SB Nr. 6 April – August 2015 www.smartblades.info/News Vorwort Liebe Leser, liebe Mitwirkende, Prof. Martin Kühn Mitglied des Smart Blades Steering Committee Inhalt Vorwort……………………………1 Passive Technologie…………2 unser Forschungsprojekt Smart Blades nähert sich dem Ende seiner Laufzeit. Wir können schon jetzt anerkennend feststellen, dass wir die untersuchten SmartBlades Konzepte in Ihrem Technologiereifegrad deutlich vorangetrieben haben. Hierzu ein paar aktuelle Beispiele. Für passive Biege-Torsions-Blätter wurden Methoden zur winkelgenauen Ausrichtung der Faserorientierung in Formvorrichtungen experimentell untersucht und bewertet. Für aktive SmartBlades ist ein detailliertes Konzept für eine flexible Profilhinterkante erarbeitet worden. Weiterhin wurden im Windkanal Profile mit und ohne Vorflügel vermessen und die Umströmung mit einem PIV System weiter untersucht. Es zeigt sich an den konkreten Projektergebnissen wie durch die Bündelung der Kompetenzen von DLR, Fraunhofer IWES und ForWind die Technologien in einer großen Breite bewertet und weiterentwickelt werden können. Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen Martin Kühn Aktive Technologien………...4 Querschnittsthemen………..5 Konferenzen/ Publikationen…………………………………..6 Weiterführende Links……….6 Kontakt…………………………….6 Projektsteckbrief………….…..7 Das Projekt Smart Blades Im Verbundprojekt SmartBlades arbeiten rund 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der Untersuchung von aktiven und passiven Konzepten, die über die Regulierung aerodynamischer Lasten die strukturellen Belastungen reduzieren sollen. Innerhalb der passiven Technologie (1) werden zur Kopplung der Biegung und der Torsion (BTK) zwei verschiedene Ansätze verfolgt: die Implementierung von gegenüber der Längsachse angestellten Laminaten im Lagenaufbau des Rotorblattes (strukturelle BTK) und die Krümmung des Rotorblattes aus der Rotorebene heraus (geometrische BTK). In den aktiven Technologien, werden die aerodynamischen Verhältnisse am Rotorblatt durch eine aktive Veränderung der Hinter ‐ oder Vorderkantengeometrie beeinflusst. Zur Änderung der Hinterkantengeometrie gibt es neben dem Konzept der konventionellen starren Klappe, das Konzept der sogenannten formvariablen Moveables (Technologie 2). Die Formänderung der Vorderkante wird durch ein in das Profil integrierten und ein darauf aufgesetzten Vorflügel untersucht (Technologie 3). PROJEKT SMART BLADES NEWS Passive Smart Blades Prozessierbarkeit winkelgenau gerichteter Fixierung großer textiler Halbzeuge Hinsichtlich der erforderlichen Biege-TorsionsKopplung (BTK) im zu entwickelnden „smarten“ Rotorblatt für eine Windenergieanlage (WEA) soll gewährleistet werden, dass die Faserorientierung bei der Ablage der Fasern im Form- bzw. Preformwerkzeug gerichtet erfolgt. Die einzelnen Gewebelagen müssen winkelgenau, wie in der Simulation errechnet, abgelegt und zueinander fixiert werden. Das Ziel dabei ist die Faserorientierung beim Preformen, durch das Aufbringen von Bindern, so zu fixieren, dass Sie weder verrutschen noch anderweitig beschädigt werden können. Abbildung 1: Fixierung in gekrümmter Form Faserlagen gewonnen werden. Um weitere Rückschlüsse auf das Verhalten der Faserlagen beim fixierten Umformen erhalten zu können, wurde in einem zweiten Schritt eine formvariable Preformvorrichtung entwickelt. Abbildung 3: Preformvorrichtung An einem WEA Rotorblatt treten bezüglich der strömungstechnisch angepassten Auslegung des Blattes unterschiedliche Radien im Blattquerschnitt sowie in Blattlängsrichtung auf. Die Faserablage erfolgt daher auf doppelt gekrümmten Flächen. Das Ablegen der erforderlichen Glasgewebematten wird weiterhin zumeist direkt im Formwerkzeug durchgeführt, was auf Grund des enormen Legeaufwandes zu hohen Werkzeugbelegungszeiten und damit hohen Kosten führt. Um dies zukünftig vermeiden zu können soll am DLR eine Preformvorrichtung entwickelt werden. Auf dieser sollen die einzelnen Glasgewebematten vorpositioniert, kompaktiert und anschließend