PORTFOLIO XV Susanna Flock [email protected] susannaflock.net STATEMENT Ein integraler Bestandteil meiner künstlerischen Arbeit ist ein durch Recherche und eine konzeptuelle Herangehensweise geprägter Arbeitsprozess. Kunst als Kommunikationsmedium und die Auseinandersetzung mit Auswirkungen der Digitalisierung auf die Kulturproduktion, -vermittlung und -rezeption bilden dabei die thematische Grundlage. Experimentelle Produktivitätsstrategien, sowie deren Realisierung in unterschiedlichsten Formaten erschweren eine mediale Zuschreibung meiner Arbeit. Ob Kunstbuch (Translation), Soundinstallation (Sceneries), Performance (Cover), Video (Stronger), Installation (Mass und Ziel), oder Grafik (Untitled) die Wahl des Mediums der Arbeit wird von den konzeptuellen Anforderungen der Arbeit bestimmt, allerdings nimmt das Bewegtbild oft einen zentralen Stellenwert ein. Ein verbindendes Element der auf den ersten Blick medial sehr unterschiedlichen Projekte ist neben den inhaltlichen Anknüpfungspunkten die systematische Anwendung von künstlerischen Versuchsanordnungen die durch ein konzeptuelles Korsett gezeichnet sind, jedoch über formale Entscheidungen, gebrochen werden. Fragestellungen die sich mit der Rolle von Sprache unter den derzeitigen Bedingungen der digitalen Kommunikation befassen, spiegeln sich in den inhaltlichen Ansätzen meiner Arbeiten wider. Meine Projekte beziehen sich daher entweder thematisch auf Sprache oder Digitalität, beziehungsweise changieren zwischen beiden Bereichen. Vor allem in meinem Frühwerk ist das Thema Sprache, oder, im weiteren Sinne das Thema Zeichensysteme - in ihren ständigen Herstellung von Bedeutungen und deren Manifestationen-dominant. In meinen späteren Arbeiten hingegen sticht die Beschäftigung mit Digitalkultur hervor und die damit einhergehenden Befragung von der Bedeutung und den Auswirkung einer die Lebensrealität simulierenden digitalen Wirklichkeit. WASD 2015 4 KANAL Video installation Für die Videoinstallation „W-A-S-D“ imitierten ein Computerspieler, eine Tänzerin, ein Sportler und ein Stuntman, über ein Bewegungskaraoke die Todessequenzen von Avataren aus Computerspielen. Inhaltlicher Ausgangspunkt der Arbeit ist der Tod im Computerspiel. Er ist nicht gleichzusetzen mit einem absoluten Ende, sondern lässt einen häufig als Konsequenz eines Spielfehlers ein Level wiederholen. Der Tod bedeutet für uns einen emotionalen Prozess und ist immer endgültig, dieser wird nicht nur im Computerspiel ins Gegenteil verkehrt, sondern über das Medium Karaoke in der Arbeit auf einer weiteren Ebene unterwandert. W-A-S-D, BB 15, Linz (A) Fotografie: Susanna Flock CAN ONE MARK THIS SKY 2015 Mixed media Error 1.6.1.8. - object already exists, 17.11-22.11.2015, Flat1, Wien, (A) Fotografie: Susanna Flock Die prozesshafte Arbeit beschäftigt sich mit der Benennung von Hochdruck- und Tiefdruckgebieten und dem Senden einer verschlüsselten Botschaft über ein massenmediales System. Mit der Ende 2002 ins Leben gerufenen „Aktion Wetterpate“ kann man eine Namenspatenschaft für Druckgebilde gegen Bezahlung übernehmen. Für dieses Projekt wurden systematisch Druckgebilde getauft, indem Namensarchive, die von dem Institut für Meteorologie der FU Berlin zugelassen sind, nach semantischem Material durchforstet wurden. Die verwendeten Vornamen stammen aus unterschiedlichen Kulturkreisen. Sie tauchten von 2012-2014 auf Wetterkarten auf und ergeben zusammengefügt den Satz: „CAN ONE MARK THIS SKY“. In der Installation sind die fünf erworbenen Wettergebiete als Europäische Wetterkarten auf Tentex und auf Drucklinien reduziert auf Papier präsentiert. BINARY SHADES 2015 Spiegelkarton, Folie RAUM ALS EXPERIMENTIERFELD, 19-26.09.2015, DE VONDELBUNKER, Amsterdam (NLD) Die Arbeit „Binary Shades“ zeigt verschwommene, geisterhafte Portraits der im virtuellen Raum von Street View festgefroren Personen als Close up. Dabei wurden jene Personen ausgewählt, die ihren Blick auf ihr Smartphone richteten als sie fotografiert wurden. OBSERVATION 2013 Textanimation SUPERVISION, 11.