alder firmengeschichte III

Teil III – Lajta Ujfalu – Tod K FJ I
(Bezirksmuseum Wien-Favoriten)
Chemische Produkten u. Zündkapselfabrik in Lajta Ujfalu
Wie aus div. grundbücherlichen Dokumenten hervorgeht, sind bereits 1907 entsprechende FabriksFabriks und
private Familien-Grundstücke
Grundstücke erworben worden. Größere Zukäufe erfolgten 1917. 1928, als das Werk schon
wieder geschlossen und eine Re-Parzellierung
Re Parzellierung beinahe abgeschlossen war, wurden nach Beschluss des
Bezirksgerichtes Liesing nach einem offensichtlich familien-internen
familien internen Streites Rudolf Alder 2/3 der
Liegenschaften zugesprochen. Die letzten grundbücherlichen Eintragungen enden mit 31. Mai 1931.
Amt der Burgenländischen
LandesregierungAbteilung 7 Landesregie
Referat Kunst & Kultur
Europaplatz 1, 7000 Eisenstadt
Der Hauptgrund, in Lajta Ujfalu (Neufeld an der Leitha) einen Produktionsbetrieb zu errichten hatte ganz zu
Beginn handfeste finanzielle Hintergründe, erteilte doch das damalige Ungarn – allerdings für zivile Produkte
bzw. jene, die nicht an Staats-Verwaltungen geliefert wurden, mehrjährige Steuer-Befreiungen für
Grundstückskäufe und für Produktionsfabriken.
aus A. G. Absenger: 350 Jahre Neufel, 2002, Seite 178
1909
wurde das Werk mit großem Pomp eröffnet und die Produktion gestartet.
Ziel war, mit Hilfe der von Ferdinand Domainski entwickelten Zündhütchen-Abfüllvorrichtung, die sich im
Hauptbetrieb in Wien X schon bewährte, 1 Million Zündhütchen täglich zu produzieren. Zu diesem Zweck
wurden zunächst 20 Arbeiterinnen aus den Alder´schen Betrieben Wien und Oberlaa nach Neufeld versetzt
und als Vorarbeiterinnen ausgebildet. Nach dem offiziellen Betriebsstart 1909 wurden dann schrittweise
weitere Arbeiter, aber hauptsächlich Frauen, eingestellt. Bis zum 1. Weltkrieg stieg dann die Mitarbeiterzahl
bis zu 100 an. Die Chronik vermerkt als Fabriks-Leiter einen Dr. Karl Langer und als Buchhalterin Frau
Stefi Wabin
(alles aus: Hans Hahnenkamp: Die burgenländische Industrie, 2. Teil (1885 – 1921))
Wie auch immer, Victor Alder hat diese indirekten finanziellen Rückschläge gut überstanden, und, wie oben
zu lesen, 1904 mit den entsprechenden Planungen begonnen, wovon eine reiche Anzahl von
Produktionsplänen im Stadtarchiv reiches Zeugnis ablegen – siehe später.
1910
sorgte dann ein spektakulärer
spektakulärer Fall von Spionage für Schlagzeilen:
Briefkopf: Bezirksmuseum Wien-Favoriten
Wien
„Inhalts-Verzeichnis“
Verzeichnis“ zu einem ca. 1 m²
großen Plan des Werksgeländes
Original Stadtarchiv Neufeld a, d, Leitha
Dieser, sowie alle folgenden Pläne: Stadtarchiv Neufeld
Aus Platzgründen geben wir hier nur einige
signifikante Plan-Details
Details mit freundlicher
Genehmigung des Stadt-Archives
Archives Neufeld
wieder:
„Situationsplan der projekt. Kapselfabrik in
Lajtha Ujfalu“
Dieser Turm-Aufbau
Aufbau war das charakteristische
„Wahrzeichen“ der Fabrik
Baumeister Staatz war der absolute „Platzhirsch“ von Neufeld und Umgebung:
Seine Pläne findet man für spätere Ausführungen auch bei J. Medinger & Söhne, der Ersten Ungarischen
Hanf- und Jute-Fabrik
Während des 1. Weltkrieges waren dann bis zu 350 Menschen beschäftigt. Nach Kriegsende verlor die Fabrik
in Neufeld rasch an Bedeutung, bis Ende 1924 die vorhandenen Maschinen in das Werk Oberlaa verfrachtet
