Handwerk wirbt um Flüchtlinge

www.sortimo.de
Ausg. 12 | 26. Juni 2015 | 67. Jhrg. | www.deutsche-handwerks-zeitung.de
Handwerkskammer Halle (Saale)
Verkaufte Auflage: 478.608 Exemplare (IVW I/2015) | Preis: 2,75 Euro
Miss Piggy ist jüngst in New York zu Recht
mit einem Frauenrechts-Preis ausgezeichnet worden. Sie habe sich immer für die
Gleichstellung der Frau eingesetzt, sie vereine Mut, Bestimmtheit und Charakterstärke, hieß es in der Laudatio des „Sackler
Center First Award“. Wer Miss Piggy nicht
kennt: Sie ist eine Puppe der MuppetShow, etwas über 40 Jahre alt und kennt
in Hollywood Hinz und Kunz. Sie ist ein anthropomorphes Schwein, also vermenschlicht. Da muss sogar Alice Schwarzer passen. Miss Piggy hat zudem auch schon
mal einen Schönheitswettbewerb gewonnen.
Das sollte Schule machen.
Es werden heutzutage viel
zu wenig anthropomorphe
Figuren geehrt. Wo bitte
bleibt der Nobelpreis
für Daniel Düsentrieb? Warum müssen die Schlümpfe
noch immer auf
den „IntegrationsBambi“ warten, den sogar schon Bushido
bekommen hat? Wann dürfen wir endlich
mit einem Michelin-Stern für Feinschmecker Garfield rechnen? Wann hat je einer
den großen Preis der Tabakindustrie mehr
verdient als Lucky Luke, der schon mit
Fluppe im Mundwinkel auf die Welt kam?
Wie kann es sein, dass Tom und Jerry
noch immer nicht den „Fair-Play“-Award erhalten haben? Warum bekommt Fozzie Bär
nicht zumindest einen Preis, den auch
schon – sagen wir – Mario Barth eingeheimst hat. Und Kermit, der Angebetete
von Miss Piggy, sollte irgendeinen Trostpreis erhalten. Vielleicht Miss Piggy selbst.
Zurück zu Miss Piggy. Sie ist auch das
erste Schwein im Weltall gewesen. Das
hat sie mit Juri Alexejewitsch Gagarin gemein, der der erste Mensch im Weltraum
war. Doch Gagarin hat nur einen doofen
Leninorden bekommen und ist offiziell
„Held der Sowjetunion“, also von einem
verschwundenen Land. Dann doch lieber
den „Sackler Center First Award“. Was
immer das genau ist.
bur
DIE AKTUELLE ZAHL
2
Prozent der Techniker und Meister
waren 2013 erwerbslos. Bei Akademikern
lag die Erwerbslosenquote bei 2,5 Prozent
(Quelle: IAB).
ONLINE-UMFRAGE
Wird die Bürokratiebremse Wirkung
zeigen?
THEMEN DIESER AUSGABE
Brasilien, wir
kommen: Was für
die Fußball-Nationalmannschaft ein
erfolgreiches Pflaster war, dem will
das deutsche Team
bei der WorldSkills,
den Weltmeisterschaften der Berufe, in São Paulo im
August nacheifern.
Ziel ist ein Platz
unter den besten
fünf Nationen der
Welt. Jetzt stellten
sich die Teilnehmer
in Esslingen vor.
Seite 6
Handwerk legt zu
Steigende Umsätze und ein starkes
Kfz-Gewerbe: Das erste Quartal 2015
verlief im Handwerk besser als erSeite 2
wartet.
REGIONAL
Halle (Saale)
Mit Power in die Ausbildung:
Diskussion um mehr Berufsorientierung
an den Schulen reißt nicht ab
7
Fachkräftemangel: Nachgefragt bei
Jörg Galster, Geschäftsführer der KEGA
Klima- und Kältetechnik GmbH
8
Foto: WorldSkills Germany/
Frank Erpinar
Handwerk wirbt um Flüchtlinge
Flüchtlinge gegen Fachkräftemangel: Junge Menschen in Ausbildung sollen länger bleiben dürfen
Neues Erbrecht
Von August an ist der gewöhnliche
Aufenthaltsort statt der Herkunft entscheidend beim Vererben. Seite 12
Gesundheit als Bonus
Die Vorteile von betrieblichen Krankenzusatzversicherungen. Seite 14
Von Karin Birk
W
as die große Politik nur zaghaft beschließt,
wird bei der Firma Heizung-Obermeier in
München längst in die Tat umgesetzt: Die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. „Wir
bilden zwei Afghanen zu Anlagenmechaniker im
SHK-Handwerk aus“, berichtet Tatjana Zimmermann, die gemeinsam mit ihrem Mann das Unternehmen führt. Völlig unverständlich ist für sie,
dass junge Flüchtlinge nicht schon längst in
Deutschland eine Ausbildung machen und
danach noch ein paar Jahre arbeiten dürfen, ohne
eine Abschiebung befürchten zu müssen.
Für Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer
ist das ebenfalls ein Unding. Schon länger wirbt er
für ein großzügigeres Aufenthaltsrecht. Auf die Beschlüsse des „Flüchtlingsgipfels“ von vergangener
Woche reagierte er deshalb umso enttäuschter.
„Die von Bund und Ländern beschlossenen Maßnahmen in der Flüchtlingspolitik bleiben deutlich
hinter den Erwartungen des Handwerks zurück“,
sagte der Präsident des Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Wollseifer kritisierte,
dass die vom ZDH und großen Teilen der Wirt-
schaft geforderte 3-plus-2-Regelung nicht beschlossen wurde. Danach sollten Flüchtlinge weder in der dreijährigen Ausbildung noch in den
zwei Jahren danach abgeschoben werden können.
„Die Maßnahmen in der Flüchtlingspolitik
bleiben deutlich hinter den
Erwartungen des Handwerks zurück.“
Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer
Derzeit können Flüchtlinge zwar schon nach einer
Frist von drei Monaten in Deutschland eine Ausbildung beginnen, aber als Asylbewerber oder Geduldete jederzeit wieder abgeschoben werden.
„Die Betriebe wollen hier einfach mehr Rechtssicherheit“, berichtet Christoph Karmann, Ausbildungsakquisiteur bei der Handwerkskammer für
München und Oberbayern. Auch für die Auszubildenden sei dies eine psychische Belastung.
Im Handwerk sind viele Betriebe bereit, in die
Ausbildung von Flüchtlingen zu investieren, wie
Umfragen bestätigen. Allein im Kammerbezirk
München und Oberbayern hätten die Betriebe
rund 1.200 Ausbildungs- und Praktikumsplätze für
Flüchtlinge angeboten, sagt Karmann. Noch ist offen, wie das Aufenthaltsgesetz geändert werden
soll. Nach der Abschlusserklärung des „Flüchtlingsgipfels“ sollen junge Asylsuchende und Geduldete mit jeweils guter Bleibeperspektive
Rechtssicherheit „für die Dauer ihrer Ausbildung“
erhalten. In der SPD ist man zuversichtlich, dass
sich dieser Abschiebeschutz für die Dauer der
Ausbildung nicht zuletzt wegen der SPD-Mehrheit
im Bundesrat auch durchsetzt, selbst wenn derzeit
auch weniger weitgehende Regelungen im Gespräch sind. So hatte sich der Bundestag kurz vor
dem Gipfel darauf verständigt, den Abschiebeschutz nur Flüchtlingen bis zum Alter von höchstens 20 Jahren zu erteilen. Und dies auch nur in
Ein-Jahres-Etappen stets unter der Voraussetzung,
dass die Ausbildung erfolgreich verläuft. Für Wollseifer ist das eine „mehr als unbefriedigende Lösung“. Er begrüßte hingegen den Beschluss, die
Sprachförderung für Flüchtlinge aufzustocken.
Bund und Länder wollen nun die Asylverfahren
beschleunigen und abgelehnte Asylanten etwa
vom Westbalkan schneller abschieben. Außerdem
will der Bund dauerhaft Länder und Kommunen
bei den Kosten unterstützen. Leitartikel: Seite 4
Berufliche Bildung im Fokus
Trends der Intersolar
Energiespeicher für Photovoltaik
Seite 16
werden immer beliebter.
