Universitätsspital Zürich Klinik für Unfallchirurgie Direktor: Prof. Dr. med. Hans-Peter Simmen Betreuung der Masterarbeit: PD Dr. med. Valentin Neuhaus Leitung der Masterarbeit: Prof. Dr. med. Hans-Peter Simmen Eine Analyse von 14’076 Patienten mit proximalen Femurfrakturen in der Schweiz MASTERARBEIT zur Erlangung des akademischen Grades Master of Medicine (M Med) der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich vorgelegt von Claudio Canal (10-751-626) 2015 Inhaltsverzeichnis 1. Zusammenfassung.................................................................................................. 3 2. Einleitung ................................................................................................................. 4 3. Material und Methoden ........................................................................................... 6 4. Resultate .................................................................................................................. 7 4.1. Demographische Übersicht 7 4.2. Saisonale Schwankungen 8 4.3. Übersicht Hospitalisation 9 4.4. Übersicht Operation 10 4.5. Demographische Übersicht nach Alter 11 4.6. Prädiktoren für Mortalität während der Hospitalisation 11 4.7. Prädiktoren für längere Aufenthaltsdauer während der Hospitalisation 12 5. Diskussion ............................................................................................................. 13 6. Literaturverzeichnis .............................................................................................. 16 7. Lebenslauf ............................................................................................................. 21 8. Erklärung................................................................................................................ 22 2 1. Zusammenfassung Einleitung: Ziel dieser vorliegenden Studie ist die Beschreibung der Patienten die in den Jahren 2004 bis 2013 eine proximale Femurfraktur erlitten und in der AQC-Datenbank (Arbeitsgemeinschaft für Qualitätssicherung in der Chirurgie) erfasst wurden. Methodik: Als Einschlusskriterien galten die ICD-10 Diagnose-Codes S72.00 bis S72.11 (Schenkelhals- und pertrochantäre Frakturen). Die durchgeführten Operationen wurden gemäss der schweizerischen Operationsklassifikation (CHOP) ausgewertet. Die Kohorte umfasste 14‘076 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 80±13 Jahren, 30% der untersuchten Patienten hatten mindestens eine Komorbidität und 5.5% wiesen mindestens eine Begleitverletzung auf. Zweiundsiebzig Prozent der Patienten waren weiblich und 28% männlich. Resultate: Dreiundfünfzig Prozent der Patienten erlitten eine Schenkelhalsfraktur sowie 47% eine pertrochantäre Femurfraktur. Insgesamt wurden 99% der Patienten stationär während einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 12±11 Tagen behandelt. Die Patienten wurden durchschnittlich 4.4±29 Stunden auf der Intensivstation überwacht und 4.3% mussten temporär intubiert werden. Die Gesamtmortalität während der Hospitalisation betrug 4.3%. Nach dem Spitalaufenthalt konnten 29% nach Hause, 28% in eine Rehabilitationsklinik, 17% in ein Krankenheim/Pflegeheim und 14% in ein Altersheim entlassen werden. Die häufigsten Primäroperationen waren die geschlossene Reposition mit innerer Knochenfixation (36%), die partielle Hüftarthroplastik (31%), die offene Reposition mit innerer Knochenfixation (27%) und die Totalendoprothese des Hüftgelenks (6.1%). In 41% der Fälle war der Operateur Oberarzt, leitender Arzt in 23%, Assistenzarzt in 17% oder Chefarzt in 14%. In knapp über der Hälfte (52%) war die Operation ein Teachingeingriff. Bei 12% der Patienten trat eine Komplikation auf, in 2.2% der Patienten verlief diese tödlich. Diskussion: Die Gesamtmorbidität und -mortalität dieser Patienten ist hoch. Besonders das Auftreten von tödlichen Komplikationen ist beachtenswert. Strukturelle Veränderungen, wie z.B. geronto-traumatologische Zentren sowie bessere Scoring-, Monitoring- und Behandlungsschemata sollten prospektiv zwecks Reduzierung der perioperativen Komplikationen evaluiert werden. 