9. Auswahlwerkzeuge

HBS Gimp 2
9. Auswahlwerkzeuge
Damit wir auch komplexere Aktionen mit Ebenen und Masken durchführen können,
sollten wir uns etwas eingehender mit den Auswahlwerkzeugen beschäftigen.
Zunächst die Frage: Was macht man mit einer Auswahl?
Hier die wichtigsten Antworten:
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•
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Die Pixel in zwei Gruppen einteilen: Ausgewählte und nicht Ausgewählte.
Aktionen nur auf ausgewählte (selektierte) Pixel wirken lassen.
Fotomontagen und Fakes
Am Ende dieses Kapitels wirst Du haben (hoffentlich!) verstanden, dass Auswahlen
und Masken zwei Techniken für ein Ziel sind: Die Trennung gewisser Objekte von
der Bildumgebung. Diese Trennung ist das A und O der Bildbearbeitung. Will man sie
gut beherrschen, muss man beide Techniken beherrschen.
Die sieben Auswahlwerkzeuge
Die sieben Werkzeuge sind in der ersten Zeile zu finden. Von links nacht rechts:
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4.
5.
6.
7.
Rechteckige Auswahl
Elliptische Auswahl
Lasso (freie Auswahl)
Zauberstab (unscharfe Auswahl)
Farbauswahl
Intelligente Schere
Pfad (Bezierkurve)
Wählt man eines der Werkzeuge aus, so erhält man
ähnliche Optionen wie hier bei der rechteckigen Auswahl.
Bis auf das Pfadwerkzeug haben aber alle die ModusWahl. Von links nach rechts:
• Auswahl ersetzen
• Zur Auswahl hinzufügen
• Von Auswahl abziehen
• Auswahlschnittmenge bilden.
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Rechteckige und elliptische Auswahl
Kann man hier tatsächlich noch was lernen? Die Namen sind doch eindeutig!
Ja, man kann!
Links wurde eine rechteckige bzw. elliptische Auswahl vom Punkt links oben zum
Punkt rechts unten gezogen.
Bei den beiden mittleren Bildern war wieder der linke Punkt der Start- und rechte der
Endpunkt. Allerdings muss man dazu – nachdem man mit der gedrückten linken
Maustaste zu ziehen begonnen hat – zusätzlich die Strg-Taste solange gedrückt
halten, bis man die Maustaste losgelassen hat!! Also: Zuerst Maus- dann Strg-Taste!
Was ist der Unterschied zu den beiden linken Figuren?
Um die beiden rechten Bilder zu erreichen, muss man zusätzlich zur Strg-Taste auch
die Shift-Taste gedrückt halten. Dann werden die Rechtecke zu Quadraten und die
Ellipsen zu Kreisen.
Das war leider noch nicht alles:
Drückt man nämlich zuerst die Shift- bzw die Strg-Taste und zieht dann die Maus, so
wird die Auswahl durch die neue Figur vergrößert bzw verkleinert (erkennbar auch
am Mauszeiger, der zum + bzw. – wird):
Aufgabe 1
Übe die obigen nicht ganz
einfachen Techniken an
einigen Beispielen ein!
Beispielsweise kannst Du
versuchen, eine Auswahl in
Form eines Schneemanns zu
erzeugen (und anzumalen?!).
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Sehen wir uns noch die Optionen, beispielsweise bei
der elliptischen Maske an:
Falls man Kanten
ausblenden anhakt, kann
man den Radius für die
Ausblendung einstellen: Je
größer der Radius, desto
weicher die Kanten:
Hier wurde Radius 80
gewählt!
Dann gibt es noch die Kantenglättung: Im oberen Bild wurde sie eingeschaltet, im
unteren ausgeschaltet.
Das sind riesige Vergrößerungen der Unterseite eines schwarzen Kreises. Wie man
sieht, werden bei der Option „Kantenglättung“ verschieden graue Pixel benutzt, um in
normal großer Ansicht die „Pixeligkeit“ des Bildes zu vermeiden.
Lasso (frei Auswahl)
In anderen Bildbearbeitungsprogrammen heißt dieses Werkzeug auch Frei-HandAuswahl. Es ist vom Prinzip her denkbar einfach: Ziehe die Maus mit der linken Taste
gedrückt am Rand der gewünschten Auswahl entlang. Beginne irgendwo und ende
genau am Anfangspunkt.
