Die postfossile Mobilität fällt nicht vom Himmel

Die postfossile Mobilität fällt nicht vom Himmel …
Die postfossile Mobilität fällt nicht vom
Himmel – ohne Restriktionen geht es nicht
Vortrag auf “praxisforum Verkehrsforschung”
21. und 22. Mai 2015, InnoZ/Infas
Dr. Weert Canzler
Forschungsgruppe Wissenschaftspolitik/
Projektgruppe Mobilität
Wissenschaftszentrum Berlin für
Sozialforschung (WZB)
[email protected]
Weert Canzler, WZB
Die postfossile Mobilität fällt nicht vom Himmel …
Inhalt
I. Das Problem
II. Die Lösung
III. Vom Problem zur Lösung
Weert Canzler, WZB
Die postfossile Mobilität fällt nicht vom Himmel …
I.
Das Problem
Weert Canzler, WZB
Die postfossile Mobilität fällt nicht vom Himmel …
Zugleich:
weltweite Fahrzeugproduktion steigt und steigt:
Weert Canzler, WZB
Die postfossile Mobilität fällt nicht vom Himmel …
Globaler Pkw-Markt: Europa stagniert, BRIC-Länder
holen auf:
Weert Canzler, WZB
Zahlenspiel zur möglichen globalen Motorisierung bis 2030
(eigene Berechnung mit aktuellen Zahlen von eurostat und UN)
Weltbevölkerung heute:
in 2030:
6,9 Milliarden
mind. 8 Milliarden
Pkw/1.000 Einw. heute EU 27:
Welt:
466 (total: 235 Mio.)
144 (total: 1 Mrd.)
Pkw/1.000 Einw. 2030 Welt verdoppelt:
verdreifacht:
(auf 288): 2,3 Mrd.
(432): 3,45 Mrd.
Weert Canzler, WZB
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Denn: auch die Erneuerbaren kommen nicht voran:
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II. Die Lösung
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Die postfossile Mobilität fällt nicht vom Himmel …
E-Mobilität = mehr als Batterieautos:
—
E-Mobility-Diskurs bisher durch Pfadabhängigkeiten bestimmt/verkürzt
—
Postfossile Mobilität ist technisch und angebotsseitig mehr:
- „Klassische“ E-Mobilität: Bahnen, Tram, O-Busse (künftig induktiv?)
- Batterieelektrische Fahrzeuge: BEV und PHEV
- Brennstoffzellen-Fahrzeuge
- Pedelecs und E-Scooter
—
E-Mobilität verstanden als doppelte Basisinnovation:
1.) „mobilitätsorganisatorische“ Basisinnovation: Integrierte EMobilitätsdienstleistungen (der „E-Sitzkilometer“)
2.) „sektorenübergreifende“ Basisinnovation: E-Mobile als Teil von
Smart Grids und Grüner Wasserstoff als zusätzliche Speicheroption für
überschüssigen EE-Strom („V2G und Power2X“)
Weert Canzler, WZB
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„E-Sitzkilometer“: Was soll das sein?
• Eine Intermodale Mobilitätsdienstleistung (IMD) =
transaktionskostenarme Verknüpfung verschiedener –
mindestens zwei - Verkehrsmittel für einen Weg,
verbunden mit der Erwartung/Hoffnung, dass IMD in ihrer
Summe die Effizienz des Verkehrs erhöhen.
Weert Canzler, WZB
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Das öffentliche Auto als Teil intermodaler
Mobilitätsdienstleistungen:
•
„Nutzen statt besitzen“
•
Ergänzung des Öffentlichen Verkehrs
•
„Keep it simple and easy“
•
Perspektive: E-Carsharing
Weert Canzler, WZB
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E-Mobilität - Techniken und Vernetzungen
Vom Hype zur realistischen Perspektive
Weert Canzler, WZB
Quelle: adac
motorwelt 10/2012
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Boom innovativer Mobilitätsdienstleistungen mit IMDPotenzial:
•
Public Transport: Velib/autolib, Citi Bike, BC 100 ...
•
Autoindustrie: Car2go, drive now, multicity ...
•
Neue Spieler: Uber, Google, Tesla ... SAP, Cisco,
Telekom…Deutsche Bahn, moovel?
Weert Canzler, WZB
Die postfossile Mobilität fällt nicht vom Himmel …
Fahrrad-Kapitale Kopenhagen
Source: "Cyclists at red 2" by heb@Wikimedia Commons (mail) - Own work.
Licensed under CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons - http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Cyclists_at_red_2.jpg#/media/File:Cyclists_at_red_2.jpg
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Source: Canzler 2015: eig. Bild
„Multi-modal-Arena“ Berlin Südkreuz
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Drive now via Smart Phone
Quelle: http://itunes.apple.com/de/app/drivenow/id435719709?mt=8&ls=1 (Screenshot)
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Blick zu zwei anderen potenziellen „Leitanbietern“:
Batterieelektrische Mobilität in Japan und den USA:
—
Japan:
E-Mobilität: Mitsubishi und Toyota preschen vor: bidirektionaler Hybrid
Outländer und EV, Prius 3 und H2-Auto Mirai, smart city-Projekte (ToyotaCity, Nissan-City, Panasonic-City etc.)