3 2. Einleitung Weltweit registrieren wir jährlich bis zu 9 Millionen osteoporotisch bedingte Frakturen. (1) Über ein Drittel davon ereignet sich in Europa. (2) Typischer Risikofaktor für diese Frakturen ist das fortgeschrittene Alter. In den meisten entwickelten Ländern nimmt die Lebenserwartung seit 1840 annähernd linear zu. (3) Im letzten Jahrhundert hat sich die Lebenserwartung in der Schweiz fast verdoppelt: von 46 auf 81 Jahre für die Männer und von 49 auf 85 Jahre für die Frauen. (4) Gemäss Prognose des schweizerischen Bundesamtes für Statistik wird die Lebenserwartung weiter zunehmen, so dass sich der Anteil der über 65-jährigen Personen in den kommenden Jahrzenten annähernd verdoppeln wird. Parallel zur Zunahme an älteren Patienten stiegen in den Jahren 2000 bis 2007 die osteoporotisch bedingten Frakturen in der Schweiz um 16% bei Frauen und um 20% bei Männern an. (5) Typische osteoporotische Frakturen sind hüftnahe Frakturen. Im Jahr 2000 erlitten weltweit schätzungsweise 1.6 Millionen Patienten Hüftfrakturen, davon sind 70% Frauen und 30% Männer. (6) Es wird erwartet, dass sich diese Zahl auf gesamthaft 2.6 Millionen im Jahr 2025 erhöht, wobei prozentmässig ein grösserer Anstieg bei Männern als bei Frauen anzunehmen ist. Mit Annahme ähnlicher Entwicklungen könnte die Inzidenz somit auf etwa 7.3 Millionen bis sogar 21 Millionen im Jahr 2050 ansteigen. (7, 8) Ein steigender Trend bei den Hüftfrakturen wurde exemplarisch in Österreich (9), Spanien (10), Italien (11) und Deutschland (12) beobachtet. Kontrovers zur allgemeinen Zunahme an osteoporotischen Frakturen sehen wir jedoch, dass die Inzidenz der Hüftfrakturen bei Frauen in der Schweiz in den Jahren 2000 bis 2007 um 1.8% abnahmen. (5, 13) Ähnliche Ergebnisse wurden aus den USA (14), Kanada (15), Japan (16), Finnland (17), Dänemark (18), Griechenland (19) und Frankreich (20) gemeldet, wo eine mögliche Umkehr des säkularen Trends beobachtet wurde. Als Gründe dafür wurden exemplarisch bessere Prävention und Therapie der Osteoporose, Verbesserung der Vitamin D Supplementation, häufigere Anwendung von Hüftprotektoren und bessere Sturzprävention genannt. Uns ist keine Studie bekannt, welche das Vorkommen hüftnaher Frakturen flächendeckend in der Schweiz in den letzten 10 Jahren demographisch aufgearbeitet hat. Primäres Ziel dieser Arbeit ist es daher, das Patientenkollektiv der hüftnahen Frakturen in der Schweiz in den Jahren 2004 bis 2013 anhand einer grossen prospektiv erfassten Datenbank zu analysieren sowie zu beschreiben. Sekundär möchten wir Prädiktoren für die Hospitalisationsdauer sowie Mortalität während der Hospitalisation eruieren. Exkurs proximale Femurfrakturen Das aktuelle Lebenszeitrisiko für hüftnahe Frakturen beträgt mit 50 Jahren 11-23% für Frauen und 3-10% für Männer je nach Studie und Land. (7) Der typische Unfallmechanismus ist bei älteren Patienten ein Sturz im häuslichen Umfeld. (21) Bei jungen Patienten sind Hochrasanztraumata ursächlich. Das betroffene Bein liegt typischerweise in Aussenrotation, erscheint etwas verkürzt und es findet sich gelegentlich ein Hämatom in 4 den umliegenden Weichteilen. Radiologisch reicht meist eine tiefzentrierte Beckenübersichts- sowie eine axiale Hüft-Aufnahme zur Diagnosestellung. Man unterscheidet Schenkelhals- sowie pertrochantäre