dialog 4-2015_WEB

DAS TECHNOLOGIE-MAGAZIN
dialog
04/2015
HOCHSCHULE
Beste Zukunftschancen für Deutschlands Ingenieur-Nachwuchs
BATTERIETECHNOLOGIE
FORSCHUNG
IT-SICHERHEIT
Energiewende und Elektromobilität
sind eng verknüpft mit der Entwicklung leistungsfähiger Energiespeicher.
Nach wie vor belegt Deutschland
einen Spitzenplatz im weltweiten
Export forschungsintensiver Güter.
Die Gefahr vor Angriffen wächst.
Viele Firmen sind nur unzureichend
geschützt.
www.vde.com
20 Pluspunkte für das Netzwerk Zukunft.
EDITORIAL
FOTOS: TITELSEITE: KATRIN BINNER / TU DARMSTADT; SEITE 03: PRIVAT
Allianzen für die Bildung
Diskutiert man heute über Hochschulen, geht immer ein Raunen durch den Saal. Die Meinungen scheinen festgefügt: zu teuer, schlecht geführt, Personalengpässe, zu viele Studienabbrüche,
abnehmende Studienqualität und was sich sonst noch so Negatives über unsere akademische
Ausbildung ausdenken lässt. Nur die schlechte Nachricht ist überhaupt eine Nachricht. Aber es
kann in einem VDE dialog nicht darum gehen, die Erwartungshaltung der Leser zu bestätigen.
Information bemisst sich schließlich am Grad der Neuigkeit.
Viele Hochschulen klagen über die Eingangsqualifikation der Studierenden. Da hilft auch
das Argument nicht, darüber jammere man nun schon seit 2000 Jahren. Alle hätten gerne klügere Erstsemester und gerne viel mehr Frauen in den Ingenieurstudiengängen. Die Studienanfänger kommen mit 18 Jahren und oft mit mäßigen allgemeinen und speziellen Vorkenntnissen.
Die Hochschulen sollen sie dann in drei bis vier Jahren fachlich qualifizieren und gereifte 22-jährige Jungakademiker ausbilden.
Was ergeben sich daraus für aktuelle Herausforderungen der In- »Europa setzt auf das Können
genieurausbildung? Die Bachelor-Master-Debatte ist immer noch der jungen Generation.«
nicht abgeschlossen, aber um Strukturen geht es eigentlich nur am
Rande. Im Kern geht es um Vermittlungsformen, um den schillernden Begriff der Kompetenz, um das Verhältnis von Fach- und Führungswissen und um ein
verändertes Wahrnehmungs- und Lernverhalten der jungen Generation. Viel diskutiert werden
das Verhältnis zur klassischen Lehre, die Durchlässigkeit des Bildungssystems und das duale
Studium.
Mit einem gewissen Erschrecken nehmen die Hochschulen dann noch zur Kenntnis, dass sie
scheinbar nicht zum Beruf qualifizieren. Unternehmen gehen oftmals davon aus, dass Berufsanfänger zwischen einem und fünf Jahren brauchen, um in der Wirtschaft richtig anzukommen.
Insbesondere die eher formalen Dinge wie Normen und Richtlinien, Qualität, Zuverlässigkeit
und Wirtschaftlichkeit bleiben eine Herausforderung.
Europa setzt auf das Können der jungen Generation. Es wird Zeit, Allianzen zwischen Unternehmen und Hochschulen zu bilden und ernsthaft Konsequenzen zu ziehen. Der VDE bietet
dazu viele Gelegenheiten.
Wir widmen uns im vorliegenden VDE dialog ein paar wichtigen Aspekten der Ausbildung
von Ingenieurinnen und Ingenieuren für unsere gemeinsame Zukunft. Was nützt das Klagen,
wir brauchen Lösungen.
Prof. Dr. Michael Berger
Vorsitzender VDE-Ausschuss „Studium, Beruf und Gesellschaft“
Vizepräsident der Fachhochschule Westküste, Heide/Holstein
03
INHALT
12
Duales Studium, Fachhochschule oder Universität? Reicht ein Bachelor- oder sollte es ein Master-Abschluss sein? Mit oder ohne Promotion? Welcher Abschluss
qualifiziert am besten für den erfolgreichen Berufseinstieg?
SPEKTRUM
TITEL
06 MELDUNGEN
12 KARRIERE
07
18 DUALES STUDIUM
3D-Technik / Halbleiter / Bundeswehr /
­Fortschritt / Flugsicherung / Datenübertragung /
Roboter / Digitalisierung / Arbeitsmarkt
PERSONALIA
Dr. Thomas Benz / Wolfgang Niedziella /
Dr. Marianne Mertens / Prof. Dr. Arndt Bode /
Matthias Machnig
Wie macht man am besten Karriere? Wichtige
Faktoren sind die Wahl der richtigen Hochschule, die Persönlichkeit – und eine Portion Glück.
Duale Studiengänge liegen im Trend, die Angebote im Bereich Elektrotechnik steigen bundesweit kontinuierlich an. Welche Vorteile bieten sie?
08 RUNDRUF
20 START-UPS
11 INTERVIEW
24 YOUNG PROFESSIONALS
Welche Schwerpunkte muss eine strategische
Technologiepolitik im Hinblick auf die Zukunftstechnologien 2020 setzen?
Prof. Volker Saile, Chairman des MikroSystemTechnik-Kongresses in Karlsruhe, im Gespräch
über die Bedeutung der Veranstaltung und der
Technologie für Deutschland.
04
Ohne Umwege direkt in die Chefetage. Für
diesen Traum gründen einige Hochschul­
absolventen gleich ihr eigenes Unternehmen.
Die Stimmung unter den Young Professionals
der Elektro- und Informationstechnik im VDE
ist gut. Zu Recht, wie die aktuelle VDE-Studie
zeigt.
32
30
Ein Astronaut zum Anfassen. „Tag der Technik“-Schirmherr Alexander Gerst zeigte sich als perfekter Botschafter für den Nachwuchs.
34
Die Möglichkeiten für Online-Kriminelle sind deutlich größer geworden. Insbeson- Verschiedene Unternehmen arbeiten daran, die ursprünglich für Elektrofahrzeudere mobile Endgeräte sind ein beliebtes Ziel für Angriffe.
ge entwickelten Batterien auch für andere Anwendungen einzusetzen.
FOTOS: SEITE 04: © KASTO / FOTOLIA.COM; SEITE 05: ESA (OBEN), © SP4764, © THOSTR / FOTOLIA.COM (UNTEN), DAIMLER AG (RECHTS)
THEMEN
27 FORSCHUNG
Trotz großem Druck aus Asien belegt
­Deutschland in puncto Forschung einen­­
Platz an der Spitze.
30 BATTERIEFORSCHUNG
Energiespeicher spielen eine wichtige Rolle
bei der Sicherung der Netzstabilität und beim
Fortschritt der Elektromobilität.
32 VERANSTALTUNGEN
Technik im Fokus: Die Besucher zeigten sich
begeistert vom abwechslungsreichen Programm
beim Tag und bei der Nacht der Technik.
34 IT-SICHERHEIT
Trotz wachsender Gefährdung machen sich
nur wenig Bürger Sorgen um Datenbetrug.
Und auch Firmen schützen sich oft nur
unzureichend vor Angriffen.
KOMPAKT
38 WISSEN
40 NORMUNG / PRÜFUNG
42
AUS DEN REGIONEN
44 VDE YOUNGNET
46 TERMINE
48 INFOCENTER
50 DEBATTE
05
SPEKTRUM
3D-TECHNIK
HALBLEITER
Haus aus dem Drucker
Ersatz für Silizium
In Dubai wird das erste voll funktionstüchtige Büro der Welt im 3D-Druckverfahren gebaut. Das futuristische Gebäude ist Teil des Projekts „Museum der Zukunft“.
An der TU München wurde ein
innovatives Halbleitermaterial aus
Phosphor und Arsen hergestellt.
Das Büro soll eine Größe von rund
185 Quadratmetern haben, mithilfe
eines sechs Meter hohen 3D-Druckers schichtweise ausgedruckt und
anschließend vor Ort innerhalb weniger Wochen zusammengebaut werden.
Mobiliar, Details der Innenausstattung sowie Strukturbauteile werden
ebenfalls komplett im 3D-Druckverfahren hergestellt. Die innovative
„Bauweise“ bringt immense Vorteile
mit sich. Es werden Einsparungen von
mehr als 50 Prozent bei Produktionszeit und Arbeitskosten erwartet. Auch
die Umwelt gewinnt bei dem Verfahren: Experten erwarten 30 bis 60 Prozent weniger Bauabfälle. Neben der
Produktivität kommt auch der Nachhaltigkeit ein hoher Stellenwert zu. Vor
allem aber bedeutet dieses Haus einen
wichtigen Schritt in Richtung Marktreife des 3D-Drucks, der bisher noch
nie in derart großem Stil eingesetzt
wurde.
Das Büro ist die erste große Initiative des „Museums der Zukunft“.
Das insgesamt mehr als 120 Millionen Euro teure Projekt ist Teil einer
Zusammenarbeit zwischen Dubai
und WinSun Global – einem Joint
Venture zwischen dem chinesischen
Seit vielen Jahren ist Silizium die Basis der modernen Elektronik. Doch
die Transistoren stoßen langsam
an ihre Grenzen. Zudem ist Silizium hart und spröde. Im Wettlauf
um neue Materialien gilt schwarzer
Phosphor, der Arsen enthält, als die
Alternative, die langfristig Silizium
ablösen könnte. Wissenschaftler der
TU München haben eine Methode
entwickelt, um Arsen-Phosphor ohne
hohen Druck zu synthetisieren. Das
erfordert weniger Energie und ist zudem günstiger. Über den Arsengehalt
kann die Lücke zwischen Valenz und
Leitungsband präzise eingestellt werden. „Das erlaubt uns, Materialien
mit bisher unerreichbaren elektronischen und optischen Eigenschaften
in einem Energiefenster herzustellen,
das bislang nicht zugänglich war“,
sagt Professor Tom Nilges, Leiter des
Fachgebiets für Synthese und Charakterisierung innovativer Materialien.
In einer internationalen Kooperation
mit der Universität Regensburg sowie
der University of Southern California
(USC) und Yale ist es den Chemikern
gelungen, auf Basis dieses Materials
erstmals Feldeffekt-Transistoren herzustellen.
06
3D-Druck-Unternehmen WinSun
und internationalen Investoren – sowie den Architektur- und Ingenieurbüros Gensler, Thornton Tomasetti
und Syska Hennessy. Das „Museum
der Zukunft“, dessen Bau Anfang
des Jahres in Dubai begonnen wurde,
soll künftig nicht nur technologische
Entwicklungen aus aller Welt ausstellen, sondern auch als internationales
Innovationszentrum dienen. Unter
dem Motto „See the future, create
the future“ werden hier ab 2017 auf
sieben Etagen von Designern, Wissenschaftlern, Unternehmern und
Investoren die Technologien von
morgen entwickelt und vorgestellt.
Das Büro aus dem 3D-Drucker
wird in der Nähe des Museums aufgebaut und soll dessen Belegschaft als
vorübergehendem Hauptsitz dienen.
Das Design basiert auf Forschungen über die Anforderungen der Arbeitswelt von morgen. Der Raum ist
offen und flexibel angelegt und für
verschiedene Einsatzmöglichkeiten
sowie Teamgrößen geeignet. Darüber
hinaus soll das Gebäude eine kleine
digitale Fertigungsstation und einen
Bereich für eine Ausstellung über den
3D-Druck beinhalten.
Personalia
+++ Ab 1. November 2015 ist 1 DR. THOMAS
BENZ neuer Geschäftsführer der Energietechnischen Gesellschaft im VDE (VDE | ETG). Er folgt
auf Wolfgang Glaunsinger, der nach 14 Jahren
in den Ruhestand geht. Benz, derzeit Mitglied im
Vorstand der VDE | ETG, war zuletzt Leiter Energiepolitik der Energietechnik-Division bei der ABB AG
in Mannheim. +++ 2 WOLFGANG NIEDZIELLA,
Geschäftsführer des VDE-Instituts, ist neuer Vorsitzender des IECEE (IEC System for Conformity
Testing and Certification of Electrotechnical Equipment and Components). Niedziella ist der erste Deutsche, der
diese Position einnimmt. Er wird das Amt bis 2018 innehaben.
+++ Der Klee-Preis geht dieses Jahr an 3 DR. MARIANNE
MERTENS. Der Preis wird von der Deutschen Gesellschaft für
Biomedizinische Technik im VDE (VDE|DGBMT) und der Stiftung
Familie Klee vergeben und ist mit 5000 Euro dotiert. Mertens erhält die Auszeichnung für ihre Dissertation „Theranostic Tissue
Engineering: Magnetic Resonance Imaging of Biohybrid Vascular
Grafts“, die sie am Helmholtz-Institut für Biomedizinische Technik erarbeitet hat. +++ 4 PROF. DR. ARNDT BODE ist mit der
BUNDESWEHR
FOTOS: SEITE 06: MUSEUM DER ZUKUNFT, BATTENBERG, ANDREAS / TUM
SEITE 07: VDE (1, 2, 3), ANDREAS HEDDERGOTT (4), MICHAEL VOIGT (5), © ISTOCK.COM/-ANTONIO-
Cyber-Offensive
Verteidigungsministerin Ursula von
der Leyen will die Bundeswehr auf
den Cyberkrieg einstellen. Die Gesellschaft für Informatik kritisiert
die offensive Ausrichtung der neuen Strategie.
Laut einem Bericht von SPIEGEL
ONLINE fordert das Verteidigungsressort eine deutliche Aufstockung
und Zentralisierung der IT-Ressourcen der Bundeswehr. Die Truppe soll
künftig nicht nur zur Abwehr digitaler
Angriffe, sondern auch zu offensiven
Cyber­
angriffen im In- und Ausland
in der Lage sein. Das Nachrichtenmagazin zitiert dazu aus einem geheimen Strategiepapier. Dieses gehört zur
Vorbereitung auf das neue Weißbuch
der Bundeswehr, das die sicherheitsund außenpolitische Ausrichtung der
2
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4
5
Konrad-Zuse-Medaille ausgezeichnet worden. Bode ist Vizepräsident der TU München sowie Leiter des Leibniz-Rechenzentrums
der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Die Konrad-ZuseMedaille wird seit 1987 für besondere Verdienste um die Informatik
vergeben. +++ 5 MATTHIAS MACHNIG, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, sowie Ministerialdirektor
Prof. Dr. Wolf-Dieter Lukas aus dem Bundesministerium für Bildung
und Forschung gestalteten das VDE/ZVEI-Symposium Mikroelektronik „Cyber Security: Mikroelektronik als Lösung“ Anfang September in Berlin mit.
Truppe festlegt. Das Internet und IT-Sicherheit“. Das Grundgesetz der
andere Kommunikationsplattformen Bundesrepublik Deutschland regle in
sollen neben den klassischen Kriegs- Artikel 87a unmissverständlich, dass
schauplätzen Land, Luft, See und die Streitkräfte zur Verteidigung eingeWeltraum als neuer „Operationssetzt werden. In der IT-Sicherheit
raum“ der Bundeswehr deist aber laut Pohl die Grenze
finiert werden. Dafür sei
zwischen defensiven und
„die Bereitstellung von
offensiven Maßnahmen
adäquaten Strukturen
nicht immer leicht zu
und Ressourcen“ erziehen. Umso wichtiforderlich. Das Vorger sei es daher, sich
haben hat einige kritivon vornherein auf die
sche Reaktionen unter
Cyberverteidigung zu
IT-Experten hervorbeschränken – diese
gerufen. Die Gesellaber dafür besonders
schaft für Informatik
ernst zu nehmen.
(GI) begrüßt zwar den
Den aktuellen Stand
Vorstoß der Ministerin,
der IT-Sicherheit in
die
Cyberverteidigung
Deutschland bezeichnet
der Bundesrepublik zu stärPohl als desolat. Dies zeige
ken. „Die Pläne, auch offensive
die Vielzahl der Angriffe gegen
Cyberfähigkeiten für die Bundeswehr den Bundestag, Ministerien, Behörzu schaffen, können dagegen nicht den und Unternehmen – etwa aus
unwidersprochen bleiben“, sagt Pro- der Chemiebranche, der Energiewirtfessor Hartmut Pohl, Sprecher des schaft oder der Finanzindustrie – soGI-Arbeitskreises „Datenschutz und wie gegen private Nutzer.
07
SPEKTRUM
FORTSCHRITT
RUNDRUF
Politik mit Strategie
Auf dem Presse-Workshop des VDE in München diskutierten hochrangige Experten über die Zukunftstechnologien 2020. Dabei wurde auch
die Frage erörtert, welche Schwerpunkte eine strategische Technologiepolitik setzen muss.
ALF HENRYK WULF, CEO der ALSTOM Deutschland
AG und VDE-Präsidiumsmitglied
» Für die Energiewirtschaft brauchen wir dringend ein
neues Marktmodell, welches Investitionen ermöglicht,
die wir benötigen, um eine Versorgungssicherheit zu
gewährleisten. Wir sind derzeit in einer Situation, in der
wir für das Geld, das wir investieren, zu wenig zurückbekommen. Die Bundesregierung hat dies erkannt und
ein entsprechendes Gesetzgebungsverfahren angestoßen. Sie hat sich dabei ein sehr mutiges und ehrgeiziges Ziel gesetzt. Jetzt muss daran festgehalten werden, um eine systemisch gute
Lösung zu finden.«
PROF. DR. ARMIN SCHNETTLER, Leiter Institut für
Hochspannungstechnik der RWTH Aachen
»Technologische Entwicklungen, gerade zu kritischen
Infrastrukturen, erfordern stabile und am System orientierte politische Rahmenbedingungen. Wir müssen
davon abkommen, nur einzelne Technologien oder
Teillösungen in den Vordergrund zu stellen. Die Energiewende hat uns kritisch aufgezeigt, wie politische
Weichenstellungen enorme wirtschaftliche Konsequenzen auslösen können. Es kann nicht die Aufgabe der
Technologiepolitik sein, dauerhaft in Märkte und Lösungen einzugreifen. Eher sind
langfristig verbindliche Ziele und gegebenenfalls finanzielle Einstiegshilfen festzulegen – der Industrie und dem Wettbewerb sind jedoch die technisch-wirtschaftlich
besten Lösungsansätze zu überlassen.«
PROF. DR. CHRISTOPH KUTTER, Leiter FraunhoferEinrichtung für Mikrosysteme und Festkörper-Technologie
» Industrie 4.0 ist eine riesige Chance, Fertigung wieder
zurück nach Deutschland zu holen. Wir brauchen aber
politische Unterstützung, denn Energiekosten und deren
Planbarkeit spielen dabei eine wichtige Rolle – besonders bei der Chipfertigung. Bei den Lohnkosten macht
es wenig Unterschied, ob in Taiwan oder in Dresden
produziert wird, weil in vollautomatisierten Fabriken vor
allem Ingenieure arbeiten. In Asien gibt es aber beim
Thema Energie eine stärkere Unterstützung durch den Staat und eine größere Verlässlichkeit. In Deutschland hängen dagegen die Preise von politischen Faktoren ab.
Die Politik muss daher auch hier für stabile Rahmenbedingungen sorgen.«
08
Mittelmäßig digital
Daimlers
Vorstandsvorsitzender
Dieter Zetsche fordert von der
deutschen Politik mehr Engagement, um die Digitalisierung voranzutreiben.
„Die digitale Infrastruktur in Deutschland passt nicht zum Entwicklungs­
tempo, sie ist nach wie vor leider nur
Mittelmaß“, so Zetsche gegenüber der
Zeitung „Sonntag Aktuell“. „Dass wir
in Deutschland bei Themen wie Breitbandversorgung nur auf Platz 20 von
28 EU-Staaten sind, sagt leider alles“,
wird der Daimler-Chef zitiert.
Wenn Deutschland im Mittelmaß
bleibe, werde die Existenz des Standortes Deutschland gefährdet. „Es
wäre deshalb fatal, wenn die Politik
bei diesem Thema ihre lange Leitung
beibehalten würde“, warnt Zetsche.
Bei Daimler, aber auch vielen anderen
Unternehmen in Deutschland, werde
die Digitalisierung der Arbeitswelt
zwar „eher als Chance denn als Risiko“ gesehen, die Regierenden könnten mit dem Tempo der weltweiten
Entwicklung aber nicht mithalten.
Die Digitalisierung fordert nicht
nur die Politik, sondern auch die
Unternehmen. Laut einer Studie des
Beratungshauses Sopra Steria Consulting und der Universität Hamburg
stehen Unternehmen erheblich unter
Druck, die Digitalisierung voranzutreiben. Für die Firmen ergeben sich
insbesondere an drei zentralen Stellen
erhebliche Herausforderungen: beim
Aufbau und der Integration digitaler
Kanäle zu ihren Kunden und Partnern, bei agilen und datengetriebenen
Vorgehensweisen für die Entwicklung
digitaler Angebote und bei der klaren
Verankerung der Führungsverantwortung für die digitale Transformation.
Die Untersuchung zeigt auch, dass
die Unternehmen in den meisten Disziplinen noch viel vor sich haben. Erst
wenige sehen sich gut aufgestellt. Für
die multimethodisch angelegte Studie
wurden unter anderem die Ergebnisse
aus Interviews mit IT-Verantwortlichen und einer Feldbefragung von 90
Teilnehmern von Großkonzernen und
Mittelständlern ausgewertet.
FOTOS: SEITE 08: ALSTOM, SIEMENS, VDE; SEITE 09: UNIVERSITÄT DES SAARLANDES/DLR, © TH. REINHARDT / PIXELIO.DE
FLUGSICHERUNG
DATENÜBERTRAGUNG
30 Sekunden, die zählen
WLAN aus der Lampe
Ein Assistenzsystem, das die Gespräche zwischen Fluglotse und Pilot
versteht, haben Wissenschaftler der Universität des Saarlandes gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt. Mit diesem kann der Computer selbstständig und schneller auf
Planänderungen reagieren, die nur mündlich besprochen werden.
Internet aus der Deckenlampe
könnte schon bald Realität werden, wenn sich die jüngste Entwicklung aus der Universität Duisburg-Essen durchsetzt.
Assistenzsysteme unterstützen Fluglotsen bei ihrer Aufgabe, damit Starts
und Landungen reibungslos und effizient ablaufen. Sie berechnen Flugrouten, gleichen Daten wie Flughöhe
oder Geschwindigkeit ab und machen
dem Lotsen Vorschläge, wie er reagieren sollte. Wenn aber etwas Unplanmäßiges passiert, weil etwa eine
Landebahn kurzfristig gesperrt wird,
stößt der elektronische Assistent an
seine Grenzen: „Tauschen sich Lotse und Pilot nur mündlich per Funk
über solche Änderungen aus, bekommt das System das bislang nicht
mit“, sagt Professor Dietrich Klakow.
Etwa 30 Sekunden lang ist der Lotse
dann auf sich gestellt – eine halbe Minute, die zählt, denn bislang erkennen
heutige Assistenzsysteme erst danach
die Absichten des Piloten und machen wieder brauchbare Vorschläge.
