Weidemanagement für Pferdehalter – zwischen Kreuzkräutern und Paddock Trail von Sebastian Fricker und Mirjam Albrecht Die Ausbreitung von Kreuzkräutern auf Pferdeweiden, die Problematik der Weideparasiten sowie richtiges Weidemanagement wurden am 22. Juli 2015 auf einer Informationsveranstaltung des Landwirtschaftsamtes Ravensburg in Wolfegg thematisiert. Auch was es mit dem Paddock Trail auf sich hat, konnten die Teilnehmer auf dem Betrieb Tanja und Stefan Weber in Oppenreute begutachten. Wegen der hohen Nachfrage und begrenzter Teilnehmerzahl, wurde die Veranstaltung am 16. September wiederholt. Insgesamt konnten sich so etwa 120 interessierte Pferdehalter informieren. Die größte Beunruhigung bei Pferdehaltern tritt zurzeit wohl bei der Thematisierung des Jakobskreuzkrauts auf, denn es ist sowohl im frischen als auch trockenen Zustand giftig für die Pferde. Was die Sache so brisant macht, erläuterte Nicola Eisele vom Landwirtschaftsamt: Das Gift reichert sich in der Leber an, so dass sich die Tiere schleichend vergiften können. Im schlimmsten Fall führt das zum Versagen der Leber und somit zum Tod. Beim Auftreten von Jakobs- oder Wasserkreuzkraut hilft nur die manuelle Beseitigung mittels „ziehen“ oder „stechen“ – eine mühselige Arbeit. Aber Vorsicht! Die Kreuzkräuter werden nicht selten mit dem absolut harmlosen und ebenso gelben Wiesenpippau verwechselt. Bestimmen lässt sich der Unterschied bei genauer Betrachtung der Blüten: Während der Wiesenpippau nur Strahlenblüten besitzt, haben die Blüten der Kreuzkräuter Strahlen- und Röhrenblüten. Also wie bei einem Gänseblümchen. Zudem blüht der Wiesenpippau deutlich früher. Die Beseitigung stellt derzeit noch einige offene Fragen. Herausgerissene Pflanzen sollten verbrannt oder mit dem Restmüll entsorgt werden. Einige Gemeinden bieten mittlerweile Sammelcontainer oder andere Entsorgungsmöglichkeiten an. Die Beseitigung in Biogasanlagen ist ebenso möglich, die Samen verlieren beim Gärprozess ihre Keimfähigkeit. Ebenso gilt die Empfehlung, immer wasserfeste Handschuhe zu tragen, um unangenehme Hautreizungen zu vermeiden. Um die Etablierung von Kreuzkräutern zu verhindern, ist ein optimales Weidemanagement unerlässlich. Bei der Förderung dichter Bestände (Lücken nachsäen), angepasstem Tierbesatz, Nachmahd und regelmäßiger Kontrolle der Flächen lassen sich die Kreuzkräuter in Schach halten. Problematisch wird auch die Verbreitung von Jakobskreuzkraut mit Mähgeräten der kommunalen Straßenunterhaltungsdienste beim Mulchen der Straßenränder gesehen, wobei unsaubere Geräte Pflanzen- und Samenreste auf andere Flächen verschleppen. In der anschließenden Diskussion beantworteten auch Werner Sommerer und Dr. Enno Matthes-Pahmeyer vom Sachgebiet „Tierische und pflanzliche Produktion“ des Landwirtschaftsamtes aufkommende Fragen der Pferdehalter. Weiter informierte Dr. Klaus Banzhaf vom Pferdegesundheitsdienst über den aktuellen Stand bei der Entwurmung. Wieder einmal wurde die Wichtigkeit eines guten Weidemanagements betont, um den Infektionsdruck von Weideparasiten wie Palisaden- und Spulwürmern oder Magendasseln zu senken. Dazu gehören unter anderem das regelmäßige Absammeln von Pferdeäpfeln, der Koppelwechsel, die abwechselnde Beweidung mit Rindern und Schafen sowie ein Reinigungsschnitt mit der Abfuhr des Aufwuchses. Bei der Bekämpfung der Endoparasiten selbst unterscheidet man zwischen strategischer und selektiver Bekämpfung. Eine gänzliche Wurmfreiheit sei nicht immer angestrebt oder sinnvoll, da sich im Laufe der Zeit auch Resistenzen bilden. Zudem ist der Nachweis eines Parasitenbefalls nicht immer eindeutig, da die Pferde nicht dauerhaft Larven ausscheiden. Nach wie vor sinnvoll erscheint aber die Behandlung gegen Endoparasiten nach der Weidesaison. Beim ersten Termin im Juli musste die Begehung der Weiden und des Paddock Trails der Familie Weber wegen eines aufziehenden Gewitters mit starkem Hagelschlag entfallen. Beim zweiten Termin im September konnte dies bei Sonnenschein und wunderschöner Sicht auf das Alpenpanorama dann durchgeführt werden. Auf dem Biolandbetrieb Weber werden momentan 20 Pensionspferde und im Sommer auch Pensionsrinder gehalten. Dies ermöglicht es, die Pferdeweiden ausschließlich mit Rindergülle zu düngen und die Rinderweiden im Winter für die Pferde zu nutzen, was sich günstig auf Parasitendruck auswirkt. Auf den eigenen Ackerflächen wird auch Hafer angebaut, der zu pelletiertem Grünhafer verarbeitet und von den Webers als Pferdefutter verkauft wird. Herr Weber erläuterte außerdem die wichtigsten Eckpunkte des Paddock Trails. Auf über einem Kilometer abgezäuntem Weg finden die Pferde an verschiedenen Stellen Futter, Wasser und einen Unterstand. So werden sie permanent zur Bewegung animiert, was sich positiv auf den Gesundheitszustand und das Wohlbefinden auswirkt. Zudem besteht der Trail selbst aus wechselnden Untergründen, was den Hufabrieb optimiert. Werner Sommerer, Leiter des Grünland Versuchsfelds in Kißlegg, erklärte die Bedeutung der richtigen Zusammensetzung einer Pferdeweide aus Gräsern, Kräutern und Leguminosen. Den Hauptbestand sollten Gräser mit etwa 65% Anteil bilden, wobei für Pferdeweiden auch besonders fructanarme Gräserarten wie Wiesenlieschgras und Rohrschwingel geeignet sind. Das Deutsche Weidelgras kann Lücken in der Grasnarbe schnell schließen und verhindert die Ausbreitung des Weißklees, der im Übermaß Koliken verursachen kann. Als die Teilnehmer aufgefordert wurden, den Ertragsanteil der Gräser selber zu schätzen, wurde deutlich dass dies ohne Übung nicht immer ganz einfach ist. Bei der Nachsaat ist, egal ob sie von Hand oder maschinell ausgeführt wird, auf geeignete Sorten und den richtigen Zeitpunkt – von Mitte Juni bis Ende August – zu achten. Weitere aktuelle Informationen zum Thema Kreuzkräuter sind auch auf der Website des Landratsamtes unter www.landkreis-ravensburg.de in der Rubrik „Landwirtschaftsamt – Aktuelles“, abrufbar. 1 Dr. Banzhaf vom Pferdegesundheitsdienst Aulendorf 2 Werner Sommerer, Leiter Grünland Versuchsfeld Kißlegg 3 Nicola Eisele, Landwirtschaftsamt Ravensburg
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