01 | 2015 Pro & Contra | SBV-Initiative Vors Volk 8 Swissmill | Porträt Comeback 12 Fokus | Coop-Bäckerei Investitionen und Rochaden 16 2 | Editorial kornmagazin 1/2015 HERAUSFORDERUNGEN Liebe Leserin, liebeR Leser Swissmill konnte das Ge- sich auch darin, dass die am 5. Januar 2015 freigegebene schäftsjahr 2014 mit einem Importtranche von 30’000 Tonnen innert kürzester Zeit überaus erfreulichen Ergeb- vollständig ausgeschöpft war. nis abschliessen. In den Segmenten Weichweizen und Weiterhin gut auf Kurs liegen wir mit den Bauarbeiten Hafer sowie bei Mischungen am Kornhaus Zürich. In den kommenden Monaten geht und Extrusion schrieb das es dann mittels Gleitschalung richtig in die Höhe, auf Unternehmen die bisher bes- 118 Meter. ten Ergebnisse seiner Geschichte. Neue Produkte, ein 2015 steht voll im Zeichen der riesigen Herausforderung optimierter Sortimentsmix sowie die gute und enge part- mit der neuen Wechselkurssituation. Nicht nur unsere nerschaftliche Zusammenarbeit mit unseren Kunden exportierenden Kunden sind vor eine beinahe unlösba- waren ausschlaggebend für dieses positive Wachstum im re Situation gestellt. Um am Markt bestehen zu können, Kerngeschäft. wird in dieser Ausnahmesituation die gesamte Wertschöpfungskette neue, unkonventionelle Wege gehen Die ausserordentliche Ernte 2014 stellt uns vor grosse müssen. Swissmill wird partnerschaftlich und engagiert Herausforderungen. Die wetterbedingt tiefe Qualität Lösungen definieren und umsetzen. Gemeinsam wollen des inländischen Getreides fordert uns sowohl in der Be- wir die schwierige Situation meistern. schaffung als auch in der Verarbeitung in der Mühle. Der schwache Proteinkomplex bedingt gegenüber Normal- Auch mit dieser Ausgabe des Kornmagazins gewähren wir jahren eine höhere Beimischung von Trockenkleber oder Ihnen einen Einblick in unseren Mühlenbetrieb sowie in von Partien mit ausländischem Top-Weizen. Die Zugabe verschiedenste aktuelle Themen unserer Branche. In die- von Trockenkleber in Mehl erbringt im Proteinkomplex sem Sinn wünsche ich Ihnen eine interessante Lektüre. allerdings nur bis zu einem gewissen Ausmass einen positiven Effekt. Zu hohe Beigaben bewirken bei anderen Qua- Beste Grüsse litätsparametern hingegen negative Effekte. Ohne einen signifikant höheren Anteil an qualitativ hochstehendem Importweizen stösst die Branche daher an Grenzen, um die Qualitätsvorgaben der Kunden zu erfüllen. In diesem Kontext fordert Swissmill, zusammen mit dem Branchen- Romeo Sciaranetti Dachverband DSM, eine entsprechende Erhöhung des Leiter Swissmill Zollkontingents Nr. 27 um 45’000 Tonnen. Der hohe Bedarf an qualitativ hochstehendem Weizen widerspiegelt I n h a lt kornmagazin 1/2015 Interview | Backwaren Coop 4 Herzenssache Swissmill | Innovation 6 KONTINUIERLICH FEIN DOSIERT Pro & Contra | SBV-Initiative 8 Vors Volk Das Kornmagazin traf Francis Egger vom Bauern- 8 verband SBV und Lorenz Hirt von der Föderation der Schweizer Nahrungsmittel-Industrien Fial zum Gespräch mit kritischen Noten. Swissmill | Porträt 12 Comeback Seit August wieder bei Swissmill, stellt Nathalie Grob extrudierte Spezialitäten wie etwa Paniermehle, Crispies, Schraps oder Pops her. Interview | Margo – CSM Schweiz AG 14 Im Wandel 12 Fokus | Coop-Bäckerei Investitionen und Rochaden 16 Coop hat in der Grossbäckerei in Gossau jüngst in vier neue Produktionslinien für Berliner und Fasnachtschüechli investiert. Thomas Krause, Leiter der Coop-Bäckerei Gossau, gibt Auskunft. Panflor | FBK ORT DER INSPIRATION 19 16 Kornmagazin 1/2015 01 | 2015 © 2015 Swissmill www.swissmill.ch Titelbild: Nathalie Grob (Seite 12: Comeback), fotografiert von Frank Blaser Nächste Ausgabe: September 2015 Herausgeberin: Swissmill, Sihlquai 306, Postfach, CH-8037 Zürich Verantwortlich: Andreas Frank, Swissmill Pro & Contra | SBV-Initiative Vors Volk 8 Swissmill | Porträt Comeback 12 Fokus | Coop-Bäckerei Investitionen und Rochaden 16 Text / Redaktion: Erica Schmid Caprez, wortwärts, Zürich Design / Layout: Lars Klingenberg, Gestalterei, Zürich Druck: Mattenbach AG, Winterthur Fotos: Frank Blaser, Heiner H. Schmitt, Markus Beyeler, Fotolia, PD: Coop, Margo | 3 4 | interview | Backwaren Coop kornmagazin 1/2015 HERZENSSACHE Genuss aus Getreide – in einer Fülle an Formen und Sorten – ist seine Welt. Oliver Krüsi, bei Coop Leiter Category Management Brot und Backwaren, spricht über Marktfragen, Herausforderungen und Trends. sind am Markt. Und drittens über einen kurzfristig starken Ausbau von Teilsortimenten, zum Beispiel bei einem Festival mit verschiedensten Berlinern. Wie erfolgen Sortimentsentscheide ? Wir richten uns nach den Kundinnen und Kunden. Sie sagen uns, was sie wünschen. Diese Bedürfnisse können sich regional unterscheiden: Im Umfeld der Uni Zürich sind teils andere Pro- Herr Krüsi, was verbinden Sie mit Brot ? dukte gefragt als in einem Berner Oberländer Brot ist ein sehr emotionales, schönes Produkt. In vielen Tourismusort. Aber auch kundengruppenspezi- Haushalten steht es täglich auf dem Tisch. Es berührt fische Bedürfnisse wie etwa glutenfreie Produk- Menschen nicht nur über den Gaumen, auch übers Herz. te müssen immer mehr berücksichtigt werden. Auch selber backen ist eine Freude. Schon mit kleinen Auf der anderen Seite betreiben wir zusammen Kindern lassen sich Brote, Zöpfe und Pizzas backen. mit Betty Bossi ein weltweites Scouting, also Trendforschung. Und beruflich ? Die absolute Frische im Brotbereich ist ein Erlebnis, eine Gibt es für die Sortimentsvielfalt Grenzen ? Oliver Krüsi, zuständig Art und Weise, wie man denkt. Hinzu kommt die Ana- Wir handeln nach dem Grundsatz «one in, one out». Die für Brot und Backwaren lyse von Kundenwünschen, von Marktbewegungen und Präsentation der Waren braucht Platz. Nehmen wir ein bei Coop: «Kunden Trends sowie von prozesstechnologischen Entwicklun- neues Produkt auf, fällt ein anderes weg. sind mehr und mehr gen. All das fasziniert mich. Connaisseurs.» Wir sehen es täglich: Frische aus dem Ofen hat sich als Wie behalten Sie die Übersicht angesichts der grossen Trend etabliert. Produktpalette im Brot- und Backwarenbereich von Frische bis zum Ladenschluss ist ein absolutes Muss. Brot Coop ? ist eines von nur wenigen Produkten, die im Laden vollen- Wir haben unser Sortiment in fünf Kategorien struktu- det werden. Es riecht fein und steht für absolute Frische. riert. Rund die Hälfte unseres Absatzes zählt zur Kategorie Frischbrote. Die zweite Hälfte wird durch Patisserie, Welche Trends sehen Sie sonst ? Dauerbackwaren, Kuchen und Gebäck sowie Teig gene- Aktuelle Stichwörter sind «Snacking» und «Portionie- riert. Die Übersicht behält man über ein strukturiertes rung». Cracker treffen als Ernährungsmittel auf Getrei- Bearbeiten der Segmente zu klar definierten Zeitpunkten debasis einen Zeitgeist. Viele Leute sind immer öfter und ein sauberes