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16.09.2015 Von Nicole Preuß
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Königsbrück. Die alte Schönheit ist noch zu erahnen. Der riesige Saal
mit dem prächtigen Leuchter, die hohen Stuckdecken, das gediegene
Holz-Parkett. Doch das Offizierskasino im Königsbrücker Neuen Lager
am Rande der Stadt hat wirklich schon bessere Tage gesehen. Mehr
noch. Es stand bereits am Rand des Abgrunds. Im vergangenen Jahr
sollte das Gebäude zusammen mit den verlassenen Kasernen,
Baracken und dem Eingangsbereich abgerissen werden. Wolfgang
Hausdorf wollte das mit seinem K B R-Baustoff-RecyclingUnternehmen übernehmen. Um einzuschätzen, wie viel Aufwand der
Abriss macht, schaute er sich das Kasino genauer an und kam zu
dem Schluss: Das kann nicht weggerissen werden. „So was kommt
nie wieder“, sagt er schmunzelnd. Er hat sich ins Haus verliebt.
Wolfgang Hausdorf hat sich in das alte Offizierskasino in Königsbrück
verliebt. Auch wenn dort noch viel Arbeit auf ihn wartet. Der kleinere
Saal im Hintergrund soll einer der ersten sein, der für Familienfeiern
und Ähnliches genutzt werden kann.
© Kristin Richter
Deshalb steht er nun im alten Offizierskasino. Er konnte die Stadt Königsbrück davon überzeugen, das Gebäude nicht abreißen zu
lassen, und übernahm das Haus schließlich vor einigen Wochen. Im Rathaus ist man begeistert. Schließlich suchte die Stadt
schon lange nach einem neuen Besitzer für das Haus und sah den Abriss als letzten Ausweg. Vor fast 15 Jahren versuchte
kurzzeitig ein Geschäftsmann, eine Disco mit Schaumpartys aus dem Haus zu machen. Aber das setzte sich nicht durch. So stand
das Offizierskasino im Wesentlichen leer, seitdem die Sowjets das Lager 1992 verlassen hatten.
Den Leerstand sieht man dem Gebäude an. Das Dach ist an vielen Stellen undicht. Wasser tropft rein und sorgt dafür, dass die
Decken durchfaulen. Putz klebt kaum noch an den Wänden. Randalierer haben Türen zerstört und Fensterscheiben eingehauen.
Doch seit Wolfgang Hausdorf das Haus übernommen hat, geht es voran. Wenn auch erst einmal in kleinen Schritt. Denn er hat
Hilfe.
Der Armee-Spaß-Verein kümmert sich mit um das Objekt. Uwe Gerger aus Weißkollm gehört dazu. Er ist Hausmeister und hat in
den vergangenen Monaten jeden Tag am Haus gearbeitet. Zurzeit tauscht er zum Beispiel Dachziegel aus, damit es erst einmal
nicht mehr weiter reinregnet. Ein Tischler hat prachtvolle Fenster nach altem Vorbild geschaffen und eingebaut. Und der Saal
wurde wiederhergestellt. Als das Kasino vor über einhundert Jahren eröffnet wurde, tanzten hier sicherlich die
Armeeangehörigen. Später bauten die Sowjets den Saal zu einem Kino- und Beratungssaal um. Sie mauerten die großen Fenster
zu und zogen eine Zwischendecke in den riesigen Raum. Damals entstand auch das Gemälde des Soldaten, der schützend ein
Kind trägt.
Wolfgang Hausdorf und seine Helfer haben die Fenster wieder geöffnet und die Decke herausgerissen. Nur das Bild des Soldaten
blieb. Auch weil viele inzwischen das Kasino mit der markanten Zeichnung verbinden. Sonst will Wolfgang Hausdorf möglichst
alles wieder so herstellen, wie es zu Kaiserszeiten war. Damals stand auf der Terrasse eine Holzpergola, wo die Offiziere Schatten
fanden. Sie soll auch wieder entstehen. Aber bis dahin ist noch viel zu tun.
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16.09.2015 21:36
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Denn wer durch das Haus läuft, sieht vor allem eins: Arbeit. Damit die absehbar wird, denkt Wolfgang Hausdorf in kleineren
Schritten. Erst einmal will er den Zustand des Gebäudes sichern. Dazu gehört, dass das Dach des Seitengebäudes nächstes Jahr
erneuert wird. Das ganze Dach zu machen, ist nicht nötig, sagt er. „Und auch nicht zu bezahlen.“ Das Dach über dem Saal ist
noch relativ gut. Dann sollen der Saal und zwei kleinere Säle neu verputzt und der Fußboden dort ausgebessert werden. Diese
Räume sollen die ersten sein, die fertig werden. Außerdem soll das Offizierskasino wieder Toiletten bekommen.
So können dann die ersten Räume vielleicht bald vermietet werden – für Familienfeiern oder anderes. Was mit dem ganzen
Gebäude einmal passieren soll, weiß Wolfgang Hausdorf noch nicht. „Auf jeden Fall keine Privatsache“, sagt er. Das Kasino soll
öffentlich zugänglich bleiben. Wie er das finanziert, will er nicht preisgeben. Viele schütteln auch mit dem Kopf, wenn sie die
ganze Arbeit sehen. „Aber ein Zurück gibt es nicht“, sagt sein Helfer Uwe Gerger. „Jetzt haben wir einmal angefangen.“
Wolfgang Hausdorf und der Armee-Spaß-Verein laden zum Tag der offenen Baustelle ein. Sonntag ab 10.30 Uhr im Offizierkasino
im ehemaligen Neuen Lager in Königsbrück in der Nähe der Hoyerswerdaer Straße. Alte Bilder, Fotos oder Pläne des Kasinos
können mitgebracht werden.
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