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ESSEN & TRINKEN
Donnerstag, 13. August 2015
Seite 21
Die vegane Pizza heißt Lizza
Die Street-Food-Szene findet immer
mehr Anhänger. Das liegt besonders
am ungewöhnlichen und hochwertigen Angebot, das nicht mit
einer saftigen Rechnung zu Buche
schlägt. Die folgenden fünf Food
Trucks sind die besten Beispiele
dafür: Dank ihrer originellen
Leckereien haben sie sich in kurzer
Zeit einen Namen gemacht.
F
ood vegan bringt seine Kunden mit
Burgern mächtig in Fahrt. Doch wie der Name
schon sagt, geht es hierbei nicht um klassische
Doppeldecker. „Wir verkaufen ausschließlich
Burger, die wir auf Basis pflanzlicher Produkte
zubereiten“, betont Maximilian Faust. Die Idee
für den ersten Food Truck mit veganem Angebot im Rhein-Main-Gebiet stammt von seinen
Eltern. „Sie verzichten schon lange auf tierische
Zutaten“, erzählt er. Weil seine Mutter außerdem gerne am Herd steht, hat sie ihr Hobby
einfach zum Beruf gemacht. Neben seinen
„Flaggschiffen“, also dem Hipster-, Corleoneund Gandhi-Burger, serviert das Trio auch vegane Currywurst und Pommes Frites etwa aus
Süßkartoffeln. „Die sind der absolute Renner“,
sagt Faust. Er und seine Eltern möchten Fleischesser übrigens weder bekehren noch mit dem
Finger auf sie zeigen. Sie wollten lediglich eine
alternative Ernährung anbieten, die jeder ausprobieren könne, weil sie ebenso gesund wie lecker sei. Da Faust als zukünftiger Marketingprofi weiß, dass ein Produkt in attraktiver „Verpackung“ noch besser ankommt, hat sich die Familie einen Airstream zugelegt. In ihrem umgebauten Kultwohnwagen aus den USA rollen sie
seit April 2015 über hiesige Straßen.
Da gibt’s was auf die Waffel
Alles begann mit einer schlichten Herzwaffel
samt heißen Kirschen, die Gökhan Kaba ohne
großen Genuss in einem Straßencafé verspeiste.
„Damals dachte ich mir, dass ich so etwas wesentlich liebevoller und kreativer machen könnte.“ Diese Idee ließ ihn nicht mehr los und bildete schließlich die Grundlage für ein StreetFood-Konzept. Den fahrbaren Untersatz entdeckte er bald darauf bei einer Internet-Aktion:
Als der virtuelle Hammer fiel, hatte er einen Citroën HY von 1964 ersteigert. Der Oldtimer ist
bei Waffelfans inzwischen genauso bekannt wie
der Name „Goose“. „Ich wollte das Unternehmen nach einem Tier mit positiven Eigenschaften benennen“, erzählt er. Die Gans ernähre
sich nicht nur vegetarisch, sondern sei auch
sehr gesellig. Zudem könne sie sich als Zugvogel überall dort niederlassen, wo es ihr gefalle –
ähnlich wie die Betreiber eines Food Trucks.
Doch zurück zum kulinarischen Angebot, das
Kaba und Kompagnon Patrik Bruch mit viel
Einfallsreichtum zubereiten. Die Thymianwaffel samt Ziegenkäsecreme, Belugalinsen, Friséesalat, Blaubeeren, Rote Bete und Limettendressing ist ein gutes Beispiel dafür. Das vorwiegend
vegetarische Sortiment ergänzen sie zur Feier
ihres ersten Geburtstags am 19. August um Waffeln mit Fleisch und Fisch. Die Rezepte dafür
steuert der Küchenchef des Seven Swans bei.
Stella Ockenga und
Maximilan Faust in
Ihrem Vegan Food
Truck.
Foto: Menzel
Bei einer Fahrt in den Odenwald ist der Weg häufig das
Ziel. Doch wenn am Ende
ein riesiger Fischteich wartet,
macht der Ausflug besonders
Anglern doppelten Spaß.
