REPORT 2015 R E P O RT | M a g a z i n d e r H a n d w e r k s k a m m e r K a r l s r u h e 2015 Magazin der Handwerkskammer Karlsruhe Karlsruhe im Weltall Mit „Giulia“ in den Karlsruher Untergrund Stadtjubiläum 300 Jahre Karlsruhe Firmenporträts Interview mit Martin Schulz Kulturtipps aus der Region Menschenbilder WWW.HANDWERK.DE Die Welt war noch nie so unfertig. Gib ihr Profil. Entdecke über 130 Ausbildungsberufe. Zukunft jetzt gestalten Die Themen sind Fachkräfte und Technologie ONLINE-MAGAZIN Mehr Infos, Texte, Fotos und Filme zu den einzelnen Themen von REPORT gibt es in unserem neuen Online-Magazin unter: www.hwk-karlsruhe.de/report QR-Code mit dem Mobiltelefon mit entsprechender Gratissoftware/App abfotografieren. Sie werden automatisch zu den hinterlegten Inhalten gesteuert. Joachim Wohlfeil, Präsident, und Gerd Lutz, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Karlsruhe. Das Handwerk im Kammerbezirk Karlsruhe schreibt auch für das Berichtsjahr 2015 wieder eine Erfolgsgeschichte. Die Konjunktur hält sich auf hohem Niveau, das Handwerk ist wichtiger Arbeitgeber und Ausbilder sowie Garant für eine stabile Wirtschaft und Gesellschaft in der Region Mittlerer Oberrhein und Nordschwarzwald. Garantiert ist diese Position des Handwerks nicht: Es sind kreative, innovative Unternehmen, die sich täglich im Wettbewerb behaupten müssen, die Verantwortung in der Ausbildung junger Menschen übernehmen und sich für das Gemeinwohl einsetzen. Um auch in den nächsten Jahren für eine stabile Wirtschaftsstruktur mit erfolgreichen leistungsstarken Betrieben gewappnet zu sein, braucht es auch die richtigen politischen Rahmenbedingungen. Den Mittelstand zu stärken, kann hier kein falscher Ansatz sein. Herausforderungen gibt es genügend: Eine Bildungspolitik, die die demografischen Entwicklungen mittelstandorientiert aufgreift und den Akademisierungswahn bremst. Eine Strategie, die den Mittelstand und das Handwerk in ihren Anstrengungen unterstützt, Fachkräfte zu finden und zu binden. Eine Technologie- und Umweltpolitik, die innovative, energieschonende Produkte und Verfahren fördert. Als Handwerkskammer Karlsruhe haben wir den klaren Auftrag, die Interessen der Betriebe in diesem Prozess wahrzunehmen, zu vertreten und mit Dienstleistungen zu unterstützen. Der REPORT 2015 gibt einen Überblick über das Leistungsportfolio der Handwerkskammer Karlsruhe. Er ist sogleich ein Schaufenster der Region mit all ihren Schönheiten, Aktivitäten und Menschen. Wir wünschen viel Freude bei der Lektüre des REPORT 2015. Joachim Wohlfeil Gerd Lutz report | Handwerkskammer Karlsruhe 3 Inhalt Die Geroldsauer Mühle vereint Tradition und Moderne. Alexander Gerst grüßte aus dem All. 3 Editorial: Zukunft jetzt gestalten 6 Leuchtturm regionaler Handwerkskunst: Geroldsauer Mühle ist das neue Tor zum Nationalpark Schwarzwald 10 Kombilösung zur Weiterentwicklung des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs in Karlsruhe – Porträt der Firma Herrenknecht 15 2014: Gutes Jahr für das Handwerk 16 Firmenporträt: Die Firma Egle aus Rastatt sorgt für schöne Böden aus Holz, Linoleum oder Teppich 18 Notizen aus der Handwerkskammer Karlsruhe 20 Das Handwerk geht App 21 Sachverständige im Handwerk 22 Ein Stück Karlsruhe im Weltall: Astronaut Alexander Gerst im Porträt 26 Handy statt Bargeld – Mobile Payment 27 Kulturtipps 28 Firmenporträt: Cembalobauerin Susanne Merzdorf 30 Reportage: Die Stadt ist der Star – 300 Jahre Karlsruhe Karlsruhe feiert sich selbst. 4 report | Handwerkskammer Karlsruhe 34 Im Gespräch: Der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz 37 Entwicklung der Lehrlingszahlen kritisch 38 Sportliche Weltklasse in Karlsruhe / Sportförderer Handwerkskammer Karlsruhe Glücksforscherin Simone Langendörfer zeigt Wege zur Zufriedenheit. KSC-Sportdirektor Jens Todt gibt Einblicke. 40 Im Gespräch: Glücksforscherin Simone Langendörfer 44 Umfrage unter Mitgliedsbetrieben stützt die strategische Ausrichtung 45 3D-Druck: Herausforderung für das Handwerk 46 KSC: „Wir wollen in die Bundesliga“ 50 Weintipp von Natalie Lumpp 51 Wandertipp von Werner Nestler 52 Firmenporträt: Mode von Kerstin Brandt 54 Die Berliner Philharmoniker bringen mit Sir Simon Rattle die Kurstadt Baden-Baden zum Klingen 57 Imagekampagne des Handwerks erneuert 60 Organigramm und Impressum 62 Kunstprojekt der Anne-Frank-Gemeinschaftsschule mit der Handwerkskammer Karlsruhe Titelfoto: KASIG GmbH Unser Titelfoto zeigt das riesige Schneidrad der Tunnelvortriebsmaschine „Giulia", die sich durch den Karlsruher Untergrund gräbt. Simon Rattle versetzt Baden-Baden in Schwingungen. report | Handwerkskammer Karlsruhe 5 Ein Leuchtturm regionaler Handwerkskunst Die Geroldsauer Mühle ist das neue Tor zum Nationalpark Schwarzwald B retter und Balken wohin das Auge reicht. 12.000 Meter Balken aus knapp 300 heimischen Weißtannen, gefällt im Baden-Badener Stadtwald, wurden für das imposante Holzhaus verbaut. Wer den Blick vom vier Meter breiten Eingangstor der Geroldsauer Mühle zum Giebel schweifen lässt, wird beeindruckt sein von den vielen unterschiedlichen Verzapfungen, die hier millimetergenau angepasst wurden. Die Geroldsauer Mühle ist mit 55 Metern Länge und 16 Metern Breite eines der größten Holzhäuser 6 report | Handwerkskammer Karlsruhe Deutschlands, einzig das Fundament und die darunter liegenden Kellerräume sind aus Beton, der Rest ist aus Holz. Die Wände aus Fichtenholz, der Boden aus Eiche und das Tragewerk aus Weißtanne. Neun Monate haben die Zimmerleute alles am Computer berechnet und jeden Balken akkurat gesägt. Mit Lastwagen kamen tonnenweise Bretter und Balken an, wurden mit dem Gabelstapler abgeladen und Stück für Stück verzapft und verschraubt. Holzhäuser werden, vor allem im Schwarzwald, schon seit Jahrhunderten gebaut. Verarbeitung, Technik und Aussehen verändern sich jedoch im Laufe der Zeit. Holz ist als nachwachsender Rohstoff ein ökologischer Baustoff, dessen Verarbeitung zudem schadstoffarm ist. Heimische Hölzer haben außerdem nur kurze Anfahrtswege und sind langlebig. Holz nimmt Feuchtigkeit auf und gibt diese nach und nach wieder ab. Es wirkt wie eine natürliche Klimaanlage. Im Baustil ähnelt die Geroldsauer Mühle einem alten Fachwerkhaus, eine 50 Kilo schwere Bronzeglocke thront auf dem Dach. Der Glockenstuhl nimmt eine Tradition auf: Zu früheren Zeiten gab es auf jedem Schwarzwaldhof eine solche Glocke, mit der die Arbeiter vom Feld gerufen wurden, weil es noch kein Telefon gab. Tradition und Moderne werden so miteinander verknüpft, denn im Innern sorgt neueste Technik für einen reibungslosen Ablauf innerhalb der 3.000 Quadratmeter Nutzfläche. report | Handwerkskammer Karslruhe 7 Martin Weingärtner, Initiator, Investor und Bauleiter des Mammutprojektes, freut sich über die Präzisionsarbeit: „Wir haben einen Versatz von drei Millimeter auf sechzig Meter Holzbau, das ist natürlich irre toll.“ Rund 50 Handwerker haben täglich auf der Baustelle gearbeitet, in nur einem Jahr wurde das gigantische Holzhaus erstellt. Regionale Produkte im Naturpark-Markt und großes Wirtshaus Die malerisch gelegene Geroldsauer Mühle soll nicht nur das neue, attraktive Ausflugsziel für Biker und Wanderer werden, vielmehr wird ein Gesamtpaket geboten, auch für Feierlichkeiten oder Konferenzen. Es gibt in der Mühle ein gemütliches Wirtshaus mit leckeren Speisen und einen großen Biergarten, einen Naturpark-Markt mit frischen, regionalen Produkten von Wurst, Fleisch, Milch, Obst, Gemüse bis Wein und Spirituosen, Ausstellungsflächen, eine Backstube mit Verkauf, Seminarräume, Hotelzimmer und einige Outdoor-Events wie Fackel-, Nacht- oder Schneewanderungen, GPSAbenteuer oder Kutschfahrten. 8 report | Handwerkskammer Karlsruhe Das Konzept ist nachhaltig und umweltfreundlich: Alle Produkte kommen direkt vom Erzeuger aus unmittelbarer Nähe in Bio-Qualität, 85 landwirtschaftliche Betriebe beliefern die Mühle. Kurze Vertriebswege, Frische und Regionalität sind somit garantiert. Der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Alexander Bonde nennt die Geroldsauer Mühle einen „Leuchtturm der regionalen Handwerkskunst und für den Holzbau in Baden-Württemberg“. Er lobt vor allem die Idee der Regionalität und freut sich über die Energiedaten: Auf dem Dach der Mühle sorgt eine hochmoderne Photovoltaik-Anlage für sauberen Strom. Außerdem ist ein Wasserkraftwerk geplant und die Abwärme der Kälteaggregate des Mühlenmarktes wird rückführend genutzt. Für Familien mit Kindern dürften die Ausstellungen spannend sein, mit denen sich die Stadt Baden-Baden, das Forstamt Baden-Baden, der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord und der Nationalpark in der Mühle präsentieren. Wer Tipps zu Attraktionen der Umgebung sowie zu Flora und Fauna sucht, wird fündig. Tolle Fotos und Filme ergänzen die Schau. Unternehmer Martin Weingärtner hat das Millionenprojekt initiiert, finanziert und verwirklicht. Das neue Tor zum Schwarzwald liegt direkt an der Schwarzwaldhochstraße Richtung Geroldsau, nur zwei Kilometer von der Baden-Badener Innenstadt entfernt am Grobbach. Die Stadt BadenBaden unterstützt das innovative Projekt mit einer Bushaltestelle, die eigens direkt vor der Mühle eingerichtet wurde, weitere Wander- und Radwege an die Mühle sind ebenso geplant wie eine Ladestation für E-Bikes. Ein großer Parkplatz erleichtert die Anreise mit dem Auto. Hell und freundlich mit dem frischen Geruch von unbehandeltem Holz empfängt den Besucher die große Eingangshalle mit dem NaturparkMarkt und einem Bäcker. „Hier können die Leute beim Brotbacken zuschauen. Auch die Schubladen für das Korn, das hier frisch gemahlen wird, sind natürlich aus Holz, wir haben das stringent durchgezogen“, berichtet Martin Weingärtner, der das Millionenprojekt aus eigener Tasche finanziert. Sein Bruder, der Zimmermann Roland Weingärtner, hat die Holzkonstruktion ausgeklügelt und gebaut. Martin Weingärtner kümmert sich um den Rest: von der Baustellenleitung bis zur Dekoration der Hotelzimmer. „Ohne die familiäre Unterstützung wäre das nicht möglich gewesen. Meine Söhne haben ebenso angepackt wie meine Frau, die sich um den Accessoires-Shop im Erdgeschoss kümmert“, weiß Martin Weingärtner, Inhaber der rund 100 Mitarbeiter großen Unternehmensgruppe Weingärtner mit den eigenen Gesellschaften Elektromaschinenbau, Elektrotechnik und Automation. Das spektakuläre Bauwerk an der Schwarzwaldhochstraße zeigt, dass Handwerk gepaart mit unternehmerischem Ehrgeiz und der Idee von nachhaltiger Regionalität eine überaus erfolgreiche Kombination ist. Ute Bauermeister ¬ Wie alles begann Seit 2011 lag das Grundstück Geroldsauer Straße 54 brach. Martin Weingärtner hat das Konzept der Naturpark-Märkte auf dem Informationsabend 2013 aufgegriffen, das Areal gekauft und mit der Geroldsauer Mühle ein nachhaltiges Gesamtkonzept geschaffen. Die Familie Weingärtner ist in Geroldsau schon in vierter Generation unternehmerisch aktiv. 1989, im Alter von 25 Jahren, hat Martin Weingärtner das bestehende Wasserrecht auf dem Familiengelände der damaligen Sägemühle seines Großvaters genutzt und eigenhändig das erste private Wasserkraftwerk in Baden-Baden gebaut. Heute ist die mittlerweile hochmoderne Turbinenanlage Energieerzeuger für die dort mit Hauptsitz ansässige Unternehmensgruppe Weingärtner und speist überschüssige Energie in die Stadtversorgung ein. Fotos: Michael Bode, Sturm und Wartzeck GmbH / bloomimages Info Geroldsauer Mühle KG Geroldsauer Straße 54 76534 Baden-Baden Telefon: 07221 99646810 E-Mail: [email protected] www.geroldsauermuehle.de Anreise mit dem Bus 204 ab Augustaplatz Baden-Baden Wirtshaus Plätze innen: 140 Plätze Plätze außen: 400 Plätze Das Wirtshaus Geroldsauer Mühle bietet einen großem Biergarten (gebraut wird eigenes Geroldsauer Mühlenbier!) und Terrasse, Naturpark-Markt mit Bäckerei, Metzgerei und Wein-Ecke, den Geschenkeund Accessoire-Shop, Gästezimmer, die Tagungs- und Seminarräume für Konferenzen oder Festlichkeiten sowie die Ausstellungsflächen von Nationalpark, Naturpark und Forstamt Baden-Baden und eine Outdoor-Eventagentur. Besucherzentrum Naturpark aus Holz soll 2018 eröffnet werden Komplett auf den Werkstoff Holz setzt auch das geplante Besucherzentrum des Nationalparks Schwarzwald am Ruhestein. Die spektakuläre Holzkonstruktion des Siegerentwurfs erinnert an über einander liegende Baumstämme. Die Holzquader ziehen sich wie Röhren teilweise unterirdisch in den Hang hinein. Die zentrale Anlaufstelle für Besucher im Nationalpark wird gegenüber dem Skihang am Ruhestein gebaut. Ein schräg stehender, mit Holzschindeln bedeckter Aussichtsturm wird zur Hauptattraktion und über eine Brücke mit den lang gestreckten Gebäudeteilen verbunden. Baubeginn ist für 2016 geplant. Ende 2018 soll das neue Besucherzentrum eröffnet werden. report | Handwerkskammer Karlsruhe 9 Mit „Giulia“ in den Karlsruher Untergrund Die Kombilösung zur Weiterentwicklung des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs in Karlsruhe ist in aller Munde – besonders seit sich die Tunnelbohrmaschine „Giulia“ durch den Untergrund gräbt. Gebaut hat sie ein Unternehmen aus Baden – die Herrenknecht AG aus Schwanau. Gegründet von Martin Herrenknecht ist das Unternehmen aus bescheidenen Anfängen zum Weltmarktführer aufgestiegen. Das Schneidrad der Tunnelvortriebsmaschine „Giulia“ ist in den badischen Farben Rot-Gelb-Rot gehalten und ausgestattet mit 27 Schneidrollen, 16 Räumern sowie 172 Schälmessern. „Alles verschwindet dort drüben in einem Riesenloch“, erklärt ein Mitarbeiter in einem T-Shirt mit der Aufschrift „Baustellenlogistik“ einem neugierigen Passanten. Mit einem Arm deutet er in Richtung Innenstadt – doch das Riesenloch an der Kreuzung „Durlacher Tor“ in Karlsruhe ist von der Straße aus nicht einmal zu erahnen. Die Sicht auf das umzäunte Baufeld wird eingenommen von riesigen Silos, Kabel- und Rohrleitungen, Baufahrzeugen sowie unzähligen leicht gekrümmten Bauteilen aus Stahlbeton. Es handelt sich um so genannte Tübbinge. Ein Kran wie in einem Containerhafen ist nötig, um sie zu bewegen. Zusammengesetzt zu einem Ring ergeben sie nach und nach die rund zwei Kilometer lange Tunnelröhre, durch die in einigen Jahren die Karlsruher Stadtbahn unter der zentralen Kaiserstraße fahren wird. 12 report | Handwerkskammer Karlsruhe Die Tübbinge sind somit die bevorzugten Accessoires von „Giulia“. So hat ihr Hersteller die Maschine getauft, die sich seit Ende 2014 für den Tunnelbau in einigen Metern Tiefe durch den Untergrund gräbt – was durchaus eigenwillig erscheint, denn die meisten würden einen Koloss mit 80 Metern Länge und neun Metern Breite sicher eher Herkules oder Goliath taufen. Mit rund 80 Lkw-Lieferungen waren die Teile für die insgesamt 1.300 Tonnen schwere Wühlmaus angeliefert, dann mit einem Kran ebenfalls durch das „Riesenloch“ in die Tiefe bugsiert und unten zusammenmontiert worden. Frauennamen für solch gewaltige Tunnelvortriebsmaschinen haben beim Erbauer, der Herrenknecht AG, Tradition. Mindestens vier davon machten sogar schon weltweite Schlagzeilen. Martin Herrenknecht hat das Unternehmen 1975 gegründet. Beim Bau des Gotthard-Tunnels machte es weltweite Schlagzeilen. Es war am 15. Oktober 2010: Sissi schaffte damals den Durchbruch, aber auch Heidi, Gabi 1 und Gabi 2 leisteten wertvolle Arbeit. Damit war eine wichtige Etappe bei einem Jahrhundertbauwerk in der Schweiz erreicht: Der Gotthard-Tunnel wird nach seiner Fertigstellung und Inbetriebnahme 2016 mit 57 Kilometern der längste Eisenbahntunnel der Welt sein. Durch zwei Röhren rollt dann der meiste Güterverkehr durch die Schweizer Alpen. Mit täglich bis zu 300 Zügen wird gerechnet. „Der Gotthard-Tunnel war die Königsklasse“, erinnert sich Martin Herrenknecht. Trotz aller Vorerkundungen seien immer wieder unvorhergesehene Schwierigkeiten aufgetaucht, so beispielsweise gleich zu Beginn, als nach nur 200 Metern der Vortrieb der Maschinen durch brüchiges Gestein etwas ausgebremst wurde. Das sei der „Nervenkitzel des Tunnelbauers“, beschreibt er. Der 1942 geborene Unternehmer hat in seinem südbadischen Geburtsort Schwanau einen Weltmarktführer aufgebaut. „Made in Baden“ Heute erinnern die Tunnelbohrmaschinen der Herrenknecht AG vom Aussehen her an Weltraum-Transporter „Made in Hollywood“. Sie bohren sich durch jeden denkbaren Untergrund, egal ob hart, weich, trocken oder wasserführend. Jede Maschine ist eine Einzelanfertigung, speziell auf den jeweiligen Untergrund ausgerichtet. Auch Entfernungen können die Bohrer und ihren Entwickler nicht schrecken. Martin Herrenknecht hält selbst einen Tunnel von mehr als 100 Kilometern Länge zwischen Asien und Amerika unter der Beringstraße bautechnisch grundsätzlich für machbar. Der badische Tüftler hat das Tunnelbohren entscheidend vorangebracht. Sein Studium hatte er mit 21 abgeschlossen, um zunächst sieben Jahre als Konstruktionsingenieur in der Schweiz und in Kanada Erfahrung zu sammeln. 