2 25. Februar 2016 Im Fokus Nr. 8 «Im Moment schlafe ich noch ruhig» PARKETT Klotener Anzeiger Zum 100-jährigen Bestehen der Stadtmusik Kloten verwandelt diese die Flughafenstadt im Mai in ein Musikmekka. Erwartet werden insgesamt knapp 2000 Personen. OK-Präsidentin Silvia von Allmen erzählt von der Musikparade entlang der Lerchenstrasse und von Menüs, die per Lastwagen geliefert werden. Andreas Güntert Mit Silvia von Allmen sprach Claudia Sigrist Zur Person Frau von Allmen, die SMK organisiert ein spezielles Wochenende anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens. Am 21. und 22. Mai veranstalten Sie eine Jubiläumsgala, eine Veteranen-Tagung sowie einen Zürcher Unterländer Musiktag in Kloten. Sie als Präsidentin des 21-köpfigen Organisationskomitees haben bestimmt alle Hände voll zu tun. Können Sie noch ruhig schlafen? Silvia von Allmen: Noch kann ich es (lacht). Obwohl die heisse Phase der Vorbereitungen begonnen hat. Silvia von Allmen (57) war zehn Jahre alt, als sie Trompete spielen lernte. Seit 1983 ist sie aktives Mitglied der Stadtmusik Kloten. Auch im Vorstand war sie tätig: insgesamt 16 Jahre, zehn davon als Präsidentin. Danach wurde die Musikantin zur Ehrenpräsidentin ernannt. Zum 100-JahrJubiläum der Stadtmusik Kloten amtet Silvia von Allmen als OK-Präsidentin. Wann haben Sie mit der Planung begonnen? Vor zwei Jahren. Diese Zeit ist notwendig, wenn man verschiedene Anlässe an einem Wochenende plant. Bei früheren Musiktagen wurde die Parade auf der Schaffhauserstrasse durchgeführt. Warum nicht 2016? Unter anderem, weil die Strasse mit Inseln versehen ist, welche für eine Parade gefährliche Hindernisse darstellen. Welche Festivitäten stehen auf dem Programm? Am Samstag führen wir tagsüber eine Veteranen-Tagung, und am Abend unsere Jubiläumsgala durch. Der Sonntag steht im Zeichen des Zürcher Unterländer Musiktages. Dann werden rund 21 Musikgesellschaften zum Wettkampf antreten. Drei Anlässe, aber alle sind komplett unabhängig voneinander. Werden die Vorführungen an der Parade auch bewertet? Ja, das ist der zweite Teil des musikalischen Wettkampfs. Danach treffen sich sämtliche Teilnehmer auf der Wiese beim Schulhaus Spitz zum Abschluss des Musiktags. Zusammen spielen sie zwei Märsche. Einer davon ist der Unterländer Musikant, der andere ist noch offen. Ich finde diesen sogenannten Gesamtchor sehr eindrücklich, auch für Personen, die sonst mit Musik wenig am Hut haben. Wie kam es zu dieser Idee? Eine Jubiläumsgala stand von Anfang an fest. Bei einer Besprechung kam der Gedanke auf, zusätzlich eine VeteranenTagung durchzuführen. Die Organisation eines solchen Anlasses ist heiss begehrt, obwohl man sich darum bewerben muss. Bewerben? Ja, richtig. Wir mussten unsere Unterlagen bei der Veteranen-Vereinigung des Kantons Zürich einreichen. Diese prüft die eingehenden Vorschläge und wählt den Tagungsort aus. Gleich vorgehen mussten wir übrigens auch für den Musiktag vom Sonntag. Und warum hat Kloten die Zusage für beide Anlässe bekommen? Gute Chancen hat ein Verein, wenn er ein Jubiläum feiert. Da war unser 100-jähriges Bestehen ein sicherer Garant. Wie muss man sich die VeteranenTagung vorstellen? Eingeladen werden Veteranen, die im Kanton Zürich Blasmusik gespielt haben. Sie treffen sich am Morgen zur Delegiertenversammlung. Der Jahresbericht wird vorgelesen und einige Ansprachen werden gehalten, unter anderem von Stadträtin Regula Kaeser-Stöckli. Zusätzlich wird eine sogenannte Totenehrung vorgenommen. Wie läuft sie ab? Dabei werden alle verstorbenen Veteranen erwähnt. Der Klotener Pfarrer René Aebischer von der katholischen Kirchge- Reklame Gibt es einen Plan B bei Regenwetter? Dann werden die Parade und der Abschluss in der Swiss Arena durchgeführt. Wie viele Musikanten werden es am Sonntag sein? Erneut rund 900 Personen. Hat