Femurfrakturen. Zur Therapie von Schenkelhalsfrakturen gibt es prinzipiell folgende drei Möglichkeiten: konservative Therapie, kopferhaltende operative Therapie und Kopfersatz mit partieller oder totalen Hüftendoprothese. Die Entscheidung, welche Therapie durchgeführt werden soll, ist vor allem abhängig vom Alter des Patienten, seinem Allgemeinzustand, dem Frakturtyp und Frakturverlauf, möglicher vorbestehender Arthrose des betroffenen Gelenkes, Vorliegen von pathologischen Frakturen, Zusatzerkrankungen des Patienten und der Kooperationsfähigkeit des Patienten. (22, 23) Pertrochantäre Femurfrakturen werden in der Regel operativ mittels intramedullärem Kraftträger (PFN alpha oder Gammanagel als typische Implantate) versorgt. Die postoperative Morbidität und Mortalität ist hoch. Im 2010 waren osteoporotische Frakturen in Europa für bis zu 1'180’000 „quality adjusted life years lost“ verantwortlich. (2, 24) Die Mortalität 12 Monate nach einer Hüftfraktur beträgt je nach Studie bis zu 37% bei Männer und 26% bei Frauen. Fünf Jahre nach einer Hüftfraktur lebt nur noch etwa ein Drittel der Patienten. Ein Jahr nach einer Hüftfraktur erleiden 10% eine Fraktur an der anderen Hüfte, 30% werden re-hospitalisiert, die Hälfte der Patienten hat bleibende Funktionseinschränkungen und bei 25% erfolgt ein Pflegeheimeintritt. (25-27) 5 3. Material und Methoden In der vorliegenden Studie wurden alle Patienten retrospektiv analysiert, die in den Jahren 2004 bis 2013 eine proximale Femurfraktur erlitten und prospektiv in der AQCDatenbank (Arbeitsgemeinschaft für Qualitätssicherung in der Chirurgie) erfasst wurden. Als Einschlusskriterien galten die International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems (ICD-10) Diagnose-Codes S72.00 bis S72.11 (Schenkelhals- und pertrochantäre Frakturen). Insgesamt 172 Fälle wurden bei fehlenden relevanten Angaben (wie Alter, Geschlecht sowie Ein-/Austrittsdaten) ausgeschlossen. Bei anderen fehlenden Informationen (wie z.B. ASA Score) wurde die fehlende Anzahl jeweils in den Resultaten angegeben. Da alle Daten anonymisiert ausgewertet wurden, konnten die fehlenden oder unmöglichen Angaben nicht ergänzt und korrigiert werden. Alle anderen fehlenden Angaben (wie Alter, Aufenthaltsdauer, Anzahl Tage präoperativ und Anzahl Tage postoperativ), die berechnet werden konnten, wurden ergänzt. Während dieser Studienperiode lieferten 71 Kliniken aus der gesamten Schweiz Daten zu Patienten mit hüftnahen Frakturen. Die Kohorte umfasste somit 14‘076 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 80±13 Jahren. Zweiundsiebzig Prozent der Patienten waren weiblich und 28% männlich. Dank der 1995 gegründeten AQC wurden in der Schweiz inzwischen insgesamt über eine Million Fälle erfasst. Aufgrund der prospektiven Datenqualität der AQC-Lösung kann so ein wichtiger Beitrag zur Qualitätserfassung im Sinne einer Medizinischen Qualitätssicherung sowie auch eine wichtige Quelle für wissenschaftliche Studien erbracht werden. (28-30) Die AQC-Daten beinhalten die uns in dieser Arbeit interessierenden Angaben über Alter, Geschlecht, Komorbiditäten, ASA-Score, Eintrittsart, Eintrittsgrund, Einweisende Instanz, Eintrittsdatum, Hauptdiagnose nach ICD-10 klassifiziert, Begleitverletzungen, Behandlungsart, Versicherungsklasse, Aufenthaltsdauer, Anzahl Stunden auf der Intensivstation, Notwendigkeit einer Beatmung und Informationen über den Aufenthalt nach Austritt. Auch Angaben zur Operationsart, Operateurklasse, Teachingeingriff, Operationsdauer, Primäroperation codiert nach der schweizerischen Operationsklassifikation (CHOP), Antibiotikagabe, Art der Anästhesie und fallbezogene allgemeine Komplikationen finden sich in den AQC-Daten. Die