Die Bussento-Region 179 Die Bussento-Region Valle del Bussento Dünn besiedelt und reich an Wald und Wasser präsentiert sich der südlichste Zipfel des Cilento-Nationalparks mit dem Valle del Bussento. Ein grandioses Naturschauspiel findet unter Tage statt: Bei Caselle in Pittari verschwindet der Bussento in ein gähnendes Karstloch, um 6 km weiter südlich wieder aufzutauchen. Nur 42 km ist der Bussento lang: Von den Quellen am Südhang des Monte Cervati bis zur Mündung in den Golf von Policastro bewältigt er dabei rund 1500 Höhenmeter. Unterhalb der Cervati-Kommune Sanza knickt der Fluss nach Süden ab, um wenig später in ein 20 m hohes und 10 m breites Felsportal (Inghiottitoio del Bussento) einzuströmen. Nach einer rasanten unterirdischen Talfahrt tritt er nahe der sympathischen Ortschaft Morigerati in einer mindestens ebenso spektakulären Grotte wieder ans Tageslicht (Risorgenza del Bussento). An beiden Orten ist es möglich, sich dem Ein- bzw. Austrittsloch zu Fuß zu nähern. Unterhalb von Morigerati nimmt der Bussento das Wasser des Torrente Bussentino auf. Der auch Rio di Casaletto genannte Wildbach fließt am Oberlauf durch einen wildromantischen Canyon. Das fantastisch gelegene Dorf Tortorella ist ein guter Ausgangspunkt, um zu Fuß die Schlucht zu erkunden, in der Turmfalken und Gabelweihen nisten, auf kleinen Absätzen Ziegen weiden und im Frühjahr die Orchideen blühen. In den Bergdörfern ist der Novecento noch immer spürbar, besonders wenn sich Straßen und Plätze spätnachmittags wieder mit Leben füllen. Wenn bereits der Cilento generell eine Destination für Individualisten ist, so gilt dies erst recht für den einsamen Landstrich an der Nationalpark-Peripherie: Wer auf der Suche nach ursprünglicher cilentanischer Gastlichkeit ist und gerne Wanderungen unternimmt, Südlicher Cilento Natur satt – die abgelegene Bussento-Region 180 Südlicher Cilento ist hier gut aufgehoben. Kulinarisch weiß die Gegend mit einigen Besonderheiten aufzuwarten: Die Gemüsepolenta ist eine beliebte Alternative zu hausgemachten Nudeln wie Fusilli, Cavatielli und Gnocchi. Als Hauptgericht kennt die einfache Bauerntafel u. a. die herzhafte Kohlsuppe mit Schweinefleisch (minestra di verza e maiale) oder die nicht weniger verbreitete cimardola, ein schmackhaftes Gemüsegericht aus Tomaten, Zucchini und Auberginen. Tortorella und Casaletto Spartano Das karge Bergdorf Tortorella liegt auf einem 582 m hohen Hügel, der steil in die Bussentino-Schlucht abfällt. In den Gassen ist es zu fast jeder Tageszeit sehr still; seit 1900 schrumpfte die Bevölkerung hier auf die Hälfte. In der Antike und im Mittelalter führte eine Handelsroute an der strategisch wichtigen Felsbastion vorbei. Sie verband den Golf von Policastro mit der Ionischen Küste. Heute kommt dem lediglich knapp über 500 Einwohner zählenden Dorf im Zusammenhang mit der süditalienischen Dialektforschung eine große Bedeutung zu: In den 1930er-Jahren durchforstete der deutsche Romanist Gerhard Rohlfs die Umgebung von Sapri nach galloitalienischen Sprachinseln. Er gelangte dabei bis nach Torraca, allerdings ohne fündig zu werden. Ein Projekt der Universität Heidelberg unter der Federführung des Wissenschaftlers