1975 machte er sich selbstständig. Die Mutter steuerte das Startkapital von mehr als 20.000 Mark bei, der Vater, ein Polsterer mit rund einem Dutzend Mitarbeitern, zahlte die Miete für ein kleines Apartment – so ging es los, im Kopf eine Idee. Beim Tunnelbau wurde und wird traditionell viel gesprengt, was aber risikoreich und langwierig sein kann. Herrenknechts Alternative: Ohne Sprengen den Boden mechanisch abtragen. Dafür sind Herrenknechts Maschinen-Maulwürfe an der Spitze meist mit einem sich drehenden Schneidrad ausgestattet, das sich in und durch den Boden fräst. Durch das Gotthardmassiv fraßen sich vier jeweils über 400 Meter lange und rund 2.700 Tonnen schwere Tunnelbohrmaschinen – mit den Namen „Sissi“, „Heidi“, „Gabi 1“ sowie „Gabi 2“. Bis zu rund 17 Meter Durchmesser haben die Bohrköpfe – sie sind immer so groß wie die Tunnel, die sie bohren sollen. Im Hartgestein sorgen Druckzylinder dafür, dass diese Bohrköpfe einen gewaltigen Anpressdruck entfalten. Schneiderollen brechen dann das Gestein in handtellergroßen Stücken aus der Wand. Fotos: Herrenknecht, KASIG report | Handwerkskammer Karlsruhe 13 Der Herrenknecht-Konzern liefert aber nicht nur die Maschinen fürs Bohren, sondern unter anderem auch Förderbänder, um das Gestein abzutransportieren, und sorgt somit für eine Rundumversorgung tief unter der Erde. Wo immer daher irgendwo Tunnel durch welchen Untergrund auch immer getrieben werden sollen, ist Herrenknecht sehr wahrscheinlich mit von der Partie. So hat das Unternehmen unlängst beispielsweise für den stadtübergreifenden Neubau von vier Metrolinien in Doha 21 Tunnelvortriebsmaschinen für insgesamt mehr als 100 Kilometer Tunnel nach Katar geliefert. Auch für Metro-Projekte von Moskau und Kuala Lumpur bis Rio und Sao Paulo waren und sind Herrenknechts Maschinen im Untergrund unterwegs. Überall stellen sie Verbindungen her, wo sich der Mensch jahrtausendelang gar keine Verbindung vorstellen konnte. In Summe haben sich die Herrenknecht-Bohrer bereits bei über 2.600 Tunnelprojekten durch den Boden gewühlt. Und für ihren Chef dürfte es wohl kaum noch ein Land geben, in das er noch nicht gereist ist, um seine Maschinen vorzustellen, Kontakte zu knüpfen und zu pflegen sowie die Arbeiten zu leiten. Sein einst quasi als Garagenfirma angetretenes Unternehmen beschäftigt heute rund 5.000 Mitarbeiter am Hauptsitz in Schwanau und in weltweiten Tochterunternehmen. Herrenknecht gehört damit zu den etwa 1.300 „Hidden Champions“ aus Deutschland – mittelständischen Unternehmen also, die erfolgreich Nischen behaupten und Weltmarktführer sind. In einem Ranking des Magazins „Wirtschaftswoche“ wurden die Tunnelbohrer bereits wiederholt als wertvollste Marke unter diesen heimlichen Helden der Wirtschaft gewertet. Der Herr der Tunnel – den der frühere baden-württembergische Ministerpräsident und ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende des Herren- knecht-Konzerns, Lothar Späth, als „Alphatier mit starker Gefühlswelt“ charakterisiert, hat bei allen weltweiten Erfolgen nie die Bodenhaftung verloren. Die Region Südbaden ist sein Lebensmittelpunkt geblieben – und dafür engagiert er sich vielfältig und grenzüberschreitend entlang des Oberrheins. Herrenknecht unterstützt etwa Bildungseinrichtungen von Karlsruhe und Offenburg über Straßburg bis nach Basel. In Karlsruhe kommt Giulia unterdessen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von zehn Metern pro Tag ihrem Ziel am Mühlburger Tor immer näher. Bereits im Herbst 2015 wird sie dort wieder durch ein Riesenloch in der Erde und in Einzelteile zerlegt zu Tage kommen, nachdem sie ihr Werk in der Fächerstadt vollbracht hat. Aber was passiert dann mit ihr? „Dann wird sie nach und nach wieder zurück zu Herrenknecht transportiert“, erklärt eine Mitarbeiterin im Infopavillon „K.“ für die Kombilösung. „Die Teile, die wiederverwertbar sind, werden dann wieder für andere Maschinen genutzt.“ Und wo auch immer auf der Welt und egal für welches Projekt diese Maschinen mit den Giulia-Teilen dann im Einsatz sind, sie werden kolossale Ausmaße haben, Aufsehen erregen, stetig vorankommen – und ganz sicher wieder Frauennamen tragen. Christoph Ertz ¬ Infos: www.herrenknecht.com www.diekombiloesung.de Seit 2010 präsentiert der Infopavillon „K.“ am Ettlinger Tor viele Informationen zu Karlsruhes großem Infrastrukturprojekt unter anderem in einer multimedialen Ausstellung. Der Infopavillon und das dazugehörige Bistro haben Montag bis Samstag jeweils von 10 bis 24 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 12 bis 24 Uhr geöffnet. Für weiterführende Fragen steht von Montag bis Samstag zwischen 11und 19 Uhr ein persönlicher Ansprechpartner zur Verfügung. 14 report | Handwerkskammer Karlsruhe 2014: Gutes Jahr für das Handwerk Knapp 19.000 Unternehmen im Kammerbezirk tätig Betriebe im Kammerbezirk Anlage A Anlage B1 Anlage B2 Gesamt 6103 3749 3222 2718 2594 2201 1620 1554 1206 1148 355 645 160 545 1458 685 548 495 Rastatt Landkreis Karlsruhe 1432 1054 130 Baden-Baden 1666 Stadt Karlsruhe D as Handwerk im Bezirk der Handwerkskammer Karlsruhe konnte aus konjunktureller Sicht zufrieden mit dem Jahr 2014 sein. Der Konjunkturindikator bewegte sich zwischen 51,9 und 61,6 Punkten und damit im vierten Jahr in Folge auf sehr hohem Niveau. Das Bauhauptgewerbe war insbesondere im ersten Halbjahr sehr stark ausgelastet. Auch die im Ausbauhandwerk tätigen Betriebe hatten volle Auftragsbücher. Bei den metallverarbeitenden Unternehmen war es insbesondere das zweite Halbjahr, in dem viele Betriebe am oberen Limit ihrer Möglichkeiten lagen. Die Mitgliedsbetriebe der Handwerkskammer erwirtschafteten 2014 circa 11,5 Milliarden Euro Umsatz, für 2015 wird mit einem nominellen Umsatzplus von 1,5 Prozent gerechnet. 469 304 Pforzheim 563 489 Enzkreis 420 349 Calw Zuwachs 2013 mit einem Plus von 261 Betrieben wurde damit etwas relativiert. Das zulassungspflichtige Handwerk der Anlage A wies insgesamt 11.061 Betriebe auf – und damit acht weniger als im Vorjahr. In der Anlage A wurden im Berichtsjahr 549 Eintragungen und 557 Löschungen durchgeführt. Beim zulassungsfreien Handwerk – die Selbstständigkeit setzt hier keinen formalen Qualifikationsnachweis voraus – ergab sich für das Berichtsjahr ein differenziertes Bild. Bei einem Bestand von 4.417 Betrieben der Anlage B1 gab es im Berichtsjahr 936 Eintragungen und 902 Löschungen (plus 34 Betriebe). Der handwerksähnliche Sektor zählte 3.463 Betriebe. An Bestandsbewegungen gab es 426 Eintragungen und 496 Löschungen. Fast 19.000 Handwerksbetriebe Insgesamt sind rund 98.000 Personen im Bezirk der Handwerkskammer Karlsruhe im Handwerk beschäftigt. Zum Jahresende zählte der Kammerbezirk 18.942 Betriebe und damit 44 Handwerksunternehmen weniger als im Jahr davor. Der überraschend hohe Der Bezirk der Handwerkskammer Karlsruhe umfasst die Stadtkreise Baden-Baden, Karlsruhe und Pforzheim sowie die Landkreise Karlsruhe, Calw, Rastatt und den Enzkreis. report | Handwerkskammer Karlsruhe 15 Firma Egle aus Rastatt sorgt für schöne Böden aus Holz, Linoleum oder Teppich Fachmännisch verlegte Böden halten lange D er Firmenboden ist aus heller, geseifter Douglasie. Dieser markante Dielenboden mit harmonischen Maserungen ist ein echter Blickfang. Doch die in Rastatt ansässige Firma Egle verlegt nicht nur Holzböden, sondern auch Linoleum, PVC oder Teppich. „Wir machen alles außer Fließen und Stein, deswegen auch unser Slogan: Schöner Boden“, sagt Firmenchef Manfred Egle, dessen Vater 1963 diese Firma für Fußböden gegründet hat. Sohn Manfred half als Schüler in den Ferien, um sein Taschengeld aufzubessern, hatte allerdings nach dem Abitur andere Pläne: Er studierte Kunst und Sport auf Lehramt und unterrichtete. Als seine Mutter verstarb, die den Betrieb mitgeführt hatte, ließ er sich beurlauben, um dem Vater unter die Arme zu greifen. Ein Auftrag folgte dem nächsten und schon bald war Manfred Egle im Betrieb unentbehrlich. 1980 übernahm er die Firma, legte seine Meisterprüfung ab und schloss 2001 noch eine Ausbildung 16 report | Handwerkskammer Karlsruhe als Restaurator im Parkettleger-Handwerk ab. Heute leitet er gemeinsam mit seiner Frau Sibylle Egle den Familienbetrieb mit acht Mitarbeitern. Seine pädagogischen Fähigkeiten kommen ihm nicht nur im Ungang mit den Auszubildenden zugute, sondern vor allem auch bei den Kundengesprächen. „Eine gute Beratung ist bei uns Voraussetzung“, weiß der Fachmann. Seine Kunden werden individuell betreut, um bei der enormen Produktvielfalt einen adäquaten Boden zu finden. „Wir arbeiten überwiegend mit lokalen Lieferanten, das Holz kommt aus dem Schwarzwald, den Vogesen oder dem Pfälzer Wald“, erläutert Egle. Ein gut verlegter Dielen- oder Parkettboden ist extrem langlebig, lässt sich mehrfach abschleifen und leicht pflegen. „Ein Holzboden hält nahezu unbegrenzt“, meint Sibylle Egle, die selbst in Küche und Bad Holz- Gut beraten: Die Firma Egle verlegt und renoviert Böden. F I R M E N P O R T R ÄT böden favorisiert. In ihrem Wohnhaus haben Egles natürlich auch Holzböden und der Meister gesteht: „Ich verlege am liebsten Dielenböden und mag Eiche sehr gerne.“ Über positive Rückmeldungen der Kunden freuen sich die Egles und hören oft: Es ist schöner geworden, als wir es uns vorgestellt haben! tet. Hochwertiges Linoleum darf nicht mit künstlichen PVC-Böden verwechselt werden. Seit den 1980er Jahren feiert der umweltfreundliche und kompostierbare Linoleumbelag ein Comeback als zeitloser, schlichter, in den Farben peppiger Boden, der für viele Anlässe seinen Zweck erfüllt. Auch Terrassen werden mit Dielen aus lokaler Produktion belegt, alles in Maßanfertigung. Bei den Teppichböden und dem Linoleum beraten die Fachleute genauso intensiv wie bei Holz. Auch Kombinationen sind denkbar. „Jede Baustelle ist eine neue Herausforderung. Wir müssen den Untergrund prüfen, schauen, ob es Fenster bis zum Boden gibt, wie die klimatischen Bedingungen sind. All das wird vorher sorgfältig getestet, damit der optimale Boden richtig verlegt werden kann, an dem unsere Kunden lange Freude haben“, sagt Manfred Egle. Zu den Kunden der Firma Egle zählen Privatleute, öffentliche Auftraggeber und Firmenkunden. Aufwändige Renovierungen gehören ebenso zum Portfolio wie Neuverlegungen. Das Paar kennt die Vorund Nachteile eines Familienbetriebes: „Der Urlaub richtet sich immer nach der Auftragslage und beim Abendbrot kann man den Arbeitsalltag nie ganz außen vor lassen“, berichtet Sibylle Egle, die zuvor als selbstständige Töpferin tätig war und nach der Geburt der drei Kinder in den Betrieb eingestiegen ist. „Inzwischen begeistere ich mich für Holz ebenso sehr wie mein Mann“, schmunzelt sie und zeigt auf das aufwändige Parkett und den edel verarbeiteten Holztisch. Und wer sich an dem ewigen Knarzen des Holzes stören sollte, für den haben Egles einen heißen Tipp parat: „Das hängt mit der Untergrundkonstruktion und der Breite der Dielen zusammen.“ Die Douglasie im Ausstellungsraum knarzt jedenfalls kein bisschen. Ute Bauermeister ¬ www.egle-boeden.de Beispielsweise die Walldorfschule in Rastatt entschied sich im Eurythmieraum für einen Sportboden aus massiver Esche und in den Unterrichtsräumen für Linoleum. „Linoleum ist sehr strapazierfähig, leicht zu reinigen, nachhaltig und ein natürlicher Boden, bestehend aus Holzmehl, gemahlenem Kalkstein, Naturharzen, Leinöl und Pigmenten. Als Trägermaterial dient Jute“, erklärt Egle und zeigt ein schönes Muster in frischem Grün, das noch dezent nach Leinöl duf- Fotos: Peter Sandbiller, Egle Visus Media report | Handwerkskammer Karlsruhe 17 Notizen aus der Handwerkskammer Höhepunkte 2014 und 2015 Die Kammerspitze nach der Wahl (von links nach rechts): Hauptgeschäftsführer Gerd Lutz, Vizepräsident Wolfgang Schmitt, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin Brigitte Dorwarth-Walter, Präsident Joachim Wohlfeil, Vizepräsident Martin-M. Schlegel. Werkstattcamp mit 700 Teilnehmern Bei der Handwerkskammer Karlsruhe wird Berufsorientierung großgeschrieben. Das Fazit für das Werkstattcamp in der Bildungsakademie fällt für das Jahr 2014 positiv aus. Mehr als 700 Schülerinnen und Schüler lernen in einer zweiwöchigen Berufsorientierungsmaßnahme zahlreiche unterschiedliche Berufe kennen. Einige nutzen das Angebot sogar in den Sommerferien: Sie bauen in zwei Wochen eine Seifenkiste, die sie am Abschlusstag ihren Eltern präsentieren. Erfolgreich auf Bundesebene Am Wettbewerb „Profis leisten was“ beteiligen sich zahlreiche junge Handwerkerinnen und Handwerker aus dem Bezirk der Handwerkskammer Karlsruhe. Auch für das Finale auf Bundesebene qualifizieren 18 report | Handwerkskammer Karlsruhe sich Teilnehmer aus dem Bezirk und sind dort erfolgreich. Erste Bundessieger werden die beiden Modellbauer Sebastian Breitbach aus Karlsruhe und Malte Rehwald aus Mühlacker. Dem Elektroniker Andy Hoffmann gelingt ein zweiter Platz, die Fotografin Rosalie Nagy wird dritte Bundessiegerin. Bildungsakademie motorisiert Für die Aus- und Weiterbildung im Kfz-Bereich erhält die Bildungsakademie der Handwerkskammer Karlsruhe elf Viertaktmotoren im Wert von 5.000 Euro. Die Motoren werden zur Erklärung von Grundprinzipien verwendet, auf deren Basis luftgekühlte Viertaktbenziner funktionieren. In der Bildungsakademie der Handwerkskammer Karlsruhe absolvieren jedes Jahr 5.000 Auszubildende ihre überbetriebliche Unterweisung. In der Fort- und Weiterbildung sind es über 3.600 Teilnehmer. Joachim Wohlfeil bleibt Kammerpräsident Bei der 79. Vollversammlung der Handwerkskammer Karlsruhe wird Gas- und Wasserinstallateur-Meister Joachim Wohlfeil in seinem Amt bestätigt. Er tritt damit seine vierte Amtsperiode an. Zum Vizepräsident der Arbeitgeberseite wird Elektroinstallateur-Meister Wolfgang Schmitt aus Stutensee gewählt, die Arbeitnehmer vertritt weiterhin Vizepräsident Martin M. Schlegel aus Rheinstetten, er ist Fleischermeister. Den Vorstand der Handwerkskammer Karlsruhe komplettieren Maurermeister Martin Hirschberger, Bestatter Klaus Langohr, Glasermeister Rolf Meinzer, Bäckermeister Martin Reinhardt sowie für die Arbeitnehmerseite die Hörgeräteakustikerin Viola Ferrenberg und Elektroinstallateur Norbert Masson. Meisterbriefe erhalten Die Meisterfeier 2014 findet im Kongresszentrum Pforzheim statt. 