Board 6/2015 - Bundesanzeiger Verlag

Aufsätze
Stillstand in Sachen Diversität
Prof. Dr. Klaus Schweinsberg, Centrum für Strategie und Höhere Führung
Trotz einiger Neuwahlen in den Aufsichtsräten der DAX30 wurde in Sachen
Internationalität, berufliche Vielfalt und Altersmix 2015 nichts erreicht.
Im Vergleich zu den sogenannten „Superwahljahren“ 2013 und 2014 gab
es in den Aufsichtsratsgremien der DAX30-Unternehmen im Jahr 2015
deutlich weniger Bewegung – und zwar in jeder Beziehung. Neu besetzt wurden
insgesamt nur 36 Mandate, davon 14 durch Wiederwahl der bisherigen Amtsinhaber,
in 22 Fällen gab es neue Gesichter. Einen wirklichen Fortschritt in Richtung mehr
Diversität bei Geschlecht, Nationalität, Altersvielfalt und beruflicher Hintergrund
gab es 2015 nicht.
Das Revirement auf der Kapitalseite
der Aufsichtsratsgremien der DAX30Unternehmen fiel im Jahr 2015 sehr
übersichtlich aus.
Während im Jahr 2014 ein gewisser
Ehrgeiz erkennbar war, neue Persönlichkeiten in die Gremien zu wählen
und nicht die bisherigen Amtsinhaber
in ihren Mandaten zu bestätigen,
verlief die Hauptversammlungssaison
2015 nach dem Motto „a little bit
more of the same“. Während es 2014
immerhin 34 neue Gesichter in die
Aufsichtsräte der DAX30-Unternehmen schafften, waren es 2015 nur 22.
Bei der viel diskutierten und u.a. von
der Regierungskommission Corporate
Governance auch ausdrücklich eingeforderten Diversität bzw. Vielfalt in
den Aufsichtsräten gab es kaum einen
Fortschritt, teils sogar Rückschritte.
In unserer Studie „Board Diversity
Index (BoDI)“ werden seit 2013 die
Ergebnisse der Aufsichtsratswahlen
insbesondere auf die im Fokus stehenden Themen Vielfalt (Diversität),
namentlich Frauen und Internationalität sowie Mandatshäufung (OverBoarding) analysiert.
I. Die Aufsichtsratswahlen
2015
2013 und 2014 waren sogenannte
„Superwahljahre“. 2013 galt es regulär 79 Aufsehermandate neu zu wählen. 2014 waren es turnusgemäß fünf
Aufsichtsratsgremien mit insgesamt
42 Mandaten auf der Kapitalseite,
die neu gewählt werden mussten.
Komplett neu bestellt wurde die Kapi-
BOARD • 6/2015
talseite bei Adidas, BASF, Beiersdorf,
Continental und der Münchner Rück.
Allerdings gab es bei jedem dieser
Unternehmen nur jeweils ein bis zwei
neue Persönlichkeiten in den Gremien, da dort meist die bisherigen
Aufsichtsräte wiedergewählt wurden.
Letztlich kam es aber 2014 in Summe
aufgrund auslaufender einzelner Mandate, Rücktritte oder Todesfälle zu
insgesamt 81 Veränderungen. In 47
Fällen wurden die bisherigen Amtsinhaber wiedergewählt. Neue Gesichter
gab es immerhin in 34 Fällen.
2015 standen in insgesamt nur zwei
Unternehmen, nämlich Infineon und
ThyssenKrupp turnusgemäße Neuwahlen des Aufsichtsrats an. Dort
wurde in 14 Fällen der bisherige
Amtsinhaber wiedergewählt, nur
vier Mandate wurden neu besetzt.
Aufgrund auslaufender einzelner
Mandate, Rücktritte oder Todesfälle
kam es in weiteren zwölf Unternehmen zu Veränderungen. Hier wurden
insgesamt 18 Mandate neu besetzt.
2015 gibt es also insgesamt 22 neue
Gesichter in den DAX30-Aufsichtsräten, wobei darin Norbert Reithofer
zweifach vorkommt, da er bei BMW
und Siemens neu in das Kontrollgremium gewählt wurde.
II. Frauen in den
DAX30-Aufsichtsräten
Obschon in der medialen Berichterstattung das Thema „Diversity“
weitgehend mit der sogenannten
Frauenquote gleichgesetzt wird, soll
hier eine Betrachtung angestellt wer-
INHALT
I.
