GOLD: SO GüNSTIG WIE LANGE NICHT MEHR

Ausgabe 11 / 2015
Gold: So günstig wie lange nicht mehr
Goldfans haben derzeit wenig Grund zur Freude – es sei denn, sie möchten ihre Goldbestände weiter aufstocken. Von der London
Bullion Market Association wurde am 18. November mit 1.067,75 Dollar das niedrigste Niveau seit dem 8. Februar 2010 festgestellt.
Seit Monaten drücken vor allem drei Faktoren auf die Stimmung: die US-Zinssorgen, der damit verbundene Anstieg des US-Dollars
und die Aufwärtstendenz an den Aktienmärkten.
Inder verzichten auf Zinsen der Regierung
Dass echtes Gold in Form von Barren und Münzen – allen Unkenrufen zum Trotz – unter ganz normalen Anlegern kaum an Glanz
verloren hat, zeigen gleich mehrere im November veröffentlichte
Meldungen eindrucksvoll auf. So war zum Beispiel im „Wall Street
Journal“ zu lesen, dass die von der indischen Regierung geplante
Monetarisierung von Gold bislang ein voller Misserfolg war. Zwei
Wochen nach dem Lancieren der Anleihe wurden gerade einmal
400 Gramm Gold in Anleihen getauscht. Offensichtlich halten Inder,
deren Goldvermögen sich auf geschätzte 20.000 Tonnen belaufen
soll, das gelbe Edelmetall für erheblich attraktiver als eine vom
Staat garantierte Anleihe mit einem Kupon von 2,75 Prozent. Viel
vernichtender hätte ihr Urteil wahrlich nicht ausfallen können.
Leichtgewichtige American Eagles ausverkauft
Gold ist aber nicht nur im Schwellenland Indien nach wie vor sehr beliebt, auch die Supermacht USA verzeichnet bei Goldmünzen in diesem
Jahr eine rege Nachfrage. Die US Mint verkauft an den Großhandel
American Eagles- Goldmünzen in vier verschiedenen Gewichtsklassen –
von einer 1/10-Feinunze bis zu einer Feinunze. Mitte des Monats meldete
die nationale Münzprägeanstalt, dass man sämtliche Bestände der
Zehntel-Version verkauft habe und keine zusätzliche Produktion plane.
Im Jahr 2015 verkaufte die US Mint von den Leichtgewichten insgesamt 980.000 Stück. Insgesamt belief sich die Absatzmenge sämtlicher
American Eagles bis dato auf 1,8385 Millionen mit einem Gesamtgewicht von 801.000 Feinunzen. Damit wurde der Wert für das Gesamtjahr 2014 bislang um fast 53 Prozent übertroffen.
Consorsbank-Kunden dürfen sich freuen
Voraussichtlich ab dem 14. Dezember können Consorsbank-Kunden physisches Gold genauso bequem online handeln wie andere Wertpapiere.
Zum Handelsstart werden ungefähr 20 verschiedene Goldbarren
bzw. -münzen handelbar sein. Jedes einzelne Produkt erhält hierbei
eine eigene Wertpapierkennnummer mit identifizierendem Charakter.
Goldinteressenten können dann bequem von zu Hause aus ein konkretes Goldprodukt auswählen, sich über den neuen Börsenplatz „pro
aurum“ handelbare Kurse anzeigen lassen und Käufe bzw. Verkäufe
per Mausklick abschließen. Innerhalb kürzester Zeit erhält der Anleger
nachfolgend eine Bestätigung seiner Transaktion mit anschließender
Einbuchung ins Depot. Dabei fallen keine Ordergebühren, sondern
lediglich Verwahrgebühren für die Lagerung im Hochsicherheitstresor
von pro aurum an.
Für die Anleger liegen die Vorteile auf der Hand. Zum einen werden
Consorsbank-Kunden unmittelbar nach dem Kauf rechtlicher Eigentümer einer Münze oder eines Barrens mit einem vordefinierten Gewicht und vermeiden dadurch das bei Papiergold generell existierende
Kontrahentenrisiko. Zum anderen erfolgt eine sichere Verwahrung bei
pro aurum und die direkte Einbindung in das persönliche Vermögensportfolio des Kunden. Selbstverständlich ist auch eine Auslieferung der
Goldbestände jederzeit möglich – was will man mehr?