328 Jungmeisterinnen und Jungmeister erhalten aus den Händen von Kammerpräsident Joachim Wohlfeil und Hauptgeschäftsführer Gerd Lutz ihre Meisterbriefe. Im Bezirk der Handwerkskammer Karlsruhe sind 19 unterschiedliche Gewerke mit Meisterprüfungsausschüssen angesiedelt. Betriebe retten Der runde Tisch für das Krisenmanagement – eine Gemeinschaftsinitiative der Handwerkskammer Karlsruhe und der KfW-Bankengruppe für Betriebe in Schieflage – hat im Berichtsjahr 48 Betriebe durch Zuschüsse gefördert und betreut. Beim runden Tisch suchen alle Betroffenen – Betriebe, Kammer, Projektbetreuer, Hausbank – gemeinsam nach einer Krisenbewältigungsstrategie, um Betriebe und Arbeitsplätze zu retten. Die selbstgebaute Seifenkiste des Sommerwerkstattcamps. Wirtschaftsminister Schmid besucht Betriebe Bei der „Tour de Handwerk“ besucht Wirtschaftsminister Nils Schmid gemeinsam mit Vertretern der Handwerkskammer Karlsruhe drei Betriebe in Pforzheim. Den Anfang macht das Studio der Firma Gieske – einem Unternehmen, das sich mit Werbefotografie beschäftigt. Danach steht der Besuch der Firma Spittelmeister auf dem Programm, einem Unternehmen, das individuelle Lösungen im Stahl-, Metall- und Balkonbereich im Produktangebot hat. Den Tour-Abschluss bildet die Firma Kramski, ein Unternehmen, das sich seit der Gründung vom reinen Werkzeugbauer zu einem Hersteller anspruchsvoller Stanz- und Hybridteile entwickelt hat. Ein Gedankenaustausch mit Vertretern des Handwerks beschließt die Tour. Vorbildliche Ausbildung gewürdigt In einer kleinen Feierstunde ehrt die Kammer 22 Betriebe für deren vorbildliche Ausbildung. Daneben gibt es für die Sieger des Leistungswettbewerbs „Profis leisten was“ auf Landes- und Bundesebene Urkunden und Preise. Die Kammer würdigt in dieser Veranstaltung die Ausbildungsleistungen der Betriebe und die Erfolge von jungen Handwerkerinnen und Handwerker. Ottis Schlachthof war gestern Neue Betriebswirte des Handwerks Emotional, spannend, informativ und ganz nah am Publikum: So lautet das Motto der neuen Senderreihe, die die Handwerkskammer Karlsruhe gemeinsam mit dem Regionalsender Baden TV realisiert. Alle zwei Monate wird im Schlachthof, einer urigen Kneipe in Karlsruhe, mit Vertretern der Handwerkskammer und Betrieben ein aktuelles Thema aufgegriffen und im Talk ausführlich besprochen. Eine Woche später geht der Beitrag auf Sendung, die Handwerkskammer Karlsruhe stellt alle Folgen auf ihrer Internetseite ein. Auch in diesem Jahr verabschiedet die Akademie des Handwerks nach zweijährigem Studium staatlich anerkannte Betriebswirte des Handwerks. Gelehrt wird an den Studienorten Pforzheim und Karlsruhe, die Vorlesungen finden berufsbegleitend in den Abendstunden und an den Wochenenden statt. Für die 18 Absolventen gilt es, 500 Unterrichtseinheiten zu bewältigen: Sie befassen sich mit Volksund Betriebswirtschaftslehre sowie Managementtechniken und schließen mit einem praxisbezogenen Projekt ab. 300 Gäste beim Neujahrempfang René Meier neuer Außenwirtschaftsberater Der Neujahrsempfang der Handwerkskammer findet am Dienstag, den 13. Januar 2015, im Kurhaus Baden-Baden statt. Über die aktuelle Wirtschaftslage spricht Professor Peter Bofinger, Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Der Wirtschaftsweise steht auf der Seite der Nachfragetheoretiker: Er befürwortet höhere Staatsausgaben und eine aktive Investitionspolitik der Regierung. Den Neujahrsempfang besuchen mehr als 300 Gäste der Handwerkskammer Karlsruhe. Neuer Ansprechpartner in Sachen Außenwirtschaft bei der Handwerkskammer Karlsruhe ist seit Mai 2015 René Meier. Die Außenwirtschaftsberatung unterstützt und begleitet Handwerksunternehmen beim Einstieg und der Erweiterung ihres Auslandsgeschäftes. Mitgliedsbetriebe werden kostenlos zu grenzüberschreitenden Themen beraten. Die Schwerpunkte liegen vor allem auf arbeits- und handwerksrechtlichen Themen. report | Handwerkskammer Karlsruhe 19 Das Handwerk geht App Smartphone-Apps der Handwerkskammer erleichtern die Suche nach Handwerkern und Lehrstellen D en passenden Handwerker zu finden, wird immer einfacher: Mit dem „Handwerkerradar 2.0“, der App der Handwerkskammer Karlsruhe, kann der Verbraucher schnell und gezielt den optimalen Handwer- Den passenden Handwerker zu finden, war noch nie so einfach. ker in der Nähe finden. Das Programm verfügt über unterschiedliche Suchfunktionen – etwa nach Gewerken, nach Postleitzahl oder Umkreis. Übersichtliche Ergebnislisten, Kartendarstellungen und eine interaktive „Radar- Ansicht“ führen schnell zum passenden Betrieb. Grundlage der App ist die „Handwerkersuche“ auf den Internetseiten der Handwerkskammer. „In der App findet sich der qualifizierte Datenbestand der regional Handwerkskammer, der immer auf dem Laufendem gehalten wird“, erläutert der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Karlsruhe, Gerd Lutz. Mobil zum Traumjob Mit dem Lehrstellenradar ist zudem auch die Suche nach freien Ausbildungsplätzen im Handwerk per Smartphone möglich. Einmal installiert, erleichtert die App die mobile Suche nach Ausbildungs- und Praktikumsplätzen bei Handwerksbetrieben aus der gesamten Technologieregion Karlsruhe und darüber hinaus. Jugendliche können sich ein Profil inklusive Suchassistent und Push-Benachrichtigung einrichten. Dadurch erhalten sie sofort eine Nachricht, sobald eine passende Lehrstelle von einem Betrieb angeboten wird. Denn auch die Handwerksbetriebe selbst können ihre freien Lehrstellen kostenlos in die Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Karlsruhe eintragen. Das Angebot erscheint nicht nur online, sondern wird auch in den Lehrstellenradar aufgenommen. Die freie Lehrstelle wird somit auch auf dem Smartphone präsentiert. Alle Apps der Handwerkskammer können im Google-Play-Store für Android-Smartphones oder im App-Store für Apple-Produkte kostenlos heruntergeladen werden. Weitere Informationen unter www.hwkkarlsruhe.de. 5CEJXGTUVȇPFKIGƒPFGP Sachverständige im Handwerk Knapp 170 neutrale Sachverständige stehen zur Begutachtung von Handwerkerleistungen zur Verfügung. Neue App hilft bei der Expertensuche D em Sachverständigenwesen im Handwerk kommt eine besondere Bedeutung zu. Ohne handwerkliche Sachverständige könnten viele Rechtsstreitigkeiten nicht gelöst werden. Vor diesem Hintergrund hat die Handwerkskammer Karlsruhe auch im letzten Jahr Sachverständige im Handwerk öffentlich bestellt und vereidigt. Bei der Handwerkskammer Karlsruhe sind damit derzeit insgesamt 169 Sachverständige in 31 zulassungspflichtigen sowie zwölf zulassungsfreien Handwerken und vier handwerksähnlichen Gewerben bestellt. Für Streitfälle hat das Handwerk zudem den Sachverständigen-Navi entwickelt. Mit der App lässt sich der passende – und neutrale – Sachverständige für den Fall finden, dass es zu unterschiedlichen Auffassungen zwischen Handwerkerleistung und den Erwartungen des Kunden gekommen ist. Mit Hilfe des Sachverständigen kann dann eine fachlich fundierte Basis zur praktikablen Lösung des Streitfalles geschaffen werden. Rund 170 von der Handwerkskammer öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige aus über 30 Branchen des Handwerks stehen zur Begutachtung von handwerklich erbrachten Leis- tungen sowie deren preislicher Angemessenheit zur Verfügung. Mit Hilfe des Navi können in der Regel mehrere Sachverständige zu dem gewünschten Themengebiet eines speziellen Handwerks, in unmittelbarer Nähe sowie mit allen Kontaktdaten, schnell und ohne weitere Kosten und ohne fremde Hilfe ermittelt werden. Das bietet keine andere Anwendung auf dem Markt. Bei Rückfragen zum Thema: Joachim Huber: Telefon 0721/1600-122 und E-Mail an [email protected] report | Handwerkskammer Karlsruhe 21 Blick auf den Nil von der Raumstation ISS aus. Ein Stück Karlsruhe im Weltall Alexander Gerst forschte ein halbes Jahr im All und umrundete 2.500 Mal die Erde / Studium am KIT in Karlsruhe hat ihn geprägt / Von der Raumstation ISS schickte der Astronaut eine Videobotschaft in die Fächerstadt / Sensationelle Momente und Ausblicke V on der Raumstation ISS schickte Alexander Gerst einen Videogruß nach Karlsruhe ans KIT – mehr als 34.000 Mal wurde dieser auf Facebook angeklickt und freudig kommentiert: „Cool, dass Du das KIT im All vertrittst.“ Gerst hat am Geophysikalischen Institut des KIT seine Diplomarbeit geschrieben. „Karlsruhe war der Start meiner wissenschaftlichen Karriere. Es war eine großartige Zeit, an die ich noch oft denke“, erinnert sich der dritte Deutsche im All. Sein damaliger Betreuer am KIT, Professor Friedemann Wenzel, kommentiert: „Als ich das Gutachten zu seiner exzellenten Arbeit schrieb, dachte ich: So einer wäre im 18. oder 19. Jahrhundert ein Entdeckungsreisender geworden und hätte die unbekannten Weiten der Erde erforscht. In moderner Form macht er das ja heute.“ Ein halbes Jahr lebte der Astronaut 2014 in der Raumstation ISS, an 166 Tagen hat er insgesamt etwa 2.500 Mal die Erde umrundet und täglich 16 Mal die Sonne aufgehen sehen. Vier Jahre hartes Training unter anderem mit bei minus 30 Grad Campen, Russisch lernen und jede Menge Tests musste Gerst absolvieren, bevor er sich für diese Mission qualifizierte. Das Jahr vor seinem Abflug bestand zu 70 Prozent aus Notfalltraining. Die erste Hürde nahm Alexander Gerst jedoch bereits 2009, als er sich gegen 8.407 Bewerber bei der ESA durchsetzte und eine Ausbildung als Astronaut beginnen durfte. Fotos: Copyright ESA–S.Corvaja, iStockphoto „Soweit ich mich zurück erinnern kann, hat mich das immer schon fasziniert, Astronaut zu sein. Ich wollte die Welt erforschen, war neugierig, habe Bücher über Stürme, Vulkane, Dinosaurier und Sonnensysteme verschlungen. Ich wollte unbedingt selbst gerne Licht in die Dunkelheit bringen und habe mich gefragt, wie Erdbeben oder Vulkane entstehen“, erinnert sich der sympathische Mann, der jede Menge Bilder und Botschaften aus dem All twitterte. Gerst ist 1976 in Künzelsau geboren, unweit des Standortes des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums in Lampoldshausen, wo die großen Raketentriebwerke der Ariane getestet wurden. „Das konnte man von uns aus tatsächlich hören und ich bin mit meinem Opa öfter hingefahren. Meine Familie hat meinen Forscherdrang immer gefördert“, erzählt Gerst. Nach dem Zivildienst bereiste er als Rucksacktourist verschiedene Länder, bevor er an der Universität in Karlsruhe Geophysik studierte. 2006 erhielt Alexander Gerst ein Sommerstipendium des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Vier Jahre später promovierte er an der Universität Hamburg mit einer Forschungsarbeit zur Eruptionsdynamik. report | Handwerkskammer Karlsruhe 23 Ihn beschäftigen Fragen nach der kosmischen Umgebung, der Entstehung des Mondes und ob es Leben auf dem Mars gibt. „Seit 50 Jahren haben wir die Möglichkeit, ins All zu reisen und können zu neuen Planeten aufbrechen, das ist großartig“, schwärmt Gerst. Allerdings weiß der Experte auch, dass keine Rakete starten würde, wenn nicht ein großes Forscherteam am Boden die Arbeit im All unterstützen würde: „Meine Arbeit ist im Grunde der verlängerte Arm von 1.000 Ingenieuren und Wissenschaftlern“, meint Gerst. Angst hatte er keine, als die Rakete im Mai 2014 startete, aber großen Respekt, kein Wunder bei 26 Millionen PS und 300 Tonnen Treibstoff im Tank! Es dauert nur sechs Stunden bis zur Raumstation (früher mussten die Astronauten für die 400 Kilometer zweieinhalb Tage einplanen). Kaum angedockt, machten sich menschliche Bedürfnisse bemerkbar: „Zuerst mal musste ich auf Toilette, wir waren im Raumschiff lange angeschnallt. Ich war erleichtert, dass es besser ging als gedacht“, lacht Gerst. Während seiner Zeit in der Schwerelosigkeit hat Alexander Gerst jeden Tag etwa zwei Stunden trainiert, um nicht zu viel Knochenmasse und Muskulatur abzubauen. „Es ist mir gelungen, sogar Muskelmasse aufzubauen. Außerdem wurde festgestellt, dass meine Haut 24 report | Handwerkskammer Karlsruhe im All weniger schnell altert“, berichtet er. 160 Versuche, die auf der Erde nicht durchzuführen wären, haben die Astronauten dort oben gemacht. „Am Schmelzofen klemmte ein Bolzen. Wir mussten improvisieren und uns mit Werkzeug und Rasierschaum behelfen“, erläutert der Experte. „Natürlich haben wir während der Mission mitgefiebert. Auf unserer Institutswebpage gab es einen Link zu Alexanders Blog, der auch fleißig genutzt wurde“, so Professor Friedemann Wenzel. Auf der ISS war der Alumnus des KIT für eine Reihe von Experimenten verantwortlich, etwa zu Werkstoffkunde, Plasmaforschung und Strahlenschutz. „Das sind zwar keine Themen, mit denen wir uns am Geophysikalischen Institut beschäftigen. Aber mit seinen Fotos und Berichten von der ISS hat Alexander viele Menschen erreicht und Neugier auf Forschung geweckt – davon profitiert auch die Wissenschaft“, sagt Friedemann Wenzel. Highlight war ein Weltraumspaziergang Neue Legierungen für Automotoren, Flugzeugturbinen oder Smartphones werden in der ISS erforscht. „Im Weltall können Legierungen glühend untersucht werden, ohne dass sie ein Randgefäß berühren. Mit den Daten können wir das dann zu Hause am Compu- Forscht im All: Viele Versuche hat der Astronaut Gerst in der Schwerelosigkeit durchgeführt. ter simulieren“, erklärt Gerst. GPS wäre ohne Weltallforschung nicht denkbar. Auch für die Medizin sind diese Experimente ein interessantes Forschungsfeld, es gibt unter anderem Untersuchungen zu Knochenschwund im Weltall oder es werden mit multiresistenten Bakterien neue Medikamente getestet. Eine 500 Kilo schwere Kühlpumpe musste ausgetauscht werden. „Das ist eine tolle Sache, wenn man die Chance hat, raus zu gehen und plötzlich nichts mehr zwischen sich und der Erde zu haben, frei im All schwebend“, erinnert sich Gerst und ergänzt: „Ich bin mir sicher, es würde unser Verständnis komplett verändern, wenn jeder Mensch einmal die Gelegenheit hätte, unseren Planeten aus dieser Entfernung zu sehen. Denn die Erde ist im Grunde eine kleine Gesteinskugel, die durch ein riesiges, schwarzes Universum fliegt mit beschränkten Ressourcen und einer sehr dünnen und zerbrechlichen Atmosphäre. Jede Klimaveränderung, jeder Krieg hat Einfluss auf den gesamten Planeten.“ Kaum war der junge Forscher wieder zurück auf Erden und sicher in Kasachstan gelandet, meinte er: „Ich will wieder nach oben!“ Ute Bauermeister ¬ Alexander Gerst, Geophysiker und Astronaut, geboren 1976 in Künzelsau, erlangte sein Diplom an der Universität Karlsruhe. Interesse an der Raumfahrt weckte sein Großvater, ein Funkamateur, der den Mond als Reflektor für Funkverbindungen nutzte. 2007 Bernd Rendel Preis als ausgezeichneter Nachwuchsforscher 2009 begann er seine Ausbildung bei der ESA zum Astronauten. 2010 Promotion Universität Hamburg zur Eruptionsdynamik 2011 Erster Raumflug zur Internationalen Raumstation ISS. 29.5. bis 10.11. 2014 war Gerst im Weltraum in der Raumstation ISS. 2015 Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Aus dem All sendete Gerst live eine Videobotschaft nach Karlsruhe ans KIT, wo er studierte. report | Handwerkskammer Karslruhe 25 Handy statt Bargeld Mobile Payment könnte auch für Handwerker Zahlungsvorgänge vereinfachen, steckt aber noch in den Kinderschuhen L aut einer Bitkom-Studie haben 75 Prozent aller Deutschen ihr Smartphone immer dabei. „Der nächste logische Schritt ist, immer mehr Aufgaben wie beispielsweise das Bezahlen bequem mit dem Smartphone zu erledigen“, erklärt Matthias Huber, Leiter des Bereichs smartSecurity beim FZI Forschungszentrum Informatik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Die Idee hinter Mobile Payment ist simpel: Einfach das Smartphone zücken und damit an der Supermarktkasse zahlen oder die Zugfahrkarte lösen – technisch ist das längst machbar und beispielsweise in den USA schon weit verbreitet. 26 report | Handwerkskammer Karlsruhe Die meisten mobilen Bezahlmethoden funktionieren über spezielle Payment-Apps, die auf NFC basieren. Sowohl das Gerät des Kunden also auch das jeweilige Kassensystem muss für die Near Field Communication (NFC) fähig sein. Beide Geräte dürfen sich nur wenige Zentimeter auseinander befinden, um die Daten, die zuvor in der Bezahldienst-App verschlüsselt hinterlegt wurden, über Funk übertragen zu können. Gerade auch für Handwerker könnten solche Zahlungsmethoden eine Vereinfachung darstellen, etwa um sich direkt vor Ort beim Kunden kleinere Beträge bezahlen zu lassen, statt den Rechnungen möglicherweise hinterher laufen zu müssen. Allerdings: Bislang bevorzugen die allermeisten Deutschen weiterhin EC-Karte und Bargeld. Experte Matthias Huber sieht vor allem noch ungelöste Sicherheitsfragen als Grund: „Schon beim Online-Banking musste man erkennen, dass die Gefahr von Manipulation durch Schadsoftware groß ist und der Anwender nicht auf die Sicherheit seines PC vertrauen kann. Smartphones unterscheiden sich in dieser Hinsicht kaum von herkömmlichen PCs. Sie können noch dazu gestohlen werden.