als Mehrlagenpaket direkt ins Formwerkzeug übertragen werden. Die Vorrichtung soll dabei an verschiedene Querschnitte im Rotorblatt angepasst werden können. Untersuchung und Vergleich von Regelungsstrategien an intelligenten Rotorblättern Abbildung 2: Prototyp Preformvorrichtung Hierzu wurden am DLR Institut für Faservebundleichtbau und Adaptronik Vorversuche zur Lagenfixierung in gekrümmten Formen mit Glasgeweben experimentell durchgeführt und Vor- sowie Nachteile aufgezeigt. Es konnten erste Erkenntnisse für die Anwendung einer geeigneten Binderart sowie für den erforderlichen Binderauftrag zur Fixierung der einzelnen 2 Zur Entwicklung und Untersuchung verschiedener Regelungsstrategien für biegetorsionsgekoppelte Rotorblätter (BTK) wurde bei ForWind Oldenburg ein Basis-Regelungssystem (z.B. Collective Pitch Controller = CPC) für die SmartBlades-Referenzturbine entwickelt. Anschließend wurden weitere aktive (z.B. Individual Pitch Control = IPC) und passive Regelungskonzepte (Regelung über eine geometri- PROJEKT SMART BLADES NEWS sche BTK) zur Reduzierung von Lasten ergänzt und das Potential der verschiedenen Methoden hinsichtlich des Lastreduktionspotentials im Einzelnen und in Kombination analysiert. Die Simulationen ergeben, dass durch die passive Regelung der geometrische BTK, Lasten im Vergleich zum Referenzblatt mit der aktiven Regelung (hier IPC) reduziert werden können. Abbildung 4: Leistungsdichtespektrum Die Simulationen ergaben allerdings auch, dass das Swept Blade (geometrische BTK) aufgrund der Exzentrizität der Profile erhöhte Torsionsmomente aufweist. Es ist wahrscheinlich, dass eine noch größere Lastreduktion ermöglicht wird, wenn diese Technologien miteinander kombiniert werden. Im Weiteren wird die Interaktion der beiden Regelungstechnologien durch den Pitch– und induzierten-Twist-Winkel im Detail analysiert um ein Regelungskonzept für eine optimale Lastreduktion der Anlagenkomponenten zu gewährleisten. Vorstudie zur Auslegung eines strukturell biegetorsions-gekoppelten Rotorblattes Ein Windenergie–Rotorblatt hat unregelmäßige strukturelle Eigenschaften über die Länge 3 und gekrümmte und „getwistete“ Geometrie. Dies liegt an den strukturellen, aerodynamischen und aeroelastischen DesignAnforderungen. Verglichen mit einer homogenen Struktur, wie beispielsweise ein symmetrischer I–Balken-Querschnitt, zeigen die unregelmäßigen Strukturen eines RotorblattQuerschnitts eine Kopplung in der Steifigkeitsmatrix. Am Fraunhofer IWES wurden zur Untersuchung dieser Kopplung konventionelle Blätter analysiert, um Rückschlüsse auf die Quantität und Effekte der Kopplungsterme der unkonventionellen Blätter zu schließen. Die Analyse der Blätter auf einen ultimativen PTS load Fall ergab, dass eine der Rotation entgegengesetzte Strömungsablösung im inneren Bereich (30m) der Rotorblätter auftritt, bevor die Strömung wieder abdreht/ sich anlegt. Dieses Verhalten kann durch die Einführung eines dritten Stegs innerhalb des ersten Drittels des Rotorblattes begründet werden. Dieser verursacht, dass sich der Schubmittelpunkt zur Hinterkante verschiebt und somit zu einer Querschnittsverdrehung "Nase aus dem Wind" verursacht, die zu der beobachteten lokalen Strömungsablösung führt. Ergebnisse der aeroelastischen Analyse der Swept Blades Innerhalb eines Arbeitspakets wurde bei ForWind Hannover das aeroelastische Verhalten des Referenzblattes sowie des geometrischgekoppelten Rotorblattes (Swept Blade) an der Referenzanlage IWT-7.5-164 mit der Software HAWCStab2, die an der DTU entwickelt wurde, analysiert. Dabei wurden beide Blattkonfigurationen sowohl im Normalbetrieb bei Anströmgeschwindigkeiten von u∞ = 3…25 m/s als auch in einem RunAway-Szenario unter Netz- und Pitchausfall für u∞ = 8…12 m/s untersucht. Die Untersuchungen ergaben, dass beide Blätter im Normalbetrieb sowohl für sich isoliert betrachtet als auch im Zusammenwirken mit der restlichen Windenergieanlage (WEA) kein PROJEKT SMART BLADES NEWS instabiles Verhalten zeigen. Isoliert