FECG Dortmund 1 Halte deine Zunge im Zaum! (Ps.39). „Wie viele Menschen hat Gott umgebracht?“ - diese unverschämte Frage kam von dem Mund eines Ungläubigen. Ein anderer sagte, dass Jesus ein Betrüger wär. Er hätte Zauberei getrieben und Tricks angewendet, um Menschen zum Glauben zu bewegen. Jemand sagte noch, er würde sich gerne gegen Gott auflehnen und ihm sagen wollen, dass Gott ihm nichts vorzuschreiben hätte, wie er leben soll. Gott sollte sich in sein Leben gar nicht einmischen. Habt ihr auch schon solche Worte von Ungläubigen hören müssen? Vielleicht nicht genau dieselben, aber so ähnlichen, nicht wahr? Jesus warnte uns Menschen vor unnützen Worten! Mt. 12:36-37 Ich sage euch aber, dass die Menschen am Tag des Gerichts Rechenschaft geben müssen von jedem unnützen Wort, das sie geredet haben. 37 Denn nach deinen Worten wirst du gerechtfertigt, und nach deinen Worten wirst du verurteilt werden! Jesus gibt unseren Worten eine Bedeutung, von welcher unser Leben abhängt. Leider nehmen viele Menschen diese Warnung nicht ernst. Sie machen sich über Gläubige und Gott lustig. Sie treten an die Stelle Gottes und richten. Welch eine Anmaßung! Die Gläubigen dagegen nehmen die Warnung Gottes ernst. Sie wollen ihre Zunge im Zaum halten. Es ist nicht so, dass die Gläubigen nicht fähig wären zu schimpfen und zu fluchen. Nein. Sondern sie entscheiden sich einfach für das Nichtsündigen mit ihren Worten. Das ist das Thema im Psalm 39. David entscheidet sich für das Nichtsündigen mit seiner Zunge und beschreibt im Gebet zu Gott seine Gefühle. Er entscheidet sich seine Zunge im Zaum zu halten, weil er die Sünde abstoßend findet. I. Die abstoßende Sünde (V.2) Gottesdienst 24.01.2016 Version Schlachter 2000, © Genfer Bibelgesellschaft www.fecg-dortmund.de FECG Dortmund 2 Im Buch Psalmen sind Gesänge und Lieder zu finden, die größtenteils von David stammen. Es sind persönliche und gemeinschaftliche Gebete, in denen der Beter sich immer an Gott wendet. Also Gott ist die zentrale Person in Psalmen. Der Beter beschreibt seine Gefühle, die voller Freude oder Kummer sein können. Aus diesen Psalmen lernt der Leser Gott in allen Lagen zu vertrauen. Der Psalm 39 ist ein solches persönliches Gebet Davids, in dem er in seiner Not sich an Gott wendet. Dabei setzt David sein Vertrauen völlig auf ihn und genau darin äußert sich Davids Beziehung zu Gott. Von dieser Beziehung zu Gott können wir lernen, ein Mann nach dem Herzen Gottes zu sein, wie David es war. Vor allem lernt man in Psalmen über Gott und seinem Charakter. Der Psalm 39 beginnt mit den Informationen, die sehr knapp sind. Es ist der Empfänger und der Sender genannt. Es ist ein Gesang (V.1). Den Psalm lässt sich in zwei Teile gliedern. Die ersten vier Verse beschreiben die Ausgangsituation des Gebets und in den folgenden Versen kommen Themen über Weisheit und Gottes Zucht vor. Der zweite Teil das Gebet. Obwohl das Wort Weisheit im Gebet da nicht vorkommt, es ist doch die Rede von ihr. Das Gebet ist eigentlich von der Vergänglichkeit des Lebens geprägt. Immer wieder kommt es zu diesem Thema (V.5-7 und V.12-14), das mit der Ausgangssituation zusammenhängt. Der Beter hat sich vorgenommen die Zunge im Zaum zu halten. Er hat sich das vorgenommen. Es war eine willentliche Entscheidung. Es könnten Verständigungsschwierigkeiten beim Lesen des zweiten Verses auftreten. Dies wird auch durch verschiedene Übersetzungsvarianten deutlich. Beim Lesen ist es nicht eindeutig, was im V. 2 die Sache mit den Gottlosen genau bedeutet. Ist es der Grund für seine Entscheidung oder der Umstand? Luther übersetzt es als Grund. Es steht das Wort „weil“. Schlachter übersetzt es mit „solange“. NeÜ mit „wenn“. Es muss der Umstand gewesen sein, denn wenn wir auf Davids Leben schauen, wissen wir, dass er oft vor Gottlosen gestanden hat und darunter litt. In Psalm 38, dem vorhergehenden Psalm, befindet er sich gerade in dieser Not. Ps.38:14-15 Ich aber bin wie ein Tauber und höre nichts, und wie ein Stummer, der seinen Mund nicht auftut. 