Das Werkzeug hat einige Nachteile:
• Mühsame und zeitaufwendige Anwendung schon bei einfachen Fällen.
• Maustaste darf nicht vor dem Erreichen des Endpunktes losgelassen werden.
• Die Feinsteuerung der Maus ist nicht jedermanns Sache.
• Will man genauer arbeiten, dann muss man vergrößern. Dann aber ist der
auszuwählende Bereich nicht mehr ganz auf dem Bildschirm.
Aufgabe 2
Hole das Bild BlueteRot.jpg aus dem Tauschverzeichnis und versuche möglichst
genau mit dem Lasso die Blüte freizustellen (= auszuwählen).
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Wie man sieht, ist mein Versuch nicht sonderlich geglückt:
Kein Grund, wieder von vorn anzufangen. (Nebenbei: Es zeugt von Umsicht, wenn
man die Auswahl sofort per Rechtsklick in einem Kanal speichert! Tut man es nicht
so reicht ein unbedachter Klick und die Auswahl ist weg....;-((( )
Man kann nämlich genau wie bei der rechteckigen und elliptischen Auswahl auch
durch Drücken der Strg- oder Shifttaste die Wahl verkleinern oder vergrößern. Sehen
wir uns das in dem Bereich unten, wo die Blütenblätter im Schatten versehentlich
ausgelassen wurden, genauer an:
Mit Shifttaste wurde der untere Teil einfach
hinzugenommen.
Das Verfahren zeigt, dass die erste
Auswahl recht grob sein darf. Wenn man
genügend Zeit hat, kann man danach mit
einer starken Vergrößerung die Fehler der
Reihe nach korrigieren.
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Zauberstab (unscharfe Auswahl)
Der Zauberstab ist das bei Anfängern wohl beliebteste Auswahlwerkzeug! Es ist
leicht zu verstehen und nach nur einem Mausklick hat meine eine Auswahl. Ob das
dann die Gewünschte ist, sei dahin gestellt!
Die Funktionsweise ist so simpel wie wirkungsvoll: Man stellt mit dem Schwellenwert
eine bestimmte Toleranz ein
und GIMP nach dem Klick, ob
die benachbarten Pixel
innerhalb der gewählten
Toleranz zum ersten Pixel
liegen. Wenn ja, dann werden
die Pixel zur Auswahl
hinzugefügt. Mit den neuen
Punkten geht das Spiel dann
von vorn los, - bis alle Pixel des
Bildes untersucht sind.
Je nach Art des Bildes kann
das Ergebnis wie rechts
ziemlich kompliziert aussehen.
Die gefundene Auswahl wäre
hier wohl nicht weiter zu
gebrauchen, - es sein
denn..(später mehr dazu).
(Bei der Option „Vereinigung überprüfen“ wird bei
mehrern Ebenen so getan, als ob alle Ebenen
vereinigt wären.)
Wie der Zauberstab wirkt, kann man an folgenden
Bild gut beobachten:
Der Schwellenwert wurde auf 50 gestellt und es
wurde auf die Mitte des Verlaufs geklickt.
Würde man den Wert 10 einstellen, dann wäre die
Auswahl sehr viel kleiner.
An diesem Beispiel wird klar, dass der Zauberstab
nur dann sinnvoll ist, wenn der auszuwählende Bereich kaum Farbunterschiede
aufweist.
Zwei Beispiele:
Im Bild „Trauben.jpg“ wurde der
Schwellenwert auf 28 gesetzt. Dennoch
sind zwei Dinge passiert: Erstens sind
nicht alle Trauben getroffen und zweitens
wurde der nicht zur gewünschten Auswahl
gehörende Becher teilweise mit
ausgewählt.
Mit dem Bild „Paprika.jpg“ geht es
leichter. Dennoch ist es auch hier nicht
perfekt.
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Aufgabe 3
Lade die beiden Bilder aus dem Tauschverzeichnis und versuche mit Hilfe des
Zauberstabs die Trauben bzw. eine Paprika freizustellen.
Tipp: Die Shifttaste ist hilfreich. Gelingt es Dir fehlerfrei?
Ist nicht so einfach! Dabei gäbe es eine relativ einfache Hilfe: Die Ebenenmaske!