betrachtet treten im RunAway-Szenario am Referenzblatt und am gekrümmten Blatt bei Umdrehungen von 14,1...15,71 rpm bzw. 16,84...25,28 rpm negative Dämpfungsgrade und damit Instabilitäten auf, die allerdings an einer reale WEA durch deren Anlagensteuerung ausgeschlossen werden können. stellt, der sich auf ein 80m Rotorblatt im Originalmaßstab mit abgeschätzten Lasten bei einer Anströmgeschwindigkeit im Auslegungspunkt bezieht. Das Ziel des Konzeptdemonstrators besteht darin, praktische Erfahrungen mit dem gewählten Konzept zu sammeln und daraus Schlüsse für den weiteren Fortgang, insbesondere für die Auslegung eines Segmentdemonstrators (Spannweite 2m, Profiltiefe 1m), ziehen zu können. Aus Gründen der einfacheren Herstellbarkeit ist die Spannweite auf lediglich 20cm bei konstantem Profilquerschnitt reduziert. Abbildung 6: Konzeptdemonstrator Abbildung 5: Aeroelastische Frequenz (o.) und Dämpfungsgrad (u.) der WEA mit Swept Blade im RunAway – Szenario, berechnet mit HAWCStab2 Aktive Smart Blades Detailliertes Konzept für Moveables Am DLR Institut für Faserverbundleichtbau und Adaptronik wurde in den vergangenen Monaten die Eignung einer flexiblen, verformbaren Profilhinterkante im Außenbereich eines Windenergierotorblattes für die aktive Strömungsbeeinflussung untersucht. Ein Teilaspekt ist dabei die strukturelle Auslegung einer solchen Hinterkante. Dazu wurden verschiedene Konzepte eruiert, nach denen ein derartiges System aufgebaut werden kann. Das grundlegende Konzept der aktiven Hinterkante basiert auf einer flexiblen Glasfaserverbundstruktur. Zur Validierung dieses Konzeptes wurde ein Demonstrator–„Streifen“ er4 Aufgrund der Größe und der vereinfachten Ausführung ist eine experimentelle Untersuchung dieses Systems (Abbildung 6) in relevanter Umgebung, d.h. in Rotation nicht möglich. Für einen Test unter realistischen Bedingungen wird aber an einem Demonstrator gearbeitet, der sowohl im Labor, als auch an einem geeigneten Rotationsprüfstand getestet werden soll (Abbildung 7). Abbildung 7: CAD - Model des Blattsegmentdemonstrators Für diesen sog. Blattsegmentdemonstrator wurden bereits eine Reihe von Untersuchungen durchgeführt, die u.a. ergaben, dass mit PROJEKT SMART BLADES NEWS den gewählten Dimensionen der Kinematik, eine Verschiebung des Aktors um 11mm einen Ausschlagwinkel der Hinterkante von 10° in beide Richtungen erlaubt. Durch Messung der statischen Verformungskennlinie und der Bestimmung der dynamischen Verfahrenskennlinie im Labor sollen diese Simulationsergebnisse demnächst validiert werden. durch den blauen Bereich. Durch den Vorflügel verzögert sich die Ablösung und der Auftriebsbeiwert erhöht sich. Die PIV Messungen erlauben zusätzlich die Umströmung und die Ablösung der Strömung an den Profilen zeitaufgelöst zu verfolgen und deren Dynamiken aufzulösen. Blau unverformt, grün aktuiert, rot Aerolasten Profilhöhe [m] 0.1 0.05 0 -0.05 -0.1 0.7 0.75 0.8 0.85 0.9 Profiltiefe [m] 0.95 1 Abbildung 8: Verschiebung der Hinterkante Windkanalversuche mit Vorflügel Als Zwischenschritt zum aktiven integrierten Vorflügelmodell wurde das Modell mit aufgesetztem starren Vorflügel bei ForWind Oldenburg im Windkanal untersucht. Die aerodynamisch wirkenden Kräfte wurden mit Kraftund Drehmomentsensoren sowie Druckmessungen in definierten turbulenten Strömungen erfasst. Diese entsprechen realitätsnahen Geschwindigkeits- und Anstellwinkelfluktuationen, welche mit einem Aktiven Gitter erzeugt wurden. Im Vergleich zum Grundprofil ohne Vorflügel (Clean-Profil) zeigen die Polaren ein verzögertes Eintreten des Stalls bei hohen Anstellwinkeln. Dies wurde durch optische High-Speed-Stereo-PIV Messungen der Umströmung bestätigt. Abbildung 9 zeigt Snapshots der Geschwindigkeiten am Clean-Profil und am Vorflügelmodell bei turbulenter Anströmung und identischem mittleren Einströmwinkel. Es ist deutlich sichtbar, dass sich die Strömung am Clean-Profil bereits auf der Hälfte des Profils ablöst; hier zu erkennen 5 Abbildung 9: PIV Messungen am Clean-Profil