IGZ-Mitglied Ralf Zauner verstorben Text von Peter Herold Am 22.10.15 verstarb nach langer, schwerer Krankheit IGZ-Mitglied Ralf Zauner aus Florstadt in Hessen, knapp sechs Wochen nach seinem 50. Geburtstag. Ralf gehörte zu denjenigen, denen es mit dem Arbeitspferdeeinsatz „ernst“ ist. Nicht nur ein schöner Zeitvertreib, ein nettes Hobby, nein, für Ralf war der Arbeitspferdeeinsatz immer integraler Bestandteil unserer Zukunft. Er war überzeugt davon, dass es auch heute schon möglich ist, die allermeisten Tätigkeiten mit Arbeitspferden anstelle von Schleppern und Arbeitsmaschinen auszuführen, und dass das dies vor allem in Zukunft der richtige Weg sei. Und er gehörte zu denjenigen, denen die Umsetzung dieser Vision gelungen ist. Ralf hat seinen Weg auf eine „erbliche Belastung“ zurückgeführt: beide Großväter waren Fuhrleute. Sein erstes Pferd bekam Ralf zu seiner Geburt geschenkt, ein Pony aus der Zucht des einen Großvaters. Und der andere Großvater hat ihn schon als Kleinkind vor ein Fahrlehrgerät gesetzt, wenn er auf den kleinen Ralf aufpassen musste. 1996 bekam Ralf dann seine ersten beiden Arbeitspferde, die polnischen Kaltblüter „Max“ und „Mori“. Auf dem kleinen elterlichen Hof in Florstadt gründete Ralf im gleichen Jahr die „Fuhrhalterei Zauner“ und begann, im Nebenerwerb Planwagenfahrten anzubieten. Nach und nach reifte die Überzeugung, auch die eigene Landwirtschaft mit den Pferden umzutreiben und immer mehr auf den Schlepper zu verzichten. Die Unzufriedenheit im Job, der Erfolg der Fuhrhalterei sowie ein Besuch bei den Horse Progress Days in den USA im Jahre 2000 waren dafür verantwortlich, dass Ralf schließlich seine Anstellung bei einem großen Konzern in Frankfurt aufgab und die Fuhrhalterei haupterwerblich betrieb. Mit den Planwagenfahrten, durch den immer mehr zunehmenden Einsatz im Forst sowie die Übernahme von Landschaftspflege- und Naturschutzarbeiten mit moderner Pferdetechnik hat Ralf es geschafft, von der Arbeit mit seinen Pferden zu leben. Sein Wissen und seine Fähigkeiten als Fuhrmann hat Ralf seit 2006 in unterschiedlichen Kursen an zahlreiche Menschen in- und außerhalb der IGZ weitergegeben, seit 2010 als IGZAPRI-Ausbilder. In vielen Vorträgen und bei zahllosen Diskussionen hat er immer wieder seine Vision von der Bedeutung des Arbeitspferdes für die Zukunft mit großem Hintergrundwissen überzeugend vermittelt und dadurch einen unschätzbaren Beitrag für die Entwicklung der Arbeitspferdenutzung geleistet. 2009 begann dann mit dem Märchenfilm „Die Gänsemagd“ die Film-„Karriere“ von Ralf und seinen Pferden. Zuletzt war er in dem bemerkenswerten Film „Das Labyrinth des Schweigens“ über die Auschwitz-Prozesse Anfang der 1960er Jahre kurz zu sehen. Über viele Jahre konnte man Ralf mit seinen polnischen Kaltblütern „Max“ und „Mori“, ab 1998 dann mit den Rheinisch-Deutschen „Tango“ und „Vulkan“ und schließlich ab 2007 mit den Amerikanischen Belgiern „Eddy“, „Das“, „Niall“, „Lena“ und „Lisa“ auf zahlreichen Veranstaltungen, zum Teil von ihm selbst organisiert, bei der Arbeit beobachten. Ihm ging es dabei nicht in erster Linie um die Teilnahme an Wettbewerben, sondern um die Demonstration guter Pferdearbeit. Alle seine Pferde, die er selber ausgebildet hat, überzeugten dabei stets durch Ruhe, Gelassenheit und eine unübersehbare Routine, wie sie nur aus dem täglichen Arbeitseinsatz resultiert. In der IGZ war Ralf seit seinem Eintritt im März 1998 in vielfältiger Form aktiv und u. a. mit für die Gründung des Landesverbandes Hessen verantwortlich, dessen 2. Vorsitzender er 1999 wurde. In vielfältiger Form hat er sich vor allem im AK Forst sowie im AK Landwirtschaft und im AK Sanfter Tourismus eingebracht und einige Artikel in der Starke Pferde veröffentlicht. Neben der IGZ hat er sich umfangreich auf dem Internetportal www.pferdekutscher.de unter dem Pseudonym „Fuhrmann“ betätigt und dort zahlreiche wertvolle Diskussionen angeregt und moderiert. Auch dadurch hat er vielen Menschen den ernsthaften Einsatz von Arbeitspferden, gleich welcher Rasse, vermittelt. Seine eigene Homepage www.kaltblutpferde-hessen.de sowie in den letzten Jahren seine Facebookseite https://de-de.facebook.com/ralf.zauner.1 waren Quellen der Inspiration für jeden, der sich für den Arbeitspferdeeinsatz interessiert. Sein Traum, einen 100 ha Bauernhof mit Pferdekraft zu verwirklichen (http://www.ralf-zauner.de/Hofstart.htm), blieb unerfüllt. Es wäre zu wünschen, dass dieser Traum, z. B. im Rahmen eines Forschungsprojektes, weitergeführt und verwirklicht wird. Mit Ralf hat die IGZ einen ihrer wesentlichen Akteure viel zu früh verloren. Vielen von uns war er ein wertvoller Freund und Wegbegleiter, manchen ein Stein des Anstoßes. Unser Ziel ist das gemeinsame Wirken zum Wohle des Pferdes, des Menschen und der Umwelt, sowie der Erhalt eines Kulturgutes. (Ralf Zauner) In jedem Fall hat er die Entwicklung des modernen Arbeitspferdeeinsatzes in den letzten 20 Jahren geprägt und voran gebracht. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Danke, Ralf, für alles, was Du für die Zukunft der Arbeitspferde und für die IGZ getan hast!
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