www.sortimo.de Ausg. 12 | 26. Juni 2015 | 67. Jhrg. | www.deutsche-handwerks-zeitung.de Handwerkskammer Halle (Saale) Verkaufte Auflage: 478.608 Exemplare (IVW I/2015) | Preis: 2,75 Euro Miss Piggy ist jüngst in New York zu Recht mit einem Frauenrechts-Preis ausgezeichnet worden. Sie habe sich immer für die Gleichstellung der Frau eingesetzt, sie vereine Mut, Bestimmtheit und Charakterstärke, hieß es in der Laudatio des „Sackler Center First Award“. Wer Miss Piggy nicht kennt: Sie ist eine Puppe der MuppetShow, etwas über 40 Jahre alt und kennt in Hollywood Hinz und Kunz. Sie ist ein anthropomorphes Schwein, also vermenschlicht. Da muss sogar Alice Schwarzer passen. Miss Piggy hat zudem auch schon mal einen Schönheitswettbewerb gewonnen. Das sollte Schule machen. Es werden heutzutage viel zu wenig anthropomorphe Figuren geehrt. Wo bitte bleibt der Nobelpreis für Daniel Düsentrieb? Warum müssen die Schlümpfe noch immer auf den „IntegrationsBambi“ warten, den sogar schon Bushido bekommen hat? Wann dürfen wir endlich mit einem Michelin-Stern für Feinschmecker Garfield rechnen? Wann hat je einer den großen Preis der Tabakindustrie mehr verdient als Lucky Luke, der schon mit Fluppe im Mundwinkel auf die Welt kam? Wie kann es sein, dass Tom und Jerry noch immer nicht den „Fair-Play“-Award erhalten haben? Warum bekommt Fozzie Bär nicht zumindest einen Preis, den auch schon – sagen wir – Mario Barth eingeheimst hat. Und Kermit, der Angebetete von Miss Piggy, sollte irgendeinen Trostpreis erhalten. Vielleicht Miss Piggy selbst. Zurück zu Miss Piggy. Sie ist auch das erste Schwein im Weltall gewesen. Das hat sie mit Juri Alexejewitsch Gagarin gemein, der der erste Mensch im Weltraum war. Doch Gagarin hat nur einen doofen Leninorden bekommen und ist offiziell „Held der Sowjetunion“, also von einem verschwundenen Land. Dann doch lieber den „Sackler Center First Award“. Was immer das genau ist. bur DIE AKTUELLE ZAHL 2 Prozent der Techniker und Meister waren 2013 erwerbslos. Bei Akademikern lag die Erwerbslosenquote bei 2,5 Prozent (Quelle: IAB). ONLINE-UMFRAGE Wird die Bürokratiebremse Wirkung zeigen? THEMEN DIESER AUSGABE Brasilien, wir kommen: Was für die Fußball-Nationalmannschaft ein erfolgreiches Pflaster war, dem will das deutsche Team bei der WorldSkills, den Weltmeisterschaften der Berufe, in São Paulo im August nacheifern. Ziel ist ein Platz unter den besten fünf Nationen der Welt. Jetzt stellten sich die Teilnehmer in Esslingen vor. Seite 6 Handwerk legt zu Steigende Umsätze und ein starkes Kfz-Gewerbe: Das erste Quartal 2015 verlief im Handwerk besser als erSeite 2 wartet. REGIONAL Halle (Saale) Mit Power in die Ausbildung: Diskussion um mehr Berufsorientierung an den Schulen reißt nicht ab 7 Fachkräftemangel: Nachgefragt bei Jörg Galster, Geschäftsführer der KEGA Klima- und Kältetechnik GmbH 8 Foto: WorldSkills Germany/ Frank Erpinar Handwerk wirbt um Flüchtlinge Flüchtlinge gegen Fachkräftemangel: Junge Menschen in Ausbildung sollen länger bleiben dürfen Neues Erbrecht Von August an ist der gewöhnliche Aufenthaltsort statt der Herkunft entscheidend beim Vererben. Seite 12 Gesundheit als Bonus Die Vorteile von betrieblichen Krankenzusatzversicherungen. Seite 14 Von Karin Birk W as die große Politik nur zaghaft beschließt, wird bei der Firma Heizung-Obermeier in München längst in die Tat umgesetzt: Die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. „Wir bilden zwei Afghanen zu Anlagenmechaniker im SHK-Handwerk aus“, berichtet Tatjana Zimmermann, die gemeinsam mit ihrem Mann das Unternehmen führt. Völlig unverständlich ist für sie, dass junge Flüchtlinge nicht schon längst in Deutschland eine Ausbildung machen und danach noch ein paar Jahre arbeiten dürfen, ohne eine Abschiebung befürchten zu müssen. Für Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer ist das ebenfalls ein Unding. Schon länger wirbt er für ein großzügigeres Aufenthaltsrecht. Auf die Beschlüsse des „Flüchtlingsgipfels“ von vergangener Woche reagierte er deshalb umso enttäuschter. „Die von Bund und Ländern beschlossenen Maßnahmen in der Flüchtlingspolitik bleiben deutlich hinter den Erwartungen des Handwerks zurück“, sagte der Präsident des Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Wollseifer kritisierte, dass die vom ZDH und großen Teilen der Wirt- schaft geforderte 3-plus-2-Regelung nicht beschlossen wurde. Danach sollten Flüchtlinge weder in der dreijährigen Ausbildung noch in den zwei Jahren danach abgeschoben werden können. „Die Maßnahmen in der Flüchtlingspolitik bleiben deutlich hinter den Erwartungen des Handwerks zurück.“ Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer Derzeit können Flüchtlinge zwar schon nach einer Frist von drei Monaten in Deutschland eine Ausbildung beginnen, aber als Asylbewerber oder Geduldete jederzeit wieder abgeschoben werden. „Die Betriebe wollen hier einfach mehr Rechtssicherheit“, berichtet Christoph Karmann, Ausbildungsakquisiteur bei der Handwerkskammer für München und Oberbayern. Auch für die Auszubildenden sei dies eine psychische Belastung. Im Handwerk sind viele Betriebe bereit, in die Ausbildung von Flüchtlingen zu investieren, wie Umfragen bestätigen. Allein im Kammerbezirk München und Oberbayern hätten die Betriebe rund 1.200 Ausbildungs- und Praktikumsplätze für Flüchtlinge angeboten, sagt Karmann. Noch ist offen, wie das Aufenthaltsgesetz geändert werden soll. Nach der Abschlusserklärung des „Flüchtlingsgipfels“ sollen junge Asylsuchende und Geduldete mit jeweils guter Bleibeperspektive Rechtssicherheit „für die Dauer ihrer Ausbildung“ erhalten. In der SPD ist man zuversichtlich, dass sich dieser Abschiebeschutz für die Dauer der Ausbildung nicht zuletzt wegen der SPD-Mehrheit im Bundesrat auch durchsetzt, selbst wenn derzeit auch weniger weitgehende Regelungen im Gespräch sind. So hatte sich der Bundestag kurz vor dem Gipfel darauf verständigt, den Abschiebeschutz nur Flüchtlingen bis zum Alter von höchstens 20 Jahren zu erteilen. Und dies auch nur in Ein-Jahres-Etappen stets unter der Voraussetzung, dass die Ausbildung erfolgreich verläuft. Für Wollseifer ist das eine „mehr als unbefriedigende Lösung“. Er begrüßte hingegen den Beschluss, die Sprachförderung für Flüchtlinge aufzustocken. Bund und Länder wollen nun die Asylverfahren beschleunigen und abgelehnte Asylanten etwa vom Westbalkan schneller abschieben. Außerdem will der Bund dauerhaft Länder und Kommunen bei den Kosten unterstützen. Leitartikel: Seite 4 Berufliche Bildung im Fokus Trends der Intersolar Energiespeicher für Photovoltaik Seite 16 werden immer beliebter. HANDWERK ONLINE WWW.DEUTSCHE-HANDWERKS-ZEITUNG.DE Foto: LG Miss Piggy, die Feministin Foto: J Grassi/ Patrick McMullan Eine Scheidung tut weh. Sie kann sogar die Existenz der Seite 13 Firma bedrohen. Berufe-WM: Deutsches Team ist bereit für Brasilien QUERGEDACHT Bildergalerie: Smartphones, die sich lohnen www.dhz.net/kauftipp Wenn Kunden nicht zahlen: Die steuerlichen Folgen www.dhz.net/forderungsausfall Warum gute Kommunikation im Betrieb wichtig ist www.dhz.net/internekommunikation Treffen der Kammerpräsidenten 5% Ja. Die Betriebe werden das im Alltag merken. 