den Verein aber
ohne einen weiteren Faktor zumindest im Profifußball womöglich gar
nicht mehr geben: nämlich der Verbundenheit vieler Menschen in Stadt
und Region. Die zeigte sich besonders nach dem Absturz in die dritte
Liga 2012: „Ich war damals ja noch nicht da, aber der Verein stand am
Abgrund. Wenn wir nicht aufgestiegen wären, weiß ich nicht, was passiert wäre“, sagt Todt. „Mir wurde erzählt, dass es damals eine Riesenwelle der Solidarität in der Stadt und der Region gab.“ Auch bei den
hunderten von Firmen, die Business-Partner des KSC sind und zu 90
Prozent aus der Region stammen. „Beispielsweise unser Hauptsponsor Klaiber Markisen stand zu uns, als wir am Boden lagen. Alles zusammen zeigt, welch große Verankerung der Verein hat.“
Für die nähere Zukunft wünscht sich Todt einen Zuschauerschnitt
von mehr als 20.000 in der zweiten Liga und sieht die Realisierung
des ab 2017 geplanten Neubaus des Wildparkstadions als den
Schlüssel für noch bessere Zeiten an. „Der jetzige Wildpark ist charmant, aber nicht mehr zeitgemäß und auch nicht wettbewerbsfähig. Es gehört schon viel Liebe zum Fußball dazu, sich im November bei Dauerregen in die Kurve zu setzen“, erklärt Todt, der sehr
gerne langfristig in Karlsruhe arbeiten will. „Wenn das neue Stadion
steht, sind wir erheblich konkurrenzfähiger.“ Die Vermarktungsmöglichkeiten wären ungleich besser, der Zuschauerschnitt würde
automatisch steigen. „Bis dahin müssen wir durchhalten – aber wir
versuchen auch, weiter positiv zu überraschen.“
Christoph Ertz ¬
Weitere Informationen: www.ksc.de
Jens Todt, geboren am 1970
in Hameln, spielte in seiner
aktiven Karriere bis 2003 unter anderem für den SC Freiburg, Werder Bremen und den
VfB Stuttgart. Nach seiner
sportlichen Laufbahn arbeitete der dreifache Familienvater
unter anderem als Journalist
beim Spiegel, Leiter des Nachwuchsleistungszentrums beim
VfL Wolfsburg und als Manager für den VfL Bochum. Seit Juni 2013 ist er Sportdirektor des Karlsruher SC.
Fotos: GES, Inreal Technologies GmbH
Markus Kauczinski, geboren
1970 in Gelsenkirchen, ist bereits seit 2001 beim KSC tätig,
zunächst über viele Jahre als
Jugendtrainer. Im März 2012
schloss er unter anderem mit
Stefan Effenberg und Mehmet
Scholl den DFB-Lehrgang zur
Trainerlizenz ab und wurde
wenige Tage später Chefcoach. Er führte den KSC aus der dritten in die zweite Fußball-Bundesliga und dort in den beiden
letzten Saisons auf die Plätze fünf und drei.
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Tipps der Weinexpertin Natalie Lumpp
Nächste
Ausfahrt:
Weingut
Gasthof zum Bären
B
linker setzen, runter vom Gas und raus Richtung Weingut.
Wer durch Weinregionen nicht einfach nur durchrasen will
oder auf einem Wochenendtrip unterwegs ist, findet in Natalie
Lumpps handlichem Weingut-Guide „Weingüter entlang der Autobahn“ genussreiche Tipps für erholsame Pausen. Wein kaufen,
probieren und genießen heißt es hier auf über 160 Seiten. Dazu
liefert die Autorin schöne Ideen, was man in der Region noch so
entdecken kann. Hier ein Auszug aus dem Buch, das Kapitel Ausfahrt Bruchsal.
Ein Aushängeschild für die ganze Region
Ich kann mich noch gut an Zeiten erinnern, da war Bruchsal nur für
sein Schloss und seinen Spargelmarkt bekannt. Unter Kennern hat
sich jedoch schon lange herumgesprochen, dass auch ein Besuch
im Weingut Klumpp immer lohnt. In den 80er Jahren begannen die
Quereinsteiger Marietta und Ulrich Klumpp mit ihrem eigenen
Weingut und sie erweiterten es bereits 1990, als sie an den Stadtrand von Bruchsal zogen. Ökologischer Weinbau lag ihnen von Anfang an am Herzen und so wurden sie schon 1995 Mitglied der
Ecovin. Für die beiden Söhne Markus und Andreas war von Anfang
an klar, dass sie in den Weinbau gehören, und sie ergänzen sich im
elterlichen Betrieb perfekt. Gemeinsam haben sie aktuell ein
supermodernes Weingut gebaut, mit viel Glas, Holz, Beton … nicht
nur für die Stadt Bruchsal, sondern für die ganze Region Baden ist
es ein richtiges Aushängeschild.
Heidelberger Straße 100, 76646 Bruchsal, Tel. 0 72 51/1 67 19.
www.weingut-klumpp.com. Öffnungszeiten: Mo.–Fr. 16 bis 19 Uhr,
Sa. 9 bis 13 Uhr und nach Vereinbarung.
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report | Handwerkskammer Karlsruhe
Im Schatten des Bruchsaler Schlosses liegt dieses sympathische
Gasthaus. In einem angenehm hellen, modernen Ambiente wird
traditionelle badische Küche mit saisonaler Ausrichtung auf gehobenem Niveau serviert. Da der Bärenwirt selber ein passionierter
Jäger ist, können Sie sich auf frische Wildgerichte aus eigener Jagd
freuen.
