der freund des propheten

[38] HUNDE DER WELT
DER
FREUND DES
PROPHETEN
EIN EDLES PFERD, EIN
GUTER FALKE UND EIN
SCHNELLER SLOUGHI
SIND DER WERTVOLLSTE
BESITZ EINES BEDUINEN.
DENN DIE WINDHUNDE
NORDAFRIKAS SIND
MEHR ALS EINFACHE
JAGDGEFÄHRTEN. „EIN
SLOUGHI“, SAGEN DIE
MAROKKANER, „IST EIN
GESCHENK ALLAHS!“
Fotos: debra bardowicks Text: philip alsen
HUNDE DER WELT
E
GRAZIEN UNTER DER SONNE: SCHLANKER KOPF, LANGER HALS,
AUSGEPRÄGTER BRUSTKORB UND KRÄFTIGE, LANGE BEINE
Die Spur der Sloughis (Sloughi: arabisch für „Windhund“) lässt sich bis ins alte Ägypten zurückverfolgen. Die älteste bisher
entdeckte Sloughi-Mumie wurde im Grab des Pharaos Amenophis II. (1428 – 1397 v. Chr.) gefunden. Als treuer
Gefährte sollte er seinen Herrn, den siebten König der 18. Dynastie des Neuen Reiches, auch nach dessen Tod auf der Jagd begleiten.
r ist wie ein pfeil. Ein Blitz, der das Wild packt wie
ein Adler und dann ruhig auf seinen Herrn wartet,
damit der es tötet, wie der Prophet es befiehlt.“ Als der
arabische Dichter Abu Nuwas (757 – 815) im Mittelalter
diese kurze Szene einer Windhundjagd schrieb, war
er Gast eines Beduinenstamms. Das Gastrecht war
den Nomaden heilig. Wer auch immer die Zeltschnur eines Beduinen berührte, bekam Unterkunft für mindestens drei Tage. Gäste
wurden geehrt: Sie aßen mit den Stammesfürsten, genossen ihren
Schutz und ihr Wohlwollen. Die Verantwortung für einen Gast
endete für die Beduinen erst im nächsten Zelt, egal wie weit dies entfernt lag. Dem Dichter also ging es gut. Und doch: Die höchste Gunst
des Stammes galt jemand anderem – dem von ihm beschriebenen
Windhund: „Im Zelt seines Herrn schläft
er an dessen Seite, wird nachts mit einer
Decke gewärmt, mit Halsbändern und
Glücksbringern geschmückt“, schrieb der
französische General und Afrika-Reisende
Eugène Daumas Mitte des vorletzten Jahrhunderts über die Windhunde Nordafrikas.
„Er bekommt vom besten Essen, wird,
wenn erforderlich, als Welpe von der Brust
der Frau genährt. Und stirbt einer, dann
weinen die Frauen und Kinder, als hätten
sie ein treues Glied der Familie verloren.“
Drei Dinge machten einen Beduinen
zu einem reichen Mann: ein guter Falke,
ein edles Pferd und ein schneller Hund.
Das Tier vor sich im Sattel sitzend, den
Falken auf dem Arm, ritten die Männer in
die Wüste. Mit spitzen Trillern schickten
sie die Vögel in die Luft, wo sie am Himmel kreisend Ausschau nach jagdbarem
Wild hielten: Gazellen, Hasen, Wildesel,
Fenneks. Entdeckten sie etwas, stürzten
sich die Falken in rasender Geschwindigkeit auf das Opfer – das Zeichen für die Reiter, die Hunde loszuschicken. Mit bis zu 55 Stundenkilometern schossen die Jagdhunde
durch den Sand, während der Falke versuchte, das Wild durch Angriffe auf den Kopf zu bremsen. Fiel der Falke aus, jagte der Hund
allein weiter, wenn nötig über Stunden. Denn kein Wüstentier war
schneller und ausdauernder als der kurzhaarige, etwa 70 Zentimeter
hohe Hund der nordafrikanischen Beduinen, der Sloughi.
