ObeRösTeRReIcH ‚Die Kreativen sind gut aufgestellt`

Pralle Vielfalt
Ob gedruckt oder
elektronisch: Die Trends
aus der OÖ-Medienszene
Seiten 26 bis 29
Starke Ansagen
Was Christof Schumacher
und Angelika SeryFroschauer wollen
Seiten 33 bis 36
DAM für die Welt
Die Linzer Celum
macht Digital-AssetManagement-Tools
Seite 34
Karriere mit karriere.at
Das erfolgreichste OnlineJobportal kommt aus OÖ
und bleibt auch hier
Seite 35
HORIZONT
Oberösterreich
‚Die Kreativen
sind gut aufgestellt‘
Der Verdrängungswettbewerb, beständiger Preisdruck und die Digitalisierung betreffen oberösterreichische Kreative ebenso wie den Rest des Landes. Elf der wichtigsten Player ob der Enns über ihre Lösungsansätze und aktuelle Projekte
Text von
Gerlinde Giesinger
Für die aktuellen Herausforderungen an die Branche haben oberösterreichische Kreative unterschiedliche Lösungen parat. © Fotolia
Dass die oberösterreichische Kreativbranche den internationalen Vergleich nicht scheuen muss, bewiesen
Reichl und Partner heuer eindrucksvoll beim Cannes Lions International Festival of Creativity. Im Auftrag
von List General Contractor, einem
Anbieter für Yacht- und Hochbaueinrichtungen, heimste die Agentur
eine bronzene Trophäe in der Königskategorie „Press“ ein, etwas später wurde das Projekt auch mit einem silbernen Preis im Zuge der
ADCE Awards gewürdigt. Geschäftsführer Rainer Reichl spricht daher zu
Recht von ­einem „außerordentlich
erfolgreichen“ Jahr für sein Unternehmen, das mehr ist, als „nur“ eine
Werbeagentur. Reichl und Partner
verfügen über Niederlassungen in
Wien, Linz, Stuttgart und Zürich, insgesamt 165 Mitarbeiter sowie mehrere spezialisierte Units in allen Bereichen der Marktkommunikation
– darunter Reichl und Partner eMarketing, Reichl und Partner Media,
Reichl und Partner Public Relations,
SMC Social Media Communications
und die Gesellschaft für Erlebnismarketing.
Geschäftsführer Reichl kennt somit
sämtliche Bereiche der Marktkommunikation wie seine Westentasche und
beobachtet, angesprochen auf aktuelle Entwicklungen in der oberösterreichischen Kommunikationsbranche, starken Verdrängungswettbewerb
zwischen den Agenturen. Weiters
spricht er von ­internationalen Netzwerken, die ihre Kunden ebenso international generieren und österreichische Unternehmen selbst dann
betreuen, wenn diese es nicht wollen
und von deutschen Agenturen mit Österreich-Ableger, die mit ihren AustroTeams nicht immer die gleiche Qualität liefern, wie in ihrem Ursprungsland.
Auf Kundenseite bleiben Neugründungen aus, die Loyalität gegenüber
den Agenturen lässt zu wünschen übrig und Unternehmen beginnen, Aufgaben von Agenturen inhouse zu erledigen. Doch auch auf Agenturseite
gibt es seiner Einschätzung nach einige Defizite, die es zu verbessern gilt:
„Österreich ‚produziert‘ zu wenige
Spezialisten und Generalisten für alle
Bereiche der Kommunikation. Daher
müssen wir uns um die Ausbildung,
vor allem im Konzeptionsbereich,
kümmern.“ Genau das plant Reichl
und Partner auch, denn 2016 kooperiert die → Fortsetzung auf Seite 30
Ansgars anonyme
Anruf-Analyse
Glosse von
Harald Klöckl
Vor etwa drei Wochen meldete sich
ein Anrufer in der HORIZONT-Redaktion, mit der Absicht, seine persönlichen Gedanken, Beobachtungen und Analysen rund um den
Landtagswahlkampf in Oberösterreich in Form eines Gastbeitrages
anzubieten. Nun hat diese Wochenzeitung erst im September einen
analytischen Blick auf die Kampagnen in Oberösterreich wie auch in
Wien geworfen. Aber eigentlich ist
die Ex-Post-Analyse ausgeblieben,
warum auch immer. Je länger das
Gespräch mit diesem Anrufer
­dauerte, desto interessanter wurde
sein Vorschlag. Und selbst ohne das
Vorwissen um ihn und sein Wirken,
entstand der Eindruck, dass das alles
äußerst fundiert und überdies erfrischend ironisch werden könnte. Und
daher auch wert, viele Wochen nach
den Wahlen, und viele Tage nachdem die neue Schwarz-Blaue-Regierungskonstellation im Land festgestanden war, veröffentlicht zu
werden. Unser Kommentator zog es
letztlich vor, anonym zu bleiben (was
ihm vielleicht nicht gelingt, aber WIR
haben es Ihnen nicht verraten!). Seinen Beitrag, bewusst „out-of-thebox“ des Rahmens der Bundesländer-Dossiers des HORIZONT, lesen
Sie auf Seite 32. Und wenn sie ihn
goutieren, oder gar dem Geheimnis
um die Identität des Autors „Ansgar“
auf die Spur zu kommen glauben, lassen Sie es uns wissen.
Im übrigen wünsche ich viel Spaß
und, dass Sie interessante Informationen auch aus dem „Rest“ dieses zwölfseitigen Dossiers zu e­ inem äußerst
kreativen und bemerkenswerten Bundesland generieren können.
nachrichten.at/150jahre
Was Oberösterreich bewegt,
schreiben wir seit
150 Jahren.
Die OÖNachrichten schreiben seit 150 Jahren Geschichte. Blicken Sie mit uns zurück auf große Momente und spannende Menschen
des Landes- und Zeitgeschehens. In unserer Serie „150 Jahre OÖNachrichten, vormals Tagespost“ präsentieren wir Ihnen
die bedeutendsten Meilensteine, die Oberösterreich zu dem gemacht haben, was es heute ist: Eine erfolgreiche, dynamische,
lebens- und liebenswerte Region. Nicht ohne Stolz können wir sagen: Die OÖNachrichten waren und sind ein wichtiger Teil davon,
als Zeitung, auf nachrichten.at und mit der OÖNachrichten App.
26
Oberösterreich
Printmedien
HORIZONT No 45
‚Regionalität
ist wichtiger
denn je‘
Was direkt vor der eigenen Haustüre passiert,
interessiert am meisten. Oberösterreichs Printplayer
nehmen sich diese Weisheit zu Herzen wie nie zuvor
Text von
Rainer Seebacher
Oberösterreich gehört mit seinem
Zentralraum Linz, Wels und Steyr zu
den wirtschaftlich starken Bundesländern Österreichs. Dementsprechend gut ist auch der lokale Printmarkt besetzt. Daher ist der Kampf
um Leser und Inserate hart. Die Kronen Zeitung hat mit über 35 Prozent
Reichweite am Tageszeitungsmarkt
klar die Nase vorne (siehe auch die
gegenüberliegende Seite 27). Die
Oberösterreichischen Nachrichten folgen mit einer Reichweite von über 28
Prozent.
‚OÖN‘: Lokalausgaben als USP
Dem Marketingleiter der OÖ Nachrichten, Peter Affenzeller, sind aber
eher andere Konkurrenten ein Dorn
im Auge: „Oberösterreichs Printmarkt
ist leider der einzige abgesehen von
Wien, der auch mit Gratis-Boulevardzeitungen überschwemmt wird.“ Dies
mache es Kauf-Tageszeitungen nicht
eben leicht. „Die OÖ Nachrichten
­haben mit ihren sechs Lokalausgaben
im Land glücklicherweise einen USP,
den kein Konkurrent so einfach kopieren kann“, ergänzt Affenzeller. Regionalisierung sei heute wichtiger denn
je. „Gerade in Zeiten globaler Onlineinformationen suchen Leser nach
­Orientierung, Heimat und einfachen
Inhalten, die ihr persönliches Umfeld
betreffen“, meint der OÖN-Marketingleiter. Genau dies könne die Tageszeitung mit ihrem landesweiten Netzwerk an Lokalredaktionen bieten.
Dieses noch engmaschiger zu knüpfen
sei zwar spannend, so Affenzeller.
Aber: „Neue Ausgaben oder Produkte
müssen auch finanziert werden.“
Am Tageszeitungsmarkt ob der
Enns mischt auch noch das Neue
Volksblatt mit, das sich dem christlich-sozialen Gedankengut verpflichtet fühlt. Laut eigenen Angaben
kommt das Kleinformat je nach
­Wochentag auf eine Druckauflage
zwischen 19.000 und 22.000 Stück.
Heute wird regionaler
Die beiden bereits vom OÖN-Marketingleiter angesprochen Gratiszeitungen, Heute und Österreich, bieten auch
eine eigene Oberösterreich-Version.
Wolfgang Jansky, Geschäftsführer von
Heute, erläutert gegenüber HORIZONT: „Was die Regionalisierung
­angeht, haben wir diese in den vergangenen Jahren extrem ausgebaut. In der
Das Anzeigenjahr 2015 war
trotz schwieriger
Rahmenbedingungen ein gutes.
OÖ-Ausgabe von Heute ist nicht nur
viel Oberösterreich drin, sondern
auch viel Oberösterreich auf der Titelseite.“ Diesen Weg werde man auch
weiter einschlagen. „Das sichert uns,
dass die Leser auch weiter zu unserer
Zeitung greifen werden“, ist Jansky
überzeugt. Heute feiert in Oberösterreichs nächstes Jahr übrigens ihr
10-Jahres-Jubiläum.
Für stark regionale Informationskost sorgt auch Tips, so wie die OÖN,
ein Produkt der Mediengruppe
­immer. Chefredakteur und
W
­Geschäftsführer Josef Gruber erklärt:
„Tips hat vom Jahr 2002 bis 2005 in
Oberösterreich aus sieben Regionalausgaben 16 eigenständige Bezirkszeitungen gemacht.“ Weitere Mutationen der Zeitung sorgen dafür, dass
es allein in Oberösterreich über 20
verschiedene Mutationen gibt. „Wir
leben unser Motto ‚total regional‘
nicht nur mit unseren eigenständigen
Produkten, sondern auch direkt in
den Regionen“, betont Gruber. Die
­eigenständigen Geschäftsstellen für
jede Tips-Ausgabe würden dafür sorgen, dass die Mitarbeiter ganz nahe
am Geschehen und am Kunden sind.
Die Tiroler in Oberösterreich
Der Konkurrent von Tips kommt
eigentlich aus Tirol. Denn die
­
­BezirksRundschau mit ihren 17 Regionalausgaben gehört zwar zum
­Wochenzeitungsverbund der Regionalmedien Austria AG (RMA), steht
­allerdings im Eigentum der Moser
­Holding. Dessen Vorstandsvorsitzender, Hermann Petz, meint gegenüber
HORIZONT: „Der oberösterreichische
Printmarkt ist seit Jahren bei allen
­Mediengattungen ausgesprochen
konzentriert, so auch im Bereich der
Knapp 70 Prozent
der Oberöster­
reicher lesen laut
aktueller MediaAnalyse eine Tages­
zeitung.