59,6 % Nein. Am Ende der Legislaturperiode wird die Bürokratie für Betriebe eher zugenommen haben. 35,4 % Damit die Bürokratiebremse etwas bringt, braucht es eine neutrale Instanz, die sie kontrolliert. Teilnehmerzahl: 99; Quelle: www.deutsche-handwerks-zeitung.de 12 4 Foto: erzetic/Fotolia Zimmerer Paul Robben liebt Handwerk und Filme. Jetzt ist Seite 6 er ein YouTube-Star. Foto: Paul Robben Anzeige 191078 702753 Sie trafen sich diesmal Anfang Juni in der Handwerkskammer Magdeburg: die Präsidenten der Handwerkskammern Ostdeutschlands. Auf der Tagesordnung stand die duale Berufsausbildung. In einer Resolution fordern die Präsidenten ihre Landesregierungen auf, die Sekundarschulen nicht zu Restschulen verkommen zu lassen und die Gymnasien nicht auf Regelschulniveau zu senken. Sie fordern eine verbindliche Berufsorientierung an allen allgemeinbildenden Schulen. Die berufliche Ausbildung sei eine „lohnende Bildungsinvestition“, stellen sie klar. Weitere Themen der Tagesordnung: Altersversorgung für Betriebsinhaber, Erhalt der Meisterpflicht, Mindestlohn, Rundfunkgebühren, Breitld bandausbau und mehr. Anzeige Gewinnen Sie einen Golf-Einsteigerkurs mit 6 Übernachtungen im Defereggental Hotel & Resort.****S Die Kammerpräsidenten Ostdeutschlands trafen sich mit Ministerpräsident Reiner Haseloff (Mitte). In OstFoto: HWK Magdeburg deutschland gibt es derzeit 210.000 Handwerksbetriebe, die 47.000 Lehrlinge ausbilden. Mehr Infos auf www.dhz.net/golf Regional Halle-Saalekreis Kreishandwerkerschaft feiert 25-jähriges Jubiläum mit dem ehemaligen Minister präsidenten Wolfgang Böhmer. Seite 9 Deutsche Handwerks Zeitung Handwerkskammer Halle (Saale) Ausg. 12 | 26. Juni 2015 | 67. Jahrgang handwerk in zahlen Kraftfahrzeugmechatroniker/-in im 1. Lehrjahr im Kammerbezirk 329 Zwischen unbesetzten Lehrstellen und Ausbildungsabbrüchen Wir gratulieren zum Geburtstag In der Zeit vom 29. Juni bis 12. Juli 2015 gratulieren wir zu folgenden Geburtstagen: Anhalt-Bitterfeld Maik Bringmann zum 50., Thomas Forberich zum 50., Heiko Mollenhauer zum 50., Michael Reinisch zum 50., Jürgen Lorenz zum 65., Peter Joseph Mussers zum 65., Fritz Häder zum 70., Bernd Seifert zum 70., Martin Ziesche zum 85.; 221 In der Handwerkskammer Halle diskutieren Bildungsexperten und ein Lehrling, wie Ausbildungsabbrüche verhindert werden können und Unternehmen Jugendliche besser integrieren 193 229 194 2006 2008 2010 2012 Burgenlandkreis Bernd Krämer zum 50., Mario Pusch zum 50., Steffen Raugust zum 50., Carsten Romberg zum 50., René Stöhr zum 50., Ursel Krehahn zum 60., Norbert Oettel zum 60., Lothar Strauß zum 60., KarlHeinz Ziemer zum 65., Ralph Dörner zum 70.; 2014 Bestand am Jahresende; Quelle: HWK Halle (Saale) Gefragte Kurse im Kfz-Handwerk 2015-12-444-hal Vom Gesellen zum Meister Im Bildungs- und Technologiezentrum (BTZ) der Handwerkskammer Halle (Saale) erhalten aktuell insgesamt 45 Kfz-Techniker in drei Klassen ihre Meistervorbereitung im Bereich Fahrzeugtechnik. In zwei Teilzeitkursen und einer Weiterbildung in Vollzeit werden die zukünftigen Meister unterrichtet. Zehn Ausbilder sorgen für die Wissensvermittlung und notwendige Unterstützung. Der Meistertitel im Kfz-Handwerk ist gefragt. 2014 schlossen 47 Teilnehmer ihren Meister im BTZ ab, 2013 sogar 54. Das liegt auch daran, dass der Kfz-Mechatroniker der beliebteste Ausbildungsberuf bei den Jungen ist. 2012 haben 194 Azubis ihre Lehre als Kfz-Mechatroniker im Kammerbezirk angefangen, 193 waren es 2014. Die Kfz-Ausbildung gehörte zu den ersten Angeboten des Bildungs- und Technologiezentrums. Am 28. August 1990 – sechs Wochen vor der Einheit – wurde das BTZ bereits eröffnet. Bundeskanzler Helmut Kohl und Lothar de Maizière weihten das erste Bildungszentrum nach gesamtdeutschem Vorbild in den neuen Bundesländern ein. In diesem Jahr ist das 25-jährige Jubiläum der Bildungseinrichtung, die sich im Vergleich zu 1990 sehr verändert hat. Hallen wurden rekonstruiert, neue Räume kamen hinzu. Die technische Ausrüstung wurde laufend auf den aktuellen Stand gebracht. Betriebsberater vor Ort 29. Juni: Bitterfeld-Wolfen, Kreishandwerkerschaft, 10 bis 14 Uhr, Anmeldung unter 0345/2999 224. 8. Juli: Eisleben, Beratungsbüro, 10 bis 16 Uhr, Anmeldung unter 03475/ 602284. Naumburg: Kreisverwaltung BLK, jeden Donnerstag von 9 bis 13 Uhr, Anmeldung unter 0345/2999-256. Zu Rechtsthemen finden donnerstags in Eisleben von 13.30 bis 16.30 Uhr Beratungen statt und auf Anfrage in Dessau und Weißenfels. Anmeldung unter 0345/ 2999-105. Hinweis: Eine Anmeldung ist für alle Beratungstermine erforderlich D as Projekt „Mit PiA – Mit Power in Ausbildung“ (die DHZ berichtete in Ausgabe 11) wurde vor Kurzem erfolgreich beendet, die Diskussion um mehr Berufsorientierung an den Schulen, um falsche oder nur geringe Berufsvorstellungen der Schüler, zu viele Ausbildungsabbrüche und den optimalen Übergang von der Schule in den Beruf aber nicht. Auszug aus der Diskussion Thomas Keindorf, Präsident der Handwerkskam- Ab 1. Juli 2015 finden Sie uns in der Saalstraße 16, 06667 Weißenfels im 1. Obergeschoß. Eingang rechts artner neben der Post. atungsp Ihr Ber ! Fragen in allen de wkhalle. www.h Beratungsbüro Weißenfels Das Beratungsbüro in Weißenfels zieht zum 1. Juli 2015 um. Die Berater der Handwerkskammer sind dann an der neuen Adresse zu finden. Die Telefon nummern und E-Mail-Adressen bleiben erhalten. Regionalbüro Weißenfels, Ansprechpartner ist Detlef Polzin, Tel. 03443/238861, E-Mail: [email protected] Ralf Mühlbach zum 50., Kai-Olaf Schulz zum 50., Hartmut Bendel zum 60., Detlef Stylianos zum 65.; Halle (Saale) Jens Eckardt zum 50., Heike Götz zum 50., Andreas Kreiker zum 50.; Mansfeld-Südharz Christian Plettner zum 50., Olaf Roos zum 50., Ivo Rothe zum 50., Volker Schulze zum 50., Gerd Schwietzer zum 50., Ronny Wolf zum 50., Fried Binnemann zum 60., Hartmut Kellner zum 60., Hartmut Temm zum 60., Gerhard Stein zum 70., Günter Wolf zum 80.; Anika Gebert, Fachbereichsleiterin Berufliche Bil- dung der Handwerkskammer Halle: „Es gibt sehr viele freie Lehrstellen. Deshalb sind die Wechselmöglichkeiten der Jugendlichen sehr groß. Ausbildungsabbrüche sind auch als Chance zu sehen. Die Berufsorientierung an den Gymnasien ist sehr wichtig. Auch die Eltern müssen da involviert werden. Wir müssen die Eltern mehr als Multiplikatoren gewinnen. Denn letztendlich schicken sie ihre Kinder zur Ausbildung oder zum Studium.