HANDWERK ONLINE
WWW.DEUTSCHE-HANDWERKS-ZEITUNG.DE
Foto: LG
Miss Piggy,
die Feministin
Foto: J Grassi/ Patrick McMullan
Eine Scheidung tut weh. Sie
kann sogar die Existenz der
Seite 13
Firma bedrohen.
Berufe-WM: Deutsches Team ist bereit für Brasilien
QUERGEDACHT
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Wenn Kunden nicht zahlen:
Die steuerlichen Folgen
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Warum gute Kommunikation
im Betrieb wichtig ist
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Treffen der Kammerpräsidenten
5%
Ja. Die Betriebe werden das im Alltag
merken.
59,6 %
Nein. Am Ende der Legislaturperiode wird
die Bürokratie für Betriebe eher zugenommen haben.
35,4 %
Damit die Bürokratiebremse etwas bringt,
braucht es eine neutrale Instanz, die sie
kontrolliert.
Teilnehmerzahl: 99;
Quelle: www.deutsche-handwerks-zeitung.de
12
4
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Zimmerer Paul Robben liebt
Handwerk und Filme. Jetzt ist
Seite 6
er ein YouTube-Star.
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Sie trafen sich diesmal Anfang Juni in der Handwerkskammer Magdeburg: die Präsidenten der
Handwerkskammern Ostdeutschlands. Auf der
Tagesordnung stand die duale Berufsausbildung.
In einer Resolution fordern die Präsidenten ihre
Landesregierungen auf, die Sekundarschulen
nicht zu Restschulen verkommen zu lassen und
die Gymnasien nicht auf Regelschulniveau zu senken. Sie fordern eine verbindliche Berufsorientierung an allen allgemeinbildenden Schulen. Die
berufliche Ausbildung sei eine „lohnende Bildungsinvestition“, stellen sie klar.
Weitere Themen der Tagesordnung: Altersversorgung für Betriebsinhaber, Erhalt der Meisterpflicht, Mindestlohn, Rundfunkgebühren, Breitld
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Die Kammerpräsidenten Ostdeutschlands trafen sich mit Ministerpräsident Reiner Haseloff (Mitte). In OstFoto: HWK Magdeburg
deutschland gibt es derzeit 210.000 Handwerksbetriebe, die 47.000 Lehrlinge ausbilden.
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Regional
Halle-Saalekreis
Kreishandwerkerschaft feiert 25-jähriges
Jubiläum mit dem ehemaligen Minister­
präsidenten Wolfgang Böhmer.
Seite 9
Deutsche Handwerks Zeitung
Handwerkskammer Halle (Saale)
Ausg. 12 | 26. Juni 2015 | 67. Jahrgang
handwerk in zahlen
Kraftfahrzeugmechatroniker/-in
im 1. Lehrjahr im Kammerbezirk
329
Zwischen unbesetzten Lehrstellen
und Ausbildungsabbrüchen
Wir gratulieren
zum Geburtstag
In der Zeit vom 29. Juni bis 12. Juli 2015
gratulieren wir zu folgenden Geburtstagen:
Anhalt-Bitterfeld
Maik Bringmann zum 50., Thomas Forberich zum 50., Heiko Mollenhauer zum 50.,
Michael Reinisch zum 50., Jürgen Lorenz
zum 65., Peter Joseph Mussers zum 65.,
Fritz Häder zum 70., Bernd Seifert zum
70., Martin Ziesche zum 85.;
221
In der Handwerkskammer Halle diskutieren Bildungsexperten und ein Lehrling,
wie Ausbildungsabbrüche verhindert werden können und Unternehmen Jugendliche besser integrieren
193
229
194
2006
2008
2010
2012
Burgenlandkreis
Bernd Krämer zum 50., Mario Pusch zum
50., Steffen Raugust zum 50., Carsten
Romberg zum 50., René Stöhr zum 50.,
Ursel Krehahn zum 60., Norbert Oettel
zum 60., Lothar Strauß zum 60., KarlHeinz Ziemer zum 65., Ralph Dörner zum
70.;
2014
Bestand am Jahresende; Quelle: HWK Halle (Saale)
Gefragte Kurse im
Kfz-Handwerk
2015-12-444-hal
Vom Gesellen zum Meister
Im Bildungs- und Technologiezentrum (BTZ) der Handwerkskammer
Halle (Saale) erhalten aktuell insgesamt 45 Kfz-Techniker in drei Klassen ihre Meistervorbereitung im Bereich Fahrzeugtechnik. In zwei Teilzeitkursen und einer Weiterbildung
in Vollzeit werden die zukünftigen
Meister unterrichtet. Zehn Ausbilder
sorgen für die Wissensvermittlung
und notwendige Unterstützung.
Der Meistertitel im Kfz-Handwerk
ist gefragt. 2014 schlossen 47 Teilnehmer ihren Meister im BTZ ab,
2013 sogar 54. Das liegt auch daran,
dass der Kfz-Mechatroniker der beliebteste Ausbildungsberuf bei den
Jungen ist. 2012 haben 194 Azubis ihre Lehre als Kfz-Mechatroniker im
Kammerbezirk angefangen, 193 waren es 2014. Die Kfz-Ausbildung gehörte zu den ersten Angeboten des
Bildungs- und Technologiezentrums.
Am 28. August 1990 – sechs Wochen
vor der Einheit – wurde das BTZ bereits eröffnet.
Bundeskanzler Helmut Kohl und
Lothar de Maizière weihten das erste
Bildungszentrum nach gesamtdeutschem Vorbild in den neuen Bundesländern ein. In diesem Jahr ist das
25-jährige Jubiläum der Bildungseinrichtung, die sich im Vergleich zu
1990 sehr verändert hat. Hallen wurden rekonstruiert, neue Räume kamen hinzu. Die technische Ausrüstung wurde laufend auf den aktuellen Stand gebracht.
Betriebsberater vor Ort
29. Juni: Bitterfeld-Wolfen, Kreishandwerkerschaft, 10 bis 14 Uhr, Anmeldung
unter 0345/2999 224.
8. Juli: Eisleben, Beratungsbüro, 10 bis
16 Uhr, Anmeldung unter 03475/
602284.
Naumburg: Kreisverwaltung BLK, jeden
Donnerstag von 9 bis 13 Uhr, Anmeldung unter 0345/2999-256.
Zu Rechtsthemen finden donnerstags in
Eisleben von 13.30 bis 16.30 Uhr Beratungen statt und auf Anfrage in Dessau
und Weißenfels. Anmeldung unter 0345/
2999-105.
Hinweis: Eine Anmeldung ist für alle
Beratungstermine erforderlich
D
as Projekt „Mit PiA – Mit Power in Ausbildung“ (die DHZ berichtete in Ausgabe 11)
wurde vor Kurzem erfolgreich beendet, die Diskussion um mehr Berufsorientierung an den
Schulen, um falsche oder nur geringe Berufsvorstellungen der Schüler, zu viele Ausbildungsabbrüche und den optimalen Übergang von der
Schule in den Beruf aber nicht.
Auszug aus der Diskussion
Thomas Keindorf, Präsident der Handwerkskam-
Ab 1. Juli 2015 finden Sie uns in der
Saalstraße 16, 06667 Weißenfels im
1. Obergeschoß. Eingang rechts
artner
neben der Post.
atungsp
Ihr Ber
!
Fragen
in allen de
wkhalle.
www.h
Beratungsbüro Weißenfels
Das Beratungsbüro in Weißenfels zieht
zum 1. Juli 2015 um. Die Berater der
Handwerkskammer sind dann an der neuen Adresse zu finden. Die Telefon­
nummern und E-Mail-Adressen bleiben erhalten.
