Zweiter Sonntag der Osterzeit 2016 C Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit Apg 5, 12-16 Offb 1,9-11a.12-13.17-19 Joh 20,19-31 Gottes Barmherzigkeit – für uns: heute, hier und jetzt Schwestern und Brüder, Weißer Sonntag – Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit was muss das für eine Freude über Gottes Barmherzigkeit gewesen sein. - Heute, also eine Woche nach dem Osterfest, legten die neugetauften Frauen und Männer der frühen Kirche ihr weißes Gewand ab. Sie hatten es bei ihrer Taufe in der Osternacht erhalten. Ohne ihre Alltagskleidung stiegen sie in das Taufwasserbecken hinab und wurden untergetaucht. Dann kamen sie wieder heraus und wurden mit einem weißen Gewand bekleidet. Sie waren neu geboren und hatten Christus wie ein Gewand angezogen. Zu Schwestern und Brüdern Jesu waren sie geworden und nahmen von nun an teil am Leben Jesu – an seinem Evangelium, an seinem Tod am Kreuz, an seiner Auferstehung und an seiner Sendung des Heiligen Geistes. Sie gehörten zur Kirche. Ihnen war klar: Ein Gott, der sich so um sie sorgt, ist gütig und barmherzig. – Diese göttliche Barmherzigkeit hatte auch den heiligen Johannes Paul II. veranlasst, als Papst den „Weißen Sonntag“ zum „Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit“ zu erheben. Gottes Barmherzigkeit – heute, jetzt und hier Schwestern und Brüder, auch wir sind getauft. Wir nehmen ebenfalls am Leben Jesu und an seinen Worten teil. Was wir heute im Evangelium nach Johannes gehört haben, das geschieht heute, jetzt und hier an uns und mit uns. Die Botschaft des Evangeliums lautet, dass seit Ostern Jesus überall für alle da ist, die nach ihm Ausschau halten. So haben sich die Jünger im Evangelium aus Furcht vor den Juden zurückgezogen. Die Türen sind verschlossen. Doch Jesus, der aus dem Tod auferstanden ist, öffnet die Enge und kommt zu ihnen. „Friede sei mit euch!“, spricht er und zeigt allen seine Hände und seine Seite. Er ist kein erschreckender Geist, sondern Gottes Sohn, der vom Tod auferstanden ist, der Gelassenheit schenkt, der tröstet, die Fesseln der Furcht durchtrennt und Freude gibt – eben den Frieden zuspricht. Er verbindet Himmel und Erde. Sünde und Gottferne sind überwunden. Gottes Barmherzigkeit lässt niemanden allein, der nach ihm sucht und auf ihn hofft. Sagen wir das allen weiter. Nehmen wir das für uns selber an. Jesus - barmherzig und gerecht Jesus, der vom Tod Auferstandene, ist die Hoffnung der Welt. In einer Zeit, die kalt und von Terror gezeichnet ist, die Grenzzäune vor Menschen auf der Flucht baut, und in einer Zeit, in der sich Menschen mehr denn je nach Verständnis und Güte sehnen, sie aber oft nicht bekommen, in einer Zeit, die auf Gerechtigkeit und einen echten, alle erfüllenden Frieden hofft, ist der auferstandene Herr mit all seiner Barmherzigkeit da. Jesus ist barmherzig. Jesus ist aber zugleich auch gerecht. Er will das Recht und die Gerechtigkeit für alle Menschen. Jesus lehrt uns: Barmherzigkeit ohne Gerechtigkeit macht die Beziehungen der Menschen hohl und bedeutungslos. Andererseits macht Gerechtigkeit ohne Barmherzigkeit die Beziehungen gnadenlos und eiskalt. Jesus schenkt uns eine Beziehung zu ihm, die barmherzig und gerecht ist, die Angst überwindet, die die Würde des Menschen unbedingt schützt, die hilft und rettet, die eine gerechte Verteilung der Güter der Welt fordert, die die Schöpfung Gottes als sein Geschenk achtet und entsprechend behandelt. Wer auf Jesus schaut, wer ihn erlebt, erfährt Barmherzigkeit. Wer sich an ihn hält, findet den Weg zur Gerechtigkeit. Mit Jesus kommt der Friede. Werke der Barmherzigkeit Wer die leiblichen und geistigen Werke der Barmherzigkeit betrachtet und sie lebt, spürt den Frieden und die Gerechtigkeit, die von Jesus ausgehen. Diese Werke stehen im Gotteslob unter der Nummer 29,3 aufgeschrieben. Die leiblichen Werke der Barmherzigkeit lauten: Hungernde speisen, Durstigen zu trinken geben, Nackte bekleiden, Fremde beherbergen, Kranke besuchen, sich um Gefangene sorgen und Tote in Würde begraben. Die geistigen Werke der Barmherzigkeit heißen: Unwissende lehren, Zweifelnden raten, Trauernde trösten, Sünder zurechtweisen, Beleidigungen verzeihen, Lästige geduldig ertragen und für Lebende und Verstorbene beten. Jesus stärkt uns, gerecht und barmherzig zugleich zu sein und zu handeln. Darum haucht er die Jünger an und spricht zu ihnen: „Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.