Daten wurden über das Auswertungstool AdjumedAnalyze (Adjumed Services AG, Zürich, Schweiz) online extrahiert und in ein Statistikprogramm importiert. Da alle AQC-Daten von der Firma Adjumed anonymisiert zur Verfügung gestellt wurden, war nach Absprache mit der kantonalen Ethikkommission kein Ethikantrag notwendig für die Auswertung. Statistische Auswertungen erfolgten mit dem Programm IBM-SPSS-Statistics (Version 22, IBM Software). In dieser Arbeit wurden zur Beantwortung des primären Ziels – die Beschreibung des Patientenkollektivs - lediglich deskriptive statistische Untersuchungen durchgeführt. Um Prädiktoren für die Hospitalisationsdauer sowie Mortalität während der Hospitalisation zu evaluieren, wurden die bekannten bi- sowie multivariate Analysen durchgeführt (logistische sowie lineare Regressionen). 6 4. Resultate 4.1. Demographische Übersicht Das Patientenkollektiv mit hüftnahen Frakturen umfasste in der Schweiz in den Jahren 2004 bis 2013 14'076 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 80 Jahren. (Tabelle 1) Bei 30% der Patienten lag mindestens eine Komorbidität vor und 5.5% wiesen mindestens eine Begleitverletzung auf. Die überwiegende Mehrheit der Patienten (93%) wurde als Notfall nach einem Unfall (94%) eingewiesen. Über die Hälfte der Patienten (55%) wurde vom Rettungsdienst oder von der Ambulanz eingewiesen. In 32% der Fälle war ein Arzt und in 12% der Fälle war der Patient oder ein Angehöriger für die Einweisung verantwortlich. 7 4.2. Saisonale Schwankungen Die meisten Unfälle, Eintritte und Operationen ereigneten sich im Januar. Konsekutiv wurden im März durchschnittlich die meisten Austritte verzeichnet. Im Juni sowie November verzeichneten wir die geringste Anzahl an Unfällen, Eintritten, Operationen sowie Austritte. Die meisten Unfälle, Operationen und Austritte wurden freitags verzeichnet wobei die Eintritte am häufigsten am Montag erfolgten. Am Sonntag wurden die wenigsten Unfälle, Eintritte, Operationen und Austritte registriert. 8 4.3. Übersicht Hospitalisation Dreiundfünfzig Prozent der Patienten erlitten eine Schenkelhalsfraktur sowie 47% eine pertrochantäre Femurfraktur. Insgesamt wurden 99% der Patienten stationär während durchschnittlich 12±11 Tagen behandelt. Die Patienten wurden durchschnittlich 4.4±29 Stunden auf der Intensivstation überwacht und 4.3% mussten temporär intubiert werden. Einundsiebzig Prozent der Patienten waren allgemein versichert, 16% halbprivat und 9.4% hatten eine Privatversicherung. Eine Thromboembolie-Prophylaxe oder eine Antikoagulation wurde bei 96% aller Patienten durchgeführt. Nach dem Spitalaufenthalt konnten 29% nach Hause, 28% in eine Rehabilitationsklinik, 17% in ein Krankenheim/Pflegeheim und 14% in ein Altersheim entlassen werden. Die Gesamtmortalität während der Hospitalisation betrug 4.3%. 9 4.4. Übersicht Operation Die häufigsten Primäroperationen waren die geschlossene Reposition mit innerer Knochenfixation (36%), die partielle Hüftarthroplastik (31%), die offene Reposition mit innerer Knochenfixation (27%) und die Totalendoprothese des Hüftgelenks (6.1%). In 85% fand die Operation notfallmässig stationär statt. Fünfzehn Prozent der Patienten wurden elektiv stationär operiert. In 41% der Fälle war der Operateur ein Oberarzt, leitender Arzt in 23%, Assistenzarzt in 17% oder Chefarzt in 14%. In knapp über der Hälfte (52%) war die Operation ein Teachingeingriff. Am häufigsten dauerte die Operation 30 bis 104 Minuten mit einer Gesamtdurchschnittsdauer von 89 Minuten. Die Patienten erhielten eine perioperative Antibiotikum-Prophylaxe in 63% oder als Therapie in 11%. Eine Spinal- oder Regionalanästhesie wurde in 44% der Fälle von einem Anästhesisten durchgeführt. Dreiundvierzig Prozent der Patienten erhielten eine Intubationsnarkose oder eine Allgemeinanästhesie. Bei 12% der Patienten trat eine Komplikation auf, in 2.2% der Patienten verlief diese tödlich. 