wurden. Die untenstehende Eintragung im Industrie Compass 1924/25 war dann auch die letzte:
Industrie Compass 1924/25 Seite 927
Die Fabriksgrundstücke wurden parzelliert und verkauft, wobei einige wenige FabriksFabriks-Relikte aus dieser Zeit
wie auch die Alder´sche Villa (heute im Besitz des Schauspieler Adler) noch erhalten sind:
Fotos: Alfred Edlinger
Zur besseren Illustration: Die „Chemie-Nachbarn“
barn“
der
„Chemische Produkten u. Zündkapselfabrik in Lajta Ujfalu“
Jute-Fabrik
J. Medinger & Söhne
Neufelder Braunkohlebergbau
aus: Absenger, 350 Jahre Neufeld,
2002, Seite 202
Briefkopf Fa. J. Medinger & Söhne,
Neufeld
Neufelder Braunkohle-Bergbau
aus der Schlussphase der 1903 endenden 1. Neufelder
Bergbauperiode (Bereich des heutigen Strandbades),
Glasplattennegativ-Aufnahme (Foto: Archiv Franz Raimann)
aus A. G. Absenger, 350 Jahre Neufeld, S 138
19.9.1909
Victor Alder d. J. wird die Prokura erteilt und im Oktober als öffentlicher Gesellschafter für
den Betrieb in Wien X., ins HR eingetragen
Er sollte wie keiner vor- und nach ihm mit überdurchschnittlicher Innovationsfähigkeit die Firmengeschicke
steuern
Werbeeinschaltung im Chemiker-Schematismus 1911
Ein ziemlich umfangreiches und diversifiziertes ziviles Lieferprogramm, wobei ich den Verdacht hege, dass
der angebotene Salmiak cryst. und sublimiert aus der Produktion von J. Medinger & Söhne in Neufeld a. d.
Leitha stammt, wo man – nur wenige Kilometer getrennt – als „Chemie-Nachbarn“ produzierte und ein
gegenseitiges Kunden – Lieferanten-Verhältnis bestand.
11.6.1912
Stadt- und Landesarchiv Wien, MA 8, Gasometer
Teil des Notariats-Aktes
Aktes der ProkurenErteilung der Firma „Chemische Producten- und Zündkapselfabrik
Victor Alder, Wien X., Gudrunstraße 120
für
Victor Alder, Rudolf Alder, Marie Alder
12.6.1912
Eintrag ins Firmenprotokoll am Handelsgericht Wien
Stadt- und Landesarchiv Wien,
MA 8, Gasometer
Als Gesellschafter mit Einzelprokura
ins Firmenbuch eingetragen:
eingetragen
Marie Alder
Victor Alder in Oberlaa
Rudolf Alder in Wien
Österreichisches Patentamt Wien 20.,
Dieser Überzug hatte einen noch ganz anderen, mindestens ebenso wichtigen Effekt:
er verhinderte Metall-Korrosion
Korrosion und erlaubte Lagerung auch unter höherer Luftfeuchtigkeit
Victor Alder ließ diese Erfindung auch 1912 im Königreich Gross-Britannien
Gross Britannien anmelden:
Alfred Edlinger,
Privat-Archiv
Archiv Fam. Alder, Bludenz
1913
Alder + Nussbaumer
erhalten hohe kaiserliche Auszeichnungen für div. Neuerungen in der
Munitions-Technologie
Alfred Edlinger aus: "Internationale OrdenOrden & Titel - Zeitung" (Wien, März 1913) – Privat-Archiv
Archiv Familie Alder, Bludenz
Alfred Edlinger, Privat-Archiv Fam. Alder, Bludenz
Dieses Lieferprogramm besticht zunächst durch die schöne, im Jugendstil gehaltene graphische Aufmachung,
wie auch über das sehr reichhaltige Lieferprogram von „A“ wie Aether – übrigens ein internatational
anerkanntes Spitzenprodukt - bis „Z“ wie Zuckersäure“.
Bei diesem riesigen Lieferumfang kommt allerdings die Vermutung auf, dass nicht alles Eigenprodukte sein
konnten.
…und abseits von Chemie und Munition:
Foto: Werner Kohl
Dose: Bezirksmuseum Favoriten
Patentschrift: Österreichisches Patentamt, Wien
Alder hat bereits 1912 das „Privileg“ vom
11.2.1893 vom Erfinder Joachim Freiherr v.
