Badische Heimat 33 (1953) , 4. Haßmersheim Uferstraße mit Pappelreihe Am unteren Neckar Von der Götzenburg bis zum Heidelberger Schloß Von T h e o d o r V i s c h e r , Eberbach / Neckar Aufnahm en von E. B e i s e l , Frei bürg / ßrg. Die N um m ern v e rw e ise n auf die B ild er Aus der breiten Talaue zwischen den be AmEhrenbergbeiHeinsheiml) waldeten H öhenrücken der Keuperberge m it umgeben uns schon die sonnigen K alkhänge; ihren Rebhängen von M aulbronn bis Schwä- am U fer liegt das Eberbacher M otorschiff, das bisch-Hall kommend, fließt der Neckar vorbei den K alk der Brüche verlädt, daneben und an den rauchenden Schloten der Industrie dahinter werke und Salinen von H eilbronn, N eckar Mauer W einberge, — hangauf sulm und Bad Friedrichshall bis Wimpfen — Gegenüber dazwischen bestandenem die auslaufenden A ckerstreifen und saftigen Wiesengründe der Lößhügel — liegt der die — Mauer ziehen, Wald G leithang Hügelrücken, hinter darüber. m it äcker Gundels- h e i m v o m ehe m. D e u t s c h o r d e n s um dann in das Bergland der Burgen einzu- s c h l o ß H o r n e g g 2) beherrscht. Darüber treten, das er erst bei Heidelberg zur Rhein- voll Reben der Michelsberg, wo noch ebene hin verläßt. römische O pferstein zu sehen ist. 298 der 2. Neckarschleife bei Gundelsheim mit Hornegg 1. Ehrenberg bei Heinsheim M ehr nach W esten erfaßt unser Blick — vor heute fast einen Komplex m it dem unm ittel der großen Neckarschleife — am hinterseitigen bar Berghang über welches in einer der Burg angepaßten glück N e c k a r m ü h 1 b a c h. V on drüben grüßen lichen Baulösung erstellt ist. Schloß und Gut Burg Guttenberg anschließend gebauten Bergrestaurant, die Türme von W i m p f e n m i t d e r H o des Ehrenberg gehören seit 1628 den Frei henstaufenpfalz herren von Räcknitz aus der Steierm ark. Den herü ber: Römer, als Besitz des G uttenberg hat seit 1449 die Fa Zeugen der Geschichte. — Schiffe auf dem m ilie des Freiherrn v. Gemmingen (— G u tten Fluß, W einberge an den Hängen, freundliche berg) inne. Hier, wie sonst im Tal, sind die Dörfer und Flecken daran, weißgraue Fels Fam ilien der alten Burgnamen ausgestorben. Kaiserpfalz, Ritterburgen, Ritterord en wände, hier und da m it buschigen Laubwald kappen und die Bänder fruchtbarer Äcker breithin, wo das Flußtal wieder und wieder sich w eitet: Die Naturlandschaft und das W irken der Menschen darin eh' wie heute. Bei Neckarmühlbach überschauen wir das Vorgeschichtliche Funde von der Jungstein zeit bis zur L a-T en e-Z eit gab es — außer am Talausgang bei Heidelberg — nur in diesem A bschnitt des breiteren Tals bis oberhalb Binau, hier und da in einiger Zahl. Bem er kensw erte Siedlungen m it Gehöftegruppen ganze flache Land und nah davor den Fluß haben dann die Röm er angelegt, und auch von O st nach W est, den äußeren Bogenrand ihre Spuren finden wir nur bei Heidelberg am linksufrigen Hühnerberg und gleich da (Neuenheim) und Neckargemünd und dann hinter hell aufschimmernd den Rücklauf von wieder bei Obrigheim — Diedesheim —N eckar W esten nach O sten. elz, Haßmersheim und Neckarmühlbach. Ihre Burg G uttenberg 3) ist im Gegensatz zu der zerfallenen und überwucherten Straße zum (älteren) Lim es-K astell Neckar oberen burken (6 km östlich des Neckars hinter M os Burg des Ehrenberg, die m it ihrem Bergfried bach) führte von Lopodunum (Ladenburg a. N. doch stattlich w irkt, m eist gut erhalten. Die in der Rheinebene) über K astell und Siedlung älteren Bauten der inneren Burg — einige noch Neuenheim—Neckargemünd, aus dem 1 2 ./ l 3. Jahrh., Renaissance herrscht Hügel, den U nterlauf dann über abschneidend, die nach aber vor — sind noch bew ohnt; der ehemalige O brigheim — m it Holzbrücke über den Neckar Burggraben etwa nach dem heutigen Diedesheim—Neckar ist gärtnerisch schön angelegt. Das „Brunnenhaus" von 