P Themenspezial: Teil 1 Praxis Quereinstieg in die Stickbranche Stickerei: Was muss vor dem Quereinstieg bedacht werden? Ein Beitrag von Daniela Metko Früher galt die Stickerei als Handwerk. Die Menschen, die es betrieben, haben sich ihr Wissen in jahre langer Arbeit angeeignet oder sogar über Generationen in der Familie übernommen sowie weiter ausgebaut und perfektioniert. Heute gibt es in kaum einem Zweig so viele Quereinsteiger wie in der Stickbranche. Im Themenspezial „Quereinstieg in die Stickbranche“ möchte die TVP gemeinsam mit Stick-Expertin Daniela Metko potenziellen Quereinsteigern einen Überblick bieten, welche Aspekte vor der Entscheidung bedacht werden müssen und welche Herausforderungen später zu bewältigen sind. Vielen Quereinsteigern fehlt es an Basiswissen, das es aufzuarbeiten gilt, sofern möglich und nötig. Hier kommt es auch auf die Vorkenntnisse an. Natürlich gibt es Textilfachschulen. In Österreich die HTL (Höhere Technische Bundeslehr- und Versuchsanstalt) in Dornbirn, in der Schweiz zum Beispiel die Stickerei-Fachschule in St. Gallen. In Deutschland gibt es die Textilfachschule Münchberg, die aber hauptsächlich Textiltechniker ausbildet, aber auch eine Fachrichtung „VeredelungsTVP 2/2016 technik“ anbietet. Diese Ausbildungen kommen für manchen zu spät oder sind auch zu langwierig und greifen auch teilweise in Bereiche, die man in der Stickerei nicht unbedingt bräuchte. Trotzallem sollte man sich ein gewisses Basiswissen aneignen, sonst wird man aus dieser Branche früher oder später wieder aussteigen. Viele Quereinsteiger aus dem Hobbybereich Viele Quereinsteiger kommen aus dem Hobbybereich und merken dann, dass Nachfrage für mehr besteht. Das kann zum einen die Hobbyschneiderei sein, bei der man mit einer Näh-/Stickmaschine klein angefangen (ich fing auch so an, komme jedoch aus einem Schneiderhaushalt) und erst einmal seine „Werke“ verschenkt hat. Irgendwann kommen die Beschenkten dann und möchten auch etwas bestellen, weil es gut angekommen ist. Andere Quereinsteiger kommen aus dem Bereich der Grafiker, Drucker und 68 Beschrifter sowie Werbefachleute, die am PC häufig schon die Kenntnisse und das Auge für die Designs haben und den textilen Bereich vielleicht schon in Sachen Textildruck ergänzt haben. Wenn dann häufiger die Anfragen nach Stickereien kommen, besteht auch hier die Überlegung, diesen Bereich hinzuzunehmen. Die Werbebranche allgemein bietet hier ein breites Feld. Ich hatte aber auch schon Firmen zur Schulung mit eigenen Nähereien, die den Bereich Stickerei noch aufnehmen wollten, um einfach ihr Leistungsspektrum zu erweitern. Oder auch Mitglieder von Motorradclubs, die ihre eigenen Mitglieder mit gestickten Artikeln versorgen wollten. Eine Dame hatte auch einen Souvenirladen und wurde darauf angesprochen, einige dieser angebotenen Geschenke mit Stickerei zu personalisieren. Die Palette ist also sehr vielfältig und praktisch ist der Bereich aus dem Quereinsteiger zur Stickerei finden unbegrenzt. Vor dem Start sollte der Quereinsteiger genau wissen, welche Ausstattung er wirklich benötigt. Woher das Wissen nehmen? Das nötige Wissen kann man bei Messen (z.B. TV TecStyle Visions in Stuttgart) oder auch bei Kursen einschlägiger Firmen (unter anderem Garnhersteller oder Stickmaschinenhändler) erwerben. Bei meinen eigenen Schulungen sehe ich immer wieder, dass jeder völlig andere Voraussetzungen mitbringt. Einige sind grafisch und am PC spitze, dafür fehlt das Wissen rund um Textilien. Die Praktiker (z.B. aus dem Nähbereich) kennen Praxis anderem auch durch Fachzeitschriften wie die „TVP - Fachzeitschrift für Textilveredlung und Promotion“. Dort finden sich alle bekannten Firmen, Lieferanten und Anbieter von Seminaren, Maschinen und Ausstattung auf einen Blick. Fachzeitschriften wie die TVP bieten einen Überblick über Hersteller, Lieferanten und Anbieter von Stickequipment. sich perfekt mit Textilien aus, dafür fehlen aber PC- und Grafikkenntnisse. Man muss also sehen, dass man das ausgleichen kann, da beides wichtig ist. Ideal ist es, wenn man sich überall ganz gut auskennt, ohne gleich in jedem dieser Bereiche ein Profi zu sein. Wer aber Interesse für die Sache, ja eigentlich auch eine gewisse Leidenschaft dafür mitbringt, wird sich schnell einarbeiten. Aber es dauert natürlich, bis man eine gewisse Routine erlangt. Man vermeidet durch Schulungen und Seminare jedoch, allzu viel Lehrgeld zahlen zu müssen. Es ist besser, am Anfang mehr in Ausbildung zu investieren als hinterher durch Unwissenheit zu scheitern. Hier wäre es falsch zu sparen. Ausbildung, also erworbenes Wissen, ist eine ebenso wichtige Investition (je nach Vorkenntnissen) wie die eigentliche Ausstattung der Stickerei. Informationen bekommt man unter Zunächst muss ein gewisser Aufwand betrieben werden Ist die Entscheidung dafür erst einmal gefallen, fängt die Arbeit erst richtig an. Wichtig – egal, in welchem Bezug – ist das Sammeln von Informationen. Es fängt bei der Marktanalyse, Standortwahl und Rechtsform an und setzt sich dann bei der Auswahl der richtigen Ausstattung fort. Ich möchte in dieser kleinen Reihe versuchen, die wichtigsten Punkte aufzuführen, die für Neu- und Quereinsteiger in der Stickbranche wertvoll und be- Daniela Metko (Foto: privat) denkenswert sein können. Bei meinen Stickschulungen höre ich oft, wie wichtig es ist, gute Empfehlungen zu erhalten, wenn man gerade neu startet. Einige haben auch gemerkt, dass ihnen vieles einfach „verkauft“ wurde, was dann in der Realität des täglichen Geschäftes nicht Stand gehalten hat oder sogar unbrauchbar und überflüssig war. Ich finde es wichtig, die Stickerei als Form der Ver- P edelung als das zu zeigen, was sie ist: eine tolle und hochwertige Möglichkeit, Textilien zu veredeln. Wer sich als Quereinsteiger dazu entschließt, in dieser Branche tätig zu werden, muss zwar zunächst einigen Aufwand betreiben, um Wissen und Ausstattung zu erwerben, aber das ist schließlich in jedem Beruf so und zahlt sich hinterher auf jeden Fall aus. Mir macht es nach über 22 Jahren immer noch viel Freude, mich den täglichen Herausforderungen zu stellen, die mit immer neuen tollen Designs an mich gestellt werden. Wie man an Informationen herankommt und was man bedenken muss, welche Ausstattung man für den Anfang haben sollte, werden wir in der nächsten Ausgabe behandeln. www.sierra-sticksoftware.de www.metkostick.de Spezielle Messen (wie auf unserem Bild die TV TecStyle Visions) sind eine gute Möglichkeit, um sich Wissen anzueignen und Kontakte zu knüpfen. (Foto: gmk) 69 TVP 2/2016
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