Supplement - UKSH Universitätsklinikum Schleswig

Aktiv Druck & Verlag GmbH | ISSN 0170 - 5334 I 02330
www.ai-online.info
57. Jahrgang | Februar 2016
ANÄSTHESIOLOGIE & INTENSIVMEDIZIN
Offizielles Organ: Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI)
Berufsverband Deutscher Anästhesisten e.V. (BDA)
Deutsche Akademie für Anästhesiologische Fortbildung e.V. (DAAF)
Organ: Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. (DIVI)
SUPPLEMENT NR. 3 | 2016
MEDUMAT Standard2
Sichtbar neue Perspektiven
Jetzt auch
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InhaltS49
07. - 08.02.2016 · Kiel
12. Wissenschaftliche
Arbeitstage
Notfallmedizin
der DGAI
7. - 8. Februar 2016, Kiel
WATN
Inhalt
Grußworte
Grußwort der Sprecher des Arbeitskreises Notfallmedizin der DGAI
J.-T. Gräsner · B. W. Böttiger · M. Fischer
S51
Grußwort der Präsidentin der DGAI
T. Koch
S52
Grußwort der DGAI-Landesvorsitzenden Schleswig-HolsteinS53
U. Linstedt · C. Nau · N. Weiler
Best Abstract Award Winners
N. Kunze-Szikszay
Einfluss einer frühen präklinischen Tranexamsäuregabe auf die Fibrinolyse bei
polytrauma­tisierten Patienten – Eine prospektive Observationsstudie
S54
T. Speer
Mechanische Ventilation unter manueller Thoraxkompression mit IPPV, BiLevel
und CCSV: Können die Ventilationsparameter eingehalten werden?
S55
T. Luiz
Prähospitale CPAP-Anwendung bei Patienten mit akuter respiratorischer Insuffizienz
infolge kardiogenen Lungenödems oder COPD
S56
Abstracts
Einsatzspektrum, Komplikationsrate und systemische Auswirkungen in 18 Monaten
Telenotarztdienst
S. Bergrath · J. Ch. Brokmann · S. K. Beckers · F. Hirsch · M. Czaplik · R. Rossaint S57
Smartphone-basierte qualifizierte Ersthelfer-Alarmierung „Mobile Retter“
B. Strickmann
S57
Echtzeit-Dokumentation bei inner­klinischen Reanimationen:
Chronik der Entwicklung einer Tablet-PC-basierten „App“
T. Wurmb · O. Happel · T. M. Albert · D. Reinhardt · A.-K. Kraft · A. Steinisch ·
T. Grundgeiger
S58
Ergebnisse der Telefonreanimation in einem ländlich geprägten Leitstellenbereich
H. Marung · A. Hackstein · S. Gierets · J.-T. Gräsner · U. Linstedt
S59
OSCAR – Osnabrück Study on Cardiac Arrest
F. Lakomek · P. Brinkrolf · R.-P. Lukas · A. Mennewisch · N. Steinsiek · P. Gutendorf ·
H. Sudowe · M. Heller · A. Bohn
S59
CPR-Guidelines in der Praxis: Kann strukturiertes Team-Feedback die Prozessqualität
verbessern?
D. Rupp · H. Hartmann · E. Wranze · M. Müller · B. Plöger · C. Kill
S60
Bystander eines Herz-Kreislauf-Stillstandes: Wie erleben Laien das Geschehen?
C. Hägele · A. Bohn · R. Lukas · H. Ohlenburg · H. Van Aken · P. Brinkrolf
S61
Mechanische Ventilation unter manueller Thoraxkompression mit IPPV, BiLevel
und CCSV: Können die Ventilationsparameter eingehalten werden?
T. Speer · W. Dersch · B. Kleine · C. Neuhaus · C. Kill
S61
Die Häufigkeit von Notfallrettungseinsätzen und die Verfügbarkeit niedrigschwelliger
medizinischer Versorgung in einer Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber
U. Harding · A. Günther · C. Möricke-Abifade
S62
Erstsichtung und Versorgung von in Seenot geratenen Flüchtlingen im Mittelmeer
M. Kulla · M. Helm · M. Stierholz · B. Hossfeld · L. Lampl · F. Josse S62
Real verfügbare Klinikkapazitäten für zeitkritische Erkrankungen in Rheinland-Pfalz –
Erkenntnisse aus dem Zentralen Landesweiten Behandlungskapazitätsnachweis
Th. Luiz · R. H. van Lengen
S63
Never Events in der Notfallmedizin aus Sicht von Notärzten und Fachpersonal
H. Marung · U. Harding · J.-T. Gräsner · S. Wirtz · H. Moecke · F. Reifferscheid
S64
Prähospitale CPAP-Anwendung bei Patienten mit akuter respiratorischer Insuffizienz
infolge kardiogenen Lungenödems oder COPD
Th. Luiz · M. Kumpch
S64
© Anästh Intensivmed 2016;57:S49-S50 Aktiv Druck & Verlag GmbH
S50 Inhalt
WATN
07. - 08.02.2016 · Kiel
Patienten mit akutem, nichttraumatischem Abdominalschmerz in der
zentralen Notaufnahme – Eine prospektive, monozentrische Beobachtungsstudie
M. Kulla · S. Kraus · F. Walcher · R. Somasundaram · Ch. E. Wrede · L. Lampl · M. Helm
S65
Analyse der analgetischen Versorgung durch den Telenotarzt im Vergleich zum
konventionellen Notarzt
N. Lenssen · S. K. Beckers · A. Krockauer · F. Hirsch · R. Rossaint · J. C. Brokmann ·
S. Bergrath
S66
Schmerz und Analgesie in der präklinischen Notfallmedizin –
Eine Analyse aus dem Bereich des Luftrettungsdienstes
B. Braun · B. Hossfeld · L. Lampl · M. Helm
S66
Nachweis von Gammahydroxybutyrat in der Zentralen Notaufnahme:
DETECT-GHB-Studie
T. Drogies · A. Willenberg · A. Ramshorn-Zimmer · L. Weidhase · S. Petros ·
C. Hädrich · J. Thiery · A. Gries · M. Bernhard
S67
Praktische Notfallmedizin als integraler Bestandteil des namibischen Medizinstudiums
H. Maurer · A. van der Horst · C. Lange · K. Klotz · J. Wnent
S67
Einfluss einer frühen präklinischen Tranexamsäuregabe auf die Fibrinolyse bei
polytraumatisierten Patienten – Eine prospektive Observationsstudie
N. Kunze-Szikszay · L. Krack · P. Wildenauer · S. Wand · T. Heyne · K. Walliser ·
C. Spering · M. Quintel · M. Bauer · M. Roessler
S68
Kolloide bei Trauma – Fluch oder Segen?
P. Hilbert-Carius
S68
Trauma-Reanimation – vergebliche Liebesmüh? Einflussfaktoren für den Erfolg
H. Gässler · M. Kulla · B. Hossfeld · L. Lampl · M. Helm
S69
Liste der Erstautoren
S70
Impressum
S72
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AbstractsS51
07. - 08.02.2016 · Kiel
WATN
12. Treffen der wissenschaftlich tätigen Arbeitsgruppen
der DGAI im Bereich Notfallmedizin
J.-T. Gräsner · B. W. Böttiger · M. Fischer
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
zum 12. Mal finden in Kiel die wissenschaftlichen Arbeitstage Notfallmedizin
des Arbeitskreises Notfallmedizin der
Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin statt. Wir
heißen Sie herzlich Willkommen an
der Kieler Förde und freuen uns auf die
gemeinsamen Diskussionen über erneut
zahlreiche interessante Beiträge.
auch unter Beteiligung von Kollegen
aus dem AK-Notfallmedizin überarbeitet
und erscheinen 2016.
Wie Wissen entsteht und sich in Leitlinien später wiederfinden lässt, ist auch
das Thema des besonderen Vortrags, den
wir ab 2016 an den Beginn der wissenschaftlichen Arbeitstage stellen werden.
Grußwort
Wissenschaftlicher Arbeitskreis
Notfallmedizin der DGAI
Neben den „klassischen“ notfallmedizinischen Themen sind auch die aktuellen
Aufgaben in der Flüchtlingshilfe auf
den WATN 2016 mit dabei. Gerade in
diesem Umfeld haben Kolleginnen und
Kollegen in den vergangenen Monaten
zahlreiche neue Erfahrungen gesammelt
und dabei auch wissenschaftliche Projekte gestartet.
In den nächsten Jahren stehen auch
der Notfallmedizin weiterhin spannende
und herausfordernde Zeiten bevor. Die
neuen internationalen Empfehlungen
zur Wiederbelebung sind 2015 erschienen und werden nun implementiert.
Aus dem AK-Notfallmedizin wurden die
S1-Leitlinien zur präklinischen Narkose
erstellt und veröffentlicht, und nun liegt
es an uns allen, dieses Wissen in die
Praxis umzusetzen. Die S3-Leitlinien zur
Polytraumaversorgung werden aktuell
Neu in den WATN 2016 ist darüber
hinaus die Integration der von Seiten
des DGAI-Präsidiums gestarteten „ThinkTank-Projekte“, bei dem allen vier Säulen unseres Fachgebietes mit Blick in die
Zukunft analysiert werden. Basierend
auf den Ergebnissen der Umfrage aus
dem vergangenen Jahr haben wir drei
Themenschwerpunkte ausgewählt, die
wir mit Ihnen intensiv diskutieren
möchten. Unser Ziel ist es hierbei, am
Ende der WATN 2016 dem Präsidium
unsere gemeinsame Zukunftsvorstellung
übermitteln zu können. PD Dr. Jan-Thorsten Gräsner
1. Sprecher
Prof. Dr. Bernd W. Böttiger
2. Sprecher
Prof. Dr. Matthias Fischer
Schriftführer
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein,
Institut für Rettungs- und Notfallmedizin
Klinik für Anästhesiologie und Operative
Intensivmedizin, Universitätsklinikum Köln
Klinik für Anästhesiologie, Operative Intensivmedizin, Schmerztherapie und Notfallmedizin,
Kliniken des Landkreises Göppingen gGmbH
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Die WATN 2016 bieten also erneut gute
Gründe, wieder nach Kiel zu reisen und
gemeinsam zwei Tage die wissenschaftlichen Aktivitäten im Bereich Notfallmedizin zu bearbeiten.
Lassen Sie uns auch diese WATN dazu
nutzen, Erfahrungen und Ideen auszutauschen, neue Projekte zu diskutieren
und auf den Weg zu bringen, um die
notfallmedizinische Versorgung kontinuierlich zu verbessern.
Wir freuen uns mit Ihnen auf eine spannende und lehrreiche Zeit in Kiel.
S52
Abstracts
WATN
07. - 08.02.2016 · Kiel
Grußwort
der Präsidentin der DGAI
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich freue mich, Sie als Präsidentin der
Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin zu den
nunmehr schon traditionellen Wissenschaftlichen Arbeitstagen Notfallmedizin
(WATN) zu begrüßen, die zum 12. Mal
unter der bewährten Leitung in Kiel
stattfinden. Die hohe Resonanz der
vergangenen Jahre reflektiert die große
Begeisterung unserer Kolleginnen und
Kollegen für diesen spannenden Bereich
unseres Fachgebietes.
Die WATN bieten eine hervorragende
Plattform für den wissenschaftlichen
Austausch und die Präsentation von
aktuellen Forschungsprojekten in der
präklinischen und innerklinischen Notfallmedizin. Ein Schwerpunkt wird in
diesem Jahr der Telemedizin und Informationstechnik gewidmet, die uns
innovative und neue Möglichkeiten der
Versorgung eröffnen. Darüber hinaus
stehen aktuelle Aspekte der Flüchtlingsversorgung im Fokus ebenso wie die
Reanimation und die Traumaversorgung
sowie die Aus- und Weiterbildung in der
Notfallmedizin.
danke der wissenschaftlichen und organisatorischen Leitung für die diesjährige
Veranstaltung mit ihrem hochattraktiven
Programm.
Ihre
Wieder werden die besten Abstracts ausgezeichnet, und ich darf schon jetzt den
drei Gewinnern für ihre hervorragenden,
klinisch relevanten Studien gratulieren.
Als Präsidentin der DGAI bin ich stolz
auf die überaus aktiven Arbeitsgruppen innerhalb des Wissenschaftlichen
Arbeitskreises Notfallmedizin und bin
gespannt auf die zukunftsweisenden
Ideen und Impulse der „Think Tank“Initiative für die Agenda 2025. Mit Ihren
Beiträgen gestalten Sie die Zukunft unseres Fachgebietes entscheidend mit.
Prof. Dr. Thea Koch
Präsidentin der DGAI
Universitätsklinikum
Carl Gustav Carus Dresden
Ich wünsche Ihnen einen interessanten
und erfolgreichen Tagungsverlauf und
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AbstractsS53
07. - 08.02.2016 · Kiel
WATN
Grußwort
der DGAI-Landesvorsitzenden
Schleswig-Holstein
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
wir freuen uns, dass wir Sie zu den 12.
Wissenschaftlichen Arbeitstagen Notfallmedizin (WATN) in Kiel begrüßen
können. Die vom Arbeitskreis Notfallmedizin der DGAI organisierten WATN
sind mittlerweile das wichtigste Treffen
der notfallmedizinisch forschenden
Arbeitsgruppen im deutschsprachigen
Raum, und es freut uns besonders, dass
Kiel zum 12. Mal der traditionelle Ausrichtungsort dieser Veranstaltung ist.
Auch im diesjährigen Programm zeigt
sich der Anspruch des Arbeitskreises für
die WATN, der zum Garant des Erfolges
dieser Veranstaltung geworden ist:
Es sollen Brücken zwischen neuesten
Forschungsergebnissen und klinischer
Praxis geschlagen werden und aktuelle
Herausforderungen der Notfallmedizin,
derzeit die Flüchtlingsversorgung, ge-
nauso diskutiert werden wie laufende
Projekte, klinische Studien, die zukünftige Ausrichtung der Notfallmedizin
und Fragen der Aus- und Weiterbildung.
Auch Themen wie Reanimation, Traumaversorgung und Qualitätsmanagement
finden ihren Raum. Die Telemedizin
erfährt eine besondere Aufmerksamkeit
beim diesjährigen WATN. Dies ist ein
zukunftsweisendes Thema, dem sich
auch die DGAI mit der Gründung der
Kommission Telemedizin und eHealth
gestellt hat.
Die Notfallmedizin hat für die Wahrnehmung unseres Fachgebietes Anästhesie
eine große Bedeutung. Sie erfährt in
der Öffentlichkeit häufig eine größere
Aufmerksamkeit als unsere Arbeit in
den OPs, auf den Intensivstationen oder
in der Schmerztherapie. Auch mit der
Initiative „Ein Leben Retten – 100 Pro
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Reanimation“ des BDA, der DGAI und
der Stiftung Deutsche Anästhesiologie ist
die Anästhesie vielerorts in der „Woche
der Wiederbelebung“ in einer noch nie
dagewesenen Art positiv an die Öffentlichkeit getreten. Das ist wiederum
ein Verdienst der Säule Notfallmedizin
unseres Faches.
Wir wünschen Ihnen einmal mehr
erfolgreiche und schöne Arbeitstage,
von denen Sie wertvolle Informationen,
Gespräche und Ideen für Ihre tägliche
Arbeit sowie bleibende Eindrücke aus
Kiel mitnehmen.