155 5 , auf seitlicher elz. Terrasse vor dem südlichen Burgtor bildet die (Spätere Verkehrswege liefen ähnlich; Straßen und auch die erste Eisenbahn 299 3. Burg Guttenberg über Neckarmühlbach 5. Blick von Hornberg neckaraufwärts auf die große Neckarschleife Heidelberg—M eckesheim—Neckarelz (1 8 6 0 ge h e i m 4 ): baut). Die römischen Veteranensiedler fanden der Pappelreihe und an der Reede stattliche hier den fruchtbaren Lößboden, der den Fluß Rhein- und Neckarkähne und Schleppboote, von Haßmersheim über Neckarzimmern, N ek- und viele der Haßmersheimer Schiffer selbst, karelz—Diedesheim—O brigheim bis kurz vor zu denen Binau — zu Beginn der zweiten großen N eckar Theodor Heuß gehörte. Dieser M arktflecken Am Ufer die breite Straße mit der Ahn des Bundespräsidenten schleife — begleitet. Erst die Franken sollen ist einer der größten Schifferorte des Tales. (also nach Verdrängung der A lem annen um Aber w eit dehnen sich hier auch die Äcker 600) den W einbau in diesem Talgebiet ein der Bauern bis zum weiten Rund des W ald geführt haben. Es gehörte dann ja auch zum randes W ingarteiba ( = steigen ihre W einberge zur Höhe, die auch W eingartengau). Doch zurück zum Blick vom G uttenberg nach N orden: H inter dem niedrigen Hühnerberg ragen zwei mächtige Kamine, der zweite etwas tiefer, und auf dem waldigen nach H üffenhardt zu, und jenseits der Wald krönt. Hoch aber ragen die Wahrzeichen des W erks, die uns vorher schon von fern grüßten. Bergrücken Die Hochöfen wurden nach dem ersten W elt rechts davon, fast gleich hoch gegen den H o krieg abgebrochen, die während des Kriegs rizont, der Bergfried, der die B u r g H o m gebaute Eisenbahnbrücke ist gesprengt (19 4 5 ), b e r g überragt. D ort liegt zu Füßen der Burg, die Seilbahn und W erksfähre verschwunden, am rechten Ufer, N e c k a r z i m m e r n und aber etwas Neckarzimmern oberhalb linksseitig, Haßmers- drüben vor dem tö n t Eingang noch in zum zwei D orf hohen 6. Schloß und Ort Zwingenberg 7. Ersheimer Kirche mit Burg Hirschhorn Bauten an der Bahn der Lärm der A rbeit, wo Obrigheim , den Gips und brach zu seiner der Ortskundige den Eingang zu den tiefen, Gewinnung tiefe Gänge in den Berg. verzweigten „S to llen “ des Gipsbergwerkes weiß. Wo im M ittelalter die Bauern den B urg herren frondeten, an den heißen Hängen unter dem Hornberg, am Hamberg unter dem Schreckhof bei Neckarelz, hackten und die Reben schnitten, auch Fischerei trieben und auf dem „Leinpfad“ „zu B erg“ zogen oder „zu T a l“ steuerten, da hat mehr und mehr die Industrie begonnen, zuerst den K alkstein der Berge abzugraben und in vielen kleinen Kalkw erken zu verarbeiten oder, bis vor kur-' Neben den Bauern als „Erbpächtern“ oder „Freisassen“, wo nur der eine Sohn erbte, wie auf dem Schreckhof oder den herrschaftlichen Pächtern auf den Höhen (wie auf dem Finken hof hinter dem Wald gegenüber Neckarelz), mühten sich die zahlreichen Kinder der m itt leren bis kleinen Bauern im Tal um den Le bensunterhalt. M ehr und mehr, besonders in den letzten 50 bis 60 Jahren, fanden sie V e r dienst in den W erken, die der K alkstein ent stehen ließ, neben denen in Obrigheim und zem, in größerem M aßstab im ehem. P o rt Neckarelz landzementwerk fabriken ment N eckarelz-Diedesheim daraus herzustellen. Oder man Z e fand Eisengießereien sich entwickelten. und Als Maschinen zur alten Bahnstrecke die im Tal selbst von Neckarelz dazwischen wie hier in Neckarzimmern, fluß nach H eilbronn abwärts noch in Hochhausen und Neckarelz- nach Heidelberg dazukamen, brachte die Bahn 8. Ersheimer Kirche und die untere Talstrecke 11. Hirschhorn 301 , , 13. Hirschhorn. Burg Karmeliterkirche, Häuser an der Stadtmauer 12. Hirschhorn Burg- und Stadtbefestigung und ihre Anlagen, besonders am K n o ten punkt Neckarelz m it Diedesheim und O brig heim vielen