Hunde haben es in islamischen Ländern nicht leicht. Die meisten sind „Chins“, unreine Straßenköter. Berührt ein Gläubiger einen
Hund, muss er sich die Hände waschen. Sloughis hingegen sind „el
hor“: rein und edel. „Der Windhund ist ein Geschenk Allahs!“, sagen
die Beduinen. Besitz ist Reichtum, Berührung Ehre.
Das hohe Ansehen hat Gründe. Erstens: Die Wüste ist ein menschenfeindlicher Ort. Tagsüber brennt die Sonne bis zu 60 Grad heiß,
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nachts fällt das Thermometer nicht selten nahe null. Es gibt zwar
Wild, aber die Jagd ist schwer. Fallen stellen kann man nicht, sich auf
Schussweite unbemerkt an ein Wild heranzupirschen ist aussichtslos. Der Jagderfolg der Sloughis war für die Beduinen deshalb oft die
einzige Möglichkeit, an Fleisch zu kommen – und dafür dankte man
ihnen. Der zweite Grund heißt Kitmir: ein im Koran beschriebener
Hund, der 309 Jahre lang das bei Ephesos liegende Höhlenversteck
von sieben Märtyrern bewacht haben soll. Dafür erhielt Kitmir vom
Propheten Einlass ins Paradies. Die „sieben Schläfer“ gelten als Zeugen der Auferstehung. Sie sind noch heute Bestandteil jedes moslemischen Freitagsgebets. „Und weil man durch Knochenfunde aus
der Zeit weiß, dass es damals in der Gegend keine andere Hunderasse gab, gilt der Sloughi als Hund Mohammeds“, erklärt der deutsche Züchter Eckhard Schritt.
Seit über 30 Jahren züchtet er „Kitmirs Erben“, lebt heute mit 14 von ihnen
in der Nähe von Frankfurt. „Als ich zum
ersten Mal einen Sloughi sah, haben
mich seine Eleganz und sein vornehmes
Wesen fasziniert“, erzählt er. Die Bedeutung des Hundes in Nordafrika aber sei
ihm erst durch einen Besuch in Marokko
bewusst geworden: „Wir wussten, dass
Sloughis etwas Besonderes sind“, sagt er.
„Aber auf das, was wir dann erlebt haben, waren wir nicht vorbereitet.“ Eine
Einladung in den Palast der Prinzessin,
überschwängliche Gastfreundschaft, wo
immer sie hinkamen, bewundernde Blicke und interessierte Fragen. „Und alles
nur wegen der Hunde.“ Emotionaler
Gipfel der Reise: „Mit den angeleinten
Hunden durchquerten wir ein Dorf, als
plötzlich ein alter Mann aus einem Haus
stürmte, auf die Knie fiel und mit Tränen
in den Augen Allah dafür dankte, dass er
in seinem Leben noch einen Hund wie Kitmir sehen dürfe.“
Der Sloughi ist der Hund der Beduinen. Diese betrachten sich als
die „wahren“ Araber und nennen sich „Mzeina“. Stammeszugehörigkeit, Freiheit und Religion sind wichtig, Geld und Besitz haben weniger Gewicht. Denn „Allahu akbar“: „Gott ist größer“ – größer als alles
vom Menschen Geschaffene. Wer einen Hund Mohammeds kaufen
möchte, muss deshalb – zumindest in Nordafrika – lange suchen.
„Sloughis sind keine Handelsware“, sagt Schritt. Er spricht aus Erfahrung: „In einer Oase habe ich vor Jahren eine wunderschöne Hündin
gesehen, die ich unbedingt haben wollte.“ Doch die Besitzer schüttelten den Kopf. Er erhöhte sein Gebot, feilschte, doch man ging nicht
darauf ein. „Am Ende waren wir bei 5000 Euro – eine Summe, von
der die bescheidenen Oasenbewohner Jahre hätten leben können“,
sagt Schritt. Doch die Hündin bekam er nicht. „Stattdessen schlug
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EIN HERRSCHER UND SEIN REICH: MOSLEMS VERACHTEN HUNDE.