Um diese Sicherheitslücke zu
schließen, haben Klakow und sein
Team von der Universität des Saarlandes in einem Pilotprojekt das Lotsenassistenzsystem des Düsseldorfer
Flughafens weiterentwickelt und ihm
Leuchtsignale von LED-Lampen kön­
nen auch zur kabellosen Datenübertragung genutzt werden. Experten für
Halbleiter- und Elektrotechnik vom
Center for Nanointegration (CENIDE) haben nun diese Technik entscheidend vorangetrieben. Sie entwickelten
eine Leuchtdiode auf GalliumnitridBasis (GaN), die mit einer Frequenz
von über einem Gigahertz betrieben
werden kann. Ermöglicht wurde dies
durch eine neue Architektur: Die Wissenschaftler arbeiten mit GaN-Nano­
drähten, die sehr dicht auf kostengünstige Siliziumsubstrate aufgebracht
werden. So können interne elektrische
Felder unterdrückt werden, die sich
bisher negativ auf die Hochfrequenzeigenschaften von GaN-Leuchtdioden
ausgewirkt haben. Zur Anwendung
könnten die Leuchtdioden für die
Datenübertragung auf kurzer Strecke
kommen – etwa bei Funkübertragungen in Gebäuden oder beim Intranet
über Plastikfasern. Die Lichtsignale
des optischen WLANs verursachen
keine Störsignale und sind für das
menschliche Auge nicht irritierend.
beigebracht, die zwischen Lotse und
Pilot besprochenen Änderungen zu
verstehen und einzukalkulieren. Bei
dem Projekt, das vom HelmholtzValidierungsfonds mit insgesamt fast
400.000 Euro gefördert wurde, haben
die Computerlinguisten der SaarUniversität mit dem Team von Professor Hartmut Helmke vom DLR
zusammengearbeitet. Die Deutsche
Flugsicherung (DFS) hat das Vorhaben unterstützt.
Der erste Prototyp läuft bereits.
Dieser erkenne anhand des Dialogs
von Lotse und Pilot selbst, ob sich
Abweichungen vom geplanten Ablauf ergeben, so Klakow. „Er passt
seine Vorschläge für den Lotsen an
und lässt dabei die Informationen
außer Acht, die unwichtig sind.“
Er und sein Team haben hierzu den
Spracherkenner des Systems mit
Hintergrundwissen zu den Lotsenkommandos gefüttert. Jetzt wollen
die Forscher den Prototypen so weiterentwickeln, dass das System zum
praktischen Einsatz an Flughäfen
kommen kann.
09
SPEKTRUM
ROBOTER
DIGITALISIERUNG
Total sozial
Digitale Dörfer
Zur Verbesserung der Interaktion
von Mensch und Maschine arbeiten Wissenschaftler an sozial
kompetenten Robotern.
In zwei Testregionen will das Fraunhofer IESE in den kommenden drei
Jahren smarte Technologien für zukunftsfähige Infrastrukturen in ländlichen Regionen erproben. Das Projekt wird vom Land Rheinland-Pfalz mit
930.000 Euro gefördert.
Eine internationale Forschergruppe
aus Barcelona, Berlin, Hamburg, Hannover, Hatfield (UK), Osnabrück und
Stockholm will soziales menschliches
Verständnis und Verhalten untersuchen und in Roboter implementieren.
Grundlage der Arbeit ist die Hypothese, dass auch sehr komplexen sozialen
Interaktionen einfache sensomotorische Verhaltensmuster zugrunde liegen. Das Erlernen und Beherrschen
von diesen Aktion-Effekt-Zusammenhängen ist entscheidend für die
Wahrnehmung der Welt und um ein
effizientes Miteinander-Agieren zu
ermöglichen. Die Forschungsergebnisse sollen in informationstheoretische und neurowissenschaftliche
Computermodelle übertragen werden, um damit humanoide Roboter
für eine bessere soziale Interaktion mit
Menschen zu trainieren. Diese sollen
dann langfristig auch in der Lage sein,
verschiedene neue Assistenzaufgaben
zu übernehmen.
Die EU-Kommission fördert das
Konsortium im Rahmen des Programms „Horizon 2020“ mit 3,7 Millionen Euro.
„Die fortschreitende Digitalisierung
bietet ein großes Potenzial, ländliche
Regionen für die Zukunft zu entwickeln – gerade auch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels
und der sinkenden Bevölkerungszahlen auf dem Land“, so die rheinlandpfälzische Ministerpräsidentin Malu
Dreyer. Neue und innovative Systeme sollen den Weg für die Zukunft
der regionalen Wirtschaft ebnen und
außerdem Chancen für neue Unternehmen eröffnen. Somit werden
sowohl Arbeitsplätze als auch Wirtschaftskraft im ländlichen Raum geschaffen, der bei der Digitalisierung
im Vergleich zu den Städten bisher
immer zu kurz kam. Aber nicht nur
Städte, sondern auch Dörfer müssen
nach Überzeugung der Experten des
Fraunhofer-Instituts für Experimentelles Software Engineering (IESE)
smart und digital werden. Das Institut
verfolgt in dem Projekt laut eigener
Aussage einen ganzheitlichen Ansatz,
der den Menschen in den Mittelpunkt
stellt und sich an den Bedürfnissen
des Alltags orientiert. „Dazu ist es nötig, bisher unabhängige Bausteine zu
10
einem großen Ganzen zusammenzufügen und somit effiziente Lösungen
zu schaffen, die in ländlich geprägten
Regionen nachhaltig bestehen können“, erklärt Institutsleiter Professor
Peter Liggesmeyer. Grundlage dafür
seien digitale Technologien und Systementwicklungsverfahren, die seit
fast 20 Jahren den Forschungsschwerpunkt des Fraunhofer IESE bilden.
„Wir können wichtige Szenarien – von
zukunftsfähigen Mobilitätskonzepten
über die intelligente Logistik bis zur
telemedizinischen Behandlung – nur
durch innovative und sichere Systeme
verwirklichen“, so Liggesmeyer. Die
beiden Testregionen werden von einer
Jury bestehend aus Vertreterinnen und
Vertretern des Fraunhofer IESE, des
rheinland-pfälzischen Ministeriums
des Innern, für Sport und Infrastruktur, des Gemeinde- und Städtebundes
sowie der Universität Koblenz-Landau
unter 30 kommunalen Gebietskörperschaften ausgewählt. Im Fokus stehen
dabei die Bereiche Mobilität und Logistik, Infrastruktur und Gebäudemanagement sowie neue Arbeitsmodelle
für den ländlichen Raum.
MIKROSYSTEMTECHNIK-KONGRESS 2015
Schaufenster der Branche
VDE, BMBF und das Land Baden-Württemberg sind vom 26. bis 28. Oktober Gastgeber des MikroSystemTechnik-Kongresses in Karlsruhe – dem wichtigsten Treffen der Branche. Chairman Prof. Dr. Volker Saile
spricht über die Bedeutung der Veranstaltung und der Technologie für Deutschland.
800 bis 1000 Wissenschaftler, Ingenieure und Industrievertreter werden zusammenkommen und sich dort miteinander
vernetzen. Um diesen Kongress beneiden uns viele. Er ist weltweit einmalig.
PROF. DR. VOLKER SAILE ist Leiter des Bereichs Physik und Mathematik am Karlsruher
Institut für Technologie und Chairman des MikroSystemTechnik-Kongresses 2015.
FOTOS: SEITE 10: © PHOTOBANK , © LORA_SUTYAGINA / FOTOLIA.COM; SEITE 11: PRIVAT
Welche Impulse erwarten Sie vom
MikroSystemTechnik-Kongress im
Oktober?
Der Kongress ist das große Schaufenster der deutschen Mikrosystemtechnik. Hier wird alles gezeigt, was in
Deutschland derzeit auf diesem Feld in
der Forschung, der Entwicklung und in
der praktischen Anwendung geschieht.­
ARBEITSMARKT
Wenig Entsendung
Nur wenige Elektroingenieure werden durch Engineering-Dienstleister (EDL) entsendet. Auch Arbeitnehmerüberlassungen (AÜ) spielen
in der Arbeit von Elektroingenieuren eine noch vergleichsweise kleine Rolle.
Lediglich 0,9 Prozent der Elektroingenieure sind in einer AÜ beschäftigt.
Die Gruppe der zum Kunden von
Wie gut ist Deutschland in Sachen
Mikrosystemtechnik aufgestellt?
Deutschland ist exzellent aufgestellt
– sowohl in der Industrie als auch in
der Forschung. Die Mikrosystemtechnik gehört zu einem der ganz großen
Schmuckstücke, die wir hierzulande in
der Industrie haben. Sie ist die Voraussetzung, dass es unserer Industrie weiterhin gut geht. Denken Sie etwa an den
Maschinenbau oder die Automobilindustrie. Dort ist heute alles vollgepackt mit
Mikrosystemtechnik.
Kann Deutschland dank der Mikrosystemtechnik bei den großen
Trends wie Internet der Dinge oder
Industrie 4.0 mitspielen?
Deutschland muss dort mitspielen. Das
sind Entwicklungen, die ein Land mitmachen muss, das nicht von billigen
Arbeitskräften lebt. Dank der Mikrosystemtechnik haben wir beste Chancen,
dort auch Spitzenreiter zu sein.
einem EDL entsandten Mitarbeiter
ist mit 1,8 Prozent aller Elektroingenieure ebenfalls relativ klein. Laut den
Autoren einer Informationsschrift des
VDE ist das Arbeiten bei EDL für
Elektroingenieure noch nicht etabliert.
Die Experten des VDE-Ausschusses
„Studium, Beruf und Gesellschaft“
erwarten in diesem Berufsfeld jedoch
einen starken Anstieg der Beschäftigungsverhältnisse. EDL wachsen
überproportional stark – insbesondere auf dem Gebiet der Elektronik und
der Informations- und Kommunikationstechnik. EDL können laut den Autoren attraktive Arbeitgeber sein, die
Welche Herausforderungen sehen
Sie dabei noch?
Die Vernetzung ist sicherlich eine Herausforderung. Beim Internet der Dinge
und bei Industrie 4.0 kommen ja unterschiedliche Disziplinen zusammen –
unter anderem die Mikrosystemtechnik,
die Mikroelektronik und die IKT. Diese
Hochtechnologien müssen an vorderster Front zusammengeknüpft werden.
Das kann kein Einzelner tun. Daher
bieten sich Foren wie der MikroSystemTechnik-Kongress mit vielen Experten
aus verschiedenen Bereichen an, die
Vernetzung voranzutreiben – hier lernen
wir voneinander. Wir haben daher die
Themen Internet der Dinge und Industrie 4.0 in den Vordergrund des diesjährigen Kongresses gestellt. Wenn wir
hier vorankommen wollen, brauchen wir
auch neue Ansätze und Konzepte. Dabei wird die Software eine zentrale Rolle spielen. Sie wird für das Internet der
Dinge modular aufgebaut und flexibel
sein müssen. Ich bin auf diesem Gebiet
kein Fachmann, aber mich begeistern
die Entwicklungen wie das Cloudcomputing und das Konzept der Apps auf
meinem Smartphone, die schon heute
fantastische Möglichkeiten bieten.
interessante und auch bessere Karrieremöglichkeiten bieten. Gerade große
EDL böten viele Entwicklungsmöglichkeiten im eigenen Unternehmen,
etwa in den Bereichen Projektmanagement, Vertrieb, Leitungsfunktionen
wie auch Geschäftsführung oder Niederlassungsleitung. Ein zusätzliches
Plus ist die relativ große Arbeitsplatzsicherheit, heißt es in der Infoschrift.
Das Informationspapier basiert
auf Expertenaussagen des VDE-Ausschusses „Studium, Beruf und Gesellschaft“, externen Quellen beziehungsweise Studien sowie VDE-eigenen
Untersuchungen.
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TITEL HOCHSCHULE
Hochschule plus Ausbildung: Tobias Matzke, 30, hat
parallel zum Fachhochschulstudium eine Ausbildung
zum Elektrotechniker abgeschlossen. Heute arbeitet
er in den Offshore-Windparks Nordsee Ost für den
Energiekonzern RWE.
KARRIERE
DAS GLÜCK DER
TÜCHTIGEN
Genauso wenig wie das Glück, kann man eine Karriere erzwingen. Man kann sie aber durch das
eigene Verhalten begünstigen. Die Hochschule, der Abschluss, eine Promotion sind mögliche Kriterien dafür. Ebenso einflussreich sind der Einstieg, Auslandserfahrung und Fleiß. Ohne den bekanntlich kein Preis.
FOTOS: SEITE 12: RWE INNOGY (HINTERGRUND), PRIVAT
VON PETER ILG
Glück hat auf Dauer nur der Tüchtige. Wer an diesem
Sprichwort zweifelt, sollte sich die Geschichte von Cornelia Schwarz, 30, anhören. Sie beginnt in der 9. Klasse
einer Realschule in Lauingen, Bayern. Berufsfindungszeit.
„Ich wollte keinen Bürojob, mich interessierte Technik.“
Um herauszufinden, wie die sich anfühlt, machte sie ein
Praktikum bei BSH Hausgeräte in Dillingen, nur wenige
Kilometer von ihrem Wohnort entfernt. Dort steht eine
der weltweit größten Fabriken für Geschirrspüler. Etwa
2400 Mitarbeiter produzieren jährlich gut zwei Millionen
Stück davon, ausgestattet mit moderner Elektrotechnik.
Nach ihrem Praktikum war die Schülerin fasziniert davon.
Sie bewarb sich und bekam die Ausbildungsstelle als
Industrieelektronikerin, war anschließend eineinhalb Jahre
Facharbeiterin am Band, davon drei Monate in den USA.
Dann ging sie auf die Technikerschule in Nördlingen.
„Dort war ich die erste Frau in der Elektrotechnik überhaupt.“ Zwei Jahre dauerte der Vollzeitunterricht, Fachhochschulreife inklusive. Und wieder zeigte sich ihr das
Glück gegen Ende der Schulzeit. Die Schule startete damals eine Kooperation mit der Universität Wrexham. Die
Kleinstadt liegt im Nordosten von Wales, eine Autostunde
von Liverpool entfernt. Schwarz hat dort Elektrotechnik
studiert. „Geplant war das nicht, es hat sich einfach ergeben.“ Die ersten drei Semester des Bachelorstudiengangs
wurden den Technikern aus Deutschland erlassen, die anderen drei Studiensemester absolvierten sie in einem Jahr.
Ohne lange zu fackeln, hat die junge Frau ihre Chance
genutzt.
2009 war sie Ingenieurin, „pünktlich zur Wirtschaftskrise und deshalb ein halbes Jahr arbeitslos“. Im Frühjahr
2010 verbesserte sich die Lage und ihr alter Arbeitgeber
stellte Schwarz in der Entwicklung für die Haushaltserprobung von Geschirrspülern ein. Dort ist sie noch heute
tätig. „Für die Vorseriengeräte wähle ich Haushalte aus,
die unsere Maschinen testen, erstelle Fragebögen, suche
Fehlerquellen, falls solche auftreten.“ Dann baut sie die
Teile aus oder nimmt die komplette Maschine mit ins
Werk und sucht den Fehler im Labor.
Cornelia Schwarz musste nicht lange überlegen, an
welcher Hochschule sie studieren möchte. Die meisten
anderen haben die Qual der Wahl: Duales Studium, Fachhochschule oder Universität? Reicht ein Bachelor- oder
sollte es ein Masterabschluss sein? Vielleicht mit anschließender Promotion? Rein formal sind die drei Hochschularten gleichwertig. Grundsätzlich gilt: Fachhochschulen
13
TITEL HOCHSCHULE
»Technologietrends haben
wenig mit dem Studium zu
tun, höchstens im letzten
Studienjahr, in dem es um
die aktuelle Berufsqualifikation geht.«
PROF. DR. MICHAEL BERGER
Vizepräsident der FH Westküste in Heide,
Leiter des VDE-Ausschusses „Studium,
Beruf und Gesellschaft“
» Bei uns sind Studenten
mit Bachelor- und mit
Masterabschluss willkommen. Wen wir einstellen,
hängt von der Stellenanforderung und den persönlichen Fähigkeiten ab.«
CHARLOTTE LAMMERS
HR Business Partner Wind RWE Innogy
»Betriebswirtschaftliche
Grundkenntnisse und ein
Gespür für wirtschaftliche
Zusammenhänge sind von
Vorteil. Einen MBA-Abschluss aber erwarten wir
nicht.«
BRIGITTE STEUCK
Head of HR-Marketing bei BSH Hausgeräte
»Aus der Industrie kommt
oft die Klage, dass die
Bachelorausbildung nicht
an die klassische Diplom-­
Ingenieurausbildung heranreicht, was die Qualität der
Absolventen angeht.«
REINHARD SCHARFF
Geschäftsführer der Personalberatung
personal total Stuttgart-Mitte
14
bilden für die Praxis aus. Dieses Prinzip steckt auch im
neuen Namen dieser Hochschulart. Viele nennen sich
„Hochschule für angewandte Wissenschaften“. Gelehrt
wird anwendungsorientiert und mit festem Stundenplan.
Universitäten sind deutlich weniger verschult, meist größer und das Studium ist theoretisch ausgelegt. Wer später
wissenschaftlich arbeiten will, für den ist die Uni die richtige Wahl.
Duale Hochschulen bieten eine
Kombination aus Theorie und Praxis an
Weil Bildung Ländersache ist, gibt es in einigen Ländern
Berufsakademien. Diese bieten duale Studiengänge an.
Das ist eine Kombination aus Theorie an der Hochschule
und Praxis im Ausbildungsbetrieb. In Baden-Württemberg heißen Berufsakademien Duale Hochschulen. BSH
zum Beispiel bietet ein duales Studium der Elektrotechnik
zum Bachelor of Engineering in Englisch an. Andere Unternehmen kombinieren das Studium mit einer Berufsausbildung. Duale Studenten aber gibt es nicht wirklich viele.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamts sind es in der
Elektrotechnik im Wintersemester 2013/2014 rund 3700
gewesen. Insgesamt waren in diesem Fach circa 84.000
Studierende eingeschrieben. Die meisten studieren Elektrotechnik an einer Fachhochschule (47.000), an Universitäten sind es 37.000. Jeder zehnte Elektrotechnik-Student
ist weiblich. Seit Jahren steigt die Frauenquote, in den vergangenen zehn Jahren hat sie sich fast verdoppelt. Dank
mutiger Frauen wie Cornelia Schwarz.
Leider spielt sich die Abbrecherquote in der Elektrotechnik auf hohem Niveau ab, auch wenn sie an Universitäten auf aktuell 37 Prozent zurückging. An den
Hochschulen liegt die Quote bei 40 Prozent, in den Bachelorstudiengängen der Elektrotechnik ist sie dort am
höchsten von allen Ingenieurstudiengängen. Diese Zahlen
stammen vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und
Wissenschaftsforschung auf Basis des Absolventenjahrgangs 2012. Wer das Studium schafft, der kann sich schon
allein deshalb zu den Tüchtigen zählen. „Mathe war schon
richtig schwer“, erinnert sich Schwarz. Daran scheitern
viele.
Der Bachelorabschluss ist
besser als sein Ruf
Cornelia Schwarz hat – wie eingangs beschrieben – ein
Bachelorstudium abgeschlossen. Die Zufriedenheit der
Unternehmen mit Bachelorabsolventen geht zurück. Das
zeigt die im Mai 2015 veröffentlichte Unternehmensbefragung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags
zu den Erwartungen der Betriebe an Hochschulabsolventen. In der aktuellen Studie sahen nur noch 47 Prozent der
Betriebe ihre Erwartungen als erfüllt an, 2011 waren es
noch 63 Prozent. Gleichzeitig meinen nur 16 Prozent, dass
Bachelor-absolventen gut auf den Arbeitsmarkt vorbereitet sind. Die Zufriedenheit mit Masterabsolventen ist im
Jahresvergleich deutlich von 65 auf 78 Prozent ­gestiegen.
Die TU Darmstadt gilt als die Wiege des Elektroingenieur-Studiengangs: 1882 schuf sie den weltweit ersten Lehrstuhl für Elektrotechnik. Heute bietet der Fachbereich
FOTOS: SEITE 14: (V.O.N.U) PRIVAT, RWE INNOGY, BSH HAUSGERÄTE, PERSONAL TOTAL; SEITE 15: THOMAS OTT / TU DARMSTADT
Elektrotechnik und Informationstechnik sowohl den Bachelor- als auch den Masterabschluss und die Promotion an.
Die Elektrotechnik-Studenten wissen offensichtlich, was
die Wirtschaft will. Deshalb hängen drei von vier Bachelorabsolventen ein Masterstudium an, teilt die Hochschulrektorenkonferenz mit. Schwarz stellt keine fachlichen
Defizite bei sich fest. „Man arbeitet sich ohnehin in ein
Fachgebiet ein und wird dann darin Spezialist.“ Sie hat
derzeit nicht vor, noch einen Masterabschluss zu machen.
Nach so langer Ausbildungszeit ist das verständlich – und
in ihrem Fall auch nicht notwendig.
Zu Beginn des Studiums ist der
spätere Job meist noch unklar
Denn: „Der Bachelorabschluss ist besser als sein Ruf“,
weiß Michael Berger, Professor an der FH Westküste in
Heide. Er ist als Vizepräsident für Lehre und Qualitätssicherung zuständig und leitet den Ausschuss „Studium,
Beruf und Gesellschaft“ des VDE, der sich unter anderem
um die Qualität des Ingenieurstudiums kümmert. „Bachelorabsolventen, die vorher eine Lehre abgeschlossen haben, kommen bei Mittelständlern hervorragend unter und
sind dort auch die Person der Wahl.“ Bei der Bewertung
von Bachelors würden so viele Kriterien eine Rolle spie-
len, dass Berger eine verallgemeinernde Aussage darüber
scheut, ob sie generell das notwendige Format mitbringen: Lebensgeschichte, Persönlichkeit, Alter, individuelle
Fähigkeiten wie Sprachbegabung oder Führungsstärke.
Einen Master braucht nach seiner Meinung objektiv nur
der, bei dem die tieferen Fachkenntnisse wesentlich für die
Aufgabe sind.
Nur, wer weiß schon, wenn er sein Studium beginnt,
welchen Job er anschließend macht? Wohl kaum jemand.
Tobias Matzke, 30, hat an der Technischen Fachhochschule Bochum Elektrotechnik studiert und parallel dazu
eine Ausbildung zum Elektrotechniker abgeschlossen.
Seine Ausbildung machte er beim Energiekonzern RWE,
sein Studium hat er als Diplom-Ingenieur abgeschlossen.
Diesen Abschluss bieten heute nur noch ganz wenige
Hochschulen an, die allermeisten Ingenieure aber tragen
diesen Titel. Nach seinem Studienabschluss hat Matzke
im RWE-Geschäftsbereich Gasspeicher Automatisierungsprojekte geleitet, seit 2012 arbeitet er bei dem Tochterunternehmen Innogy. Das ist die Erneuerbare-Energien-Sparte des Konzerns. „Zu RWE Innogy habe ich
gewechselt, um näher an der Energietechnik und dem Betrieb zu sein.“ Jetzt ist er ganz nahe dran: Zwei Jahre hat er
von Hamburg aus den elektrischen Betrieb des Offshore-­
15
TITEL HOCHSCHULE
Windparks Nordsee Ost vorbereitet. Seit dem Sommer ist
er auf Helgoland auf der Betriebsstation und dort zuständig für die Mittel- und Langfristplanung von Wartungsund Serviceeinsätzen. „Ich koordiniere Servicekräfte und
­sorge dafür, dass die Anlagen sicher laufen.“ Zurzeit unterstützt er Kollegen bei der Zuschaltung neuer Windturbinen. Der Windpark liegt 30 Kilometer nördlich der Insel Helgoland. Von den 48 Anlagen der 6-Megawattklasse
sind 40 in Betrieb. Die Gesamtleistung des Offshore-Parks
liegt bei 295 Megawatt. RWE hat in Nordsee Ost rund
eine Milliarde Euro investiert.
Management-Nachwuchs wird häufig
in Traineeprogrammen ausgebildet
Dazu gehören auch Appartements auf Helgoland für die
15 RWE-Mitarbeiter der Betriebsstation. Die arbeiten im
Zwei-Wochen-Rhythmus. Zwölf Stunden pro Tag und
manchmal Bereitschaft. „Das ist schon ein grundlegender Unterschied zur 40-Stunden-Woche und jeden Abend
daheim“, sagt Matzke. Er hat mit seiner Freundin ein gemeinsames Kind, beide können jederzeit nach Helgoland
kommen und im Appartement wohnen, das er sich mit
seinem Schichtpartner teilt.
