OFFENER BRIEF AN DIE KROMBACHER BRAUEREI

OFFENER BRIEF AN DIE KROMBACHER BRAUEREI
Krombacher Brauerei Bernhard Schadeberg GmbH & Co. KG
Hagener Straße 261, 57223 Kreuztal
Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
c/o Dr. Franz-J. Weihrauch
Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Herr Dr. Weihrauch,
wie wir einer Pressemeldung aus dem März entnehmen konnten, machen Sie das
Werbeversprechen Ihrer Brauerei wahr und spenden viel Geld für den Naturschutz in
Deutschland. Das ist ein sehr löbliches und verantwortungsvolles Engagement und wir würden
uns wünschen, dass viele Unternehmen diese Idee aufgreifen und Ihrem Vorbild nacheifern.
Trotzdem möchten wir auch einen kritischen Blick auf die Art Ihrer Spenden werfen. Eine
solche Spende, wie die im März, gab es jetzt bereits zum dritten Mal – einmal für den BUND
und bereits zweimal für den NABU. Uns bewegen dabei zwei wichtige Fragen.
1) Sind Ihre Spenden zweckgebunden, oder fließen diese in den allgemeinen Etat der
Verbände?
2) Die letzten drei großen Spenden gingen an BUND und NABU. Haben andere
Naturschutzprojekte auch die Möglichkeit in den Genuss Ihrer Spenden zu gelangen
und wie kann man sich darauf bewerben?
Spenden sind edel und wichtig, Mitgliedschaften in gemeinnützigen Organisationen und ein
eventuelles Ehrenamt sowieso. Welche Organisation man aber unterstützen möchte, muss
mit Bedacht und einem Blick hinter die Kulissen geschehen.
Umwelt-, Arten- und Naturschutz haben einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft und
das ist auch gut so. Die Spendenaffinität der Deutschen ist hoch und das Bewusstsein
unterliegt einer ständigen, sich zum Guten wendenden Entwicklung. Vielleicht wird der
Betrag, der in der Weihnachtszeit auf dem Überweisungsträger eingetragen wird, auch ein
wenig vom schlechten Gewissen beeinflusst und als kleiner Sündenerlass betrachtet. Aber
selbst das ist in Ordnung, solange das Geld in sinnvolle Projekte fließt und schließlich wir alle
davon profitieren.
Bei aller Geberfreude wird aber oftmals eines vergessen, nämlich der etwas genauere Blick
hinter die Kulissen. Der effektive Naturschutz muss zunächst einmal definiert werden.
Versteht man unter Effektivität etwa die Veränderung der Umstände und eine Besserung der
Situation, oder die Optimierung des Jahresbudgets und das Durchboxen eigener Ideologien?
Schauen wir uns einen der größten anerkannten Naturschutzverbände Deutschlands an, den
„NABU – Naturschutzbund Deutschland e.V.“, der mittlerweile immerhin zweifach von Ihnen
bedacht wurde.
Wie man anhand der Einnahmen erkennen kann (Abb. 1), machen die Mitgliedsbeiträge des
NABU etwa die Hälfte der jährlichen Einnahmen aus. Der Rest setzt sich aus Spenden,
Zuschüssen, Erbschaften und anderen Zuwendungen verschiedener Stellen zusammen. Bei
einem Jahresertrag von über 32 Mio. € lässt sich eine ganze Menge Naturschutz betreiben,
sollte man meinen. Bei den Mitgliedern des NABU muss man zunächst einmal davon
ausgehen, dass sie sich mit der Geschäftspraktik ihres Vereines auseinander setzen und diese
ja auch jährlich über die Mitgliederversammlungen bestätigen und abnehmen. Ob aber all
diese Spender, Erblasser und sonstigen Gönner, so wie die Brauerei Krombacher, kritisch
geprüft haben, wohin ihre Zuwendungen fließen, wofür die für Naturschutz gedachten
Spenden verwendet werden?
Eines steht jedenfalls fest: Wer glaubt, dass der NABU all diese Erträge einsetzt, um die Natur
zu schützen, der irrt gewaltig. Den besten und nachvollziehbarsten Überblick verschafft der
Haushaltsplan für 2014 (Abb. 2). Hier wird eines besonders deutlich: Naturschutzprojekte
machen nur einen kleinen Teil der NABU Investitionen aus!
Etwa 25 % des gesamten Jahresbudgets werden eingesetzt, um nationale und internationale
Naturschutzarbeit, Umweltpolitik und Naturschutzprojekte zu fördern. Aber der Großteil des
Geldes, nämlich 75 %, wird eingesetzt, um Meinungen zu bilden oder zu beeinflussen,
Spenden zu generieren, Werbung zu betreiben und natürlich um eine Bundesgeschäftsstelle
(BGS) zu unterhalten.
Umgerechnet auf eine Jahresmitgliedschaft als Einzelmitgliedschaft bedeutet dies, dass von
den mindestens zu zahlenden 48 € pro Jahr lediglich 12 € direkt für den Naturschutz eingesetzt
wird. Der dreifache Betrag, nämlich 36 €, wird verwendet, um eine NABU Ideologie zu
inszenieren, die nicht einmal den eigenen Basismitgliedern schmeckt.
Wissen Sie, Herr Dr. Weihrauch, wo die Spendengelder Ihrer Brauerei eingesetzt werden
und prüfen Sie, ob dieses Geld auch tatsächlich dort ankommt, wo es ankommen soll?
Viele Jägerinnen und Jäger, Freunde der Jagd und vorurteilsfreie Mitglieder und Spender
unterstützen den NABU Jahr für Jahr nicht unerheblich darin, Ziele durchzusetzen, Meinungen
zu schaffen und Ideologien zu verbreiten, die mit einem echten und praxisnahen Naturschutz
nichts mehr gemein haben. Ein vom NABU NRW 1995 verabschiedetes Positionspapier zur
Jagd (Abb. 3), also eine vor 20 Jahren! formulierte Meinung, macht deutlich, wie zielstrebig
und langfristig man dort seine Absichten bis zur Umsetzung verfolgt. Dieses Positionspapier
hat nämlich am 29.04.2015 seine erste Gestalt in der Wirklichkeit angenommen – sie hat das
neue Jagdgesetz in NRW maßgeblich beeinflusst. Wie viele von den Jägerinnen und Jägern,
von den positiv zur Jagd eingestellten Menschen dieses Landes haben das die letzten 20 Jahre
nicht gewusst und jährlich ihren kleinen Teil zum Untergang der Jagd beigetragen. Es ist
hinlänglich bekannt, dass die Jäger mit diesem neuen Jagdgesetz nicht einverstanden sind,
weil sie sich als Natur- und Artenschützer verstehen. Eine Jagdrechtsnovellierung mit dem
Fokus auf maximale Ökonomisierung des Waldes und der klaren Marschrute „Wald vor Wild“
ist mit diesen Interessen nur schwer zu vereinbaren.
Wir freuen uns auf eine aussagekräftige Antwort und verbleiben mit den besten Grüßen
Dr. Antje Wutzke
Boris Eichholz
Falk Trompeter
(Der Vorstand)
Abbildung 1: Erträge NABU 2013
Abbildung 2: Haushaltsplan NABU 2014
Abbildung 3: NABU Positionspapier zur Jagd von 1995