“ Doch an Lösungen wird gearbeitet, auch am FZI: „Mit Industriepartnern forschen wir unter anderem an der Sicherheit mobiler Bezahlverfahren“, betont Huber. Christoph Ertz ¬ Foto: iStockphoto Kulturtipps Ausflüge in die Region Riedmuseum Rastatt-Ottersdorf Rastatt. Aalschokker Heini, schon mal gehört? Das speziell für den Aalfang entworfene Boot liegt in einem Altrheinarm und ist Teil des 2001 eröffneten Riedmuseums, dem Freilichtmuseum am Wegrand des PAMINA-Rheinpark-Fahrradweges. In der Scheune ist auf Fotos die Veränderung der Rheinlandschaft zu beobachten. In einem alten Haus wird der Dorfalltag wieder wach. In der Ölmühle gibt’s einiges über Speiseölgewinnung und Schnapsbrennerei zu erfahren. Riedmuseum Ottersdorf, Am Kirchplatz 6, 76437 Rastatt-Ottersdorf, Tel: 07222/ 25509, Öffnungszeiten: März bis Oktober: Fr-So, feiertags von 14-18 Uhr. Elsässisches Museum Straßburg. Das elsässische Museum besteht aus drei historischen Stadthäusern, die durch ein Labyrinth aus Treppen miteinander verbunden sind. Das 1902 gegründete Museum hat eine charmant-authentische Atmosphäre. Über 5.000 Exponate zeugen vom elsässischen Alltag im 18. und 19. Jahrhundert: Mobiliar, Haushaltsgegenstände, Spielzeug, traditionelle Trachten, Werkzeug, religiöse Gegenstände und Bilder sind auf die 30 Museumsräume verteilt. Musée Alsacien, 23-25, quai Saint-Nicolas, 67000 Strasbourg, Tél. 0033 38852 5001, Ganzjährig von Mo-Fr 12-18 Uhr, Sa und So 10-18 Uhr. Dienstags ist geschlossen. Klostermuseum Hirsau Hirsau. Wie lebten Mönche? Ein bedeutendes Benediktinerkloster entstand im 11. Jahrhundert in Hirsau, malerisch an der Nagold nördlich von Calw gelegen. Die Ausstellung im 1991 entstandenen Klostermuseum zeugt mit Text- und Bildtafeln sowie Fundgegenständen von der über 1.100 Jahre zurückreichenden Hirsauer Klosterkultur, dem Leben der Mönche sowie der Orts- und Sozialgeschichte des Kurorts Hirsau. Reste der Klosterkirche sind noch erhalten. Klostermuseum Hirsau, Calwer Straße 6, 75365 Calw-Hirsau, Telefon 07051/59015, Öffnungszeiten: April-Oktober Di-Fr 13-16 Uhr, Sa+So 12-17 Uhr, NovemberMärz geschlossen, Ausnahmen: Allerheiligen, Neujahr, 6. Januar und Ostermontag. Deutsches Musikautomaten-Museum Bruchsal. Musikdosen, Drehorgeln, klingende Alltagsgegenstände wie Nähkästchen und Kleiderhaken, „mobile Discos“ und viele weitere musikalische Automaten sind im Deutschen Musikautomaten-Museum zu entdecken. Auf drei Etagen werden rund 500 Exponate gezeigt. Auch der Übergang zu neuen Reproduktionsmedien von Grammophon, Radio, Schallplatte und CD bis hin zu Youtube ist Teil der Ausstellung. Deutsches Musikautomaten-Museum, Schloss Bruchsal, 76646 Bruchsal, Telefon 07251/742652, täglich geöffnet (außer Montags) 10-17 Uhr, 24., 25. und 31. Dezember geschlossen, 1. Januar ab 13 Uhr geöffnet. Fotos: Museen der Stadt Calw, Riedmuseum (Stadt Rastatt), Klostermuseum Hirsau, Musée Alsacien Strasbourg report | Handwerkskammer Karlsruhe 27 Geduld, Geschick und gutes Gehör Cembalobauerin Susanne Merzdorf exportiert bis Japan / Sie baut, restauriert und verleiht Cembali, Clavichorde und Spinette / Die Remchinger Firma beliefert unter anderem die Händelfestspiele in Karlsruhe M it dem Skalpell werden die Kiele auf den Millimeter genau beschnitten, damit sie die richtige Lautstärke haben. Denn beim Cembalo werden die Saiten mit Kielen angezupft. Das Intonieren erfordert Feingefühl. „Man braucht vor allem Geduld, handwerkliches Geschick und ein gutes musikalisches Gehör“, erklärt Cembalobauerin Susanne Merzdorf. 2011 hat sie den Familienbetrieb ihres Vaters übernommen und führt seither sorgfältig die Geschicke des Unternehmens in Remchingen. Ihre Liebe für die historischen Instrumente, die sie baut, klingt in jedem Satz mit. Merzdorf 28 report | Handwerkskammer Karlsruhe spielt seit ihrem zwölften Lebensjahr selbst Cembalo und Schlagzeug. Zuerst wollte sie Musikerin werden, hat dann aber doch lieber eine Ausbildung im elterlichen Unternehmen absolviert. 1997 legte Susanne Merzdorf ihre Meisterprüfung ab. „Mein Meisterstück habe ich gerade nach Budapest ausgeliehen“, sagt die 46-Jährige. Der Klang eines Cembalos ist weich, vielschichtig und schmeichelnd. Die Resonanz und die Klangfarbe sowie das vibrierende Volumen eines Cembalo, eines Spinetts oder eines Klavichordes bezaubern noch, Susanne Merzdorf (links) hat den Betrieb ihres Vaters (Bild unten rechts) übernommen. lange nachdem die Blütezeit der Barockinstrumente verstrichen ist. Händel und Bach haben für Cembali komponiert. Heute ist dieses Tasteninstrument noch in Museen, Theatern, Musikschulen, Musikhochschulen oder bei Liebhabern zu finden. „Wir orientieren uns an historischen Vorbildern. Ich war im Musikinstrumentenmuseum in Berlin und habe das Original ausgemessen, das wir dann für die Händel-Festspiele in Karlsruhe nachgebaut haben“, erzählt die zweifache Mutter. Je nach Bauweise wiegt das gute Stück zwischen 30 und 85 Kilogramm. Jedes Cembalo ist aus bestem Holz gefertigt. „Wir verwenden hauptsächlich einheimische Hölzer, die teils nach dem Mondkalender gefällt werden, damit sie besonders haltbar und wenig anfällig für Schädlinge sind“, sagt Merzdorf. In ihrer Werkstatt gibt es einige Maschinen. „So ein Cembalo oder Spinett entsteht in Handarbeit, aber manche Sägeoder Schleifmaschinen sind doch sehr nützlich“, erläutert sie. F I R M E N P O R T R ÄT geöl klebrig, ist man zu spät, hält es nicht mehr“, weiß Merzdorf. Reparaturen und Restaurationen gehören zum täglichen Geschäft. An ihrer Arbeit gefällt ihr die Vielfalt, das Handwerk und der Umgang mit Musik. Egal, ob sie den neuen Bogen in drei Schichten verleimt oder das von ihrem Großvater gebaute Instrument restauriert, die Frau ist konzentriert bei der Sache und baut jedes Unikat so, dass es den optimalen Klang erzeugt. Ute Bauermeister ¬ www.merzdorf.de Etwa vier neue Cembali baut Merzdorf gemeinsam mit ihrem Vater und dem Cousin, der ab und zu hilft, und ihrer Auszubildenden pro Jahr. Sie exportiert bis Japan. Zwischen zwei und fünf Monaten dauert es, bis das Instrument fertig ist. Viele Pianisten oder Organisten schwören nach wie vor auf Cembali oder intim klingende Clavichorde, die sie auch baut. An dem einmanualigen Cembalo aus geöltem Kirschbaumholz wird die Kunstfertigkeit dieses filigranen Metiers sichtbar. Die Tastenbelege sind aus Pflaumenholz und die schwarzen Obertasten aus Mooreiche. In einem kleinen Geheimfach liegt der Stimmschlüssel. Ein Cembalobauer muss handfest zupacken, aber auch feine Holzverstrebungen und Verzahnungen manuell meistern, um die Ecken stabil miteinander zu verbinden. Das Cembalo muss transportiert werden können, darf jedoch nicht zu fest sein, da das Gehäuse schwingen soll. Eine knifflige Aufgabe. „Wir verleihen häufig Cembali oder Spinette und die stimmen wir dann vor Ort. Zum Beispiel werden die Karlsruher Händelfestspiele im Badischen Staatstheater von uns bestückt und ich stimme die Instrumente vor allen Proben und Aufführungen“, berichtet die Expertin. Auch bei dem bundesweiten Wettbewerb „Jugend musiziert“ kommen Cembali zum Einsatz, als Begleitung der Blockflöten, denn ein Klavier wäre zu laut und würde die Harmonie stören. In ihrer Werkstatt steht gerade ein wunderschön verziertes Cembalo mit zwei Manualen (Tastaturen), die auch beide gleichzeitig angerissen werden können. 183 Saiten muss Merzdorf bei so einem Cembalo stimmen, das dauert bis zu einer Stunde. Die Unterböden und Innendecken sind bemalt, Luftlöcher werden mit Rosetten verschönert. Jedes Detail ist liebevoll verarbeitet. Die Außenwände sind teils mit Blattgold belegt. „Das braucht Erfahrung. Wenn man das Blattgold zu früh anlegt, dann bleibt es vom Anle- Fotos: Peter Sandbiller report | Handwerkskammer Karlsruhe 29 Die Stadt ist der Star 300 Jahre Karlsruhe Globale / Lichtshow und Holz-Pavillon am Schloss / Pavillon wird zu Holzbänken W ow! Die Stadt war wirklich der Star! Und ihre 300.000 Bewohner feierten mit! Jeden Abend versammelten sich viele Menschen vor dem Karlsruher Schloss und bestaunten die wechselnden LichtShows. Gemütlich auf Decken sitzend und plaudernd, den Kinderwagen daneben oder aufs Rad gestützt: Hier kamen Generationen zusammen, um das allabendliche Spektakel zu betrachten. Die 180 Meter lange Fassade des Schlosses veränderte sich rasant: Architektonische Elemente schienen in 3D auf die Menge zuzurasen, schnell und farbenfroh spielte sich die Historie ab oder es entstanden bunte Lichtspektakel. 30 report | Handwerkskammer Karlsruhe Ob Markgraf Karl Wilhelm sich das hätte träumen lassen, als er vor 300 Jahren im Hardtwald einnickte und im Schlummer, erschöpft von der Jagd, die Vision einer strahlenförmigen Stadt hatte, die er 1715 gründete? Der absolute Herrscher bot zwar rechtliche und steuerliche Vergünstigungen, damit sich die Menschen in „Karls-Ruhe“ nieder ließen, aber Zugang zu seinem Schloss oder dem Schlossgarten gewährte er den Bürgern nicht. 300 Jahre später ist das imposante Schloss mitsamt dem schönen Park offen für alle Bürger der Stadt. Nicht nur das. Der Schlosspark, in dem Karl Wilhelm sei- Der Stadtgeburtstag wurde mit einer spektakulären Lichtershow am Schloss eröffnet. ne Tulpen pflanzte, war mit dem großen Holz-Pavillon das Zentrum und Herzstück des Stadtgeburtstages. Das renommierte Architekturbüro Jürgen Mayer H. hat den zwischen Schloss und See platzierten Pavillon in Kontrast zum Barock-Schloss als modernes Zentrum aus lauter schräg geneigten und 16 Meter hohen Holzstützen gebaut, die unregelmäßig in die Höhe ragten. Jürgen Mayer erläutert: „Holz ist emotional positiv besetzt und damit sehr interessant für einen Ort, an dem sich Menschen wohl füh- Foto: Uli Deck len sollen. Außerdem spricht für Holz die nachhaltige Ökobilanz dieses natürlichen Materials. Die Tragstruktur besteht aus 164 hellgrauen, miteinander verbundenen Holzstäben. Als Baumaterial wählten wir Fichtenholz als Referenz an die Bäume im Hardtwald.“ Der Pavillon war Treffpunkt, Veranstaltungsort, Bühne und Café. Hier ging es täglich schon mit Frühsport los, nachmittags gab es Werkstätten und abends Lesungen, Diskussionen, Konzerte und Kleinkunst. Das Konzept ging auf, der Schlosspark war 100 Tage lang be- report | Handwerkskammer Karlsruhe 31 gehrter Treffpunkt für Jung und Alt. Komplikationslos konnte jeder einfach mal vorbeischauen, meist waren keine Karten nötig und es wurde immer was geboten. Martin Wacker, Projektgeschäftsführer des Teams Karlsruhe 300, zeigte sich vollends zufrieden: „Eine junge, dynamische und selbstbewusste Stadt fächerte mit über 500 Veranstaltungen ihr Potential auf, 10.000 Bewohner waren aktiv beteiligt und viele Hunderttausende haben auch von außerhalb mitgefeiert.“ Es sei eine Begeisterung spürbar gewesen, die es so noch nie gegeben habe. Mit über 550.000 Besuchern nach sechs Wochen Stadtgeburtstag liege das Interesse über den eigenen Erwartungen. „Die Veranstaltungen stoßen allesamt auf Zuspruch“, bilanziert Wacker. Er sagt weiter: „Die Menschen strömen nicht nur sehr zahlreich zu den einzelnen Events, sie verbreiten vor allem eine wunderbar fröhliche, friedliche und positive Stimmung.“ Gefeiert wurde zudem nachhaltig. „Die Stadtwerke lieferten Ökostrom, alle Werbemittel wurden auf Recycling-Papier gedruckt und die benötigten Elektrogeräte gemietet“, berichtet Wacker. behalten und die mit dem KA-300-Logo gebrandet dann in der Stadt aufgestellt werden, so dass alle Bürger etwas davon haben. Nicht nur das Holz bleibt in der Fächerstadt, viele Projekte strahlen über den Geburtstag hinaus noch nach. „Einige Stadtteilprojekte sind so gut angekommen, das wollen die Organisatoren beibehalten, zum Beispiel soll es nächstes Jahr wieder einen Wäscherinnenlauf in Bulach geben“, berichtet Franziska Pfaff vom Team KA 300. Auch der „Garten der Religionen“, der am 24. September im City-Park der Südstadt-Ost eröffnet, dient als dauerhafter Treffpunkt von Menschen unterschiedlicher Religionszugehörigkeiten und Konfessionslosen und soll den Dialog und Austausch fördern. Denn schon der Privilegienbrief des Markgrafen führte Menschen vielerlei Herkommens und Glaubens in die Fächerstadt. Das groß angelegte Volonteer-Programm wird ebenfalls weiter geführt werden. „Das ist für große Veranstalter extrem attraktiv, wenn wir Volonteers in petto haben“, erläutert Martin Wacker. Globale – ein komplett neues Kunstereignis im ZKM und in der Stadt Schüler des Goethe-Gymnasiums haben eine Juniorfirma gegründet, um das Holz nach Abbau des Pavillons weiter verarbeiten zu können. Ein Drittel der über 300 Kubikmeter Holz wird in der Stadt verbleiben und zwei Drittel wird die Holzbaufirma wieder mitnehmen und recyceln. Überlegt wurde, einen Spielplatz aus Holz zu bauen oder aber Sitzhocker zu gestalten, die dann verkauft werden. Die Tendenz geht jedoch in Richtung Bänke, welche die Form des Pavillons bei- Eine große Wolke und eine Datenflut empfängt die Besucher in den beiden beeindruckenden Lichthöfen im Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM). ZKM-Chef Peter Weibel hat mit der „Globale“ viele spektakuläre Kunstereignisse geschaffen zu den aktuell beherrschenden Themen Globalisierung und Digitalisierung. „Ziel der Globale ist es, den Reichtum und die Optionen der neuen Alli- Die Stadt ist der Star: Die Inszenierung „pulled by roots“ des Künstlers Leandro Erlich (links) und die Lichtsjow am Schloss (rechts). 