Elisabeth von Thüringen: Kampf gegen Hungersnöte Eine Fürstin zeigt sich solidarisch Bild aus dem Franziskanerkloster Großkrotzenburg Die junge Landgräfin provoziert die Hofgesellschaft auf der machtvollen Wartburg mit ihrer Krisenpolitik. Sie ist erst 19-jährig und seit vier Jahren Mutter, als ihr Gatte Ludwig IV. im Frühling 1226 nach Italien reist, um am Reichstag des Kaisers teilzunehmen. Elisabeth nimmt die Herrschaft in seiner Abwesenheit von Mai bis Juli war. Sie hat dabei ein Gebiet zu regieren, das vom Mittelrhein bis an die Saale reicht – und dem eine Katastrophenzeit bevorsteht. Stürme, eine Viehseuche und eine Getreidekrankheit bereiten sie vor. Im Frühsommer grassieren Hunger, Krankheiten und Seuchen. Entschlossen lässt die Landesmutter die herrschaftlichen Vorratsspeicher öffnen, um die hungernde Bevölkerung in den Städten und auf dem Land zu speisen. Sie verbietet Händlern die Preistreiberei und das Zurückhalten von Korn in spekulativer Absicht. Sie setzt auch Bauprojekte in Burgen aus, um den Bauern mit dem Geld neues Ackergerät und Saatgut zu kaufen. Indem die Landgräfin Kriegsvorräte antastet, provoziert sie ihren Schwager auf der Wartburg, wird von ihrem Gatten nach seiner Rückkehr jedoch in Schutz genommen: Was immer sie tat, um die Not der Menschen in der Landgrafschaft wie auch der Pfalzgrafschaft Sachsen, der Markgrafschaft Maißen und der Herrschaft Schmalkalden abzuwenden, sei Gott wohlgefällig, der sich selbst als Richter einmal am Ende der Zeit mit unseren hungernden Geschwistern solidarisieren wird. Elisabeth hungert auch selbst, wenn sie künftig an der Seite ihres Gatten tafelt, sozial sensibilisiert die Herkunft der Speisen erfragt und erfährt, dass diese von ungerechten Vasallen stammen. Sie scheut sich auch als Gast in Burgen nicht, Gastgeber durch ihr sozialkritisches Verhalten zu provozieren. Wenn Herren prassen, während Arme hungern, und Adelige den Bauernfamilien mehr als das Gebührende abfordern, kennt die Gräfin nur den prophetischen Protest: Sie rührt kein Essen an, das durch Unrecht auf den Tisch gelangt. Br. Niklaus Kuster ofmcap [Auszug aus Artikel Not erkennen und bekämpfen – Franziskanische Leitgestalten, in: Franziskaner Mission 4/2015 - Hunger ist kein Koch, S. 6]
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