SIE GELTEN ALS „UNREIN“. MIT DEN SLOUGHIS IST DAS ANDERS
Es heißt: Wer einen Hund berührt, muss sich die Hände waschen, und ein Gläubiger, dessen Kleidung durch einen Hund beschmutzt
wurde, darf nicht in die Moschee. Sloughis dagegen sind „el hor“: rein und edel. Den Grund nennt der Koran. Der Legende der
„sieben Schläfer“ zufolge soll ein Sloughi den Schlaf von sieben Märtyrern bewacht haben, wofür Mohammed ihn ins Paradies einließ.
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man mir vor, in zwei Jahren wiederzukommen. Dann hätte die
Hündin Welpen und man würde mir einen schenken.“
Niemand weiß genau, wie alt die Rasse ist. Ihre Geschichte lässt
sich über Jahrtausende bis zu den Pharaonen zurückverfolgen.
Doch die Zeiten haben sich geändert
und damit auch Umfeld und Leben der
Hunde. Die meisten Beduinen sind
sesshaft geworden, Fleisch kommt aus
dem Supermarkt. Die Hatz in der Wüste
wurde vor Jahren verboten. Sie ist zwar
regional seit kurzem wieder erlaubt,
im Grunde aber nur als Hobby weniger
Privilegierter. Auch die Bedeutung
des Sloughis als „Hund des Propheten“
nimmt ab. „Höher, schneller, weiter“
gilt heute auch für viele Jäger: Um die Hunde schneller zu machen,
kreuzen sie die Sloughis mit spanischen Galgos und zerstören dadurch jahrtausendealte Blutlinien. Laut Schätzung eines Zuchtvereins
gibt es heute in Marokko nur noch rund 500 reinrassige Sloughis,
drei davon gehören dem König. Und der schätzt ihre Eigenschaften
vor allem als Wachhunde mit ausgeprägtem Beschützerinstinkt.
„Wenn der König schlafen geht, wachen die Hunde in einem
Vorraum, den dann nicht einmal mehr die Leibwache betreten darf“,
sagt ein marokkanischer Züchter. Der
enge Kontakt zu den Menschen hat die
schnellen Sloughis zu „Gedankenlesern“
gemacht. „Wer mit ihnen zusammen
ist, hat schnell das Gefühl, dass die Tiere
böse Absichten regelrecht spüren.“
Oftmals entstehe sogar so etwas wie
eine telepathische Kommunikation
zwischen Mensch und Tier.
In Deutschland leben heute etwa
600 Sloughis, deren Besitzer neben
ihrem vornehm wirkenden, zurückhaltenden Wesen besonders ihre
Qualitäten als Familienhund schätzen. Denn bei aller Härte und
Ausdauer – auch beim Kuscheln, Schmusen und Spielen macht dem
Sloughi so schnell keiner was vor.
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„MAN PUTZT IHN MIT ALLERHAND ZIERRATH UND SCHÜTZT
IHN VOR DEM BÖSEN AUGE DURCH TALISMANE“
Der französische General Eugène Daumas schreibt Mitte des vorletzten Jahrhunderts weiter: „Während man den gewöhnlichen Hund
schmählich von Tisch und Zelt verjagt, schläft der Windhund auf einem Teppich zur Seite seines Herrn. Er wird vor der Kälte durch eine
Decke geschützt, und man ist zufrieden, wenn er dagegen empfindlich ist, dies ist ein Zeichen mehr, dass er von guter Abkunft ist ...“
[46] HUNDE DER WELT
FRAGE DES GLAUBENS
HUNDE IM JUDENTUM
In Bezug auf Hunde hat das Judentum keine eindeutige Meinung.
