532_580_BIOsp_0515_- 20.08.15 10:52 Seite 546 546 G ES ELL SCH AFTE N · VAAM Aus der Geschäftsstelle Mitarbeiterinnen der VAAM Vereinigung für Allgemeine und Angewandte Mikrobiologie e. V. Präsident: Prof. Dr. Oskar Zelder BASF SE/GBW – A30 67056 Ludwigshafen Tel: 0621-6041931 Fax: 0621-6020440 [email protected] 1. Vizepräsidentin: Prof. Dr. Ruth Schmitz-Streit Universität Kiel Institut für Allgemeine Mikrobiologie Am Botanischen Garten 1–9 24118 Kiel Tel: +49 431 880-4334 Fax: +49 431 880-2194 [email protected] 2. Vizepräsident: Prof. Dr. Dieter Jahn Universität Braunschweig Institut für Mikrobiologie Spielmannstraße 7 38106 Braunschweig Tel: 0531-391-5800 Fax: 0531-391-5854 [email protected] Schatzmeisterin: Prof. Dr. Beate Averhoff Molekulare Mikrobiologie & Bioenergetik Institut für Molekulare Biowissenschaften Universität Frankfurt a. M. Max-von-Laue-Straße 9 D-60438 Frankfurt a. M. Tel.: 069-798-29509 Fax: 069-798-29306 [email protected] Schriftführer: Prof. Dr. Hubert Bahl Institut für Biowissenschaften Abteilung Mikrobiologie Universität Rostock Albert-Einstein-Straße 3 D-18051 Rostock Tel.: 0381-498 61 50 Fax: 0381-498 61 52 [email protected] Geschäftsstelle: Leiterin: Dr. Katrin Muth Mörfelder Landstraße 125 D-60598 Frankfurt a. M. Tel.: 069-660 567-20 Fax: 069-660 567-22 [email protected] Mitgliederverwaltung: Margo Genzmer [email protected] Öffentlichkeitsarbeit: Marijke Gassen [email protected] VAAM-Manuskriptbearbeitung: Dr. Anja Störiko Herderstraße 48 D-65719 Hofheim am Taunus Tel./Fax: 06192-236 05 [email protected] VAAM-Homepage: www.vaam.de VAAM-Bankverbindung: Mitgliedsbeiträge werden ausschließlich per Lastschriftverfahren eingezogen. Volksbank Göttingen IBAN: DE69260900503900150400, BIC: GENODEF1GOE Mitgliedsbeiträge: 70 D pro Jahr; Ermäßigungen für Dechema- und GBM-Mitglieder (60 D), Pensionäre (45 D), sowie Studierende und Arbeitssuchende (25 D) ó Margo Genzmer arbeitet seit 2009 nebenberuflich für die Mitgliederverwaltung der VAAM. Sie nimmt alle Neuanmeldungen, Kündigungen, Änderungen der Bankverbindungen sowie Adressänderungen entgegen und pflegt sie in die Datenbank ein. Bitte schicken Sie Änderungsmeldungen direkt an ihre E-Mail-Adresse: [email protected] Hauptberuflich arbeitet sie im Sekretariat der Abteilung Biologie und Genetik der Prokaryoten am Institut für Molekulare Biowissenschaften der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main. ó ó Marijke Gassen (Jahrgang 1980) unterstützt die VAAM seit Juni 2015 im Bereich Öffentlichkeitsarbeit. Sie studierte Soziologie, Germanistik und Kunst- und Medienwissenschaften an den Universitäten Konstanz und Oldenburg. Nach Ab- schluss des Studiums arbeitete sie in der Abteilung für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit am Städel Museum und der Liebieghaus Skulpturensammlung in Frankfurt. Diesen turbulenten, spannenden, abwechslungsreichen und lehrreichen Start ins Berufsleben tauschte sie 2010 gegen einen Auslandsaufenthalt in Athens, Georgia (USA). Während des knapp fünfjährigen Aufenthalts in den USA lernte sie das Land und die Sprache lieben und konnte bei verschiedenen Jobs ihre vielfältigen Erfahrungen im Bereich PR einsetzen und erweitern. Für den Kinderladen „Treehouse kid and craft“ war sie neben ihrer Tätigkeit im Verkauf als social media managerin tätig und betreute darüber hinaus verschiedene Marketingevents. Seit März 2015 lebt sie mit ihrer Familie wieder in Frankfurt. Ihr Mann Mirko Basen ist als Wissenschaftler am Institut für Molekulare Mikrobiologie und Bioenergetik an der Goethe-Universität tätig. Marijke Gassen wird sich unter anderem um eine stärkere Präsenz der VAAM im Internet und anderen Medien bemühen. Bei Fragen, Anregungen und Wünschen zur Öffentlichkeitsarbeit ist sie erreichbar unter: [email protected] ó ERC-Advanced Grant Mikrobieller Öl-Abbau ó Einen renommierten, mit 2,5 Millionen Euro dotierten internationalen Advanced Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC) erhält dieses Jahr der Mikrobiologe Prof. Dr. Rainer Meckenstock von der Universität Duisburg-Essen. Mit dem Preisgeld will seine Arbeitsgruppe erforschen, wie Erdöl mikrobiell abgebaut wird. Die Arbeitsgruppe konnte bereits zeigen, dass Mikroorganismen in winzigen Wassertröpfchen Öl auch in großer Tiefe abbauen. Im ERC-Projekt soll jetzt untersucht werden, wie häufig das Leben im Öl ist und wie sehr die Mikroorganismen die Ölqualität beeinflussen. Erforscht werden sollen auch die Lebensbedingungen von Mikroorganismen im 50°C warmen Öl. ó (stö) BIOspektrum | 05.15 | 21. Jahrgang 532_580_BIOsp_0515_- 20.08.15 10:52 Seite 547 547 Bericht der American Academy of Microbiology Mikroben machen Käse ó Im vergangenen Jahr erstellte eine Expertenrunde der American Academy of Microbiology (AAM) den FAQ-Report „Microbes make the cheese“, der seit Februar 2015 als PDF-Download frei verfügbar ist (http://aca demy.asm.org/index.php/faq-series/5282-faqmicrobes-make-the-cheese). Die AAM setzt sich aus einem Kreis renommierter Wissenschaftler zusammen, die jährlich als Fellows von der American Society of Microbiology (ASM) ausgezeichnet und gewählt werden. Es ist bemerkenswert, dass die ASM bereits im letzten Jahr ein Fachbuch zur gleichen Thematik veröffentlicht hat, das in BIOspektrum vorgestellt wurde („Cheese and Microbes“, BIOspektrum 02/2015). Erfreulich, dass mit dem neuen FAQ-Report dieses klassische Feld der Lebensmittelmikrobiologie ein weiteres Mal in den Vordergrund gestellt wird. Hervorzuheben ist das gelungene Layout des Reports. Die zentralen sechs Frequently Asked Questions werden im laufenden Text in einfacher Darstellung beantwortet. Zahlreiche Abbildungen, Tabellen und separate Textfelder mit weiteren Informationen ergänzen den Haupttext und machen die Lektüre der 31 Seiten zu einer unterhaltsamen und kurzweiligen Angelegenheit. Der Bericht gliedert sich in zwei Teile: Die ersten zehn Seiten widmen sich den grundlegenden Schritten der Käseherstellung von der Rohmilch bis zu Käsereifung. Sehr schön ist der kurze Rückblick in die 9000-jährige Historie der Käseherstellung. Der zweite Teil stellt die Diversität der beteiligten Mikroorganismen umfassend dar. Er beginnt mit einer Würdigung eines großen Mikrobiologen, Louis Pasteur, dessen Name mit der üblichen Pasteurisation der Rohmilch eng verknüpft ist. Die an der Milchfermentation und Käsereifung beteiligten (erwünschten) Mikroorganismen (Milchsäurebakterien als