Schönbornstraße 28, 76646 Bruchsal, Tel. 0 72 51/8 86 27.
www.baeren-bruchsal.de. Öffnungszeiten: Di.–So. 11 bis 22 Uhr.
Ruhetag: Mo.
Hotel Scheffelhöhe
Die Scheffelhöhe in Bruchsal bietet in ruhiger Lage 95 Zimmer in
verschiedenen Kategorien an: als Zimmer, Suiten, Appartements
und sogar als Ferienwohnung in einer Jugendstilvilla. Die Zimmer
sind komfortabel, hell und modern eingerichtet.
Adolf-Bieringer-Str. 20, 76646 Bruchsal, Tel. 0 72 51/80 20.
www.scheffelhoehe.de.
Für Entdecker
Nach dem Essen im Gasthof zum Bären können Sie gleich gegenüber das Barockschloss Bruchsal mit dem eindrucksvollen Treppenhaus von Balthasar Neumann besichtigen. Versäumen Sie dort
auf keinen Fall das Musikautomatenmuseum!
„Nächste Ausfahrt: Weingut“
Natalie Lumpp
Weingüter entlang der Autobahn
160 Seiten | Format 13,5 x 19 cm
€[D] 12,99 | €[A] 13,40
ISBN 978-3-89883-478-0
Erscheinungstermin: 21. Juni 2015
Foto: Klaus Hennig-Damasko
Wandertipp
Baumwipfelpfad Bad Wildbad
D
as vielleicht erstaunlichste zuerst: Hier können auch Rollstuhlfahrer einen 805 Meter hohen Aussichtsturm erklimmen. So breit, sicher und komfortabel ist der Baumwipfelpfad Bad
Wildbad angelegt, der auf 23 dreibeinigen Pfadstützen ruht. Ganz
oben vom Aussichtsturm lässt sich eine wahre „Waldfabrik“ genießen, in der 7.000 verschiedene Tierarten leben, 1.200 Farn- und
Blütenpflanzen gedeihen und 600 Moosarten wuchern. Der Rundumblick über das dichte Meer aus Wäldern bietet bei guter Fernsicht Ausblicke bis zur Schwäbischen Alb und zu den Alpen.
Bis zu dieser Aussicht als Endpunkt lässt sich die „Waldfabrik“ natürlich auch über wunderschöne Wanderungen erkunden. Wir wählen als Ausgangspunkt die Parkgarage „Stadtmitte/Baumwipfelpfad“
hinter dem Bahnhof Bad Wildbad. Dann folgen wir den Schildern
zum Baumwipfelpfad zunächst dem Flüsschen Enz entgegen. Am
Talbahnhof der Sommerbergbahn „erklimmen“ wir den 730 Meter
hoch liegenden Paradeberg der Kurstadt. In direkter Linie marschieren wir dann an der Schwarzwaldvereinshütte vorbei zum Eingang des Baumwipfelpfads. Die Route ist gespickt mit didaktischen
Hinweisen, um „dem Schwarzwald auf Augenhöhe zu begegnen“.
Von der Aussichtsplattform lässt sich der Erdboden über eine 55
Meter lange Rutsche wieder erreichen, was den Rundgang vor allem für Kinder zu einem besonderen Erlebnis macht. Der Rückweg
Fotos: Werner Nestler
verläuft hernach parallel zum Höhenpfad. Natürlich bieten sich
aber noch jede Menge weiterer Touren an, die auf Schildern beschrieben werden.
Werner Nestler ¬
Tour in Kürze
Streckenlänge: Fünf Kilometer.
Sehenswürdigkeiten: Weite Aussichten vom Turm,
55 Meter lange Rutsche.
Einkehren: Sowohl auf dem Sommerberg wie in der
Stadt gibt es eine Menge Möglichkeiten.
Anfahrt: Mit der Bahn nach Pforzheim und mit der
Enztalbahn nach Bad Wildbad, mit dem
Auto auf der A8 bis Pforzheim-West und
dann der Beschilderung nach Bad Wildbad
folgen oder auf der A5 bis Ausfahrt RastattNord und dann auf der B462 bis Hilpertsau und über Kaltenbronn ins Enztal.
Informationen: Touristik Bad Wildbad, Telefon (0 70 81)
1 02 80, Internet: www.baumwipfelpfadschwarzwald.de
report | Handwerkskammer Karslruhe
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Elegant und besonders:
Mode von Kerstin Brandt
In ihrem Atelier im Schlachthofareal näht sie auch Roben für Karlsruher Richter
S
chon als Zwölfjährige kaufte sich Kerstin Brandt eine Nähmaschine. „Ich habe damals für meine Schulfreunde Kleider genäht und hatte das Glück, dass in unserer Nachbarschaft eine Schneidermeisterin wohnte, die mir sehr viel gezeigt hat“, erinnert sich die
1972 in Eberswalde geborene Schneiderin, die ihre Meisterprüfung
1997 in Ulm abgelegt hat und ihre Berufung zum Beruf macht.
„Nach meiner Schneiderausbildung in Baden-Baden habe ich erstmal gekellnert und dann in Rastatt in einer Schneiderei begonnen,
die wenig später geschlossen werden sollte. Also habe ich sie kurzerhand übernommen“, erinnert sich die Unternehmerin. Den Laden
in Rastatt hat sie nach 20 Jahren Betrieb vergangenes Jahr ge-
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report | Handwerkskammer Karlsruhe
schlossen. „Ich kann nicht an zwei Stellen gleichzeitig sein und es
war schwer, gutes Personal zu finden“, erläutert Brandt, die in Karlsruhe weiterhin ihr Atelier betreibt.