gut lachen: Silvia von Allmen freut sich auf die Jubiläumsgala der Stadtmusik Kloten. Bild: cs meinde hält dazu eine Ansprache, aber keine Predigt, wohl bemerkt. Danach gibt es Ehrungen von immer noch aktiven Musikanten, die seit 50, 60 oder 70 Jahren Musik spielen. Für die kulinarische Stärkung gibt es dazwischen ein Mittagessen, und zur Unterhaltung spielt vormittags die Big Band Rümlang einige Musikstücke. Nachmittags werden der Musikverein Harmonie Pfäffikon und die Dorfmusik Bachenbülach den Anlass untermalen. Wo wird gefeiert? In der Swiss Arena. Wo normalerweise die Kloten Flyers spielen, stehen dann Festbänke und -tische bereit. Wie viele Veteranen erwarten Sie? Zwischen 700 und 900. Das ist eine Menge. Seitens Gastronomie bestimmt eine Herausforderung. Und wie! Aber wir hatten Glück und konnten einen pensionierten Metzger als Caterer engagieren. Er wird die Menüs in seinen Räumlichkeiten zubereiten und uns in einem Lastwagen anliefern – noch warm, wohl bemerkt. Ist die Veteranen-Tagung öffentlich? Nein – anders als die Jubiläumsgala vom Samstagabend, welche zugleich das Geburtstagsfest der SMK ist. Dazu sind alle Interessierten herzlich eingeladen. Der Anlass wird im Stadtsaal des Zentrums Schluefweg durchgeführt. Die Plätze sind beschränkt und können im Vorverkauf auf unserer Homepage reserviert werden. Was bieten Sie den Besuchern an jenem Abend? Als unser Fahnengötti wird die Stadtmusik Bülach den Abend eröffnen und einige Stücke vortragen. Es gibt diverse Ansprachen, die SMK wird ebenfalls Stücke spielen, und es gibt einige Überraschungen. Ich bin sicher, Sie möchten von den Überraschungen erzählen. Eigentlich nicht, aber ... (Silvia von Allmen macht eine lange Pause und überlegt.) Also gut, ich kann sagen, dass es sich bei einer um eine musikalische Neuheit handelt, welche die Stadtmusik Kloten präsentieren wird. (Sie schmunzelt, verrät aber mit eisernem Willen nichts mehr.) Ist das Repertoire schon bekannt, welches Sie am Abend spielen werden? Ja, denn seit Januar sind wir am Proben. Aber ich möchte erwähnen, dass es kein ellenlanges Konzert geben wird. Das würde zu lange dauern. Schliesslich müssen die Mitglieder der SMK anderntags wieder früh auf den Beinen sein, um an der dritten und letzten Feierlichkeit an jenem Wochenende mitzuhelfen. Sie sprechen vom Zürcher Unterländer Musiktag am Sonntag. Von insgesamt 26 haben sich 21 Musikgesellschaften aus dem ganzen Unterland angemeldet. Was ist das Spezielle am Musiktag? Es ist ein Wettkampf der verschiedenen Musikgesellschaften. Am Morgen spielen die Corps ihre gelernten Musikstücke. Dafür stehen zwei Lokalitäten zur Verfügung: die Swiss Arena und der Stadtsaal. Hat eine fachkundige Jury die Darbietungen bewertet, geht es am Nachmittag weiter mit der Parade auf dem Lerchenweg. Wieso ausgerechnet auf einer Quartierstrasse? Weil sie sich bestens für eine Parade eignet. Es ist zu sagen, dass genau definiert ist, wie eine Strecke sein muss: 250 Meter gerade verlaufend und breit genug, dass vier oder fünf Musikantenkolonnen nebeneinander marschieren können. Zusätzlich muss es genügend Platz für Zuschauer haben. Logistisch ist das eine grosse Herausforderung. Deshalb fordern wir die Vereine auf, die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen. Zudem sind Shuttlebusse geplant, welche hin und her pendeln zwischen Bahnhof Kloten, Zentrum Schluefweg, Swiss Arena und Lerchenweg. Übrigens sind diese Spezialbusse auch für die Klotener Bevölkerung kostenlos nutzbar. Aber abgesehen vom Transport gibt es noch grössere Herausforderungen. Zum Beispiel? Insgesamt 350 Helfer zu finden, die bei der Einrichtung in der Swiss Arena, bei der Gestaltung der Dekoration, im Service, im sonstigen Gastronomiebereich oder als Betreuer eines Musikcorps mithelfen. Wir bieten sogar ein «Zückerli» in Form von Lohn an. Nebst Konsumationsgutscheinen erhält jeder Helfer pro Stunde fünf Franken. Unbezahlbar ist bestimmt die Erfahrung als OK-Präsidentin von solchen Grossanlässen. Was wünschen Sie sich für die zwei Tage? Dass es keine Zwischenfälle gibt. Ich hoffe auf schönes Wetter und darauf, dass den Mitgliedern der SMK trotz fleissigem Mithelfen genügend Zeit bleibt, bekannte Musikanten wiederzusehen und einen Schwatz mit ihnen zu halten. 