Hintergrundebene mitsamt der Auswahl kopieren, Ebenenmaske aus Auswahl und
zum Pinsel greifen! Wir zeichnen an den Stellen, die ncht zur Auswahl gehören
sollen, in die Maske mit schwarzer Farbe. An den Stellen, die dazugehören, wird mit
weiß gemalt.
(Vorher muss man die Auswahl in der Maske natürlich löschen.)
Wie schon im letzten Kapitel erwähnt, geht die
Korrektur besonders gut, wenn man dem
Hintergrund ca. 50% Deckkraft gibt und dann nur
die Maske auswählt (weißer Rahmen). Dann kann
man gut erkennen, wo noch gemalt werden muss.
Am Schluss wählt man noch „Auswahl aus Maske“
und die Trauben sind zur Weiterverabeitung frei!
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Aufgabe 4
Versuche mit dieser Methode ein Objekt aus einem beliebigen Bild freizustellen.
Besonders einfach geht es beispielsweise mit dem Paprika-Bild!
Intelligente Schere
Unter GIMP-Profis ist dieses Werkzeug in Verruf gekommen, weil es in einigen
Versionen nicht funktioniert hat. Aber selbst wenn es funktioniert, halten es manche
für unnötig.
Wie auch immer: Du solltest Dir eine eigene Meinung bilden.
Wie soll es denn funktionieren?
Im Grunde ähnlich, wie das Lasso. Nur soll es dem Benutzer die Arbeit erleichten,
indem es zwischen zwei mit der linken Maustaste angeklickten Punkten seinen Weg
entlang der Farbkante selbst sucht.
Damit ist klar, dass für das Funktionieren der „intelligenten Schere“ eine saubere
Farbkante vorhanden sein muss. Sonst kann es nicht funktionieren!
Aufgabe 5
Lade das Bild Bluete03.jpg in GIMP. Es ist ein sehr
einfaches zu bearbeitendes Beispiel. Klicke einfach von
Punkt zu Punkt an der Kante entlang. Wenn Du am
Anfangspunkt angekommen bist, klickst Du schnell in
Bild und die bekommst (wenn alles klappt!) eine
Auswahl, die sich natürlich, wie beim Lasso auch,
nachbearbeiten lässt.
Und, - taugt das Werkzeug was?!?
Pfad (Bezierkurve)
Der Pfad ist ohne Zweifel das am schwierigsten zu handhabende Auswahlwerkzeug.
Dafür aber ist es, wenn man es einmal beherrscht, auch für komplizierteste
Auswahlen geeignet, denn man kann mit den gesetzten Punkten, auch wenn der
Pfad schon geschlossen ist, interaktive Anpassungen vornehmen.
Der Unterschied zu einer geschlossenen Auswahl besteht darin, das sich ein Pfad
aus mehrern Teilen, den sogenannten Bezier-Elementen, zusammensetzt.
Wenn man mit den erstellten Pfaden zufrieden ist, dann kann man mit nur einem
Mausklick diesen in eine Auwahl verwandeln.
Bevor wir mit den Pfaden arbeiten, noch einige wichtige Informationen:
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Pfade kann man im Design-, im Bearbeiten- und im VerschiebenModus benutzen.
Pfade müssen nicht geschlossen werden.
Pfade bleiben erhalten, auch wenn aus ihnen Auswahlen erzeugt
werden.
Zwei gesetzte Pfadpunkte werden durch eine Strecke verbunden.
Man kann Pfade auch mit verschiedenen Radien krümmen.
Nun aber von der Theorie zu Praxis:
Der Punkt oben links war der erste gesetzte Punkt, der
transparente Punkt rechts unten war der letzte:
Man kann jeden Punkt des Pfades einzeln durch Anklicken und
Ziehen mit der Maus verschieben.
Drückt man gleichzeitig die Alt-Taste, so kann man den ganzen
Pfad verschieben.
Will man einen neuen Pfad beginnen, so drückt
man beim nächsten Klick die Shift-Taste.
Soll ein Pfad geschlossen werden, so klickt man
auf den ersten Punkt und drückt gleichzeitig die
Strg-Taste.
Während all dieser Aktionen sollte man im Ebenendialog das Werkzeug Pfade
beobachten.