Die Aufsichtsratswahlen 2015
II. Frauen in den DAX30Aufsichtsräten
III. Internationalität, beruflicher
Hintergrund und Alter
IV. Over-Boarding
V. Mehr Ehrgeiz nötig
Keywords
Aufsichtsratswahl; Diversity;
Over-Boarding
den, die näher an der Sichtweise der
Regierungskommission Corporate
Governance liegt, die in ihrem Kodex
mit Nachdruck andere Vielfaltsaspekte einfordert. Deswegen wird hier
der Fokus nicht auf den Frauenanteil
auf der Kapitalseite verengt werden,
sondern auch der berufliche Hintergrund, die Internationalität und die
Altersstruktur der Aufsichtsratsmitglieder im Einzelnen betrachtet.
Die gute Nachricht: die Zahl der
Frauen auf der Kapitalseite der
DA X30-Aufsichtsräte nimmt seit
Jahren zu. Im Jahr 2013 waren es auf
der Kapitalseite insgesamt 45 Frauen.
2014 waren es bereits 53. Und 2015
stieg die Zahl der Frauen auf 59. Von
den im Jahr 2015 insgesamt 248 Aufseherposten (2014 waren es noch 251
Aufseherposten) werden nun 59 von
Frauen wahrgenommen, das ist ein
Anteil von 23,8 %. Im Vorjahr lag die
Quote noch bei 21,1 %, 2013 gar nur
bei 18 %. Insgesamt sind 2015 acht
Frauen neu in DAX30-Aufsichtsräte
eingerückt, zwei schieden aus, netto
257
Aufsätze
hŶƚĞƌŶĞŚŵĞŶ
ĚŝĚĂƐ
ůůŝĂŶnj
^&
ĂLJĞƌ
ĞŝĞƌƐĚŽƌĨ
Dt
ŽŵŵĞƌnjďĂŶŬ
ŽŶƚŝŶĞŶƚĂů
ĂŝŵůĞƌ
ĞƵƚƐĐŚĞĂŶŬ
ĞƵƚƐĐŚĞƂƌƐĞ
ĞƵƚƐĐŚĞ>ƵĨƚŚĂŶƐĂ
ĞƵƚƐĐŚĞWŽƐƚ
ĞƵƚƐĐŚĞdĞůĞŬŽŵ
KE
&ƌĞƐĞŶŝƵƐDĞĚŝĐĂůĂƌĞ
&ƌĞƐĞŶŝƵƐ^
,ĞŝĚĞůďĞƌŐĞŵĞŶƚ
,ĞŶŬĞů
/ŶĨŝŶĞŽŶ
<н^
>ĂŶdžĞƐƐ
>ŝŶĚĞ
DĞƌĐŬ
DƺŶĐŚŶĞƌZƺĐŬ
Zt
^W
^ŝĞŵĞŶƐ
dŚLJƐƐĞŶ<ƌƵƉƉ
st
WƵŶŬƚĞ
Ž/ϮϬϭϯ ϮϬϭϯ
ϵ
ϳ
ϭϭ
ϭϭ
ϭϭ
ϭϲ
ϲ
ϭϬ
ϭϰ
ϭϱ
ϲ
ϭϭ
ϭϱ
ϭϲ
ϴ
ϭϬ
ϳ
ϭϮ
ϵ
ϲ
ϭϲ
Ϯ
ϴ
ϭϰ
ϭϰ
ϭϭ
ϭϯ
ϭϱ
ϭϯ
ϭϲ
WƵŶŬƚĞ
Ž/ϮϬϭϰ
ϮϬϭϰ
ϭϭ
ϭϬ
ϭϭ
ϭϯ
ϭϮ
ϭϲ
ϭϮ
ϭϮ
ϭϰ
ϭϲ
ϲ
ϭϮ
ϭϱ
ϭϱ
ϴ
ϳ
ϲ
ϭϬ
ϭϮ
ϵ
ϭϱ
ϲ
ϳ
ϭϭ
ϭϯ
ϭϭ
ϭϯ
ϭϲ
ϭϬ
ϭϲ
WƵŶŬƚĞ
Ž/ϮϬϭϱ
ϮϬϭϱ
dƌĞŶĚϮϬϭϰ
njƵϮϬϭϱ
