VORSCHAU 2016 VIA LEWANDOWSKY Hokuspokus 14. Februar bis 29. Mai 2016 Nimbus, Limbus (Phonetische Bemusterung des Wortes Vernunft), 2012 © VG Bild-Kunst Bonn, 2016 Don’t cry, 2015 © VG Bild-Kunst Bonn, 2016 Via Lewandowsky (*1963 Dresden), erster Kunstpreisträger der Leipziger Volkszeitung 1995, entwickelt für das Museum der bildenden Künste Leipzig eine Ausstellungsinszenierung unter dem Titel Hokuspokus. In szenischen Konstellationen werden Arbeiten präsentiert, die Missverständnisse und Absurditäten im Umfeld von Glauben, Aberglauben, Fetisch, Aura, Wissen und Vernunft untersuchen. Auf höchst hintersinnige, aber auch humorvolle Weise fragt er nach den Bedingungen unserer Wahrnehmung und stiftet Sinn über den Unsinn, löst die Dinge von ihrer eigentlichen Funktion und widmet sie um. In Lewandowskys Arbeiten dienen Ironie und Witz als wenig vertrauenswürdige Wegweiser auf unsicherem und unübersichtlichem Gelände. Der Künstler nutzt Strategien der Aneignung und Verfremdung, die zuvor von Dada und den Surrealisten ebenso eingesetzt wurden wie etwa von den Situationisten. Im Spannungsfeld von Glaube, Mythos und Erkenntnis können die Objekte und Installationen von Via Lewandowsky als ein Beitrag künstlerischen Denkens in der Diskussion um Bild und Begriff verstanden werden. Er öffnet den Blick für die bis heute wirksamen Repräsentationen von Religion, Wissenschaft, Politik und Kunst. Seine Arbeiten dienen aber nicht der Sinnstiftung oder dem Erkenntnisstreben durch das Schaffen eines neuen Mythos. Sie sind in ihrer Strategie der Scheinähnlichkeit schöpferischer Ausdruck der Dekonstruktion von Glaubenssätzen, der Entzauberung von Fetischen jeglicher Art, und zugleich eine Offenbarung kommunikativen Scheiterns einer überreizten Zivilisation. Die nun zusammen mit dem Künstler konzipierte Ausstellung geht auf eine zuvor in der Kunsthalle zu Kiel gezeigte Schau zurück. Die in fünf Abschnitte gegliederte Schau wird von Themenfeldern wie Huldigung, Fetisch, Mission, Aura, Höhere Gewalt und Wunder geprägt. Ein Großteil der ca. 60 für die Ausstellung vorgesehenen Arbeiten ist in den letzten zehn Jahren entstanden. Drei größere Installationen sind eigens für diesen Anlass konzipiert worden und zum ersten Mal in Leipzig zu sehen. www.mdbk.de Der Katalog zur Ausstellung, herausgegeben von Anette Hüsch, ist im Kehrer Verlag erschienen und enthält Beiträge (dt./engl.) von Hartmut Böhme, Frédéric Bußmann, Peter Geimer, Mark Gisbourne, Anette Hüsch, Durs Grünbein, Alexander Kluge, Mirjam Lewandowsky, Georg Northoff, Kolja Reichert und Hans-Werner Schmidt. Der Band mit 160 Seiten und 77 Farbabbildungen ist für 29,90 Euro im Museumsshop Wasmuth und im Buchhandel erhältlich. Zum Begleitprogramm gehören u. a. Veranstaltungen mit Durs Grünbein und Leander Haußmann – beide mit dem Künstler befreundet – und ein Angebot für Kinder. Die Ausstellung wurde gefördert von der Kulturstiftung des Freistaats Sachsen. VORSCHAU 2016 STEFAN KOPPELKAMM Häuser Räume Stimmen 14. Februar bis 29. Mai 2016 Leipzig, Barfußgässchen/Klostergasse 1990 und 2002 Verwaltung IV, 2007 Kern der Ausstellung mit Arbeiten des Berliner Künstlers Stefan Koppelkamm (*1952 Saarbrücken) sind die zwischen 1990 und 2004 entstandenen Fotografien seines Ortszeit-Projekts. Sie werden durch neuere audiovisuelle