Arbeit entdecken! I. Verwurzelt – zu Hause sein (Joh 15) Arbeit entdecken! Deine Arbeit als Schöpfungsauftrag Gottes 1Mo 1-2 A. Einleitung Arbeit. Damit verbringen wir den größten Teil unseres Lebens. Wir reden viel über Dienst und Gemeinde. Entsteht der Eindruck eines Gegensatzes zwischen Arbeit und Dienst, Erwerbsleben und Gemeinde? Vielleicht sogar, dass die Pastoren eigentlich gar keine Ahnung haben, wie es da draußen läuft, was überhaupt arbeiten ist? Arbeit entdecken – das ist für die nächsten Wochen unser Thema. Bsp: Das Schlaraffenland. Ein uraltes deutsches Märchen. Alle sind versorgt, keiner muss Arbeiten, Luxus für jeden. Eine träumerische, utopische Vorstellung, die immer wieder faszinieren konnte. Woher kommt das? Ein Leben ohne Arbeit – das hat seinen Reiz, weil Arbeit oft als anstrengend erlebt wird, nicht immer Freude macht, zu viel Kraft raubt, zu wenig Zeit lässt, uns oft fernhält von den Menschen, die wir lieben. Dahinter steht auch die (antike!) griechische Verachtung der (körperlichen) Arbeit. Der Dichter Hesiod (8.Jh.v.Chr.) spricht vom „Goldenen Zeitalter“, in dem weder Menschen noch Götter arbeiten mussten. Arbeit galt den Griechen als notwendiges Übel. Wenn man es sich leisten konnte, ließ man andere für sich arbeiten. Im Enuma Elisch, dem sumerischen Schöpfungsepos, werden Menschen geschaffen, weil die Götter die niederen Arbeiten nicht mehr verrichten wollen; statt Ebenbildlichkeit herrscht Dienstnotwendigkeit. Das zog sich dann durch weite Teile der europäischen Geschichte. Der Edelmann arbeitete nicht; er ging zur Jagd, zog in den Krieg, feierte Feste. Arbeiten sollten der Bauer und der Bürger. Die Faulheit mancher absolutistischer Fürsten in Europa ist sprichwörtlich. Der Tag war gefüllt mit Lustbarkeiten, Minister durften nur bei der Morgentoilette mit Audienz rechnen, und für ausländische Gesandte hatte der Herrscher nur auf dem Klo Zeit. Wie anders äußert sich die Bibel. B. Hauptteil I. Gott arbeitet „Am Anfang schuf Gott.“ Der erste Satz der Bibel sieht Gott bei der Arbeit. Der Süddeutsche hat´s hier leichter als wir: schaffen bedeutet arbeiten. „Am Anfang arbeitete Gott.“ Schaffen, hervorbringen, machen; nur von Gott ausgesagt, nie von Menschen oder anderen Göttern; etwas Einzigartiges, Unvergleichliches; nie wird genannt, woraus Gott schafft; sowohl gegenwärtiges, vergangenes und zukünftiges Schaffen (bei Jes). Allgemeiner, aber auch auf Gott bezogen, ist dagegen: machen, tun, handeln, arbeiten; Gott verbindet beides: „Lasst uns Menschen machen – und Gott schuf.“ (1Mo 1:26f) Gott bei der Arbeit. So beginnt das wichtigste Buch der Weltgeschichte. II. Gott macht sich die Hände schmutzig 1Mo 2:7: ...da bildete Gott, der HERR, den Menschen, aus Staub vom Erdboden und hauchte in seine Nase Atem des Lebens; so wurde der Mensch eine lebende Seele. Bildete - ein konkreter handwerklicher Begriff: formen, bilden; die Arbeit des Töpfers. Man beachte, was die Sprache der Bibel so ganz nebenbei mitteilt. Gott bildete den Menschen CGElim Mundsburg Gottesdienst 14.6.2015 1 [email protected] Arbeit entdecken! I. Verwurzelt – zu Hause sein (Joh 15) vom Staub der Erde. Die Bibel drückt durch diese Rede von Gott etwas über den Wert der Arbeit aus. Und sie grenzt sich damit deutlich von dem Denken ihrer Zeit ab, von den Kulturen der Umgebung, von dem Welt- und Schöpfungsverständnis und vor allem dem Gottesbild der umliegenden Völker. Sie zeigt einen arbeitenden Gott, einen kreativen Gott. Arbeit ist