Inhaber: Dr. Stefan Schanzenbächer Hauptstraße 5i - 10317 Berlin - [email protected] K.L.A.R. Konfrontative Lösungen für allgemeine Regeleinrichtungen Rahmenkonzeption 1) Vorbemerkung und Erfahrungen Gewalt durch Jugendliche und junge Erwachsene stellt nicht nur ein gesellschaftliches Problem von besonderer Bedeutung dar. Es bereitet auch allgemeinen Regeleinrichtungen (beispielsweise Einrichtungen der stationären Jugendhilfe) Schwierigkeiten und bringt das Personal oftmals an seine Grenzen. Das hier in seinen Eckpunkten dargestellte Konzept K.L.A.R. bietet ein konfrontatives pädagogisches Programm, das enorme Wirksamkeit im Umgang mit Konflikten, Gewalt und Aggressivität verspricht. Es wurde von Dr. Stefan Schanzenbächer entwickelt, der erste positive Ergebnisse in der konkreten Umsetzung als Leiter der Jugendwerkstatt Griesheim des Caritasverbandes Frankfurt e. V. erzielte. Sein Konzept bildet auch die Basis der Konzeption für das Kompetenzzentrum des Caritasverbandes für Brandenburg e. V., das derzeit als Alternative zum Strafvollzug mit dem Justizministerium des Landes Brandenburg verhandelt wird. 2) Pädagogische Prinzipien K.L.A.R. arbeitet auf der Basis von sicheren, verläßlichen Beziehungsangeboten „mit deutlichen Erwachsenen (...). Mit Erwachsenen, die hochgradig verbindlich an den Kindern (und Jugendlichen) (..) dranbleiben, sie konfrontieren, sie zu Veränderungen nötigen. Diese können und sollen auch (...) strenge Handlungen sein, bei denen wir nachdrücklich und außerordentlich ernst die Kinder (und Jugendlichen) mit dem, was sie getan haben, konfrontieren, ihnen auch deutlich machen, dass ihr Handeln für andere, vielleicht auch für sie selbst unerträglich und kaum verzeihlich ist“ (Michael Winkler). Das Recht des jungen Menschen auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit als Leitsatz des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (KJHG, § 1 Deutsches Institut für konfrontative Lösungen, Dr. Stefan Schanzenbächer: Rahmenkonzeption K.L.A.R. 1 Inhaber: Dr. Stefan Schanzenbächer Hauptstraße 5i - 10317 Berlin - [email protected] Abs. 1 SGB VIII) stellt eine wesentliche Grundlage für unsere Bestrebungen dar. Dabei ist auf dem Hintergrund unseres christlichen Menschenbildes unser Engagement getragen ¾ vom Glauben an die Ressourcen der jungen Menschen ¾ von der Überzeugung, dass zum Ernstnehmen die Auseinandersetzung gehört ¾ von der Sympathie für die Kinder und Jugendlichen, die uns den ganzen Menschen in den Blick nehmen lässt ¾ vom Wissen um das Gute im Menschen Wesentliche Anforderungen, die Winkler ausführt, pädagogischen Prinzipien unserer Konzeption: bilden auch die ¾ die Schaffung von emotional sicheren und transparenten Arrangements ¾ die Erzeugung von Kontrolle, die Lebensverhältnisse zu signalisieren vermag und nicht Willkür bedeutet ¾ die Bereitstellung von Orten, „in welchen stützende Ordnungen zu finden und zu erlernen sind“ ¾ die Herbeiführung von Konfrontation, die Beschämung erzeugt aber auch zugleich soziale Kompetenzen stärkt ¾ die Einbeziehung von Kollektiven, die Gruppenerfahrung zugänglich macht und Instanzen der Selbstkontrolle etabliert. Für die Umsetzung dieser Prinzipien in die Praxis orientieren wir uns auch an den Ansätzen der Glen Mills Schools, Philadelphia, USA. 3) Ziele Mit dem Konzept K.L.A.R. verbinden wir insbesondere folgende Ziele: ¾ Stärkung des Selbstbewusstseins ¾ Vermittlung alternativen Verhaltens als Problemlösungsstrategie und Entwicklung eines tragfähigen prosozialen individuellen Lebensentwurfs ¾ Ursachen und Wirkungen des einzelnen Verhaltens verdeutlichen und begreifbar machen, wie eigenes Verhalten auf andere wirkt (Selbst- und Fremdwahrnehmung) ¾ Förderung der Einsicht in Fehlverhalten, Übernahme von Eigenverantwortung und Entwicklung autonomen Verhaltens ¾ Motivation zu Arbeit und Leistung Deutsches Institut für konfrontative Lösungen, Dr. Stefan Schanzenbächer: Rahmenkonzeption K.L.A.R. 2 Inhaber: Dr. Stefan Schanzenbächer Hauptstraße 5i - 10317 Berlin - [email protected] ¾ Subkulturelle Einflüsse minimieren bzw. ganz ausschließen ¾ Einübung demokratischer Entscheidungsstrukturen, Entwicklung von Kritikfähigkeit ¾ Unterstützung bei der beruflichen Integration und Förderung vorhandener persönlicher und sozialer Ressourcen ¾ Bewährung in anderen gesellschaftlichen Zusammenhängen ¾ Abbau von Ängsten und Unsicherheit ¾ Richtiges Erkennen einer gewaltträchtigen Situation und die Einsicht entwickeln, daß Aggressivität keine realen Vorteile und keine echte Anerkennung bringt ¾ Umwandlung von körperlicher in verbale Konfliktlösungskompetenz und Ausbau kommunikativer Kompetenz ¾ Vermeidung künftiger Straftaten durch die Veränderung von Gewaltmustern und die Entwicklung neuer Lebensziele auf der Basis neuer, gelernter Verhaltensweisen ¾ Vermittlung von Werten und Normen/Gewissensbildung ¾ Soziale Integration und Abbau von Benachteiligungen ¾ Frustrationen und Provokationen ignorieren, aushalten und/oder konstruktiv verändern lernen ¾ Stärkung des Selbstbewusstseins und Verbesserung der sozialen Handlungskompetenz und die Vermittlung alternativer Konfliklösungstechniken in Gruppen 4) Zielgruppe Zielgruppe unseres Konzeptes K.L.A.R. sind im Kern weibliche und männliche Jugendliche, die im Wesentlichen im Kontext von Gruppen gewalttätig sind und sich abweichend verhalten. Nach Ferrainola, dem Direktor der Schule Glen Mills, ist Delinquenz ein Verhaltensproblem und nicht eine psychologische Krankheit. Gemäß seines soziologischen Modells versuchen Jugendliche in ihren negativen Gangs/Gruppen Status zu erlangen, indem sie negatives Verhalten ausüben. Es gilt, positive Gruppen zu schaffen, in denen die Jugendlichen durch positives Verhalten Status erhalten können. 5) Kernpunkte des Konzeptes K.L.A.R. basiert auf folgenden Kernpunkten, die im Folgenden kurz beschrieben werden sollen. Deutsches Institut für konfrontative Lösungen, Dr. Stefan Schanzenbächer: Rahmenkonzeption K.L.A.R. 3 Inhaber: Dr. Stefan Schanzenbächer Hauptstraße 5i - 10317 Berlin - [email protected] 5.1) Konfrontation als Hilfe K.L.A.R. setzt – im Vergleich zu anderen Konzepten – am deutlichsten den Ansatz der Konfrontativen Pädagogik in der Arbeit mit jungen Menschen im Kontext von Konflikten, Gewalt und Aggressivität um. Konfrontative Pädagogik tritt den Ansichten, Verhaltensweisen und Äußerungen der jungen Menschen entgegen, begibt sich in die Auseinandersetzung, bietet Grenzen und Reibungspunkte und fordert unnachgiebig Verbindlichkeiten ein. Unabdingbar ist damit auch die Frage nach der Qualität des personellen Angebotes verknüpft. Konfrontativ arbeitende Fachkräfte sind Menschen mit festen Persönlichkeiten, mit viel Verständnis für aggressive Menschen, deren Situationen zu begreifen sie bereit sind. Anders als in anderen pädagogischen Ansätzen werden aber Gewalttaten und Delinquenz als Äußerungen individueller Lebens- und Notlagen in die Verantwortlichkeit der Kinder und Jugendlichen selbst gelegt und grundsätzlich abgelehnt. Konfrontative Pädagogik orientiert sich an der Lebenswelt von aggressiven Individuen und Gruppen (Gangs) und ihren Spaß an Auseinandersetzung und Wettbewerb. Gleichwohl ist Voraussetzung konfrontativen Arbeitens die Interventionserlaubnis durch die jungen Menschen. Dann lassen sich handlungs- und erlebnisorientiert Erfahrungen und Einsichten vermitteln, die zu Verhaltensänderungen führen und für viele Kinder und Jugendliche echte Chancen zur Integration eröffnen (vgl. Ferrainola, Heilemann, Weidner u. a.). 5.2) Transparenz und Stringenz der Normen Die Verhaltensanforderungen, die die Gruppe an jeden einzelnen stellt, werden durch eine Fülle von Normen beschrieben und damit transparent gemacht. Ihre Einhaltung wird immer eingefordert. Dazu gehört auch ein klar strukturierter und relativ konstanter Tagesablauf. Als eine der obersten Normen gilt, dass man alles tun darf, nur nicht „nichts tun“. 