Arbeiten und speziell für die Ausstellung geschaffene neue Arbeiten, die sich auf die Stadt Leipzig beziehen, ergänzt. Stefan Koppelkamm reiste 1990 – nach dem Fall der Mauer und noch vor der Wiedervereinigung – durch Ostdeutschland, um einen Zustand fotografisch festzuhalten, von dem er annahm, dass es ihn bald nicht mehr geben würde. Die Häuser, Straßen und Plätze, die er mit einer Großformatkamera fotografierte, wirkten oft so, als wäre die Zeit stehen geblieben. Sie vermittelten dem im Westen Geborenen eine Ahnung davon, wie Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg ausgesehen haben mochte. Zehn Jahre später suchte der Fotograf alle Orte noch einmal auf und fotografierte von den exakt gleichen Standpunkten ein zweites Mal. In den Veränderungen des baulichen Zustands und selbst in nebensächlichen Einzelheiten spiegeln sich die dramatischen gesellschaftlichen und ökonomischen Veränderungen, die in der Zwischenzeit stattgefunden hatten. Die Ausstellung im Museum der bildenden Künste Leipzig hinterfragt – vor Ort – die Bedeutung von kollektiver Identität und Erinnerung am Beispiel des Stadtraums in Ostdeutschland, seiner sich immer noch wandelnden Architektur und Struktur. Der von Hans-Werner Schmidt herausgegebene Katalog erscheint im Hatje Cantz Verlag und enthält Beiträge (dt./ engl.) von Arnold Bartetzky, Bernadette Dufrêne, Valentin Groebner, Annett Gröschner, Hans- Werner Schmidt und Ines Weizman. Der Band mit ca. 200 Seiten und über 100 Abbildungen ist im Museumsshop Wasmuth und im Buchhandel erhältlich. Das Begleitprogramm umfasst Gespräche mit dem Künstler, Wolfgang Hocquél und Arnold Bartetzky sowie ein Angebot für Kinder. Die Ausstellung wurde möglich durch die Unterstützung der Art Mentor Foundation Lucerne. www.mdbk.de VORSCHAU 2016 ANSELM KIEFER Die Welt – ein Buch 27. Februar bis 16. Mai 2016 Velimir Chlebnikov. Zeit, Maß der Welt, 1996 @ Anselm Kiefer Die Wolkensäule, 2015 @ Anselm Kiefer 2008 erhält Anselm Kiefer den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Die ihm verliehene Urkunde endet mit dem Satz: „Er hat das Buch selbst, die Form des Buches, zu einem entscheidenden Ausdrucksträger gemacht. Gegen den Defätismus, der Buch und Lesen eine Zukunft abzusprechen wagt, erscheinen seine monumentalen Folianten aus Blei als Schutzschilde.“ Und Kiefer beginnt seine Rede in der Paulskirche: „Ich denke in Bildern. Dabei helfen mir Gedichte. Sie sind wie Bojen im Meer. Ich schwimme zu ihnen, von einer zur anderen; dazwischen, ohne sie, bin ich verloren.“ Anselm Kiefer wird 1945 in Donaueschingen geboren. Er beginnt sein Studium 1966 an der Kunstakademie in Freiburg und Karlsruhe. 1970 bis 1972 studiert er bei Joseph Beuys an der Kunstakademie in Düsseldorf. Bis 1991 lebt und arbeitet er in Buchen im Odenwald. 1991 verlässt er Deutschland und lebt seitdem in Frankreich. 