DAS TECHNOLOGIE-MAGAZIN dialog 04/2015 HOCHSCHULE Beste Zukunftschancen für Deutschlands Ingenieur-Nachwuchs BATTERIETECHNOLOGIE FORSCHUNG IT-SICHERHEIT Energiewende und Elektromobilität sind eng verknüpft mit der Entwicklung leistungsfähiger Energiespeicher. Nach wie vor belegt Deutschland einen Spitzenplatz im weltweiten Export forschungsintensiver Güter. Die Gefahr vor Angriffen wächst. Viele Firmen sind nur unzureichend geschützt. www.vde.com 20 Pluspunkte für das Netzwerk Zukunft. EDITORIAL FOTOS: TITELSEITE: KATRIN BINNER / TU DARMSTADT; SEITE 03: PRIVAT Allianzen für die Bildung Diskutiert man heute über Hochschulen, geht immer ein Raunen durch den Saal. Die Meinungen scheinen festgefügt: zu teuer, schlecht geführt, Personalengpässe, zu viele Studienabbrüche, abnehmende Studienqualität und was sich sonst noch so Negatives über unsere akademische Ausbildung ausdenken lässt. Nur die schlechte Nachricht ist überhaupt eine Nachricht. Aber es kann in einem VDE dialog nicht darum gehen, die Erwartungshaltung der Leser zu bestätigen. Information bemisst sich schließlich am Grad der Neuigkeit. Viele Hochschulen klagen über die Eingangsqualifikation der Studierenden. Da hilft auch das Argument nicht, darüber jammere man nun schon seit 2000 Jahren. Alle hätten gerne klügere Erstsemester und gerne viel mehr Frauen in den Ingenieurstudiengängen. Die Studienanfänger kommen mit 18 Jahren und oft mit mäßigen allgemeinen und speziellen Vorkenntnissen. Die Hochschulen sollen sie dann in drei bis vier Jahren fachlich qualifizieren und gereifte 22-jährige Jungakademiker ausbilden. Was ergeben sich daraus für aktuelle Herausforderungen der In- »Europa setzt auf das Können genieurausbildung? Die Bachelor-Master-Debatte ist immer noch der jungen Generation.« nicht abgeschlossen, aber um Strukturen geht es eigentlich nur am Rande. Im Kern geht es um Vermittlungsformen, um den schillernden Begriff der Kompetenz, um das Verhältnis von Fach- und Führungswissen und um ein verändertes Wahrnehmungs- und Lernverhalten der jungen Generation. Viel diskutiert werden das Verhältnis zur klassischen Lehre, die Durchlässigkeit des Bildungssystems und das duale Studium. Mit einem gewissen Erschrecken nehmen die Hochschulen dann noch zur Kenntnis, dass sie scheinbar nicht zum Beruf qualifizieren. Unternehmen gehen oftmals davon aus, dass Berufsanfänger zwischen einem und fünf Jahren brauchen, um in der Wirtschaft richtig anzukommen. Insbesondere die eher formalen Dinge wie Normen und Richtlinien, Qualität, Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit bleiben eine Herausforderung. Europa setzt auf das Können der jungen Generation. Es wird Zeit, Allianzen zwischen Unternehmen und Hochschulen zu bilden und ernsthaft Konsequenzen zu ziehen. Der VDE bietet dazu viele Gelegenheiten. Wir widmen uns im vorliegenden VDE dialog ein paar wichtigen Aspekten der Ausbildung von Ingenieurinnen und Ingenieuren für unsere gemeinsame Zukunft. Was nützt das Klagen, wir brauchen Lösungen. Prof. Dr. Michael Berger Vorsitzender VDE-Ausschuss „Studium, Beruf und Gesellschaft“ Vizepräsident der Fachhochschule Westküste, Heide/Holstein 03 INHALT 12 Duales Studium, Fachhochschule oder Universität? Reicht ein Bachelor- oder sollte es ein Master-Abschluss sein? Mit oder ohne Promotion? Welcher Abschluss qualifiziert am besten für den erfolgreichen Berufseinstieg? SPEKTRUM TITEL 06 MELDUNGEN 12 KARRIERE 07 18 DUALES STUDIUM 3D-Technik / Halbleiter / Bundeswehr / Fortschritt / Flugsicherung / Datenübertragung / Roboter / Digitalisierung / Arbeitsmarkt PERSONALIA Dr. Thomas Benz / Wolfgang Niedziella / Dr. Marianne Mertens / Prof. Dr. Arndt Bode / Matthias Machnig Wie macht man am besten Karriere? Wichtige Faktoren sind die Wahl der richtigen Hochschule, die Persönlichkeit – und eine Portion Glück. Duale Studiengänge liegen im Trend, die Angebote im Bereich Elektrotechnik steigen bundesweit kontinuierlich an. Welche Vorteile bieten sie? 08 RUNDRUF 20 START-UPS 11 INTERVIEW 24 YOUNG PROFESSIONALS Welche Schwerpunkte muss eine strategische Technologiepolitik im Hinblick auf die Zukunftstechnologien 2020 setzen? Prof. Volker Saile, Chairman des MikroSystemTechnik-Kongresses in Karlsruhe, im Gespräch über die Bedeutung der Veranstaltung und der Technologie für Deutschland. 04 Ohne Umwege direkt in die Chefetage. Für diesen Traum gründen einige Hochschul absolventen gleich ihr eigenes Unternehmen. Die Stimmung unter den Young Professionals der Elektro- und Informationstechnik im VDE ist gut. Zu Recht, wie die aktuelle VDE-Studie zeigt. 32 30 Ein Astronaut zum Anfassen. „Tag der Technik“-Schirmherr Alexander Gerst zeigte sich als perfekter Botschafter für den Nachwuchs. 34 Die Möglichkeiten für Online-Kriminelle sind deutlich größer geworden. Insbeson- Verschiedene Unternehmen arbeiten daran, die ursprünglich für Elektrofahrzeudere mobile Endgeräte sind ein beliebtes Ziel für Angriffe. ge entwickelten Batterien auch für andere Anwendungen einzusetzen. FOTOS: SEITE 04: © KASTO / FOTOLIA.COM; SEITE 05: ESA (OBEN), © SP4764, © THOSTR / FOTOLIA.COM (UNTEN), DAIMLER AG (RECHTS) THEMEN 27 FORSCHUNG Trotz großem Druck aus Asien belegt Deutschland in puncto Forschung einen Platz an der Spitze. 30 BATTERIEFORSCHUNG Energiespeicher spielen eine wichtige Rolle bei der Sicherung der Netzstabilität und beim Fortschritt der Elektromobilität. 32 VERANSTALTUNGEN Technik im Fokus: Die Besucher zeigten sich begeistert vom abwechslungsreichen Programm beim Tag und bei der Nacht der Technik. 34 IT-SICHERHEIT Trotz wachsender Gefährdung machen sich nur wenig Bürger Sorgen um Datenbetrug. Und auch Firmen schützen sich oft nur unzureichend vor Angriffen. KOMPAKT 38 WISSEN 40 NORMUNG / PRÜFUNG 42 AUS DEN REGIONEN 44 VDE YOUNGNET 46 TERMINE 48 INFOCENTER 50 DEBATTE 05 SPEKTRUM 3D-TECHNIK HALBLEITER Haus aus dem Drucker Ersatz für Silizium In Dubai wird das erste voll funktionstüchtige Büro der Welt im 3D-Druckverfahren gebaut. Das futuristische Gebäude ist Teil des Projekts „Museum der Zukunft“. An der TU München wurde ein innovatives Halbleitermaterial aus Phosphor und Arsen hergestellt. Das Büro soll eine Größe von rund 185 Quadratmetern haben, mithilfe eines sechs Meter hohen 3D-Druckers schichtweise ausgedruckt und anschließend vor Ort innerhalb weniger Wochen zusammengebaut werden. Mobiliar, Details der Innenausstattung sowie Strukturbauteile werden ebenfalls komplett im 3D-Druckverfahren hergestellt. Die innovative „Bauweise“ bringt immense Vorteile mit sich. Es werden Einsparungen von mehr als 50 Prozent bei Produktionszeit und Arbeitskosten erwartet. Auch die Umwelt gewinnt bei dem Verfahren: Experten erwarten 30 bis 60 Prozent weniger Bauabfälle. Neben der Produktivität kommt auch der Nachhaltigkeit ein hoher Stellenwert zu. Vor allem aber bedeutet dieses Haus einen wichtigen Schritt in Richtung Marktreife des 3D-Drucks, der bisher noch nie in derart großem Stil eingesetzt wurde. Das Büro ist die erste große Initiative des „Museums der Zukunft“. Das insgesamt mehr als 120 Millionen Euro teure Projekt ist Teil einer Zusammenarbeit zwischen Dubai und WinSun Global – einem Joint Venture zwischen dem chinesischen Seit vielen Jahren ist Silizium die Basis der modernen Elektronik. Doch die Transistoren stoßen langsam an ihre Grenzen. Zudem ist Silizium hart und spröde. Im Wettlauf um neue Materialien gilt schwarzer Phosphor, der Arsen enthält, als die Alternative, die langfristig Silizium ablösen könnte. Wissenschaftler der TU München haben eine Methode entwickelt, um Arsen-Phosphor ohne hohen Druck zu synthetisieren. Das erfordert weniger Energie und ist zudem günstiger. Über den Arsengehalt kann die Lücke zwischen Valenz und Leitungsband präzise eingestellt werden. „Das erlaubt uns, Materialien mit bisher unerreichbaren elektronischen und optischen Eigenschaften in einem Energiefenster herzustellen, das bislang nicht zugänglich war“, sagt Professor Tom Nilges, Leiter des Fachgebiets für Synthese und Charakterisierung innovativer Materialien. In einer internationalen Kooperation mit der Universität Regensburg sowie der University of Southern California (USC) und Yale ist es den Chemikern gelungen, auf Basis dieses Materials erstmals Feldeffekt-Transistoren herzustellen. 06 3D-Druck-Unternehmen WinSun und internationalen Investoren – sowie den Architektur- und Ingenieurbüros Gensler, Thornton Tomasetti und Syska Hennessy. Das „Museum der Zukunft“, dessen Bau Anfang des Jahres in Dubai begonnen wurde, soll künftig nicht nur technologische Entwicklungen aus aller Welt ausstellen, sondern auch als internationales Innovationszentrum dienen. Unter dem Motto „See the future, create the future“ werden hier ab 2017 auf sieben Etagen von Designern, Wissenschaftlern, Unternehmern und Investoren die Technologien von morgen entwickelt und vorgestellt. Das Büro aus dem 3D-Drucker wird in der Nähe des Museums aufgebaut und soll dessen Belegschaft als vorübergehendem Hauptsitz dienen. Das Design basiert auf Forschungen über die Anforderungen der Arbeitswelt von morgen. Der Raum ist offen und flexibel angelegt und für verschiedene Einsatzmöglichkeiten sowie Teamgrößen geeignet. Darüber hinaus soll das Gebäude eine kleine digitale Fertigungsstation und einen Bereich für eine Ausstellung über den 3D-Druck beinhalten. Personalia +++ Ab 1. November 2015 ist 1 DR. THOMAS BENZ neuer Geschäftsführer der Energietechnischen Gesellschaft im VDE (VDE | ETG). Er folgt auf Wolfgang Glaunsinger, der nach 14 Jahren in den Ruhestand geht. Benz, derzeit Mitglied im Vorstand der VDE | ETG, war zuletzt Leiter Energiepolitik der Energietechnik-Division bei der ABB AG in Mannheim. +++ 2 WOLFGANG NIEDZIELLA, Geschäftsführer des VDE-Instituts, ist neuer Vorsitzender des IECEE (IEC System for Conformity Testing and Certification of Electrotechnical Equipment and Components). Niedziella ist der erste Deutsche, der diese Position einnimmt. Er wird das Amt bis 2018 innehaben. +++ Der Klee-Preis geht dieses Jahr an 3 DR. MARIANNE MERTENS. Der Preis wird von der Deutschen Gesellschaft für Biomedizinische Technik im VDE (VDE|DGBMT) und der Stiftung Familie Klee vergeben und ist mit 5000 Euro dotiert. Mertens erhält die Auszeichnung für ihre Dissertation „Theranostic Tissue Engineering: Magnetic Resonance Imaging of Biohybrid Vascular Grafts“, die sie am Helmholtz-Institut für Biomedizinische Technik erarbeitet hat. +++ 4 PROF. DR. ARNDT BODE ist mit der BUNDESWEHR FOTOS: SEITE 06: MUSEUM DER ZUKUNFT, BATTENBERG, ANDREAS / TUM SEITE 07: VDE (1, 2, 3), ANDREAS HEDDERGOTT (4), MICHAEL VOIGT (5), © ISTOCK.COM/-ANTONIO- Cyber-Offensive Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen will die Bundeswehr auf den Cyberkrieg einstellen. Die Gesellschaft für Informatik kritisiert die offensive Ausrichtung der neuen Strategie. Laut einem Bericht von SPIEGEL ONLINE fordert das Verteidigungsressort eine deutliche Aufstockung und Zentralisierung der IT-Ressourcen der Bundeswehr. Die Truppe soll künftig nicht nur zur Abwehr digitaler Angriffe, sondern auch zu offensiven Cyber angriffen im In- und Ausland in der Lage sein. Das Nachrichtenmagazin zitiert dazu aus einem geheimen Strategiepapier. Dieses gehört zur Vorbereitung auf das neue Weißbuch der Bundeswehr, das die sicherheitsund außenpolitische Ausrichtung der 2 3 4 5 Konrad-Zuse-Medaille ausgezeichnet worden. Bode ist Vizepräsident der TU München sowie Leiter des Leibniz-Rechenzentrums der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Die Konrad-ZuseMedaille wird seit 1987 für besondere Verdienste um die Informatik vergeben. +++ 5 MATTHIAS MACHNIG, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, sowie Ministerialdirektor Prof. Dr. Wolf-Dieter Lukas aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung gestalteten das VDE/ZVEI-Symposium Mikroelektronik „Cyber Security: Mikroelektronik als Lösung“ Anfang September in Berlin mit. Truppe festlegt. Das Internet und IT-Sicherheit“. Das Grundgesetz der andere Kommunikationsplattformen Bundesrepublik Deutschland regle in sollen neben den klassischen Kriegs- Artikel 87a unmissverständlich, dass schauplätzen Land, Luft, See und die Streitkräfte zur Verteidigung eingeWeltraum als neuer „Operationssetzt werden. In der IT-Sicherheit raum“ der Bundeswehr deist aber laut Pohl die Grenze finiert werden. Dafür sei zwischen defensiven und „die Bereitstellung von offensiven Maßnahmen adäquaten Strukturen nicht immer leicht zu und Ressourcen“ erziehen. Umso wichtiforderlich. Das Vorger sei es daher, sich haben hat einige kritivon vornherein auf die sche Reaktionen unter Cyberverteidigung zu IT-Experten hervorbeschränken – diese gerufen. Die Gesellaber dafür besonders schaft für Informatik ernst zu nehmen. (GI) begrüßt zwar den Den aktuellen Stand Vorstoß der Ministerin, der IT-Sicherheit in die Cyberverteidigung Deutschland bezeichnet der Bundesrepublik zu stärPohl als desolat. Dies zeige ken. „Die Pläne, auch offensive die Vielzahl der Angriffe gegen Cyberfähigkeiten für die Bundeswehr den Bundestag, Ministerien, Behörzu schaffen, können dagegen nicht den und Unternehmen – etwa aus unwidersprochen bleiben“, sagt Pro- der Chemiebranche, der Energiewirtfessor Hartmut Pohl, Sprecher des schaft oder der Finanzindustrie – soGI-Arbeitskreises „Datenschutz und wie gegen private Nutzer. 07 SPEKTRUM FORTSCHRITT RUNDRUF Politik mit Strategie Auf dem Presse-Workshop des VDE in München diskutierten hochrangige Experten über die Zukunftstechnologien 2020. Dabei wurde auch die Frage erörtert, welche Schwerpunkte eine strategische Technologiepolitik setzen muss. ALF HENRYK WULF, CEO der ALSTOM Deutschland AG und VDE-Präsidiumsmitglied » Für die Energiewirtschaft brauchen wir dringend ein neues Marktmodell, welches Investitionen ermöglicht, die wir benötigen, um eine Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Wir sind derzeit in einer Situation, in der wir für das Geld, das wir investieren, zu wenig zurückbekommen. Die Bundesregierung hat dies erkannt und ein entsprechendes Gesetzgebungsverfahren angestoßen. Sie hat sich dabei ein sehr mutiges und ehrgeiziges Ziel gesetzt. Jetzt muss daran festgehalten werden, um eine systemisch gute Lösung zu finden.« PROF. DR. ARMIN SCHNETTLER, Leiter Institut für Hochspannungstechnik der RWTH Aachen »Technologische Entwicklungen, gerade zu kritischen Infrastrukturen, erfordern stabile und am System orientierte politische Rahmenbedingungen. Wir müssen davon abkommen, nur einzelne Technologien oder Teillösungen in den Vordergrund zu stellen. Die Energiewende hat uns kritisch aufgezeigt, wie politische Weichenstellungen enorme wirtschaftliche Konsequenzen auslösen können. Es kann nicht die Aufgabe der Technologiepolitik sein, dauerhaft in Märkte und Lösungen einzugreifen. Eher sind langfristig verbindliche Ziele und gegebenenfalls finanzielle Einstiegshilfen festzulegen – der Industrie und dem Wettbewerb sind jedoch die technisch-wirtschaftlich besten Lösungsansätze zu überlassen.« PROF. DR. CHRISTOPH KUTTER, Leiter FraunhoferEinrichtung für Mikrosysteme und Festkörper-Technologie » Industrie 4.0 ist eine riesige Chance, Fertigung wieder zurück nach Deutschland zu holen. Wir brauchen aber politische Unterstützung, denn Energiekosten und deren Planbarkeit spielen dabei eine wichtige Rolle – besonders bei der Chipfertigung. Bei den Lohnkosten macht es wenig Unterschied, ob in Taiwan oder in Dresden produziert wird, weil in vollautomatisierten Fabriken vor allem Ingenieure arbeiten. In Asien gibt es aber beim Thema Energie eine stärkere Unterstützung durch den Staat und eine größere Verlässlichkeit. In Deutschland hängen dagegen die Preise von politischen Faktoren ab. Die Politik muss daher auch hier für stabile Rahmenbedingungen sorgen.« 08 Mittelmäßig digital Daimlers Vorstandsvorsitzender Dieter Zetsche fordert von der deutschen Politik mehr Engagement, um die Digitalisierung voranzutreiben. „Die digitale Infrastruktur in Deutschland passt nicht zum Entwicklungs tempo, sie ist nach wie vor leider nur Mittelmaß“, so Zetsche gegenüber der Zeitung „Sonntag Aktuell“. „Dass wir in Deutschland bei Themen wie Breitbandversorgung nur auf Platz 20 von 28 EU-Staaten sind, sagt leider alles“, wird der Daimler-Chef zitiert. Wenn Deutschland im Mittelmaß bleibe, werde die Existenz des Standortes Deutschland gefährdet. „Es wäre deshalb fatal, wenn die Politik bei diesem Thema ihre lange Leitung beibehalten würde“, warnt Zetsche. Bei Daimler, aber auch vielen anderen Unternehmen in Deutschland, werde die Digitalisierung der Arbeitswelt zwar „eher als Chance denn als Risiko“ gesehen, die Regierenden könnten mit dem Tempo der weltweiten Entwicklung aber nicht mithalten. Die Digitalisierung fordert nicht nur die Politik, sondern auch die Unternehmen. Laut einer Studie des Beratungshauses Sopra Steria Consulting und der Universität Hamburg stehen Unternehmen erheblich unter Druck, die Digitalisierung voranzutreiben. Für die Firmen ergeben sich insbesondere an drei zentralen Stellen erhebliche Herausforderungen: beim Aufbau und der Integration digitaler Kanäle zu ihren Kunden und Partnern, bei agilen und datengetriebenen Vorgehensweisen für die Entwicklung digitaler Angebote und bei der klaren Verankerung der Führungsverantwortung für die digitale Transformation. Die Untersuchung zeigt auch, dass die Unternehmen in den meisten Disziplinen noch viel vor sich haben. Erst wenige sehen sich gut aufgestellt. Für die multimethodisch angelegte Studie wurden unter anderem die Ergebnisse aus Interviews mit IT-Verantwortlichen und einer Feldbefragung von 90 Teilnehmern von Großkonzernen und Mittelständlern ausgewertet. FOTOS: SEITE 08: ALSTOM, SIEMENS, VDE; SEITE 09: UNIVERSITÄT DES SAARLANDES/DLR, © TH. REINHARDT / PIXELIO.DE FLUGSICHERUNG DATENÜBERTRAGUNG 30 Sekunden, die zählen WLAN aus der Lampe Ein Assistenzsystem, das die Gespräche zwischen Fluglotse und Pilot versteht, haben Wissenschaftler der Universität des Saarlandes gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt. Mit diesem kann der Computer selbstständig und schneller auf Planänderungen reagieren, die nur mündlich besprochen werden. Internet aus der Deckenlampe könnte schon bald Realität werden, wenn sich die jüngste Entwicklung aus der Universität Duisburg-Essen durchsetzt. Assistenzsysteme unterstützen Fluglotsen bei ihrer Aufgabe, damit Starts und Landungen reibungslos und effizient ablaufen. Sie berechnen Flugrouten, gleichen Daten wie Flughöhe oder Geschwindigkeit ab und machen dem Lotsen Vorschläge, wie er reagieren sollte. Wenn aber etwas Unplanmäßiges passiert, weil etwa eine Landebahn kurzfristig gesperrt wird, stößt der elektronische Assistent an seine Grenzen: „Tauschen sich Lotse und Pilot nur mündlich per Funk über solche Änderungen aus, bekommt das System das bislang nicht mit“, sagt Professor Dietrich Klakow. Etwa 30 Sekunden lang ist der Lotse dann auf sich gestellt – eine halbe Minute, die zählt, denn bislang erkennen heutige Assistenzsysteme erst danach die Absichten des Piloten und machen wieder brauchbare Vorschläge. Um diese Sicherheitslücke zu schließen, haben Klakow und sein Team von der Universität des Saarlandes in einem Pilotprojekt das Lotsenassistenzsystem des Düsseldorfer Flughafens weiterentwickelt und ihm Leuchtsignale von LED-Lampen kön nen auch zur kabellosen Datenübertragung genutzt werden. Experten für Halbleiter- und Elektrotechnik vom Center for Nanointegration (CENIDE) haben nun diese Technik entscheidend vorangetrieben. Sie entwickelten eine Leuchtdiode auf GalliumnitridBasis (GaN), die mit einer Frequenz von über einem Gigahertz betrieben werden kann. Ermöglicht wurde dies durch eine neue Architektur: Die Wissenschaftler arbeiten mit GaN-Nano drähten, die sehr dicht auf kostengünstige Siliziumsubstrate aufgebracht werden. So können interne elektrische Felder unterdrückt werden, die sich bisher negativ auf die Hochfrequenzeigenschaften von GaN-Leuchtdioden ausgewirkt haben. Zur Anwendung könnten die Leuchtdioden für die Datenübertragung auf kurzer Strecke kommen – etwa bei Funkübertragungen in Gebäuden oder beim Intranet über Plastikfasern. Die Lichtsignale des optischen WLANs verursachen keine Störsignale und sind für das menschliche Auge nicht irritierend. beigebracht, die zwischen Lotse und Pilot besprochenen Änderungen zu verstehen und einzukalkulieren. Bei dem Projekt, das vom HelmholtzValidierungsfonds mit insgesamt fast 400.000 Euro gefördert wurde, haben die Computerlinguisten der SaarUniversität mit dem Team von Professor Hartmut Helmke vom DLR zusammengearbeitet. Die Deutsche Flugsicherung (DFS) hat das Vorhaben unterstützt. Der erste Prototyp läuft bereits. Dieser erkenne anhand des Dialogs von Lotse und Pilot selbst, ob sich Abweichungen vom geplanten Ablauf ergeben, so Klakow. „Er passt seine Vorschläge für den Lotsen an und lässt dabei die Informationen außer Acht, die unwichtig sind.