5.3) Peer Education Die Jugendlichen selbst sind von zentraler Wichtigkeit. Je nach Status und Vertrauenslevel gegenüber den Betreuern und der Gruppe werden sie nach einem hierarchisch durchstrukturiertem System mehr oder weniger in die Deutsches Institut für konfrontative Lösungen, Dr. Stefan Schanzenbächer: Rahmenkonzeption K.L.A.R. 4 Inhaber: Dr. Stefan Schanzenbächer Hauptstraße 5i - 10317 Berlin - [email protected] Unterstützung einzelner, zur Überwachung der Ordnung und zur Einhaltung der Normen eingebunden und erhalten entsprechende Privilegien. 5.4) Konfliktlösungsritual Jede Überschreitung der Norm stellt ein Konflikt dar, der immer das gleiche Ritual auf den Plan ruft. Mit den „Levels of confrontation“ ist ein fest gelegter Ablauf beschrieben, der anfangs mit der Gruppe erlernt wurde und sukzessive in den alltäglichen Ablauf internalisiert wird. 5.5) Intensive schulische und berufliche Förderung Wir fördern die Kinder und Jugendliche äußerst intensiv im Bereich Schule und Berufsausbildung. Dabei ist unser Ziel, dass sehr viele von ihnen einen öffentlich anerkannten Schulabschluss, eine Berufsausbildung und/oder einzelnen Module dazu erreichen, die ihnen wichtige Perspektiven eröffnen. In diesem Kontext bleibt unverzichtbar, intensiv mit Partnern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu kooperieren, um so den jungen Menschen konkrete Ziele (auf dem ersten Arbeitsmarkt) in Aussicht stellen zu können. 5.6) Corporate Identity und Vermeidung von Stigmatisierung Normalität schreiben wir groß. Eine entsprechende Bezeichnung für die Einrichtung soll Stigmatisierung vermeiden und deutlich machen, dass wir auch den jungen Menschen Kompetenz zutrauen. Der konsequente Ausbau von Dienstleistungsangeboten mit offener Kundenstruktur dient diesem Aspekt und nicht nur der (Teil-)Finanzierung des Projektes (siehe den Jahresbericht in diesem Angebot). Alle nach aussen gerichteten Dienste stellen gleichzeitig für die jungen Menschen Möglichkeiten dar, ihre erlernten Konfliktbewältigungsstrategien in anderen gesellschaftlichen Zusammenhängen erproben zu können. Erwachsene, Kinder und Jugendliche tragen außerdem durch ihre Anregungen zu einer fortlaufenden Organisationsentwicklung und Verbesserung der Einrichtung bei. Sie fühlen sich in ein gemeinsames Etwas eingebunden, für das es sich einzusetzen lohnt (corporate identity), um jeden Tag gemeinsam „ein Stückchen besser“ zu werden. Deutsches Institut für konfrontative Lösungen, Dr. Stefan Schanzenbächer: Rahmenkonzeption K.L.A.R. 5 Inhaber: Dr. Stefan Schanzenbächer Hauptstraße 5i - 10317 Berlin - [email protected] 5.7) Ansprechendes Ambiente und gute Versorgung Wir gewährleisten eine gute Versorgung und sehen in einer ansprechenden Ausstattung der Einrichtung eine unabdingbare Voraussetzung für den Erfolg unseres Ansatzes. Es sind für jeden Jugendlichen individuell eine Fülle von Möglichkeiten zu bieten, um ihn optimal zu fördern und zu fordern. Gleichfalls werden die Kinder und Jugendlichen damit für ihre Leistungen belohnt und zur weiteren Unterstützung des Ansatzes motiviert. 6) Master für konfrontative Lösungen Der Erfolg des Konzeptes K.L.A.R. hängt letztlich in erheblichem Maße auch von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern selbst ab. Gemeinsame Schulungen im Vorfeld des und parellel zur Umsetzung des Programms dienen der Supervision, der gemeinsamen Gestaltung, der Reflexion und der Weiterentwicklung. Nach einem festen Curriculum und in Verbindung mit einem weiteren Fortbildungsinsitut qualifizieren sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Master für konfrontative Lösungen. 7) Evaluation Es ist geplant, in Zusammenarbeit mit einer Fachhochschule die Ergebnisse der Maßnahme zu evaluieren. Berlin, 03-06-28 Dr. Stefan Schanzenbächer Deutsches Institut für konfrontative Lösungen, Dr. Stefan Schanzenbächer: Rahmenkonzeption K.L.A.R. 6
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