Es fällt wieder mehr Unterricht aus

Es fällt wieder mehr Unterricht aus
Jede 100. Stunde von Februar bis Juli ersatzlos gestrichen. Es gibt sogar Schulen mit
mehr als drei Prozent. Vervierfachung an den Grundschulen
PETER ULRICH MEYER
HAMBURG :: Schulsenator Ties
(Niendorf) einen Durchschnittswert
von nur 0,21 Prozent Stundenausfall
zu vermeiden: Als idealer Ersatz gilt,
wenn zum Beispiel ein Mathelehrer
Rabe (SPD) hat den Kampf ge­
gen den Unterrichtsausfall zu einem
seiner politischen Schwerpunkte er­
aus, das Gymnasium Hochrad (Oth­
in der Mathestunde einen erkrankten
marschen) von 0,43 Prozent und die
Mathelehrer vertritt. Immerhin 3,48
Stadtteilschulen Lurup und Ida Ehre
klärt. Während das Ausmaß der Fehl­
(Harvestehude) von 0,30, bzw. 0,31
Prozent (Vorjahr: 3,89 Prozent) aller
Stunden wurden auf diesem Weg er­
stunden früher nicht zentral erhoben
Prozent.
teilt.
wurde, müssen alle Schulen heute ih­
Zwischen den Schulformen zeigen
re Daten erfassen und der Schulbe­
sich deutliche Unterschiede: An den
hörde übermitteln. Und es zeigt sich:
Es gibt nicht nur Grundschulen, son­
Stadtteilschulen fällt mit 1,5 Prozent
dern auch weiterführende Schulen,
an denen fast keine Stunde ausfällt.
bruar bis Juli 2014: 1,76 Prozent)
am meisten Unterricht aus. Überra­
An anderen Standorten bleiben die
schend hoch ist die Zunahme an den
Fehlzeiten und der hohe Anteil zu de­
Grundschulen, an denen die Eltern
ren Überbrückung erteilter Arbeits­
aufträge für die Schüler ein erhebli­
sich eigentlich darauf verlassen dür­
fen, dass gar kein Unterricht ausfällt:
ches Problem.
0,19 Prozent aller Stunden wurden
(erstes Halbjahr: 1,33 Prozent, Fe­
Eine deutliche Steigerung ist bei
der weniger eleganten Lösung zu
verzeichnen, Arbeitsaufträge zu ver­
teilen, die die Schüler eigenständig
bearbeiten, oder Klassen zusammen­
zulegen. Diese Variante wurde bei
zwei Prozent aller Stunden gewählt.
Vor einem Jahr waren es lediglich
1,12 Prozent und im ersten Halb­
Die CDU­Schulpolitikerin Karin
ersatzlos gestrichen (bislang: 0,05
jahr 2014/15 1,63 Prozent. "Bei die­
ser Form der Vertretung werden die
Schüler allein gelassen. Mit ordentli­
Prien hat sich in einer Kleinen An­
Prozent). Das bedeutet eine Vervier­
chem Unterricht hat das nichts mehr
frage nach den aktuellen Daten er­
kundigt. Laut Senatsantwort hat sich
fachung der ausgefallenen Stunden,
wenngleich auf niedrigem Niveau.
Einen klar positiven Trend gibt es
nur an den Gymnasien: von 1,9 Pro­
zent über 1,6 Prozent auf jetzt 1,4
zu tun", kritisiert Prien. Hier werde
Prozent.
der Unterrichtsausfall an den staat­
lichen Schulen insgesamt leicht er­
höht: Im zweiten Halbjahr des ver­
gangenen Schuljahres (Februar bis
Juli 2015) ist der Anteil der ausge­
"faktischer Unterrichtsausfall statis­
tisch geschönt".
Prien hat beobachtet, dass an vie­
len Schulen "die Ausfallzeiten in der
Prozent gestiegen. Zum Vergleich:
Im ersten Halbjahr lag der Wert bei
0,94 Prozent. Allerdings bleibt der
wachs des Unterrichtsausfalls an den
Oberstufe im Vergleich zu den üb­
rigen Jahrgängen zurückgehen und
dafür die Zahlen für Vertretung
mit Arbeitsauftrag hochschnellen".