Starterund auch Nichtstarterkulturen, Hefen und Schimmelpilze) werden ausführlich beschrieben. Aus ihrem Zusammenspiel resultiert die breitgefächerte Vielfalt der Käsesorten mit ihren unterschiedlichen sensorischen Eigenschaften hinsichtlich Geschmack, Aroma, Färbung und Textur. Bakteriophagen-Infektionen der Milchsäurebakterien können allerdings die Milchfermentation verzögern oder ganz zum Stillstand bringen. Es verwirrt, dass in diesem Zusammenhang Abbildungen von E. coli-T4- und T2-Phagen gezeigt werden, letztere in einer elektronenmikroskopischen Aufnahme mit greller orangefarbener Nachkolorierung. Die elektronenmikroskopischen Aufnahmen ausgewählter Käsereikulturen (Milchsäurebakterien) wurden leider in sehr unterschiedlichen Vergrößerungen zusammengewürfelt und ebenfalls kunterbunt nachkoloriert (das „Arbeitspferd“ in der Käserei – Lactococcus lactis – erscheint als kleiner Klecks in königsblauer Farbe). Weiterhin fehlen überzeugende Abbildungen für die beteiligten Hefen und Schimmelpilze. Zwei REMAufnahmen in originärem Schwarz/Weiß sind leider von schlechter Qualität und Auflösung, sodass die gezeigten Penicillium-Sporen und der bakterielle Biofilm einer Käseoberfläche kaum zu erkennen sind. Befremdlich wirken zwei mit „Sense of Smell“ betitelte Handzeichnungen zur Illustration des menschlichen Riechepithels, die ohne jeglichen Bezug zum Text stehen und für die keine erklärende Legende zu finden ist. Hier hätte man vor der Veröffentlichung sicher noch nachbessern können. Trotz dieser (zugegebenermaßen kleinen) Schwächen wird es sicher nicht nur Lebensmittelmikrobiologen Freude bereiten, in diesem Report zu stöbern. Und vielleicht erinnert sich der Leser beim nächsten Besuch einer gutsortierten Käsetheke auch wieder gerne an den einprägsamen Titel, dass es Mikroben sind, die den Käse „machen“. ó Horst Neve, Max Rubner-Institut, Kiel VAAM-/DGHM-Fachgruppe Lebensmittelmikrobiologie und -hygiene Erfolgreiches Symposium – Fusion der Fachgruppen von VAAM und DGHM ó Vom 15. bis 17. April 2015 fand das 15. Fachsymposium Lebensmittelmikrobiologie im Bildungszentrum Kardinal-DöpfnerHaus in Freising statt, das traditionell von den beiden Fachgruppen Lebensmittelmikrobiologie der VAAM und Lebensmittelmikrobiologie und -hygiene der DGHM (Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie) veranstaltet wird. Dieses Jahr organisierte turnusgemäß die VAAM-Fachgruppe. Die Veranstaltung war mit 126 Teilnehmern aus Wissenschaft, Lebensmittelüberwachung BIOspektrum | 05.15 | 21. Jahrgang und -industrie gut besucht. In sieben Sitzungen wurden 31 Vorträge und 24 Poster zu unterschiedlichen Themenbereichen der Lebensmittelmikrobiologie und -hygiene präsentiert. Als Hauptredner war Martin Loessner von der ETH Zürich eingeladen, der in einem spannenden und kurzweiligen Vortrag über den Einsatz virulenter Bakteriophagen zur Kontrolle von pathogenen Bakterien im Lebensmittelbereich berichtete. Weitere Beiträge thematisierten ein weites Spektrum der Lebensmittelmikrobiologie und -hygiene von neuen Nachweisverfahren über Analysen des Mikrobioms oder der Verderbnisflora von Lebensmitteln bis hin zu den Weinmikroorganismen, Starterkulturen und potenziellen Krankheitserregern. Aus 