“ Tino Reiter, 29 Jahre, hat nach sieben Jahren sein Studium abgebrochen. Jetzt macht er eine Lehre zum Anlagenmechaniker (SHK): „Man kann ja Fakten aus dem Azubi-Report 2014 Die Sichtweise der Azubis mer Halle: „Unsere Betriebe suchen immer zeitiger nach Azubis. Aber selbst wenn ein Azubi gefunden wurde, kommt der dann nicht zum Ausbildungsbeginn, weil er gleich mehrere Verträge gemacht hat. Oder einer kommt und ist verwundert, dass man sich auch mal die Hände schmutzig macht. Es muss mehr Berufsorientierung stattfinden und über die vielen Möglichkeiten und Chancen der beruflichen Ausbildung informiert werden.“ Bärbel Schärff, Geschäftsführerin der IHK Bil- Handlungsempfehlungen für Unternehmen dungszentrum Halle-Dessau GmbH (IHK BIZ): „Die Auswirkungen des demografischen Wandels hängen über uns wie ein Damoklesschwert. Dabei war das ja nun lange schon bekannt. Unternehmen sind erfolgreich durch den Menschen. Und der muss mehr im Mittelpunkt stehen. Wir müssen auch zulassen, weniger qualifizierte Jugendliche zu nehmen. Wir stellen Menschen ein und nicht Online-Bewerber! Wir müssen neu nachdenken über die Integration der Jugendlichen in die Unternehmen.“ dung“, IHK BIZ: „Was hat sich im Projekt gezeigt? Die jungen Leute haben sich schon im Voraus für ein Studium entschieden, oft in Richtung Sozialpädagogik. Sie übernehmen häufig die Meinung ihrer Eltern. Aber es gibt 375 Ausbildungsberufe. Die kann keiner alle kennen. Aber wir können einige vorstellen. Das haben wir mit dem Projekt getan. An den Gymnasien sollte endlich auch über Maschinenbau geredet werden.“ Michael Schwarz, Teamleiter der Berufsberater der Agentur für Arbeit Sangerhausen: „Wir müssen alle Eltern bei der Berufsorientierung ins Boot holen und ihnen klar machen, welchen Wert ihre Aussagen haben. Laut einer Studie entscheiden sich 79 Prozent der 14- bis 16-Jährigen für den Beruf, den ihre Eltern vorschlagen. Wir müssen mehr Berufe vorstellen und den Jugendlichen die Angst zu scheitern nehmen. Der Wechsel einer Ausbildung oder eines Studiums ist kein Scheitern, sondern ein Wechsel.“ Saalekreis Sie haben sich entschieden und offenbar richtig gewählt: Die zukünftigen Kfz- Mechatroniker sind im 3. Lehrjahr und absolvieren ihre überbetriebliche Lehrunterweisung im Bildungszentrum Halle-Osendorf. Ausbilder Uwe Hickethier unterrichtet sie am Fahrzeugdiagnosegerät. Viele Jugendliche aber wissen nicht, was sie machen Fotos: Lenore Dietsch wollen nach der Schule. 87 Prozent der Azubis sind zufrieden mit ihrer Berufswahl. 49 Prozent haben ihren Wunschberuf gewählt. 75 Prozent fühlen sich unterfordert. 38 Prozent sind mit dem theoretischen Unterricht unzufrieden. 62 Prozent sind auf finanzielle Unterstützung der Eltern angewiesen. 41 Prozent sind aufgrund ihres niedrigen Gehalts unzufrieden. 48 Prozent nennen zu wenig Freizeit als Negativfaktor in der Ausbildung. Als Gründe für den Ausbildungsabbruch nennen 49 Prozent „falsche Berufsvorstellungen“, 45 Prozent gaben ein unbefriedigendes Verhältnis zum Vorgesetzten und zu den Kollegen an. Dr. Volker Bart, Projektleiter „Mit Power in Ausbil- Wir ziehen um! Dessau-Roßlau Anforderungen an die Bildungspolitik Immer wieder gefordert wird eine einheitliche bundesweite Bildungspolitik. Auch eine Berufsorientierung an Gymnasien steht auf der Forderungsliste ganz oben. Denn nicht jeder muss studieren. Durch die Initiative der Wirtschaftskammern Sachsen-Anhalts konnte die Berufsorientierung an den Gymnasien im Land jetzt durchgesetzt werden. „Mit PiA – Mit Power in Ausbildung“ – das beendete Projekt der IHK BIZ Halle-Dessau GmbH in Kooperation mit der Handwerkskammer Halle (HWK) – klärte die Schüler auf über die Möglichkeiten auch der beruflichen Ausbildung. Und vielleicht hat sich in den Köpfen der 900 hier beratenen und informierten Schüler und Jugendlichen etwas verändert und der Blick sich geöffnet für die Vielfalt von Berufen. Woran liegt das, dass Jugendliche keine oder nur wenige Berufsvorstellungen haben? Warum sind viele Ausbildungsberufe völlig unbekannt? Warum schicken Eltern ihre Kinder unbedingt auf die Gymnasien? Wie können sich Unternehmer und Azubis besser aufeinander einstellen? Was läuft einfach verkehrt in der Bildungspolitik? Diese Fragen wurden in der Kammer am 29. Mai gestellt und nach Antworten gesucht. Organisiert wurde die Diskussion von der IHK Bildungszentrum Halle-Dessau GmbH (IHK BIZ) und moderiert von ihrer Pressesprecherin Silke Ziegler-Pierce. Die Deutsche Handwerks Zeitung lässt die Zitate sprechen. 7 altersgerecht über die Berufe informieren offen sein für Schüler aller Schulabschlüsse Azubis gut betreuen und integrieren durch regelmäßige Gespräche Infos zur Studie Die Employour GmbH, die auch die die Internetplattform ausbildung.de anbietet, hat die Studie durchgeführt. Dazu wurden – laut eigenen Angaben – 1.006 Berufsschüler an ausgewählten Berufsschulen, die Mehrzahl im ersten oder zweiten Lehrjahr mit einem Durchschnittsalter von 21 Jahren schriftlich und anonym befragt. Befragungszeitraum war Mai bis Juli 2013. Dirk Eismann zum 50., Dirk Fachbach zum 50., Olaf Gruber zum 50., Axel Schirmer zum 50., Holger Weigel zum 50., Thomas Berger zum 60., Günter Böhme zum 60., Jörg Fischer zum 60., Jochen Roßberger zum 60., Angelika Büchner zum 65., Herbert Moosdorf zum 65., Frank Thiele zum 65.; nicht alles vorher ausprobieren. Ich war mir nie sicher, was ich studieren will. Das Scheitern hat mir geholfen. Über die Aufstiegsmöglichkeiten im Handwerk habe ich vorher nichts gewusst. Die Kommunikation mit den älteren Kollegen im Unternehmen ist manchmal ein Problem. Ich würde Verschiedenes anders machen.