Controlling. unterwegs. Sie ernähren sich häufiger ausser Haus, dennoch wollen sie etwas Gutes im Magen haben, das weder Es heisst, Kunden suchen Auswahl. Wie begegnet Coop süss noch fettig ist. Ausserdem werden Kleinbrote in diesem Bedürfnis ? ihrer ganzen Vielfalt zum Mitnehmen für unterwegs Im Kerngeschäft basiert der Detailhandel auf klassischen immer zentraler. Das Bedürfnis nach kleineren Portionen Produkten – Weissbrot und Ruchbrot sind immer gefragt, wächst, auch im Patisserie-Bereich. So kann man sich unser Grossmutter-Cake ist seit Jahren beliebt. Innova- öfter etwas gönnen ohne schlechtes Gewissen. tionen treiben wir in drei Arten voran. Zum einen mit bekannten Artikeln in spannenden Variationen. Zum an- Was sind für Sie tägliche Herausforderungen ? deren mit echten Innovationen, sprich Artikeln, die neu Eine grosse Arbeit für uns ist es, in einem komplexen interview | Backwaren Coop kornmagazin 1/2015 | 5 Prozessumfeld allen unseren Kunden stets eine Topquali- Ein Blick in die Zukunft: Wo führt die längerfristige Traditionell hergestellte tät zu garantieren. Die Begleitung aller Prozessbeteiligten Entwicklung hin ? Brote sind gefragt. ist eine grosse Herausforderung, die Schnittstellen sind Brot ist grundsätzlich etwas sehr Klassisches. Innovatio- sehr zahlreich. Wir fördern das Verständnis für die Abläu- nen sind aber zweifellos nötig. fe und Zusammenhänge und koordinieren zwischen den verschiedenen Ebenen sehr aktiv. Legt Coop deshalb einen Fokus auf artisanal hergestellte Brote ? Welches sind Ihre Erwartungen an Lieferanten ? Kunden sind mehr und mehr Connaisseurs, sie mögen Frische verzeiht im Grunde keine Fehler. Eine hundert- das Unverfälschte. Neben klassischen Weiss- und Ruch- prozentige Professionalität aller Partner in der Wert- broten werden Spezialbrote nach traditioneller Herstel- schöpfungskette, sowohl Prozesssicherheit als auch Qua- lungsmethode – mit Vorteig, langer Teigruhe, ohne Zu- lität der Produkte sind das A und O. Das sind wir unseren satzstoffe – von vielen geschätzt. Handwerk, Sorgfalt und Kundinnen und Kunden schuldig. Mein Wunsch ist, Liebe zum Produkt sind für viele Kunden ein Bedürfnis. dass unsere Partner und Lieferanten, den Ernährungs- Sie wünschen, dass mit Leidenschaft produziert wird. entwicklungen folgend, Chancen proaktiv und innovati- Wir erfahren das in unseren Hausbäckereien mit den onsfreudig wahrnehmen und so Mehrwerte generieren. beliebten, voll einsehbaren Backstuben in den grösseren Coop sieht sich als Navigator in einem partnerschaftli- Coop-Verkaufsstellen. Da gelingt es uns zu zeigen, dass chen Prozess. Brot für Coop eine Herzenssache ist. PERSÖNLICH Oliver Krüsi, *1973. Seit 2010 bei Coop, seit Oktober 2013 Leiter Category Management Brot/Backwaren und Mitglied des Managements am Coop-Hauptsitz in Basel. Der Detailhandel sei «fast ein Lebensauftrag» für ihn, sagt er. Schon seine KV-Lehre absolvierte er im Detailhandel. Dann holte er die Matura nach, studierte Betriebswirtschaft an der HSG in St. Gallen und kehrte in den Detailhandel zurück. Neben dem Beruf ist ihm seine Familie wichtig. Zudem spielt er begeistert Tennis. 6 | s w i s s m i l l | I n n o vat i o n kornmagazin 1/2015 KONTINUIERLICH FEIN DOSIERT Ein kontinuierliches Mischsystem mit vier Beimischern für Mittel- und Kleinkomponenten ergänzt seit Januar die Infrastruktur im Mühlenbetrieb von Swissmill. Was sind die Vorteile der Innovation ? Und was heisst überhaupt kontinuierlich mischen ? «Wir sind glücklich über die neue Die neue Mischanlage steht im Mehl- Einheiten, ihrer Funk- Mischanlage», freut sich Karl Dahlke, silo 88 neben der Loseverladestation tion entsprechend ein zuständig für lose Lieferungen und und ergänzt dank ihrer flexiblen hochtechnologisches die Disposition von Futterkomponen- Verwendbarkeit den leistungsfähi- Trio, das ineinander- ten. «So können wir Mehle und Mi- gen Chargenmischer – ein Allroun- greift. Dazu gehören schungen jederzeit bedarfsgerecht der für Mischungen – in perfekter die Anlage für die ergänzen – in einem Arbeitsgang, Weise. Hauptkomponente, die direkt vor der Auslieferung – und so beiden Anlagen für den sehr unterschiedlichen Ansprü- Vorteile bringt das neue System zu- die Mittelkomponen- chen unserer Kunden optimal ent- dem für die Arbeitsabläufe im gegen- ten (bis 3 Prozent der sprechen.» überliegenden Mehlsilo 62 (benannt Gesamtmenge) sowie nach dem Baujahr). «Bei Mischpro- jene zwei für die Klein- zessen sind wir nun in der Lage, komponenten (bis 0,3 Prozent der das dortige Mehl unkompliziert in Gesamtmenge). Herzstück sind nicht Das neue System erlaubt eine gleich- die kontinuierliche Mischerei zu die Mischer mit ihren Rührwerken. zeitige und höchst präzise, konti- transferieren», erklärt Karl Dahlke, Mischen ist wohl das Ziel, doch auf nuierliche Zugabe von Mittel- und «zuvor erforderte das einen Umweg dem Weg dahin spielen besonders Kleinkomponenten in die Haupt- über eine Mehlzelle im Silo 88, um die hochpräzisen Dosierwaagen die warenströme, auch im Fall sehr das Produkt dann im Chargenmi- Hauptrolle. Das zeitgenaue, kontinu- kurzfristiger Bestellungen oder Re- scher aufzubereiten.» So bleibt Letz- ierliche Beimengen der gewünsch- zepturanpassungen. Für exklusive terer auch frei für andere Arbeiten. ten Rohwaren in einen Hauptpro- Kundenprodukte lassen sich Spe- Es drohen keine Wartezeiten, weder duktstrom ist eine technologische zialitäten in einem letzten Schritt in die eine noch in die andere Rich- Meisterleistung. Über den Stahlkes- zugeschnitten einbringen, bevor die tung, und es wird nicht zu spät aus- sel für die Mittelkomponenten ragt Endprodukte in eine Verladezelle ge- geliefert. Ein wichtiger Aspekt, denn ein gelber Radarsensor. Er misst den langen. «Und nicht zuletzt», sagt Karl Swissmill beliefert ihre Kunden in Füllstand und gibt die Impulse zum Dahlke mit Blick auf die Qualitätsab- der Regel «just in time». Nachfüllen. Das Depot für die Mikro- NACH MASS weichungen der letzten Inlandernte, dosierer bei den Kleinkomponenten KONTINUIERLICH MISCHEN wird manuell befüllt. qualitäten gemäss den Wünschen Das neue Mischkomponenten-System Mittel- und Kleinkomponenten wel- der Kunden auszugleichen.» ist ein Ensemble aus verschiedenen cher Art ? «Mittelkomponenten kön- «helfen uns die neuen Mischkomponenten gegenwärtig, wo nötig Mehl- s w i s s m i l l | I n n o vat i o n kornmagazin 1/2015 LAUFENDE INNOVATIONEN | 7 Das neue kontinuierliche Mischsystem, links Laufend werden im Mühlenbetrieb die Anlage für den zudem elektronische Einrichtungen Hauptproduktestrom. ersetzt oder ergänzt, denn Sicherheit Swissmill-Mitarbeiter geht über alles. Im Schützenraum, Karl Dahlke vor der neben den neuen Mischkomponen- hochpräzisen Dosier- ten, stehen auf Tableaux die neuen, waage der Mittelkom- elektronischen Schutzschaltungen ponenten-Beimischer. aus