Sie trägt einen grün funkelnden Blazer aus samtiger Seide, selbst
gemacht, wie alle ihre Kleidung, das sitzt und hat Stil. Ein schönes
Kleidungsstück ist typgerecht, langlebig und kommt nicht aus der
Mode. Kerstin Brandt setzt auf Qualität, gute Stoffe und vor allem
auf persönliche Beratung. „Wenn ein Kunde kommt, habe ich meist
eine Idee oder ein inneres Bild vor Augen, wie ich ihn optimal kleiden kann“, erzählt die sympathische Frau.
F I R M E N P O R T R ÄT
Zu ihrem täglichen Geschäft gehören Unternehmenskleidung, Business-Outfits, Kleider, Röcke, Anzüge und Hochzeitsmode. „Ich nehme mir viel Zeit, um genau herauszufinden, was die Kundin möchte. Durch meine Erfahrung und die vielen Weiterbildungen kann ich
die Menschen sehr gut einschätzen und passende Vorschläge machen“, meint Brandt. Nach der Beratung nennt der Kunde sein Budget und die Schneiderin fertigt eine kostenpflichtige Designer-Mappe an mit konkreten Vorschlägen, die bei Auftrag verrechnet wird.
Neuanfang im Karlsruher Schlachthofgelände
Wenn die Chemie nicht stimmt, schickt sie die Kunden zu einem anderen Schneider. Denn ohne Vertrauen werden am Ende beide Parteien unzufrieden sein. 15 Jahre hatte sie ihr Atelier in der Stadtmitte von Karlsruhe, dann wurde ihr abrupt gekündigt. „Mein Mann
und meine Tochter sind mit mir tagelang durch Karlsruhe gefahren,
bevor wir endlich hier im ehemaligen Schlachthof fündig wurden“,
erzählt sie. Seit August 2014 residiert sie gemeinsam mit ihren beiden Mitarbeiterinnen in dem schönen Sandsteingebäude und genießt die inspirierende Atmosphäre rund um das renovierte Schlachthofareal. Ein Ladenlokal wollte sie bewusst nicht mehr betreiben. Ihre Kunden kommen auf Empfehlung und sie kommen wieder, weil
sie von der Qualität überzeugt sind.
Roben für Richter
Seit 15 Jahren näht Kerstin Brandt auch Roben für Richter und Anwälte. Sie erhält Aufträge vom Bundesverfassungsgericht und vom
Bundesgerichtshof. Fast 40 Stunden Handarbeit stecken in solch aufwändigen Roben. Fünf Meter Grundmaterial, in der Regel ein Mischgewebe, werden verarbeitet, plus Samt oder Satin. Es gibt eine Farbvorlage, doch der Richter kann wählen, ob er eher den lila oder roten Farbton möchte. Oft muss sie auch Änderungen oder Ausbesserungen vornehmen.
In ihrem Atelier wird vieles von Hand gemacht: Das beginnt mit einer Skizze. „Ich zeichne mit Bleistift und Maßband auf Papier und
schneide von Hand, das ist am genausten, so kann ich die Besonderheiten des menschlichen Körpers exakt nachformen. Dabei
liegen meist drei Fotos des Kunden vor mir mit verschiedenen Ansichten“, erläutert die Meisterin. Das Muster wird von Hand ausgeschnitten, an den Stoff geheftet und mit der Nähmaschine genäht.
Auch das Bügeln wird per Hand erledigt. Knopflöcher werden mit
Knopflochseide von Hand gestochen, so sind sie besonders hochwertig und langlebig. Die Perfektionistin arbeitet solange, bis jedes
Detail stimmt. Hinter dem Besprechungsraum sind die Arbeitsplätze mit modernen Nähmaschinen. An einer Büste wird gerade einem
Hochzeitskleid die Schleppe angeheftet. An der Stange hängt ein individuell gefertigtes, grünes Seidenkleid mit verspieltem Kräuselkragen, ein Blickfang!
Fotos: Peter Sandbiller, Bundesverfassungsgericht, Beatrix Krone
Kerstin Brandt näht ebenso gerne außergewöhnliche
Kaffeekleider (oben) wie Roben für Richter (unten).
Kerstin Brandt ist rundum zufrieden, wenn sie sich dennoch etwas
wünschen dürfte: weitere berühmte Persönlichkeiten einkleiden oder
ein wunderschönes Kleid mit florentinischer Spitze nähen, ohne auf
die Kosten zu achten. Über besondere Aufträge freut sie sich immer
wieder: Zum Beispiel nähte sie kürzlich ein „Kaffeekleid“ für ein Event,
wofür sie den Kaffeejutesack als Rock verwendete und aus transparenter Plastikfolie eine Robe kreierte, an der mit echten Kaffeebohnen gefüllten Nester hängen.
Ute Bauermeister ¬
www.Maßmode.com
report | Handwerkskammer Karlsruhe
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„Baden-Baden ganz
mit Musik erfüllen“
Osterfestspiele mit Berliner Philharmonikern und Sir Simon Rattle
bringen die Kurstadt zum Klingen
Simon Rattle und die
Berliner Philharmoniker
freuen sich bereits auf die
kommenden Festspiele.