Edgar Radtke setzt seit 1990 die Studien fort und entdeckte 10 km landeinwärts in Tortorella, was der Vorgänger vergeblich gesucht hatte: Der dortige Dialekt weist eindeutig norditalienische Einschläge auf. Lokaldialekte: Indizien wider die geografische Isolation „Der sehr isoliert gelegene Ort am Rande des Monte Cocuzzo“, schreibt der Sprachwissenschaftler Edgar Rathke von der Heidelberger Universität über Tortorella, „konnte als eindeutige norditalienische Sprachkolonie gedeutet werden.“ Mit Norditalien ist in diesem Zusammenhang Ligurien gemeint, das aufgrund der geograf ischen Nähe zu Frankreich einen eigenen galloitalienischen Mischdialekt entwickelt hatte. Wie aber gelangte dieser nach Süditalien? Im ausgehenden Mittelalter und in der frühen Neuzeit haben Hungersnöte zu einem Exodus der Ligurer geführt. Einige könnten über Sardinien den Weg in den Cilento gefunden haben. Seit 1990 bemüht sich die Universität Heidelberg, die vorhandenen Wissenslücken zu schließen. Eins wird jedoch jetzt schon deutlich: Die Dörfer im lukanischen Hinterland waren in der Vergangenheit längst nicht so isoliert, wie es die romantische Vorstellung gerne glauben macht. Einen Steinwurf von Tortorella entfernt weist auf der anderen Seite der Schlucht das Dorf Casaletto Spartano eine mindestens ebenso intakte Struktur auf. Nur die topograf ischen Rahmenbedingungen könnten unterschiedlicher kaum sein, denn Casaletto Spartano liegt an einem Hang oberhalb des Canyons. Vom winzigen Ortsteil Battaglia hat man das Zentrum auf der anderen Seite des Bussentino fest im Blick. Historisch gesehen ist Battaglia sogar der eigentliche Hauptort, wovon noch heute der imposante Palazzo Baronale zeugt. Im Mittelalter übte hier die aus der Toskana stammende Adelsfamilie Gallotti die Grundherrschaft aus. Das Jahr 1806 beendete die Hegemonie Battaglias: Der Magistrat sollte die französischen Truppen mit Munition versorgen, bekam jedoch die erforderliche Tortorella und Casaletto Spartano Tortorella und Casaletto Spartano 181 Menge nicht zusammen. Zur Strafe wurde die Verwaltungshoheit auf die andere Seite verlegt, wo sie sich noch heute bef indet. Der Ortsname leitet sich vom binsenähnlichen Halfagras (sparta) ab, das hier wild wächst und traditionell zum Flechten von Kälberstricken verwendet wird. Hin & weg Die Wege in diesen entlegenen Teil des Nationalparks sind lang: Anfahrt entweder auf der serpentinenreichen SP 16 von Sapri nach Tortorella (16 km), alternativ von der Cilento-Quertrasse (SS 517) via Morigerati. Die kürzeste Variante von Policastro ist die Straße über Vibonati ins Bussento-Gebiet, die in Villammare von der SS 18 abzweigt. Wandern Mehrere reichlich verwitterte Wandertafeln verweisen auf Wanderwege in die Bussentino-Schlucht, u. a. unterhalb von Tortorella (kurz vor dem Kreisverkehr) oder am Ortsausgang von Tortorella an der Straße nach Battaglia. Vor dem Aufbruch sollte man sich jedoch über die aktuellen Wegverhältnisse kundig machen, z. B. bei Arnaldo Indici (♠ 339-8937715) oder Bettina und Rolf Müller (sprechen beide Deutsch) in ihrer Urlaubseremitage Borgo Le Caselle (→ Übernachten). Übernachten B&B Palazzo Gallotti, das Vorderhaus bewohnt die adelige