32 report | Handwerkskammer Karlsruhe Großer Andrang herrschte unter anderem bei der Oldtimer-Parade. anz von Wissenschaft und Kunst im digitalen globalen Zeitalter zu zeigen“, so Peter Weibel. Dafür hat er die Lichträume, in denen sonst viele verschiedene Medienkunstwerke zu sehen sind, komplett leer geräumt. In dem einen läuft der Besucher auf einer großen Holzrampe in eine sich immer stärker verdichtende, künstliche Wolke (die Cloudscape wurde von Transsolar + Tetsuo Kondo entwickelt), im anderen Hof macht die audio-visuelle Installation des japanischen Medienkünstlers Ryoji Ikeda die uns permanent und unsichtbar umgebenden Datenströme der Infosphäre erlebbar. Nicht nur durch die Räumlichkeiten des ZKM strömt die „Globale“. Peter Weibel hat auch die Lichtshow auf der Schlossfassade kuratiert, Diskussionen organisiert und die Großbaustelle der Fächerstadt mit Performances und Kunst bestückt: So biegt sich ein knallroter „Truck“ von Erwin Wurm an einer Häuserfassade nach oben und an einem Kran am Marktplatz lässt der argentinische Künstler Leandro Erlich gleich ein komplettes Haus in der Luft hängen, dessen Wurzeln aus dem Boden zu wachsen scheinen. Eine Ablenkung vom Baustellenlärm bietet das „Heaven’s Carousel“ von Tim Otto Roth, das mit den rotierenden Klang- und Lichtkugeln für sphärische Klänge sorgt. Die Fächerstadt präsentierte sie sich vielfältig und im technischen Wandel vorne dabei, nicht nur das Rad wurde hier erfunden, auch die erste E-Mail Deutschlands ging in Karlsruhe ein. Heute sind QRCodes, Facebook, Youtube und freies W-Lan eine Selbstverständlichkeit. Auf diesen Kanälen wird der 300. Stadtgeburtstag sicher weiterhin mit Filmen, Bildern und Worten präsent sein.. Ute Bauermeister ¬ www.ka300.de Stadtgeburtstag, was bleibt: Badisches Landesmuseum Karlsruhe Die Ausstellung „Karl Wilhelm 1679 – 1738“ ist im Karlsruher Schloss noch bis zum 18. Oktober zu sehen. www.landesmuseum.de „Garten der Religionen für Karlsruhe“ im City-Park der Südstadt-Ost (an der Marie-Juchacz-Straße nahe dem Ostring-Kreisel), Straßenbahn 6 (Haltestelle Wolfartsweierer Straße), Eröffnung: 24.9., 14-18 Uhr ZKM „Globale“ noch bis 17. April 2016 Ausstellungen und Veranstaltungen zu den großen Themen des 21. Jahrhunderts: Globalisierung und Digitalisierung. Das neue Kunstformat thematisiert deren Effekte und zeigt die entscheidenden Tendenzen des 21. Jahrhunderts anhand aktuellster Kunstproduktionen jenseits des Kunstmarkts. www.zkm.de Die Stadt ist der Star – Kunst an der Baustelle Vom K-Punkt am Staatstheater bis zum Marktplatz Ausstellung bis 27.09.2015 Fotos: Werk/Visualization - Studio Leandro Erlich, Xenorama: Oneironaut, 2015 (Simulation), KA300/ONUK report | Handwerkskammer Karlsruhe 33 Martin Schulz (Jahrgang 1955) ist seit Januar 2012 Präsident des Europäischen Parlaments. Nach seinem Schulabschluss entschloss er sich, seine Leidenschaft für Bücher zum Beruf zu machen und absolvierte eine Lehre als Buchhändler. Nach einigen Jahren im Verlagswesen gründete er 1982 seinen eigenen Buchladen in Würselen. Mit 19 Jahren trat er der SPD bei und arbeitete zunächst bei den Jusos mit. Mit 31 Jahren wurde er schließlich zum Bürgermeister seiner Heimatstadt Würselen gewählt. Er war damals der jüngste Bürgermeister in Nordrhein-Westfalen. Elf Jahre arbeitete er als Bür- 34 report | Handwerkskammer Karlsruhe germeister der Stadt. „Diese Zeit hat meine Begeisterung für Europa geprägt und mich in meiner Überzeugung bestärkt, das „Projekt Europa“ mitzugestalten und weiter zu bringen“, sagt Schulz über die Jahre als Lokalpolitiker. Seit 1994 ist Martin Schulz Mitglied des EU-Parlaments. Zur Jahrtausendwende wurde er zum Vorsitzenden der deutschen EU-Abgeordneten der SPD und zum stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der europäischen Sozialdemokraten im EU-Parlament gewählt. REPORT sprach mit Martin Schulz. D A S I N T E R V I E W Mein Motto: Nie aufgeben REPORT sprach mit dem Präsidenten des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, über die europäische Idee, die enorme wirtschaftliche Bedeutung des Handwerks und die Chancen der Technologieregion Karlsruhe Warum ist die europäische Idee ohne Alternativen? Martin Schulz: Keine Idee ist alternativlos. Auch zum europäischen Projekt gibt es Alternativen. Die europäische Einigung hat keine Ewigkeitsgarantie. Aber diejenigen, die eine Alternative fordern, müssen diese auch klar benennen. Die Alternative zur europäischen Idee wäre weniger Zusammenarbeit, weniger Wohlstand, weniger Sicherheit. Wir müssen all jenen, die Europa abwickeln wollen, entgegenhalten, dass ihr Weg verheerend wäre für die Menschen. Denn wenn wir nicht zusammenhalten und nicht gemeinsame Lösungen für gemeinsame Probleme finden, dann driften wir in die weltpolitische Bedeutungslosigkeit ab und büßen unsere Handlungsfähigkeit, unser Gesellschaftsmodell und unsere Demokratie ein. Wer das will, soll es den Menschen offen sagen. Welche Rolle spielt das Handwerk für die europäische Wirtschaft? Schulz: Das Handwerk spielt in Europa eine herausragende Rolle. Handwerksunternehmen stellen der lokalen Gemeinschaft wichtige Produkte und Dienstleistungen direkt vor Ort zur Verfügung. Das ist gerade in ländlichen Regionen essentiell. Und vor allen Dingen schaffen sie auch Arbeitsplätze. 99 Prozent aller Unternehmen in der EU sind kleine und mittlere Unternehmen, von denen wiederum 90 Prozent weniger als zehn Beschäftigte haben. Diese Kleinstunternehmen – davon viele handwerkliche Betriebe – haben einen Anteil von 53 Prozent aller Arbeitsplätze in Europa, ihre Bedeutung für die europäische Wirtschaft ist also enorm. Wie stark wird die Digitalisierung unsere Gesellschaft verändern? Schulz: Die Digitalisierung hat unsere Gesellschaft bereits stark verändert und wird das auch in Zukunft weiter tun. Es liegt an uns, die richtigen Weichen zu stellen, damit die Veränderungen positiv ausfallen. Die Enthüllungen Edward Snowdens über die Überwachungspraktiken der NSA und die Anschuldigen an den BND haben uns die Missbrauchsmöglichkeiten der neuen Technologien gezeigt. Hier brauchen wir dringend politische Antworten, die den Schutz der Bürger garantieren. Aber die neuen Technologien bieten auch große Chancen, sowohl wirtschaftlich als auch für jeden Einzelnen. Deshalb hat das Europäische Parlament beschlossen, mehr in moderne Informations- und Kommunikationstechnologien zu investieren und einen digitalen Binnenmarkt in Europa zu schaffen. So wollen wir sicherstellen, dass sich das volle Potenzial der Digitalisierung entfalten kann und wir langfristig mit asiatischen und US-amerikanischen Technologieunternehmen konkurrieren können. Wo sehen Sie Europa in 20 Jahren? Schulz: Ich wünsche mir ein starkes und selbstbewusstes Europa, basierend auf unseren gemeinsamen Werten, das mit einer Stimme spricht und politisches und wirtschaftliches Gewicht in der Welt hat. Um das zu erreichen, müssen wir zunächst einmal das in der Krise verlorene Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger zurückgewinnen. Dazu müssen wir zum einen die EU weiter demokratisieren. Die Eu- report | Handwerkskammer Karlsruhe 35 Martin Schulz • Buchhändlerlehre (1975-1977) • Tätigkeit in verschiedenen Buchhandlungen und Verlagen (1977-1982) • Inhaber einer Buchhandlung (1982-1994) • Mitglied des Präsidiums und des Bundesvorstands der SPD (seit 1999) • Bürgermeister von Würselen (1987-1998) • Mitglied des Europäischen Parlaments (seit 1994) • Koordinator der sozialistischen Fraktion, Unterausschuss Menschenrechte (1994-1996) • Vorsitzender der Sozialistischen Fraktion (2004-2009) • Vorsitzender der S&D-Fraktion (seit 2009) • Präsident des Europäischen Parlaments (seit Januar 2012) ropawahl im Mai 2014, bei dem zum ersten Mal Spitzenkandidaten angetreten sind und der Kommissionspräsident direkt vom Parlament gewählt wurde, war ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Zum anderen muss die EU aufhören, sich in Dinge einzumischen, die sie besser anderen überlassen sollte, weil sie es besser können. Was lokal, regional oder national geregelt werden kann, soll auch dort entschieden werden. Europa muss sich auf die großen Fragen konzentrieren, etwa auf die weltweiten Handelsbeziehungen, den Kampf gegen Spekulation und Steuerflucht, den Klimawandel, auf Migrationsfragen oder auf die Bekämpfung der grenzüberschreitenden Kriminalität. Was verbinden Sie mit dem Südwesten Deutschlands und speziell mit Karlsruhe? Schulz: Ich kenne den Südwesten Deutschlands und Karlsruhe sehr gut und schätze die offene und freundliche Art der Menschen. Jeden Monat, wenn das Parlament in Straßburg die Plenarsitzung abhält, wohne ich auf der deutschen Seite der Grenze, nicht weit weg von Karlsruhe. Wenn es die Zeit erlaubt, besuche ich diese schöne Stadt sehr gerne. Und ich mag die Küche der Region, vor allem Maultaschen haben es mir angetan. Sind Sie selbst handwerklich begabt? Wie schätzen Sie die Zukunftschancen von einzelnen europäischen Regionen wie der Technologieregion Karlsruhe ein? Schulz: Die Technologieregion Karlsruhe hat hervorragende Zukunftschancen, wenn sie es auch weiterhin schafft, effektiv Ressourcen zu bündeln, um gemeinsam Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Verwaltung voranzubringen. Gerade in Zeiten klammer Kassen in den Kommunen ist es schlau, wichtige Projekte gemeinsam anzugehen. Mit ihren mehr als einer Million Einwohnern und einer starken Infrastruktur erfüllt die Region alle Voraussetzungen, auch in Zukunft wirtschaftlich wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Technologieregion Karlsruhe kann durch die Kooperation auch ein Vorbild für andere Regionen Europas sein. 36 report | Handwerkskammer Karlsruhe Schulz: Kleinere Handgriffe bekomme ich schon hin, aber meine Talente liegen klar in anderen Bereichen. Deshalb bin ich froh, dass es viele gute Handwerksbetriebe gibt, die ich im Notfall anrufen kann, und die mir dann schnell und kompetent helfen. Schenken Sie uns bitte eine Lebensweisheit. Schulz: „Nie aufgeben“. Das klingt banal, ist aber in vielen Situationen entscheidend. Die Überlegung, es gibt keine Chance mehr, ist falsch. Es gibt immer eine Möglichkeit, wieder aufzustehen und weiterzukämpfen. Das Gespräch führte Horst Koppelstätter ¬ Fotos: Europäisches Parlament Entwicklung der Lehrlingszahlen kritisch 2014 wurden 58 neue Lehrverträge weniger abgeschlossen Gesamt Beginner Lehrlingszahlen im Kammerbezirk 1692 1504 882 727 702 668 700 524 330 339 295 295 245 113 Baden-Baden W Rastatt Landkreis Karlsruhe Stadt Karlsruhe ährend des Berichtsjahrs 2014 wurden im Kammerbezirk insgesamt 2.479 neue Lehrverträge abgeschlossen. Das sind 58 weniger als im Jahr davor. Für Kammerpräsident Joachim Wohlfeil eine kritische Entwicklung, da bei den Lehrlingszahlen der Trend aufgrund der demografischen Entwicklung in den vergangenen Jahren immer nur in diese negative Richtung zeigte. „Das Handwerk muss sich nicht verstecken, wir haben zahlreiche Karrierechancen, diese müssen wir auch aktiv bewerben“, so sein Hinweis auf die laufende Imagekampagne im Handwerk. Pforzheim Enzkreis Calw 22 Prozent Mädchen Knapp zehn Prozent aller Auszubildenden bewerben sich mit Abitur oder Fachhochschulreife für die Ausbildung im Handwerk. 47,7 Prozent haben einen Hauptschulabschluss, 41,2 Prozent die Mittlere Reife. Insgesamt wurden im der Handwerkskammer Karlsruhe im letzten Jahr 6.537 Jugendliche in 3.499 Betrieben ausgebildet. 22 Prozent der Auszubildenden sind Mädchen. report | Handwerkskammer Karslruhe 37 Weltklasse in Karlsruhe Jährlich zieht das Indoor-Meeting Karlsruhe ebenso Sportler wie die Zuschauer in seinen Bann H einz Fütterer, Karl Wolf oder Heike Drechsler: Vielen werden zumindest die beiden ersten Namen kaum noch etwas sagen, aber sie stehen alle für die große Leichtathletik-Tradition von Karlsruhe. Heinz Fütterer, genannt der „weiße Blitz“, startete für den Karlsruher SC und gewann unter anderem drei Europameistertitel 1954 und 1958 im Sprint. Karl Wolf war ein 38 report | Handwerkskammer Karlsruhe Karlsruher Bäckermeister und in den 1950er Jahren mehrfach Deutscher Meister im Hammerwerfen. Heike Drechsler, die seit über einem Jahrzehnt in Karlsruhe lebt, ist heute noch allseits bekannt: Zwei olympische Goldmedaillen, zwei Weltmeistertitel sowie zahlreiche weitere Medaillen hat die gebürtige Geraerin im Laufe ihrer Karriere gesammelt. Das Indoor-Meeting Karlsruhe begeistert in jedem Jahr ebenso die Zuschauer wie die Athleten. Es ist die einzige Leichtathletik-Veranstaltung der höchsten Kategorie unterm Dach in Deutschland. Auch wenn die Fächerstadt derzeit keine solch hochkarätigen Athleten aufzubieten vermag, die Begeisterung für die olympischen Kernsportarten ist weiter spürbar, vor allem immer Anfang Februar, wenn seit nunmehr 31 Jahren das Indoor-Meeting Karlsruhe Weltklasse-Athleten mit einem begeisterungsfähigen Publikum vereint – bis 2014 in der Europahalle und seit diesem Jahr in der Messe. Das von der Karlsruher Messe- und Kongress GmbH veranstaltete Meeting ist die einzige Leichtathletik-Veranstaltung der höchsten Kategorie unterm Dach in Deutschland. Weltweit tragen nur sieben Meetings das Markenzeichen „IAAF Indoor Permit“ vom Leichtathletik-Weltverband. „Mir müsste schon ein Bein fehlen, um hier nicht anzutreten", hat vor Jahren der Stabhochspringer Tim Lobinger gesagt. Der Umzug in die Messehalle hat die Begeisterung noch gesteigert: „Größer, heller, besser", zieht der Kugelstoßer David Storl den Vergleich zur Europahalle. Die tollsten Leistungen wurden schon beim Indoor-Meeting vollbracht: Beispielsweise lief Äthiopiens Wunderläufer Haile Gebrselassie 1998 Weltrekord über 3.000 Meter – und versuchte in den Folgejahren immer wieder, ihn zu brechen. Die Statistik vermerkt daher, dass einige der schnellsten Indoor-Zeiten über diese Distanz in Karlsruhe gelaufen wurden. Als absolutes Highlight gilt auch der Weltrekord von Susanna Kallur: Die Schwedin stürmte 2008 am schnellsten über 60 Meter Hürden und knackte mit 7,68 Sekunden die damals fast 18 Jahre alte Weltbestzeit. Auch Top-Stars wie Larry Myricks, Merlene Ottey, Sergej Bubka, Heike Henkel, Allen Johnson, Linfort Christie und Maria Mutola waren unter den insgesamt rund 3.500 Athleten, die die Karlsruher Zuschauer erleben konnten. Vielleicht wird ja eines Tages auch wieder ein Athlet oder eine Athletin aus Karlsruhe vom Schlage eines Heinz Fütterer oder einer Heike Drechsler beim Indoor-Meeting dabei sein. Christoph Ertz ¬ Sportförderer Handwerkskammer Die Handwerkskammer Karlsruhe fördert die Karlsruher Leichtathletik. So veranstaltet sie seit 2013 ein eigenes Rennen für Handwerkerinnen und Handwerker bei der „Badischen Meile“ – die „Handwerkermeile“. Zudem hat sie eine Platin-Partnerschaft im Sponsoring mit der LG Region Karlsruhe abgeschlossen, einem Zusammenschluss von 13 Vereinen mit der Zielsetzung, die Leichtathletik im Kreis Karlsruhe zu stärken. Vor allem bildet die Leichtathletik-Gemeinschaft viele Kinder und Jugendliche aus. „Leidenschaft ist das beste Werkzeug, sagt die Imagekampagne der Handwerkskammer“, beschreibt die Vorsitzende der LG, Angelika Solibieda, die Partnerschaft. „Sportler sind leidenschaftlich, leistungsbereit und belastbar – ein Gewinn für die Berufswelt.“ Fotos: GES report | Handwerkskammer Karlsruhe 39 Die Glücksforscherin Simone Langendörfer gibt Unternehmern und Handwerkern wertvolle Tipps / Probleme annehmen und meistern F ünf Kilometer Stau, nichts geht mehr! Das bringt die meisten Autofahrer auf die Palme, sie ärgern sich und fluchen. Ganz falsch, sagt Glücksforscherin Simone Langendörfer. Die Menschen sollen lernen, Situationen, die sie nicht ändern können, anzunehmen und für sich positiv zu nutzen: zum Beispiel ein Hörspiel einlegen oder einfach Radio hören und die Zeit genießen. Aus der Fülle schöpfen und nicht den Mangel wahrnehmen, das ist die wichtigste Voraussetzung zum Glück. Eine große Portion Lebensfreude, Dankbarkeit und Achtsamkeit gehören dazu, eine kleine Brise Mut und viel Kreativität sowie eine Messerspitze Vergebung, so beschreibt Langendörfer ihr Rezept fürs Glück. Doch natürlich weiß die zweifache Mutter auch, dass Glück sehr individuell ist und für jeden etwas anderes bedeutet. Für alle jedoch gilt: Glück ist ein Gefühlszustand, den wir selbst herstellen können, unabhängig von anderen und autonom von Dingen. Konsum oder Geld, das weiß sie verlässlich aus Untersuchungen, machen uns nicht glücklich: „Es gibt Studien, die belegen, dass wir nicht automatisch glücklicher werden, wenn wir mehr Geld zur Verfügung haben.“ Simone Langendörfer strahlt selbst eine positive Präsenz aus, die kein Fünkchen Trübsal zulässt. Klagen hört man sie nicht, weder über das Wetter noch über Stau oder Geldsorgen. Und sie kennt durchaus Situationen, in denen es nicht einfach war. Als ihr Sohn zur Welt kam und sie eine Familienpause von der Arbeit in der Versicherungsbranche einlegte, wurde ihr bewusst, dass sie nicht wieder in ihren alten Job zurück wollte. Sie studierte Psychologie und machte sich selbstständig. „Das Risiko hat sich absolut gelohnt, ich bin sehr glücklich und froh mit meiner Tätigkeit und habe es keine Sekunde bereut. Obwohl es anfangs finanziell schwierig war, habe ich doch immer gespürt, dass die Beratungen und die Beschäftigung mit der Seele ganz und gar meine Themen sind“, erklärt die blonde Powerfrau. Sie hat an Schulen gearbeitet und viele erschöpfte Jugendliche, aber auch Lehrer und Eltern getroffen, die unter starkem Leistungsdruck stehen und unter der permanenten Konkurrenz leiden. Wichtig sei, die Menschen nicht zu beurteilen, sondern sie so anzunehmen wie sie sind, erklärt die Glücksforscherin. Sie selbst hat ihre beiden Kinder nicht erzogen, sondern begleitet, und zwar ohne Erwartungshaltung. Den Kindern Freiheiten lassen und ihnen Sicherheit geben, sei entscheidend. Am liebsten würde Langendörfer „Selbstwerttraining“ als neues Schulfach einführen. 