dem vergangenen Jahr denjenigen von 1988 gegenüber. nen Kleber- oder Quellmehlzugaben die Umsetzungsetappen für Innova- Karl Dahlke war schon vorher da. Als sein, Kleinkomponenten sind etwa tionen. Konkret heisst das: planen, gelernter Müller kam der heute Fünf- Malzmehl oder Vitamin-C-Zugaben Platz für die neuen Anlagen schaffen undfünfzigjährige 1982 zur Coop- in Form von Acerolakirschen-Extrakt und diese in Zusammenarbeit mit Ex- Mühle Zürich, wie Swissmill über mit Maniok als Trägerstoff oder As- perten, häufig mit der Firma Bühler, viele Jahre hiess. Seither hat er im corbinsäure», erläutert Karl Dahlke, sowie mit Elektronikfachleuten ins- Betrieb eine enorme Entwicklung «mischen wir etwas, kommt es sofort tallieren. «Die Hardware war Anfang miterlebt. Bei Innovationen und Um- dorthin, wo man es braucht.» Meist November parat», blickt Karl Dahlke bauten in seinem Bereich wirkte er in die Zellen der Loseverladestation zurück. Anschliessend ging es noch immer mit. «An Projekten fehlt es ja und teilweise auch zur Auslieferung darum, die Steuerungen zu program- nie», sagt er lachend. Den Austausch in Säcken. Doch zuvor werden alle mieren und die Gesamtanlage mit mit Kollegen im Betrieb schätzt er Produkte nochmals säuberlich aus- den bestehenden Lager- und Förder- sehr. «Es gibt hier viele Fachleute gesiebt, sicher ist sicher. «So kom- systemen zu vernetzen. «Dann haben mit hohem Niveau, das ist sehr in- men wir zeitnah bedarfsgerecht wir, wie gewohnt, an einem Wochen- spirierend.» Faszination und Aus- allen Kundenwünschen nach.» ende im Januar Leitungen umge- gleich findet Karl Dahlke zudem auf hängt und Testläufe gemacht und am seinen Reisen rund um den Globus. Montag galt’s ernst.» Mit Erfolg. Karl Eine Passion begleitet ihn dabei: Un- Dahlke freut sich: «Wir sind sehr zu- terwasserfotografie in den Ozeanen Kontinuierlich und sehr ähnlich ver- frieden, nur ein paar Steuerungspara- dieser Welt. laufen bei Swissmill in der Regel auch meter sind noch fein abzustimmen.» EINIGE FEINJUSTIERUNGEN 8 | kornmagazin 1/2015 Diskussion über Chancen und Risiken der SBV-Initiative: Lorenz Hirt, Fial (Bildmitte), und Francis Egger, SBV. Gesprächsleitung: Erica Schmid Caprez, Kornmagazin. P r o & C o n t r a | E r n ä h r u n g s s i c h e r h e i t s i n i t i at i v e VORS VOLK Die SBV-Initiative für Ernährungssicherheit sorgt für Diskussionen im Land. Das Kornmagazin traf Francis Egger vom Bauernverband und Lorenz Hirt von der Föderation der Schweizer NahrungsmittelIndustrien Fial zum Gespräch mit kritischen Noten. Herr Egger, Ernährungssicherheit ist laut Initiative Ihr Herr Hirt, wie sehen Sie von der Fial die Bestrebungen Kernanliegen. Die Regale sind überall voll, wo liegt aus des Bauernverbands ? Sicht des Bauernverbands das Problem ? Lorenz Hirt: In vieler Hinsicht verfolgen wir gemeinsaFrancis Egger: Bedeutende Entwicklungen kommen auf me Interessen. Auch uns liegt sehr viel an einer produ- uns zu, nationale und weltweite: Die Bevölkerung wächst, zierenden Landwirtschaft und an Nahrungsmitteln, die das Klima verändert sich, Phosphor für Düngemittel wird im Inland hergestellt werden. Auch wir wollen das Agrar- knapp. Der Bauernverband ist an Wachstum interessiert, budget nicht kürzen. Diese Initiative nimmt Punkte auf, doch gegen den fortschreitenden Kulturlandverlust müs- die richtig und wichtig sind, sie setzt aber am falschen sen wir jetzt etwas machen. Im Hinblick auf die multi- Ort an und ist aus unserer Sicht nicht nötig. Die Quali- funktionalen Aufgaben der Landwirtschaft nehmen für tätsstrategie gibt es bereits, bei der Umsetzung arbeiten uns Umweltschutz und Landschaftserhaltung in der wir mit. In Bezug auf den Kulturlandverlust geht es mit neuen Agrarpolitik (AP 14 – 17) etwas zu viel Bedeutung dem revidierten Raumplanungsgesetz in die richtige ein. Da müssen wir zugunsten unseres Kerngeschäfts, Richtung. Der Landwirtschaftsartikel enthält die sichere der Nahrungsmittelproduktion, ein wenig korrigieren. Ernährung der Bevölkerung, auch Nachhaltigkeit ist Teil Deshalb setzen wir uns für eine Stärkung der Versorgung der Verfassung. Dort wo wir uns eine Stärkung erhoffen, mit inländischen Lebensmitteln ein. Unsere Initiative ist bringt die Initiative nicht mehr als vorgesehen ist, des- eine Initiative für die Zukunft der Schweiz. halb sind wir skeptisch. P r o & C o n t r a | S B V - I n i t i at i v e Welche Stärkung würde sich die Fial denn wünschen ? kornmagazin 1/2015 | Initiative eingereicht, die auf Verfassungsebene unnötig ist. Sagt die Mehrheit der Stimmenden dazu Ja, geht das Hirt: Die Initiative zielt einseitig auf die Stärkung der Gerangel um Prozente und offene Fragen aber erst los. Versorgung der Bevölkerung mit einheimischer Produk- Das beschäftigt uns von der Verarbeitungsindustrie. tion. Sie nimmt zu wenig Bezug auf die Herstellung qualitativ hochstehender Lebensmittel in der Schweiz wie Wir möchten – in Zusammenarbeit mit Ihren Mitglie- zum Beispiel Schokolade oder Fleischspezialitäten. Wenn dern – möglichst gute Produkte herstellen. Und das ohne wir diese im Ausland erfolgreich vermarkten, schaffen zusätzliche Schranken und staatliche Vorgaben. Sollen wir Werte und ernähren die Schweiz so mit. die Bauern besser entschädigt werden, hätte man besser eine Initiative für die Erhöhung von Direktzahlungen Egger: Wir sehen, dass auch Sie Interesse an unseren An- lanciert. In welche Richtung will der Bauernverband die liegen haben. Schade, dass Sie die Zusammenarbeit der Hebel stärker ansetzen ? Lebensmittelindustrie mit der Landwirtschaft in den Vordergrund rücken. Viele Schweizer essen beispielswei- Wie begegnen Sie Bedenken, se lieber Äpfel von hier und nicht solche aus Neuseeland dass eine Annahme Ihrer In- oder Argentinien. itiative die Wahlfreiheit der Konsumenten Hirt: Die Äpfel kaufe auch ich aus der Schweiz. Ich spre- einschränken könnte ? Initiative für Ernährungssicherheit Die am 8. Juli 2014 eingereichte Initi- che aber nicht von Roh- und Naturprodukten, ich spreche von Verarbeitungsprodukten. Der Fokus darf nicht zu Egger: Einen hohen Grad der stark und nicht zu einseitig auf die Versorgung der Bevöl- Selbstversorgung erreichen wir kerung mit inländischen Grundnahrungsmitteln gerich- nicht. Die Schweiz wird immer tet sein, sonst schneidet man sich viele Optionen ab. Produkte importieren. Die Initi- ative des Schweizer Bauernverbands SBV will den Artikel 104 in der Bundesverfassung wie folgt ergänzen: Art. 104a (neu) Ernährungssicherheit ative stabilisiert die Versorgung Sind denn Engpässe in der inländischen Ernährung mit inländischen Erzeugnissen 1. Der Bund stärkt die Versorgung der denkbar ? bei fünfzig, vielleicht sogar Bevölkerung mit Lebensmitteln aus sechzig Prozent. Der techni- vielfältiger, nachhaltiger inländischer Egger: Wenn wir Lebensmittel selber produzieren, ist sche