Goldpreis versucht sich erneut an Bodenbildung
Als Krisenschutz scheint das gelbe Edelmetall an Bedeutung eingebüßt
zu haben. Trotz der Häufung geopolitischer Krisen herrscht an den
Goldmärkten vor allem eines: Lethargie. Robert Hartmann, Gründer
und Geschäftsführer von pro aurum, hat angesichts der seit über vier
Jahre andauernden Korrektur des Goldpreises (auf Dollarbasis) hierfür
vollstes Verständnis. Für ihn gibt es aber nach wie vor genügend Gründe, bis zu 25 Prozent des liquiden Anlagevermögens in Edelmetalle
umzuschichten. Er erklärt: „Ganz oben auf dieser Liste steht bei mir die
aktuell vorherrschende negative Realverzinsung, also der Zins für eine
Anleihe abzüglich der Inflationsrate. Sparer verlieren derzeit Geld – und
dennoch liegen mehr als 80 Prozent der Kundengelder bei Banken auf
Tagesgeld- oder Termingeldkonten.“
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Den Grund hierfür sieht er in dem anhaltenden Anlagenotstand. Die
Anleihen befinden sich auf einem 30-Jahreshoch, die Aktienindizes
zeigen im historischen Vergleich – bedingt durch die Orgien des billigen
Geldes – recht sportliche Bewertungsniveaus und die Immobilienmärkte
sind in den meisten Ballungszentren Deutschlands überhitzt. Was bleibt,
sind die Rohstoffmärkte im Allgemeinen und die Edelmetalle im Speziellen. Hartmann weist darauf hin, dass sich deren Kurse seit geraumer
Zeit im „freien Fall“ befinden und die meisten Analysten raten, nicht in
das fallende Messer zu greifen. Er teilt diese Ansicht nicht und sagt: „In
drei bis fünf Jahren wird sich meines Erachtens herausstellen, dass wir
aktuell in einer Zeit des übertriebenen Pessimismus leben, was Gold
und Silber angeht. Haben die meisten Anleger erst einmal kapituliert,
dann beginnt in der Regel die nächste Haussephase.“
Drei Fragen an die Privatkunden von pro aurum
An der jüngsten Sentiment-Umfrage von pro aurum beteiligten sich
im November insgesamt 454 Personen.
Die Kauflaune der Befragten hat sich gegenüber dem Vormonat erneut
verbessert – und zwar von 34,5 auf 38,0 Prozent. Dies führte bei Anlegern mit abwartender Haltung im Gegenzug zu einem Rückgang von
65,0 auf 62,0 Prozent.
Edelmetallmesse: Warenbeschaffung hoch im Kurs
Angesichts des Kursverlaufes von Gold und Silber war auf der diesjährigen Edelmetallmesse (5. und 6. November) die Stimmung unter den
Branchenvertretern natürlich keineswegs euphorisch. Dennoch bereitet
man sich offenbar auf die nächsten Wellen der Kundennachfrage vor.
Die Mitarbeiter von pro aurum konnten im Rahmen der diesjährigen
Edelmetallmesse in München gute Gespräche mit Kunden, Händlerkollegen sowie Münz- und Barrenproduzenten führen. Als einem der
größten Edelmetallhändler im deutschsprachigen Raum steht für pro
aurum das Thema Warenbeschaffung hoch im Kurs. Sobald die Nachfrage wieder deutlich anzieht, möchten wir unseren Kunden natürlich
jeglichen Wunsch auch erfüllen können. In den Jahren 2010 bis 2013
kam es in Deutschland des Öfteren zu der Situation, dass einige Produkte aufgrund der phänomenalen Nachfrage für Wochen nicht mehr
lieferbar waren. Dem möchten wir vorbeugen und haben daher intensive Gespräche mit Produzenten von Münzen und Barren aus der ganzen
Welt geführt.
Im Zuge der im November markierten Mehrjahrestiefs bei Gold und
Silber hat sich unter den Befragten die Ansicht verstärkt, dass Edelmetalle derzeit unterbewertet sind. Deren Anteil kletterte von 69,3
Prozent (Oktober) auf 76,5 Prozent, während eine Überbewertung
derzeit lediglich 7,9 Prozent sehen (Vormonat: 9,9 Prozent). Als fair
bewertet stufen 15,6 Prozent (Oktober: 20,8 Prozent) der Anleger
Edelmetalle ein.
Hochspannung zum Jahreswechsel
An den Goldmärkten dürfte der diesjährige Jahreswechsel alles andere
als langweilig werden, da am 15. und 16. Dezember die mit Spannung
erwartete letzte Fed-Sitzung des Jahres stattfindet. Dann wird sich
zeigen, ob uns Yellen & Co. die erste Zinserhöhung seit fast zehn Jahren
bescheren werden. Die gesamte Finanzwelt hängt an ihren Lippen und
das fundamentale Umfeld tritt immer mehr in den Hintergrund. Für Robert Hartmann ist die Sache einigermaßen klar. Er gibt Folgendes zu
bedenken und sagt: „Seit dem Jahr 2009 gab es weltweit mehr als 600
Zinssenkungen. Das führte in einigen Ländern in bestimmten Laufzeiten
zu negativen Zinsen. Mein Fazit: Die Sparer werden zugunsten der
Schuldner geopfert.“
Die Staaten haben sich in dieser Zeit massiv verschuldet und jeder
Prozentpunkt weniger an Zinslast sorgt dafür, dass die Defizite
leichter finanziert werden können. Und das wird sich auch so
schnell nicht ändern – solange das Vertrauen in die Handlungs- und
Zahlungsfähigkeit aufrecht erhalten bleibt, ist sich Hartmann sicher.