40 report | Handwerkskammer Karlsruhe „Mit dir werde ich den Tag heute rocken!“ report | Handwerkskammer Karlsruhe 41 Glücksforscherin und Psychologin Simone Langendörfer hat ihren Traumjob gefunden und plädiert für mehr Achtsamkeit. Die Deutschen, das behauptet die Glücksforscherin, seien zu stark problem-, mangel- und angstorientiert. Wohingegen zum Beispiel die Menschen in ärmeren Ländern noch aus den kleinsten Dingen Fülle schöpfen. Ihr Ratschlag: keinen Widerstand aufbauen, gegen etwas, das wir nicht ändern können. Außerdem vergleichen wir Menschen uns zu viel miteinander: Der Kollege hat mehr Geld, der andere fleißigere Kinder, wieder einer hat mehr Zeit oder die attraktivere Frau. „Wir orientieren uns zu sehr am Außen und stehen auch dadurch sehr unter Druck. Eine Spirale, die wir selbst unterbrechen müssen durch mehr Achtsamkeit. Wenn wir diesen Druck an die Kinder weitergegeben, ist das der Nährboden für Burnout“, erklärt Langendörfer, die sich auch als Burnout-Expertin einen Namen gemacht hat. Glücksforscherin entspannt bei handwerklichen Tätigkeiten Auf die Frage, was für sie selbst Glück bedeutet, antwortet die Glücksforscherin: „Lange Spaziergänge in der Natur mit meinem Hund und staunen, über die sich bietende Fülle zu jeder Jahreszeit!“ Entspannen kann sich Langendörfer am besten bei handwerklichen Tätigkeiten, zum Beispiel beim Streichen der Zimmer oder beim Boden verlegen. „Ich bin sehr gerne im Garten und schnipple oder pflanze, das macht mir viel Freude. Alles Kreative, was ich mit den Händen mache, erledige ich mit großer Freude. Ich backe auch gerne, vor allem in der Vorweihnachtszeit. Backen finde ich sehr entspannend.“ 42 report | Handwerkskammer Karlsruhe Sie lobt die aktuelle Werbekampagne der Handwerkskammer, auf deren Plakat zu lesen ist: „Ich mache keine Frisur, sondern rette dein nächstes Date.“ Das Herstellen, Erschaffen und kreative Wirken mache Menschen glücklich. „Füllemenschen“ sind positiv für den Betrieb Wichtig sei, so Langendörfer, sich mit achtsamen Menschen zu umgeben. „Es sind die tausend kleinen Füllegedanken, die mich glücklich machen. Ich muss bewusst die Fülle wahrnehmen, bewusst mich freuen, dass ich jeden Tag aufstehe, warmes Wasser zum Duschen habe, ein Frühstück genießen darf, so komme ich in die Fülle hinein und nehme sie wahr, das wiederum stärkt mich.“ Bei der Einstellung neuer Mitarbeiter rät die Expertin den Unternehmern darauf zu achten, dass sie „Füllemenschen“ bevorzugen und sich nicht mit den ewig nörgelnden „Mangeldenkern“ die Atmosphäre im Betrieb verderben. „Die Füllemenschen sind gute Teamplayer und bleiben Ihnen auch in Krisenzeiten erhalten. Es wäre schön, wenn sich Mitarbeiter gegenseitig Glücksmomente schenken würden“, ergänzt Langendörfer lachend. „In Achtsamkeit mein Leben meistern“ heißt ihr eigenes Lebensmotto und sie weiß: Jeder entscheidet selbst täglich auf’s Neue, ob er in der Fülle lebt oder im Mangel, ob er die Situation gelassen annimmt oder sich über alles ärgert. Fotos: Gustavo Alàbiso Sind glückliche Unternehmen erfolgreicher? Mit Sicherheit und daher rückt das Streben nach Bewusstheit immer stärker in den Vordergrund. Ein Glückskiller, warnt Langendörfer, sei Druck. Zu wenig Wertschätzung rangiert auf Platz zwei der Glücksbremsen und Platz drei belegt mangelnde Kommunikation. Sie ermuntert daher immer wieder, über Meinungsverschiedenheiten zu sprechen und schwere, bedrückende Gedanken mit Mentaltraining zu verscheuchen. Das sei allerdings wie im Fitnessstudio, wer nur einmal im Monat gehe, erziele kein gutes Ergebnis. Daher plädiert Langendörfer dafür, das Bewusstseinstraining in den Alltag zu integrieren, sich selbst Energie zu schenken mit dem Beobachten der eigenen Gedanken, so wie beim Slogan der Handwerkskammer: „Ich backe keine Brötchen, ich arbeite am perfekten Morgen!“ Ute Bauermeister ¬ www.simone-langendoerfer.de Die aus Hörfunk und TV bekannte Management-Trainerin Simone Langendörfer hat bereits einige Bücher zum Thema Glück verfasst. Mit ihrer Familie lebt sie glücklich und zufrieden in Esslingen. Langendörfer ist zudem Burnout-Expertin und hat sich mit ihrem innovativen Mentaltraining als Beraterin in Deutschland, Österreich und der Schweiz positioniert. report | Handwerkskammer Karlsruhe 43 Mitglieder nutzen Kammer-Angebote Umfrage unter Mitgliedsbetrieben stützt die strategische Ausrichtung Bereits zum vierten Mal hat die Handwerkskammer Karlsruhe im Jahr 2014 eine Mitgliedsbefragung durchgeführt. Mehr als 5.000 Fragebögen wurden dazu digital versandt. Alle Mitgliedsbetriebe 44 report | Handwerkskammer Karlsruhe der Kammer hatten darüber hinaus Gelegenheit, online an der Umfrage teilzunehmen. ## ### ## ## # $ #" ! 3D-Druck: Herausforderung für das Handwerk Interview mit Klaus Günter, Innovationsberater der Handwerkskammer Karlsruhe Was ist 3D-Druck? Klaus Günter: Eigentlich ist es eine Bezeichnung für Fertigungstechnologien, die unter dem Sammelbegriff der „generativen Fertigungsverfahren“ zusammengefasst werden. Die Eigenart all dieser Verfahren besteht darin, dass Bauteile schichtweise zusammengebaut werden und am Ende das fertige Produkt steht. Voraussetzung für das „Drucken“ eines Bauteiles sind 3D-CAD-Datensätze, welche die notwendigen digitalen Informationen dem Drucker bereitstellen. Es können alle Körper erstellt werden, für die ein entsprechender Datensatz existiert. Dieser kann durch eine CADKonstruktion oder durch einen Scan-Vorgang entstehen. Dabei stehen mittlerweile sehr viele Werkstoffe – Metalle, Kunststoffe, Wachs, Gips, Cellulose-Werkstoffe, Keramiken – zur Verfügung. Konkrete Beispiele sind etwa Zahnimplantate, Prothesen, Knochenersatz, Brillengestelle, Hörgeräte oder dreidimensionale Bauverschalungen und Kfz-Teile. Foto: iStockphoto Die passende Sonnenbrille zum Sommerkleid im Stil „Leopard“. Zukünftig das Wunsch-Design einfach selbst ausdrucken. Welche Herausforderungen gibt es für das Handwerk? Günter: Bisher war in der Regel das Handwerk der Zulieferer konventionell gefertigter Teile für die Industrie. Nun können diese industriellen Unternehmen durch den Einsatz der generativen Fertigungsverfahren die Teile wirtschaftlich auch selbst herstellen. Um am Markt bestehen zu können, muss das Handwerk nicht nur die Produkte umsetzen, sondern auch die Dienstleistung „3D-Druck“ anbieten. Dazu gehört, ein umfangreiches Fachwissen aufzubauen. Aber auch rechtlich gesehen verändert die 3D-Technologie die Arbeitswelt. Viele Produkte, die heute durch ein Unternehmen entwickelt und verkauft werden, können zukünftig die meisten Haushalte und Dienstleister ohne das Wissen der ursprünglichen Entwickler selbst produzieren. Die Absicherung der eigenen Daten und Produkte ist ein wichtiges Thema. Unter dem Begriff der Wissensabsicherung und des Wissenskapitals ist deshalb mehr zu verstehen, als bisher meist von Handwerksunternehmen angenommen wird. report | Handwerkskammer Karlsruhe 45 „Wir wollen in die Bundesliga“ W ildparkstadion, 25. Mai 2015, 90. Minute im Relegationsspiel des Karlsruher SC gegen den HSV – es ist die Szene, die kein KSC-Fan je vergessen wird: Nach einer mehr als fragwürdigen Entscheidung von Schiedsrichter Manuel Gräfe hebt der Chilene Marcelo Diaz den Ball für den Hamburger Bundesliga-Dino zum Ausgleich ins Netz. „Schon beim Pfiff hatten wir auf der Bank ein mulmiges Gefühl“, blickt Jens Todt, Sportdirektor des KSC, noch einmal zurück. „In einem Spiel Bayern gegen Dortmund würde es einen solchen Freistoß zu diesem Zeitpunkt niemals geben.“ Auf der Liste der bittersten Momente seiner Karriere siedelt Todt den Aus- 46 report | Handwerkskammer Karlsruhe gleich und die anschließend verlorene Relegation ganz oben an – zumal der Aufstieg mit Mehreinnahmen unter anderem aus höheren Fernsehgeldern von rund 20 Millionen Euro für den KSC verbunden gewesen wäre. „Doch das ist eben Sport“, sagt Todt verblüffend gelassen. Eigentlich sei die Geschichte schon am Tag darauf abgehakt gewesen. „Wir verschwinden nicht im Jammertal.“ Und dafür besteht ja auch kein Grund, schließlich befindet sich der KSC nach schwierigen Jahren eindeutig wieder auf einem guten Weg. „Unser Ziel ist klar: Wir REPORT traf Jens Todt, Sportdirektor des Karlsruher SC. Im Gespräch äußert er sich über die wirtschaftliche Lage und die Ambitionen des KSC sowie dessen Verankerung in Stadt und Region. Zudem erklärt Todt das Handlungsprinzip des Karlsruher Traditionsvereins: Aus wenig viel machen. wollen in die Bundesliga“, sagt Todt – und schiebt sogleich hinterher: „Wir sind sicher stabiler als vor vier Jahren, aber der KSC ist weiterhin ein zerbrechliches zartes Pflänzchen, bei dem man aufpassen muss.“ Wo Trainer Kauczinski zum Bäcker geht Zum Zeitpunkt des Treffens ist er noch mitten dabei, dem zarten Pflänzchen neue Nährstoffe zuzuführen. Die Saisonvorbereitung hat gerade begonnen. Für Todt eine stressige Zeit: Transfers müssen abgewickelt, neue Spieler an Land gezogen werden. Es ist aber auch die Zeit, die der Sportdirektor besonders reizvoll findet: „Das Entwickeln und Zusammenstellen einer Mannschaft macht mir am meisten Spaß. Und dieses Puzzle ist ja nie fertig.“ Für das Gespräch hat Todt ein Café am geradezu mediterranen Karlsruher Gutenbergplatz ausgewählt. Die Plätze im Freien der zahlreichen Cafés und Restaurants sind bei angenehmen Temperaturen bereits am frühen Abend gut belegt, auch zahlreiche Passanten sind unterwegs. Viele scheinen Todt zu erkennen, schauen meist kurz zu ihm hin, gehen aber vorbei. Nur ein älterer Herr spricht ihn an: „Ich wün- report | Handwerkskammer Karlsruhe 47 sche Ihnen ein gutes Händchen bei den Transfers.“ Völlig unerwartet schält sich zudem aus dem Licht der Abendsonne plötzlich die Gestalt einer weiteren eng mit dem Aufschwung des KSC verbundenen Person: Trainer Markus Kauczinski: „Ich kaufe beim Metzger hier gerne Wurst ein und um die Ecke geh ich immer zum Bäcker, der ist super“, erklärt er und ist nach kurzem Smalltalk schon wieder weg. „Wenn es was Neues gibt, melde ich mich“, ruft Todt noch hinterher – natürlich ohne zu verraten, um was es dabei geht. Bei ihren Entscheidungen müssen die Verantwortlichen des Zweitligisten ein besonderes Geschick an den Tag legen. Rund sechs Millionen Euro Verbindlichkeiten schränken die Handlungsmöglichkeiten ein. In aller Regel kann der KSC kein Geld für Spielertransfers ausgeben, sondern muss auf ablösefreie Neuzugänge und Nachwuchsleute setzen. „Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass wir zweimal hintereinander so weit vorne in der Tabelle gelandet sind. Mit einem Umsatz von rund 20 Millionen und einem Etat von 48 report | Handwerkskammer Karlsruhe acht Millionen für die Lizenzspieler liegen wir im Mittelfeld der zweiten Liga.“ Zum Vergleich: Bayern München hat mittlerweile einen Umsatz von weit mehr als 500 Millionen Euro – ein ganzes Fußballuniversum liegt dazwischen. „Wir lassen uns davon aber nicht den Spaß verderben“, betont Todt und erläutert: „Wenn wir beispielsweise für eine bestimmte Position einen Spieler finden, der nicht ganz unsere Kriterien erfüllt, aber uns richtig hilfreich erscheint, dann stellen wir eben unser Spiel um.“ Bis auf weiteres sieht er den Karlsruher Traditionsclub als Ausund Weiterbildungsverein. Wichtig sei, sich realistisch einzuordnen und sich auf das zu beschränken, was man im Griff behalten könne: „Beispielsweise Scouting in der Balkanregion ist bei unserer vorhandenen Manpower nicht drin, doch wir sind gewohnt, aus wenig viel zu machen. Was wir als Infrastruktur nicht haben, versuchen wir mit Herzblut wettzumachen. In unserer Mangelwirtschaft sind wir richtig professionell.“ Nicht nur für Enrico Valentini war die Relegation zum Haareraufen – aber längst ist der KSC wieder auf die Zukunft ausgerichtet, so etwa auf die Realisierung des neuen Wildparkstadions. Bei aller Professionalität der Macher des KSC würde es den Verein aber ohne einen weiteren Faktor zumindest im Profifußball womöglich gar nicht mehr geben: nämlich der Verbundenheit vieler Menschen in Stadt und Region. Die zeigte sich besonders nach dem Absturz in die dritte Liga 2012: „Ich war damals ja noch nicht da, aber der Verein stand am Abgrund. Wenn wir nicht aufgestiegen wären, weiß ich nicht, was passiert wäre“, sagt Todt. „Mir wurde erzählt, dass es damals eine Riesenwelle der Solidarität in der Stadt und der Region gab.“ Auch bei den hunderten von Firmen, die Business-Partner des KSC sind und zu 90 Prozent aus der Region stammen. „Beispielsweise unser Hauptsponsor Klaiber Markisen stand zu uns, als wir am Boden lagen. Alles zusammen zeigt, welch große Verankerung der Verein hat.“ Für die nähere Zukunft wünscht sich Todt einen Zuschauerschnitt von mehr als 20.000 in der zweiten Liga und sieht die Realisierung des ab 2017 geplanten Neubaus des Wildparkstadions als den Schlüssel für noch bessere Zeiten an. „Der jetzige Wildpark ist charmant, aber nicht mehr zeitgemäß und auch nicht wettbewerbsfähig. Es gehört schon viel Liebe zum Fußball dazu, sich im November bei Dauerregen in die Kurve zu setzen“, erklärt Todt, der sehr gerne langfristig in Karlsruhe arbeiten will. „Wenn das neue Stadion steht, sind wir erheblich konkurrenzfähiger.“ Die Vermarktungsmöglichkeiten wären ungleich besser, der Zuschauerschnitt würde automatisch steigen. „Bis dahin müssen wir durchhalten – aber wir versuchen auch, weiter positiv zu überraschen.“ Christoph Ertz ¬ Weitere Informationen: www.ksc.de Jens Todt, geboren am 1970 in Hameln, spielte in seiner aktiven Karriere bis 2003 unter anderem für den SC Freiburg, Werder Bremen und den VfB Stuttgart. Nach seiner sportlichen Laufbahn arbeitete der dreifache Familienvater unter anderem als Journalist beim Spiegel, Leiter des Nachwuchsleistungszentrums beim VfL Wolfsburg und als Manager für den VfL Bochum. Seit Juni 2013 ist er Sportdirektor des Karlsruher SC. Fotos: GES, Inreal Technologies GmbH Markus Kauczinski, geboren 1970 in Gelsenkirchen, ist bereits seit 2001 beim KSC tätig, zunächst über viele Jahre als Jugendtrainer. Im März 2012 schloss er unter anderem mit Stefan Effenberg und Mehmet Scholl den DFB-Lehrgang zur Trainerlizenz ab und wurde wenige Tage später Chefcoach. Er führte den KSC aus der dritten in die zweite Fußball-Bundesliga und dort in den beiden letzten Saisons auf die Plätze fünf und drei. report | Handwerkskammer Karlsruhe 49 Tipps der Weinexpertin Natalie Lumpp Nächste Ausfahrt: Weingut Gasthof zum Bären B linker setzen, runter vom Gas und raus Richtung Weingut. Wer durch Weinregionen nicht einfach nur durchrasen will oder auf einem Wochenendtrip unterwegs ist, findet in Natalie Lumpps handlichem Weingut-Guide „Weingüter entlang der Autobahn“ genussreiche Tipps für erholsame Pausen. Wein kaufen, probieren und genießen heißt es hier auf über 160 Seiten. Dazu liefert die Autorin schöne Ideen, was man in der Region noch so entdecken kann. Hier ein Auszug aus dem Buch, das Kapitel Ausfahrt Bruchsal. Ein Aushängeschild für die ganze Region Ich kann mich noch gut an Zeiten erinnern, da war Bruchsal nur für sein Schloss und seinen Spargelmarkt bekannt. Unter Kennern hat sich jedoch schon lange herumgesprochen, dass auch ein Besuch im Weingut Klumpp immer lohnt. In den 80er Jahren begannen die Quereinsteiger Marietta und Ulrich Klumpp mit ihrem eigenen Weingut und sie erweiterten es bereits 1990, als sie an den Stadtrand von Bruchsal zogen. Ökologischer Weinbau lag ihnen von Anfang an am Herzen und so wurden sie schon 1995 Mitglied der Ecovin. Für die beiden Söhne Markus und Andreas war von Anfang an klar, dass sie in den Weinbau gehören, und sie ergänzen sich im elterlichen Betrieb perfekt. Gemeinsam haben sie aktuell ein supermodernes Weingut gebaut, mit viel Glas, Holz, Beton … nicht nur für die Stadt Bruchsal, sondern für die ganze Region Baden ist es ein richtiges Aushängeschild. Heidelberger Straße 100, 76646 Bruchsal, Tel. 0 72 51/1 67 19. www.weingut-klumpp.com. Öffnungszeiten: Mo.