Schwarz und Matzke sind direkt ins Berufsleben eingestiegen, wie das die große Masse unter den Elektroingenieuren macht. Traineeprogramme sind die Ausnahme.
Und wenn Unternehmen sie anbieten, dann sind das
Konzerne oder große Mittelständler. Aus gutem Grund:
Während der Trainee-Zeit lernen die Teilnehmer die Organisation kennen, können Beziehungen knüpfen und in
den verschiedenen Stationen für sich herausfinden, welche
Aufgabe zu ihnen selbst am besten passt. Häufig wird in
Traineeprogrammen der Management-Nachwuchs ausgebildet. Eine Garantie auf Karriere ist die Teilnahme an
einem solchen Programm aber nicht.
Promotionen sind bei Elektroinge­
nieuren relativ wenig verbreitet
Dass ein Mitarbeiter gut ist, muss er im Alltag in der Praxis zeigen. BSH Hausgeräte und RWE bieten Traineeprogramme an, die teilweise im Ausland stattfinden.
Auslands­erfahrung ist in unserer globalen Welt ohnehin
wichtig. Wer die Möglichkeit hat, sollte ein Auslands­
semester einlegen.
Promotionen sind bei Ingenieuren im Vergleich zu Naturwissenschaftlern, wie etwa Biologen und Chemikern,
weniger verbreitet. Elektroingenieure, die an einer Uni studiert haben, promovieren deutlich häufiger als FH-Absolventen, was eben an der wissenschaftlicheren Ausbildung
an Unis liegt. „Als forschungsorientierter Fachbereich
haben wir bei uns vergleichsweise viele Studierende, die
nach ihrem Masterabschluss eine Promotion anstreben“,
sagt Professor Jürgen Adamy. Er ist Dekan des Fachbereichs Elektrotechnik und Informationstechnik an der TU
Darmstadt. Die Hochschule ist Mitglied von German Ins­
tituts of Technology, einem Zusammenschluss von neuen
16
führenden Technischen Universitäten in Deutschland.
Adamy spricht an dieser Stelle für die Elektrotechnik, weil
an der TU Darmstadt der Elektroingenieur „erfunden“
wurde. 1882 berief sie den Physiker Erasmus Kittler auf
den weltweit ersten Lehrstuhl für Elektrotechnik und bot
erstmals ein Elektroingenieurstudium an. Im vergangenen
Jahr haben in Darmstadt gut 60 Elektroingenieure ihre
Promotion abgeschlossen. „Eine Promotion prädestiniert
für eine wissenschaftliche Forscher- und Erfindertätigkeit
und auch für eine Führungsposition“, sagt Adamy. Und
auch für eine akademische Karriere, beginnend mit einer
Juniorprofessur. In Adamys Fachbereich sind 15 Prozent
der Professuren Juniorprofessuren.
Professor Berger spricht für alle Hochschulen: „Wir
haben Berechnungen angestellt, wonach in zehn Jahren
auf jede offene Professur für Elektro- und Informationstechnik in Deutschland gerade mal fünf Promovierte
kommen.“ Davon sind vielleicht drei für den Beruf als
Hochschulprofessor geeignet. Nicht nur in der Industrie,
auch an den Hochschulen droht ein Fachkräftemangel.
Die Knappheit an Elektroingenieuren
wird sich noch verstärken
Dass die Arbeitsmarktchancen von Absolventen der
Elektrotechnik „heute schon hervorragend“ sind, stellt
Reinhard Scharff jeden Tag fest. Er ist Geschäftsführer
von personal total Stuttgart-Mitte. Die Personalberatung
sucht im Auftrag von Unternehmen hochqualifizierte
Fach- und Führungskräfte, darunter häufig Ingenieure.
Die Anfangsgehälter von Absolventen dualer Hochschulen und solcher mit Bachelorabschluss liegen nach seiner­
Erfahrung zwischen 40.000 und 45.000 Euro. Masterabsolventen bekommen zwischen 50.000 und 55.000 Euro.
Promotionen bringen 60.000 bis 65.000 Euro. Scharff
geht davon aus, dass sich die Knappheit an Elektroingenieuren verstärken wird. „Wir erwarten eine extrem große
Nachfrage.“ Das hat auch mit Trendthemen zu tun, die
auf der Elektrotechnik basieren. Industrie 4.0 zum Beispiel, die digitale, sich selbst organisierende Fabrik. Oder
die Vernetzung der Gesellschaft, die mit immer größeren
Schritten voranschreitet.
Daran arbeitet auch Cornelia Schwarz. Bald schon lassen sich Geschirrspüler von BSH mit dem Smartphone
steuern. Fünf Jahre arbeitet sie schon in der Haushaltserprobung und würde sich nun gerne weiterentwickeln.
„Das Qualitätsmanagement interessiert mich.“ Deshalb
liest sie regelmäßig die internen Stellenausschreibungen.
Wetten, dass sie bald einen anderen Job hat?
PETER ILG
ist freier Journalist für Management und Karriere, Finanzen und Versicherungen
sowie Informationstechnologie.
WIE MACHT MAN KARRIERE?
Souveränität ist entscheidend
Wer Karriere machen will, muss souverän sein, sagt Jutta Boenig. Als Wirtschaftsmediatorin, systemischer Coach,
Körpertherapeutin und Dozentin begleitet sie seit vielen Jahren Menschen und Organisationen in Veränderungsprozessen. Wichtig für die Karriere, so Boenig, sind aber auch die richtige Wahl der Hochschule, der passende
Berufseinstieg und eine ausbalancierte Persönlichkeit.
Jutta Boenig, Personalexpertin
und Vorstandsvorsitzende der
Deutschen Gesellschaft für
Karriereberatung
Sie beraten vor allem Ingenieure, oft in leitenden Positionen. Wie definieren Manager
Karriere für sich?
Durch ihre Personalverantwortung: Je mehr Mitarbeiter ein
Manager hat, umso stärker ist
sein Gefühl ausgeprägt, etwas
bewegen zu können. Wer vielen etwas zu sagen hat und das
am besten noch Mitarbeitern in
aller Welt, der fühlt sich fast
grenzenlos mächtig. Über diesen Grundsatz definieren sich
Manager seit Generationen.
Welchen Maßstab legen Sie
an bei der Frage, ob jemand ein erfolgreicher Managertyp
ist, wenn Sie Kandidaten für Unternehmen suchen?
Ich halte Souveränität für entscheidend. Souveränes Handeln
bedeutet, dass sich ein Manager über den Alltagsstress hinaus keine Problemfelder schafft, etwa Konflikte. Wenn er den
nächsten Karriereschritt machen will, ist es unerlässlich, dass
er in seinem aktuellen Job in Balance ist.
FOTO: SEITE 17: PRIVAT
Und was sind die Maßstäbe für Unternehmen, wenn sie
einen Manager einstellen?
Jeder muss nachweisen, Projekte erfolgreich abgeschlossen
zu haben. Das steht bei den Unternehmen ganz oben auf der
Liste. Zunehmend achten die Firmen darauf, ob die Mannschaft hinter ihrem Spielführer steht. Zahlen allein sind es also
nicht mehr. Drittens sollte der Manager angemessen sein.
Das heißt: Er muss sich auf allen Ebenen bewegen können. Er
darf nicht arrogant, muss aber kommunikativ und authentisch
sein. Der alte Karrierist, taff und unnahbar, nach Macht strebend, stirbt langsam aus.
Gibt es in den Lebensläufen dieser erfolgreichen Menschen Ähnlichkeiten: den Studienort, haben sie Promotion, Auslandserfahrung?
Je stringenter Studenten an einer Hochschule auf den Beruf
vorbereitet werden, umso stärker werden Karrieren geformt.
Die RWTH Aachen ist deshalb eine absolute Kaderschmiede.
Viele Top-Manager haben dort ihren Abschluss gemacht. Pro-
motion und Auslandserfahrung sind Karrierebeschleuniger,
daran gibt es nichts zu rütteln.
Wie wichtig ist der Einstieg ins Berufsleben für die Karriere? Hilft dabei ein Trainee oder ist der Direkteinstieg
gleichwertig?
Ich rate zum Traineeprogramm. Selbst wenn die Leute fachlich
perfekt ausgebildet sind, mangelt es häufig an Persönlichkeit.
Ein Traineeprogramm unterstützt die Profilbildung.
Konzern oder Mittelstand, Entwickler oder Projektmanagement: Wie wichtig sind beim Einstieg für die Karriere
beispielsweise Unternehmensgröße und Funktion?
Grundsätzlich betreiben Konzerne eine ausgeprägte und facettenreiche Personalentwicklung. Im Mittelstand ist das weniger
ausgeprägt. Wer eine Konzernkarriere anstrebt, wird auf fruchtbaren Boden treffen, sofern er das Potenzial dafür hat. Im Mittelstand muss man Karriere einfordern, da funktioniert Karriere
nicht automatisch. Eine starke Persönlichkeit hilft dabei.
Gibt es den entscheidenden Moment für die Karriere, an
dem man Ja oder Nein sagen muss?
Den gibt es. Erst kürzlich saß mir ein Ingenieur gegenüber, der
mit einem solchen Moment konfrontiert wurde. Angestellter in
einem Konzern, 37 Jahre, ihm wird die Leitung eines Projekts
in Südamerika angeboten. Das wäre ein Wahnsinns-Karrieresprung für ihn. Er hadert mit sich, weil er seine Heimat nicht
verlassen kann. Familie und Freunde scheinen ihm wichtiger.
Wenn er diese Chance auslässt, bekommt er in diesem Unternehmen keine zweite.
Welcher Typ eignet sich für höhere Aufgaben, wer bleibt
besser in der Linie?
Jemand, der aus der Metaebene analytisch und übergreifend
Systeme verstehen, Mitarbeiter und Projekte ineinanderfließen
lassen kann und gut ist in Führungsaufgaben, kann Karriere
machen. Schwarz-Weiß-Denkern empfehle ich, auf der Fachebene zu bleiben. Dieser Typ tut sich schwer mit Karriere, das
sind eher die Experten. Und auch die werden gebraucht. Es
kann schließlich nicht jeder Chef sein. Vor allem aber muss
man sich in seiner Rolle wohlfühlen. Nur dann kann man sie
gut ausfüllen.
Das Interview führte Peter Ilg.
17
TITEL HOCHSCHULE
DUALES STUDIUM
Kein Königsweg
Bildung wird durchlässiger, Meister und Bachelor sind gleichwertig. Ziel: Die Erhöhung der Fachkräftezahl auf allen Qualifikationsstufen. Vor allem duale Studiengänge liegen im Trend. Die Anzahl
der Angebote im Bereich Elektrotechnik für die Kombination aus Hochschulausbildung und Praxisphasen in Unternehmen steigt bundesweit kontinuierlich an.
VON CORINNE SCHINDLBECK
Energiewende, Digitalisierung oder Elektromobilität: Die
Zukunft wird elektrisch sein und benötigt Fachkräfte auf
allen Qualifikationsstufen. Zu diesem Zweck ziehen Verbände wie der VDE, der ZVEI und der ZVEH an einem
Strang. So stand beispielsweise der gemeinsame IFA-Auftritt Anfang September in Berlin ganz unter dem Motto
Fachkräftenachwuchs, Qualifizierung und Berufsbildung. Während jedoch Elektro- und Informationstechnik
in Deutschland als Studienfach immer beliebter wird –
17.700 Erstsemester verzeichnete der Studiengang Elek18
trotechnik letztes Jahr, Tendenz steigend, vor allem dank
ausländischer Studierender –, plagen die Elektrohandwerke Nachwuchssorgen. „Noch wird die Karriere im Handwerk nicht als lohnenswerte Alternative zur akademischen
Ausbildung gesehen“, klagt der Präsident des ZVEH,
­Lothar Hellmann.
Gemeinsames Ziel von Politik, Wirtschaft und Verbänden ist es daher, Potenziale zu heben und mehr Durchlässigkeit innerhalb der Qualifikationsstufen zu schaffen. Zum
Beispiel Studienabbrechern Perspektiven im Handwerk auf-
zuzeigen. Wer mehr Durchlässigkeit will, braucht zunächst
mal einen Vergleichsrahmen. Diesen liefert der „Deutsche
Qualifikationsrahmen“ (DQR), der 2012 unter Federführung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
und der Kultusministerkonferenz – unter maßgeblicher
Mitarbeit des VDE – verabschiedet wurde. Er dient als
Übersetzungsinstrument, mit dessen Hilfe alle schulischen,
akademischen und beruflichen Qualifikationen des deutschen Bildungssystems den acht Niveaus des Europäischen
Qualifikationsrahmens (EQR) zugeordnet und verglichen
werden können.
FOTO: © FM2 / FOTOLIA.COM
Gleichwertig, aber nicht gleichartig:
Bachelor und Meister
Seitdem sind die Abschlüsse Bachelor und Meister als
gleichwertig anerkannt. „Gleichartig“, so Prof. Michael
Berger,Vorsitzender des Ausschusses „Studium, Beruf und
Gesellschaft“ im VDE, seien die beiden Abschlüsse freilich
keineswegs: „Der Meister hat in der Regel Schwächen in
Mathe oder Physik. Der Bachelor hingegen kann nicht mit
dem Meister mithalten, wenn es um praktische Kompetenzen geht.“ Aller Vergleichbarkeit zum Trotz muss für
den Wechsel zwischen beruflichem und hochschulischem
Zweig individuell berücksichtigt werden, welche Vorkenntnis da ist, auch wenn das Mehraufwand bedeutet.
Denn an der Qualität der Ingenieurausbildung mag der
VDE nicht rütteln. Im Gegenteil, angesichts der zunehmenden Belastung vieler Studenten durch Nebenjobs hält
Prof. Michael Berger die Qualitätssicherung in der Ingenieurausbildung für ein „zentrales Problem“.
So glatt wie bei Andreas Friesinger läuft es nicht immer:
Er schaffte es vom Gesellen zum Hochschulabsolventen
mit Auszeichnung. Seine Stationen: Mittlere Reife, Ausbildung, Meisterprüfung, Aufstiegsstipendium, Fernstudium an der Wilhelm Büchner Hochschule mit Abschluss
Diplom-Ingenieur Elektrotechnik (FH). Im vergangenen
Jahr erhielt Friesinger, der heute als Spezialist für Embedded Systems Entwicklung bei der Firma BMK professional electronics in Augsburg beschäftigt ist, als Krönung
den Studienpreis 2014 von der Gesellschaft für Systems
Engineering GfSE.
Die Studienzeit war für ihn arbeitsintensiv, „vor allem da ich in den ersten Semestern viel Mathe nachholen
musste. Dies hat nur geklappt, weil ich das Lerntempo
und den Studienfortschritt flexibel handhaben konnte“.
Nun ist aber Friesinger, der als Kind schon von jeglicher
Art von Technik fasziniert war, sicherlich ein Sonderfall.
Spätestens dann, wenn klar wird, dass die Mathe- und
Physikkenntnisse längst nicht ausreichen und – trotz Berufstätigkeit – gebüffelt werden muss, spielt die jeweilige
Motivation eine große Rolle.
Das ist im Vollzeitstudium nicht anders. Vor allem,
wenn Nebenjobs die Lernzeit beschneiden. Umfragen besagen, dass Studenten bis zu 20 Stunden arbeiten, häufig
fachfremd im Taxi oder in der Burger-Braterei, statt anwendungsbezogen als Werkstudent in einem Betrieb. Eine
ganze Reihe von Studienabbrüchen könne man dadurch
sicher erklären, meint Berger. Schließlich veranschla-
ge der Akkreditierungsrat für ein Vollzeitstudium rund
1800 Stunden im Jahr – was einem Vollzeitjob entspricht.
Vielleicht erklärt der Wunsch nach finanzieller Unabhängigkeit den Trend zum dualen Studium. Die Zahl der
dualen Studiengänge an Berufsakademien, Fachhochschulen und Universitäten im Bereich Elektrotechnik ist
von bundesweit 77 im Jahr 2010 auf 87 in 2011 angestiegen. Damit machte Elektrotechnik ein Zehntel aller dualen Angebote aus, mit 2000 beteiligten Unternehmen und
4000 Studierenden.
Den Trend zum dualen Studium beurteilt Berger differenziert. Gut für diejenigen, die bereits wüssten, dass sie
eine anwendungsnahe Position wie in Service oder Produktion anstreben. Oder solche mit Berufserfahrung und
finanziellen Verpflichtungen. Für Abiturienten sieht Berger das duale Studium schon kritischer, vor allem wenn
die finanzielle Unabhängigkeit als Entscheidungskriterium
im Vordergrund steht.
Der Schlüssel zum Studienerfolg
liegt nicht in der Organisationsform
Die Idee des dualen Studiums ist nicht grundsätzlich neu.
Die Kombination aus Hochschulausbildung gepaart mit
Praxisphasen gibt es schon seit den 60er-Jahren, als Werkstudenten bei Siemens. „Nur jetzt ist eben noch vielfach
ein IHK-Lehrabschluss dabei“, so Berger.
Positivbeispiele wie die FH Bochum, die im Rahmen
der „Kooperativen Ingenieurausbildung“ (KIA) 15 Ausbildungsberufe mit Abschluss Bachelor im Curriculum
stehen hat, hebt Berger hervor. Die Ausbildung ist auf
zwei Jahre verkürzt. Das Studium gliedert sich in ein Basisstudium, das in den ersten beiden Jahren parallel zur
Facharbeiterausbildung absolviert wird. Danach folgt das
fünfsemestrige Vertiefungsstudium in Vollzeit.
Die Organisationsform an sich sei aber nicht der Schlüssel zum Studienerfolg, sondern die individuelle Förderung
des Einzelnen. So könnte finanzielle Förderung durch
Stipendien die Notwendigkeit von Nebenjobs erübrigen.
Auch sollten Unternehmen und Hochschulen Studierende so einsetzen, dass die Arbeit dem Lernfortschritt diene
und das Studium gleichzeitig „studierbar“ bleibe. Dafür
brauche es ein gemeinsames Qualitätsbewusstsein und bilaterale Absprachen, die die Lebenswirklichkeit eines normalen Studenten berücksichtigen.
„Freilich brauchen wir auch weiterhin die klassisch-wissenschaftliche Ingenieurausbildung, die mit dem
Master oder der Promotion endet“, ergänzt Berger noch.
Denn für eine wissenschaftliche Laufbahn sei ein theoretisch fundierter Masterstudiengang immer noch die ideale
Grundlage. Den „Königsweg“ gibt es also nicht.
CORINNE SCHINDLBECK
ist freie Journalistin und Redakteurin bei den WEKA Fachmedien.
19
TITEL HOCHSCHULE
START-UPS
Kopf aus dem Sand!
Vom Hörsaal direkt in die Chefetage? Davon träumt so manch ein Studierender und gründet daher
lieber gleich ein eigenes Start-up, statt sich mühsam in einem Unternehmen hochzuarbeiten. Man
braucht dafür „nur“ eine zündende Idee, betriebswirtschaftliche Vorkenntnisse, viel Mut und noch
mehr Durchhaltevermögen.
VON MARTIN SCHMITZ-KUHL
Andreas von Bechtolsheim – oben im Bild zu sehen – wäre
ein wunderbares Beispiel für einen deutschen Elektroingenieur, der nach seinem Studium ein Unternehmen
gründete und damit sofort durchstartete. Schließlich
wurde er mit diesem Unternehmen und später folgenden Invest­ments zu einem der reichsten Männer der Welt.
Doch leider hat die Geschichte des Sun-Gründers und
Google-Investors zwei kleine Schönheitsfehler: Erstens
­
brach Bechtolsheim 1975, kurz nachdem er bei „Jugend
forscht“ gewonnen hatte, sein Studium der Elektrotechnik
an der TU München ab – aus Verärgerung, weil den Stu20
denten keine Computer zu Verfügung standen. Und zweitens setzte er danach seine Karriere eben nicht hierzulande, sondern in den USA fort. Stichwort: Silicon Valley. Als
deutsche Erfolgsgeschichte taugt Bechtolsheim daher eher
weniger. Er wird mit den Worten zitiert: „Die Deutschen
haben den Kopf in den Sand gesteckt.“
Doch seit den 70er-Jahren ist viel passiert, und auch
deutsche Erfolgsgeschichten gibt es inzwischen zahlreiche
zu erzählen, wenngleich immer noch die wenigsten auf der
Forbes-Milliardärsliste enden dürften. Es sind Geschichten von jungen Menschen, die sich nach dem Studium
FOTO: SEITE 20: STIFTUNG JUGEND FORSCHT E. V.
nicht in das gemachte Nest setzen, sondern sich stattdessen lieber selbst ein Nest bauen wollen. Start-ups nennt
man neudeutsch solche Unternehmungen in den ersten
Jahren ihres Bestehens. Dabei existiert häufig das klischeehafte Bild eines Bill Gates im Kopf: große Idee, kleine Garage. Doch selbst wenn diese Vorstellung zu kurz greift,
steckt in ihr viel Wahres. Denn am Anfang eines erfolgreichen Start-ups stehen fast immer eine gute Idee und
meistens leider auch geringe finanzielle Ressourcen, trotz
zahlreicher Verbesserungen, die es auch in diesem Bereich
hierzulande gibt. Laut dem Startup Monitor 2014 sehen
immerhin noch 38 Prozent der Gründer den schwierigen
Zugang zu Venture Capital als „schweres“ bzw. „äußerst
schweres“ Hemmnis für die weitere Unternehmensentwicklung. Für eine Entwicklung also, die dafür sorgen
könnte, dass ein Start-up nach einiger Zeit tatsächlich abhebt und zu einem „richtigen“ Unternehmen wird.
Die Neuheit eines Unternehmens ist indes nicht das alleinige Kriterium, um als Start-up bezeichnet werden zu
können. Ansonsten müsste man ja bei jeder neuen Boutique an der Ecke ebenfalls von einem Start-up sprechen.
Eine weitere wichtige Eigenschaft eines Start-ups ist der
Grad an Innovation, mit dem die Gründer und vor allem
ihre Idee überraschen und überzeugen. Denn was wäre
die Start-up-Branche ohne die Suche nach „the next big
thing“? Start-ups sollten nämlich idealerweise ein überdurchschnittlich großes Wachstumspotenzial haben – zumindest ein weitaus größeres als die Boutique an der Ecke.
Das Start-up modEnerco ist ein solches Unternehmen.
Und Florian Rocktäschel und Niklas Rotering sind genau
solche Unternehmensgründer. Ihre Idee: Eine cloudbasierte Energieberatung für Endverbraucher und Handwerker, die es ermöglicht, mit minimalem Aufwand und
stets individuell für jede Immobilie die optimale Wärmeversorgung zu ermitteln. Das Unternehmen hilft so dem
Verbraucher – in einem immer komplexeren und komplizierteren Markt –, mit der neuen Heizung Geld, Energie
und CO2 einzusparen. Und dem Handwerker ermöglicht
modEnerco, eine professionelle Beratung mit überschaubarem zeitlichem und finanziellem Aufwand anbieten zu
können. Klingt nach einer guten Idee – aber nicht unbedingt danach, demnächst damit auf der Forbes-Milliardärsliste Erwähnung zu finden. „Wer bei Gründungen
oder Start-ups an die schnelle Millionen denkt, hat nicht
richtig aufgepasst“, meint Rocktäschel. Aber auch: „Selbst
die richtig Großen wie Google oder Apple haben eine lange Leidensgeschichte hinter sich.“ Was nicht ist, kann also
noch werden.