S
eit 2013 steht die Kurstadt Baden-Baden an Ostern im Mittelpunkt
des musikalischen Rampenlichts. Als die Berliner Philharmoniker
sich dafür entschieden, die Osterfestspiele nicht mehr in Salzburg,
sondern in Baden-Baden durchzuführen, war die Freude im Badischen
groß und ist bis heute ungebrochen.
weißen Locken bei der Arbeit und lobt seine Mannschaft: „Dieses
Orchester denkt und handelt sehr schnell, jeder einzelne Musiker.
Sie stehen nie still. Bei den Berliner Philharmonikern ist garantiert,
dass die Musiker alles geben, immer. Sie kommen als Kammermusiker auf die Bühne. Und sie fragen nicht nach dem Wie, sondern:
Warum? Deshalb liebe ich die Zusammenarbeit mit ihnen.“ Und mit
Berühmte Musiker und Sänger lassen die Stadt an der Oos erklingen.
Nicht nur im Festspielhaus, nein, ganz Baden-Baden steht Kopf: Musiziert wird in der Stiftskirche, im Rathaus, in der Lutherkirche, im Kurhaus, im Museum Frieder Burda oder im grandiosen Florentinersaal
des berühmten Casinos, von dem bereits Tolstoi und Dostojewksi
schwärmten. Sämtliche Pflanzenschalen im Stadtbereich erblühen in
Farben, die zur großen Oper der Festspiele passen: 2015 beherrschte Rosenkavaliersrot die Blütenpracht. Blumentaschen mit Zitaten aus
bekannten Opern erregen zudem die Aufmerksamkeit der Spaziergänger. Hier und da entdecken Passanten so berühmte Musiker wie
die Geigerinnen Anne-Sophie Mutter oder Sol Gabetta, die Sopranistin Eva-Maria Westbroek oder Stardirigent Sir Simon Rattle auf dem
Weg zum Auftritt oder in einem Café.
seinem britischem Charme lädt er per Videobotschaft die Musikliebhaber nach Baden-Baden: „Wieder einmal dürfen wir Baden-Baden ganz mit Musik erfüllen. Wir können es kaum erwarten und hoffen, dass viele Besucher kommen, um mit uns die Festspiele zu erleben“
Es herrscht eine unvergleichliche Atmosphäre, prallgefüllt mit klassischen Sounds. Mehr als 30.000 Gäste aus aller Welt strömen jährlich
zu den Osterfestspielen, um sich von der klassischen Musik in den
Himmel heben zu lassen.
Zwar wird Simon Rattle, seit 2002 Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, sein Amt 2018 niederlegen, aber noch ist der Meister aus
Liverpool mit dem unvergleichlichen Lächeln und den markanten
Die Stadt wird zur Bühne
Die große Oper und die Sinfoniekonzerte sind im Festspielhaus zu erleben, aber für den Rest muss man sich auf den Weg machen, zu zahlreichen schönen Orten. Bei den kommenden Osterfestspielen (19.
März bis 28. März 2016), die bereits zum vierten Mal in Baden-Baden ausgetragen werden, verwandelt sich wieder die ganze Stadt in
eine Bühne! Mit „Tristan und Isolde“ steht eine berühmte Oper im
Mittelpunkt, die wie gemacht ist für die Wagner-erprobte Akustik des
Festspielhauses. „Wenn Liebe wütet, hilft kein Anschnallen“ steht als
Motto über der Neuinszenierung, der von Chefdirigent Simon Rattle
geleiteten Oper. Vom Festspielhaus führt der Weg vorbei am Kurhaus
durch die wunderschöne Botanik der Lichtentaler Allee zum nächsten
Veranstaltungsort, dem Museum Frieder Burda. Alles ist zu Fuß erreichbar, zur Stiftskirche sind es ebenfalls nur ein paar Schritte Richtung Innenstadt.
report | Handwerkskammer Karlsruhe
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Auch Kinder und Jugendliche werden mit entsprechend fantasievollem Programm an Oper und klassische Musikkonzerte herangeführt. Sehr erfolgreich war vor zwei Jahren die kleine Zauberflöte. Im
kommenden Jahr werden Kinder im Alter von neun bis 13 Jahren
ihre Oper selbst gestalten können, mit Unterstützung prominenter
Sänger, die dann nachmittags aufgeführt wird. Ein weiteres Highlight
wird sicher die berühmte 9. Symphonie von Beethoven werden. Die
Berliner Philharmoniker führen das Meisterwerk mit der Ode an die
Freude, dirigiert vom Chef Simon Rattle, zwei Mal auf, Gänsehaut
garantiert, wenn es heißt: Seid umschlungen, Millionen!
Osterfestspiele Baden-Baden
19. März bis 28. März 2016
Kartenbestellung unter 07221 3013-101
Montag bis Freitag 9 bis 18 Uhr,
Samstag/Sonntag und an Feiertagen 10 bis 14 Uhr
www.festspielhaus.de
Programm
Osterfestspiele 2016
Ute Bauermeister ¬
Dpa Bild des Jahres 2014, Kategorie Porträts
Der Karlsruher Fotograf Uli Deck (links) hat für sein geniales Bild, das den lockigen Hinterkopf des Stardirigenten Sir Simon Rattle zeigt, den ersten Preis als
bestes Porträtbild des Jahres 2014 von der Nachrichtenagentur dpa bekommen.