“ Er und sein Team haben hierzu den Spracherkenner des Systems mit Hintergrundwissen zu den Lotsenkommandos gefüttert. Jetzt wollen die Forscher den Prototypen so weiterentwickeln, dass das System zum praktischen Einsatz an Flughäfen kommen kann. 09 SPEKTRUM ROBOTER DIGITALISIERUNG Total sozial Digitale Dörfer Zur Verbesserung der Interaktion von Mensch und Maschine arbeiten Wissenschaftler an sozial kompetenten Robotern. In zwei Testregionen will das Fraunhofer IESE in den kommenden drei Jahren smarte Technologien für zukunftsfähige Infrastrukturen in ländlichen Regionen erproben. Das Projekt wird vom Land Rheinland-Pfalz mit 930.000 Euro gefördert. Eine internationale Forschergruppe aus Barcelona, Berlin, Hamburg, Hannover, Hatfield (UK), Osnabrück und Stockholm will soziales menschliches Verständnis und Verhalten untersuchen und in Roboter implementieren. Grundlage der Arbeit ist die Hypothese, dass auch sehr komplexen sozialen Interaktionen einfache sensomotorische Verhaltensmuster zugrunde liegen. Das Erlernen und Beherrschen von diesen Aktion-Effekt-Zusammenhängen ist entscheidend für die Wahrnehmung der Welt und um ein effizientes Miteinander-Agieren zu ermöglichen. Die Forschungsergebnisse sollen in informationstheoretische und neurowissenschaftliche Computermodelle übertragen werden, um damit humanoide Roboter für eine bessere soziale Interaktion mit Menschen zu trainieren. Diese sollen dann langfristig auch in der Lage sein, verschiedene neue Assistenzaufgaben zu übernehmen. Die EU-Kommission fördert das Konsortium im Rahmen des Programms „Horizon 2020“ mit 3,7 Millionen Euro. „Die fortschreitende Digitalisierung bietet ein großes Potenzial, ländliche Regionen für die Zukunft zu entwickeln – gerade auch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und der sinkenden Bevölkerungszahlen auf dem Land“, so die rheinlandpfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Neue und innovative Systeme sollen den Weg für die Zukunft der regionalen Wirtschaft ebnen und außerdem Chancen für neue Unternehmen eröffnen. Somit werden sowohl Arbeitsplätze als auch Wirtschaftskraft im ländlichen Raum geschaffen, der bei der Digitalisierung im Vergleich zu den Städten bisher immer zu kurz kam. Aber nicht nur Städte, sondern auch Dörfer müssen nach Überzeugung der Experten des Fraunhofer-Instituts für Experimentelles Software Engineering (IESE) smart und digital werden. Das Institut verfolgt in dem Projekt laut eigener Aussage einen ganzheitlichen Ansatz, der den Menschen in den Mittelpunkt stellt und sich an den Bedürfnissen des Alltags orientiert. „Dazu ist es nötig, bisher unabhängige Bausteine zu 10 einem großen Ganzen zusammenzufügen und somit effiziente Lösungen zu schaffen, die in ländlich geprägten Regionen nachhaltig bestehen können“, erklärt Institutsleiter Professor Peter Liggesmeyer. Grundlage dafür seien digitale Technologien und Systementwicklungsverfahren, die seit fast 20 Jahren den Forschungsschwerpunkt des Fraunhofer IESE bilden. „Wir können wichtige Szenarien – von zukunftsfähigen Mobilitätskonzepten über die intelligente Logistik bis zur telemedizinischen Behandlung – nur durch innovative und sichere Systeme verwirklichen“, so Liggesmeyer. Die beiden Testregionen werden von einer Jury bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern des Fraunhofer IESE, des rheinland-pfälzischen Ministeriums des Innern, für Sport und Infrastruktur, des Gemeinde- und Städtebundes sowie der Universität Koblenz-Landau unter 30 kommunalen Gebietskörperschaften ausgewählt. Im Fokus stehen dabei die Bereiche Mobilität und Logistik, Infrastruktur und Gebäudemanagement sowie neue Arbeitsmodelle für den ländlichen Raum. MIKROSYSTEMTECHNIK-KONGRESS 2015 Schaufenster der Branche VDE, BMBF und das Land Baden-Württemberg sind vom 26. bis 28. Oktober Gastgeber des MikroSystemTechnik-Kongresses in Karlsruhe – dem wichtigsten Treffen der Branche. Chairman Prof. Dr. Volker Saile spricht über die Bedeutung der Veranstaltung und der Technologie für Deutschland. 800 bis 1000 Wissenschaftler, Ingenieure und Industrievertreter werden zusammenkommen und sich dort miteinander vernetzen. Um diesen Kongress beneiden uns viele. Er ist weltweit einmalig. PROF. DR. VOLKER SAILE ist Leiter des Bereichs Physik und Mathematik am Karlsruher Institut für Technologie und Chairman des MikroSystemTechnik-Kongresses 2015. FOTOS: SEITE 10: © PHOTOBANK , © LORA_SUTYAGINA / FOTOLIA.COM; SEITE 11: PRIVAT Welche Impulse erwarten Sie vom MikroSystemTechnik-Kongress im Oktober? Der Kongress ist das große Schaufenster der deutschen Mikrosystemtechnik. Hier wird alles gezeigt, was in Deutschland derzeit auf diesem Feld in der Forschung, der Entwicklung und in der praktischen Anwendung geschieht. ARBEITSMARKT Wenig Entsendung Nur wenige Elektroingenieure werden durch Engineering-Dienstleister (EDL) entsendet. Auch Arbeitnehmerüberlassungen (AÜ) spielen in der Arbeit von Elektroingenieuren eine noch vergleichsweise kleine Rolle. Lediglich 0,9 Prozent der Elektroingenieure sind in einer AÜ beschäftigt. Die Gruppe der zum Kunden von Wie gut ist Deutschland in Sachen Mikrosystemtechnik aufgestellt? Deutschland ist exzellent aufgestellt – sowohl in der Industrie als auch in der Forschung. Die Mikrosystemtechnik gehört zu einem der ganz großen Schmuckstücke, die wir hierzulande in der Industrie haben. Sie ist die Voraussetzung, dass es unserer Industrie weiterhin gut geht. Denken Sie etwa an den Maschinenbau oder die Automobilindustrie. Dort ist heute alles vollgepackt mit Mikrosystemtechnik. Kann Deutschland dank der Mikrosystemtechnik bei den großen Trends wie Internet der Dinge oder Industrie 4.0 mitspielen? Deutschland muss dort mitspielen. Das sind Entwicklungen, die ein Land mitmachen muss, das nicht von billigen Arbeitskräften lebt. Dank der Mikrosystemtechnik haben wir beste Chancen, dort auch Spitzenreiter zu sein. einem EDL entsandten Mitarbeiter ist mit 1,8 Prozent aller Elektroingenieure ebenfalls relativ klein. Laut den Autoren einer Informationsschrift des VDE ist das Arbeiten bei EDL für Elektroingenieure noch nicht etabliert. Die Experten des VDE-Ausschusses „Studium, Beruf und Gesellschaft“ erwarten in diesem Berufsfeld jedoch einen starken Anstieg der Beschäftigungsverhältnisse. EDL wachsen überproportional stark – insbesondere auf dem Gebiet der Elektronik und der Informations- und Kommunikationstechnik. EDL können laut den Autoren attraktive Arbeitgeber sein, die Welche Herausforderungen sehen Sie dabei noch? Die Vernetzung ist sicherlich eine Herausforderung. Beim Internet der Dinge und bei Industrie 4.0 kommen ja unterschiedliche Disziplinen zusammen – unter anderem die Mikrosystemtechnik, die Mikroelektronik und die IKT. Diese Hochtechnologien müssen an vorderster Front zusammengeknüpft werden. Das kann kein Einzelner tun. Daher bieten sich Foren wie der MikroSystemTechnik-Kongress mit vielen Experten aus verschiedenen Bereichen an, die Vernetzung voranzutreiben – hier lernen wir voneinander. Wir haben daher die Themen Internet der Dinge und Industrie 4.0 in den Vordergrund des diesjährigen Kongresses gestellt. Wenn wir hier vorankommen wollen, brauchen wir auch neue Ansätze und Konzepte. Dabei wird die Software eine zentrale Rolle spielen. Sie wird für das Internet der Dinge modular aufgebaut und flexibel sein müssen. Ich bin auf diesem Gebiet kein Fachmann, aber mich begeistern die Entwicklungen wie das Cloudcomputing und das Konzept der Apps auf meinem Smartphone, die schon heute fantastische Möglichkeiten bieten. interessante und auch bessere Karrieremöglichkeiten bieten. Gerade große EDL böten viele Entwicklungsmöglichkeiten im eigenen Unternehmen, etwa in den Bereichen Projektmanagement, Vertrieb, Leitungsfunktionen wie auch Geschäftsführung oder Niederlassungsleitung. Ein zusätzliches Plus ist die relativ große Arbeitsplatzsicherheit, heißt es in der Infoschrift. Das Informationspapier basiert auf Expertenaussagen des VDE-Ausschusses „Studium, Beruf und Gesellschaft“, externen Quellen beziehungsweise Studien sowie VDE-eigenen Untersuchungen. 11 TITEL HOCHSCHULE Hochschule plus Ausbildung: Tobias Matzke, 30, hat parallel zum Fachhochschulstudium eine Ausbildung zum Elektrotechniker abgeschlossen. Heute arbeitet er in den Offshore-Windparks Nordsee Ost für den Energiekonzern RWE. KARRIERE DAS GLÜCK DER TÜCHTIGEN Genauso wenig wie das Glück, kann man eine Karriere erzwingen. Man kann sie aber durch das eigene Verhalten begünstigen. Die Hochschule, der Abschluss, eine Promotion sind mögliche Kriterien dafür. Ebenso einflussreich sind der Einstieg, Auslandserfahrung und Fleiß. Ohne den bekanntlich kein Preis. FOTOS: SEITE 12: RWE INNOGY (HINTERGRUND), PRIVAT VON PETER ILG Glück hat auf Dauer nur der Tüchtige. Wer an diesem Sprichwort zweifelt, sollte sich die Geschichte von Cornelia Schwarz, 30, anhören. Sie beginnt in der 9. Klasse einer Realschule in Lauingen, Bayern. Berufsfindungszeit. „Ich wollte keinen Bürojob, mich interessierte Technik.“ Um herauszufinden, wie die sich anfühlt, machte sie ein Praktikum bei BSH Hausgeräte in Dillingen, nur wenige Kilometer von ihrem Wohnort entfernt. Dort steht eine der weltweit größten Fabriken für Geschirrspüler. Etwa 2400 Mitarbeiter produzieren jährlich gut zwei Millionen Stück davon, ausgestattet mit moderner Elektrotechnik. Nach ihrem Praktikum war die Schülerin fasziniert davon. Sie bewarb sich und bekam die Ausbildungsstelle als Industrieelektronikerin, war anschließend eineinhalb Jahre Facharbeiterin am Band, davon drei Monate in den USA. Dann ging sie auf die Technikerschule in Nördlingen. „Dort war ich die erste Frau in der Elektrotechnik überhaupt.“ Zwei Jahre dauerte der Vollzeitunterricht, Fachhochschulreife inklusive. Und wieder zeigte sich ihr das Glück gegen Ende der Schulzeit. Die Schule startete damals eine Kooperation mit der Universität Wrexham. Die Kleinstadt liegt im Nordosten von Wales, eine Autostunde von Liverpool entfernt. Schwarz hat dort Elektrotechnik studiert. „Geplant war das nicht, es hat sich einfach ergeben.“ Die ersten drei Semester des Bachelorstudiengangs wurden den Technikern aus Deutschland erlassen, die anderen drei Studiensemester absolvierten sie in einem Jahr. Ohne lange zu fackeln, hat die junge Frau ihre Chance genutzt. 2009 war sie Ingenieurin, „pünktlich zur Wirtschaftskrise und deshalb ein halbes Jahr arbeitslos“. Im Frühjahr 2010 verbesserte sich die Lage und ihr alter Arbeitgeber stellte Schwarz in der Entwicklung für die Haushaltserprobung von Geschirrspülern ein. Dort ist sie noch heute tätig. „Für die Vorseriengeräte wähle ich Haushalte aus, die unsere Maschinen testen, erstelle Fragebögen, suche Fehlerquellen, falls solche auftreten.“ Dann baut sie die Teile aus oder nimmt die komplette Maschine mit ins Werk und sucht den Fehler im Labor. Cornelia Schwarz musste nicht lange überlegen, an welcher Hochschule sie studieren möchte. Die meisten anderen haben die Qual der Wahl: Duales Studium, Fachhochschule oder Universität? Reicht ein Bachelor- oder sollte es ein Masterabschluss sein? Vielleicht mit anschließender Promotion? Rein formal sind die drei Hochschularten gleichwertig. Grundsätzlich gilt: Fachhochschulen 13 TITEL HOCHSCHULE »Technologietrends haben wenig mit dem Studium zu tun, höchstens im letzten Studienjahr, in dem es um die aktuelle Berufsqualifikation geht.« PROF. DR. MICHAEL BERGER Vizepräsident der FH Westküste in Heide, Leiter des VDE-Ausschusses „Studium, Beruf und Gesellschaft“ » Bei uns sind Studenten mit Bachelor- und mit Masterabschluss willkommen. Wen wir einstellen, hängt von der Stellenanforderung und den persönlichen Fähigkeiten ab.« CHARLOTTE LAMMERS HR Business Partner Wind RWE Innogy »Betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse und ein Gespür für wirtschaftliche Zusammenhänge sind von Vorteil. Einen MBA-Abschluss aber erwarten wir nicht.« BRIGITTE STEUCK Head of HR-Marketing bei BSH Hausgeräte »Aus der Industrie kommt oft die Klage, dass die Bachelorausbildung nicht an die klassische Diplom- Ingenieurausbildung heranreicht, was die Qualität der Absolventen angeht.« REINHARD SCHARFF Geschäftsführer der Personalberatung personal total Stuttgart-Mitte 14 bilden für die Praxis aus. Dieses Prinzip steckt auch im neuen Namen dieser Hochschulart. Viele nennen sich „Hochschule für angewandte Wissenschaften“. Gelehrt wird anwendungsorientiert und mit festem Stundenplan. Universitäten sind deutlich weniger verschult, meist größer und das Studium ist theoretisch ausgelegt. Wer später wissenschaftlich arbeiten will, für den ist die Uni die richtige Wahl. Duale Hochschulen bieten eine Kombination aus Theorie und Praxis an Weil Bildung Ländersache ist, gibt es in einigen Ländern Berufsakademien. Diese bieten duale Studiengänge an. Das ist eine Kombination aus Theorie an der Hochschule und Praxis im Ausbildungsbetrieb. In Baden-Württemberg heißen Berufsakademien Duale Hochschulen. BSH zum Beispiel bietet ein duales Studium der Elektrotechnik zum Bachelor of Engineering in Englisch an. Andere Unternehmen kombinieren das Studium mit einer Berufsausbildung. Duale Studenten aber gibt es nicht wirklich viele. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts sind es in der Elektrotechnik im Wintersemester 2013/2014 rund 3700 gewesen. Insgesamt waren in diesem Fach circa 84.000 Studierende eingeschrieben. Die meisten studieren Elektrotechnik an einer Fachhochschule (47.000), an Universitäten sind es 37.000. Jeder zehnte Elektrotechnik-Student ist weiblich. Seit Jahren steigt die Frauenquote, in den vergangenen zehn Jahren hat sie sich fast verdoppelt. Dank mutiger Frauen wie Cornelia Schwarz. Leider spielt sich die Abbrecherquote in der Elektrotechnik auf hohem Niveau ab, auch wenn sie an Universitäten auf aktuell 37 Prozent zurückging. An den Hochschulen liegt die Quote bei 40 Prozent, in den Bachelorstudiengängen der Elektrotechnik ist sie dort am höchsten von allen Ingenieurstudiengängen. Diese Zahlen stammen vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung auf Basis des Absolventenjahrgangs 2012. Wer das Studium schafft, der kann sich schon allein deshalb zu den Tüchtigen zählen. „Mathe war schon richtig schwer“, erinnert sich Schwarz. Daran scheitern viele. Der Bachelorabschluss ist besser als sein Ruf Cornelia Schwarz hat – wie eingangs beschrieben – ein Bachelorstudium abgeschlossen. Die Zufriedenheit der Unternehmen mit Bachelorabsolventen geht zurück. Das zeigt die im Mai 2015 veröffentlichte Unternehmensbefragung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags zu den Erwartungen der Betriebe an Hochschulabsolventen. In der aktuellen Studie sahen nur noch 47 Prozent der Betriebe ihre Erwartungen als erfüllt an, 2011 waren es noch 63 Prozent. Gleichzeitig meinen nur 16 Prozent, dass Bachelor-absolventen gut auf den Arbeitsmarkt vorbereitet sind. Die Zufriedenheit mit Masterabsolventen ist im Jahresvergleich deutlich von 65 auf 78 Prozent gestiegen. Die TU Darmstadt gilt als die Wiege des Elektroingenieur-Studiengangs: 1882 schuf sie den weltweit ersten Lehrstuhl für Elektrotechnik. Heute bietet der Fachbereich FOTOS: SEITE 14: (V.O.N.U) PRIVAT, RWE INNOGY, BSH HAUSGERÄTE, PERSONAL TOTAL; SEITE 15: THOMAS OTT / TU DARMSTADT Elektrotechnik und Informationstechnik sowohl den Bachelor- als auch den Masterabschluss und die Promotion an. Die Elektrotechnik-Studenten wissen offensichtlich, was die Wirtschaft will. Deshalb hängen drei von vier Bachelorabsolventen ein Masterstudium an, teilt die Hochschulrektorenkonferenz mit. Schwarz stellt keine fachlichen Defizite bei sich fest. „Man arbeitet sich ohnehin in ein Fachgebiet ein und wird dann darin Spezialist.“ Sie hat derzeit nicht vor, noch einen Masterabschluss zu machen. Nach so langer Ausbildungszeit ist das verständlich – und in ihrem Fall auch nicht notwendig. Zu Beginn des Studiums ist der spätere Job meist noch unklar Denn: „Der Bachelorabschluss ist besser als sein Ruf“, weiß Michael Berger, Professor an der FH Westküste in Heide. Er ist als Vizepräsident für Lehre und Qualitätssicherung zuständig und leitet den Ausschuss „Studium, Beruf und Gesellschaft“ des VDE, der sich unter anderem um die Qualität des Ingenieurstudiums kümmert. „Bachelorabsolventen, die vorher eine Lehre abgeschlossen haben, kommen bei Mittelständlern hervorragend unter und sind dort auch die Person der Wahl.“ Bei der Bewertung von Bachelors würden so viele Kriterien eine Rolle spie- len, dass Berger eine verallgemeinernde Aussage darüber scheut, ob sie generell das notwendige Format mitbringen: Lebensgeschichte, Persönlichkeit, Alter, individuelle Fähigkeiten wie Sprachbegabung oder Führungsstärke. Einen Master braucht nach seiner Meinung objektiv nur der, bei dem die tieferen Fachkenntnisse wesentlich für die Aufgabe sind. Nur, wer weiß schon, wenn er sein Studium beginnt, welchen Job er anschließend macht? Wohl kaum jemand. Tobias Matzke, 30, hat an der Technischen Fachhochschule Bochum Elektrotechnik studiert und parallel dazu eine Ausbildung zum Elektrotechniker abgeschlossen. Seine Ausbildung machte er beim Energiekonzern RWE, sein Studium hat er als Diplom-Ingenieur abgeschlossen. Diesen Abschluss bieten heute nur noch ganz wenige Hochschulen an, die allermeisten Ingenieure aber tragen diesen Titel. Nach seinem Studienabschluss hat Matzke im RWE-Geschäftsbereich Gasspeicher Automatisierungsprojekte geleitet, seit 2012 arbeitet er bei dem Tochterunternehmen Innogy. Das ist die Erneuerbare-Energien-Sparte des Konzerns. „Zu RWE Innogy habe ich gewechselt, um näher an der Energietechnik und dem Betrieb zu sein.“ Jetzt ist er ganz nahe dran: Zwei Jahre hat er von Hamburg aus den elektrischen Betrieb des Offshore- 15 TITEL HOCHSCHULE Windparks Nordsee Ost vorbereitet. Seit dem Sommer ist er auf Helgoland auf der Betriebsstation und dort zuständig für die Mittel- und Langfristplanung von Wartungsund Serviceeinsätzen. „Ich koordiniere Servicekräfte und sorge dafür, dass die Anlagen sicher laufen.