Zwar steckt das alte Testament voller Geschichten und Erzählungen,
in denen Hunde als niedere Wesen betrachtet werden (aufgrund
der Tollwut, die damals eine ständige Bedrohung im Heiligen Land
darstellte, war die Tötung eines Hundes selbst am Sabbat erlaubt),
andererseits lautet ein Sprichtwort aus jener Zeit: „Lasse dich nicht
in einer Stadt nieder, in der man kein Bellen von Hunden hört.“
Und aus dem 2. Jahrhundert ist eine jüdische Geschichte über die
Treue eines Hundes überliefert. Danach hatten sich Hirten eine
Schale Milch für das Abendessen bereitgestellt, sich dann aber um
ihre Schafe gekümmert. Während sie arbeiteten, vergiftete eine
Schlange die Milch – was nur der Hund der Hirten sah. Als diese nun
von der Milch trinken wollten, bellte der Hund zuerst und stürzte
sich auf die Milch, nachdem seiner Warnung keine Beachtung
geschenkt wurde. Es heißt, dass er, um seine Hirten zu schützen, die
Milch selbst aussoff – und kurz danach starb. Die Hirten setzten dem
treuen Beschützer daraufhin ein Denkmal.
VEREHRT ODER VERJAGT – DIE STELLUNG DES HUNDES IN EINER
GESELLSCHAFT HÄNGT NICHT ZULETZT VON DER EN R ELIGION
UND DEN SITTEN DES LANDES AB, WEISS AUTOR PHILIP ALSEN
HUNDE IN DER ANTIKE
HUNDE IM CHRISTENTUM
In der Bibel kommt der Hund als ein Begleiter der Hirten daher,
findet sonst aber selten positive Erwähnung. So dürfen Hunden im
Katholizismus keine menschlichen Eigenschaften zugesprochen
werden, und sie kommen auch nicht in den Himmel. Der Grund:
Sie haben keine „unsterbliche Menschseele“, sondern „nur“ eine
Tierseele. Allerdings: Es war die Kirche, die den heiligen Märtyrern
Kosmas und Damian (den Schutzpatronen der Ärzte und Apotheker) befahl, auch kranke Hunde zu heilen. Und für die Behandlung
der Tollwut war St. Hubertus verantwortlich, der dann auch zum
Schutzpatron der Hunde wurde.
Auch im Leben einiger Heiliger spielten treue Hunde eine Rolle.
So wurde der heilige Rochus in der Wüste von einem Hund gerettet,
der ihm jeden Tag einen Laib Brot brachte. Ein anderes Beispiel:
der heilige Dominikus. Er gründete einen Orden, den er die „Dominikaner“ nannte. Sie selbst sprachen von sich als „domini canes“:
die Hunde des Herrn. Treu wie die Hunde dem Menschen – so wollen
die Dominikaner Gott dienen. Kritische Kirchenhistoriker deuten
die Namensgebung allerdings anders: Wie die Hunde hätten die Dominikaner die Witterung nach „Sündern“ aufgenommen, um sie
dann der Heiligen Inquisition zu übergeben.
Hinsichtlich der Wertschätzung der Hunde gibt es im Christentum so etwas wie ein „Nord-Süd-Gefälle“: Je weiter man nach Süden
kommt, desto schlechter wird das Image und die Behandlung der
Tiere. Im gesamten Mittelmeerraum misst man Hunden (ausgenommen teuren Rassehunden) wenig Beachtung bei.
FOTO: DEBR A BARDOWICK S
Marathon (490 v. Chr.) tapfer an der Seite seines Herrn gekämpft
Der Urmensch fürchtete sich vor wilden Tieren. Um sie zu besänftihatte. Auch die Römer achteten ihre Hunde, betrachteten sie teilweise
gen, machte er sie zu Gottheiten. Einige Religionen räumten ihren
sogar als „Gesandte der Götter“. Nicht selten wurden den Tieren
Haustieren sogar einen Platz in ihrem Götterhimmel ein: Die alten
übermenschliche Fähigkeiten zugesprochen.