etwas Positives, weil Gott arbeitet. III. Gott begutachtet seine Arbeit. Gott hat ein Verhältnis zu seiner Arbeit 1Mo 1:31: Und Gott sah alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: der sechste Tag. Diese Bewertung ist bedeutsam. Sie bedeutet, dass es ja auch schlecht sein könnte. Weniger gut. Oder dass es gar nichts zu begutachten gibt. Man hätte diese Stelle überhaupt nicht schreiben müssen. Doch die Bibel zeigt ausdrücklich Gottes Verhältnis zu Seiner Arbeit. Fehlt uns das? Herrscht bei uns eher Entfremdung? Oft sieht unsere Arbeit nicht so aus. Was hast du gemacht? Oftmals nichts, was man sehen, anfassen, worauf man zurückblicken kann. Deshalb ist es wichtig, eine Arbeit zu haben, auf die man zurückblicken kann, die man versteht, die man wichtig findet, zu der man ein Verhältnis hat, auf die man auch stolz sein kann, von der man sagen kann: das haben wir geschafft, und das ist gut. Gott zeigt sich im AT als Gärtner und als Töpfer, im NT als Zimmermann. Bei Jesus wird alles noch viel konkreter. Kein wandernder Philosoph, kein tatenloser Gelehrter, kein meditierender Weiser, sondern ein Bauarbeiter. Zupackende Pranken, schwielige Hände, mal Splitter im Finger, das sind die Hände Jesu. Der Gott, dessen Arbeit die Welt erschuf; der Gott, der sich die Finger schmutzig machte, als Er uns Menschen ins Leben rief, dieser Gott wird Mensch, einer von uns, arbeitet, gestaltet, schafft. Ich habe durch die Beispiele praktischer Arbeit neu entdeckt, wie in uns Menschen etwas von Gottes Kreativität und Schaffenskraft weiterlebt. Das wird noch deutlicher im zweiten Kapitel der Bibel. Das Paradies. Ein traumhaft schöne Landschaft, wo man einfach nur genießt, kein Stress, keine Arbeit. 1Mo 2:15: Und Gott, der HERR, nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, ihn zu bebauen und ihn zu bewahren. Bewahren und bebauen. Gab´s etwa Unkraut im Paradies? Was auch immer: bewahren und bebauen. Das klingt nach Arbeit. Aktion. Tätigkeit. Der Mensch musste etwas tun. Es gab Arbeit im Paradies. Das Leben im Paradies, sogar das Leben ohne Sünde ist kein Leben ohne Arbeit. Selbst bei einem paradiesischen Leben gehört Arbeit dazu. Ein Leben ohne Arbeit ist kein biblisches Ziel. Die Bibel findet scharfe Worte gegen ausbeuterische Arbeit; sie ist gegen fruchtlose Arbeit, sie wünscht jedem, dass er die Früchte seiner Arbeit auch genießen kann, auch mal ruhen kann von seiner Arbeit. Doch sie ist kein Buch, in dem Arbeit etwas Negatives ist. In der Bibel arbeitet Gott, und da wird auch im Paradies gearbeitet. „Arbeit gehört zu Gottes vollkommenem Plan für die Menschen, denn wir sind nach Gottes Bild erschaffen.“ Er arbeitet. Wir auch. Wir brauchen Arbeit, um glücklich zu werden. - Wir untersuchen mal die Paradiesgeschichte daraufhin, was sie über Arbeit zu sagen hat. I. Arbeit schafft etwas Neues Bebauen. Arbeit schafft etwas Neues. Arbeit als Teil des Menschseins in Analogie zum Schöpfungshandeln Gottes. Damit Nahrungspflanzen wachsen, muss man sie pflanzen, pflegen, schützen, umhegen. Den Garten hatte Gott gepflanzt, aber nun dem Menschen CGElim Mundsburg Gottesdienst 14.6.2015 2 [email protected] Arbeit entdecken! I. Verwurzelt – zu Hause sein (Joh 15) übergeben. Arbeit, Kreativität, Schaffenskraft unterscheidet den Menschen vom Tier und macht seine Gottebenbildlichkeit aus. Nur der Mensch kann den Acker bebauen, kann planvoll an seine Versorgung denken, kann durch seine Arbeit Wohlstand und Lebensqualität schaffen. Offenbar