Schon während des Masters wurde dem Elektroingenieur Rocktäschel klar, dass eine Karriere „wie aus dem Buche“ nichts für ihn sei. Viele Strukturen in den großen Firmen erschienen ihm zu träge und vorhersehbar. Auch die
Vorstellung eines sicheren Einkommens lockte ihn nicht –
da ging es ihm wie vielen jungen Leuten heutzutage. „Der
Reiz, selber Dinge umsetzen zu dürfen und den Erfolg
oder Fall in der eigenen Hand zu haben, übertrifft meist
jede noch so gut klingende Position in einem weltumspannenden Konzern“, ist Rocktäschel überzeugt. Und was
hat ihm auf seinem Weg am meisten geholfen? „Wegen
unseres EXIST-Gründerstipendiums haben wir derzeit
noch Räume im Gründerzentrum der RWTH Aachen“,
erzählt Rocktäschel, inklusive ein Jahr lang Geld für den
Lebensunterhalt sowie professionelle Unterstützung und
Schulungsmöglichkeiten. Doch wichtig sei vor allem das
Netzwerken – einerseits zu anderen Studenten und Gründern in Aachen, andererseits im Rahmen seines jahrelangen Engagements für das VDE YoungNet „Die einfachste
Methode, mehr über das Potenzial eines Konzeptes zu erfahren, ist, Leute zu fragen, die sich damit auskennen“, so
Rocktäschel. „Und gerade im elektrotechnischen Bereich
ist der VDE mit seinen Veranstaltungen und Mitgliedern
nun einmal die Nummer eins in Deutschland.“
Apropos elektrotechnischer Bereich: Täuscht der Eindruck, oder entstehen tatsächlich nur wenige Start-ups
in der Elektrotechnik und die meisten im Online- und
Softwarebereich? Rocktäschel ist davon überzeugt, dass
dieser Eindruck stimmt. Und er weiß auch den Grund:
Das liebe Geld. „Auch wir hatten diverse andere Ideen,
die sich mit einem elektronischen Produkt beschäftigt haben“, berichtet er. Aber: „Alle diese Ideen mussten leider verworfen werden, da wir keine Möglichkeit gesehen
haben, ausreichend finanzielle Mittel für die Entwicklung
aufzutreiben.“
Viele Gründer starten in der Garage,
wenige landen auf der Forbes-Liste
Auch Dr. Carsten Rudolph bestätigt diesen Eindruck. Der
promovierte Elektroingenieur leitet mit Bay StartUP die
zentrale bayerische Institution für Unternehmensgründung und Finanzierung. Mit Businessplan-Wettbewerben,
intensivem Coaching und einem großen Netzwerk von
sogenannten Business Angels, Venture-Capital-Investoren
und öffentlichen Kapitalgebern unterstützt er innovative
Gründer. Dabei kämen gerade mal zehn Prozent der Einreichungen bei den Businessplan-Wettbewerben aus klassischen Ingenieurszünften wie Elektrotechnik und Maschinenbau, den Löwenanteil bestreite mit 55 Prozent die
IT. Es sei einfach sehr viel leichter und weniger kapitalintensiv, eine innovative Software zu programmieren, als ein
elektrotechnisches Produkt zur Marktreife zu führen. Und
dann hat es vielleicht auch etwas mit der Mentalität zu tun.
„Ingenieure probieren einfach nicht so viel aus“, berichtet
Rudolph – der dieser Zurückhaltung jedoch auch etwas
Positives abgewinnen kann: „Es gibt säckeweise gescheiterte Webshops, aber eben nur ganz wenige Elektrotechnik-Start-ups, die es dann nicht geschafft haben.“
Dieser „Zurückhaltung“ ist es vielleicht auch zuzuschreiben, dass auffällig viele Gründer von Elektrotechnik-Unternehmen selbst gar keine Elektrotechniker sind,
sondern vielmehr Juristen (wie die Gründer von ubitricity,
einem derzeit sehr erfolgreichen Berliner Start-up im Bereich Elektromobilität), Physiker (so beim Erlanger Hightech Spin-off neomicra im Bereich Industrieautomation/
Produktion) oder Absolventen der IT (wie die Würzburger Neugründer von Measurement in Motion, die mit
einer neuen Laserscan-Technik aufwarten und damit gerade den bayerischen Hochschul-Gründer-Preis 2015 gewonnen haben).
21
TITEL HOCHSCHULE
G R AFI K
Finanzierungszusagen des High-Tech Gründerfonds nach Technologiefeldern
Software as a Service (SaaS)
11,2
Medizin - Technik
9,8
Applikationssoftware
9,6
Industrielle Software
7,7
Maschinenbau / Automatisierung
6,0
Biotechnologie
6,0
Medien
5,6
e-Commerce
5,4
Internet - sonstige
5,4
Elektrotechnik / Elektronik
5,2
Diagnostik
4,6
Energie
4,6
Optische Technologien
4,4
Chemie / Werkstoffe
3,5
Kommunikation
3,3
2,7
Stand: 31.05.2015
QUELLE: HIGH-TECH GRÜNDERFONDS
5,0
Pharmazie
Healthcare & Services
Zusagen gesamt: 481
Elektrotechnik-Start-ups sind selbst im High-Tech Gründerfonds stark unterrepräsentiert. Dennoch täuscht der Eindruck, dass es sich bei Start-ups immer nur um
Webshops und App-Produzenten handelt. Immerhin 30 Prozent der geförderten Unternehmen produzieren Hardware.
Auch Marcus Schlüter ist weder Ingenieur noch Techniker, er hat Tourismusmanagement studiert. Doch das
hielt den Münchner nicht davon ab, zusammen mit seinem
Kompagnon Johannes Biechele, der Fahrzeugtechnik studiert hat, direkt nach dem Studium mit FAZUA ein Startup zu gründen, dessen Geschäftsidee ein Elektroantrieb
für Mountainbikes ist. Das Besondere daran: „Die Antriebseinheit im Unterrohr – inklusive Motor, Elektronik
und Akku – kann als Ganzes vom Fahrrad abgenommen
werden und durch eine Blende ersetzt werden. Das Pedelec kann damit in Sekundenschnelle zu einem normalen
Fahrrad gewandelt werden“, erklärt der stolze Gründer.
Und das alles bei einem Zusatzgewicht von gerade einmal
vier Kilogramm. Erste Antriebe sollen ab 2016 gefertigt
werden, noch im gleichen Jahr ist die Auslieferung der ersten Fahrräder in den Handel geplant. „Das ist das Ziel“,
so Schlüter. Was so viel heißen kann wie: Falls der Zeitplan
nicht ganz eingehalten wird, bricht auch nicht gleich die
Welt zusammen. Hauptsache, das Bike kommt überhaupt
auf den Markt und kann an dem rasanten Aufschwung
von E-Bikes partizipieren. Denn, so Schlüter: „Die Erfolgsaussichten sind unvorstellbar groß.“
Start-ups werden laut Startup Monitor
zu 77 Prozent in Teams gegründet
Die dafür nötigen Investitionen befinden sich allerdings im
siebenstelligen Bereich; ohne die Privatinvestoren, die in22
zwischen über das Bay-StartUP-Netzwerk gefunden wurden, wäre dies nicht möglich. Aber auch nicht ohne das
Anfangs-Invest des High-Tech Gründerfonds. Der Fonds
investiert Risikokapital in Technologie-Start-ups, die vielversprechende Forschungsergebnisse unternehmerisch
umsetzen. Dafür stellt er den jungen Unternehmen bis zu
500.000 Euro in einer Kombination von Eigenkapital und
Wandeldarlehen zur Verfügung und erwirbt im Gegenzug
15 Prozent der Unternehmensanteile. In den vergangenen
Jahren wurden so fast 500 Start-ups gefördert – darunter
auch rund 30 Prozent aus dem Hardwarebereich, wie Dr.
Andreas Olmes, für Elektrotechnik zuständiger Invest­
ment Director beim High-Tech Gründerfonds, betont.
Den Grund für den Eindruck, dass Start-ups in erster
Linie Unternehmen aus dem Digital-Business sind, sieht
Olmes an deren Medienpräsenz. Und die liegt wiederum
zum großen Teil daran, dass es dort viele B-to-C-Angebote gibt, also beispielsweise Onlineplattformen oder Apps,
die sich direkt an den Consumer / Kunden richten. Startups, deren Produkte oder Dienstleistungen sich im B-toB-Bereich (Business-to-Business) bewegen, haben es
dagegen deutlich schwerer, öffentlich wahrgenommen zu
werden. Sie haben es aber auch nicht so nötig, schließlich
ist ihre Zielgruppe eine andere. Und dass es bedeutend
schwieriger sei, ein Produkt zur Serienreife zu bringen als
zum Beispiel einen Webshop aufzumachen, habe langfristig durchaus auch Vorteile, so Olmes: „Wenn man es einmal geschafft hat und etabliert ist, kann man längst nicht
so leicht kopiert werden.“
In der CODE_n-Halle auf der CeBIT 2015 konnten sich 50 Start-ups aus den unterschiedlichsten Ländern zu den Themen Digital Life, Future Mobility, Industry 4.0
und Smart City präsentieren (hier mit der interaktiven Installation ROBOCHOP, um das diesjährige Thema „Into the Internet of Things“ zu veranschaulichen).
Wichtig bei solchen Gründungen ist aber vor allem,
dass deren Förderung bereits in der Hochschule beginnt.
So war es auch bei Marcus Schlüter, der betont, dass ohne
die Unterstützung der Münchner Universität nie etwas
aus FAZUA geworden wäre. Und das ist kein Einzelfall,
genießt die Gründungsförderung der Münchner Universität doch einen hervorragenden Ruf. Aber auch andere
Universitäten holen auf, mehr als 100 Gründungslehrstühle gibt es inzwischen in Deutschland. Laut dem aktuellen Gründungsradar des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft haben die deutschen Hochschulen im
Jahr 2013 knapp 63 Millionen Euro in die Gründungsförderung gesteckt – immerhin eine Steigerung im Vergleich
zum Vorjahr um 28 Prozent. Mit 3028 gründungsrelevanten Veranstaltungen außerhalb des Fachstudiums wurden
zudem 45 Prozent mehr Veranstaltungen angeboten. Und
auch die Zahl der Mitarbeiter in der Gründungsförderung
stieg um knapp 40 Prozent auf 748.
FOTO: DEUTSCHE MESSE
Energiewende und Industrie 4.0 haben
längst auch den Start-up-Markt ergriffen
Von dieser Entwicklung profitiert auch Ioannis Relakis.
Der diplomierte Elektrotechniker und Informatiker ist
gerade mit seinen beiden Mitstreitern von Factor-E Analytics in den StarTUp Incubator der TU Berlin gezogen.
Hier haben sie nun zwölf Monate Zeit, ihren Businessplan
zu entwickeln und den Markteintritt vorzubereiten. Die
Idee der drei Stipendiaten: Software für die fertigende
Industrie. „Es gibt in Deutschland viele Familienunternehmen, die sich den nächsten Schritt zur Industrie 4.0
schlichtweg nicht leisten können“, weiß Relakis. „Genau
dafür haben wir eine Lösung entwickelt: Wir vernetzen
die Produktionsanlagen, indem wir elektrische Leistungsdaten in Echtzeit analysieren. So können wir prozessspezifische Informationen extrahieren.“ Durch das System
soll der Energieverbrauch von Produktionssystemen bis
zu 30 Prozent gesenkt, Stillstandzeiten reduziert, Ausfälle und Abnutzungen von Produktionsanlagen rechtzeitig
erkannt und optimales Lastmanagement und Energiebeschaffung ermöglicht werden.
„Was uns an der Gründung reizt, ist die Gelegenheit,
etwas von Grund auf neu zu erstellen“, schwärmt Relakis. „Selbstständiges Arbeiten gibt uns darüber hinaus
auch die Möglichkeit, flexibler zu denken und Konventionen herauszufordern – was wiederum neue Innovationen fördert.“ Und seine Ziele für die Zukunft, wo sieht er
­Factor-E Analytics in drei Jahren? „Dann sind wir etablierte Experten für die Anpassung der kleineren Betriebe
an die Industrie 4.0 in ganz Europa.“
Das klingt so gar nicht danach, als ob hier noch ein
Kopf im Sand stecken würde.
MARTIN SCHMITZ-KUHL
ist freier Journalist und Autor in Frankfurt am Main sowie Redakteur beim VDE
dialog.
23
TITEL HOCHSCHULE
YOUNG PROFESSIONALS
Jung und
begehrt
Bewerbungen schreiben war gestern. Die jungen
Elektroingenieure sind bei Arbeitgebern sehr gefragt. Nicht selten werden sie schon vom Hörsaal
weg verpflichtet. Wer eine Bewerbung losschickt,
hat schon nach wenigen Briefen Erfolg. Entsprechend gut ist die Stimmung unter den Young Professionals der Elektro- und Informations­
technik,
so das Ergebnis einer aktuellen Studie des VDE.
Ausgezeichnete
Karrierechancen
Für 61 Prozent der Young
Professionals bietet der
derzeitige Job als Ingenieur
gute Karriereaussichten
24
Elektroingenieure tun sich vergleichsweise leicht damit,
einen beruflichen Einstieg zu finden. Die Hälfte der
jungen Ingenieure der Elektro- und Informationstechnik hat bereits mit einer der ersten vier Bewerbungen Erfolg. Vor diesem Hintergrund ist
es kein Wunder, dass die Stimmung unter den
Young Professionals der Elektro- und Informationstechnik im VDE gut ist: Sieben von
zehn Befragten empfinden ihre Tätigkeit als
abwechslungsreich und kreativ. Sie erwarten
von ihrem Beruf gute Karriereaussichten und
sind von der gesellschaftlichen Relevanz ihres
Tuns überzeugt, so das Ergebnis der VDE-Studie
„Young Professionals der Elektro- und Informationstechnik 2015“. In der Studie befragte der VDE
insgesamt 213 Young Professionals bis 35 Jahre zu Berufseinstieg und Studium. 88 Prozent von ihnen sind seit
weniger als fünf Jahren berufstätig.
Eine Tätigkeit, mit der man sich gut identifizieren kann,
steht für 64 Prozent der Bewerber bei der Suche nach einem
Arbeitsplatz an erster Stelle. Ein angenehmes Arbeitsumfeld
mit netten Kollegen halten 60 Prozent für sehr wichtig. Eine
langfristige Perspektive des künftigen Arbeitgebers und
die Möglichkeit, ständig Neues zu lernen stuft die Hälfte
(53 Prozent) als wichtig ein. Flexible Arbeitszeiten stehen bei 44 Prozent der Befragten ganz weit oben und
39 Prozent suchen einen Job, bei dem die Freizeit
nicht zu kurz kommt. In einem internationalen
Umfeld zu arbeiten, ein überdurchschnittliches
Gehalt zu beziehen und vom Arbeitgeber beim
Thema Kinderbetreuung unterstützt zu werden,
bewerten hingegen nur jeweils etwa 15 Prozent
der Befragten bei der Suche nach einem Job als
ausschlaggebendes Kriterium.
Energietechnik im Fokus
Mehr als die Hälfte der Frauen
und 42 Prozent der Männer
spezialisieren sich bereits
während ihres Studiums auf
den Bereich Energietechnik
Gutes Klima
Eine Tätigkeit, mit der man
sich identifizieren kann, ein
angenehmes Arbeitsumfeld
und nette Kollegen stehen
bei der Suche nach einem
Arbeitsplatz ganz oben
Gesellschaftliche Herausforderungen wie
die Energiewende oder die zunehmende Digitalisierung machen auch vor den
Ingenieurstudiengängen nicht halt. Besonders beliebt unter den Jungakademikern ist die
Energietechnik: Mehr als die Hälfte der Frauen
(52 Prozent) und 42 Prozent der Männer spezialisieren
sich während ihres Studiums im Bereich der Energietechnik, denn auch unter den Nachwuchsingenieuren hat sich
längst herumgesprochen, dass diese Branche boomt
und ein enormes Entwicklungspotenzial birgt.
Die überwiegende Mehrheit der Young Professionals möchte perspektivisch in einem Unternehmen arbeiten. Auch diejenigen, die derzeit
an einer Hochschule beziehungsweise an einem Forschungsinstitut beschäftigt sind, planen zum überwiegenden Teil, ihre Karriere in
der Wirtschaft fortzusetzen. Schon jetzt arbeitet
mit 64 Prozent der größte Teil der Befragten in
einem Unternehmen. Der Beruf des Ingenieurs
bedeutet einen Spagat zwischen Beruf und Privatleben, das glauben viele der Befragten: Rund ein Viertel stimmt der Aussage, dass die Arbeit eines Ingenieurs
ständige Verfügbarkeit, häufige Überstunden und Wochenendarbeiten bedeuten, voll zu. 28 Prozent sind davon überzeugt, dass Ingenieure beruflich mehr eingespannt sind als
Berufstätige mit anderen akademischen Abschlüssen. Dennoch sind nur 12 Prozent der Meinung, dass sie ihre sozialen, familiären Bedürfnisse nicht mit beruflichen Pflichten
in Einklang bringen können.
Als kreativ und abwechslungsreich beschreibt die Mehrheit der Berufseinsteiger (71 Prozent) ihren Job. Für
61 Prozent bietet er gute Karrier­eaussichten, 17 Prozent geben an, bereits Personalverantwortung zu
haben, 56 Prozent streben diese an und 26 Prozent erwarten sie innerhalb der nächsten drei
Jahre. Entsprechend hoch ist die Motivation
der Young Professionals, sich für die berufliche
Karriere zu engagieren: Rund elf Tage im Jahr
nehmen die Befragten durchschnittlich an internen und externen Weiterbildungsveranstaltungen teil.
Jung und begehrt
53 Prozent der Hochschulabsolventen verschicken bis zum
Berufsstart weniger als fünf
Bewerbungen, spätestens
nach drei Vorstellungsgesprächen haben sie ihren ersten
Arbeitsvertrag
Unternehmen
besonders attraktiv
Die überwiegende Mehrheit
der Young Professionals
möchte perspektivisch in
einem Unternehmen arbeiten
DIE VDE-STUDIE „YOUNG PROFESSIONALS DER ELEKTROUND INFORMATIONSTECHNIK 2015“
In der Studie wurden insgesamt 213 Young Professionals bis 35 Jahre befragt.
Davon waren 88 Prozent Männer und 12 Prozent Frauen. Zwei Drittel der Befragten sind zwischen einem und drei Jahren berufstätig. Die Studie kann für
250 Euro im InfoCenter unter www.vde.com bestellt werden. Für VDE-Mitglieder
ist die Studie kostenlos.
25
TITEL HOCHSCHULE
INTERVIEW
Ingenieurmangel in Deutschland?
Die nächste Welle des Defizits an Ingenieuren soll nach Berechnung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln
(IW) in rund zehn Jahren in Deutschland ankommen. Der Stifterverband der Deutschen Wissenschaft hingegen
gibt Entwarnung und sieht mittelfristig sogar einen möglichen Überschuss an Ingenieuren voraus. Der VDE dialog
sprach mit Prof. Dr. Axel Plünnecke vom IW über seine Einschätzung.
Die Zahl der Studienanfänger in den Ingenieurwissenschaften ist in den
letzten zehn Jahren um circa 50 Prozent angestiegen.
Das sollte doch Entspannung im Hinblick auf den
künftig von Ihrem Institut
wieder erwarteten Fachkräftemangel
bedeuten.
Oder kippt die Situation angesichts der hohen Quote
Prof. Dr. Axel Plünnecke ist der
an Studienabbrechern unter den Ingenieuren wieder
Leiter des Kompetenzfelds Bildung,
Zuwanderung und Innovation am
in die andere Richtung?
Institut der deutschen Wirtschaft
Die deutliche Zunahme der
Köln. In seiner Funktion als Berater
Zahl an Studienanfängern
der Bundesregierung erstellt er
hilft bei der Fachkräftesicherung. Insbesondere durch
zudem Gutachten zur Fachkräftesicherung.
den Sondereffekt doppelter
Abiturientenjahrgänge
und
durch die jüngsten Erfolge
bei der Zuwanderung erwarten wir wie auch der Stifterverband eine Entspannung bis zum Jahr 2020. Danach dürfte
sich jedoch die demografische Struktur auswirken – geburtenschwache Jahrgänge müssen geburtenstarke ersetzen und
den Zusatzbedarf decken. Dies wird im Zeitraum von 2020 bis
2030 ohne zusätzliche Maßnahmen zur Fachkräftesicherung
nicht gelingen. Hierfür haben wir verschiedene Szenarien berechnet. Zwischen 2020 und 2030 liegt der Engpass im günstigsten Fall bei 84.000, falls der Run auf die Ingenieurfächer
wieder nachlässt und die Zuwanderung rückläufig ist, könnte
der Engpass im schlimmsten Fall 390.000 betragen.
Wie beeinflussen der demografische Wandel in Deutschland einerseits und Zuwanderung ausländischer Fachkräfte andererseits den Arbeitsmarkt für Ingenieure mittel- bis langfristig?
Während Daten zum demografischen Wandel in Deutschland
wie der Ersatzbedarf an Ingenieuren recht gut prognostiziert
werden können, sind Daten zur Zuwanderung sehr volatil.
Während von 2005 bis 2009 netto in Summe nur gut 100.000
Menschen zugewandert sind, waren es im Zeitraum von
2010 bis 2014 fast 1,7 Millionen Personen. Die Ingenieurbeschäftigung unter Zuwanderern ist dadurch deutlich schneller gewachsen als die Ingenieurbeschäftigung insgesamt.
26
Die Hauptzuwandererländer in Mittel- und Osteuropa stehen
aber in den nächsten Jahren vor ähnlichen demografischen
Herausforderungen wie Deutschland, sodass die Zuwanderungsdynamik wieder abnehmen dürfte. Insgesamt bin ich
aber optimistisch, dass Deutschland eine hohe Zuwanderung
von Ingenieuren erreichen kann. Die Zuwanderung über die
Hochschulen ist hocheffektiv. Wenn die Kapazitäten an den
Hochschulen gestärkt werden, sollte es gelingen, die Engpässe zu reduzieren.
Die moderne Arbeitswelt ist im Wandel begriffen: Industrie 4.0, das Internet der Dinge, Robotik und andere Stichworte stellen anspruchsvolle Herausforderungen an die
Elektroindustrie dar. Was bedeutet diese Entwicklung für
den Arbeitsmarkt der Elektroingenieure?
Für die nächsten Jahre entsteht dadurch ein Sonderbedarf.
Dazu kommt noch die Energiewende als weiterer Nachfrageimpuls. Der Gesamtbedarf an Ingenieuren sollte in den
nächsten Jahren weiter zunehmen.
» Zwischen 2020 und 2030 liegt
der Engpass im günstigsten Fall bei
84.000 Fachkräften, im schlimmsten
Fall bei 390.000.«
Beim Ranking der zehn besten Einstiegsgehälter belegen
aktuell Ingenieurberufe die beiden vorderen Plätze. Aber:
Bedingt durch die Verkürzung der Gymnasialzeit auf acht
Jahre haben wir in den kommenden Jahren die Situation,
dass doppelte Abiturjahrgänge in die Hochschulen und
auf den Arbeitsmarkt gespült werden. Würden Sie heute
den Abiturienten noch empfehlen, ein Ingenieurstudium
zu beginnen?
Dies gilt grundsätzlich für alle Hochschulfächer, Ingenieure
sind aber gefragter als die meisten anderen Fachrichtungen.
Dazu ist der Arbeitsmarkt semipermeabel. Während also Ingenieure auch in wirtschaftswissenschaftlichen Berufen als
Berater, Vertriebler oder Manager tätig sind, können beispielsweise Wirtschaftswissenschaftler nicht in Ingenieurberufen arbeiten. Die technischen Systeme werden komplexer, sodass
auch an den Schnittstellen zu anderen Berufen das technische Know-how immer wichtiger wird.
THEMEN
FORSCHUNG
FOTOS: SEITE 26: INSTITUT DER DEUTSCHEN WIRTSCHAFT KÖLN; SEITE 27: RWTH AACHEN
Platz an der Spitze
Deutschland hat bei der Technik stets ein gutes Blatt im Kartenspiel. Die Gründe liegen im engen
Zusammenspiel von Theorie und Praxis. Vor allem der Forschung und der Finanzierung neuer Forschungsvorhaben kommen eine große Bedeutung zu. Denn ohne diese sind weder Fortschritte in
der Wissenschaft noch in der Technik möglich.