“ Zurzeit unterstützt er Kollegen bei der Zuschaltung neuer Windturbinen. Der Windpark liegt 30 Kilometer nördlich der Insel Helgoland. Von den 48 Anlagen der 6-Megawattklasse sind 40 in Betrieb. Die Gesamtleistung des Offshore-Parks liegt bei 295 Megawatt. RWE hat in Nordsee Ost rund eine Milliarde Euro investiert. Management-Nachwuchs wird häufig in Traineeprogrammen ausgebildet Dazu gehören auch Appartements auf Helgoland für die 15 RWE-Mitarbeiter der Betriebsstation. Die arbeiten im Zwei-Wochen-Rhythmus. Zwölf Stunden pro Tag und manchmal Bereitschaft. „Das ist schon ein grundlegender Unterschied zur 40-Stunden-Woche und jeden Abend daheim“, sagt Matzke. Er hat mit seiner Freundin ein gemeinsames Kind, beide können jederzeit nach Helgoland kommen und im Appartement wohnen, das er sich mit seinem Schichtpartner teilt. Schwarz und Matzke sind direkt ins Berufsleben eingestiegen, wie das die große Masse unter den Elektroingenieuren macht. Traineeprogramme sind die Ausnahme. Und wenn Unternehmen sie anbieten, dann sind das Konzerne oder große Mittelständler. Aus gutem Grund: Während der Trainee-Zeit lernen die Teilnehmer die Organisation kennen, können Beziehungen knüpfen und in den verschiedenen Stationen für sich herausfinden, welche Aufgabe zu ihnen selbst am besten passt. Häufig wird in Traineeprogrammen der Management-Nachwuchs ausgebildet. Eine Garantie auf Karriere ist die Teilnahme an einem solchen Programm aber nicht. Promotionen sind bei Elektroinge nieuren relativ wenig verbreitet Dass ein Mitarbeiter gut ist, muss er im Alltag in der Praxis zeigen. BSH Hausgeräte und RWE bieten Traineeprogramme an, die teilweise im Ausland stattfinden. Auslandserfahrung ist in unserer globalen Welt ohnehin wichtig. Wer die Möglichkeit hat, sollte ein Auslands semester einlegen. Promotionen sind bei Ingenieuren im Vergleich zu Naturwissenschaftlern, wie etwa Biologen und Chemikern, weniger verbreitet. Elektroingenieure, die an einer Uni studiert haben, promovieren deutlich häufiger als FH-Absolventen, was eben an der wissenschaftlicheren Ausbildung an Unis liegt. „Als forschungsorientierter Fachbereich haben wir bei uns vergleichsweise viele Studierende, die nach ihrem Masterabschluss eine Promotion anstreben“, sagt Professor Jürgen Adamy. Er ist Dekan des Fachbereichs Elektrotechnik und Informationstechnik an der TU Darmstadt. Die Hochschule ist Mitglied von German Ins tituts of Technology, einem Zusammenschluss von neuen 16 führenden Technischen Universitäten in Deutschland. Adamy spricht an dieser Stelle für die Elektrotechnik, weil an der TU Darmstadt der Elektroingenieur „erfunden“ wurde. 1882 berief sie den Physiker Erasmus Kittler auf den weltweit ersten Lehrstuhl für Elektrotechnik und bot erstmals ein Elektroingenieurstudium an. Im vergangenen Jahr haben in Darmstadt gut 60 Elektroingenieure ihre Promotion abgeschlossen. „Eine Promotion prädestiniert für eine wissenschaftliche Forscher- und Erfindertätigkeit und auch für eine Führungsposition“, sagt Adamy. Und auch für eine akademische Karriere, beginnend mit einer Juniorprofessur. In Adamys Fachbereich sind 15 Prozent der Professuren Juniorprofessuren. Professor Berger spricht für alle Hochschulen: „Wir haben Berechnungen angestellt, wonach in zehn Jahren auf jede offene Professur für Elektro- und Informationstechnik in Deutschland gerade mal fünf Promovierte kommen.“ Davon sind vielleicht drei für den Beruf als Hochschulprofessor geeignet. Nicht nur in der Industrie, auch an den Hochschulen droht ein Fachkräftemangel. Die Knappheit an Elektroingenieuren wird sich noch verstärken Dass die Arbeitsmarktchancen von Absolventen der Elektrotechnik „heute schon hervorragend“ sind, stellt Reinhard Scharff jeden Tag fest. Er ist Geschäftsführer von personal total Stuttgart-Mitte. Die Personalberatung sucht im Auftrag von Unternehmen hochqualifizierte Fach- und Führungskräfte, darunter häufig Ingenieure. Die Anfangsgehälter von Absolventen dualer Hochschulen und solcher mit Bachelorabschluss liegen nach seiner Erfahrung zwischen 40.000 und 45.000 Euro. Masterabsolventen bekommen zwischen 50.000 und 55.000 Euro. Promotionen bringen 60.000 bis 65.000 Euro. Scharff geht davon aus, dass sich die Knappheit an Elektroingenieuren verstärken wird. „Wir erwarten eine extrem große Nachfrage.“ Das hat auch mit Trendthemen zu tun, die auf der Elektrotechnik basieren. Industrie 4.0 zum Beispiel, die digitale, sich selbst organisierende Fabrik. Oder die Vernetzung der Gesellschaft, die mit immer größeren Schritten voranschreitet. Daran arbeitet auch Cornelia Schwarz. Bald schon lassen sich Geschirrspüler von BSH mit dem Smartphone steuern. Fünf Jahre arbeitet sie schon in der Haushaltserprobung und würde sich nun gerne weiterentwickeln. „Das Qualitätsmanagement interessiert mich.“ Deshalb liest sie regelmäßig die internen Stellenausschreibungen. Wetten, dass sie bald einen anderen Job hat? PETER ILG ist freier Journalist für Management und Karriere, Finanzen und Versicherungen sowie Informationstechnologie. WIE MACHT MAN KARRIERE? Souveränität ist entscheidend Wer Karriere machen will, muss souverän sein, sagt Jutta Boenig. Als Wirtschaftsmediatorin, systemischer Coach, Körpertherapeutin und Dozentin begleitet sie seit vielen Jahren Menschen und Organisationen in Veränderungsprozessen. Wichtig für die Karriere, so Boenig, sind aber auch die richtige Wahl der Hochschule, der passende Berufseinstieg und eine ausbalancierte Persönlichkeit. Jutta Boenig, Personalexpertin und Vorstandsvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Karriereberatung Sie beraten vor allem Ingenieure, oft in leitenden Positionen. Wie definieren Manager Karriere für sich? Durch ihre Personalverantwortung: Je mehr Mitarbeiter ein Manager hat, umso stärker ist sein Gefühl ausgeprägt, etwas bewegen zu können. Wer vielen etwas zu sagen hat und das am besten noch Mitarbeitern in aller Welt, der fühlt sich fast grenzenlos mächtig. Über diesen Grundsatz definieren sich Manager seit Generationen. Welchen Maßstab legen Sie an bei der Frage, ob jemand ein erfolgreicher Managertyp ist, wenn Sie Kandidaten für Unternehmen suchen? Ich halte Souveränität für entscheidend. Souveränes Handeln bedeutet, dass sich ein Manager über den Alltagsstress hinaus keine Problemfelder schafft, etwa Konflikte. Wenn er den nächsten Karriereschritt machen will, ist es unerlässlich, dass er in seinem aktuellen Job in Balance ist. FOTO: SEITE 17: PRIVAT Und was sind die Maßstäbe für Unternehmen, wenn sie einen Manager einstellen? Jeder muss nachweisen, Projekte erfolgreich abgeschlossen zu haben. Das steht bei den Unternehmen ganz oben auf der Liste. Zunehmend achten die Firmen darauf, ob die Mannschaft hinter ihrem Spielführer steht. Zahlen allein sind es also nicht mehr. Drittens sollte der Manager angemessen sein. Das heißt: Er muss sich auf allen Ebenen bewegen können. Er darf nicht arrogant, muss aber kommunikativ und authentisch sein. Der alte Karrierist, taff und unnahbar, nach Macht strebend, stirbt langsam aus. Gibt es in den Lebensläufen dieser erfolgreichen Menschen Ähnlichkeiten: den Studienort, haben sie Promotion, Auslandserfahrung? Je stringenter Studenten an einer Hochschule auf den Beruf vorbereitet werden, umso stärker werden Karrieren geformt. Die RWTH Aachen ist deshalb eine absolute Kaderschmiede. Viele Top-Manager haben dort ihren Abschluss gemacht. Pro- motion und Auslandserfahrung sind Karrierebeschleuniger, daran gibt es nichts zu rütteln. Wie wichtig ist der Einstieg ins Berufsleben für die Karriere? Hilft dabei ein Trainee oder ist der Direkteinstieg gleichwertig? Ich rate zum Traineeprogramm. Selbst wenn die Leute fachlich perfekt ausgebildet sind, mangelt es häufig an Persönlichkeit. Ein Traineeprogramm unterstützt die Profilbildung. Konzern oder Mittelstand, Entwickler oder Projektmanagement: Wie wichtig sind beim Einstieg für die Karriere beispielsweise Unternehmensgröße und Funktion? Grundsätzlich betreiben Konzerne eine ausgeprägte und facettenreiche Personalentwicklung. Im Mittelstand ist das weniger ausgeprägt. Wer eine Konzernkarriere anstrebt, wird auf fruchtbaren Boden treffen, sofern er das Potenzial dafür hat. Im Mittelstand muss man Karriere einfordern, da funktioniert Karriere nicht automatisch. Eine starke Persönlichkeit hilft dabei. Gibt es den entscheidenden Moment für die Karriere, an dem man Ja oder Nein sagen muss? Den gibt es. Erst kürzlich saß mir ein Ingenieur gegenüber, der mit einem solchen Moment konfrontiert wurde. Angestellter in einem Konzern, 37 Jahre, ihm wird die Leitung eines Projekts in Südamerika angeboten. Das wäre ein Wahnsinns-Karrieresprung für ihn. Er hadert mit sich, weil er seine Heimat nicht verlassen kann. Familie und Freunde scheinen ihm wichtiger. Wenn er diese Chance auslässt, bekommt er in diesem Unternehmen keine zweite. Welcher Typ eignet sich für höhere Aufgaben, wer bleibt besser in der Linie? Jemand, der aus der Metaebene analytisch und übergreifend Systeme verstehen, Mitarbeiter und Projekte ineinanderfließen lassen kann und gut ist in Führungsaufgaben, kann Karriere machen. Schwarz-Weiß-Denkern empfehle ich, auf der Fachebene zu bleiben. Dieser Typ tut sich schwer mit Karriere, das sind eher die Experten. Und auch die werden gebraucht. Es kann schließlich nicht jeder Chef sein. Vor allem aber muss man sich in seiner Rolle wohlfühlen. Nur dann kann man sie gut ausfüllen. Das Interview führte Peter Ilg. 17 TITEL HOCHSCHULE DUALES STUDIUM Kein Königsweg Bildung wird durchlässiger, Meister und Bachelor sind gleichwertig. Ziel: Die Erhöhung der Fachkräftezahl auf allen Qualifikationsstufen. Vor allem duale Studiengänge liegen im Trend. Die Anzahl der Angebote im Bereich Elektrotechnik für die Kombination aus Hochschulausbildung und Praxisphasen in Unternehmen steigt bundesweit kontinuierlich an. VON CORINNE SCHINDLBECK Energiewende, Digitalisierung oder Elektromobilität: Die Zukunft wird elektrisch sein und benötigt Fachkräfte auf allen Qualifikationsstufen. Zu diesem Zweck ziehen Verbände wie der VDE, der ZVEI und der ZVEH an einem Strang. So stand beispielsweise der gemeinsame IFA-Auftritt Anfang September in Berlin ganz unter dem Motto Fachkräftenachwuchs, Qualifizierung und Berufsbildung. Während jedoch Elektro- und Informationstechnik in Deutschland als Studienfach immer beliebter wird – 17.700 Erstsemester verzeichnete der Studiengang Elek18 trotechnik letztes Jahr, Tendenz steigend, vor allem dank ausländischer Studierender –, plagen die Elektrohandwerke Nachwuchssorgen. „Noch wird die Karriere im Handwerk nicht als lohnenswerte Alternative zur akademischen Ausbildung gesehen“, klagt der Präsident des ZVEH, Lothar Hellmann. Gemeinsames Ziel von Politik, Wirtschaft und Verbänden ist es daher, Potenziale zu heben und mehr Durchlässigkeit innerhalb der Qualifikationsstufen zu schaffen. Zum Beispiel Studienabbrechern Perspektiven im Handwerk auf- zuzeigen. Wer mehr Durchlässigkeit will, braucht zunächst mal einen Vergleichsrahmen. Diesen liefert der „Deutsche Qualifikationsrahmen“ (DQR), der 2012 unter Federführung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und der Kultusministerkonferenz – unter maßgeblicher Mitarbeit des VDE – verabschiedet wurde. Er dient als Übersetzungsinstrument, mit dessen Hilfe alle schulischen, akademischen und beruflichen Qualifikationen des deutschen Bildungssystems den acht Niveaus des Europäischen Qualifikationsrahmens (EQR) zugeordnet und verglichen werden können. FOTO: © FM2 / FOTOLIA.COM Gleichwertig, aber nicht gleichartig: Bachelor und Meister Seitdem sind die Abschlüsse Bachelor und Meister als gleichwertig anerkannt. „Gleichartig“, so Prof. Michael Berger,Vorsitzender des Ausschusses „Studium, Beruf und Gesellschaft“ im VDE, seien die beiden Abschlüsse freilich keineswegs: „Der Meister hat in der Regel Schwächen in Mathe oder Physik. Der Bachelor hingegen kann nicht mit dem Meister mithalten, wenn es um praktische Kompetenzen geht.“ Aller Vergleichbarkeit zum Trotz muss für den Wechsel zwischen beruflichem und hochschulischem Zweig individuell berücksichtigt werden, welche Vorkenntnis da ist, auch wenn das Mehraufwand bedeutet. Denn an der Qualität der Ingenieurausbildung mag der VDE nicht rütteln. Im Gegenteil, angesichts der zunehmenden Belastung vieler Studenten durch Nebenjobs hält Prof. Michael Berger die Qualitätssicherung in der Ingenieurausbildung für ein „zentrales Problem“. So glatt wie bei Andreas Friesinger läuft es nicht immer: Er schaffte es vom Gesellen zum Hochschulabsolventen mit Auszeichnung. Seine Stationen: Mittlere Reife, Ausbildung, Meisterprüfung, Aufstiegsstipendium, Fernstudium an der Wilhelm Büchner Hochschule mit Abschluss Diplom-Ingenieur Elektrotechnik (FH). Im vergangenen Jahr erhielt Friesinger, der heute als Spezialist für Embedded Systems Entwicklung bei der Firma BMK professional electronics in Augsburg beschäftigt ist, als Krönung den Studienpreis 2014 von der Gesellschaft für Systems Engineering GfSE. Die Studienzeit war für ihn arbeitsintensiv, „vor allem da ich in den ersten Semestern viel Mathe nachholen musste. Dies hat nur geklappt, weil ich das Lerntempo und den Studienfortschritt flexibel handhaben konnte“. Nun ist aber Friesinger, der als Kind schon von jeglicher Art von Technik fasziniert war, sicherlich ein Sonderfall. Spätestens dann, wenn klar wird, dass die Mathe- und Physikkenntnisse längst nicht ausreichen und – trotz Berufstätigkeit – gebüffelt werden muss, spielt die jeweilige Motivation eine große Rolle. Das ist im Vollzeitstudium nicht anders. Vor allem, wenn Nebenjobs die Lernzeit beschneiden. Umfragen besagen, dass Studenten bis zu 20 Stunden arbeiten, häufig fachfremd im Taxi oder in der Burger-Braterei, statt anwendungsbezogen als Werkstudent in einem Betrieb. Eine ganze Reihe von Studienabbrüchen könne man dadurch sicher erklären, meint Berger. Schließlich veranschla- ge der Akkreditierungsrat für ein Vollzeitstudium rund 1800 Stunden im Jahr – was einem Vollzeitjob entspricht. Vielleicht erklärt der Wunsch nach finanzieller Unabhängigkeit den Trend zum dualen Studium. Die Zahl der dualen Studiengänge an Berufsakademien, Fachhochschulen und Universitäten im Bereich Elektrotechnik ist von bundesweit 77 im Jahr 2010 auf 87 in 2011 angestiegen. Damit machte Elektrotechnik ein Zehntel aller dualen Angebote aus, mit 2000 beteiligten Unternehmen und 4000 Studierenden. Den Trend zum dualen Studium beurteilt Berger differenziert. Gut für diejenigen, die bereits wüssten, dass sie eine anwendungsnahe Position wie in Service oder Produktion anstreben. Oder solche mit Berufserfahrung und finanziellen Verpflichtungen. Für Abiturienten sieht Berger das duale Studium schon kritischer, vor allem wenn die finanzielle Unabhängigkeit als Entscheidungskriterium im Vordergrund steht. Der Schlüssel zum Studienerfolg liegt nicht in der Organisationsform Die Idee des dualen Studiums ist nicht grundsätzlich neu. Die Kombination aus Hochschulausbildung gepaart mit Praxisphasen gibt es schon seit den 60er-Jahren, als Werkstudenten bei Siemens. „Nur jetzt ist eben noch vielfach ein IHK-Lehrabschluss dabei“, so Berger. Positivbeispiele wie die FH Bochum, die im Rahmen der „Kooperativen Ingenieurausbildung“ (KIA) 15 Ausbildungsberufe mit Abschluss Bachelor im Curriculum stehen hat, hebt Berger hervor. Die Ausbildung ist auf zwei Jahre verkürzt. Das Studium gliedert sich in ein Basisstudium, das in den ersten beiden Jahren parallel zur Facharbeiterausbildung absolviert wird. Danach folgt das fünfsemestrige Vertiefungsstudium in Vollzeit. Die Organisationsform an sich sei aber nicht der Schlüssel zum Studienerfolg, sondern die individuelle Förderung des Einzelnen. So könnte finanzielle Förderung durch Stipendien die Notwendigkeit von Nebenjobs erübrigen. Auch sollten Unternehmen und Hochschulen Studierende so einsetzen, dass die Arbeit dem Lernfortschritt diene und das Studium gleichzeitig „studierbar“ bleibe. Dafür brauche es ein gemeinsames Qualitätsbewusstsein und bilaterale Absprachen, die die Lebenswirklichkeit eines normalen Studenten berücksichtigen. „Freilich brauchen wir auch weiterhin die klassisch-wissenschaftliche Ingenieurausbildung, die mit dem Master oder der Promotion endet“, ergänzt Berger noch. Denn für eine wissenschaftliche Laufbahn sei ein theoretisch fundierter Masterstudiengang immer noch die ideale Grundlage. Den „Königsweg“ gibt es also nicht. CORINNE SCHINDLBECK ist freie Journalistin und Redakteurin bei den WEKA Fachmedien. 19 TITEL HOCHSCHULE START-UPS Kopf aus dem Sand! Vom Hörsaal direkt in die Chefetage? Davon träumt so manch ein Studierender und gründet daher lieber gleich ein eigenes Start-up, statt sich mühsam in einem Unternehmen hochzuarbeiten. Man braucht dafür „nur“ eine zündende Idee, betriebswirtschaftliche Vorkenntnisse, viel Mut und noch mehr Durchhaltevermögen. VON MARTIN SCHMITZ-KUHL Andreas von Bechtolsheim – oben im Bild zu sehen – wäre ein wunderbares Beispiel für einen deutschen Elektroingenieur, der nach seinem Studium ein Unternehmen gründete und damit sofort durchstartete. Schließlich wurde er mit diesem Unternehmen und später folgenden Investments zu einem der reichsten Männer der Welt. Doch leider hat die Geschichte des Sun-Gründers und Google-Investors zwei kleine Schönheitsfehler: Erstens brach Bechtolsheim 1975, kurz nachdem er bei „Jugend forscht“ gewonnen hatte, sein Studium der Elektrotechnik an der TU München ab – aus Verärgerung, weil den Stu20 denten keine Computer zu Verfügung standen. Und zweitens setzte er danach seine Karriere eben nicht hierzulande, sondern in den USA fort. Stichwort: Silicon Valley. Als deutsche Erfolgsgeschichte taugt Bechtolsheim daher eher weniger. Er wird mit den Worten zitiert: „Die Deutschen haben den Kopf in den Sand gesteckt.“ Doch seit den 70er-Jahren ist viel passiert, und auch deutsche Erfolgsgeschichten gibt es inzwischen zahlreiche zu erzählen, wenngleich immer noch die wenigsten auf der Forbes-Milliardärsliste enden dürften. Es sind Geschichten von jungen Menschen, die sich nach dem Studium FOTO: SEITE 20: STIFTUNG JUGEND FORSCHT E. V. nicht in das gemachte Nest setzen, sondern sich stattdessen lieber selbst ein Nest bauen wollen. Start-ups nennt man neudeutsch solche Unternehmungen in den ersten Jahren ihres Bestehens. Dabei existiert häufig das klischeehafte Bild eines Bill Gates im Kopf: große Idee, kleine Garage. Doch selbst wenn diese Vorstellung zu kurz greift, steckt in ihr viel Wahres. Denn am Anfang eines erfolgreichen Start-ups stehen fast immer eine gute Idee und meistens leider auch geringe finanzielle Ressourcen, trotz zahlreicher Verbesserungen, die es auch in diesem Bereich hierzulande gibt. Laut dem Startup Monitor 2014 sehen immerhin noch 38 Prozent der Gründer den schwierigen Zugang zu Venture Capital als „schweres“ bzw. „äußerst schweres“ Hemmnis für die weitere Unternehmensentwicklung. Für eine Entwicklung also, die dafür sorgen könnte, dass ein Start-up nach einiger Zeit tatsächlich abhebt und zu einem „richtigen“ Unternehmen wird. Die Neuheit eines Unternehmens ist indes nicht das alleinige Kriterium, um als Start-up bezeichnet werden zu können. Ansonsten müsste man ja bei jeder neuen Boutique an der Ecke ebenfalls von einem Start-up sprechen. Eine weitere wichtige Eigenschaft eines Start-ups ist der Grad an Innovation, mit dem die Gründer und vor allem ihre Idee überraschen und überzeugen. Denn was wäre die Start-up-Branche ohne die Suche nach „the next big thing“? Start-ups sollten nämlich idealerweise ein überdurchschnittlich großes Wachstumspotenzial haben – zumindest ein weitaus größeres als die Boutique an der Ecke. Das Start-up modEnerco ist ein solches Unternehmen. Und Florian Rocktäschel und Niklas Rotering sind genau solche Unternehmensgründer. Ihre Idee: Eine cloudbasierte Energieberatung für Endverbraucher und Handwerker, die es ermöglicht, mit minimalem Aufwand und stets individuell für jede Immobilie die optimale Wärmeversorgung zu ermitteln. Das Unternehmen hilft so dem Verbraucher – in einem immer komplexeren und komplizierteren Markt –, mit der neuen Heizung Geld, Energie und CO2 einzusparen. Und dem Handwerker ermöglicht modEnerco, eine professionelle Beratung mit überschaubarem zeitlichem und finanziellem Aufwand anbieten zu können. Klingt nach einer guten Idee – aber nicht unbedingt danach, demnächst damit auf der Forbes-Milliardärsliste Erwähnung zu finden. „Wer bei Gründungen oder Start-ups an die schnelle Millionen denkt, hat nicht richtig aufgepasst“, meint Rocktäschel. Aber auch: „Selbst die richtig Großen wie Google oder Apple haben eine lange Leidensgeschichte hinter sich.