10 4.5. Demographische Übersicht nach Alter Das Durchschnittsalter, das Geschlechtsverhältnis, die Anzahl Komorbiditäten, die Anzahl Begleitverletzungen, die durchschnittliche Hospitalisationsdauer, die Mortalität und die Anzahl Komplikationen unterschieden sich klinisch nicht relevant in den Patientengruppen, aufgeschlüsselt nach Diagnosen. Teilt man das Patientenkollektiv jedoch nach dem Alter ein (<70 / ≥70), sind signifikante sowie klinisch relevante Unterschiede erkennbar. Die über 70-jährigen Patienten litten häufiger an Komorbiditäten, waren länger im Spital und hatten eine deutlich höhere Rate an Komplikationen sowie eine deutlich höhere Mortalität. 4.6. Prädiktoren für Mortalität während der Hospitalisation Prädiktoren für die Mortalität während der Hospitalisation waren ein hoher ASA-Score (ASA=American Society of Anesthesiologists), das Auftreten von Komplikationen, das männliche Geschlecht, mehrere Operationen pro Fall, das Alter und die Anzahl Stunden auf der Intensivstation. Die Länge des Aufenthalts, die Operationsart, die Operationsdauer, ob die Operation als Teaching-Operation durchgeführt wurde und die Operateurklasse waren keine unabhängige Prädiktoren. Das Bestimmtheitsmass R2 in unserem Modell betrug für die Mortalität 0.382. 11 4.7. Prädiktoren für längere Aufenthaltsdauer während der Hospitalisation Für eine lange Aufenthaltsdauer im Spital fanden wir folgende Prädiktoren: hoher ASAScore, die Notwendigkeit einer Antibiotikatherapie, keine tödlichen Komplikationen und zusätzliche Eingriffe. Wir fanden signifikante Unterschiede bezüglich Dauer des Aufenthaltes bei halbprivat Versicherten, Alter des Patienten, Operationsdauer und fehlender Thromboembolie-Prophylaxe. Das Bestimmtheitsmass R2 in unserem Modell betrug für die längere Aufenthaltsdauer 0.129. 12 5. Diskussion Die Inzidenz osteoporotischer Frakturen nimmt weltweit zu. Typische osteoporotische Frakturen sind hüftnahe Frakturen. Die Morbidität sowie Mortalität dieses Patientenkollektives ist hoch. Wir interessierten uns daher für das Patientenkollektiv der hüftnahen Frakturen in der Schweiz in den Jahren 2004 bis 2013 anhand einer grossen prospektiv erfassten Datenbank. Sekundär eruierten wir Prädiktoren für die Hospitalisationsdauer sowie der Mortalität während dem Spitalaufenthalt. Das Patientenkollektiv zeigte erwartungsgemäss ein hohes Durchschnittsalter von 80 Jahren, eine hohe Gesamtmorbidität (30% wiesen mindestens eine relevante Begleiterkrankung auf), eine hohe Mortalität von 4.3% sowie perioperative tödliche Komplikationen in 2.2% der Fälle. Man muss jedoch klar zwischen jungen (<70 jährig) sowie älteren Patienten (≥70 Jahre) unterscheiden. Beim älteren Patientengut steigen die Mortalität sowie das Auftreten von Komplikationen stetig an. Im Jahr 2010 waren in der Schweiz geschätzte 460'000 Personen von Osteoporose (WHO Diagnosekriterien) betroffen. (31) Ungefähr 70% der osteoporotisch bedingten hüftnahen Frakturen ereigneten sich bei Frauen. Das Durchschnittsalter betrug 80 Jahre, was auch unseren Resultaten (72% Frauen, Durchschnittsalter 80 Jahre) entspricht und von weiteren Studien bestätigt wurde. (26, 32-36) Eine Studie aus Grossbritannien fand eine höhere Mortalitätsrate bei Patienten, die am Wochenende ins Spital eintraten. Der Zeitpunkt der Operation hatte in dieser Studie keinen Einfluss auf die Mortalität. In unserer Kohorte fanden die meisten Eintritte am Montag statt. Der Eintrittstag konnte von uns nicht als relevanter Risikofaktor bestätigt