© Fotolia/contrastwerkstatt
regionalen Bezirkswochenzeitungen,
wo sich zwei ähnlich starke Produkte
erfolgreich am Markt halten.“ Es zeige
sich hier, dass sich die Marktdichte
nicht nachteilig auswirke, sondern für
eine höhere Produktqualität sorge.
„Insofern orte ich bei Anzeigenmarkt
und Leserzahl Potenzial nach oben:
sowohl für die BezirksRundschau als
auch für die Oberösterreicherin.“ Letztgenannter Titel ist Teil des österreichweiten Verbunds regionaler Magazine,
den die Life Style Magazin Verlags
GmbH betreibt. An diesem Unternehmen sind die Moser Holding zu 74,9
und die Styria Media Group mit 25,1
Prozent beteiligt.
Über eine starke Printflotte am
oberösterreichischen Markt verfügt
auch der Weekend Verlag. Das Hauptprodukt, das alle 14 Tage mithilfe von
Geomarketing an besonders kaufkräftige Haushalte kostenlos verteilte
Weekend Magazin, kommt laut aktuel-
Print-Reichweiten in Oberösterreich in Prozent
Reichweite Tageszeitungen
Tips (gratis)
Bezirksblätter (gratis)
Kronen Zeitung
OÖ Nachrichten
Weekend-Magazin (gratis)
Heute (gratis)
Die Oberösterreicherin (gratis)
Österreich (gratis)
69,5
63,8
56,0
35,4
28,2
16,5
10,5
7,2
6,7
ler MA auf eine stolze Reichweite von
16,5 Prozent. Die Reichweite der beiden anderen Titel werden von der MA
indes nicht erfasst: Chefinfo informiert
monatlich in einer Auflage von über
21.000 Stück seit 25 Jahren über Wirtschaft, Finanzen, Management, Innovation und Lifestyle. Das Magazin
richtet sich an die Führungskräfte, Unternehmer und Selbständigen Oberösterreichs und wird via Post an Leser
der gehobenen E
­ inkommenssicht versandt. Auch das Magazin Moments
richtet sich an Gutverdiener, berichtet
allerdings über Stars, Beauty, Lifestyle
und Events.
Gute Anzeigengeschäfte dank Wahl
Bei so viel Dichte gedruckter Information drängt sich die Frage auf – kann
sich das denn alles rechnen? Reicht
der Anzeigenkuchen für alle, um
­davon leben und weiter wachsen zu
können. Offenbar schon. Denn über
den Gang des Inseratengeschäftes angesprochen, kann HORIZONT keine
Klagen zu Protokoll nehmen. OÖNMarketingleiter Peter Affenzeller:
„Das Anzeigen-Jahr 2015 war trotz
­extrem schwieriger Rahmenbedingungen eigentlich ein gutes: Wir
­hatten Sonder-Effekte durch unser Jubiläumsprodukt ‚150 Jahre OÖ Nachrichten und Tagespost‘ und man darf
auch die Landtags- und Gemeinderatswahlen im Herbst nicht außer Acht
lassen.“ Auf eine Prognose 2016 will
sich Affenzeller nicht einlassen. HeuteGeschäftsführer Jansky spricht von
­einem Erfolgskurs und geht davon aus,
dass sich die guten MA-Reichweiten
auch positiv aufs Anzeigengeschäft
auswirken werden. Moser-HoldingCEO Hermann Petz ist mit der Entwicklung des Anzeigengeschäfts in
Oberösterreich sehr zufrieden, verweist aber so wie Affenzeller auch auf
die Landtagswahlkampf. Und TipsChef Josef Gruber freut sich: „Der Anzeigenmarkt hat sich in den ersten
neun Monaten in Oberösterreich über
die Erwartungen hinaus sehr gut entwickelt.“ Was will man mehr?
•
6. November 2015
Oberösterreich
Printmedien
,Einzigartig regional‘
Harald Kalcher ist
seit 1. Oktober Chefredakteur der OÖKrone und stammt
wie sein Vorgänger
Klaus Herrmann
(der jetzt in Wien
Christoph Dichand
vertritt) aus der
Steiermark.
Der neue Chefredakteur der OÖ-Krone, Harald Kalcher, über die extreme
Schwerpunkt-Berichterstattung im ,medialen Kampfgebiet‘ Oberösterreich
HORIZONT: Was sind die regionalen
Spezifika in Oberösterreich?
Harald Kalcher: Ganz typisch ist die
stark industrielle Prägung vor allem
des Zentralraumes und des Innviertels,
während etwa das Salzkammergut
oder das Mühlviertel stärker touristisch dominiert sind. Wirtschaftliche
Krisenzeiten schlagen rasch durch,
Traditionen und Volkskultur sind extrem vielfältig und regional sehr unterschiedlich. Daraus ergibt sich eine sehr
„bunte“ Leserschaft mit stark ­regional
gefärbten Interessen. Medial ist Oberösterreich ein absolutes Kampfgebiet
mit den Oberösterreichischen Nachrichten als ernsthaftem Mitbewerber
im Kaufsegment und den beiden hierzulande sehr aktiven Gratis-Tageszeitungen Heute und Österreich.
Kalcher: Nachdem der Umfang der
Krone zwischen 64 und 96 Seiten stark
variiert, ist auch die Anzahl der Oberösterreich-Seiten unterschiedlich.
Rein redaktionell dürften es im Schnitt
etwa 20 bis 22 Seiten sein, drei bis vier
davon Regionalsport – in der Fußballsaison mehr. Dazu Anzeigenseiten in
ebenfalls unterschiedlichem Umfang.
Anlassbezogen reagieren wir sehr
­flexibel, so sind wir etwa am 28. September – dem Tag nach der Landtags-,
Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl – mit einem 24-seitigen Wahl-Extra als Mantel erschienen.
Kalcher: Ein wenig Aufholbedarf
­besteht sicher im Großraum Linz, im
Rest des Landes gibt es kaum Unterschiede beim Leseraufkommen.
HORIZONT: Welche redaktionelle
oder Marketing-Aktionen setzt man?
Kalcher: Unser Ziel ist es, dem Leser
täglich eine „bekömmlich“ bunte
­Mischung an Themen zu servieren,
wobei wir vor allem, deutliche und
breitenwirksame Schwerpunkte setzen wollen, die sich nach dem Jahreskreislauf richten. Im Advent werden
wir daher täglich mindestens eine
Doppelseite nur mit vorweihnachtlichen Themen gestalten – von Brauchtum über Geschenktipps und KeksRezepte bis hin zum Punschtest. In
den letzten Tagen vor Weihnachten
wird diese Berichterstattung umfangmäßig stark erhöht – das können dann
durchaus auch drei Doppelseiten sein.
Der Höhepunkt dieses Schwerpunkts
ist dann traditionell unser Weihnachtsmantel am 25. Dezember: 16
Seiten nur mit Weihnachtsthemen, die
außen um das „Normalblatt“ liegen.
Ähnliches gilt auch für Ostern, die letzten und die ersten Schulwochen oder
die Ferienwochen. Diese Seiten sind
dann auch entsprechend paginiert:
„Advent in Oberösterreich“, „Sommer
Kalcher: Der extrem umkämpfte
Markt in Oberösterreich zwingt uns
dazu, ständig aktiv zu sein, wobei sich
redaktionelle und Marketing-Maßnahmen stark überschneiden. Unser
bedeutendster Auftritt ist mit Sicherheit das alljährliche Linzer Krone-Fest
im August mit heuer fast 400.000 Besuchern an zwei Tagen. Das bedingt in
der Vorberichterstattung im Juli und
August Dutzende redaktionelle Seiten
und annähernd 50 Seiten Nachlese an
drei Erscheinungstagen. Das Fest wird
professionellen Marktanalysen zur
Folge mittlerweile eindeutig mit der
Krone in Verbindung gebracht, der
Werbeeffekt rechtfertigt daher diesen
enormen Aufwand. Weitere Eigenveranstaltungen wie etwa die KroneSport-Gala zu Beginn der Ballsaison
oder das Krone-Gschnas am Rosenmontag fördern die Leser-Blatt-Bindung. Zudem gibt es praktisch kein
Wochenende, an dem wir nicht Medienpartner eines Events sind – meist gekoppelt mit ­attraktiven Vorteilen für
Krone-BonusCard-Besitzer. Besonders bewährt ­haben sich die Kooperationen mit den großen Messe-Standorten Wels und Ried im Innkreis.
in Oberösterreich“, „Schulschluss“,
„Schulbeginn“ und so weiter.
HORIZONT: Ist die Krone in OÖ noch
regionaler als anderswo?
Kalcher: Diese extreme SchwerpunktBerichterstattung der OÖ-Krone bis
hin zur Paginierung ist nach meiner
Beobachtung in der österreichischen
Tageszeitungslandschaft einzigartig.
Zu erwähnen ist auch noch eine
­spezielle regionalisierte Doppelseite
Dienstag bis Samstag, die wir für den
Großraum Linz beziehungsweise das
restliche Ausgabengebiet mutieren.
Auf diesen Seiten gilt auch ein günstigerer Anzeigentarif, der gut angenommen wird.
HORIZONT: Wie viele regionale Seiten
gibt es regulär und anlassbezogen?
© Kronen Zeitung/Chris Koller
HORIZONT: Was sind im Bundesland
die stärksten Regionen der Krone, wo
will man noch aufholen?
HORIZONT: Wie bringt man diese
Vorgaben täglich zu Papier?
Praktisch kein
Wochenende,
an dem wir nicht
Medienpartner
eines Events sind
Dienst, Christian Kitzmüller, rückt in
diese Position nach. Zum neuen Chefvom-Dienst-Stellvertreter wurde
­Redakteur Robert Loy bestellt.
•
HORIZONT: Welche Ursachen hat das
Media-Analyse-Ergebnis (siehe Seite
26) im Vergleich zum Mitbewerber?
Kalcher: Eingangs ist festzuhalten,
dass sich die OÖ-Krone seit vielen Jahren über die mit großem Abstand
meisten Leser in unserem Bundesland
freuen darf. Daran haben auch sich
ständig ändernde Erhebungsmethoden nicht gerüttelt. Unser permanentes Bemühen, nahe am Leser zu sein,
mehr als die Mitbewerber den Menschen „aufs Maul zu schauen“ – und
das ist nicht opportunistisch, sondern
identitätsstiftend gemeint – trägt
­offenbar Früchte.
HORIZONT: Welche Rochaden gab es
in Linz nach dem Aufstieg von Klaus
Herrmann nach Wien?