“ Was nicht ist, kann also noch werden. Schon während des Masters wurde dem Elektroingenieur Rocktäschel klar, dass eine Karriere „wie aus dem Buche“ nichts für ihn sei. Viele Strukturen in den großen Firmen erschienen ihm zu träge und vorhersehbar. Auch die Vorstellung eines sicheren Einkommens lockte ihn nicht – da ging es ihm wie vielen jungen Leuten heutzutage. „Der Reiz, selber Dinge umsetzen zu dürfen und den Erfolg oder Fall in der eigenen Hand zu haben, übertrifft meist jede noch so gut klingende Position in einem weltumspannenden Konzern“, ist Rocktäschel überzeugt. Und was hat ihm auf seinem Weg am meisten geholfen? „Wegen unseres EXIST-Gründerstipendiums haben wir derzeit noch Räume im Gründerzentrum der RWTH Aachen“, erzählt Rocktäschel, inklusive ein Jahr lang Geld für den Lebensunterhalt sowie professionelle Unterstützung und Schulungsmöglichkeiten. Doch wichtig sei vor allem das Netzwerken – einerseits zu anderen Studenten und Gründern in Aachen, andererseits im Rahmen seines jahrelangen Engagements für das VDE YoungNet „Die einfachste Methode, mehr über das Potenzial eines Konzeptes zu erfahren, ist, Leute zu fragen, die sich damit auskennen“, so Rocktäschel. „Und gerade im elektrotechnischen Bereich ist der VDE mit seinen Veranstaltungen und Mitgliedern nun einmal die Nummer eins in Deutschland.“ Apropos elektrotechnischer Bereich: Täuscht der Eindruck, oder entstehen tatsächlich nur wenige Start-ups in der Elektrotechnik und die meisten im Online- und Softwarebereich? Rocktäschel ist davon überzeugt, dass dieser Eindruck stimmt. Und er weiß auch den Grund: Das liebe Geld. „Auch wir hatten diverse andere Ideen, die sich mit einem elektronischen Produkt beschäftigt haben“, berichtet er. Aber: „Alle diese Ideen mussten leider verworfen werden, da wir keine Möglichkeit gesehen haben, ausreichend finanzielle Mittel für die Entwicklung aufzutreiben.“ Viele Gründer starten in der Garage, wenige landen auf der Forbes-Liste Auch Dr. Carsten Rudolph bestätigt diesen Eindruck. Der promovierte Elektroingenieur leitet mit Bay StartUP die zentrale bayerische Institution für Unternehmensgründung und Finanzierung. Mit Businessplan-Wettbewerben, intensivem Coaching und einem großen Netzwerk von sogenannten Business Angels, Venture-Capital-Investoren und öffentlichen Kapitalgebern unterstützt er innovative Gründer. Dabei kämen gerade mal zehn Prozent der Einreichungen bei den Businessplan-Wettbewerben aus klassischen Ingenieurszünften wie Elektrotechnik und Maschinenbau, den Löwenanteil bestreite mit 55 Prozent die IT. Es sei einfach sehr viel leichter und weniger kapitalintensiv, eine innovative Software zu programmieren, als ein elektrotechnisches Produkt zur Marktreife zu führen. Und dann hat es vielleicht auch etwas mit der Mentalität zu tun. „Ingenieure probieren einfach nicht so viel aus“, berichtet Rudolph – der dieser Zurückhaltung jedoch auch etwas Positives abgewinnen kann: „Es gibt säckeweise gescheiterte Webshops, aber eben nur ganz wenige Elektrotechnik-Start-ups, die es dann nicht geschafft haben.“ Dieser „Zurückhaltung“ ist es vielleicht auch zuzuschreiben, dass auffällig viele Gründer von Elektrotechnik-Unternehmen selbst gar keine Elektrotechniker sind, sondern vielmehr Juristen (wie die Gründer von ubitricity, einem derzeit sehr erfolgreichen Berliner Start-up im Bereich Elektromobilität), Physiker (so beim Erlanger Hightech Spin-off neomicra im Bereich Industrieautomation/ Produktion) oder Absolventen der IT (wie die Würzburger Neugründer von Measurement in Motion, die mit einer neuen Laserscan-Technik aufwarten und damit gerade den bayerischen Hochschul-Gründer-Preis 2015 gewonnen haben). 21 TITEL HOCHSCHULE G R AFI K Finanzierungszusagen des High-Tech Gründerfonds nach Technologiefeldern Software as a Service (SaaS) 11,2 Medizin - Technik 9,8 Applikationssoftware 9,6 Industrielle Software 7,7 Maschinenbau / Automatisierung 6,0 Biotechnologie 6,0 Medien 5,6 e-Commerce 5,4 Internet - sonstige 5,4 Elektrotechnik / Elektronik 5,2 Diagnostik 4,6 Energie 4,6 Optische Technologien 4,4 Chemie / Werkstoffe 3,5 Kommunikation 3,3 2,7 Stand: 31.05.2015 QUELLE: HIGH-TECH GRÜNDERFONDS 5,0 Pharmazie Healthcare & Services Zusagen gesamt: 481 Elektrotechnik-Start-ups sind selbst im High-Tech Gründerfonds stark unterrepräsentiert. Dennoch täuscht der Eindruck, dass es sich bei Start-ups immer nur um Webshops und App-Produzenten handelt. Immerhin 30 Prozent der geförderten Unternehmen produzieren Hardware. Auch Marcus Schlüter ist weder Ingenieur noch Techniker, er hat Tourismusmanagement studiert. Doch das hielt den Münchner nicht davon ab, zusammen mit seinem Kompagnon Johannes Biechele, der Fahrzeugtechnik studiert hat, direkt nach dem Studium mit FAZUA ein Startup zu gründen, dessen Geschäftsidee ein Elektroantrieb für Mountainbikes ist. Das Besondere daran: „Die Antriebseinheit im Unterrohr – inklusive Motor, Elektronik und Akku – kann als Ganzes vom Fahrrad abgenommen werden und durch eine Blende ersetzt werden. Das Pedelec kann damit in Sekundenschnelle zu einem normalen Fahrrad gewandelt werden“, erklärt der stolze Gründer. Und das alles bei einem Zusatzgewicht von gerade einmal vier Kilogramm. Erste Antriebe sollen ab 2016 gefertigt werden, noch im gleichen Jahr ist die Auslieferung der ersten Fahrräder in den Handel geplant. „Das ist das Ziel“, so Schlüter. Was so viel heißen kann wie: Falls der Zeitplan nicht ganz eingehalten wird, bricht auch nicht gleich die Welt zusammen. Hauptsache, das Bike kommt überhaupt auf den Markt und kann an dem rasanten Aufschwung von E-Bikes partizipieren. Denn, so Schlüter: „Die Erfolgsaussichten sind unvorstellbar groß.“ Start-ups werden laut Startup Monitor zu 77 Prozent in Teams gegründet Die dafür nötigen Investitionen befinden sich allerdings im siebenstelligen Bereich; ohne die Privatinvestoren, die in22 zwischen über das Bay-StartUP-Netzwerk gefunden wurden, wäre dies nicht möglich. Aber auch nicht ohne das Anfangs-Invest des High-Tech Gründerfonds. Der Fonds investiert Risikokapital in Technologie-Start-ups, die vielversprechende Forschungsergebnisse unternehmerisch umsetzen. Dafür stellt er den jungen Unternehmen bis zu 500.000 Euro in einer Kombination von Eigenkapital und Wandeldarlehen zur Verfügung und erwirbt im Gegenzug 15 Prozent der Unternehmensanteile. In den vergangenen Jahren wurden so fast 500 Start-ups gefördert – darunter auch rund 30 Prozent aus dem Hardwarebereich, wie Dr. Andreas Olmes, für Elektrotechnik zuständiger Invest ment Director beim High-Tech Gründerfonds, betont. Den Grund für den Eindruck, dass Start-ups in erster Linie Unternehmen aus dem Digital-Business sind, sieht Olmes an deren Medienpräsenz. Und die liegt wiederum zum großen Teil daran, dass es dort viele B-to-C-Angebote gibt, also beispielsweise Onlineplattformen oder Apps, die sich direkt an den Consumer / Kunden richten. Startups, deren Produkte oder Dienstleistungen sich im B-toB-Bereich (Business-to-Business) bewegen, haben es dagegen deutlich schwerer, öffentlich wahrgenommen zu werden. Sie haben es aber auch nicht so nötig, schließlich ist ihre Zielgruppe eine andere. Und dass es bedeutend schwieriger sei, ein Produkt zur Serienreife zu bringen als zum Beispiel einen Webshop aufzumachen, habe langfristig durchaus auch Vorteile, so Olmes: „Wenn man es einmal geschafft hat und etabliert ist, kann man längst nicht so leicht kopiert werden.“ In der CODE_n-Halle auf der CeBIT 2015 konnten sich 50 Start-ups aus den unterschiedlichsten Ländern zu den Themen Digital Life, Future Mobility, Industry 4.0 und Smart City präsentieren (hier mit der interaktiven Installation ROBOCHOP, um das diesjährige Thema „Into the Internet of Things“ zu veranschaulichen). Wichtig bei solchen Gründungen ist aber vor allem, dass deren Förderung bereits in der Hochschule beginnt. So war es auch bei Marcus Schlüter, der betont, dass ohne die Unterstützung der Münchner Universität nie etwas aus FAZUA geworden wäre. Und das ist kein Einzelfall, genießt die Gründungsförderung der Münchner Universität doch einen hervorragenden Ruf. Aber auch andere Universitäten holen auf, mehr als 100 Gründungslehrstühle gibt es inzwischen in Deutschland. Laut dem aktuellen Gründungsradar des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft haben die deutschen Hochschulen im Jahr 2013 knapp 63 Millionen Euro in die Gründungsförderung gesteckt – immerhin eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr um 28 Prozent. Mit 3028 gründungsrelevanten Veranstaltungen außerhalb des Fachstudiums wurden zudem 45 Prozent mehr Veranstaltungen angeboten. Und auch die Zahl der Mitarbeiter in der Gründungsförderung stieg um knapp 40 Prozent auf 748. FOTO: DEUTSCHE MESSE Energiewende und Industrie 4.0 haben längst auch den Start-up-Markt ergriffen Von dieser Entwicklung profitiert auch Ioannis Relakis. Der diplomierte Elektrotechniker und Informatiker ist gerade mit seinen beiden Mitstreitern von Factor-E Analytics in den StarTUp Incubator der TU Berlin gezogen. Hier haben sie nun zwölf Monate Zeit, ihren Businessplan zu entwickeln und den Markteintritt vorzubereiten. Die Idee der drei Stipendiaten: Software für die fertigende Industrie. „Es gibt in Deutschland viele Familienunternehmen, die sich den nächsten Schritt zur Industrie 4.0 schlichtweg nicht leisten können“, weiß Relakis. „Genau dafür haben wir eine Lösung entwickelt: Wir vernetzen die Produktionsanlagen, indem wir elektrische Leistungsdaten in Echtzeit analysieren. So können wir prozessspezifische Informationen extrahieren.“ Durch das System soll der Energieverbrauch von Produktionssystemen bis zu 30 Prozent gesenkt, Stillstandzeiten reduziert, Ausfälle und Abnutzungen von Produktionsanlagen rechtzeitig erkannt und optimales Lastmanagement und Energiebeschaffung ermöglicht werden. „Was uns an der Gründung reizt, ist die Gelegenheit, etwas von Grund auf neu zu erstellen“, schwärmt Relakis. „Selbstständiges Arbeiten gibt uns darüber hinaus auch die Möglichkeit, flexibler zu denken und Konventionen herauszufordern – was wiederum neue Innovationen fördert.“ Und seine Ziele für die Zukunft, wo sieht er Factor-E Analytics in drei Jahren? „Dann sind wir etablierte Experten für die Anpassung der kleineren Betriebe an die Industrie 4.0 in ganz Europa.“ Das klingt so gar nicht danach, als ob hier noch ein Kopf im Sand stecken würde. MARTIN SCHMITZ-KUHL ist freier Journalist und Autor in Frankfurt am Main sowie Redakteur beim VDE dialog. 23 TITEL HOCHSCHULE YOUNG PROFESSIONALS Jung und begehrt Bewerbungen schreiben war gestern. Die jungen Elektroingenieure sind bei Arbeitgebern sehr gefragt. Nicht selten werden sie schon vom Hörsaal weg verpflichtet. Wer eine Bewerbung losschickt, hat schon nach wenigen Briefen Erfolg. Entsprechend gut ist die Stimmung unter den Young Professionals der Elektro- und Informations technik, so das Ergebnis einer aktuellen Studie des VDE. Ausgezeichnete Karrierechancen Für 61 Prozent der Young Professionals bietet der derzeitige Job als Ingenieur gute Karriereaussichten 24 Elektroingenieure tun sich vergleichsweise leicht damit, einen beruflichen Einstieg zu finden. Die Hälfte der jungen Ingenieure der Elektro- und Informationstechnik hat bereits mit einer der ersten vier Bewerbungen Erfolg. Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, dass die Stimmung unter den Young Professionals der Elektro- und Informationstechnik im VDE gut ist: Sieben von zehn Befragten empfinden ihre Tätigkeit als abwechslungsreich und kreativ. Sie erwarten von ihrem Beruf gute Karriereaussichten und sind von der gesellschaftlichen Relevanz ihres Tuns überzeugt, so das Ergebnis der VDE-Studie „Young Professionals der Elektro- und Informationstechnik 2015“. In der Studie befragte der VDE insgesamt 213 Young Professionals bis 35 Jahre zu Berufseinstieg und Studium. 88 Prozent von ihnen sind seit weniger als fünf Jahren berufstätig. Eine Tätigkeit, mit der man sich gut identifizieren kann, steht für 64 Prozent der Bewerber bei der Suche nach einem Arbeitsplatz an erster Stelle. Ein angenehmes Arbeitsumfeld mit netten Kollegen halten 60 Prozent für sehr wichtig. Eine langfristige Perspektive des künftigen Arbeitgebers und die Möglichkeit, ständig Neues zu lernen stuft die Hälfte (53 Prozent) als wichtig ein. Flexible Arbeitszeiten stehen bei 44 Prozent der Befragten ganz weit oben und 39 Prozent suchen einen Job, bei dem die Freizeit nicht zu kurz kommt. In einem internationalen Umfeld zu arbeiten, ein überdurchschnittliches Gehalt zu beziehen und vom Arbeitgeber beim Thema Kinderbetreuung unterstützt zu werden, bewerten hingegen nur jeweils etwa 15 Prozent der Befragten bei der Suche nach einem Job als ausschlaggebendes Kriterium. Energietechnik im Fokus Mehr als die Hälfte der Frauen und 42 Prozent der Männer spezialisieren sich bereits während ihres Studiums auf den Bereich Energietechnik Gutes Klima Eine Tätigkeit, mit der man sich identifizieren kann, ein angenehmes Arbeitsumfeld und nette Kollegen stehen bei der Suche nach einem Arbeitsplatz ganz oben Gesellschaftliche Herausforderungen wie die Energiewende oder die zunehmende Digitalisierung machen auch vor den Ingenieurstudiengängen nicht halt. Besonders beliebt unter den Jungakademikern ist die Energietechnik: Mehr als die Hälfte der Frauen (52 Prozent) und 42 Prozent der Männer spezialisieren sich während ihres Studiums im Bereich der Energietechnik, denn auch unter den Nachwuchsingenieuren hat sich längst herumgesprochen, dass diese Branche boomt und ein enormes Entwicklungspotenzial birgt. Die überwiegende Mehrheit der Young Professionals möchte perspektivisch in einem Unternehmen arbeiten. Auch diejenigen, die derzeit an einer Hochschule beziehungsweise an einem Forschungsinstitut beschäftigt sind, planen zum überwiegenden Teil, ihre Karriere in der Wirtschaft fortzusetzen. Schon jetzt arbeitet mit 64 Prozent der größte Teil der Befragten in einem Unternehmen. Der Beruf des Ingenieurs bedeutet einen Spagat zwischen Beruf und Privatleben, das glauben viele der Befragten: Rund ein Viertel stimmt der Aussage, dass die Arbeit eines Ingenieurs ständige Verfügbarkeit, häufige Überstunden und Wochenendarbeiten bedeuten, voll zu. 28 Prozent sind davon überzeugt, dass Ingenieure beruflich mehr eingespannt sind als Berufstätige mit anderen akademischen Abschlüssen. Dennoch sind nur 12 Prozent der Meinung, dass sie ihre sozialen, familiären Bedürfnisse nicht mit beruflichen Pflichten in Einklang bringen können. Als kreativ und abwechslungsreich beschreibt die Mehrheit der Berufseinsteiger (71 Prozent) ihren Job. Für 61 Prozent bietet er gute Karriereaussichten, 17 Prozent geben an, bereits Personalverantwortung zu haben, 56 Prozent streben diese an und 26 Prozent erwarten sie innerhalb der nächsten drei Jahre. Entsprechend hoch ist die Motivation der Young Professionals, sich für die berufliche Karriere zu engagieren: Rund elf Tage im Jahr nehmen die Befragten durchschnittlich an internen und externen Weiterbildungsveranstaltungen teil. Jung und begehrt 53 Prozent der Hochschulabsolventen verschicken bis zum Berufsstart weniger als fünf Bewerbungen, spätestens nach drei Vorstellungsgesprächen haben sie ihren ersten Arbeitsvertrag Unternehmen besonders attraktiv Die überwiegende Mehrheit der Young Professionals möchte perspektivisch in einem Unternehmen arbeiten DIE VDE-STUDIE „YOUNG PROFESSIONALS DER ELEKTROUND INFORMATIONSTECHNIK 2015“ In der Studie wurden insgesamt 213 Young Professionals bis 35 Jahre befragt. Davon waren 88 Prozent Männer und 12 Prozent Frauen. Zwei Drittel der Befragten sind zwischen einem und drei Jahren berufstätig. Die Studie kann für 250 Euro im InfoCenter unter www.vde.com bestellt werden. Für VDE-Mitglieder ist die Studie kostenlos. 25 TITEL HOCHSCHULE INTERVIEW Ingenieurmangel in Deutschland? Die nächste Welle des Defizits an Ingenieuren soll nach Berechnung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) in rund zehn Jahren in Deutschland ankommen. Der Stifterverband der Deutschen Wissenschaft hingegen gibt Entwarnung und sieht mittelfristig sogar einen möglichen Überschuss an Ingenieuren voraus. Der VDE dialog sprach mit Prof. Dr. Axel Plünnecke vom IW über seine Einschätzung. Die Zahl der Studienanfänger in den Ingenieurwissenschaften ist in den letzten zehn Jahren um circa 50 Prozent angestiegen. Das sollte doch Entspannung im Hinblick auf den künftig von Ihrem Institut wieder erwarteten Fachkräftemangel bedeuten. Oder kippt die Situation angesichts der hohen Quote Prof. Dr. Axel Plünnecke ist der an Studienabbrechern unter den Ingenieuren wieder Leiter des Kompetenzfelds Bildung, Zuwanderung und Innovation am in die andere Richtung? Institut der deutschen Wirtschaft Die deutliche Zunahme der Köln. In seiner Funktion als Berater Zahl an Studienanfängern der Bundesregierung erstellt er hilft bei der Fachkräftesicherung. Insbesondere durch zudem Gutachten zur Fachkräftesicherung. den Sondereffekt doppelter Abiturientenjahrgänge und durch die jüngsten Erfolge bei der Zuwanderung erwarten wir wie auch der Stifterverband eine Entspannung bis zum Jahr 2020. Danach dürfte sich jedoch die demografische Struktur auswirken – geburtenschwache Jahrgänge müssen geburtenstarke ersetzen und den Zusatzbedarf decken. Dies wird im Zeitraum von 2020 bis 2030 ohne zusätzliche Maßnahmen zur Fachkräftesicherung nicht gelingen. Hierfür haben wir verschiedene Szenarien berechnet. Zwischen 2020 und 2030 liegt der Engpass im günstigsten Fall bei 84.000, falls der Run auf die Ingenieurfächer wieder nachlässt und die Zuwanderung rückläufig ist, könnte der Engpass im schlimmsten Fall 390.000 betragen. Wie beeinflussen der demografische Wandel in Deutschland einerseits und Zuwanderung ausländischer Fachkräfte andererseits den Arbeitsmarkt für Ingenieure mittel- bis langfristig? Während Daten zum demografischen Wandel in Deutschland wie der Ersatzbedarf an Ingenieuren recht gut prognostiziert werden können, sind Daten zur Zuwanderung sehr volatil. Während von 2005 bis 2009 netto in Summe nur gut 100.000 Menschen zugewandert sind, waren es im Zeitraum von 2010 bis 2014 fast 1,7 Millionen Personen. Die Ingenieurbeschäftigung unter Zuwanderern ist dadurch deutlich schneller gewachsen als die Ingenieurbeschäftigung insgesamt. 26 Die Hauptzuwandererländer in Mittel- und Osteuropa stehen aber in den nächsten Jahren vor ähnlichen demografischen Herausforderungen wie Deutschland, sodass die Zuwanderungsdynamik wieder abnehmen dürfte. Insgesamt bin ich aber optimistisch, dass Deutschland eine hohe Zuwanderung von Ingenieuren erreichen kann. Die Zuwanderung über die Hochschulen ist hocheffektiv. Wenn die Kapazitäten an den Hochschulen gestärkt werden, sollte es gelingen, die Engpässe zu reduzieren. Die moderne Arbeitswelt ist im Wandel begriffen: Industrie 4.0, das Internet der Dinge, Robotik und andere Stichworte stellen anspruchsvolle Herausforderungen an die Elektroindustrie dar. Was bedeutet diese Entwicklung für den Arbeitsmarkt der Elektroingenieure? Für die nächsten Jahre entsteht dadurch ein Sonderbedarf. Dazu kommt noch die Energiewende als weiterer Nachfrageimpuls. Der Gesamtbedarf an Ingenieuren sollte in den nächsten Jahren weiter zunehmen. » Zwischen 2020 und 2030 liegt der Engpass im günstigsten Fall bei 84.000 Fachkräften, im schlimmsten Fall bei 390.000.