24 Posterpräsentationen wurden die drei besten mit Posterpreisen prämiert. Die Preise gingen an Sophia Johler, Univ. Zürich (1. Preis), Natalia Wagner, MRI Kiel (2. Preis) und Bernd Kramer, Fraunhofer-Institut Freising (3. Preis). Zwölf Sponsoren, die auch mehrheitlich ihre 532_580_BIOsp_0515_- 20.08.15 10:52 Seite 548 548 G ES ELL SCH AFTE N · VAAM Der neue Vorstand der fusionierten Fachgruppe Lebensmittelmikrobiologie und –hygiene aus VAAM und DGHM: Mareike Wenning, Horst Neve, Agnes Weiß (v. l. n. r.). Produkte für die Diagnostik und Laborbedarf ausstellten, unterstützten das Symposium. Auf der Mitgliederversammlung, zu der diesmal aus gegebenem Anlass ausdrücklich auch die Mitglieder der DGHM eingeladen waren, wurde einstimmig die Fusion der beiden Fachgruppen der DGHM und VAAM zu einer neuen gemeinsamen Fachgruppe „Lebensmittelmikrobiologie und -hygiene“ beschlossen. Die beiden Fachgruppen kooperieren seit vielen Jahren erfolgreich und bringen dies nun durch einen gemeinsamen Fachgruppenvorstand zum Ausdruck. Zur 1. Sprecherin wurde Mareike Wenning vom Lehrstuhl für mikrobielle Ökologie am ZIEL Weihenste- phan, TU München gewählt; ihre Stellvertreterin ist zukünftig Agnes Weiß vom Institut für Lebensmittelwissenschaft und Biotechnologie, Fachgebiet Lebensmittelmikrobiologie und -hygiene der Universität Hohenheim in Stuttgart. Horst Neve vom Institut für Mikrobiologie und Biotechnologie am Max RubnerInstitut in Kiel wird die Aufgaben des Schriftführers im neuen Vorstand wahrnehmen. Das nächste Symposium wird vom 30. März bis 1. April 2016 in Stuttgart stattfinden. ó Mareike Wenning Horst Neve 5. HIPS-Symposium Fortschritte in der Naturstoffforschung ó Das Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) begrüßte am 2. Juli 2015 zum fünften HIPS-Symposium erneut namhafte Vertreter aus Wissenschaft und Industrie in Saarbrücken. Zahlreiche exzellente Vorträge und hochkarätige Postersitzungen zeigten, dass die aktuelle Forschung auf dem Gebiet der Naturstoffe und ihrer Nutzung als medizinische Wirkstoffe, in der medizinischen Chemie und im Bereich des Wirkstofftransports über biologische Barrieren auf einem guten Weg ist, um den Herausforderungen einer immer größeren Zahl multiresistenter Keime zu begegnen. So demonstrierte Barrie Wilkinson (Norwich, UK) in der ersten Vortragssitzung mit dem Fokus mikrobielle Naturstoffe anhand eigener Forschungsergebnisse die aktuellen Möglichkeiten, bioaktive bakterielle Naturstoffe in vielversprechende Kandidaten für neue Arzneimittel zu transformieren. Sowohl die Mechanismen der Ribosomenhemmung als einen der Hauptangriffspunkte durch antibakterielle Naturstoffe als auch die vielfach unbekannten Wege, auf denen humanpathogene Keime eine Resistenz gegen solche Antiinfektiva erlangen, waren Gegenstand des Vortrags von Daniel Wilson (München). Alle Vorträge der Sitzung bewiesen eindrucksvoll, welchen Stellenwert die Suche nach weiteren interessanten Naturstoffen aus bodenlebenden Bakterien inzwischen wieder besitzt. Die anschließende Vortragssitzung stand ganz im Zeichen der aktuellen Fragestellungen der medizinischen Chemie. Laurence Rahme (Harvard, USA), Scott Hultgren (St. Mehr als 220 Teilnehmer besuchten das 