Ulf Linstedt
Flensburg
Carla Nau
Lübeck
Norbert Weiler
Kiel
S54
Best Abstracts Award
WATN
07. - 08.02.2016 · Kiel
Best Abstract Award Winner 2016
Nils Kunze-Szikszay, Göttingen
Einfluss einer frühen präklinischen Tranexamsäuregabe auf die Fibrinolyse
bei polytraumatisierten Patienten – Eine prospektive Observationsstudie
Co-Autoren: Lennart Krack, Pauline Wildenauer, Saskia Wand, Tim Heyne, Karoline Walliser, Christopher Spering,
Michael Quintel, Martin Bauer und Markus Roessler
Curriculum Vitae
Geboren:
2. April 1984 in Sangerhausen
Studium:
2004 – 2010
Medizinstudium an der Georg-August-Universität
Göttingen
Mai 2010
Staatsexamen und Approbation als Arzt
seit Juli 2010
Arzt in Weiterbildung und wissenschaftlicher
Mitarbeiter an der Klinik für Anästhesiologie
der Universitätsmedizin Göttingen
Beruflicher
Werdegang:
November 2012 Promotion an der Georg-August-Universität Göttingen
über Scoringsysteme zur perioperativen Risikostratifizierung akuter Niereschädigungen nach kardiochirurgischen Eingriffen
Forschungsinteressen:
seit 2012
Zusatzbezeichnung Notfallmedizin, Tätigkeit als Notarzt in Stadt und Landkreis
Göttingen inkl. RTH Christoph 44
seit 2015
Weiterbildungsermächtigung Notfallmedizin
Prüfarzt (ICH/GCP-Zertifikat)
PHTLS-, ETC- und EPLS-Provider
Innovative Methoden zur schnellen Identifizierung intensivmedizinisch relevanter Bakterien und Pilze
(z.B. mittels ionenmobilitätsspektrometrischer Gasanalytik)
Physiologie und Pathophysiologie des Blutgerinnungssystems bei Traumapatienten und im Rahmen
von Herz-Kreislauf-Stillständen
Kurzbeschreibung des Projektes
Weltweit versterben viele, vor allem junge Menschen an den Folgen traumaassoziierter Blutungen und damit einhergehenden Koagulopathien. Ein wichtiger Pathomechanismus ist dabei das Auftreten einer Hyperfibrinolyse. Diese lässt
sich bei Aufnahme von Polytraumapatienten in der Klinik sowohl laborchemisch als auch thrombelastometrisch häufig
nachweisen (Raza et al. 2013; Schöchl et al. 2009). In einer prospektiven Observationsstudie haben wir den Einfluss
einer präklinischen Gabe von Tranexamsäure (TxA) auf die Fibrinolyse bei Polytraumapatienten untersucht.
Wir verglichen hierfür ROTEM®-Analysen der Patienten vor und nach präklinischer Gabe von TxA.
Wissenschaftlicher Arbeitskreis
Notfallmedizin
der DGAI
12. Wissenschaftliche Arbeitstage
Notfallmedizin
Kiel, 7. - 8. Februar 2016
© Anästh Intensivmed 2016;57:S51-S71 Aktiv Druck & Verlag GmbH
Best Abstracts Award
07. - 08.02.2016 · Kiel
WATN
Best Abstract Award Winner 2016
cand. med. Tillmann Speer, Gießen
Mechanische Ventilation unter manueller Thoraxkompression mit IPPV, BiLevel und CCSV:
Können die Ventilationsparameter eingehalten werden?
Co-Autoren: Wolfgang Dersch, Björn Kleine, Christian Neuhaus, Clemens Kill
Curriculum Vitae
Geboren:
11. März 1986 in Berlin
Studium:
seit 2011
Studium der Humanmedizin
an der Justus-Liebig-Universität in Gießen
Beruflicher
Werdegang:
2005 – 2008
2008 – 2011
Ausbildung zum Rettungsassistenten
(Lehr-)Rettungsassistent,
DRK Rettungsdienst gGmbH Kreis Aachen
seit 2011
Instruktor für Simulationstraining,
Krankenhaus Düren gGmbH
seit 2014
Doktorand an der Philipps-Universität Marburg,
Zentrum für Notfallmedizin
Promotion:
Kurzbeschreibung des Projektes
Die Leitlinien des ERC empfehlen bei der Reanimation nach Atemwegssicherung die Beatmung mit einer Atemfrequenz von
10 pro Minute. Es ist jedoch unklar, welche Beatmungsform unter gleichzeitiger Thoraxkompression technisch zuverlässig
umgesetzt werden kann.
Im Rahmen dieses Forschungsprojektes wurde die Einhaltung voreingestellter Parameter bei der maschinellen Ventilation
mit IPPV, BiLevel und Chest Compression Synchronized Ventilation (CCSV) während gleichzeitiger Thoraxkompression
untersucht. 90 Rettungsassistenten/innen führten über einen Zeitraum von zwei Minuten manuelle Thoraxkompressionen
an einem Patientensimulator mit realistischem Lungenmodell durch, während die drei verschiedenen Beatmungsmuster in
einer randomisierten Reihenfolge appliziert wurden.
Die Ergebnisse zeigen, dass CCSV den besten Zielerreichungsgrad aufweist und die Ventilationsparameter bei IPPV und
BiLevel in der Mehrzahl der Fälle nicht eingehalten werden. Der Einsatz des neuartigen Beatmungsmusters CCSV erscheint
daher konventionellen Beatmungsformen in einer Reanimationssituation überlegen.
Wissenschaftlicher Arbeitskreis
Notfallmedizin
der DGAI
© Anästh Intensivmed 2016;57:S51-S71 Aktiv Druck & Verlag GmbH
12. Wissenschaftliche Arbeitstage
Notfallmedizin
Kiel, 7. - 8. Februar 2016
S55
S56
Best Abstracts Award
WATN
07. - 08.02.2016 · Kiel
Best Abstract Award Winner 2016
Thomas Luiz, Kaiserslautern
Prähospitale CPAP-Anwendung bei Patienten mit akuter respiratorischer Insuffizienz
infolge kardiogenen Lungenödems oder COPD
Co-Autor: Marc Kumpsch
Curriculum Vitae
Geboren:
16. Februar 1962 in Ulm / Donau
Studium:
1982 – 1988
1988
Universität Heidelberg
Staatsexamen und Approbation als Arzt
Beruflicher
Werdegang:
1988 – 1990
Abteilung Anästhesie & Intensivmedizin
Theresien-Krankenhaus, Mannheim
1990 – 1998
Institut für Anästhesiologie & Operative Intensivmedizin, Universitätsklinikum Mannheim,
Medizinische Fakultät Mannheim der Universität
Heidelberg
seit 1998
Klinik für Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin,
Westpfalz-Klinikum Kaiserslautern
2005 – 2008
Ärztlicher Leiter Rettungsdienst, Rettungsdienstbereich Kaiserslautern
seit 2009
Medizinischer Leiter des Deutschen Zentrums
für Notfallmedizin und IT
Fraunhofer IESE, Kaiserslautern
Kurzbeschreibung des Projektes
Die akute respiratorische Insuffizienz (ARI) ist ein häufiger Einsatzanlass im Rettungsdienst (Stiell et al. 2007). Ziel der
prähospitalen Versorgung ist es, Patienten so rasch wie möglich zu stabilisieren, ohne sie durch die durchgeführten
Maßnahmen zu gefährden. Eine Therapie mit kontinuierlich positivem Atemwegsdruck (CPAP) kann dabei wesentlich
dazu beitragen, die Intubationswahrscheinlichkeit und die damit einhergehenden Risiken zu minimieren (Ducros et al.
2011, Jerrentrup et al. 2009). Dennoch wird dieses Verfahren nur in 38% der deutschen Rettungsdienste genutzt (Sellmann et al. 2014).
Die vorliegende Untersuchung betrachtet anhand des Verlaufs physiologischer Parameter und der Intubationsrate die
Effektivität der CPAP-Therapie im Alltag eines großen Notarztstandortes und vergleicht dazu die wichtigsten Repräsentanten der ARI, kardiales Lungenödem und dekompensierte COPD.
Wissenschaftlicher Arbeitskreis
Notfallmedizin
der DGAI
12. Wissenschaftliche Arbeitstage
Notfallmedizin
Kiel, 7. - 8. Februar 2016
© Anästh Intensivmed 2016;57:S51-S71 Aktiv Druck & Verlag GmbH
Abstracts
07. - 08.02.2016 · Kiel
S57
WATN
12. Wissenschaftliche Arbeitstage
Notfallmedizin der DGAI
Abstracts
7. - 8. Februar 2016, Kiel
WATN 2016-1
Einsatzspektrum, Komplikationsrate
und systemische Auswirkungen in
18 Monaten Telenotarztdienst
S. Bergrath · J. Ch. Brokmann· S. K. Beckers ·
F. Hirsch · M. Czaplik · R. Rossaint
Uniklinik der RWTH Aachen
Fragestellung
Im Forschungsprojekt "TemRas" schien die
Unterstützung von Rettungsassistenten durch
einen Telenotarzt (TNA) sicher und effizient
zu sein [1,2]. Daher wurde in der Stadt
Aachen ein TNA-System im Regelrettungsdienst implementiert. Einsatzspektrum, verfahrensassoziierte Komplikationen sowie
systemische Einflüsse auf den Rettungsdienstbereich sollten nun analysiert werden.
Methodik
Es wurden alle Fälle mit telenotärztlicher Unterstützung vom 01.04.2014 bis 30.09.2015
aus einer Datenbank extrahiert und inhaltlich
analysiert. Manuell wurde auf verfahrensassoziierte Komplikationen ausgewertet. Die
Untersuchung systemischer Einflüsse erfolgte
als anonymisierte Prä-post-Analyse der Leitstellendaten.
Ergebnisse
In 18 Monaten TNA-Dienst (12 Monate Implementierung, 6 Monate Vollbetrieb) erfolgten 2.741 Einsätze mit TNA, davon 2.308
Primär- und 433 Sekundäreinsätze. In 2.031
Primäreinsätzen (88%) wurde die Notfalltherapie alleinig vom TNA delegiert. Bei
118 Fällen (5%) erfolgte durch den TNA ein
Notarztnachalarm. Überbrückend oder zur
Zweitmeinung erfolgten die restlichen Fälle.
M-NACA-Scores von IV - V wurden in 767
Primäreinsätzen (33%) erfasst. Insgesamt erfolgten 3.880 vom TNA delegierte Medikationen. In 412 Primäreinsätzen (15%)
wurde Morphin delegiert. Zwei moderate
Komplikationen (0,05%) bei Delegation von
Metamizol wurden detektiert (Hypotonie, allergische Reaktion), führten jedoch zu keiner
Patientenschädigung. Nach Ausschluss von
Fehleinsätzen sank der Anteil der Einsätze mit
konventioneller Notarztbeteiligung von 33%
(4.129/12.629) im Halbjahr vor TNA-Einführung auf 24% in 6 Monaten TNA-Vollbetrieb
(3.135/13.036), p<0,0001. Dabei wurden die
Fälle notwendiger Nachbarschaftshilfe von
196 (5%) auf 95 (3%) reduziert, p=0,0003.
Interpretation
Im Regelrettungsdienst konnte bei zum konventionellen Notarztdienst vergleichbarem
Einsatzspektrum bestätigt werden, dass die
Telekonsultation inklusive Medikamentendelegation ein Verfahren mit extrem niedriger
Komplikationsrate ist, auch wenn exakte Vergleichsdaten dazu fehlen. Durch Reduktion
der Notarztbeteiligung kann diese Ressource
nun signifikant häufiger mit eigenen Mitteln
gestellt werden, was zu verkürzten Eintreffzeiten für akut lebensbedrohte Patienten führt.
Zukünftige Auswertungen müssen die Qualität der Notfallversorgung zwischen konventionellem und Rettungsdienst inklusive TNASystem vergleichen.
Literatur
1. Rossaint R, Bergrath S, Valentin B, Beckers SK,
Hirsch F, Jeschke S, Czaplik M: Potential und
Wirksamkeit eines telemedizinisches Rettungsassistenzsystems. Anaesthesist 2015;64(6):438-45
2. Bergrath S, Czaplik M, Rossaint R, Hirsch F,
Beckers SK, Valentin B, Wielpütz D, Schneiders
MT, Brokmann JC: Implementation phase of a
multicentre prehospital telemedicine system to
support paramedics: feasibility and possible
limitations. Scand J Trauma Resusc Emerg Med
2013;21:54.
© Anästh Intensivmed 2016;57:S51-S71 Aktiv Druck & Verlag GmbH
WATN 2016-2
Smartphone-basierte qualifizierte
Ersthelfer-Alarmierung „Mobile Retter“
B. Strickmann
Ärztlicher Leiter Rettungsdienst, Gütersloh
Fragestellung
Zur Senkung der inakzeptabel hohen Mortalität nach außerklinischem Kreislaufstillstand
gelten mehrere Ansätze als erfolgversprechend. Dazu gehört die Smartphone-basierte
standortbezogene Alarmierung von qualifizierten, sich zufällig in der Nähe befindlichen
Ersthelfern. Es wird die 2-jährige Pilotphase
im Kreis Gütersloh (NRW) evaluiert.
Methodik
Die stetig wachsende Gruppe der Mobilen
Retter rekrutiert sich aus im Bevölkerungsschutz und im Gesundheitsdienst haupt- und
ehrenamtlich tätigen Personen mit Smartphones. Der mit der Leitstelle direkt verbundene
Webserver alarmiert den zum Einsatzort
nächst befindlichen Mobilen Retter durch
Auslösung in der Leitstelle in Situationen,
denen ein Kreislaufstillstand zugrunde liegen
könnte (Bewusstlosigkeit). Erst durch die per
Smartphone zu bestätigende Einsatzübernahme erhält der Mobile Retter die einsatzrelevanten Daten und wird zum Einsatzort
navigiert. Die Auffindesituation und der medizinische Einsatzverlauf werden anschließend
via App dokumentiert. Das System wird ohne
Zeitverlust und zusätzlich zur Rettungsdienstinkl. Notarztalarmierung aktiviert.
Ergebnisse
Nach zwei Jahren Pilotphase sind mit über
500 Mobilen Rettern ca. 1,3 Promille der
Bevölkerung an dem System beteiligt. Knapp
700 Alarme wurden ausgelöst, wovon sich
22,5% als Reanimation herausstellten. 46%
davon wiederum wurden durch einen Mobilen Retter eingeleitet. Erst mit deutlich wach-
S58
Abstracts
WATN
07. - 08.02.2016 · Kiel
Prozentuale Einsatzübernahme (%)
100
3,0
90
82
79
76 76
74
80
70
75 73 73
63
59
60
50
40
33
55
50 47
46
47
37 38
38
45 45 1,6
1,0
0,9
20
0,7
10
0,5
0,6
0,4
0,7
1,1 1,0
1,1
0,8
0,6 0,6
0,6
0,5
1,5
1,5
1,5
1,4
25
30
2,0
58
55
1,3
1,0
1,0
0,6
1,0
0,5
0,5
0
13 13 13 14 14 14 14 14 14 14 14 14 14 14 14 15 15 15 15 15 15 15 15 15
k t v z n b z r ai n ul g p k t v z n b rz r ai n ul g p
O No De Ja Fe Mr Ap M Ju J Au Se O No De Ja Fe M Ap M Ju J Au Se
Prozentuale Einsatzübernahme
2,5
0,0
Anzahl der
Mobile Retter-Alarmierungen pro Tag
Abbildung 1
Mobile Retter-Alarmierungen pro Tag
Abbildung 2
Einsatzabstand in m
3000
2500
2000
1500
1000
500
0
Ja n
14 14 z 14 r 14 i 14 14 l 14 g 14 14 t 14 v 14 z 14 n 15 b 15 z 15 r 15 i 15 n 15 l 15 g 15 p 15
n Ju
p
b
k
e
Ju Au Se
Ja
F e M r A p M a Ju
F e M r A p M a Ju
Au Se O
No D
Abbildung 3
Einsatzzeit in min:sec
0:07:12
sender Zahl der registrierten Helfer stieg auch
die Quote an Einsatzübernahmen von allen
Alarmierungen auf derzeit über 75%. Zum
Alarmierungszeitpunkt betrug die berechnete
Eintreffzeit im Mittel 5,5 Minuten bei einer
Durchschnittsentfernung von 2 km.