« Beim Ranking der zehn besten Einstiegsgehälter belegen aktuell Ingenieurberufe die beiden vorderen Plätze. Aber: Bedingt durch die Verkürzung der Gymnasialzeit auf acht Jahre haben wir in den kommenden Jahren die Situation, dass doppelte Abiturjahrgänge in die Hochschulen und auf den Arbeitsmarkt gespült werden. Würden Sie heute den Abiturienten noch empfehlen, ein Ingenieurstudium zu beginnen? Dies gilt grundsätzlich für alle Hochschulfächer, Ingenieure sind aber gefragter als die meisten anderen Fachrichtungen. Dazu ist der Arbeitsmarkt semipermeabel. Während also Ingenieure auch in wirtschaftswissenschaftlichen Berufen als Berater, Vertriebler oder Manager tätig sind, können beispielsweise Wirtschaftswissenschaftler nicht in Ingenieurberufen arbeiten. Die technischen Systeme werden komplexer, sodass auch an den Schnittstellen zu anderen Berufen das technische Know-how immer wichtiger wird. THEMEN FORSCHUNG FOTOS: SEITE 26: INSTITUT DER DEUTSCHEN WIRTSCHAFT KÖLN; SEITE 27: RWTH AACHEN Platz an der Spitze Deutschland hat bei der Technik stets ein gutes Blatt im Kartenspiel. Die Gründe liegen im engen Zusammenspiel von Theorie und Praxis. Vor allem der Forschung und der Finanzierung neuer Forschungsvorhaben kommen eine große Bedeutung zu. Denn ohne diese sind weder Fortschritte in der Wissenschaft noch in der Technik möglich. VON BERND SCHÖNE Für die meisten ist es nach wie vor die pure Selbstverständlichkeit. Was immer es an neuen Technologien gibt, deutsche Forscher sind an vorderster Front dabei. Doch wir leben nicht mehr im 19. Jahrhundert, als die europäischen Staaten den technolo gischen Fortschritt unter sich ausmachten. Viele Länder sind heute weit davon entfernt, als technologische Komplettanbieter gelten zu können. Durch ein ausgeklügeltes System von staatlicher und regionaler Forschung versucht Deutschland dieser Entwicklung zu begegnen. Weltweit steht Deutschland hinter China, aber noch vor den USA und Japan auf Platz 2 im weltweiten Export forschungsintensiver Güter. Damit dies so bleibt, sind große Anstrengungen gerade an den Brennpunkten der technischen Entwicklung nötig, und die liegen oft am Rande oder genau zwischen den Grenzen der klassischen Universitätsfakultäten. Nie zuvor haben Staat und Wirtschaft in Deutschland gemeinsam so viel Geld für Forschung und Entwicklung bereitgestellt – im Jahr 2013 waren es fast 80 Milliarden Euro. In der aktuellen Vergleichsstudie „Innovation Union Scoreboard 2015“ der Europäischen Kommission belegt 27 THEMEN Deutschland weiterhin einen Spitzenplatz als Innovationsführer unter den EU-Staaten. Innerhalb des neuen EU-Rahmenprogramms „Horizont 2020“ hat Deutschland laut EU-Kommission sowohl die höchste Beteiligung an bewilligten Projekten als auch bei den eingeworbenen Fördermitteln erreicht. Rund 3300 deutsche Institutionen haben Anträge eingereicht, über 900 davon waren damit erfolgreich. Insgesamt hat Deutschland 2014 die Summe von 1,5 Milliarden Euro aus Brüssel eingeworben, mehr als je zuvor in einem EU-Forschungsrahmenprogramm. Forschung und Innovation sind damit die einzigen Politikbereiche, in denen die deutschen Beiträge zum EU-Haushalt und die Rückflüsse annähernd ausgeglichen sind. Internationalisierung der Hochschulen gefordert Internationale Vernetzung von Forschergruppen und ein zunehmender Austausch von Wissenschaftlern und Studenten sind erklärtermaßen ein Ziel der Politik. Bereits 2008 hat die Bundesregierung eine Internationalisierungsstrategie für Wissenschaft und Forschung in Deutschland beschlossen. „Die Internationalisierung der Hochschulen ist ein zentrales Anliegen der deutschen und auch der europäischen Bildungspolitik“, sagt Prof. Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung. Laut einer Studie des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) steigt die Dynamik des internationalen Austausches stetig. Vorreiter sind neben den Kunst- und Musikhochschulen die Technischen Universitäten. Sie konnten die Anzahl ausländischer Wissenschaftler auf 13,8 Prozent steigern (plus 16 Prozent gegenüber dem letzten Erhebungsjahr 2006). Insgesamt gab es laut der Studie Mitte 2014 rund 31.000 internationale Kooperationen, die von fast 300 deutschen Hochschulen mit rund 5000 Hochschulpartnern in 150 Staaten vereinbart worden sind. Noch deutlicher fällt die Zunahme bei den ausländischen Studienanfängern aus. Hier stieg die Quote an Technischen Universitäten sogar um 29,2 Prozent 28 auf ein knappes Viertel ausländischer Studienanfänger. Mit dem „Aktionsplan Internationalisierung“ will das BMBF die Entwicklung weiter vorantreiben. Stets mit dem Ziel, mehr ausländische Studenten und Professoren nach Deutschland zu bringen. Stiftungslehrstühle in Deutschland noch rar Da sich Studiengebühren nur schlecht durchsetzen ließen, sind die Hochschulen auf andere Formen der finanziellen Unterstützung angewiesen. Eine Form des direkten Engagements sind Stiftungslehrstühle. Circa 660 Stiftungsprofessuren gibt es aktuell in Deutschland, das sind zwar nur zwei Prozent der in Deutschland vorhandenen Lehrstühle und somit auf den ersten Blick kein gewichtiger Beitrag. Doch da sie genau an den Brennpunkten der aktuellen Forschungstätigkeit operieren, ist ihre Bedeutung nicht zu unterschätzen. Aus diesem Grunde werden viele Lehrstühle nach Auslauf der vorher vereinbarten Zeit von den Universitäten oder dem Land weitergeführt. 1,4 Milliarden Euro fließen pro Jahr aus privaten Kassen in Stiftungslehrstühle. Das klingt viel, ist aber im Vergleich zu den USA wenig: Dort nehmen die ohnehin oft sehr reichen Hochschulen 20 Milliarden Euro an privaten Spenden ein. Jeder fünfte Stiftungslehrstuhl in Deutschland gehört dem Bereich der Ingenieurwissenschaften an, obwohl diese Lehrstühle mit knapp einer Million Euro zu den teuersten gehören. Aktuell unterstützen die Stiftungslehrstühle die aufgrund der Energiewende turbulente Forschungssituation. Hier werden leistungsfähige Energiespeicher benötigt, um die Ortsnetze zu stabilisieren, wenn plötzlich die einspeisenden Windräder oder Fotovoltaikanlagen ihre Leistung erhöhen oder vermindern. Um die Netze zu verwalten und zu steuern, sind schnelle Datenverbindungen nötig, deren Latenzzeiten deutlich unterhalb den im Internet üblichen Verzögerungszeiten liegen müssen. Der klassische Aufbau von Universitäten, bei denen die Batterietechnik in der Chemie und das Stromnetz bei der Energieerzeugung angesiedelt sind, stößt hier an seine Grenzen. Darum sind fakultätsübergreifende Forschungseinrichtungen so wichtig. Eine davon ist das E.ON Energy Research Center an der RWTH Aachen. Es umfasst Aspekte der Erzeugung, der Verteilung und der Steuerung von elektrischer Energie vom Hochspannungsnetz bis zum Ortsnetz. Seit zehn Jahren werden die Stiftungsprofessuren von E.ON unterstützt, das Fördervolumen summiert sich inzwischen auf 40 Millionen Euro. Darüber hinaus konnten weitere Drittmittel eingeworben werden. Wichtiger Bestandteil ist der „Real Time Digital Simulator“. Er ermöglicht es den Aachener Wissenschaftlern, ganze Ortsnetze zu simulieren und so die Auswirkungen schwankender Stromquellen auf die Netzstabilität zu untersuchen. Er zählt zu den leistungsstärksten Simulationswerkzeugen Europas. Auch das Konsumverhalten von Stromkunden sowie die Elektromobilität stehen im Fokus der sieben Professoren und 120 Mitarbeiter des Institutes, das derzeit unter der Leitung von Prof. Rik De Doncker an über 70 Projekten forscht. Hohes Forschungsinteresse an Mobilfunk 5G Daneben spielen Smart Grids in den Überlegungen der Forscher eine zentrale Rolle. Entscheidend ist eine zuverlässige und schnelle Kommunikation in Echtzeit, denn systemkritische Zustände wie „Kurzschluss“, oder „falscher Phasenwinkel“ müssen im Zeitraum von Millisekunden übertragen werden. Man spricht inzwischen von „taktilen Datennetzen“, bei denen, ähnlich wie beim menschlichen Nervensystem, wichtige Reize mit höchster Geschwindigkeit weitergeleitet werden, um eine sofortige Reaktion zu ermöglichen. Mit den Fragen der technischen Umsetzung beschäftigt man sich am Vodafone Stiftungslehrstuhl Mobile Nachrichtensysteme am Institut für Nachrichtentechnik der TU Dresden, unter Leitung von Prof. Gerhard Fettweis. Sein Stiftungslehrstuhl existiert ähnlich wie der in Aachen deutlich länger als fünf Jahre, Im Zentrum für Energie und Information in Garching sollen Energietechnik und Informationstechnik miteinander verknüpft werden. Forscher unterschiedlicher Diszip- FOTO: FRITSCH + TSCHAIDSE ARCHITEKTEN GMBH linen arbeiten dort Hand in Hand. Die TU München stellt sich damit der großen Herausforderung, Konzepte für eine sichere Energieversorgung zu erstellen. was das große Interesse der Stifter an diesem Forschungsfeld untermauert. „Der neue Mobilfunkstandard 5G wird den Nutzern nicht einfach nur mehr Bandbreite zur Verfügung stellen, sondern auch gänzlich neue Anwendungsfelder mit Echtzeitfähigkeit erschließen“, so Fettweis. Um dies zu erreichen, werden unter anderem neue Chiptechnologien, Sicherheitskonzepte und Netzwerkarchitekturen benötigt. Dazu forscht das Team um Fettweis in enger Abstimmung mit Netzbetreibern, Systemherstellern, Partnern aus der Industrie, dem VDE und der DKE. Ein ganzes Haus für die Batterieforschung Einen anderen Weg beschreitet man im wohlhabenden Bayern. Aus dem großen Energieforschungstopf der bayerischen Staatsregierung spendierte das Wissenschaftsministe- rium der Technischen Universität München (TUM) jüngst ein teures Forschungsgebäude in Garching. Der Grundstein für das 17 Millionen Euro teure „Zentrum für Energie und Information“ wurde am 22.7.2015 gelegt. Hausherr des 5513 Quadratmeter großen Gebäudes wird Professor Thomas Hamacher. Das bereits laufende, 30 Millionen schwere Batterie-Forschungsvorhaben Hamachers mit dem Industriepartner Varta, in das 13 Lehrstühle der TUM involviert sind, wird in das neue Zentrum integriert. Ziel ist der Bau eines containergroßen Batteriepuffers für lokale Stromnetze und für die Dritte Welt, wo er die dort üblichen Diesel aggregate ersetzen soll. Anfang 2017 wollen die Forscher in die Laborräume einziehen und die Folgen der Energiewende simulieren. Auf dem Programm stehen neben der Batterietechnik vor allem die Verknüpfung von Kommunikation und Energieversorgung über Smart Grids. Ganz bewusst will die TUM, aus deren Budget die laufenden Kosten bestritten werden, hier das Zusammenspiel von Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Fakultäten erproben, wie Geschäftsführerin Dr. Cornelia Gotterbarm erläutert. Glückliches Bayern? Vielleicht nur teilweise, denn der Freistaat stiftet zwar Labor und Gerät, aber keine neuen Planstellen. Das vorhandene Personal der TUM muss genügen. BERND SCHÖNE betreibt ein auf Technik spezialisiertes Redaktionsbüro in München. 29 THEMEN BATTERIEFORSCHUNG Wettlauf mit Hindernissen Die Batterieentwicklung kommt zurzeit nur langsam voran. Technologisch haben Lithium-Ionen-Akkus noch immer die Nase vorn, Alternativen müssen noch mit Problemen kämpfen. Anstöße kommen unter anderem vom E-Autobauer Tesla, der jetzt auch den Markt mit stationären Speichern ins Visier nimmt. VON MARKUS STREHLITZ Energiewende und Elektromobilität sind eng miteinander verbunden. Und in beiden Fällen muss noch ein großer Teil des Weges zurückgelegt werden, um das gesteckte Ziel zu erreichen. Ein wesentlicher Faktor dafür, wie schnell man auf der restlichen Strecke vorankommen wird, ist bei beiden Themen die Batterietechnologie. Die Energiespeicher sind notwendig, um künftig den stabilen Betrieb des 30 Stromnetzes zu gewährleisten. Und sie haben entscheidenden Einfluss auf die Reichweite eines Elektrofahrzeugs. Damit sitzen sie an einem wichtigen Hebel für den Erfolg der E-Mobilität. Die wichtigste Größe ist dabei die gespeicherte Energie der Batterien – und zwar besonders deren Verhältnis zum Batteriegewicht. Die Akkus im Elektrofahrzeug sollten möglichst viel Energie speichern können und dabei möglichst wenig wiegen. So lassen sich die größten Reichweiten erzielen. Entsprechend intensiv arbeiten Wissenschaftler daran, die Energiedichte der Batteriesysteme zu verbessern. Doch trotz dieser Anstrengungen hat sich bisher noch kein Konzept als das eine wahre Champion-System erwiesen. Am weitesten ausgereift und kommerziell am erfolgreichsten sind sicherlich Lithium-Ionen-Batterien. Darunter werden unterschiedliche Elektrodenmaterialtypen zusammengefasst, die auf einer hochreversiblen Einlagerung der Lithium-Ionen in das Aktivmaterial basieren und so hohe Zyklenzahlen erreichen können. Das Gros der E-Autohersteller setzt auf diese Technik. Auch hier wird stetig daran gearbeitet, die Energiedichte zu erhöhen, indem zum Beispiel das Zellgehäuse dünner konstruiert wird. Anforderungen an die Sicherheit, an den Produktionsprozess und an geringe Produktionskosten schränken die Möglichkeiten bei der Gewichtsreduktion allerdings ein. Parallel wird zurzeit daran geforscht, Graphit durch Silizium als Anodenmaterial zu ersetzen. „300 Wattstunden pro Kilogramm (Wh/kg) sind damit sicher in Reichweite“, schätzt etwa Markus Hagen vom Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie (ICT). FOTO: DAIMLER AG Geringe Zyklenzahlen stellen Hindernis dar Große Hoffnungen setzen einige Experten auch auf Lithium-Schwefel-Batterien. Bei dieser Technik wird das Graphit durch ein reines LithiumMetall ersetzt, das sowohl die Rolle der Elektrode als auch die der Lithium-Ionen-Quelle ersetzt. Die Energiedichte von Lithium-Schwefel-Batterien beträgt momentan 350 Wh/kg. Das Potenzial der Technik liegt aber bei 400 bis 600 Wh/kg. Größtes Hindernis für einen kommerziellen Erfolg stellen bisher aber noch die geringen Zyklenzahlen dar. Denn die liegen für Lithium-Schwefel bei gerade mal 50. Das bedeutet: Die Batterie lässt sich nur 50 Mal bei relativ konstanter Energiedichte aufund wieder entladen. Knackpunkt ist dabei der Elektrolyt, der sehr instabil ist. Derzeit ist noch unklar, ob sich Lithium-Schwefel-Batterien zu einer wirtschaftlich rentablen Lösung entwickeln werden. Eine Alternative für die Zukunft könnte eine andere Technologie sein: die Lithium-Luft-Batterie. Diese nutzt Sauerstoff, um Energie freizusetzen. Dazu reagiert dieser mit dem Lithium in der Batterie. Der große Vorteil: Der notwendige Sauerstoff kann der Luft entnommen und muss nicht in der Batterie gespeichert werden wie die sonst verwendeten Elektrodenmaterialien. Eine Lithium-Luft-Batterie kann somit bei gleichem Gewicht deutlich mehr Energie speichern als solche, die auf der Lithium-Ionen-Technologie basieren. Die Energiedichte soll mindestens fünf Mal höher sein. Doch wie bei der Lithium-Schwefel-Batterie stellt das Aufladen noch ein Problem dar. Und auch in diesem Fall ist der Elektrolyt die Ursache. Von einem alltagstauglichen Einsatz in Elektrofahrzeugen ist die Technologie daher noch weit entfernt. Die Lithium-Ionen-Batterie hat somit auch weiterhin die Nase vorn, wenn es um die Praxistauglichkeit geht. In den kommenden Jahren wird sich wohl keine Alternative etablieren. Und besonders leistungsfähige Modelle haben das Reichweitenproblem zumindest reduziert. Die Lithium-Ionen-Batterie von Panasonic, die im E-Sportwagen Tesla eingesetzt wird, kommt auf 240 Wh/kg auf Zellebene. Bis zu 485 Kilometer lassen sich damit laut Hersteller mit einer Batterie ladung zurücklegen – abhängig vom Tesla-Modell, Fahrstil und ausgewählter Batteriestärke. Stationäre Speicher auch für den Privatbereich Tesla will aber nicht nur die Elektromobilität vorantreiben. Unter dem Namen Powerwall hat das US-Unternehmen einen stationären Lithium-Ionen-Akku entwickelt, der als Energiespeicher für Solaranlagen gedacht ist. Er soll die Stromversorgung des eigenen Heims auch in sonnenlosen Stunden sichern. Systeme für das dezentrale Speichern von Energie gibt es viele. Doch Tesla wäre nicht Tesla, würde das Unternehmen nur das tun, was andere ohnehin schon machen. Das Besondere an dem Tesla-Angebot ist der Preis: 3000 US-Dollar kostet der Energiespeicher für den Hausgebrauch in seiner kleinen Variante mit sieben Kilowattstunden. Für 3500 US-Dollar erhält der Käufer ein 10-kWh-Modul. Auch Daimler hat das Geschäft mit stationären Batterien ins Visier genommen und bietet I N FO R MAT I O N Praxistest für Batterien Die Anforderungen an die Batteriesysteme im Fahrzeug sind hoch. Daher sind umfangreiche Tests der Technologie unabdingbar. Im Batterie- und Umwelttestzentrum des VDE-Instituts können Lithium-Ionen-Akkus für Elektroautos in mehr als 50 verschiedenen Einrichtungen auf Sicherheit und Dauerfestigkeit geprüft werden. Die Prüfstände sind so dimensioniert, dass sie auch Lkw-Batterien mit bis zu 400 Kilogramm Gewicht inklusive Befestigungsmaterial aufnehmen können. Herz des Prüfzentrums ist eine Anlage, in der das Batterieverhalten bei besonders schweren Unfällen untersucht werden kann. Daneben gibt es auch Prüfstände, um die Langzeitstabilität von Traktionsbatterien zu untersuchen. über seine Tochter Accumotive einen Lithium-Ionen-Speicher für Privathaushalte sowie für die Industrie an. Für den Einsatz im privaten Bereich lassen sich bis zu acht Batteriemodule von jeweils 2,5 kWh zu einem Energiespeicher mit 20 kWh kombinieren. Laut dem Bundesverband Erneu erbare Energie (BEE) nutzen bereits mehr als 15.000 Haushalte in Deutschland mithilfe intelligenter Speicher Solarstrom auch bei Dunkelheit. „Dezentrale Batterien tragen künftig zu einem stabilen Stromnetz bei und ergänzen Wind- und Solarstrom“, sagt BEE-Geschäftsführer Dr. Hermann Falk. Laut BEE machen die stark fallenden Preise die Hausbatteriespeicher für viele Photovoltaik-Anlagenbetreiber zunehmend interessant. Ob sich Investitionen in Heimspeicherlösungen aber tatsächlich rechnen, stellen viele Experten wie zum Beispiel Prof. Armin Schnettler von der RWTH Aachen bislang noch infrage. MARKUS STREHLITZ schreibt als freier Journalist hauptsächlich über Informationstechnologie. 31 THEMEN 2 1 VERANSTALTUNGEN 4 Tag & Nacht der Technik Zwei Tage und eine Nacht lang stand die Technik im Mittelpunkt: Gemeinsam mit zahlreichen Partnern hatte der VDE im Juni zum zwölften bundesweiten Tag der Technik eingeladen. Flankiert wurde dieser von der Nacht der Technik in Köln. Das Erlebnisprogramm zum Anfassen und Mitmachen wollte den Nachwuchs für Technik und technische Berufe begeistern – dem Astronauten und „Tag der Technik“-Schirmherrn, Alexander Gerst, ist das spielend gelungen. 32 5 3 6 1 Völlig losgelöst 4 Astronaut zum Anfassen Spannende Fakten rund um die Raumstation ISS und den Bei seiner „Landung“ in Düsseldorf zeigte Alexander Gerst Aufenthalt im All vermittelte „Tag der Technik“-Schirmherr sich als perfekter Botschafter der Technik. An Modellen der Alexander Gerst. Während seines sechsmonatigen Einsatzes Weltraumstation ISS, der Rakete Ariane 5 und der Sojus- im Weltraum umrundete er 2566 Mal die Erde. Kapsel vermittelte er am VDE-Stand seinem jungen Publikum anschaulich, wie es bei einem Weltraumflug zugeht. Immer auf Achse Die Führung durch das Kölner Instandhaltungswerk der 5 Schweißen, basteln, löten Deutschen Bundesbahn gab einen Einblick, welche Aufga- Neben Ausstellungen, Demonstrationen und Führungen ben die Ingenieure für die Bereitstellung und Instandhaltung boten Tag & Nacht der Technik ein vielfältiges, interaktives der Züge bewältigen müssen. Aktionsprogramm für den Nachwuchs. Die Mitmach- und Experimentierstationen bewiesen, dass Technik alles andere 3 Zeitreise als trocken ist. In wenigen Minuten um Jahrzehnte altern – Das Zentrum für Altersmedizin des Kölner St. Marien-Hospitals machte 6 Strahlend auch bei Nacht es möglich. Im geriatrischen Anzug „Age-Man“ konnten die Das Container-Terminal im Kölner Hafen Niehl bewies im Besucher hautnah erleben, wie ältere Menschen sehen, Rahmen der „Nacht der Technik“ eindrucksvoll, dass auch hören und sich bewegen. bei Dunkelheit die Kräne nicht ruhen. Die Anlage zählt zu den größten Terminals entlang der Rheinschiene. Jährlich werden dort rund 500.000 Container umgeschlagen. FOTOS: ESA (1), SIMON HOWAR (2, 3, 6), VDE (4, 5) 2 THEMEN IT-SICHERHEIT Gefahr aus dem Netz Alles was online ist, kann gehackt werden. Durch das Internet der Dinge wächst die Vernetzung zusätzlich und damit auch das Risiko. Doch sowohl Privatleute als auch Unternehmen ignorieren die Bedrohung häufig. Immerhin: Deutschland ist in Sachen Sicherheit gut aufgestellt, wie Experten in einem Presse-Workshop des VDE zutage gebracht haben. VON MARKUS STREHLITZ Wer aktuelle Umfragen zum Thema Sicherheit betrachtet, könnte den Eindruck gewinnen, dass sich in den vergangenen Jahren kaum etwas getan hat. Als hätten die technologischen Entwicklungen das Risiko, in irgendeiner Form attackiert zu werden, nicht erhöht. Und als seien die Meldungen über Cyberangriffe auf Unternehmen, Behörden und Privatleute reine Erfindung. Nur 28 Prozent der 34 Bürger machen sich beim Thema Datenbetrug im Internet große Sorgen. Zwischen 2011 und 2014 bewegte sich dieser Anteil bei einem ähnlichen Wert. In Computerviren sehen gerade mal 21 Prozent der Bevölkerung ein Risiko. Das sind Ergebnisse des Sicherheitsreports 2015, den das Institut für Demoskopie Allensbach und das Centrum für Strategie und Höhere Führung im Auftrag der Deut- schen Telekom erstellt haben. Befragt wurde in 1400 Interviews ein repräsentativer Querschnitt der Bevölkerung ab 16 Jahren. In den Firmen ist die Sorglosigkeit nicht viel geringer. Laut einer Studie des Beratungshauses Ernst & Young bewerten zwei Drittel der deutschen Unternehmen das Risiko von Datendiebstahl und Cyberattacken als niedrig. Befragt wurden dabei 450 Führungskräfte aus verschiedenen Branchen wie Finanzen, Energie und Handel. Wer sich nicht bedroht fühlt, investiert auch nur wenig in seinen Schutz. 