Fortschritt erlaubt es uns, Produktion; er trifft wirksame Mass- das sicherer, als wenn wir sie importieren. Die verstärkte mehr zu produzieren. Interes- nahmen insbesondere gegen den Ver- Extensivierung, der Verlust an Ackerflächen – etwa für sant werden zudem inländische lust von Kulturland, einschliesslich Gerste als Futtermittel – und die Ausdehnung von Kunst- Wachstumsmärkte, Sommerungsfläche, und zur Umset- wiesen machen es zunehmend schwierig, mehr zu pro- Geflügelbereich. Konsumenten duzieren. Wir wollen aber künftig auf keinen Fall weni- behalten aber die Wahlfreiheit, ger produzieren als heute. Selbstverständlich hat der SBV ausländisches Fleisch zu kau- 2. Er sorgt in der Landwirtschaft für ei- grosses Interesse daran, dass die Lebensmittelindustrien fen. Der qualitative Unterschied nen geringen administrativen Aufwand im Land gut funktionieren. zwischen Inland- und Import- und für eine angemessene Investitions- fleisch ist die tierfreundlichere und Rechtssicherheit. Hirt: Wir sehen keinen Engpass. In den letzten Jahren hat etwa im zung einer Qualitätsstrategie. Haltung. die inländische Produktion zugenommen. Die Tendenz ist sogar steigend. Deshalb verstehen wir die Initiative we- Hirt: Hinsichtlich der Wahlfreiheit sehe ich keinen direk- niger als Ernährungssicherheitsinitiative. Ihren wahren ten Bezug zur Initiative. Beim Angebot wird es allerdings Kern erkennen wir aber nicht deutlich. auf die Gesetzesformulierung ankommen. Denn: Was bedeutet das Wort «vielfältig» in der Initiative ? Egger: Von verschiedenen Seiten hören wir, dass unsere Initiative nichts bringe. Warum diese Sorge ? Egger: Wir wollen nicht, dass sich die Schweiz innerhalb Europas spezialisiert und beispielsweise nur noch Milch Hirt: Die Instrumente für Ihre Anliegen gibt es ja bereits. produziert, um dann Milchprodukte zu exportieren. Wir Unter dem Etikett Ernährungssicherheit wird hier eine haben keine riesigen Märkte, aber wir wollen – auch in 9 10 | P r o & C o n t r a | S B V - I n i t i at i v e kornmagazin 1/2015 Zukunft – Fleisch, Zuckerrü- dann auch weniger Käse. Die Initiative an sich bewirkt so- ben, Äpfel, Gemüse, Getrei- mit nicht zwingend eine Abschottung, wird aber so oder de, Öl, Wein und vieles mehr so in dieses Gefüge eingreifen. produzieren. Schwächt diese Initiative die erste und die zweite VerHirt: Wieso sagen Sie dann arbeitungsstufe ? «stärken» und nicht «erhalten» ? Das verstehe ich nicht. Egger: Beide werden gestärkt. Die Milchindustrie, die Müllerei, die Schlachthöfe, alle Stufen werden profitie- Kritiker fürchten hinter Ih- ren, weil sie mit guten Rohstoffen aus unserer Produkti- rer Initiative protektionis- on arbeiten. tische Forderungen. Wird die unternehmerische Frei- Hirt: Es kommt auf die Umsetzung an. Wenn der Bund heit der Lebensmittelindus- mehr Geld ins System einspeist und dadurch etwa mehr trien eingeschränkt ? Getreide angebaut oder Milch billiger wird, profitiert die erste Verarbeitungsstufe. Stärkt man die einheimische Egger: Das glaube ich nicht. Produktion mit Importhürden, profitiert die erste Stufe Eine Grenzöffnung haben nicht zwingend. Das hängt davon ab, zu welchen Bedin- wir schon. Die Schweiz im- gungen sie die inländischen Rohstoffe dann beschaffen portiert heute rund vierzig kann. Das sehen wir bei der letzten Getreideernte: Die Prozent ihres Nahrungsbe- Qualität ist zwar schlecht, doch die Mühlen kommen darfs. In Bezug auf die bila- nicht an genügend qualitativ besseres Getreide aus dem teralen Abkommen hat das Ausland ran. Das schafft Probleme. Lorenz Hirt fragt Seco bislang gute Arbeit geleistet. Eine Hauptsorge – nicht nach dem wahren Kern nur für uns – ist das geplante Freihandelsabkommen Die Initiative will «einen geringen administrativen der SBV-Initiative. zwischen der EU und den USA. Wir haben alles Interesse Aufwand», der dürfte hingegen im Agrarbereich zuneh- daran, dass die Schweizer Industrien und die Wirtschaft men. Wer bezahlt das ? insgesamt gut funktionieren. Unsere Landwirtschaft ist jedoch auch künftig auf einen Grenzschutz im bisheri- Egger: Ja, wer bezahlt ? Manchmal sind es die Bauern, ihr gen Umfang angewiesen, sonst wird es schwierig. Einkommen wird dann geringer. Es ist sehr kompliziert, den administrativen Aufwand zu reduzieren. Unsere Hirt: Sie, Herr Egger, haben den Veredelungsverkehr Struktur bilden Familienbetriebe. Es gibt den Gemüse- erwähnt: Es ist nicht das Ziel der schweizerischen Le- produzenten mit zwanzig Leuten, oft sind es aber extrem bensmittelhersteller, primär mittels Veredelungsverkehr kleine Unternehmungen mit vielleicht 1,8 Arbeitsein- Produkte herzustellen. Wir wollen Schweizer Produkte veredeln und vermarkten. Dort erbringen wir die Wertschöpfung. Wenn das Inland aber, überspitzt gesagt, für das Inland dreissig verschiedene Kartoffelsorten anbaut PERSÖNLICH und die Nahrungsmittelindustrie dafür auf zweiter Stu- Lorenz Hirt (41), Dr. iur., Rechtsanwalt, ist seit 2009 fe Veredelungsverkehr betreiben muss, ist das im Ansatz Co-Geschäftsführer bei der Föderation der Schwei- falsch angedacht. Man darf die Bedienung der Export- zerischen Nahrungsmittel-Industrien Fial in Bern. märkte mit Schweizer Nahrungsmitteln nicht einfach Ausserdem wirkt er seit 2009 als Geschäftsführer unbeachtet lassen. der Vereinigung der Schweizerischen Milchindustrie VMI und seit 2014 ebenfalls als Geschäfts- Wir betreiben heute eine Agrarpolitik mit einem fein aus- führer des Dachverbands Schweizerischer Müller tarierten System zwischen den verschiedenen Kulturen. DSM. Lorenz Hirt ist verheiratet, Vater zweier Gibt es mehr Rapsöl anstelle des ausländischen Olivenöls, Töchter und wohnt in Bern. sinkt beispielsweise die Milchmenge und wir exportieren P r o & C o n t r a | S B V - I n i t i at i v e kornmagazin 1/2015 | heiten. Eine gemeinsame Arbeitsgruppe «Administrative Vereinfachung» des SBV und des Bundesamts für Landwirtschaft sucht nach neuen Möglichkeiten. Eine Idee sieht vor, dass durch das einmalige Erfassen von Daten diese gleich in allen notwendigen Dokumenten abgebildet würden. Wünschenswert wäre, dass es anstelle von 26 verschiedenen Informatiksystemen nur mehr ein System gäbe. Denn der Aufwand für die neuen Direktzahlungen auf kantonaler Ebene ist riesig. Hirt: Es kann nicht falsch sein, den administrativen Aufwand zu reduzieren. Kontrollen sind aber unerlässlich. Die Landwirtschaft bekommt viel Geld vom Staat, da muss gesichert sein, dass die Kriterien und Auflagen auch erfüllt werden. Diese Initiative wird mit Absatz 1 im Verfassungsartikel zusätzlichen administrativen Aufwand beim Bund generieren, möglicherweise auch beim einzelnen Bauern – und gibt dann in Absatz 2 vor, diesen Auf- Überlegung ist an sich richtig. Die Hauptsorge des Bau- Für Francis Egger wand gering zu halten. Da sehe ich einen Widerspruch. ernverbands ist jedoch die