VON BERND SCHÖNE
Für die meisten ist es nach wie vor
die pure Selbstverständlichkeit. Was
immer es an neuen Technologien
gibt, deutsche Forscher sind an vorderster Front dabei. Doch wir leben
nicht mehr im 19. Jahrhundert, als die
europäischen Staaten den technolo­
gischen Fortschritt unter sich ausmachten. Viele Länder sind heute weit
davon entfernt, als technologische
Komplettanbieter gelten zu können.
Durch ein ausgeklügeltes System von
staatlicher und regionaler Forschung
versucht Deutschland dieser Entwicklung zu begegnen. Weltweit steht
Deutschland hinter China, aber noch
vor den USA und Japan auf Platz 2
im weltweiten Export forschungsintensiver Güter. Damit dies so bleibt,
sind große Anstrengungen gerade an
den Brennpunkten der technischen
Entwicklung nötig, und die liegen oft
am Rande oder genau zwischen den
Grenzen der klassischen Universitätsfakultäten.
Nie zuvor haben Staat und Wirtschaft in Deutschland gemeinsam
so viel Geld für Forschung und Entwicklung bereitgestellt – im Jahr 2013
waren es fast 80 Milliarden Euro. In
der aktuellen Vergleichsstudie „Innovation Union Scoreboard 2015“ der
Europäischen Kommission belegt
27
THEMEN
Deutschland weiterhin einen Spitzenplatz als Innovationsführer unter
den EU-Staaten. Innerhalb des neuen EU-Rahmenprogramms „Horizont 2020“ hat Deutschland laut
EU-Kommission sowohl die höchste
Beteiligung an bewilligten Projekten als auch bei den eingeworbenen
Fördermitteln erreicht. Rund 3300
deutsche Institutionen haben Anträge eingereicht, über 900 davon waren damit erfolgreich. Insgesamt hat
Deutschland 2014 die Summe von
1,5 Milliarden Euro aus Brüssel eingeworben, mehr als je zuvor in einem
EU-Forschungsrahmenprogramm.
Forschung und Innovation sind damit die einzigen Politikbereiche, in
denen die deutschen Beiträge zum
EU-Haushalt und die Rückflüsse annähernd ausgeglichen sind.
Internationalisierung der
Hochschulen gefordert
Internationale Vernetzung von Forschergruppen und ein zunehmender
Austausch von Wissenschaftlern und
Studenten sind erklärtermaßen ein
Ziel der Politik. Bereits 2008 hat die
Bundesregierung eine Internationalisierungsstrategie für Wissenschaft
und Forschung in Deutschland beschlossen. „Die Internationalisierung
der Hochschulen ist ein zentrales Anliegen der deutschen und auch der
europäischen Bildungspolitik“, sagt
Prof. Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung. Laut
einer Studie des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD)
steigt die Dynamik des internationalen
Austausches stetig. Vorreiter sind neben den Kunst- und Musikhochschulen die Technischen Universitäten.
Sie konnten die Anzahl ausländischer
Wissenschaftler auf 13,8 Prozent steigern (plus 16 Prozent gegenüber dem
letzten Erhebungsjahr 2006). Insgesamt gab es laut der Studie Mitte
2014 rund 31.000 internationale Kooperationen, die von fast 300 deutschen Hochschulen mit rund 5000
Hochschulpartnern in 150 Staaten
vereinbart worden sind. Noch deutlicher fällt die Zunahme bei den ausländischen Studienanfängern aus.
Hier stieg die Quote an Technischen
Universitäten sogar um 29,2 Prozent
28
auf ein knappes Viertel ausländischer
Studienanfänger. Mit dem „Aktionsplan Internationalisierung“ will das
BMBF die Entwicklung weiter vorantreiben. Stets mit dem Ziel, mehr ausländische Studenten und Professoren
nach Deutschland zu bringen.
Stiftungslehrstühle in
Deutschland noch rar
Da sich Studiengebühren nur
schlecht durchsetzen ließen, sind die
Hochschulen auf andere Formen der
finanziellen Unterstützung angewiesen. Eine Form des direkten Engagements sind Stiftungslehrstühle. Circa
660 Stiftungsprofessuren gibt es aktuell in Deutschland, das sind zwar
nur zwei Prozent der in Deutschland
vorhandenen Lehrstühle und somit
auf den ersten Blick kein gewichtiger Beitrag. Doch da sie genau an
den Brennpunkten der aktuellen Forschungstätigkeit operieren, ist ihre
Bedeutung nicht zu unterschätzen.
Aus diesem Grunde werden viele
Lehrstühle nach Auslauf der vorher
vereinbarten Zeit von den Universitäten oder dem Land weitergeführt.
1,4 Milliarden Euro fließen pro Jahr
aus privaten Kassen in Stiftungslehrstühle. Das klingt viel, ist aber im
Vergleich zu den USA wenig: Dort
nehmen die ohnehin oft sehr reichen
Hochschulen 20 Milliarden Euro an
privaten Spenden ein.
Jeder fünfte Stiftungslehrstuhl in
Deutschland gehört dem Bereich
der Ingenieurwissenschaften an, obwohl diese Lehrstühle mit knapp
einer Million Euro zu den teuersten gehören. Aktuell unterstützen
die Stiftungslehrstühle die aufgrund
der Energiewende turbulente Forschungssituation. Hier werden leistungsfähige Energiespeicher benötigt, um die Ortsnetze zu stabilisieren,
wenn plötzlich die einspeisenden
Windräder oder Fotovoltaikanlagen
ihre Leistung erhöhen oder vermindern. Um die Netze zu verwalten und
zu steuern, sind schnelle Datenverbindungen nötig, deren Latenzzeiten
deutlich unterhalb den im Internet
üblichen Verzögerungszeiten liegen
müssen.
Der klassische Aufbau von Universitäten, bei denen die Batterietechnik
in der Chemie und das Stromnetz
bei der Energieerzeugung angesiedelt sind, stößt hier an seine Grenzen.
Darum sind fakultätsübergreifende
Forschungseinrichtungen so wichtig.
Eine davon ist das E.ON Energy Research Center an der RWTH Aachen.
Es umfasst Aspekte der Erzeugung,
der Verteilung und der Steuerung
von elektrischer Energie vom Hochspannungsnetz bis zum Ortsnetz. Seit
zehn Jahren werden die Stiftungsprofessuren von E.ON unterstützt, das
Fördervolumen summiert sich inzwischen auf 40 Millionen Euro. Darüber
hinaus konnten weitere Drittmittel
eingeworben werden. Wichtiger Bestandteil ist der „Real Time Digital Simulator“. Er ermöglicht es den Aachener Wissenschaftlern, ganze Ortsnetze
zu simulieren und so die Auswirkungen schwankender Stromquellen auf
die Netzstabilität zu untersuchen. Er
zählt zu den leistungsstärksten Simulationswerkzeugen Europas. Auch das
Konsumverhalten von Stromkunden
sowie die Elektromobilität stehen im
Fokus der sieben Professoren und 120
Mitarbeiter des Institutes, das derzeit
unter der Leitung von Prof. Rik De
Doncker an über 70 Projekten forscht.
Hohes Forschungsinteresse an Mobilfunk 5G
Daneben spielen Smart Grids in
den Überlegungen der Forscher eine
zentrale Rolle. Entscheidend ist eine
zuverlässige und schnelle Kommunikation in Echtzeit, denn systemkritische Zustände wie „Kurzschluss“,
oder „falscher Phasenwinkel“ müssen im Zeitraum von Millisekunden
übertragen werden. Man spricht
inzwischen von „taktilen Datennetzen“, bei denen, ähnlich wie beim
menschlichen Nervensystem, wichtige Reize mit höchster Geschwindigkeit weitergeleitet werden, um
eine sofortige Reaktion zu ermöglichen. Mit den Fragen der technischen Umsetzung beschäftigt man
sich am Vodafone Stiftungslehrstuhl
Mobile Nachrichtensysteme am Institut für Nachrichtentechnik der TU
Dresden, unter Leitung von Prof.
Gerhard Fettweis. Sein Stiftungslehrstuhl existiert ähnlich wie der in
Aachen deutlich länger als fünf Jahre,
Im Zentrum für Energie und Information in Garching sollen Energietechnik und Informationstechnik miteinander verknüpft werden. Forscher unterschiedlicher Diszip-
FOTO: FRITSCH + TSCHAIDSE ARCHITEKTEN GMBH
linen arbeiten dort Hand in Hand. Die TU München stellt sich damit der großen Herausforderung, Konzepte für eine sichere Energieversorgung zu erstellen.
was das große Interesse der Stifter an
diesem Forschungsfeld untermauert. „Der neue Mobilfunkstandard
5G wird den Nutzern nicht einfach
nur mehr Bandbreite zur Verfügung
stellen, sondern auch gänzlich neue
Anwendungsfelder mit Echtzeitfähigkeit erschließen“, so Fettweis.
Um dies zu erreichen, werden unter
anderem neue Chiptechnologien,
Sicherheitskonzepte und Netzwerkarchitekturen benötigt. Dazu forscht
das Team um Fettweis in enger Abstimmung mit Netzbetreibern, Systemherstellern, Partnern aus der Industrie, dem VDE und der DKE.
Ein ganzes Haus für
die Batterieforschung
Einen anderen Weg beschreitet man
im wohlhabenden Bayern. Aus dem
großen Energieforschungstopf der
bayerischen Staatsregierung spendierte das Wissenschaftsministe-
rium der Technischen Universität
München (TUM) jüngst ein teures
Forschungsgebäude in Garching.
Der Grundstein für das 17 Millionen Euro teure „Zentrum für Energie und Information“ wurde am
22.7.2015 gelegt. Hausherr des 5513
Quadratmeter großen Gebäudes wird
Professor Thomas Hamacher. Das
bereits laufende, 30 Millionen schwere Batterie-Forschungsvorhaben Hamachers mit dem Industriepartner
Varta, in das 13 Lehrstühle der TUM
involviert sind, wird in das neue Zentrum integriert. Ziel ist der Bau eines
containergroßen Batteriepuffers für
lokale Stromnetze und für die Dritte
Welt, wo er die dort üblichen Diesel­
aggregate ersetzen soll.
Anfang 2017 wollen die Forscher
in die Laborräume einziehen und die
Folgen der Energiewende simulieren. Auf dem Programm stehen neben der Batterietechnik vor allem die
Verknüpfung von Kommunikation
und Energieversorgung über Smart
Grids. Ganz bewusst will die TUM,
aus deren Budget die laufenden
Kosten bestritten werden, hier das
Zusammenspiel von Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Fakultäten erproben, wie Geschäftsführerin
Dr. Cornelia Gotterbarm erläutert.
Glückliches Bayern? Vielleicht nur
teilweise, denn der Freistaat stiftet
zwar Labor und Gerät, aber keine
neuen Planstellen. Das vorhandene
Personal der TUM muss genügen.
BERND SCHÖNE
betreibt ein auf Technik spezialisiertes Redaktionsbüro in München.
29
THEMEN
BATTERIEFORSCHUNG
Wettlauf mit Hindernissen
Die Batterieentwicklung kommt zurzeit nur langsam voran. Technologisch haben Lithium-Ionen-Akkus noch immer die Nase vorn, Alternativen müssen noch mit Problemen kämpfen. Anstöße kommen unter anderem vom E-Autobauer Tesla, der jetzt auch den Markt mit stationären Speichern
ins Visier nimmt.
VON MARKUS STREHLITZ
Energiewende und Elektromobilität
sind eng miteinander verbunden. Und
in beiden Fällen muss noch ein großer
Teil des Weges zurückgelegt werden,
um das gesteckte Ziel zu erreichen.
Ein wesentlicher Faktor dafür, wie
schnell man auf der restlichen Strecke vorankommen wird, ist bei beiden Themen die Batterietechnologie.
Die Energiespeicher sind notwendig,
um künftig den stabilen Betrieb des
30
Stromnetzes zu gewährleisten. Und
sie haben entscheidenden Einfluss auf
die Reichweite eines Elektrofahrzeugs.
Damit sitzen sie an einem wichtigen
Hebel für den Erfolg der E-Mobilität.
Die wichtigste Größe ist dabei die
gespeicherte Energie der Batterien –
und zwar besonders deren Verhältnis
zum Batteriegewicht. Die Akkus im
Elektrofahrzeug sollten möglichst viel
Energie speichern können und dabei
möglichst wenig wiegen. So lassen
sich die größten Reichweiten erzielen.
Entsprechend intensiv arbeiten Wissenschaftler daran, die Energiedichte
der Batteriesysteme zu verbessern.
Doch trotz dieser Anstrengungen hat
sich bisher noch kein Konzept als das
eine wahre Champion-System erwiesen. Am weitesten ausgereift und
kommerziell am erfolgreichsten sind
sicherlich Lithium-Ionen-Batterien.
Darunter werden unterschiedliche
Elektrodenmaterialtypen zusammengefasst, die auf einer hochreversiblen
Einlagerung der Lithium-Ionen in das
Aktivmaterial basieren und so hohe
Zyklenzahlen erreichen können. Das
Gros der E-Autohersteller setzt auf
diese Technik.
Auch hier wird stetig daran gearbeitet, die Energiedichte zu erhöhen,
indem zum Beispiel das Zellgehäuse dünner konstruiert wird. Anforderungen an die Sicherheit, an den
Produktionsprozess und an geringe
Produktionskosten schränken die
Möglichkeiten bei der Gewichtsreduktion allerdings ein. Parallel wird
zurzeit daran geforscht, Graphit
durch Silizium als Anodenmaterial zu
ersetzen. „300 Wattstunden pro Kilogramm (Wh/kg) sind damit sicher
in Reichweite“, schätzt etwa Markus
Hagen vom Fraunhofer-Institut für
Chemische Technologie (ICT).
FOTO: DAIMLER AG
Geringe Zyklenzahlen
stellen Hindernis dar
Große Hoffnungen setzen einige
Experten auch auf Lithium-Schwefel-Batterien. Bei dieser Technik wird
das Graphit durch ein reines LithiumMetall ersetzt, das sowohl die Rolle
der Elektrode als auch die der Lithium-Ionen-Quelle ersetzt. Die Energiedichte von Lithium-Schwefel-Batterien beträgt momentan 350 Wh/kg.
Das Potenzial der Technik liegt aber
bei 400 bis 600 Wh/kg.
Größtes Hindernis für einen kommerziellen Erfolg stellen bisher aber
noch die geringen Zyklenzahlen dar.
Denn die liegen für Lithium-Schwefel bei gerade mal 50. Das bedeutet:
Die Batterie lässt sich nur 50 Mal bei
relativ konstanter Energiedichte aufund wieder entladen. Knackpunkt ist
dabei der Elektrolyt, der sehr instabil
ist. Derzeit ist noch unklar, ob sich
Lithium-Schwefel-Batterien zu einer
wirtschaftlich rentablen Lösung entwickeln werden.
Eine Alternative für die Zukunft
könnte eine andere Technologie sein:
die Lithium-Luft-Batterie. Diese nutzt
Sauerstoff, um Energie freizusetzen.
Dazu reagiert dieser mit dem Lithium
in der Batterie. Der große Vorteil: Der
notwendige Sauerstoff kann der Luft
entnommen und muss nicht in der
Batterie gespeichert werden wie die
sonst verwendeten Elektrodenmaterialien. Eine Lithium-Luft-Batterie kann
somit bei gleichem Gewicht deutlich
mehr Energie speichern als solche, die
auf der Lithium-Ionen-Technologie
basieren. Die Energiedichte soll mindestens fünf Mal höher sein.
Doch wie bei der Lithium-Schwefel-Batterie stellt das Aufladen noch
ein Problem dar. Und auch in diesem
Fall ist der Elektrolyt die Ursache. Von
einem alltagstauglichen Einsatz in
Elektrofahrzeugen ist die Technologie
daher noch weit entfernt.
Die Lithium-Ionen-Batterie hat
somit auch weiterhin die Nase vorn,
wenn es um die Praxistauglichkeit
geht. In den kommenden Jahren wird
sich wohl keine Alternative etablieren.
Und besonders leistungsfähige Modelle haben das Reichweitenproblem
zumindest reduziert. Die Lithium-Ionen-Batterie von Panasonic, die im
E-Sportwagen Tesla eingesetzt wird,
kommt auf 240 Wh/kg auf Zellebene.
Bis zu 485 Kilometer lassen sich damit laut Hersteller mit einer Batterie­
ladung zurücklegen – abhängig vom
Tesla-Modell, Fahrstil und ausgewählter Batteriestärke.
Stationäre Speicher auch
für den Privatbereich
Tesla will aber nicht nur die Elektromobilität vorantreiben. Unter dem
Namen Powerwall hat das US-Unternehmen einen stationären Lithium-Ionen-Akku entwickelt, der als
Energiespeicher für Solaranlagen gedacht ist. Er soll die Stromversorgung
des eigenen Heims auch in sonnenlosen Stunden sichern.
Systeme für das dezentrale Speichern von Energie gibt es viele. Doch
Tesla wäre nicht Tesla, würde das
Unternehmen nur das tun, was andere ohnehin schon machen. Das
Besondere an dem Tesla-Angebot
ist der Preis: 3000 US-Dollar kostet
der Energiespeicher für den Hausgebrauch in seiner kleinen Variante mit sieben Kilowattstunden. Für
3500 US-Dollar erhält der Käufer ein
10-kWh-Modul. Auch Daimler hat
das Geschäft mit stationären Batterien ins Visier genommen und bietet
I N FO R MAT I O N
Praxistest für
Batterien
Die Anforderungen an die Batteriesysteme im Fahrzeug sind hoch.
Daher sind umfangreiche Tests der
Technologie unabdingbar. Im Batterie- und Umwelttestzentrum des
VDE-Instituts können Lithium-Ionen-Akkus für Elektroautos in mehr
als 50 verschiedenen Einrichtungen auf Sicherheit und Dauerfestigkeit geprüft werden. Die Prüfstände sind so dimensioniert, dass
sie auch Lkw-Batterien mit bis zu
400 Kilogramm Gewicht inklusive
Befestigungsmaterial aufnehmen
können. Herz des Prüfzentrums ist
eine Anlage, in der das Batterieverhalten bei besonders schweren
Unfällen untersucht werden kann.
Daneben gibt es auch Prüfstände,
um die Langzeitstabilität von Traktionsbatterien zu untersuchen.
über seine Tochter Accumotive einen
Lithium-Ionen-Speicher für Privathaushalte sowie für die Industrie an.
Für den Einsatz im privaten Bereich
lassen sich bis zu acht Batteriemodule
von jeweils 2,5 kWh zu einem Energiespeicher mit 20 kWh kombinieren.
Laut dem Bundesverband Erneu­
erbare Energie (BEE) nutzen bereits mehr als 15.000 Haushalte in
Deutschland mithilfe intelligenter
Speicher Solarstrom auch bei Dunkelheit. „Dezentrale Batterien tragen
künftig zu einem stabilen Stromnetz
bei und ergänzen Wind- und Solarstrom“, sagt BEE-Geschäftsführer
Dr. Hermann Falk.
Laut BEE machen die stark fallenden Preise die Hausbatteriespeicher
für viele Photovoltaik-Anlagenbetreiber zunehmend interessant. Ob sich
Investitionen in Heimspeicherlösungen aber tatsächlich rechnen, stellen
viele Experten wie zum Beispiel Prof.
Armin Schnettler von der RWTH Aachen bislang noch infrage.
MARKUS STREHLITZ
schreibt als freier Journalist hauptsächlich über
Informationstechnologie.
31
THEMEN
2
1
VERANSTALTUNGEN
4
Tag & Nacht
der Technik
Zwei Tage und eine Nacht lang stand die Technik im Mittelpunkt: Gemeinsam mit
zahlreichen Partnern hatte der VDE im Juni zum zwölften bundesweiten Tag der
Technik eingeladen. Flankiert wurde dieser von der Nacht der Technik in Köln.
Das Erlebnisprogramm zum Anfassen und Mitmachen wollte den Nachwuchs
für Technik und technische Berufe begeistern – dem Astronauten und „Tag der
Technik“-Schirmherrn, Alexander Gerst, ist das spielend gelungen.
32
5
3
6
1
Völlig losgelöst
4
Astronaut zum Anfassen
Spannende Fakten rund um die Raumstation ISS und den
Bei seiner „Landung“ in Düsseldorf zeigte Alexander Gerst
Aufenthalt im All vermittelte „Tag der Technik“-Schirmherr
sich als perfekter Botschafter der Technik. An Modellen der
Alexander Gerst. Während seines sechsmonatigen Einsatzes
Weltraumstation ISS, der Rakete Ariane 5 und der Sojus-
im Weltraum umrundete er 2566 Mal die Erde.
Kapsel vermittelte er am VDE-Stand seinem jungen Publikum anschaulich, wie es bei einem Weltraumflug zugeht.
Immer auf Achse
Die Führung durch das Kölner Instandhaltungswerk der
5
Schweißen, basteln, löten
Deutschen Bundesbahn gab einen Einblick, welche Aufga-
Neben Ausstellungen, Demonstrationen und Führungen
ben die Ingenieure für die Bereitstellung und Instandhaltung
boten Tag & Nacht der Technik ein vielfältiges, interaktives
der Züge bewältigen müssen.
Aktionsprogramm für den Nachwuchs. Die Mitmach- und
Experimentierstationen bewiesen, dass Technik alles andere
3
Zeitreise
als trocken ist.
In wenigen Minuten um Jahrzehnte altern – Das Zentrum
für Altersmedizin des Kölner St. Marien-Hospitals machte
6
Strahlend auch bei Nacht
es möglich. Im geriatrischen Anzug „Age-Man“ konnten die
Das Container-Terminal im Kölner Hafen Niehl bewies im
Besucher hautnah erleben, wie ältere Menschen sehen,
Rahmen der „Nacht der Technik“ eindrucksvoll, dass auch
hören und sich bewegen.
bei Dunkelheit die Kräne nicht ruhen. Die Anlage zählt zu
den größten Terminals entlang der Rheinschiene. Jährlich
werden dort rund 500.000 Container umgeschlagen.
FOTOS: ESA (1), SIMON HOWAR (2, 3, 6), VDE (4, 5)
2
THEMEN
IT-SICHERHEIT
Gefahr aus dem Netz
Alles was online ist, kann gehackt werden. Durch das Internet der Dinge wächst die Vernetzung
zusätzlich und damit auch das Risiko. Doch sowohl Privatleute als auch Unternehmen ignorieren
die Bedrohung häufig. Immerhin: Deutschland ist in Sachen Sicherheit gut aufgestellt, wie Experten
in einem Presse-Workshop des VDE zutage gebracht haben.
VON MARKUS STREHLITZ
Wer aktuelle Umfragen zum Thema
Sicherheit betrachtet, könnte den
Eindruck gewinnen, dass sich in den
vergangenen Jahren kaum etwas getan
hat. Als hätten die technologischen
Entwicklungen das Risiko, in irgendeiner Form attackiert zu werden,
nicht erhöht. Und als seien die Meldungen über Cyberangriffe auf Unternehmen, Behörden und Privatleute
reine Erfindung. Nur 28 Prozent der
34
Bürger machen sich beim Thema Datenbetrug im Internet große Sorgen.
Zwischen 2011 und 2014 bewegte
sich dieser Anteil bei einem ähnlichen
Wert. In Computerviren sehen gerade mal 21 Prozent der Bevölkerung
ein Risiko. Das sind Ergebnisse des
Sicherheitsreports 2015, den das Institut für Demoskopie Allensbach und
das Centrum für Strategie und Höhere Führung im Auftrag der Deut-
schen Telekom erstellt haben. Befragt
wurde in 1400 Interviews ein repräsentativer Querschnitt der Bevölkerung ab 16 Jahren.