Contessa, im hinteren Teil betreiben Miriam (spricht Englisch) und ihr Mann Roberto Simoni ein reizendes Privatquartier: innen wie ein Museum eingerichtet, 5 Zimmer, teils mit externem Bad, auf den Frühstückstisch im Rio Casaletto: Wasserfallkaskade Salon oder wahlweise im Garten kommen u. a. hausgemachte Spezialitäten aus der Bussento-Region. Mai bis Okt. DZ 50–70 €. Via Nazionale 19 in Battaglia, ¢ 331-5848725, www.palazzogallotti.it. B&B Don Carlo, das nagelneue Logis liegt in einem liebevoll restaurierten Palazzo am Altstadtrand von Tortorella. 5 wunderbare Zimmer und zwei Apartments, einige Räume verfügen über sehenswert bemalte Holzdecken, von ein paar Fenstern aus ist sogar das Meer zu sehen! Junge, gastfreundliche Inhaberfamilie, Frühstück im prächtigen Salon. Ganzjährig geöffnet. DZ 60–140 €. Via della Vittoria 20 in Tortorella, ♠ 328-7475127, www.ospitalitadoncarlo.it. B&B Rio Casaletto, dieses liebenswerte Privatquartier befindet sich im Zentrum von Casaletto Spartano an der Ortsdurchfahrt. Der Inhaber ist Biologe und bestens mit der Bussento-Region vertraut. 2 Zimmer und ein Familienapartment mit Etagenbett, Frühstück im gepflegten Hinterhof, die Nostalgieküche ist eine Sehenswürdigkeit (→ Foto, S. 44). Ganzjährig geöffnet. DZ 50–60 €. Via Nazionale 180 in Casaletto Spartano, ♠ 0973-374559, www. bbriocasaletto.it. Südlicher Cilento Zwischen Battaglia und Casaletto Spartano quert die Straße den Rio di Casaletto. Im Talgrund spendet ein Brunnen Trinkwasser. Wanderwege führen von hier flussab- und flussaufwärts. Wer sich nur kurz die Füße vertreten möchte, spaziert zum Wasserfall Cascata Capelli di Venere hinab und nutzt den romantischen Platz für ein Picknick. In einer restaurierten Getreidemühle bef indet sich ein bescheidenes Besucherzentrum, das über die Bussento-Region im Besonderen sowie über das „UNESCOWeltnetz der Geoparks“ im Allgemeinen informiert (Besichtigung nach Vereinbarung, ¢ 339-8937715). 182 Südlicher Cilento Mein Tipp: Borgo Le Caselle, unweit der grünen Grenze zur Nachbarregion Basilikata haben Bettina und Rolf Müller 2 Bauernhäuser zu Ferienwohnungen mit allen Schikanen umgebaut. Natursteinambiente, geschmackvolle Einrichtungsdetails und in der Umgebung Natur satt. Bettina und Rolf geben Tipps für Exkursionen, ideal für Familien und kleine Gruppen! Apartment ab 550 €/Woche, Küche für Selbstversorger ist vorhanden. Loc. Le Caselle (6 km von Tortorella), ¢ 338-3078468, www.borgo lecaselle.com. Essen & Trinken Crazy Pizza, die einfache Bar verwandelt sich am Abend in eine Pizzeria. Außen Plastikstuhlambiente, innen Neonlicht. Angela backt ihre Kuchen selbst, die Pizza mundet. Do Ruhetag. Neben der Chiesa Madre in Tortorella. Al Solito Posto, landestypischer als in der volkstümlichen Osteria in Casaletto Spartano geht’s kaum noch: ein rustikaler Speiseraum wie in alten Zeiten mit soliden Holztischen, wenige hausgemachte Primi und Secondi, die auf Rind- bzw. Schweinefleisch basieren. Abends auch Pizza aus dem Holzofen. Menü um 15 €. Di Ruhetag, Mittagessen nur nach Voranmeldung. Via Nazionale 186, ♠ 331-9912051. La Fenice, Bar, Pizzeria und Ristorante am Freibad von Tortorella. Junges Inhaberpaar, gute