Biotechnologie 2015

Auf einen Blick
Biotechnologie 2015
Lebensqualität
verbessern
Erste Anwendungen der Biotechnologie gab es schon vor
mehr als 6.000 Jahren, denn damals wurden bei der Herstellung von Wein oder Sauerteigbrot Mikroorganismen ein­gesetzt. Die Möglichkeiten, die der „biochemische Werkzeugkasten des Lebens“ bietet, gehen weit darüber hinaus.
Biotechnologie ist eine sogenannte Querschnittstechnologie. Unterschiedlichste Industrien setzen sie in Produktion,
Forschung und Entwicklung ein. Die Unternehmen nutzen die
Leistungen von Enzymen, Mikroorganismen und Zellen in der
Medizin, in der Landwirtschaft, bei der Herstellung von
Lebensmitteln und im Haushalt. Beispielsweise wird aus Biomasse Stärke gewonnen und daraus Kunststoff hergestellt.
Zellulose wird zu Textilfasern verarbeitet und aus Ölen entstehen Kraftstoffe wie Bioethanol.
Die Industrie setzt biotechnologische Verfahren überall
dort ein, wo sie günstiger und umweltschonender sind als die
klassischen chemischen Prozesse. Biotechnologie kommt auch
dann zur Anwendung, wenn Moleküle so komplex sind, dass
sie mit Hilfe der Chemie nicht nachgebildet werden können.
Deutsche Unternehmen haben auf dem Gebiet der Biotechnologie bereits große Erfolge im internationalen Vergleich
erzielt. Sie sind mit anderen führenden Nationen auf Augenhöhe und schaffen zukunftssichere Ausbildungs- und Arbeitsplätze. Heute sind über 700 Produkte aus Deutschland im
Handel. Damit gehört die deutsche Biotechnologie zur internationalen Spitze.
Investment
Biotechnologie
Die deutschen Biotechnologiefirmen finanzieren sich über den
Kapitalmarkt, aus Wagniskapital und über öffentliche Fördermittel.
An der Börse gab es 2014 ein zweigeteiltes Bild: Einerseits
haben deutsche Biotechnologie-Firmen seit 2007 erstmals
wieder den Gang an die Börse gewagt. Andererseits wurde
beim Börsenkapital im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang
um 66 auf 152 Millionen Euro verzeichnet. Aufgeholt haben
hingegen die Wagniskapitalfinanzierungen: 2014 erhöhten die
privaten Kapitalgeber ihre Investitionen um 26 Prozent auf
rund 172 Millionen Euro (2013: 137 Millionen Euro).
Der Anteil der öffentlichen Förderung ist mit 44 Millionen
Euro seit zehn Jahren erstmals deutlich gesunken (2013:
49 Millionen Euro).
Forschung und Entwicklung im Hightech-Bereich sind kapitalintensiv und nicht alle Produktentwicklungen erreichen den
Markt. Nur durch eine ausreichende Versorgung mit Eigenund Fremdkapital kommen immer mehr Erzeugnisse bis zur
Marktreife.
Struktur der Branche
2014 haben in Deutschland 579 kleine und mittlere Unterneh­men
mit knapp 18.000 Beschäftigten ganz oder überwiegend mit
Verfahren der Biotechnologie gearbeitet. Ihr Jahresumsatz war
mit mehr als 3 Milliarden Euro so hoch wie noch nie. Davon
investierten die Unternehmen über 950 Millionen Euro (2013:
899) in Forschung und Entwicklung. Das Niveau dieser Ausgaben ist damit erstmals seit 2008 gestiegen.
Umsatz und Aufwendungen für Forschung und
Entwicklung (FuE) der Biotechnologieunternehmen
Kerngeschäft Biotechnologie 2014
Umsatz
3.030 Mio. EUR
FuE-Aufwendungen
950 Mio. EUR
Quelle: biotechnologie.de, 2015
Blickt man über den Bereich der Kern-Biotech-Unternehmen
hinaus, ist der Umsatz deutlich höher als 3 Milliarden Euro.
Allein der Umsatz in der industriellen Biotechnologie liegt im
zweistelligen Milliardenbereich.
Biotechnologie wird auch in Unternehmen eingesetzt, deren
Geschäfts- und Tätigkeitsschwerpunkte in anderen Bereichen
liegen. Hierzu zählen vor allem Pharma- und Chemieunternehmen sowie Saatguthersteller.
Kerngeschäftsbereiche der Biotechnologieunternehmen
in Deutschland
2014, nur eine Angabe pro Unternehmen, in Prozent,
auf ganze Zahlen gerundet
32
50
5
10
3
Gesundheit / Medizin (inkl. Veterinärmedizin)
Nichtspezifische Dienstleistungen
Bioinformatik
Agro-Biotechnologie
Industrielle Biotechnologie
Quelle: biotechnologie.de, 2015
Große Fortschritte
für die Gesundheit
Die Biotechnologie ist für die Prävention, Diagnose und
Behandlung von Krankheiten unverzichtbar. Sie ermöglicht
die Entwicklung neuer Arzneimittel und Impfstoffe. Heute
kommt kein Impfstoff oder Therapeutikum mehr auf den Markt,
an dessen Erforschung, Entwicklung oder Herstellung die Biotechnologie nicht beteiligt war. Dazu zählen zum Beispiel Arzneimittel gegen rheumatische Krankheiten, multiple Sklerose,
Blutarmut, Krebs und seltene Krankheiten. Auch die Herstellung des Impfstoffs gegen Gebärmutterhalskrebs wurde durch
Gentechnik erst ermöglicht.