“ Salzlandkreis Andreas Exeler zum 50., Silvia Krczizek zum 50., Udo Becker zum 60., Ralf Pätz zum 60.; Wittenberg Dr. Egon Preuß, IHK BIZ: „Es gibt keine Ideallö- Sven Hesse zum 50., Danilo Röwer zum 50., Joachim Dobenecker zum 60., Walter Schubert zum 60., Doris Schwartzkopf zum 65., Herbert Gandyra zum 75., Klaus Winkler zum 80. sung. Heute müssen sich die Jugendlichen ständig entscheiden. Auch die Entscheidung, was mache ich beruflich, ist überfrachtet und lastet auf den jungen Leuten. Man muss den Jugendlichen vermitteln: Die Entscheidung ist nicht für den Rest deines Lebens. Du kannst Verschiedenes ausprobieren. Es muss mehr vom lebenslangen Lernen gesprochen werden! Die Jugendlichen sollten sich ihren Neigungen entsprechend orientieren.“ Ines Storch, Leiterin der Berufsbildenden Schulen Mansfeld-Südharz: „An unserer Berufsschule werden die Gespräche prinzipiell mit den Eltern und Schülern gemeinsam geführt. Wir haben sehr engen Kontakt zu den Unternehmen und schicken die Jugendlichen zum Praktikum gezielt in die Betriebe. Wir müssen den jungen Leuten Perspektiven bieten. Das Allerwichtigste ist, dass die Jugendlichen wissen, dass sie auch Stärken haben und gewollt sind. Und dass sich Schulen und Lehrer auch als Begleiter der Jugendlichen verstehen. Ich habe drei Wünsche: Ich möchte die zwei SoziTesten Sie uns ! alarbeiter an unserer Berufsschule dauerhaft behalten; die Unternehmen sollten sich auf die Jugendlichen einstellen und sie gerne nehmen und die Eltern ihrem Nachwuchs Kompetenzen beibringen.“ U n s e r g r ö ß t e s Ta l e n t : Ta l e n t e f ö r d e r n . www.hwkhalle.de ... und natürlich auch Ihre Karriere! Wir sind bei Facebook: www.facebook.com/hwkhalle ■ Information & Beratung: 0800 8579840 (24 Stunden zum Nulltarif) ■ www.ikk-gesundplus.de [email protected] 45185_86419_C.indd 1 27-09-2012 13:14:28 ■ ■ Björn Bosse, IHK-Ausbildungsleiter: „Es sollte mehr nach Effektivität gefragt werden als nach Effizienz. Die Generationen können voneinander lernen. Für viele bedeutet ein Studium: Ich muss mich nicht gleich festlegen, was ich später beruflich mache. Mein Wunsch ist, der Persönlichkeitsentwicklung des Einzelnen mehr Raum zu geben.“ ■ ■ ■ ■ ■ Meisterkurs Teil 4 sowie Ausbildereignungsprüfung (Teilzeit): Unser Bildungsangebot setzt Maßstäbe: 03.07.2015 - 25.09.2015 So modern, innovativ und leistungsstark wie das deutsche Handwerk. Meisterkurs Bäcker Teil 1 + 2 (Teilzeit): 24.08.2015 - 30.03.2016 Meisterkurs Friseur Teil 1 + 2 (Teilzeit): 04.09.2015 - 11.07.2016 Meisterkurs Kosmetik T 1 + 2 (Voll- und Teilzeit): ab September 2015 Sachkunde Kfz-Klimaanlagen (Vollzeit): 25.08.2015 Sachkundelehrgang Umgang mit Airbag und Gurtstraffer (Vollzeit): 26.08.2015 GAP- und GSP-Wiederholungsschulung (Vollzeit): 02.09.2015, SHK-Kundendiensttechniker (Teilzeit): 21.09.2015 - 28.04.2016 Gebäudeenergieberater (HWK) (Teilzeit): 18.09.2015 - 14.05.2016 Ansprechpartner: BTZ der Handwerkskammer, Bildungs- und Teilnehmerservice, Telefon: 0345/7798-700 Rentenberatung Für Handwerker Am 16. September berät Sie Wolfgang Adam, Berater der Deutschen Rentenversicherung Bund, von 10 bis 14 Uhr. Eine Terminvereinbarung ist notwendig. Auf dem Podium: Anika Gebert, Michael Schwarz, Silke Ziegler-Pierce und Azubi Tino Reiter (v.li.). Interessenten melden sich bitte unter Tel. 0345/2999-221 8 Deutsche Handwerks Zeitung Sachsen-Anhalt Ausg. 12 | 26. Juni 2015 | 67. Jahrgang Unternehmensbörse Kleines Bauunternehmen im Raum Bitterfeld zu verkaufen. Chiffre: A 433 Suche Nachfolger für Konditorei/Bäckerei im Landkreis Wittenberg (Nähe A 9, ca. 90 km südlich von Berlin). Der Verkauf von Geschäft, Mietshaus und Filialen erfolgt komplett oder ist verhandelbar. Chiffre: A 432 Suche Nachfolger für langjährig bestehendes Bauunternehmen im Salzlandkreis. Der Betrieb mit festem Mitarbeiterstamm ist im Beton- und Mauerwerksbau, Trockenbau, der Fassadensanierung und der Gestaltung von Außenan lagen tätig. Gesucht wird ein Maurer und Betonbauer, idealerweise mit Meister abschluss oder auf dem Weg dorthin. Die Einarbeitung ins Unternehmen sollte bis zur Übernahme mindestens 3 Jahre betragen. Chiffre: A 377 Suche Nachfolger für „ad Auto Dienst“. Der Betrieb soll komplett mit Grundstück, Immobilie, Betriebs- und Geschäftsausstattung sowie Kundenstamm übergeben werden (ca. 8 km zur Autobahn). Chiffre: A 376 Alteingesessener Steinmetzbetrieb sucht aus Altersgründen einen Nach folger. Das Unternehmen befindet sich im Salzlandkreis in Stadtrandlage (Nähe Autobahn). Tätigkeitsschwerpunkt ist zu 85 bis 90 Prozent Bau und zu 10 bis 15 Prozent Grabmahle. Chiffre: A 375 Ansprechpartnerin: Angelika Stelzer, Tel. 0345/2999-221, E-Mail: [email protected], weitere Inserate finden Sie unter www.nexxt-change.org Neue Förderung für Innovationen IB nimmt Anträge an Ab sofort können Unternehmen in Sachsen-Anhalt wieder bei der Investitionsbank Förderanträge für Forschungs- und Entwicklungsvorhaben sowie für Projekte des Wissens- und Technologietransfers stellen. Der Startschuss für die Innovationsförderung des Landes in der neuen EUStrukturfondsperiode ist gegeben. Die Innovationsförderung ist ein wesentlicher Baustein der Mittelstands offensive des Landes. Schwerpunkte sind die Förderung von betrieblichen Einzel- und Gemeinschaftsvorhaben der industriellen Forschung und experimentellen Entwicklung sowie von Verbundvorhaben zwischen Unternehmen und Hochschulen (FuERichtlinie), die Förderung von Projekten des Wissens- und Technologietransfers und die Förderung von Innovationsassistenten (Personalkostenzuschuss für zusätzlich eingestellte Hochschulabsolventen). Neu ist zum Beispiel, dass wettbewerbsneutral ausgelegte Forschungsprojekte von Forschungseinrichtungen aus der FuE-Richtlinie bis zu 100 Prozent gefördert werden können. Davon profitierten – laut Investitionsbank – vor allem nicht grundfinanzierte gemeinnützige außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in Sachsen-Anhalt. Außerdem gibt es in Sachsen-Anhalt auch eine neu justierte Patentförderung. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie Handwerksbetriebe, die Fördermittel für ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt erhalten, können sich im Rahmen dieser Projekte ab sofort auch die patent- bzw. schutzrechtliche Sicherung der daraus entstehenden Ergebnisse fördern lassen (max. 25.000 Euro). Informationen zu den Förder programmen finden Sie auf www.ibsachsen-anhalt.de/firmenkunden/ forschen-entwickeln.html Nachrichten aus der Region mansfeld-südharz Nachwuchswerbung großgeschrieben KH präsentiert sich auf Messen und Events Neun Mitarbeiter hat die KEGA GmbH. Der Chef, Jörg Galster (r.), zählt sich da schon dazu. Den Beruf des Kälteanlagen Fotos: KEGA GmbH bauers kennen viele Jugendliche gar nicht, moniert er und sucht händeringend nach Azubis. Fachkräftemangel? Was sagen die Unternehmen? DHZ-Serie: Fachkräftemangel, Teil VII, nachgefragt bei Jörg Galster, Geschäftsführer der KEGA Kälte- und Klimatechnik GmbH F ehlen sie wirklich überall – die Fachkräfte? Werden Gesellen und Meister händeringend gesucht? Kein Tag ohne eine Meldung zum Fachkräftemangel. Unternehmen können ihre Stellen nicht mehr besetzen. Auch Lehrstellen bleiben frei: 20.000 allein im Handwerk. Die DHZ hat nachgefragt bei den Unternehmen im Kammerbezirk. Jedes vierte Unternehmen benennt den Fachkräftemangel als großes Problem. Was sagen die Unternehmen zum Fachkräftemangel? Wo gibt es Engpässe? Wie stellen sie sich auf weniger Bewerber ein? Welche Wege gehen sie, um Werbung für ihren Beruf zu machen? Und wie sehen und erleben sie den Lehrling von heute? Nachgefragt bei Jörg Galster Ohne sie wäre die Schokolade im Hallorenmuseum wohl schon geschmolzen, die Ärzte in der Augenklinik Sangerhausen würden schwitzen und könnten nicht operieren und die Mitteldeutsche Zeitung könnte keine Zeitung herausgeben, weil die Server heiß laufen: die KEGA Kälte- und Klimatechnik GmbH (KEGA). „Unser Beruf ist sicherer als der des Bankers.“ Jörg Galster Ja, er suche Fachkräfte und eigentlich schon immer, sagt Jörg Galster, Geschäftsführer der KEGA in Wimmelburg, nur ein Kilometer von der Lutherstadt Eisleben entfernt. Kälteanlagenbauer (heute offiziell als Mechatroniker für Kältetechnik bezeichnet) sind bundesweit rar. Galster versucht es trotzdem über alle Medien: Er offeriert seine Stellen beim Arbeitsamt, im Internet auf seiner Homepage, bei Facebook, Google+ und Xing. Auch Anzeigen nutzt er. Der gelernte Kälteanlagenbauer versucht seinen Fachkräftebedarf über die eigene Ausbildung zu kompensieren. Doch auch da mangelt es an Bewerbern. Wieder versucht er es über Anzeigen in der Zeitung. Galster freut sich: „Jetzt haben sich zwei Ausbildungssuchende gemeldet. Die beiden Bewerber habe ich sofort eingeladen.“ Einem Bewerber hat er zugesagt. Dann einige Tage Hoffnung und …? Jörg Galster schüttelt den Kopf: Die Absage ist da. „Er konnte sich die Lehrstelle ja aussuchen.“ Ein sicherer Arbeitsplatz Handwerkskammer Halle (Saale) Impressum: Handwerkskammer Halle (Saale) Gräfestraße 24, 06110 Halle Telefon: 0345 2999-0 Fax: 0345 2999-200 http://www.hwkhalle.de [email protected] Verantwortlich: Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Rogahn Dabei ist die Nachfrage nach Klimatechnik hoch. „Und der Beruf – ein sicherer Arbeitsplatz“, bestätigt Jörg Galster. Wie wirbt er um Nachwuchs? An Berufsorientierungsmessen kann er nicht teilnehmen, da ihm die Zeit fehlt. Neun Mitarbeiter hat er. Jörg Galster zählt sich selbst da schon mit. Auch das ist ein Anhaltspunkt, wie der Firmenchef seine Mitarbeiter sieht und wertschätzt. „WANTED! einen Auszubildenden/eine Auszubildende für den coolsten Job der Welt: Kälte an lagenbauer/-in (Mechatroniker/-in für Kälte- und Klimatechnik)!“ steht auf seiner Internetseite. Auch das Video zur Vorstellung des Berufs von der Bundesagentur für Arbeit hat er da verlinkt. „Damit die jungen Leute auch eine Vorstellung von den Inhalten des Berufs vorab erhalten“, erklärt er. Seine Frau Silvia ist auch mit im Unternehmen und führt die Buchhaltung. Er selbst ist ständig unterwegs. Jetzt musste der 52-Jährige sogar auf einen Leiharbeiter setzen. „Das ist aber ein Notfall und keine Lösung. Ich möchte schließlich Qualitätsarbeit anbieten und das kann ich nur mit Fachkräften.“ Wie versucht er seine Mitarbeiter zu halten? Der Geschäftsführer nennt als Erstes familienfreundliche Arbeitszeiten: „Früher waren wir bundesweit unterwegs. Heute haben wir Aufträge von Magdeburg, Leipzig bis Zeitz, so dass jeder Mitarbeiter auch abends wieder bei seiner Familie ist.“ Dann verweist er auf die überdurchschnittlichen Löhne, die er zahlt. Auch Weiterqualifikation bietet er an. Vorteile des Berufs bzw. einer Anstellung bei ihm? Jörg Galster: „Jeder hat einen eigenen Firmenwagen bei uns und agiert selbstständig dem Kunden gegenüber. Eigenverantwortung ist da angesagt.“ Ausbildung im Unternehmen Seit 1997 bildet er aus zum/zur Mechatroniker/-in für Kältetechnik. Meistens nimmt er gleich zwei Azubis, sagt Galster. Dieses Jahr ist einer abgesprungen. „Aber mit dem anderen habe ich Glück“, freut er sich. Bei den Bewerbern setzt er nicht auf die Schulnoten: „Die sagen ja nichts über die handwerklichen Fähigkeiten aus. Aber mindestens eine ‚3‘ in den naturwissenschaftlichen Fächern sollte es schon sein“, so der Meister. Deshalb hält er auch viel von Praktika. Was ihm an den Azubis von heute auffalle? Jörg Galster: „An der praktischen Vorstellung mangelt es vielen. Das Anwen- Mit Azubi Philipp Hoffmann hat Jörg Galster den Richtigen gefunden. Das Unternehmen Die KEGA Kälte- und Klimatechnik GmbH aus Wimmelburg ist seit 1990 Spezialist für Wärmepumpen, Lüftungsund Kälteanlagen sowie für Klimaanlagen und Sonder-Kühlanlagen. Das Unternehmen stattete seit der Gründung im November 1990 viele Gastronomiebetriebe in ganz Deutschland mit Schanktechnik, Kälteanlagen sowie Lüftungs- und Klimaanlagen aller Art aus. Weitere Bereiche sind Handel, Industrie und das Lebensmittelhandwerk. den von Wissen an praktischen Beispielen, ob das nun Matheaufgaben sind oder Physik.“ Die praktische Arbeit fehle an den Schulen. „So, wie es früher den Unterrichtstag in der Produktion (UTP) gab, sollten Schüler jedes Jahr Praktika haben. Wie sonst sollen sie rausfinden, was sie können, was Spaß macht und was eben auch nicht?