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Teradata erwägt Schritte gegen SAP | Manuskript
Teradata erwägt Schritte gegen SAP
Bericht: Christian Bergmann, Marcel Rosenbach
Beim IT-Riesen SAP tobt ein Wirtschaftskrimi. Der Konzern fühlt sich von einem ehemaligen
Mitarbeiter der internen Revision aufgrund von Geldforderungen erpresst. Der Prüfer selbst
wirft dem Unternehmen vor, sich am geistigen Eigentum von Wettbewerbern bedient zu
haben. FAKT und dem Spiegel gelang es, umfangreiche Dokumente des sogenannten
Auditors einzusehen. Wir ließen diese Dokumente vom IT-Experten Andy Müller-Maguhn
untersuchen.
Andy Müller-Maguhn, IT-Experte
Also der Auditor hat verschiedene Dinge aufgelistet, wo man sagen muss, vielleicht ist
nicht jedes Indiz gleich ein Beweis, aber es entsteht doch ein Bild wo man den Eindruck
hat, dass es Hinweise darauf gab, dass hier möglicherweise die Rechte Dritter verletzt
wurden.
Vor allem bei Hana dem Vorzeigeprodukt von SAP glaubt der Prüfer fündig zu werden. Nach
mehreren Gesprächen mit Hana-Entwicklern will er belegen können, dass SAP in
Kooperationsprojekten Technologien von Mitbewerbern entwendet hat, vor allem vom
Datenbankspezialisten Teradata. Der Prüfer wird wohl durch Aussagen der Entwickler
hellhörig. Er untersucht Programmbestandteile der SAP Datenbank Hana nach
Programmzeilen von Teradata. Und erglaubt fündig zu werden. Er legt ganze Listen von
mutmaßlichen Programmteilen von Teradata in Hana an. Wenn diese Listen korrekt sind,
wären sie wohl ein Beleg für die Entwendung geistigen Eigentums. Und dann würde wohl
eine teure Auseinandersetzung drohen. Rechtsanwalt Erik Schäfer ist Experte für geistiges
Eigentum und kennt die Probleme solcher Zusammenarbeiten von konkurrierenden
Wettbewerbern.
Erik Schäfer, Fachanwalt, Cohausz & Florack
Wenn sie Zugang zu der Technologie eines Mitbewerbers haben und sie fürchten, dass der
Mitbewerber sie später berechtigt oder unberechtigt rechtlich in Anspruch nimmt, dann
macht es Sinn ein Team von Entwickler an den Sachverhalt zu setzen, das nachweislich und
zwar einfach nachweislich nie damit in Berührung gekommen ist.
Doch bei SAP kamen wohl Entwickler mit Teradata Informationen in Berührung. Und mehr
noch: Probleme bei der Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern sind offenbar schon lang
bekannt. So auch bei einem Kooperationsprojekt zwischen SAP und Microsoft. Bereits 2010
wurden in einem internen Papier dort erhebliche Missstände festgestellt. Das Fazit für den
Vorstand: Es bestehe ein hohes Risiko für SAP.
Erik Schäfer, Fachanwalt, Cohausz & Florack
Wenn Fachleute an einem Thema arbeiten, dann ist es sehr wahrscheinlich und das
bestätigt auch unsere Erfahrungen, dass sie sich häufig freier austauschen, als wir Juristen
uns das häufig wünschen. Daraus können natürlich Probleme entstehen.
Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für den privaten Gebrauch des Empfängers
verwendet werden. Jede Verwertung ohne Zustimmung des Urheberberechtigten ist unzulässig.
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Teradata erwägt Schritte gegen SAP | Manuskript
Nach exklusiven Fakt-Informationen stellte der SAP-Prüfer auch bei dem
Kooperationsprojekt mit Microsoft namens Gateway einen „Rechtsbruch“ fest. Es sei
„vertrauliches konzerneigenes“ Wissen von Microsoft zu SAP geflossen, so der Prüfer.
Verantwortlich sei ein ehemaliger hochrangiger Microsoft-Angestellter, der 2010 zu SAP
wechselte.
Der Prüfer selbst meldet sich Ende 2012 krank. Wegen Änderungen an einem Prüfbericht
fühlte er sich hintergangen. Er konfrontiert den Vorstand mit seinen Anschuldigungen. SAP
selbst bestreitet Belege für diese zu finden. Der Prüfer lässt über seinen Anwalt dann 25
Millionen Dollar Entschädigung fordern. SAP fühlt sich dadurch erpresst und kündigt ihm.
Mittlerweile hat der Prüfer ein Verfahren beim US-Arbeitsministerium angestrengt.
Andy Müller-Maguhn, IT-Experte
Für SAP ist das eine unerwartete und wahrscheinlich auch unangenehme Situation, wenn
man jemanden beauftragt, mal zu überprüfen, ob das eigene Verhalten in
Übereinstimmung mit den Gesetzen ist und der sagt: Nein, ist es nicht. Und man dann
überhaupt keine Prozesse hat, um den Hinweisen dieses eingesetzten Auditors
ordnungsgemäß nachzugehen. Sondern stattdessen in einer Situation landet, wo dann der
sich auf einmal krankmeldet, man ihn kündigt, es irgendein Hin und Her gibt.
Doch Teradata könnte nun gegen SAP vorgehen. Sollten die Anschuldigungen stimmen,
werde man alle nötigen Schritte einleiten, um das eigene geistige Eigentum zu schützen, wie
FAKT exklusiv erfuhr. Sollte es sogar zu einer Klage kommen, könnte das zu massiven
Schadensersatzforderungen führen. SAP sagt keine Belege für die Anschuldigungen
gefunden zu haben, wollte sich vor der Kamera jedoch nicht äußern. Der Prüfer schätzt den
potentiellen Folgeschaden für SAP auf riesige 35 Milliarden Euro. Rechtsanwalt Erik Schäfer
kennt die Schätzung und hält diese auch bei einer möglichen Verurteilung für zu hoch.
Erik Schäfer, Fachanwalt, Cohausz & Florack
Allerdings trifft es sicher zu, dass bei Streitigkeiten im Bezug auf geistiges Eigentum die
Streitsummen und die Schadensersatzsummern ganz erheblich sind. Dazu kommt, dass
eine Technologie, die aus dem Verkehr gezogen wird, weil ein Gericht das untersagt hat,
kein Umsatz gemacht werden kann. Das können auch beträchtliche Summen sein.
Falls es zu einer Auseinandersetzung um das geistige Eigentum der SAP-Produkte kommt,
wird es um sehr viel gehen.
Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für den privaten Gebrauch des Empfängers
verwendet werden. Jede Verwertung ohne Zustimmung des Urheberberechtigten ist unzulässig.
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