„Das Foto entstand im Festspielhaus Baden-Baden bei einer öffentlichen Generalprobe zu der Oper Manon Lescaut. Normalerweise sieht man den Dirigenten dabei nicht, da er tiefer im Orchestergraben
steht. Sir Simon Rattle erhob sich mit dem Kopf kurz vor Beginn nach oben und wandte sich mit dem Gesicht zum Publikum, um
es zu begrüßen. Als er sich wieder umdrehte und in den Orchestergraben zurückkehrte, entstand dieses Bild. Er war nur für einen sehr kurzen Augenblick so sichtbar“, erinnert sich Uli Deck. www.artis-foto.de
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report | Handwerkskammer Karlsruhe
Fotos: Uli Deck, Monika Rittershaus, Festspielhaus Baden-Baden
Imagekampagne des
Handwerks erneuert
Zweite Staffel bietet neue Motive, eine überarbeitete Internetseite,
individuell gestaltbare Werbemittel und vieles mehr
V
or fünf Jahren startete die bundesweite Imagekampagne des
Deutschen Handwerks: „Das Handwerk. Die Wirtschaftsmacht.
Von nebenan“. Ziel ist es, Jugendliche dafür zu begeistern, eine
Ausbildung im Handwerk zu beginnen. Seit Januar 2015 läuft die
Kampagne in überarbeiteter Form in ihrer zweiten Staffel. So gibt
es einen neuen TV-Spot, mit dem der Nachwuchs in den Mittelpunkt gestellt wird: Unter dem Motto „Die Welt war noch nie so unfertig. Pack mit an” sollen junge Leute neugierig auf die vielfältigen
Chancen im Handwerk gemacht werden. Aber auch mit weiteren
Mitteln wird das breite Spektrum des Handwerks mit seinen rund
130 Ausbildungsberufen abgebildet und so dessen Vielfalt von
klassischen bis zu künstlerischen Gewerken gezeigt. Insgesamt fünf
neue Einzelmotive unter den Titeln „Gib ihr Stil“, „Verleih ihr Glanz“,
„Heiz ihr ein“, „Bring sie in Schwung“, „Versüße sie“ verdeutlichen
die Hauptbotschaft „Die Welt war noch nie so unfertig – Pack mit
an" und die große Vielfalt der Handwerksberufe. Auszubildende
und Junghandwerker verschiedener Gewerke ließen sich dazu die
Hände bei der Ausübung ihrer Tätigkeiten fotografieren. Die neuen
report | Handwerkskammer Karlsruhe
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Motive sind in verschiedenen Zeitabschnitten bundesweit etwa auf
Plakaten, auf Buslackierungen sowie auf den Bannern einer Onlineund Mobile-Kampagne zu sehen.
www.handwerk.de neugestaltet
Zum Beginn der Staffel hat auch www.handwerk.de eine überarbeitete Startseite bekommen. Besucher, die beispielsweise über einen
Online-Banner auf der Seite landen, finden hier nun auf den ersten
Blick die Inhalte der Kampagne wieder. Die Profile zu den Ausbildungsberufen stehen jetzt prominent auf der Startseite. Sie sind
über acht „Kacheln“ erreichbar, die die verschiedenen GewerkeGruppen repräsentieren. Ganz oben steht die Aufforderung, unter
den rund 130 Ausbildungsberufen den richtigen für sich zu finden.
Die Vielfalt der Handwerksberufe wird für die Nutzer unmittelbar erlebbar. Auch der TV-Spot, der Teaser zum Berufe-Checker und dem
Lehrstellenradar sowie Links zu Facebook und YouTube befinden
sich jetzt auf der Startseite.
Kampagne auf Facebook
Die Imagekampagne wird zudem nun auch auf einer eigenen Facebook-Seite präsentiert. Sie ist über www.facebook.com/hand-
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report | Handwerkskammer Karlsruhe
werk zu erreichen. Die Kampagne kann damit der jungen Zielgruppe dort begegnen, wo sie sich besonders gerne aufhält und direkt
mit ihr kommunizieren. Dies ist vor allem für die Durchführung
crossmedialer Kampagnenelemente wie beispielsweise der Aktion
„Abklatschen!” wichtig. Ziel ist es, den Jugendlichen das Thema
Ausbildung im Handwerk durch einen spannenden Mix an Inhalten
erlebbar zu machen. Dazu werden in Zukunft immer wieder auch
Posts geteilt.
„Abklatschen!“
Die oben erwähnte Aktion „Abklatschen!“ verwandelt zwölf Junghandwerker in Botschafter des Handwerks und lässt sie auf Augenhöhe mit dem Nachwuchs sprechen. Das führt zu einer authentischen Ansprache und hoher Glaubwürdigkeit. Jeder Protagonist wird mit einem knapp zweiminütigen Film und einer Bildstrecke porträtiert. Zu jedem Porträt-Film gibt es einen Teaser, der in
wenigen Sekunden auf die Ausbildung und die Geschichte jedes
Protagonisten neugierig macht. Die Teaser, Porträt-Videos und Bilder werden auf www.handwerk.de und YouTube gezeigt sowie über
die Facebook-Seite geteilt. Junge Menschen werden auch aufgerufen, sich über www.handwerk.de oder den Lehrstellen-Radar für eine Ausbildung zu bewerben.
Neues Werbemittelportal
Im neuen Internet-Werbemittelportal unter www.werbemittel.handwerk.de sind nun Werbemittel wie Poster, Anzeigen und Onlinebanner zur Imagekampagne zu beziehen. „Das Portal, das zur Internationalen Handwerksmesse (IHM) 2015 offiziell an den Start gegangen
ist, gibt allen Handwerksbetrieben, Verbänden, Innungen oder Kreishandwerkerschaften die Möglichkeit, die Imagekampagne auf ihre Region herunter zu brechen“, so Kammerpräsident Joachim Wohlfeil.