Interpretation
Neben der technischen Machbarkeit dieses
den Rettungsdienst unterstützenden zusätzlichen notfallmedizinischen Versorgungssystems konnte im Pilotzeitraum auch seine
gute gesellschaftliche Akzeptanz gezeigt werden sowie in einigen Fällen die Verkürzung
des therapiefreien Intervalls bei Kreislaufstillstand. Für eine höhere Eintreffquote innerhalb der zerebrosensiblen ersten 3-4 Minuten
ist eine deutlich höhere Dichte des MobileRetter-Netzes erforderlich. Zum Beweis der
tatsächlichen Effizienz hinsichtlich Quantität
und Qualität des Überlebens mithilfe des
Deutschen Reanimationsregisters ist die Verbreitung des Systems zwecks Generierung
größerer Fallzahlen erforderlich.
Literatur
1. Gräsner J, Geldner G, Werner C et al: Optimierung der Reanimationsversorgung in Deutschland. Notfall Rettungsmed DOI: 10.1007/
s10049-014-1879-y
2. Stroop R, Strickmann B, Horstkötter et al: Smartphone-basierte First-Responder-Alarmierung
„Mobile Retter“. Notarzt 2015;31(05):239-245
DOI: 10.1055/s-0035-1552700
3. Gräsner J, Wnent J, Gräsner I et al: Einfluss der
Basisreanimationsmaßnahmen durch Laien auf
das Überleben nach plötzlichem Herztod. Notfall Rettungsmed; DOI: 10.1007/s10049-0121584-7.
0:05:46
0:04:19
WATN 2016-3
0:02:53
Echtzeit-Dokumentation bei innerklinischen Reanimationen: Chronik
der Entwicklung einer Tablet-PCbasierten „App“
0:01:26
0:00:00
Ja n
14 14 z 14 r 14 i 14 14 l 14 g 14 14 t 14 v 14 z 14 15 15 z 15 r 15 i 15 15 l 15 g 15 15
n Ju
p
b
k
Jan Feb Mr Ap Ma Jun Ju Au Sep
F e M r A p M a Ju
Au Se O No De
T. Wurmb1,2 · O. Happel1 · T. M. Albert3 ·
D. Reinhardt3 · A.-K. Kraft3 · A. Steinisch1 ·
T. Grundgeiger3
Abbildung 4
1 Sektion Notfallmedizin, Klinik und Poliklinik
für Anästhesiologie, Universitätsklinikum
Würzburg
Histogramm: Verteilung der Eintreff-Zeiten bis 09/15
30
30%
Häufigkeit
25
20
15
10
5
0
0
0:
0:
20 : 00 :40 :20 : 00 :40 :20 : 00 :40 :20 : 00 :40
01 : 01 : 02 : 03 : 03 : 04 : 05 : 05 : 06 : 07 : 07
0
0
0
0
0:
0
0
0
0
0
0
Intervalle der Eintreff-Zeiten
100,00%
90,00%
80,00%
70,00%
60,00%
50,00%
40,00%
30,00%
20,00%
10,00%
0,00%
2 Arbeitsgruppe „Trauma- und Schockraummanagement“ des Arbeitskreises Notfallmedizin
der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie
und Intensivmedizin
Häufigkeit
Kumuliert %
3 Psychologische Ergonomie, Institut MenschComputer-Medien. Julius-MaximiliansUniversität Würzburg
Einleitung
Die exakte Dokumentation von kardiopulmonalen Reanimationen ist im Hinblick auf
Qualitätsmanagement, medikolegale Aspekte
und Durchführung von Forschungsprojekten
von großer Bedeutung [1]. Trotz dieser Wich-
© Anästh Intensivmed 2016;57:S51-S71 Aktiv Druck & Verlag GmbH
Abstracts
07. - 08.02.2016 · Kiel
tigkeit ist die Qualität der erhobenen Daten oftmals nicht ausreichend gut [2]. Die
schnelle Abfolge der Ereignisse und Maßnahmen und die geübte Praxis, nach Abschluss
der Behandlung aus dem Gedächtnis zu dokumentieren, können als Ursache für diesen
Umstand genannt werden. Mit der Entwicklung einer Tablet-PC-basierten Applikation
(App) sollte ein Werkzeug geschaffen werden,
das eine exakte Dokumentation während der
Behandlung (in Echtzeit) ermöglicht. Im Folgenden sollen die Chronik der Entwicklung
der App und erste Evaluationsergebnisse dargestellt werden.
Methodik
Zunächst wurden drei Prototypen in einem
iterativen und benutzerzentrierten Designprozess entwickelt und evaluiert. Nach Abschluss dieser Evaluation und Verarbeitung
der Evaluationsergebnisse wurde ein interaktiver Prototyp fertiggestellt. Dieser wurde in
Simulationsszenarien (Sim 1) getestet. Nach
Videoanalysen und semistrukturierten Interviews mit den Anwendern wurden weitere
Entwicklungsschritte vollzogen. Die daraus
entstandene App wurde dann in einer Simulatorstudie (Sim 2) auf die Exaktheit der Dokumentationszeiten und deren Einfluss auf
die klinische Performance getestet. Es wurden
26 Reanimationsteams in zwei Gruppen geteilt (App-Gruppe: Dokumentation mit App,
Doku-Gruppe: herkömmliche Dokumentation aus dem Gedächtnis). Als Marker der
klinischen Performance wurden die No-flowFraktion und Leitlinienkonformität der Behandlung verwendet.
Ergebnisse
Sim 1: Die Dokumentation (Zeitpunkte für
Defibrillation und Adrenalingabe) war in 70%
vollständig. Die Anwendbarkeit der App
konnte gezeigt werden. Insgesamt wurde die
App als hilfreich und motivierend bewertet.
Sim 2: Bezüglich Zeitaufwand und Exaktheit
der Dokumentationszeiten zeigten sich signifikante Vorteile in der App-Gruppe. Bezüglich
der klinischen Performance zeigte sich im
Bereich der No-Flow-Fraktion ein Vorteil bei
Verwendung der App.
Bei der Therapie (Defibrillation und Adrenalingabe) zeigte sich kein Unterschied im
Hinblick auf die Leitlinientreue zwischen den
Gruppen.
Interpretation
Durch die Verwendung einer Tablet-PC-gestützten App konnte eine verbesserte Dokumentation zeitkritischer Schritte im Reanimationsprozess erreicht werden. Dies erscheint
im Hinblick auf die Verwendung der Daten
in Registern besonders wichtig und konnte
auch von anderen Autoren gezeigt werden
[3]. Der Einfluss einer Dokumentations-App
auf die klinische Performance wurde nach
S59
WATN
unserem Kenntnisstand bisher in keiner Studie überprüft. In unserer Untersuchung fanden wir eine Reduktion der No-Flow-Fraktion
in der App-Gruppe. Dieses Ergebnis muss in
weiteren Studien überprüft werden.
Literatur
1. Gräsner J-T, Meybohm P, Fischer M, et al: A
national resuscitation registry of out-of-hospital
cardiac arrest in Germany – A pilot study. Resuscitation 2009:199-203
2. Park HS, Jung SK, Kim HC: Accuracy of the
cardiopulmonary resuscitation registry in an
emergency department. Emerg Med J 2012:
287-289
3. Peace JM, Yuen TC, Borak MH, Edelson DP:
Tablet-based cardiac arrest documentation:
A pilot study. Resuscitation 2014:266-269.
WATN 2016-4
Ergebnisse der Telefonreanimation in
einem ländlich geprägten Leitstellenbereich
H. Marung1 · A. Hackstein2 · S. Gierets3 ·
J.-T. Gräsner1 · U. Linstedt4
1 Institut für Rettungs- und Notfallmedizin,
UKSH, Kiel
2 Integrierte Leitstelle Nord, Harrislee
3 Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und
Sportmedizin, Ev.-Luth. Diakonissenanstalt
zu Flensburg
4 Klinik für Anästhesiologie, op. Intensivmedizin
und Schmerztherapie, Ev.-Luth. Diakonissenanstalt zu Flensburg
Fragestellung
Die ERC-Leitlinien 2010 und 2015 betonen die Bedeutung der Telefonreanimation
(T-CPR) für das Überleben nach außerklinischem Kreislaufstillstand [1,2]. Bisher liegen
Erfahrungen primär aus großstädtischen Ballungsräumen außerhalb Deutschlands vor
[3]. Primärer Endpunkt war der Vergleich der
Überlebensraten mit guter neurologischer
Funktion (Cerebral Performance Category
CPC 1 und 2) mit bzw. ohne Anwendung der
T-CPR.
Methodik
Retrospektive Analyse der Leitstellendokumentation der Integrierten Leitstelle Nord,
Harrislee und von Notarzteinsatzprotokollen
aus den Rettungsdienstbereichen Stadt Flensburg, Landkreis Nordfriesland und Landkreis
Schleswig-Flensburg aus den Jahren 2010
(ohne Anleitung zur T-CPR) und 2011, in dem
die T-CPR verbindlich eingeführt wurde.
Ergebnisse
Die Datensätze von n=788 Patienten wurden ausgewertet; davon n=315 ohne T-CPR
(2010), n=336 ohne T-CPR (2011) und n=137
mit T-CPR (2011). Demographische Daten
der Patientengruppen und die Hilfsfristen des
© Anästh Intensivmed 2016;57:S51-S71 Aktiv Druck & Verlag GmbH
Rettungsdienstes unterschieden sich nicht
signifikant. Die Überlebensrate mit gutem
neurologischem Outcome war bei Patienten
nach T-CPR (9,5%; n=13) signifikant höher
als bei Einsätzen ohne Anleitung durch einen
Disponenten (4,5%; n=15; p<0,05). Alle Patienten nach T-CPR zeigten eine gute bis sehr
gute neurologische Funktion, während sich
ein Viertel der überlebenden Patienten ohne
T-CPR (n=5/20) neurologisch schlecht erholte
(n=4 CPC 4; n=1 CPC 3). Die Gesamtüberlebensrate stieg im Jahresvergleich von 4,4%
(2010) auf 7,6% (2011) an (p<0,01).
Interpretation
Unsere Untersuchung zeigt, dass die Anwendung der T-CPR auch in einem dünn besiedelten Leitstellenbereich zu einer Verbesserung des neurologischen Outcomes nach
OHCA führen kann. Ob Anrufer in Fällen mit
einer überdurchschnittlich langen Hilfsfrist,
z.B. bei Überschreitung eines Zeitfensters
von acht oder zehn Minuten, auch eine Anleitung zur Beatmung erhalten sollten, wird
Gegenstand weiterer Untersuchungen sein.
Literatur
1. Nolan JP, Soar J, Zideman DA: Sektion 1 der
Leitlinien zur Reanimation 2010 des European
Resuscitation Council (ERC). Notfall Rettungsmed 2010;13:515-522
2. Monsieurs KG, Nolan JP, Bossaert LL et al:
Kapitel 1 der Leitlinien zur Reanimation 2015
des ERC. Notfall Rettungsmed doi 10.1007/
s10049-015-0097-6
3. Lerner ED, Rea TD, Bentley TB, et al: Emergency
Medical Service Dispatch Cardiopulmonary
Resuscitation Prearrival Instructions to Improve
Survival From Out-of-Hospital Cardiac Arrest.
Circulation 2012;125:648-655.
WATN 2016-5
OSCAR – Osnabrück Study on
Cardiac Arrest
F. Lakomek1 · P. Brinkrolf1 · R.-P. Lukas1 ·
A. Mennewisch2 · N. Steinsiek3 · P. Gutendorf4 ·
H. Sudowe5 · M. Heller6 · A. Bohn1,7
1 Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie, Universitätsklinikum Münster
2 Ärztlicher Leiter Rettungsdienst Landkreis
Osnabrück
3 Ärztliche Leiterin Rettungsdienst Stadt Osnabrück
4 Fortbildungsbeauftragter Rettungsdienst Landkreis Osnabrück
5 Gesundheitswissenschaftler, Notfallsanitäter,
Malteser Hilfsdienst, Osnabrück
6 Produktmanager, GS Elektromedizinische
Geräte G. Stemple GmbH
7 Ärztlicher Leiter Rettungsdienst Stadt Münster
Fragestellung
Die Thoraxkompressionsqualität stellt einen
entscheidenden Einflussfaktor auf das Überleben einer Reanimation dar [1]. Verschiedene
S60
Abstracts
WATN
sowohl prähospitale als auch innerklinische
Studien zeigen ernüchternde Ergebnisse in
der Thoraxkompressionsqualität [1]. Um die
von den Leitlinien [2] geforderten Qualitätsparameter wie Thoraxkompressionstiefe,
-frequenz und Pausen in der Kompression zu
erreichen, wurden von der Industrie EchtzeitFeedbacksysteme entwickelt, die zum einen
die Qualitätsparameter messen und gleichzeitig ein audiovisuelles Echtzeit-Feedback
geben [1]. Die hier vorgestellte Studie „OSCAR“ soll folgende Fragen beantworten:
Verändert ein Echtzeit-Feedbacksystem die
Qualität der Reanimation hinsichtlich der
Kompressionstiefe, -frequenz und Unterbrechung der Kompression? Können Unterschiede
im Kurzzeitüberleben (ROSC at hospital admission) bei mit bzw. ohne Feedbacksystem
reanimierten Patienten beobachtet werden?
Methode
Diese prospektive Untersuchung wird in der
Stadt und dem Landkreis Osnabrück (Einwohnerzahl: ca. 500.000) durchgeführt. Eine
Fallzahlschätzung ergab ein anzustrebendes
Kollektiv von 279 Patienten (Alter 18 Jahre).
Es konnte in der Poweranalyse gezeigt werden, dass mit dieser Fallzahlgröße eine statistische Power >80% bei einem multiplen
Signifikanzniveau von 5% erreicht werden
kann. In Phase 1 wird die Ausgangsqualität
der Reanimation ohne Verwendung eines
Echtzeit-Feedbacksystems über die Ableitung
von EKG-Artefakten untersucht (Frequenz und
Unterbrechungsphasen). In Phase 2 wird die
Feedback-Elektrode verwendet, jedoch erhält
das Team kein Echtzeit-Feedback. In dieser
Phase wird zusätzlich auch die Thoraxkompressionstiefe erfasst. In Phase 3 bekommt
das Reanimationsteam ein Echtzeitfeedback.
Die drei Phasen werden untereinander hinsichtlich der vom Defibrillator gemessenen
Qualitätsparameter über multiple Testverfahren dahingehend verglichen, ob einerseits
eine statistisch signifikante Veränderung der
genannten Qualitätsparameter vorliegt und
andererseits wie ausgeprägt die prozentualen
Abweichungen der Kompressionstiefe und
-frequenz von den in den ERC-Leitlinien geforderten sind. Deskriptiv, unter Verwendung
des Reanimationsregisters, wird untersucht,
ob sich das Kurzzeitüberleben der Patienten
verändert. Bei Erstellung dieses Textes steht
ein Ethikvotum noch aus. Die Datenerhebung
findet voraussichtlich im Zeitraum von Januar
bis Dezember 2016 statt.
Studienziele
Kramer-Johansen J. et al. konnten in einer
prospektiven Studie zeigen, dass ein EchtzeitFeedbacksystem zu einer signifikanten Verbesserung der Thoraxkompressionsqualität
führt [3]. In dieser Studie soll nun erstmalig
prospektiv getestet werden, ob allein die
07. - 08.02.2016 · Kiel
Verwendung einer Feedback-Elektrode die
Reanimationsqualität verändert, was durch
den Hawthorne-Effekt begründet sein könnte
(Qualitätsveränderung von Phase 1 zu Phase 2). Zusätzlich soll diese Studie zeigen, ob
durch die Einführung eines Echtzeit-Feedbacksystems die Vorgaben der Leitlinien zur
Reanimationsqualität zuverlässiger erreicht
werden und möglicherweise ein besseres
Kurzzeitüberleben der Patienten resultiert.