inländische Produktion. Ent- sind agrarpolitische sprechend werden wir riesige Vorbereitungen treffen, um Korrekturen nötig. Egger: Einverstanden, Kontrollen sind nötig für die unsere Initiative zur Volksabstimmung zu bringen. Wenn Glaubwürdigkeit des Systems. Sie, Herr Hirt, Angst vor der Initiative haben, sagen Sie Nein. Es gäbe aber eine andere Strategie: Sagen Sie Ja, ge- Der Bundesrat hat einen direkten Gegenvorschlag* an- knüpft an Bedingungen, die wir gemeinsam diskutieren gekündigt. Wie geht es weiter ? können. Hirt: Wir sind gespannt. Ich denke, Herr Egger und ich Hirt: Die Fial hat noch nicht definitiv entschieden, wie warten jetzt ab, in welcher Form der Gegenvorschlag sie sich schliesslich zur Initiative stellen wird. Angst ha- kommt. ben wir nicht, wir sind jedoch kritisch dazu eingestellt. Sie hätten eine Initiative machen sollen «Der Bund stärkt Egger: Es wird zweifellos grosse Diskussionen geben. die Produktion einheimischer Rohstoffe und deren Verar- Bundesrat Schneider-Ammann wird mit einer Ergän- beitung in der Schweiz». Dann wären wir alle zufrieden. zung kommen, die zur Ernährungssicherung neben der Würde die nun eingereichte relativ zahnlose Initiative Inlandproduktion auch die Importe einbezieht. Diese mit einer grossen Mehrheit angenommen, könnten die Bauern dann sagen: «Das Schweizer Volk steht mit grosser Mehrheit hinter uns.» Es ist aus meiner persönlichen PERSÖNLICH Sicht wohl primär eine Initiative, um mehr politische Francis Egger (53) leitet seit März 2010 das Depar- Verordnungsstufe zu erhalten. Wird diese Macht sinnvoll tement Wirtschaft, Bildung und Internationales eingesetzt, kann das auch für Branchen der Fial gut sein. beim Schweizer Bauernverband SBV in Brugg und Wird sie demgegenüber einseitig für reine Produzenten- ist ausserdem Mitglied der Geschäftsleitung. Der anliegen eingesetzt, ist dies für die verarbeitende Indust- Ingenieur-Agronom ETH wirkte zuvor ab 1995 als rie schlecht. Deshalb unsere Zurückhaltung. Legitimation für die eigenen Anliegen auf Gesetzes- und Direktor des Landwirtschaftlichen Institutes des Kantons Freiburg in Grangeneuve. Francis Egger *Dieses Gespräch fand am 3. Dezember 2014 in Bern statt. Am ist verheiratet, zweifacher Vater und wohnt in 14. Januar 2015 hat der Bundesrat nun seinen direkten Gegen- Onnens FR. vorschlag zur Initiative präsentiert und in die Vernehmlassung geschickt. 11 12 | swissmill | Porträt kornmagazin 1/2015 Regelmässige Kontrollgänge zu den Produktionssystemen des Food Centers auf fünf Etagen gehören zu Nathalie Grobs Aufgaben, hier vor der Trockenanlage. COMEBACK Müllerin Nathalie Grob erlernte ihren Beruf bei Swissmill und bildete sich dann weiter, Fachrichtung Tiernahrung. Seit August wieder bei Swissmill, stellt sie extrudierte Spezialitäten wie etwa Paniermehle, Crispies, Schraps oder Pops her. zu 2’000 Umdrehungen pro Minute. Nur dank den Momentaufnahmen mit dem Stroboskop können wir die Schneidebewegungen mit blossem Auge sehen.» Die junge Müllerin öffnet unten am Gerät einen Rohrdeckel und reicht der Besucherin eine Kostprobe: gelbe Bällchen, knusprig, leicht süsslich – eben Maispops. Der Extruder steht im Gebäudekomplex mit den Mehlsilos und der Wie ein loses Knäuel liegen lange, gel- fein dosiert in den Extruder», sagt Mischerei. «Ich habe die Seite ge- be Stränge in einem Behälter neben Nathalie Grob (22). «Da drinnen mi- wechselt», sagt Nathalie Grob und dem Extruder. Es ist die ungeschnit- schen zwei Schneckenwellen die lacht. Am Schluss ihrer dreijährigen tene teigige Masse, die während des Einfüllmasse, dann wird sie erhitzt, Ausbildung war sie mehrheitlich im Aufstartens bis zur vollen Leistungs- geknetet und geformt.» Schliesslich Bereich der Getreidemühlen auf der fähigkeit der Anlage an diesem Mor- wird sie mit Druck durch die Platte anderen Seite des Sihlquais tätig. gen anfiel. Warenflüsse sind im Food mit den formgebenden Düsen ge- Extrusion ist nicht Teil der Ausbil- Center von Swissmill sonst keine zu presst (lateinisch extrudere) und ge- dung. Umso mehr schätzt sie jetzt sehen, ausser auf dem Monitor. Alle schnitten. die Zusammenarbeit unter der kompetenten Leitung von Roland Eggli: Produktionsprozesse spielen sich im Verborgenen ab. Gerade werden Mais- MIT DEM STROBOSKOP «Ich kann viel lernen. Immer wieder entwickeln wir Ideen und machen pops hergestellt. Die Ingredienzen: Maismehl und Wasser. Das Verfah- Nathalie Grob blitzt vorne am Extru- Tests – schön, wenn wir neue Extru- ren: Hightech vom Feinsten. der mit einem Stroboskop durch ein derprodukte anbieten können.» Schauglas. «Hier, ganz nah an der «Durch die Depots herab gelangen Düsenplatte, schneiden vier kreuz- Zum Müllerberuf fand sie auf Um- die sehr unterschiedlichen Zutaten förmig angeordnete Messer mit bis wegen, nach zahlreichen Bewer- swissmill | Porträt kornmagazin 1/2015 bungen und zwei Praktika in an- nicht zu weich sein», sagt der gelern- deren Branchen. Aber dann: «Nach te Müller und Spezialist für Extrusi- dem ersten Schnuppertag bei Swiss- onsverfahren im Food Center. Gleich mill war ich ganz euphorisch. Nach wird der Bigbag auf dem Gabelstap- drei weiteren Schnuppertagen im ler sein Einfüllgewicht erreicht ha- Mühlenbetrieb hielt Swissmill-Aus- ben. «Im Fall von Maispops macht bildungsleiter Hans Schmid schon das 175 Kilo, derselbe Behälter kann den Lehrvertrag für mich bereit», auch eine Tonne Mehl fassen.» Kolle- sagt Nathalie Grob – «ein Glücksfall gin Nathalie Grob hilft beim raschen für mich». Aus Freude am Müllerbe- Wechsel der Säcke und löst Roland ruf absolvierte sie im Anschluss ein Eggli auch für die Mittagspause ab. Zusatzjahr in der Fachrichtung Tier- | 13 Nathalie Grob hat am Extruder alle Hände voll zu tun: Dies nach einem Produktionsunterbruch, wohl aus- nahrung. «Auch sehr interessant: «Man muss präsent sein», erklärt die Futtermittel herzustellen, die Hüh- Müllerin, «sonst droht ein Rückstau nern, Schweinen oder Kühen guttun und stoppt die ganze Produktionsli- und auch noch schmecken, ist viel nie. Wieder alles flottzumachen, ist komplexer, als man meint.» Weil sie sehr aufwendig, besonders das Reini sich bei Swissmill immer sehr wohl gen des Extruders.» Präzision, Kon- Mitte: Regelmässig gefühlt hatte, nahm sie das Angebot zentration, ein Flair für Handwerk prüft die junge Mülle- zurückzukehren im vergangenen und Technik bringt sie mit: Schon rin die Feuchtigkeit der Sommer gerne an. als Elfjährige begann sie mit Sport- extrudierten Produkte. gelöst durch Kamerablitze bei der mit Funkenmeldern ausgestatteten Trockenanlage. schiessen. Heute trainiert sie zweiDie Uhr zeigt gegen Mittag, die Pro- mal die Woche – Kleinkaliber auf Bild unten: Nathalie duktion von Maispops läuft nach wie 50 Meter Distanz und Luftgewehr Grob bereitet die Zuta- vor. Es wird Zeit für einen Kontroll- auf 10 Meter – und nimmt auch