Pressinformation zum

Presseinformation | Stand: 3.3.2016 | acr
Neue Kabarett-Revue mit den Geschwistern Pfister und Stefan Kurt
Heute Nacht oder nie – Die Spoliansky-Revue
Premiere: Freitag, 1. April 2016 | 19:30 Uhr
Die Geschwister Pfister kehren mit der Vorbühnenshow Heute Nacht oder nie, einer
Hommage an den jüdisch-russischen Komponisten Mischa Spoliansky, an die
Komische Oper Berlin zurück. Gemeinsam mit Regisseur Stefan Huber, der auch für
die Textfassung verantwortlich zeichnet, und Arrangeur und Dirigent Kai Tietje
lassen sie die Berliner Kabarett-Revue der Weimarer Republik wieder lebendig
werden. Heute Nacht oder nie setzt bekannte Schlager und unentdeckte Perlen aus
Spolianskys gesamter Schaffensperiode zu einer turbulenten Nummern-Show ganz im
Stil der »Roaring Twenties« zusammen, opulent für großes Orchester arrangiert. Die
nicht erst seit ihrem großen Erfolg in Clivia Operetten- und Komische Opererprobten Geschwister Pfister erwecken gemeinsam mit Schauspieler Stefan Kurt
und Mitgliedern des Ensembles in Episoden typische Berliner Charaktere zu neuem
Leben, die glatt einer satirischen Kabarett-Revue der 20er entsprungen sein könnten:
Da verzehrt sich die Hure vergebens nach dem steinreichen Verflossenen und tröstet
sich flugs mit der besten Freundin, hier findet der adrette Brünette ganz modern per
Annonce seine vielleicht nicht ganz so konstante Constanze aus Spandau. Nie um ’nen
Spruch verlegen ist und bleibt der typisch kodderschnauzige Berliner Taxifahrer.
Die Erfolgsproduktion Clivia wird am 22. April wiederaufgenommen.
Informationen zu Stab, Besetzung und Terminen sowie Hintergrundinformationen und finden sich
auf den folgenden Seiten.
Stiftung Oper in Berlin/Komische Oper Berlin
Behrenstraße 55–57, 10117 Berlin
Telefon +49 (0)30 202 60 370
Fax +49 (0)30 20260 366
Dr. Andrea C. Röber
Pressesprecherin
[email protected]
www.komische-oper-berlin.de
Die Geschwister Pfister in
Heute Nacht oder nie
Die Spoliansky-Revue [2015]
Textfassung von Stefan Huber
Musikalisches Arrangement von Kai Tietje
Musikalische Leitung: Kai Tietje
Inszenierung: Stefan Huber
Choreographie: Danny Costello
Kostüme: Heike Seidler
Dramaturgie: Johanna Wall
Licht: Diego Leetz
Mit
Christoph Marti, Tobias Bonn, Andreja Schneider, Stefan Kurt,
Mirka Wagner, Christoph Späth, Johannes Dunz
Termine
Premiere: Freitag, 1. April 2016, 19:30 Uhr
Weitere Vorstellungen: 9. April, 23. Juni und 4. Juli 2016
Karten
Preise: 12 - 92 €
Kartentelefon (030) 47 99 74 00 | Mo bis Sa: 9 bis 20 Uhr, So- und Feiertage: 14 bis 20 Uhr
[email protected]
www.komische-oper-berlin.de
2
Hintergrund
Mischa Spoliansky ist heute etwas in Vergessenheit geraten neben seinen berühmten
Weggenossen Friedrich Hollaender, an dessen Seite er allabendlich in Max Reinhardts
berühmtem Kabarett »Schall und Rauch« im Keller des Großen Schauspielhauses
musizierte und komponierte, oder Werner Richard Heymann. Songs wie
»Morphium«, geschrieben für die bisexuelle Erotik-Tänzerin Anita Berber, oder »Das
lila Lied«, das zur Hymne sexueller Minderheiten avancierte, waren die Hits jener
Jahre zwischen den beiden Weltkriegen. Mit Revuen und Revue-Operetten wie Es liegt
in der Luft (mit Marlene Dietrich, die in einer Nebenrolle das anzügliche »Wenn die
beste Freundin« sang), Zwei Krawatten (erneut mit Marlene Dietrich, dieses Mal in der
Hauptrolle), Alles Schwindel, Rufen Sie Herrn Plim! oder 100 Meter Glück gehörte der stets
zurückhaltend bescheidene Spoliansky zu den Stars der Unterhaltungsbranche. Mit
seinem Gespür für die Moden der Zeit und seinem Talent, den Geist der Großstadt zu
vertonen, gehörte er zu den prägenden Künstlerpersönlichkeiten der Weimarer
Republik.
Das Leben Mischa Spoliansky kann ohne Übertreibung von Anfang an als ein
bewegtes bezeichnet werden – wenn auch keineswegs immer aus freien Stücken: Die
jüdisch-russische Familie ist praktisch ständig auf der Flucht, Mischa verliert früh
beide Eltern, wächst völlig entwurzelt auf. Mit 14 tingelt er als Barpianist durch die
Berliner Cafés, eine wichtige Schule für ihn, denn hier kann er üben, aufs Publikum zu
reagieren und lernt autodidaktisch neue Strömungen kennen, wie beispielsweise den
Jazz. Im »Café Schön« Unter den Linden hört ihn eines Abends Victor Hollaender
und stellt ihn seinem Sohn Friedrich vor: Mischas Eintrittskarte in das berüchtigte
Ensemble des »Schall und Rauch«. Laster sind chic und werden stolz zur Schau
getragen. Eine besondere Freundschaft und produktive Zusammenarbeit verbindet
Spoliansky mit Marcellus Schiffer, dem Herrn mit dem Monokel. Schiffers
feingeistiger Wortwitz passt zu Spolianskys bittersüßen Walzern und Tangos, die
»elegisch und ironisch, zynisch bitter und schmeichelnd kapriziös« sind, wie die
Zeitung Weltbühne 1928 schreibt. Das Duo erlebt große Erfolge mit ihren Revuen,
darunter Es liegt in der Luft und Wie werde ich reich und glücklich. Spolianskys
kompositorische Illustrier-Kunst, seine nonchalante Tonmalerei ist wie das Parfüm
der Ära: mondän, dekadent, sie klingt nach hochgezogener Augenbraue und weißen
Handschuhen. »Beste Unterhaltung für gutangezogene Menschen«, schreibt Kritiker
Erich Urban, der Spoliansky für seine lässige Melancholie den »Komponisten des
3
Kurfürstendamms« tauft. Eine junge, bis dahin eher erfolglose Marlene Dietrich
verdankt Spoliansky ihren ersten Durchbruch: Obwohl sie ihr Vorsingen ordentlich
verpatzt, übt Mischa mit ihr so lange, bis die richtige Tonlage gefunden ist. Marlene
darf zusammen mit Margo Lion den Schlager der Saison singen: »Wenn die beste
Freundin«. Bald darauf beginnt ihre Weltkarriere. Der Spaß findet ein jähes Ende als
Spoliansky mit der Machtergreifung der Nazis, die er in so manchem Lied verspottet
hatte, auch seine Wahlheimat Berlin verlassen muss.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland konnte Mischa
Spoliansky aufgrund seines internationalen Ruhms seine Karriere im englischen Exil
fortsetzen. Er bleibt weiterhin als Tonfilmkomponist international erfolgreich, seine
frechen, witzsprühenden Melodien fügen sich nahtlos zu Cole Porter oder Noël
Coward. Er starb 1985 im Alter von 86 Jahren in London. Seine Melodien aber sind
längst unsterblich geworden.
4