sĞƌďĞƐƐĞƌƵŶŐͬ
ŝŵsĞƌŐůĞŝĐŚ sĞƌƐĐŚůĞĐŚƚĞƌƵŶŐ
ϭϭ
ϴ
ϭϭ
ϭϰ
ϭϮ
ϭϭ
ϭϮ
ϭϮ
ϭϰ
ϭϲ
ϭϬ
ϭϮ
ϭϱ
ϭϱ
ϴ
ϭϬ
ϲ
ϭϬ
ϭϮ
ϭϭ
ϭϱ
ϭϮ
ϳ
ϭϭ
ϭϰ
ϭϭ
ϭϰ
ϭϳ
ϭϮ
ϭϲ
¼
Â
¼
À
¼
Â
¼
¼
¼
¼
À
¼
¼
¼
¼
À
¼
¼
¼
À
¼
À
¼
¼
À
¼
À
À
À
¼
Ϭ
ͲϮ
Ϭ
нϭ
Ϭ
Ͳϱ
Ϭ
Ϭ
Ϭ
Ϭ
нϰ
Ϭ
Ϭ
Ϭ
Ϭ
нϯ
Ϭ
Ϭ
Ϭ
нϮ
Ϭ
нϲ
Ϭ
Ϭ
нϭ
Ϭ
нϭ
нϭ
нϮ
Ϭ
ϮϬͲϭϳWƵŶŬƚĞ͗ƐĞŚƌŐƵƚĞŝǀĞƌƐŝƚćƚŝŵZͲ'ƌĞŵŝƵŵ;hE<>'ZmEͿ
ϭϯͲϭϲWƵŶŬƚĞ͗ŐƵƚĞŝǀĞƌƐŝƚćƚŝŵZͲ'ƌĞŵŝƵŵ;,>>'ZmEͿ
ϵͲϭϮWƵŶŬƚĞ͗ďĞĨƌŝĞĚŝŐĞŶĚĞŝǀĞƌƐŝƚćƚŝŵZͲ'ƌĞŵŝƵŵ;'>Ϳ
ϱͲϴWƵŶŬƚĞ͗ŵĂŶŐĞůŚĂĨƚĞŝǀĞƌƐŝƚćƚŝŵZͲ'ƌĞŵŝƵŵ;ŽĚĞƌ͗ĚĞƵƚůŝĐŚĂƵƐďĂƵĨćŚŝŐĞŝǀĞƌƐŝƚćƚŝŵZͲ'ƌĞŵŝƵŵKZE'Ϳ
ϬͲϰWƵŶŬƚĞ͗ĂƵƐŐĞƐƉƌŽĐŚĞŶŵĂŶŐĞůŚĂĨƚĞŝǀĞƌƐŝƚćƚŝŵZͲ'ƌĞŵŝƵŵ;ŽĚĞƌ͗ƐƚĂƌŬĂƵƐďĂƵĨćŚŝŐĞŝǀĞƌƐŝƚćƚŝŵZͲ'ƌĞŵŝƵŵͬhE<>ZKdͿ
ΞϮϬϭϱ͕ĞŶƚƌƵŵĨƺƌ^ƚƌĂƚĞŐŝĞƵŶĚ,ƂŚĞƌĞ&ƺŚƌƵŶŐʹŐůŚ'ŵď,͕ĂƵƐ͗ŽĂƌĚŝǀĞƌƐŝƚLJ/ŶĚĞdž;Ž/ͿϮϬϭϱ
Tab. 1: Der Board Diversity Index (BoDI) 2013–2015 (Stand der Daten: 20.6.2015)
gab es also sechs neue weibliche
Gesichter.
Von den acht neuen Frauen kommen
nur vier aus Deutschland, drei aus
Österreich und eine aus China. Auch
beim beruflichen Hintergrund legen
die Damen mehr Vielfalt an den Tag
als in der Regel ihre männlichen Kollegen. Von den acht Neuen haben
nur drei einen rein betriebswirtschaftlichen Hintergrund, ansonsten finden
sich dort Ingenieurinnen, Juristinnen,
Geisteswissenschaftlerinnen und eine
Designerin.
Diese Entwicklung unterstreicht
einen Trend, der seit einigen Jahren
an Bedeutung gewinnt: Auf Grund
des Mangels an deutschen Kandidatinnen, die sich – aus Sicht der Unternehmen – für Aufsichtsratsmandate
aufdrängen, werden weibliche Aufsichtsräte „importiert“. Dieser Trend
258
wird sich noch weiter verstärken. Im
Kreis der Kandidatinnen wiederum ist
eine weitere Konzentration auf einige
wenige Frauen zu beobachten, deren
Namen bei fast jeder Aufsichtsratsneubesetzung genannt werden.