1990 zeigen die Kunsthalle Tübingen, der Kunstverein München und das Kunsthaus Zürich Kiefers Bücher aus den Jahren 1969 bis 1990, insgesamt 45. Für Kiefer hat das Buch den Charakter des Experimentellen, der Notiz, des Vorläufigen und Intimen. Es steht so in enger Beziehung zum malerischen und skulpturalen Werk. Es sind stets Unikate. In der Großskulptur „Zweistromland“ (1985/89) errichtet er eine Bibliothek aus Bleibüchern. Sie sind unzugänglich. Sie opponieren gegen die Medienflüchtigkeit in ihrem puren materiellen Dasein. Es sind aber auch die in der Urkunde benannten Schutzschilder, denen keine Bücherverbrennung etwas anhaben kann. Kiefer bevorzugt einfaches, holzhaltiges Papier, Tapetenreste wie auch verkohlte Leinwände als Gestaltungsgrundlagen. Er arbeitet im Holzschnitt wie im Kartoffeldruck. Fotografie erscheint in einem Zustand, als sei im Entwicklungsbad ein Malheur passiert. Spuren von Befall, Zersetzung und Brand dokumentieren die Vergänglichkeit des Bildes – aber auch der darin aufgehobenen Erinnerungen. 1969 entstehen die „Historischen Sinnbilder“. Kiefer hat sich Schaftstiefel verpasst und lässt sich, den Hitlergruß praktizierend, in der Landschaft aber auch vor südeuropäischen Kulturstätten fotografieren. Statt eines Verstehens erfährt er reflexartige Ablehnung. Die Auftritte zeichnen sich in dilettantischer Pose als chaplinesk aus. Dabei geht es um Selbsterkundung. Kiefer will den www.mdbk.de „Wahnsinn ein Stück weit mitgehen“. Welche Gefühle hätten ihn als Wehrmachtssoldaten getragen? Anselm Kiefer ist in Ruinen und auf Trümmerfeldern groß geworden, für die Ursache fand der Heranwachsende in der Gesellschaft keine überzeugenden Antworten. Entlastung wird anscheinend durch die Überwindung von Geschichte praktiziert. Nach 1945 ist die Mythologie unter Generalverdacht, da sie von den Nationalsozialisten funktionalisiert wurde. Kiefer agiert gegen die Verdrängung auf der Suche nach der Wahrheit in den Mythen. Dem Diktat der Gegenstandslosigkeit in der West-Kunst begegnet er mit Werken wie „Donald Judd vergißt Brünhilde“. Seinen Biennale-Beitrag in Venedig 1980 betitelt er mit „Verbrennen, Verholzen, Versenken, Versanden“. Seine Bilder wie auch die Bücher thematisieren über die Titel offensiv historische Ereignisse, die am Anfang von Katastrophen stehen: „Teutoburger Wald“, „Die Hermannsschlacht“, „Unternehmen Seelöwe“, „Der Nibelungen Leid“. In „Märkischer Sand“ ist Preußens Gloria versandet. Orte und Ereignisse des vaterländischen Patriotismus erscheinen bei Kiefer wie Leerstellen. Kiefer schlägt nach der Wiedervereinigung vor, den Potsdamer Platz als Brache zu belassen: „Wäre dieser Platz so geblieben, wie er war, so wäre das ein wunderbar leerer Raum geworden, bis zum Bersten gefüllt mit Geschichte.“ In seinen historisch-mythologischen Darstellungen bezieht Kiefer Zitate ein von Autorinnen und Autoren, die ihn ein Leben lang begleiten: Ingeborg Bachmann, Paul Celan, Ernst Bloch aber auch Martin Heidegger, die Bibel und die Kabbala. In betont ungelenker Schrift ergänzt er mit Textzeilen die Bilder, gleichsam malend. Kiefer dringt als Mythenerkunder vor in die jüdische Mystik, in die Kulte des Zweistromlandes. Im Dialog mit den Naturwissenschaften beschäftigen Kiefer drei Einsichten. Dabei erfährt die Astrophysik bei ihm den Transfer in die Astralmystik: jeder Pflanze auf der Erde entspricht ein Stern im Kosmos. Der Mensch ist älter als die Erde, denn wir tragen in uns Teilchen, die schon vor der Entstehung unseres Planeten vorhanden waren. Die Entfernung zwischen dem Atom und dem Elektron ist immens. Wenn man sich den Atomkern in der Größe eines Fußballs vorstellt, dann wäre sein Elektron etwa einen Kilometer entfernt – und dazwischen: nichts. Es ist der leere Raum, aus dem alles besteht. Auch davon künden die Bücher von Anselm Kiefer. „Anselm Kiefer. Die Welt – ein Buch“ im Museum der bildenden Künste Leipzig ist die erste Museumsausstellung in Deutschland seit mehr als 25 Jahren, in der Anselm Kiefer seine Bücher zeigt. Anlässlich der Ausstellung erscheint die Publikation „Anselm Kiefer. Die Welt – ein Buch“ in der Edition Heiner Bastian im Schirmer/Mosel Verlag. 