Management & Märkte Länger günstig tanken Dieseleinkauf Aufgrund der sehr niedrigen Rohölpreise können Landwirte derzeit Diesel äußerst günstig beziehen. Wir sagen Ihnen, wie Sie jetzt die Top-Preise für das ganze Jahr sichern können, ohne den gesamten Bedarf im Tank zu bunkern. 132 dlz agrarmagazin März 2016 SCHNELLER ÜBERBLICK •• Die Dieselpreise sind so niedrig wie lange nicht mehr. Langfristige Absicherung kann lohnen. •• Da Mineralölhändler längerfrstige Kontrakte kaum anbieten, müssen Landwirte auf ein Wertpapiergeschäft (Option) ausweichen. •• Je nach Absicherungstermin können Kosten von 6 bis 9 Cent/l anfallen. •• Das heißt, Diesel müsste bis Som- mer oder Herbst mindestens um diese Beträge teurer werden, damit sich die Absicherung lohnt. •• Ob die Dieselpreise in der zweiten Jahreshälfte tatsächlich so stark anziehen werden, ist sehr spekulativ. 40 bis 50 Euro pro Hektar gespart Landwirt Schulze kann aber trotzdem über einen kleinen Umweg geholfen werden. Die niedrigen Mineralölpreise lassen ihn und viele Berufskollegen darüber nachdenken, dieses Niveau auch bis 2017 zu fixieren. In Deutschland gelten für den durchschnittlichen Dieselverbrauch pro Hektar Ackerfläche Werte von rund 100 Liter als plausibel. Auf schweren Standorten und intensiver Wirtschaftsweise kann der Treibstoffverbrauch sogar bis 130 Liter/ha steigen (ohne etwaige Beregnung). Im Grünland werden in der Praxis pro Schnitt etwa 15 Liter pro Hektar verbraucht. Aufs Jahr gesehen wären unter Einrechnung des Bedarfes an der Hofstelle etwa 80 Liter pro Hektar Grünland. Während sich die Landwirte und Loh- Fotos: agrarfoto, landpixel L andwirt Schulze hat bei den günstigen Preisen seine Hoftankstelle aufgefüllt. Schulze weiß, dass der für die Ernte und die Herbstbestellung weitere Mengen benötigen wird. „Doch ob dann der Diesel noch so günstig sein wird?“, fragt er sich. Wegen der schlechten Getreidepreise kann er sich aber nicht erlauben, jetzt auch noch diese Mengen einzukaufen und aufs Lager zu legen. „Da müsste ich mein Konto kräftig überziehen“, weißt Schulze. Sein Landhändler sieht aber keine andere Möglichkeit. Schließlich gibt es im Gegensatz zum Sojaschrot keine Angebote über Kontrakte für spätere Liefertermine, damit Ackerbauer Schulze die günstigen Dieselpreise ausnutzen könnte. Überdies deckt seine Betriebshaftpflichtversicherung höhere Diesellagermengen von über 5.000 l nicht. nunternehmer nun darüber freuen, dass der Preis für mineralische Treibstoffe den tiefsten Stand seit 2003 erreicht hat, bot sich bis Mitte 2014 noch ein völlig anderes Bild. Ein Einkaufspreis von 1,20 Euro pro Liter netto war schon eher zur Gewohnheit geworden. Seit dem sind die Dieselpreise in einem atemberaubenden Abwärtstrend bis auf ca. 0,70 Euro pro Liter netto gesunken. Anders gesagt, sanken die Treibstoffkosten im Grünland mit dem unterstellten Verbrauch von 96 Euro pro Hektar auf 56 Euro pro Hektar. Das entspricht einer Ersparnis von 40 Euro pro Hektar. Im Ackerbau sanken die Treibstoffkosten bei durchschnittlich intensiver Bewirtschaftung sogar von 120 Euro pro Hektar auf 70 Euro pro Hektar. Das sind um satte 50 Euro pro Hektar weniger. Bei 200 Hektar Ackerfläche ist das immerhin eine Gesamtersparnis von 10.000 Euro pro Jahr. Die meisten Landwirte haben die günstigen Preise schon genutzt, um hofeigene Dieseltanks aufzufüllen. Doch selten können sie wie unser Landwirte Schulze auf der Hoftankstelle mehr als den