Ägypter stellten sich ihren Totengott Anubis als hundeköpfigen
Auch andere alte Völker verehrten Hunde. So entdeckten AnMenschen vor. Beim Tod eines Haushunds schoren sie sich zum
thropologen beispielsweise erst im September vergangenen Jahres
Zeichen der Trauer den Kopf kahl. Das antike Griechenland und
in Peru ein Grab, in dem neben Menschen rund 40 Hunde beigesetzt
später auch die Region um Rom übernahmen den Hundekult
wurden. Damit sie im Jenseits keinen Hunger litten, hatte man
Ägyptens: In ihrer Mythologie ist der
ihnen Futter und kleine Leckereien ins
Wächter der Unterwelt der mehrköpfige
Grab gelegt. Doch wie sieht es in den
Hund „Kerberos“ oder „Zerberus“.
monotheistischen Religionen aus? In
Griechen und Römer liebten
der Schöpfungsgeschichte (Genesis
Hunde. Der Schriftsteller, Politiker und
1,26) heißt es: „Und Gott sprach: Lasset
Feldherr Xenophon (zirka 426 – 355
uns Menschen machen, ein Bild, das
v. Chr.) betrachtete sie sogar als unveruns gleich sei, die da herrschen über die
zichtbaren Bestandteil einer Gesellschaft.
Fische im Meer und über die Vögel unter
In den Erzählungen Homers (die in ihrer
dem Himmel und über das Vieh und
Bedeutung der Bibel des alten Griechenüber alle Tiere des Feldes und über alles
lands glichen) tauchen immer wieder
Gewürm, das auf Erden kriecht.“ Das
Geschichten über die Treue, die Tapfersagt alles: Wo nur ein Gott ist, haben
keit und den Mut von Jagd- und WachHunde keinen Platz. In den aufeinander
hunden auf. So war zum Beispiel ein
aufbauenden Religionen Judentum,
Hund der Einzige, der Odysseus bei seiChristentum und Islam sind Hunde
ner Rückkehr von seiner jahrelangen
nicht besonders hoch angesehen. EntweIrrfahrt wiedererkannte.
der gelten sie als „unrein“ (Judentum
Hunde bewachten den Tempel des
und Islam) oder sie müssen als schlechJupiter, die Jagdgöttin Artemis wird
tes Beispiel herhalten.
meist in Begleitung ihres Hundes dargeWoher rührt diese Missachtung?
stellt, und der Mord an einem HirtenDarüber gibt es verschiedene Theorien.
hund wurde vor Gericht genauso verDie interessanteste stammt von Sigmund
handelt wie der Mord an einem Hirten.
Freud (1856 – 1939), dem Begründer
Im Buddhismus geachtet, bei Juden und
Asklepios, der Gott der Heilkunst, überder modernen Psychoanalyse: Juden,
Christen eher missachtet – nicht jede Religion
trug seine Heilkraft durch Hunde. In
Christen und Moslems, so glaubt er, emerkennt den Hund als ehrwürdiges Wesen.
Heiltempeln wurden sie als „Assistenzpöre das „schamlose“ Verhalten der
Therapeuten“ gehalten. Hunde zogen an der Seite der Krieger in die
Hunde in der Öffentlichkeit. Sie tun dort schließlich alles, was gesitSchlacht, ihre Erfolge im Kampf wurden genauso besungen und
tete Menschen nur hinter verschlossenen Türen tun. Grundsätzlich
niedergeschrieben wie die der Männer. Der Chronist Aelian ehrte in
gilt: Monotheistische Religionen stehen den von Heiden als Götzen
seinen Schriften zum Beispiel einen Hund, der in der Schlacht bei
verehrten Tieren argwöhnisch gegenüber.