2 VORSCHAU 2016 ARNOLD, FISCHER, RICHTER Weggefährten 3. Juli bis 3. Oktober 2016 Eine Ausstellung des Evelyn Richter Archivs der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Museum der bildenden Künste Leipzig Ursula Arnold, 1. Mai, Berlin 1965 © Ostdeutsche Sparkassenstiftung Arno Fischer, Müritz, 1956 © Erbengemeinschaft Arno Fischer Evelyn Richter, Musikviertel, Leipzig 1976 @ Evelyn Richter Archiv der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Museum der bildenden Künste Leipzig Erstmals werden die drei Fotografen Ursula Arnold (1929–2012), Arno Fischer (1927–2011) und Evelyn Richter (*1930) zusammen in einer Museumsausstellung präsentiert. „Weggefährten“ setzt ihre Œuvres miteinander in Beziehung, zeigt Gemeinsamkeiten wie auch Unterschiede sowie die jeweiligen spezifischen Sichtweisen und Handschriften. Drei Lebensläufe und Lebenswerke von einflussreichen Fotografen, die in der DDR arbeiteten und jeweils einen eigenen Weg wählten, um sich den offiziellen Bildvorstellungen zu entziehen, sind zu entdecken. Alle drei haben als aufmerksame Beobachter gewirkt; mit Empathie und Wachsamkeit haben sie auf der Straße, im Alltag fotografiert: in Berlin, Leipzig, Dresden wie auch auf ihren Reisen im In- und Ausland. Sie haben die Öffentlichkeit ebenso gesucht wie den bewussten Rückzug ins Private. Richter und Arnold waren seit ihrer gemeinsamen Studienzeit an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst eng befreundet. Arno Fischer, mit Wohnsitz in Berlin, wurde auf die Fotografinnen durch Ausstellungen aufmerksam. In der Mitte der 1970er Jahren lehrte er in Leipzig an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, von 1985 bis 1993 hat er dort eine Professur inne. Evelyn Richter war von 1981 bis 1993 ebenfalls an der HGB als Lehrende tätig. Die Fotografen pflegten den künstlerischen Austausch untereinander, aber – trotz des großen gegenseitigen Respekts – waren sie stets auch Konkurrenten. Aufmerksam verfolgten und begleiteten sie den Werdegang des/der anderen. Die erste umfangreiche Museumsausstellung des Evelyn Richter Archivs soll überregional den Blick auf die immer noch vernachlässigte Aufarbeitung der Fotografie in der DDR lenken, um die Diskussion auch national weiter zu öffnen. www.mdbk.de Parallel zur Ausstellung ist in der Kunsthalle der Sparkasse Leipzig eine Ausstellung mit Schülern von Arno FischerXQG Evelyn Richter geplant. Zu beiden Ausstellungen erscheint ein gemeinsamer Katalog. Ein umfangreiches Begleitprogramm mit Vorträgen sowie ein spezielles museumspädagogisches Angebot sind in Vorbereitung. Die Ausstellung ist eine Kooperation des Evelyn Richter Archivs der Ostdeutschen Sparkassenstiftung mit der Sparkasse Leipzig und dem Museum der bildenden Künste Leipzig. 