Literatur
1. Lukas RP, Van Aken H, Engel P, Bohn A:
Echtzeit-Feedback-Systeme zur Verbesserung
der Reanimationsqualität. Anaesthesist 2011;
60:653-660
2. Perkins GD, Handley AJ, Koster RW et al:
Basismaßnahmen zur Wiederbelebung Erwachsener und Verwendung automatisierter externer
Defibrillatoren. Kapitel 2 der Leitlinien zur
Reanimation 2015 des European Resuscitation
Council. Notfall Rettungsmed 2015, doi:
10.1007/s10049-015-0082-0
3. Kramer-Johansen J, Myklebust H, Wik L, Fellows
B, Svensson L, Sorebo H, et al: Quality of outof-hospital cardiopulmonary resuscitation with
real time automated feedback: a prospective
interventional study. Resuscitation 2006;71 (3):
283-292.
WATN 2016-6
CPR-Guidelines in der Praxis:
Kann strukturiertes Team-Feedback
die Prozessqualität verbessern?
D. Rupp2 · H. Hartmann2 · E. Wranze3 ·
M. Müller2 · B. Plöger1 · C. Kill1
1 Zentrum für Notfallmedizin,
Phillips-Universität Marburg
2 DRK Rettungsdienst Mittelhessen, Marburg
3 Fachbereich Gefahrenabwehr, Landkreis
Marburg-Biedenkopf, Marburg
Fragestellung
Die Leitlinien zur Reanimation empfehlen
Algorithmen für Basic und Advanced Life
Support, die genaue Zeitpunkte für einzelne
Prozeduren definieren [1]. In der Praxis der
rettungsdienstlichen Reanimation kann die
Umsetzung dieser Vorgaben erheblich erschwert sein, und insbesondere Verzögerungen von Maßnahmen werden vom Team
selbst nur unzureichend wahrgenommen
[2,3]. Wir untersuchten die Auswirkungen der
Einführung eines strukturierten Team Feedbacks nach Reanimation im Rettungsdienst
auf die Einhaltung der Leitlinienvorgaben zur
zeitlichen Abfolge der Defibrillation.
Methode
In einem Rettungsdienstbereich mit etwa
250.000 Einwohnern wurde ein strukturiertes
Team-Feedback nach Reanimation implementiert. Für dieses Feedback erfolgte ein externes
Review jedes elektronischen Einsatzproto-
kolls sowie des internen Gerätespeichers
des Notfalldefibrillators Corpuls C3 mittels
Erhebung von Kenngrößen zu Maßnahmen
und zeitlicher Abfolge. Ein detaillierter Rückmeldebogen mit den individuellen Ergebnissen im Vergleich mit den Leitlinienvorgaben
wurde jedem Teammitglied binnen 48 h
nach dem Reanimationsereignis per eMail
zugesandt. Nach Zustimmung von Datenschutzbeauftragtem und lokaler Ethikkommission wurden die Daten seit Einführung am
01.02.2014 bis zum 31.10.2015 anonymisiert
bezüglich der Zeitabfolge bei der ausschließlich manuellen Defibrillation durch RTW und
NEF-Besatzungen in Bezug auf die Einhaltung
der Zielvorgabe der Leitlinien ausgewertet.
Es erfolgte der Vergleich für die ersten und
letzten sechs Monate des Untersuchungszeitraumes anhand U-Test, Ergebnisse als Median
(25/75% Perzentilen) sowie als Anteil erfolgter Defibrillationen innerhalb max. 150 s.
Ergebnisse
Anzahl an Ereignissen in den Vergleichszeiträumen: 01.02.2014 - 31.07.2014 n1=100;
01.05.2015 - 31.10.2015 n2=106. Ergebnisse
erster vs. letzter Zeitraum: Zeit bis 1. Defibrillation (n1=25, n2=21): 130 s (57/195 s) vs.
71 s (36/168), p=0,19; Zeit 1. bis 2. Defibrillation (n1=16, n2=12): 159 s (128/266s) vs.
139 s (94/152 s), p=0,22; Zeit 2. bis 3. Defibrillation (n1=10, n2=10): 176 s (131/297 s)
vs. 144 s (131/179 s), p=0,24.
Anteil Defibrillationen innerhalb 150 s, erster
vs. letzter Zeitraum: 1. Defibrillation 60% vs.
67%, 2. Defibrillation 44% vs. 75%, 3. Defibrillation 40% vs. 60%.
Interpretation
Strukturiertes Team-Feedback kann die Einhaltung von Leitlinienvorgaben in der Praxis objektivieren. Insgesamt erfolgte die Zeit bis zur
ersten Defibrillation zumeist leitlinienkonform, überstieg jedoch bei den nachfolgenden Defibrillationen die Vorgaben deutlich.
Dabei zeigte sich zwischen den Vergleichszeiträumen ein Trend zur Verbesserung.
Literatur
1. Nolan JP, Soar J, Zideman DA, Biarent D,
Bossaert LL, Deakin C, Koster RW, Wyllie J,
Bottiger B: European Resuscitation Council
Guidelines for Resuscitation 2010. Resuscitation 2010;81:1219-76
2. Clegg G, Sinclair N, Crookston C, Clarke S,
Short S, Lyon R: A program of Education, Audit
and Leadership can improve outcomes after
Out-of-Hospital Cardiac Arrest – the TOPCAT2
project. Resuscitation 2012;83:e1
3. Bohn A, Weber TP, Wecker S, Harding U,
Osada N, Van Aken H, Lukas RP: The addition
of voice prompts to audiovisual feedback and
debriefing does not modify CPR quality or
outcomes in out of hospital cardiac arrest – A
prospective, randomized trial. Resuscitation
2011;82:257-262.
© Anästh Intensivmed 2016;57:S51-S71 Aktiv Druck & Verlag GmbH
Abstracts
07. - 08.02.2016 · Kiel
WATN 2016-7
Bystander eines Herz-KreislaufStillstandes: Wie erleben Laien das
Geschehen?
C. Hägele · A. Bohn · R. Lukas · H. Ohlenburg ·
H. Van Aken · P. Brinkrolf
Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie,
Universitätsklinikum Münster
Einleitung
Der frühzeitige Beginn von Reanimationsmaßnahmen (CPR) durch Laien gilt als prognostisch günstiger Faktor für das Überleben
eines Herz-Kreislauf-Stillstandes (CA). Im
Vergleich zu vielen anderen Ländern liegt der
Anteil der Fälle, in denen Laien vor Eintreffen
des Rettungsdienstes mit der CPR beginnen,
in Deutschland mit etwa 22% sehr niedrig.
Es liegen jedoch kaum Informationen über
die anwesenden Laien (Bystander) bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Stillstand vor, wie
diese vorgehen und was sie beeinflusst.
Material & Methode
Die ANsWER-Studie („Ansichten von Notfallzeugen einer Wiederbelebung im Rettungsdienst“) ist eine prospektive Befragungsstudie
im Rettungsdienstgebiet der Stadt Münster.
Wir führen strukturierte Telefoninterviews
mit denjenigen Laien, die bei einem HerzKreislauf-Stillstand als erstes beim Patienten
waren. Der eingesetzte Fragebogen umfasst
116 Items aus den Bereichen „Wahrnehmung
der Situation“, „Handlungsablauf“, „Beeinflussende Faktoren“. Eingeschlossen werden
alle Fälle, in denen bei Eintreffen des Rettungsdienstes ein reanimationspflichtiger Patient angetroffen wurde. Als Ausschlusskriterien gelten minderjährige Patienten, Einsätze
in Einrichtungen der klinischen Versorgung
sowie solche, in denen der CA erst nach Eintreffen des Rettungsdienstes eintrat. Die Interviews führten wir mit dem zuerst anwesenden
Bystander, unabhängig davon ob durch diesen mit der CPR begonnen wurde oder nicht.
Ergebnisse
Es handelt sich um erste Ergebnisse einer Zwischenauswertung unserer Befragungsstudie.
Seit Beginn der Datenerfassung (12/2014) erfüllten von 170 Reanimationen im Rettungsdienst Münster 147 die Einschlusskriterien
der Studie. Von diesen konnten 62 Bystander
interviewt werden (34 Frauen, 28 Männer).
Im Gegensatz zu vorherigen Bedenken haben nur relativ wenige Betroffene (11%) das
Interview verweigert. Das mittlere Alter lag
bei 50,8 Jahren (15-85 Jahre). Am häufigsten sind Ehepartner als Bystander vor Ort
(37%), gefolgt von Personen ohne direkte
Beziehung zum Patienten (32%), Kinder des
Betroffenen (16%), Arbeitskollegen (8%) und
S61
WATN
Freunde (5%). Die Atmung wurde von 52%
der Bystander kontrolliert, der Puls in 48%
der Fälle überprüft. In 26 der 61 eingeschlossenen Fällen gaben Bystander an, der Patient
habe noch geatmet. Dabei wird zu 88% (23
Fälle) ein Atemmuster beschrieben, das eine
Schnappatmung vermuten lässt. 11% der Befragten (7 Fälle) haben den Patienten in die
stabile Seitenlage gebracht. Von den interviewten Bystandern haben 41 vor Eintreffen
des Rettungsdienstes eine CPR durchgeführt
(66%), davon wurden 21 Personen als Telefon-CPR angeleitet.
Interpretation
Es fällt auf, das Bystander häufig angegeben
haben, der Betroffene habe noch geatmet und
dabei in den meisten Fällen eine Schnappatmung schildern. Inwiefern diese Wahrnehmung Einfluss auf die Handlung der Bystander hat, wird bei größerem Datenbestand
noch ausgewertet.
WATN 2016-8
Mechanische Ventilation unter
manueller Thoraxkompression
mit IPPV, BiLevel und CCSV:
Können die Ventilationsparameter
eingehalten werden?
T. Speer1 · W. Dersch1 · B. Kleine1 · C. Neuhaus2 ·
C. Kill1
1 Zentrum für Notfallmedizin,
Philipps-Universität Marburg
2 Weinmann Emergency Medical Technology
GmbH + Co. KG, Hamburg
Fragestellung
Die Leitlinien des European Resuscitation
Council [1] empfehlen die maschinelle
Ventilation (Vt=6-7 ml/kg, f=10/min) nach
endotrachealer Intubation während der Reanimation. Ein dafür besonders geeignetes
Beatmungsmuster oder eine bestimmte Ventilationsstrategie ist jedoch nicht bekannt.
Wir untersuchten den Einfluss der manuellen Thoraxkompression auf die Umsetzbarkeit der Ventilationsparameter (Vt und Pinsp)
bei den drei Beatmungsmustern Intermitted
Positive Pressure Ventilation (IPPV), BiLevel
Ventilation (BiLevel) und Chest Compression
Synchronized Ventilation (CCSV) [2] im Simulationsmodell.
Methodik
Nach Genehmigung durch die lokale Ethikkommission (Studie 36/14) führten 90 Rettungsassistenten/innen über einen Zeitraum
von zwei Minuten ununterbrochene manuelle Thoraxkompressionen an einem Reanimationsphantom mit einem speziellen Lungenmodell durch. Die drei verschiedenen
© Anästh Intensivmed 2016;57:S51-S71 Aktiv Druck & Verlag GmbH
Beatmungsmuster wurden für jeweils 30 sek
in einer randomisierten Reihenfolge appliziert. CCSV ist ein neuartiger, druckkontrollierter Beatmungsmodus, bei dem die
Insufflation mit der Kompressionsphase synchronisiert wird [3]. Die voreingestellten
Parameter (IPPV: Vt = 450 ml, PEEP = 0 mbar,
f = 10/min; BiLevel: Pinsp = 19 mbar, PEEP =
5 mbar, f = 10/min; CCSV: Pinsp = 60 mbar, PEEP
= 0 mbar, Tinsp = 205 ms, f = Thoraxkompressionsrate) wurden mit den tatsächlich gemessenen verglichen (Toleranzbereich ±10%)
und eine Treffer- (_2) sowie eine Fehlerquote
(_1 = Toleranzbereich unterschritten, _3 = Toleranzbereich überschritten) ermittelt. Die statistische Berechnung erfolgte mit Chi-QuadratVierfeldertest, Friedman-Test und WilcoxonRang-Test. Ergebnisse (gemessene Werte bzw.
relative Häufigkeit) angegeben als Median
(25/75% Perzentile).
Ergebnisse
IPPV Vt = 399 ml (386/411 ml), BiLevel Pinsp =
22,0 mbar (19,7/25,6 mbar), CCSV Pinsp = 55,2
mbar (52,6/56,7 mbar). IPPV_2 = 0,40 (0/1,0)
vs. BiLevel_2 = 0,20 (0/1,0), p = 0,37 und vs.
CCSV_2 = 0,71 (0,50/0,82), p<0,02. BiLevel_2
vs. CCSV_2, p<0,001. IPPV_3 = 0(0/0) vs. BiLevel_3 = 0,80 (0/1,0), p<0,001 und BiLevel_3
vs. CCSV_3 = 0(0/0), p<0,001. IPPV_1 = 0,60
(0/1,0) vs. BiLevel_1 = 0 (0/0), p<0,001 und vs.
CCSV_1 = 0,29 (0,17/0,49), p<0,02. BiLevel_1
vs. CCSV_1, p<0,001.
Interpretation
CCSV zeigt die höchste Trefferquote, verglichen mit IPPV und BiLevel bei der kardiopulmonalen Reanimation im Simulationsmodell.
Bei IPPV wird das eingestellte Tidalvolumen
unter- und bei BiLevel der inspiratorische
Spitzendruck regelhaft überschritten. Unter
CCSV traten keine Überschreitungen des inspiratorischen Spitzendrucks auf.
Literatur
1. Deakin CD, Nolan JP, Soar J, Sunde K, Koster RW,
Smith GB, Perkins GD: European Resuscitation
Council Guidelines for Resuscitation 2010
Section 4. Adult advanced life support. Resuscitation 2010 Oct;81(10):1305-52
2. Kill C, Hahn O, Dietz F, Neuhaus C, Schwarz S,
Mahling R, Wallot P, Jerrentrup A, Steinfeldt T,
Wulf H, Dersch W: Mechanical Ventilation
During Cardiopulmonary Resuscitation With
Intermittent Positive-Pressure Ventilation, Bilevel Ventilation, or Chest Compression Synchronized Ventilation in a Pig Model. Crit Care
Med.2014 Feb;42(2):e89-95
3. Kill C, Galbas M, Neuhaus C, Hahn O, Wallot P,
Kesper K, Wulf H, Dersch W: Chest Compression Synchronized Ventilation versus Intermitted
Positive Pressure Ventilation during cardiopulmonary resuscitation in a pig model. PLoS
ONE 2015 26;10 (5) e0127759.
S62
Abstracts
WATN
07. - 08.02.2016 · Kiel
WATN 2016-10
in LAB und gesamten Rettungsdienstbereich
sowie im monatsweisen Verlauf.
WATN 2016-9
Die Häufigkeit von Notfallrettungseinsätzen und die Verfügbarkeit
niedrigschwelliger medizinischer
Versorgung in einer Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber
Erstsichtung und Versorgung von
in Seenot geratenen Flüchtlingen
im Mittelmeer
Ergebnisse
Im Zeitraum 11/13 bis 06/15 betrug die NRI
in der LAB im Mittel 36,4/1000/ Monat, die
Belegung 727 Bewohner. Im Zeitraum 07/15
bis 10/15 betrug die NRI im Mittel 15,2/1000/
Monat, die Belegung 2396 Bewohner. Die
NRI für Braunschweig betrug im Zeitraum
11/13 bis 06/15 9,0/1000/Monat, im Zeitraum 07/15 bis 10/15 9,3/1000/Monat. Der
monatliche Verlauf ist Abbildung 1 zu entnehmen.