–Fr. 16 bis 19 Uhr, Sa. 9 bis 13 Uhr und nach Vereinbarung. 50 report | Handwerkskammer Karlsruhe Im Schatten des Bruchsaler Schlosses liegt dieses sympathische Gasthaus. In einem angenehm hellen, modernen Ambiente wird traditionelle badische Küche mit saisonaler Ausrichtung auf gehobenem Niveau serviert. Da der Bärenwirt selber ein passionierter Jäger ist, können Sie sich auf frische Wildgerichte aus eigener Jagd freuen. Schönbornstraße 28, 76646 Bruchsal, Tel. 0 72 51/8 86 27. www.baeren-bruchsal.de. Öffnungszeiten: Di.–So. 11 bis 22 Uhr. Ruhetag: Mo. Hotel Scheffelhöhe Die Scheffelhöhe in Bruchsal bietet in ruhiger Lage 95 Zimmer in verschiedenen Kategorien an: als Zimmer, Suiten, Appartements und sogar als Ferienwohnung in einer Jugendstilvilla. Die Zimmer sind komfortabel, hell und modern eingerichtet. Adolf-Bieringer-Str. 20, 76646 Bruchsal, Tel. 0 72 51/80 20. www.scheffelhoehe.de. Für Entdecker Nach dem Essen im Gasthof zum Bären können Sie gleich gegenüber das Barockschloss Bruchsal mit dem eindrucksvollen Treppenhaus von Balthasar Neumann besichtigen. Versäumen Sie dort auf keinen Fall das Musikautomatenmuseum! „Nächste Ausfahrt: Weingut“ Natalie Lumpp Weingüter entlang der Autobahn 160 Seiten | Format 13,5 x 19 cm €[D] 12,99 | €[A] 13,40 ISBN 978-3-89883-478-0 Erscheinungstermin: 21. Juni 2015 Foto: Klaus Hennig-Damasko Wandertipp Baumwipfelpfad Bad Wildbad D as vielleicht erstaunlichste zuerst: Hier können auch Rollstuhlfahrer einen 805 Meter hohen Aussichtsturm erklimmen. So breit, sicher und komfortabel ist der Baumwipfelpfad Bad Wildbad angelegt, der auf 23 dreibeinigen Pfadstützen ruht. Ganz oben vom Aussichtsturm lässt sich eine wahre „Waldfabrik“ genießen, in der 7.000 verschiedene Tierarten leben, 1.200 Farn- und Blütenpflanzen gedeihen und 600 Moosarten wuchern. Der Rundumblick über das dichte Meer aus Wäldern bietet bei guter Fernsicht Ausblicke bis zur Schwäbischen Alb und zu den Alpen. Bis zu dieser Aussicht als Endpunkt lässt sich die „Waldfabrik“ natürlich auch über wunderschöne Wanderungen erkunden. Wir wählen als Ausgangspunkt die Parkgarage „Stadtmitte/Baumwipfelpfad“ hinter dem Bahnhof Bad Wildbad. Dann folgen wir den Schildern zum Baumwipfelpfad zunächst dem Flüsschen Enz entgegen. Am Talbahnhof der Sommerbergbahn „erklimmen“ wir den 730 Meter hoch liegenden Paradeberg der Kurstadt. In direkter Linie marschieren wir dann an der Schwarzwaldvereinshütte vorbei zum Eingang des Baumwipfelpfads. Die Route ist gespickt mit didaktischen Hinweisen, um „dem Schwarzwald auf Augenhöhe zu begegnen“. Von der Aussichtsplattform lässt sich der Erdboden über eine 55 Meter lange Rutsche wieder erreichen, was den Rundgang vor allem für Kinder zu einem besonderen Erlebnis macht. Der Rückweg Fotos: Werner Nestler verläuft hernach parallel zum Höhenpfad. Natürlich bieten sich aber noch jede Menge weiterer Touren an, die auf Schildern beschrieben werden. Werner Nestler ¬ Tour in Kürze Streckenlänge: Fünf Kilometer. Sehenswürdigkeiten: Weite Aussichten vom Turm, 55 Meter lange Rutsche. Einkehren: Sowohl auf dem Sommerberg wie in der Stadt gibt es eine Menge Möglichkeiten. Anfahrt: Mit der Bahn nach Pforzheim und mit der Enztalbahn nach Bad Wildbad, mit dem Auto auf der A8 bis Pforzheim-West und dann der Beschilderung nach Bad Wildbad folgen oder auf der A5 bis Ausfahrt RastattNord und dann auf der B462 bis Hilpertsau und über Kaltenbronn ins Enztal. Informationen: Touristik Bad Wildbad, Telefon (0 70 81) 1 02 80, Internet: www.baumwipfelpfadschwarzwald.de report | Handwerkskammer Karslruhe 51 Elegant und besonders: Mode von Kerstin Brandt In ihrem Atelier im Schlachthofareal näht sie auch Roben für Karlsruher Richter S chon als Zwölfjährige kaufte sich Kerstin Brandt eine Nähmaschine. „Ich habe damals für meine Schulfreunde Kleider genäht und hatte das Glück, dass in unserer Nachbarschaft eine Schneidermeisterin wohnte, die mir sehr viel gezeigt hat“, erinnert sich die 1972 in Eberswalde geborene Schneiderin, die ihre Meisterprüfung 1997 in Ulm abgelegt hat und ihre Berufung zum Beruf macht. „Nach meiner Schneiderausbildung in Baden-Baden habe ich erstmal gekellnert und dann in Rastatt in einer Schneiderei begonnen, die wenig später geschlossen werden sollte. Also habe ich sie kurzerhand übernommen“, erinnert sich die Unternehmerin. Den Laden in Rastatt hat sie nach 20 Jahren Betrieb vergangenes Jahr ge- 52 report | Handwerkskammer Karlsruhe schlossen. „Ich kann nicht an zwei Stellen gleichzeitig sein und es war schwer, gutes Personal zu finden“, erläutert Brandt, die in Karlsruhe weiterhin ihr Atelier betreibt. Sie trägt einen grün funkelnden Blazer aus samtiger Seide, selbst gemacht, wie alle ihre Kleidung, das sitzt und hat Stil. Ein schönes Kleidungsstück ist typgerecht, langlebig und kommt nicht aus der Mode. Kerstin Brandt setzt auf Qualität, gute Stoffe und vor allem auf persönliche Beratung. „Wenn ein Kunde kommt, habe ich meist eine Idee oder ein inneres Bild vor Augen, wie ich ihn optimal kleiden kann“, erzählt die sympathische Frau. F I R M E N P O R T R ÄT Zu ihrem täglichen Geschäft gehören Unternehmenskleidung, Business-Outfits, Kleider, Röcke, Anzüge und Hochzeitsmode. „Ich nehme mir viel Zeit, um genau herauszufinden, was die Kundin möchte. Durch meine Erfahrung und die vielen Weiterbildungen kann ich die Menschen sehr gut einschätzen und passende Vorschläge machen“, meint Brandt. Nach der Beratung nennt der Kunde sein Budget und die Schneiderin fertigt eine kostenpflichtige Designer-Mappe an mit konkreten Vorschlägen, die bei Auftrag verrechnet wird. Neuanfang im Karlsruher Schlachthofgelände Wenn die Chemie nicht stimmt, schickt sie die Kunden zu einem anderen Schneider. Denn ohne Vertrauen werden am Ende beide Parteien unzufrieden sein. 15 Jahre hatte sie ihr Atelier in der Stadtmitte von Karlsruhe, dann wurde ihr abrupt gekündigt. „Mein Mann und meine Tochter sind mit mir tagelang durch Karlsruhe gefahren, bevor wir endlich hier im ehemaligen Schlachthof fündig wurden“, erzählt sie. Seit August 2014 residiert sie gemeinsam mit ihren beiden Mitarbeiterinnen in dem schönen Sandsteingebäude und genießt die inspirierende Atmosphäre rund um das renovierte Schlachthofareal. Ein Ladenlokal wollte sie bewusst nicht mehr betreiben. Ihre Kunden kommen auf Empfehlung und sie kommen wieder, weil sie von der Qualität überzeugt sind. Roben für Richter Seit 15 Jahren näht Kerstin Brandt auch Roben für Richter und Anwälte. Sie erhält Aufträge vom Bundesverfassungsgericht und vom Bundesgerichtshof. Fast 40 Stunden Handarbeit stecken in solch aufwändigen Roben. Fünf Meter Grundmaterial, in der Regel ein Mischgewebe, werden verarbeitet, plus Samt oder Satin. Es gibt eine Farbvorlage, doch der Richter kann wählen, ob er eher den lila oder roten Farbton möchte. Oft muss sie auch Änderungen oder Ausbesserungen vornehmen. In ihrem Atelier wird vieles von Hand gemacht: Das beginnt mit einer Skizze. „Ich zeichne mit Bleistift und Maßband auf Papier und schneide von Hand, das ist am genausten, so kann ich die Besonderheiten des menschlichen Körpers exakt nachformen. Dabei liegen meist drei Fotos des Kunden vor mir mit verschiedenen Ansichten“, erläutert die Meisterin. Das Muster wird von Hand ausgeschnitten, an den Stoff geheftet und mit der Nähmaschine genäht. Auch das Bügeln wird per Hand erledigt. Knopflöcher werden mit Knopflochseide von Hand gestochen, so sind sie besonders hochwertig und langlebig. Die Perfektionistin arbeitet solange, bis jedes Detail stimmt. Hinter dem Besprechungsraum sind die Arbeitsplätze mit modernen Nähmaschinen. An einer Büste wird gerade einem Hochzeitskleid die Schleppe angeheftet. An der Stange hängt ein individuell gefertigtes, grünes Seidenkleid mit verspieltem Kräuselkragen, ein Blickfang! Fotos: Peter Sandbiller, Bundesverfassungsgericht, Beatrix Krone Kerstin Brandt näht ebenso gerne außergewöhnliche Kaffeekleider (oben) wie Roben für Richter (unten). Kerstin Brandt ist rundum zufrieden, wenn sie sich dennoch etwas wünschen dürfte: weitere berühmte Persönlichkeiten einkleiden oder ein wunderschönes Kleid mit florentinischer Spitze nähen, ohne auf die Kosten zu achten. Über besondere Aufträge freut sie sich immer wieder: Zum Beispiel nähte sie kürzlich ein „Kaffeekleid“ für ein Event, wofür sie den Kaffeejutesack als Rock verwendete und aus transparenter Plastikfolie eine Robe kreierte, an der mit echten Kaffeebohnen gefüllten Nester hängen. Ute Bauermeister ¬ www.Maßmode.com report | Handwerkskammer Karlsruhe 53 „Baden-Baden ganz mit Musik erfüllen“ Osterfestspiele mit Berliner Philharmonikern und Sir Simon Rattle bringen die Kurstadt zum Klingen Simon Rattle und die Berliner Philharmoniker freuen sich bereits auf die kommenden Festspiele. S eit 2013 steht die Kurstadt Baden-Baden an Ostern im Mittelpunkt des musikalischen Rampenlichts. Als die Berliner Philharmoniker sich dafür entschieden, die Osterfestspiele nicht mehr in Salzburg, sondern in Baden-Baden durchzuführen, war die Freude im Badischen groß und ist bis heute ungebrochen. weißen Locken bei der Arbeit und lobt seine Mannschaft: „Dieses Orchester denkt und handelt sehr schnell, jeder einzelne Musiker. Sie stehen nie still. Bei den Berliner Philharmonikern ist garantiert, dass die Musiker alles geben, immer. Sie kommen als Kammermusiker auf die Bühne. Und sie fragen nicht nach dem Wie, sondern: Warum? Deshalb liebe ich die Zusammenarbeit mit ihnen.“ Und mit Berühmte Musiker und Sänger lassen die Stadt an der Oos erklingen. Nicht nur im Festspielhaus, nein, ganz Baden-Baden steht Kopf: Musiziert wird in der Stiftskirche, im Rathaus, in der Lutherkirche, im Kurhaus, im Museum Frieder Burda oder im grandiosen Florentinersaal des berühmten Casinos, von dem bereits Tolstoi und Dostojewksi schwärmten. Sämtliche Pflanzenschalen im Stadtbereich erblühen in Farben, die zur großen Oper der Festspiele passen: 2015 beherrschte Rosenkavaliersrot die Blütenpracht. Blumentaschen mit Zitaten aus bekannten Opern erregen zudem die Aufmerksamkeit der Spaziergänger. Hier und da entdecken Passanten so berühmte Musiker wie die Geigerinnen Anne-Sophie Mutter oder Sol Gabetta, die Sopranistin Eva-Maria Westbroek oder Stardirigent Sir Simon Rattle auf dem Weg zum Auftritt oder in einem Café. seinem britischem Charme lädt er per Videobotschaft die Musikliebhaber nach Baden-Baden: „Wieder einmal dürfen wir Baden-Baden ganz mit Musik erfüllen. Wir können es kaum erwarten und hoffen, dass viele Besucher kommen, um mit uns die Festspiele zu erleben“ Es herrscht eine unvergleichliche Atmosphäre, prallgefüllt mit klassischen Sounds. Mehr als 30.000 Gäste aus aller Welt strömen jährlich zu den Osterfestspielen, um sich von der klassischen Musik in den Himmel heben zu lassen. Zwar wird Simon Rattle, seit 2002 Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, sein Amt 2018 niederlegen, aber noch ist der Meister aus Liverpool mit dem unvergleichlichen Lächeln und den markanten Die Stadt wird zur Bühne Die große Oper und die Sinfoniekonzerte sind im Festspielhaus zu erleben, aber für den Rest muss man sich auf den Weg machen, zu zahlreichen schönen Orten. Bei den kommenden Osterfestspielen (19. März bis 28. März 2016), die bereits zum vierten Mal in Baden-Baden ausgetragen werden, verwandelt sich wieder die ganze Stadt in eine Bühne! Mit „Tristan und Isolde“ steht eine berühmte Oper im Mittelpunkt, die wie gemacht ist für die Wagner-erprobte Akustik des Festspielhauses. „Wenn Liebe wütet, hilft kein Anschnallen“ steht als Motto über der Neuinszenierung, der von Chefdirigent Simon Rattle geleiteten Oper. Vom Festspielhaus führt der Weg vorbei am Kurhaus durch die wunderschöne Botanik der Lichtentaler Allee zum nächsten Veranstaltungsort, dem Museum Frieder Burda. Alles ist zu Fuß erreichbar, zur Stiftskirche sind es ebenfalls nur ein paar Schritte Richtung Innenstadt. report | Handwerkskammer Karlsruhe 55 Auch Kinder und Jugendliche werden mit entsprechend fantasievollem Programm an Oper und klassische Musikkonzerte herangeführt. Sehr erfolgreich war vor zwei Jahren die kleine Zauberflöte. Im kommenden Jahr werden Kinder im Alter von neun bis 13 Jahren ihre Oper selbst gestalten können, mit Unterstützung prominenter Sänger, die dann nachmittags aufgeführt wird. Ein weiteres Highlight wird sicher die berühmte 9. Symphonie von Beethoven werden. Die Berliner Philharmoniker führen das Meisterwerk mit der Ode an die Freude, dirigiert vom Chef Simon Rattle, zwei Mal auf, Gänsehaut garantiert, wenn es heißt: Seid umschlungen, Millionen! Osterfestspiele Baden-Baden 19. März bis 28. März 2016 Kartenbestellung unter 07221 3013-101 Montag bis Freitag 9 bis 18 Uhr, Samstag/Sonntag und an Feiertagen 10 bis 14 Uhr www.festspielhaus.de Programm Osterfestspiele 2016 Ute Bauermeister ¬ Dpa Bild des Jahres 2014, Kategorie Porträts Der Karlsruher Fotograf Uli Deck (links) hat für sein geniales Bild, das den lockigen Hinterkopf des Stardirigenten Sir Simon Rattle zeigt, den ersten Preis als bestes Porträtbild des Jahres 2014 von der Nachrichtenagentur dpa bekommen. „Das Foto entstand im Festspielhaus Baden-Baden bei einer öffentlichen Generalprobe zu der Oper Manon Lescaut. Normalerweise sieht man den Dirigenten dabei nicht, da er tiefer im Orchestergraben steht. Sir Simon Rattle erhob sich mit dem Kopf kurz vor Beginn nach oben und wandte sich mit dem Gesicht zum Publikum, um es zu begrüßen. Als er sich wieder umdrehte und in den Orchestergraben zurückkehrte, entstand dieses Bild. Er war nur für einen sehr kurzen Augenblick so sichtbar“, erinnert sich Uli Deck. www.artis-foto.de 56 report | Handwerkskammer Karlsruhe Fotos: Uli Deck, Monika Rittershaus, Festspielhaus Baden-Baden Imagekampagne des Handwerks erneuert Zweite Staffel bietet neue Motive, eine überarbeitete Internetseite, individuell gestaltbare Werbemittel und vieles mehr V or fünf Jahren startete die bundesweite Imagekampagne des Deutschen Handwerks: „Das Handwerk. Die Wirtschaftsmacht. Von nebenan“. Ziel ist es, Jugendliche dafür zu begeistern, eine Ausbildung im Handwerk zu beginnen. Seit Januar 2015 läuft die Kampagne in überarbeiteter Form in ihrer zweiten Staffel. So gibt es einen neuen TV-Spot, mit dem der Nachwuchs in den Mittelpunkt gestellt wird: Unter dem Motto „Die Welt war noch nie so unfertig. Pack mit an” sollen junge Leute neugierig auf die vielfältigen Chancen im Handwerk gemacht werden. Aber auch mit weiteren Mitteln wird das breite Spektrum des Handwerks mit seinen rund 130 Ausbildungsberufen abgebildet und so dessen Vielfalt von klassischen bis zu künstlerischen Gewerken gezeigt. Insgesamt fünf neue Einzelmotive unter den Titeln „Gib ihr Stil“, „Verleih ihr Glanz“, „Heiz ihr ein“, „Bring sie in Schwung“, „Versüße sie“ verdeutlichen die Hauptbotschaft „Die Welt war noch nie so unfertig – Pack mit an" und die große Vielfalt der Handwerksberufe. Auszubildende und Junghandwerker verschiedener Gewerke ließen sich dazu die Hände bei der Ausübung ihrer Tätigkeiten fotografieren. Die neuen report | Handwerkskammer Karlsruhe 57 Motive sind in verschiedenen Zeitabschnitten bundesweit etwa auf Plakaten, auf Buslackierungen sowie auf den Bannern einer Onlineund Mobile-Kampagne zu sehen. www.handwerk.de neugestaltet Zum Beginn der Staffel hat auch www.handwerk.de eine überarbeitete Startseite bekommen. Besucher, die beispielsweise über einen Online-Banner auf der Seite landen, finden hier nun auf den ersten Blick die Inhalte der Kampagne wieder. Die Profile zu den Ausbildungsberufen stehen jetzt prominent auf der Startseite. Sie sind über acht „Kacheln“ erreichbar, die die verschiedenen GewerkeGruppen repräsentieren. Ganz oben steht die Aufforderung, unter den rund 130 Ausbildungsberufen den richtigen für sich zu finden. Die Vielfalt der Handwerksberufe wird für die Nutzer unmittelbar erlebbar. Auch der TV-Spot, der Teaser zum Berufe-Checker und dem Lehrstellenradar sowie Links zu Facebook und YouTube befinden sich jetzt auf der Startseite. Kampagne auf Facebook Die Imagekampagne wird zudem nun auch auf einer eigenen Facebook-Seite präsentiert. Sie ist über www.facebook.com/hand- 58 report | Handwerkskammer Karlsruhe werk zu erreichen. Die Kampagne kann damit der jungen Zielgruppe dort begegnen, wo sie sich besonders gerne aufhält und direkt mit ihr kommunizieren. Dies ist vor allem für die Durchführung crossmedialer Kampagnenelemente wie beispielsweise der Aktion „Abklatschen!” wichtig. Ziel ist es, den Jugendlichen das Thema Ausbildung im Handwerk durch einen spannenden Mix an Inhalten erlebbar zu machen. Dazu werden in Zukunft immer wieder auch Posts geteilt. „Abklatschen!