Kalcher: Ich bin seit 1. Oktober Nachfolger von Klaus Herrmann in der
Chefredaktion der OÖ-Krone, mein
bisheriger Stellvertreter als Chef vom
thinkstock/FNSY
Interview von
Harald Klöckl
27
Die Wirtschaftskammerzeitungen
Größte Kompetenz und Reichweite*
in allen Bundesländern:
10.1 % 18.3 % 19.4 %
Format
News
Profil
23.8 %
Zeitungen der
Wirtschaftskammern
Ringwert
Ihr direkter Draht zu Ihrem persönlichen Bundeslandbetreuer:
www.wirtschaftskammerzeitungen.at
* Ergebnisse der LAE 2013, Reichweite
(LpA) Wochentitel – Gesamtösterreich
28
Oberösterreich
Elektronische Medien
‚Jungen Zielgruppen
den Spaß am
Radio erhalten‘
Der TV- und Radiomarkt in Oberösterreich: Auch hier dominiert zwar der
ORF, doch die Privaten sind, im Vergleich zu den anderen Bundesländern,
schon lange und vergleichsweise gut mit dabei
reich feiern. Am 20. Oktober 2005
ging der Sender on air – also vor
z iemlich genau zehn Jahren.
­
­Geschäftsführerin Birgit Steurer sagt
gegenüber HORIZONT: „Auch die
Werbewirtschaft in Oberösterreich
weiß, dass Radio Arabella von einer
kaufkräftigen Zielgruppe der über
30-Jährigen gerne und lange gehört
wird. Die Unternehmen setzen darauf
und positionieren ihre Werbebotschaften daher auf unseren Verbreitungskanälen on air und Online.“ In
den vergangenen Jahren habe man
sich klar als der Erwachsenensender
in Oberösterreich positioniert und
etabliert.
‚Heimatgefühl ist größer geworden‘
Mit der Landtagswahl Ende September haben sich natürlich sämtliche
Radio- und TV-Sender des Landes
­beschäftigt. So auch der ORF, der im
Fernsehen ab 16 Uhr mehrere Stunden live berichtete. Mit durchschnittlich 1,27 Millionen Zuschauern war
Zwei bis drei
OÖ-Moderatoren werden beim
neuen Früh-TV
mit dabei sein.
Bericht von
Timo Niemeier
­ eschäft.“ Derzeit läuft im ganzen
G
Bundesland eine Kampagne mit Plakat- und City-Light-Motiven. „Ein
Der Radiomarkt in Oberösterreich ist ­besonderes Gewicht legen wir aber
relativ klar aufgeteilt: Der ORF steht auch auf Innovationen im Web sowie
mit seinen verschiedenen Sendern in technischen Bereichen. Life Radio
hier unangefochten an der Spitze, 69 war maßgeblich an der Entwicklung
Prozent Marktanteil im ersten Halb- und Einführung des Radioplayers für
jahr 2015 laut Radiotest sprechen Österreich beteiligt“, so Jelinek, der
eine eindeutige Sprache. Das Wett- auf HORIZONT-Nachfrage einen
rennen der Privaten ist da schon ­Relaunch der Life-Radio-Webseite
spannender: Kronehit und Life Radio für das erste Quartal 2016 ankündigt.
Doch Jelinek sieht auch Herausforliegen gleichauf bei zehn Prozent
Marktanteil, Radio Arabella Oberös- derungen auf die gesamte Branche
terreich steht bei sieben Prozent. Bei zukommen: „Eine große Herausforden jungen Hörern zwischen 14 und derung für alle Radiosender wird
49 Jahren sind die Privaten insgesamt ­darin bestehen, den jungen Zielgrupzwar besser, doch auch hier domi- pen den Spaß am Radio zu erhalten.“
niert der ORF nach wie vor mit Der große Vorteil von Radio im
­beachtlichen 61 Prozent Marktanteil. ­Vergleich zu Musikstreamingdiensten
Ullrich Jelinek, Programm-­ bestehe in der Emotionalität und
L ebendigkeit eines moderierten
Geschäftsführer bei Life Radio, zeigt ­
sich gegenüber HORIZONT zufrie- ­Radioprogramms – „und natürlich
den mit dem bisherigen Verlauf des auch in der regionalen Verankerung“,
Jahres: „Das Jahr 2015 läuft in allen sagt Jelinek.
Belangen bisher sehr erfreulich. Die
Reichweitengewinne im Radiotest Kronehit: Mehr Umsatz und Kunden
für das erste Halbjahr 2015 hatten Auch bei Kronehit zeigt man sich
­natürlich positive Auswirkungen auf ­zufrieden mit der Geschäftsentwickdas nationale und auch regionale lung. „Im Vergleich zum Vorjahr
Ohne die Jungen
geht es nicht: Auch
das Medium Radio
muss sich Gedanken machen, wie
man junge Zielgruppen erreicht. © Fotolia
­ aben wir in Oberösterreich mehr
h
Kunden und Umsatz“, sagt Mario
Frühauf, Verkaufsdirektor von Kronehit. „Besonders freut mich der
­Umstand, dass sich auch der Auftragswert pro Kunde weiter erhöht.
Ich werte das als ein sehr positives
Zeichen hinsichtlich der Wirkung von
Werbekampagnen, die bei Kronehit
laufen.“ Wie viel das OberösterreichGeschäft am gesamten Umsatz ausmacht, will er nicht verraten. Er sagt
nur so viel: „Oberösterreich verfügt
über einen großen regionalen Werbemarkt und beheimatet auch viele
­nationale Werbekunden. Diese Kombination macht Oberösterreich für
uns zu einem wesentlichen Kernmarkt. Der Anteil am Gesamtumsatz
ist der Situation entsprechend groß.“
Ein Jubiläum konnte zuletzt das
Team von Radio Arabella Oberöster-
die „ZIB“ an diesem Abend ein voller
Erfolg. „Die erfolgreichste Sendung
des ORF Oberösterreichs im Fernsehen ist natürlich die regionale Informationssendung ‚Oberösterreich
heute‘, die im Schnitt von rund
165.000 Sehern täglich gesehen wird“,
sagt ORF-Landesdirektor Kurt Rammerstorfer. Der Marktanteil liegt in
Oberösterreich bei etwa 55 Prozent.
Der sich immer stärker fragmentierende TV-Markt macht aber ohne
Frage auch dem ORF zu schaffen. Die
beiden Hauptsender ORF eins und
ORF 2 verlieren seit Jahren Marktanteile – wenn auch auf einem extrem
hohen Niveau. Je stärker sich der
Markt fragmentiere, umso stärker
würden lokale und regionale Inhalte
nachgefragt, sagt Rammerstorfer.
„Angesichts einer großen Unsicherheit gibt es einen Trend hin zur
­Berichterstattung aus dem mitteloder unmittelbaren Lebensraum der
Menschen. Das Heimatgefühl ist
­größer geworden, dementsprechend
ist auch bei der Programmierung
­darauf Rücksicht zu nehmen.“
Moderatoren für ORF-Frühschiene
Wie alle anderen Landesstudios, wird
auch der ORF Oberösterreich mit in
die Produktion der neuen Frühsendung „Guten Morgen Österreich“
­eingebunden sein. Rammerstorfer
spricht von einer „gleichberechtigten
Rolle“ und verrät auf HORIZONTNachfrage eine Neuigkeit: „Vom ORF
Oberösterreich werden zwei bis drei
Moderatoren bei dieser Sendereihe
mitmachen.“
Auf die junge Zielgruppe angesprochen sagt der Landesdirektor,
dass diese genau so wichtig sei wie
das ältere Publikum. „Immer wieder
werden aber gezielt Themen speziell
für junge Menschen angesprochen,
um auch dem Informationsbedürfnis
dieser Zielgruppe zu entsprechen“, so
Rammerstorfer. Als Beispiel nennt er
„Hoamatsound“ eine neue ein­
stündige Sendereihe bei Radio Oberösterreich. Hier bekommen junge
oberösterreichische Gesangs- und
Bandtalente eine eigene Plattform,
auf der sie sich im Radio landesweit
präsentieren können.
Bleibt noch der private Fernsehsender LT1, der bereits seit 1996 auf
HORIZONT No 45
Sendung ist und den man damit
schon fast als Pionier bezeichnen
kann. Zur Erinnerung: Erst 2001
wurde das Privatfernsehgesetz eingeführt. Im kommenden Jahr steht für
LT1 also das 20-jährige Jubiläum an.
Doch zurück ins Hier und Jetzt: Mit
den Zahlen für 2015 zeigt sich
­Geschäftsführer Wolf-Dieter Holzhey
zufrieden. 2015 laufe „nach Plan“, im
Vergleich zu 2014 konnte der Sender
beim Umsatz „wie geplant leicht zulegen“. Der inhaltliche Ablauf sieht
noch immer so aus, dass es täglich um
18 Uhr eine halbe Stunde neues
­Programm gibt, das dann anschließend wiederholt wird.
Der unter dem Namen R9 mit den
anderen Regionalsendern laufende
Satellitensender habe derzeit noch
keine Auswirkungen aufs Geschäft,
sagt Holzhey, der dennoch die Wichtigkeit der Vermarktungsgemeinschaft
R9 betont. „Es war und ist auch zukünftig unser Ziel, gerade im Hinblick
auf eine gemeinsame Vermarktung
­aller wichtigen Regional-TV-Partner in
Österreich, hier mit dabei zu sein.“ Für
das kommende Jahr ­arbeite man derzeit an dem Sendeschwerpunkt „LT1
OÖ Talk(t)“. Das Format wird laut
Holzhey entweder monatlich,
­vielleicht aber auch wöchentlich, zu
sehen sein. Die finale Entscheidung
sei hier noch nicht gefallen. Darüber
hinaus plane man kein weiteres, neues
Format. Holzhey: „Wir versuchen 2016
unsere bestehenden Programme qualitativ weiter zu verbessern.“ Anfang
des Jahres soll es zudem ein komplett
neues Sendedesign geben, außerdem
will LT1 dann auch ein neues Sendestudio beziehen. Marketingtechnisch
setzt der Sender derzeit auf eine
­Werbekampagne, die über Inserate,
Plakate, Kinospots und Social-MediaPlattformen kommuniziert wird.
•
Birgit Steurer sieht
in Radio Arabella
den Erwachsenensender in Oberösterreich. © Radio Arabella
Kronehit-Verkaufsleiter Mario Frühauf freut sich über
steigende Auftragswerte pro Kunde.
© Kronehit
Wolf-Dieter Holzhey
feiert 2016 20-jähriges Jubiläum. Als
Geschenk gibt es ein
neues Sendedesign.
© LT1
ORF-Landesdirektor Kurt Rammers­
torfer: Je stärker die
Fragmentierung,
desto höher der
­Bedarf an lokalen
Inhalten. © ORF/J. Cizek
Ullrich Jelinek, Programmchef von Life
Radio, hofft, dass
auch in Zukunft
noch junge Menschen Radio hören
werden. © Life Radio
6. November 2015
Oberösterreich
Außenwerbung
Nah am Kunden
Plakat am LKW hat
unter anderem
­aktuell eine internationale Werbekampagne für Varta
­Batterien laufen.
