Girls` Day 2015 Abschlussbericht 1 Girls‘ Day Tirol 2015 1 Der Girls‘ Day 2015 in Tirol _______________________________________ 3 2 Beteiligte Organisationen ________________________________________ 7 3 Girls‘ Day 2015 – Teilnahme ______________________________________ 8 4 Aktivitäten rund um den Girls‘ Day 2015 ____________________________ 9 5 Girls‘ Day 2015 – der 23. April 2015 _______________________________ 13 6 38 Teilnehmende Schulen/Institutionen ____________________________ 18 7 66 Teilnehmende Unternehmen und Institutionen ___________________ 20 8 Girls‘ Day 2015 – Bewertungen ___________________________________ 22 Aus der Sicht der Schülerinnen __________________________________________ 22 Aus der Sicht der Lehrpersonen __________________________________________ 22 Aus der Sicht der Unternehmen __________________________________________ 22 9 Roboter-Workshops____________________________________________ 23 10 Weiterführende Aktivitäten zur gendersensiblen Berufs-orientierung ___ 24 Abbildung 1 Lehrbauhof/Bauakademie Abbildung 2 - ÖBB Lehrwerkstätte Abbildung 3 - Holztechnikum Kuchl 2 1 Der Girls‘ Day 2015 in Tirol Unter dem Motto „Mädchen in Zukunftsberufen“ gestaltete sich das Girls‘ Day Jahr 2015 wieder sehr bunt. Der Girls‘ Day Tirol ist mehr als nur der Tag an sich und so fanden verschiedene Programme hinsichtlich einer geschlechtersensiblen Berufsorientierung statt. Den Höhepunkt bildete, wie die Jahre zuvor, der vierzehnte Girls‘ Day am 23. April. Der Girls' Day geht auf eine Idee aus den USA zurück, die das Ziel verfolgt, Mädchen auf die Bandbreite ihrer beruflichen Möglichkeiten aufmerksam zu machen, außerhalb von frauentypischen Berufen. Der Girls' Day hat sich mittlerweile europaweit zu einer ganzjährigen Kampagne entwickelt und ist in Tirol wie in ganz Österreich zu einem Fixpunkt für Schulen und Unternehmen geworden. Der Girls' Day Tirol bietet nicht nur Einblicke in Berufsfelder jenseits frauentypischer Bereiche, sondern trägt auch dazu bei, dass sich die Lebens- und Berufswahlperspektiven von Mädchen und deren Umfeld erweitern. Durch ein ganzjähriges Programm werden Mädchen dazu angehalten, ihre Berufsvorstellungen zu überdenken, praktische Erfahrung im technischen, handwerklichen und naturwissenschaftlichen Bereich zu sammeln, eigene Stärken und neue berufliche Perspektiven kennenzulernen sowie bislang unbekannte Berufe in das Berufswahlspektrum einzubeziehen. Auch deren LehrerInnen und Eltern setzen sich im Zuge diverser Aktivitäten mit einer geschlechtersensiblen Berufsorientierung auseinander. Im Zeitraum 2002-2014 nahmen rund 6.500 Schülerinnen (vorwiegend der 7. Schulstufe) aus rund 115 Schulen die Möglichkeit wahr, in insgesamt ca. 160 Unternehmen, Institutionen und Ausbildungsstätten Einblicke in technische, handwerkliche und naturwissenschaftliche Berufe zu gewinnen. Die anhaltend hohe Nachfrage zur Teilnahme am Girls‘ Day bestätigt die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit, Schülerinnen nicht-traditionelle-Frauenberufe nahe zu bringen und damit ihre Horizonte zur Berufs- bzw. Ausbildungswahl zu erweitern. Auch wenn sich in den letzten Jahren ein positiver Trend zeigt, nach dem Mädchen zunehmend auch Berufe jenseits der traditionellen Rollenbilder ergreifen, so dominieren die „typischen Frauenberufe“ doch nach wie vor die Vorstellungen von Schülerinnen über ihre berufliche Zukunft. Da der Girls‘ Day auf die Mädchen der 7. Schulstufe abzielt, gibt er bereits vor dem Zeitpunkt der Berufswahl Impulse für eine umfassendere Berufsorientierung