Augen auf und durch! Bausteine für einen Familiengottesdienst zu Sacharja 2,1-17 Einführung „Augen zu und durch!“ Den Spruch kennen wir. Wenn eine Situation besonders schwierig, brenzlig, gefährlich wird, dann heißt es: „Augen zu und durch!“ Nur nicht hinschauen, das Bedrängende der Situation ausblenden, sie so schnell wie möglich hinter sich bringen – und hoffen, dass es danach wieder besser wird. Das ist eine Strategie im Umgang mit schwierigen Situationen. „Augen auf und durch!“ lautet das Motto dieses Familiengottesdienstes zum Ökumenischen Bibelsonntag 2016. Er lädt zu einer anderen Strategie im Umgang mit schwierigen Situationen ein. Dabei orientiert er sich an einem Text aus dem Buch des Propheten Sacharja (Sach 2,1-17). Dieses Buch steht im sog. „Zwölfprophetenbuch“ (griech: Dodekapropheton) der Hebräischen Bibel an elfter Stelle. Benannt ist es nach dem Propheten Sacharja,1 der in nachexilischer Zeit (ca. 520-515 v. Chr.) gewirkt hat. Die ersten acht Kapitel des Buches enthalten Worte dieses Propheten Sacharja, Kapitel 9–14 sind Sammlungen prophetischer Sprüche aus späterer Zeit. 550 v. Chr. begann der Siegeszug des Perserkönigs Kyros gegen die Babylonier. 538 v. Chr. erlaubte er den fast 50 Jahre zuvor durch den babylonischen König Nebukadnezar nach Babylon deportierten Juden die Rückkehr nach Jerusalem und den Wiederaufbau des Tempels. Die Propheten Haggai und Sacharja begleiteten dieses Unternehmen mit ihren prophetischen Worten (vgl. Esra 5,1; 6,14). Sie kündigten eine neue Zeit des Heils für Israel an und prophezeiten Serubbabel, dem Statthalter von Juda, den Untergang der heidnischen Königreiche und die Aufrichtung eines neuen, mächtigen und dauerhaften Königtums in Israel (vgl. Hag 2,20-23; Sach 8,20-23). Doch diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Darum aktualisierten weitere namentlich unbekannte Propheten in der Folgezeit die Prophezeiungen Haggais und Sacharjas. Ihre Worte wurden in drei Spruchsammlungen (Sach 9–11; 12–14; Mal) zusammengestellt und mit den anderen „kleinen Propheten“ zum Zwölfprophetenbuch zusammengefügt.2 Der Hauptteil der Verkündigung Sacharjas (Sach 1,7 – 6,8) besteht aus acht Visionen, die er – der Überschrift in 1,7 zufolge – in einer Februarnacht im Jahr 519 v. Chr. hatte. Fast 20 Jahre lag da die Rückkehr der Deportierten aus Babylon schon zurück. Die erste Begeisterung war verflogen. Zwar hatte man die Fundamente des neuen Tempels gelegt, aber dann war das Bauvorhaben ins Stocken geraten. Erst die Wirren rund um die Thronbesteigung des neuen Perserkönigs Darius (522-520 v. Chr.) weckten erneut die Hoffnung auf eine nachhaltige Wende zum Guten. Die Propheten Haggai und Sacharja deuteten sie als Zeichen dafür, dass das letzte Eingreifen Gottes nun unmittelbar bevorstehe und das davidische Königtum wiederhergestellt werden würde. Ihre Hoffnung bezogen sie auf Serubbabel, den persischen 1 Der Name Sacharja bedeutet „JHWH hat sich erinnert“ und kommt in der Hebräischen Bibel mehrfach vor (vgl. z.B. 2.Kön 14,29; 15,8). Vielleicht werden aus diesem Grunde bei der Nennung des Namens im Sacharjabuch (Sach 1,1; 1,7; 7,1) die Namen des Vaters und des Großvaters des Propheten Sacharja mit genannt. Der vollständige Name lautet Sacharja ben Berechja ben Iddo. Zur Deutung Berechjas als leiblichen Vater und Iddos als Adoptivvater Sacharjas s. Thomas Pola, „Dein König kommt zu dir …“ – Einführung in das Sacharjabuch, in: ders. / Kerstin Offermann (Hg.), Augen auf und durch! Auslegungen, Bibelarbeiten und Anregungen zum Sacharjabuch (Texte zur Bibel 31), Neukirchen-Vluyn 2015, 18f. Sowie unter 1 Wenn etwas in Bewegung kommt: Sach 1,7-17: Pola, 1.1 Auslegung, 37. 