werden. (37) Bei 12% unserer untersuchten Patienten trat eine Komplikation auf, in 2.2% der Patienten verlief diese tödlich. In einer Studie mit über 6 Millionen Patienten fand man Komplikationsraten von 38%. (35) Insgesamt finden sich in verschiedenen Studien Komplikationsraten von 14% bis zu 29%. (38, 39) Häufige in Studien beschriebene Komplikationen waren Atemwegsinfekte, Herzinsuffizienz, Harnwegsinfekte, zerebrovaskuläre Ereignisse und Myokardinfarkte. (39, 40) Wir beurteilen unsere tiefere Rate an Komplikationen möglicherweise aufgrund mangelnder Qualität der codierten Komplikationen. Im AQC-Fragebogen sind nur die Angaben über den Schweregrad der Komplikation zwingend auszufüllen. Somit wurden die restlichen fallbezogenen allgemeinen Komplikationen oft ungenau und selten vollständig ausgefüllt. Die Gesamtmortalität während der Hospitalisation betrug in unserer Studie 4.3%. In einer Studie aus den USA wurden bei 5.3 Millionen Hüftfrakturen (1988 bis 2007) ähnliche Mortalitätsraten während dem Spitalaufenthalt von 4.9% bei Männern und 2.6% bei Frauen beobachtet. (41) Dabei waren vor allem Pneumonien, Herzrhythmusstörungen, Herzversagen, akuter Myokardinfarkt, COPD, Sepsis und Elektrolytstörungen ursächlich. In anderen Studien fanden sich Mortalitätsraten von 4% bis zu 14%. (38, 42-45) 13 Die Aufenthaltsdauer betrug in dieser Studie durchschnittlich 12 Tage. Dies entspricht auch den Angaben aus vielen anderen Studien. Je nach Studie und je nach Land finden sich Angaben von durchschnittlich 8-21 Tage. (32, 35, 36, 39, 43, 46) Als Prädiktoren für eine lange Aufenthaltsdauer spielten das Alter, die Notwendigkeit einer Antibiotikatherapie, die Operationsdauer und die ASA-Klasse eine wichtige Rolle. In weiteren Studien wurde dieser Zusammenhang bestätigt. (47, 48) Das untersuchte Patientenkollektiv wies in 30% der Fälle mindestens eine relevante Begleiterkrankung auf. In vielen anderen Studien sind meistens Komorbiditätsraten von um die 70% angegeben. (32, 35, 39, 43) Da im AQC-Fragebogen Angaben über Zusatzdiagnosen und Nebendiagnosen fakultative Angaben sind, wurden diese eher mässig ausgefüllt und somit erklärt sich wahrscheinlich unsere tiefere, aber weiterhin hohe Komorbiditätsrate. Häufige Komorbiditäten beinhalten Diabetes, COPD, zerebrovaskuläre Erkrankungen, Nierenversagen und Demenz. Viele dieser Erkrankungen stellen auch ein höheres Risiko für eine Hüftfraktur dar, vor allem bei Männern. (49) Alter (pro 10 Jahre nahm das Risiko zu Versterben um 1.41 zu), männliches Geschlecht (HR 1.68) sowie ASA-Score (HR 1.51) wurden ebenfalls als Prädiktoren für die Mortalität während der Hospitalisation beschrieben. (26, 35, 50) Ausserdem wurden in oben genannten Studien Krebserkrankungen, Herzinsuffizienz, COPD und grössere Wundinfekte (51) als weitere Prädiktoren gefunden. Die grösste Stärke dieser Arbeit ist die grosse Fallzahl, was uns eine gute epidemiologische Beschreibung des Patientenkollektivs der hüftnahen Frakturen in der Schweiz ermöglicht. Trotzdem müssen unsere Resultate mit einigen Einschränkungen betrachtet werden. Da unsere Daten komplett anonymisiert zur Verfügung gestellt wurden, konnten fehlende oder von der AQC nicht definierte Angaben nicht korrigiert werden. Auch sonst war die Datenqualität abhängig von der Sorgfalt des ausfüllenden Arztes. Studien, die diesen Aspekt untersuchten, bemängelten die Unterschiede in Bezug auf die Angabe der Komorbiditäten. (52, 53) Die Datenqualität ist auch abhängig davon, wie genau die ICD-10 Codes angegeben werden. So ist zum Beispiel ein ICD-10 Code S72.04 (Schenkelhalsfraktur, mediozervikal) aussagekräftiger als S72.00 (Fraktur des Femurs). (54, 55) Aufgrund der anonymisierten Daten