jenseits traditioneller Rollenbilder und kann so die Entscheidung für einen bestimmten Beruf mit beeinflussen. Mit der Etablierung des Faches Berufsorientierung in den Neuen Mittelschulen, wurde auch der zeitliche Rahmen geschaffen, genügend Raum für eine sensible Berufsorientierung zu schaffen. Die hohe Nachfrage resultiert darüber hinaus auch aus einer zunehmenden 3 Sensibilisierung vieler Lehrpersonen, die eine geschlechtersensible Berufsorientierung als wesentlichen Bestandteil ihres Unterrichts sehen. Die Genderthematik hat mittlerweile Einzug gehalten in das Bewusstsein einer stetig wachsenden Anzahl von Pädagoginnen und Pädagogen; sie wird nicht mehr mit Argwohn betrachtet, sondern als wichtiges Querschnittsthema gesehen. Als Kompetenzdrehscheibe für die Genderthematik unterstützt der Girls‘ Day LehrerInnen bei der Verankerung des Themas im Unterricht und stellt vielfältige Informationen, didaktische Anregungen und Materialien zur Verfügung. Nicht zuletzt erkennen auch Unternehmen mehr und mehr die Bedeutung des Potentials weiblicher Arbeitskräfte. Fachkräftemangel und das hohe Ausbildungsniveau von Mädchen führen den Verantwortlichen vor Augen, dass sie nicht mehr auf die Kompetenzen von Frauen verzichten können. Die am Girls‘ Day teilnehmenden Unternehmen und Einrichtungen präsentieren sich den Schülerinnen als attraktive Ausbildungs- und Arbeitsstätten, die den Wert weiblicher Arbeitskräfte schätzen und die Anzahl ihrer weiblichen Beschäftigten erhöhen möchten. Abbildung 4 - Bezirksforstinspektion Reutte 4 2015 bot der Girls‘ Day Tirol sein Angebot zum zweiten Mal den 11. Schulstufen - 7. Klassen AHS – zur Teilnahme an. Diese Zielgruppe konnte verschiedene Universitätsinstitute (Astround Teilchenphysik, Mathematik, Informatik und Sektion Hygiene und medizinische Mikrobiologie) besuchen und dort sehr praxisbezogen Einblicke in nicht-traditionelle Studienrichtungen und die damit verbundenen Berufsmöglichkeiten und Karrierechancen gewinnen. Die Schwerpunktsetzung auf technische, naturwissenschaftliche und handwerkliche Berufe wurde vom Vorjahr übernommen und bewährte sich abermals. Auch die Berufsschulen waren wieder fixer Bestandteil des Girls‘ Day Tirol. Auch die Berufsinformationszentren (BIZ) des AMS nahmen wieder am Girls` Day teil. Durch die Kooperation mit einem lokalen Unternehmen konnten sie neben den BerufsorientierungsWorkshops im BIZ auch noch den wichtigen praktischen Teil für die Mädchen in einem Betrieb anbieten. Dadurch konnten 2/3 der Zeit die Mädchen selbst Hand anlegen. Der Anmeldemodus über Berufsfelder wurde auch im Jahr 2015 beibehalten. Dieses Jahr konnten im Vergleich zum vergangenen Jahr wieder mehr Mädchen teilnehmen und es blieb lediglich eine Schulklasse auf der Warteliste. Dieser wurde als Ersatz ein Roboter-Workshop angeboten. Abbildung 5 - Mädchen bei MAN Truckservice 5 Die Berufsbereiche des Girls‘ Day 2015 Bau und Architektur Chemie, Rohstoffe und Umwelt Elektro und Elektrotechnik Informationstechnologie und Anlagenbau Maschinen, KFZ und Metall Universitätsinstitute (11. Schulstufe) Die Schülerinnen konnten die Bereiche im Vorfeld auf der Homepage einsehen und erhielten dort erste Informationen über die Berufsfelder und die am Girls‘ Day vorgestellten Berufe. Die inhaltliche Vertiefung erfolgte im Rahmen der Girls‘ Day Workshops an den Schulen und z.T. auch zusätzlich im Unterricht. Abbildung 6 - Elektro und Elektrotechnik - IKB Abbildung 7 - Chemie, Rohstoffe und Umwelt - Bezirksforstinspektion Reutte Abbildung 10 - Maschinen, KFZ und Metall - ÖBB