5. HIPS-Symposium. © HIPS Louis, USA) und Ulrike Holzgrabe (Würzburg) stellten neue Erkenntnisse ihrer Forschung vor: Therapieansätze gegen Pseudomonas aeruginosa, die Pathogenese relevanter Escherichia coli-Pathogene sowie die Entwicklung aktiver Moleküle zur Behandlung kritischer, durch Protozoen hervorgerufener Infektionskrankheiten. Die letzte Sitzung des Symposiums zum Wirkstofftransport über biologische Barrieren gab tiefgreifende Einblicke in die vielfältigen Strategien dieses Forschungszweigs mit dem Ziel des Zusammenbringens von Wirkstoff und Wirkort. Neben anderen ist hier insbesondere Stefan De Smedt (Ghent, Belgien) zu erwähnen, der in seinem Vortrag ein umfassendes Bild von Erfolg und Misserfolg auf dem Weg zur Optimierung moderner Impfstoffe einerseits und der besseren Eradikation von in Biofilmen wachsenden humanpathogenen Bakterien andererseits vermittelte. Neben der Vergabe der HIPS-EuroPhDAwards wurde die Veranstaltung durch das HIPS-Podium abgerundet, einer Plattform, auf der sich der erfolgreiche Nachwuchs des HIPS in aussagekräftigen Präsentationen der wissenschaftlichen Diskussion stellen konnte. HIPS-Institutsleiter Rolf Müller war sichtlich begeistert über den regen Zuspruch des Symposiums und die Qualität der wissenschaftlichen Beiträge: „Wir haben mit der Etablierung des HIPS-Symposiums einen wichtigen Schritt zum effizienteren Austausch der Naturstoff- und der Infektionsforschung vollzogen.“ ó Carsten Volz, Saarbrücken BIOspektrum | 05.15 | 21. Jahrgang 532_580_BIOsp_0515_- 20.08.15 10:52 Seite 549 JAHRESTAGUNG !BSTRACTEINREICHUNG¬WWWVAAMKONGRESSDE¬s¬$EADLINE¬¬.OVEMBER¬ der Vereinigung für ALLGEMEINE und Angewandte MIKROBIOLOGIE 2016 13.–16. MÄRZ 2016 JENA GERMANY ABSTRACTTHEMEN s Archaea und Extremophile s Biodegradation s Biodiversität und Ökosystem-Funktionen s Bioenergetik s Biofilme s Bio-Geo-Interaktionen s Biotechnologie s Chemotaxis und Motilität s Community-Struktur s Umweltmikrobiologie s s s s s s s s s s s s Biologie der Pilze Infektionsbiologie Membranen und Transport Mikrobielle Kommunikation Mikrobenevolution Naturstoffe Phytopathologie Signaltransduktion Symbiose Synthetische Mikrobiologie Mikrobielle Systembiologie Freie Themen 532_580_BIOsp_0515_- 20.08.15 10:52 Seite 550 550 G ES ELL SCH AFTE N · VAAM Tagung EDAR-3 Antibiotika-Resistenzgene in der Umwelt ó An der internationalen Tagung „The environmental dimension of antibiotic resistance“ (EDAR-3) nahmen 155 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 30 Ländern aller Kontinente im Mai 2015 in Wernigerode (Harz) teil. Die Tagung organisierten Kornelia Smalla vom Julius Kühn-Institut und die Conventus Congressmanagement & Marketing GmbH. Vermehrt auftretende multiresistente bakterielle Keime stellen im Zusammenhang mit der weltweiten Anwendung von Antibiotika bei Mensch und Tier ein großes Problem dar (WHO Report, Genf, April 2014). Die weit verbreitete und global steigende Anwendung von Antibiotika in der Humanmedizin und Tierhaltung verstärkt das Auftreten von Bakterien mit übertragbaren Antibiotikaresistenzen nicht nur in der Klinik und in Tierställen, sondern auch in der Umwelt, so ein Fazit der Tagung. Da Antibiotika von Menschen und Tieren wieder ausgeschieden