100 Jahre Stadtmusik Kloten wird gefeiert 1. April – Herbst: Ausstellung der Vereinsgeschichte im Bücheler Hus 21. Mai, 9 – 16 Uhr: Veteranentagung ZBV Kanton Zürich in der Swiss Arena 21. Mai, 20 – 22.30 Uhr: Jubiläumsgala im Stadtsaal Zentrum Schluefweg 22. Mai, ganzer Tag: Zürcher Unterländer Musiktag in und um die Swiss Arena Weitere Informationen unter www.smk-2016.ch Wir Schrittmacher Bis zur ersten Stufe waren es 946. Und zur zweiten 1169. Aktuell sind es, über alle Etappen gezählt, 2165. Eine merkwürdige Zahlenbeigerei, die ich Ihnen hier präsentiere, nicht wahr? Falls Sie diese Aufzählung etwas verwirrend und in hohem Masse zusammenhanglos finden, dann sind Sie in guter Gesellschaft. Ich fand das bis vor wenigen Wochen genauso merkwürdig. Jetzt nicht mehr. Weil ich nun Teil bin davon. Bis heute Mittag beispielsweise waren es erst 493, aber ich denke, dass ich am Nachmittag noch um die 3000 hinlegen werde. Morgen dann vielleicht sogar endlich mal die empfohlenen 10 000. Spätestens jetzt bin ich Ihnen eine Erklärung schuldig, wovon ich hier überhaupt schwafle. Wobei die Zahl 10 000 bei Eingeweihten wohl eine Ahnung weckt. Es geht um die Anzahl Schritte, die man pro Tag zurücklegt. Ein Thema, das mich lange nicht gross beschäftigt hat. 50 Jahre lang hielt ich es mit Willhelm Busch: «Eins, zwei, drei! Im Sauseschritt läuft die Zeit; wir laufen mit.» Doch als mir bei meinem neuen Handy der eingebaute Schrittzähler auffiel, ging ich tiefer in die Materie hinein. Es begann mich zu interessieren, was ich täglich alles so hinlege aufs StrassenParkett. Eigentlich verrückt, wie so ein kleines Gerät unbemerkt alles misst, was wir täglich tun. «Viele nehmen es sehr ernst mit der Schrittzählerei.» Andreas Güntert Was mir auffällt: Es gibt einige Zeitgenossen, die das ziemlich ernst nehmen mit der Schrittzählerei. Was dazu führt, dass das Handy zum eigentlichen Schrittmacher wird: Man geht extra noch ein paar Minütchen länger, damit man auf diejenigen 10 000 Schritte kommt, welche von Medizinern in der Regel als gesundheitsfördernd beschrieben werden. Was hat der Schrittzähler mit mir angerichtet? Zunächst habe ich meinen aktuellen Arbeits-Hinweg ausgemessen: 2165 Schritte sind es ganz genau, unterbrochen durch eine Bus- und eine Zugfahrt, von Männedorf nach Zürich-West. Dann schritt ich in Kloten zur Tat, zu Kontrollzwecken. Was hat mir damals mein Schulweg gebracht? Was ist er wert? Wie anfangs dokumentiert, sind es bis zum Primarschulhaus Spitz 946, zum Oberstufenschulhaus Spitz 1169 Schritte. Wobei: Mein Schulweg war einiges steiler als mein Arbeitsweg heute, der weitgehend flach ist. Und ein paar fiese Treppen waren damals auch drin. Das ist jetzt natürlich total ungerecht. Wie soll ich das nur vergleichen? Im nächsten Handy muss eine Funktion drin sein, die mir auf Jahre zurück ein paar tausend Extraschritte gutschreibt. Wobei es noch etwas dauert, bis ich mir wieder so ein Ding anschaffe. Etwa zwei Jahre. Oder, genauer: 3,5 Millionen Schritte. Andreas Güntert (Jahrgang 1965) führt als Journalist die Geschäfte von Schriftzug.ch und lebt als Heimweh-Chlootemer in Männedorf. Die Parkett-Autoren: Claudia Sigrist Tim Eppler Regula Götsch Heinz Hodel Chantal Schwengeler Fabian Moor Vreni Dietiker Babette Sigg Mark Wisskirchen Andreas Güntert Matthias Ettlin Kurt Hottinger
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