Infrastruktur Abbildung 9 - Informationstechnologie und Anlagenbau – Siemens AG Österreich Abbildung 8 - Bau und Architektur - Lehrbauhof Innsbruck 6 2 Beteiligte Organisationen Durchführung: Tiroler Arbeitsmarktförderungsges.mbH (amg-tirol) Finanzierung: Land Tirol – Fachbereich Frauen und Gleichstellung Land Tirol – Sachgebiet Arbeitsmarktförderung Kooperationspartner: Landesschulrat für Tirol Abbildung 11 - LRin Christine Baur beim Girls´ Day in der Zentrale der Felder-Gruppe, wo insgesamt sechs Mädchen unter der Anleitung von Gernot Nitzlader erste Erfahrungen in der Metalltechnik sammeln konnten. Foto: Land Tirol/Rainalter . 7 3 Girls‘ Day 2015 – Teilnahme Gesamt Neue Mittelschulen 31 Allgemein bildende höhere Schulen 5 Andere Institution (INNOVIA, LEA Produktionsschule) 2 38 Schulen/Institutionen Schülerinnen aus NMS 565 Schülerinnen aus AHS Unterstufe 61 Schülerinnen aus AHS Oberstufe 20 Andere Institution 5 651 Mädchen Unternehmen und Ausbildungsstätten 66 Unternehmen/Ausbildungsstätten Lediglich eine Schule konnte aufgrund der hohen Nachfrage nicht aufgenommen werden. Im Schuljahr 2014/2015 scheinen keine Hauptschulen auf, da diese in Neue Mittelschulen umgewandelt wurden. 8 Aktivitäten rund um den Girls‘ Day 2015 4 Selbstständig zu erledigende Aufgaben der Schülerinnen Im Sinne von Empowerment und Stärkung der Eigeninitiative fördert der Girls‘ Day die Eigenständigkeit der teilnehmenden Schülerinnen durch verschiedene Aufgaben, die sie im Vorfeld des Girls‘ Day erledigen: Sich einen Überblick verschaffen über die Berufsbereiche Sich für einen bestimmten Bereich entscheiden Zuteilung zu den Bereichen als Gruppenprozess (soziales Lernen) Organisation der An- und Rückreise am Girls‘ Day Vorbereitung auf den Unternehmensbesuch (Gespräche führen, Fragen stellen, aktive Mitarbeit) Um zu gewährleisten, dass die Schülerinnen diese Aufgaben auch bewältigen können, werden die Lehrpersonen in einem halbtägigen Workshop geschult; die Mädchen jeder teilnehmenden Klasse erhalten einen zweistündigen Workshop. Workshop für Lehrerinnen und Lehrer November 2014, Haus der Begegnung, Innsbruck Die Informationsveranstaltung ist gemäß Teilnahmebestimmungen verpflichtend für Lehrerinnen und Lehrer, die bisher noch keinen Girls‘ Day an ihren Schulen durchgeführt haben. An dem Workshop 2014 nahmen 14 Lehrpersonen teil, von denen der Großteil noch keine Erfahrungen mit dem Girls‘ Day gemacht hatte. Es waren aber auch LehrerInnen dabei, die bereits Erfahrungen mit dem Girls‘ Day hatten, aber hinsichtlich geschlechtersensibler Berufsorientierung ihr Wissen auffrischen wollten. Eine Lehrerin erhielt eine nachträgliche Einschulung, da sie zum Zeitpunkt des Workshops verhindert war. Für den LehrerInnenWorkshop wurde Fr. Dr.in Claudia Gold engagiert, um den inhaltlichen Teil der „Grundlagen geschlechterreflektierter Berufsorientierung“ durchzuführen. 9 Inhalte des Workshops: Grundlagen geschlechterreflektierter Berufsorientierung (Theoretische Grundlagen, Sozialisation, Reflexion des eigenen Rollenverhaltens und der eigenen Rollenbilder, Reflexion des eigenen Berufsorientierungsunterrichts, geschlechtergerechte Sprache) Einbettung des Girls‘ Day in den Unterricht und Jahresplan Methodisch-didaktische Anregungen und praktische Übungen Organisatorische Informationen zur Durchführung des Girls‘ Day Die Rückmeldungen zum Workshop waren außerordentlich positiv, die TeilnehmerInnen schätzten den hohen Wissenszuwachs und Praxisbezug und fühlten sich für die Umsetzung gendersensibler Themen in ihrem Unterricht bestätigt und