neue Verdienstm öglichkeiten. Flora In den Wäldern, nicht alle sehr groß und zusammenhängend, steh t unter R o t- und D ort wurden „die Form er“ oder „die G ießer“ Flainbuche Seidelbast, Maiglöckchen, Salom on- und siegel, W aldm eister, Nestwurz und manch an „die Eisenbahner“ zu Begriffen. Der Tabakanbau führte zu kleineren Fabrikbetrie dere ben (Neckarelz), der Feldgemüsebau zu K o n Stellen (es gibt viel ausgetrocknete „K lingen“- servenfabriken in Diedesheim und Binau. So ist dieses Land der W einberge und Bur gen auch ein Land des V erkehrs auf Fluß. Straße und Bahn, der hämmernden W erke in D orf oder M arktflecken geworden. Die A ckerstreifen und Uferwiesen, T abak-, M ais-, Zuckerrüben- und Gurkenfelder, O b st Orchidee, Stücken nach Feierabend unterzieht. 14. Hirschhorn 302 an feuchten Schluchten im Kalkland). Am Waldrand stehen Küchenschelle, Ackelei, Nieswurz. N eben den Steinhalden zwischen ehemaligen W einbergen m it ihren vielfältigen Versteinerungen breitet im Spätsommer der gefranste Enzian einen blaugestirnten Teppich. Der Fluß b o t vor der Kanalisierung eine reiche Flora von Pflanzen, die an oder im W asser wuchsen. Fauna und W eingärten bedeuten harte Bauernarbeit, der sich auch mancher A rbeiter auf ererbten auch A ronstab Ein, zwei, drei weiße Striche m it schrillem Pfiff über das Wasser hin zeigt die Anwesen- , 15. Hirschhorn Häuser an der Stadtmauer , 16. Hirschhorn 17. Hirschhorn Stauwerk heit der scheuen Strandläufer, wie ein blauer mend, ans andere U fer und versuchten, die Saphir blitzt der Eisvogel unter den U fer- Schlepperkette zu heben. Denn „zu Berg" zog weiden den das Schleppboot, der „Schlepper", an der gewal (Teichhuhn) und dem Bläß- tigen K ette, die über sein oben und hinten hin. Im „Täucherchen" W inter gab’s neben huhn (beide treten im Sommer vereinzelter abgeschrägtes Deck lief, 5 bis 6 m ittelgroße auf), alle A rten W ildenten; in den Lüften und kleinere Neckar- oder Rheinschiffe. zogen gleitet die „Schneegänse". den Fluß überall Im Sommer b e der m ajestätische Der Fluß Segelflug des roten M ilan. — Verschwunden Die Schiffsbrücke in Diedesheim, seit fast sind heute freilich viele der urwaldähnlichen zwei Jahrzehnten durch die feste Straßenbrücke Dickichte aus W eiden m it R o t- und G ilb etwas unterhalb ersetzt, wurde beim Tuten weiderich und Flußastern, im W asser Igels der Schlepper kolben, die dann einzeln „zu T a l" steuerten, in der Froschbiß, W asserknöterich, P feil oder beim Nahen der Schiffe, kraut und den rosaroten Blütendolden des M itte Wasserliesch, oder bei Hochwasser wurden ihre auf wuch die den Knaben entzückten. „ausgefahren". Bei schwerem Eisgang Stark ström te der Fluß über U ntiefen neben tigen der Fahrrinne, und im trockenen Sommer 1911 ganz „abgefahren" zum schützenden, nahen w ateten alle, sich gegen die Strömung stem W interhafen. Holzschiffen ruhenden Einzelglieder 9. Ölberg an der Ersheimer Kirche 10. ,, “ Totenleuchte auf dem Friedhof des Ersheimer Kirchleins Zur Industrie brachte der technische Fort tief unten im Berg, wo, senkrecht darüber, schritt den Einbau der Staustufen. Sie sind aber zwischen den W einbergen am Hang und der gut der Landschaft angepaßt, bei Gundelsheim noch leicht ansteigenden Waldkuppe die Ruine und Neckarzimmern in weißleuchtendem K alk der „G ötzenburg“ emporsteigt. stein. Burg H o r n b e r g 5) wird schon im W enn zur Nachtschicht der W erkstudent — 12. Jahrhundert erwähnt. Aus der oberen Burg einige Jahre nach dem ersten W eltkrieg — m it m it dem Bergfried entsteht bis ins 16. Jh. durch Um Einbeziehung der tieferen Terrassen der Berg gegend den Bahnhof Neckarzimmern verließ, nase, die eine tiefe Schlucht im O sten abtrennt, erhoben sich rechts von den hohen, grauen die A nlage von etwa 160 m Länge und m it den A rbeitsgenossen