“ Jesus stärkt die Jünger mit dem österlichen Atem Gottes, mit dem Heiligen Geist. Er ruft die Jünger, so zu handeln, wie er handelt. Er ruft die Christen, nicht hinter Mauern sitzen zu bleiben und sich aus dem Leben der Gesellschaft und der Welt herauszuhalten. Er ruft sie vielmehr heraus zu treten. Er ruft auch uns – heute, jetzt und hier. Glaube – Geschenk der Barmherzigkeit Gottes Am Beispiel des Thomas lehrt uns Jesus das geistige Werk der Barmherzigkeit, einem Zweifelnden einen Rat zu geben. Thomas sagt: Ich glaube nicht, wenn ich nicht meinen Finger in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege. Jesus nimmt dieses Gesprächsangebot an. Wieder kommt er in die Mitte der Gemeinschaft. Wieder spricht er den Frieden zu. Thomas darf den Finger in die Wunde legen. Die Begegnung mit Jesus, dem Auferstanden, öffnet den Thomas und befreit ihn vom Zweifel. „Mein Herr und mein Gott!“, bekennt er schließlich. Können wir Christen Zweifelnden raten, sich zum Glauben an Jesus Christus zu bekehren; an seine Auferstehung zu glauben? Darum ermutigt Jesus in seiner Barmherzigkeit zuerst uns, seine Auferstehung zu glauben. Er lässt uns erfahren, mit ihm vertrauensvoll verbunden zu sein. Er lehrt uns, von unserer Gemeinschaft mit ihm zu sprechen – so, dass es die Kinder, die jungen Menschen, die Erwachsenen und die Alten verstehen können und sie alle selber mit eigenen Worten das weitererzählen, was sie erfahren. Vom Glauben zu reden und ihn zu bezeugen, mit Jesus Christus verbunden zu sein, ist der Weg der Kirche in die Zukunft. Glauben zu dürfen, ist ein Geschenk der Barmherzigkeit Gottes. Amen. Statio: Heute feiert die Kirche den Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit. Im „Außerordentlichen Heiligen Jahr der Barmherzigkeit“ tut sie das mit noch größerer Aufmerksamkeit. Jesu Kreuzestod und seine Auferweckung aus dem Tod durch den Vater im Himmel und den Heiligen Geist geschehen für uns. Wir danken der Barmherzigkeit Gottes und feiern Eucharistie - Danksagung für Gottes große Taten. Vertrauen wir uns der Barmherzigkeit Gottes an und bitten wir um die Vergebung der Sünden. Ich bekenne… Kyrie-Rufe: Herr Jesus Christus, du bist barmherzig. Du tust alles für uns. Kyrie eleison. Herr Jesus Christus, wer auf dich hofft und zu dir betet, bleibt nicht allein. Christe eleison. Herr Jesus Christus, wer zu dir gehört, lebt ewig. Kyrie eleison. Fürbitten: Gott, unser Vater, ist barmherzig. Er hat uns in seinem Sohn Jesus Christus erlöst und durch ihn die Tür zum ewigen Leben geöffnet. Wir rufen zu ihm: Für unseren Bischof Stefan und die Gläubigen unseres Bistums Passau: dass du uns im Glauben stärkst und junge Menschen zum priesterlichen, diakonalen und kirchlichen Dienst berufst. Gott, du Vater der Barmherzigkeit. Alle: Wir bitten dich, erhöre uns. Für alle, die an Ostern getauft wurden, für alle, die heute oder in den kommenden Wochen Erstkommunion und das Sakrament der Versöhnung feiern: dass sie in ihrem Leben - wie die Jünger im Evangelium - Jesus an ihrer Seite erfahren und bei ihm Wegweisung und Hilfe finden. Gott, du Vater der Barmherzigkeit. Alle: Wir bitten dich, erhöre uns. Für alle, die in diesem Heiligen Jahr durch eine Pforte der Barmherzigkeit gehen: dass du sie erfüllst mit deinem Frieden und mit dem Geist der Barmherzigkeit. Gott, du Vater der Barmherzigkeit. Alle: Wir bitten dich, erhöre uns. Für alle, die – wie Thomas – nicht glauben können: dass sie erfahren, wie barmherzig du bist, und deine Güte und Liebe sie zum vertrauensvollen Glauben an dich führen. Gott, du Vater der Barmherzigkeit. Alle: Wir bitten dich, erhöre uns. Für alle, die unter Krieg, Verfolgung, Flucht und Terroranschlägen leiden: dass Hilfe und Rettung in ihre Not kommt durch Menschen, die barmherzig sind wie du; dass deine Barmherzigkeit Hass und Gnadenlosigkeit überwinde. Gott, du Vater der Barmherzigkeit. Alle: Wir bitten dich, erhöre uns. Gott, unser Vater, du bist barmherzig zu allen, die sich dir anvertrauen. Dir sei die Ehre mit deinem auferstandenen Sohn Jesus Christus und dem Heiligen Geist – jetzt und in Ewigkeit.
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