20150614_Deine Arbeit als Schöpfungsauftrag Gottes

Arbeit entdecken!
I. Verwurzelt – zu Hause sein (Joh 15)
Arbeit entdecken!
Deine Arbeit als Schöpfungsauftrag Gottes
1Mo 1-2
A. Einleitung
Arbeit. Damit verbringen wir den größten Teil unseres Lebens. Wir reden viel über Dienst
und Gemeinde. Entsteht der Eindruck eines Gegensatzes zwischen Arbeit und Dienst,
Erwerbsleben und Gemeinde? Vielleicht sogar, dass die Pastoren eigentlich gar keine
Ahnung haben, wie es da draußen läuft, was überhaupt arbeiten ist? Arbeit entdecken – das
ist für die nächsten Wochen unser Thema.
Bsp: Das Schlaraffenland. Ein uraltes deutsches Märchen. Alle sind versorgt, keiner muss
Arbeiten, Luxus für jeden. Eine träumerische, utopische Vorstellung, die immer wieder
faszinieren konnte. Woher kommt das? Ein Leben ohne Arbeit – das hat seinen Reiz, weil
Arbeit oft als anstrengend erlebt wird, nicht immer Freude macht, zu viel Kraft raubt, zu
wenig Zeit lässt, uns oft fernhält von den Menschen, die wir lieben.
Dahinter steht auch die (antike!) griechische Verachtung der (körperlichen) Arbeit. Der
Dichter Hesiod (8.Jh.v.Chr.) spricht vom „Goldenen Zeitalter“, in dem weder Menschen noch
Götter arbeiten mussten. Arbeit galt den Griechen als notwendiges Übel. Wenn man es sich
leisten konnte, ließ man andere für sich arbeiten.
Im Enuma Elisch, dem sumerischen Schöpfungsepos, werden Menschen geschaffen, weil
die Götter die niederen Arbeiten nicht mehr verrichten wollen; statt Ebenbildlichkeit herrscht
Dienstnotwendigkeit. Das zog sich dann durch weite Teile der europäischen Geschichte. Der
Edelmann arbeitete nicht; er ging zur Jagd, zog in den Krieg, feierte Feste. Arbeiten sollten
der Bauer und der Bürger. Die Faulheit mancher absolutistischer Fürsten in Europa ist
sprichwörtlich. Der Tag war gefüllt mit Lustbarkeiten, Minister durften nur bei der
Morgentoilette mit Audienz rechnen, und für ausländische Gesandte hatte der Herrscher nur
auf dem Klo Zeit. Wie anders äußert sich die Bibel.
B. Hauptteil
I. Gott arbeitet
„Am Anfang schuf Gott.“ Der erste Satz der Bibel sieht Gott bei der Arbeit. Der Süddeutsche
hat´s hier leichter als wir: schaffen bedeutet arbeiten. „Am Anfang arbeitete Gott.“ Schaffen,
hervorbringen, machen; nur von Gott ausgesagt, nie von Menschen oder anderen Göttern;
etwas Einzigartiges, Unvergleichliches; nie wird genannt, woraus Gott schafft; sowohl
gegenwärtiges, vergangenes und zukünftiges Schaffen (bei Jes). Allgemeiner, aber auch auf
Gott bezogen, ist dagegen: machen, tun, handeln, arbeiten; Gott verbindet beides: „Lasst
uns Menschen machen – und Gott schuf.“ (1Mo 1:26f) Gott bei der Arbeit. So beginnt das
wichtigste Buch der Weltgeschichte.
II. Gott macht sich die Hände schmutzig
1Mo 2:7:
...da bildete Gott, der HERR, den Menschen, aus Staub vom Erdboden
und hauchte in seine Nase Atem des Lebens; so wurde der Mensch eine lebende
Seele.
Bildete - ein konkreter handwerklicher Begriff: formen, bilden; die Arbeit des Töpfers. Man
beachte, was die Sprache der Bibel so ganz nebenbei mitteilt. Gott bildete den Menschen
CGElim Mundsburg Gottesdienst 14.6.2015
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I. Verwurzelt – zu Hause sein (Joh 15)
vom Staub der Erde. Die Bibel drückt durch diese Rede von Gott etwas über den Wert der
Arbeit aus. Und sie grenzt sich damit deutlich von dem Denken ihrer Zeit ab, von den
Kulturen der Umgebung, von dem Welt- und Schöpfungsverständnis und vor allem dem
Gottesbild der umliegenden Völker. Sie zeigt einen arbeitenden Gott, einen kreativen Gott.