Werksgebäuden, aus der w eiten w o’s zum Bergwerk ging, einer stärksten Breite von etwa 50 m. Vom über dem Schein der Bogenlampen jenseits unteren Tor m it der hohen Mauer gegen die und ihrem Widerschein im Neckar gegen den Rebenterrassen über dem Fahrweg, vom M an klaren, winterlichen, sternbesäten Nachthim telbau, wie vor dem Platz davor türmen sich mel die gewaltigen Schornsteine. Und links die Bauten gewaltig in die Höhe, noch hoch hoch oben der dunkle Umriß des Berges m it überragt vom Bergfried, von dem der Blick der Land Burg des und der Flusses, hochragende Land der Bergfried: W älder und w eithin zum Odenwald, Kraichgau, H eilbronner Becken und Stromberg schweif t. 1 5 1 7 erwarb W einberge, Land der Geschichte. — Später Götz v. Berlichingen die Burg und besaß sie bis „vor O r t “ dröhnten die Preßluftbohrer da zu seinem Tode im Jahre 1562, Sohn und 304 , 18. Hirschhorn Eingang zur Burg 20. Hirschhorn, Kreuzigungsgruppe (Diebeiden Seitenfiguren stehen jetzt in der Kirche) Enkel noch bis 1602. 1 5 3 0 —1 5 4 0 saß er hier, durch die „U rfehde“ gebannt, und schrieb Fast versteckt in Bäumen wie auch der freundliche O rt in einem engen Seitentälchen seine Lebenserinnerungen. Seit 1612 ist der ist das S c h 1 o ß der Grafen v. H e i m s t a t t H ornberg im Besitz der Freiherrn vonG em m in- in H o c h h a u s e n . gen (— Hornberg), die im D orf ein neues tige Kirchlein durch das G r a b Schloß (schöner Renaissancebau, je tz t R en t li g e n N o t b u r g a , amt) und nahebei dann ein modernes und M al erwähnt wird. Im 14. Jh. soll die Sage später ganz modernisiertes aufführten. Berühm t ist das dor der h ei- das 14 9 6 zum ersten Zu entstanden sein von ihrer Flucht vom H o m Füßen der Burg w erkten die Dorfbewohner, berg und ihrem A ufenthalt in der Höhle, die wie sie uns im A lltag harter A rbeit, in Freude als flacher Spalt in den K alkfelsen oberhalb und Trauer, in gutem W erk oder im Fehlen noch gezeigt wird. Auguste und so v. K ettner, G attin des kurpfälzischen A m t lebendig in manchen Erzählungen K arl Hes manns in Neckarelz, trug zu ihrer V erbrei selbacher geschildert hat, der am A nfang des tung bei. Ihr wird auch der Beitrag des Liedes wiederum in religiöser Besinnung Jahrhunderts hier wirkte. Bei Obrigheim ist die alte Burg der „H er „N euburg“ am steilen Hang über der Bahn einfacher Renaissancebau. geb. „Es steht ein Baum im O denw ald“ in Arnim ren auf Landsehr“ längst verschwunden, die (H eidelberg-M eckesheim -N eckarelz) Pattberg, ist ein u. Brentanos Buch „des Knaben W underhorn“ zugeschrieben. D ort in N e c k a r e l z , zwischen der evan gelischen (ehem. „M artins“-) Kirche m it ihrem 45 m hohen Turm m it dem schlanken Schiefer- abgegrenzten) drei O rtschaften in günstiger Lage am Fluß und m it dem Bahnknotenpunkt leicht die nahe A m tsstadt Mosbach im Elztal durch Zusammenschluß hätten überflügeln können. Heute berühren sich die W ohnsied lungen und Industrieanlagen und Neckarelz beinahe. von Und Mosbach vielen noch wurde der Platz zu eng, die Wege führen ja leicht flußabwärts und weiter. Treffen sich nach Jahren A ltersgenossen in der Heimat, etwa zum großen V o lksfest der Neckarelzer „K erw e“, M itte August, so kommen viele von M annheim-Ludwigshafen, aber auch von K öln, aus dem Ruhrgebiet und vom N ieder rhein. — Vom Jahrzehnten Hamberg, eine dem Buben Besonderheit als vor „Berg steppe“ m it entsprechender Flora, grüßt der Bismarckturm, heute vom T al aus fast ver steckt vom neu angelegten Kiefernwald auf der Kuppe. Darunter, zwischen Kalkbrüchen, neben Resten der ehemaligen heute z. T. neu angelegte , W einberge, O bstgärten. M it dem anschließenden Höhenrücken des „Schreck 19. Hirschhorn Wendeltreppe in der Karmeliterkirche hofes bildet der Hamberg den östlichen und nordöstlichen Rand der hier ausgebreiteten