konnten geographische Unterschiede nicht ermittelt werden. Angaben über das Gewicht, den Raucherstatus, Alkoholkonsum und genauere Informationen über die Medikamente der Patienten waren in unserem Datensatz nicht verfügbar. Auch kann nichts über die Mortalität und Morbidität nach der Hospitalisation ausgesagt werden, da uns diese Informationen nicht zur Verfügung standen. Ausblick, neue Fragestellungen Strukturelle Veränderungen, wie z.B. geronto-traumatologische Zentren sowie bessere Scoring-, Monitoring- und Behandlungsschemata, sollten prospektiv zur Reduzierung der perioperativen Komplikationen und Mortalität sowie besserem klinischem Outcome evaluiert werden. (35, 56, 57) 14 Als Kontroverse sehen wir, dass in gewissen Ländern eine Umkehr des säkularen Trends bei osteoporotisch bedingten hüftnahen Frakturen beobachtet wird. Die beschriebene Abnahme der Inzidenz an Hüftfrakturen bei Frauen ist in der Schweiz aber zu hoch um alleine durch eine bessere Prävention und Therapie der Osteoporose erklärt zu werden. (58) Eine Verbesserung mit der Vitamin D Supplementation, (59) eine häufigere Anwendung von Hüftprotektoren (60, 61) und bessere Sturzprävention (62, 63) könnten zu dieser Abnahme ebenso beigetragen haben. Im Jahr 2010 betrug die Behandlungslücke der Osteoporose (treatment gap) bei Männern 36% und bei Frauen 58%. (31) Ferner wäre es interessant weitere Trendanalysen während dem beobachteten Zeitraum durchzuführen und die kontroverse Abnahme osteoporotisch bedingter Hüftfrakturen bei Frauen genauer zu analysieren. Diesen Fragen werden wir in einer weiterführenden Arbeit nachgehen. 15 6. Literaturverzeichnis 1. 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Erklärung Masterarbeit Ich erkläre ausdrücklich, dass es sich bei der von mir im Rahmen des Studiengangs Master of Medicine (M Med) eingereichten schriftlichen Arbeit mit dem Titel Eine Analyse von 14’076 Patienten mit proximalen Femurfrakturen in der Schweiz um eine von mir selbst und ohne unerlaubte Beihilfe sowie in eigenen Worten verfasste Masterarbeit* handelt. Ich bestätige überdies, dass die Arbeit als Ganzes oder in Teilen weder bereits einmal zur Abgeltung anderer Studienleistungen an der Universität Zürich oder an einer anderen Universität oder Ausbildungseinrichtung eingereicht worden ist. Verwendung von Quellen Ich erkläre ausdrücklich, dass ich sämtliche in der oben genannten Arbeit enthaltenen Bezüge auf fremde Quellen (einschliesslich Tabellen, Grafiken u. Ä.) als solche kenntlich gemacht habe. Insbesondere bestätige ich, dass ich ausnahmslos und nach bestem Wissen sowohl bei wörtlich übernommenen Aussagen (Zitaten) als auch bei in eigenen Worten wiedergegebenen Aussagen anderer Autorinnen oder Autoren (Paraphrasen) die Urheberschaft angegeben habe. Sanktionen Ich nehme zur Kenntnis, dass Arbeiten, welche die Grundsätze der Selbstständigkeitserklärung verletzen – insbesondere solche, die Zitate oder Paraphrasen ohne Herkunftsangaben enthalten –, als Plagiat betrachtet werden und die entsprechenden rechtlichen und disziplinarischen Konsequenzen nach sich ziehen können (gemäss §§ 7ff der Disziplinarordnung der Universität Zürich sowie §§ 51ff der Rahmenverordnung für das Studium in den Bachelor- und MasterStudiengängen an der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich Ich bestätige mit meiner Unterschrift die Richtigkeit dieser Angaben. Datum: 13. August 2015 Name: Canal Vorname: Claudio Unterschrift:……………………………………….. * Falls die Masterarbeit eine Publikation enthält, bei der ich Erst- oder Koautor/-in bin, wird meine eigene Arbeitsleistung im Begleittext detailliert und strukturiert beschrieben. 22
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