verstärkt motiviert. Die positiven Erfahrungen der KollegInnen, die den Girls‘ Day bereits durchgeführt hatten, erwiesen sich als ein wertvolles Zusatzelement im Workshop. Die Veranstaltung wurde in den Fortbildungskatalog 2014/2015 der Pädagogischen Hochschule Tirol aufgenommen. Abbildung 12 - LehrerInnen beim reflektieren der eigenen pädagogischen Tätigkeiten im Bezug auf eine geschlechtersensible Berufsorientierung 10 Workshops für Mädchen an den Schulen Jänner bis März 2015 Die Workshops sind ein wesentliches Element der Qualitätssicherung des Girls‘ Day. Sie gewährleisten eine umfassende Vorbereitung der Schülerinnen. Inhalte der Workshops: Sensibilisierung für die Genderthematik rund um die Berufswahl Abbau von Schwellenängsten gegenüber „Männerberufen“ Aufdecken von Vorurteilen und Stereotypen im Hinblick auf Rollenbilder Information zu den Berufsbereichen Information zu Anmeldung und Ablauf Empowerment zur erfolgreichen Durchführung der selbstständig zu erledigenden Aufgaben im Vorfeld des Girls‘ Day Weitere Aktivitäten Kontinuierliche Betreuung der Schulen und Unternehmen/Ausbildungsstätten bei Fragen zur Durchführung und Organisation des Girls‘ Day Information und Beratung der Unternehmen/Ausbildungsstätten zu den Programmen am Girls‘ Day Verstärkte Präsenz des Girls‘ Day auf Facebook Überarbeitung und Erstellung der 2. Auflage der Geschlechtersensiblen Kindergartenpädagogik Broschüre (1000 Stk.) Facebook: Die Facebookseite wurde laufend aktualisiert und mit Fotos, Berichten, aktuellen Themen gefüllt. Die Anzahl der Facebook-Freunde hat sich seit April 2014 um 39 erhöht und die Beitragsreichweite liegt durchschnittlich bei ca. 200 Personen pro Beitrag. Unter den 333 Girls‘ Day Tirol Freunden sind 26% Mädchen zwischen 13-17 Jahre, 21% Mädchen zwischen 18-24 Jahre, 14% zwischen 25-34, 8% zwischen 35-44 und der Rest über 45 Jahre. Lediglich 16% der gesamten Likes sind von männlichen Nutzern. Die Seite verzeichnet eine hohe Anzahl von Zugriffen und wird von den NutzerInnen in verschiedenen Formen verwendet. Zum einholen von Informationen, bei Fragen, für aktuelle Themen rund um das Thema Gender und Berufsorientierung etc. 11 Abbildung 13 - Girls' Day Tirol Auftritt auf facebook.com 12 5 Girls‘ Day 2015 – der 23. April 2015 Die Verantwortlichen in den Unternehmen und Ausbildungsstätten entwickelten individuelle Programme für die Schülerinnen am Girls‘ Day. Neben Inputs zu Berufsfeldern, Ausbildungswegen und Unternehmensangeboten war die Möglichkeit des praktischen Arbeitens der zentrale Schwerpunkt dieses Tages. Viele Mädchen konnten selbst hergestellte Werkstücke mit nach Hause nehmen. Für die Schülerinnen war das praktische Arbeiten, das „handfeste“ Erfahren der eigenen Fähigkeiten im technisch-handwerklich-naturwissenschaftlichen Bereich ein überaus eindrucksvolles Erlebnis, das ihr Selbstwertgefühl und ihren Mut zu neuen Wegen entscheidend beeinflusste. Viele Mädchen verfassten Erlebnisberichte über diesen Tag: „Am 23. April sind meine Freundin und ich zusammen mit dem Zug von Wörgl nach Kuchl in die HTL für Betriebsmanagement (Holztechnikum Kuchl) gefahren und später zur Fuß zur Schule gegangen. Dort wurden wir von unserer Ansprechspartnerin empfangen, die uns auf sehr sympathische Art die Schule und das dazugehörige Internat präsentierte. Auf dem Gelände der Werkstatt bot uns ein netter Lehrer an, mit einem Stapler zu fahren. Natürlich nahm das Angebot jede mit Freude an. Das machte auch mir am meisten Spaß! Später gingen wir zurück in die Werkstatt wo wir gemeinsam mit den anderen Schülerinnnen Werkstücke aus Holz machten, die wir mit nach Hause nehmen durften. Als Erinnerung bekam jede von uns einen USBStick aus Holz! Um 14 Uhr ging es wieder zum Bahnhof Kuchl, wo wir, zwar müde aber stolz, zurück nach Wörgl fuhren. Für meine Freundin und mich ging ein unvergesslicher Tag zu Ende.