ger- ten für die Herstel- gang zur Trockenanlage im vierten ne an Wettkämpfen teil. Auf einer lung von Schraps vor, Stock. Ein Luftstrom von unten wir- Rangliste finden sich schon mal vier unter anderem Zucker belt die extrudierten Spezialitäten Mitglieder der Familie Grob. und Haselnüsse. auf dem langen Förderband leicht auf. So, dass sie schön gleichmässig trocknen. «Den Röstbereich in der Mitte des Trockners nutzen wir unter anderem für Paniermehle.» Nach EINE LEHRE BEI SWISSMILL dem Trocknen passieren die Mais- Mit insgesamt sechs Lernenden ist Swissmill der grösste Lehrbetrieb für Müller im Land. Bisher pops den Metalldetektor, dann flies- haben drei Frauen die dreijährige Ausbildung bei Swissmill absolviert. Nathalie Grob ist zurzeit die sen sie hinunter ins Parterre und einzige Müllerin im Team. «Eine Lehre bei Swissmill ist super», sagt sie. «Man schaut gut zu den Ler- werden transportfertig in Bigbags nenden. Der Beruf ist körperlich zwar recht streng, doch sehr interessant und abwechslungsreich. abgesackt. Mit jedem Ausbildungsjahr kommen neue Arbeitsfelder dazu sowie spannende Lerntrainings, die Ausbildungsleiter Hans Schmid konzipiert.» FLAIR FÜR TECHNIK Zum breiten Ausbildungsspektrum gehören: Kenntnisse über Getreideanbau und -qualitäten; RohAbteilungsleiter Roland Eggli prüft stoffe annehmen, lagern, reinigen, aufbereiten, vermahlen und ausliefern; Mehl- und Produktekun- mit einem Newtonmesser die Druck- de; Maschinenkenntnisse, Prozesssteuerung und Behebung von leichten Störfällen. «Wichtig ist zu- festigkeit frischer Maispops. «Beim dem die Schulung im Labor – Müller müssen die Ergebnisse von Qualitätskontrollen verstehen und Befüllen eines Bigbags entnehmen wissen, wie Mahlgüter und Maschinen zusammenspielen, um diese gezielt beeinflussen zu können.» wir jeweils zehn Qualitätsproben, Und Nathalie Grob ergänzt: «Die jährlich vier zwei- bis dreiwöchigen Blockkurse an der Berufsfach- die Pops sollen nicht zu hart und schule in Flawil SG vertiefen die Praxiserfahrungen perfekt.» 14 | I n t e r v i e w | M a r g o – C S M S c h w e i z A G kornmagazin 1/2015 IM WANDEL kale Bedürfnisse aufzunehmen und lokal zu produzieren. Wichtig ist für uns, zu unterscheiden: Wo entwickeln wir etwas Kleines, Feines für Die Margo – CSM Schweiz AG in Baar ist ein führender Anbieter von Backzutaten und Tiefkühl-Backwaren. Geschäftsführer Guido Wenger über Wandel, Wachstum und Zukunftschancen. den Schweizer Markt ? Wo profitie- Herr Wenger, die «Margo» entstand in Baar ZG sind zwei Drittel im Aus- siert ihre Geschäftsfelder. Wir arbei- 1963 aus dem Zusammenschluss sendienst tätig. Unser Teamzusam- ten mit Kunden im Bäckereisegment, von zehn Margarineproduzenten menhalt ist etwas Besonderes. Wir in der Gastronomie, in der Lebens- im Land. Ist der Name heute noch essen mehrmals pro Woche zusam- mittelindustrie und im Detailhandel Programm ? men und kochen hier sogar öfters zusammen. In diesen vier Sparten ist gemeinsam. In unserem Umfeld ist CSM fortan fokussiert weltweit tätig. Margarineprodukte waren das Fun- das ungewohnt, es ist gut für die Seit Jahresbeginn liegt der Fokus auf dament, auf dem das Unternehmen Betriebskultur. Dafür erhalten wir den genannten vier Divisionen, un- ren wir über die Menge und Innovation auf dem globalen Weg ? Im Unternehmen gibt es Neuigkeiten. Welche Bereiche betrifft es ? Die Margo – CSM Schweiz AG fokus- im Bäckereigewerbe gross geworden auch von oberster Konzernebene terteilt in die verschiedenen Grossre- Guido Wenger, ist. Längst gehören eine Vielzahl Komplimente. gionen Norden, Osten, Süden, Mitte. Geschäftsführer an der Margo – für Brote und Süssbackwaren so- Sie sind Teil eines Global Players. regionale ab. Dabei legt der Konzern CSM Schweiz AG, wie Tiefkühl-Backwaren zum Sorti- Was bedeutet das ? Wert auf eine Ausgewogenheit zwi- übernimmt zusätzliche ment. Zudem sind wir spezialisiert In einem Konzern mit global 8’500 schen den Divisionen. Wir von Mar- neue Aufgaben im auf amerikanische Backwaren und Mitarbeitenden, der pro Jahr 2,5 Mil- go denken bereits so. Denn mit un- Unternehmen. Gipfel. Präsentiere ich Kunden unser liarden Euro umsetzt, sind wir mit seren Kunden in den verschiedenen Unternehmen, sind sie oft erstaunt, vierzig Mitarbeitenden ein wirklich Sparten verbinden uns langjährige welche Leistungen wir erbringen kleiner Teil des Ganzen. Spannungs- Beziehungen, wir kennen ihre An- können. Einerseits arbeitet Margo felder gibt es, auf beiden Seiten. liegen. wie ein Familienunternehmen, an- Werden wir mit Forderungen des dererseits sind wir Teil des global Konzerns konfrontiert, müssen wir Verändern sich für Sie als Geschäfts- tätigen Lebensmittelkonzerns CSM. immer wieder die schweizerische führer und für Ihre Mitarbeitenden Backmitteln, Vormischungen Die divisionale Ausrichtung löst die Sicht der Dinge vermitteln. Wir pro- die Funktionen ? Alle unsere Produkte sind Eigen- fitieren andererseits von der Zugehö- Ja, neu bin ich als Divisionsleiter für entwicklungen, entweder von Mar- rigkeit zum Konzern, dank den welt- den Retailbereich in Nord-, Mittel- go – die wir extern, in der Schweiz, weiten Ressourcen und dank fünf und Osteuropa zuständig, also für herstellen lassen – oder sie werden Innovationszentren und 37 interna- Detailhandelskunden in Skandina- innerhalb des Konzerns hergestellt. tionalen Produktionswerken. vien, in der Schweiz, in Österreich So gelingt es uns, sowohl lokale und oder Osteuropa. Wir beliefern sie regionale als auch globale Produkte Inwiefern ist es ein Geben und Neh- hauptsächlich mit Tiefkühl-Fertig- und Lösungen anzubieten. men ? fabrikaten im Süssbereich. Ich trage Alle paar Jahre gelingt es uns, ein weiterhin die Standortverantwor- Wenn Sie sagen, dass Margo wie gutes Produkt, einen Renner, zu lan- tung in der Schweiz und bleibe auch ein Familienunternehmen funktio- cieren, etwas, das es sogar schon in hier wohnen. Das ist mir wichtig. niert, woran denken Sie da ? das Konzern-Portfolio geschafft hat. Dabei werde ich mehr reisen. Man Von unseren vierzig Mitarbeitenden Wir bekommen so die Freiheit, lo- führt besser, wenn man präsent ist. I n t e r v i e w | M a r g o – C S M S c h w e i z A G kornmagazin 1/2015 | 15 Bei Margo, hier in Baar, wirken wir weiter mit unseren bestehenden Leuten im Verkaufs- und Personalbereich. Für unsere Aussendienstmitarbeitenden verlagern sich, im Hinblick auf die Geschäftsfelder, die Aufgaben teilweise. Gewisse Abteilungen – wie Marketing Supply Chain, Verkaufsleitung Bäckerei und Gastronomie – sind neu nicht mehr mir unterstellt, sondern einer übergeordneten Führungsebene innerhalb unserer Grossregion. Was ist Ihnen in diesem Wandel wichtig ? Jetzt geht es darum, unser Fundament optimal mit in die Zukunft zu nehmen. Das bedingt ein gemeinsames Verständnis für das Wohin. schenken ihnen noch mehr