werden, gelangen diese zusammen mit antibiotikaresistenten Bakterien über Abwasser und Gülle in die Umwelt. Die Effekte von Antibiotikakonzentrationen, wie sie in unserer Umwelt heute gefunden werden, auf die Struktur und Funktion von Bakteriengemeinschaften und insbesondere die Menge und Verbreitung von Antibiotikaresistenzgenen fasste Fernando Baquero (Madrid, Spanien) im brillianten Eröffnungsvortrag zusam- men. Zudem sind Antibiotika, so Baquero, in Habitaten wie dem Boden nicht homogen verteilt, sondern es gibt Gradienten und „hot spots“. Des Weiteren nutzen Bakterien Antibiotika vielfältig, z. B. als Signalmoleküle zur Kommunikation. Antibiotikaresistenzgene finden sich in Antibiotika-produzierenden Bakterien, aber auch in Bakterien, die die gleiche ökologische Nische besiedeln. Antibiotikaresistenzgene entstanden also in Bakterien vor der Nutzung von Antibiotika durch den Menschen. Die enormen Mengen freigesetzter Antibiotika – ein besonders bedenkliches Beispiel schilderte Joakim Larsson (Goetheburg, Schweden) mit der industriellen Produktion von Antibiotika in Indien – bleiben nicht ohne Folgen für Bakterien in der Klinik und in der Umwelt, wie viele Vorträge zeigten. Da Bakterien über die außerordentliche Fähigkeit verfügen, sich schnell an Selektionsdrücke anzupassen, hat selbst die relativ kurze Dauer der Nutzung von Antibiotika durch den Menschen bereits zu einer Mobilisierung von Antibiotikaresistenzgenen geführt. Eine wichtige Rolle spielen hierbei verschiedene genetische Prozesse (horizontaler Gentransfer). Mobile genetische Elemente wie die Integron-Genkassetten oder Plasmide tragen nicht nur Gene, die Antibiotikaresistenzen vermitteln, sondern auch Gene für Resistenzen gegen Biozide, Metalle oder zum Pestizid-Abbau. Dadurch kommt es zum Problem der KoSelektion, deren Bedeutung im Fokus verschiedener Vorträge und Poster stand (Michael Gillings, Sydney, Australien; Elisabeth Wellington, Warwick, UK; William Gaze, Exeter, UK). Antibiotika, die vor allem in der Tierhaltung genutzt werden, können durchaus Resistenzen gegen die beim Menschen eingesetzten Antibiotika ko-selektieren. Die Persistenz von Antibiotika, z. B. im Boden, wird wesentlich durch die chemische Struktur der Verbindung bestimmt. Jan Siemens (Bonn/Gießen) fasste die Ergebnisse der DFG-Forschergruppe 566 zusammen. In diesem Projekt wurde unter anderem gezeigt, dass an die Bodenmatrix gebundene Sulfonamide in kleinen Mengen über mehrere Monate wieder freigesetzt werden. Dabei wurde eine klare Korrelation zwischen Antibiotikakonzentrationen im Boden und der Abundanz von Resistenzgenen und mobilen genetischen Elementen wie Integrons beobachtet. Ohne Zweifel sind Kläranlagen und Güllelager Zentren der bakteriellen Evolution, denn hier kommen hohe Bakteriendichten, ein breites Spektrum an Nährstoffen und eine enorme Vielfalt an Antibiotika, Metallen und Bioziden zusammen. Auch seltene Gentransferereignisse oder genetische Veränderungen werden unter solchen Bedingungen selektiert. Die Diskussion der Verbreitung von Antibiotikaresistenzen im Agro-Ökosystem und über diverse aquatische Ökosysteme nahm auf der Tagung daher einen breiten Raum ein. Insbesondere die enge Vernetzung der