2 Die genaue Datierung dieser Texte fällt schwer und ist umstritten. Die Vorschläge reichen vom späten 6. bis ins 3. Jahrhundert v. Chr. Um 200 v. Chr. war die Sammlung der „kleinen Propheten“ jedenfalls weitgehend abgeschlossen, wie ihre Bezeichnung als „(Buch der) Zwölf Propheten“ bei Jesus Sirach (Sir 49,10) zeigt. Gouverneur in Jerusalem, der ein Nachkomme Davids war. In ihm sahen sie den Messiaskönig der Zukunft, der die Krone Davids tragen und das Volk Israel zur alten Größe zurückführen werde. Tatsächlich vollendete Serubbabel den Tempelbau, doch die Hoffnung Haggais und Sacharjas auf die Wiederherstellung des davidischen Königtums erfüllte sich nicht – jedenfalls nicht so, wie sie es erwartet hatten. Als Christen glauben wir, dass sie sich in ganz anderer Weise – im Kommen Jesu in diese Welt – erfüllt hat. Im Neuen Testament wird dieser Glaube immer wieder auch durch Rückgriff auf Worte aus dem Buch des Propheten Sacharja bezeugt.3 Der Bibeltext für unseren Gottesdienst (Sach 2,1-17) besteht aus zwei Teilen: den beiden Visionen in den Versen 1-9 und der prophetischen Ankündigung einer neuen Zeit für Israel und die Völker in den Versen 10-17. Die beiden Visionen (Sach 2,1-4 und 2,5-9) sind als „Visionspaar“ oder „Doppelvision“ gestaltet und haben einen ähnlichen Aufbau: Auf eine einleitende Vision (Vers 1 bzw. 5) folgt eine Frage Sacharjas, die von einem Engel beantwortet wird (Vers 2 bzw. 6). Anschließend wird die jeweilige Vision weitergeführt (Vers 3 bzw. 7) und schließlich zusammenfassend gedeutet (Vers 4 bzw. 8-9). Inhaltlich geht es in der ersten Vision (Vers 1-4) um „die Niederwerfung der sich religiös definierenden Weltmächte, auch der persischen, durch JHWH.“4 Die zweite Vision (Vers 5-9) beschreibt das zukünftige Heil Jerusalems im Bild einer „aus allen Nähten platzenden“, grenzenlosen Stadt, die zu ihrem Schutz nicht mehr auf (steinerne) Mauern angewiesen ist, weil Gott selbst sie – wie eine moderne „Firewall“ – schützend umgibt und zugleich in ihrer Mitte anwesend ist.5 Die prophetische Ankündigung einer neuen Zeit für Israel und die Völker (Sach 2,10-17) ist ein nachträglicher Einschub innerhalb des Visionszyklus in Sach 1,7 – 6,8. Sie dürfte allerdings auch auf den Propheten selbst zurückgehen und hat wohl wegen ihrer inhaltlichen Bezüge zum Vorausgehenden (Bestätigung der erneuten Erwählung Jerusalems, Ankündigung des Gerichts über Babel) hier ihren Ort gefunden. Die noch immer in Babel verbliebenen Exulanten werden aufgefordert, sich nach Zion zu retten, weil ihre neue Heimat dem Untergang geweiht ist (Vers 10-13). Jerusalem hingegen erwartet eine heilvolle Zukunft, weil Gott selbst dort wohnen und die umliegenden Völker sich ihm zuwenden werden (Vers 1416). Die abschließende, kaum von Sacharja, sondern aus der synagogalen Lesung des Textes in hellenistischer Zeit stammende, liturgische Anweisung (Vers 17; vgl. Hab 2,20; Zeph 1,7) „grenzt in der Endgestalt die Wortsammlung in Sach 2,10-16 von der Vision Kap. 3 ab.