2 VORSCHAU 2016 SIGHARD GILLE ruhelos 30. Oktober 2016 bis 22. Januar 2017 Selbst vor Leipzig Südost, 2007, Privatsammlung, Karlsruhe © VG Bild-Kunst Bonn, 2016 Brigadefeier 1977, aus BrigadefeierGerüstbauer (Diptychon) © VG Bild-Kunst Bonn, 2016 Von großer Höhe, 2011 © VG Bild-Kunst Bonn, 2016 Das Museum der bildenden Künste Leipzig zeigt im Herbst 2016 die erste umfassende Retrospektive des malerischen Werkes von Sighard Gille (*1941 Eilenburg). Präsentiert werden etwa 70 Gemälde von den späten 1960er Jahren bis in die Gegenwart. Anlässlich der Ausstellung erscheint das vollständige Werkverzeichnis seiner Gemälde. In der Ausstellung wird ein Fokus auf Gilles Schaffen in der DDR gerichtet, als der Künstler in der Haltung eines einfühlsamen, aber auch ironischen Kommentators alltägliche Situationen des Lebens im Sozialismus festhielt. Früh unterschied sich Gille von vielen seiner älteren und jüngeren Leipziger Kollegen durch die Verweigerung eines heroisierenden Narratives zugunsten seines Blicks auf die bedeutsamen Nebensächlichkeiten und das öffentlich gezeigte Intime, das sich der ideologischen Überfrachtung bereits vom Sujet her entzog. Diese Neigung zeigt sich in seinem vielleicht bekanntesten Werk dieser Zeit, der bei offiziellen Stellen Empörung auslösenden Brigadefeier von 1977, aber auch bei seiner wichtigsten Auftragsarbeit, dem großformatigen Deckenbild „Gesang vom Leben“ für das Leipziger Gewandhaus. Der Schwerpunkt der Ausstellung wird auf Gilles Werk nach der Wende liegen, als der Künstler zum Professor an die Hochschule für Graphik und Buchkunst berufen wird und auch als Lehrer Anteil an der Entwicklung der Leipziger Kunst der Gegenwart nimmt. Gilles Œuvre dieser Zeit ist geprägt von privaten Themen, Portraits, Aktdarstellungen und ironisch wiedergegebenen Alltagsszenen. Auch die künstlerische Reflexion über den politischen und gesellschaftlichen Wandel spielt in dieser Phase wieder eine größere Rolle. Mit großer Deutlichkeit tritt Eros als eine Triebfeder des Zwischenmenschlichen in seinem Œuvre zutage. In den letzten Jahren öffnet sich der Künstler zudem einer sensiblen Freilichtmalerei und wendet sich der Landschaft als Reflexionsraum menschlichen Daseins zu. Trotz künstlerischer Experimente mit der Fotografie und verschiedenen Drucktechniken bildet die Malerei auf Basis von präziser Beobachtung und Naturstudium das zentrale Arbeitsgebiet Sighard Gilles. Sein fulminanter Farbauftrag www.mdbk.de und die überbordenden Kompositionen zeigen Gille als einen Meister des Malerischen. In expressiver Artikulation und leichter Ironie befragt der Maler die Kunst über ihre Beziehung zum Leben. Denn über alle Gesellschaftsformen und politischen Konstellationen hinweg bleibt Gilles großes Thema der Mensch und das Menschliche. Der von Ina Gille redigierte Katalog wird mit einer Einführung durch Uwe M. Schneede Einblick geben in den Einfluss Gilles auf die Leipziger Malerei und eine wichtige Grundlage für die weitere Erforschung der Leipziger Kunst nach 1945 bilden. Die Ausstellung wird von der Peter und Irene Ludwig Stiftung unterstützt. 