82 Prozent der Unternehmen halten die eigenen Sicherheitsmaßnahmen für ausreichend, auch wenn es sich dabei nur um konventionelle Vorkehrungen wie Firewalls, Antiviren-Software oder gute Passwörter handelt. Solche Methoden bieten aber nur einen Mindestschutz. Wer nur auf sie setzt, macht damit nicht mehr als jemand, der beim Verlassen seines Hauses die Tür hinter sich zuzieht. Dabei ist das Gefahrenpotenzial in den vergangenen Jahren gewachsen. IT verbreitet sich immer stärker in unserem Leben – sowohl auf privater wie auf geschäftlicher Seite. Die Möglichkeiten für Online-Kriminelle, sich Zugang auf fremde Systeme zu verschaffen, sind deutlich größer geworden. Dafür hat allein schon die Verbreitung von Smartphones und Tablet-Computern gesorgt. Denn gerade mobile Endgeräte sind ein beliebtes Ziel für Online-Kriminelle. Der IT-Sicherheitsanbieter Kaspersky Lab hat bislang 865.365 verschiedene mobile Schadprogramme gezählt. Und mehr als 14 Millionen Apps stufen die Experten als gefährlich ein. FOTO: © SP4764, © THOSTR / FOTOLIA.COM Mobile Endgeräte sind besonders beliebte Ziele Die Gefahr für Smartphones und Tablets ist aber nicht nur ein Problem für den jeweiligen Nutzer des Geräts. Viele setzen die mobilen Alleskönner auch für berufliche Zwecke ein. Die Unternehmen stellen ihren Mitarbeitern entweder Geräte zur Verfügung oder erlauben die Nutzung des privaten Smartphones. Somit kann Malware über die mobilen Rechner auch in die Firma gelangen. Dass dies passiert, ist gar nicht so unwahrscheinlich. Denn viele Unternehmen sind auch gegen diese Bedrohung nur schlecht geschützt. Das Beratungshaus techconsult hat bei Mittelständlern nachgefragt, wie es um ihre mobile Sicherheit steht. Immerhin sehen die Unternehmen dieses Thema als eines ihrer größten Handlungsfelder. Doch laut techconsult berichten mehr als zwei Drittel der Firmen, dass sie Lösungen für die mobile Sicherheit bisher nicht gut umgesetzt haben. Selbst bei so einfachen Maßnahmen wie Antiviren-Software oder Firewalls für Smartphones und Tablets gibt nur ein Drittel der Mittelständler an, mit der Umsetzung dieser Technologien im Unternehmen zufrieden zu sein. Während sich mobile Endgeräte schon seit vielen Jahren etabliert haben und trotzdem noch große Sicherheitslücken darstellen, dringt die IT weiter vor. Das Internet der Dinge bringt enorme Veränderungen. Und viele davon sind zunächst positiv: Die Maschinen in der Fabrik organisieren sich selbst und unterstützen eine effizientere Produktion. Vernetzte Fahrzeuge und schlaue Ampelsysteme ermöglichen eine zentrale Verkehrssteuerung. Das Smart Grid sorgt für eine intelligentere Verteilung der Energie. Doch die Software in Produktionsanlagen, Verkehrssystemen oder in Stromverteilnetzen ist auch ein potenzielles Ziel für Angriffe von Cyber-Kriminellen. Auch in diesem Fall stehen die Verantwortlichen dem Phänomen häufig unvorbereitet gegenüber. So deckte zum Beispiel der ADAC Anfang des Jahres eine Sicherheitslücke in Fahrzeugen von BMW mit der Ausstattung Connected Drive auf. Die Autos ließen sich von außen per Mobilfunktechnik öffnen. Der Grund war aus IT-Sicht trivial: Die Datenübertragung war nicht verschlüsselt. Erst nachdem der ADAC den Autobauer über die Sicherheitslücke informiert hatte, aktivierte BMW die Datenverschlüsselung für seine vernetzten Fahrzeuge. IT-Anbieter HP untersuchte in einer Studie zehn Geräte aus dem Internet der Dinge – wie zum Beispiel Fernseher, Webcams, Thermostate, Türschlösser oder Löschanlagen. Die Experten entdeckten insgesamt 250 Schwachstellen. Dazu zählte unter anderem, dass schwache Passwörter akzeptiert, Anwenderdaten gespeichert oder – auch hier – Daten unverschlüsselt übertragen wurden. Während bei einem gehackten Fernseher die Auswirkungen für die I N FO R MAT I O N Multipath Multipath TCP (MPTCP) bündelt mehrere Internet-Verbindungen – etwa WLAN und Mobilfunknetz. So können gleichzeitig mehrere Pfade für den Datenaustausch genutzt werden. Durch das logische Zusammenschließen von mehreren TCP-Verbindungen erhöhen sich so der Datendurchsatz und die Verbindungsstabilität. Mit dem beschriebenen Ansatz können Netzwerke demnach deutlich effizienter und sicherer als bisher genutzt werden. Allgemeinheit noch relativ gering sein dürften, sieht dies bei sogenannten kritischen Infrastrukturen ganz anders aus. Angriffe auf die Energieund Wasserversorgung könnten weitreichende Folgen haben. Cyber-Kriminelle haben die entsprechenden Ziele schon im Visier. Das hat zum Beispiel der TÜV SÜD mit seinen Honeynet-Projekt herausgefunden. Um Angreifer anzulocken und deren Attacken zu analysieren, legte er quasi einen virtuellen Köder aus – Honig, um die Fliegen zu fangen. Honeynet: Virtueller Köder für Cyber-Kriminelle Der Köder im Honeynet-Projekt war reale Hardware und Software, die mit der simulierten Umgebung eines kleineren Wasserwerks kombiniert wurde. Insgesamt acht Monate war das Honeynet im Netz und trat dort als vermeintlich reales Wasserwerk auf. Die Sicherheitsvorkehrungen entsprachen laut TÜV SÜD dem industrieüblichen Niveau. Das Ergebnis: Innerhalb der acht Monate verzeichneten die Experten über 60.000 Zugriffe aus mehr als 150 Ländern. „Damit konnten wir nachweisen, dass selbst eine relativ unbedeutende Infrastruktur im Netz wahrgenommen und ausgeforscht wird“, sagt Dr. Thomas Störtkuhl, Senior Security Experte beim TÜV SÜD. 35 THEMEN Sie standen Rede und Antwort beim VDE-Presse-Workshop in München: (v.l.n.r.): Prof. Frank Fitzek (TU Dresden), VDE-Präsident Dr. Bruno Jacobfeuerborn, Dr. Walter Börmann (VDE), Prof. Claudia Eckert (Leiterin Fraunhofer AISEC), Dr. Gunther Kegel (CEO Pepperl + Fuchs GmbH), Prof. Christoph Kutter (Leiter Fraunhofer EMFT). Dass die Bedrohung nicht nur für virtuelle Köder, sondern auch für reale Unternehmen besteht, zeigt eine Studie von Unisys. Gemeinsam mit dem Ponemon Institute befragte der IT-Anbieter im vergangenen Jahr weltweit knapp 600 Sicherheitsverantwortliche von Versorgungsunternehmen und aus der verarbeitenden Industrie. Eines der Ergebnisse: Fast 70 Prozent der Unternehmen hatten in den zurückliegenden zwölf Monaten einen sicherheitsrelevanten Vorfall, der zu einem Verlust an vertraulichen Informationen oder zu einer Störung des Betriebs führte. Ausfälle durch Hackerangriffe könnten in der Industrie erhebliche Kosten verursachen, warnte Bruno Jacobfeuerborn, VDE-Präsident und Technik-Chef der Deutschen Telekom, gerade kürzlich auf einem exklusiven Presse-Workshop des VDE. Und Prof. Hartmut Pohl von der Gesellschaft für Informatik, Sprecher des Arbeitskreises „Datenschutz und IT-Sicherheit“ berichtet, dass der jährliche Schaden, der den Unternehmen durch Wirtschaftsspionage und 36 Sabotage entsteht, auf einen mittleren zweistelligen Milliardenbetrag geschätzt werde. Dabei wächst vor allem die Gefahr des Datendiebstahls zu einem großen Problem heran. „Daten sind mittlerweile das Öl der Gesellschaft“, stellte Professorin Claudia Eckert auf der VDE-Veranstaltung fest. Eckert ist Leiterin des Fraunhofer-Instituts für Angewandte und Integrierte Sicherheit (AISEC). Ihrer Meinung nach müsse man sich im Internet der Dinge besonders Gedanken darüber machen, was passiere, wenn Daten in die falschen Hände geraten und Know-how gestohlen werde. „Denn die Daten, die im Internet der Dinge ausgetauscht werden, beinhalten zum Beispiel konkretes Wissen über Produktionsabläufe, über Kundenverhalten oder über Nutzungsverhalten“, erklärt Eckert. Bedroht sind alle Geräte, die sich im Netz befinden. Die Menge der Daten, die etwa vernetzte Fahrzeuge empfangen und senden, wächst stetig an. Und umso größer ist die Gefahr, dass sich darunter auch persönliche oder fi- nanziell interessante Informationen finden, die Hacker anlocken. Noch attraktiver sind Smartphones für die Cyber-Kriminellen. Denn auf denen finden sich häufig Zugangsdaten für das Onlinebanking, persönliche und geschäftliche E-Mails, Passwörter für diverse Anwendungen oder andere sensible Informationen. So bedrohlich auf der einen Seite die Online-Kriminalität ist, so groß sind die Bemühungen der IT-Industrie, wirksame Mechanismen dagegen zu finden. Besonders deutsche Anbieter sind dabei nach Meinung von Experten wie Eckert stark. Schlüsselrolle für Hardware und Embedded Systems Denn Unternehmen brauchen komplexe Sicherheitskonzepte, die aus mehreren Stufen bestehen. Eckert spricht auch von einer Sicherheitspyramide. „Diese braucht eine starke Basis“, so die Professorin, „das ist in der IT immer die Hardware.“ In den Chips müsste von Beginn an Sicher- 20.-21. Oktober 2015 INFORM ATIO N Normung FOTO: MICHAEL WANNER, REDAKTION „DE“ Normierungen sind ein Instrument, um kritische Infrastrukturen vor Angriffen von außen zu schützen. Unter anderem wirkt der VDE mit der DKE daran mit, entsprechende Normen zu erarbeiten. Eine wichtige Rolle in diesem Zusammenhang spielen die Normen der Reihe IEC 62443. Sie beziehen sich auf IT-Sicherheit für Industrieanlagen und kritische Infrastrukturen. Die Normenreihe deckt mittlerweile alle Seiten der Industrial Security ab. Neben dem Managementsystem des Anlagenbetreibers werden auch die Prozeduren und Vorschriften des Lösungsanbieters adressiert sowie funktionale Anforderungen spezifiziert, die Hersteller zukünftig in ihren Systemen und Geräten zu erfüllen haben. heitstechnik integriert werden. Und bei der Entwicklung von Sicherheits chips sei Deutschland sehr gut aufgestellt. Bei einer anderen grundlegenden Technik ist die Expertise nach Meinung von Eckert hierzulande ebenfalls bestens. Die Wissenschaftlerin denkt dabei an Embedded Systems – also an Software, die in Maschinen oder Geräten eingebaut ist. Auch hier ist es wichtig, Sicherheitsfunktionen schon in die Entwicklung der Systeme miteinzubeziehen. Security by Design wird diese Vorgehensweise genannt. Wie das geht, zeigt der deutsche IT-Anbieter SYSGO. Dieser hat sein Echtzeitbetriebssystem PikeOS speziell für die Entwicklung von sicherer Software für Embedded Systems entwickelt. Dank der integrierten Funktionen lassen sich Geräte auf Steuerungsebene überwachen, beim Internet der Dinge deren korrektes Verhalten sicherstellen sowie innerhalb von Automotive-Systemen sicherheitskritische Subsysteme von Infotainment-Komponenten trennen. Unterstützung erhält SYSGO dabei vom britisch-russischen Anbieter Kaspersky, der eigene Technik beisteuert. Fraunhofer-Expertin Claudia Eckert glaubt, dass in diesen beiden Bereichen – Hardware und Embedded Systems – künftig „die Musik spielen wird“. Es sei für Deutschland eine große Chance, vertrauenswürdige Plattformen zu schaffen – besonders für Industrie 4.0. Allerdings dürfe man diese Chance nicht verpassen. „Wir sind bei diesen relevanten Themen zwar auf dem richtigen Weg“, so Eckert, „doch wir bewegen uns zu langsam.“ Das liege daran, dass im mittelständisch geprägten Deutschland die Entwicklung sehr kleinteilig verlaufe. „Es gibt keine gemeinsame Roadmap, um Standards möglichst schnell auf den Weg zu bringen“, meint die Professorin. Etwas optimistischer ist Professor Frank Fitzek, der den Lehrstuhl Kommunikationsnetze an der TU Dresden innehat. Sicherheit werde künftig ein wichtiges Verkaufsargument sein. Und das sei ein Vorteil für Deutschland. „Wir werden das bessere System haben“, glaubt Fitzek. Er und sein Team arbeiten in Dresden vor allem daran, die Kommunikationswege abzusichern. Eine Möglichkeit, um zu verhindern, dass Daten auf ihrem Weg durch das Internet abgegriffen werden, ist laut Fitzek der Multipath-Ansatz. Dabei werden die Daten auf mehreren Kanälen durchs Netz geschickt (siehe Kasten, S.35). Die Wissenschaftler in Dresden verschicken ihre Nachrichten außerdem in Form von mathematischen Gleichungen statt als Datenpakete. „Wir verschicken verschiedene Gleichungen auf unterschiedlichen Wegen“, so Fitzek, „und dann wollen wir mal sehen, wer da noch von außen zuhören kann.“ RAMADA Hotel & Conference Center München Messe 3. Markt&Technik Industrie 4.0 & Industrial Internet Summit colocated event: Der interdisziplinäre Fachkongress für n Automatisierung n Elektronik n Embedded n IT in der Industrie 4.0 Zwei Tage mit über 50 hochkarätigen Vorträgen aus Industrie und Forschung: n Smart Production: Best Practise n Kommunikation & Big Data n Strategie, Normung n Geschäftsmodelle 4.0 n Arbeitswelt 4.0 n Automatisierung & Steuerungstechnik Keynote: Industrie 4.0 aus Sicht des VDE und des Mittelstands Dr. Gunther Kegel, VDE, ZVEI und Pepperl+Fuchs Melden Sie sich jetzt an: www.industrie4-summit.de Aussteller, Partner und Sponsoren (Stand 20.07.2015) MARKUS STREHLITZ schreibt als freier Journalist hauptsächlich über Informationstechnologie. Partner powered by 37 Fachmedium der Automatisierungstechnik KOMPAKT WISSEN 1 JUGEND FORSCHT 1 Gedächtnis widerstand Ein kleines Bauteil aus Kupfersulfid brachte den Erfolg und den mit 1000 Euro dotierten VDE-Sonderpreis für mikroelektronische Anwendungen sowie den 4. Platz im Bereich Physik im Finale von Jugend forscht. Evgeny Ula nov (18) und Philipp Schnicke (18) aus Bad Münstereifel entwickelten einen Memristor: „Vereinfacht gesagt handelt es sich um ein Bauteil, dessen elektrischer Widerstand vom Stromfluss abhängt und das sich diesen Widerstand unter bestimmten Umständen merken kann“, erklärt das Forscherteam. Mithilfe einer LED gelang es den Abiturienten, Informationen in dem Memristor zu speichern und wieder abzurufen. In Zukunft könnten Bauelemente dieser Art als Grundlage für leistungsfähigere Speicherchips dienen. Diese wären vor allen Dingen energiesparend und klein. Die beiden Preisträger werden ihre Erfindung auf dem VDE/BMBF-MikroSystemTechnik-Kongress 2015 Ende Oktober in Karlsruhe vorstellen. 38 2 MINT GIPFEL 2 Imagebildung „Berufliche Bildung: Ein deutsches Erfolgsmodell in Gefahr?“ lautete das Motto des 3. Nationalen MINT Gipfels Ende Juni 2015 in Berlin, zu dem 260 Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft kamen. Eröffnet wurde die Veranstaltung von Bundesforschungsministerin Prof. Johanna Wanka. VDE-Arbeitsmarktexperte Dr. Michael Schanz präsentierte die Ergebnisse der Arbeitsgruppe „Attraktivität der Ingenieurberufe“. Die Gruppe untersuchte die wichtigsten Einflussfaktoren für die Imagebildung des Ingenieurs. VDE-STUDIE Energiewende von unten Alle wollen die Energiewende, aber keiner die Stromleitung vor Ort. Energieexperten des VDE zeigen in der neuen Studie „Der Zellulare An- satz“ Möglichkeiten zur Reduzierung dieses Ausbaus. Werden die Erzeugung und der Verbrauch von Energie auf der niedrigsten Ebene in kleinteiligen „Energiezellen“ ausbalanciert, wird Energie erzeugt und direkt wieder verbraucht, ohne in das Gesamtnetz eingespeist zu werden. Der Zellulare Ansatz schafft somit wichtige Grundlagen für eine nachhaltige Entwicklung der Energieversorgung. Die Reduktion des notwendigen Netz ausbaus ist umso größer, je besser Stromangebot und -nachfrage in den Energiezellen austariert werden. Der Ansatz stellt durch die lokale Zuordnung einen direkten Bezug zwischen den Anwendern und der notwendigen Technik her und bringt mehr Selbstbestimmung der Anwender mit sich. PERSONALARBEIT 3 Kreative Lösungen Bei einer gemeinsamen Tagung des VDE-Ausschusses „Studium, Beruf und Gesellschaft“ und der HannsSeidel-Stiftung Mitte Juli in München diskutierten Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik über die Herausforderungen des demografischen 3 Wandels für den Hightech-Standort Deutschland. Für Markus Blume (siehe Bild), Mitglied des bayerischen Landtages und Vorsitzender der CSU-Wirtschaftskommission, werden vor allem die Digitalisierung und Globalisierung die bisher erfolgreichen Methoden der Personalarbeit infrage stellen. Mit einem „Weiter so“ seien die Unternehmen auf die neue Arbeitswelt nicht ausreichend vorbereitet. „Unsere Industrie ist keine ‚gmahte Wiesn‘ “, warnte Blume. LI-IONEN-BATTERIEN FOTOS: VDE (1), ©KREATEUR-SPECK-2015 (2); © MARKUS BLUME (3) Kompendium Ein Ergebnis der Begleitforschung zum Forschungsprogramm „IKT für Elektromobilität II“ (IKT-EM II) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) ist das „Kompendium: Li-Ionen-Batterien“. Der Leitfaden von VDE und DKE soll Anwendern das Verständnis der zugrunde liegenden Physik und Chemie erleichtern und Bewertungskriterien zum Vergleich unterschiedlicher Batterien und Batteriesysteme geben. Das Handbuch umfasst zudem eine Darstellung relevanter Standards, Ticker Richtlinien, Vorschriften und Hinweise entlang des gesamten Lebenszyklus der Batterie inklusive der damit verknüpften Test- und Prüfverfahren. Der VDE und das Deutsche Dialog Institut wirkten im Auftrag des BMWi bei der Identifizierung und Überwindung von Innovationshürden, der projektübergreifenden Zusammenarbeit und beim Ergebnistransfer der insgesamt 18 geförderten Projekte mit. GESCHLECHTER-DIVERSITÄT Hat Vielfalt Einfluss? Der VDE ist Partner im EU-geförderten Projekt „Gender Diversity Impact – Improving research and innovation through gender diversity“ (GEDII). Gemeinsam mit vier europäischen Partneruniversitäten werden die Auswirkungen von Geschlechterdiversität in Forschungsteams auf deren Forschungsergebnisse untersucht. Ziel ist die Entwicklung eines entsprechenden Gender-Diversity-Index. Der VDE erweitert mit GEDII sein Engagement in der Förderung der MINT-Berufe. Das Projekt startet am 1. Oktober dieses Jahres und hat eine Laufzeit von 36 Monaten. +++ Bis zum 31.1.2016 läuft die Bewerbungsfrist für die KARL-JOACHIM-EULER-MEDAILLE, mit der Verdienste um die Erforschung und Darstellung der Geschichte der Elektrotechnik geehrt werden. Die Medaille ist nach dem Mitbegründer und ersten Vorsitzenden des VDE-Ausschusses „Geschichte der Elektrotechnik“, Prof. Dr.-Ing. Karl-Joachim Euler, benannt und wird im Herbst 2016 zum elften Mal verliehen. +++ Gleich zwei neue Publikationen hat der VDE-AUSSCHUSS BLITZSCHUTZ UND BLITZFORSCHUNG herausgegeben: das Merkblatt „Blitzschutz beim Zelten, Campen und auf dem Campingplatz“ und den COMIC „Donner-Wetter! Wissen für Kids zu Donner & Blitz“. Im Comic zeigen die Schülerin Laura und die Schüler Basti und Linus, wie sich Kinder bei Gewitter richtig verhalten und schützen können. Mehr unter www.donner-wetter.info. +++ Das VDE-SOMMERFEST IN BRÜSSEL Ende August zog auch in diesem Jahr wieder zahlreiche EU-Politiker und Vertreter von europäischen Institutionen sowie aus Industrie und Wissenschaft in die Brüsseler Repräsentanz des VDE. Die Gäste informierten sich über die neusten Verbands-Aktivitäten und knüpften untereinander Kontakte. Mit dabei: die Mitglieder von EUREL. Sie trafen sich im Vorfeld zu einem Expertengespräch zum Thema Energiespeicher. +++ Mehr als 250 Vertreter der Mikroelektronikbranche und der Politik trafen sich am 9.9.2015 in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften zum VDE/ZVEI-SYMPOSIUM MIKROELEKTRONIK. Dieses Jahr stand die Veranstaltung unter dem Motto „Cyber Security: Mikroelektronik als Lösung“. +++ Auf dem MIKROSYSTEMTECHNIK-KONGRESS in Karlsruhe Ende Oktober präsentieren sich erstmalig alle drei großen VDE/BMBF-Nachwuchsinitiativen: INVENT a CHIP, COSIMA und SolarMobil Deutschland. 