In den Firmen ist die Sorglosigkeit
nicht viel geringer. Laut einer Studie
des Beratungshauses Ernst & Young
bewerten zwei Drittel der deutschen
Unternehmen das Risiko von Datendiebstahl und Cyberattacken als
niedrig. Befragt wurden dabei 450
Führungskräfte aus verschiedenen
Branchen wie Finanzen, Energie und
Handel.
Wer sich nicht bedroht fühlt, investiert auch nur wenig in seinen
Schutz. 82 Prozent der Unternehmen
halten die eigenen Sicherheitsmaßnahmen für ausreichend, auch wenn
es sich dabei nur um konventionelle
Vorkehrungen wie Firewalls, Antiviren-Software oder gute Passwörter
handelt. Solche Methoden bieten
aber nur einen Mindestschutz. Wer
nur auf sie setzt, macht damit nicht
mehr als jemand, der beim Verlassen
seines Hauses die Tür hinter sich zuzieht.
Dabei ist das Gefahrenpotenzial in
den vergangenen Jahren gewachsen.
IT verbreitet sich immer stärker in
unserem Leben – sowohl auf privater wie auf geschäftlicher Seite. Die
Möglichkeiten für Online-Kriminelle, sich Zugang auf fremde Systeme
zu verschaffen, sind deutlich größer
geworden. Dafür hat allein schon die
Verbreitung von Smartphones und
Tablet-Computern gesorgt. Denn
gerade mobile Endgeräte sind ein
beliebtes Ziel für Online-Kriminelle. Der IT-Sicherheitsanbieter Kaspersky Lab hat bislang 865.365 verschiedene mobile Schadprogramme
gezählt. Und mehr als 14 Millionen
Apps stufen die Experten als gefährlich ein.
FOTO: © SP4764, © THOSTR / FOTOLIA.COM
Mobile Endgeräte sind
besonders beliebte Ziele
Die Gefahr für Smartphones und Tablets ist aber nicht nur ein Problem
für den jeweiligen Nutzer des Geräts.
Viele setzen die mobilen Alleskönner
auch für berufliche Zwecke ein. Die
Unternehmen stellen ihren Mitarbeitern entweder Geräte zur Verfügung
oder erlauben die Nutzung des privaten Smartphones. Somit kann Malware über die mobilen Rechner auch
in die Firma gelangen.
Dass dies passiert, ist gar nicht so
unwahrscheinlich. Denn viele Unternehmen sind auch gegen diese
Bedrohung nur schlecht geschützt.
Das Beratungshaus techconsult hat
bei Mittelständlern nachgefragt, wie
es um ihre mobile Sicherheit steht.
Immerhin sehen die Unternehmen
dieses Thema als eines ihrer größten Handlungsfelder. Doch laut
techconsult berichten mehr als zwei
Drittel der Firmen, dass sie Lösungen für die mobile Sicherheit bisher
nicht gut umgesetzt haben. Selbst bei
so einfachen Maßnahmen wie Antiviren-Software oder Firewalls für
Smartphones und Tablets gibt nur ein
Drittel der Mittelständler an, mit der
Umsetzung dieser Technologien im
Unternehmen zufrieden zu sein.
Während sich mobile Endgeräte schon seit vielen Jahren etabliert
haben und trotzdem noch große Sicherheitslücken darstellen, dringt die
IT weiter vor. Das Internet der Dinge
bringt enorme Veränderungen. Und
viele davon sind zunächst positiv: Die
Maschinen in der Fabrik organisieren
sich selbst und unterstützen eine effizientere Produktion. Vernetzte Fahrzeuge und schlaue Ampelsysteme
ermöglichen eine zentrale Verkehrssteuerung. Das Smart Grid sorgt
für eine intelligentere Verteilung der
Energie.
Doch die Software in Produktionsanlagen, Verkehrssystemen oder
in Stromverteilnetzen ist auch ein
potenzielles Ziel für Angriffe von
Cyber-Kriminellen. Auch in diesem Fall stehen die Verantwortlichen
dem Phänomen häufig unvorbereitet
gegenüber. So deckte zum Beispiel
der ADAC Anfang des Jahres eine
Sicherheitslücke in Fahrzeugen von
BMW mit der Ausstattung Connected Drive auf. Die Autos ließen sich
von außen per Mobilfunktechnik
öffnen. Der Grund war aus IT-Sicht
trivial: Die Datenübertragung war
nicht verschlüsselt. Erst nachdem
der ADAC den Autobauer über die
Sicherheitslücke informiert hatte, aktivierte BMW die Datenverschlüsselung für seine vernetzten Fahrzeuge.
IT-Anbieter HP untersuchte in einer Studie zehn Geräte aus dem Internet der Dinge – wie zum Beispiel
Fernseher, Webcams, Thermostate,
Türschlösser oder Löschanlagen. Die
Experten entdeckten insgesamt 250
Schwachstellen. Dazu zählte unter
anderem, dass schwache Passwörter
akzeptiert, Anwenderdaten gespeichert oder – auch hier – Daten unverschlüsselt übertragen wurden.
Während bei einem gehackten
Fernseher die Auswirkungen für die
I N FO R MAT I O N
Multipath
Multipath TCP (MPTCP) bündelt
mehrere Internet-Verbindungen –
etwa WLAN und Mobilfunknetz.
So können gleichzeitig mehrere
Pfade für den Datenaustausch
genutzt werden. Durch das logische Zusammenschließen von
mehreren TCP-Verbindungen erhöhen sich so der Datendurchsatz
und die Verbindungsstabilität. Mit
dem beschriebenen Ansatz können Netzwerke demnach deutlich
effizienter und sicherer als bisher
genutzt werden.
Allgemeinheit noch relativ gering
sein dürften, sieht dies bei sogenannten kritischen Infrastrukturen ganz
anders aus. Angriffe auf die Energieund Wasserversorgung könnten weitreichende Folgen haben.
Cyber-Kriminelle haben die entsprechenden Ziele schon im Visier.
Das hat zum Beispiel der TÜV SÜD
mit seinen Honeynet-Projekt herausgefunden. Um Angreifer anzulocken
und deren Attacken zu analysieren,
legte er quasi einen virtuellen Köder
aus – Honig, um die Fliegen zu fangen.
Honeynet: Virtueller Köder
für Cyber-Kriminelle
Der Köder im Honeynet-Projekt war
reale Hardware und Software, die
mit der simulierten Umgebung eines
kleineren Wasserwerks kombiniert
wurde. Insgesamt acht Monate war
das Honeynet im Netz und trat dort
als vermeintlich reales Wasserwerk
auf. Die Sicherheitsvorkehrungen
entsprachen laut TÜV SÜD dem industrieüblichen Niveau. Das Ergebnis: Innerhalb der acht Monate verzeichneten die Experten über 60.000
Zugriffe aus mehr als 150 Ländern.
„Damit konnten wir nachweisen, dass
selbst eine relativ unbedeutende Infrastruktur im Netz wahrgenommen
und ausgeforscht wird“, sagt Dr.
Thomas Störtkuhl, Senior Security
Experte beim TÜV SÜD.
35
THEMEN
Sie standen Rede und Antwort beim VDE-Presse-Workshop in München: (v.l.n.r.): Prof. Frank Fitzek (TU Dresden), VDE-Präsident Dr. Bruno Jacobfeuerborn, Dr. Walter Börmann (VDE), Prof. Claudia Eckert (Leiterin Fraunhofer AISEC), Dr. Gunther Kegel (CEO Pepperl + Fuchs GmbH), Prof. Christoph Kutter (Leiter Fraunhofer EMFT).
Dass die Bedrohung nicht nur für
virtuelle Köder, sondern auch für reale Unternehmen besteht, zeigt eine
Studie von Unisys. Gemeinsam mit
dem Ponemon Institute befragte der
IT-Anbieter im vergangenen Jahr
weltweit knapp 600 Sicherheitsverantwortliche von Versorgungsunternehmen und aus der verarbeitenden
Industrie. Eines der Ergebnisse: Fast
70 Prozent der Unternehmen hatten
in den zurückliegenden zwölf Monaten einen sicherheitsrelevanten Vorfall, der zu einem Verlust an vertraulichen Informationen oder zu einer
Störung des Betriebs führte.
Ausfälle durch Hackerangriffe
könnten in der Industrie erhebliche
Kosten verursachen, warnte Bruno
Jacobfeuerborn, VDE-Präsident und
Technik-Chef der Deutschen Telekom, gerade kürzlich auf einem exklusiven Presse-Workshop des VDE.
Und Prof. Hartmut Pohl von der
Gesellschaft für Informatik, Sprecher
des Arbeitskreises „Datenschutz und
IT-Sicherheit“ berichtet, dass der
jährliche Schaden, der den Unternehmen durch Wirtschaftsspionage und
36
Sabotage entsteht, auf einen mittleren zweistelligen Milliardenbetrag geschätzt werde.
Dabei wächst vor allem die Gefahr des Datendiebstahls zu einem
großen Problem heran. „Daten sind
mittlerweile das Öl der Gesellschaft“,
stellte Professorin Claudia Eckert auf
der VDE-Veranstaltung fest. Eckert
ist Leiterin des Fraunhofer-Instituts
für Angewandte und Integrierte Sicherheit (AISEC). Ihrer Meinung
nach müsse man sich im Internet der
Dinge besonders Gedanken darüber
machen, was passiere, wenn Daten
in die falschen Hände geraten und
Know-how gestohlen werde. „Denn
die Daten, die im Internet der Dinge ausgetauscht werden, beinhalten
zum Beispiel konkretes Wissen über
Produktionsabläufe, über Kundenverhalten oder über Nutzungsverhalten“, erklärt Eckert. Bedroht sind
alle Geräte, die sich im Netz befinden. Die Menge der Daten, die etwa
vernetzte Fahrzeuge empfangen und
senden, wächst stetig an. Und umso
größer ist die Gefahr, dass sich darunter auch persönliche oder fi-
nanziell interessante Informationen
finden, die Hacker anlocken. Noch
attraktiver sind Smartphones für die
Cyber-Kriminellen. Denn auf denen
finden sich häufig Zugangsdaten für
das Onlinebanking, persönliche und
geschäftliche E-Mails, Passwörter für
diverse Anwendungen oder andere
sensible Informationen.
So bedrohlich auf der einen Seite
die Online-Kriminalität ist, so groß
sind die Bemühungen der IT-Industrie, wirksame Mechanismen dagegen
zu finden. Besonders deutsche Anbieter sind dabei nach Meinung von
Experten wie Eckert stark.
Schlüsselrolle für Hardware
und Embedded Systems
Denn Unternehmen brauchen komplexe Sicherheitskonzepte, die aus
mehreren Stufen bestehen. Eckert
spricht auch von einer Sicherheitspyramide. „Diese braucht eine starke
Basis“, so die Professorin, „das ist in
der IT immer die Hardware.“ In den
Chips müsste von Beginn an Sicher-
20.-21. Oktober 2015
INFORM ATIO N
Normung
FOTO: MICHAEL WANNER, REDAKTION „DE“
Normierungen sind ein Instrument, um kritische Infrastrukturen vor Angriffen von außen zu
schützen. Unter anderem wirkt
der VDE mit der DKE daran mit,
entsprechende Normen zu erarbeiten. Eine wichtige Rolle in
diesem Zusammenhang spielen
die Normen der Reihe IEC 62443.
Sie beziehen sich auf IT-Sicherheit
für Industrieanlagen und kritische
Infrastrukturen. Die Normenreihe deckt mittlerweile alle Seiten
der Industrial Security ab. Neben
dem Managementsystem des
Anlagenbetreibers werden auch
die Prozeduren und Vorschriften
des Lösungsanbieters adressiert
sowie funktionale Anforderungen
spezifiziert, die Hersteller zukünftig in ihren Systemen und Geräten
zu erfüllen haben.
heitstechnik integriert werden. Und
bei der Entwicklung von Sicherheits­
chips sei Deutschland sehr gut aufgestellt.
Bei einer anderen grundlegenden
Technik ist die Expertise nach Meinung von Eckert hierzulande ebenfalls bestens. Die Wissenschaftlerin
denkt dabei an Embedded Systems
– also an Software, die in Maschinen
oder Geräten eingebaut ist. Auch
hier ist es wichtig, Sicherheitsfunktionen schon in die Entwicklung der
Systeme miteinzubeziehen. Security
by Design wird diese Vorgehensweise genannt.
Wie das geht, zeigt der deutsche
IT-Anbieter SYSGO. Dieser hat sein
Echtzeitbetriebssystem PikeOS speziell für die Entwicklung von sicherer Software für Embedded Systems
entwickelt. Dank der integrierten
Funktionen lassen sich Geräte auf
Steuerungsebene überwachen, beim
Internet der Dinge deren korrektes
Verhalten sicherstellen sowie innerhalb von Automotive-Systemen sicherheitskritische Subsysteme von
Infotainment-Komponenten trennen. Unterstützung erhält SYSGO
dabei vom britisch-russischen Anbieter Kaspersky, der eigene Technik
beisteuert.
Fraunhofer-Expertin
Claudia
Eckert glaubt, dass in diesen beiden
Bereichen – Hardware und Embedded Systems – künftig „die Musik
spielen wird“. Es sei für Deutschland
eine große Chance, vertrauenswürdige Plattformen zu schaffen – besonders für Industrie 4.0.
Allerdings dürfe man diese Chance nicht verpassen. „Wir sind bei
diesen relevanten Themen zwar
auf dem richtigen Weg“, so Eckert,
„doch wir bewegen uns zu langsam.“ Das liege daran, dass im mittelständisch geprägten Deutschland
die Entwicklung sehr kleinteilig verlaufe. „Es gibt keine gemeinsame
Roadmap, um Standards möglichst
schnell auf den Weg zu bringen“,
meint die Professorin.
Etwas optimistischer ist Professor Frank Fitzek, der den Lehrstuhl
Kommunikationsnetze an der TU
Dresden innehat. Sicherheit werde
künftig ein wichtiges Verkaufsargument sein. Und das sei ein Vorteil für
Deutschland. „Wir werden das bessere System haben“, glaubt Fitzek.
Er und sein Team arbeiten in
Dresden vor allem daran, die Kommunikationswege abzusichern. Eine
Möglichkeit, um zu verhindern, dass
Daten auf ihrem Weg durch das Internet abgegriffen werden, ist laut
Fitzek der Multipath-Ansatz. Dabei
werden die Daten auf mehreren Kanälen durchs Netz geschickt (siehe
Kasten, S.35).
Die Wissenschaftler in Dresden
verschicken ihre Nachrichten außerdem in Form von mathematischen
Gleichungen statt als Datenpakete. „Wir verschicken verschiedene
Gleichungen auf unterschiedlichen
Wegen“, so Fitzek, „und dann wollen wir mal sehen, wer da noch von
außen zuhören kann.“
RAMADA Hotel & Conference
Center München Messe
3. Markt&Technik Industrie 4.0
& Industrial Internet Summit
colocated
event:
Der interdisziplinäre Fachkongress für
n Automatisierung
n Elektronik
n Embedded
n IT
in der Industrie 4.0
Zwei Tage mit über 50 hochkarätigen Vorträgen
aus Industrie und Forschung:
n Smart Production: Best Practise
n Kommunikation & Big Data
n Strategie, Normung
n Geschäftsmodelle 4.0
n Arbeitswelt 4.0
n Automatisierung & Steuerungstechnik
Keynote: Industrie 4.0 aus Sicht des VDE und des
Mittelstands
Dr. Gunther Kegel, VDE, ZVEI und Pepperl+Fuchs
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Aussteller, Partner und Sponsoren (Stand 20.07.2015)
MARKUS STREHLITZ
schreibt als freier Journalist hauptsächlich über
Informationstechnologie.
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Fachmedium der Automatisierungstechnik
KOMPAKT WISSEN
1
JUGEND FORSCHT
1
Gedächtnis­
widerstand
Ein kleines Bauteil aus Kupfersulfid brachte den Erfolg und den mit
1000 Euro dotierten VDE-Sonderpreis für mikroelektronische Anwendungen sowie den 4. Platz im Bereich
Physik im Finale von Jugend forscht.
Evgeny Ula­
nov (18) und Philipp
Schnicke (18) aus Bad Münstereifel
entwickelten einen Memristor: „Vereinfacht gesagt handelt es sich um ein
Bauteil, dessen elektrischer Widerstand
vom Stromfluss abhängt und das sich
diesen Widerstand unter bestimmten
Umständen merken kann“, erklärt
das Forscherteam. Mithilfe einer LED
gelang es den Abiturienten, Informationen in dem Memristor zu speichern
und wieder abzurufen. In Zukunft
könnten Bauelemente dieser Art als
Grundlage für leistungsfähigere Speicherchips dienen. Diese wären vor allen Dingen energiesparend und klein.
Die beiden Preisträger werden ihre Erfindung auf dem VDE/BMBF-MikroSystemTechnik-Kongress 2015 Ende
Oktober in Karlsruhe vorstellen.
38
2
MINT GIPFEL
2
Imagebildung
„Berufliche Bildung: Ein deutsches
Erfolgsmodell in Gefahr?“ lautete das
Motto des 3. Nationalen MINT Gipfels Ende Juni 2015 in Berlin, zu dem
260 Vertreter aus Politik, Wirtschaft,
Wissenschaft und Gesellschaft kamen.
Eröffnet wurde die Veranstaltung von
Bundesforschungsministerin Prof. Johanna Wanka. VDE-Arbeitsmarktexperte Dr. Michael Schanz präsentierte die Ergebnisse der Arbeitsgruppe
„Attraktivität der Ingenieurberufe“.
Die Gruppe untersuchte die wichtigsten Einflussfaktoren für die Imagebildung des Ingenieurs.
VDE-STUDIE
Energiewende­
von unten
Alle wollen die Energiewende, aber
keiner die Stromleitung vor Ort.
Energieexperten des VDE zeigen in
der neuen Studie „Der Zellulare An-
satz“ Möglichkeiten zur Reduzierung
dieses Ausbaus. Werden die Erzeugung und der Verbrauch von Energie
auf der niedrigsten Ebene in kleinteiligen „Energiezellen“ ausbalanciert,
wird Energie erzeugt und direkt wieder verbraucht, ohne in das Gesamtnetz eingespeist zu werden. Der Zellulare Ansatz schafft somit wichtige
Grundlagen für eine nachhaltige Entwicklung der Energieversorgung. Die
Reduktion des notwendigen Netz­
ausbaus ist umso größer, je besser
Stromangebot und -nachfrage in den
Energiezellen austariert werden. Der
Ansatz stellt durch die lokale Zuordnung einen direkten Bezug zwischen
den Anwendern und der notwendigen
Technik her und bringt mehr Selbstbestimmung der Anwender mit sich.
PERSONALARBEIT
3
Kreative Lösungen
Bei einer gemeinsamen Tagung des
VDE-Ausschusses „Studium, Beruf
und Gesellschaft“ und der HannsSeidel-Stiftung Mitte Juli in München
diskutierten Experten aus Wirtschaft,
Wissenschaft und Politik über die Herausforderungen des demografischen
3
Wandels für den Hightech-Standort Deutschland. Für Markus Blume
(siehe Bild), Mitglied des bayerischen Landtages und Vorsitzender der
CSU-Wirtschaftskommission, werden
vor allem die Digitalisierung und Globalisierung die bisher erfolgreichen
Methoden der Personalarbeit infrage
stellen. Mit einem „Weiter so“ seien
die Unternehmen auf die neue Arbeitswelt nicht ausreichend vorbereitet. „Unsere Industrie ist keine ‚gmahte Wiesn‘ “, warnte Blume.
LI-IONEN-BATTERIEN
FOTOS: VDE (1), ©KREATEUR-SPECK-2015 (2); © MARKUS BLUME (3)
Kompendium
Ein Ergebnis der Begleitforschung
zum Forschungsprogramm „IKT für
Elektromobilität II“ (IKT-EM II) des
Bundesministeriums für Wirtschaft
und Energie (BMWi) ist das „Kompendium: Li-Ionen-Batterien“. Der
Leitfaden von VDE und DKE soll
Anwendern das Verständnis der zugrunde liegenden Physik und Chemie
erleichtern und Bewertungskriterien
zum Vergleich unterschiedlicher Batterien und Batteriesysteme geben.
Das Handbuch umfasst zudem eine
Darstellung relevanter Standards,
Ticker
Richtlinien, Vorschriften und Hinweise entlang des gesamten Lebenszyklus der Batterie inklusive der damit
verknüpften Test- und Prüfverfahren.
Der VDE und das Deutsche Dialog
Institut wirkten im Auftrag des BMWi
bei der Identifizierung und Überwindung von Innovationshürden, der projektübergreifenden Zusammenarbeit
und beim Ergebnistransfer der insgesamt 18 geförderten Projekte mit.
GESCHLECHTER-DIVERSITÄT
Hat Vielfalt Einfluss?
Der VDE ist Partner im EU-geförderten Projekt „Gender Diversity Impact
– Improving research and innovation
through gender diversity“ (GEDII).
Gemeinsam mit vier europäischen
Partneruniversitäten werden die Auswirkungen von Geschlechterdiversität in Forschungsteams auf deren
Forschungsergebnisse
untersucht.
Ziel ist die Entwicklung eines entsprechenden Gender-Diversity-Index. Der VDE erweitert mit GEDII
sein Engagement in der Förderung
der MINT-Berufe. Das Projekt startet
am 1. Oktober dieses Jahres und hat
eine Laufzeit von 36 Monaten.
+++ Bis zum 31.1.2016 läuft die
Bewerbungsfrist für die KARL-JOACHIM-EULER-MEDAILLE, mit
der Verdienste um die Erforschung
und Darstellung der Geschichte
der Elektrotechnik geehrt werden.
Die Medaille ist nach dem Mitbegründer und ersten Vorsitzenden
des VDE-Ausschusses „Geschichte
der Elektrotechnik“, Prof. Dr.-Ing.
Karl-Joachim Euler, benannt und
wird im Herbst 2016 zum elften Mal
verliehen. +++ Gleich zwei neue
Publikationen hat der VDE-AUSSCHUSS BLITZSCHUTZ UND
BLITZFORSCHUNG
herausgegeben: das Merkblatt „Blitzschutz
beim Zelten, Campen und auf dem
Campingplatz“ und den COMIC
„Donner-Wetter! Wissen für Kids
zu Donner & Blitz“. Im Comic zeigen die Schülerin Laura und die
Schüler Basti und Linus, wie sich
Kinder bei Gewitter richtig verhalten
und schützen können. Mehr unter
www.donner-wetter.info. +++ Das
VDE-SOMMERFEST IN BRÜSSEL Ende August zog auch in diesem Jahr wieder zahlreiche EU-Politiker und Vertreter von europäischen
Institutionen sowie aus Industrie
und Wissenschaft in die Brüsseler
Repräsentanz des VDE. Die Gäste
informierten sich über die neusten
Verbands-Aktivitäten und knüpften
untereinander Kontakte. Mit dabei:
die Mitglieder von EUREL. Sie trafen sich im Vorfeld zu einem Expertengespräch zum Thema Energiespeicher. +++ Mehr als 250 Vertreter
der Mikroelektronikbranche und
der Politik trafen sich am 9.9.2015
in der Berlin-Brandenburgischen
Akademie der Wissenschaften zum
VDE/ZVEI-SYMPOSIUM MIKROELEKTRONIK. Dieses Jahr stand
die Veranstaltung unter dem Motto
„Cyber Security: Mikroelektronik als
Lösung“. +++ Auf dem MIKROSYSTEMTECHNIK-KONGRESS
in Karlsruhe Ende Oktober präsentieren sich erstmalig alle drei großen
VDE/BMBF-Nachwuchsinitiativen:
INVENT a CHIP, COSIMA und SolarMobil Deutschland.
39
KOMPAKT NORMUNG / PRÜFUNG
1
NORMEN-WORKSHOP
Einblicke in Minsk
Mitte Oktober wird in Minsk der
sechste Young Professionals Workshop der IEC (International Electrotechnical Commission) stattfinden.