“ 13 Wissbegierige Schülerinnen zu Besuch in der Berufsschule St. Nikolaus. Innsbruck. Am 23. April 2015 nahmen Mädchen von diversen Schulen am Girls‘ Day Projekt teil, um nicht typische Frauenberufe kennenzulernen. Einige Schülerinnen wählten den Berufsbereich Chemie, Rohstoffe und Umwelt. 29 dieser Schülerinnen, darunter wurden auch wir von 10-16 Uhr der Fachberufsschule St. Nikolaus zugeteilt. Alle Mädchen trafen sich um zehn Uhr im dritten Stock des Schulgebäudes. Wir durften an diesem Tag Chemieberufe ausprobieren, wozu wir in Dreier- oder Vierergruppen eingeteilt wurden. Bei einem Stationsbetrieb wurden uns viele interessante Versuche vorgezeigt, erklärt und wir durften auch Mithilfe leisten. Die Betreuer hatten Humor und kannten sich in ihrem Fachgebiet sehr gut aus. In der Mittagspause wurde uns eine selbstgemachte Jause angeboten, die wir sehr genossen haben. Bei dem Rundgang durch die Schule sahen wir noch eine Menge anderer Berufe. Die Schule ist sehr vielfältig und mit sehr moderner Technik ausgestattet. Der Girls‘ Day ist eine hervorragende Chance, um neue Berufe kennenzulernen. An der Schule gefiel uns alles, doch am besten waren die Stationsbetriebe. Diese mochten wir am meisten, da wir uns in der Chemie gut auskannten. Der Girls‘ Day an der Fachberufsschule St. Nikolaus ist nur weiterzuempfehlen. Es gibt keine Männerberufe (mehr)! Am Donnerstag, den 23.4.2015 bekam unsere Schulklasse, die 3b des WRG Ursulinen, die Gelegenheit, sich „typische Männerberufe“ im Rahmen des Girls‘ Day näher anzuschauen. Dessen Ziel war es, wie es uns in einem Workshop ein paar Wochen zuvor erklärt worden war, uns von der Vorstellung abzubringen, technische und handwerkliche Berufe seien nichts für Frauen. Am Donnerstag den 23.4. traf ich meine Freundinnen nicht wie sonst in der Schule, sondern vor der HTL Anichstraße in Innsbruck. Meine Klassenkameradinnen und ich waren diesem Betrieb zugeteilt worden. Als wir nach anfänglichen Komplikationen, glückerlicherweise aber noch rechtzeitig, den Treffpunkt für alle Girls‘ Day Girls gefunden hatten, wurden wir zuerst von einem Herren begrüßt. Danach trennte ich mich von meinen Freundinnen, da wir uns in 14 zwei verschiedene Themenbereiche eingetragen hatten. Ich ging mit einer Gruppe von ungefähr 20-25 Mädchen in einen Raum im Erdgeschoß des Schulgebäudes. Dort teilte uns der Herr, wie wir erfuhren eine der Lehrpersonen, ein paar allgemeine Infos über die Schule und unseren Themenbereich „Maschinenbau, KFZ und Metall“ mit. Wir erfuhren nur sehr wenig über Kraftfahrzeuge, was mich nicht störte, da ich mich für das Innere der Wägen nicht sonderlich interessierte. Dann wurden wir wieder in drei Gruppen unterteilt, in denen wir immer verschiedene Arbeitsbereiche der Schüler/innen besuchten. Es war überall sehr spannend und interessant. Bei der ersten Station konnten wir selbst etwas in Metallplättchen schweißen. Ich arbeitete meine Initialen in das Metall hinein. In der zweiten Station durften wir dabei zusehen, wie eine programmierte Maschine aus einem einfachen Metallzylinder einen hübschen, bojenförmigen Schlüsselanhänger schnitt und sogar noch unsere Vornamen eingravierte. Bei der dritten und letzten Besichtigung war es nicht ganz so aufregend. Ein