“6 Die angemessene Reaktion auf die Verkündigung eschatologischen Heils durch die „Einwohnung“ Gottes bei seinem Volk ist andächtig-anbetendes Schweigen! („Gott ist in der Mitte. Alles in uns schweige …“ – EG 165,1 / GL 387,1). Predigtgedanken Zu Sach 2,1-4: Gott steht nicht auf der Seite der Mächtigen, sondern auf der Seite der Ohnmächtigen. Darum sollen auch wir vor ungerechten Machtverhältnissen nicht unsere Augen verschließen, sondern uns für die Machtlosen und Gedemütigten einsetzen. Das gilt im Großen (Flüchtlinge, Hunger, Gewalt und Krieg) genauso wie im Kleinen (Mobbing, Verhältnis der Generationen, soziale Gerechtigkeit). Augen auf und angepackt! Zu Sach 2,5-9: Gottes Volk (die Kirche) braucht keine Mauern, um sich zu schützen! Weil Gott selbst ihr Schutz ist, kann es offen sein für alle Menschen – und für die Sehnsucht der 3 Vgl. die Übersicht bei Pola, Einführung in das Sacharjabuch, 17f. S. unter 2 Wenn man sich öffnen kann: Sach 2,1-9: Pola, 2.1 Auslegung, 55f.; vgl. zur Begründung ebd. 5 Vgl. ebd., 56f. 6 S. unter 7 Wenn man gemeinsam schweigen lernt: Sach 2,10-17: Pola, 7.1 Auslegung, 124. 4 ganzen Schöpfung nach Gott (Röm 8). Darum sind in Gottes Haus alle willkommen (s.u. das Lied von Hella Heizmann): Große und Kleine, Arme und Reiche, Gebildete und Ungebildete, Erwachsene und Kinder. Augen auf und mitgemacht! Zu Sach 2,10-13: Wir sind aufgefordert, jede „babylonische Gefangenschaft“ (Martin Luther) – das heißt: alles, was uns von unserer wahren Bestimmung, ein Leben mit Gott zu führen, trennt – hinter uns zu lassen. Wenn wir das tun, wird Gott mit uns sein und uns schützen „wie seinen Augapfel“. Diese Formulierung dürfen wir getrost nicht nur auf das Volk Israel, sondern genauso auch auf uns Christen und alle Menschen beziehen. Augen auf und nachgedacht! Zu Sach 2,14-16: Die Perspektive, unter der wir das tun, ist die des kommenden und in Christus schon angebrochenen Gottesreiches, das alle Menschen einschließt und dessen Mitte der unter den Menschen und in seiner Schöpfung wohnende Gott ist. Darüber dürfen wir uns freuen. Augen auf und mitgelacht! Zu Sach 2,17: Vor dieser Zukunft, die in vielfacher Gestalt (Schöpfung, Kirche, Gottesdienst, Gemeinschaft, Diakonie, Abendmahl) jetzt schon zeichenhaft unter uns zu spüren ist, können wir staunend schweigen und anbeten! Gottesdienstverlauf Für einen Familiengottesdienst ist wichtig, dass wir nicht große, lange (und für Kinder dadurch oft langweilige) inhaltliche Blöcke gestalten, sondern ein möglichst abwechslungsreiches Programm mit vielen unterschiedlichen kurzen Impulsen, Liedern, Gebeten, Texten, Anspielen und Interaktionsmöglichkeiten. Es bietet sich an, den Predigttext (Sach 2,1-17) in fünf Schritten inhaltlich zu entfalten (s.o. Predigtgedanken) und dabei unterschiedliche Gestaltungselemente zu nutzen: zum Beispiel kurze Anspiele (s.u. Anspielideen zu den Visionen in Sach 2,1-9), eine Erzählung (s.u. Geschichte zu Sach 2,10-16: „Die Heimkehr“) und eine Stilleübung (s.u. Meditationen und Stilleübungen zu Sach 2,17). Lieder, Textlesungen, Gebete (Vaterunser), Fürbitten und Segen komplettieren das Gottesdienstprogramm. Anspielideen zu den Visionen in Sach 2,1-9 Zu Sach 2,1-4: Wir bauen vor dem Gottesdienst (aus Pappmaché, Goldfolie o.Ä.) einen großen, prachtvollen Thron oder eine goldene Königskrone mit großen „Hörnern“. Als Handwerker verkleidete Kinder dürfen dieses prachtvolle Zeichen königlicher Macht dann vor den Augen der Gottesdienstbesucher mit lautem Getöse zerstören. Zu Sach 2,5-9: Als Handwerker verkleidete Kinder vermessen mit Maßbändern und Zollstöcken fachkundig das Innere der Kirche. In einem anschließenden Gespräch wird klar: Mit Renovierungsmaßnahmen ist diese Kirche nicht so umzubauen, dass sie die zukünftig zu erwartenden Besuchermassen fassen kann! Da wird man wohl irgendwo, wo mehr Platz ist, Open-Air-Gottesdienste feiern müssen. Geschichte zu Sach 2,10-16: „Die Heimkehr“7 Als Kind war Daniel nach Babylon gekommen, als alter Mann dachte er immer noch an Israel und an Gottes Versprechen, sein Volk wieder in dieses Land zurückzuführen. Ich selbst werde wohl nicht mehr dorthin zurückkehren, dachte er. Aber ich will dafür beten, dass die jüngeren Menschen aus unserem Volk bald nach Israel ziehen können. Wenn doch endlich der Tempel wieder aufgebaut würde und alle Juden zusammenkommen könnten, um Gott anzubeten! Noch einmal suchte Daniel den Brief heraus, den Jeremia vor langer Zeit an alle jüdischen Gefangenen geschrieben hatte. Schon so oft hatte er ihn in all den Jahren gelesen! Da stand es: „Ich will euch eine Zukunft geben. Wenn ihr mich von ganzem Herzen sucht, will ich mich finden lassen.