Mit einem Rechtsklick bekommt man alle Optionen
angezeigt. Zum Teil sind die Befehle auch unten im
Pfaddialog direkt durch die entsprechenden Ikons
erreichbar. Hier wenden wir Auswahl aus Pfad an:
Die Auswahl wurde mit Farbe
gefüllt und der Pfad mit der AltTaste verschoben. Interessant ist,
dass bei der Auswahl der erste
und der letzte Punkt immer
verbunden sind. Eigentlich
logisch, oder?
Das Männchen rechts hat Jannik
mit dem Pfadwerkzeug erstellt!
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Ist ja alles gut und schön,- aber wo bleibt die Krümmung?
Die einfachste Möglichkeit besteht darin, dass man beim
nächsten Punkt nicht nur klickt, sondern auch zieht. Dadurch
kommt dann zum Beispiel folgendes Bild zustande:
Offensichtlich entsteht nicht nur eine Krümmung, sondern es
„wachsen“ aus dem gezogenen Punkt zwei „Haltegriffe“ mit
denen man die Krümmung weiter beeinflussen kann. Dabei ist
klar erkennbar, dass das Maß und die Art der Krümmung von
der Länge der Haltegriffe abhängt.
Wichtig ist auch, dass man bei einem Pfad beliebig Punkte
hinzufügen und löschen kann. (Strg-Taste bzw Strg- + Shift-Taste).
Aufgabe 6
Versuche mit dem Pfadwerkzeug ein Herz zu formen.
Experimentiere auch mit den Optionen aus dem Pfaddialog.
Vielleicht gelingt Dir ein ähnlich gutes Bild wie Jannik!
Danach solltest Du in der Lage sein den Schmetterling
in Bild Schmetterling2_Pfad.jpg mit dem Pfadwerkzeug
freizustellen.
Nachdem man den Pfad relativ grob erstellt hat, geht es
an die Feinarbeit. Hier eine Vergrößerung:
Man kommt aber mit deutlich weniger Punkten aus,als
hier dargestellt. Versuche, das Gelernte geschickt
einzusetzen. Und nicht vergessen:
Zwischenspeichern!!!
Den freigestellten Schmetterling kannst Du danach auf
dem Bild Orange.jpg plazieren.
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Von der Qualität des Pfadwerkzeuges sollten inzwischen alle überzeugt sein. Lästig
ist allenfalls, dass man so viele Punkte setzen muss.
Dass es auch einfacher geht, hat Jannik Quehl herausgefunden. Genau wie man aus
einem Pfad eine Auswahl erzeugen kann, so lässt sich auch aus einer Auswahl ein
Pfad erzeugen. Jannik beschreibt es so:
Ich ziehe eine rechteckige Auswahl Auswahl um den Gegenstand der Ausgewählt
werden soll. Dann erstell ich von dieser Auswahl einen Pfad. Und diesen Grundpfad
bearbeite ich dann immer weiter: Ich setze erst die Eckpunkte passend und füge
dann immer mehr Eckpunkte hinzu, die ich durch weitere Ankerpunkte verbinde, bis
ich mit der Auswahl zufrieden bin. Bei einfachen Objekten war ich mit dieser Technik
schneller und ebenso zufriedenstellend fertig, wie mit der Erstellung eines komplett
neuen Pfades, Ankerpunkt für Ankerpunkt. ....
Außerdem kann man aus einer einfachen rechteckigen Auswahl per Pfad sehr
schnell und einfach längliche Objekte, wie zum Beispiel Tropfen erstellen, die man
irgendwo dran hängen kann. (zum beispiel an Schrift als Texteffekt). Natürlich könnte
man das auch mit dem Lasso oder der elliptischen Auswahl machen, jedoch kann
man bei denen die Ankerpunkte nicht genau vorhersagen, während man in der
Rechteckigen Auswahl 4 feste Punkte hat, auf die man aufbauen kann.
Hier habe ich ganz schnell eine Grobe Auswahl für den Schirm erstellt habe. Die Rot
markierten Stellen sind hierbei die Eckpunkte der rechteckigen Auswahl gewesen,
auf die ich aufgebaut habe.