Regionalbüro Weißenfels,
Ansprechpartner ist Detlef Polzin,
Tel. 03443/238861, E-Mail:
[email protected]
Ralf Mühlbach zum 50., Kai-Olaf Schulz
zum 50., Hartmut Bendel zum 60., Detlef
Stylianos zum 65.;
Halle (Saale)
Jens Eckardt zum 50., Heike Götz zum
50., Andreas Kreiker zum 50.;
Mansfeld-Südharz
Christian Plettner zum 50., Olaf Roos zum
50., Ivo Rothe zum 50., Volker Schulze
zum 50., Gerd Schwietzer zum 50., Ronny
Wolf zum 50., Fried Binnemann zum 60.,
Hartmut Kellner zum 60., Hartmut Temm
zum 60., Gerhard Stein zum 70., Günter
Wolf zum 80.;
Anika Gebert, Fachbereichsleiterin Berufliche Bil-
dung der Handwerkskammer Halle: „Es gibt sehr
viele freie Lehrstellen. Deshalb sind die Wechselmöglichkeiten der Jugendlichen sehr groß. Ausbildungsabbrüche sind auch als Chance zu sehen.
Die Berufsorientierung an den Gymnasien ist sehr
wichtig. Auch die Eltern müssen da involviert werden. Wir müssen die Eltern mehr als Multiplikatoren gewinnen. Denn letztendlich schicken sie ihre
Kinder zur Ausbildung oder zum Studium.“
Tino Reiter, 29 Jahre, hat nach sieben Jahren sein
Studium abgebrochen. Jetzt macht er eine Lehre
zum Anlagenmechaniker (SHK): „Man kann ja
Fakten aus dem Azubi-Report 2014
Die Sichtweise der Azubis
mer Halle: „Unsere Betriebe suchen immer zeitiger nach Azubis. Aber selbst wenn ein Azubi gefunden wurde, kommt der dann nicht zum Ausbildungsbeginn, weil er gleich mehrere Verträge gemacht hat. Oder einer kommt und ist verwundert,
dass man sich auch mal die Hände schmutzig
macht. Es muss mehr Berufsorientierung stattfinden und über die vielen Möglichkeiten und Chancen der beruflichen Ausbildung informiert werden.“
Bärbel Schärff, Geschäftsführerin der IHK Bil-
Handlungsempfehlungen für Unternehmen
dungszentrum Halle-Dessau GmbH (IHK BIZ):
„Die Auswirkungen des demografischen Wandels
hängen über uns wie ein Damoklesschwert. Dabei
war das ja nun lange schon bekannt. Unternehmen sind erfolgreich durch den Menschen. Und
der muss mehr im Mittelpunkt stehen. Wir müssen auch zulassen, weniger qualifizierte Jugendliche zu nehmen. Wir stellen Menschen ein und
nicht Online-Bewerber! Wir müssen neu nachdenken über die Integration der Jugendlichen in die
Unternehmen.“
dung“, IHK BIZ: „Was hat sich im Projekt gezeigt?
Die jungen Leute haben sich schon im Voraus für
ein Studium entschieden, oft in Richtung Sozialpädagogik. Sie übernehmen häufig die Meinung
ihrer Eltern. Aber es gibt 375 Ausbildungsberufe.
Die kann keiner alle kennen. Aber wir können einige vorstellen. Das haben wir mit dem Projekt getan. An den Gymnasien sollte endlich auch über
Maschinenbau geredet werden.“
Michael Schwarz, Teamleiter der Berufsberater
der Agentur für Arbeit Sangerhausen: „Wir müssen
alle Eltern bei der Berufsorientierung ins Boot holen und ihnen klar machen, welchen Wert ihre
Aussagen haben. Laut einer Studie entscheiden
sich 79 Prozent der 14- bis 16-Jährigen für den Beruf, den ihre Eltern vorschlagen. Wir müssen mehr
Berufe vorstellen und den Jugendlichen die Angst
zu scheitern nehmen. Der Wechsel einer Ausbildung oder eines Studiums ist kein Scheitern, sondern ein Wechsel.“
Saalekreis
Sie haben sich entschieden und offenbar richtig gewählt: Die zukünftigen Kfz- Mechatroniker sind im
3. Lehrjahr und absolvieren ihre überbetriebliche Lehrunterweisung im Bildungszentrum Halle-Osendorf. Ausbilder
Uwe Hickethier unterrichtet sie am Fahrzeugdiagnosegerät. Viele Jugendliche aber wissen nicht, was sie machen
Fotos: Lenore Dietsch
wollen nach der Schule. 87 Prozent der Azubis sind zufrieden mit ihrer Berufswahl. 49 Prozent haben ihren Wunschberuf gewählt.
75 Prozent fühlen sich unterfordert. 38 Prozent sind
mit dem theoretischen Unterricht unzufrieden. 62 Prozent sind auf finanzielle Unterstützung der Eltern angewiesen. 41 Prozent sind aufgrund ihres niedrigen Gehalts unzufrieden. 48 Prozent nennen zu wenig Freizeit als Negativfaktor in der Ausbildung. Als Gründe
für den Ausbildungsabbruch nennen 49 Prozent „falsche Berufsvorstellungen“, 45 Prozent gaben ein unbefriedigendes Verhältnis zum Vorgesetzten und zu
den Kollegen an.
Dr. Volker Bart, Projektleiter „Mit Power in Ausbil-
Wir ziehen um!
Dessau-Roßlau
Anforderungen an die Bildungspolitik
Immer wieder gefordert wird eine einheitliche
bundesweite Bildungspolitik. Auch eine Berufsorientierung an Gymnasien steht auf der Forderungsliste ganz oben. Denn nicht jeder muss studieren. Durch die Initiative der Wirtschaftskammern Sachsen-Anhalts konnte die Berufsorientierung an den Gymnasien im Land jetzt durchgesetzt werden.
„Mit PiA – Mit Power in Ausbildung“ – das beendete Projekt der IHK BIZ Halle-Dessau GmbH in
Kooperation mit der Handwerkskammer Halle
(HWK) – klärte die Schüler auf über die Möglichkeiten auch der beruflichen Ausbildung. Und vielleicht hat sich in den Köpfen der 900 hier beratenen und informierten Schüler und Jugendlichen
etwas verändert und der Blick sich geöffnet für die
Vielfalt von Berufen. Woran liegt das, dass Jugendliche keine oder nur wenige Berufsvorstellungen
haben? Warum sind viele Ausbildungsberufe völlig
unbekannt? Warum schicken Eltern ihre Kinder
unbedingt auf die Gymnasien? Wie können sich
Unternehmer und Azubis besser aufeinander einstellen? Was läuft einfach verkehrt in der Bildungspolitik? Diese Fragen wurden in der Kammer am
29. Mai gestellt und nach Antworten gesucht. Organisiert wurde die Diskussion von der IHK Bildungszentrum Halle-Dessau GmbH (IHK BIZ) und
moderiert von ihrer Pressesprecherin Silke Ziegler-Pierce. Die Deutsche Handwerks Zeitung lässt
die Zitate sprechen.
7
altersgerecht über die Berufe informieren
offen sein für Schüler aller Schulabschlüsse
Azubis gut betreuen und integrieren durch regelmäßige Gespräche
Infos zur Studie
Die Employour GmbH, die auch die die Internetplattform ausbildung.de anbietet, hat die Studie durchgeführt. Dazu wurden – laut eigenen Angaben – 1.006
Berufsschüler an ausgewählten Berufsschulen, die
Mehrzahl im ersten oder zweiten Lehrjahr mit einem
Durchschnittsalter von 21 Jahren schriftlich und anonym befragt. Befragungszeitraum war Mai bis Juli
2013.