U. Harding1 · A. Günther2 · C. Möricke-Abifade3
1 Klinikum Wolfsburg, Berufsfeuerwehr,
Stadt Braunschweig
2 Klinik für Anästhesiologie, Städtisches Klinikum
Braunschweig, Berufsfeuerwehr, Stadt Braunschweig
3 Landesaufnahmebehörde Niedersachsen,
Standort Braunschweig
M. Kulla1 · M. Helm1 · M. Stierholz2 ·
B. Hossfeld1 · L. Lampl1 · F. Josse1
1 Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin,
Bundeswehrkrankhaus Ulm
2 Schiffsarzt, Fregatte Schleswig-Holstein, Marine
Hintergrund
Die Rettung von in Seenot geratenen Menschen im Mittelmeer stellt hohe Anforderungen an alle Beteiligten. Aus medizinischer
Sicht gehören die sichere Identifikation Erkrankter/Verletzter sowie deren Erstversorgung zu den Hauptschwerpunkten. Untersucht wurde, welche Anforderungen an die
medizinische Erstversorgung gestellt wurden
und ob physiologische Parameter wie Pulsfrequenz (PF), periphere Sauerstoffsättigung
(SpO2) und Körperkerntemperatur (KKT) geeignet sind, die ärztliche Erstsichtung zu unterstützen?
Interpretation
Bei permanenter Verfügbarkeit von NMV
sinkt die NRI nachhaltig in Größenordnung
leicht über den Durchschnitt des gesamten
Rettungsdienstbereiches. Auch in der Phase
massiver Überlegung ab 06/15 blieb die NRI
leicht über dem Durchschnitt des gesamten
Rettungsdienstbereiches. Offen bleibt, ob die
konstante Inzidenz ein mögliches Indiz für
eine Einschränkung des Zuganges zu Notfallrettung in der Phase massiver Überbelegung
ist oder Ausdruck eines etablierten Zuganges
zu NMV.
Fragestellung
Eine niedrigschwellige medizinische Versorgung in Flüchtlingsunterkünften (NMV)
kann die Zahl von Notarzteinsätzen oder von
Alarmierungen des ärztlichen Bereitschaftsdienstes reduzieren [1]. Dieses könnte ohne
die Verursachung von Mehrkosten möglich
sein [2]. Die Einführung einer kontinuierlichen Erreichbarkeit einer NMV am Standort
Braunschweig der niedersächsischen Landesaufnahmebehörde (LAB) korrelierte in der
ersten Jahreshälfte 2015 mit einer Senkung
der Notfallrettungsinzidenz (NRI) auf Werte leicht über den Durchschnittswerten des
gesamten Rettungsdienstbereiches [3]. In
Folge des Anstiegs der Flüchtlingszahlen im
Sommer 2015 wurde die LAB überbelegt. Vor
diesem Hintergrund wird die Entwicklung der
NRI in der LAB betrachtet.
Methodik
Im Rahmen einer Sekundärdatenanalyse [1]
wurden die Erstsichtung und Versorgung von
2656 Geretteten analysiert (Erhebungszeitraum Mai – September 2015, Rettung durch
die Fregatte Schleswig-Holstein der deutschen Marine). Ein positives Votum der Ethikkommission der Universität Ulm (Nr. 284/15)
liegt vor. Die Untersuchung wurde unter
DRKS00009535 registriert. STROBE Empfehlungen wurden eingehalten [2]. Neben der
Auswertung des Gesamtkollektives erfolgten
verschiedene Subgruppenanalysen (z.B. Gesundheitszustand, Altersstruktur, Flüchtlingsboot, etc.). Die deskriptive Datenauswertung
Literatur
1. Schwienhorst EM, Stich A: Flug u Reisemed
2015;22:116-121
2. Bozorgmehr K, Razum O: PLoS ONE 2015;
10(7): e0131483. doi:10.1371/journal.pone.
0131483
3. Günther A, Piest B, Herrmann I et al: Notarzt
(angenommen 17.10.2015).
Methodik
Retrospektive Auswertung von Fallzahlen
über einen Zweijahreszeitraum von November 2013 bis Oktober 2015. Vergleich der NRI
Abbildung 1
Inzidenz Notfallrettungseinsätze (NRI) pro 1.000 Bewohner/Monat
im gesamten Rettungsdienstbereich und in der LAB, Belegungszahl der LAB
90
3500
80
3000
70
2500
60
50
2000
Belegung
LAB
40
1500
Inzidenz
LAB
1000
Inzidenz
RD gesamt
30
20
500
10
0
0
Nov Dez
13
13
Jan
14
Feb
14
Mrz
14
Apr
14
Mai
14
Jun
14
Jul
14
Aug
14
Sep
14
Okt Nov Dez
14
14
14
Jan
15
Feb
15
Mrz
15
Apr
15
Mai
15
Jun
15
Jul
15
Aug
15
Sep
15
Okt
15
© Anästh Intensivmed 2016;57:S51-S71 Aktiv Druck & Verlag GmbH
Abstracts
07. - 08.02.2016 · Kiel
WATN
Tabelle 1
Auszug demographischer Daten, Klassifikation der Beschwerden sowie durchgeführte
Initialbehandlung in der Subgruppe der Erkrankten/Verletzen.
wurde um konservative, teststatistische Verfahren (Mann-Whitney-U/Kruskal-Wallis Test)
erweitert. Ein Zusammenhang der verschiedenen Variablen wurde mittels Spearman Korrelation untersucht.
Erkrankte/Verletzte
Ergebnisse
Anzahl Erkrankte/
Verletzte
448
Anteil Männer
83,5% (374/448)
Im Untersuchungszeitraum wurden 2.656
Menschen von 10 Flüchtlingsbooten gerettet (Median 188,5/Flüchtlingsboot). Sowohl
die Altersstruktur der zumeist erwachsenen
(88,5%) Männer (77,3%) als auch das Erkrankungs-/Verletzungsmuster schwankten signifikant zwischen den einzelnen Flüchtlingsbooten. Im Rahmen der ärztlichen Erstsichtung wurden 16,9% der Geretteten als
behandlungsbedürftig eingeschätzt. Ihre Beschwerden sowie die durchgeführten Maßnahmen sind in Tabelle 1 zusammengefasst.
Die mittlere PF aller Geretteten lag bei 108/
min, die KKT bei 36,8°C und die SpO2 bei
97%. Wie in Abbildung 1 dargestellt, unterscheidet sich die PF zwischen Gesunden und
Kranken (linke Gruppe) signifikant. Analoge
Ergebnisse erhält man bei der Unterteilung,
ob der Patient im Notlazarett behandelt werden musste (mittlere Gruppe). In der rechten
Boxplotgruppierung ist die ebenfalls signifikant unterschiedliche PF auf den einzelnen
Flüchtlingsbooten aufgetragen.
Die Untersuchung der KKT liefert – im Gegensatz zur Analyse der SpO2 – vergleichbare
Ergebnisse.
Altersgruppe
• Säugling
0,2% (1/448)
• Kind
8,5% (38/448)
• Erwachsener
90,0% (403/448)
• Senior
1,3% (6/448)
Klassifikation der Beschwerden
• dermatologisches
Problem
55,4% (248/448)
• kardiovaskuläre
Problematik
22,1% (99/448)
• pulmonale
Problematik
4,5% (20/448)
• abdomninelle
1,1% (5/448)
Problematik/GI Infekt
• orthopädisches
Problem
4,5% (20/448)
• traumatologisches
Problem
7,6% (34/448)
• HNO/MKG Problem 1,8% (8/448)
• augenheilkundliches 1,8% (8/448)
Problem
• gynäkologisches
Problem
1,1% (5/448)
Interpretation
Initialbehandlung
• Infusionstherapie
7,8% (35/448)
• Analgesie
8,7% (39/448)
• Antibiose
2,2% (10/448)
• Verbände/
Wundreinigung
4,2% (19/448)
• sonstige ärztliche
Maßnahme
3,1% (14/448)
Trotz z.T. signifikanter Unterschiede der Mittelwerte der erhobenen Messwerte lässt sich
aus ihnen keine praktikable Identifikation
Erkrankter/ Verletzter ableiten. Als ursächlich
wird
• der klinisch kaum relevante Unterschied
zwischen Gesunden und Kranken,
• die großen Überlappungsbereiche mit fehlenden Cut-Off-Werten,
p=0,004
p<0,001
• die deutlich größere Schwankung der Mittelwerte je nach Herkunft (Flüchtlingsboot)
des Geretteten angesehen.
Von den zumeist männlichen, erwachsenen
Flüchtlingen wurde etwa jeder sechste einer
medizinischen Versorgung zugeführt. Davon wiederum wurde jeder fünfte in einem
Notlazarett behandelt. Aggravierte, vorbestehende Erkrankungen, Folgen von Hygienemängeln und z.T. Gewalttaten sind die
Hauptursache der gefundenen Erkrankungen.
Literatur
1. Arbeitsgruppe Erhebung und Nutzung von Sekundärdaten (AGENS), Deutschen Gesellschaft für
Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi).
Gute Praxis Sekundärdatenanalyse (GPS Leitlinien und Empfehlungen) 3. Fassung 2012
2. von Elm E, Altman DG, Egger M, Pocock
SJ, Gøtzsche PC, Vandenbroucke JP: The
Strengthening the Reporting of Observational
Studies in Epidemiology (STROBE) statement:
guidelines for reporting observational studies.
Lancet 2007;370:1453-1457.
WATN 2016-11
Real verfügbare Klinikkapazitäten
für zeitkritische Erkrankungen in
Rheinland-Pfalz – Erkenntnisse aus
dem Zentralen Landesweiten Behandlungskapazitätsnachweis
Th. Luiz · R. H. van Lengen
Fraunhofer IESE, Deutsches Zentrum für Notfallmedizin & IT
Fragestellung
Notfallpatienten mit zeitkritischen Erkrankungen sollen direkt in zur definitiven Behandlung geeignete Kliniken transportiert werden
[1]. Die Arbeit analysiert für Tracerdiagnosen
die reale Verfügbarkeit der Aufnahmekapazitäten von Kliniken in Rheinland-Pfalz.
Methodik
Die Daten des Zentralen Landesweiten Behandlungskapazitätsnachweises (ZLB) Rheinland-Pfalz wurden für 2014 hinsichtlich der
Verfügbarkeiten zu folgenden Diagnosen
analysiert: Stroke, ST-Hebungsinfarkt (STEMI),
Kreislaufstillstand (CPR).
Abbildung 1
p<0,001
190
170
Pulsfrequenz [/min]
S63
150
Ergebnisse
130
Unter den 99 rheinland-pfälzischen Akutkliniken war die Verfügbarkeit wie folgt: siehe
Tabelle 1.
110
90
Interpretation
70
50
nein
ja
Patient
nein
ja
Notlazarett
1
2
3
4
5
6
7
Flüchtlingsboot
8
9
10
Darstellung der Pulsfrequenz als gruppierte Boxplots nach Gesundheitszustand (Patient), benötigter
Ressourcen (Behandlung im Notlazarett) und Herkunft des Geretteten (Flüchtlingsboot).
© Anästh Intensivmed 2016;57:S51-S71 Aktiv Druck & Verlag GmbH
Für die genannten Tracerdiagnosen waren die
Möglichkeiten zur Erstversorgung nahezu
uneingeschränkt vorhanden. Hinsichtlich der
Intensivversorgung bestanden dagegen relevante Engpässe. Die getrennte Ausweisung
von Erst- und Intensivversorgung im ZLB
ist daher sinnvoll, um Verzögerungen bei der
S64
Abstracts
WATN
07. - 08.02.2016 · Kiel
Tabelle 1
Akutversorgung
Stroke
STEMI
(CT, Lyse)
(Coro-Labor)
CPR
Kliniken ohne Abmeldungen
22/51 = 43,1%
9/27 = 33,3%
27/67 = 40,3%
• Abmeldung < 1% der Zeit
24/51 = 47,1%
16/27 = 59,3%
34/67 = 50,7%
• Abmeldung 1 - 5% der Zeit
4/51 = 7,8%
2/27 = 7,4%
5/67 = 7,5%
• Abmeldung > 5% der Zeit
1/51 = 2,0%
entfällt
1/67 = 1,5%
Abmeldedauer bezogen auf
landesweite Vorhaltung
0,50%
0,22%
0,55%
(Hypothermie)
Intensivversorgung
(Stroke Unit)
(intern. Intensiv)
Kliniken ohne Abmeldungen
5/51 = 9,8%
1/28 = 3,6%
2/66 = 3,0%
• Abmeldung < 5% der Zeit
9/51 = 17,6%
5/28 = 17,8%
12/66 = 18,2%
• Abmeldung 5 - 25% der Zeit
27/51 = 52,9%
14/28 = 50,0%
32/66 = 51,6%
• Abmeldung > 25% der Zeit
10/51 = 19,6%
8/28 = 28,6%
22/66 = 33,5%
Abmeldedauer bezogen auf
landesweite Vorhaltung
16,0%
19,0%
19,5%
Die Konsentierung der Never-Event-Liste war
ein erster Schritt hin zu einem systematischen
präklinischen Risikomanagement. Als nächste Stufe sollen hieraus Sicherheitsindikatoren
entwickelt werden, deren Einhaltung im Notfalleinsatz gemessen wird und damit zu einer
signifikanten Erhöhung der Sicherheit führen
kann.
Literatur
1. Michaels RK, et al: Ann Surg 2007;245:526-32
2. Marung, et al: Resuscitation 2015;96:S122-23.
WATN 2016-13
Prähospitale CPAP-Anwendung bei
Patienten mit akuter respiratorischer
Insuffizienz infolge kardiogenen
Lungenödems oder COPD
Th. Luiz · M. Kumpch
Erstversorgung zu vermeiden. Die Daten zu
den Einschränkungen in der Intensivversorgungskapazität deuten auf strukturelle Ursachen hin und stellen daher wichtige Indikatoren für die Krankenhausplanung dar.
Literatur
1. Anonymous: Eckpunktepapier zur notfallmedizinischen Versorgung der Bevölkerung in Präklinik und Klinik. Notfall Rettungsmed 2008;
11:421-422.
Klinik für Anästhesie, Westpfalz-Klinikum GmbH
Kaiserslautern
Methodik
14-tägige Online-Befragung mit dem Tool
„SurveyMonkey“®. Eingeladen wurden die
Teilnehmer des 10. Notfallmedizinischen
Symposiums in Travemünde (NOSTRA) der
Arbeitsgemeinschaft in Norddeutschland tätiger Notärzte (AGNN) im April 2015. Zu bewerten waren 27 Items auf einer Skala von 1
(nicht relevant) bis 5 (sehr relevant).
Ergebnisse
WATN 2016-12
Never Events in der Notfallmedizin aus
Sicht von Notärzten und Fachpersonal
H. Marung1 · U. Harding2,3 · J.-T. Gräsner1 ·
S. Wirtz3,4 · H. Moecke5 · F. Reifferscheid1,3
1 Institut für Rettungs- und Notfallmedizin,
UKSH, Kiel
2 Zentrale Notfallaufnahme, Klinikum Wolfsburg
3 Vorstand der Arbeitsgemeinschaft in
Norddeutschland tätiger Notärzte (AGNN)
4 Abteilung für Anästhesiologie und op. Intensivmedizin, Asklepios Klinik Barmbek
5 Institut für Notfallmedizin, Asklepios Kliniken
Hamburg
Fragestellung
Die Patientensicherheit, nach WHO-Definition die Vermeidung unerwünschter Ereignisse
bei der Krankenversorgung, ist in den letzten
Jahren vermehrt Gegenstand der (notfall-) medizinischen Forschung geworden. Ein methodischer Ansatz ist die Definition von sog. „Never Events“, also von Ereignissen, die unter
allen Umständen vermieden werden sollten
[1]. Ziel der Untersuchung war die Erfassung
der Einstellungen von Notärzten und Fachpersonal zu diesem Konzept und der Abgleich mit
den Ergebnissen eines kürzlich abgeschlossenen Delphi-Prozesses unter Beteiligung von
83 notfallmedizinischen Experten [2].