Die LKW fahren in
der jeweiligen Landessprache durch
Deutschland, Italien, Spanien und
Polen. © Plakat am LKW
In Oberösterreich sind einige in der Außenwerbung tätige Unternehmen
beheimatet – Grund genug für die HORIZONT-Redaktion, sich bei einigen
Akteuren nach aktuellen Trends und Jahresprognosen umzuhören
Mit seinen mehr als 3.000 Plakatstel­
len ist der oberösterreichische An­
bieter USP Außenwerbung nicht nur
in Oberösterreich, sondern auch in
Niederösterreich und in der Oberstei­
ermark vertreten und zählt zu den
führenden Unternehmen der heimi­
schen Außenwerbebranche. „Es
zeichnet sich das beste Geschäftsjahr
seit Bestehen der USP ab“, erzählt der
Geschäftsführer Christian Urban. Die
Gründe dafür sieht er einerseits in
den oberösterreichischen Landtagsund Gemeinderatswahlen, wo USP
von fast allen Parteien Buchungen
­erhalten hatte, und andererseits an
der nach wie vor hohen Nachfrage in
der Außenwerbung. Als einzigen
Hemmschuh nennt er „die immer
­bürokratischer und aufwändiger wer­
denden Bewilligungen seitens der
­Gemeinden beziehungsweise Behör­
den.“ Dabei werde von der Branche
nicht unbedingt ein zusätzlicher
­Ausbau der Flächen angestrebt, im
Gegenteil: „Es findet ein kontinuierli­
cher Prozess der Standortqualitätsver­
besserung statt“ – schlechte Standorte
würden ersatzlos abgebaut und gute
Standorte versuche man aus- und um­
zubauen.
Berieselung im Wartezimmer
Das Linzer Unternehmen y-doc rund
um Inhaber Michael Richter hat sich
dem Infotainment in Wartezimmern
verschrieben und konnte im aktuel­
len Geschäftsjahr ein Umsatzplus von
20 Prozent verbuchen. Richter zu­
folge entdecken mittlerweile auch
immer mehr Non-Pharma-Unter­
nehmen das Medium Warte-Fernse­
hen für sich. Und er sieht immer noch
Luft nach oben: „Mit Screens in rund
zehn Prozent der Ordinationen wer­
den rund 30 Prozent der Patienten
­erreicht.“ Die größten Praxen seien
bereits mit einem Wartezimmer-TVSystem versorgt. Im Frühjahr 2016
soll die Reichweite dank eines Groß­
projekts signifikant steigen, lässt
Richter wissen.
Fahrende Werbung
„Seit 15 Jahren sind wir mit der Wer­
bung auf LKW-Werbeflächen Trend­
setter und Marktführer in der Außen­
werbung in der Sparte LKW-Werbung
der Transportwerbung“, erzählt
Christoph Huber, Geschäftsführer
von Plakat am LKW. Das Unterneh­
men bietet LKW-Werbung aus­
schließlich als Kampagnenmedium
an, das heißt jede Kampagne kann
von Plakat am LKW ergänzt werden.
Die Laufzeiten sind von zwei Wochen
bis zu 24 Monaten möglich und für
­jedes Werbegebiet und Werbeziel
29
werden entsprechende Formate an­
geboten. „Aktuell ist eine Werbekam­
pagne für Varta Batterien gestartet.
Diese LKW-Werbung läuft national in
der jeweiligen Landessprache in
Deutschland, Italien, Spanien und
Polen“, so Huber. Außerdem hat das
Unternehmen 2015 in die Schweiz
­expandiert. Die Kundschaft kommt
aus allen Branchen und bedient
­unterschiedlichste Zielgruppen. „In
letzter Zeit werben speziell die
­Onlineanbieter mit unserem OfflineMedium um mehr Besucher und
Traffic“, meint Huber auf die Frage
nach aktuellen Trends.
In der HORIZONT-Nummer
49/2015 (ET: 4. Dezember 2015) er­
scheint ein großer Außenwerber-­
Report, der die Branche auch auf Lan­
desebene umfassend beleuchtet. lg
Im Schnitt dauert
der Aufenthalt im
Wartezimmer 40
Minuten – das Medium WartezimmerTV erhält also viel
Aufmerksamkeit.
Die größte Wahlwerbung anlässlich
der OÖ Landtagswahlen 2015 war in
Linz auf 172 m² zu
sehen. © USP Aussenwerbung
© y-doc
bezahlte Anzeige
Neuer Name am Agenturmarkt
Fusion von Strobl)Kriegner und
Towertrash: Zwei Unternehmen der
oberösterreichischen Agenturszene
schließen sich unter einem Namen
zusammen. Die Agentur Strobl)
Kriegner mit Sitz in Linz und die
Rohrbacher Agentur Towertrash
heißen ab nächstes Jahr „Lunik 2“.
Seit Jahren arbeiten die Agenturen Towertrash und Strobl)
Kriegner bereits in einem losen
Netzwerk zusammen, nun geht
es einen Schritt weiter. Ab Frühjahr 2016 treten beide unter der
neuen Agenturmarke „Lunik 2“
auf. Der Name ist eine Anspielung auf die erste Raumsonde, die
den Durchbruch schaffte und am
13. September 1959 gezielt auf
dem Mond aufschlug. „Lunik 2
steht für unsere Philosophie, gemeinsam mit unseren Kunden
Strategien, Projekte und Kampagnen entwickeln zu wollen,
die sie und uns dorthin bringen,
wo andere noch nicht waren“,
erklärt Managing Partner der
Strobl)Kriegner Group Gerhard
Kürner die Vision.
Gebündelte Kräfte bringen
Vorteile für Kunden
Neue Medien und die vollständige Digitalisierung vielfältiger Prozesse stellen Agenturen vor die Herausforderung,
der Veränderung mit neuen
Angeboten zu begegnen. Das
berge sowohl Risiken als auch
große Chancen. „Das haben
wir erkannt“, so Kürner. „Mit
der Fusion können wir nun mit
einem völlig neuen Agentur-
Die beiden Geschäftsführer Harry Kriegner (li.) und Gerhard Kürner (re.)
modell und einem Team aus
über 40 SpezialistInnen den
bestmöglichen Service f ür unsere Kunden anbieten.“ Denn
anders als in den meisten
Agenturen werden bei Lunik 2
die Bereiche Digital, Content
und Advertising nicht als se-
parate Einheiten, sondern vollständig in die Organisation
integriert gef ührt werden. Für
bestehende Kunden bleiben Ansprechpartner,
Preisstruktur
und die Möglichkeit der Terminvereinbarung direkt beim
Kunden erhalten. „Für unsere
Kunden entstehen durch die
Fusion also keine Nachteile,
sondern nur Vorteile. Durch
die Bündelung unserer Kräf te
kann der strategisch-k reative
Output ganz im Sinne unserer
Kunden gesteigert werden“, ist
Kürner überzeugt.
30
Oberösterreich
Agenturen
HORIZONT No 45
„Secret of 99“ im Auftrag von Mercedes Benz stammt aus der Feder
von Pulpmedia.
© Pulpmedia
Das Seminarhotel Refugium Hochstrass nahe dem Wienerwald wurde
von der Agentur kest in den verschiedensten Belangen betreut. © Kest
Die MMS Werbeagentur mit Sitz in
Linz verantwortete heuer die
Herbstkampagne der Raiffeisen.
ewe, FM und Intuo - für diese drei Marken
entwickelte vorauerfriends ein gemeinsames Kommunikationskonzept. © vorauerfriends
Die Kreativen
sind gut aufgestellt
← Fortsetzung von Seite 25
Agentur mit der Texterschmiede Hamburg, die so auch nach Wien und Linz
geholt wird.
Niemanden für blöd verkaufen
„Schlechte Werbung ist teuer. Gute
Ideen unbezahlbar“, so das Credo der
Kreativagentur Createam rund um Geschäftsführerin Barbara Krahwinkler,
die Kunden wie die Oberbank, die
Oberösterreichische Versicherung,
Life Radio, oder das Einkaufszentrum
PlusCity zu ihrem Portfolio zählt. Was
sie damit meint? „Wir sehen, dass immer mehr Leistung für weniger Geld
gefordert wird und auf der anderen
Seite, dass so viel Geld wie nie zuvor für
Werbung ausgegeben wird. Gleichzeitig buhlen immer mehr Botschaften
um die Aufmerksamkeit der Kunden.“
Eine schwierige Ausgangslage für
Agenturen, für die es laut Krahwinkler
nur eine Lösung gibt: Kreativität.
„Kunden können heute exzellent
mit Werbung umgehen“, sagt sie – Botschaften, die die Kunden für blöd verkaufen, können somit nicht mehr
lange funktionieren. Es gilt also, sich
nützlich zu machen und „effiziente Lösungen für Probleme“ bereitzustellen,
„dann wird Werbung auch in Z
­ ukunft
erfolgreich sein“, betont die Geschäftsführerin.
Wer sich anpasst, gewinnt
Erfolgreich war heuer auch die Strobl)
Kriegner Group, die laut Managing
Partner Gerhard Kürner allein in den
letzten zwei Monaten mehr Neuprojekte und –kunden an Land ziehen
konnte, als im ganzen letzten Jahr. Bislang als klassische Full-Service-Agentur bekannt, vollzieht die Strobl)Kriegner Group derzeit ihre Adaption zu
einer Digital-Content-Werbeagentur.
Ein logischer Schritt, wie Kürner erklärt, denn „die Agenturlandschaft
steht mitten in einem drastischen
Wandel und nur wer sein Geschäftsmodell schnell anpasst und ein neues
Leistungsspektrum bietet, wird in
­Zukunft erfolgreich sein.“
Ebenso auf den Bereich Online spezialisiert ist die Pulpmedia GmbH, die
ihre Kunden in erster Linie mit Content
Marketing, Videomarketing, SocialMedia-Marketing und Online-Mediaplanung bedient. „Videomarketing
wird von immer mehr Unternehmen
als wertvolles, nachhaltiges Tool im
Marketingmix gesehen. Facebook ist
bei immer mehr Unternehmen nicht
mehr das einzig gültige ­Social Netzwork, man wird offener für Alternativen. Und natürlich spielt im Media-Bereich Real Time Advertising eine
immer wichtigere Rolle“, so die Beobachtungen von CEO Robert ­Bogner,
denen er mit seiner Agentur auch
Rechnung tragen will. Auf aktuelle Projekte angesprochen hebt er die Arbeit
„What is black“ für Burger King, „Secret
of 99“ im Auftrag von Mercedes-Benz,
übrigens zweifacher Bronze-Gewinner
beim heurigen webAD, sowie unterschiedliche ­Online-Maßnahmen für
Hofer und Hofer Reisen hervor. Insgesamt konnte die Agentur „die Zusammenarbeit mit interessanten bestehende Kunden ausbauen und neue
spannende Kunden dazu gewinnen –
ein gutes Jahr für Pulpmedia“, freut sich
Bogner.