Auffällig ist, dass etliche Schulen
insgesamt einen sehr hohen An­
Unterrichtsausfall unter der Marke
Grundschulen, an denen es nach dem
teil vertretener Stunden haben. Fünf
des zweiten Halbjahres 2013/14, als
1,2 Prozent registriert wurden.
An fünf Schulen (Vorjahr: neun)
liegt der Stundenausfall bei mehr
Schulgesetz gar keinen Stundenaus­
fall geben dürfte", sagt Prien. Die
Gymnasien, fünf Grundschulen und
CDU­Politikerin vermutet, dass die
nen Anteil von mehr als zehn Prozent
von Rabe bestrittene Kürzung von
Vertretungsstunden eine der Ursa­
Vertretungsstunden. Alle Schulen er­
halten allerdings nur 9,4 Prozent
Fischbek/ Falkenberg führt die Ne­
gativliste mit 3,67 Prozent an, ge­
chen ist.
ihrer Schulstunden für den Vertre­
folgt von der Stadtteilschule Öjen­
hat mit 86,4 Prozent wieder das Vor­
dorf mit 3,33 Prozent. Ebenfalls
jahresniveau erreicht, während der
Wert im ersten Halbjahr 2014/15 mit
89,38 Prozent deutlich höher lag. Ge­
stiegen ist der Anteil des "Unter­
richts in besonderer Form" (Projekt­
tungsunterricht ­ nach Angaben der
Schulbehörde ist Hamburg damit
bundesweit Spitzenreiter.
"Eine ganze Reihe Schuldaten
sind nicht plausibel. Da wir die
neue Abfragesoftware Untis einge­
führt haben, gehen wir davon aus,
Rothenburgsort (3,15).
Andererseits gelingt es nicht nur
wochen, Klassenreisen usw.): von
dass manche Daten schlicht falsch
5,92 Prozent vor einem Jahr auf jetzt
eingetragen sind", sagt Schulsenator
vielen Grundschulen, ihre Fehlstun­
6,8 Prozent.
Ties Rabe. "Wir nehmen das The­
den gegen Null zu verringern. So
weist das Gymnasium Bondenwald
Die Schulen haben unterschied­
ma Unterrichtsausfall aber sehr ernst,
liche Möglichkeiten, Stundenausfall
daher haben wir zwei Maßnahmen
fallenen Unterrichtsstunden auf 1,01
als drei Prozent: Die Stadtteilschule
dabei sind die Stadtteilschule Wald­
dörfer mit 3,27 Prozent sowie das
Goethe­Gymnasium in Lurup (3,24)
und die Fritz­Köhne­Grundschule in
Der Anteil des planmäßig erteil­
ten Unterrichts liegt bei 86,4 Pro­
zent
"Besorgniserregend ist der Zu­
Der planmäßig erteilte Unterricht
eine Stadtteilschule verzeichnen ei­
auf den Weg gebracht", sagt der
Februar alles getan, um in ersten
Schulhalbjahr 2014/15 beim Unter­
richtsausfall vor den Eltern gut da­
ausführlich mit den einzelnen Schu­
leuchten und konkrete Gegenmaß­
nahmen zu ergreifen", sagt Rabe
CDU­Schulexpertin Prien zieht
ein negatives Fazit. "Im Vergleich
zum Voijahr wurde keine Verbes­
serung erreicht, im Gegenteil", sagt
Prien. "Man gewinnt den Eindruck,
len besprochen, "um Ursachen zu be­
als habe die Schulbehörde in Rich­
wachs des Ausfalls an Grundschu­
tung auf die Bürgerschaftswahlen im
len, an denen es gar keinen geben
dürfte. Karin Prien, CDU
SPD­Politiker.
Neben der von Rabe eingeführten
ordentlichen Erfassung des Ausfalls
werden die Probleme von diesem
Schuljahr an von der Schulaufsicht
zustehen, um dann aber im zweiten
Halbjahr wieder in den Normalmo­
dus zurückzufallen."
Besorgniserregend ist der Zu­
© 2015 PMG Presse­Monitor GmbH