190 der 537 Notärzte und RettungsdienstMitarbeiter beteiligten sich an der Befragung,
entsprechend einem Anteil von 35,4%. Mehr
als die Hälfte von diesen (56,3%) verfügte
über eine Berufserfahrung von mindestens
zehn Jahren. Sieben von zehn Befragten waren männlich. Die größte Gruppe stammte
aus der Gruppe der 36- bis 45-Jährigen
(37,4%). Das am häufigsten genannte unbedingt zu vermeidende Ereignis war „Tod oder
schwere Schädigung eines Patienten durch
inadäquates Airway-Management“ (MW 4,6),
gefolgt von „Tod oder schwere Schädigung
eines Kleinkindes durch inadäquate Therapie“
(MW 4,5) und „Tod oder schwere Schädigung
eines Patienten durch Medikationsfehler“
(MW 4,4).
Interpretation
Die Ergebnisse der Befragung unterschieden
sich punktuell von den unter den Experten
ermittelten Werten: Diese hatten die Relevanz
des Airway-Managements (MW 4,9) und von
Medikationsfehlern (MW 4,6) tendenziell
höher bewertet. Die Einschätzung im Hinblick auf vermeidbare Schädigungen pädiatrischer Patienten war identisch. Das Item
„Unterlassung einer Telefonreanimation trotz
Erkennung und ausreichender Ressourcen“
bewerteten Experten signifikant kritischer
als die Einsatzkräfte (4,6 vs. 3,9; p < 0,01).
Fragestellung
Die akute respiratorische Insuffizienz (ARI) ist
ein häufiger Einsatzanlass im Rettungsdienst
[1]. Eine Therapie mit kontinuierlich positivem Atemwegsdruck (CPAP) kann dabei dazu
beitragen, die mit Intubation und invasiver
Beatmung verbundenen Risiken [2] zu eliminieren. Aus Deutschland liegen dazu jedoch
kaum Daten vor [3].
Methodik
Vom ÄLRD wurde die CPAP-Therapie mit
Boussignac-System als zusätzliche Therapiemaßnahme bei kardiogenem Lungenödem
(ACPE) oder dekompensierter COPD eingeführt.
Ergebnisse
57 Patienten, davon 35 mit ACPE und 22 mit
COPD, erhielten CPAP. Die Sauerstoffsättigung verbesserte sich unter CPAP von 81,6%
auf 94,8%, die Atemfrequenz von 26,9 / min.
auf 18,9 / min. (p < 0.001). Die Toleranz des
CPAP-Systems war insgesamt gut. 7 Patienten
(12,2%), davon nur ein Patient mit COPD,
mussten sekundär intubiert werden. Von den
insgesamt 6 ACPE-Patienten mit ACS war bei
50% eine Intubation notwendig (Tab. 1).
Interpretation
CPAP mittels Boussignac-System ist eine effektive zusätzliche Therapieoption bei ACPE
oder COPD. Bei ursächlichem ACS ist das
Risiko eines Therapieversagens hoch.
Literatur
1. Prekker ME, Feemster LC, Houth CL, et al:
Acad Emerg Med 2014;21:543-550
2. Simpson GD, Ross MJ, McKeown DW, Ray DC:
Br J Anaesth 2012;108:792-799
3. Jerrentrup A, Ploch T, Kill C: Notfall Rettungsmed 2009;12:607-612.
© Anästh Intensivmed 2016;57:S51-S71 Aktiv Druck & Verlag GmbH
Abstracts
07. - 08.02.2016 · Kiel
WATN
Ergebnisse
Tabelle 1
Diagnose
COPD
ACPE
Patienten
22
35
75 (66; 79)
82 (77; 87)
Alter (median, interquartile range)
CPAP als Erstmaßnahme
13,6 %
34,3 %
Max. O2-flow (l/min.)
20,4 ± 5
21,7 ± 6,0
Max. PEEP (cm H2O)
6,2 ± 1,6
80,5 ± 9,1
CPAP, Ende
96,5 ± 3,1
94,3 ± 5,4
Unter Sauerstoff
25,3 ± 8,8
27,2 ± 9,2
CPAP, Ende
18,0 ± 4,7
19,0 ± 6,7
CPAP-Toleranz (Schulnote)
2,0 ± 0,7
1,8 ± 0,7
Sekundäre präklinische Intubation
0
3 (8,5%)
Sekundäre Intubation in der ZNA
1 (4,5%)
3 (8,5%)
# T-test: vor CPAP vs. nach CPAP: p < 0,01.
300
240
180
120
60
us
s
e
ch
l
ng
sa
bs
lu
ha
nd
Be
Co
m
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te
rto
m
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l
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sti
ru
rg
i
ch
i
sc
he
sK
on
sil
sK
on
sc
he
rin
U
eb
n
Material und Methoden
Durchführung einer prospektiven, monozentrischen Beobachtungsstudie in einer ZNA
gem. STROBE Empfehlung [3]. Während
eines 12-monatigen Zeitraumes (12/2012 –
12/2013) wurde eine Stichprobe von Patienten mit akutem, nichttraumatischem Abdominalschmerz durch einen von der Behandlung
unabhängigen Beobachter prospektiv erho-
-S
tic
k
e
iss
kt
re
rg
eg
ek
o
nt
ak
t
0
Pfl
Bis zu 11% der Patienten einer (zentralen)
Notaufnahme (ZNA) stellen sich mit akuten,
nichttraumatischen Abdominalschmerzen vor
[1,2]. Anhand dieses Präsentationssymptoms
soll untersucht werden, wie in der ZNA eingesetzte Weiterbildungsassistenten (2. und 3.
Ausbildungsjahr) aus unterschiedlichen Fachrichtungen diese Patientengruppe behandeln
und wie die Prozesszeiten sind.
360
1.
Hintergrund
420
Dauer von Anmeldung bis … [min]
4 Interdisziplinäres Notfallzentrum mit Rettungsstelle, Helios Klinikum Berlin-Buch
Anhand der Stichprobe wurde gezeigt, dass
Notaufnahmeärzte, unabhängig ihrer angestrebten Facharztausbildung, Patienten mit
Abdominalschmerz quantitativ gleich behandeln. Die durch einen unabhängigen
Beobachter erhobenen Daten lassen den
Prozessanalyse der Versorgung von Patienten
mit akutem, nichttraumatischem Abdominalschmerz in der ZNA
nach Fachrichtung des erstversorgenden Notaufnahmearztes
2 Klinik für Unfallchirurgie, Universitätsklinikum
Magdeburg
3 Interdisziplinäre Rettungsstelle und Aufnahmestation, Charité – Universitätsmedizin Berlin,
Campus Benjamin Franklin
Interpretation
Abbildung 1
ta
1 Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin,
Bundeswehrkrankenhaus Ulm –
Sektion Notfallmedizin
La
bo
M. Kulla1 · S. Kraus1 · F. Walcher2 ·
R. Somasundaram3 · Ch. E. Wrede4 · L. Lampl1 ·
M. Helm1
Ar
zt
ko
n
Patienten mit akutem, nichttraumatischem Abdominalschmerz in
der zentralen Notaufnahme –
Eine prospektive, monozentrische
Beobachtungsstudie
ben. Neben demographischen Daten wurde ein
spezielles Augenmerk auf Prozesse und Bewertung der Versorgung (inkl. Anamnese und
körperlicher Untersuchung) gelegt. Zusätzlich
wurden Subgruppen (Fachrichtung des diensthabenden Notaufnahmearztes, Dringlichkeit
gem. Manchester-Triage-Score, Schwere der
Abschlussdiagnose etc.) untersucht.
1.
WATN 2016-14
te
rn
i
Atemfrequenz #
6,0 ± 1,7
83,3 ± 11,1
Unter Sauerstoff
143 Patienten erfüllten die Einschlusskriterien
der Stichprobe. Die Fachrichtung des Notaufnahmearztes hatte keinen Einfluss auf die
Vollständigkeit der Durchführung der Anamnese oder Erstuntersuchung sowie auf weitere Prozesse (z.B. angeforderte Konsile oder
durchgeführte Diagnostik). Abbildung 1 stellt
einen Überblick über die Prozesszeiten im
Rahmen der Versorgung durch die verschiedenen Fachrichtungen der diensthabenden
Notaufnahmeärzte dar. „Dringlich“ eingeschätzte Patienten wurden signifikant früher
behandelt (Zeit bis 1. Arztkontakt 26 ± 24 vs.
46 ± 34 min p < 0,001). Dabei unterscheidet
sich die Gesamtaufenthaltsdauer jedoch nicht
(210 ± 79 vs. 220 ± 114 p = 0,555). Die Dringlichkeit der Ersteinschätzung korrelierte dabei
jedoch nicht mit der Diagnose einer Risikoerkrankungen (Anteil in der Stichprobe 39%)
oder der Notwendigkeit von stationären Aufnahmen (Anteil in der Stichprobe 57%).
in
SaO2 #
S65
Chirurgie (n=38)
Innere Medizin (n=21)
Anästhesie (n=45)
weitere Fachrichtungen (n=39)
Prozessanalyse der Versorgung von Patienten mit akutem, nichttraumatischem Abdominalschmerz
in der ZNA anhand ausgewählter Parameter, dargestellt als gruppiertes Boxplotdiagramm
(5% und 95% Perzentile, Interquartilenabstand und Median).
© Anästh Intensivmed 2016;57:S51-S71 Aktiv Druck & Verlag GmbH
S66
Abstracts
WATN
Schluss zu, dass angehende Chirurgen, Internisten, Anästhesisten etc. die Anamnese sowie die körperliche Untersuchung auf einem
vergleichbaren Niveau erheben bzw. durchführen. Auch gab es keine erkennbaren Unterschiede bei den weiteren Behandlungsprozessen, der durchgeführten Bildgebung oder
der im Verlauf angeforderten Fachkonsile. Die
Autoren schlussfolgern, dass es praktikabel
und sicher ist, alle Weiterbildungsassistenten
ab dem 2. bzw. 3. Weiterbildungsjahr unabhängig von ihrer angestrebten Facharztausbildung in den Dienst der ZNA als erstversorgende Notaufnahmeärzte zu integrieren.
Voraussetzungen sind eine fachliche Supervision, z.B. durch ein funktionierendes Konsilarztsystem, sowie die Möglichkeit, jederzeit
bei akut vital gefährdeten Patienten fachliche
Verstärkung hinzuziehen zu können.
Literatur
1. Bhuiya FA, Pittes SR, McCaig LF, Division of
Health Care Statistics, NCHS Data Brief No. 43
September 2010_ Emergency Department Visits
for Chest Pain and Abdominal Pain: United
States 1999-2008, in U.S. Department of health
and human services – Centers for disease control and prevention – National center for health
statistics 2010; United States of America, p. 8
2. Mockel M, Searle J, Muller R, Slagman A,
Storchmann H, Oestereich P, Wyrwich W, AleAbaei A, Vollert JO, Koch M, Somasundaram
R: Chief complaints in medical emergencies:
do they relate to underlying disease and
outcome? The Charite Emergency Medicine
Study (CHARITEM). Eur J Emerg Med 2013;20:
103-108
3. von Elm E, Altman DG, Egger M, Pocock SJ,
Gøtzsche PC, Vandenbroucke JP: The Strengthening the Reporting of Observational Studies in
Epidemiology (STROBE) statement: guidelines
for reporting observational studies. Lancet
2007;370:1453-1457.
WATN 2016-15
Analyse der analgetischen Versorgung
durch den Telenotarzt im Vergleich
zum konventionellen Notarzt
N. Lenssen1, S. K. Beckers1,3, A. Krockauer1,
F. Hirsch1, R. Rossaint1, J. C. Brokmann2,
S. Bergrath1,3
1 Klinik für Anästhesiologie, Uniklinik RWTH
Aachen
2 Klinik für Anästhesiologie & Zentrale Notaufnahme, Uniklinik RWTH Aachen
3 Berufsfeuerwehr Aachen, Stadt Aachen
Fragestellung
Die telemedizinische Unterstützung durch
einen Telenotarzt (TNA) wurde ab dem
01.04.2014 in den rettungsdienstlichen Regelbetrieb der Stadt Aachen implementiert.
Das Potential und die grundsätzliche Wirksamkeit eines solchen Systems konnten be-
07. - 08.02.2016 · Kiel
reits im Forschungsprojekt TemRas gezeigt
werden [1]. Einen wesentlichen Bestandteil
und Qualitätsindikator der notärztlichen Versorgung stellt die Schmerztherapie dar [2]. Im
Regel-TNA-System werden sowohl Morphin
als auch Nicht-Opioid-Analgetika nach zwei
Verfahrensanweisungen (Trauma / Nicht-Trauma) softwaregestützt delegiert. Nun sollte die
Qualität der Analgesie zwischen Fällen mit
TNA und der konventionellen Versorgung eines Notarztes (NA) verglichen werden.
Methodik
Die NA-Einsatzprotokolle vor Einführung
des TNA (01.01. - 01.04.2014) wurden mit
TNA-gestützten Analgesiefällen (01.04. 31.12.2014) verglichen. Einschlusskriterium
war eine Numerische Rating Skala (NRS)
≥ 5. Die erzielte Schmerzreduktion (ΔNRS)
wurde retrospektiv aus den zum Qualitätsmanagement prospektiv erfassten Dokumentationen ausgewertet.
Ergebnisse
Es wurden 194 NA- und 182 TNA-Einsätze
eingeschlossen. Die beiden Gruppen waren bezüglich Geschlechterverteilung, Alter,
Genese der Schmerzen (traumatisch / nichttraumatisch) und NACA-Score vergleichbar.
Der durchschnittliche initiale NRS betrug in
der NA-Gruppe 8,2 (SD = 1,7), in der TNAGruppe 8,0 (SD = 1,5), Der End-NRS betrug in der NA-Gruppe durchschnittlich 3,3
(SD = 1,9) in der TNA-Gruppe 3,4 (SD = 2,0),
so dass sich, bezogen auf das ΔNRS (NA -4,9
(SD = 2,3),TNA -4,6 (SD = 2,4)), kein signifikanter Unterschied (p = 0,29) zwischen NAund TNA-Gruppe ergab. Bei 35,1% der NAund 1,7% der TNA-Einsätze war der End-NRS
nicht dokumentiert und konnte daher nicht
ausgewertet werden.
Interpretation
Bei vergleichbaren Patienten- und Fallkollektiven zeigt sich die telemedizinisch unterstützte analgetische Behandlung gleichwertig zu der Vor-Ort-Behandlung durch einen
Notarzt. Dies spiegelt sich in den ΔNRS und
End-NRS wieder. Das Telenotarzt-System
kann damit auch einen Beitrag zum ressourcenschonenderen Umgang mit nur begrenzt
zur Verfügung stehenden NÄ leisten, ohne
dass dabei Restriktionen in der analgetischen
Versorgung entstehen. Ärztliche Maßnahmen
werden dabei in Echtzeit überwacht, was ein
hohes Maß an Sicherheit bedeutet. Zudem
wird durch das TNA-System die Dokumentationsqualität erhöht.
Literatur
1. Brokmann JC et al: Anaesthesist 2015;Jun;64(6):
438-445
2. SQR-BW. Qualitätsindikator 7-3 Schmerzreduktion, abrufbar unter www.sqrbw.de/docs/7-3_
Schmerzreduktion.pdf.