Auf- unternehmen werden grösser, indem Zu den süssen Köst- Dies jedoch mit einem grossen Frei- merksamkeit. Das hiesige Bäckereige- sie mit zusätzlichen Verkaufsstellen lichkeiten im Margo- heitsgrad für das Team, wie etwas werbe ist sehr traditionsverbunden, expandieren. Das Bäckereigewerbe Sortiment gehören angegangen wird. Veränderungen es bekommt in unserer Zusammen- in der Schweiz wird überleben, von amerikanische Back- gelingen nur mit den Menschen, die arbeit wieder die Bedeutung, die seiner Berechtigung bin ich absolut waren. in den Prozess eingebunden sind. es braucht. Und auch die Industrie überzeugt. Es gibt eine junge Gene- Das gilt für jeden Einzelnen. Sind bekommt mit Lukas Peier einen ver- ration, die es sehr gut macht. Die Leute am falschen Ort, führt das zu sierten Insider, der ausschliesslich neuen Geschäftsführer wollen Un- Wirkungsverlusten und die Arbeit diesen Kanal betreut. Engagement ternehmer sein, sie setzen auf Indi- macht dann wenig Freude. ist nötig. Denn bereits ein kleines vidualität und Unverwechselbarkeit Wachstum gilt heute in der Branche am Markt und wollen auch profitabel Retail ist heute noch in vielen Län- als Erfolg. Dabei ist klar, dass wir mit arbeiten. dern der kleinste Abnehmerbereich unseren Produktentwicklungen in im CSM-Konzern. Er wächst aber der kleinen Schweiz keine grossen am schnellsten. Ich kläre deshalb Absatzmengen generieren können. in meinen Regionen und in ihrer Unser Fokus ist es jedoch, die lokale Zusammensetzung die jeweiligen Produktion zu erhalten. sehr unterschiedlichen Marktchan- PERSÖNLICH Guido Wenger (47), eidg. dipl. Verkaufsleiter SAWI, wirkt seit Herbst 2012 als Geschäftsführer der Mar- cen. Dann gilt es zu schauen, wie und Jedes Jahr schliessen Bäckereien. go – CSM Schweiz AG. Als Fussball-Goalie in einer Er- mit welchem Team wir die Chancen Welche Entwicklungen und Zu- wachsenenmannschaft habe er schon mit 16 Jahren nutzen. Die regionalen Wachstums- kunftschancen sehen Sie für die Bä- erstmals führen und sich in ein Erwachsenenteam in- vorgaben sind klar. Ich freue mich ckereien in der Schweiz ? tegrieren gelernt. Fasziniert von Autos, begann er sei- darauf, etwas zu bewegen. Gegenwärtig gibt es rund 1’700 Bä- ne Laufbahn als gelernter Carosseriespengler. Später ckereiunternehmen im Land. Wenn war er lange im Aussendienst tätig, etwa beim Auto- Zurück in die Schweiz: Wie gestaltet ich eine Prognose wage: Ihre Zahl mationsspezialisten Carl Geisser, später als Geschäfts- sich jetzt die Zusammenarbeit mit dürfte sich massiv verringern. Im führer der Grossbäckerei Groba AG. Guido Wenger ist den Bäckerei-Kunden von Margo ? Gegenzug zeichnet sich eine zuneh- verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Kindern. Unsere Mitarbeitenden hier in Baar mende Filialisierung ab. Bäckerei 16 | Fokus | Coop-Bäckerei kornmagazin 1/2015 «Berliner-Taufe»: Bäckereileiter Thomas INVESTITIONEN UND ROCHADEN Krause (links) freut sich mit Fachleuten aus seinem Team über die neuen Fettbackprodukte der Coop-Bäckerei Coop hat in der Grossbäckerei in Gossau jüngst in vier neue Produktionslinien für Berliner und Fasnachtschüechli investiert. Ein Besuch im Betrieb zeigt, dass auch sonst manches in Bewegung ist. in Gossau. Hier herrscht ein unbeschreibliches Ineinander, Nebeneinander Meter langen Backofen mit vier Eta- drehen sich Zöpfe am Meter. Sie sind und gen. Beheizt wird dieser CO2-arm drei Kilo schwer und sehr beliebt für Übereinander von Rohrleitungen, über eine moderne Holzschnitzel- Konfischnitten.» Eine Mitarbeiterin Schläuchen, Förderbändern, Teig- anlage. Erst vor wenigen Stunden, und ein Mitarbeiter legen am Ende maschinen, Back- und Verpackungs- wie immer um vier Uhr in der Früh, einer Teiglinie schmale Longhini- anlagen. Die Vielschichtigkeit der haben grosse Mengen Frischbrot die brote auf gewellte Backbleche. «Auf technischen lässt Produktionshalle verlassen: Butter diesem Tisch werden sonst die Zöpfe komplexe Prozesse in Avor, Produk- weggli, Bio-Knusperli, Ruchbrot, Rog- geflochten, in Handarbeit», erklärt tion und Logistik erahnen. Wilfried genbrot, Tessinerbrot, Urdinkelbrot der Avor-Chef. Weiter vorne in der Meier, Leiter Avor und Dispo in Gos- artisanal. Vierzig verschiedene Ar- Halle waschen Mitarbeitende weisse sau SG, führt an einem Freitag Mitte tikel, bestimmt für die Coop-Läden Dielen und putzen die Böden – ein Dezember 2014 durch die Grossbä- der Region. klares Zeichen, dass eine Produkti- Einrichtungen ckerei von Coop. onsetappe abgeschlossen wird. Und die dunkel gepunktete Masse in NEUE FETTBACKANLAGEN Ganz in Weiss kümmern sich ein- den zwei Kesseln gleich um die Ecke ? zelne Mitarbeiter um die Tagespro- «Das ist Teig für Olivenbrot, gleich duktion. «Nachts läuft hier natürlich kommt er in die Weichteiganlage», Konstanz und Kontinuität sind in weit mehr als tagsüber», sagt ein sagt Wilfried Meier. «Dort drüben, diesen Räumen unabdingbare Quali- Mann auf dem Weg zum dreissig in der Heissluft des Stikkenofens, täten. Da passen an diesem Vormit- Fokus | Coop-Bäckerei kornmagazin 1/2015 | 17 COOP-BÄCKEREI GOSSAU Die Grossbäckerei nahm 1975 ihren Betrieb auf. Vom zurzeit 90-köpfigen Team sind etwa ein Drittel weibliche Angestellte, rund 40 Mitarbeitende sind Bäckereiprofis, unter ihnen auch fünf Frauen. Die grösste Photovoltaikanlage der Ostschweiz steht auf dem Dach der Verteilzentrale von Coop in Gossau. Jährliche Stromproduktion: rund 600’000 kWh respektive der Jahresbedarf von 180 Haushalten. > Sortiment: Brote und Kleinbro- te; Fettgebäcke: Berliner und Fasnachtschüechli; saisonale Produkte wie Teighasen oder Grittibänze – insgesamt 60 Artikel > Jahresproduktion: 16,5 Millio- nen Brote und Gebäckstücke bzw. 4’800 Tonnen Backwaren > Jährliche Verarbeitungsmenge: 2’900 Tonnen Mehl und Mischungen der fasnächtlichen Hochsaison kön- Portionieren, gären, nen hier bis zu 70’000 Berliner am frittieren: Die wohl- Tag hergestellt werden; über das Jahr geformten Hefeteig- gerechnet fünf bis sechs Millionen ballen werden in Stück. der Frittierwanne bei 170 Grad gebacken. Beim Ausgang der Backstube liegen in diversen Behältern verpackte und unverpackte Fasnachtschüechli aus der Testproduktion. Von Laien betrachtet sehen sie ganz passabel aus. Spitzenqualität, die alle Erwartungen erfüllt, erreichen sie allerdings tag allerdings drei Männer nicht ins selwagen der Knetmaschine in die noch nicht. Thomas Krause, der Lei- typische Bild einer Backstube. Mon- Höhe. Der Anlageführer besteigt ter der Bäckerei Gossau, kommt gera- teure sind es. Grund: Die neuen Fas- eine Klappleiter und gibt etwas Mehl de aus einer Sitzung mit Kaderleuten nachtschüechli-Produktionslinien dazu, damit der Teig schön in den von der Coop-Zentrale in Basel. Sie arbeiten noch nicht wie gewünscht. blauen Trichter der Portionieranlage dauerte deutlich länger als geplant: Jetzt geht es darum, Fehlerquellen für die Berliner fliesst. Drei Millio- «Die Fasnachtschüechli sowie strate- zu finden. nen Franken hat Coop in die beiden gische Fragen im Hinblick auf die Er- Berliner-Backanlagen investiert. Die- öffnung des Bäckerei-Grossprojektes «Glücklicherweise läuft bei den zwei se wurden nach neuesten Erkennt- in Schafisheim AG Mitte 2016 gaben neuen Berliner-Produktionsstrassen, nissen eigens für das Unternehmen viel zu reden.» Dennoch nimmt er die seit September in Betrieb sind, konzipiert, beispielsweise mit einer sich Zeit für die Fragen des Kornma- alles rund», freut sich Wilfried Mei- extraflachen Frittierwanne für ei- gazins. er. Bei der einen Backlinie fördert nen sparsamen Fetthaushalt, auch ein Hebekipper gerade einen Kes- hier wirkt Holzschnitzelenergie. In Fortsetzung auf der nächsten Seite. 