Derzeit sind in Deutschland mindestens 179 Arzneimittel
mit 137 Wirkstoffen zugelassen, die gentechnisch hergestellt
werden. Diese sogenannten Biopharmazeutika verzeichneten
2014 einen Umsatz von rund 7,5 Milliarden Euro. Das sind
22 Prozent des gesamten deutschen Pharmamarkts. Dieser
hohe Anteil unterstreicht den großen Stellenwert von Bio­
pharmazeutika.
Bei der Herstellung von Biopharmazeutika ist Deutschland
nicht nur die Nummer eins in Europa, sondern hinter den USA
der zweitgrößte Produktionsstandort weltweit.
Anteil der Biopharmazeutika am Gesamtpharmamarkt in
Deutschland
Umsatz 2014 in Prozent
Immunologie
Onkologie
Stoffwechsel Hämatologie*
Zentrales Nervensystem Infektion
Sonstige
73
38
38
17
12
9
7
* exklusive hämatologischer Onkologie
Quelle: BCG/vfa bio, 2015
Natur eröffnet
neue Wege
Eine wichtige Ressource für die Biotechnologie ist die biologische und genetische Vielfalt (Biodiversität). Der Griff in diese
Werkzeugkiste der Natur ermöglicht der Industrie Innovationen. Mit ihnen lassen sich die biologischen Ressourcen
effizienter nutzen und neue Produkte herstellen.
Produkte unseres Alltags
Moderne Waschmittel waschen
mit Hilfe von biotechnologisch
optimierten Enzymen schon ab
15 Grad Wäsche sauber. Die En­zyme entfernen Flecken, in­dem
sie deren Verursacher (Eiweiße,
Fette und Stärke) zersetzen. Auf
diese Weise ist Wäschewaschen
heute viel effizienter und um­weltschonender als zu Zeiten der
Kochwäsche.
Mit Biotechnologie lassen sich Chemikalien effizient und
umweltfreundlich herstellen. Beispielsweise gewinnt die
Indus­trie Bioethanol aus Pflanzenresten wie Stroh oder Blättern. Bioethanol ist ein wichtiges Lösungsmittel für die Chemie.
Es kann auch als Kraftstoff der Zukunft eingesetzt werden, um
die Abhängigkeit von endlichen Rohstoffen zu reduzieren.
Textilien, Leder, Papier, Kosmetika, Zusatzstoffe für Lebensund Futtermittel sowie andere Produkte können ebenfalls mit
Hilfe von Biotechnologie hergestellt oder veredelt werden.
Chancen für die
Pflanzenzüchtung
Die stark wachsende Weltbevölkerung ist angesichts begrenz­ter Ressourcen eine globale Herausforderung. Der Bedarf an
Lebens- und Futtermitteln sowie nachwachsenden Rohstoffen
in der Industrie steigt kontinuierlich.
Die Biotechnologie hilft dabei, langfristig hohe und gute
Erträge bei Nutzpflanzen zu erzielen und die Industrie mit ausreichenden Mengen an Biomasse zu versorgen. Beispielsweise
werden mit Gentechnik Pflanzen entwickelt, die Schädlinge und
Krankheitserreger besser abwehren können und so die Erträge
in der Landwirtschaft sichern. Die Forschung hat noch ein weiteres Ziel: Sie versucht, die Anbaueigenschaften der Pflanzen so
zu verbessern, dass sie auch an sehr trockenen Standorten
wachsen können.
Weltweit nutzen immer mehr Landwirte gentechnisch veränderte Pflanzen. 2014 betrug die Anbaufläche rund 182 Millionen
Hektar. Über 18 Millionen Landwirte in 28 Ländern setzten
gentechnisch verändertes Saatgut ein. Damit wurde 2014 ein
Umsatz von rund 16 Milliarden US-Dollar erzielt – der weltweite
Gesamtumsatz für Saatgut lag bei 45 Milliarden US-Dollar. Bei
gentechnisch veränderten Pflanzen ganz vorne sind Sojabohnen,
Mais, Baumwolle und Raps.
Weltweiter Anbau der Feldfrüchte Soja, Mais, Baumwolle
und Raps: konventionell und gentechnisch verändert
Globale Anbaufläche in Millionen Hektar 2014, auf ganze Zahlen gerundet
129
Konventionelle
Feldfrüchte
91
Gentechnisch
veränderte
Feldfrüchte
55
25
20
Soja
12
Mais
Baumwolle
27
9
Raps
Quelle: ISAAA, 2015
Rohstoffe vom Acker
Pflanzen sind außer Nahrungs- und Futtermitteln auch Rohstoffe für die Industrie. Durch biotechnologische Verfahren
werden pflanzliche Inhaltsstoffe für die Weiterverarbeitung
vorbereitet. Die so gewonnenen Kohlenhydrate, Öle und Proteine sind Basis für Klebe-, Dämm-, Schmier- und Kunststoffe.
IMPRESSUM: Deutsche Industrievereinigung Biotechnologie (DIB)
im Verband der Chemischen Industrie e. V. (VCI), Mainzer Landstraße
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Guthier AUFLAGE: 30.000 STAND: September 2015
Weitere Informationen auch im Internet: www.dib.org
Gedruckt auf Papier aus nachhaltiger Waldwirtschaft.
Getragen von:
Wirtschaftsverband VCI, Gewerkschaft
IG BCE und Arbeitgeberverband BAVC