WATN 2016-16
Schmerz und Analgesie in der
präklinischen Notfallmedizin –
Eine Analyse aus dem Bereich
des Luftrettungsdienstes
B. Braun · B. Hossfeld · L. Lampl · M. Helm
Bundeswehrkrankenhaus Ulm – Sektion Notfallmedizin
Fragestellung
Neben der Sicherung der Vitalfunktionen
wird im Bereich der präklinischen Notfallmedizin der adäquaten Schmerztherapie eine
zentrale Bedeutung beigemessen [1]. Allerdings gibt es zu dieser Thematik nur wenige
und dazu meist nur monozentrische Smallarea-Untersuchungen [2,3]. Ziel der vorliegenden Analyse ist es, den aktuellen Status
quo bezüglich „Schmerz und Analgesie“ im
Bereich des Luftrettungsdienstes bundesweit
zu ermitteln.
Methodik
Retrospektive Analyse der Primäreinsätze
sämtlicher Rettungshubschrauberstationen
der ADAC Luftrettung in Deutschland im Zeitraum von 1/2005-12/2014. Datengrundlage
bildet die präklinische Notarzteinsatzdokumentation auf Basis des MIND2. Die Schmerzintensität wurde mithilfe der im MIND2
enthaltenen Numerischen Rating Skala (NRS;
Schmerzintensität von 0 = „kein Schmerz“ bis
10 = „stärkster vorstellbarer Schmerz“) zu Beginn und am Ende der präklinischen Versorgung erfasst. Ein NRS-Wert von ≤ 3 bzw. eine
Schmerzreduktion um ≥ 3 NRS-Punktewerte
am Ende der präklinischen Versorgung wurde als „adäquate“ Schmerztherapie definiert.
Eingeschlossen in die Analyse wurden lediglich Patienten mit einer NRS von ≥ 4 bei Eintreffen an der Notfallstelle und einem NACAWert ≤ 6. Das Signifikanzniveau wurde mit
p < 0,01 festgelegt.
Ergebnisse
Im Beobachtungszeitraum wurden insgesamt
n:348.718 Patienten durch RTH-Teams der
ADAC Luftrettung versorgt. Davon erfüllten
n:78.570 Patienten (22,5%) die Einschlusskriterien (NRS≥ 4 bei Eintreffen und NACA≤ 6).
Von den n:78.570 in die Analyse eingeschlossenen Patienten (100%) wiesen 76,3%
bei Klinikübergabe einen NRS-Wert von ≤ 3
auf, 23,7% hingegen einen NRS-Wert >3. Bei
82,9% der Patienten wurde eine medikamentöse Analgesie durchgeführt (bei 14,3% des
Gesamtkollektivs als „Narkose“ mit konsekutiver Beatmung), in 17,1% der Fälle wurde
keine medikamentöse Analgesie durchgeführt. Eine adäquate Analgesie (NRS ≤ 3 bei
Klinikübergabe) wurde insbesondere bei Pa-
© Anästh Intensivmed 2016;57:S51-S71 Aktiv Druck & Verlag GmbH
Abstracts
07. - 08.02.2016 · Kiel
tienten mit den Tracerdiagnosen: „Polytrauma“ (90,3%), „SHT“ (96,4%) sowie „ACS“
(80,7%) durchgeführt; bei Patienten mit der
Tracerdiagnose „Stroke“ wurde dieses Ziel
lediglich bei 58,2% der Patienten erreicht.
Innerhalb des Traumakollektives zeigt sich,
dass mit abnehmender Gesamtverletzungsschwere (Polytrauma → Mehrfachverletzung
→ Monotrauma) der Anteil der Patienten mit
NRS≤ 3 bei Klinikübergabe signifikant geringer wird (90,3% vs. 81,4% vs. 77,3%). Bei
Patientinnen mit einem „gynäkologischen“
Notfallgeschehen wurde das Therapieziel in
lediglich 48,8% der Fälle erreicht.
Interpretation
In dem untersuchten Kollektiv ist die notärztliche Schmerztherapie bei nahezu einem
Viertel der Patienten mit relevanten Schmerzen bei Eintreffen an der Notfallstelle als
unzureichend zu bewerten. Es finden sich
zahlreiche Ansatzpunkte zur Optimierung.
Literatur
1. Adams HA, Flemming A: Analgesie, Sedierung
und Anästhesie in der Notfallmedizin. Anästh
Intensivmed 2015;56:75
2. Hofmann-Kiefer K, Praeger K, Buchfelder A et al:
Präklinische Schmerztherapie an einem innerstädtischen Notarztstandort. Anästh Intensivmed
1998;7/8(39):362
3. Sattler PW: Analgetische Therapie durch Notärzte im Rettungsdienst. Eine retrospektive
Analyse von 4.045 Einsätzen unter besonderer
Berücksichtigung der Facharztgruppen und patientenbezogener Parameter. Dissertation, Rheinische-Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn,
2005.
WATN 2016-17
Nachweis von Gammahydroxybutyrat
in der Zentralen Notaufnahme:
DETECT-GHB-Studie
T. Drogies1 · A. Willenberg1 · A. RamshornZimmer2 · L. Weidhase3 · S. Petros3 · C. Hädrich4 ·
J. Thiery1 · A. Gries2 · M. Bernhard2
1 Institut für Laboratoriumsmedizin, Klinische
Chemie und Molekulare Diagnostik,
Universitätsklinikum Leipzig
2 Zentrale Notaufnahme, Universitätsklinikum
Leipzig
3 Interdisziplinäre internistische Intensivmedizin,
Universitätsklinikum Leipzig
4 Institut für Rechtsmedizin, Medizinische
Fakultät der Universität Leipzig
Hintergrund
Zahlreiche Patienten kommen in Zentralen
Notaufnahmen mit einer Bewusstseinsstörung oder Veränderungen der Vigilanzlage
zur Aufnahme. Der rasche Nachweis einer
Gammahydroxybutyrat (GHB)-Intoxikation
könnte bei diesen Patienten die Diagnostikund Therapiealgorithmen beeinflussen.
S67
WATN
In einer monozentrischen Untersuchung
wurde zwischen 01/2014 und 03/2014 ein
neuerer enzymatischer Test (Buehlmann Laboratories AG, Schweiz) in einem Laboranalysegerät (Cobas 6000, Roche, Deutschland)
zum Nachweis von GHB in Blut- und Urinproben bei Patienten eingesetzt, bei denen
der Verdacht auf eine GHB-Intoxikation bestand. Das Testergebnis, andere Intoxikationen und die anschließenden diagnostischen
und therapeutischen Maßnahmen wurden
retrospektiv analysiert. Die Ethikkommission der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig stimmte der Studie zu (DETECTGHB-Studie, Refnr.: 276-14-25082014).
School of Medicine erstmals in Namibia ein
Medizinstudium an. Dabei unterstützt die
Universität zu Lübeck ihre Partneruniversität unter anderem bei der Implementierung
des „Course in Emergency Medicine“ für das
vierte Studienjahr. Es handelt sich dabei um
einen einwöchigen, praktischen Notfallmedizinkurs, dem eine Vorlesungsreihe vorangeht. Der Kurs findet in einem Skills Lab statt
und umfasst nahezu ausschließlich praktisches Training mit standardisierten Herangehensweisen an kritisch kranke Patienten. Der
Lernerfolg der Studierenden während des
Kurses und die Zufriedenheit der Studierenden mit dem gewählten Kursformat sollen untersucht werden.
Ergebnisse
Methodik
Eine GHB-Messung wurde im dreimonatigen Untersuchungszeitraum bei 13 Patienten mit dem V.a. eine GHB-Ingestion durchgeführt. GHB konnte bei 6 Patienten mit
61,8 - 254,8 mg/l nachgewiesen werden.
Der GHB-Test war bei 7 Patienten negativ
[0,3 - 6,2 mg/l (obere Referenzwert: 6,1 mg/l)].
Zusätzliche Intoxikationen lagen bei 5 der
6 GHB-positiven Fälle [83%, dabei Alkohol
(n = 2) und andere Drogen (n = 5)] und bei 6
der 7 GHB-negativen Fälle [86%, dabei Alkohol (n = 5) und andere Drogen (n = 1)] vor.
Zur Lernerfolgskontrolle wurde nach Ende
des Kurses ein schriftlicher Test (Post-Test)
sowie ein kurzer OSCE (Objective structured clinical examination) durchgeführt. Das
Ergebnis wurde den Studierenden mitgeteilt;
ein Prä-Test (nach den Vorlesungen, vor Beginn des praktischen Kurses) wurde nach Anonymisierung mit den Post-Test-Ergebnissen
verglichen. Die Ergebnisse wurden in Prozent
der richtig beantworteten Fragen angegeben.
Die Zufriedenheit der Studierenden mit dem
Kurs wurde mit Hilfe eines Evaluationsbogens erhoben (6-stufige Skala: 1 = excellent
bis 6 = failure).
Methodik
Interpretation
Die Möglichkeit des Nachweises von GHB
in der ZNA liefert zusätzliche Informationen
zu einer vorliegenden Intoxikation und damit
Ursache einer Bewusstseinsstörung. Damit
sind genauere und präzisere diagnostische
und therapeutische Entscheidungen möglich,
und die Kenntnis kann für rechtsmedizinische
Aspekte wichtig sein. Die Bestimmung von
GHB bei bewusstseinsgestörten Patienten mit
dem Verdacht auf eine Intoxikation könnte
die Behandlung effektiver und ökonomisch
sinnvoller machen.
WATN 2016-18
Praktische Notfallmedizin als integraler Bestandteil des namibischen
Medizinstudiums
H. Maurer1 · A. van der Horst2 · C. Lange3 ·
K. Klotz1 · J. Wnent4
1 Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin,
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein,
Campus Lübeck
2 University of Namibia, Department of Surgery
3 Forschungszentrum Borstel, Medizinische
Klinik, Klinische Infektiologie
4 Institut für Rettungs- und Notfallmedizin,
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
Fragestellung
Die University of Namibia (UNAM) in
Windhoek, Namibia, bietet seit 2010 an der
© Anästh Intensivmed 2016;57:S51-S71 Aktiv Druck & Verlag GmbH
Ergebnisse
Im Jahr 2014 nahmen 56 Studierende an
dem einwöchigen Kurs teil. Im Vergleich zum
Prä-Test (richtig beantwortete Fragen: Mittelwert MW 57,9%; Standardabweichung SD
13,7%) verbesserten sich die Studierenden
im Post-Test (MW 70,8%; SD 10,5%) signifikant (p < 0,001). Der Kurs wurde von n = 47
Studierenden mit einer Gesamtnote evaluiert
(Mittelwert 1,17; 95%-Konfidenzintervall
1,06 - 1,28).
Interpretation
Es ist gelungen, einen Notfallmedizinkurs
neu zu etablieren, der sowohl, wie aus der
Evaluation zu erkennen ist, die Bedürfnisse
der Studierenden voll erfüllt als auch einen
erheblichen Lernerfolg bietet. Die Studierenden verbesserten ihre Kenntnisse, die aus
Vorlesungen gewonnen wurden, durch den
praktischen Kurs nochmals signifikant. Der
Einfluss auf die Behandlung von „echten“
Notfallpatienten durch die Teilnehmer nach
Abschluss des Studiums lässt sich allerdings
nicht beurteilen und bedarf weiterer Untersuchungen.
S68
Abstracts
WATN
WATN 2016-19
Einfluss einer frühen präklinischen
Tranexamsäuregabe auf die Fibrinolyse bei polytraumatisierten Patienten –
Eine prospektive Observationsstudie
N. Kunze-Szikszay1 · L. Krack1 · P. Wildenauer1 ·
S. Wand1 · T. Heyne1 · K. Walliser1 · C.Spering2 ·
M. Quintel1 · M. Bauer1 und M. Roessler1
1 Klinik für Anästhesiologie, Universitätsmedizin
Göttingen
2 Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie,
Universitätsmedizin Göttingen
07. - 08.02.2016 · Kiel
Min-Max]) nach Eintreffen des Notarztes 1 g
TxA und trafen 37 Min (10 - 85 Min) später
im Schockraum der UMG ein. Die klinischen
Befunde ergaben für 15 Patienten (55%) einen ISS ≥ 16 Pkt. Der ISS lag im Median bei
17 Punkten (4 - 50 Pkt). Ein Patient (3,5%)
verstarb im Schockraum. Zwei weitere Patienten (7,5%) verstarben innerhalb der ersten
30 Tage nach dem Unfall. 24 Patienten (89%)
überlebten die ersten 30 Tage nach dem Trauma. Vor TxA-Gabe zeigte sich bei vier Patienten (15%) eine HF im ROTEM. Die ML vor
TxA-Gabe lag bei 11% (3 - 99%). Nach TxAGabe (Ankunft Schockraum) zeigte sich bei
zwei Patienten (7,5%) eine HF im ROTEM.
Die ML lag bei 10% (4 - 18%). Der Unterschied der ML vor und nach TxA-Gabe war in
der Gesamtpopulation nicht statistisch signifikant (p>0,05).
-
Hintergrund
Eine Hyperfibrinolyse (HF) trägt wesentlich
zur Trauma-induzierten Koagulopathie bei
und tritt beim Polytrauma häufig auf [1]. Eine
schwere HF wird bei 3 - 6% der Patienten in
der Thrombelastometrie gesehen [1,2]. Die
frühe Gabe von TxA im Rahmen der klinischen Versorgung ist bei Patienten mit einem
Injury Severity Score (ISS) ≥ 16 Punkten mit
einem Überlebensvorteil assoziiert [3]. Dem
Konzept der frühestmöglichen Gabe folgend,
findet TxA zunehmend Verbreitung in der Präklinik. TxA wurde von 12/2013 bis 08/2015
im Göttinger Rettungsdienst im Rahmen einer
prospektiven, monozentrischen Observationsstudie eingesetzt. Ziel war es, den Effekt einer
frühestmöglichen, präklinischen TxA-Gabe
bei polytraumatisierten Patienten auf plasmatische und thrombelastometrische Gerinnungsparameter zu untersuchen.
Methodik
Die Studie wurde von der Ethikkommission
der Med. Fakultät der Universität Göttingen
positiv begutachtet (AZ 16/4/13) und unter
www.clintrials.gov (NCT01938768) registriert. 27 Patienten, die präklinisch als Polytrauma (ISS ≥ 16 Punkte) klassifiziert wurden,
wurden in die Studie eingeschlossen. Alle Patienten wurden durch Notärzte der Klinik für
Anästhesiologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) präklinisch versorgt. Am Einsatzort wurden 3 ml Citratblut abgenommen,
bevor präklinisch 1 g TxA verabreicht wurde.
Eine zweite Monovette mit Citratblut wurde
bei Übergabe im Schockraum abgenommen.
Beide Blutproben wurden mittels Rotationsthrombelastometrie (ROTEM delta, Tem International GmbH, München, Deutschland) untersucht. Es wurden jeweils EXTEM-, INTEM-,
FIBTEM- und APTEM-Messungen durchgeführt. HF wurde als Maximum Lysis (ML) im
EXTEM > 15 % definiert. Die Ergebnisse wurden mittels Statistica 10 (Statsoft Inc., Tulsa,
USA) statistisch ausgewertet (p < 0,05).
Ergebnisse
Die Patienten erhielten im Median 15 Min
(7 - 53 Min [Alle Angaben als Median und
-
Diskussion
In der heterogenen Studienpopulation unterschied sich die ML im EXTEM vor und nach
Gabe von TxA nicht statistisch signifikant.
Jedoch konnten Anzahl und Ausmaß der HF
durch die frühe TxA-Gabe verringert werden.
Hierdurch ergibt sich für die betroffenen Patienten ein potentieller Überlebensvorteil. Bei
einem Patienten (ISS 45 Pkt.) trat präklinisch
eine fulminante HF auf, die bei Ankunft im
Schockraum nicht mehr vorhanden war (ML
99% vor TxA-Gabe vs. ML 4% bei Ankunft
Schock-OP). Aus dem präklinischen Einsatz
von TxA ergibt sich ein relevanter Zeitvorteil
gegenüber der innerklinischen Gabe. TxA
erlaubt ein frühzeitiges Durchbrechen des
Teufelskreises aus Blutung, fibrinolytischer
Aktivierung und Fibrinogenverbrauch und
sollte daher bereits präklinisch eingesetzt
werden.