Halbjahresbedarf bunkern. Auch bieten leider Mineralölhändler keine Vorkontrakte über längere Zeiträume hinweg an. Terminkontrakt dient nur als Basis Dabei können sich die Händler an der Intercontinental Commodity Exchange (ICE) in London absichern, an der unter anderem auch Diesel (engl. „Gasoil“) gehandelt wird. Die ICE ist eine Terminbörse. Das heißt, es werden auch Preise für Lieferungen in der Zukunft gehandelt. Diese Terminkontrakte können Händler dazu nutzen, um heute schon einen Dieselpreis für die Zukunft festzulegen. Diese Kontrakte beschreiben eine Menge von 100 t (= 118.350 Liter) und beziehen sich auf einen Preis ex Raffinerie im sogenannten ARA-Gebiet (Antwerpen, Rotterdam, Amsterdam). Dieser Kontrakt notiert in US-Dollar pro Tonne. Um die Kalkulation zu vereinfachen, ist diese Notierung unter www.dieselpreis.info in Euro pro Liter umgerechnet. Diese Preise sind rund. 30 Minuten zeitverzögert, geben jedoch ein gutes Bild über die aktuelle Marktlage ab. Auch ist es wichtig zu wissen, dass für verschiedene Liefermonate auch verschiedene Preise gelten, das hat mit Lagerkosten und auch mit der herrschenden Marktmeinung zu tun. Dieser Kontrakt wird aufgrund seines großen Volumens hauptsächlich von Mineralölunternehmen und großen Verbrauchern benutzt. Zusammen mit dem Wechselkursrisiko ist der Zugang für Landwirte daher meist schwierig und zu risikoreich. Auf Sicherheit achten Daher hat zum Beispiel die Saatbau Preisgut GmbH, eine Tochter einer österreichischen Genossenschaft, eine einfachere Dieselpreisabsicherung auch in geringeren Mengen an, die speziell auf Landwirte und Lohnunternehmen zugeschnitten ist. Als Partner fungiert dabei die Wertpapierfirma LL Capital & Partners Ltd (LLCP) auf Malta. Die Saatbau Preisgut GmbH unterliegt als vertraglich gebundener Vermittler vor Ort der Finanzmarktaufsicht Österreich, während die LL Capital & Partners Ltd. von Finanzmarktaufsicht Malta reguliert wird. Beide Unternehmen unterliegen der EU-Finanzdienstleistungsrichtlinie. Die Abrechnung des Wertpapiergeschäftes nimmt die Clearingbank der ICE vor, die die Erfüllung des Börsengeschäftes garantiert. Damit ist gesichert, dass Landwirte auch dann ihr Geld erhalten, falls die genannten Firmen in der Zwischenzeit zum Beispiel insolvent würden. Die Absicherung ist als Versicherungsmodell oder auch als Optionsgeschäft mit limitierten Kosten und einem definierten Ablauf konzipiert. Grundlage der Absicherung ist der erwähnte ICE-Dieselkontrakt in Euro pro Liter, netto. Möchte unser Landwirt Schulze sein Dieselpreis für die Zukunft fixieren, muss er sich Gedanken darüber machen, für welchen Zeitraum er einen Dieseleinkauf plant. Denkt Schulze zum Beispiel über den Bezug von 30.000 Litern für die anstehenden Außenarbeiten im Herbst nach, empfiehlt sich eine Absicherung mit einer Laufzeit bis zum 1. September. Die Laufzeit hat Einfluss auf die zu bezahlende Prämie (siehe Kasten „Was unterschiedliche Laufzeiten kosten“). Die Prämie muss er mit dem Abschluss der Dieselpreis- Die Hoftankstelle reicht oft nicht aus, um große Mengen Diesel fürs ganze Jahr zu lagern. absicherung vorab bezahlen. Sie beträgt für den Septembertermin 6,9 Cent pro Liter oder 690 Euro pro 10.000 Liter. Darin sind sämtliche Spesen und Gebühren für den Börsenmakler enthalten. Dabei hat er sich einen Dieselreferenzpreis von umgerechnet 27 Cent/Liter gesichert. Spätere Termine sind pro Quartal um 1 cent/Liter teurer. Wer zum