HUNDE IM ISLAM
Der Prophet Mohammed sagt: „Ein Mann ging seines Weges und
fühlte großen Durst. Als er zu einem Brunnen kam, stieg er hinein,
stillte seinen Durst und kam wieder herauf. Da sah er einen Hund,
dessen Zunge heraushing und der den Schlamm leckte, um seinen
Durst zu stillen. Dem Mann wurde bewusst, dass der Hund den gleichen Durst empfand wie er selbst. Er stieg nochmals hinab, füllte
seinen Schuh mit Wasser und gab es dem Hund zu trinken. Für diese
Tat vergab Gott ihm seine Schulden.“
Gute Taten gegenüber Tieren werden im Islam also belohnt –
allzu viele Vorteile verspricht das allerdings nicht. Zwar gelten Windhunde neben Pferden, Kamelen und Falken als „wertvoller Besitz“
(Windhunde gelten sogar als „rein“), andere Hunde aber sind dreckig und unwürdig, schlicht „unrein“.
HUNDE IN CHINA
Im Mittelalter spielten Hunde auch in China eine große Rolle, zumeist als Jagdgefährten, aber auch im Totenkult: So haben die
Mongolen ihre Toten unter freiem Himmel beigesetzt. Ins Jenseits
konnte ein Verstorbener nach ihrem Glauben nur kommen,
wenn sein Körper nicht mehr existierte. Als gutes Zeichen galt es,
wenn wilde Raubvögel die Leiche rasch auffraßen. Als schlechtes
Zeichen wurde ein langsames Verwesen gedeutet. Deswegen wurden
„heilige Hunde“ gehalten, die das „Verschwinden“ der menschlichen Überreste beschleunigen sollten.
Heute müssen Hunde in China vor allem eins sein: nützlich!
Sie sind entweder hübsch, dienen als Wachhund oder werden kurzerhand verspeist, vom blutigen Handel mit Fellen ganz zu schweigen.
In der Religion spielen sie keine Rolle, in der Symbolik jedoch stehen
sie für den Westen, den Herbst und mitunter auch für Reichtum.
Dem chinesischen Volksglauben nach muss man einen Dämon mit
Hundeblut bespritzen, damit er seine wahre Gestalt offenbart.
Allerdings besitzen nach dem chinesischen Kalender im Jahr des Hundes geborene Menschen viele Eigenschaften, die in China als besonders positiv angesehen werden: Loyalität, Ehrlichkeit, Freundlichkeit,
Zuverlässigkeit und Verschwiegenheit. Sie sind nicht sehr experimentierfreudig, sondern eher konservativ.
HUNDE IM BUDDHISMUS
Nach einer Überlieferung wurde Buddha von einer Schar kleiner
Löwen bzw. löwenähnlicher Hunde begleitet. Drohte Gefahr, wuchsen sie zu ihrer wahren Größe heran, um ihren Herrn zu beschützen. Hunde spielen deshalb im Buddhismus eine besondere Rolle. So
werden in Klöstern noch heute Lhasa-Apsos gezüchtet. Die kleinen
„Löwenhunde“ gelten als Botschafter des Friedens und Glücks.
Da der Buddhismus jedoch eine tiefe Achtung vor allen Lebewesen vorschreibt, ist der Respekt vor Hunden nicht auf eine Rasse
beschränkt. So gelten Hunde in Nepal unter anderem als spirituelle
Wächter. Manchmal wird diese Einstellung zum Problem: Im westlichen Himalaja ziehen rudelweise verwilderte Hunde durch die
Dörfer und greifen vereinzelt sogar Menschen an. Dass niemand
etwas dagegen unternimmt, liegt daran, dass 98 Prozent der Einwohner strenggläubige Buddhisten sind. Sie glauben an die Wiedergeburt und würden Hunden niemals etwas antun.