15 Ja, ich bin wie einer, der nichts hört, und in dessen Mund kein Widerspruch ist. Gottesdienst 24.01.2016 Version Schlachter 2000, © Genfer Bibelgesellschaft www.fecg-dortmund.de FECG Dortmund 3 Also David nimmt sich vor seine Zunge im Zaum zu halten in der Gegenwart von Gottlosen. Die Gottlosen tun ihm Böses. Im Psalm 38:20-21 sind die Taten der Gottlosen, Davids Feinde bekannt. Ps.38:20-21 Meine Feinde aber gedeihen und sind mächtig, und zahlreich sind, die mich unter falschem Vorwand hassen. 21 Die mir Gutes mit Bösem vergelten sind meine Widersacher, weil ich dem Guten nachjage. David also sieht wie die Gottlosen gedeihen und ihm Gutes mit Bösem vergelten. Diesen Umstand kann er nicht ertragen. David hat zwar in Anwesenheit von Gottlosen seine Zunge gehalten, aber er empfand einen Druck. Davids Gefühle kennen wir. Die Übertragung auf unsere Situation, die Bedeutung auf unsere Zeit ist für uns dieselbe. Jeder Gläubige in allen Zeiten begibt sich in so eine Situation. David entscheidet sich mit seiner Zunge nicht zu sündigen, weil er zu Gott eine Beziehung hat. Er liebt Gott und hasst die Sünde. Im Psalm 119 kommt die Haltung eines Gläubigen wunderbar zum Ausdruck. Ps.119:163 Ich hasse die Lüge und verabscheue sie; dein Gesetz aber habe ich lieb. Es ist die Sicht eines jeden Gläubigen! Davids Psalmen drücken dies auch aus. Wir leben im Neuen Testament und die Wahrheit gilt auch für uns heute. Jak. 3:8 die Zunge aber kann kein Mensch bezwingen, das unbändige Übel voll tödlichen Giftes! 9 Mit ihr loben wir Gott, den Vater, und mit ihr verfluchen wir die Menschen, die nach dem Bild Gottes gemacht sind; 10 aus ein und demselben Mund geht Loben und Fluchen hervor. Das soll nicht so sein, meine Brüder! Welche Gefühle kommen beim Anblick der Gottlosigkeit hoch? Wie David sind wir in Gefahr uns zu versündigen. Wir empfinden Bitterkeit und Zorn, wenn jemand uns beleidigt. Gottesdienst 24.01.2016 Version Schlachter 2000, © Genfer Bibelgesellschaft www.fecg-dortmund.de FECG Dortmund 4 Wie David stehen wir in Gefahr unseren Gefühlen nachzugeben, so dass unsere Zunge löst und wir fangen an die Menschen auf dieselbe Art und Weise, wie sie das tun, zu antworten. Nämlich das Böse mit dem Guten zu vergelten. Entscheiden wir uns überhaupt diesen Weg zu gehen, unsere Zunge zu kontrollieren? Spr.16:17 Der Weg der Redlichen ist es, vom Bösen fernzubleiben, denn wer auf seinen Weg achtgibt, der bewahrt seine Seele. Ps.34:14 Behüte deine Zunge vor Bösem und deine Lippen, daß sie nicht betrügen; Wenn du deine Zunge im Zaum schon mal gehalten hast, dann weißt du, dass es schwierig sein kann. Du hast mit Sicherheit schon eine schmerzliche Erfahrung gemacht. II. Die schmerzliche Erfahrung (V.3-4) Es war eine schmerzliche Erfahrung, denn es ist die Rede von Schmerz und Feuer, es wird mit dem Wort „aber“ noch besonders deutlich. Im dritten Vers stoßen wir auf die nächste schwierige Stelle. Wenn irgendeine Stelle schwierig zu verstehen ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es an dieser Stelle verschiedene Übersetzungen gibt. Das ist auch der Fall. In EÜ und Elb. steht, dass er vom Guten fern bzw. verlassen war. In der Schlachter z.B. steht, dass er auch vom Guten schwieg. Schwieg er