heim aus dem 13. Jahrhundert und dem so genannten „Tem plerhaus“, der katholischen Kirche m it dem zierlichen Zwiebelturmhelm, als neuer Zutat, steht als stattlichster Profan bau des O rtes das alte Rentam t (jetzt „Exercitienhaus“), vor 150 Jahren der W ohnsitz der erwähnten Rom antikerin. H inter (1945 dem hohen N eckar- und Elztalaue, der auch etwa schon die Grenze zieht gegen den unteren, so ganz andersartigen Talabschnitt. Er ist der Streifen an der Nordgrenze des Muschelkalks. U nter dem Schreckhof m it seinen M uschelkalkbän dern am oberen und m ittleren Hang leuchten schon — an und unter der Eisenbahnstrecke — die ersten roten Bänder des Buntsandsteins. Eisenbahndamm zur gesprengten) Eisenbahnbrücke streckt sich, großenteils auf einer Schwelle von O sten Vom „Conradusstein“ (und damit der ehe maligen Johanniterw asserburg) schrieb Fritz Liebig in „Badische H eim at“, H eft 2/3 1952, nach W esten über dem hier mündenden Elzbach dort ausführliche Literatur, u. angelegt, der stattliche M arktflecken Neckar begründete Annahme, daß der volkstümliche a. über die elz. U nm ittelbar dahinter, neckarabwärts an Ausdruck „Tem plerhaus“, schließend: D i e d e s h e i m , und durch eine heutigen Poststem pel neue, seit einigen Jahren wieder hergestellte einem Irrtum beruht. D ort finden sich auch Straßenbrücke verbunden, linksseitig: O b r i g schöne Aufnahmen der ehemaligen O rdens h e im . Friedrich M etz erwähnt in Schrift „das badische U nterland “ die seiner T a t sache, daß die (heute praktisch kaum mehr 306 feste, je tz t kath. lichen selbst von auf Neckarelz, Pfarrkirche. — Im Fachwerkbau des Gasthauses Löw en“ war G oethe 1815 zu Gast. dem auf sta tt „zum der Ruine des stattlichen Palas, dessen schön Von Binau bis Heidelberg Erreichen wir den westlichen zweiten Neckarschlinge bei Punkt der dem ster Schmuck der durch alle Stockwerke lau Dorfe fende Erker an der östlichen Giebelm auer ist. so fühlen wir uns in eine andere Bleiben wir auf derselben (linken) Seite, so W elt versetzt. W er vom Zuge aus kurz vor wird nur der O rtskundige wissen, daß ihn Binau, der Station Binau neckaraufwärts die weite vom Tallandschaft m it ihrer heiteren W eite, mit Staustufe dem hinaufführt zur Blick eingefangen hat, den umfängt, Uferweg einige 100 m „Rockenau“ ein Burg oberhalb Fußpfad der schnell „S t o 1 z e 11 e c k “, nachdem der Tunnel, der die Schlinge ab die fast ganz in schwarzgrünem Fichtenwald schneidet, ihn entläßt, eine ernste Landschaft versteckt liegt. Sie ist noch wesentlich mehr m it steilen Waldbergen, die meist nur einen zerfallen als die Minneburg. Beide sind wohl, schmalen Talstreifen m it W iesen und wenigen wie der ehemalige unter der Stolzeneck gele Äckern lassen. R o t leuchten hier die steilen gene W eiler „Krösselbach“, gegenüber Lind Felsabstürze der Buntsandsteinbrüche, wo ver ach, im einzelt Turm - und W anderfalke horsten. R ot, (Krösselbach heute als Name der an Wald und nicht mehr weiß bis gelbgrau wie im K alk Neckar gelegenen K eram ikstätte neu belebt.) land, leuchtet die Erde der Feld- und W ald Die Lage der Stolzeneck auf einem ziemlich wege. Kaum erhalten wir im V orbeifahren tief 30jährigen K rieg zerstört worden. gelegenen Vorsprung des abfallenden Einblick in eine der engen Schluchten, worin Berges ist eigenartig, der beschränkte Raum nach stärkerem Niederschlag in schäumendem aber wohl genutzt und durch tiefe Gräben Guß der Waldbach über die großen Felsblöcke gesichert. Als Ersatz des Bergfrieds dient die niederstürzt, wie die kleinere „M argarethen am besten erhaltene, heute gerade noch von schlucht“ bei Neckargerach und die größere jenseits über den W ipfeln sichtbare Schiid- „W olfsschlucht“ bei Zwingenberg. Auch hier mauer. Busch und Wald passen sich die Staustufen der Landschaft in ihrer roten Tönung