Arbeit ist etwas Positives, weil Gott arbeitet.
III. Gott begutachtet seine Arbeit. Gott hat ein Verhältnis zu seiner Arbeit
1Mo 1:31:
Und Gott sah alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.
Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: der sechste Tag.
Diese Bewertung ist bedeutsam. Sie bedeutet, dass es ja auch schlecht sein könnte.
Weniger gut. Oder dass es gar nichts zu begutachten gibt. Man hätte diese Stelle überhaupt
nicht schreiben müssen. Doch die Bibel zeigt ausdrücklich Gottes Verhältnis zu Seiner
Arbeit. Fehlt uns das? Herrscht bei uns eher Entfremdung? Oft sieht unsere Arbeit nicht so
aus. Was hast du gemacht? Oftmals nichts, was man sehen, anfassen, worauf man
zurückblicken kann. Deshalb ist es wichtig, eine Arbeit zu haben, auf die man zurückblicken
kann, die man versteht, die man wichtig findet, zu der man ein Verhältnis hat, auf die man
auch stolz sein kann, von der man sagen kann: das haben wir geschafft, und das ist gut.
Gott zeigt sich im AT als Gärtner und als Töpfer, im NT als Zimmermann. Bei Jesus wird
alles noch viel konkreter. Kein wandernder Philosoph, kein tatenloser Gelehrter, kein
meditierender Weiser, sondern ein Bauarbeiter. Zupackende Pranken, schwielige Hände,
mal Splitter im Finger, das sind die Hände Jesu. Der Gott, dessen Arbeit die Welt erschuf;
der Gott, der sich die Finger schmutzig machte, als Er uns Menschen ins Leben rief, dieser
Gott wird Mensch, einer von uns, arbeitet, gestaltet, schafft. Ich habe durch die Beispiele
praktischer Arbeit neu entdeckt, wie in uns Menschen etwas von Gottes Kreativität und
Schaffenskraft weiterlebt.
Das wird noch deutlicher im zweiten Kapitel der Bibel.
Das Paradies. Ein traumhaft schöne Landschaft, wo man einfach nur genießt, kein Stress,
keine Arbeit.
1Mo 2:15:
Und Gott, der HERR, nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten
Eden, ihn zu bebauen und ihn zu bewahren.
Bewahren und bebauen. Gab´s etwa Unkraut im Paradies? Was auch immer: bewahren und
bebauen. Das klingt nach Arbeit. Aktion. Tätigkeit. Der Mensch musste etwas tun. Es gab
Arbeit im Paradies. Das Leben im Paradies, sogar das Leben ohne Sünde ist kein Leben
ohne Arbeit. Selbst bei einem paradiesischen Leben gehört Arbeit dazu.
Ein Leben ohne Arbeit ist kein biblisches Ziel. Die Bibel findet scharfe Worte gegen
ausbeuterische Arbeit; sie ist gegen fruchtlose Arbeit, sie wünscht jedem, dass er die
Früchte seiner Arbeit auch genießen kann, auch mal ruhen kann von seiner Arbeit. Doch sie
ist kein Buch, in dem Arbeit etwas Negatives ist. In der Bibel arbeitet Gott, und da wird auch
im Paradies gearbeitet. „Arbeit gehört zu Gottes vollkommenem Plan für die Menschen, denn
wir sind nach Gottes Bild erschaffen.“ Er arbeitet. Wir auch. Wir brauchen Arbeit, um
glücklich zu werden. - Wir untersuchen mal die Paradiesgeschichte daraufhin, was sie über
Arbeit zu sagen hat.
I. Arbeit schafft etwas Neues
Bebauen. Arbeit schafft etwas Neues. Arbeit als Teil des Menschseins in Analogie zum
Schöpfungshandeln Gottes. Damit Nahrungspflanzen wachsen, muss man sie pflanzen,
pflegen, schützen, umhegen. Den Garten hatte Gott gepflanzt, aber nun dem Menschen
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übergeben. Arbeit, Kreativität, Schaffenskraft unterscheidet den Menschen vom Tier und
macht seine Gottebenbildlichkeit aus. Nur der Mensch kann den Acker bebauen, kann
planvoll an seine Versorgung denken, kann durch seine Arbeit Wohlstand und
Lebensqualität schaffen. Offenbar wird der Mensch hineingenommen in Gottes Handeln. Er
wird in eine Welt hineingesetzt, die Gott ihm bereitet hat, aber er soll sie nun weitergestalten
– selbstverständlich in Gottes Sinne. Die gärtnerische, landwirtschaftliche Tätigkeit ist dem
Menschen von Gott in die Wiege gelegt worden.