Literatur
1. Raza I, Davenport R, Rourke C, Platton S,
Manson J, Spoors C, Khan S, De'Ath HD,
Allard S, Hart DP, et al: The incidence and
magnitude of fibrinolytic activation in trauma
patients. J Thromb Haemosth 2013;11(2):307-314
2. Schöchl H, Frietsch T, Pavelka M, Jambor C:
Hyperfibrinolysis after major trauma: differential diagnosis of lysis patterns and prognostic value of thrombelastometry. J Trauma
2009;67(1):125-31
3. Roberts I, Shakur H, Afolabi A, Brohi K, Coats
T, Dewan Y, Gando S, Guyatt G, Hunt BJ,
Morales C, et al: The importance of early
treatment with tranexamic acid in bleeding
trauma patients: an exploratory analysis of the
CRASH-2 randomised controlled trial. Lancet
2011;377(9771):1096-1101,1101 e1091-1092.
WATN 2016-20
Kolloide beim Trauma –
Fluch oder Segen?
P. Hilbert-Carius
BG Klinikum Bergmannstrost Halle (Saale)
Hintergrund
Kolloidale Lösungen haben in den letzten
Jahren aufgrund von Erfahrungen bei septischen Intensivpatienten [1,2] deutlich an Bedeutung verloren. Ob der Einsatz von diesen
Lösungen beim Trauma ähnliche Effekte wie
bei septischen Patienten hat, ist nicht klar.
Fragestellung
Sind bei Traumapatienten, die ins TraumaRegister DGU® (TR-DGU) gemeldet wurden,
ähnliche negative Effekte wie bei septischen
Intensivpatienten zu sehen?
Methode
Regressionsanalyse zur Bestimmung von Prädiktoren eines akuten dialysepflichtigen Nierenversagens und Propensity Score Matching
(hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit einer
Kolloidgabe) bei Schwerverletzten (20022012), die ins TR-DGU gemeldet wurden.
Einschlusskriterien: ISS > 9, Alter > 16, Primärzuweisung, RISC vorhanden, Angaben
zur Volumentherapie und Dialyse vorhanden,
ICU-Aufenthalt mindesten 2 Tage.
Ergebnisse
Von den 90.675 gemeldeten Patienten
erfüllten 34.096 die Einschlusskriterien
(Alter 47 ± 20 Jahre, ISS 23,5 ± 12,6). Als
stärkste Prädiktoren eines dialysepflichtigen
Nierenversagens, mit einem Regressionskoeffizienten > 0.5, erwiesen sich abdominelle
Verletzungen, Schock, Bluttransfusion, Massivtransfusion, Alter und Kolloidgabe. Die
Dialyserate steigt mit dem Alter und der kumulativen Kolloidmenge. Hohe Mengen an
Kristalloiden (> 4.000 ml) wirken sich protektiv aus und scheinen den Effekt der Kolloide
teilweise zu kompensieren. Im Rahmen des
Propensity Score Matching zeigt sich bei Patienten mit einer Wahrscheinlichkeit einer
Kolloidgabe von < 40% signifikant häufiger
ein dialysepflichtiges Nierenversagen in der
Kolloidgruppe. Bei einer Wahrscheinlichkeit
für die Kolloidgabe von > 40% war dieser
Unterschied nicht mehr nachweisbar. Hinsichtlich der Letalität zeigten sich keine relevanten Unterschiede.
Interpretation
Auch beim Trauma erweisen sich Kolloide
als Prädiktor für ein dialysepflichtiges Nierenversagen, was bei Patienten mit einer
Wahrscheinlichkeit für < 40% bezüglich
Kolloidgabe laut Propensity Score signifi-
© Anästh Intensivmed 2016;57:S51-S71 Aktiv Druck & Verlag GmbH
Abstracts
07. - 08.02.2016 · Kiel
kant ist. Bei höheren Wahrscheinlichkeiten
(> 50%) bezüglich Kolloidgabe laut Propensity Score ist dieser Unterschied nicht mehr
signifikant. Hier scheinen Faktoren wie
Verletzungsschwere/-muster, Bluttransfusion
bzw. Massivtransfusion, Alter usw. eine wichtigere Rolle zu spielen. Ein ausreichender
kristalloider Volumenersatz bei paralleler Kolloidgabe schwächt den negativen Effekt der
Kolloide hinsichtlich Nierenversagen ab. Dies
sollte, wenn eine kolloidale Volumengabe
beim Trauma notwendig erscheint, unbedingt
berücksichtigt werden. Leider ist mit der dargestellten Untersuchung keine Aussage über
die verwendeten kolloidalen Volumenmittel
möglich, was eine sehr bedeutende Limitation der Arbeit darstellt.
Literatur
1. Brunkhorst, et al: Intensive insulin therapy and
pentastarch resuscitation in severe sepsis. N Engl
J Med 2008;358(2):125-39
2. Green, et al: Pentastarch resuscitation in severe
sepsis and septic shock. CJEM 2010;12(1)58-61.
WATN 2016-21
Trauma-Reanimation – vergebliche
Liebesmüh? Einflussfaktoren für
den Erfolg
H. Gässler · M. Kulla · B. Hossfeld · L. Lampl ·
M. Helm
Bundeswehrkrankenhaus Ulm
Fragestellung
Das European Resuscitation Council (ERC)
hat in seinen Leitlinien zur Reanimation 2015
erstmals einen Algorithmus zur Behandlung
WATN
des traumatisch bedingten Kreislaufstillstands
vorgestellt [1]. Darin sind u.a. Maßnahmen
empfohlen, die nachweislich die Überlebensrate erhöhen, wie beispielsweise die bilaterale Thoraxdekompression/drainage [2]. Die
prähospitale Behandlung der Hypovolämie
als Ursache des Kreislaufstillstands scheint
jedoch ebenfalls einen großen Stellenwert
zu haben (bei 48% der Fälle); dies konnte
eindrucksvoll anhand von Obduktionsergebnissen gezeigt werden [3]. Im Rahmen einer
retrospektiven Analyse sollte untersucht werden, ob es Maßnahmen/Faktoren gibt, die das
Ergebnis einer Trauma-assoziierten Reanimation verbessern können.
Methodik
Im Zeitraum von Juli 2012 bis Oktober 2015
wurden alle traumatisch bedingten, prähospitalen Reanimationen am Luftrettungsstandort
Christoph 22 Ulm, anhand der Notarzteinsatzprotokolle ausgewertet. Erhoben wurden
alle Maßnahmen und Medikamente, die während der Reanimation durchgeführt wurden;
primärer Endpunkt war der Return of spontaneous circulation (ROSC), sekundäre Endpunkte waren die Krankenhausaufnahme mit
ROSC sowie das 30-Tage-Überleben.
Ergebnisse
mittels hyperosmolarer Infusion durchgeführt
bzw. eine Beckenschlinge verwendet wurde
(42,1% vs. 15,0%, n.s.). Auch die Krankenhausaufnahme mit ROSC war in dieser Gruppe höher (21,1% vs. 15,0%, n.s.).
Interpretation
Die spezifische Behandlung einer Hypovolämie / Blutung als Ursache des traumatisch
bedingten Kreislaufstillstands, z.B. mit hyperosmolarer Infusion oder Beckenschlinge,
scheint die ROSC-Rate beeinflussen zu können. Allerdings bedarf es weiterer Studien
mit größeren Fallzahlen, um dies genauer zu
untersuchen.
Literatur
1. Truhlar A, Deakin CD, Soar J et al: Kreislaufstillstand unter besonderen Umständen. Kapitel
4 der Leitlinien zur Reanimation 2015 des European Resuscitation Council. Notfall Rettungsmed 2015, doi:10.1007/s10049-015- 0096-7
2. Huber-Wagner S, Körner M, et al: Emergency
chest tube placement in trauma care – Which
approach is preferable? Resuscitation 2007;72:
226-233
3. Kleber C, Giesecke MT, Lindner T, Haas NP,
Buschmann CT: Requirement for a structured
algorithm in cardiac arrest following major
trauma: epidemiology, management errors, and
preventability of traumatic deaths in Berlin.
Resuscitation 2014;85:405-10.
Im untersuchten Zeitraum wurden 39 traumatisch bedingte Reanimationen durchgeführt.
Die vorläufige Auswertung der Daten ergibt
eine ROSC-Rate von 28,2%, eine Krankenhausaufnahme mit ROSC von 17,9% sowie
ein 30-Tage-Überleben von 2,6%. Dabei
zeigte sich ein deutlicher Trend für eine erhöhte ROSC-Rate, wenn während der Reanimation eine forcierte Volumentherapie
13. WISSENSCHAFTLICHE
ARBEITSTAGE NOTFALLMEDIZIN
EINLADUNG
S69
2017
Im Namen des Arbeitskreises Notfallmedizin der Deutschen Gesellschaft für
Anästhesiologie und Intensivmedizin laden wir Sie schon heute herzlich ein zum
13. Treffen der wissenschaftlich tätigen Arbeitsgruppen der DGAI
im Bereich Notfallmedizin vom 12. - 13. Februar 2017 nach Kiel.
Abstracts können vom 15.09. bis 15.11.2016 eingereicht werden. Weitere Informationen finden Sie ab
August 2016 auf der Homepage des DGAI-Arbeitskreises Notfallmedizin.
Arbeitskreis Notfallmedizin der DGAI
© Anästh Intensivmed 2016;57:S51-S71 Aktiv Druck & Verlag GmbH
www.dgai.de
S70 Abstracts
WATN
07. - 08.02.2016 · Kiel
Liste der Erstautoren
Bergrath, AachenS57
[email protected]
Hilbert-Carius, Halle (Saale)S68
[email protected]
Bernhard, LeipzigS67
[email protected]
Kill, MarburgS61
[email protected]
Brinkrolf, MünsterS61
[email protected]
Kulla, Ulm
[email protected]
Gässler, UlmS69
[email protected]
Kunze-Szikszay, GöttingenS68
[email protected]
Rupp, MarburgS60
[email protected]
Harding, Wolfsburg S62
[email protected]
Lakomek, MünsterS59
[email protected]
Strickmann, GüterslohS57
[email protected]
Helm, Ulm S66
[email protected]
Lenssen, AachenS66
[email protected]
Wurmb, WürzburgS58
[email protected]
S62, S65
Luiz, Kaiserslautern
S63, S64
[email protected]
[email protected]
Marung, Kiel
[email protected]
S59, S64
Maurer, LübeckS67
[email protected]
© Anästh Intensivmed 2016;57:S51-S71 Aktiv Druck & Verlag GmbH
Narkose in sicheren Händen
CIRS-AINS
Informationsplattform für Patienten mit
FAQs, Hinweisen zu anästhesiologischen
Fragen und Kontaktaufnahmemöglichkeit.
www.sichere-narkose.de
__________________________________
CIRSmedical Anästhesiologie (CIRS-AINS)
ist das bundesweite Berichts- und Lernsystem (Incident-Reporting-System) von BDA/
DGAI für die anonyme Erfassung und Analyse von sicherheitsrelevanten Ereignissen
in der Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie.
Über die Plattform CIRSmedical PLUS kann
CIRS Anästhesiologie in jedes Krankenhaus auf Basis von CIRSmedical integriert
werden. www.cirs-ains.de
__________________________________
Deutsches Reanimationsregister
German Resuscitation Registry
(GRR)®
Qualitätsinstrument zur Erfassung, Auswertung und zum Ergebnisbenchmarking
von präklinischen Reanimationen und innerklinischen Notfallteamversorgungen in
Deutschland und anderen deutschsprachigen Standorten.
www.reanimationsregister.de
__________________________________
"anästhesieTV" - Eigenes Fernsehprogramm für Anästhesisten
Über die Internetseite der DGAI und des
BDA sendet "anästhesieTV" Nachrichten
und aktuelle Beiträge aus den Bereichen
Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin
und Schmerztherapie. Berichtet wird zum
Beispiel über neue Leitlinien, Seminare
und Kongresse, aktuelle Forschungsprojekte, neue Trends, vor allem auch im technischen Bereich, über personelle Entwicklungen und viele Themen mehr, die den
Beruf betreffen.
www.dgai.de/projekte/anaesthesietv
__________________________________
Patientensicherheit - PATSI
Die Plattform "PATSI" - Patientensicherheit
in der Anästhesiologie - wurde 2010 als
Serviceleistung von BDA / DGAI initiiert,
um alle für das Fachgebiet relevanten Tools,
Informationen und aktuelles Hintergrundwissen zum Thema Patientensicherheit zur
Verfügung zu stellen.
www.patientensicherheit-ains.de
__________________________________
Weltanästhesietag
OrphanAnesthesia
Machen Sie mit beim Weltanästhesie-Tag
am 16.10. www.weltanästhesietag.de
__________________________________
Weiterbildungsportal
Ein Projekt des Wissenschaftlichen Arbeitskreises Kinderanästhesie der DGAI in Zusammenarbeit mit Orphanet mit dem Ziel,
die Patientensicherheit durch die Publikation
von entsprechenden Handlungsempfehlungen zu seltenen Erkrankungen zu erhöhen.
www.orphananesthesia.eu
__________________________________
Weiterbildungsportal für Studierende und
Interessenten des Faches Anästhesiologie.
www.anaesthesist-werden.de
__________________________________
e-Learning
Nutzen Sie die Möglichkeit, sich online
weiterzubilden und wertvolle CME-Punkte
zu sammeln. Für Mitglieder des BDA, der
DGAI und DAAF sind CME-Kurse zu den
A&I-Beiträgen kostenfrei.
www.cme-anästhesiologie.de
__________________________________
Wissenschaftlicher Arbeitskreis
Wissenschaftlicher Nachwuchs
DGAI-Plattform für wissenschaftlich tätige
Anästhesisten mit dem Ziel, wissenschaftliche Arbeit zu unterstützen und zu initiieren.
www.wakwin.de
__________________________________
S72
Impressum
www.ai-online.info
WATN
Herausgeber
DGAI
Deutsche Gesellschaft
für Anästhesiologie und
Intensivmedizin e.V.
Präsidentin: Prof. Dr.
Th. Koch, Dresden
BDA
Berufsverband Deutscher
Anästhesisten e.V.
Präsident: Prof. Dr.
G. Geldner, Ludwigsburg
DAAF
Deutsche Akademie
für Anästhesiologische
Fortbildung e.V.
Präsident: Prof. Dr.
F. Wappler, Köln
Schriftleitung
Präsident/in der Herausgeberverbände
Gesamtschriftleiter:
Prof. Dr. Dr. Kai Zacharowski, Frankfurt
Stellvertretender Gesamtschriftleiter:
Prof. Dr. T. Volk, Homburg/Saar
CME-Schriftleiter:
Prof. Dr. H. A. Adams, Trier
Redaktionskomitee
Prof. Dr. G. Beck, Wiesbaden
Dr. iur. E. Biermann, Nürnberg
Prof. Dr. H. Bürkle, Freiburg
Prof. Dr. B. Ellger, Münster
Prof. Dr. K. Engelhard, Mainz
Prof. Dr. M. Fischer, Göppingen
Priv.-Doz. Dr. T. Iber, Baden-Baden
Prof. Dr. U. X. Kaisers, Ulm
Prof. Dr. W. Meissner, Jena
Prof. Dr. C. Nau, Lübeck
Dr. M. Rähmer, Mainz
Prof. Dr. A. Schleppers, Nürnberg
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Redaktion
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Titelbild
Bild: PD Dr. J.-T. Gräsner, Kiel
Gestaltung: Klaus Steigner
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Erscheinungsweise 2016
Der 57. Jahrgang erscheint jeweils zum
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und Auszubildende (bei Vorlage eines
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Europa (ohne Schweiz)
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(inkl. 7 % MwSt.)
Schweiz
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Rest der Welt
89,88 ¡
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