“, sagt er. Dass das Gymnasium heute als Nonplusultra für die Zukunft der jungen Leute zählt, kritisiert er. Auch die frühe Entscheidung bereits nach der vierten Klasse. „Es muss nicht jeder studieren“, sagt er. Warum gibt es so wenige, die einen Beruf in der Kältetechnik ergreifen? Jörg Galster: „Ich denke, das liegt auch am BeElektriker und kanntheitsgrad. Klempner gibt es ganz viele, aber die Klimatechnik hat erst in den 90er Jahren einen Sprung nach vorn gemacht. Der Beruf steht nicht so in der Öffentlichkeit wie andere. Dabei ist er sicherer als der eines Bankers“, lacht er. Der Meister verweist auch darauf, dass der Beruf erst seit 1979 in der Bundesrepublik als Vollhandwerk anerkannt und seitdem mit der richtigen Ausbildung zum Kälteanlagenbauer begonnen wurde. „In der DDR gab es diese Ausbildung schon seit 1963“, erzählt er. Was er sich wünsche von der Handwerkskammer? Jörg Galster: „Ich wünsche mir mehr Druck der Handwerkskammer auch auf die Politik. Die Forcierung der Zusammenarbeit mit den Schulen, um mehr Schüler für Handwerksberufe zu gewinnen.“ „Wir versuchen, immer dort präsent zu sein, wo wir junge Leute erreichen können, um sie für eine Ausbildung im Handwerk zu gewinnen“, sagt die Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Mansfeld-Südharz, Dr. Regina Ziesche. Sie meint damit vor allem die regionalen Ausbildungsmessen, ob das in Schulen ist, in der Agentur für Arbeit oder in großen Unternehmen vor Ort. „Viele Betriebe unserer Region suchen händeringend Azubis und versuchen, freie Stellen zu besetzen“, sagt Ziesche. Deshalb sind sie auch jedes Jahr auf der Handwerkermesse Reforma, Schulter an Schulter mit den Unternehmen und Innungen. Aber nicht nur auf die enge Zusammenarbeit mit den Betrieben, auch auf die Zusammenarbeit mit anderen Partnern setzt die KH. „Aus diesen Gründen ist die Kreishandwerkerschaft Partner im Netzwerk ‚Wir für Mansfeld-Südharz‘“, berichtet die Geschäftsführerin. Seit 2014 arbeiten wichtige Vertreter des Landkreises, aus Wirtschaft, Kommunen und Verbänden zusammen, um die Kräfte für den Landkreis zu bündeln und gemeinsam zu handeln. Hauptprobleme des Landkreises Mansfeld-Südharz sind, laut Netzwerk folgende: Die Alterung der Bevölkerung ist stärker spürbar als in anderen Regionen, den Unternehmen fehlen die Fachkräfte und der Landkreis ist für neue Investoren und Wirtschaftsansiedelungen noch nicht attraktiv genug. „Für mittelständische Unternehmen und vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels ist es wichtiger denn je, krankheitsbedingte Ausfallzeiten von Mitarbeitern zu minimieren und vorzubeugen. Deshalb steht jetzt das Thema Mitarbeitergesundheit im Mittelpunkt einer Veranstaltung des Netzwerks“, sagt die KHGeschäftsführerin. Tipp: Am 30. Juni findet der Gesundheitstag für Unternehmen und Unternehmerinnen im Mansfeld-Museum in Hettstedt von 16 bis 20 Uhr statt. Anmeldungen an die Kreishand werkerschaft, Tel. 03475-602284 Dr. Regina Ziesche wurde von den Azubis im Unternehmen FEAG interviewt. Foto: Ursula Weißenborn Das Traumauto im Rosarium 18 Betriebe bei Autoschau der Kfz-Innung Sangerhausen Am Muttertag bei herrlichstem Sonnenschein war es wieder einmal so weit: Die 23. Autoschau der Kfz-Innung Sangerhausen startete in einer neuen Lokalität, dem Europa-Rosarium in Sangerhausen. 18 Betriebe von beiden Innungen im Landkreis (auch der Kfz-Innung Mansfeld Südharz) präsentierten ihre Modelle und Neuheiten. Bewundert werden konnten diese zwischen Rosensträuchern, Frühlingsblumen und Skulpturen. Auf der großen Bühne des Rosariums wurden die Besucher über Marken und Trends informiert. Auch Probefahrten waren möglich. Das Eventmanagement der Innung wurde professionell durch Radio Brocken unterstützt. Im Glashaus des Rosariums informierten Auszubildende im KfzHandwerk über ihre Ausbildungsberufe, wie z.B. den Kfz-Mechatroniker, den Automobilkaufmann oder die Kauffrau für Büromanagement. Der Obermeister der Kfz-Innung Sangerhausen, Thomas Peckruhn vom Autohaus Liebe, zog eine positive Bilanz: „Wir haben schöne Autos in einem schönen Ambiente präsentiert.“ KH-Geschäftsführerin Dr. Regina Ziesche fügte noch hinzu: „Unsere Innungsbetriebe waren mit dem Andrang sichtlich zufrieden.“ KH Mansfeld-Südharz Anschrift: Kreishandwerkerschaft Mansfeld-Südharz, Nicolaistraße 29, 06295 Lutherstadt Eisleben, Tel. 03475/602284, Fax 03475/602287, E-Mail: [email protected] Kreishandwerksmeister: Dieter Gremmer, Geschäftsführerin: Dr. oec. Regina Ziesche Rechtsecke Angemessenheit der Ausbildungsvergütung Maßgeblich für die Angemessenheit der Vergütung eines Auszubildenden ist die Verkehrsanschauung, die sich an den einschlägigen Tarifverträgen orientiert. Nur das Vorhandensein besonderer Umstände kann im Einzelfall eine Unterschreitung der tariflichen Sätze rechtfertigen. Dies hat das Bundesarbeitsgericht (BAG) mit Urteil vom 29. April 2015 (9 AZR 108/14) entschieden. Der Fall: Der beklagte Ausbildungsverein hatte mit dem Kläger, einem Auszubildenden, einen Berufsausbildungsvertrag zum Maschinen- und Anlagenführer abgeschlossen. Die Ausbildung selbst erfolgte in einem Mitgliedsunternehmen des Beklagten. Während der 3½-jährigen Ausbildung erhielt der Auszubildende nur ca. 55 Prozent der Ausbildungsvergütung nach den Tarifverträgen für die Metall- und Elektroindustrie in Bayern. Mit seiner Klage verlangte der Auszubildende die Zahlung der Differenz zwischen tatsächlich gezahlter und tarifvertraglich beanspruchbarer Ausbildungsvergütung. Die Klage hatte vor dem BAG wie auch in den Vorinstanzen Erfolg. Nach Auffassung des BAG haben Ausbildungsbetriebe Auszubildenden gemäß § 17 Abs. 1 Satz 1 BBiG eine angemessene Vergütung zu gewähren. Maßgeblich für die Angemessenheit sei die Verkehrsanschauung, wichtigster Anhaltspunkt für diese seien die einschlägigen Tarifverträge. Eine Ausbildungsvergütung sei in der Regel nicht mehr angemessen, wenn sie die in einem einschlägigen Tarifvertrag geregelte um mehr als 20 Prozent unterschreitet. Vielmehr könne der Ausbildende die darauf gerichtete Vermutung widerlegen, indem er darlege, dass besondere Umstände die niedrigere Ausbildungsvergütung rechtfertigen. Besondere Umstände, die geeignet sein könnten, trotz des Unterschreitens der tariflichen Ausbildungssätze um fast 50 Prozent die Vermutung der Unangemessenheit der vom Beklagten gezahlten Ausbildungsvergütung zu widerlegen, habe das Landesarbeitsgericht nicht festgestellt. Der Beklagte habe solche Umstände auch nicht dargetan. Ihr Ansprechpartner in der Kammer zu Rechtsfragen ist Andreas Dolge, Tel. 0345/2999-169, E-Mail: [email protected] Deutsche Handwerks Zeitung Aufruf zum PLW Festredner Prof. Wolfgang Böhmer mit KHGeschäftsführerin Petra Patzschke. Fotos: Neue Altersgrenze: 28 Jahre Die Handwerkskammer Halle bittet alle Prüfungsausschüsse, die Junghandwerker, die ihre Sommerprüfung 2015 mit hervorragenden Leistungen abgeschlossen haben, für den Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks (PLW) zu nominieren. Kerstin Eigelt, Verantwortliche für den PLW in der Kammer: „Bitte auch die Lehrlinge melden, die ihre Ausbildung verkürzt und ihre Prüfung vorher abgelegt haben.