Berufseinsteiger aus verschiedenen
Branchen sollen dort einen Einblick
in die internationale Normung erhalten. Neben Julian Zethner, dem
Bundessieger bei den Deutschen
Meisterschaften im Elektrohandwerk,
sind auch die Young Professionals
und DKE-Experten Jannis Tomaschko (28) und Marion Gottschalk (27)
mit dabei. Jannis Tomaschko erklärt
sein Interesse am Workshop mit seinem Beruf als Entwicklungsingenieur, denn: „Was nützt es, wenn ich
Produkte voranbringe, die sich nicht
in ein genormtes Gesamtsystem einfügen können?“ Marion Gottschalk
beschäftigt sich als wissenschaftliche
Mitarbeiterin mit der Standardisierung und Umsetzung von Normen.
„Bislang kenne ich nur die Seite des
Anwendens der Normung. Jetzt erhoffe ich mir Einblick in deren internationale Gestaltung“, betont sie. Beide Teilnehmer hatten sich im Vorfeld
40
2
bei der DKE beworben und wurden
aufgrund ihres bisherigen Engagements in nationalen Normungsgremien ausgewählt. Weitere Infos unter:
www.vde.com/nextgeneration.
KRITIS
vorkehrungen einzuschätzen und
effektiv zu verbessern. Gleichzeitig
sollen sektorenübergreifende Lösungen entwickelt und die Anwendbarkeit von IT-Sicherheit für KRITIS
optimiert werden.
1
Keine Chance
für Hacker I
Schadprogramme wie Stuxnet oder
Duqu haben jüngst gezeigt, wie verwundbar hochspezielle IT-Systeme
und damit auch die „Kritischen Infrastrukturen“ (KRITIS) sind. Umso
wichtiger ist es, KRITIS gegen Cyberangriffe zu schützen. Vor diesem
Hintergrund hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF) im Rahmen des Förderprogramms „IKT 2020 – Forschung für
Innovationen“ 12 Projekte im Förderschwerpunkt „IT-Sicherheit für
kritische Infrastrukturen“ vereint. Die
DKE ist dabei Partner im Begleitforschungsprojekt „Vernetzte IT-Sicherheit Kritischer Infrastrukturen“ (Ve­
SiKi). Ziel des VeSiKi-Projektes ist
ein zentrales Regelwerk, das die Betreiber unterstützt, ihre Sicherheits-
IT-SECURITY
Keine Chance
für Hacker II
Um Hackern das Handwerk zu erschweren, hat die DKE einen Leitfaden für die IT-Sicherheit elektrischer
Bahnsignalanlagen auf Grundlage
der IEC 62443 herausgegeben. Der
Leitfaden ist Teil der Vornorm VDE
V 0831-104, die durch das DKE-Arbeitsgremium „Bahn-Signalanlagen“
erarbeitet wurde und sich mit Risiken aufgrund von möglichen externen Angriffen beschäftigt. „Auf
Tagungen wie zum Beispiel denen
des Chaos Computer Clubs rücken
immer mehr Eisenbahnthemen wie
‚Hacking Train Networks‘ in den
Vordergrund“, warnt Prof. Dr. Jens
Braband von der Siemens AG. Ein
ausreichender Schutz vor Hackerangriffen sei daher unabdingbar.
3
Ticker
IFA 2015
2
Digitale Zukunft
Wer von einem smarten Zuhause
träumt, konnte sich am Gemeinschaftsstand von VDE, ZVEH und
ZVEI auf der IFA Anfang September
in Berlin umfassend über intelligente
Gebäudevernetzung und das Thema
Sicherheit informieren. Zudem stellten die Normungsexperten der DKE
die neue Normungs-Roadmap Smart
Home vor. Im Bild v.l.n.r.: Bernd Dechert (ZVEH), Dr. Patricia Solaro
(ZVEI), Miss IFA und Dr. Siegfried
Pongratz (VDE).
DELEGATIONSREISE
3
FOTOS: VDE (1, 3), DANNY KURZ (2)
Deutsch-asiatischer
Austausch
Michael Jungnitsch, Sprecher der
Geschäftsführung des VDE-Instituts
(Mitte), und Staatssekretär ­
Mathias
Samson (links), begleiteten den
hessischen Ministerpräsidenten und
­
Bundesratspräsident Volker ­Bouffier
(rechts) auf seiner achttägigen Delegationsreise nach Singapur und Japan. Ziel der hochkarätig besetzten
Delegation war es, die Geschäfts- und
Wissenschaftsbeziehungen zwischen
den beiden Ländern und Deutschland – insbesondere dem Land Hessen – zu vertiefen.
KOOPERATION
Länderübergreifend
besser testen
Die LABCO GmbH und die VDE
Global Services GmbH haben in Suzhou, China, ein gemeinsames Testlabor zur Prüfung von Automobil-Kabeln und -Komponenten eröffnet.
LABCO ist ein in der Automobilbranche weltweit anerkanntes Prüflabor für Fahrzeugleitungen und weitere elektrische Systemkomponenten.
Zum Dienstleistungsangebot gehören
Prüfungen im Automotive-Bereich
sowie die Prüfung und Zertifizierung
von Produkten rund um E-Mobility.
Mit dem Testlabor in China unterstützt das VDE-Institut seine Kunden
in Asien, Kosten sowie Reaktionsund Lieferzeiten zu minimieren.
+++ Die Erforschung der FUNKKOMMUNIKATION FÜR INDUSTRIE 4.0 stand im Mittelpunkt
eines DKE-Workshops Ende Juli
bei PHOENIX CONTACT in Bad
Pyrmont. Der Workshop war die
Auftaktveranstaltung zu einer dreijährigen Forschungsreihe. Mit insgesamt 43,3 Millionen Euro fördert
das Bundesministerium für Bildung
und Forschung hierzu neun Projekte
der drahtlosen Kommunikation, die
die technologische Bandbreite abbilden und die Vielzahl der Anwendungsfälle in der Industriefertigung
und dem Maschinenfunk berücksichtigen. +++ Wer macht mit? Die
DKE ruft zur Mitarbeit an der NORMUNGS-ROADMAP ELEKTRISCHE ENERGIEEFFIZIENZ auf.
Die Normungs-Roadmap soll alle
Bereiche der Energieerzeugung und
-verteilung umfassen und auf Gewerbe, Handel, Verkehr, Transport,
Industrie und Haushalt sowie die
politischen Rahmenbedingungen
eingehen. Interessenten melden
sich bei [email protected].
+++ Die DKE ist jetzt mit einer Vielzahl von WEBINAREN online. Wer
bislang nicht live dabei sein konnte, kann sich alle Webinare in der
DKE-Webithek anschauen (www.
dke.de/webinare). +++ Ende Mai
fand die 150. Sitzung des Technischen Beirats von CENELEC
(Europäisches Komitee für Elektrotechnische Normung) im VDE-Haus
in Berlin unter der Leitung von Uwe
Kampet statt. Das Gremium ist das
höchste technische Beschlussgremium von CENELEC und berät
strategisch über die technische
Normungsarbeit. +++ DKE UND
SAC (Standardization Administration of the People’s Republic of China) wollen zukünftig noch enger zusammenarbeiten, wenn es um die
Entwicklung und Definition von Normen für Industrie 4.0 geht. In einem
Memorandum of Understanding
verständigten sich beide Organisationen in Frankfurt auf ein aktives und
langfristiges Engagement und eine
Zusammenarbeit auf Augenhöhe.
41
KOMPAKT REGIONEN
1
VDE DÜSSELDORF
1
Lichtblitze beim Tag
der Technik
Kinder und Jugendliche für Technik
begeistern: Das war das erklärte Ziel
beim zwölften Tag der Technik 2015.
Gemeinsam mit Unternehmen und
Institutionen aus Düsseldorf waren
der VDE, der VDI, der DVS (Deutscher Verband für Schweißen und
verwandte Verfahren), die IHK Düsseldorf sowie die Handwerkskammer
Düsseldorf Organisatoren der Veranstaltung. In zahlreichen Mitmach-Aktionen und Experimenten stand Technik zum Ausprobieren und Anfassen
im Mittelpunkt. Die „Landung“ des
Schirmherrn und Astronauten Ale­
xander Gerst (siehe Seite 32) war
ein ganz besonderes Highlight. Beeindruckend waren die Solarflitzer,
die 19 Schülerteams im Rahmen des
SolarCup „Lichtblitz“ an den Start
schickten. In spannenden Rennläufen
zeigten die Teilnehmer, wie viel Power
in ihren Solarautos steckt. Aufgabe war
es, eine zehn Meter lange Rennstrecke
möglichst schnell mit selbst gebauten
Solarmobilen zurückzulegen. Um die
42
2
technische Ausgangslage für alle gleich
zu halten, wurden Solarmodule und
Elektromotoren von den Veranstaltern gestellt, die angemeldeten Teams
durften dann die Fahrzeuge frei entwickeln. Das Team der Gesamtschule
Schermbeck ging als Sieger durchs
Ziel und schickte sein Fahrzeug beim
Bundeswettbewerb SolarCup im Oktober in Karlsruhe erneut ins Rennen.
VDE RHEIN-RUHR
2
Kaffeetassen in der
Waschstraße
Es wurde wieder gestaunt, als Ende
Juni zehn Schülergruppen beim
11. 
Technikpreis des VDE RheinRuhr zeigten, was sie in Sachen Erfindungsgeist draufhaben. Der Wettbewerb gibt Schülerinnen und Schülern
die Möglichkeit, innovative und clevere Projektideen zu entwickeln, umzusetzen und vor einer sechsköpfigen
Jury mit Mitgliedern aus Wirtschaft
und Politik zu präsentieren. Die ersten drei Plätze honorierte der VDE
Rhein-Ruhr mit Preisgeldern von
insgesamt 5000 Euro. Über den ersten Preis freuten sich Schüler der
Willy-Brandt-Schule aus Mülheim an
der Ruhr. Sie überzeugten mit ihrer
Waschstraße für Kaffeetassen. Diese
ist in der Lage, Statusmitteilungen per
SMS zu versenden. Schon bald könnte die Kaffeetassen-Waschstraße in der
eigenen Schülerküche zum Einsatz kommen. Der zweite Preis und
2000 Euro gingen an eine App-Entwicklung von Schülerinnen und Schülern des Marler Hans-Böckler-Berufskollegs. In Verbindung mit einem
Globus liefert die App Informationen
zu den Stichworten Einwohnerzahl,
Größe, wichtigste Industrien, Erfolge
in bedeutenden Sportarten, Nationalhymne und mehr. Den dritten Platz
errang das Theodor-Heuss-Gymnasium aus Recklinghausen für die Präsentation einer Low-Cost-Wärmebildkamera. Spontan wurde von der Jury
noch ein Sonderpreis über 500 Euro
vergeben, der die Idee vom Bau eines
autonomen Fahrzeugs des Städtischen
Gymnasiums Straelen weiter unterstützen soll. Der VDE-Technikpreis ist
ein Beispiel für die selbst gesetzte Aufgabe des Bezirksverbandes, Technikverständnis und -akzeptanz praxisorientiert zu fördern. Die Ausschreibung
der nächsten Runde des Technikpreises startet im November und wird auf
den Seiten des Bezirksvereins veröffentlicht (www.vde-rhein-ruhr.de).
VDE KURPFALZ
Engagierter Gastgeber
Der nächste VDE-Kongress findet vom 7. – 8. November 2016 in Mannheim statt. Thema ist das Internet der
Dinge. Internationale Experten werden vor Ort über Technologien, Anwendungen und Perspektiven diskutieren.
Gastgeber des VDE-Jahreskongresses ist der VDE Kurpfalz. Der VDE dialog sprach mit dem Vorsitzenden des
Bezirksvereins, Prof. Wolfram Wellßow, über die Kongress-Vorbereitung und über die Arbeit im Alltag.
Prof. Wolfram Wellßow ist Vorsitzender
punkte mit, um den VDE-Mitgliedern
und den Gästen des Kongresses spannende und vielseitige Inhalte zu bieten.
Das geschieht in enger Abstimmung
mit dem VDE-Präsidium, dem VDE-Vorstand und den Fachgesellschaften.
Fest steht bereits, dass es wieder den
e-studentday geben wird, ebenso wie
das Schülerforum. Für diese beiden
Programmpunkte tragen wir als gastgebender Bezirksverein traditionell die
Verantwortung.
des VDE Kurpfalz und hat den Lehrstuhl für
Energies­ysteme und Energiemanagement
an der TU Kaiserslautern inne.
Herr Prof. Wellßow, der VDE Kurpfalz ist Gastgeber des VDE-Kongresses 2016 in Mannheim. Wie sehen Ihre konkreten Vorbereitungen
dafür aus?
Wir freuen uns über die Rolle des gastgebenden Bezirksvereins und arbeiten
intensiv im Programmausschuss an den
Details der einzelnen Tagesprogramm-
Abgesehen vom Kongress – welche
Themen sind für Ihren Bezirksverein
im Moment besonders wichtig, worauf liegt der Fokus Ihrer Arbeit?
Da stehen zwei Themen ganz weit oben:
Aktive Mitgliederbetreuung und Nachwuchsförderung. Um neue Mitglieder zu
gewinnen, wollen wir nicht nur werben,
sondern ganz konkret den Nutzen und
Mehrwert der VDE-Mitgliedschaft erlebbar machen. Dazu sind unsere hochkarätigen Seminarprogramme und Ver-
anstaltungsreihen die besten Beispiele.
Bei der Jugend wollen wir das Thema
Technik in den Köpfen verankern. Dies
erreichen wir zum Beispiel über Veranstaltungen wie den MINT-Familientag, der im Oktober im Technoseum in
Mannheim stattfand, oder über kostengünstige, z. T. mehrtägige Exkursionen,
die wir speziell für Jungmitglieder anbieten. Wir sind stolz darauf, ein sehr aktiver Bezirksverein zu sein.
Damit stehen Sie in der Tradition
Ihres ehemaligen Vorsitzenden und
jetzigen stellvertretenden VDE-Präsidenten Dr. Gunther Kegel...
Richtig! Dr. Kegel hat den VDE Kurpfalz
als aktiven und engagierten Bezirksverein sehr geprägt. Er ist aber über seine
Zeit als Vorsitzender unseres Bezirksvereins weiterhin sehr engagiert in der
Region. Auch heute noch nimmt er regelmäßig an unseren Veranstaltungen
teil und trägt beispielsweise als Redner
aktiv zu unserer Arbeit bei.
FOTOS: SEITE 42: GESAMTSCHULE BORBECK (1), VDE (2); SEITE 43: PRIVAT
Ticker
+++ „Das Ökosystem vernetztes Fahrzeug: Herausforderungen
& Auswirkungen in der Wertschöpfungskette und interdisziplinärer Kommunikation“ war das Thema eines Vortrages Mitte
September im Rahmen des Arbeitskreises Unternehmensmanagement und Informationstechnik des VDE SÜDBAYERN.
+++ Matthias Hahner, Leiter der Region Ost im VDE RHEINMAIN, würdigte VDE-Mitglied Günter Bury für seine Verdienste im Bereich der Wissensvermittlung und der Nachwuchsförderung. +++ Viele Lehrer haben Probleme, ihren Schülern die
Energiewende mit Bezug auf die elektrische Energie zu erklären. Deshalb lud der ETV Ende September ins VDE-Haus in
Berlin zum Lehrertreffen ein. +++ Der VDE BRAUNSCHWEIG
möchte seine Mitglieder stärker in die Ideenfindung einbinden
und bittet um Mitarbeit und Vorschläge an [email protected]. +++ Vorstand und Beirat des VDE
RHEIN-RUHR haben acht Fokusthemen herausgearbeitet, die
in einer Vortragsreihe und Firmenbesichtigungen vorgestellt und
diskutiert werden, darunter: Industrie 4.0, Digitalisierung, Leben
im Alter und Energiewende. +++ Die Osnabrücker Bürgermeisterin Birgit Strangmann würdigte Mitte Juli in einem Festakt das
Engagement der Senioren im VDE OSNABRÜCK-EMSLAND
für die Region. +++ „Ist Licht zu langsam?“ – Über Grenzen
der Glasfaserübertragung referierte im August Hon.-Prof. Dr.
Herbert Haunstein von Alcatel-Lucent beim Vortrag des Monats des VDE NORDBAYERN. +++ Technik macht Spaß! Das
zeigten Schüler anderen Schülern beim 18. VDE-SCHÜLERFORUM für Nordbayern an der TU Erlangen Ende Juli. +++ Ab
Ende Oktober ist der Kick-Off für eine Vortragsreihe des VDE
RHEIN-MAIN und dem Physikalischen Verein Frankfurt. Unter
dem Titel „Technologiestandort Rhein-Main heute und morgen“
referieren führende Ingenieure über aktuelle Entwicklungen aus
Industrie und Wissenschaft.
43
KOMPAKT VDE YoungNet
1
NEUE HOCHSCHULGRUPPE
Keine Karteileichen
Gratulation! Seit dem Frühjahr ist
Berlin um eine wichtige Anlaufstelle reicher. Zumindest für alle, die
Elektrotechnik an der Technischen
Universität studieren. Im März hat
sich dort eine neue VDE-Hochschulgruppe gegründet. „Wir sind neun
aktive Mitglieder, aber die Zahl wird
sich hoffentlich noch deutlich vergrößern“, erwartet Juliane Selle. Sie
ist eine der vier Vorstandsmitglieder, die allesamt den festen Vorsatz
haben, das „große Potenzial Berlins
auszuschöpfen“. Dazu gehört unter
anderem das Organisieren und Anbieten von Exkursionen, die Teilnahme an der „Ersti-Woche“ an der TU
und vor allem das weitere Stärken des
Zusammengehörigkeitsgefühls. Beispielsweise durch eine Paddeltour,
die für den Herbst in Planung ist.
„Der VDE ist für die Elektrotechnik
die Interessenvertretung schlechthin.
Deshalb ist es schade, wenn man
als Jungmitglied zunächst so wenig
davon hat“, erklärt sie die Motivation für die Neugründung. „Mit der
Hochschulgruppe wollen wir Kartei44
2
leichen verhindern und uns alle besser kennenlernen“. Das mache nicht
nur Spaß, sondern helfe auch, das
Studium gut zu bewältigen und ganz
nebenbei sein Organisationstalent zu
verbessern.
HOCHSCHULGRUPPE TRIER
1
Zahnarztpraxis im
Himalaya
Es dürfte eine der entlegensten Zahnarztpraxen der Welt werden. Die Praxis von Dr. Rainer Ross in Nordindien. Seit Jahren engagiert sich Ross
in der nordindischen Provinz Ladakh
ehrenamtlich als Zahnarzt. Im Winter
– bei -30 Grad Celsius – ist die bislang genutzte Praxis jedoch im Wortsinn „eingefroren“, denn Strom und
Heizmöglichkeiten gibt es nicht. Deshalb baut Ross nun eine neue, nachhaltige und nach europäischem Standard eingerichtete Behandlungsstätte.
Unterstützt wird er dabei von der
VDE-Hochschulgruppe Trier. „Einige von uns haben vor dem Studium
bereits eine Ausbildung gemacht und
können deshalb vor Ort alle Elektroinstallationen übernehmen“, sagt
Sprecher Simon Lemling. Derzeit
bemüht sich die Gruppe um weitere
Spenden. „Wir haben auf Messen
Kontakt zu Elektrotechnik-Unternehmen aufgenommen. Auch der Bezirksverein hat uns unterstützt“, sagt
Lemling. Die ursprünglich geplante
Abreise im August musste allerdings
verschoben werden, weil einige der
Holzmodule, mit denen die Praxis
vor Ort aufgebaut werden soll, noch
nicht fertig sind. Der einzig positive
Aspekt dabei: Sie gewinnen Zeit, um
weitere Privatpersonen und Unternehmen zu finden, die die Praxis mit
Spenden unterstützen. Wer das Team
und den Aufbau der Praxis unterstützen möchte, wendet sich bitte an [email protected]
AUSZEICHNUNG
Förderung für Elek­
tro­ingenieurinnen
Der Dr. Wilhelmy-VDE-Preis zeichnet herausragende Dissertationen
der Elektrotechnik im deutschsprachigen Raum aus. Er wird jedes Jahr
an bis zu drei junge Ingenieurinnen
der Elektro- und Informationstechnik
verliehen. Die Auszeichnung richtet
sich an junge Forscherinnen, die das
35. Lebensjahr noch nicht überschritten haben. Er ist mit je 3000 Euro
dotiert und soll junge Forscherinnen
zu einer wissenschaftlichen Laufbahn motivieren. Einsendeschluss für
die Dissertationen ist der 31. Januar
2016. Weitere Infos unter: www.vde.
com/ingenieurinnen.
BDEW KONGRESS BERLIN
2
Generationen­
übergreifend
Im Juni besuchten zehn YoungNet-Mitglieder den BDEW Kongress in Berlin. Der Bundesverband
der Energie- und Wasserwirtschaft
(BDEW) hatte eigens ein spezielles Programm aufgelegt, um Nachwuchskräften die Chance zu geben,
Zukunftsthesen zu Umwelt und
Nachhaltigkeit sowie zu Technologie
und Innovation zu diskutieren und
auf dem Kongress mit jungen Ingenieuren ins Gespräch zu kommen.
„Das war eine tolle Erfahrung“, urteilt Teilnehmer Carsten Hoppert.
Insgesamt kamen über einhundert
junge Talente aus ganz Deutschland,
um an der dreitägigen Veranstaltung
in Berlin teilzunehmen und Einblicke
in die hochspannende Energiedebatte
zu erhalten.
Im Bild von links nach rechts:
Andre Tenbrake, Carsten Hoppert,
Krassimir Gurov, Florian Rewald,
Hildegard Müller (BDEW), Tobias
Schütte, Juliane Selle, Bastian Schaller, Jan Heise, Robert Rode, Stefan
Estelmann.
Gut verlinkt
www.vde.com/youngnet
www.facebook.com/VDE.youngnet
www.twitter.com/vdeyoungnet
www.youtube.com/vdepresse
YOUNGNET CONVENTION
»Wir haben ein cooles Programm«
FOTOS: SEITE 44: DR. RAINER ROSS (1), VDE (2); SEITE 45: PRIVAT
Niklas Lehrke ist Mitglied im Orga-Team, das für den 25. bis 27. Oktober die VDE YoungNet Convention
in Karlsruhe organisiert. Im Interview erklärt er die Highlights für die rund 300 erwarteten Teilnehmer.
Niklas Lehrke
Ihr habt ein ziemlich umfangreiches Programm zusammengestellt.
Wir haben ein cooles Programm,
das nicht nur den wissenschaftlichen Teil abdeckt. Wir haben
auch Veranstaltungen zum Start
ins Berufsleben, zum Themenbereich Soft Skills – beispielsweise ein Vortrag zum Thema
„Die Sieben Todsünden der
Bewerbung“ – und natürlich die
Firmenkontaktmesse.
Ihr habt Euch vor allem auf Themen konzentriert, die
bislang nicht sonderlich bekannt sind.
Wir wollen zeigen, wie großartig Forschung sein kann. So haben wir beispielsweise einen Professor eingeladen, der an einem Atomtransistor forscht. Kommen werden auch Vertreter
der Firma Sensirion, die es geschafft hat, einen Temperatur-
und Feuchtigkeitssensor auf ein nur einen Mikrometer großes
Blatt zu konzentrieren. Solche Vorträge deuten an, was im
Bereich Elektrotechnik in der Zukunft passieren wird.
Auch beim Klassiker, der Stadtrallye, die am Tag vor
der eigentlichen Convention stattfindet, wird es Neuerungen geben?
Im Moment überlegen wir beispielsweise, ob wir die Stadtrallye mit einer App verbinden, um Wissens- oder Schätzfragen
einzubauen und mit Fotos zu arbeiten. Außerdem startet am
Abend das „Impro Theater“, das mit Sicherheit ein Highlight
werden wird. Danach sind alle in den App-Club eingeladen.
Wie viel Zeit habt ihr für die Vorbereitung der Convention investiert?