-17.12.2013, Remise , Zürich (CH), Fotografie: Susanna Flock Für diese Arbeit wurden drei Detektive gebeten einen Filmdreh einer österreichischen Kriminalfilmproduktion zu observieren. Es handelt sich dabei um die MR-Film Produktion «Die Detektive», die unter der Regie von Michael Riebl ensteht. Die angefertigten Observationsprotokolle werden selbst zu «Drehbüchern» aus der Sicht von Berufsdetektiven. Einer der Detektive wurde gebeten, die Filmszenen in seiner Beschreibung wie reale Vorkommnisse zu behandeln und damit den Filmdreh als solchen komplett auszublenden (projizierter Text), die beiden anderen wiederum wurden beauftragt ihre Aufmerksamkeit hauptsächlich dem Dreh und den damit einhergehenden Geschehnissen zu widmen (Monitore). 19:30 Departure of 3 detectives from the headquarters in 1010 Vienna. COVER 2013 Performance Kooperation mit leonhard muellner Supervision, 25.09 – 31.10.2013, Atelierhaus Saltamt, Linz (A), Fotografie: Mari Mäkiö Während der Eröffnung der Ausstellung „Supervision“ stellt sich der Security und Museumswächter Andreas Schmist alle 15 Minuten vor eine künstlerische Arbeit und verwährt den BesucherInnen dadurch den Blick auf diese. Die Aktion endet nachdem die letzte BesucherIn den Raum verlassen hat. Diese Arbeit entstand in Zusammenarbeit mit Leonhard Müllner. Second Performance Cover in Error 1.6.1.8. - object already exists, 17.11-22.11.2015, Flat1, Wien, (A) Fotografie: Jonas Geise UNTITLED 2012 Lasercut auf karton DLF 1874: Die Biografie der Bilder, eine Inventur der Voraussetzungen, 15.09. - 21.10.2012, Halle 14 , Leipzig (D), Fotografie: Susanna Flock Die Plakatsujets zeigen Texte, die von der Gettyimages Homepage stammen und unter bestimmten Suchbegriffen, „Real People _Ordinary“, „Real People_Ugliness“ und „Real People_Criminal“ gefunden wurden. „Der entscheidende Kunstgriff, uns das Bildmaterial selbst vorzuenthalten, gibt unserer Fantasie wieder freien Raum und macht identitätslose Illustrationen zu narrativen Komplexen, welche aus einer riesigen Bandbreite von Begriffen gespeist werden und eine weite Gedankenwelt, ja ein Kopfkino eröffnen.“ 1 1) Günther Selichar über die Arbeit „Untitled“ von Susanna Flock Transposition.Change, 21.03-27.04.2014, DOK Niederösterreich, St.Pölten (A), Fotografie: Sonja Dürnberger MAPS 2012 UNBEARBEITETE SCREENSHOTS 7 INKJETPRINTS Let‘s call it, Terrains & Territories, 14.-16.9.2012, Kunstraum Liska, Leipzig (D), Fotografie: Jacub Simcic The Supershow, 14.-22.09.2013, Halle 14 , Leipzig (D) ROOM TOUR 2011 3 VIdeos Video Link: bit.ly/Ob6ELr (in die Browserleiste einfügen) „Room Tour-Videos“ zeigen Personen, die Führungen durch ihre Zimmer aufzeichnen und auf Youtube hochladen. Sie werden größtenteils von jungen Mädchen durchgeführt, ihre Zimmer sind eher uniform, die von Marketingkampangen vorgestanzten Lebensraumschablonen werden reproduziert. Drei dieser standardisierten Räume wurden präzise im 3D Programm Sweet Home 3D nachgebaut und mit Hilfe des Google Warehouse ausgestattet. Durch die 3D Grafik wird jede menschliche Spur aus den Innenräumen herausgelöscht und als virtuelle Simulationen der Teenagerzimmer weitergeführt. Die Videos wurden letzten Endes wieder auf Youtube hochgeladen. „from the darkroom with love“, 07.09.2011 - 30.09.2011, Bäckerstrasse4 Plattform für junge Kunst, Wien, Fotografie: Martin Bilinovac GARBAGE IN. GARBAGE OUT., 4.12.2015 – 02.01 2016, Periscope, Salzburg (A) STRONGER 2012 Video In der Arbeit „Stronger“ ist die Protagonistin eine ältere Dame, die an einem Englischkurs teilnimmt. Sie spricht den Text des gleichnamigen Songs von Britney Spears. Das Gesprochene betont die Rhythmik, von Strophe und Refrain, und die permanenten, „unüblichen“ Wiederholungen des Textes. Die Performance und Artikulation der Sprecherin führt den formulierten Inhalt in einen emanzipatorischen Kontext. ‚Stronger than yesterday Now it’s nothing but my way My lonliness ain’t killing me no more I’m stronger‘ TRYING TO BUILD A SENTENCE 2012 Video „So habe ich das nicht gesagt, I never said it like that“, Bristol Diving School 20.05-26.05.2011, Bristol, Fotografie: Katharina Loidl Die