Wer sich kostenlos registriert, kann Schritt für Schritt Werbemittel für
verschiedenste Zwecke selbst gestalten. Neben den bereits bekannten Motiven der Imagekampagne aus den vergangenen Jahren finden
sich im Portal auch neue Motive, die sich vor allem für die Nachwuchswerbung eignen. Es handelt sich dabei um verschiedene Bildmotive mit prägnanten Sprüchen, die regionalisierbar sind und mit eigenem Logo versehen werden können.
Die fertig gestalteten Werbemotive können zudem direkt von der
Plattform heruntergeladen und in gängigen Dateiformaten gespeichert werden. Das neue Werbemittelportal des Handwerks enthält neben der Gestaltungsplattform auch den bereits bekannten Werbemittelshop, in dem T-Shirts, Taschen, Tassen und viele weitere Artikel
im Design der Imagekampagne bestellt werden können. Auch hier
gibt es die Möglichkeit, verschiedene Werbemittel zu individualisieren.
Auch Außenbanner und Roll-ups können direkt im Shop geordert werden, ebenso Briefmarken im Design der Imagekampagne.
Leidenschaft weitergeben
Die Aktion „Leidenschaft weitergeben“ setzt das Jahresmotto „Leidenschaft ist das beste Werkzeug“ in Videos um: Maler, Bäcker,
Fleischer, Tischler oder Fahrzeuglackierer – in einer langen Kette
selbst gedrehter Filme gibt dabei jeder ein typisches Werkzeug seines Handwerks an den nächsten weiter. Ob Handwerker oder
Handwerks-Fan, ob Auszubildender oder Meister, ob jung oder alt:
Jeder ist aufgefordert, an der Aktion „Leidenschaft weitergeben“
teilzunehmen. Je mehr Menschen sich beteiligen und ein Video
beisteuern, desto länger wird die „Werkzeugkette“. Die erste Fassung des „Weitergeben-Films“ ist auf der diesjährigen IHM in München entstanden. Die Teilnahme an der Aktion ist ganz einfach: Jeder kann über die Handwerks-Webseite www.handwerk.de/werkzeugkette sein selbst gedrehtes Video einreichen. Die schönsten
Videos werden jeweils hinzu geschnitten geschnitten. So wird die
Kette Stück für Stück erweitert. Ziel ist es, den „Weitergeben-Film“
so lang wie möglich werden zu lassen.
www.handwerk.de
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Geschäftsführung
Regionalservice
Interner Service
Hauptgeschäftsführer
Gerd Lutz
Leiter Regionalservice
Hauptgeschäftsführer Gerd Lutz
Leiterin Interner Service
Annette Backes
Stv. Hauptgeschäftsführerin
Brigitte Dorwarth-Walter
Assistenz
Ina Freund
Elke Schauer
Tel. 1600-110
Tel. 1600-110
Tel. 1600-160
Tel. 1600-111
Tel. 1600-112
Fax 1600-311
Außenstelle Baden-Baden
Fax 07221-996569-369
Tel. 07221-996569-353
Claudia Fritsch
Doris Hochstuhl
Tel. 07221-996569-354
Öffentlichkeitsarbeit
Außenstelle Pforzheim
Leiter Außenstelle
Hans-Günter Engelsberger
Tel. 07231-428068-0
Leiter Öffentlichkeitsarbeit
Alexander Fenzl
Assistenz
Gabriele Grimm
Assistenz
Sibylle v. Ascheraden-Lang
Tel. 1600-116
Tel. 1600-117
Fax 1600-316
Marion Elsässer
Silke Cacciatore
Tel.
Fax
Tel.
Tel.
07231-428068-381
07231-428068-389
07231-428068-384
07231-428068-383
Geschäftsstelle Nagold
Yvonne Wilmes
Tel. 07452-819384
Fax 07452-819385
E-mail
[email protected]
Tel. 1600-171
Fax 1600-371
Personal
Jasmin Westermann
Sandra Burkard
Tel. 1600-175
Tel. 1600-157
Registratur/Einkauf/Postausgang
Claudia Bongartz
Tel. 1600-180
Tel. 1600-180
Ulrike Molin Pradel
Paul Nock
Tel. 1600-181
Finanzen
Christian Kempermann
Tel. 1600-106
Buchhaltung
N.N.