“ Daniel zog sich in sein Haus zurück, fastete und betete zu Gott. „Ach, Herr, du großer und heiliger Gott“, betete er, „du bist so freundlich zu denen, die dich lieben. Wir, dein Volk, haben Unrecht getan. Deshalb hast du es zugelassen, dass Jerusalem zerstört wurde und dass wir in der Fremde leben. Aber weil du barmherzig bist, will ich dich bitten: Vergib doch deinem Volk seine Schuld und lass es wieder zurückkehren in sein Land!“ Während er noch betete, wusste Daniel plötzlich ganz sicher: Gott erhört mein Gebet. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich eine unglaubliche Nachricht unter den Juden in Babylonien: Kyrus, der persische König, ließ überall im Reich bekannt machen: „Ihr Juden seid die Gefangenen der babylonischen Könige gewesen. Aber meine Gefangenen seid ihr nicht. Wenn ihr wollt, könnt ihr wieder in euer Land ziehen.“ Sollte das wirklich wahr sein? Was die königlichen Boten außerdem lasen, war noch unbegreiflicher: „Ich, Kyrus, will, dass der Tempel in Jerusalem wieder aufgebaut wird. Jedem Juden, der sich entschließt, zurück nach Israel zu ziehen, sollen seine Nachbarn helfen. Die Bewohner des Dorfes, in dem er hier gelebt hat, sollen ihm Geld und andere wertvolle Sachen schenken, damit der neue Anfang in dem verwüsteten Land nicht so schwer wird. Die Freude war unbeschreiblich. Endlich waren sie frei! Und dennoch fanden nicht alle den Mut, tatsächlich zurückzukehren. Sie hatten ja Häuser und Gärten, Nachbarn und Geschäftsfreunde in diesem Land. In Israel waren sicher nur Trümmer vorzufinden. Sie würden lange hart arbeiten müssen, bis sie wieder einigermaßen gut leben konnten! Aber viele ließen sich davon nicht abschrecken. Sie wollten nach Jerusalem ziehen und den Tempel Gottes wieder aufbauen! Eines Tages war es soweit. Einige tausend Familien sammelten sich aus ganz Babylonien an einer vereinbarten Stelle. Ihre Häuser und was sie sonst nicht mitnehmen konnten, hatten sie verkauft. Alles andere hatten sie auf Wagen und Lasttiere geladen. Einige Kamele waren dabei, die trugen eine ganz besonders kostbare Last: alle Geräte aus Gold und Silber, die bei der Eroberung Jerusalems aus dem Tempel geraubt worden waren. Der König hatte sie den Juden zurückgegeben, damit sie in der Heimat wieder Gottesdienst feiern konnten. Es war ein langer Zug. Viele Wochen dauerte es, bis er Israel erreichte. Und was die Heimgekehrten nach der langen Reise antrafen, war das, was sie befürchtet hatten: Ihre Häuser waren zerstört und zerfallen, oder es wohnten andere Leute darin. Die Äcker und Weinberge waren verkommen und von Unkraut überwuchert, oder Fremde 7 Eckart zur Nieden: Die Kinderbibel © 2013 SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten, 208-210. – Den Jeremiatext am Ende der Geschichte (Jer 31,31-34) könnte man auch durch einen Abschnitt aus unserem Predigttext (z.B. Sach 2,14-16) ersetzen. bebauten das Land und betrachteten es als ihr Eigentum. Wieviel Streit und harte Arbeit hatten sie wohl noch vor sich? Aber das Wichtigste war nicht das Roden und Pflügen, das Säen und Ernten. Das Wichtigste waren nicht neue Häuser und Scheunen. Zuerst war jetzt wichtig, was in der Gefangenschaft nicht möglich gewesen war: Gott sollte im Tempel gelobt werden! Einen Tempel gab es aber nicht mehr. Die ganze, einst so prächtige Hauptstadt Jerusalem lag ja in Trümmern. „Auch wenn es vielleicht noch lange dauern wird, bis der Tempel wieder steht, einen Altar können wir jetzt schon bauen“, sagte einer der Priester. „Genau hier soll er stehen, wo auch früher der Altar war.