jetzt vom Guten oder war er vom Guten fern bzw. verlassen? Dies lässt sich sowohl für das eine als auch für das andere sprechen. Es gibt im Inhalt des Gebets Indizien dafür. Er beklagt sich über seinen Umstand (V.9) und er tut Buße V.9; 11-12. Trotz der Schwierigkeit kann man im Kontext von beiden Möglichkeiten ausgehen. Wenn er auch vom Guten schwieg, dann sündigte David. Denn das Gute muss man sagen. Wenn er aber David vom Guten fern war bzw. verlassen war, heißt es dass er einfach unter diesen Umständen litt. Gottesdienst 24.01.2016 Version Schlachter 2000, © Genfer Bibelgesellschaft www.fecg-dortmund.de FECG Dortmund 5 Meinem Verständnis nach ist dieses Gebet sowohl als Klage als auch Buße auszulegen. Es ist von beiden etwas da. Wie oft empfinden wir auch solche vermischte Gefühle. Uns betrübt die Tatsache, dass wir unter den schwierigen Umständen Sünde in unser Leben zugelassen haben. Und wir sind betrübt, weil wir unter den Sündern leben. Es sind diese zwei Faktoren. Wir leiden darunter. Luther übersetzt es mit Leid anstatt mit Schmerz. Das Leid gehört zum Leben eines jeden Christen. Wir wollen aber dieses Leid loswerden und denken nach, welche Möglichkeiten uns zur Verfügung stehen. Du willst gewöhnlich nicht länger diesen Schmerz aushalten. David dachte nach. Durch das Nachsinnen entbrannte Feuer. Der Schmerz wurde unerträglich, je länger er nachdachte. Und dieser Schmerz löste sein Verlangen aus zu reden. Aber er redete nicht zu Gottlosen, sondern zu Gott. Denn es gibt nur einen Weg, wie man seine Schmerzen loswerden kann. Es ist das Gebet an Gott. Manche würden zu anderen Mittel greifen, wie Beruhigungstabletten nehmen, manche nehmen Drogen, manche trinken Alkohol. Die Gläubigen suchen aber in Not Gott. David hat diesen Schmerz Gott mitgeteilt. Das dürfen wir auch tun. III. Das leidenschaftliche Gebet (V.5-14) David fängt an zu Gott zu reden. Hier fängt sein Gebet an. Ps.119:2 Wohl denen, die seine Zeugnisse bewahren, die ihn von ganzem Herzen suchen, Er möchte, dass Gott ihm Weisheit schenkt. Er sieht die Dinge in seinem Leben, wie Gott sie ansieht. Er macht sich seiner Vergänglichkeit bewusst V.5-6. Beim Anblick darauf, wie die Gläubigen leben, sind wir in Gefahr zwei Versuchungen zu erliegen. Erstens: Wir fühlen uns in Freiheit eingeschränkt. Wir wollen uns rächen. Wir ertragen die Ungerechtigkeit nicht, die gegen uns andere Menschen begangen haben kaum. Gottesdienst 24.01.2016 Version Schlachter 2000, © Genfer Bibelgesellschaft www.fecg-dortmund.de FECG Dortmund 6 Langsam fangen wir an, die Gottlosen zu beneiden, denn sie können sich alles erlauben. Wir fühlen uns vom Guten verlassen, vom Glück entfernt. Zweitens erliegen wir der Versuchung zu erzürnen und bitter zu werden. Wir wollen den Menschen auch vom Guten nichts sagen. Wir schweigen, um ihnen zu schaden. Wir sagen ihnen das Evangelium nicht weiter, weil wir gegenüber sie Hass verspüren. Wie können wir sie lieben, wenn sie uns Leid zufügen, denken wir. Der Psalmist möchte aber zuallererst, dass Gott ihn lehrt zu wissen wie vergänglich er ist. Sein Leben ist von kurzer Dauer. Davids Vertrauen äußert sich durch das Reden und Zuwendung an Gott (V.5-14). Er möchte, dass Gott ihn lehrt sein Leben mit Gottes Augen anzuschauen (V.5). Das ist Weisheit oder eine wichtige Erkenntnis, um im Leid und Zucht Gottes Trost zu finden. Er vertraut auf Gott und wartet auf seine Hilfe (V.8). Jeder von uns hat schon mal schwierige Zeiten durchlebt. Vielleicht bist du gerade dabei. David bittet Gott, dass er den Narren nicht zum Gespött wird. Es sind die Gottlosen, vor denen David seine Zunge im Zaum hält. Als David vor Absalom auf der Flucht war, Simei fluchte David (2.Sam. 16:5-12). David hielt seine Zunge im Zaum. Auch Jesus Christus schwieg, als er vor Pilatus stand. Mt. 27:11-14 Jesus aber stand vor dem Statthalter; und der Statthalter fragte ihn und sprach: Bist du der König der Juden? Jesus sprach zu ihm: Du sagst es! 12 Und als er von den obersten Priestern und den Ältesten verklagt wurde, antwortete er nichts. 