Dirk Eismann zum 50., Dirk Fachbach zum
50., Olaf Gruber zum 50., Axel Schirmer
zum 50., Holger Weigel zum 50., Thomas
Berger zum 60., Günter Böhme zum 60.,
Jörg Fischer zum 60., Jochen Roßberger
zum 60., Angelika Büchner zum 65., Herbert Moosdorf zum 65., Frank Thiele zum
65.;
nicht alles vorher ausprobieren. Ich war mir nie sicher, was ich studieren will. Das Scheitern hat mir
geholfen. Über die Aufstiegsmöglichkeiten im
Handwerk habe ich vorher nichts gewusst. Die
Kommunikation mit den älteren Kollegen im Unternehmen ist manchmal ein Problem. Ich würde
Verschiedenes anders machen.“
Salzlandkreis
Andreas Exeler zum 50., Silvia Krczizek
zum 50., Udo Becker zum 60., Ralf Pätz
zum 60.;
Wittenberg
Dr. Egon Preuß, IHK BIZ: „Es gibt keine Ideallö-
Sven Hesse zum 50., Danilo Röwer zum
50., Joachim Dobenecker zum 60., Walter
Schubert zum 60., Doris Schwartzkopf
zum 65., Herbert Gandyra zum 75., Klaus
Winkler zum 80.
sung. Heute müssen sich die Jugendlichen ständig
entscheiden. Auch die Entscheidung, was mache
ich beruflich, ist überfrachtet und lastet auf den
jungen Leuten. Man muss den Jugendlichen vermitteln: Die Entscheidung ist nicht für den Rest
deines Lebens. Du kannst Verschiedenes ausprobieren. Es muss mehr vom lebenslangen Lernen
gesprochen werden! Die Jugendlichen sollten sich
ihren Neigungen entsprechend orientieren.“
Ines Storch, Leiterin der Berufsbildenden Schulen
Mansfeld-Südharz: „An unserer Berufsschule werden die Gespräche prinzipiell mit den Eltern und
Schülern gemeinsam geführt. Wir haben sehr engen Kontakt zu den Unternehmen und schicken
die Jugendlichen zum Praktikum gezielt in die Betriebe. Wir müssen den jungen Leuten Perspektiven bieten. Das Allerwichtigste ist, dass die Jugendlichen wissen, dass sie auch Stärken haben
und gewollt sind. Und dass sich Schulen und Lehrer auch als Begleiter der Jugendlichen verstehen.
Ich habe drei Wünsche: Ich möchte die zwei SoziTesten Sie uns !
alarbeiter an unserer Berufsschule dauerhaft behalten; die Unternehmen sollten sich auf die Jugendlichen einstellen und sie gerne nehmen und
die Eltern ihrem Nachwuchs Kompetenzen beibringen.“
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Björn Bosse, IHK-Ausbildungsleiter: „Es sollte
mehr nach Effektivität gefragt werden als nach Effizienz. Die Generationen können voneinander
lernen. Für viele bedeutet ein Studium: Ich muss
mich nicht gleich festlegen, was ich später beruflich mache. Mein Wunsch ist, der Persönlichkeitsentwicklung des Einzelnen mehr Raum zu geben.“
■
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Meisterkurs Teil 4 sowie Ausbildereignungsprüfung (Teilzeit):
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So modern, innovativ
und leistungsstark
wie das deutsche Handwerk.
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Bäcker Teil 1 + 2 (Teilzeit):
24.08.2015 - 30.03.2016
Meisterkurs Friseur Teil 1 + 2 (Teilzeit):
04.09.2015 - 11.07.2016
Meisterkurs Kosmetik T 1 + 2 (Voll- und
Teilzeit): ab September 2015
Sachkunde Kfz-Klimaanlagen (Vollzeit): 25.08.2015
Sachkundelehrgang Umgang mit Airbag und Gurtstraffer (Vollzeit):
26.08.2015
GAP- und GSP-Wiederholungsschulung
(Vollzeit): 02.09.2015,
SHK-Kundendiensttechniker (Teilzeit):
21.09.2015 - 28.04.2016
Gebäudeenergieberater (HWK) (Teilzeit): 18.09.2015 - 14.05.2016
Ansprechpartner: BTZ der Handwerkskammer, Bildungs- und Teilnehmerservice,
Telefon: 0345/7798-700
Rentenberatung
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Am 16. September berät Sie Wolfgang Adam, Berater der Deutschen
Rentenversicherung Bund, von 10 bis
14 Uhr. Eine Terminvereinbarung ist
notwendig.
Auf dem Podium: Anika Gebert, Michael Schwarz, Silke Ziegler-Pierce und Azubi Tino Reiter (v.li.).
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unter Tel. 0345/2999-221
8
Deutsche Handwerks Zeitung
Sachsen-Anhalt
Ausg. 12 | 26. Juni 2015 | 67. Jahrgang
Unternehmensbörse
Kleines Bauunternehmen im Raum Bitterfeld zu verkaufen. Chiffre: A 433
Suche Nachfolger für Konditorei/Bäckerei im Landkreis Wittenberg (Nähe A 9,
ca. 90 km südlich von Berlin). Der Verkauf von Geschäft, Mietshaus und Filialen erfolgt komplett oder ist verhandelbar. Chiffre: A 432
Suche Nachfolger für langjährig bestehendes Bauunternehmen im Salzlandkreis. Der Betrieb mit festem Mitarbeiterstamm ist im Beton- und Mauerwerksbau, Trockenbau, der Fassadensanierung und der Gestaltung von Außenan­
lagen tätig. Gesucht wird ein Maurer und
Betonbauer, idealerweise mit Meister­
abschluss oder auf dem Weg dorthin.
Die Einarbeitung ins Unternehmen sollte
bis zur Übernahme mindestens 3 Jahre
betragen. Chiffre: A 377
Suche Nachfolger für „ad Auto Dienst“.
Der Betrieb soll komplett mit Grundstück, Immobilie, Betriebs- und Geschäftsausstattung sowie Kundenstamm
übergeben werden (ca. 8 km zur Autobahn). Chiffre: A 376
Alteingesessener Steinmetzbetrieb
sucht aus Altersgründen einen Nach­
folger. Das Unternehmen befindet sich
im Salzlandkreis in Stadtrandlage (Nähe
Autobahn). Tätigkeitsschwerpunkt ist zu
85 bis 90 Prozent Bau und zu 10 bis
15 Prozent Grabmahle. Chiffre: A 375
Ansprechpartnerin: Angelika
Stelzer, Tel. 0345/2999-221,
E-Mail: [email protected],
weitere Inserate finden Sie unter
www.nexxt-change.org
Neue Förderung
für Innovationen
IB nimmt Anträge an
Ab sofort können Unternehmen in
Sachsen-Anhalt wieder bei der Investitionsbank Förderanträge für Forschungs- und Entwicklungsvorhaben
sowie für Projekte des Wissens- und
Technologietransfers stellen. Der
Startschuss für die Innovationsförderung des Landes in der neuen EUStrukturfondsperiode ist gegeben.
Die Innovationsförderung ist ein wesentlicher Baustein der Mittelstands­
offensive des Landes. Schwerpunkte
sind die Förderung von betrieblichen
Einzel- und Gemeinschaftsvorhaben
der industriellen Forschung und experimentellen Entwicklung sowie
von Verbundvorhaben zwischen Unternehmen und Hochschulen (FuERichtlinie), die Förderung von Projekten des Wissens- und Technologietransfers und die Förderung von
Innovationsassistenten (Personalkostenzuschuss für zusätzlich eingestellte Hochschulabsolventen).
Neu ist zum Beispiel, dass wettbewerbsneutral ausgelegte Forschungsprojekte von Forschungseinrichtungen aus der FuE-Richtlinie bis zu 100
Prozent gefördert werden können.
Davon profitierten – laut Investitionsbank – vor allem nicht grundfinanzierte gemeinnützige außeruniversitäre Forschungseinrichtungen
in Sachsen-Anhalt.
Außerdem gibt es in Sachsen-Anhalt auch eine neu justierte Patentförderung. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie Handwerksbetriebe, die Fördermittel für
ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt erhalten, können sich im
Rahmen dieser Projekte ab sofort
auch die patent- bzw. schutzrechtliche Sicherung der daraus entstehenden Ergebnisse fördern lassen (max.