Das ein Hektar große Gewässer in Mossautal gehört zum
Forellenhof von Reinhard
Lenz und bildet den artgerechten Lebensraum für verschiedene Flossentiere. In seiner Teichanlage finden sich
vor allem Regenbogenforellen sowie Bach- und Lachsforellen. Hobbyangler fischen
hier genauso gerne wie
Sportangler, „und viele von
ihnen sind Wiederholungstäter“, sagt der Betreiber – dessen Kunden ihren Fang vor
Ort auch räuchern lassen
können. Wer dagegen Appetit auf frisch zubereitete Forelle mit Kartoffelsalat verspürt, kann in der angeschlossenen Wirtschaft einkehren. Im Sommer lassen
sich die hausgemachten Spezialitäten zudem auf der Terrasse inmitten der Natur verspeisen.
Die Fische für Angler und
Gäste kommen aus dem nahe gelegenen Sensbachtal.
Auf 5000 Quadratmetern
verfügt Lenz über eine Vielzahl von Teichen. Das Wasser
stammt aus einem Bach, in
dem sich zwei Quellen vereinen, und hat eine sehr gute
Qualität. Damit seine Fische
tüchtig wachsen, achtet er
außerdem auf Hygiene und
regelmäßige
Sauerstoffzufuhr. Nicht zu vergessen die
Nahrung, die ebenfalls ein
wichtiger Faktor ist. „Es handelt sich um extrudiertes, also schon einmal erhitztes
Futter“, erklärt der Fischwirt.
„Weshalb es die Tiere leicht
verdauen können und das
Wasser kaum belastet wird.“
All das wirke sich positiv auf
das Fleisch aus, das bei seinem Fisch weiß und saftig
sei. „Ich möchte keine Quantität, sondern Qualität erzeugen“, fügt Lenz hinzu.
Aus diesem Grund be-
treibt er auch ein Bruthaus
und eine Setzlingsanlage. In
letzterer tummeln sich die
Tiere bis zum Ende ihres ersten Lebensjahres. Anschließend wechseln sie in die
Speisefischanlage, zu der
obendrein eine moderne
Schlachtanlage zählt. Wenn
ihr letztes Stündlein schlägt,
werden sie zuerst mit einem
kräftigen Hieb getötet und
danach maschinell ausgenommen. „Bei uns kommt
alles aus einer Hand, vom Ei
über den Brütling und Setzling bis hin zum ausgewachsenen Fisch“, so Lenz. „Wir
züchten, verarbeiten und vermarkten, bringen die Ware
ohne Zwischenstation zum
Kunden.“ Als Spezialität bezeichnet er seine kalt geräucherte Lachsforelle und die
gebeizte oder graved Variante. Seine Produkte verkauft
er an Privatkunden, aber
auch an Gaststätten und Hotels. Zudem liegen sie als
Landmarkt-Spezialitäten in
ausgewählten Rewe-Filialen.
Immerhin gehört Lenz zu
den Gründern des Labels,
unter dem die Hessischen
Direktvermarkter ihre Waren
anbieten. Die Fahrt in den
Odenwald sollten sich Fischfans trotzdem nicht entgehen lassen.
moe
Heimische Gerichte
„Die deutsche Küche schätze
ich am meisten“, erzählt
Reinhard Lenz, Betreiber des
gleichnamigen Forellenhofs
in Sensbachtal. Was möglicherweise daran liegt, dass
Fisch in vielen heimischen
Gerichten eine wichtige Rolle spielt. Forelle & Co. stehen
bei dem gebürtigen Odenwälder regelmäßig auf dem
Speiseplan. Wenn er sich außer Haus an den gedeckten
Tisch setzen will, fährt er
nach Michelstadt in das Restaurant „Drei Hasen“. „Dort
gibt es leckere Gerichte aus
heimischen Produkten“, sagt
er. „Erst wenn ich weiß, woher die Zutaten kommen,
kann ich sie mit Genuss verspeisen.“
moe
WA R E N K U N D E
auf traditionelles Handwerk großen Wert legt“,
so Ganshorn. Ohne Brötchen schmeckt der mit
Frischkäse, Dill und Röstzwiebeln gefüllte
Handkäs’, den sie und ihr Partner seit wenigen
Monaten im Programm haben. Die beiden sind
übrigens Quereinsteiger in die Street-Food-Szene. Doch das haben die Fotografin und der
Elektroingenieur mit vielen Trucker-Kollegen
gemein.