13 Da sprach Pilatus zu ihm: Hörst du nicht, was sie alles gegen dich aussagen? 14 Und er antwortete ihm auch nicht auf ein einziges Wort, so daß der Statthalter sich sehr verwunderte. Später nahmen sie Jesus und legten ihm ein Purpurmantel, flochten eine Krone aus Dornen und verspotteten ihn (Mt.27:29-31). Wir werden vom Heiligen Geist erinnert auf Jesus zu schauen, damit wir nicht ermatten Gottesdienst 24.01.2016 Version Schlachter 2000, © Genfer Bibelgesellschaft www.fecg-dortmund.de FECG Dortmund 7 Heb.12:3 Achtet doch auf ihn, der solchen Widerspruch von den Sündern gegen sich erduldet hat, damit ihr nicht müde werdet und den Mut verliert! David schweigt, weil Gott es so gefügt hat (V.10). Nur Gott kann ihn befreien und erquicken (V.9, 14). Daraus ergibt sich, dass Gott souverän ist. Er züchtigt ihn mit seiner Hand (V.11). Er ist sich der Zucht Gottes bewusst (V.11) und es ist eine wichtige Erkenntnis im Leid eines jeden Gläubigen. Das Vertrauen auf Gott bewegt David zum Gebet. Er sieht die Dinge mit Gottes Augen an. Er ist vergänglich und er ist sich der Zucht Gottes bewusst. Die Zucht Gottes gehört auch zum Gläubigen des Neuen Testaments. Heb.12:4-6 Ihr habt noch nicht bis aufs Blut widerstanden im Kampf gegen die Sünde 5 und habt das Trostwort vergessen, das zu euch als zu Söhnen spricht: »Mein Sohn, achte nicht gering die Züchtigung des Herrn und verzage nicht, wenn du von ihm zurechtgewiesen wirst! 6 Denn wen der Herr lieb hat, den züchtigt er, und er schlägt jeden Sohn, den er annimmt.« Er hat in dieser Lebensphase keine Lebensfreude mehr, weil er bald in seinem Elend sterben muss. Darum bittet der Beter Gott, dass er seine Strafe von ihm abwenden möge. Heb.12:11 Alle Züchtigung aber scheint uns für den Augenblick nicht zur Freude, sondern zur Traurigkeit zu dienen; danach aber gibt sie eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die durch sie geübt sind. Auch wir sollen lernen unser eigenes Leben mit Gottes Augen anzuschauen. Wir gehen auch solche Phasen in unserem Leben durch. Auch wir können uns mit David identifizieren. Wir dürfen auch unsere Seele vor Gott ausschütten. Wenn du bestrebt bist, deine Zunge im Zaum zu halten, denke daran, dass es auch schmerzhaft werden wird. Gottesdienst 24.01.2016 Version Schlachter 2000, © Genfer Bibelgesellschaft www.fecg-dortmund.de FECG Dortmund 8 Denke daran, dass dein Leben nur von kurzer Dauer ist! Schau die Dinge so an, wie Gott sie ansieht! Du findest den Trost nur in Gott, denn er ist es, der deinen Schmerz entfernen kann! Quellen: Bibeln: Schl. 2000, 1951, Elb., Lut. 1984, NeÜ, EÜ, ESV, NIV, Syn.Übersetzung (russ.); Kommentare: Studienbibel (John F. MacArthur), Einführung in die biblischen Bücher, NT (Fritz Grünzweig), W. MacDonald, das Alte Testament, Das Alte Testament erklärt und ausgelegt (J.F.Walvoord und R.F.Zuck); Lexika: Lexikon zur Bibel (Fritz Rienecker, Gerhard Maier), Biblisches Wörterbuch: (Ulrich Laepple); Theologie: Die Bibel verstehen (Charles C.Ryrie). Internet: www.bibelserver.com Es wird Schlachter 2000 zitiert. Gottesdienst 24.01.2016 Version Schlachter 2000, © Genfer Bibelgesellschaft www.fecg-dortmund.de
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