25.000 Euro).
Informationen zu den Förder­
programmen finden Sie auf www.ibsachsen-anhalt.de/firmenkunden/
forschen-entwickeln.html
Nachrichten aus der Region mansfeld-südharz
Nachwuchswerbung
großgeschrieben
KH präsentiert sich auf Messen und Events
Neun Mitarbeiter hat die KEGA GmbH. Der Chef, Jörg Galster (r.), zählt sich da schon dazu. Den Beruf des Kälteanlagen­
Fotos: KEGA GmbH
bauers kennen viele Jugendliche gar nicht, moniert er und sucht händeringend nach Azubis.
Fachkräftemangel?
Was sagen die Unternehmen?
DHZ-Serie: Fachkräftemangel, Teil VII, nachgefragt bei Jörg Galster,
Geschäftsführer der KEGA Kälte- und Klimatechnik GmbH
F
ehlen sie wirklich überall – die
Fachkräfte? Werden Gesellen und
Meister händeringend gesucht? Kein
Tag ohne eine Meldung zum Fachkräftemangel. Unternehmen können
ihre Stellen nicht mehr besetzen.
Auch Lehrstellen bleiben frei: 20.000
allein im Handwerk.
Die DHZ hat nachgefragt bei den
Unternehmen im Kammerbezirk. Jedes vierte Unternehmen benennt
den Fachkräftemangel als großes
Problem. Was sagen die Unternehmen zum Fachkräftemangel? Wo gibt
es Engpässe? Wie stellen sie sich auf
weniger Bewerber ein? Welche Wege
gehen sie, um Werbung für ihren Beruf zu machen? Und wie sehen und
erleben sie den Lehrling von heute?
Nachgefragt bei Jörg Galster
Ohne sie wäre die Schokolade im
Hallorenmuseum wohl schon geschmolzen, die Ärzte in der Augenklinik Sangerhausen würden schwitzen
und könnten nicht operieren und die
Mitteldeutsche Zeitung könnte keine
Zeitung herausgeben, weil die Server
heiß laufen: die KEGA Kälte- und Klimatechnik GmbH (KEGA).
„Unser Beruf ist sicherer als
der des Bankers.“
Jörg Galster
Ja, er suche Fachkräfte und eigentlich schon immer, sagt Jörg Galster,
Geschäftsführer der KEGA in Wimmelburg, nur ein Kilometer von der
Lutherstadt Eisleben entfernt. Kälteanlagenbauer (heute offiziell als Mechatroniker für Kältetechnik bezeichnet) sind bundesweit rar. Galster versucht es trotzdem über alle Medien:
Er offeriert seine Stellen beim Arbeitsamt, im Internet auf seiner
Homepage, bei Facebook, Google+
und Xing. Auch Anzeigen nutzt er.
Der gelernte Kälteanlagenbauer
versucht seinen Fachkräftebedarf
über die eigene Ausbildung zu kompensieren. Doch auch da mangelt es
an Bewerbern. Wieder versucht er es
über Anzeigen in der Zeitung. Galster
freut sich: „Jetzt haben sich zwei
Ausbildungssuchende gemeldet. Die
beiden Bewerber habe ich sofort eingeladen.“
Einem Bewerber hat er zugesagt.
Dann einige Tage Hoffnung und …?
Jörg Galster schüttelt den Kopf: Die
Absage ist da. „Er konnte sich die
Lehrstelle ja aussuchen.“
Ein sicherer Arbeitsplatz
Handwerkskammer
Halle (Saale)
Impressum:
Handwerkskammer Halle (Saale)
Gräfestraße 24, 06110 Halle
Telefon: 0345 2999-0
Fax: 0345 2999-200
http://www.hwkhalle.de
[email protected]
Verantwortlich:
Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Rogahn
Dabei ist die Nachfrage nach Klimatechnik hoch. „Und der Beruf – ein
sicherer Arbeitsplatz“, bestätigt Jörg
Galster. Wie wirbt er um Nachwuchs?
An Berufsorientierungsmessen kann
er nicht teilnehmen, da ihm die Zeit
fehlt. Neun Mitarbeiter hat er. Jörg
Galster zählt sich selbst da schon
mit. Auch das ist ein Anhaltspunkt,
wie der Firmenchef seine Mitarbeiter
sieht und wertschätzt.
„WANTED! einen Auszubildenden/eine Auszubildende für den
coolsten Job der Welt: Kälte­
an­
lagenbauer/-in (Mechatroniker/-in
für Kälte- und Klimatechnik)!“ steht
auf seiner Internetseite. Auch das Video zur Vorstellung des Berufs von
der Bundesagentur für Arbeit hat er
da verlinkt. „Damit die jungen Leute
auch eine Vorstellung von den Inhalten des Berufs vorab erhalten“, erklärt er.
Seine Frau Silvia ist auch mit im
Unternehmen und führt die Buchhaltung. Er selbst ist ständig unterwegs. Jetzt musste der 52-Jährige sogar auf einen Leiharbeiter setzen.
„Das ist aber ein Notfall und keine
Lösung. Ich möchte schließlich Qualitätsarbeit anbieten und das kann
ich nur mit Fachkräften.“
Wie versucht er seine Mitarbeiter
zu halten? Der Geschäftsführer nennt
als Erstes familienfreundliche Arbeitszeiten: „Früher waren wir
bundesweit unterwegs.
Heute haben wir Aufträge von Magdeburg,
Leipzig bis Zeitz, so
dass jeder Mitarbeiter
auch abends wieder bei
seiner Familie ist.“ Dann verweist er
auf die überdurchschnittlichen Löhne, die er zahlt. Auch Weiterqualifikation bietet er an. Vorteile des Berufs bzw. einer Anstellung bei ihm?
Jörg Galster: „Jeder hat einen eigenen
Firmenwagen bei uns und agiert
selbstständig dem Kunden gegenüber. Eigenverantwortung ist da angesagt.“
Ausbildung im Unternehmen
Seit 1997 bildet er aus zum/zur
Mechatroniker/-in für Kältetechnik.
Meistens nimmt er gleich zwei Azubis, sagt Galster. Dieses Jahr ist einer
abgesprungen. „Aber mit dem anderen habe ich Glück“, freut er sich. Bei
den Bewerbern setzt er nicht auf die
Schulnoten: „Die sagen ja nichts
über die handwerklichen Fähigkeiten
aus. Aber mindestens eine ‚3‘ in den
naturwissenschaftlichen
Fächern
sollte es schon sein“, so der Meister.
Deshalb hält er
auch viel von Praktika. Was ihm an
den Azubis von
heute auffalle? Jörg
Galster: „An der
praktischen Vorstellung mangelt es
vielen. Das Anwen-
Mit Azubi Philipp
Hoffmann hat Jörg
Galster
den Richtigen
­gefunden.
Das Unternehmen
Die KEGA Kälte- und Klimatechnik
GmbH aus Wimmelburg ist seit 1990
Spezialist für Wärmepumpen, Lüftungsund Kälteanlagen sowie für Klimaanlagen und Sonder-Kühlanlagen. Das Unternehmen stattete seit der Gründung
im November 1990 viele Gastronomiebetriebe in ganz Deutschland mit
Schanktechnik, Kälteanlagen sowie Lüftungs- und Klimaanlagen aller Art aus.
Weitere Bereiche sind Handel, Industrie
und das Lebensmittelhandwerk.
den von Wissen an praktischen Beispielen, ob das nun Matheaufgaben
sind oder Physik.“ Die praktische Arbeit fehle an den Schulen. „So, wie es
früher den Unterrichtstag in der Produktion (UTP) gab, sollten Schüler
jedes Jahr Praktika haben. Wie sonst
sollen sie rausfinden, was sie können, was Spaß macht und was eben
auch nicht?“, sagt er. Dass das Gymnasium heute als Nonplusultra für
die Zukunft der jungen
Leute zählt, kritisiert er.
Auch die frühe Entscheidung bereits nach der
vierten Klasse. „Es muss
nicht jeder studieren“,
sagt er.
Warum gibt es so wenige, die einen Beruf in
der Kältetechnik ergreifen? Jörg Galster: „Ich denke, das liegt auch am BeElektriker
und
kanntheitsgrad.