2 KABINETTAUSSTELLUNGEN 2016 IMI KNOEBEL THOMAS SCHEIBITZ 13. März bis 16. Mai 2015 Imi Knoebel, Rot Gelb Blau, 1993 © VG Bild-Kunst Bonn, 2016 Imi Knoebel und Thomas Scheibitz: zwei Namen, zwei Künstler, die unterschiedlichen Generationen angehören und auf den ersten Blick wenige Gemeinsamkeiten aufweisen. Von Imi Knoebel (*1940 Dessau) wird erstmals der raumumgreifende Werkblock „Rot Gelb Blau“ von 1993 gezeigt, die das Museum von dem Sammlerehepaar Dieter und Si Rosenkranz im Jahr 2012 als Geschenk erhielt. Die aus insgesamt 54 großformatigen Siebdrucken bestehende Arbeit bildet eine wichtige konzeptionelle Grundlage für Knoebels Gestaltung der Chorfenster der Kathedrale NotreDame in Reims, die 2011 und 2015 eingeweiht wurden. Von Thomas Scheibitz, Jahrgang 1968, werden Druckgrafiken aus den Beständen des Museums und die Ende 2015 erworbene Fotografie-Edition „Precious Basics“ (2007) gezeigt. Sie besteht aus 26 Aufnahmen, die nahansichtige Raumsituationen im Berliner Atelier des Künstlers zeigen. Die Fotografien beziehen ihre Spannung aus dem Wechselspiel von abstrakten und gegenständlichen Momenten. „Rot Gelb Blau“ und „Precious Basics“ ist die Hervorbringung abstrakter Gestaltungsprinzipien und deren Verhältnis zu dem sie umgebenden Raum. CREDO – KIRCHE IN DER DDR Fotografien von Harald Kirschner 22. Mai bis 28. August 2016 Harald Kirschner, Leidensprozession am Palmsonntag, Heiligenstadt, 1981 © Harald Kirschner Die Ausstellung zeigt an einzelnen Beispielen kirchliches Leben in der DDR der 1980er Jahre. Traditionelle Feiern, Wallfahrten, Jubiläen, Katholikentreffen, Gemeindeleben und gelebte Ökumene bilden den inhaltlichen Schwerpunkt. Der 1944 im böhmischen Reichenberg (dem heutigen Liberec) geborene Fotograf Harald Kirschner, der seit Mitte der 1960er Jahre in Leipzig lebt und arbeitet, beobachtet mit der Kleinbildkamera auf der Straße den Alltag in seinen vielfältigen Facetten. Kirschner, Vertreter der sozial-dokumentarischen Fotografie, hat in der DDR eine eigenständige Bildsprache entwickelt. Die Darstellung des Menschen und das Porträt stehen im Zentrum seines künstlerischen Schaffens. www.mdbk.de „Credo – Kirche in der DDR“ zeigt in über 70 Schwarzweißfotografien das vielfältige religiöse Leben in einem atheistischen und religionsfeindlichem Umfeld. Die ebenso sozialdokumentarischen wie künstlerischen Fotografien Harald Kirschners erzählen von Verhalten und Verhältnissen des Einzelnen und zeigen die Kraft des Glaubens in der Gemeinschaft. ALBERT VON ZAHN Grenzgänger zwischen Kunst und Wissenschaft 7. September bis 13. November 2016 Albert von Zahn, Olevano, Aqua calda, 1886 Albert von Zahn, 1836 in Leipzig geboren und 1873 mit 37 Jahren früh verstorben, zählte zu den vielversprechendsten Kunsthistorikern des 19. Jahrhunderts. 1860 war er Kustos am Städtischen Museum Leipzig, und 1868 wurde er zum ersten Direktor an das Großherzogliche Museum in Weimar berufen. Dass Zahn nicht nur Wissenschaftler sondern zugleich auch Künstler war, ist vollkommen in Vergessenheit geraten. Dank der Wiederentdeckung eines Zeichnungskonvoluts in der Graphischen Sammlung des Museums der bildenden Künste Leipzig ist es erstmals möglich, dieser Doppelbegabung Zahns nachzugehen. Im Zentrum der Ausstellung werden Landschaftszeichnungen stehen, die während seines Italien-Aufenthaltes 1866 entstanden. In Kontrast hierzu werden Kopien und Pausen nach Kunstwerken gezeigt, die Zahn für wissenschaftliche Zwecke anfertigte. Die Ausstellung wird unterstützt durch die Maximilian Speck von Sternburg Stiftung und Hecker, Werner, Himmelreich. 2
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