Er kritisiert dabei, dass die Notenbanken Gehilfen für die Staaten
geworden sind, was eindeutig über ihr eigentliches Mandat hinausgeht. Er mahnt dennoch zur Vorsicht und erinnert daran, dass
die Verantwortlichen der größten Zentralbanken der Welt weder
die Dot-Com-Krise im Jahr 2000 noch die US-Immobilienkrise 2008
vorhergesehen, geschweige denn verhindert haben. Trotz aller Unsicherheit ist sich Hartmann in einem Punkt völlig sicher und meint:
„Wir erleben gegenwärtig das größte Geldexperiment der Finanzgeschichte – mit völlig offenem Ausgang.“
Gefragt nach den Preisperspektiven der Edelmetalle für das kommende Quartal war die Mehrheit der Umfrageteilnehmer von einem Seitwärtstrend überzeugt. Hier war gegenüber dem Vormonat
ein Anstieg von 44,3 auf 48,2 Prozent registriert worden. Fallende
Edelmetallpreise prognostizierten hingegen 32,3 Prozent der Befragten (Oktober: 39,2 Prozent), während eine Minderheit von 19,5
Prozent steigende Edelmetallpreise erwartet. Im Oktober war hier
eine Quote von lediglich 16,5 Prozent ermittelt worden.
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Chartanalyse: Goldpreis unter Druck
1. Gold in US-Dollar
Kurzfristig positiv, und damit als Argument gegen einen direkten
Durchmarsch der Bären in Richtung 1.000 US-Dollar, präsentieren
sich die konstruktiven Zahlen vom Terminmarkt – das extrem pessimistische Sentiment als auch die jetzt wieder günstige Saisonalität.
Unterhalb von 1.105 US-Dollar muss aber jede Erholung lediglich
als Marktrauschen klassifiziert werden.
Zusammengefasst ist das noch verbleibende Abwärtsrisiko minimal,
dem gegenüber steht mittel- und langfristig ein enormes Anstiegspotenzial.
2. Gold in Euro
Erwartungsgemäß kam der Goldpreis in den letzten vier Wochen
deutlich unter Druck. Die im Sommer begründete kurzfristige Aufwärtstrendlinie wurde dabei ohne Gegenwehr direkt überrannt und
die Bären drückten die Notierungen mit 1.062 US-Dollar auf ein neues
Fünfeinhalbjahrestief. Die weiterhin vorherrschende Schwäche
der Bullen ist eklatant und gnadenlos offensichtlich. Seit nunmehr
drei Wochen konsolidiert der Goldpreis auf tiefem Niveau, ohne
dass bisher zumindest eine kurzfristige Gegenbewegung auf die vorangegangenen Kursverluste gestartet wäre. Vielmehr herrscht wieder einmal die für diesen viereinhalbjährigen Bärenmarkt typische
Lethargie und Langeweile vor, welche sich aber bei einem Tagesschlusskurs unterhalb von 1.065 US-Dollar blitzschnell in einen Abwärtsstrudel wandeln kann.
Insgesamt fehlt dem Goldmarkt bis zur entscheidenden Unterstützungszone zwischen 980 und 1.035 US-Dollar nicht mehr viel. Der
lang erwartete Ausverkauf bis in diese Region könnte nun tatsächlich
innerhalb von wenigen Tagen oder Wochen endlich über die Bühne
gehen und den Markt final bereinigen. Im Anschluss ist in jedem
Fall eine große Erholung zu erwarten. Sehr viel wahrscheinlicher
müsste aber mit dem Erreichen der Zone um 1.000 US-Dollar auch
endlich das Ende des Bärenmarktes gekommen sein.
Auf Eurobasis konsolidiert der Goldpreis seit Ende Januar den vorangegangenen starken Anstieg. Die Serie höherer Tiefs ist dennoch
weiterhin intakt und definiert damit einen Aufwärtstrend seit Dezember 2013.
Aktuell hängen die Notierungen mit 1.008 Euro knapp unterhalb
der 50-Tage-Linie (1.020 Euro). Vermutlich wird die Aufwärtstrendlinie im Bereich um 975 bis 980 Euro in den kommenden Wochen
noch einmal getestet. Hier bietet sich dann noch einmal die Chance
auf günstige Kaufkurse mit einem Nachkauflimit von 985 Euro.
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