Kleinteiliger und kurzfristiger
Die Neukundenakquisition ist selbstredend auch für die MMS Werbeagentur mit Sitz in Linz ein Thema, stolz ist
sie allerdings vor allem darauf, Unter-
© MMS Werbeagentur
nehmen über lange Zeit, und zwar
durchschnittlich etwa 15 Jahre lang,
betreuen zu dürfen. „Dabei geht es vor
allem um eine zielführende Kommunikationsstrategie, die den Kunden
langfristige Erfolge sichert“, schildert
Geschäftsleiter Willi Hamburger gegenüber HORIZONT.
Das Leistungsspektrum der Agentur
reicht vom Corporate Design bis hin
zur Umsetzungs- und Kampagnenplanung in zielgruppengerechten Medien. 2015 verantwortete die MMS
Werbeagentur unter anderem den
neuen Unternehmensauftritt der FH
Oberösterreich, klassische Kampag-
nen und Projekte für Raiffeisen und die
Energie AG, den Markenrelaunch von
Blaschke Kokoskuppel sowie Directmailings im Auftrag von
­Husqvarna.
Spannende Zeiten für die MMS
Werbeagentur, aber auch für die
oberösterreichische und die bundesweite Kommunikationsbranche, wie
Hamburger feststellt. „Insgesamt
scheint die Stimmung in der Wirtschaft besser geworden zu sein, wenn
auch die große Zuversicht in die Zukunft noch auf sich warten lässt. Das
mag einmal mit der wirtschaftlichen
Großwetterlage zusammenhängen
Die Reichl und Partner Kampagne für Gmundner Keramik
wurde um dieses neue Sujet erweitert. © Reichl und Partner
und zum anderen auch mit der Wirtschaftspolitik, die den Unternehmern
in diesem Land das Leben nicht wirklich leichter macht. Die Projekte werden kleinteiliger, kurzfristiger, schneller und alles sollte wenn möglich
billiger werden und das bei steigender Qualität“, so sein abschließendes
Statement.
‚Oberösterreich gut aufgestellt‘
Dass sich die Branche im Wandel befindet, darüber sind sich nun alle einig – das Thema Nummer eins bleibt
dabei die digitale Kommunikation
und deren Transformation. „Es kommen damit laufend neue Kompetenzbereiche hinzu, die bei Agenturen
und Kunden besetzt werden müssen“,
so Angelika Sery-Froschauer, CEO
von Sery* Creative Communications.
Sie glaubt allerdings, dass der oberösterreichische Kommunikationsmarkt
für diesen Umbruch dank vieler stabiler, eigentümergeführter Agenturen
und einer jahrzehntelang gewachsenen Bildungsstruktur gewappnet ist.
Sery-Froschauer, die nicht nur als
CEO der Agentur, sondern auch als
Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Oberösterreich und Obfrau
des Fachverbandes für Werbung und
Marktkommunikation fungiert,
spricht außerdem von einem hohem
Budget- und Preisdruck, der alle betrifft. Um als Agentur erfolgreich zu
bleiben, sei es also geboten, die Kunden „in dieser sehr fordernden Zeit
zu begleiten, etwa in der Brücke von
Analog zu Digital, bei EmployerBranding-Prozessen oder einfach
beim Neudefinieren von Markenpotenzialen oder beim Coachen in
Kommunikations-Strategieprozessen.“
Um Kunden bestmöglich zu betreuen, entwickelte die Agentur die
Methodik „Brand Building Emotions“,
die es ermöglicht, Markenidentitäten
zu erfassen, den Markenarchetyp zu
bestimmen und darauf basierend
eine Markenstrategie für die darauf
6. November 2015
Oberösterreich
Agenturen
31
Seit diesem Jahr vertraut Cima,
Hersteller für Wuzelpapier, auf die
Strobl)Kriegner Group
© Strobl)Kriegner Group
Sery* Creative Communications
kreiert für die deutsche Marke
Weinsberg Wohnmobile, Caravans
und Kastenwagen.
© Sery Creative Communications
Dialogmarketing ist das Steckenpferd von LDD Communication – die
Agentur kümmert sich auch um den
Libro Kundenclub. © LDD Comm.
Die neue Kulturlinie der Österreich
Werbung geht auf die Kappe der
Linzer Gruppe am Park.
© Gruppe am Park
Barbara Krahwinkler, Geschäftsführerin von Createam, betreut die
PlusCity seit der ersten Stunde.
© Createam
aufbauende Kommunikation zu entwickeln. Angewandt wurde diese Methodik etwa in Zusammenarbeit mit
der Katholischen Privat-Universität
Linz (KU), ehemals bekannt als Katholisch-Theologische Privat-Universität (KTU). „In intensiver Zusammenarbeit mit der Universitätsleitung
und den Fakultätsverantwortlichen
wurde in unserem „Brand Building
Emotions-Prozess“ ein neues Markenprofil erstellt, das als absolut
eigenständig am österreichischen
­
Universitätsmarkt erscheint. Ausgehend von der Umbenennung entwickelten wir ein komplett neues Markendesign. Weiters wurde eine
Tonalität für die Kommunikation festgelegt, welche die Wesenszüge der
Universität widerspiegelt“, fasst SeryFroschauer zusammen. Eine weitere
Arbeit, auf die sie und ihre Agentur
stolz sind, ist jene für Weinsberg
Wohnmobile, Caravans und Kastenwagen – im Auftrag des deutschen
Unternehmens verantwortete Sery*
Creative Communications „die Entwicklung einer Markenstory und der
Markenkommunikation“, erklärt die
Geschäftsführerin.
‚2015 fantastisches Jahr‘
„2015 ging es uns soweit sehr gut, eigentlich fantastisch“, jubelt Walter
Stromberger, Geschäftsführer von
kest – Strategie, Kommunikation, Design. Seit fünf Jahren ist die Agentur
beständig am Wachsen, heuer dank
einiger Neukunden und treuer
Stammkunden sogar stärker als im
Vorjahr. kest versteht sich selbst als
klassische Kreativagentur, die „auf alles spezialisiert ist“, so Stromberger,
„unsere Kunden verlangen schließlich Flexibilität und ineinandergreifende Kommunikation. Das geht mit
Spezialisierungen nur schwer einher.“
Dementsprechend groß ist auch an
die Bandbreite an Branchen und
Kunden, die bedient werden, darunter das BMWFW Bundesministerium
für Wissenschaft, Forschung und
BSX von Statten ging: „Hierbei liegt
der Schwerpunkt auf einer BrandedContent-Kampagne, die mit dem
Künstler Willi Dorner auf der letzten
Frankfurter Buchmesse mit spontanen Guerilla-Interventionen auf den
Weg gebracht wurde.“
Wirtschaft, der Tourismusverband
Linz, Anger Machining sowie das Seminarhotel Refugium Hochstrass.
Letzterer Kunde wird von der Agentur
seit dem Frühjahr 2014 begleitet und
ist ein revitalisiertes Kloster am Rand
des Wienerwaldes, beschreibt Stromberger und ergänzt: „Hier konnten
wir unsere gesamte Bandbreite an
Leistungen und Know-how als auch
spannendes Neuland ausreizen, von
der Positionierung und Namensfindung über das Corporate Design,
Drucksorten, Online-Kommunikation, Direct Marketing, Leitsystem,
Produktdesign und vieles mehr.“
Geschäft zieht an
Auf eine Spezialisierung verzichtet
auch die vorauerfriends communications, geführt von Markus Seiringer.
Dieser zeigt sich auf Nachfrage des
HORIZONT durchaus positiv und
meint, dass „das Geschäft in Oberösterreich anzieht und wir einen guten
Teil dazu beitragen dürfen.“
Gewonnene Pitches für Unternehmen wie Peneder, Spitz und Dana Türen haben 2015 zu einem guten Jahr
für vorauerfriends communications
gemacht, als für ihn spannendstes
Projekt hebt Seiringer dabei das Kommunikationskonzept für die eweGruppe mit den Marken ewe, FM und
Intuo hervor, das auf mehreren Strategie- und Positionierungsworkshops
beruht. „Alle drei Marken erzählen
nun in der klassischen Werbung und
Online leidenschaftliche Geschichten, die den jeweiligen Markenkern
stärken.“ Verlagerung der Budgets
Manfred Spiessberger, Geschäftsführender Gesellschafter der LDD Communication, beschränkt sich mit seiner Agentur indes ganz klar auf einen
Bereich: Dialogmarketing. „Mit
­spezialisierten Units, die ein modular
gestaltetes Campaigning ermöglichen, deckt LDD Communication das
gesamte Leistungsspektrum einer Di-
alogmarketing-Agentur ab“, erklärt
der Geschäftsführer. Man befinde
sich damit auf dem richtigen Weg,
denn sowohl in Oberösterreich, als
auch im Rest des Landes, sei eine
deutliche Verlagerung von Kommunikationsbudgets hin zum Dialogmarketing zu beobachten, „weniger
Klassik, mehr Dialogcampaignings,
was uns als Spezialisten natürlich
sehr freut“, so Spiessberger.
Dialogmarketing ist bekanntlich
vor allem im Bereich Handel ein
Thema, Stichwort Kundendialog und
-bindungsprogramme, hier wirkt
LDD Communication unter anderem
für den Libro Kundenclub. „Wir betreuen aber auch, und darauf sind wir
stolz, viele Kunden aus dem Banken-/
Versicherungssektor, sowie aus der
Konsumgüterindustrie, Mode, Tourismus und der Industrie“, fasst der
Geschäftsführer zusammen und fügt
hinzu: „Weiters hat die LDD durch
eine strategische Partnerschaft beziehungsweise Beteiligung an einer Online-Agentur – der Spiessberger und
Partner GmbH – als Spezialisten für
Web, Webshops, Online- und MobileApplikationen das Leistungsportfolio
massiv erweitert. Viele laufende ge-
meinsame Projekte für unsere Kunden beweisen: Dialogmarketing muss
über alle Channels funktionieren.“
Aufruf zur Disziplinlosigkeit
Als „Agentur neuen Typs“ versteht
sich die Gruppe am Park aus Linz. „So
wie die Werbung einst die Reklame
abgelöst hat, so ist heute Kommunikation statt Werbung angesagt“, konstatiert Geschäftsführer Bernhard
­Buchegger – und genau nach diesem
Modell arbeitet die Agentur auch. Die
Medienauswahl oder Disziplinen wie
klassische Werbung, Public Relations
oder Online sind dabei nicht maßgeblich für die Herangehens- und Arbeitsweise, sondern, so Buchegger,
„kommunikative Interventionen, die
zielgerichtete Reaktionen bewirken.“
Zu den Kunden, die dieses Konzept
schätzen, zählen unter anderem die
Styria, für die die Gruppe am Park
jüngst den Dachmarkenlaunch verantwortete, die Teemarke Milford, für
die Kommunikationsoffensiven in
ganz Österreich kreiert wurden oder
auch die neue Kulturlinie der Österreich Werbung. Buchegger über die
Entwicklung, die gemeinsam mit
dem Kommunikationsdienstleister
Blick auf 2016
„Certified Event Master“ – so darf sich
Walter Ilk, der zeitgleich als Managing
Director der Eventwerkstatt, Ilk &
Partner fungiert, bezeichnen. „Wir inszenieren Businessevents für mittlere
und größere Unternehmen, von Produktpräsentationen, Kongressen, Jubiläen, Incentives, Neueröffnungen,
bis hin zu Hybrid-Events, bei denen
der Event oder die Promotion von uns
mit Onlinemarketing verknüpft wird“,
fasst er das Leistungsspektrum seines
Unternehmens zusammen. Mit dem laufenden Jahr sei man
wirtschaftlich gesehen dank eines
leichten Plus im Umsatz und Ertrag
sehr zufrieden, die Eventwerkstatt
fiebert allerdings jetzt schon dem Jahr
2016 entgegen, das aufgrund der Buchungslage, das steht jetzt schon fest,
sehr arbeitsam wird. „Für die voestalpine bereiten wir gerade den internationalen InnoTechkongress vor, in
München einen Branchenabend für
die dortige Universitätsklinik im Bereich Augenkunde, für die Wirtschaftskammer den Jungunternehmerpreis, zum 13. Mal bereits den
Media Award in Wien, und ganz aktuell ist der Austrian Event Award, den
wir am 2.Dezember im Linzer Design
Center veranstalten“, so der Ausblick
auf die kommenden Monate.