an. Hier ist das Land der Hier waren es Fichten, In und Linden, auch K iefernbestände, die ein wechsel Rheinschiffe lesen wir diese R eihe: Neckar volles Bild dieser Odenwaldstrecke des unte gerach, ren Neckars schaffen, wie sie von fortschritt Heimatnamen Zwingenberg, Hirschhorn, vieler Neckar- Lindach, Neckarsteinach Eberbach, und Neckar lichen und vereinzelt R o t-, Hainbuchen, den Birken, anderswo Wälder, der Steine und wieder des Flusses. naturverbundenen Eichen und Generationen von Forstleuten angelegt und treu gepflegt gemünd. W o der Neckar vom nordwestlichen Lauf scharf nach W esten umbiegt, liegt der bedeu tendste O rt dieser Talstrecke, die Stadt Eber bach. wurden. ausländische N adelholzarten wie z. B. die Douglastanne. An den steilen Hängen unter den Bäumen sind oft die Felsen getürmt, Auf dem Weg dahin hatte uns noch, bald Auch wurden angepflanzt und wurden heimisch hier, dazwischen wuchern großfrüchtige Brombeeren im Jungwald, in Schonungen und an unterhalb Binau, ein neu angelegter W einberg Waldrändern am südseitigen linken Neckarhang gegrüßt, im lichteren Hochwald vor allem die H eidel bei G u t t e n b a c h beeren. noch ein hügeliges Sei tental. Aber wieder, wie zuvor, grüßen uns die Burgen. Hoch, gegenüber Im dazu dichte Sommer Him beerbestände, leuchten viele K ahl flächen im flammenden, hellkarm inroten Blust N e ck ar der W eidenröschen und des dichten Buschwerks g e r a c h , auf waldiger Höhe, fast von W ald- der hohen Glockenkerzen des roten Finger bäumen versteckt, die huts. — Selten geworden ist der wenig w irt Minneburg, mi t schaftliche Eichenschälwald, dessen armdicke, ßen Reviere junge Eichen immer wieder geschlagen und, Leiningensche (darunter der zur Gewinnung der Rinde als Grundstoff für M ain und nördlichen Odenwald, durchstreift das Gerben, „geschält“ wurden. Ü berall finden nicht nur das flüchtige, w ehrhafte Schwarzwild sich Lagerstätten von Holz zum Verladen auf (der Eber des Eberbacher Wappens), sondern „W ildpark“) ehem. fürstlich gegen Bauland, Lastwagen oder Schiff. Am „Lauer“ ( = Reede) die Reviere bew ohnt noch, den lauten V e r in Eberbach und anderswo lagern die Gruben kehr des Haupttals und z. T . der N ebentäler hölzer hochauf gestapelt zum direkten Schiffs mehr und mehr meidend, der stolze Rothirsch. transport nach der Ruhr. Sägewerke finden Es ist hier eines der wenigen deutschen R o t sich nicht nur in Flußnähe, wie z. B. in Eber wildreviere. In der Hirschbrunst dröhnt noch bach, sondern auch in den vielen kleinen, überall das mächtige O rgeln der Platzhirsche, engen Mühlen wenn auch nicht mehr, wie vor 60 Jahren, vom charakterisiert Waldrand des Itterbergs, unm ittelbar an der Seitentälern; (heute m eist manche durch Sägemühlen) („M ühlgrund“ in Eberbach, „Siebenm ühlen Eberbacher Stadtgrenze. ta l“ bei Ziegelhausen, „A llem ühl“ und „G ai m ühle“ = Schloßbeschreibung kleine Siedlungen in Seitentälern bei Eberbach). Schloß 1363 Tier- und Vogelwelt A uf den Bäumen horsten Zwingenberg war schon als Raubritterburg z .T . zerstört. Die Herren von Hirschhorn bauten ab 1403 wieder Rabenkrähe, auf. Jahrhundertelang bauten neue Besitzer Eichelhäher (seltener Elster), Sperber, M äuse w eiter, bis es Besitz bussard und roter M ilan. O berhalb Zwingen Baden wurde (1 8 0 8 ) und von ihnen, deren Haus der Großherzöge von berg, auf der linken T alseite, n istet er, in (M arkgraf Berthold) es noch besitzt und zeit m itten einer langen Reihe von Bäumen, die weise bew ohnt, w eiterhin betreut und restau z. T . m it dürren Ä sten die große Fischreiber riert wird. kolonie des Tales tragen, die unter N atur G ebiet regierenden Fürsten vonLeiningen wur Sie und die 1 8 0 3 —1806 in diesem schutz steht. W eithin talauf und talab sieht den hier vor allem Besitzer und Pfleger der man den Flug der