39 KOMPAKT NORMUNG / PRÜFUNG 1 NORMEN-WORKSHOP Einblicke in Minsk Mitte Oktober wird in Minsk der sechste Young Professionals Workshop der IEC (International Electrotechnical Commission) stattfinden. Berufseinsteiger aus verschiedenen Branchen sollen dort einen Einblick in die internationale Normung erhalten. Neben Julian Zethner, dem Bundessieger bei den Deutschen Meisterschaften im Elektrohandwerk, sind auch die Young Professionals und DKE-Experten Jannis Tomaschko (28) und Marion Gottschalk (27) mit dabei. Jannis Tomaschko erklärt sein Interesse am Workshop mit seinem Beruf als Entwicklungsingenieur, denn: „Was nützt es, wenn ich Produkte voranbringe, die sich nicht in ein genormtes Gesamtsystem einfügen können?“ Marion Gottschalk beschäftigt sich als wissenschaftliche Mitarbeiterin mit der Standardisierung und Umsetzung von Normen. „Bislang kenne ich nur die Seite des Anwendens der Normung. Jetzt erhoffe ich mir Einblick in deren internationale Gestaltung“, betont sie. Beide Teilnehmer hatten sich im Vorfeld 40 2 bei der DKE beworben und wurden aufgrund ihres bisherigen Engagements in nationalen Normungsgremien ausgewählt. Weitere Infos unter: www.vde.com/nextgeneration. KRITIS vorkehrungen einzuschätzen und effektiv zu verbessern. Gleichzeitig sollen sektorenübergreifende Lösungen entwickelt und die Anwendbarkeit von IT-Sicherheit für KRITIS optimiert werden. 1 Keine Chance für Hacker I Schadprogramme wie Stuxnet oder Duqu haben jüngst gezeigt, wie verwundbar hochspezielle IT-Systeme und damit auch die „Kritischen Infrastrukturen“ (KRITIS) sind. Umso wichtiger ist es, KRITIS gegen Cyberangriffe zu schützen. Vor diesem Hintergrund hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Förderprogramms „IKT 2020 – Forschung für Innovationen“ 12 Projekte im Förderschwerpunkt „IT-Sicherheit für kritische Infrastrukturen“ vereint. Die DKE ist dabei Partner im Begleitforschungsprojekt „Vernetzte IT-Sicherheit Kritischer Infrastrukturen“ (Ve SiKi). Ziel des VeSiKi-Projektes ist ein zentrales Regelwerk, das die Betreiber unterstützt, ihre Sicherheits- IT-SECURITY Keine Chance für Hacker II Um Hackern das Handwerk zu erschweren, hat die DKE einen Leitfaden für die IT-Sicherheit elektrischer Bahnsignalanlagen auf Grundlage der IEC 62443 herausgegeben. Der Leitfaden ist Teil der Vornorm VDE V 0831-104, die durch das DKE-Arbeitsgremium „Bahn-Signalanlagen“ erarbeitet wurde und sich mit Risiken aufgrund von möglichen externen Angriffen beschäftigt. „Auf Tagungen wie zum Beispiel denen des Chaos Computer Clubs rücken immer mehr Eisenbahnthemen wie ‚Hacking Train Networks‘ in den Vordergrund“, warnt Prof. Dr. Jens Braband von der Siemens AG. Ein ausreichender Schutz vor Hackerangriffen sei daher unabdingbar. 3 Ticker IFA 2015 2 Digitale Zukunft Wer von einem smarten Zuhause träumt, konnte sich am Gemeinschaftsstand von VDE, ZVEH und ZVEI auf der IFA Anfang September in Berlin umfassend über intelligente Gebäudevernetzung und das Thema Sicherheit informieren. Zudem stellten die Normungsexperten der DKE die neue Normungs-Roadmap Smart Home vor. Im Bild v.l.n.r.: Bernd Dechert (ZVEH), Dr. Patricia Solaro (ZVEI), Miss IFA und Dr. Siegfried Pongratz (VDE). DELEGATIONSREISE 3 FOTOS: VDE (1, 3), DANNY KURZ (2) Deutsch-asiatischer Austausch Michael Jungnitsch, Sprecher der Geschäftsführung des VDE-Instituts (Mitte), und Staatssekretär Mathias Samson (links), begleiteten den hessischen Ministerpräsidenten und Bundesratspräsident Volker Bouffier (rechts) auf seiner achttägigen Delegationsreise nach Singapur und Japan. Ziel der hochkarätig besetzten Delegation war es, die Geschäfts- und Wissenschaftsbeziehungen zwischen den beiden Ländern und Deutschland – insbesondere dem Land Hessen – zu vertiefen. KOOPERATION Länderübergreifend besser testen Die LABCO GmbH und die VDE Global Services GmbH haben in Suzhou, China, ein gemeinsames Testlabor zur Prüfung von Automobil-Kabeln und -Komponenten eröffnet. LABCO ist ein in der Automobilbranche weltweit anerkanntes Prüflabor für Fahrzeugleitungen und weitere elektrische Systemkomponenten. Zum Dienstleistungsangebot gehören Prüfungen im Automotive-Bereich sowie die Prüfung und Zertifizierung von Produkten rund um E-Mobility. Mit dem Testlabor in China unterstützt das VDE-Institut seine Kunden in Asien, Kosten sowie Reaktionsund Lieferzeiten zu minimieren. +++ Die Erforschung der FUNKKOMMUNIKATION FÜR INDUSTRIE 4.0 stand im Mittelpunkt eines DKE-Workshops Ende Juli bei PHOENIX CONTACT in Bad Pyrmont. Der Workshop war die Auftaktveranstaltung zu einer dreijährigen Forschungsreihe. Mit insgesamt 43,3 Millionen Euro fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung hierzu neun Projekte der drahtlosen Kommunikation, die die technologische Bandbreite abbilden und die Vielzahl der Anwendungsfälle in der Industriefertigung und dem Maschinenfunk berücksichtigen. +++ Wer macht mit? Die DKE ruft zur Mitarbeit an der NORMUNGS-ROADMAP ELEKTRISCHE ENERGIEEFFIZIENZ auf. Die Normungs-Roadmap soll alle Bereiche der Energieerzeugung und -verteilung umfassen und auf Gewerbe, Handel, Verkehr, Transport, Industrie und Haushalt sowie die politischen Rahmenbedingungen eingehen. Interessenten melden sich bei [email protected]. +++ Die DKE ist jetzt mit einer Vielzahl von WEBINAREN online. Wer bislang nicht live dabei sein konnte, kann sich alle Webinare in der DKE-Webithek anschauen (www. dke.de/webinare). +++ Ende Mai fand die 150. Sitzung des Technischen Beirats von CENELEC (Europäisches Komitee für Elektrotechnische Normung) im VDE-Haus in Berlin unter der Leitung von Uwe Kampet statt. Das Gremium ist das höchste technische Beschlussgremium von CENELEC und berät strategisch über die technische Normungsarbeit. +++ DKE UND SAC (Standardization Administration of the People’s Republic of China) wollen zukünftig noch enger zusammenarbeiten, wenn es um die Entwicklung und Definition von Normen für Industrie 4.0 geht. In einem Memorandum of Understanding verständigten sich beide Organisationen in Frankfurt auf ein aktives und langfristiges Engagement und eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe. 41 KOMPAKT REGIONEN 1 VDE DÜSSELDORF 1 Lichtblitze beim Tag der Technik Kinder und Jugendliche für Technik begeistern: Das war das erklärte Ziel beim zwölften Tag der Technik 2015. Gemeinsam mit Unternehmen und Institutionen aus Düsseldorf waren der VDE, der VDI, der DVS (Deutscher Verband für Schweißen und verwandte Verfahren), die IHK Düsseldorf sowie die Handwerkskammer Düsseldorf Organisatoren der Veranstaltung. In zahlreichen Mitmach-Aktionen und Experimenten stand Technik zum Ausprobieren und Anfassen im Mittelpunkt. Die „Landung“ des Schirmherrn und Astronauten Ale xander Gerst (siehe Seite 32) war ein ganz besonderes Highlight. Beeindruckend waren die Solarflitzer, die 19 Schülerteams im Rahmen des SolarCup „Lichtblitz“ an den Start schickten. In spannenden Rennläufen zeigten die Teilnehmer, wie viel Power in ihren Solarautos steckt. Aufgabe war es, eine zehn Meter lange Rennstrecke möglichst schnell mit selbst gebauten Solarmobilen zurückzulegen. Um die 42 2 technische Ausgangslage für alle gleich zu halten, wurden Solarmodule und Elektromotoren von den Veranstaltern gestellt, die angemeldeten Teams durften dann die Fahrzeuge frei entwickeln. Das Team der Gesamtschule Schermbeck ging als Sieger durchs Ziel und schickte sein Fahrzeug beim Bundeswettbewerb SolarCup im Oktober in Karlsruhe erneut ins Rennen. VDE RHEIN-RUHR 2 Kaffeetassen in der Waschstraße Es wurde wieder gestaunt, als Ende Juni zehn Schülergruppen beim 11. Technikpreis des VDE RheinRuhr zeigten, was sie in Sachen Erfindungsgeist draufhaben. Der Wettbewerb gibt Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, innovative und clevere Projektideen zu entwickeln, umzusetzen und vor einer sechsköpfigen Jury mit Mitgliedern aus Wirtschaft und Politik zu präsentieren. Die ersten drei Plätze honorierte der VDE Rhein-Ruhr mit Preisgeldern von insgesamt 5000 Euro. Über den ersten Preis freuten sich Schüler der Willy-Brandt-Schule aus Mülheim an der Ruhr. Sie überzeugten mit ihrer Waschstraße für Kaffeetassen. Diese ist in der Lage, Statusmitteilungen per SMS zu versenden. Schon bald könnte die Kaffeetassen-Waschstraße in der eigenen Schülerküche zum Einsatz kommen. Der zweite Preis und 2000 Euro gingen an eine App-Entwicklung von Schülerinnen und Schülern des Marler Hans-Böckler-Berufskollegs. In Verbindung mit einem Globus liefert die App Informationen zu den Stichworten Einwohnerzahl, Größe, wichtigste Industrien, Erfolge in bedeutenden Sportarten, Nationalhymne und mehr. Den dritten Platz errang das Theodor-Heuss-Gymnasium aus Recklinghausen für die Präsentation einer Low-Cost-Wärmebildkamera. Spontan wurde von der Jury noch ein Sonderpreis über 500 Euro vergeben, der die Idee vom Bau eines autonomen Fahrzeugs des Städtischen Gymnasiums Straelen weiter unterstützen soll. Der VDE-Technikpreis ist ein Beispiel für die selbst gesetzte Aufgabe des Bezirksverbandes, Technikverständnis und -akzeptanz praxisorientiert zu fördern. Die Ausschreibung der nächsten Runde des Technikpreises startet im November und wird auf den Seiten des Bezirksvereins veröffentlicht (www.vde-rhein-ruhr.de). VDE KURPFALZ Engagierter Gastgeber Der nächste VDE-Kongress findet vom 7. – 8. November 2016 in Mannheim statt. Thema ist das Internet der Dinge. Internationale Experten werden vor Ort über Technologien, Anwendungen und Perspektiven diskutieren. Gastgeber des VDE-Jahreskongresses ist der VDE Kurpfalz. Der VDE dialog sprach mit dem Vorsitzenden des Bezirksvereins, Prof. Wolfram Wellßow, über die Kongress-Vorbereitung und über die Arbeit im Alltag. Prof. Wolfram Wellßow ist Vorsitzender punkte mit, um den VDE-Mitgliedern und den Gästen des Kongresses spannende und vielseitige Inhalte zu bieten. Das geschieht in enger Abstimmung mit dem VDE-Präsidium, dem VDE-Vorstand und den Fachgesellschaften. Fest steht bereits, dass es wieder den e-studentday geben wird, ebenso wie das Schülerforum. Für diese beiden Programmpunkte tragen wir als gastgebender Bezirksverein traditionell die Verantwortung. des VDE Kurpfalz und hat den Lehrstuhl für Energiesysteme und Energiemanagement an der TU Kaiserslautern inne. Herr Prof. Wellßow, der VDE Kurpfalz ist Gastgeber des VDE-Kongresses 2016 in Mannheim. Wie sehen Ihre konkreten Vorbereitungen dafür aus? Wir freuen uns über die Rolle des gastgebenden Bezirksvereins und arbeiten intensiv im Programmausschuss an den Details der einzelnen Tagesprogramm- Abgesehen vom Kongress – welche Themen sind für Ihren Bezirksverein im Moment besonders wichtig, worauf liegt der Fokus Ihrer Arbeit? Da stehen zwei Themen ganz weit oben: Aktive Mitgliederbetreuung und Nachwuchsförderung. Um neue Mitglieder zu gewinnen, wollen wir nicht nur werben, sondern ganz konkret den Nutzen und Mehrwert der VDE-Mitgliedschaft erlebbar machen. Dazu sind unsere hochkarätigen Seminarprogramme und Ver- anstaltungsreihen die besten Beispiele. Bei der Jugend wollen wir das Thema Technik in den Köpfen verankern. Dies erreichen wir zum Beispiel über Veranstaltungen wie den MINT-Familientag, der im Oktober im Technoseum in Mannheim stattfand, oder über kostengünstige, z. T. mehrtägige Exkursionen, die wir speziell für Jungmitglieder anbieten. Wir sind stolz darauf, ein sehr aktiver Bezirksverein zu sein. Damit stehen Sie in der Tradition Ihres ehemaligen Vorsitzenden und jetzigen stellvertretenden VDE-Präsidenten Dr. Gunther Kegel... Richtig! Dr. Kegel hat den VDE Kurpfalz als aktiven und engagierten Bezirksverein sehr geprägt. Er ist aber über seine Zeit als Vorsitzender unseres Bezirksvereins weiterhin sehr engagiert in der Region. Auch heute noch nimmt er regelmäßig an unseren Veranstaltungen teil und trägt beispielsweise als Redner aktiv zu unserer Arbeit bei. FOTOS: SEITE 42: GESAMTSCHULE BORBECK (1), VDE (2); SEITE 43: PRIVAT Ticker +++ „Das Ökosystem vernetztes Fahrzeug: Herausforderungen & Auswirkungen in der Wertschöpfungskette und interdisziplinärer Kommunikation“ war das Thema eines Vortrages Mitte September im Rahmen des Arbeitskreises Unternehmensmanagement und Informationstechnik des VDE SÜDBAYERN. +++ Matthias Hahner, Leiter der Region Ost im VDE RHEINMAIN, würdigte VDE-Mitglied Günter Bury für seine Verdienste im Bereich der Wissensvermittlung und der Nachwuchsförderung. +++ Viele Lehrer haben Probleme, ihren Schülern die Energiewende mit Bezug auf die elektrische Energie zu erklären. Deshalb lud der ETV Ende September ins VDE-Haus in Berlin zum Lehrertreffen ein. +++ Der VDE BRAUNSCHWEIG möchte seine Mitglieder stärker in die Ideenfindung einbinden und bittet um Mitarbeit und Vorschläge an [email protected]. +++ Vorstand und Beirat des VDE RHEIN-RUHR haben acht Fokusthemen herausgearbeitet, die in einer Vortragsreihe und Firmenbesichtigungen vorgestellt und diskutiert werden, darunter: Industrie 4.0, Digitalisierung, Leben im Alter und Energiewende. +++ Die Osnabrücker Bürgermeisterin Birgit Strangmann würdigte Mitte Juli in einem Festakt das Engagement der Senioren im VDE OSNABRÜCK-EMSLAND für die Region. +++ „Ist Licht zu langsam?“ – Über Grenzen der Glasfaserübertragung referierte im August Hon.-Prof. Dr. Herbert Haunstein von Alcatel-Lucent beim Vortrag des Monats des VDE NORDBAYERN. +++ Technik macht Spaß! Das zeigten Schüler anderen Schülern beim 18. VDE-SCHÜLERFORUM für Nordbayern an der TU Erlangen Ende Juli. +++ Ab Ende Oktober ist der Kick-Off für eine Vortragsreihe des VDE RHEIN-MAIN und dem Physikalischen Verein Frankfurt. Unter dem Titel „Technologiestandort Rhein-Main heute und morgen“ referieren führende Ingenieure über aktuelle Entwicklungen aus Industrie und Wissenschaft. 43 KOMPAKT VDE YoungNet 1 NEUE HOCHSCHULGRUPPE Keine Karteileichen Gratulation! Seit dem Frühjahr ist Berlin um eine wichtige Anlaufstelle reicher. Zumindest für alle, die Elektrotechnik an der Technischen Universität studieren. Im März hat sich dort eine neue VDE-Hochschulgruppe gegründet. „Wir sind neun aktive Mitglieder, aber die Zahl wird sich hoffentlich noch deutlich vergrößern“, erwartet Juliane Selle. Sie ist eine der vier Vorstandsmitglieder, die allesamt den festen Vorsatz haben, das „große Potenzial Berlins auszuschöpfen“. Dazu gehört unter anderem das Organisieren und Anbieten von Exkursionen, die Teilnahme an der „Ersti-Woche“ an der TU und vor allem das weitere Stärken des Zusammengehörigkeitsgefühls. Beispielsweise durch eine Paddeltour, die für den Herbst in Planung ist. „Der VDE ist für die Elektrotechnik die Interessenvertretung schlechthin. Deshalb ist es schade, wenn man als Jungmitglied zunächst so wenig davon hat“, erklärt sie die Motivation für die Neugründung. „Mit der Hochschulgruppe wollen wir Kartei44 2 leichen verhindern und uns alle besser kennenlernen“. Das mache nicht nur Spaß, sondern helfe auch, das Studium gut zu bewältigen und ganz nebenbei sein Organisationstalent zu verbessern. HOCHSCHULGRUPPE TRIER 1 Zahnarztpraxis im Himalaya Es dürfte eine der entlegensten Zahnarztpraxen der Welt werden. Die Praxis von Dr. Rainer Ross in Nordindien. Seit Jahren engagiert sich Ross in der nordindischen Provinz Ladakh ehrenamtlich als Zahnarzt. Im Winter – bei -30 Grad Celsius – ist die bislang genutzte Praxis jedoch im Wortsinn „eingefroren“, denn Strom und Heizmöglichkeiten gibt es nicht. Deshalb baut Ross nun eine neue, nachhaltige und nach europäischem Standard eingerichtete Behandlungsstätte. Unterstützt wird er dabei von der VDE-Hochschulgruppe Trier. „Einige von uns haben vor dem Studium bereits eine Ausbildung gemacht und können deshalb vor Ort alle Elektroinstallationen übernehmen“, sagt Sprecher Simon Lemling. Derzeit bemüht sich die Gruppe um weitere Spenden. „Wir haben auf Messen Kontakt zu Elektrotechnik-Unternehmen aufgenommen. Auch der Bezirksverein hat uns unterstützt“, sagt Lemling. Die ursprünglich geplante Abreise im August musste allerdings verschoben werden, weil einige der Holzmodule, mit denen die Praxis vor Ort aufgebaut werden soll, noch nicht fertig sind. Der einzig positive Aspekt dabei: Sie gewinnen Zeit, um weitere Privatpersonen und Unternehmen zu finden, die die Praxis mit Spenden unterstützen. Wer das Team und den Aufbau der Praxis unterstützen möchte, wendet sich bitte an [email protected] AUSZEICHNUNG Förderung für Elek troingenieurinnen Der Dr. Wilhelmy-VDE-Preis zeichnet herausragende Dissertationen der Elektrotechnik im deutschsprachigen Raum aus. Er wird jedes Jahr an bis zu drei junge Ingenieurinnen der Elektro- und Informationstechnik verliehen. Die Auszeichnung richtet sich an junge Forscherinnen, die das 35. Lebensjahr noch nicht überschritten haben. Er ist mit je 3000 Euro dotiert und soll junge Forscherinnen zu einer wissenschaftlichen Laufbahn motivieren. Einsendeschluss für die Dissertationen ist der 31. Januar 2016. Weitere Infos unter: www.vde. com/ingenieurinnen. BDEW KONGRESS BERLIN 2 Generationen übergreifend Im Juni besuchten zehn YoungNet-Mitglieder den BDEW Kongress in Berlin. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hatte eigens ein spezielles Programm aufgelegt, um Nachwuchskräften die Chance zu geben, Zukunftsthesen zu Umwelt und Nachhaltigkeit sowie zu Technologie und Innovation zu diskutieren und auf dem Kongress mit jungen Ingenieuren ins Gespräch zu kommen. „Das war eine tolle Erfahrung“, urteilt Teilnehmer Carsten Hoppert. Insgesamt kamen über einhundert junge Talente aus ganz Deutschland, um an der dreitägigen Veranstaltung in Berlin teilzunehmen und Einblicke in die hochspannende Energiedebatte zu erhalten. Im Bild von links nach rechts: Andre Tenbrake, Carsten Hoppert, Krassimir Gurov, Florian Rewald, Hildegard Müller (BDEW), Tobias Schütte, Juliane Selle, Bastian Schaller, Jan Heise, Robert Rode, Stefan Estelmann. Gut verlinkt www.vde.com/youngnet www.facebook.com/VDE.youngnet www.twitter.com/vdeyoungnet www.youtube.com/vdepresse YOUNGNET CONVENTION »Wir haben ein cooles Programm« FOTOS: SEITE 44: DR. RAINER ROSS (1), VDE (2); SEITE 45: PRIVAT Niklas Lehrke ist Mitglied im Orga-Team, das für den 25. bis 27. Oktober die VDE YoungNet Convention in Karlsruhe organisiert. Im Interview erklärt er die Highlights für die rund 300 erwarteten Teilnehmer. Niklas Lehrke Ihr habt ein ziemlich umfangreiches Programm zusammengestellt. Wir haben ein cooles Programm, das nicht nur den wissenschaftlichen Teil abdeckt. Wir haben auch Veranstaltungen zum Start ins Berufsleben, zum Themenbereich Soft Skills – beispielsweise ein Vortrag zum Thema „Die Sieben Todsünden der Bewerbung“ – und natürlich die Firmenkontaktmesse. Ihr habt Euch vor allem auf Themen konzentriert, die bislang nicht sonderlich bekannt sind. Wir wollen zeigen, wie großartig Forschung sein kann. So haben wir beispielsweise einen Professor eingeladen, der an einem Atomtransistor forscht. Kommen werden auch Vertreter der Firma Sensirion, die es geschafft hat, einen Temperatur- und Feuchtigkeitssensor auf ein nur einen Mikrometer großes Blatt zu konzentrieren. Solche Vorträge deuten an, was im Bereich Elektrotechnik in der Zukunft passieren wird. Auch beim Klassiker, der Stadtrallye, die am Tag vor der eigentlichen Convention stattfindet, wird es Neuerungen geben? Im Moment überlegen wir beispielsweise, ob wir die Stadtrallye mit einer App verbinden, um Wissens- oder Schätzfragen einzubauen und mit Fotos zu arbeiten. Außerdem startet am Abend das „Impro Theater“, das mit Sicherheit ein Highlight werden wird. Danach sind alle in den App-Club eingeladen. Wie viel Zeit habt ihr für die Vorbereitung der Convention investiert? Seit März treffen wir uns wöchentlich und verteilen die Aufgaben. Dabei sind wir zusammengewachsen und auf immer neue Ideen gekommen, die wir in der Woche davor noch nicht einmal erahnt hatten. Also: Es macht auch Spaß – ziemlich viel sogar. 45 KOMPAKT TERMINE KONGRESSE / VERANSTALTUNGEN Informationstechnik 23.10.2015, Frankfurt ITG-Workshop Usability SMART HOME Handlungsfelder: Usability, Privacy, Security – Kritische Erfolgsfaktoren für die Marktentwicklung Smart Home ist ein Wachstumsmarkt, der sich laut Analysten bis 2017 zu einem Massenmarkt entwickeln wird. Der ITG-Fachbereich 2 möchte mit seinem Workshop Aspekte und kritische Faktoren für die erfolgreiche Markteinführung von Smart-Home-Lösungen mit Experten darstellen und diskutieren. 