Rutschhemmende Oberflächen

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Qualität + Erfahrung
Rutschhemmende
Oberflächen
FachReport
Rutschhemmende Oberflächen
Rutschhemmende Oberflächen schaffen Sicherheit
Die Oberflächen von Beschichtungen und Belägen müssen so gestaltet sein, dass Unfälle möglichst verhindert
und Unfallrisiken reduziert werden.
Gefährdungspotenzial In der Schweiz ereignen sich
in privaten und betrieblichen Bereichen jährlich nahezu 300`000 Sturzunfälle. Ein grosser Anteil davon
geschieht auf rutschigen, feuchten und staubigen oder
mit geleitfördenden Medien belegten Belags- und
Beschichtungsflächen. Solche Flächen stellen Risiken
dar, und verursachen hohe Kosten. Dies gilt es durch
geeignete und gezielte Massnahmen zu verhindern.
Rutschhemmende Oberflächen sind eine wichtige
Vorausetzung zur Unfallverhütung. Sicher begeh- und
befahrene Beläge und Beschichtungen erfordern deshalb eine sorgfältige Planung sowie Auswahl hinsichtlich ihrer Beschaffenheit und Qualität.
Normen und Reglemente Die Praxis hat diverse
Prüf- und Messmethoden zur Bestimmung der
Rutschhemmung entwickelt, definiert und genormt.
Bekannt sind beispielsweise die entsprechenden DINNormen (51130, 51131 und 51097: Prüfung von
Bodenbelägen – Bestimmung der rutschhemmenden
Eigenschaft), die BGR 181 (Berufsgenossenschaftliche
Regeln „Fussböden in Arbeitsräumen und
Arbeitsbereichen mit Rutschgefahr“) sowie die
Prüfvorgaben und –reglemente der bfu/EMPA (bfu:
Beratungsstelle für Unfallverhütung, bfu-Prüfreglement R 9729). Auch das seco und die SIA Normen
machen Angaben zu rutschhemmenden Belägen. Im
Rahmen der EU-Normierung ist eine Norm zum Thema
geplant. (www.bfu.ch, www.bgbau-medien.de)
Praxisbeispiele Treppenanlagen
Parkflächen
Grossküchen
Rutschhemmende Oberflächen
Prüfpraxis
Man unterscheidet zwischen Prüfungen im Labor und vor Ort. Weitere Kriterien bei einer Prüfung ergeben sich
aus der Begehung der Böden mit Schuhwerk, durch Barfussgehen, sowie durch gleitfördernde, auf der
Belagsfläche befindliche Stoffe. Prüfkriterium bei den Messungen ist die Gleitfestigkeit. Zu einer Prüfung gehört
stets eine Protokollierung und Bewertung. Die folgend erwähnten Prüfmethoden sind breit anerkannt und dienen
zur Klassierung und Bewertung der Rutschhemmung von Belagsflächen.
Laborprüfung nach bfu/EMPA Der Gleitreibungskoeffizient μ wird mit Hilfe des Boden- und
Schuhtesters BST 2000 ermittelt, der die Klassifizierung von Belägen in die Bewertungsklassen
GS (Gleitreibzahl Schuh, 1 bis 4) beziehungsweise
GB (Gleitreibzahl barfuss, 1 bis 3) erlaubt.
Laborprüfung nach DIN Auf einer schiefen Ebene,
mit definierter Neigung, wird die Gleitfestigkeit im
Begehungsverfahren im Rahmen der sogenannten
R-Werte (für Arbeitsräume und -bereiche, Klassen R9
bis R13) sowie der A, B und C-Werte (für Barfussbereiche) festgestellt.
Quelle: bfu
Quelle: bfu
Bewertung gemäss bfu-Prüfreglement
Bewertung gemäss DIN 51130 und DIN 51097
Quelle: bfu
Beläge mit der Qualifikation GS 4 bzw. GB 3 und R 13 bzw. C weisen die höchste Rutschhemmung auf.
Quelle: bfu
Rutschhemmende Oberflächen
Prüfpraxis
Vor-Ort-Prüfung mit mobilem Gerät Mobile
Messgeräte erlauben Messungen direkt vor Ort am
eingebauten Belag. Veränderungen der Gleitreibung
sind so stets nachweisbar. Der Gleitreibungskoeffizient
ist der einzige Wert zur Messung der Rutschhemmung,
der im Labor und vor Ort gemessene Resultate vergleichbar macht. Labor- und Vor-Ort-Messungen können im Vergleich unterschiedlich ausfallen.