Energiewende: beschleunigter Ausbau EE (neue 10 GW PV in 2014)
—
USA:
E-Mobilität: Tesla geht in Vorleistung (super charging und Gigafactory),
Ziel = geschlossener EE-Kreis: Tesal Autos plus Tesla Power plus
Solarcity
Energiewende: auch beschleunigter EE-Ausbau (über 6 GW PV in 2014)
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Hypothese: Treiber für Lösung erkennbar
• Technisch: Digitalisierung, aber auch: sinkende EE- und
Speicherkosten
• Wirtschaftlich und politisch: Neue Spieler mit disruptiven
Geschäftsmodellen, Verkehrssektor klimapolitisch unter
Druck
• Verhaltensseitig: “permanent online”, pragmatische
Multimodalität
Weert Canzler, WZB
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Quelle: bcs, www.carsharing.de/sites/default/files/uploads/presse/pdf/grafik_entwicklung_carsharing_in_deutschland_2014_parallel.pdf
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Flexibles Carsharing weltweit
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Quelle: www.innoz.de/fileadmin/INNOZ/pdf/pr%C3%83%C2%A4sentationen/2013-08-08_InnoZ-Pr%C3%A4sentationen_Symposium_MC_js02_NEU.pdf
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Effekte des free floating-Carsharings:
• Veränderte Nutzungsprofile: vorwiegend Kurzfahrten von
10-20 Minuten, viele Spontanfahrten
• Unsichere Substitutionseffekte: Neue Nutzergruppen ohne
Absicht auf Verzicht auf Privatauto, mögliche
Substitutionseffekte bei Zweit-/Drittwagen
• Intermodale Verknüpfungen: Hoher Anteil an Zu- und
Abgängen zum Öffentlichen Verkehr
Weert Canzler, WZB
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Pkw-Verfügbarkeit (Führerschein und Pkw im
Haushalt)
Quelle: Gerd-Axel Ahrens: Die Stunde der Wahrheit – Präsentation und Diskussion der Ergebnisse des SrV 2013, Dresden 10.11. 2014
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Offene Fragen zur Lösung:
• Zielgruppen: wer kommt nach den „early adopters“?
• Nur in der Stadt? Was ist im suburbanen, was im
ländlichen Raum zu erwarten?
• Intermodale Vernetzung: mit wem, wie und in welchem
„Besteller-Ersteller-Verhältnis“?
• Wieviel staatliche Regulierung, wieviel (Markt)Konkurrenz?
• Automatisiertes Fahren und/oder Fahrersouveränität?
• Datenschutz und Datensicherheit? Wird transparancy doch
zum Problem?
• Wie sieht ein prestigereiches Image und ein attraktives
Leitbild aus (nicht abstrakt, mehr Leitbild!!)?
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III. Vom Problem zur Lösung
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Verkürzte E-Mobilität 2015 und ihre Akteure:
—
Bundesregierung: 1 Mio-Initiative = Stillstand (NPE im stand by-Modus,
EmoG nur schwacher Anreiz, signifikanter Relevanzverlust …)
—
Autoindustrie: 16 neue Modelle, aber nur Additivstrategie (Ausnahme
i3/8 von BMW)
—
Nachfrager: Kaufzurückhaltung in einem insgesamt gesättigten Markt,
auch Flottenbetreiber zögern
—
Wissenschaft: institutionelle Forschungsförderung (Batteriezentren
Ulm, Bochum, Münster, auch KIT: competence e etc.) angelaufen,
Schaufensterprojekte mit angezogener Handbremse und etlichen
Parallelprojekten…und wenig innovativer Phantasie
Weert Canzler, WZB
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Was passieren muss:
—
Hebelwirkung der CO2-Grenzwerte erhöhen durch ambitionierte und
verbindliche Ziele nach 2020: 50gr/km ist machbar!
—
Proaktiv und konsequent mobilitäts- und stadtpolitische Ziele
umsetzen:
—
* „Zero emission: lebenswerte Stadt ohne Lärm und Emissionen“
* „Nutzen statt besitzen: einfacher und bezahlbarer Zugang zu
verschiedenen Mobilitätsoptionen“
* „Wer Verkehrsflächen nutzt, zahlt: Attraktive öffentliche Räume für
alle“
etc.
Experimente ermöglichen: „Stadt als Reallabor“ (verpasste Chance:
EcoMobility von ICLEI)
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Forschungsgruppe Wissenschaftspolitik/
Projektgruppe Mobilität
Wissenschaftszentrum Berlin für
Sozialforschung (WZB)
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