Übrigens: auch durch den Sündenfall wird die Arbeit nicht verflucht. Verflucht wird der
Erdboden. Arbeit wird jetzt mühsam, anstrengend, schwerer. Mehr schuften, weniger Ertrag.
Vielleicht durch Unkraut, Dürre, zu viel Regen, Schädlinge. Dazu kommt ein immer höherer
Anteil, der weggesteuert wird. (Steuerzahlergedenktag)
Schon immer wussten Herrscher die Untertanen auszuplündern. Auch das macht Arbeit
mühsam. In der gefallenen Welt bleibt dir immer weniger von der Frucht deiner Arbeit übrig.
Doch das Paradies war ein Ort, in dem gearbeitet wurde und der Mensch die Frucht seiner
Arbeit genießen konnte. Mit deiner Arbeit zeigst du deine Kreativität und schaffst du etwas
Neues.
II. Arbeit pflegt etwas Anvertrautes
Bewahren. Arbeit pflegt etwas (Anvertrautes). Uns ist etwas anvertraut. Der Mensch fängt
nicht bei Null an; niemand, nicht einmal der kühnste und innovativste Unternehmensgründer;
er muss sich nicht selbst aus dem Staub emporarbeiten. Ihm wird etwas geschenkt. Er baut
auf der Arbeit anderer auf, auf der zivilisatorischen Leistung von Generationen. Schon das
sollte uns klar machen, dass alle unsere Arbeit immer in gesellschaftlicher Verantwortung
geschieht. Du verdienst viel? Warum? Bist du so schlau? So fleißig? So erfinderisch?
Vielleicht. Aber du verdienst auch so gut, weil du in einem Land lebst, das dir kostenlose
Bildung, berufliche Chancen, Arbeitsplätze, einen Markt, zahlungskräftige Kundschaft und
ein hohes Maß an Sicherheit bietet.
Gott schafft eine Welt, Gott gestaltet einen Lebensraum, Gott pflanzt einen Garten. Hier
kannst du leben, dich entfalten. Es ist alles perfekt vorbereitet, ideal für dich. Doch du musst
es bewahren. Arbeiten drückt immer auch Wertschätzung gegenüber jemandem aus, der mir
etwas übergibt. Was du mir gegeben hast, ist wichtig. Ich nehme das ernst. Ich finde das
wertvoll, ich setze mich dafür ein, es zu erhalten.
Gott gibt uns eine lebenswerte Welt, und wir sollen sie auch als lebenswerte Welt für
nachfolgende Generationen bewahren. Das ist kein linkes Thema, kein Spezialthema der
Ökobewegung, sondern ein biblisches Thema, fest verankert im Schöpfungsauftrag des
Menschen. Gott setzt den Menschen in einen Lebensraum, nicht in die Wildnis, die ihm
bedrohlich erscheint, auch nicht in eine Stadt, wo alles schon steht, sondern in einen Garten,
einen Ort kultivierter Natur. Er soll bewahrt werden. Manche zitieren nur aus Kapitel 1 „Macht
euch die Erde untertan!“ und sehen darin die Ursache für Umweltzerstörung und Ausbeutung
auf unserem Planeten. Doch der Zusammenhang zeigt etwas anderes: Herrschaft wie Gott
sie sich vorstellt, ist immer Dienst für andere, setzt sich für Menschen ein, für ihren Schutz,
ihre Bewahrung, ihr Leben. Es ist eben nicht Ausplünderung für den eigenen Vorteil,
Ausbeutung ohne Rücksicht auf kommende Generationen, sondern Bewahrung des
Anvertrauten und Wertschätzung des Schöpfers. Arbeit ist daher nie nur für mich, mein Geld,
meinen Wohlstand, mein Fortkommen. Arbeit erfüllt immer auch einen Zweck für andere. Sie
dient Menschen. Sogar zukünftigen Menschen.