Klempner gibt es ganz viele, aber die
Klimatechnik hat erst in den 90er
Jahren einen Sprung nach vorn gemacht. Der Beruf steht nicht so in
der Öffentlichkeit wie andere. Dabei
ist er sicherer als der eines Bankers“,
lacht er.
Der Meister verweist auch darauf,
dass der Beruf erst seit 1979 in der
Bundesrepublik als Vollhandwerk
anerkannt und seitdem mit der richtigen Ausbildung zum Kälteanlagenbauer begonnen wurde. „In der DDR
gab es diese Ausbildung schon seit
1963“, erzählt er. Was er sich wünsche von der Handwerkskammer?
Jörg Galster: „Ich wünsche mir
mehr Druck der Handwerkskammer
auch auf die Politik. Die Forcierung
der Zusammenarbeit mit den Schulen, um mehr Schüler für Handwerksberufe zu gewinnen.“
„Wir versuchen, immer dort präsent
zu sein, wo wir junge Leute erreichen
können, um sie für eine Ausbildung
im Handwerk zu gewinnen“, sagt die
Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Mansfeld-Südharz, Dr. Regina Ziesche. Sie meint damit vor allem die regionalen Ausbildungsmessen, ob das in Schulen ist, in der
Agentur für Arbeit oder in großen
Unternehmen vor Ort. „Viele Betriebe unserer Region suchen händeringend Azubis und versuchen, freie
Stellen zu besetzen“, sagt Ziesche.
Deshalb sind sie auch jedes Jahr auf
der Handwerkermesse Reforma,
Schulter an Schulter mit den Unternehmen und Innungen. Aber nicht
nur auf die enge Zusammenarbeit
mit den Betrieben, auch auf die Zusammenarbeit mit anderen Partnern
setzt die KH. „Aus diesen Gründen ist
die Kreishandwerkerschaft Partner
im Netzwerk ‚Wir für Mansfeld-Südharz‘“, berichtet die Geschäftsführerin. Seit 2014 arbeiten wichtige Vertreter des Landkreises, aus Wirtschaft, Kommunen und Verbänden
zusammen, um die Kräfte für den
Landkreis zu bündeln und gemeinsam zu handeln. Hauptprobleme des
Landkreises Mansfeld-Südharz sind,
laut Netzwerk folgende: Die Alterung
der Bevölkerung ist stärker spürbar
als in anderen Regionen, den Unternehmen fehlen die Fachkräfte und
der Landkreis ist für neue Investoren
und Wirtschaftsansiedelungen noch
nicht attraktiv genug.
„Für mittelständische Unternehmen und vor dem Hintergrund des
Fachkräftemangels ist es wichtiger
denn je, krankheitsbedingte Ausfallzeiten von Mitarbeitern zu minimieren und vorzubeugen. Deshalb steht
jetzt das Thema Mitarbeitergesundheit im Mittelpunkt einer Veranstaltung des Netzwerks“, sagt die KHGeschäftsführerin.
Tipp: Am 30. Juni findet der Gesundheitstag für Unternehmen und Unternehmerinnen im Mansfeld-Museum in Hettstedt von 16 bis 20 Uhr
statt.
Anmeldungen an die Kreishand­
werkerschaft, Tel. 03475-602284
Dr. Regina Ziesche wurde von den
Azubis im Unternehmen FEAG interviewt.
Foto: Ursula Weißenborn
Das Traumauto im Rosarium
18 Betriebe bei Autoschau der Kfz-Innung Sangerhausen
Am Muttertag bei herrlichstem Sonnenschein war es wieder einmal so
weit: Die 23. Autoschau der Kfz-Innung Sangerhausen startete in einer
neuen Lokalität, dem Europa-Rosarium in Sangerhausen.
18 Betriebe von beiden Innungen
im Landkreis (auch der Kfz-Innung
Mansfeld Südharz) präsentierten ihre
Modelle und Neuheiten. Bewundert
werden konnten diese zwischen Rosensträuchern, Frühlingsblumen und
Skulpturen. Auf der großen Bühne
des Rosariums wurden die Besucher
über Marken und Trends informiert.
Auch Probefahrten waren möglich.
Das Eventmanagement der Innung
wurde professionell durch Radio
Brocken unterstützt.
Im Glashaus des Rosariums informierten Auszubildende im KfzHandwerk über ihre Ausbildungsberufe, wie z.B. den Kfz-Mechatroniker,
den Automobilkaufmann oder die
Kauffrau für Büromanagement.
Der Obermeister der Kfz-Innung
Sangerhausen, Thomas Peckruhn
vom Autohaus Liebe, zog eine positive Bilanz: „Wir haben schöne Autos
in einem schönen Ambiente präsentiert.“ KH-Geschäftsführerin Dr. Regina Ziesche fügte noch hinzu: „Unsere Innungsbetriebe waren mit dem
Andrang sichtlich zufrieden.“
KH Mansfeld-Südharz
Anschrift: Kreishandwerkerschaft Mansfeld-Südharz, Nicolaistraße 29,
06295 Lutherstadt Eisleben, Tel. 03475/602284, Fax 03475/602287,
E-Mail: [email protected]
Kreishandwerksmeister: Dieter Gremmer,
Geschäftsführerin: Dr. oec. Regina Ziesche
Rechtsecke
Angemessenheit der Ausbildungsvergütung
Maßgeblich für die Angemessenheit der
Vergütung eines Auszubildenden ist die
Verkehrsanschauung, die sich an den einschlägigen Tarifverträgen orientiert. Nur
das Vorhandensein besonderer Umstände
kann im Einzelfall eine Unterschreitung der
tariflichen Sätze rechtfertigen. Dies hat
das Bundesarbeitsgericht (BAG) mit Urteil
vom 29. April 2015 (9 AZR 108/14) entschieden.
Der Fall: Der beklagte Ausbildungsverein
hatte mit dem Kläger, einem Auszubildenden, einen Berufsausbildungsvertrag zum
Maschinen- und Anlagenführer abgeschlossen. Die Ausbildung selbst erfolgte in einem Mitgliedsunternehmen des Beklagten.
Während der 3½-jährigen Ausbildung erhielt der Auszubildende nur ca. 55 Prozent
der Ausbildungsvergütung nach den Tarifverträgen für die Metall- und Elektroindustrie in Bayern. Mit seiner Klage verlangte
der Auszubildende die Zahlung der Differenz zwischen tatsächlich gezahlter und
tarifvertraglich beanspruchbarer Ausbildungsvergütung.
Die Klage hatte vor dem BAG wie auch
in den Vorinstanzen Erfolg. Nach Auffassung des BAG haben Ausbildungsbetriebe
Auszubildenden gemäß § 17 Abs. 1 Satz 1
BBiG eine angemessene Vergütung zu gewähren. Maßgeblich für die Angemessenheit sei die Verkehrsanschauung, wichtigster Anhaltspunkt für diese seien die einschlägigen Tarifverträge. Eine Ausbildungsvergütung sei in der Regel nicht
mehr angemessen, wenn sie die in einem
einschlägigen Tarifvertrag geregelte um
mehr als 20 Prozent unterschreitet. Vielmehr könne der Ausbildende die darauf
gerichtete Vermutung widerlegen, indem
er darlege, dass besondere Umstände die
niedrigere Ausbildungsvergütung rechtfertigen. Besondere Umstände, die geeignet
sein könnten, trotz des Unterschreitens
der tariflichen Ausbildungssätze um fast
50 Prozent die Vermutung der Unangemessenheit der vom Beklagten gezahlten
Ausbildungsvergütung zu widerlegen, habe
das Landesarbeitsgericht nicht festgestellt. Der Beklagte habe solche Umstände
auch nicht dargetan.
Ihr Ansprechpartner in der
Kammer zu Rechtsfragen ist Andreas
Dolge, Tel. 0345/2999-169, E-Mail:
[email protected]
Deutsche Handwerks Zeitung
Aufruf zum PLW
Festredner
Prof. Wolfgang
Böhmer mit KHGeschäftsführerin
Petra Patzschke.