Lehrer zeigte uns verschiedene Schleif- und Fräsmaschine und da wir viel zu früh damit fertig waren, saßen wir noch ein wenig im Raum und unterhielten uns mit zwei älteren Schülern, die wie alle, die wir kennen gelernt hatten, sehr freundlich zu uns waren und uns jede Frage beantworteten. Nachdem ich bei dem uns zur Verfügung gestellten Mittagessen meine Schulkolleginnen wieder traf, stellte ich fest, dass der Tag schlussendlich doch viel interessanter gewesen war, als ich es mir erwartet hatte. Ich finde, der Girls‘ Day ist eine gute Idee und sollte auch weiterhin in den Schulen Tirols angeboten werden. Abbildung 14 - Mädchen beim Planzeichnen - Riederbau 15 Hunderte Tiroler Schülerinnen am Girls‘ Day in Aktion! Am vierten Donnerstag im April fand, wie schon seit Jahren, der Girls‘ Day statt. Schülerinnen aus ganz Tirol hatten die Gelegenheit, typische Männerberufe in den verschiedensten Betrieben kennenzulernen. Ich durfte die Weiterbildungsstätte der Bauwirtschaft für Bau und Architektur besuchen. Treffpunkt mit anderen 19 Mädchen war 9:00 Uhr, unser „Arbeitstag“ endete um 14:00 Uhr. Unser Betreuer, Herr Norbert Pfurtscheller, war sehr nett und bemüht. Wir durften Maurer-Lehrlingen bei der Fertigstellung eines Werkstückes zusehen. Nach einer kleinen Jause war es so weit. Wir Mädchen arbeiteten hart, wir begannen einen Kamin zu bauen. Dies bedeutete für uns, mit Mörtel und natürlich Ziegeln zu arbeiten. Nach Stunden harter Arbeit waren unsere Kamine fertiggestellt. Wir fühlten uns wie richtige Maurerinnen und waren sehr stolz auf uns. Nach getaner Arbeit begann um 14:00 Uhr unser verdienter Feierabend, und wir fuhren müde nach Hause. Zuvor durften alle Girls noch kleine Erinnerungsgeschenke mitnehmen. Mein Girls‘ Day war zwar anstrengend, aber auch sehr interessant und beeindruckend. Danke noch einmal für die einmalige Chance, einen typischen Männerberuf kennengelernt zu haben! Girls Power bei Stubai KSHB Fulpmes im Stubai/Tirol. Metallbau und Metallverarbeitung klingt erst mal nicht nach einem typischen Frauenberuf, ist es auch nicht. Diverse Schulen haben ihren Schülerinnen, zusammen mit der amg-tirol, die Chance ermöglicht, einen Tag lang, einen technischen Beruf auszuüben. Am Donnerstag, den 23. April 2015 haben sich acht Schülerinnen um 9:00 Uhr im Gebäude der Stubai KSHB GmbH eingefunden. Dort erklärte ihnen der Leiter Ernst D., der Fachkompetenz ausstrahlte, um was es in diesem Betrieb geht. Wir lernten z.B. das KSHBKompetenzzentrum kennen und was schmieden, härten und bearbeiten heißt. Die sieben Mädchen und ich lernten in den viereinhalb Stunden, die wir dort waren, viel Interessantes über das Schmieden und die Bearbeitung von Metall. „Wir haben dort viel über Metalle, deren Be- und Verarbeitung gelernt“, berichtete Jana H. (13), „unser Betreuer Ernst Dummer hat uns erzählt, für welche Firmen sie produzieren. Wir wurden durch den Betreib geführt, wo alle unsre Fragen gedulig beantwortet wurden.“ 16 Daniela E. (13) meinte, dass sie erstaunt war, dass dieses Gebäude so viel Strom braucht wie 100.000 Haushalte. Die meisten von uns berichteten, dass sie das Designen ihrer eigenen Schlüsselanhnger am Coolsten fanden. Sie meinten aber auch, dass das Essen, das uns angeboten wurde, nicht gut geschmeckt hatte und dass es so laut war, dass man die Betreuer nicht verstanden hat. Einige erzählten auch, dass es nur eine sehr schlechte Busverbindung gibt, kein sichtbares Logo, eine schlechte Beschreibung und wir fanden es nicht so gut, dass der Betrieb eineinhalb Stunden überzogen hat. Aber in einen sind wir uns alle einig, das war ein Tag, den wir nicht so schnell vergessen werden. 