Der Blick auf einige der wichtigsten
kreativen Köpfe Oberösterreichs
zeigt: im Bundesland ob der Enns
werden Arbeiten kreiert, die sowohl
regional, als auch über die internationalen Grenzen hinaus für Aufmerksamkeit sorgen. Dass sich die Branche
im Umbruch befindet, ist allen Beteiligten klar, Klagen und jammern bleiben allerdings aus. •
32
Oberösterreich
Kommentar
HORIZONT No 45
Oberösterreichs Wahlverlierer:
Kreativität und Werbung
Kurzkommentar von Ansgar
Klassenkämpferisches bei der SPÖ
aus dem letzten OÖWahlkampf.
„Wieder Josef“: Mäßig originelles
Wahlkampfmaterial der ÖVP-OÖ.
Know-howTransfer
der aktuellen
Themen
und Trends
Wenn Henry Ford nicht durch vier Reifen weltberühmt geworden wäre,
dann sicher als Chef der ersten weltweiten Reklame-Agentur. Sein Ausspruch: „Ich weiß, dass eine Hälfte von
jedem Werbe-Dollar hinausge­
schmissen ist, ich weiß nur nicht welche.“ Der Mann war also sowohl ein
„G’schichtldrucker“ wie „Werbe-Ökonom“. In Oberösterreich hätte sich
Henry Ford leicht getan, den Wert der
WORK IN PROGRESS
WIR ARBEITEN FÜR SIE AN
DER WEITEREN POSITIONIERUNG
DES KREATIVSTANDORTS
OBERÖSTERREICH
Entwicklung einer
für alle verträglichen
Pitch-Kultur
Unterstützung
beim DienstleistungsExport
Marktübersichten
über die Kommunikationslandschaft
Kreativwirtschaftsscheck als
direkte Förderung
fredmansky.at
Umsetzung der OÖ
DienstleistungsInitiative
Fachgruppe Werbung
und Marktkommunikation
WKO Oberösterreich
T +43 (0) 5/90909-4711
[email protected]
www.werbung-ooe.at
vergangenen Wahl-Werbung für das
Land und die Gemeinden zu bewerten. Ein Rückschritt in das Propaganda- und Reklame-Zeitalter war für
viele Oberösterreicherinnen und
Oberösterreicher ein Grund, der ÖVP
und SPÖ ade zu sagen. Die beiden
Wahlkampfleiter mit ihrem Team
meinten, mit einer gelben Couch und
gelben Socken des Linzer Vizebürgermeisters das richtige Corporate Design für die ÖVP gefunden zu haben
und in einer hässlichen, neuartigen
Sprechblase den Über-Gag für die
SPÖ. Während die Schwarzen weder
das Kürzel mit den drei Buchstaben
ÖVP noch das Wort „Volkspartei“ auf
das Papier brachten, konnte man die
SPÖ-Werbung eindeutig als klassenkämpferische Propaganda erkennen.
Von „geheimen Verführern“ war weit
und breit innerhalb Oberösterreichs
Grenzen nichts zu spüren. Verbraucher-Schützer konnten somit ruhig
schlafen und wie man annehmen
konnte, haben auch die Wahlkampfleiter ihre Nächte nicht missbraucht, sondern haben gut geruht.
Beide Partei-Zampanos haben wie
Vorzugsschüler das getan, was unerfahrene Starter so tun – nämlich die
Wahlkampfpläne schon früh im Jahr
zu erledigen. Auf die Idee, die Werbebomben so spät und so aktuell wie
möglich zu basteln, kam keine der Verlierer-Parteien. Und so landete der
zeitgerechte Vorschlag eines erfahrenen Werbers im Papierkorb des ÖVPWerbeleiters und auch des ÖVP-Landeshauptmannes – nämlich die
vorgeschlagene Aktion „Josef 46,8 %“.
Dem weisen „Werber“ Oskar Czapek
(Gründer von Czapek Creativ vor 50
Jahren) fiel der Begriff „Die sich selbst
erfüllende Prophezeiung“ bei einem
Insel-Urlaub auf Madeira ein und er
war nicht wenig erstaunt, dass auch
ein so Berühmter, wie der österreichische Psychologe Watzlawick sich mit
dem Phänomen beschäftigte.
Czapek ist überzeugt, dass das
Konzept mit den abgebildeten Motiven die Wahl zugunsten der ÖVP beeinflusst hätte. Rechtsprobleme wegen der A
­ bbildungen gibt es keine, da
die ÖVP nach dem Motto „Ned amoi
ignorieren“ kein Interesse daran
zeigte und somit die Rechte nach wie
vor bei O
­ skar Czapek liegen, der folgende ­Ansätze für den Erfolg sah: Die
Hauptperson „Josef“ konnte von der
Bevölkerung aller Intelligenzklassen
leicht erkannt werden und erhob Dr.
Pühringer zu einer Kultfigur. Im kurzen Text verlangte Dr. Pühringer wieder seine 46,8 % Wählerstimmen –
wie im Jahre 2009. Und schließlich
versprach Josef, das Land Oberösterreich in den kommenden Jahren besser zu vertreten, als jeder andere –
und zwar in Wien, Brüssel und
Straßburg. Nicht jeden Tag gelingt einem Werber ein Spruch wie „Geiz ist
geil“, „Red Bull verleiht Flügel“ oder
„Manner mag man eben“. „Josef 46,8
% lässt sich nicht einordnen, laut Czapek ist es auf jeden Fall ein Imperativ
und die Basis zu einer sich selbst verwirklichenden Prophezeiung. Der
Prophet war ja schließlich nicht von
schlechten Eltern! Die bestehenden
Werbemotive waren auf jeden Fall
nicht geeignet, das Image von moderner Kommunikation und als ein wesentliches Element echter Demokratien darzustellen. Während die ÖVP
einen Schrebergarten der Propaganda mit viel Einsatz und Engagement verwirklichte, aber die Psychologie und Emotion vergaß, war die
„Campaigne“ (Copyright Waldheim)
der SPÖ von trivialer Eintönigkeit.
Ja, einen Gewinner gibt es, er
heißt Frau Magister Hummer. Sie hat
gegen ihren Ausschluss aus der Landesregierung erfolgreich protestiert
und wird in Zukunft ihre schicken
Blusen als Wirtschaftsbund-Präsidentin präsentieren und dafür weiter
kämpfen, dass Oberösterreich ein
„Frauenland“ bleibt.
•
6. November 2015
Oberösterreich
Interview
,Wir matchen
uns mit Wien‘
Schumacher: Die Wirtschaft nimmt
die neuen Verhältnisse durchaus
­freudig zur Kenntnis, mit der Erwartung von – im Vergleich zur letzten
­Periode – weniger Verhinderungspolitik. Der wichtigste Faktor ist, dass mit
Michael Strugl wieder der gleiche
Wirtschaftslandesrat im Amt ist. Auf
ihn geht ja die Dienstleistungsinitiative des Landes zurück. Daraus soll
jetzt ein Strategie-Programm werden,
wobei das Budget dafür noch offen ist.
Papier war bisher recht geduldig, es
besteht die Hoffnung, dass mit Strugl
nun bald alles e­ twas konkreter wird.
Christof Schumacher, Obmann der FG Werbung in
OÖ, rechnet mit ‚weniger Verhinderungspolitik‘ und
konkreten Netzwerk-Strategien im Land
Interview von
Harald Klöckl
HORIZONT: Wie ist die Lage der Branche, wohin führt der Weg?
Christof Schumacher: Der gesamte
oberösterreichische Kommunikationsmarkt entwickelt sich dynamisch,
wir haben über 3.500 Mitglieder, das
ist doch beachtlich. Die Strategie lautet jetzt, den Kreativstandort weiter zu
entwickeln und zu verbreitern, mit
dem hehren Ziel, nicht nur das Dreieck Linz-Wels-Steyr, sondern das
ganze Land zu umfassen.
HORIZONT: Besteht nicht dennoch die
Gefahr, dass Kreative früh etwa in Richtung Wien abwandern?
Schumacher: Diese Gefahr sehe ich
nicht. Die Wirtschaft läuft gut, es gibt
große Kunden, die Exportquoten der
oberösterreichischen Kommunikationsbetriebe steigen, und so ist das
Know-how der heimischen Betriebe
weltweit immer gefragter. Der Kommunikationsmarkt in Oberösterreich
ist eher klein strukturiert, und die
v­ielen beweglichen Kundenunternehmen suchen immer weniger All-in-Lösungen in der Kommunikation, sondern die Spezialisten, die Besten. Und
die finden sie hier, als kleine gut ausgebildete Einheiten.
werkorientierter gearbeitet, in Oberösterreich arbeitet man eher
Know-how-orientierter.
HORIZONT: Was sind die für die
Kommunikationbranche wichtigsten
Eckpunkte des Programms?
HORIZONT: In Wien muss man verhabert sein, in OÖ mehr können?
Schumacher: Wenn Sie das für Wien
so sehen und das so formulieren, können Sie das machen. Für die Branche
in Oberösterreich traue ich mich mal
frech zu sagen, dass wir uns gerne mit
Wien matchen und bei uns „Können“
vor „Kennen“ kommt.
HORIZONT: Auch die auftraggebenden Unternehmen selbst haben keine
Tendenzen, aus dem Land abzuziehen?