“ Die oben erwähnte Aktion „Abklatschen!“ verwandelt zwölf Junghandwerker in Botschafter des Handwerks und lässt sie auf Augenhöhe mit dem Nachwuchs sprechen. Das führt zu einer authentischen Ansprache und hoher Glaubwürdigkeit. Jeder Protagonist wird mit einem knapp zweiminütigen Film und einer Bildstrecke porträtiert. Zu jedem Porträt-Film gibt es einen Teaser, der in wenigen Sekunden auf die Ausbildung und die Geschichte jedes Protagonisten neugierig macht. Die Teaser, Porträt-Videos und Bilder werden auf www.handwerk.de und YouTube gezeigt sowie über die Facebook-Seite geteilt. Junge Menschen werden auch aufgerufen, sich über www.handwerk.de oder den Lehrstellen-Radar für eine Ausbildung zu bewerben. Neues Werbemittelportal Im neuen Internet-Werbemittelportal unter www.werbemittel.handwerk.de sind nun Werbemittel wie Poster, Anzeigen und Onlinebanner zur Imagekampagne zu beziehen. „Das Portal, das zur Internationalen Handwerksmesse (IHM) 2015 offiziell an den Start gegangen ist, gibt allen Handwerksbetrieben, Verbänden, Innungen oder Kreishandwerkerschaften die Möglichkeit, die Imagekampagne auf ihre Region herunter zu brechen“, so Kammerpräsident Joachim Wohlfeil. Wer sich kostenlos registriert, kann Schritt für Schritt Werbemittel für verschiedenste Zwecke selbst gestalten. Neben den bereits bekannten Motiven der Imagekampagne aus den vergangenen Jahren finden sich im Portal auch neue Motive, die sich vor allem für die Nachwuchswerbung eignen. Es handelt sich dabei um verschiedene Bildmotive mit prägnanten Sprüchen, die regionalisierbar sind und mit eigenem Logo versehen werden können. Die fertig gestalteten Werbemotive können zudem direkt von der Plattform heruntergeladen und in gängigen Dateiformaten gespeichert werden. Das neue Werbemittelportal des Handwerks enthält neben der Gestaltungsplattform auch den bereits bekannten Werbemittelshop, in dem T-Shirts, Taschen, Tassen und viele weitere Artikel im Design der Imagekampagne bestellt werden können. Auch hier gibt es die Möglichkeit, verschiedene Werbemittel zu individualisieren. Auch Außenbanner und Roll-ups können direkt im Shop geordert werden, ebenso Briefmarken im Design der Imagekampagne. Leidenschaft weitergeben Die Aktion „Leidenschaft weitergeben“ setzt das Jahresmotto „Leidenschaft ist das beste Werkzeug“ in Videos um: Maler, Bäcker, Fleischer, Tischler oder Fahrzeuglackierer – in einer langen Kette selbst gedrehter Filme gibt dabei jeder ein typisches Werkzeug seines Handwerks an den nächsten weiter. Ob Handwerker oder Handwerks-Fan, ob Auszubildender oder Meister, ob jung oder alt: Jeder ist aufgefordert, an der Aktion „Leidenschaft weitergeben“ teilzunehmen. Je mehr Menschen sich beteiligen und ein Video beisteuern, desto länger wird die „Werkzeugkette“. Die erste Fassung des „Weitergeben-Films“ ist auf der diesjährigen IHM in München entstanden. Die Teilnahme an der Aktion ist ganz einfach: Jeder kann über die Handwerks-Webseite www.handwerk.de/werkzeugkette sein selbst gedrehtes Video einreichen. Die schönsten Videos werden jeweils hinzu geschnitten geschnitten. So wird die Kette Stück für Stück erweitert. Ziel ist es, den „Weitergeben-Film“ so lang wie möglich werden zu lassen. www.handwerk.de report | Handwerkskammer Karlsruhe 59 Geschäftsführung Regionalservice Interner Service Hauptgeschäftsführer Gerd Lutz Leiter Regionalservice Hauptgeschäftsführer Gerd Lutz Leiterin Interner Service Annette Backes Stv. Hauptgeschäftsführerin Brigitte Dorwarth-Walter Assistenz Ina Freund Elke Schauer Tel. 1600-110 Tel. 1600-110 Tel. 1600-160 Tel. 1600-111 Tel. 1600-112 Fax 1600-311 Außenstelle Baden-Baden Fax 07221-996569-369 Tel. 07221-996569-353 Claudia Fritsch Doris Hochstuhl Tel. 07221-996569-354 Öffentlichkeitsarbeit Außenstelle Pforzheim Leiter Außenstelle Hans-Günter Engelsberger Tel. 07231-428068-0 Leiter Öffentlichkeitsarbeit Alexander Fenzl Assistenz Gabriele Grimm Assistenz Sibylle v. Ascheraden-Lang Tel. 1600-116 Tel. 1600-117 Fax 1600-316 Marion Elsässer Silke Cacciatore Tel. Fax Tel. Tel. 07231-428068-381 07231-428068-389 07231-428068-384 07231-428068-383 Geschäftsstelle Nagold Yvonne Wilmes Tel. 07452-819384 Fax 07452-819385 E-mail [email protected] Tel. 1600-171 Fax 1600-371 Personal Jasmin Westermann Sandra Burkard Tel. 1600-175 Tel. 1600-157 Registratur/Einkauf/Postausgang Claudia Bongartz Tel. 1600-180 Tel. 1600-180 Ulrike Molin Pradel Paul Nock Tel. 1600-181 Finanzen Christian Kempermann Tel. 1600-106 Buchhaltung N.N. Jessica Mahl Ute Worgt Tel. 1600-176 Tel. 1600-177 Tel. 1600-178 Tel. 1600-179 Tel. 1600-107 Tel. 1600-174 Tel. 1600-157 Gremien/Ausschüsse Ina Freund Tel. 1600-111 Ehrungen Elke Schauer Tel. 1600-112 Beitrag Reinhold Knecht Cornelia Schmadel Patrick Lösch Online Medien Christian Schreiber Tel. 1600-118 Controlling Sandra Burkard Informations- und Kommunikationstechnik Frank Ramstötter Tel. 1600-415 Tel. 1600-414 Patrick Leonhard Georg Schneider Tel. 1600-416 Susanne Schulte Tel. 1600-184 Johannes Riegner Tel. 1600-198 Unternehmensservice Leiterin Unternehmensservice Stv. Hauptgeschäftsführerin Brigitte Dorwarth-Walter Tel. 1600-160 Assistenz Annette Klenert Assistenz Birgit Fischer Daniela Korinth Christine Seith Handwerksrolle Pia Bausbacher Anne Scherz Nathalie Schnürer Stefanie Ehing Elena Jayme Julia Götzmann Tel. 1600-129 Tel. 1600-125 Tel. 1600-126 Tel. 1600-128 Tel. 1600-124 Tel. 1600-134 Ausnahmeverfahren Anne Scherz Tel. 1600-125 Tel. 1600-121 Fax 1600-59121 Betriebswirtschaft Christian Eisenecker Tel. 1600-166 Tel. 1600-153 Silke Harnapp Matthias Hermsdorf Tel. 1600-164 Jörg Fuchs Tel. 07231-428068-382 Rechtsberatung Dr. Stefan Kräßig Tel. 1600-120 Tel. 1600-132 Steffen Wenz Hans-Günter Engelsberger Tel. 07231-428068-0 Nachfolgemoderation Andrea Winkler Sachverständige/HW-Organisation Joachim Huber Tel. 1600-122 ServiceZentrum Beratung Silke Harnapp Iris Kumm Helmut Arbogast Empfang/Posteingang Michaela Andreas Andrea Horvat Gabriele Heck Starter Center Walter Bantleon 60 Assistenz Sibylle Begovic Tel. 1600-170 report | Handwerkskammer Karlsruhe Tel. 1600-161 Tel. 1600-161 Tel. 1600-127 Fax 1600-361 Tel. 1600-153 Tel. 1600-155 Tel. 1600-154 Tel. 1600-0 Tel. 1600-0 Tel. 1600-0 Fax 1600-199 Tel. 1600-131 Tel. 1600-121 Fax 1600-59121 Tel. 1600-109 Innovation und Technologie Klaus Günter Tel. 1600-163 Technik Joachim Walter Umwelt Ute Matysek Tel. 1600-165 Tel. 07231-428068-380 Außenwirtschaft René Meier Tel. 1600-162 Rechtsberatung Walter Bantleon Tel. 1600-131 Assistenz Annette Klenert Bildung Leiter Bildung Dr. Patrick Jakob Assistenz Birgitta Reibelt Jennifer Tonn Stabsstelle Daniela Grimm Finanzen/Controlling Sylvia Boes Tel. 1600-140/411 Tel. 1600-412 Tel. 1600-123 Fax 1600-59412 Tel. 1600-462 Tel. 1600-465 Berufliche Bildung Ausbildung Hanns-Christoph Saur Fortbildungsprüfung Marianne Erk Tel. 1600-104 Informationselektronik Begabtenförderung Marianne Erk Eva Sitter Tel. 1600-423 Tel. 1600-151 Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung Ingrid Lehr-Binder Tel. 1600-403 Verwaltung Roland Böhmert Heike Nichter Nadine Fuchs Berufsorientierung Anja Menges Tel. 1600-427 Tel. 1600-426 Tel. 1600-431 Tel. 1600-452 Für Pforzheim/Enzkreis Hans-Günter Engelsberger Tel. 07231-428068-0 Für Baden-Baden/Landkreis Rastatt Claudia Fritsch Tel. 07221-996569-353 Lehrlingsrolle/Ausbildungseignung Manfred Klein Tel. 1600-148 Tel. 1600-149 Klaudija Kos-Schwarzwälder Barbara Lena Schwarz Tel. 1600-141 Melanie Herdle Tel. 1600-143 Ausbildungs- und Prüfungsmanagement Nicolas Stutz Tel. 1600-150 Ausbildung im Ausland Hanns-Christoph Saur Tel. 1600-147 Prüfungen Hanns-Christoph Saur Tel. 1600-147 Meisterprüfung Brigitte Peitz Sylvia Frank Heike Witt Tel. 1600-144 Tel. 1600-145 Tel. 1600-145 Gesellenprüfungen Eva Sitter Andrea Schaufelberger Tel. 1600-151 Tel. 1600-146 Karosserie- und Fahrzeugbau Michael Bieringer Tel. 1600-457 Kraftfahrzeugtechnik Holger Krautt Gerit Helmstätter Markus Lang Nico Runge Tel. Tel. Tel. Tel. 1600-4889 1600-463 1600-4374 1600-4373 Maler und Lackierer/Fahrzeuglackierer Uwe Sattler Tel. 1600-462 Metalltechnik Adolf Bellm Karlheinz Hildenbrand Tel. 1600-458 Tel. 1600-459 Raumausstatter/Damenschneider Heidemaria Seigfriedt Tel. 1600-443 Tel. 1600-147 Ausbildungsberatung/Nachwuchswerbung Für den Stadt- und Landkreis Karlsruhe Helmut Arbogast Tel. 1600-104 (Lehrstellenvermittler) Melanie Herdle Tel. 1600-143 Barbara Lena Schwarz Tel. 1600-141 Lisa König Tel. 1600-142 Tel. 1600-4886 Fort- und Weiterbildung Hans Schmeiser Tel. 1600-420 Verwaltung Beate Gabriel Marianne Rink Philipp Maag Caroline Rastetter Tel. 1600-421 Tel. 1600-422 Tel. 1600-406 Tel. 1600-430 Produktentwicklung/Rahmenlehrpläne/ Projekte In- und Ausland Hans Schmeiser Tel. 1600-420 Vertrieb/Marketing Kristin Brunner Tel. 1600-400 Ausbildungsbereiche und Werkstätten Zentrum für Zahntechnik Bäckerei/Konditorei Werner Roser Elektrotechnik Jochen Jachthuber Frank Gnägy Stefan Scheer Fachverkäufer/innen im Nahrungsmittelhandwerk N.N. Schreinerei Martin Röck Tel. 1600-456 Schweißtechnische Lehranstalt Konrad Kellner Tel. Tel. Torsten Faust Gilles Joyon Tel. Antonino Porcedda Tel. Danuta Urbanek 1600-432 1600-433 1600-453 1600-454 Tel. 1600-4870 Bildungsakademie Zentrale/Empfang Telefon Tel. 1600-400 Fax 1600-401 Fax Irmgard Zeller Tel. 1600-404 Yvonne Dreßler Tel. 1600-404 Danuta Urbanek Tel. 1600-404 Hausmeister Jaroslaw Luczak Sanitär- und Heizungstechnik André Steinacker Tel. 1600-449 Kai-Uwe Hübsche Tel. 1600-450 Tel. 1600-4885 Tel. 1600-464 Tel. 1600-440 Tel. 1600-441 Tel. 1600-460 E-mail-Adresse: [email protected] (z. B. [email protected]) Ausnahme: [email protected], [email protected], [email protected] IMPRESSUM Herausgeber Handwerkskammer Karlsruhe Friedrichsplatz 4-5 76133 Karlsruhe Kontakt Tel 0721/1600-0 Fax 0721/1600-199 Internet www.hwk-karlsruhe.de E-mail [email protected] Verantwortlich Joachim Wohlfeil und Gerd Lutz Redaktion Handwerk Alexander Fenzl Idee, Konzept, Redaktion, Realisierung Koppelstätter Media GmbH www.koppelstaetter-media.de Friedrichstraße 2 76530 Baden-Baden Tel: 07221/9737214 Redaktion: Horst Koppelstätter (V.d.i.s.d.P.), Christoph Ertz, Ute Bauermeister Gestaltung: Sabine Ostholt Fotografie: Michael Bode, Peter Sandbiller, Marcus Gilliar, Uli Deck Gesamtkoordination: Judith Kirschner-Forcher Druck Kraft Druck, Ettlingen Stand August 2015 61 Lebendige Menschenbilder Kunstprojekt der Anne-Frank- Gemeinschaftsschule Karlsruhe mit der Handwerkskammer „Was, Frau Fritz, das soll Kunst sein?“ Als die engagierte Kunstlehrerin vor sechs Jahren ihre Stelle an der Anne-Frank-Gemeinschaftsschule in Karlsruhe antrat, bekam sie von vielen Schülern skeptische Fragen gestellt. Doch Angela Fritz hat sich nicht irritieren lassen. Den Werkraum hat sie in eine inspirierende Werkstatt verwandelt, in der auch mal gekleckert und gekleckst werden darf. Das Waschbecken zeigt Spuren von Farben, an den Wänden hängen die von Schülern geschaffenen Kunstwerke und in Regalen finden sich jede Menge unterschiedliche Mate- rialien. Vergangenes Jahr hat sie mit Schülern von der 5. bis zur 10. Klasse das Projekt „Menschenbilder“ erarbeitet und die Ergebnisse in der Handwerkskammer Karlsruhe ausgestellt. Joachim Wohlfeil, Präsident der Handwerkskammer, erklärt: „Wir engagieren uns in besonderem Maße auf dem Feld der Berufsorientierung, gehen in die Schulen und stellen Handwerksberufe vor oder bieten Werkstattcamps zur Berufsorientierung – wir holen die Jugend zu uns. Dazu gehört auch das gemeinsame Projekt mit der Anne-Frank-Gemeinschaftsschule, in dem sich die Schülerinnen und Schüler kreativ kunsthandwerklich mit einem gestaltenden Thema befassen konnten. Das ist Auseinandersetzung und Erfahrung mit Handwerk pur.“ Vier bis fünf Monate hat die 32-jährige Lehrerin intensiv mit verschiedenen Techniken in den Klassen gearbeitet. Eine Klasse hat beispielsweise lang gezogene menschliche Figuren geformt in Anlehnung an den berühmten Schweizer Bildhauer Alberto Giacometti. Während dieser mit Bronze arbeitete, haben die Schüler Aluminiumfolie verwendet. „Wir haben viel experimentiert, mit Gips, Ton und anderen Materialen. Irgendwann kam ich dann darauf, dass sich Alu ganz leicht und gut formen und biegen lässt. Nachdem die Schüler ihre Menschenfiguren gestaltet hatten, haben wir diese Alufiguren mit einem neuartigen Textilverhärter in dunkelbrauner Farbe überzogen und mit mit Bronzepuder betupft, so sehen sie ganz echt aus“, verrät Fritz. Die Schüler konnten verschiedene Techniken ausprobieren. 62 report | Handwerkskammer Karlsruhe Die Performance zur Ausstellungseröffnung nahm Bezug auf Michelangelo. Andere Klassen haben mit Fotografie gearbeitet. Die Schüler haben sich komplett schwarz angezogen, Leuchtfäden auf ihre Körper geklebt und das fotografiert. Einer hatte die Idee, mit der Belichtungszeit zu spielen, damit Bewegung ins Foto kommt. „Die Fotografin Kerstin Köppel kam zu uns und hat das umgesetzt“, berichtet Fritz. In dem Arbeitsprozess mit den Schülern entstehen neue Ideen und die junge Lehrerin lässt ihren Schützlingen die Freiheit, eigene kreative Vorschläge umzusetzen. Mit einer Klasse hat sie die Performance zur Ausstellungseröffnung eingeübt. Ausschlaggebend war dabei der Satz von Michelangelo, dass im rohen Stein bereits das Kunstwerk schlummere, das der Meister nur erwecken brauche. Die Sechstklässer haben sich als Steine und Felsen verkleidet und sich tanzend langsam aus ihren grau-weißen Anzügen befreit. Danach kamen die anderen Schüler mit ihren Arbeiten herein und haben diese im Raum positioniert. Die Gruppe mit den Giaco- metti-Figuren wollte beispielsweise nicht, dass die Skulpturen einzeln da stehen, vielmehr sollten ihre Figuren miteinander agieren, zum Beispiel ringen oder tanzen. Etwa 80 Arbeiten, darunter auch Porträtzeichnungen, Gemälde, Fotos und Skulpturen, waren zu sehen. „Die Schüler haben sich riesig über die große Resonanz gefreut. Es kamen neben Eltern und Verwandten auch viele, viele Besucher in das Foyer der Handwerkskammer am Friedrichsplatz. Die jungen Künstler waren wirklich sehr stolz“, meint die Lehrerin. Auch Joachim Wohlfeil äußert sich positiv: „Wenn man sieht, mit welcher Begeisterung und mit welch tollen Ergebnissen die jungen Kreativen dieses Projekt angegangen sind, stimmt mich dies sehr zuversichtlich für unseren Wirtschaftszweig Handwerk und unsere Gesellschaft. Die Ausstellung im Forum der Handwerkskammer Karlsruhe war ein voller Erfolg für alle Beteiligten und ruft nach einer baldigen Wiederholung.“ Ute Bauermeister ¬ Handwerkskammer-Präsident Joachim Wohlfeil eröffnete die Ausstellung. Fotos: Angela Fritz report | Handwerkskammer Karlsruhe 63 WWW.HANDWERK.DE Die Welt war noch nie so unfertig. Stell sie scharf. Entdecke über 130 Ausbildungsberufe.
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