29.10.2015, Wachtberg Taktische Funkkommunikation Die Diskussionssitzung deckt alle Aspekte von den Anforderungen des militärischen Nutzers über aktuelle Projekte und Forschungsthemen bis hin zu Produktlösungen der Industrie ab: Trends in Forschung und Entwicklung werden genauso aufgezeigt wie aktuelle und zukünftige Systeme vorgestellt. 12.-13.11.2015, Karlsruhe Internationale Fachtagung 4th D-A-CH Energieinformatik 2015 Die Energieinformatik entwickelt IT-basierte Lösungen zur Umsetzung der ambitionierten Energieziele Deutschlands, Österreichs und der Schweiz. Dies umfasst unter anderem den Ausbau intelligenter Energienetze sowie die Gestaltung von Systemen zur Steigerung von Gesamtsystemeffizienz, Systemstabilität und Versorgungssicherheit. www.energieinformatik2015.org 17.-18.11.2015, Magdeburg Jahreskolloquium „Kommunikation in der Automation“ Diese Veranstaltung ist ein Forum für Wissenschaft und Industrie im deutschsprachigen Raum zu allen technisch- wissenschaftlichen Fragestellungen rund um die industrielle Kommunikation als Voraussetzung zuverlässiger Automatisierungslösungen in allen Branchen und für das Gelingen der Initiative Industrie 4.0. www.jk-komma.de 46 08.-09.12.2015, Köln 22. ITG-Fachtagung Kommunikationskabelnetze 2015 Kernthemen der diesjährigen Fachtagung sind unter anderem Installation und Umwelt, Anschlussnetze, Hausnetze und Systeme, Kupferdaten- und Kommunikationskabel sowie Optische Fasern, Kabel und Komponenten. Am 8.12. findet ein Diskussionsforum zum Thema „Was tun, wenn der Bagger zugeschlagen hat?“ statt. www.vde.com/kkn2015 ITG-Preisaufrufe 2016 Infos unter www.vde.com/itgpreise Energietechnik 22.-23.10.2015, Berlin Stromspeicher und Power-to-Heat – Konkurrenz oder Koexistenz? Die Themen der VDE/ETG-Studien „Dezentrale Energiespeicher“ und „Strom im Wärmemarkt“ werden vorgestellt und in einem Auditorium aus Anwendern von Strom und Wärme, Energieversorgern und Energiedienstleistern, Planern und Betreibern von Stromnetzen, Planern und Betreibern von Nah- und Fernwärmenetzen, Stadt-, Quartier- und Objektplanern, Politik und Regelsetzern und Vertretern aus Forschung und Lehre diskutiert. 11.-12.11.2015, Aachen 6. GPP/ETG Fachtagung Antriebssysteme 2014 Der Schwerpunkt der Tagung liegt auf technischen Konzepten und Methoden im Bereich der industriellen Antriebssysteme. Die Teilnehmer lernen aktuelle technische Entwicklungen zu verschiedensten Antriebsthemen mit Anwendungsbezug kennen. Dadurch lässt sich der Transfer neuer Konzepte und Erkenntnisse auf die eigene Anwendung übertragen. 24.11.2015, Frankfurt am Main Kabeldiagnostik 2015 Der für eine erfolgreiche Energiewende notwendige Netzausbau wird neben neuen Freileitungen auch teilweise mittels Kabelsystemen erfolgen. Für die zukünftige Verfügbarkeit der Anlagen ist eine realistische und aussagekräftige Vor-Ort-In- betriebnahmeprüfung ebenso wie die Beurteilung der möglichen Restnutzungsdauer schon in die Jahre gekommener Kabelstrecken von großer Wichtigkeit. Ziel des Workshops ist es, nach der Darstellung der verschiedenen Technologien von Kabelsystemen einen Überblick über die verschiedenen Prüf- und Diagnosemethoden von Energiekabelsystemen zu geben. Die Beiträge und die Diskussion sollen Impulse für laufende und zukünftige Forschungs- und Entwicklungsarbeiten geben. 17.11.-18.11.2015 in Bonn ETG-Kongress 2015 – Die Energiewende Blue prints for the new energy age This dedicated forum will discuss and present the main topics of the „Energiewende“ dealing with System Aspects, Technologies & Components, Markets & Regulatory Environment and Reference Projects. This ETG Congress aims to intensify the dialogue between manufacturers and academia. Moreover, the international ETG Congress 2015 offers the possibility to participate in different sponsorships. All experts from users through manufacturers to academia, are kindly invited to visit the congress. www.etg-congress.com 02.-03.12.2015, Nürnberg FNN-Fachkongress Netztechnik 2015 Wichtige Weichenstellungen der NetzWeiterentwicklung werden auf diesem Fachkongress diskutiert. Er richtet sich an Entscheidungsträger von Netzbetreibern und Industrieunternehmen, Betriebsingenieure, Einkäufer, Planer sowie Vertreter von Behörden und Großunternehmen ebenso wie an Vertreter von Tiefbauunternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen. www.fachkongress-netztechnik.de Medizintechnik 14.10.2015, Stuttgart Symposium Telemedizin – Digitalisierung im Gesundheitsbereich Das Thema Telemedizin wird in Vorträgen aus verschiedenen Blickwinkeln 10.-11.12.2015, München 8. Hands-on-Intensivkurs für Ingenieure: Chirurgie in der Praxis Fortschritte in der Chirurgie sind nur möglich, wenn neue Werkzeuge und Verfahren der Medizintechnik zur Verfügung gestellt werden. Um die Entwicklung neuer diagnostischer und therapeutischer Konzepte zu beschleunigen, ist ein intensiverer Dialog zwischen den Chirurgen als Anwendern und den Grundlagenwissenschaftlern und Entwicklern dringend erforderlich. Für das bessere Verständnis des chirurgischen Tätigkeitsfelds wird nun erneut ein Hands-on-Intensivkurs für Ingenieure angeboten. www.chirurgiekurs.de Mikroelektronik/-technik 26.-28.10.2015, Karlsruhe MikroSystemTechnik Kongress 2015 Der MikroSystemTechnik Kongress stellt die bedeutendste deutschsprachige Plattform für alle Themen der Mikrosystemtechnik dar. Er wird gemeinsam von VDE, BMBF und vom Wirtschaftsministerium des Landes Baden-Württemberg veranstaltet und erfreut sich mit ca. 800 Teilneh- Normung und Standardisierung VDE Seminare rigina O 02.-06.11.2015, Nürnberg 23.-27.11.2015, Berlin Grundseminar: Blitz- und Überspannungsschutz (VDE geprüfte Blitzschutzfachkraft) Berlin: Seminar-Nr. 9652 03.-04.11.2015, Offenbach Funktionale Sicherheit nach ISO EN 13849-1/2 und EN 62061 E MIN A Seminar-Nr. 10207 03.-04.11.2015, Offenbach 11.-12.11.2015, Düsseldorf 01.-02.12.2015, Regensburg Schaltberechtigung für Mittel- und Hochspannungsanlagen – Fachkundeseminar mit Praktikum Offenbach: Seminar-Nr. 9731 07.10.2015, Frankfurt am Main Workshop „Informationssicherheit – Konformitätsbewertungsbedarf“ Dieser DKE-Workshop soll klären, inwiefern in diesem Kontext Handlungsbedarf für die Normung und Konformitätsbewertungssysteme besteht. Dabei geht es um den produktbezogenen, systembezogenen und dienstleistungsbezogenen Nachweis der IT-Sicherheit. Ebenfalls werden die Themen „Herstellererklärung“ und „Zertifizierung“ in nationaler, europäischer und internationaler Ausrichtung erörtert. Düsseldorf: Seminar-Nr. 10386 Regensburg: Seminar-Nr. 9735 11.-12.11.2015, Offenbach MessSystem 2020 – aktuell Seminar zu den Ergebnissen des VDE|FNN-Projekts „MessSystem 2020“ Seminar-Nr. 10585 24.-25.11.2015, Offenbach DIN EN 60335-1 (VDE 0700-1): 2012-10 Elektrogeräte für Haushalt und Gewerbe Seminar-Nr. 10379 DKE-Webinare VDE|DKE bietet Webinare zu Themen der Normung, Standardisierung und Forschungsförderung an. Aktuelle Termine und die Dokumentation vergangener Webinare sind zu finden unter: www.dke.de/de/webinare ALLE TERMINE FINDEN SIE UNTER WWW.VDE.COM/DE/ VERANSTALTUNGEN R Nürnberg: Seminar-Nr. 9705 S 22.-24.10.2015, Karlsruhe Workshop Atrial Signals 2015 Research and development have brought many significant advances to electrophysiological examinations of the atria during the last years. But despite all efforts, atrial fibrillation still poses a major problem for clinicians. A joint collaboration of all experts – clinicians and engineers – has the best chance to cope with this challenge. This is the goal of our workshop – bringing together the leading experts from these areas, and to provide a stage for open discussion. www.atrial-signals.kit.edu/ mern starker Beliebtheit. Die VDE YoungNet Convention wird mit in den Kongress integriert und regt den Austausch unserer Studierenden mit Young Professionals und Senior Experts der Szene an. Das Zusammenwachsen von Mikroelektronik und Mikrosystemtechnik spiegelt sich auch in der Programmgestaltung des diesjährigen Kongresses wieder, zum Beispiel in zahlreichen Aktivitäten zu Cyber-Physical-Systems im Rahmen von Industrie 4.0. Interessant sind auch die Ansätze zu TSensors, bei denen davon ausgegangen wird, dass in naher Zukunft die Anzahl der Sensoren weltweit den unvorstellbaren Wert von Trillionen erreichen wird. www.mikrosystemtechnik-kongress.de l beleuchtet, um neue Impulse zu geben. Das Symposium soll aber auch eine Dialogplattform bieten und dazu beitragen, die Hersteller von Medizinprodukten, die medizinischen Einrichtungen und Leistungserbringer, Kostenträger und Patientinnen und Patienten stärker zu vernetzen. www.symposium-telemedizin.de. 17.12.2015, Nürnberg Aufrechterhaltung der Befähigung (empfohlen nach TRBS 1203) Seminar-Nr. 10460 Alle Seminare sind auch als Inhouse-Angebot erhältlich. Sprechen Sie uns an unter [email protected] Das aktuelle Seminarprogramm finden Sie unter: www.vde-verlag.de/seminarkatalog. 47 KOMPAKT SERVICE INFOCENTER Aktuelle Positionspapiere, Studien und Reports DGBMT Ausbildungskatalog für Biomedizinische Technik im Medizinstudium Studierende sowie medizinische Fakultäten und andere Bildungseinrichtungen des Gesundheitswesens haben künftig einen praxisorientierten Leitfaden, in dem Lernziele für das Studium festgelegt sind. Die Biomedizintechnik als Querschnittstechnologie hat innerhalb des Medizinstudiums bisher keine einheitlich geregelten Lernziele. Die Publikation bietet einen kompetenzbasierten Ausbildungskatalog, der im Curriculum des Medizinstudiums angewendet werden kann. Der „Nationale kompetenzbasierte Lernzielkatalog der Biomedizintechnik für die Studierenden der Medizin (BMT-NKLM)“ steht kostenfrei im InfoCenter auf www.vde.com zum Download bereit. ETG Smart City – Herausforderungen und Potenziale einer lebenswerten Stadt von morgen In der neuen VDE/ETG-ITG-Studie wird die Entwicklung der Stadt auf dem Weg zu einer nachhaltigen und effizienten Zukunft untersucht. Die intelligente Stadt als ein „System aus Systemen“. Die Studie beschäftigt sich mit der Modellierung, Simulation und Optimierung einer lebenswerten Stadt von morgen und macht Vorschläge für deren Umsetzung. Potenziale für Strom im Wärmemarkt bis 2050 Ziele des Energiekonzepts der Bundesregierung sind der Ausbau der erneuerbaren Energien im Stromsektor auf einen Anteil von 80 Prozent der Erzeugung und eine CO2-Reduktion um gleichfalls 80 Prozent bis 2050. Vor dem Hintergrund der erforderlichen CO2-Reduzierung drängt sich die Nutzung von Strom im Wärmemarkt förmlich auf. Die Studie betrachtet die Potenziale für Strom im Wärmemarkt in Deutschland bis zum Jahr 2050. Auch die erforderlichen Rahmenbedingungen für die Umsetzung werden benannt. Der Zellulare Ansatz – Grundlage einer erfolgreichen, Regionen übergreifenden Energiewende Die Umsetzung der Energiewende stellt die Elektrizitätswirtschaft vor eine große Herausforderung. Die bestehende Infra struktur, die Prinzipien der Betriebsführung und die existierenden Marktstrukturen sowie die regulatorischen Rahmenbedingungen sind zu hinterfra- gen. Auch ist zu überlegen, welche Rolle Gas in einem zukünftigen Energiesystem einnehmen kann. Ein erster Lösungsansatz ist die lokale Versorgung, die in der Studie als "Zellularer Ansatz" vertiefend untersucht wird. Wenn in Zukunft das Gleichgewicht zwischen lokaler Erzeugung und Verbrauch auf den niedrigst machbaren Stufen in zellularen Strukturen möglich ist, ergeben sich wesentliche Chancen, den Besonderheiten regenerativer Energiequellen gerecht zu werden. Auch die Anforderungen zur Energieübertragung werden in Abhängigkeit der Umsetzung zellularer Netze untersucht. Stromspeicher in der Nieder- und Mittelspannungsebene In der Studie werden mögliche Speicheranwendungen in der Nieder- und Mittelspannungsebene in Deutschland für den Zeithorizont bis zum Jahr 2025 betrachtet. Untersucht werden Stromspeicher (insbesondere Batteriespeicher), die elektrische Energie aufnehmen und wieder abgeben. Die für die betrachteten Speichereinsatzfälle infrage kommenden Batteriespeichertechnologien werden hinsichtlich ihrer technischen Eignung bewertet. Ebenso wurde die Wirtschaftlichkeit der Batteriespeicheranwendungen auf Basis heute gültiger Rahmenbedingungen untersucht und mit den heute gebräuchlichen Alternativen verglichen. VDE Impressum KONZEPTION UND UMSETZUNG VDE DIALOG HEALTH-CARE-COM GmbH Mitgliedermagazin des VDE e. V. Hans-Peter Bröckerhoff, Susanne Margraf HERAUSGEBER Martin Wolczyk, Martin Schmitz-Kuhl VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik ANZEIGEN Informationstechnik e. V. Beate Gehm, [email protected] VERLAG Telefon: 069 / 840006-3030, Fax: -8030 HEALTH-CARE-COM GmbH Es gilt die Anzeigenliste 1 (November 2011) Ein Unternehmen der VDE VERLAG GmbH AUFLAGE Goethering 58, 63067 Offenbach 40.000 Exemplare REDAKTION BEZUGSBEDINGUNGEN: VDE Kommunikation + Public Affairs Der VDE dialog ist im Mitgliedsbeitrag des VDE Dr. Walter Börmann (v.i.S.d.P.), Melanie Unseld, e. V. enthalten. Nichtmitglieder können das Kontakt: [email protected] Magazin für eine jährliche Gebühr von 36 Euro ERSCHEINUNGSWEISE (inkl. Versand) abonnieren sowie Einzelhefte für 4 x im Jahr, zum Anfang des Quartals 9 Euro plus 1 Euro Versand bestellen. DRUCKEREI (Mail: [email protected], H. Heenemann GmbH & Co. KG Telefon: 069 / 840006-3030, Fax: -8030) 48 Young Professionals der Elektround Informationstechnik 2015 Die Stimmung unter den Young Professionals der Elektro- und Informationstechnik im VDE ist gut. Kein Wunder: Über die Hälfte der Hochschulabsolventen verschickt bis zum Berufsstart weniger als fünf Bewerbungen und bereits nach drei Vorstellungsgesprächen können sie sich über ihren ersten Arbeitsvertrag freuen. 75 Prozent der Befragten bewerten ihre Karriereoptionen als gut bis sehr gut. Für die Studie befragte der VDE mehr als 200 Young Professionals im Alter bis 35 Jahre zu Berufseinstieg und Studium. Für VDE-Mitglieder stehen die Studien und Positionspapiere kostenlos zum Download unter www.vde.com zur Verfügung. Mit Technikwissen sichergehen: Eindrucksvoller Kalender über die Faszination von Trafostationen Fotokalender. 68,5 × 48,5 cm 12 Blatt Erscheint im November 2015 ca. 39,– € Bisher sahen Sie Trafohäuser als funktionale Zweckbauten. Dass Sie auch Kleinode der Architektur darstellen, beweist Autor und Fotograf Dr. Illo-Frank Primus. Preisänderungen und Irrtümer vorbehalten. Bestellen Sie jetzt: (030) 34 80 01-222 oder www.vde-verlag.de/150871 DEBATTE EXPE MEINRTEN UNG Dr. M artin Vorst Schuma c ABB andsmitg her, l AG D eutsc ied hland Start-ups – neue Ideen für die Energiewirtschaft Eine Kooperation mit Start-ups gibt neue Impulse, wie man das eigene Geschäft weiterentwickeln kann. Denn nur mit Innovationen – ja sogar mit Innovationssprüngen – kann die Energiewende gelingen. Ob der Aus- und Umbau unserer Übertragungs- und Verteilnetze oder die dezentrale Einspeisung und Speicherung von Strom: Die Energiewende gibt uns allen viele technologische Herausforderungen mit auf den Weg. Sie sind fester Bestandteil unserer DNA: Seit mehr als 100 mit mir im Plenum vorzustellen. Der Zuspruch war enorm Jahren verändern Innovationen von ABB die Welt der Elek- und zeigte: Große, etablierte und kleine, junge Unternehtrotechnik. Heute arbeiten in mehr als 20 Ländern etwa men schaffen gemeinsam einen Mehrwert. 8500 Ingenieure und Wissenschaftler in Forschung und Für Start-ups bietet die Zusammenarbeit mit einem Entwicklung. Jährlich kommt allein die deutsche ABB auf größeren Partner Vorteile: Bestätigung der Geschäftsidee, einige Hundert Erfindungen. Neben der konzerneigenen Sicherheit, den Zugang zu weiteren Kooperationspartnern Innovations-Schmiede ist es für oder zusätzlichen Märkten. Unterglobale Technologieunternehmen nehmen, die sich für Start-ups öff»Für globale Technologieunter heute und morgen wichtiger denn nen, gewinnen genauso: Sie könje, über den Tellerrand zu schauen. nehmen ist es wichtiger denn je, nen Technologietrends von hohem ABB blickt auf eine langjährige Potenzial entdecken, die eigenen über den Tellerrand zu schauen.« Kooperation mit Start-ups zurück, Lösungen und Produkte für aktuum zukunftsweisende, technoloelle Marktanforderungen ergänzen gische Lösungen aufzuspüren, die unser Portfolio in der oder schärfen. Und sie erweitern den eigenen ExpertenEnergie- und Automatisierungstechnik sinnvoll ergänzen. Zirkel, beflügeln somit auch den internen Wettbewerb. Wir beschäftigen uns in Deutschland, aber beispielsweise Wir können nur ermutigen, den Dialog mit Start-ups auch in Skandinavien, intensiv mit Start-ups – insbeson- zu führen. Jedes Unternehmen sollte hier seinen eigenen dere in den Bereichen erneuerbare Energien, Energiespei- Weg finden. Wichtig dabei ist, eine Systematik und einheitcherung, Smart Grids oder Wassertechnologien. liche Kriterien zu entwickeln. Dann wird der Dialog für Wir haben hierzu eine eigene Systematik entwickelt, die beide Seiten zum Erfolgsfaktor. Auch für die Energiewengezielt und kontinuierlich Start-ups entdeckt, beobachtet de, die für uns alle neben Herausforderungen auch große und dann für die engere Zusammenarbeit identifiziert. Chancen bereithält. Neben zahlreichen Partnerschaften konnten wir so in den vergangenen fünf Jahren rund 20 neue technologische Lösungen in unser Portfolio integrieren. GleichstromSchnellladestationen für die Elektromobilität und Lösungen für Windparkoptimierungen sind Beispiele. DR. MARTIN SCHUMACHER Beim diesjährigen Kongress des Bundesverbands der wurde 2011 in den Vorstand der deutschen ABB Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in Berlin haben AG berufen und ist dort für die Energietechnik mit wir uns als Innovationssponsor engagiert. Im Rahmen der den Divisionen Energietechnik-Produkte und -SysFachausstellung des Kongresses präsentierten neun austeme zuständig. Nach der Promotion zum Dr.-Ing. gewählte Start-ups ihre Ideen in der sogenannten Startbegann er 1994 bei ABB im Bereich Schaltanlaup-Lounge. Drei von ihnen hatten die Gelegenheit, ihre gen seine Laufbahn. Von 2005 bis 2011 leitete er Geschäftsidee – zum Beispiel Sensor-Netzwerke für die unter anderem den Geschäftsbereich Hochspanprädiktive Wartung oder Speichersysteme – gemeinsam nungsprodukte bei der ABB Schweiz AG. 50 FOTO: ABB AG DEUTSCHLAND VON DR. MARTIN SCHUMACHER 15 Jahre INVENT a CHIP 2016 feiern wir großes Jubiläum: INVENT a CHIP, der Schülerwettbewerb von VDE und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, wird 15 Jahre alt. Ende Januar 2016 startet die neue Wettbewerbsrunde mit dem Schwerpunktthema: „Internet der Dinge – Dinge im Internet“ an über 3.000 Schulen bundesweit. www.invent-a-chip.de ! t h c u s e g Sponsoren isterium ndesmin nd dem Bu u E D V m sich Neben de ngagieren e g n u h c und Fors chulen wie Hochs für Bildung o s n e g n u ft Firmen, Sti Sie den zahlreiche tzen auch tü rs te n U . a CHIP em Jugend d i e b , für INVENT rb e Wettbew lche inmaligen ickeln. We tw weltweit e n e ip h c ikro eigenen M ie unter liche ihren erfahren S t, ib g s e n ite Möglichke vde.com er chips@ d o e .d ip t-a-ch www.inven Energien intelligent vernetzen Innovative Technik. Hohe Standards. Regionale Servicestützpunkte. Das ist die Netze BW GmbH, das größte Netzunternehmen für Strom, Gas und Wasser in Baden-Württemberg. Wir schaffen sichere und effiziente Verbindungen zwischen Kraftwerken und über drei Millionen Haushalten, Gewerbe- und Industriebetrieben. Jeden Tag. Auch in Zukunft. Dabei setzen wir auf engagierte Ingenieure, Techniker und Monteure (w/m), die gemeinsam mit uns die Netzlandschaft von morgen entwickeln: Vom intelligenten Ausbau über den effizienten Betrieb bis hin zur Integration der erneuerbaren Energien. In einem Arbeitsumfeld, in dem Wertschätzung und Entwicklung großgeschrieben werden. Seien Sie dabei. Und entdecken Sie spannende Zukunftsperspektiven bei der Netze BW. www.netze-bw.de Ein Unternehmen der EnBW
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