wird der Mensch hineingenommen in Gottes Handeln. Er wird in eine Welt hineingesetzt, die Gott ihm bereitet hat, aber er soll sie nun weitergestalten – selbstverständlich in Gottes Sinne. Die gärtnerische, landwirtschaftliche Tätigkeit ist dem Menschen von Gott in die Wiege gelegt worden. Übrigens: auch durch den Sündenfall wird die Arbeit nicht verflucht. Verflucht wird der Erdboden. Arbeit wird jetzt mühsam, anstrengend, schwerer. Mehr schuften, weniger Ertrag. Vielleicht durch Unkraut, Dürre, zu viel Regen, Schädlinge. Dazu kommt ein immer höherer Anteil, der weggesteuert wird. (Steuerzahlergedenktag) Schon immer wussten Herrscher die Untertanen auszuplündern. Auch das macht Arbeit mühsam. In der gefallenen Welt bleibt dir immer weniger von der Frucht deiner Arbeit übrig. Doch das Paradies war ein Ort, in dem gearbeitet wurde und der Mensch die Frucht seiner Arbeit genießen konnte. Mit deiner Arbeit zeigst du deine Kreativität und schaffst du etwas Neues. II. Arbeit pflegt etwas Anvertrautes Bewahren. Arbeit pflegt etwas (Anvertrautes). Uns ist etwas anvertraut. Der Mensch fängt nicht bei Null an; niemand, nicht einmal der kühnste und innovativste Unternehmensgründer; er muss sich nicht selbst aus dem Staub emporarbeiten. Ihm wird etwas geschenkt. Er baut auf der Arbeit anderer auf, auf der zivilisatorischen Leistung von Generationen. Schon das sollte uns klar machen, dass alle unsere Arbeit immer in gesellschaftlicher Verantwortung geschieht. Du verdienst viel? Warum? Bist du so schlau? So fleißig? So erfinderisch? Vielleicht. Aber du verdienst auch so gut, weil du in einem Land lebst, das dir kostenlose Bildung, berufliche Chancen, Arbeitsplätze, einen Markt, zahlungskräftige Kundschaft und ein hohes Maß an Sicherheit bietet. Gott schafft eine Welt, Gott gestaltet einen Lebensraum, Gott pflanzt einen Garten. Hier kannst du leben, dich entfalten. Es ist alles perfekt vorbereitet, ideal für dich. Doch du musst es bewahren. Arbeiten drückt immer auch Wertschätzung gegenüber jemandem aus, der mir etwas übergibt. Was du mir gegeben hast, ist wichtig. Ich nehme das ernst. Ich finde das wertvoll, ich setze mich dafür ein, es zu erhalten. Gott gibt uns eine lebenswerte Welt, und wir sollen sie auch als lebenswerte Welt für nachfolgende Generationen bewahren. Das ist kein linkes Thema, kein Spezialthema der Ökobewegung, sondern ein biblisches Thema, fest verankert im Schöpfungsauftrag des Menschen. Gott setzt den Menschen in einen Lebensraum, nicht in die Wildnis, die ihm bedrohlich erscheint, auch nicht in eine Stadt, wo alles schon steht, sondern in einen Garten, einen Ort kultivierter Natur. Er soll bewahrt werden. Manche zitieren nur aus Kapitel 1 „Macht euch die Erde untertan!“ und sehen darin die Ursache für Umweltzerstörung und Ausbeutung auf unserem Planeten. Doch der Zusammenhang zeigt etwas anderes: Herrschaft wie Gott sie sich vorstellt, ist immer Dienst für andere, setzt sich für Menschen ein, für ihren Schutz, ihre Bewahrung, ihr Leben. Es ist eben nicht Ausplünderung für den eigenen Vorteil, Ausbeutung ohne Rücksicht auf kommende Generationen, sondern Bewahrung des Anvertrauten und Wertschätzung des Schöpfers. Arbeit ist daher nie nur für mich, mein Geld, meinen Wohlstand, mein Fortkommen. Arbeit erfüllt immer auch einen Zweck für andere. Sie dient Menschen. Sogar zukünftigen Menschen. Auch das sollte man bei der Auswahl seiner Arbeit bedenken. Mit deiner Arbeit dienst du anderen und bewahrst – hoffentlich! – unsere Welt. CGElim Mundsburg Gottesdienst 14.6.2015 3 [email protected] Arbeit entdecken! I. Verwurzelt – zu Hause sein (Joh 15) III. Arbeit gestaltet die Zukunft Dann sehen wir den Menschen, Adam, wie er durch den Garten geht, die Tiere sieht und sie benennt. Namensgebung (1Mo 2:19f) bedeutet, Autorität zu haben. Namen drücken Ordnung aus. Unterscheidbarkeit, Zugehörigkeit. Dadurch wird die Schöpfung dem Menschen verständlich. Wissen wird übertragbar durch exakte Definitionen und präzise Formulierungen. Ach, die Pflanze meist du! Man weiß, worüber man redet. Diese Arbeit hat also immer etwas Gestaltendes, Ordnendes. Anderen wird das Leben leichter gemacht, verständlicher. Was ich heute arbeite, das macht Morgen anderen das Leben leichter. Ich ernähre nicht nur mich und meine Familie, ich schaffe etwas, auf dem andere aufbauen können. Die ersten Seiten der Bibel zeigen Grundlegendes über unser Verhältnis zur Arbeit. Sie ist eben nichts Lästiges, kein notwendiges Übel, auch nicht Folge des Sündenfalls. Arbeit entspricht dem Handeln und Wesen Gottes. Arbeit, etwas Schaffen, gehört zum Menschensein, zur Berufung, zur Gottebenbildlichkeit. Arbeit geschieht nicht nur für uns selbst, sondern um anderen ein lebenswertes Leben zu ermöglichen. Es gibt keine Abstufung von würdiger und unwürdiger Arbeit, von geistiger oder körperlicher Arbeit, von bezahlter oder unbezahlter Arbeit, von akademischer oder handwerklicher Arbeit. Es wird zunächst festgehalten: Arbeit ist etwas Gutes, etwas Positives, etwas Wertvolles. Arbeit schafft, Arbeit gestaltet. Mit deiner Arbeit machst du anderen das Leben leichter und gestaltest deine Zukunft. C. Zusammenfassung und Appell Das ganze Thema strahlt eine große Zuversicht aus. Gott traut dir etwas zu. Er vertraut dir etwas an und sagt: mach was draus! Du kannst es! Welche Arbeit soll ich tun? - Tu etwas, das du gut kannst! Tu etwas, das dir Freude bereitet! Tu etwas, das Menschen dient! Was eine bessere und lebenswertere Welt schafft. Ist das unsere Realität? Schön wär´s! Wohl nicht immer. Natürlich machen wir auch Arbeiten, die uns nicht gefallen. Vielleicht steckst du in einem Beruf, der dir keine Freude macht. Vielleicht verdienst du zu wenig. Zu wenig für dich und deine Familie, zu wenig für die Mühe, die dahinter steckt. Vielleicht schleppst du dich jeden Morgen ins Büro oder in den Betrieb und zählst die Stunden bis zum Wochenende, die Wochen bis zum Urlaub, die Jahre bis zur Rente. Muss das so sein? Ich meine Nein! Finde dich nicht damit ab! Arbeit darf etwas Erfüllendes sein. Sie darf Freude machen. Sie soll ein Segen für dich, deine Familie, und auch für andere Menschen sein. Denk bloß nicht: ich finde ja nichts anderes, ich kann nichts, ich kann ja froh sein, dass ich wenigstens... Dankbarkeit ist immer gut. Doch ich glaube, dass Gott uns eine Arbeit geben möchte, die uns erfüllt, Freude macht, anderen dient. Wir leben nicht mehr im Paradies. Mit Schweiß und Anstrengung, Unkraut und Dürrezeiten musst du mal rechnen. Doch vergiss nie, dass Gott selbst gearbeitet hat, dass Er dich mit Kreativität und Schaffenskraft ausstattet, damit deine Arbeit für dich und andere eine bessere Zukunft gestaltet. Fragen: 1. Welches Verhältnis hast du zu deiner Arbeit? 2. Was macht dir Freude? 3. Was möchtest du gerne ändern? 4. Welchen Auftrag hat Gott für dich in der Arbeitswelt? CGElim Mundsburg Gottesdienst 14.6.2015 4 [email protected]
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