“ Warum die Junghandwerker zum PLW schicken? Kerstin Eigelt: „Die Jugendlichen können ihre handwerklichen Fähigkeiten im Wettstreit mit anderen Junghandwerkern ihrer Berufsgruppe messen. Für die Unternehmen ist das eine kostenlose Werbung für die Ausbildung in ihrem Betrieb.“ Jacqueline Gerhardt „Wir leben vom Handwerk, nicht vom Mundwerk“ Anmeldefrist bis 28. August Zur Teilnahme berechtigt sind Junghandwerker, die zum Zeitpunkt der Gesellenprüfung das 28. Lebensjahr noch nicht überschritten haben. Die Entscheidung über die Zulassung obliegt der Handwerkskammer. Bis zum 28. August 2015 läuft die Anmeldefrist. Sie haben keinen Lehrling zu nominieren? „Auch dann brauchen wir bitte eine Rückmeldung“, sagt Eigelt. Zu beachten: Die Abstimmung zur Nominierung ist mit dem zuständigen Obermeister oder Prüfungsausschussvorsitzenden abzustimmen. Der Antrag ist downloadbar unter www.hwkhalle/plw. Ansprechpartnerin: Kerstin Eigelt, Tel. 0345/2999-202, E-Mail: keigelt@ hwkhalle.de Impressum Lenore Dietsch, Gräfestraße 24, 06110 Halle, Tel. 0345/2999-113, Fax 0345/2999-200, E-Mail: [email protected] 9 Handwerkskammer Halle (Saale) Ausg. 12 | 26. Juni 2015 | 67. Jahrgang Das ist meine Meinung Über den Tellerrand blicken Ich bin seit 2000 Geschäftsführer/Gesellschafter der Malergeschäft Jahn GmbH in Wettin-Löbejün. Seit 2015 führe ich dieses Unternehmen in vollem Umfang allein. Mein Vater gründete unsere Firma 1991 und leitete sie bis vor kurzem. Von 1998 bis 2000 absolvierte ich die Meisterausbildung im Malerund Lackiererhandwerk in Halle (Saale) und schloss sie mit der Meisterprüfung ab. Ich bin Mitglied im Gesellenprüfungsausschuss seit 1998 sowie stellvertretendes Mitglied im Meisterprüfungsausschuss seit einem Jahr. Seit 2010 bin ich im Berufsbildungsausschuss (BBA) der Handwerkskammer tätig. Ehrenamtliche Arbeit ist für mich selbstverständlich. Diese führt bei mir auch über die beruflichen Interessen weit hinaus. Nur wer über den Tellerrand hinwegschaut, wird mehr als sein Umfeld bereichern. Als Innungsbetrieb der Malerund Lackiererinnung Halle-Saalekreis-Merseburg bilden wir im Unternehmen seit nunmehr 22 Jahren Jugendliche in unserem Handwerk aus. Ich arbeite im Berufsbildungsausschuss mit, weil hier Probleme in der beruflichen Ausbildung zur Sprache kommen. Im BBA sitzen Unternehmer aus dem Handwerk, Arbeitnehmer und Lehrer von Berufsschulen sowie Gewerkschaftsvertreter an einem Tisch. Die konstruktive Zusammenarbeit bereitet mir große Freude. Der Berufsbildungsausschuss ist in allen wichtigen Angelegenheiten der beruflichen Bildung zu unterrichten und zu hören. Für mich ist insbesondere die Nachwuchsgewinnung ein zentrales Thema. Birk Jahn, Malermeister und Mitglied des Berufsbildungsausschusses der HWK Kreishandwerkerschaft Halle-Saalekreis begeht 25-jähriges Jubiläum Kleine Handwerker ganz groß I m Frühjahr 1990 gründeten sich die Kreishandwerkerschaften (KH) Halle-Saalekreis und die KH Merseburg-Querfurt, die die heutige KH Halle-Saalekreis bilden. Anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens fand kürzlich eine Festveranstaltung in der historischen Gaststätte „Zum Mohr“ in Halle statt. Eingeladen waren Mitglieder der Kreishandwerkerschaft, langjährige ehemalige Mitglieder und Mitarbeiter der Kreishandwerkerschaft sowie zahlreiche Gäste. Als Ehrengast wurde der frühere Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, Prof. Wolfgang Böhmer, begrüßt. Er hielt die Festrede des Abends. Ein Grußwort richtete Thomas Keindorf, Präsident der Handwerkskammer Halle, an die Gäste. Kreishandwerksmeister Lothar Dieringer nutzte die Gelegenheit, um verdienstvollen Handwerkskolleginnen und -kollegen für ihre langjährige Arbeit zu danken. In seiner Rede zog er eine Bilanz der vergangenen 25 Jahre und bezeichnete diese Zeit als einen interessanten, arbeitsreichen und erfolgreichen Geschichtsablauf der Handwerksorganisation als Interessenvertreterin der Region. Er erinnerte an die Anfangsjahre, an Lernprozesse nach der politischen Wende, an die Fusion mit der KH Merseburg-Querfurt im Jahre 2007/08. „Inzwischen ist unsere Kreishandwerkerschaft die zahlenmäßig größte im Land mit etwa 900 Mitgliedsbetrieben und 8.200 Beschäftigten. Mit den derzeit sechs Mitarbeitern sind wir gut aufgestellt und bereit für die Zukunft“, so Dieringer. Und weiter: „Die Innung ist die Keimzelle für ein funktionieren- Kita-Wettbewerb startet. Poster gibt es in der Kammer Viele Jahre im Ehrenamt: Kreishandwerksmeister Lothar Dieringer (re.) dankte seinem Vorgänger Michael Gipser für seine Tätigkeit. des handwerkliches Dasein im Land. 61 Prozent der Innungsbetriebe bilden aus.“ „Das Handwerk war Vorreiter in der Zeit der politischen Wende, es wollte sein eigenes Leben selbst in die Hand nehmen und die Verhältnisse in der DDR ändern“, begann Prof. Wolfgang Böhmer seine Festrede. Er würdigte die historische Leistung der DDR-Bürger, die friedlich auf die Straße gingen, die Pressefreiheit und Veränderung forderten und ihre Meinung kundtaten. „Schnell wurden ,Lehrmeister‘ im Handwerk aus dem Westen gesucht und gefunden. Bereits im Juni 1990 haben sich die ersten Fachverbände im Handwerk gegründet. Handwerksarbeit ist Wertarbeit. Wir leben von Handwerkern, nicht von Mundwerkern. Wenn man heute weltweit von Qualitätsarbeit made in Germany spricht, dann hat das Handwerk daran einen großen Anteil. Darum müssen auch künftig die duale Ausbildung und die Befähigungsstrukturen im Handwerk beibehalten bleiben“, forderte Böhmer. 