Worte ‚Back to back they faced each other‘ wurden jeweils auf die Rücken von sieben Kühen aufgetragen. Somit bestand die Möglichkeit, dass diese einen grammatikalisch korrekten Satz bilden könnten. SCENERIES 2012 Soundinstallation Kooperation mit leonhard muellner Constantly out of Space, 24.03-27.03.2012, Blumen, Leipzig, Fotografie: Mari Mäkiö „Sceneries“ ist eine akustische Collage gesammelter Reiseberichte. Die Reisenden durchwandern jedoch nicht den physisch realen Raum, sondern virtuelle Territorien, die sie über Computerspiele betreten. Das Foundfootagematerial wurde von sogenannten Let´s Plays extrahiert, diese sind von ComputerspielerInnen als Komplettlösung des jeweiligen Spiels hochgeladene Videos. Sceneries entstand in Zusammenarbeit mit Leonhard Müllner. [sound of steps] Wow. That´s nothing that you can see every day. Wow, haha. Just look at that! Eh, look at that! How often do you see something like that? That´s … a portion at the ground sticking off the side of the mountain… and there is tree growing on that, a big tree. There is a cave down there. Kind of partially uncovered. And there is a waterfall going off that, going straight down. And there is… How often you do you see that? And… Jeez! I ´ve never seen that. And there is a cave over there. Jeez! There is a little forest on the top of this little mountain here. The three giant trees on it. One tree with most of its leaves cut off. Wait, which way am I going? Am I going south? I think I’m going south. Yeah, actually I am going east. No, it works. BAGGERPOESIE 2011 externes mobiles Trichterlautsprechersystem „Hab‘ gerade einen Anruf aus dem Himmel bekommen, sie vermissen einen Engel. Keine Angst, hab‘ Dich nicht verraten!“ Festival der Regionen 2011, „Umsteigen“ in Attnang-Puchheim , 22.06- 3.0.2011, Fotografie : Susanna Flock Der Bahnhof Attnang-Puchheim wird durch ein externes Lautsprechersystem zur Bühne, die wartenden Passagiere zum Publikum von gecasteten Liebeserklärungen. Die Inhalte der Durchsagen beruhen auf SMS-Botschaften, wie sie von jungen Liebenden ausgetauscht werden. Das „Anbaggern“ per SMS verschiebt sich lediglich in andere Medien: Verbales statt Text, Lautsprecher statt Handy. Das Publikum kann dabei alltags-romantischen Ritualen lauschen. MASS UND ZIEL 2010 Raum- und Soundinstallation Eine Auseinandersetzung mit der Normauffassung des deutschen Architekten Ernst Neufert. Raum- und Soundinstallation. Ernst Neufert (1900 bis 1986) wurde vor allem durch seine Bauentwurfslehre, „ein Handbuch für den Baufachmann, Bauherren, Lehrenden und Lernenden“ das er 1936 hervorbrachte, bekannt. Die Entwicklung der Massenproduktion und die zunehmende Technisierung des Lebens gehörten mit zu seinem Werdegang. Standards und Normen regelten die Massenproduktion. Mensch, Raum und Geräte sollten passfähig sein. Ein Raumplan eines 2 x 3 m großen Hotelzimmers von Ernst Neufert wurde mit Schnüren rekonstruiert. . Die ortsspezifische Installation wurde in einem Fabriksraum der ehemaligen Tabakwerke Linz, der ebenfalls in den 30er Jahren erbaut wurde, umgesetzt. Das Stichwortverzeichnis der Bauentwurfslehre wurde für die Soundinstallation vertont. „Maß & Ziel“, 02.09-11.09.2010, ARS Elektronica Festival „Repair“, Tabakfabrik Linz, Fotografie: Marin Bilinovac Translation 2010 Kunstbuch „Nur das Logisch-Abstrakte läßt sich ohne Wesensveränderung aus einer Sprache in eine andere übertragen, obwohl auch hier die Gefahr einer Bedeutungsverschiebung stets vorhanden ist.“ Dieser Textauszug stammt aus dem Großen Brockhaus und beschreibt das Kernproblem jeder Übersetzung. Er wurde im Google Translator als deutscher Ausgangstext eingegeben und im Stille-Post-Prinzip in alle 51 angebotenen Sprachen des Google Translators übersetzt: vom Deutschen ins Englische, vom Englischen ins Estnische, vom Estnischen ins Finnische..., usw. bis der Text letzten Endes wieder ins Deutsche rückübersetzt wurde. Das Ergebnis lautet wie folgt: „Dazu gehören Änderungen der Politik, sondern Veränderungen im Risiko-Verhalten.“
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