18 | Fokus | Coop-Bäckerei kornmagazin 1/2015 BÄCKEREILEITER THOMAS KRAUSE IM GESPRÄCH 2016 die Churer Regionalbäckerei schliesst, werden wir hier mehr Frischbrote backen. Dank Gärverzögerungen, die einige Stunden dauern, und durch Gärstopps von bis zu drei Tagen können wir unsere Produktionsabläufe während der Woche optimal aufeinander abstimmen. Gute Organisation scheint da unerlässlich. Stimmt, die Herstellung von FrischeProdukten in so grosser Vielfalt, oft in kleineren Chargen, erfordert immer wieder andere Abläufe. Produktewechsel heisst Maschinen reinigen Nahe dran: Bäckerei- Herr Krause, hier ist gerade viel los. grösste Bäckerei in Betrieb nimmt und gemäss den geänderten Rezep- leiter Thomas Krause Ja, die Fasnachtschüechli machen und nachher die Bäckereien in Wal- turen programmieren. Alles greift hat Freude an schönen uns noch etwas Sorgen, der Teig lisellen und Chur schliesst, erfordert ineinander, dafür ist eine enorme Produkten. Hin und reisst immer wieder ab, sehr delikat, das Umstrukturierungen und es Avor und Logistik nötig. Wenn die wieder hilft er in da geht es um Hundertstelmillime- werden Produktionsbereiche verla- saisonale Produktion von Gritti- der Backstube beim ter bei den Einstellungen der neuen gert. Unsere Konditorei wurde im bänzen oder Teighasen auch noch Flechten von feinen Anlage. Die Testphase dauert somit Mai provisorisch nach Wallisellen auf Hochtouren läuft, träumen wir Zöpfen mit. länger als geplant. verschoben, im Gegenzug haben manchmal von neuen Uhren, sol- wir von dort die Fettbackproduktion chen mit 26 Stunden. Gefordert ist Ihr Bäckereibetrieb übernommen und hier vier neue An- auch sonst. lagen gebaut. Worauf legen Sie Wert bei der Herstellung von Brot ? Wenn Coop in Schafisheim seine Bereits seit drei Jahren stellen wir Ich habe sehr viel Freude am Pro- helle und dunkle Tiefkühl-Chrus- dukt. Ich liebe Brot als absolut hoch- PERSÖNLICH tenkränze her. Dies auf einer Pro- wertiges Lebensmittel, sehe es nicht totypanlage, die eigens für Coop bloss als Träger für Käse oder Sala- Thomas Krause (49), gelernter Bäcker-Konditor mit entwickelt wurde. So können wir im mi. Mein Beruf ist für mich nicht Meisterprüfung und Berufserfahrung aus verschie- Hinblick auf Schafisheim genügend einfach ein Job. Die qualitativen denen Bäckerei- und Konditoreibetrieben. Weiterbil- Erfahrungen sammeln, dann gibt es Verbesserungen der letzten Jahre in dung in Betriebswirtschaft am Schweizerischen Ins- einen Technologietransfer und wir der industriellen Produktion sind titut für Unternehmerschulung SIU in Zürich. Schon geben die Chrustenkränze wieder enorm. Wir versuchen, immer so seine Eltern führten einen kleinen Bäckereibetrieb. ab. gut als möglich zu sein, arbeiten mit Herzblut und sehr viel handwerkli- In der Rekrutenschule arbeitete er in der mobilen Armeebäckerei. Er ist seit 2004 in der Coop-Bäckerei Bedauern Sie das ? chem Know-how. Seit einigen Jahren in Gossau tätig, zuerst als Produktionsleiter und seit Der Wechsel ist zweifellos sinnvoll, backen wir immer mit Vorteig, mit 2008 als Betriebsleiter. Thomas Krause ist Vater von doch es gibt für uns nichts Besseres, langzeitgeführten und weichen Tei- drei erwachsenen Kindern. Sein grosses Hobby: Foto- als wenn ein Teil der Produktion gen. Es gab eine Trendwende: Tech- grafieren. Um den Seealpsee mit dem Säntis bei Son- tagsüber erfolgt und ein so schönes nik und Produktionslinien werden nenaufgang zu fotografieren, übernachtet er schon Produkt wie Chrustenkränze für heute an die Produkte angepasst, mal im Massenlager im Berggasthof. die Auslastung unserer Maschinen früher war das umgekehrt. Dieser rund um die Uhr sorgt. Wenn Ende Wandel ist erfreulich. panflor | fbk kornmagazin 1/2015 | 19 ORT DER INSPIRATION Brotkultur beginnt bei feinem Mehl. Panflor als Schweizer Traditionsmarke am Messestand der FBK 2015 freute sich über einen regen Austausch zwischen Müllereifachleuten und Bäckerprofis. Freuten sich über angeregte Gespräche: die Bäckerei- und Müllereifachleute Markus Nussli, Walter Schläpfer, Roland Eggli und Edwin Zurbuchen (v. l. n. r.). Schlicht und einladend präsentierte sich der Stand 174 «Unser Auftritt an der FBK kam gut an», freut sich Pan- mit dem Panflor-Bäckereicafé an der einzigen Fachmes- flor-Verkaufs- und -Backberater Walter Schläpfer. «In se für Bäckerei-, Konditorei- und Confiseriebedarf der lockerer Atmosphäre haben wir viele angeregte Gesprä- Schweiz. Ein Ort, an dem sich mit den Besuchern aus che geführt, Beziehungen gepflegt und neue Kontakte dem Bäckereigewerbe wunderbar über Mehle und Teige, geknüpft.» Den Fachleuten von Panflor liegt der Erfolg innovative Rezepte und Produktkonzepte fachsimpeln der Bäcker und Konditoren am Herzen. Das passende Sor- liess. Ein fachlich ausgewiesenes Team stellte hochwer- timent an hervorragenden Mahlerzeugnissen, grössten- tige Mehle und exklusive Mischungen der Panflor-Profi- teils aus Schweizer Getreide, und dazu auf Wunsch eine Linie für die Backstube vor. Selbstverständlich konnten kompetente Fachberatung tragen ihren Bedürfnissen immer frische Brote und Brötchen aus unterschiedlichen Rechnung. «Auch individuelle Wünsche für Produktent- Kornsorten degustiert werden. wicklungen sind bei uns willkommen», sagt Panflor-Leiter Walter Schläpfer. Interesse weckte zudem der Schätzwettbewerb am Panflor-Stand. Die Vorstellung, den Hauptpreis einzulösen, Seit der Aufgabe der Winterthurer Volg-Mühlen werden sorgte bei manchen für leuchtende Augen. Als Gewinn die Panflor-Mehle in den Produktionshallen von Swiss- winkt ein Besuch der topmodernen Mühle und Produk- mill in Zürich hergestellt. «So profitieren unsere Kunden tionsstätte der Panflor-Mehle – mit anschliessendem Din- von einer grossen, zentral gelegenen Mühle mit eigener ner oben im 126 Meter hohen Prime Tower in Zürich. Versuchsbäckerei und modernem Labor.» Raum für Austausch und Inspiration: der Panflor-Stand an der FBK. Gemahlen in Zürich
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