Reiher, und fernhin in den Waldungen, wozu als einer der größten W ald Seitentälern suchen sie Nahrung für sich und besitzer des Landes, wie schon erwähnt, die die hungrige Brut. — N eben Grün- und B unt Stadtgemeinde Eberbach kam. Zwischen den specht häm mert auch der Schwarzspecht noch fast senkrechten W änden der W olfsschlucht und in den W äldern. dem ebenso steilen Felsabsturz zum Neckar Das prächtige Schloß Zwingenberg 6) über liegt das hochtürmige Schloß, von der Berg dem gleichnamigen O rt enthielt eine (z. Z. nase oberhalb nicht zugängliche) trennt, haushohe waldgekrönte Felswände im Sammlung ausgestopfter, durch tiefen Burggraben ge worin O sten und ebensolche im W esten, auf denen W ildgans- die Burgmauern höher ragen. In den neckar und W ildentenarten, Fischadler, A uer- und seitigen Felsabhang ist die Bahnlinie einge Birkwild so wenig fehlen, wie Luchs, W ild schnitten; darunter findet die lange Häuser katze und W olf. V on 186 6 reihe des Dörfchens gerade noch oberhalb der das bei erlegt (in Straße Platz, zum Neckar hin schützt eine 1921 die steile Mauer. im nahen Schwan, letzte Eberbach, Umkreis schwarzer Stück städt. erlegter Storch, Tiere, viele letzterem Dielbach Sammlung) und ist letzte W ildkatze, in einem W aldrevier der Das freundliche gewaltigen Eberbacher Waldmarkung geschos neckarabwärts sen worden. Diese und die benachbarten gro von 308 Dörfchen zwischen Erholungssuchenden Lin dach , Wald und gern Wasser, besucht, sei Eberbach von der Marienhöhe (aus dem Eberbacher Geschichtsblatt März 1953) p hot. G re if , kurz erwähnt. und U nterhalb von „Staustufe und Pflästererdorf Dann sucht „O hrsberg“ „Stolzeneck“ Rockenau“ das Rockenau. sich im (einzelner Kegel, nannte „A m thaus“, hinter dem malerischen Pulverturm. Hier zweigt die Bahn nach Hanau (bzw. Raum zwischen Darm stadt und Frankfurt) ab, quer durch durch v o r geschaffen wie der Q uellen und Bächlein war der Anreiz für „ O tto h ö h e “) chemische W erk e; länger bestehen noch die geschichtlichen N eckarlauf gegenüber entsprechende die Steinhauer den Odenwald. Das strömende, klare Wasser und Neckar und im Ausgang von Seitentälern Roßhaar- (Holderbach und Itter) oder M ulden (wie im reien m it teilw eiser Schuhfabrikation und v er Stadtteil schiedene kleine und m ittlere Betriebe geben Neckarwimmersbach) Eberbach und Jutespinnereien. Dam pfseile verbindet Einheimischen und H eim atvertriebenen A rbeit. die U fer der Stadtteile. — Malerisch sind die Ein beachtlicher T e il der Einwohner aber hat seinen Platz. Häuser Neckar, „auf Eine der Stadtm auer“ darunter „Lauer“, die G aststätten der vier m it Neckarbrücke gegen den als Fischer, Fährmann, M atrose, Steuermann, Platz des Führer eigener und fremder Schiffe auf Rhein Stadttürme, alte und Neckar, als Reeder, oder Bootsbauer Brot breite alten und und Beruf. Die Schiffswerft gehört auch hier bemerkenswert das älteste Haus m it Staffel her. V iele Schulkinder wissen im Erdkunde giebel aus unterricht von eigenen Erlebnissen in Duisburg dem historischen Fresken, 14. Jahrhundert, das soge 309 oder Rotterdam usw. auf V aters, O nkels oder und vergangene Schicksale des unteren Tales Großvaters werden Schiff zu berichten. Hier legen zeitweise nicht nur die vom Schleppboot ge zogenen Lastkähne (man sagt „die B o o t“) an, und neuerdings mehr und mehr einhei mische M otorschiffe, sondern wir lesen auch lebendig in Adolf Schmitthenners „Das Deutsche H erz“ und „Die Frühglocke“ . Gewisse Ä hnlichkeit b ietet der Blick vom Neckar vom „Lauer“ Hirschhorns m it Eber bach und den ebenso wie dort m it der Stadt als H eim athafen viel „R otterdam “, auch H eil mauer verschmolzenen W ohnbauten 15), 16). bronn, Die alte Durchgangsstraße windet sich durch Straßburg, Antwerpen, D uisburg(-Ruhrort), manchmal Basel, sogar viel „Bre ein