Habitate und die globale Dimension wurden immer wieder deutlich. Viele der präsentierten Daten belegen, dass es eine enge Verbindung zwischen der Umwelt und der Klinik gibt. Warum Wissenschaftler am Julius KühnInstitut seit langem an dieser Thematik forschen, verdeutlichte der Vortrag von Ed Topp (Quebec, Kanada): Das Mikrobiom der Kulturpflanze ist durch den Boden, die Nutzung von organischem Dünger und Beregnungs- BIOspektrum | 05.15 | 21. Jahrgang 532_580_BIOsp_0515_- 20.08.15 10:52 Seite 551 551 wasser mit dem Resistom – allen Antibiotikagenen – dieser Habitate verknüpft. Eine Vielzahl von Resistenzgenen und mobilen genetischen Elementen kommen auf Tomaten, Rettich, Möhren und Salat vor. Auf Gemüse von mit Gülle behandeltem Boden sind zusätzliche Resistenzgene nachweisbar, aber eine Belastungssituation bestand auch bei den Kontrollböden. Die biotischen und abiotischen Faktoren, die die Verbreitung und Übertragbarkeit von Antibiotikaresistenzgenen beeinflussen, bedürfen weiterer Forschung, da Antibiotikaresistenzgene des Mikrobioms von Kulturpflanzen, die ungekocht verzehrt werden, bislang nicht systematisch untersucht wurden. Aber auch hier waren sich die Wissenschaftler einig: Das Resistom von Frischeprodukten könnte einen Link zwischen Umwelt und Mensch darstellen. Möglichkeiten, dem globalen und drängenden Problem der bakteriellen Antibiotikaresistenz entgegenzutreten, wurden am letzten Tag diskutiert. Im Vordergrund standen Technologien, die dazu beitragen könnten, Antibiotika und andere Verbindungen mit Selektionspotenzial aus dem Abwasser zu entfernen. Dass es ein Umdenken bei der Nutzung von Antibiotika geben muss, um den Selektionsdruck zu verringern, darin waren sich die Forscher einig. Aufgrund der globalen Dimension des Problems müssen solche Maßnahmen aber in allen Regionen der Welt greifen. Die Ökologie bakterieller Antibiotika-Resistenzgene und mobiler genetischer Elemente, die zur Verbreitung derselben beitragen, bleibt ein spannendes Forschungsfeld. Die Fortschritte in der Analytik und bei den zur Verfügung stehenden Methoden zur quantitativen Untersuchung des Mikrobioms verschiedener Habitate sollten zukünftig ein besseres Verständnis der Übertragungswege und beeinflussender ökologischer Faktoren ermöglichen. Ein thematisches Topic von FEMS Microbiology Ecology zum Thema „Environmental dimension of antibiotic resistance“ ist in Vorbereitung. Die VAAM lädt engagierte Wissenschaftler/innen ein, die Begeisterung für ihre Arbeit mit Neugierigen der (Fach-)Welt zu teilen. Erkläre in zehn Minuten eingängig und unterhaltsam deine Forschung und überzeuge deine Zuhörer von dir und deinem Thema mit einer Präsentation, Live-Experimenten oder Hilfsmitteln deiner Fantasie. Das Publikum entscheidet, wer als Sieger/in des Ruhm und attraktive Geld- und Sachpreise mit nach Hause nimmt. Anmeldungen bis 31.12.2015 an [email protected] BIOspektrum | 05.15 | 21. Jahrgang Die EDAR-4 Tagung organisiert im Mai 2017 James Tiedje (Michigan State University) in East Lansing, USA. ó Kornelia Smalla, Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI), Institut für Epidemiologie und Pathogendiagnostik, Braunschweig
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