“ Einige andere halfen ihm und räumten rund um den Altarplatz herum auf. Bald schon konnten sie Gott ein Opfer bringen, um ihm zu danken, dass er sie in ihr Land zurückgebracht hatte. Aber noch viele Jahre vergingen, bis der neue Tempel eingeweiht werden konnte und bis Jerusalem wieder eine schöne Stadt mit einer hohen Stadtmauer war. Vieles von dem, was Gott durch Jeremia versprochen hatte, war nun in Erfüllung gegangen, aber noch nicht alles. Immer wieder schickte Gott Propheten, um das Volk an seine Gebote zu erinnern, immer wieder musste er strafen, immer wieder vergab er. Aber stand in den Schriftrollen Jeremias nicht, dass alles ganz neu werden sollte, ganz anders als zuvor? „Es wird eine Zeit kommen, da werde ich mit meinem Volk einen neuen Bund schließen. Ich werde ihnen meine Gebote nicht auf Steintafeln geben, sondern in ihr Herz schreiben. Ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein. Keiner wird einen anderen noch belehren müssen, denn alle werden wissen, wer ich bin, Kleine und Große. Ich will ihnen ihren Ungehorsam vergeben und nie mehr an ihre Schuld denken.“ Wann würde Gott wohl dieses Versprechen einlösen? Meditationen und Stilleübungen zu Sach 2,17 „Alles Fleisch sei stille vor dem Herrn; denn er hat sich aufgemacht von seiner heiligen Stätte!“ (Sach 2,17) – diese liturgische Anweisung aus der synagogalen Lesung des Textes in hellenistischer Zeit deutet an: Die angemessene Reaktion auf die Verkündigung des eschatologischen Heils durch die „Einwohnung“ Gottes bei seinem Volk ist andächtiges, anbetendes Schweigen! Darum bietet es sich an, im Laufe des Gottesdienstes ganz bewusst Momente der Stille und Meditation zu gestalten. Dies kann auf ganz unterschiedliche Weise geschehen: - durch anmoderierte und gemeinsam „ausgehaltene“ Momente der Stille zwischen einzelnen Elementen des Gottesdienstes (Textlesungen, Gebeten, Liedern) durch eine „Phantasiereise“ (z.B. zum Zion / nach Jerusalem) durch einen von den Kindern zuvor eingeübten und im Gottesdienst vorgeführten meditativen Tanz (z.B. zum Lied „Gott ist gegenwärtig“ von Gerhard Tersteegen) durch eine Wechsellesung mit entsprechenden Pausen (z.B. Psalm 62) durch eine Bildmeditation (z.B. zu Sieger Köder, Ich sah das neue Jerusalem wie eine Braut) durch eine Stilleübung zu Sach 2,17: den Körper (das „Fleisch“) spüren – auf den eigenen Atem achten – zur Ruhe kommen – Gott entgegensehen, der sich aufgemacht hat von seiner heiligen Stätte, um uns zu begegnen! Lieder Die Liedauswahl bleibt den jeweiligen Gottesdienstgestaltern überlassen und sollte sich am ortsüblichen Liedgut orientieren. „Gott ist gegenwärtig“ von Gerhard Tersteegen (EG 165 / GL 387) bietet sich im Blick auf Sach 2,17 an. Außerdem vielleicht: - Großer Gott, wir loben dich (Ignaz Franz, EG 331 / GL 380) In Gottes Haus (Hella Heizmann, Jede Menge Töne 2, 27) Ein kleines Lied zum großen Gott (Lothar Zenetti, Jede Menge Töne 2, 58) Volkmar Hamp Referent für Redaktionelles im Gemeindejugendwerk (GJW) des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland K.d.ö.R. (BEFG)
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