enges, malerisches T or 1 7 ); nicht weit m en“. Auf dem linken U fer liegt das landauf- davon die Karm eliterkirche 19), 1406 geweiht, und -ab mit der eindrucksvollen Kreuzigungsgruppe 20). berühmte, viel besuchte moderne (Quellwasser-)Schwimmbad. Das Vom Burgberg schauen die Ruinenmauern der Städtchen Neckarsteinach, unterhalb nach den Häusergruppen von N e k - Burg Eberbach herab. Die Trümmer wurden karhausen, A nfang des Jahrhunderts ausgegraben und auf horn und diese Grund der auf gedeckten Anlage zum T eil wieder Hessen. als Ruine auf gebaut. Man nannte K önig Heinrich seine vier Burgen. Drei davon (V order-, M it (V II), den Sohn Friedrichs II. als Erbauer. Sie tel- und Hinterburg) sind in der Nähe des gehört ebenso wie Hirsch ganze N orduferstrecke, Neckarsteinach ist berühmt zu durch wird 1227 erstmals schon genannt und mag O rtes 21) auf niedrigem Bergrücken angelegt ; wohl als Burganlage älter sein, was obiger unterhalb liegt, nicht höher, aber einzigartig Annahme widerspräche. durch seine kühne A nlage auf und in den oberhalb jähen Felsen gebaut, das „Schwalbennest“, die um den steil aufsteigenden vierte Burg. Diese erinnern uns an den M inne waldbedeckten Feuerberg läßt an verschiede sänger „Bligger von Steinach“, aber auch an Die dritte Neckarschlinge Hirschhorn nen Stellen Türme und Zinnen der H i r s c h die „Landschaden von Steinach“. Ihr Name hörner beschwört Z eiten der Raubritter und Sperrun Burganlage N ordpunkt des östlichen sehen wir am rechten auftauchen. Am Bogens gen des Neckars herauf, ebenso gesetzliche, das Idyll des aber auch gewaltsame Neckarzölle von den schmalen Ufer E r s h e i m e r 7) K i r c h l e i n s 8), inmitten seines Friedhofes17) m it der Besonderheit der „T otenleuchte“ 9, 10) m it kunstgeschichtlich interessantem Hochaltar. Burg Bergen aus. Über Neckarsteinach, und w eithin von unterhalb Neckargemünd noch beherrschend sichtbar, ragt auf hohem Bergkegel, m it nach Hirschhorn 11—13), 18), durch aus N W und W zu von O bstw iesen bedeckten gedehnte Umbauten und Erweiterungen im Hängen, 16. Jahrhundert zu einem imponierenden Fe des stungswerk gestaltet, beherrscht das kurpfälzische „Festung“, die schwerer Beren- Stadt die einzigartige Dilsberges nung D örflein, m it einer Burganlage im höchsten Die Herren von Hirschhorn waren eines der T eil ältesten Türme grüßt der spitze Turm des Kirchleins und mächtigsten Rittergeschlechter 310 von der Höhe. ein ehemals banden früher B urg-und Stadtbefestigung 14). des O rtes. ist Die bild ; ihre M auern steigen zu Tal und ver des weiten U m kreises; die Geschichte um sie standhielt, Wehranlage herauf. mauerumgürtetes Deutlicher noch als deren V on N e c k a r g e m ü n d 22) nach H eidel berg zu (Ziegelhausen, Benediktinerabtei „Stift N euburg“) erscheinen fast noch steilere, O bstgärten die W einberge. Hier sind wir schon im G ebiet der „Bergstraße“. Heidelberg, seine Umgebung und sein aber anders gewölbte Hänge. Der Heiligenberg Schloß waren und sind ein so häufiger G egen ragt noch einmal jäh vor der Rheinebene auf. stand von Darstellungen künstlerischer, dich Doch hier ist schon das Land der vulkanischen terischer und allgemein beschreibender A rt, daß ich hier wohl m it Recht auf eine solche Steine: Porphyr und Granit. verzichten darf. Aus den W äldern zwischen (H eidelberg-) Schlierbach, Ziegelhausen leuchten späten im und Frühjahr Heidelberg gelbliche Erscheinungsformen ist das untere N eckartal, Sträuße im Waldgrün die Blütenstände der ein geliebtes Stück Erde dem dort Beheim a Edelkastanien. An den Hängen zur Rhein teten, ein schönes Ziel neuen N aturerlebens ebene beginnen dem Fremden. wieder neben wie Ein schmales Band deutscher M ittelgebirgs landschaft ganz einzigartiger und vielfältiger den reichen Heidelberg am Neckar 311
© Copyright 2025 ExpyDoc