1990: 2.000 Betriebe im Kammerbezirk gegründet Kammerpräsident Thomas Keindorf überbrachte die Glückwünsche der Handwerkskammer. Er betonte, dass die KH Halle-Saalekreis die mitglieds- und auch leistungsstärkste Kreishandwerkerschaft in den neuen Bundesländern sei. „Etwa 2.000 Handwerksbetriebe haben sich im Jahre 1990 insgesamt im südlichen Sachsen-Anhalt gegründet. Dazu kamen die Kreishandwerkerschaften und Innungen. Wenn auch die Zahl der Innungsbetriebe in den letzten Jahren gesunken ist, so sind es dennoch die Kreishandwerkerschaften, die mit interessanten Dienstleistungen dem Handwerk regional zur Seite stehen. Dafür danke ich Ihnen“, so Thomas Keindorf. Basteln, bauen und die Welt der Großen entdecken – eine Gelegenheit dazu bietet ab sofort wieder das Handwerk. Mit dem bundes weiten Kita-Wettbewerb, den auch die Handwerkskammer Halle unterstützt, können bereits Kindergartenkinder gemeinsam mit ihren Erzieherinnen und Erziehern verschiedene Handwerksbetriebe hautnah erleben und selbst aktiv werden: Die KitaGruppen besuchen die Betriebe vor Ort oder Handwerker werden zum gemeinsamen Basteln und Werken in die Kitas eingeladen. Ergebnis soll ein von den Kindern mit ihren Eindrücken und Erlebnissen gestaltetes Poster sein. Das Poster kann dann bis 31. Januar 2016 an den Zeitbild-Verlag Berlin gesandt werden. Die Wettbewerbsplakate werden von der Kammer kostenlos ausgegeben. Die Gewinner-Kitas erhalten je 500 Euro Preisgeld für ein Fest oder einen Projekttag zum Thema „Handwerk“. Hintergrund Der Kita-Wettbewerb ist ein Teil der Mitmach-Aktion des Handwerks „Hand in Hand durch unseren Ort“, die von der Aktion Modernes Handwerk gemeinsam mit dem ZeitbildVerlag durchgeführt wird. Im letzten Jahr kam rund die Hälfte der 120 Teilnehmer aus dem südlichen Sachsen-Anhalt. Siegreich in Sachsen-Anhalt war der Kindergarten „Regenbogen“ aus Naumburg. Ihre Ansprechpartnerin in der Kammer ist Petra Feuerberg, Tel. 0345/2999-210, E-Mail: [email protected] Mit diesem Plakat haben die Kinder der Tagesstätte Regenbogen in Naumburg Foto: HWK 2014 den Kita-Wettbewerb in Sachsen-Anhalt gewonnen. Kein Nachwuchs für die Innung 25 Jahre Gold- und Silberschmiedeinnung. Interview mit Obermeister Jens Fischer Die Gold- und Silberschmiede innung Sachsen-Anhalt – Kammerbezirk Halle/Saale hat Ende April ihr 25-jähriges Jubiläum in Bad Lauchstädt gefeiert. Gastredner war der Präsident der Handwerkskammer, Thomas Keindorf, der insbesondere die erfolgreiche Innungsarbeit lobte. Die DHZ hat nachgefragt bei Goldschmied Jens Fischer, Obermeister der Innung seit 2012. DHZ: 1990 wurde Ihre Innung gegründet. Wie kam es dazu? Fischer: 1990 sind ja quasi alle Innungen in den neuen Bundesländern neu entstanden. Zu DDR-Zeiten gab es keine Innungen, sondern Berufsgruppen. Unsere hieß „Berufsgruppe der Gold- und Silberschmiede im Bezirk Halle“. 1990 fanden sich 57 Mitgliedsbetriebe zusammen, um die Innung neu zu gründen. Am 5. März 1990 in Friedrichsbrunn war es dann so weit. Ich bin erst ab August 1990 dazugekommen – habe also die Gründung „verpasst“. Bernd Swiekatowski wurde zum Obermeister gewählt. Damit schufen die Handwer- ker die Voraussetzungen für gesamtdeutsche Handwerksstrukturen und waren quasi schneller als die Politik. DHZ: Wie viele Innungsmitglieder gibt es? Fischer: Zurzeit sind wir 26 Mitglieder in unserer Innung. Wir konnten leider in den letzten Jahren kein neues Mitglied werben. Kammerbezirk 2013 den zweiten und im Jahr 2012 sogar den ersten Platz. Was macht Ihre Innung aus? Fischer: Jeden ersten Dienstag im Monat treffen wir uns in Halle zum Stammtisch und das seit über 50 Jahren. Der Stammtisch wurde ursprünglich von den Hallenser Goldschmiede-Meistern ins Leben gerufen. Hier diskutieren wir Themen von der Tagespolitik bis zu Handwerksfragen und fachlichen Problemen. Manchmal bringt einer ein Schmuck- stück mit, um an ihm eine Sondertechnik zu erklären. Auch ehemalige Innungsmitglieder kommen noch regelmäßig. So bleiben wir in Kontakt. Das Treffen beweist den guten Zusammenhalt in unserer Innung. DHZ: Worin sehen Sie Ursachen, dass keine neuen Innungsmitglieder zu finden sind? Schmuckschaffende gibt es doch viele. Fischer: Die Gründe sind sehr vielschichtig. Viele Absolventen der Burg DHZ: Im Kammerbezirk gibt es aktuell 55 registrierte Gold- und Silberschmiede und einen Azubi. Das heißt: Jeder Zweite ist in der Innung. Fischer: Das klingt gut, ich weiß. Aber zu schaffen macht uns das mit 57 Jahren hohe Durchschnittsalter der Innungsmitglieder. Außerdem absehbar: Die Anzahl der Mitgliedsbetriebe wird weiter sinken. DHZ: Ihre Innung belegte im Wett- bewerb um die „Beste Innung“ im Giebichenstein sind und fühlen sich als Künstler und hegen keine Ambi tionen, einer „Handwerkerinnung“ beizutreten. Einige Schmuckschaffende führen ihr Gewerk nebenberuflich. Eine weitere Rolle spielt: Die Mehrzahl der Goldschmiede hat 1990 den Weg quasi zum Juwelier eingeschlagen und die Herstellung (und Vermarktung) eigenen Schmuckes nicht so konsequent verfolgt wie es erforderlich gewesen wäre, um eigene gefertigten Schmuckstücke als eigenständige Marke in der öffent lichen Wahrnehmung zu platzieren. DHZ: Was kritisieren Sie an der Poli- tik? Fischer: Die Abstufung des Gold- Vor dem Besuch des Goethetheaters und der Jubiläumsfeier hielten die Mitglieder der Gold- und Silberschmiedeinnung ihre Jahreshauptversammlung. Foto: Gold- und Silberschmiedeinnung schmiedehandwerks in die Berufe „B“ (Handwerksordnungsänderung 2003/2004) und die damit zusammenhängende Aufgabe des Meisterzwanges waren ein Schritt in die falsche Richtung. Noch verwerflicher ist die Tatsache, dass die Politik trotz Erkenntnis dieses Fehlers eine Korrektur unterlässt. Aus der Sicht der Verbraucher wäre der Meistertitel als Qualitätssicherungssystem haft und wünschenswert. vorteil- Infos über die Innung und Kontakt unter www.goldschmiedeinnung.com/ Glückwünsche Präsident Thomas Keindorf überbrachte die Glückwünsche der Handwerkskammer Halle: „Vielleicht wäre es ja überlegenswert, heute nicht das 25. Jubiläum Ihrer berufsständischen Vereinigung zu feiern, sondern das sechstausendste. Die frühen Berufskollegen Ihres Gewerks, deren perfektes handwerkliches Können bis zur Auffindung der Himmelsscheibe von Nebra unbekannt war, gehören zu den weltweit ältesten nachgewiesenen Fachhandwerkern. An das scheinbar magische Feuer der Schmiedeöfen, an den Hammer und den Amboss werden wohl nur ausgesuchte Spezialisten gegangen sein, die über viel praktische Erfahrung, gefestigtes Wissen vom Material und sicher auch über den notwendigen Funken Kreativität verfügt haben. Drei Eigenschaften, die so auch für Handwerker der Neuzeit stehen könnten.“
© Copyright 2024 ExpyDoc