Eine runde Sache
So manche Geschäftsidee basiert auf einem Zufall. Das gilt auch für Lizza – eine gesunde Alternative zur normalen Pizza. „Ich ernähre
mich schon lange kohlehydratarm“, erzählt Mitinhaber Mattias Kramer. „Als ich für Freunde
eine Pizza aus Leinsamen zubereitet habe, wa-
Lachs-Spinat-Wraps mit roter Bete
Rote Bete mit Küchenhandschuhen schälen
und auf einer Vierkantreibe grob reiben. Mit
Salz, Pfeffer und Zucker sowie etwas Olivenöl
und Weißweinessig abschmecken. Alles leicht
durchkneten. Dill kalt abbrausen und trocken
schütteln. Die Fähnchen abzupfen und fein
hacken. Die Joghurtalternative mit Senf, Honig und Dill verrühren, dann mit Salz
und Pfeffer sowie
etwas Zucker abschmecken. Die Salatblätter
vom
Strunk trennen und
mit kaltem Wasser
abbrausen. Gründlich trocken tupfen
und in feine Streifen schneiden. Die
Weizentortillas im
Ofen
erwärmen
und dann mit der Honig-Senf-Dill-Soße bestreichen; dabei den Rand etwas freilassen.
Tortillas mit dem Lachs belegen. Geriebene
Rote Bete und Salatstreifen darauf verteilen.
Ein Paradies für Fisch-Fans
LI E B L I N G S P L A T Z
Regionales auf die Hand
Man nehme ein Kassler, etwas Senf, eine Portion Sauerkraut, packe alles in ein Fladenbrötchen und fertig ist der Hessendöner. Das handliche Schmankerl kreierten Andrea Ganshorn
und Lebensgefährte Jürgen Filla zunächst für
die Besucher des Sachsenhäuser Weihnachtsmarkts. Weil sie mit ihrer ebenso einfachen wie
genialen Idee auf große Nachfrage stießen, begannen sie den Hessendöner an wechselnden
Orten und das ganze Jahr über zu verkaufen.
Für heiße Tage halten sie außerdem eine Variante mit Krautsalat bereit. „In den kalten Monaten wollen wir unseren Döner auch mit Rotkraut und herzhafter Bratensauce anbieten“,
sagt Ganshorn. Schon jetzt können Lokalpatrioten bei ihr und Filla einen Frankfurt- oder
Mainhattan Hotdog bestellen. Dazu gehören
ein original Frankfurter Würstchen, Sauerkraut
oder Krautsalat und ein komplett mit Sesam
ummanteltes Brötchen. „Unsere Teigwaren beziehen wir von einem regionalen Bäcker, der
DAS SCHMECKT
Die Seitenränder der Fladen einklappen und
dann fest einrollen. Die Wraps in Backpapier
einrollen und die überstehenden Seitenränder
wie ein Bonbon verschließen. Zum Anrichten
diese Rollen schräg mit einem Sägemesser halbieren und in eine Serviette gewickelt anrichten.
Zutaten für vier Stück
150 g Rote Bete
Salz
Pfeffer aus der Mühle
Zucker
Olivenöl
Weißweinessig
1 kleiner Bd. Dill
100 g Naturjoghurt
1 TL grobkörniger Senf
1 EL Honig
2 Mini-Romanasalatköpfe
2 große Weizentortillas
300 g Graved Lachs in dünnen Scheiben
ren alle total begeistert, was schnell zu einer
Unternehmensgründung führte.“ Mit dem
Schritt in die Selbstständigkeit hatte der Informatiker schließlich schon Erfahrung gemacht.
Zuletzt arbeiteten er und Wirtschaftswissenschaftler Marc Schlegel an einer eigenen Dating-App. Die Lizza hat das Duo vor vier Monaten zum ersten Mal verkauft. Der Food Truck ist
vor vier Wochen dazugekommen. Fragt sich
bloß, woraus genau der Teig besteht? „Neben
Lein- und Chia-Samen verwenden wir den Samen der Süßlupine“, erklärt Kramer. Das Ergebnis ist ein glutenfreier Teigfladen, der über weniger Kohlehydrate, mehr Eiweiß, weniger Kalorien und mehr positive Fette als der Klassiker
aus Italien verfügt. Drei Varianten stehen zur
Auswahl: Margherita, Parma-Rucola und Avocado-Bums. Bei letzterer handelt es sich um eine
rein pflanzliche Version mit veganem Käse, Paprika und Brokkoli sowie hausgemachter Guacamole. Gegen den Durst gibt es seit Neuestem
Horchata, eine Mischung aus Erdmandelmilch,
Limettensaft, Minze und Eiswasser, die geschmacklich an Piña Colada erinnert.