Schumacher: Nein, denn hier in
Oberösterreich sind nicht Head­
quarters für den CEE-Raum an­
gesiedelt, wie es ja in Wien oft der Fall
ist. Der Nachfragemarkt unserer
­Unternehmen ist global. Es gibt bei
den Unternehmen mehr Zuzug als
Abwanderung, denn gewachsene
Christof Schumacher, seit 2012 Obmann der FG Werbung
und Marktkommunikation, im März erneut gewählt. © wko
Schumacher: Insolvenzen kommen
in einer Dienstleistungsgesellschaft
immer wieder vor, es gibt keine heiligen Kühe mehr, die nicht geschlachtet werden dürfen. Im Vergleich zu
vor 35 Jahren, als ich begonnen habe,
ist man viel mehr gefordert. Und wir
als Dienstleister unserer Kunden
hängen natürlich an der Bonität
­unserer Kunden dran und dann kann
es schon mal ein böses Erwachen
­geben – und Oberösterreich ist ja
­davon – hoffentlich – nicht betroffen.
HORIZONT: Stichwort Ausbildung,
passt es da im Land?
In Wien arbeitet man eher
netzwerk-, in OÖ
eher Knowhow-orientiert.
HORIZONT: Dass Auftraggeber dennoch vermehrt auf zum Beispiel Wiener Spezialisten zurückgreifen,kommt
nicht oft vor?
­ amilienunternehmen ziehen nicht
F
so leicht weg. Die Kommunikationsbranche wiederum hat exzellentes
Know-how, viele sind international
unterwegs.
Schumacher: Im Einzelfall vielleicht.
Aber viele Agenturen aus dem Land
haben ohnehin schon Repräsentanzen in Wien. Dort wird vielleicht netz-
HORIZONT: In Salzburg oder der Steiermark gingen in jüngerer Zeit namhafte Agenturen in Konkurs – drohen
solche Fälle auch in Oberösterreich?
Schumacher: Absolut. Es gibt exzellente Ausbildungen in allen für
­unsere Mitgliedsbetriebe relevanten
Bereichen, insbesondere die Fachhochschule in Hagenberg und allen
anderen Standorten und auch die
­Johannes Kepler Universität Linz: Mit
dem neuen Rektor, Meinhard Lukas,
hatte ich unlängst ein sehr gutes Gespräch.
HORIZONT: Spielen Förderungen
von öffentlicher Seite eine entscheidende Rolle?
Schumacher: Es geht bei der Stand-
ortqualität nicht nur um Förderungen, sondern vielmehr um Faktoren,
die etwa das Erzielen von hybrider
Wertschöpfung möglich machen,
dass also die Unternehmen nicht nur
ein Hardware-Produkt herstellen,
sondern dieses auch mit Added Services versehen, es für den Kunden aufpowern. Dafür ist Beratung nötig, und
da kommt wiederum das Know-how
unserer Betriebe ins Spiel. Und genau
hier bräuchten wir massive Unterstützung der Politik, die bis jetzt ja
noch eher auf leisen Sohlen daherkommt. Für eine wissensbasierte
Branche wie unsere ist deren Leistung für Außenstehende ja oft schwer
greifbar. Ein bisserl denken kann ja
nicht viel kosten, hat daher nicht viel
Wert, meinen manche. Immerhin gab
es vor zwei Jahren bundesweit ja den
ersten Kreativwirtschaftsscheck. Und
obwohl im EU-Programm Europa
2020 der Innovation und der Kreativwirtschaft großer Stellenwert zuteil
wird, müssen Bund und Land ihre
entsprechenden Hausaufgaben noch
machen.
HORIZONT: Welchen Einfluss hat dabei die jeweilige Regierung? In Oberösterreich gibt es ja als Folge der Wahlen
im September eine neue Konstellation.
Schumacher: Es geht um mehr Förderkultur, um bessere Vernetzungen
unserer Betriebe untereinander sowie
um bessere Vernetzung mit den nachfragenden Unternehmen. Auch ein
besserer Konnex zwischen Wissenschaft und Praxis wird angestrebt,
dazu diente auch mein erwähnter
Termin mit dem neuen Rektor der
JKU.
HORIZONT: Der Caesar – doch einer
der renommiertesten Werbepreise –
wurde heuer abgesagt. Wie kam es
dazu, wie wird es weiter gehen?
Schumacher: Abgesagt haben wir
den Ceasar nicht, sondern auf einen
zweijährigen Rhythmus umgelegt.
Und das hängt damit zusammen, dass
wir im Fachverband (der Verband aller neun Landes-Fachgruppen Österreichs) ­beschlossen haben, ab 2017 einen Bundeswerbepreis aufzusetzen
und sich Bundeswerbepreis und Landeswerbepreise alle zwei Jahre abwechseln werden. Im Ausgleich dazu
haben wir das Upbeat Creative Festival geplant, das ­eigentlich Anfang November nach sehr viel Vorarbeit über
die Bühne gehen sollte. Es sollte ein
Power-Intensivtag werden, mit exzellenten Referenten und Dialogwerkstätten. Aber ich muss gestehen, wir
waren mit den Kommunikationsmaßnahmen zu spät dran und haben
den Bogen in Sachen ZukunftsKnow-how etwas überspannt. Aber
wir lernen daraus. Im Frühjahr 2016
kommen wir wieder. •
T+43 732 21 66 21 | [email protected] | www.gruppe-am-park.at
Wer richtig kommuniziert, braucht keine Werbung.
Wir mögen keine Werbung. Wir mögen keinen Spam. Wir mögen Kommunikationskonzepte,
mit denen wir auf allen Medienkanälen Markenmagie entwickeln.
Denn wir lieben es, die Menschen zu bewegen.
33
34
Oberösterreich
Unternehmen
HORIZONT No 45
Vom ,Nice to have‘ zum ,Must have‘
Die Linzer Celum ist weltweit gefragter Spezialist beim Digital-Asset-Management. Während man in Österreich oft noch erklären müsse,
worum es sich dabei handelt, geht man international schon bevorzugt auf Kunden mit über 500 Millionen Euro Umsatz zu
Text von
Harald Klöckl
DAM-Lösungen für
800 Kunden weltweit, vor allem in
Produktion, Sport
oder Handel und
E-Commerce.
Manche Unternehmen sind offenbar
so spezialisiert und unfreiwillig versteckt, dass sie kaum in einschlägigen
„Hidden Champion“-Listen notiert
werden. Celum aus Linz ist so ein Fall,
zumindest aus der Perspektive jenseits der Region bis hin zu den Republiksgrenzen. International ist man
aber bestens im Geschäft und in
Oberösterreich als Arbeitgeber und
Innovationsmotor geschätzt. „Wir
dringen langsam auch in das
­Bewusstsein von immer mehr Entscheidungsträgern hierzulande vor“,
weiß Rainer Sommer, Head of Global
Marketing, zu berichten. Sommer betont natürlich, dass Österreich der
Heimmarkt ist, aber der größte Teil
des Umsatzes von Celum im Ausland
erwirtschaftet wird.
Zentraler Medien-Hub
Das Geschäftsfeld des 1999 von
­Michael J. Kräftner gegründeten Softwareentwicklers bewegt sich im weiten Feld des Contentmanagements,
konkret ist es Digital-Asset-Managmenet (DAM). „DAM wird leider
noch zu oft mit Bildarchiv gleichgesetzt, und das klingt natürlich nicht
sehr sexy; manche sehen es noch
­immer als ,Nice to have‘ denn als ein
,Must have‘ in ihrem Marketingprozess“, so Sommer. Auch daher gehe
man in der Kommunikation zunehmend vom „Erklären“ eher in Richtung „Benefits darstellen“.
Und der Nutzen von DAM ist vordergründig, dass die Softwarelösungen
von Celum als „zentraler MedienHub“ für jede Art von Content, der
im Marketing verwendet wird, dienen. Dieser Content in Gestalt von
Fotos, Videos, PDFs, Audio-Files, Indesign- und vielen anderen Arten
von Dokumenten wird zentral verwaltet, verschlagwortet, allenfalls
konvertiert und es werden Derivate
für praktisch jede Art von Medien
oder Devices generiert und schluss-
WIR FÖRDERN QUALITÄT IM JOURNALISMUS
OÖ. JOURNALISTENAKADEMIE
_GRUNDKURS JOURNALISMUS
2 X JÄHRLICH, 14 SEMINARTAGE
_INTENSIVSEMINAR JOURNALISMUS
1 X JÄHRLICH, 5 SEMINARTAGE
_LEHRREDAKTION
_OÖ. MEDIENFORUM
endlich multichannelmäßig distribuiert, „das spart Kosten und Zeit“,
erläutert Sommer.
Der erste Kunde von Celum war
1999 zum Start ein östereichischer
Global Player, nämlich die voestalpine AG, und sie ist es noch heute. Im
Falle dieses Konzerns sichert die Celum-Software nebst vielen anderen
Funktionen, dass etwa der Content
für die rund 200 verschiedenen Webseiten in der Gruppe gemanagt und
immer aktualisiert ist, dass – als einfa-
ches und plakatives Beispiel – immer
das aktuellste Foto von CEO Wolfgang
Eder auf jeder lokalen Website aufscheint. Rund 23.000 User in der
­voestalpine AG haben damit Zugriff
auf 200.000 digitale Assets. Als solches
gilt jede Art von digitaler Info-Einheit.
Kosten werden mit dieser zentral
steuerbaren DAM-Lösung ­unter anderem auch insofern gespart, als –
wieder am einfachen Beispiel „Fotos“
– der Einsatz von und das Honorar für
Stock-Fotos auf Websites oder jeder
anderen Art von Medium präzise zu
planen und abzuschätzen sind.
Hochsicherheits-Management
Mit Celum-Software arbeiten in
Österreich Unternehmen wie die
­
ÖBB, Porsche Austria, Swarovski oder
Verbund, einer der vielen renommierten internationalen Celum-Kunden
ist 3M, wo im Headquarter in St. Paul
in den USA das Digitale-Asset-Management mit einer Softwarelösung
aus Linz läuft. Andere Einsatzbereiche sind etwa, wenn in der FashionBranche Vorab-Fotos von Kollektionen firmenintern verbreitet werden,
und deren Durchsickern verhindert
werden soll, damit die Fälscherwerkstätten aus den üblich-verdächtigen
Ländern nicht vor der Markteinführung das Piratenprodukt auf die
grauen Märkte werfen. Oder, indem
Videos nur für bestimmte Länder
­lizensiert sind und deren Konsum
zeitlich befristet sein soll. Oder wenn
ein Celebrity-Testimonial auf Video
für m
­ anche Weltregionen aus etwa
kulturellen oder religiösen Gründen
gesperrt werden soll. Man habe
­zudem eine ganze Reihe von Kunden
mit High-Security-Anforderungen.
Erst vor wenigen Tagen wurde etwa
bekannt gegeben, dass mit CelumSoftware fortan das gesamte Material
der DFL Digital Sports verwaltet wird.