Auch das sollte man bei der Auswahl seiner Arbeit bedenken. Mit deiner Arbeit dienst du
anderen und bewahrst – hoffentlich! – unsere Welt.
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III. Arbeit gestaltet die Zukunft
Dann sehen wir den Menschen, Adam, wie er durch den Garten geht, die Tiere sieht und sie
benennt. Namensgebung (1Mo 2:19f) bedeutet, Autorität zu haben. Namen drücken
Ordnung aus. Unterscheidbarkeit, Zugehörigkeit. Dadurch wird die Schöpfung dem
Menschen verständlich. Wissen wird übertragbar durch exakte Definitionen und präzise
Formulierungen. Ach, die Pflanze meist du! Man weiß, worüber man redet. Diese Arbeit hat
also immer etwas Gestaltendes, Ordnendes. Anderen wird das Leben leichter gemacht,
verständlicher. Was ich heute arbeite, das macht Morgen anderen das Leben leichter. Ich
ernähre nicht nur mich und meine Familie, ich schaffe etwas, auf dem andere aufbauen
können.
Die ersten Seiten der Bibel zeigen Grundlegendes über unser Verhältnis zur Arbeit. Sie ist
eben nichts Lästiges, kein notwendiges Übel, auch nicht Folge des Sündenfalls. Arbeit
entspricht dem Handeln und Wesen Gottes. Arbeit, etwas Schaffen, gehört zum
Menschensein, zur Berufung, zur Gottebenbildlichkeit.
Arbeit geschieht nicht nur für uns selbst, sondern um anderen ein lebenswertes Leben zu
ermöglichen. Es gibt keine Abstufung von würdiger und unwürdiger Arbeit, von geistiger oder
körperlicher Arbeit, von bezahlter oder unbezahlter Arbeit, von akademischer oder
handwerklicher Arbeit. Es wird zunächst festgehalten: Arbeit ist etwas Gutes, etwas
Positives, etwas Wertvolles. Arbeit schafft, Arbeit gestaltet. Mit deiner Arbeit machst du
anderen das Leben leichter und gestaltest deine Zukunft.
C. Zusammenfassung und Appell
Das ganze Thema strahlt eine große Zuversicht aus. Gott traut dir etwas zu. Er vertraut dir
etwas an und sagt: mach was draus! Du kannst es! Welche Arbeit soll ich tun? - Tu etwas,
das du gut kannst! Tu etwas, das dir Freude bereitet! Tu etwas, das Menschen dient! Was
eine bessere und lebenswertere Welt schafft.
Ist das unsere Realität? Schön wär´s! Wohl nicht immer. Natürlich machen wir auch
Arbeiten, die uns nicht gefallen. Vielleicht steckst du in einem Beruf, der dir keine Freude
macht. Vielleicht verdienst du zu wenig. Zu wenig für dich und deine Familie, zu wenig für die
Mühe, die dahinter steckt. Vielleicht schleppst du dich jeden Morgen ins Büro oder in den
Betrieb und zählst die Stunden bis zum Wochenende, die Wochen bis zum Urlaub, die Jahre
bis zur Rente. Muss das so sein? Ich meine Nein!
Finde dich nicht damit ab! Arbeit darf etwas Erfüllendes sein. Sie darf Freude machen. Sie
soll ein Segen für dich, deine Familie, und auch für andere Menschen sein. Denk bloß nicht:
ich finde ja nichts anderes, ich kann nichts, ich kann ja froh sein, dass ich wenigstens...
Dankbarkeit ist immer gut. Doch ich glaube, dass Gott uns eine Arbeit geben möchte, die
uns erfüllt, Freude macht, anderen dient.
Wir leben nicht mehr im Paradies. Mit Schweiß und Anstrengung, Unkraut und Dürrezeiten
musst du mal rechnen. Doch vergiss nie, dass Gott selbst gearbeitet hat, dass Er dich mit
Kreativität und Schaffenskraft ausstattet, damit deine Arbeit für dich und andere eine bessere
Zukunft gestaltet.
Fragen:
1. Welches Verhältnis hast du zu deiner Arbeit?
2. Was macht dir Freude?
3. Was möchtest du gerne ändern?
4. Welchen Auftrag hat Gott für dich in der Arbeitswelt?
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