Vielseitiges Kraut
Street Food – So
schmeckt die Welt,
von Frank Müller
und Isabel Martins,
Fotos: Alpro,
Compact Verlag,
14,99 Euro.
bewahren. Plastikmüll ohne Ende zu produzieren, ließe sich damit nicht vereinbaren.
Hier trifft sich die Street-Food-Szene: 14. August
Food Truck Friday, Jahrhunderthalle; 15.-16. August
Streetfood Festival „Uff die Hand“, Eissporthalle;
22.-23. August Street Food Weekend, Pferderennbahn.
schmacklich am wenigsten
her. Das frische Kraut dann
schon lieber einfrieren oder
einlegen, und zwar in Essig
oder besser noch in Öl. Dill
taugt aber nicht nur als Gewürz-, sondern auch als Arzneipflanze. Es fördert die
Verdauung, lindert Blähungen und hat sich zudem als
natürlicher Krampflöser bewährt.
moe
Sehr gesund
Wilde Zeiten
Hier ist der Name wirklich Programm: Peter
Wildberger fungiert nicht nur als Betreiber des
Wild Smoker, sondern bestückt ihn auch mit
selbst erlegtem Wild. „Mein Vater und ich sind
Jäger, sitzen also direkt an der Quelle“, sagt Tim
Wildberger. Ihre Spezialitäten aus dem Taunus
landen seit etwa vier Monaten an zwei Standorten auf dem Rost: Neben der Deutschen Börse
in Eschborn sowie im Sossenheimer Gewerbegebiet. „Dort findet sich unser Anhänger, eine
Lkw-Pritsche mit Smoker und eine geräumige
Terrasse für die Kunden.“ Diese können ihren
Hunger beispielsweise mit saftigem Fleisch von
Reh und Wildschwein stillen. Außerdem gehört
Pulled Pork vom normalen Schwein zu ihrem
Angebot. „Das Jagdglück ist uns ja nicht immer
hold“, so Tim Wildberger. Alle Gerichte kommen übrigens auf Porzellanteller; dazu gibt es
festes Besteck. Schließlich wollten sie als Jäger
helfen, die Natur für künftige Generationen zu
Dill ist ein Verwandter des
Kümmels. Und tatsächlich
schmecken die Samen beider
Pflanzen sehr ähnlich. Weshalb man Dill im Volksmund als Gurkenkümmel
bezeichnet. Diesen Namen
verdankt das Gewächs auch
dem Umstand, dass es sich
prächtig mit der bekannten
Gemüsesorte verträgt. Das
gilt genauso für den Garten
wie für die Küche. Gurkensalat ohne Dillkraut? Einfach
undenkbar! Sein würziges
Aroma ist bei den Freilandpflanzen am intensivsten.
Deren Saison reicht von Juli
bis September. Die getrocknete Variante gibt ge-
Hessendöner – Kassler
und Sauerkraut im Dönerbrötchen. Foto: Ganshorn
Die Wurzeln der Roten Bete
graben sich tief in den Boden ein. Was den Vorteil hat,
dass die Pflanze längere Trockenperioden unbeschadet
überstehen kann. Ihre je
nach Sorte runden, länglichen oder birnenförmigen
Knollen sind meistens dunkelrot. Es gibt allerdings
auch Varianten in Weiß oder
Gelb. Nicht zu vergessen eine zweifarbige Beete: Bei der
aus Italien stammenden
„Chioggia“ handelt es sich
um eine alte Sorte mit konzentrischen rot-weißen Ringen. Diesem „Muster“ kann
das Kochwasser nichts anhaben. Deshalb ist die Ringelrübe ein Blickfang sowohl
auf Rohkostplatten als auch
in Gemüseeintöpfen. Ihr
dunkles Rot verdankt die
klassische Beete dem sogenannten Betanin, das auch
als Lebensmittelfarbe etwa
bei Erdbeereis zum Einsatz
kommt – und sehr gesund
ist. Weil es Zellen und Gefäße schützt, soll es Krebserkrankungen vorbeugen. moe