Brenner übernommen, da dieser seinen
Betrieb in Gainfarn auflöste und das erste in
Österreich hergestellte, wasserlösliche
Universal-Anstrichmittel
Anstrichmittel in seine
Produktions- und Verkaufspalette
aufgenommen.
Siehe dazu auch den Almanach-Beitrag
Almanach
„Die
Pinol“
Parallel zu seinem
zivilen-
1914
Nach Kriegsbeginn veranlasste das Militär die
die Stadt Wien für die Mitarbeiter und das Werk Oberlaa eine
eigene Straßenbahnlinie zu bauen,
bauen, die auch als Transportstrecke für Rohstoffe und Fertigprodukte diente:
aus: Klemens Dorn, Favoriten, 1928
aus: Heinz Fink, Tramway in Favoriten, 2004
Streckeneröffnung
km Streckenführung Linie 167
Juni 1914
0,287
Feldkellergasse ab Hofwiesengasse bis Bhf. Speising
6. Oktober 1914
1,434
Landstraßer Gürtel ab Fasangasse — Landstraßer Hauptstraße bis
b Rennweg
17. Dezember 1914
1,712
Favoritenstraße von Lehmgasse bis Donauländebahn (Rothneusiedl)
26. Oktober 1915
0,267
Rechte Wienzeile von Preßgasse/Heumühlgasse
Preßgasse/Heumühlgasse bis Kettenbrückengasse
22. Dezember 1915
0,537
Verbindungsgleis Hoffmeistergasse — Wilhelmstraße
22. Dezember 1915
0,873
Flurschützstraße
22. Dezember 1915
0,664
Hetzendorfer Straße ab Kernstraße — Bhf. Speising
aus: „100 Jahre Wiener Tramway“, Festschrift der Wiener Stadtwerke Verkehrsbetriebe 1968
zur Verfügung gestellt vom Bezirksmuseum Wien-Favoriten,
Wien
Wien 10.,
1916
Der 1. Weltkrieg ist voll im Gange, das Militär benötigt neue und treffsicherere Waffen und Munition.
Die diesbezügliche Forschung und Produktion läuft auf Hochtouren – umfangreiche Versuchsreihen sind
erforderlich…..
Alfred Edlinger – Privat-Archiv Fam. Edlinger, Bludenz
Produktbeschribung 8 mm ALDER „L. E.“-Patrone 1916
Mit Beginn des 1. Weltkrieges nahmen die
Militär-Aufträge
Aufträge der Zündkapsel-Fabrik
Zündkapsel
drastisch zu, so dass immer wieder Personal
sowohl in Oberlaa, als auch in Neufeld,
aufgestockt werden musste. In Spitzenzeiten
arbeiteten mehr als 2000 Menschen für
Alder, Gott, Kaiser und Vaterland!
(alle Dokumente Alfred Edlinger – Privat--Archiv Fam.
Alder)
12.12.1916
Der Krieg gegen Serbien und die beigetretenen Alliierten dauert wesentlich länger, als zum Zeitpunkt der
Kriegserklärung 1914 eingeschätzt wurde
Der Bedarf an
n Waffen und Munition steigt täglich, wobei es nicht nur um Quntität, sondern immer mehr
meh um
Qualität geht.
Diesbezüglich ist Alder ein hochgeschätzter Garant, as sich u.a. auch in den folgenden Bildern anlässlich eines
Werksbesuches in Oberlaa durch den österreichischen Kriegsminister
Alexander Ritter von Krobathin
zeigt:
Alle Fotos Alfred Edlinger, Privat-Archiv Fam. Alder
http://www.althofen.at/AvW_Museum/Seiten_d/geschichte_chemie.html
Alle Dokumente Alfred Edlinger – Privatarchiv Fam. Alder, Bludenz
Der deutsche Kaiser verleiht am
7.11.1916 Victor Alder das Eiserne
Kreuz II. Klasse
Von diesem Ereignis befinden sich leider
keine Dokumente im Alder´schen
Privat-Archiv
Ministerielle
Zahlungsanweisung an die
Fima Viktor Alder vom
30.12.1916
….. und natürlich war immer
Geld im Spiel, viel Geld sogar,
in diesem Fall knappe
5,000.000,- Kronen
ANNO, Österreichische National-Bibliothek
Zu diesem Zeitpunkt war Vielen klar, dass die k. u. k. Monarchie einem Zerfall zugeht