Ein verbreitetes Prüfgerät ist beispielsweise der FSC 3
print. Zur Bestimmung des Gleitreibungskoeffizienten
bewegt sich das Gerät mit einem Messgleiter über die
Prüffläche. Dies Prüfmethode wird vom bfu als vorOrt-Prüfung empfohlen. Die ermittelten μ-Werte werden wie folgt bewertet:
0.00 - 0.29 = unsicher
0.30 - 0.33 = bedingt sicher
0.45 - 0.64 = sicher
0.65 - 1.00 = sehr sicher
Zur Prüfung im Strassenwesen sowie für
Beschichtungen im Aussenbereich wird häufig
das aus England stammendes PendelPrüfgerät, der Gummi-Slider 57/96 verwendet.
Hier erfolgt die Klassifizierung der Rutschhemmung nach britischer Bewertungsskala.
Die Klassifizierung ist in den VSS Normen verankert und definiert den SRT Wert. Das SRTPendel ist derzeit das einzige CEN autorisierte
Gerät zur Messung der Griffigkeit im
Strassenwesen und wird auch häufig im
Industriebodenbereich eingesetzt.
SRT-Pendel
FSC 3 Prüfgerät
Mit Geräte-Systemen wie dem mobilen Skiddometer
lassen sich die Gleitreibzahlen von Strassenmarkierungen und Industriebodenbelägen rasch und
zuverlässig bestimmen. Es ist ein Gerät, dass auch im
Flugpistenbereich zur Ermittlung der Griffigkeit eingesetzt wird. Der Skiddometer misst die Gleitreibung in
μ-Werten, ist jedoch auf die Friktion zwischen
Belagsoberfläche und einer Pneubereifung ausgelegt.
Skiddometer
Verdrängungsräume Falls gleitfördernde
Stoffe (z.B. Öl, Wasser, Staub, Feuchte) anfallen,
genügt eine rutschhemmende Oberfläche allein
nicht. In der Nutzebene braucht es zusätzlich
Verdrängungsraum durch Vertiefungen. Solche
Beläge werden mit V-Kennzahlen klassifiziert
(V4 bis V10), die das Mindestverdrängungsvolumen in cm³/dm² festlegen.
Bemerkung Vor dem Belagseinbau empfehlen
wir eine Musterfläche oder ein Grossmuster
(mind. 0,80 m x 0,80 m) anzulegen und die
Fläche mit der passenden Prüfmethode zu
messen und zu dokumentieren. Diese
Musterfläche ist vom Bauherrn als auszuführende Qualität zu bestätigen.
Im Streitfall ist nicht der eruierte Messwert
massgebend, sondern ob die
Gebrauchstauglichkeit unter den gegebenen
Bedingungen gegeben ist!
FachReport Rutschhemmende Oberflächen
Beschichtungen und Beläge mit flüssigen Kunststoffen
Beschichtungen und Beläge auf der Basis von flüssig
aufgebrachten Kunststoffen FLK Flüssigkunststoffe
auf der Basis von PMMA-, PUR- und EP- Bindemittel
mit Zuschlagstoffen werden zur Herstellung von sicher
begeh- und befahrbaren Flächen im Innen- und
Aussenbereich eingesetzt. Die Ausführung rutschhemmender Oberflächen und Strukturen nach
Anforderungsprofil (Nutzungsanforderungen z.B.
gemäss GS-/GB-, R- SRT sowie A-,B-,C- und
V-Klassifizierung wie vorher erwähnt) ist im Rahmen
der üblichen Anwendungs- und Verarbeitungstechnik
möglich und gewährleistet. Zur Herstellung rutschhemmender Oberflächen bieten sich verschiedene
Massnahmen an – beispielsweise das Einstreuen von
geeigneten Quarz Sanden, synthetischen Hartstoffen,
Bauxit oder SiC mit entsprechender Körnung,
Geometrie und Granulometrie oder Chips. Mit Zugabe
solcher Materialen ist die Gleitfestigkeit beeinflussbar.
Die Planung und Ausführung rutschhemmender
Flüssigkunststoff-Beläge erfordert folglich Erfahrung,
Weitsicht und gut ausgebildtes Fachpersonal.