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Und hier habe ich versucht einen
Regentropfen, der an
irgendetwas dran hängt und ein
aufgebrochenes Ei aus einer
Rechteckigen und einer Runden
Auswahl zu machen. Das rote ist
hierbei die Ursprüngliche
Auswahl, von der ich
ausgegangen bin.
Klingt überzeugend! Damit Du das Verfahren von Jannik selbst probieren kannst, hier
eine ausführlich bebilderte Anweisung:
Aufgabe 7
(Im TV.: Wolf01.jpg )
Wähle grob entweder wie oben
beschrieben mit der rechteckigen
Auswahl oder wie hier mit dem
Lasso den Wolf aus.
Bei „Pfade“ kann man die Auswahl
in einen Pfad verwandeln:
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Falls man die Freihandmaske gewählt
hat, dann bekommt man eine große
Menge an Punkten „geschenkt“, ohne
auch nur einen einzigen selbst gesetzt
zu haben.
Sehen kann man ihn allerdings erst,
wenn man auf das Pfad-Icon klickt:
Nun müssen die Punkte wie oben
beschrieben noch angepasst und
ergänzt werden. Ist man mit von der
Qualität des Pfades überzeugt, so
verwandelt man den Pfad wieder in eine
Maske.
Das Ergebnis (nach zwei Minuten!) ist
rechts zu sehen.
Versuche es nun selbst!
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Bereiche nach Farbe wählen
Dieses Werkzeug verhält sich auf den ersten Blick wie der Zauberstab. Der
Unterschied besteht aber darin, dass hier die Farben auf Ähnlichkeit im ganzen Bild
untersucht werden, während beim Zauberstab zunächst nur die nächste Umgebung
untersucht wird. So kann es beim Zauberstab durchaus vorkommen, dass ein
Bereich identischer Farbe nicht ausgewählt wird, weil er keine Verbindung zum
Anfangspunkt hat.
Untersuche den Unterschied am Bild Tomaten.jpg.
Mit diesem Werkzeug lassen sich auch
kompliziertere Freistellungen, wie die
Auswahl sehr feinen Strukturen (zum
Beispiel Haare) herstellen.
Wir werden versuchen, den Löwen im
Bild rechts freizustellen (Löwe01.jpg):
Wären alle Konturen so scharf
unterscheidbar wie im oberen Teil des
Bildes, so müsste man mit dem
Zauberstab nur den schwarzen
Hintergrund auswählen und dann die
Auswahl invertieren.
Dieser Fall ist wegen der kaum sich
abhebenden Konturen mitte-rechts leider
etwas komplizierter.
Man kann es so versuchen:
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•
Mehrfach Bereich nach Farbe auswählen mit Modus „Zur
Auswahl hinzufügen. Der
Schwellenwert darf nicht zu
groß sein. Sonst wird
zwischen dem Boden und
dem Löwen nicht
unterschieden! Weil die
Hintergrundfarbe im oberen
Teil des Bildes sehr wenig
variiert maskieren wir die
Umgebung und vereinigen
die Ebenen danach durch
Subtraktion. Das Ergebnis
kann dann wie im Bild rechts
aussehen.
•
Hintergrund kopieren und Ebenenmaske aus Auswahl
hinzufügen. Die Ebenenmaske ist wie man sieht noch sehr
unbefriedigend und muss daher noch bearbeitet werden.
•
Mit Alt + Linksklick Ebenenmaske bearbeiten:
Auswahl aufheben und
dann mit dem weichen
Pinsel die Teile, die zum
Löwen gehören, schwarz
zeichnen. Und zwar so:
Aktiviert man wie rechts
gezeigt die Ebenenmaske
und wählt als Modus
„Subtraktion“, so erkennt
man sehr gut die falsch
selektierten Pixel auf dem
Löwen an der Farbe
schwarz. Diese Pixel
werden weiß gezeichnet.
Die außerhalb vom Löwen befindlichen weißen bzw hellen
Teile werden mit schwarz übermalt.
•
Ist man mit dem Ergebnis zufrieden, so sollte man
die Maske noch leicht weich zeichnen. (Nicht zu
stark, weil sonst auch die Haare verschwinden).
•
Eine letzte Korrektur kann dann mit dem
Kopierstempel erfolgen.
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Aufgabe 8
Lade Dir die Bilder Fuchs01.jpg oder Bär01.jpg und versuche wie oben gezeigt die
Tiere freizustellen.
