Triumph Stag 1970 bis 1977 wie aus dem Verwunschenen der Prinz wurde Im Jahre 1966 entwarf der italienische Designer Giovanni Michelotti auf der Basis der erfolgreichen Triumph 2000 Limousine ein 4-sitziges Cabriolet, welches Triumph Chefingenieur Harry Webster spontan begeisterte und als Luxustourer in das bis jetzt nur aus Limousinen und knallharten Roadstern bestehende Programm eingebaut werden sollte. Hinzu kam, dass Triumph - Konstrukteur Lewis Dawtrey gerade für Saab einen Motor entwickelte, der später im neuen Saab 99 Premiere haben sollte (und in England im Dolomite und TR 7 verbaut werden sollte). Dieser wurde um 45 Grad geneigt, um als sog. „slant four“ in den Saab typischen flachen Bug zu passen. zögerte sich die Vorstellung bis 1970, obwohl er schon vorher seine Front und sein wunderschönes Armaturenbrett der 2000/2.5 Limousine und sein Heck dem Spitfire Mk 4 vererbt hatte. Im Rahmen der Entwicklung wurde auch der „t-bar“ genannte Überrollbügel angefügt, der nicht nur dazu diente, die selbsttragende Karosserie zu versteifen, sondern auch mit Rücksicht auf den wichtigsten Exportmarkt, die USA eingeführt wurde. Hier war durch den „Verbraucheranwalt“ Ralph Nader angeregt, („unsafe at any speed“) ein Verbot von offenen Autos sehr wahrscheinlich geworden, die Verkäufe durch verunsicherte Kunden drastisch zurückgegangen. Nicht umsonst war der erfolgreichste Sportwagen des Jahres 1970 der Nissan 240 Z, ein Coupe`, der TR 7 wurde zunächst gar nicht als offene Version entwickelt! Durch den massiven Bügel, der dann ja auch viel kopiert wurde, (VW, Ford Escort, Fiat Ritmo, Jaguar XJ-S/C usw.) war man sich der Akzeptanz des US-Marktes sicher. 1970 endlich vorgestellt, ausgestattet mit einem sanften 3 Liter V8, 146 PS und üppiger Ausstattung wie Servolenkung, elektrischen Fensterhebern, einem wunderschönen Hardtop und vielem mehr, von der Fachpresse enthusiastisch begrüßt, hätte der Stag jetzt eigentlich dem Mercedes SL das Leben schwer machen können, zumal dieser 40% teurer war. Triumph, oder jetzt British Leyland, plante 12000 Einheiten pro Jahr. Aufgrund des in der Eile nicht fertig entwickelten Motors und mangelndem Qualitätsmanagement traten aber bei den ersten Exemplaren schwere Qualitätsprobleme auf, die den Ruf, vor allem im Hauptexportland USA, innerhalb kürzester Zeit ruinierten und dafür sorgten, dass in den 7 Jahren der Produktion nur knapp 26000 Exemplare gefertigt wurden, dafür nur 2600 für die USA und 167, die in Deutschland bis 1975 verkauft wurden. Da war es ein leichtes, eine zweite geneigte Zylinderbank anzusetzen und einen V8 zu bauen, zumal der Motor als Kurzhuber mit obenliegender, die Ventile über Tassenstößel direkt betätigender Nockenwelle hochmodern ausgelegt war. Eigentlich sollte 1968 Premiere sein, doch bedingt durch die Fusion der britischen Automobilindustrie zum Mammutkonzern British Leyland und die dadurch bedingten Schwierigkeiten ver- Vor allem waren es Überhitzungs- und Lagerprobleme sowie Korrosion der Aluminium-Zylinderköpfe, wenn, wie damals oft üblich, nur mit Wasser und nicht mit Frostschutz gefahren wurde. Erstaunlicherweise hält sich der schlechte Ruf hartnäckig bis heute. Also, warum noch einen SL, zumal schon so viele einen haben, dass man schon nicht mehr auffällt! Da der Wagen sich aber auf seinem Heimatmarkt Großbritannien bis zum Schluß einer regen Nachfrage erfreute, die der bis heute faszinierenden Linie Michelottis verfallen waren, bildete sich eine rege Club- und Spezialistenszene, was dafür sorgte, dass die Schwachstellen im Laufe der Jahre gefunden und beseitigt wurden. Übrigens, der Stag ist in England der am häufigsten gestohlene Oldtimer, auch eine Art von Kompliment.... Technische Daten: Motor: V8, 2997 ccm, Bohrung/Hub 86/64,5 mm, je eine obenliegende, kettengetriebene Nockenwelle pro Zylinderbank, Leistung 146 PS bei 5500 U/min, max. Drehmoment 23,5 mkg bei 3500 U/min. Karosserie: selbsttragender, 2-türiger 2 + 2 Aufbau, Kofferraum ca. 350 Liter, unter Abdeckklappe vollständig versenkbares Verdeck (Mohair), Stahlhardtop. Antrieb: Serienmäßiges 4-Gang Schaltgetriebe mit Overdrive Laycock de Normanville Typ A, ab 1973 Typ J, auf Wunsch Borg-Warner 3-Gang-Automatik Typ 35, ab 1975 Typ 65. Servolenkung. Bei den regelmäßigen Treffen der europäischen Clubs bleiben die Motorhauben heute geschlossen, technische Diskussionen entwickeln sich über Umrüstung auf Einspritzanlagen oder sturzfreie Antriebswellen. Fahrwerk: Vorderradaufhängung an McPherson Federbeinen, Stabilisator, Scheibenbremsen, hinten unabhängige Aufhängung an Längslenkern und Schwinge, Trommelbremsen, Hinterradantrieb 3,45/1 Wie fährt sich der Stag? Unvergleichlich der Klang, das sanfte Gleiten mit auch heute noch sehr ausreichender Power sorgt für ermüdungsfreies Offenfahren auch auf langen Strecken. Dank des begeisternden Designs sind die bewundernden Blicke der Passanten sicher, Exklusivität auf jeder Oldtimerveranstaltung inbegriffen. Maße und Gewichte: Länge 4,45 m, Gewicht mit Overdrive 1250 kg, Beschleunigung 0-100 km 9,5 sec, Höchstgeschwindigkeit 195 km/h, Verbrauch mit Overdrivegetriebe 10-11 l/100km, mit Automatik 11-12 l/100km Nachdem viele Stags auf andere Motoren umgebaut wurden, ist heute der Original V8 die begehrteste, weil authentische Version. Heute kann der Stag alles das zeigen, was ihm während seiner Produktion verwehrt war: Ein mit Hochleistungs Wasser- und Ölkühler ausgestatteter, sorgfältig gebauter (was zu „Britisch Elend“ Zeiten auch nicht selbstverständlich war) und mit Frostschutz gefahrener Motor ist zuverlässig und schnell, ein begeisternder, komfortabler Reisewagen für die ganze Familie. Dank des Overdrivegetriebes beträgt der Durchschnittsverbauch 10 -11 Liter/100 km, da kann kein SL mithalten. Wo gibt es einen vergleichbaren offenen V8, der (noch) vergleichsweise günstig zu bekommen ist bei einer Ersatzteilverfügbarkeit von fast 100% und, dank H-Kennzeichen, sehr überschaubaren Unterhaltskosten ? Sonstige Extras: Speichenräder, Klimaanlage (bis 1974) Bauzeit: November 1970 bis August 1977, Gesamtstückzahl 25.939, davon 70% mit Automatik, ca. 4000 mit Linkslenkung, davon nur 2600 für die USA
© Copyright 2025 ExpyDoc