Fotos:
Neue Altersgrenze:
28 Jahre
Die Handwerkskammer Halle bittet
alle Prüfungsausschüsse, die Junghandwerker, die ihre Sommerprüfung 2015 mit hervorragenden Leistungen abgeschlossen haben, für den
Leistungswettbewerb des Deutschen
Handwerks (PLW) zu nominieren.
Kerstin Eigelt, Verantwortliche für
den PLW in der Kammer: „Bitte auch
die Lehrlinge melden, die ihre Ausbildung verkürzt und ihre Prüfung
vorher abgelegt haben.“ Warum die
Junghandwerker zum PLW schicken? Kerstin Eigelt: „Die Jugendlichen
können ihre handwerklichen Fähigkeiten im Wettstreit mit anderen
Junghandwerkern ihrer Berufsgruppe messen. Für die Unternehmen ist
das eine kostenlose Werbung für die
Ausbildung in ihrem Betrieb.“
Jacqueline Gerhardt
„Wir leben vom Handwerk,
nicht vom Mundwerk“
Anmeldefrist bis 28. August
Zur Teilnahme berechtigt sind Junghandwerker, die zum Zeitpunkt der
Gesellenprüfung das 28. Lebensjahr
noch nicht überschritten haben. Die
Entscheidung über die Zulassung obliegt der Handwerkskammer.
Bis zum 28. August 2015 läuft die
Anmeldefrist. Sie haben keinen Lehrling zu nominieren? „Auch dann
brauchen wir bitte eine Rückmeldung“, sagt Eigelt. Zu beachten: Die
Abstimmung zur Nominierung ist
mit dem zuständigen Obermeister
oder Prüfungsausschussvorsitzenden
abzustimmen. Der Antrag ist downloadbar unter www.hwkhalle/plw.
Ansprechpartnerin: Kerstin Eigelt,
Tel. 0345/2999-202, E-Mail: keigelt@
hwkhalle.de
Impressum
Lenore Dietsch,
Gräfestraße 24, 06110 Halle,
Tel. 0345/2999-113,
Fax 0345/2999-200,
E-Mail: [email protected]
9
Handwerkskammer Halle (Saale)
Ausg. 12 | 26. Juni 2015 | 67. Jahrgang
Das ist meine Meinung
Über den Tellerrand blicken
Ich bin seit 2000 Geschäftsführer/Gesellschafter der Malergeschäft Jahn GmbH in
Wettin-Löbejün. Seit 2015 führe ich dieses
Unternehmen in
vollem Umfang
allein. Mein Vater
gründete unsere
Firma 1991 und
leitete sie bis vor
kurzem.
Von
1998 bis 2000
absolvierte ich
die Meisterausbildung im Malerund Lackiererhandwerk in Halle (Saale) und schloss sie
mit der Meisterprüfung ab.
Ich bin Mitglied im Gesellenprüfungsausschuss seit 1998 sowie stellvertretendes
Mitglied im Meisterprüfungsausschuss seit
einem Jahr. Seit 2010 bin ich im Berufsbildungsausschuss (BBA) der Handwerkskammer tätig. Ehrenamtliche Arbeit ist für
mich selbstverständlich. Diese führt bei
mir auch über die beruflichen Interessen
weit hinaus. Nur wer über den Tellerrand
hinwegschaut, wird mehr als sein Umfeld
bereichern. Als Innungsbetrieb der Malerund Lackiererinnung Halle-Saalekreis-Merseburg bilden wir im Unternehmen seit
nunmehr 22 Jahren Jugendliche in unserem Handwerk aus.
Ich arbeite im Berufsbildungsausschuss
mit, weil hier Probleme in der beruflichen
Ausbildung zur Sprache kommen. Im BBA
sitzen Unternehmer aus dem Handwerk,
Arbeitnehmer und Lehrer von Berufsschulen sowie Gewerkschaftsvertreter an einem Tisch. Die konstruktive Zusammenarbeit bereitet mir große Freude. Der Berufsbildungsausschuss ist in allen wichtigen
Angelegenheiten der beruflichen Bildung
zu unterrichten und zu hören. Für mich ist
insbesondere die Nachwuchsgewinnung
ein zentrales Thema.
Birk Jahn,
Malermeister und Mitglied des
Berufsbildungsausschusses der HWK
Kreishandwerkerschaft Halle-Saalekreis begeht 25-jähriges Jubiläum
Kleine Handwerker
ganz groß
I
m Frühjahr 1990 gründeten sich
die Kreishandwerkerschaften (KH)
Halle-Saalekreis und die KH Merseburg-Querfurt, die die heutige KH
Halle-Saalekreis bilden.
Anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens fand kürzlich eine Festveranstaltung in der historischen Gaststätte „Zum Mohr“ in Halle statt. Eingeladen waren Mitglieder der Kreishandwerkerschaft, langjährige ehemalige Mitglieder und Mitarbeiter
der Kreishandwerkerschaft sowie
zahlreiche Gäste. Als Ehrengast wurde der frühere Ministerpräsident des
Landes Sachsen-Anhalt, Prof. Wolfgang Böhmer, begrüßt. Er hielt die
Festrede des Abends. Ein Grußwort
richtete Thomas Keindorf, Präsident
der Handwerkskammer Halle, an die
Gäste.
Kreishandwerksmeister
Lothar
Dieringer nutzte die Gelegenheit, um
verdienstvollen Handwerkskolleginnen und -kollegen für ihre langjährige Arbeit zu danken. In seiner Rede
zog er eine Bilanz der vergangenen
25 Jahre und bezeichnete diese Zeit
als einen interessanten, arbeitsreichen und erfolgreichen Geschichtsablauf der Handwerksorganisation
als Interessenvertreterin der Region.
Er erinnerte an die Anfangsjahre,
an Lernprozesse nach der politischen
Wende, an die Fusion mit der
KH Merseburg-Querfurt im Jahre
2007/08. „Inzwischen ist unsere
Kreishandwerkerschaft die zahlenmäßig größte im Land mit etwa 900
Mitgliedsbetrieben und 8.200 Beschäftigten. Mit den derzeit sechs
Mitarbeitern sind wir gut aufgestellt
und bereit für die Zukunft“, so Dieringer. Und weiter: „Die Innung ist
die Keimzelle für ein funktionieren-
Kita-Wettbewerb startet. Poster gibt es in der Kammer
Viele Jahre im Ehrenamt: Kreishandwerksmeister Lothar Dieringer (re.) dankte seinem Vorgänger Michael Gipser für seine Tätigkeit.
des handwerkliches Dasein im Land.
61 Prozent der Innungsbetriebe bilden aus.“
„Das Handwerk war Vorreiter in
der Zeit der politischen Wende, es
wollte sein eigenes Leben selbst in
die Hand nehmen und die Verhältnisse in der DDR ändern“, begann
Prof. Wolfgang Böhmer seine Festrede. Er würdigte die historische Leistung der DDR-Bürger, die friedlich
auf die Straße gingen, die Pressefreiheit und Veränderung forderten und
ihre Meinung kundtaten. „Schnell
wurden ,Lehrmeister‘ im Handwerk
aus dem Westen gesucht und gefunden. Bereits im Juni 1990 haben sich
die ersten Fachverbände im Handwerk gegründet. Handwerksarbeit ist
Wertarbeit. Wir leben von Handwerkern, nicht von Mundwerkern. Wenn
man heute weltweit von Qualitätsarbeit made in Germany spricht, dann
hat das Handwerk daran einen großen Anteil. Darum müssen auch
künftig die duale Ausbildung und die
Befähigungsstrukturen im Handwerk
beibehalten bleiben“, forderte Böhmer.
1990: 2.000 Betriebe im
Kammerbezirk gegründet
Kammerpräsident Thomas Keindorf
überbrachte die Glückwünsche der
Handwerkskammer. Er betonte, dass
die KH Halle-Saalekreis die mitglieds- und auch leistungsstärkste
Kreishandwerkerschaft in den neuen
Bundesländern sei.