17 6 38 Teilnehmende Schulen/Institutionen Imst (5) NMS Mieming NMS Haiming NMS Silz-Mötz NMS Längenfeld NMS Stams Innsbruck Land (9) NMS Steinach NMS Schönegg NMS Zirl NMS Gries am Brenner NMS Europa-Hall NMS Wattens NMS Rum NMS Anton Auer Telfs NMS Dr. Posch Innsbruck Stadt (8) WRG Ursulinen NMS Dr. Fritz Prior NMS Wilten BG/BRG Reithmannstraße NMS Hötting West BRG Innsbruck APP INNOVIA BG/BRG Sillgasse Kitzbühel (1) NMS Kössen Kufstein (7) NMS Niederndorf BG/BRG Kufstein NMS Kundl NMS Rattenberg Neue Mittelschule 2 Wörgl NMS Kufstein 1 LEA Produktionsschule Landeck (3) NMS Serfaus Fiss Ladis 18 NMS Clemens Holzmeister Landeck NMS Paznaun Lienz (2) NMS Abfaltersbach NMS Sillian Reutte (1) NMS Untermarkt Schwaz (2) NMS Achensee NMS Mayrhofen 19 7 66 Teilnehmende Unternehmen und Institutionen Bezirk Innsbruck-Stadt (20) Bezirk Imst (5) Bezirk Innsbruck-Land (10) Bauakademie/Lehrbauhof Tirol Electro Terminal GmbH & Co KG Fachberufsschule St. Nikolaus HTL Anichstrasse Innsbrucker Kommunalbetriebe AG Innsbrucker Verkehrsbetriebe und Stubaitalbahn GmbH Institut für Informatik Institut für Mathematik Moser Holding AG ÖBB Infrastruktur AG, GB Bahnsysteme und ÖBB BUBetrieb Produktion West 3 ÖBB-Shared Service Center GmbH, Lehrwerkstätte Innsbruck Österreichischer Rundfunk Re - Systems Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie der Medizinischen Universität Siemens AG Österreich - Niederlassung Innsbruck Stadtmagistrat Innsbruck Tiroler Fachberufsschule für Elektrotechnik, Kommunikation und Elektronik Tiroler Flughafenbetriebsges.mbH Universität Innsbruck Welle 1/ Lokalradio Innsbruck GmbH AMS Imst Höhere Technische Bundeslehranstalt Imst MAN Truck & Bus Vertrieb Österreich AG MS Design GmbH TIWAG-Tiroler Wasserkraft AG BFI Tirol Bildungs GmbH D. Swarovski KG FELDER-GRUPPE holzweg infoWERK multimedia GmbH Peer Lorenz Stubai KSHB GmbH Technisches Gymnasium Telfs Tiroler Fachberufsschule für Holztechnik WGT-Elektronik GmbH & Co KG 20 Bezirk Kitzbühel (2) Bezirk Kufstein (10) Bezirk Landeck (5) Bezirk Lienz (3) Bezirk Reutte (4) Bezirk Schwaz (7) Bundesland Salzburg (2) RHI AG / Veitsch-Radex GmbH & Co OG Valenta Metall GmbH AMS Kufstein HTL Kramsach Glas und Chemie Kathrein Austria Pirlo GmbH & Co KG RIEDERBAU GmbH & Co KG Sandoz GmbH. SPAR österr. Warenhandels AG Stadtwerke Kufstein Gesellschaft m.b.H. Stadtwerke Wörgl GmbH Würth-Hochenburger GmbH AMS Landeck ASFINAG Bezirksforstinspektion Landeck Donau Chemie AG Grissemann Gesellschaft m.b.H. Auto Josef Thum GmbH. Liebherr-Hausgeräte Lienz GmbH Private Höhere Technische Lehranstalt Lienz Bezirksforstinspektion Reutte Fachschule für Kunsthandwerk und Design (Schnitzschule Elbigenalp) Plansee Group Reiterhof Berggut Gaicht Abfallwirtschaft Tirol Mitte GmbH, Umwelt-Zone-Zillertal Arbeitsmarktservice Schwaz Binderholz GmbH GE Jenbacher HTL Jenbach Radio U1 Tirol Tyrolit Schleifmittelwerke Swarovski KG Holztechnikum Kuchl (HTL, FS, Internat) HTL Saalfelden 21 8 Girls‘ Day 2015 – Bewertungen Aus der Sicht der Schülerinnen 82,5% der Schülerinnen sind mit dem Girls‘ Day 2015 sehr zufrieden bzw. zufrieden, 82% sind froh, am Girls‘ Day teilgenommen zu haben Die Mädchen haben die Aktionsprogramme der einzelnen Unternehmen und Institutionen sehr positiv bewertet. So sind 91% der befragten Teilnehmerinnen der Meinung, dass sie den Betrieb sehr gut oder gut kennen gelernt haben. 