Jessica Mahl
Ute Worgt
Tel. 1600-176
Tel. 1600-177
Tel. 1600-178
Tel. 1600-179
Tel. 1600-107
Tel. 1600-174
Tel. 1600-157
Gremien/Ausschüsse
Ina Freund
Tel. 1600-111
Ehrungen
Elke Schauer
Tel. 1600-112
Beitrag
Reinhold Knecht
Cornelia Schmadel
Patrick Lösch
Online Medien
Christian Schreiber
Tel. 1600-118
Controlling
Sandra Burkard
Informations- und Kommunikationstechnik
Frank Ramstötter
Tel. 1600-415
Tel. 1600-414
Patrick Leonhard
Georg Schneider
Tel. 1600-416
Susanne Schulte
Tel. 1600-184
Johannes Riegner
Tel. 1600-198
Unternehmensservice
Leiterin Unternehmensservice
Stv. Hauptgeschäftsführerin
Brigitte Dorwarth-Walter
Tel. 1600-160
Assistenz
Annette Klenert
Assistenz
Birgit Fischer
Daniela Korinth
Christine Seith
Handwerksrolle
Pia Bausbacher
Anne Scherz
Nathalie Schnürer
Stefanie Ehing
Elena Jayme
Julia Götzmann
Tel. 1600-129
Tel. 1600-125
Tel. 1600-126
Tel. 1600-128
Tel. 1600-124
Tel. 1600-134
Ausnahmeverfahren
Anne Scherz
Tel. 1600-125
Tel. 1600-121
Fax 1600-59121
Betriebswirtschaft
Christian Eisenecker
Tel. 1600-166
Tel. 1600-153
Silke Harnapp
Matthias Hermsdorf
Tel. 1600-164
Jörg Fuchs
Tel. 07231-428068-382
Rechtsberatung
Dr. Stefan Kräßig
Tel. 1600-120
Tel. 1600-132
Steffen Wenz
Hans-Günter Engelsberger
Tel. 07231-428068-0
Nachfolgemoderation
Andrea Winkler
Sachverständige/HW-Organisation
Joachim Huber
Tel. 1600-122
ServiceZentrum
Beratung
Silke Harnapp
Iris Kumm
Helmut Arbogast
Empfang/Posteingang
Michaela Andreas
Andrea Horvat
Gabriele Heck
Starter Center
Walter Bantleon
60
Assistenz
Sibylle Begovic
Tel. 1600-170
report | Handwerkskammer Karlsruhe
Tel. 1600-161
Tel. 1600-161
Tel. 1600-127
Fax 1600-361
Tel. 1600-153
Tel. 1600-155
Tel. 1600-154
Tel. 1600-0
Tel. 1600-0
Tel. 1600-0
Fax 1600-199
Tel. 1600-131
Tel. 1600-121
Fax 1600-59121
Tel. 1600-109
Innovation und Technologie
Klaus Günter
Tel. 1600-163
Technik
Joachim Walter
Umwelt
Ute Matysek
Tel. 1600-165
Tel. 07231-428068-380
Außenwirtschaft
René Meier
Tel. 1600-162
Rechtsberatung
Walter Bantleon
Tel. 1600-131
Assistenz
Annette Klenert
Bildung
Leiter Bildung
Dr. Patrick Jakob
Assistenz
Birgitta Reibelt
Jennifer Tonn
Stabsstelle
Daniela Grimm
Finanzen/Controlling
Sylvia Boes
Tel. 1600-140/411
Tel. 1600-412
Tel. 1600-123
Fax 1600-59412
Tel. 1600-462
Tel. 1600-465
Berufliche Bildung
Ausbildung
Hanns-Christoph Saur
Fortbildungsprüfung
Marianne Erk
Tel. 1600-104
Informationselektronik
Begabtenförderung
Marianne Erk
Eva Sitter
Tel. 1600-423
Tel. 1600-151
Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung
Ingrid Lehr-Binder
Tel. 1600-403
Verwaltung
Roland Böhmert
Heike Nichter
Nadine Fuchs
Berufsorientierung
Anja Menges
Tel. 1600-427
Tel. 1600-426
Tel. 1600-431
Tel. 1600-452
Für Pforzheim/Enzkreis
Hans-Günter Engelsberger
Tel. 07231-428068-0
Für Baden-Baden/Landkreis Rastatt
Claudia Fritsch
Tel. 07221-996569-353
Lehrlingsrolle/Ausbildungseignung
Manfred Klein
Tel. 1600-148
Tel. 1600-149
Klaudija Kos-Schwarzwälder
Barbara Lena Schwarz
Tel. 1600-141
Melanie Herdle
Tel. 1600-143
Ausbildungs- und Prüfungsmanagement
Nicolas Stutz
Tel. 1600-150
Ausbildung im Ausland
Hanns-Christoph Saur
Tel. 1600-147
Prüfungen
Hanns-Christoph Saur
Tel. 1600-147
Meisterprüfung
Brigitte Peitz
Sylvia Frank
Heike Witt
Tel. 1600-144
Tel. 1600-145
Tel. 1600-145
Gesellenprüfungen
Eva Sitter
Andrea Schaufelberger
Tel. 1600-151
Tel. 1600-146
Karosserie- und Fahrzeugbau
Michael Bieringer
Tel. 1600-457
Kraftfahrzeugtechnik
Holger Krautt
Gerit Helmstätter
Markus Lang
Nico Runge
Tel.
Tel.
Tel.
Tel.