Seit März treffen wir uns wöchentlich und verteilen die Aufgaben. Dabei sind wir zusammengewachsen und auf immer
neue Ideen gekommen, die wir in der Woche davor noch
nicht einmal erahnt hatten. Also: Es macht auch Spaß – ziemlich viel sogar.
45
KOMPAKT TERMINE
KONGRESSE / VERANSTALTUNGEN
Informationstechnik
23.10.2015, Frankfurt
ITG-Workshop Usability
SMART HOME Handlungsfelder:
Usability, Privacy, Security –
Kritische Erfolgsfaktoren für die
Marktentwicklung
Smart Home ist ein Wachstumsmarkt,
der sich laut Analysten bis 2017 zu einem Massenmarkt entwickeln wird. Der
ITG-Fachbereich 2 möchte mit seinem
Workshop Aspekte und kritische Faktoren
für die erfolgreiche Markteinführung von
Smart-Home-Lösungen mit Experten
darstellen und diskutieren.
29.10.2015, Wachtberg
Taktische Funkkommunikation
Die Diskussionssitzung deckt alle Aspekte
von den Anforderungen des militärischen
Nutzers über aktuelle Projekte und Forschungsthemen bis hin zu Produktlösungen der Industrie ab: Trends in Forschung
und Entwicklung werden genauso aufgezeigt wie aktuelle und zukünftige Systeme
vorgestellt.
12.-13.11.2015, Karlsruhe
Internationale Fachtagung
4th D-A-CH Energieinformatik 2015
Die Energieinformatik entwickelt IT-basierte Lösungen zur Umsetzung der ambitionierten Energieziele Deutschlands,
Österreichs und der Schweiz. Dies umfasst unter anderem den Ausbau intelligenter Energienetze sowie die Gestaltung
von Systemen zur Steigerung von Gesamtsystemeffizienz, Systemstabilität und
Versorgungssicherheit.
www.energieinformatik2015.org
17.-18.11.2015, Magdeburg
Jahreskolloquium „Kommunikation
in der Automation“
Diese Veranstaltung ist ein Forum für
Wissenschaft und Industrie im deutschsprachigen Raum zu allen technisch-­
wissenschaftlichen Fragestellungen rund
um die industrielle Kommunikation als
Voraussetzung zuverlässiger Automatisierungslösungen in allen Branchen und für
das Gelingen der Initiative Industrie 4.0.
www.jk-komma.de
46
08.-09.12.2015, Köln
22. ITG-Fachtagung
Kommunikationskabelnetze 2015
Kernthemen der diesjährigen Fachtagung sind unter anderem Installation und
Umwelt, Anschlussnetze, Hausnetze und
Systeme, Kupferdaten- und Kommunikationskabel sowie Optische Fasern, Kabel
und Komponenten. Am 8.12. findet ein
Diskussionsforum zum Thema „Was tun,
wenn der Bagger zugeschlagen hat?“ statt.
www.vde.com/kkn2015
ITG-Preisaufrufe 2016
Infos unter www.vde.com/itgpreise
Energietechnik
22.-23.10.2015, Berlin
Stromspeicher und Power-to-Heat –
Konkurrenz oder Koexistenz?
Die Themen der VDE/ETG-Studien „Dezentrale Energiespeicher“ und „Strom im
Wärmemarkt“ werden vorgestellt und in
einem Auditorium aus Anwendern von
Strom und Wärme, Energieversorgern
und Energiedienstleistern, Planern und
Betreibern von Stromnetzen, Planern und
Betreibern von Nah- und Fernwärmenetzen, Stadt-, Quartier- und Objektplanern,
Politik und Regelsetzern und Vertretern
aus Forschung und Lehre diskutiert.
11.-12.11.2015, Aachen
6. GPP/ETG Fachtagung
Antriebssysteme 2014
Der Schwerpunkt der Tagung liegt auf
technischen Konzepten und Methoden
im Bereich der industriellen Antriebssysteme. Die Teilnehmer lernen aktuelle technische Entwicklungen zu verschiedensten
Antriebsthemen mit Anwendungsbezug
kennen. Dadurch lässt sich der Transfer
neuer Konzepte und Erkenntnisse auf die
eigene Anwendung übertragen.
24.11.2015, Frankfurt am Main
Kabeldiagnostik 2015
Der für eine erfolgreiche Energiewende
notwendige Netzausbau wird neben neuen Freileitungen auch teilweise mittels
Kabelsystemen erfolgen. Für die zukünftige Verfügbarkeit der Anlagen ist eine realistische und aussagekräftige Vor-Ort-In-
betriebnahmeprüfung ebenso wie die
Beurteilung der möglichen Restnutzungsdauer schon in die Jahre gekommener
Kabelstrecken von großer Wichtigkeit.
Ziel des Workshops ist es, nach der Darstellung der verschiedenen Technologien
von Kabelsystemen einen Überblick über
die verschiedenen Prüf- und Diagnosemethoden von Energiekabelsystemen zu
geben. Die Beiträge und die Diskussion
sollen Impulse für laufende und zukünftige Forschungs- und Entwicklungsarbeiten geben.
17.11.-18.11.2015 in Bonn
ETG-Kongress 2015 –
Die Energiewende
Blue prints for the new energy age
This dedicated forum will discuss and
present the main topics of the „Energiewende“ dealing with System Aspects,
Technologies & Components, Markets
& Regulatory Environment and Reference Projects. This ETG Congress aims to
intensify the dialogue between manufacturers and academia. Moreover, the international ETG Congress 2015 offers the
possibility to participate in different sponsorships. All experts from users through
manufacturers to academia, are kindly invited to visit the congress.
www.etg-congress.com
02.-03.12.2015, Nürnberg
FNN-Fachkongress Netztechnik 2015
Wichtige Weichenstellungen der NetzWeiterentwicklung werden auf diesem
Fachkongress diskutiert. Er richtet sich an
Entscheidungsträger von Netzbetreibern
und Industrieunternehmen, Betriebsingenieure, Einkäufer, Planer sowie Vertreter
von Behörden und Großunternehmen
ebenso wie an Vertreter von Tiefbauunternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen.
www.fachkongress-netztechnik.de
Medizintechnik
14.10.2015, Stuttgart
Symposium Telemedizin – Digitalisierung im Gesundheitsbereich
Das Thema Telemedizin wird in Vorträgen aus verschiedenen Blickwinkeln
10.-11.12.2015, München
8. Hands-on-Intensivkurs für Ingenieure: Chirurgie in der Praxis
Fortschritte in der Chirurgie sind nur
möglich, wenn neue Werkzeuge und Verfahren der Medizintechnik zur Verfügung
gestellt werden. Um die Entwicklung
neuer diagnostischer und therapeutischer
Konzepte zu beschleunigen, ist ein intensiverer Dialog zwischen den Chirurgen
als Anwendern und den Grundlagenwissenschaftlern und Entwicklern dringend
erforderlich. Für das bessere Verständnis
des chirurgischen Tätigkeitsfelds wird
nun erneut ein Hands-on-Intensivkurs für
Ingenieure angeboten.
www.chirurgiekurs.de
Mikroelektronik/-technik
26.-28.10.2015, Karlsruhe
MikroSystemTechnik Kongress 2015
Der MikroSystemTechnik Kongress stellt
die bedeutendste deutschsprachige Plattform für alle Themen der Mikrosystemtechnik dar. Er wird gemeinsam von VDE,
BMBF und vom Wirtschaftsministerium
des Landes Baden-Württemberg veranstaltet und erfreut sich mit ca. 800 Teilneh-
Normung und
Standardisierung
VDE Seminare
rigina
O
02.-06.11.2015, Nürnberg
23.-27.11.2015, Berlin
Grundseminar: Blitz- und Überspannungsschutz (VDE geprüfte
Blitzschutzfachkraft)
Berlin: Seminar-Nr. 9652
03.-04.11.2015, Offenbach
Funktionale Sicherheit nach
ISO EN 13849-1/2 und EN 62061
E
MIN A
Seminar-Nr. 10207
03.-04.11.2015, Offenbach
11.-12.11.2015, Düsseldorf
01.-02.12.2015, Regensburg
Schaltberechtigung für Mittel- und
Hochspannungsanlagen –
Fachkundeseminar mit Praktikum
Offenbach: Seminar-Nr. 9731
07.10.2015, Frankfurt am Main
Workshop „Informationssicherheit –
Konformitätsbewertungsbedarf“
Dieser DKE-Workshop soll klären, inwiefern in diesem Kontext Handlungsbedarf
für die Normung und Konformitätsbewertungssysteme besteht. Dabei geht es
um den produktbezogenen, systembezogenen und dienstleistungsbezogenen
Nachweis der IT-Sicherheit. Ebenfalls
werden die Themen „Herstellererklärung“ und „Zertifizierung“ in nationaler,
europäischer und internationaler Ausrichtung erörtert.
Düsseldorf: Seminar-Nr. 10386
Regensburg: Seminar-Nr. 9735
11.-12.11.2015, Offenbach
MessSystem 2020 – aktuell
Seminar zu den Ergebnissen des
VDE|FNN-Projekts „MessSystem
2020“
Seminar-Nr. 10585
24.-25.11.2015, Offenbach
DIN EN 60335-1 (VDE 0700-1):
2012-10 Elektrogeräte für Haushalt
und Gewerbe
Seminar-Nr. 10379
DKE-Webinare
VDE|DKE bietet Webinare zu Themen
der Normung, Standardisierung und Forschungsförderung an. Aktuelle Termine
und die Dokumentation vergangener Webinare sind zu finden unter:
www.dke.de/de/webinare
ALLE TERMINE FINDEN SIE
UNTER WWW.VDE.COM/DE/
VERANSTALTUNGEN
R
Nürnberg: Seminar-Nr. 9705
S
22.-24.10.2015, Karlsruhe
Workshop Atrial Signals 2015
Research and development have brought
many significant advances to electrophysiological examinations of the atria during
the last years. But despite all efforts, atrial
fibrillation still poses a major problem for
clinicians. A joint collaboration of all experts – clinicians and engineers – has the
best chance to cope with this challenge.
This is the goal of our workshop – bringing together the leading experts from
these areas, and to provide a stage for
open discussion.
www.atrial-signals.kit.edu/
mern starker Beliebtheit. Die VDE YoungNet Convention wird mit in den Kongress
integriert und regt den Austausch unserer
Studierenden mit Young Professionals und
Senior Experts der Szene an. Das Zusammenwachsen von Mikroelektronik und
Mikrosystemtechnik spiegelt sich auch in
der Programmgestaltung des diesjährigen Kongresses wieder, zum Beispiel in
zahlreichen Aktivitäten zu Cyber-Physical-Systems im Rahmen von Industrie 4.0.
Interessant sind auch die Ansätze zu
TSensors, bei denen davon ausgegangen
wird, dass in naher Zukunft die Anzahl
der Sensoren weltweit den unvorstellbaren
Wert von Trillionen erreichen wird.
www.mikrosystemtechnik-kongress.de
l
beleuchtet, um neue Impulse zu geben.
Das Symposium soll aber auch eine Dialogplattform bieten und dazu beitragen,
die Hersteller von Medizinprodukten, die
medizinischen Einrichtungen und Leistungserbringer, Kostenträger und Patientinnen und Patienten stärker zu vernetzen.
www.symposium-telemedizin.de.
17.12.2015, Nürnberg
Aufrechterhaltung der Befähigung
(empfohlen nach TRBS 1203)
Seminar-Nr. 10460
Alle Seminare sind auch als
Inhouse-Angebot erhältlich.
Sprechen Sie uns an unter
[email protected]
Das aktuelle Seminarprogramm finden Sie unter:
www.vde-verlag.de/seminarkatalog.
47
KOMPAKT SERVICE
INFOCENTER
Aktuelle Positionspapiere,
Studien und Reports
DGBMT
Ausbildungskatalog für Biomedizinische Technik im Medizinstudium
Studierende sowie medizinische Fakultäten und andere Bildungseinrichtungen
des Gesundheitswesens haben künftig einen praxisorientierten Leitfaden, in dem
Lernziele für das Studium festgelegt sind.
Die Biomedizintechnik als Querschnittstechnologie hat innerhalb des Medizinstudiums bisher keine einheitlich geregelten Lernziele. Die Publikation bietet einen
kompetenzbasierten Ausbildungskatalog,
der im Curriculum des Medizinstudiums
angewendet werden kann. Der „Nationale kompetenzbasierte Lernzielkatalog der
Biomedizintechnik für die Studierenden
der Medizin (BMT-NKLM)“ steht kostenfrei im InfoCenter auf www.vde.com
zum Download bereit.
ETG
Smart City – Herausforderungen
und Potenziale einer lebenswerten
Stadt von morgen
In der neuen VDE/ETG-ITG-Studie
wird die Entwicklung der Stadt auf dem
Weg zu einer nachhaltigen und effizienten
Zukunft untersucht. Die intelligente Stadt
als ein „System aus Systemen“. Die Studie beschäftigt sich mit der Modellierung,
Simulation und Optimierung einer lebenswerten Stadt von morgen und macht
Vorschläge für deren Umsetzung.
Potenziale für Strom im Wärmemarkt bis 2050
Ziele des Energiekonzepts der Bundesregierung sind der Ausbau der erneuerbaren
Energien im Stromsektor auf einen Anteil
von 80 Prozent der Erzeugung und eine
CO2-Reduktion um gleichfalls 80 Prozent
bis 2050. Vor dem Hintergrund der erforderlichen CO2-Reduzierung drängt sich
die Nutzung von Strom im Wärmemarkt
förmlich auf. Die Studie betrachtet die
Potenziale für Strom im Wärmemarkt in
Deutschland bis zum Jahr 2050. Auch die
erforderlichen Rahmenbedingungen für
die Umsetzung werden benannt.
Der Zellulare Ansatz – Grundlage
einer erfolgreichen, Regionen übergreifenden Energiewende
Die Umsetzung der Energiewende stellt
die Elektrizitätswirtschaft vor eine große
Herausforderung. Die bestehende Infra­
struktur, die Prinzipien der Betriebsführung und die existierenden Marktstrukturen sowie die regulatorischen
Rahmenbedingungen sind zu hinterfra-
gen. Auch ist zu überlegen, welche Rolle
Gas in einem zukünftigen Energiesystem
einnehmen kann. Ein erster Lösungsansatz ist die lokale Versorgung, die in der
Studie als "Zellularer Ansatz" vertiefend
untersucht wird. Wenn in Zukunft das
Gleichgewicht zwischen lokaler Erzeugung und Verbrauch auf den niedrigst
machbaren Stufen in zellularen Strukturen möglich ist, ergeben sich wesentliche
Chancen, den Besonderheiten regenerativer Energiequellen gerecht zu werden.
Auch die Anforderungen zur Energieübertragung werden in Abhängigkeit der
Umsetzung zellularer Netze untersucht.
Stromspeicher in der Nieder- und
Mittelspannungsebene
In der Studie werden mögliche Speicheranwendungen in der Nieder- und
Mittelspannungsebene in Deutschland
für den Zeithorizont bis zum Jahr 2025
betrachtet. Untersucht werden Stromspeicher (insbesondere Batteriespeicher),
die elektrische Energie aufnehmen und
wieder abgeben. Die für die betrachteten
Speichereinsatzfälle infrage kommenden
Batteriespeichertechnologien werden hinsichtlich ihrer technischen Eignung bewertet. Ebenso wurde die Wirtschaftlichkeit der Batteriespeicheranwendungen auf
Basis heute gültiger Rahmenbedingungen
untersucht und mit den heute gebräuchlichen Alternativen verglichen.
VDE
Impressum
KONZEPTION UND UMSETZUNG
VDE DIALOG
HEALTH-CARE-COM GmbH
Mitgliedermagazin des VDE e. V.
Hans-Peter Bröckerhoff, Susanne Margraf
HERAUSGEBER
Martin Wolczyk, Martin Schmitz-Kuhl
VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik
ANZEIGEN
Informationstechnik e. V.
Beate Gehm, [email protected]
VERLAG
Telefon: 069 / 840006-3030, Fax: -8030
HEALTH-CARE-COM GmbH
Es gilt die Anzeigenliste 1 (November 2011)
Ein Unternehmen der VDE VERLAG GmbH
AUFLAGE
Goethering 58, 63067 Offenbach
40.000 Exemplare
REDAKTION
BEZUGSBEDINGUNGEN:
VDE Kommunikation + Public Affairs
Der VDE dialog ist im Mitgliedsbeitrag des VDE
Dr. Walter Börmann (v.i.S.d.P.), Melanie Unseld,
e. V. enthalten. Nichtmitglieder können das
Kontakt: [email protected]
Magazin für eine jährliche Gebühr von 36 Euro
ERSCHEINUNGSWEISE
(inkl. Versand) abonnieren sowie Einzelhefte für
4 x im Jahr, zum Anfang des Quartals
9 Euro plus 1 Euro Versand bestellen.
DRUCKEREI
(Mail: [email protected],
H. Heenemann GmbH & Co. KG
Telefon: 069 / 840006-3030, Fax: -8030)
48
Young Professionals der Elektround Informationstechnik 2015
Die Stimmung unter den Young Professionals der Elektro- und Informationstechnik im VDE ist gut. Kein Wunder: Über
die Hälfte der Hochschulabsolventen verschickt bis zum Berufsstart weniger als
fünf Bewerbungen und bereits nach drei
Vorstellungsgesprächen können sie sich
über ihren ersten Arbeitsvertrag freuen.
75 Prozent der Befragten bewerten ihre
Karriereoptionen als gut bis sehr gut. Für
die Studie befragte der VDE mehr als 200
Young Professionals im Alter bis 35 Jahre
zu Berufseinstieg und Studium.
Für VDE-Mitglieder stehen die Studien­
und Positionspapiere kostenlos zum
Download unter www.vde.com zur Verfügung.
Mit Technikwissen sichergehen:
Eindrucksvoller Kalender über die
Faszination von Trafostationen
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Erscheint im November 2015
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auch Kleinode der Architektur darstellen, beweist Autor und Fotograf
Dr. Illo-Frank Primus.
Preisänderungen und Irrtümer vorbehalten.
Bestellen Sie jetzt: (030) 34 80 01-222 oder www.vde-verlag.de/150871
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Start-ups – neue Ideen
für die Energiewirtschaft
Eine Kooperation mit Start-ups gibt neue Impulse, wie man das eigene Geschäft weiterentwickeln
kann. Denn nur mit Innovationen – ja sogar mit Innovationssprüngen – kann die Energiewende gelingen. Ob der Aus- und Umbau unserer Übertragungs- und Verteilnetze oder die dezentrale Einspeisung und Speicherung von Strom: Die Energiewende gibt uns allen viele technologische Herausforderungen mit auf den Weg.
Sie sind fester Bestandteil unserer DNA: Seit mehr als 100 mit mir im Plenum vorzustellen. Der Zuspruch war enorm
Jahren verändern Innovationen von ABB die Welt der Elek- und zeigte: Große, etablierte und kleine, junge Unternehtrotechnik. Heute arbeiten in mehr als 20 Ländern etwa men schaffen gemeinsam einen Mehrwert.
8500 Ingenieure und Wissenschaftler in Forschung und
Für Start-ups bietet die Zusammenarbeit mit einem
Entwicklung. Jährlich kommt allein die deutsche ABB auf größeren Partner Vorteile: Bestätigung der Geschäftsidee,
einige Hundert Erfindungen. Neben der konzerneigenen Sicherheit, den Zugang zu weiteren Kooperationspartnern
Innovations-Schmiede ist es für
oder zusätzlichen Märkten. Unterglobale Technologieunternehmen
nehmen, die sich für Start-ups öff»Für globale Technologieunter­
heute und morgen wichtiger denn
nen, gewinnen genauso: Sie könje, über den Tellerrand zu schauen. nehmen ist es wichtiger denn je,
nen Technologietrends von hohem
ABB blickt auf eine langjährige
Potenzial
entdecken, die eigenen
über den Tellerrand zu schauen.«
Kooperation mit Start-ups zurück,
Lösungen und Produkte für aktuum zukunftsweisende, technoloelle Marktanforderungen ergänzen
gische Lösungen aufzuspüren, die unser Portfolio in der oder schärfen. Und sie erweitern den eigenen ExpertenEnergie- und Automatisierungstechnik sinnvoll ergänzen. Zirkel, beflügeln somit auch den internen Wettbewerb.
Wir beschäftigen uns in Deutschland, aber beispielsweise
Wir können nur ermutigen, den Dialog mit Start-ups
auch in Skandinavien, intensiv mit Start-ups – insbeson- zu führen. Jedes Unternehmen sollte hier seinen eigenen
dere in den Bereichen erneuerbare Energien, Energiespei- Weg finden. Wichtig dabei ist, eine Systematik und einheitcherung, Smart Grids oder Wassertechnologien.
liche Kriterien zu entwickeln. Dann wird der Dialog für
Wir haben hierzu eine eigene Systematik entwickelt, die beide Seiten zum Erfolgsfaktor. Auch für die Energiewengezielt und kontinuierlich Start-ups entdeckt, beobachtet de, die für uns alle neben Herausforderungen auch große
und dann für die engere Zusammenarbeit identifiziert. Chancen bereithält.
Neben zahlreichen Partnerschaften konnten wir so in den
vergangenen fünf Jahren rund 20 neue technologische
Lösungen in unser Portfolio integrieren. GleichstromSchnellladestationen für die Elektromobilität und Lösungen für Windparkoptimierungen sind Beispiele.
DR. MARTIN SCHUMACHER
Beim diesjährigen Kongress des Bundesverbands der
wurde 2011 in den Vorstand der deutschen ABB
Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in Berlin haben
AG berufen und ist dort für die Energietechnik mit
wir uns als Innovationssponsor engagiert. Im Rahmen der
den Divisionen Energietechnik-Produkte und -SysFachausstellung des Kongresses präsentierten neun austeme zuständig. Nach der Promotion zum Dr.-Ing.
gewählte Start-ups ihre Ideen in der sogenannten Startbegann er 1994 bei ABB im Bereich Schaltanlaup-Lounge. Drei von ihnen hatten die Gelegenheit, ihre
gen seine Laufbahn. Von 2005 bis 2011 leitete er
Geschäftsidee – zum Beispiel Sensor-Netzwerke für die
unter anderem den Geschäftsbereich Hochspanprädiktive Wartung oder Speichersysteme – gemeinsam
nungsprodukte bei der ABB Schweiz AG.
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FOTO: ABB AG DEUTSCHLAND
VON DR. MARTIN SCHUMACHER
15 Jahre INVENT a CHIP
2016 feiern wir großes Jubiläum:
INVENT a CHIP, der Schülerwettbewerb
von VDE und dem Bundesministerium
für Bildung und Forschung, wird
15 Jahre alt.
Ende Januar 2016 startet die neue
Wettbewerbsrunde mit dem Schwerpunktthema: „Internet der Dinge –
Dinge im Internet“ an über 3.000
Schulen bundesweit.
www.invent-a-chip.de
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Energien
intelligent vernetzen
Innovative Technik. Hohe Standards.
Regionale Servicestützpunkte. Das
ist die Netze BW GmbH, das größte
Netzunternehmen für Strom, Gas
und Wasser in Baden-Württemberg.
Wir schaffen sichere und effiziente
Verbindungen zwischen Kraftwerken
und über drei Millionen Haushalten,
Gewerbe- und Industriebetrieben.
Jeden Tag. Auch in Zukunft. Dabei
setzen wir auf engagierte Ingenieure,
Techniker und Monteure (w/m), die
gemeinsam mit uns die Netzlandschaft
von morgen entwickeln: Vom intelligenten Ausbau über den effizienten Betrieb
bis hin zur Integration der erneuerbaren Energien. In einem Arbeitsumfeld, in dem Wertschätzung und
Entwicklung großgeschrieben werden.
Seien Sie dabei. Und entdecken Sie
spannende Zukunftsperspektiven
bei der Netze BW.
www.netze-bw.de
Ein Unternehmen der EnBW