Das Problem: jede dieser Kandidatinnen ist bereits ausreichend mit
Mandaten versorgt. So vereinen
sechs Damen insgesamt 22 % der
weiblichen Aufsichtsratsmandate im
DAX30 auf sich.
Spitzenreiter unter den Aufsichtsfrauen ist Renate Köcher mit drei
DAX30-Mandaten bei Allianz, Infineon und BMW sowie weiteren Mandaten bei Robert Bosch und Nestlé.
Sehr gefragt und beschäftigt mit
jeweils zwei DAX30-Mandaten sind
auch Ann-Kristin Achleitner (Münchner Rück, Linde) plus Metro und GDF
Suez, Simone Bagel-Trah mit Henkel
und Bayer sowie Heraeus und der
Henkel Management AG, Sari Baldauf
(Daimler, Deutsche Telekom sowie
drei Board-Mandate), Nicola Leibinger-Kammüller (Deutsche Lufthansa,
Siemens sowie bei Axel Springer und
Voith) und Simone Menne (Deutsche
Post, BMW und fünf weitere firmeninterne Aufsichtsräte bei Lufthansa).
III. Internationalität,
beruflicher Hintergrund
und Alter
Die erfreuliche Vielfalt im Lager der
neuen Aufsichtsrätinnen wird freilich
überlagert von dem Umstand, dass
sich bei den heute insgesamt 248
Mandatsträgern der Kapitalseite in
Sachen Diversität kaum etwas bewegt
hat. Mit 114 Aufsichtsräten dominieren
nach wie vor die Betriebs- und Volkswirte die Kontrollgremien, gefolgt von
BOARD • 6/2015
Aufsätze
Juristen (54) und Ingenieuren (30,5)
und Naturwissenschaftlern (30,5). Insgesamt ist das nur eine leichte Verbesserung der Vielfalt gegenüber 2014,
wo noch 119 Betriebs- und Volkswirte
die Szenerie dominierten.
Die Internationalität der Gremien hat
von 2013 auf 2015 nicht zugenommen. 178,5 der 248 DAX30-Kontrolleure kommen aus Deutschland.
Die größte Gruppe an Ausländern
kommt mit 18,5 Mandatsträgern aus
Österreich, gefolgt von den USA (9,5)
und Großbritannien (7,5).
Auch in der Vielfalt der Altersstruktur der Gremien hat sich fast nichts
bewegt. Zwar hat sich die Zahl der
Aufsichtsräte, die der Altersgruppe
70+ angehören in den letzten drei
Jahren von 44 auf 33 verringert, dafür
ist die Zahl der Mandatsträger zwischen 60 und 70 Jahren mit 116 Personen stabil. Zugelegt hat die Generation 50+ von 59 Mandatsträger im
Jahr 2013 auf inzwischen 74. Deutlich
zurückgegangen ist indes die Zahl der
Mittvierziger in den Gremien, waren
es 2013 noch 28 Vierzigjährige, so
sind es heute nur noch 21.
IV. Over-Boarding
Seit dem Erlass der sogenannten „Lex
Abs“ im Jahr 1965 ruht der Blick auf
der Zahl der Mandate, die einzelne
Persönlichkeiten auf sich vereinen.
Wie an dieser Stelle schon im Vorjahr
betont, wird die Mandatshäufung
zunehmend kritisch gesehen. Insbesondere professionelle Investoren und sogenannte proxy advisors
äußern sich regelmäßig kritisch zu
Kandidaten, wenn diese bereits zu
viele Mandate haben. Es ist inzwischen überwiegende Meinung, dass
die Grenze von zehn Mandaten in
gesetzlichen Aufsichtsräten oder vergleichbaren Organen zu hoch ist –
angesichts der Arbeitsbelastung der
Kontrolleure. Als kaum zu bewältigen
wird zudem die Kumulation mehrerer Vorsitzendenmandate in DAX30Unternehmen gewertet. Etwas, das
noch bis vor wenigen Jahren Usus
war. Die zunehmende kritische Haltung in Sachen Ämterhäufung zeigt
indes teilweise Wirkung. Einige der
BOARD • 6/2015
Multi-Aufsichtsräte haben 2015 Mandate verloren: so schied beispielsweise Wolfgang Mayrhuber bei
BMW aus und Friedrich Merz ging
bei der Deutschen Börse von Bord.
Gleichzeitig erscheinen neue potenzielle Multi-Aufseher am Horizont.