Das Unternehmen ist eine Tochter der
Deutschen Fußball Liga, die diverse
mediale Plattformen betreibt: An jedem Fußball-Spieltag publiziert man
tausende Fotos und Videos und die
zentrale Lösung ist ein Digital-AssetManagement-System, mit dem Partner oder Lizenznehmer über die DFLWebsite Zugang zu exklusiven
Medieninhalten haben. „Unsere Kunden kommen eher aus der Produktion,
Sport oder Handel/E-Commerce, weniger aus dem Medienmanagement.
Diese werden aufgrund ihrer Anforderungen aber immer mehr und es war
ein spannendes und sehr komplexes
Projekt, weil sehr viele Stakeholder
­beteiligt waren“, erklärt Sommer. Insofern ist zwar DFL ein weiterer renommierter Kunde, aber eben kein
klassischer.
Marschrichtung Welt
„Wir haben derzeit rund 800 Kunden
weltweit, haben 90 Mitarbeiter,
­machen über zehn Millionen Euro
Umsatz“, gibt Marketingchef Sommer
Einblick, etwas mehr als die Hälfte
davon befindet sich im D-A-CHRaum. Nebst dem Headquarter in
Linz gibt es weitere Vertriebs-Offices,
zwei etwa auch in Frankreich und in
den USA. Obwohl die Marschrichtung „Welt“ lautet, wird sich am
Standort Linz sobald nichts ändern.
„Wir wollen vorsichtig expandieren,
und die USA sind ein schwieriges Terrain. Da werden wir uns vorher eher
in Richtung UK oder nach Skandinavien verbreitern“, lässt Sommer
durchklingen
Im Moment konzentriere man sich
bei der Kundenakquise auf das Enterprise-Segment, also Unternehmen ab
rund 500 Millionen Euro Umsatz im
Jahr, dort könne man mit der Software
die Komplexität des Marketings besser verringern sowie die Kosten des
Content Management deutlicher
­reduzieren und naturgemäß sei dort
auch mehr Business zu generieren,
als mit Tools für eine Handvoll von
Mitarbeitern in einem KMU, erläutert
Sommer unumwunden die Prioritäten bei den Sales. Aber: „Wir bieten
für jede Firmengröße ein zentrales
Content-Management-Rückgrat.“ •
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Michael J. Kräftner hat 1999 Celum gegründet und ist heute noch Alleineigentümer. Der erste große Kunde war die voestalpine. © pixelkinder.com // peter kollroß
Oberösterreich
Unternehmen
6. November 2015
Linzer Karrieremacher
Eigentümergeführt, in österreichischem Mehrheitsbesitz, aus Linz und noch
immer in Linz: karriere.at ist das führende Jobportal Österreichs
Text von
Harald Klöckl
2,8 Millionen Visits pro Monat bescheren karriere.at die Marktführerposition unter den Online-Jobbörsen
im Land. „Neben der klassischen Jobsuche via Inserat, die nach wie vor
unser Kerngeschäft ist, haben wir unser Handlungsfeld erweitert“, erzählt
­Jürgen Smid, geschäftsführender Gesellschafter. Nach Meinung der drei
karriere.at-Macher, neben Smid sind
das Klaus Hofbauer und Oliver Sonnleithner, gibt es in den Human Resources nämlich drei Trends, die die
Personalsuche nachhaltig verändern:
Employer Branding, Search & Match
und Mobile.
Ausgehend von demografischem
Wandel und dem Wertewandel bei
Arbeitnehmern – „Generation Y“ und
folgende – seien etwa in Technik oder
IT die Bewerber zur umworbenen
Human Resource avanciert. „Die Entscheidung wird aber nicht immer nur
durch das Gehalt und die Job­
sicherheit beeinflusst“, weiß Smid.
­Daher müssten Arbeitgeber ihre individuellen Vorzüge kommunizieren:
Die Arbeitgeberprofile (branding.solution) bei karriere.at ließen
­authentische Einblicke in das Ambiente des möglichen Arbeitgebers zu.
karriere.at verfügt zudem mit der talent.cloud – Search & Match – über
eine große Datenbank von aktiven
Kandidaten: Smid: „Wir garantieren
2.000 frische Profile pro Woche, also
neue und a­ ktualisierte Lebensläufe.
Mit diesen latent Jobsuchenden
ermöglichen wir, auch jene
anzusprechen,
Das Jobportal ist
„Made in OÖ“ und
bietet neben umfassenden Services
auch nützliche und
launige Infos für
Jobsuchende und
für Arbeitgeber.
© karriere.at (2)
die an Angeboten interessiert sind,
aber nicht selbst aktiv werden.“ Diese
Ausweitung der Zielgruppe lasse in
weiterer Folge die „Time to Hire“ kürzer werden.
Mittlerweile erhält man bereits
­jeden dritten Seitenaufruf über Smartphone und Tablet – Trend Nummer
drei, Mobile. Seit 2011 gibt es die „Vollversion-App“, seit wenigen Wochen ist
karriere.at instant.jobs am Markt.
Diese App fokussiert sich auf den Kern
des Angebots: Jobsuche und
automatischer Job-Alarm. „User
­
­geben ihr Suchprofil einmal ein und
erhalten automatisch passende
Jobvorschläge, sobald diese
online gehen“, erzählt
Smid,
es
35
gibt auch Merkfunktion oder Buttons,
die mobiles Bewerben ermöglichen.
Langsam dringt man in den Markt
der Recruiter ein, Smid sieht das so:
„Personaldienstleister und -berater
zählen seit jeher zu unseren wichtigsten Partnern. Die Trends am HRMarkt verzahnen mehrere Aspekte
klassischer Personalarbeit, darauf
gilt es zu reagieren und Lösungen
anzubieten.“
Fast alles im eigenen Haus
Derweil ist karriere.at auf Österreich
fokussiert, man beobachtet aber den
D-A-CH-Raum, profitiert von der
Partnerschaft mit dem Schweizer
Marktführer JobCloud AG. „Dennoch
sind und bleiben wir ausschließlich
in Ö
­ sterreich aktiv, sind eigentümergeführt und in österreichischem
Mehrheitsbesitz“, stellt Smid klar. In
Linz arbeiten 100 der 110 Mitarbeiter,
in Wien hat man ein Office, aber:
„Oberösterreich hat eine sehr gute
IT- und Programmierer-Szene, ist
Sitz vieler Unternehmen und
unser Heimat- und Wohnort.
Unser Business funktioniert
überall dort, wo es Internet
gibt.“ Man versucht, so viel
wie möglich im eigenen Haus
in Linz zu regeln: Entwicklung, Sales, Marketing. „Aber
natürlich werden gerade im
(Online-)Marketing einzelne
Bereiche an externe Dienstleister vergeben“, so Smid. •
Oliver Sonnleithner, Jürgen
Smid und Klaus Hofbauer gründeten 2004 in Linz karriere.at.
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Oberösterreich
Unternehmen
HORIZONT No 45
Digitalisierung und
Export im Fokus
Angelika SeryFroschauer,
Agentur Sery*,
Obfrau des FV
­Werbung
und der Sparte
­Information & Consulting in Ober­
österreich.
© SERY* Creative Communications
Angelika Sery-Froschauer, seit einem halben Jahr neue Vizepräsidentin in der
Wirtschaftskammer Oberösterreich, setzt auf Vernetzung und Beratung
Text von
Herwig Stindl
Die Kammerwahlen 2015 brachten für
Angelika Sery-Froschauer, Fachverband Werbung und Marktkommuni-
kation-Vorsitzende in der Wirtschaftskammer und in zweiter Generation
Inhaberin der Sery*-Werbeagentur in
Linz/Rufling, einen kammerinternen
Karrieresprung: Sery-Froschauer, in
Oberösterreich Vorsitzende der Sparte
Wir unterstützen die Caritas mit dieser Gratiseinschaltung
Information und Consulting, wurde
als eine der beiden Vizepräsidenten in
der oberösterreichischen Wirtschaftskammer bestellt. „Wir haben uns im
Präsidium – mit Präsident Rudolf
Trauner und Vizepräsident Clemens
Malina-Altzinger – die Aufgaben aufgeteilt“, berichtet Sery-Froschauer im
Gespräch mit HORIZONT. „Mein
Thema ist vor allem die Digitalisierung, die ja eigentlich ein gesamtes
Kammerthema ist.“ Sie unterstreicht:
Von Gewerbe über Handwerk bis insbesondere dem Handel „sind alle
­Unternehmen und Unternehmer von
der Herausforderung Digitalisierung
betroffen“. Als Spartenobfrau des
­
­Bereichs Consulting und Information
in Oberösterreich sei es naheliegend,
dass „das beratungsintensive Thema
Digitalisierung bei mir als Vertreter
der Berater und Konzeptionisten“ angesiedelt sei.
Wirtschaftskammer OÖ
Mit über 70.000 Mitgliedsbetrieben
und rund 120.000 Fachgruppenmitgliedern (wegen mehrfacher Gewerbeberechtigungen unterscheiden
sich die Zahlen) ist die oberösterreichische Wirtschaftskammer nach
Wien und Niederösterreich die drittstärkste unter den neun regionalen
Wirtschaftskammern. Mit diesen
Strukturzahlen sind die oberösterreichischen Unternehmer überproportional stark unter den Bundesländern
vertreten – das hat auch mit der herausragenden ökonomischen Performance Oberösterreichs zu tun, weiß
Sery-Froschauer: Mit einer Arbeits­
losenquote von 5,5 Prozent ist Ober­
österreich das Bundesland mit der
­geringsten Quote, mit einem Wirtschaftswachstum von knapp einem
Prozent liegt Oberösterreich deutlich
über den 0,5 bis 0,7 Prozent, die für
Österreich im Jahr 2015 erwartet
­
­werden. „2016 soll es ja für den Bund
ein Wachstum von 1,4 bis 1,5 Prozent
geben“, sagt Sery-Froschauer, „für
Oberösterreich erwarten wir 1,7 bis 1,8
Prozent“.
Exportförderung
Wobei Wachstum, sagt Sery-Froschauer, alles andere als ein Selbstzweck sei, und differenziert damit
ihre Agenda als Vizepräsidentin in
Oberösterreich: „Die Digitalisierung
verhilft unseren Unternehmen zweifelssohne zu Wachstums- und Produktivitätsschüben“ – deshalb setze
sie auf Beratung und Vernetzung der
Sparten und der Mitgliedsunternehmen, wenn es um Implementierung
von digitalen Systemen in unterschiedliche Betriebe geht, aber auch
auf die Expertise der Wirtschaftskammer und deren Außenhandelsorganisation, wenn es um Marktanalyse und
grenzüberschreitenden Export geht.
Orientierung auf den Export und Entwicklung von Exportfähigkeit, sagt
Sery-Froschauer, sind die Kernthemen der oberösterreichischen Wirtschaftskammer in den kommenden
Jahren. Damit sind nicht nur Märkte in
der EU gemeint – qua Digitalisierung
„ist das auch immer im globalen Maßstab ein Thema“.
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