Beispiel für März 2017 seinen Preis absichern will, muss dafür schon mit 8,9 Cent/Liter oder 890 Euro pro 10.000 Liter kalkulieren. Die Gebühren können sich aber je nach Marktlage ändern. Momentan sind Kontrakte bis März 2017 möglich. Die Mindestmenge beträgt 10.000 Liter pro Quartal. Den Vertrag kann man jederzeit abschließen. Der Landwirt kann also selbst bestimmen, welchen Referenzpreis er absichern möchte. Der Auftrag erfolgt durch eine schriftliche Übermittlung. Der erhält nach Durchführung des Geschäftes innerhalb weniger Stunden eine schriftliche Rückbe- MEIN NUTZWERT So sind die Dieselpreise gefallen 80 € pro 100 Liter 70 60 50 40 30 20 Terminmarktpreis ICE 1) Handelsabgabepreis, netto 2) 2 .12 12 13 13 13 13 .13 .13 14 .14 .14 .14 .14 .14 15 .15 15 .15 .15 15 .15 .12 .12 .12 .12 .1 . . . . . . . . . 5 9 7 1 .01 1.03 1.05 7.06 3.08 3.10 9.12 8.02 7.04 3.06 9.08 7.10 3.12 1.01 1.03 8.0 4.0 9.09 4.1 4.01 3.03 1.05 7.07 2.0 9.10 4.12 3 1 0 1 0 2 2 2 0 1 0 1 0 0 3 3 2 1 0 0 2 2 1 1 2 1 1 1) ex Raffinerie ARA. 2) Basis Östereich , ohne Mehrwertsteuer © dlz agrarmagazin 3/2016 Quelle: www.theice.com, Saatbau Preisgut GmbH März 2016 dlz agrarmagazin 133 Management & Märkte Bei sinkenden Preisen ist Prämie futsch Doch es kann auch anders kommen. Entgegen den Erwartungen vieler Experten könnte die Dieselpreise bis zum Herbst gart noch weiter fallen. Den extremen Preisverfall im vergangenen Jahr hatte ja auch kaum einer vorhergesagt. Liegt die Börsennotierung hingegen zum Laufzeitende unter dem Referenzpreis oder bleibt nur auf demselben Niveau wie im Februar, erfolgt keine Auszahlung aus dem Absicherungsgeschäft. Schulze kann zwar dann den Diesel wie gewohnt zum vorherr- GUT ZU WISSEN Was unterschiedliche Laufzeiten kosten •• Für eine Mindestmenge von 10.000 Liter pro Quartal können Landwirte an der Terminbörse ICE momentan gehandelte Nettopreis ohne Steuern (Referenzpreis) absichern. •• Die Notierungen sind abrufbar auf www.dieselpreis.info •• Dafür ist eine Prämie zu bezahlen, die von der Laufzeit abhängig ist. Für eine Laufzeit bis 1. September 16 liegt diese bei 6,9 Cent pro Liter. Die Gebühr ist nicht umsatzsteuerpflichtig. •• Für eine Laufzeit bis 1. Juni 16 beträgt die Prämie 5,9 cent pro Liter, für eine Laufzeit bis 1. Dezember 16 beträgt die Prämie 7,9 cent pro Liter. •• Je nach Höhe der Preisschwankungen an der Börse, kann die Prämie auch angepasst werden. •• Steigt die Notierung an der Börse ICE, ermittelt sich der Auszahlungsbetrag der Option an den Lohnunternehmer oder Landwirt zum Laufzeitende aus der Differenz des Börsenpreises zum vereinbarten Referenzpreis. Diese soll den höheren Einkaufspreis des Treibstoffes ausgleichen. •• Liegt die Börsennotierung zum Laufzeitende unter dem Referenzpreis, erfolgt keine Auszahlung 134 dlz agrarmagazin März 2016 Wie die Dieselpreisabsicherung funktioniert März Dieselpreisabsicherung 0,75 Kosten Absicherung 0,27 -0,069 September steigende Preise Dieselkauf beim Händler 1,05 0,55 Preiserhöhung 0,30 0,28 - 0,28 0,839 - Auszahlung Absicherung Tatsächlicher Einkaufspreis 1) fallende Preise Dieselkauf beim Händler 0,65 0,19 Preisverfall 0,10 0,08 - 0 0,719 - Auszahlung Absicherung Tatsächlicher Einkaufspreis 1) Händlerpreis -Auszahlung Absicherung+Kosten Absicherung © dlz agrarmagazin 3/2016 Quelle: Saatbau Preisgut schenden niedrigen Preisniveau von beispielsweise 0,65 Cent/l einkaufen. Die Kosten für den Einkauf erhöhen sich aber in