So kontrolliert der frischgebackene
Fresenius-Aufsichtsrat Michael Diekmann auch BASF, Linde und Siemens.
Michael Kaschke, der bei der Telekom die Kurzzeit-Aufsichtsrätin Ines
Kolmsee beerben musste, sitzt auch
in den Kontrollgremien von Henkel
sowie vier Aufsichtsräten von Carl
Zeiss-Unternehmen, denen er jeweils
vorsitzt. Und der bisherige BMWChef Norbert Reithofer wurde gleich
in zwei Aufsichtsräte neu gewählt,
nämlich bei BMW als Vorsitzender
und Siemens als einfaches Mitglied.
Zudem sitzt er in den Aufsichtsgremien von Henkel und im Kuratorium
der BMW Stiftung Herbert Quandt.
Spitzenreiter in Sachen Ämterhäufung bei den Männern sind Michael
Diekmann (BASF, Fresenius, Linde,
Siemens) sowie Henning Kagermann
(Deutsche Bank, Deutsche Post,
BMW, Münchner Rück). Allerdings
muss man bei Henning Kagermann
sagen, dass er auch drei Mandate
(Aufsichtsrat Franz Haniel und zwei
Board-Mandate) in den letzten zwölf
Monaten abgegeben hat.
Mit jeweils drei DAX30-Mandaten
satt im Geschäft sind auch Paul Achleitner (Aufsichtsratsvorsitz Deutsche Bank sowie Mandate bei Bayer,
Daimler sowie die Mitgliedschaft im
Gesellschafterausschuss von Henkel),
Clemens Börsig (Bayer, Daimler, Linde
und zwei Boards), Jim Hagemann
Snabe (Allianz, SAP, Siemens sowie
als stellvertretender Vorsitzender bei
Bang & Olufsen und als Mitglied im
Aufsichtsrat der Danske Bank), Renate
Köcher (Allianz, BMW, Infineon und
weitere), Ulrich Lehner (Deutsche
Telekom AG, E.ON, ThyssenKrupp
sowie bei der Porsche Automobil
Holding und dem Gesellschafterausschuss von Henkel), Wolfgang Mayrhuber (Deutsche Lufthansa, Infineon,
Münchner Rück), Klaus-Peter Müller
(Commerzbank, Fresenius, Linde, der
Fresenius Management SE und einem
Board) und Theo Siegert (E.ON, Henkel, Merck, dem Gesellschafterrat der
E. Merck KG und einem Verwaltungsrats-Mandat).
V. Mehr Ehrgeiz nötig
Durch die Neubesetzung der Mandate in den Jahren 2013 bis 2015
wurde insgesamt etwas mehr Diversität erreicht. Der Board Diversity
Index (BoDI) für die Kapitalseite aller
DAX30-Unternehmen stieg von 332
Punkten im Jahr 2013 auf heute 359
Punkte. Das ist eine Steigerung um
gerade mal rund 8 % Diese Verbesserung stammt fast ausschließlich
aus zwei Diversitätskategorien: Die
Geschlechterdiversität ist um 16
Punkte angestiegen und die Vielfalt der beruflichen Hintergründe hat
zugenommen (+12 Punkte). Bei der
Diversität nach Nationalitäten treten
die Aufsichtsgremien hingegen auf
der Stelle, bei der Altersdiversität gab
es sogar eine minime Verschlechterung (–1 Punkt).
In der Beobachtung seit 2013, wo
der BoDI erstmals errechnet wurde,
zeigt sich deutlich, dass es bei den
wenigsten Unternehmen eine echte
Diversitätsstrategie für den Aufsichtsrat gibt. Die Frauen werden berufen, weil man es de facto muss. Die
anderen Diversitätskriterien spielen
in Tat und Wahrheit kaum eine Rolle.
Gerade die Besetzungen im Jahr 2015
zeigen deutlich, dass nach wie vor im
Wesentlichen die üblichen Verdächtigen im Dunstkreis der Deutschland
AG im Blickfeld der Nominierungsausschüsse sind und am Ende auch
gewählt werden.
Wenn es die DAX30-Unternehmen
mit dem Thema Diversität ernst meinen, müssen sie Gas geben und im
Grunde jede Chance, die es durch
turnusgemäßen Ablauf eines Mandats
gibt, für eine Neubesetzung nutzen.
Ohne eine beherzte und umfassende
personelle Neuausrichtung der Gremien, werden die Unternehmen dem
vom Corporate Governance Kodex
formulierten Diversitätsanspruch nicht
gerecht werden.
259