und am Vorflügelmodell Querschnittsthemen Zuverlässigkeitsanalyse von SmartBlades Für das vorliegende Design eines Smart Blades mit geometrischer Biege-Torsions-Kopplung wurden bei ForWind Oldenburg mittels Verfahren des Systems Engineering relevante Fehler ermittelt. Die Systembelastung wurde mit der Referenzanlage verglichen. Die Sensitivität der Zuverlässigkeit des Smart Blade auf spezifische Fehler wie z.B. Bau- und Materialabweichungen wurden mittels Fehlermodellen und aeroelastischen Simulationen näher betrachtet. Auf Basis dieser Ergebnisse und der Kennzahlen der Referenzanlage wurde ein Zuverlässigkeitsmodell für die Anlage mit passiven Smart Blade erstellt. Der Vergleich mit der Referenzanlage zeigt, dass das Pitchsystem bei der geometrischen BTK höhere Torsionsmomente aufbringen muss, jedoch ein kleinerer Gesamtstellweg bei gleichzeitig besserer Ausnutzung der Lauffläche des Dreh- PROJEKT SMART BLADES NEWS kranzes möglich ist. Die Zuverlässigkeit des Systems mit passiven Smart Blades ist sowohl bei kollektiver Pitch Regelung als auch bei der Kombination mit individueller Pitchregelung höher als bei der Referenzanlage. Die Zunahme der Fehlerhäufigkeit durch die komplexere Struktur des passiven Blattes sind im Vergleich zu den Fehlern im Pitchsystem sehr gering. Analog zur durchgeführten Zuverlässigkeitsanalyse der passiven SmartBlades, wurden bei ForWind Oldenburg aktive SmartBlades untersucht. Grundsätzlich kann die Aussage getroffen werden, dass mit aktiven Hinterkantenklappen die mechanische Belastung auf das System Windenergieanlage reduziert werden kann. Mit dem Einsatz der hierfür erforderlichen Systeme ist gleichzeitig eine Zunahme möglicher Fehlerquellen verbunden. Mit der Verwendung von Klappensystemen welche die rauen Bedingungen im äußeren Rotorblattbereich berücksichtigen, können die Risiken allerdings minimiert werden. Die Untersuchungen zeigen weiterhin, dass der Ersatz der IPCRegelung durch eine Klappenregelung eine Reduzierung der Blattwurzel Biegebelastung mit entsprechenden Vorteilen für die Zuverlässigkeit von Blattlager und Pitchsystem zeigt. Ein vollständiger Ersatz der IPC-Regelung ist hiermit allerdings nicht möglich. Publikationen Manso Jaume, J. Wild, T. Homeyer, M. Hölling, J. Peinke: „DESIGN AND WIND TUNNEL TESTING OF A LEADING EDGE SLAT FOR A WIND TURBINE AIRFOIL“, DEWEK 2015 Alper Sevinc, Oliver Bleich, Claudio Balzani, Andreas Reuter: “Parameterized analysis of swept blades regarding bend-twist coupling”; DEWEK 2015 B. Dose, B. Stoevesandt, J. Peinke: „Studying the effect of blade deflections on the aerodynamic performance of wind turbine blades using OpenFOAM“; DEWEK 2015 B.Sc. Lucas Kirsch, Dipl.Ing.(FH) J. Mosch, Dipl.Ing. Alexandra Kühn, Dipl.Ing. Birgit Wieland: “Optimised Materials for Wind Turbines”; DEWEK 2015 Weiterführende Links Für weitere Informationen besuchen Sie uns auf folgenden Seiten. www.smartblades.info www.DLR.de www.ForWind.de www.iwes.fraunhofer.de Kontakt Dr.- Ing. Jan Teßmer Koordinator Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt Lilienthalplatz 7 | 38108 Braunschweig Tel.: +49 531 295 3217 E-Mail: [email protected] Abbildung 9: Untersuchte Baugruppen der Anlage mit geom. BTK 6 Dipl. - Ing. Ceyda Icpinar Projektmanager Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt Lilienthalplatz 7 | 38108 Braunschweig Tel.: +49 531 295 3242 E-Mail: [email protected] PROJEKT SMART BLADES NEWS SB Projektsteckbrief Projekteckdaten Projektzeitraum: 01.12.2012 - 29.02.2016 Dauer: 39 Monate Trend geht sowohl für Offshore- als auch für OnshoreSchwachwindbereiche zu größeren und damit trägeren Blättern; daher wird eine über den Pitch-Antrieb hinausgehende Aktorik sinnvoll. Inhomogenes Windfeld aerodynamische Schwingungslasten Lasten durch Eigengewicht Minderung „ausgewählter" Smart Blades Knowhow & Anlagendesign Motivation Problematik Lösungsansatz 7 Methoden aerodynamischer für effizientes Lasten und durch zuverlässiges
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