jedem Fall um die Prämie in unserem Beispiel um 6,9 cent/Liter. Unterm Stich muss er also in diesem Fall 71,9 Cent/l zahlen statt 65 Cent/l. Im Gegenzug hatte er aber die Sicherheit vor einer eventuellen Preisrally gefeit zu sein. Mengen aufsplitten Im momentanen Umfeld ist es sogar für Energieexperten schwierig, die Entwicklung der Treibstoffpreise vorherzusagen. Die Entscheidung liegt hier natürlich ganz alleine beim Unternehmensleiter. Zu beachten ist auch, dass ein Ausstieg aus der Dieselpreisabsicherung vorzeitig nicht möglich ist, falls die Preise nicht steigen sollten. Schließlich ist eine Verbindlichkeit von allen Vertragspartnern zur korrekten Abrechnung notwendig. Prinzipiell ist es ratsam, niemals alles auf eine Karte zu setzen und immer nur Teilmengen abzusichern. Gerade L ohnunternehmer sollten hier genau kalkulieren. jo Martin Ziegelbäck Geschäftsführer Saatbau Preisgut GmbH A-4060 Leonding Tel.: 0043-732-38900-0 Fotos: XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX Schließt also Schulze zum Beispiel die Preisabsicherung bis zum 1. September zu einem Referenzpreis von 27 Cent pro Liter ab, können bis dahnin die Dieselpreise steigen, gleich bleiben oder gar noch weiter fallen. Liegt die Börsennotierung des gewählten Termins zum Ende der Laufzeit über dem Referenzpreis von 27 Cent/l, wird diese Differenz an Landwirt Schulze ausbezahlt. Würde in unserem Beispiel also die Notierung am ersten September bei 55 Cent pro Liter liegen, würde er eine Auszahlung von 28 Cent je Liter erhalten. Für unser Beispiel mit 30.000 Litern wären das 8.400 Euro. Abzüglich der Kosten von 2070 Euro (6,9 Cent/l x 30.000 l) errechnet sich also ein Gewinn von 5.970 Euro. Abgerechnet wird immer in Euro pro Liter. Schulze hat damit kein Wechselkursrisiko. Diesen Gewinn von 5.970 Euro steht Schulze nun im September zur Verfügung, um das nun ebenfalls teurere Dieselöl am physischen Markt bei seinem Mineralölhändler einzukaufen. Der Dieseleinkauf ist völlig unabhängig von der Preisabsicherung. Das heißt, er erfolgt wie gewohnt beim Mineralölhändler des Vertrauens. Auch besteht eine gewisse Flexibilität hinsichtlich des Beschaffungszeitpunktes der physischen Ware. Wie in Grafik „So sind die Dieselpreise gefallen“ zu sehen, bewegen sich die Notierungen an den Terminbörsen Hand in Hand mit den Verkaufspreisen im Handel. Die Differenz zwischen Terminmarkt- GUT ZU WISSEN Terminmarkt ICE (€/l) So funktioniert die Dieselpreisabsicherung kurs und Händlerpreis kann von Region zu Region unterschiedlich sein, doch die Preisänderungen an den Börsen sind üblicherweise sehr ähnlich zu den Änderungen der Preise im Handel. Trotzdem kann es hier zu einer Unschärfe kommen So könnte es passieren, dass die Preise im Handel stärker ansteigen als die Rotterdamer Notierungen. Diese Unschärfe betrug in den letzten Jahren circa +/- 2,5 Cent pro Liter. Dies kann dazu führen dass Schulzes Gewinne des Absicherungsgeschäftes nicht ausreichen um den höheren Einkaufspreis zu kompensieren. Für pauschalierte Landwirte gilt es außerdem zu beachten, dass sich die Preisabsicherung immer auf den Nettopreis bezieht. In der steuerlichen Betrachtung erhöht bzw. verringert dieses Geschäft den Treibstoffaufwand. Es fallen also keine zusätzlichen Kapitalertragssteuern an, sofern die abgesicherte Dieselmenge auch physisch gekauft wird. Mineralölhandel Abgabepreis (€/l) stätigung.
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