„Etwa 2.000 Handwerksbetriebe
haben sich im Jahre 1990 insgesamt
im südlichen Sachsen-Anhalt gegründet. Dazu kamen die Kreishandwerkerschaften und Innungen. Wenn
auch die Zahl der Innungsbetriebe in
den letzten Jahren gesunken ist, so
sind es dennoch die Kreishandwerkerschaften, die mit interessanten
Dienstleistungen dem Handwerk regional zur Seite stehen. Dafür danke
ich Ihnen“, so Thomas Keindorf.
Basteln, bauen und die Welt der
­Großen entdecken – eine Gelegenheit dazu bietet ab sofort wieder
das Handwerk. Mit dem bundes­
weiten Kita-Wettbewerb, den auch
die Handwerkskammer Halle unterstützt, können bereits Kindergartenkinder gemeinsam mit ihren Erzieherinnen und Erziehern verschiedene
Handwerksbetriebe hautnah erleben
und selbst aktiv werden: Die KitaGruppen besuchen die Betriebe vor
Ort oder Handwerker werden zum
gemeinsamen Basteln und Werken in
die Kitas eingeladen.
Ergebnis soll ein von den Kindern
mit ihren Eindrücken und Erlebnissen gestaltetes Poster sein. Das Poster kann dann bis 31. Januar 2016 an
den Zeitbild-Verlag Berlin gesandt
werden. Die Wettbewerbsplakate
werden von der Kammer kostenlos
ausgegeben. Die Gewinner-Kitas erhalten je 500 Euro Preisgeld für ein
Fest oder einen Projekttag zum Thema „Handwerk“.
Hintergrund
Der Kita-Wettbewerb ist ein Teil der
Mitmach-Aktion des Handwerks
„Hand in Hand durch unseren Ort“,
die von der Aktion Modernes Handwerk gemeinsam mit dem ZeitbildVerlag durchgeführt wird. Im letzten
Jahr kam rund die Hälfte der 120
Teilnehmer aus dem südlichen Sachsen-Anhalt. Siegreich in Sachsen-Anhalt war der Kindergarten „Regenbogen“ aus Naumburg.
Ihre Ansprechpartnerin in der
Kammer ist Petra Feuerberg,
Tel. 0345/2999-210, E-Mail:
[email protected]
Mit diesem Plakat haben die Kinder der Tagesstätte Regenbogen in Naumburg
Foto: HWK
2014 den Kita-Wettbewerb in Sachsen-Anhalt gewonnen.
Kein Nachwuchs für die Innung
25 Jahre Gold- und Silberschmiedeinnung. Interview mit Obermeister Jens Fischer
Die Gold- und Silberschmiede­
innung Sachsen-Anhalt – Kammerbezirk Halle/Saale hat Ende April ihr
25-jähriges Jubiläum in Bad Lauchstädt gefeiert. Gastredner war der
Präsident der Handwerkskammer,
Thomas Keindorf, der insbesondere
die erfolgreiche Innungsarbeit lobte.
Die DHZ hat nachgefragt bei Goldschmied Jens Fischer, Obermeister
der Innung seit 2012.
DHZ: 1990 wurde Ihre Innung gegründet. Wie kam es dazu?
Fischer: 1990 sind ja quasi alle Innungen in den neuen Bundesländern
neu entstanden. Zu DDR-Zeiten gab
es keine Innungen, sondern Berufsgruppen. Unsere hieß „Berufsgruppe
der Gold- und Silberschmiede im Bezirk Halle“. 1990 fanden sich 57 Mitgliedsbetriebe zusammen, um die Innung neu zu gründen. Am 5. März
1990 in Friedrichsbrunn war es dann
so weit. Ich bin erst ab August 1990
dazugekommen – habe also die
Gründung „verpasst“. Bernd Swiekatowski wurde zum Obermeister gewählt. Damit schufen die Handwer-
ker die Voraussetzungen für
gesamtdeutsche
Handwerksstrukturen und waren
quasi schneller
als die Politik.
DHZ: Wie viele Innungsmitglieder
gibt es?
Fischer: Zurzeit sind wir 26 Mitglieder in unserer Innung. Wir konnten
leider in den letzten Jahren kein neues Mitglied werben.
Kammerbezirk 2013 den zweiten
und im Jahr 2012 sogar den ersten
Platz. Was macht Ihre Innung aus?
Fischer: Jeden ersten Dienstag im
Monat treffen wir uns in Halle zum
Stammtisch und das seit über 50 Jahren. Der Stammtisch wurde ursprünglich von den Hallenser Goldschmiede-Meistern ins Leben gerufen. Hier diskutieren wir Themen von
der Tagespolitik bis zu Handwerksfragen und fachlichen Problemen.
Manchmal bringt einer ein Schmuck-
stück mit, um an ihm eine Sondertechnik zu erklären. Auch ehemalige
Innungsmitglieder kommen noch regelmäßig. So bleiben wir in Kontakt.
Das Treffen beweist den guten Zusammenhalt in unserer Innung.
DHZ: Worin sehen Sie Ursachen,
dass keine neuen Innungsmitglieder
zu finden sind? Schmuckschaffende
gibt es doch viele.
Fischer: Die Gründe sind sehr vielschichtig. Viele Absolventen der Burg
DHZ: Im Kammerbezirk gibt es aktuell 55 registrierte Gold- und Silberschmiede und einen Azubi. Das
heißt: Jeder Zweite ist in der Innung.
Fischer: Das klingt gut, ich weiß.
Aber zu schaffen macht uns das mit
57 Jahren hohe Durchschnittsalter
der Innungsmitglieder. Außerdem
absehbar: Die Anzahl der Mitgliedsbetriebe wird weiter sinken.
DHZ: Ihre Innung belegte im Wett-
bewerb um die „Beste Innung“ im
Giebichenstein sind und fühlen sich
als Künstler und hegen keine Ambi­
tionen, einer „Handwerkerinnung“
beizutreten. Einige Schmuckschaffende führen ihr Gewerk nebenberuflich. Eine weitere Rolle spielt: Die
Mehrzahl der Goldschmiede hat 1990
den Weg quasi zum Juwelier eingeschlagen und die Herstellung (und
Vermarktung) eigenen Schmuckes
nicht so konsequent verfolgt wie es
erforderlich gewesen wäre, um eigene gefertigten Schmuckstücke als
eigenständige Marke in der öffent­
lichen Wahrnehmung zu platzieren.
DHZ: Was kritisieren Sie an der Poli-
tik?
Fischer: Die Abstufung des Gold-
Vor dem Besuch des Goethetheaters und der Jubiläumsfeier hielten die Mitglieder
der Gold- und Silberschmiedeinnung ihre Jahreshauptversammlung.
Foto: Gold- und Silberschmiedeinnung
schmiedehandwerks in die Berufe
„B“ (Handwerksordnungsänderung
2003/2004) und die damit zusammenhängende Aufgabe des Meisterzwanges waren ein Schritt in die falsche Richtung. Noch verwerflicher ist
die Tatsache, dass die Politik trotz Erkenntnis dieses Fehlers eine Korrektur unterlässt. Aus der Sicht der Verbraucher wäre der Meistertitel als
Qualitätssicherungssystem
haft und wünschenswert.
vorteil-
Infos über die Innung und Kontakt
unter www.goldschmiedeinnung.com/
Glückwünsche
Präsident
Thomas
Keindorf
überbrachte die Glückwünsche
der Handwerkskammer Halle:
„Vielleicht wäre es ja überlegenswert,
heute nicht das 25. Jubiläum Ihrer berufsständischen Vereinigung zu feiern,
sondern das sechstausendste. Die frühen Berufskollegen Ihres Gewerks, deren perfektes handwerkliches Können
bis zur Auffindung der Himmelsscheibe
von Nebra unbekannt war, gehören zu
den weltweit ältesten nachgewiesenen
Fachhandwerkern. An das scheinbar
magische Feuer der Schmiedeöfen, an
den Hammer und den Amboss werden
wohl nur ausgesuchte Spezialisten gegangen sein, die über viel praktische
Erfahrung, gefestigtes Wissen vom
Material und sicher auch über den notwendigen Funken Kreativität verfügt haben. Drei Eigenschaften, die so auch
für Handwerker der Neuzeit stehen
könnten.“