•
Das Anforderungsprofil ergibt sich aus dem
Einsatzort,der Zugänglichkeit und UmgebungsEinflüssen, wie Regen Schnee oder Tau. Für eine
Klassifizierung können die Tabellen der bfu-Fachdokumentation 2.032 (Klassifizierungen nach
Einsatzorten mit Angabe der Bewertung für
Erschliessung, Wohnen, Gastgewerbe und Handel,
Gesundheitswesen, öffentliche Bauten,
Transportgewerbe, Verkehrswege sowie den
Barfussbereich) oder die BGR 181 herangezogen
werden.
Bezüglich Schuhbereich ist für Betriebe in der
Schweiz die Wegleitung zur Verordnung 3 zum
Arbeitsgesetz, Artikel 14 „Böden“ massgebend.
•
Zertifikat der Klassifizierung des gewählten
Bodensystems verlangen
•
Reinigungskonzept für das Bodensystem definieren (Es empfiehlt sich auf intensiv genutzten,
öffentlichen Flächen, die Rutschhemmung regelmässig zu prüfen.)
Folgendes Vorgehen wird empfohlen:
•
Nutzungsanforderungen bzw. Klassifizierung
eines Bodensystems festlegen und Systemwahl
treffen: Die Rutschhemmung entspricht dem
Reibwiderstand eines Systems und soll das sichere Begehen und Befahren der Flächen gewährleisten. Sie ist abhängig von der Belagsart und der
Verunreinigung der Belagsfläche und wird beispielsweise durch gleitfördernde Stoffe wie Staub,
Flüssigkeit, Fett und Feststoffe eingeschränkt.
Dienstleistungen für die Praxis Qualität und Sicherheit sind entscheidende Kriterien zur nachhaltigen
Bauausführung. Dabei sind auch die einschlägigen Regeln und Normen zur Rutschhemmung von Belägen und
Beschichtungen zu berücksichtigen. Für Prüfmessungen zur Rutschhemmung vor Ort hält die FlüssigkunststoffHerstellerin WestWood einen modernen, mobilen Gerätesatz verfügbar. Messdienstleistungen erfolgen neutral
und umfassend und je nach Bedarf auch Beratung, Analyse sowie Massnahmenvorschläge.
Guido Paul Bucher, Technischer Leiter, WestWood AG
FachReport Rutschhemmende Oberflächen
Nutzungsanforderungen bei Flächenabdichtungen
Anforderungsliste Bodenbeläge Bei Neubauten, beim
Umbau oder bei der Sanierung von Räumen und Anlagen
stellt sich bereits in der Planungsphase die Frage nach geeigneten Bodenbelägen. Dabei ist es wichtig, die
Anforderungen zu kennen, die der künftige Raum erfüllen
muss. Es ist zu prüfen, ob der Belag für die vorgesehene
Verwendung ausreichend rutschhemmend und stolperfrei
ist und ob die mechanische Festigkeit, die Beständigkeit
gegen chemische und physikalische Einwirkungen sowie
die Haftung auf dem Untergrund den zu erwartenden
Belastungen entsprechen.*
*Quelle: bfu - Beratungsstelle für Unfallverhütung,
Broschüre «Anforderungsliste Bodenbeläge»
Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die wichtigsten Einsatzorte und die entsprechenden
Anforderungen.
Einsastzorte
Bewertungsgruppe
bfu/EMPA
DIN-Norm 51130
Erschliessung
Aussentreppen eingewandet, gedeckt
GS1
R 10
Aussentreppen gedeckt
GS2
R 11
Aussentreppen ungedeckt
GS3
R 12
Laubengänge gedeckt, eingewandet
GS1
R 10
Laubengänge gedeckt, offen
GS2
R 11
Rampen gedeckt bis max. 6% Steigung
GS2
R 11
Rampen ungedeckt bis max. 6% Steigung
GS3
R 12
Rampen gedeckt über 6% Steigung
GS3
R 12
Rampen ungedeckt über 6% Steigung
GS4
R 13
Vorplätze gedeckt
GS2
R 11
Vorplätze ungedeckt
GS3
R 12
Terrassen, Balkone gedeckt
GS1
R 10
Terrassen, Balkone ungedeckt
GS2
R 11
Pausenhallen gedeckt
GS1
R 10
Pausenhallen ungedeckt
GS2
R 11
Fussgänger Gehwege
GS2 oder GS1 V4
R 11 oder R 10 V4
Parkflächen im Freien
GS3
R 12
Vorplätze ungedeckt
GS2 oder GS1 V4
R 11 oder R 10 V4
Unterführungen/Passagen
GS2
R 11
Wohnbereich
Öffentliche Bauten
Öffentliche Bauten
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