1600-4889
1600-463
1600-4374
1600-4373
Maler und Lackierer/Fahrzeuglackierer
Uwe Sattler
Tel. 1600-462
Metalltechnik
Adolf Bellm
Karlheinz Hildenbrand
Tel. 1600-458
Tel. 1600-459
Raumausstatter/Damenschneider
Heidemaria Seigfriedt
Tel. 1600-443
Tel. 1600-147
Ausbildungsberatung/Nachwuchswerbung
Für den Stadt- und Landkreis Karlsruhe
Helmut Arbogast
Tel. 1600-104
(Lehrstellenvermittler)
Melanie Herdle
Tel. 1600-143
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76530 Baden-Baden
Tel: 07221/9737214
Redaktion:
Horst Koppelstätter (V.d.i.s.d.P.),
Christoph Ertz, Ute Bauermeister
Gestaltung: Sabine Ostholt
Fotografie: Michael Bode,
Peter Sandbiller,
Marcus Gilliar, Uli Deck
Gesamtkoordination:
Judith Kirschner-Forcher
Druck
Kraft Druck, Ettlingen
Stand
August 2015
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Lebendige Menschenbilder
Kunstprojekt der Anne-Frank- Gemeinschaftsschule Karlsruhe mit der Handwerkskammer
„Was, Frau Fritz, das soll Kunst sein?“ Als die engagierte Kunstlehrerin
vor sechs Jahren ihre Stelle an der Anne-Frank-Gemeinschaftsschule
in Karlsruhe antrat, bekam sie von vielen Schülern skeptische Fragen
gestellt. Doch Angela Fritz hat sich nicht irritieren lassen. Den Werkraum
hat sie in eine inspirierende Werkstatt verwandelt, in der auch mal gekleckert und gekleckst werden darf. Das Waschbecken zeigt Spuren von
Farben, an den Wänden hängen die von Schülern geschaffenen Kunstwerke und in Regalen finden sich jede Menge unterschiedliche Mate-
rialien. Vergangenes Jahr hat sie mit Schülern von der 5. bis zur 10.
Klasse das Projekt „Menschenbilder“ erarbeitet und die Ergebnisse in
der Handwerkskammer Karlsruhe ausgestellt.
Joachim Wohlfeil, Präsident der Handwerkskammer, erklärt: „Wir engagieren uns in besonderem Maße auf dem Feld der Berufsorientierung,
gehen in die Schulen und stellen Handwerksberufe vor oder bieten
Werkstattcamps zur Berufsorientierung – wir holen die Jugend zu uns.
Dazu gehört auch das gemeinsame Projekt mit der Anne-Frank-Gemeinschaftsschule, in dem sich die Schülerinnen und Schüler kreativ
kunsthandwerklich mit einem gestaltenden Thema befassen konnten.
Das ist Auseinandersetzung und Erfahrung mit Handwerk pur.“
Vier bis fünf Monate hat die 32-jährige Lehrerin intensiv mit verschiedenen Techniken in den Klassen gearbeitet. Eine Klasse hat beispielsweise lang gezogene menschliche Figuren geformt in Anlehnung an
den berühmten Schweizer Bildhauer Alberto Giacometti. Während dieser mit Bronze arbeitete, haben die Schüler Aluminiumfolie verwendet.
„Wir haben viel experimentiert, mit Gips, Ton und anderen Materialen.
Irgendwann kam ich dann darauf, dass sich Alu ganz leicht und gut formen und biegen lässt. Nachdem die Schüler ihre Menschenfiguren gestaltet hatten, haben wir diese Alufiguren mit einem neuartigen Textilverhärter in dunkelbrauner Farbe überzogen und mit mit Bronzepuder
betupft, so sehen sie ganz echt aus“, verrät Fritz.
Die Schüler konnten
verschiedene Techniken
ausprobieren.
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report | Handwerkskammer Karlsruhe
Die Performance zur
Ausstellungseröffnung nahm
Bezug auf Michelangelo.
Andere Klassen haben mit Fotografie gearbeitet. Die Schüler haben
sich komplett schwarz angezogen, Leuchtfäden auf ihre Körper geklebt
und das fotografiert. Einer hatte die Idee, mit der Belichtungszeit zu
spielen, damit Bewegung ins Foto kommt. „Die Fotografin Kerstin Köppel kam zu uns und hat das umgesetzt“, berichtet Fritz. In dem Arbeitsprozess mit den Schülern entstehen neue Ideen und die junge
Lehrerin lässt ihren Schützlingen die Freiheit, eigene kreative Vorschläge umzusetzen.
Mit einer Klasse hat sie die Performance zur Ausstellungseröffnung eingeübt. Ausschlaggebend war dabei der Satz von Michelangelo, dass im
rohen Stein bereits das Kunstwerk schlummere, das der Meister nur
erwecken brauche. Die Sechstklässer haben sich als Steine und Felsen
verkleidet und sich tanzend langsam aus ihren grau-weißen Anzügen
befreit. Danach kamen die anderen Schüler mit ihren Arbeiten herein
und haben diese im Raum positioniert. Die Gruppe mit den Giaco-
metti-Figuren wollte beispielsweise nicht, dass die Skulpturen einzeln
da stehen, vielmehr sollten ihre Figuren miteinander agieren, zum Beispiel ringen oder tanzen.
Etwa 80 Arbeiten, darunter auch Porträtzeichnungen, Gemälde, Fotos
und Skulpturen, waren zu sehen. „Die Schüler haben sich riesig über
die große Resonanz gefreut. Es kamen neben Eltern und Verwandten
auch viele, viele Besucher in das Foyer der Handwerkskammer am Friedrichsplatz. Die jungen Künstler waren wirklich sehr stolz“, meint die
Lehrerin. Auch Joachim Wohlfeil äußert sich positiv: „Wenn man sieht,
mit welcher Begeisterung und mit welch tollen Ergebnissen die jungen
Kreativen dieses Projekt angegangen sind, stimmt mich dies sehr zuversichtlich für unseren Wirtschaftszweig Handwerk und unsere Gesellschaft. Die Ausstellung im Forum der Handwerkskammer Karlsruhe
war ein voller Erfolg für alle Beteiligten und ruft nach einer baldigen
Wiederholung.“
Ute Bauermeister ¬
Handwerkskammer-Präsident Joachim Wohlfeil eröffnete die Ausstellung.
Fotos: Angela Fritz
report | Handwerkskammer Karlsruhe
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