88% gaben an, selbstständig eine Tätigkeit ausprobiert zu haben, 92% konnten alle Fragen stellen, die ihnen wichtig waren. Etwa ein Drittel der Schülerinnen kann sich vorstellen, in dem besuchten Unternehmen ein Praktikum oder eine Lehre zu absolvieren. Mehr als Dreiviertel der teilnehmenden Mädchen haben Tätigkeiten/Berufe kennen gelernt, die sie vor dem Girls‘ Day nicht gekannt haben bzw. die neu für sie waren. Aus der Sicht der Lehrpersonen 79% der Lehrpersonen waren mit dem Girls‘ Day 2015 sehr zufrieden bzw. zufrieden. Besonders positiv vermerkten sie die Motivation der Schülerinnen zur Teilnahme am Aktionstag, die Tätigkeit der amg-tirol bei der Vorbereitung und Organisation des Girls‘ Day 2015 sowie die Bereitschaft der Betriebe, sich an der Aktion zu beteiligen. Aus der Sicht der Unternehmen 67% der Unternehmen waren mit dem Girls‘ Day sehr zufrieden bzw. zufrieden. 81% von ihnen bewerteten das Engagement der Mädchen als sehr positiv, was auch durch die Rückmeldungen ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestätigt wurde. Ca. 20% der Mädchen erkundigten sich direkt im Unternehmen nach Praktikums- oder Ausbildungsplätzen. 22 9 Roboter-Workshops Aufgrund eines Sonderbudget für Roboter-Workshops konnten im Girls‘ Day Jahr 2015 vermehrt Roboter Workshops angeboten werden. Vor allem lag der Fokus darauf, die Schulen in Osttirol zu motivieren, beim Girls‘ Day dabei zu sein. Darüber hinaus wurden diese Workshops auch den Schulen angeboten, die 2014 aufgrund von fehlenden Unternehmensplätzen nicht beim Girls‘ Day dabei sein konnten. Ein Roboter Workshop wurde unter anderem bei der Jungen Uni im Sommer 2014 in Innsbruck angeboten. Weitere sechs Workshops fanden im Wirtschaftlichen Gymnasium Ursulinen und in der NMS Nussdorf statt. Darüber hinaus fand ein Workshop in der Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik in Innsbruck statt. In Kooperation mit dem TiRoLab Wattens, Tiroler Roboter Labor, lernten die Schülerinnen spielerisch Lego-Roboter zu bauen und zu programmieren. Dabei kam es insbesondere darauf an, selbst Roboter-Modelle zu entwerfen und unterschiedliche Programmiervarianten durchzuführen. Am Ende der Workshops tanzten die Roboter sogar miteinander! 23 10 Weiterführende orientierung Aktivitäten zur gendersensiblen Berufs- Ein beständiges Ziel des Girls‘ Day ist es, das Thema der gendersensiblen Berufsorientierung möglichst vielen Zielgruppen näher zu bringen und sie in ihrer Arbeit zu unterstützen. Ausgehend vom Projekt „Dani und Alex“, das im Rahmen des Girls‘ Day 2010 durchgeführt wurde, hielt das Thema Einzug in die Weiterbildung von PädagogInnen und AssistentInnen im Bereich der Früherziehung. Seit 2011 sind 8 Unterrichtseinheiten gendersensible Pädagogik fester Bestandteil des Lehrgangs „Qualität in der Früherziehung“ (Veranstalter: Land Tirol). Darüber hinaus wurde die Broschüre für geschlechtersensible Pädagogik in elementaren Bildungseinrichtungen überarbeitet um zwei Kapitel ergänzt und mit einer Auflage von 1000 Stück wieder produziert. Außerdem wurde gemeinsam mit der Landeskoordination Übergang Schule/Beruf ein Tagesseminar zum Thema „Berufsorientierung und Lebenskunde“ mit einem Schwerpunkt Girls‘ Day und geschlechtersensible Berufsorientierung geplant und umgesetzt. 24 Der Girls‘ Day 2016 findet am 28. April 2016 statt. Der Girls` Day ist eine Veranstaltung der Tiroler Arbeitsmarktförderungsgesellschaft mbh in Zusammenarbeit mit dem Landesschulrat für Tirol und gefördert von Land Tirol/Arbeitsmarktförderung sowie Land Tirol/JUFF-Fachbereich Frauen und Gleichstellung. 25
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