Farbkanäle und Kanalmasken
Es gibt nicht selten Fälle, in denen die sieben Auswahlwerkzeuge von GIMP allesamt
nur zweite Wahl darstellen. Dass man dann viel einfacher auch mit anderen
Hilfsmitteln Auswahlen erzeugen kann, soll dieser Kanalmasken-Abschnitt zeigen.
Im Dialog Kanäle sind bei jedem RGB-Bild die Farbkanäle als Graustufenbild
abgelegt. Die Icons sind leider sehr klein. Mit Farben / Komponenten / zerlegen kann
man sich die drei Bilder (in drei Ebenen) in einem neuen Fenster ansehen. Für
unsere Zwecke ist es aber günstiger, wenn man einfach für jeden Farbkanal eine
Kopie anlegt. Schaltet man jetzt das „Auge“ der Hintergrund-Ebene ab, so kann man
im Kanäle-Dialog jeden Farbkanal einzeln betrachten. Links der Grünkanal des
Bildes rechts:
(Das Grünkanalbild
links ist ein sw-Bild.
Somit zeigen alle
Farbkanäle das
gleich an!)
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Wozu der Aufwand? Wie Du an den verschiedenen Farbkanälen sehen kannst, zeigt
jeder Kanal etwas anderes. Formulieren wir es so: Die Farbkanäle speichern
verschiedene Informationen!
Und das kann beim Maskieren sehr nützlich sein, denn der Rotkanal zeigt den
stärksten Kontrast , der Grünkanal speichert zumeist die größte DetailInformation und im Blaukanal stellen sich am ehesten Bildstörungen, wie
Bildrauschen dar.
Das obige Bild legt nahe, dass eine Kanalmaske wie Grün (Kopie) nichts anderes,
als eine Ebenenmaske ist. Leider ist das nicht völlig richtig:
Jede Ebene kann eine Ebenenmaske haben. In ihr ist einzig und allein die
Transparenz der Pixel der zugehörigen Ebene gespeichert. Schwarz bedeutet völlige
Transparenz, weiß heißt voll deckend. Im Ebenendialog kann man übrigens immer
nur eine Ebene auswählen.
Ganz anders im Kanaldialog! Wir kennen ihn
hauptsächlich zur Speicherung einer Auswahl.
Hier kann man aber auch alle oder auch nur einzelne
Kanäle aktivieren. Aktiviert man beispielsweise nur den
Grünkanal, so werden alle weiteren Aktionen nur auf
diesen Kanal angewendet. Das wirst Du gleich noch
viel besser verstehen, wenn Du Dir unsere nächste
Aktion ansiehst:
Die Hintergrundebene wurde kopiert (daher der
Deckkraft-Kanal) und im Kontrast angehoben. Da der
Rotkanal die Blätter am besten repräsentiert, haben wir mit einem Rechtsklick auf
das zugehörige Icon Auswahl aus Kanal gewählt. Zum Schluss wurde noch ein
neuer Kanal Aus Auswahl mit ca. 60% Deckung erstellt (Bild oben).
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Um die Auswahl zu verfeinern, aktivieren wir
den Neuen Kanal und heben die Auswahl zur
Bearbeitung des ganzen Bildes kurzzeitig
auf. Die Kanalmaske dunkelt danach immer
noch die nicht ausgewählten Bildteile ab.
Daher ist es recht einfach, mit einem Pinsel
und schwarzer Farbe, die grünen falsch
gewählten Teile, bzw. mit weißer Farbe,
Teile, die zur Auswahl hinzukommen sollen,
abzudecken. Zur Kontrolle ein Rechtsklick
auf den Kanal und erneut Auswahl aus Kanal
wählen. Gegenenfalls müssen wir noch
übersehen Teile wie oben löschen oder
hinzufügen. Danach sind die Blätter
freigestellt und können eingefärbt (Farbe /
Farbton) oder in einem andern Bild
verwendet werden.
Aufgabe 9
Hole das Bild 030_Birken.jpg aus dem Tauschverzeichnis. Ziel ist es, die Blätter der
Birken zu färben. Prüfe, welcher Farbkanal zu diesem Zweck am besten geeignet ist
und führe dann mit diesem Kanal die oben dargestellten Aktionen durch.
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