Qualität zu kleinen Preisen, Fisch nach telefonischer Bestellung. Menü 15–20 €. Zur Freibadsaison tägl. mittags und abends, im Winter Do–Mo abends. Loc. San Vito (an der Zufahrt hinauf nach Tortorella auf Schild „piscina“ achten), ♠ 327-9010872. Morigerati ca. 400 Einwohner In dem kleinen Weiler schlägt eindeutig das touristische Herz der Bussento-Region. Der Hauptanziehungspunkt ist die WWF-Oase unten in der Schlucht, wo der Fluss seine Wiederauferstehung feiert. Zur Austrittsstelle des Flusses führt vom Besucherzentrum ein gut ausgebauter Steig. Der beeindruckende Höhlengang ist auf 30 m mit Taschenlampe begehbar, die hinteren Abschnitte der Grotte del Bussento sind den Speläologen vorbehalten. In dem kühlen Gewölbe hausen Fledermäuse, mittags sind die Lichtverhältnisse am besten. Das Wasser hat seit dem Verschwinden im Karst bei Caselle in Pittari eine unterirdische Strecke von 6 km Luftlinie Märchenwald am Grund der Bussento-Klamm Morigerati Morigerati 183 Das Dorf selbst liegt auf einem schmalen Absatz über dem vegetationsreichen Talgrund. Oberhalb streifen Bauern auf der Suche nach Trüffeln durch ausgedehnte Steineichenwälder; im Tal reifen weiße Feigen und Oliven. Für den Touring Club Italiano (TCI) sind dies Gründe genug, um Morigerati als bisher einzigem CilentoDorf das begehrte Prädikat Bandiera Arancione zu überreichen. Mit der orangeroten Flagge prämiert der Automobilclub seit 1998 besonders intakte, sehenswerte und innovative Orte. Klassischer Zugang zur Altstadt ist das mittelalterliche Stadttor mit dem Wappen der Familie Florenzano. Der Landadel bewohnt noch heute den Palazzo Baronale, der sich gleich hinterm Tor anschließt. In seiner heutigen Gestalt mit dem ländlich-schmucken Innenhof und der Kapelle Madonna delle Grazie stammt der Bau aus dem Jahr 1726. Am unteren Rand des Ortskerns liegt das ehemalige Kloster der Schwestern der hl. Anna, das heute ein sehenswertes Museum zur Ethnografie der Bussento-Region beherbergt (Okt. bis Mai Di–Fr 9–13.30, Sa 15.30– 19 Uhr, Juni bis Sept. Di–Fr 15.30–20.30, Sa/So 9.30–13.30 und 15.30–20.30 Uhr, Eintritt gegen Spende, ¢ 339-5687522). Es handelt sich um die mit Abstand professionellste Präsentation traditioneller Handwerks- und Bauernkultur im Cilento. Den Grundstock der Ausstellung bildet die Privatsammlung der Familie Florenzano, die mittlerweile durch Zukäufe der Kommune auf 250 Objekte angewachsen ist. Zu sehen gibt es jede Menge Handwerksgeräte und Textilien aus Naturfasern, Südlicher Cilento zurückgelegt und sich dabei auf 10– 13 °C abgekühlt. Die Folge sind beinahe schon nordeuropäische Bedingungen in der Klamm: Abgesehen vielleicht vom wilden Lorbeer (Laurus nobilis) ist die Vegetation alles andere als mediterran, auf dem Boden wuchert Farn, feuchtes Moos hängt wie Lefzen von den Bäumen herab. Noch immer ist der genaue Verlauf der subterrestrischen Wasserströme nicht hinreichend erforscht: Erst unlängst will Domenico Guida, seines Zeichens Geologe an der Universität von Salerno, herausgefunden haben, dass ein großer Teil des Bussento-Wassers wider Erwarten nicht in Morigerati zum Vorschein kommt, sondern in Gestalt von Süßwasserquellen an der Küste. Die Liste der Pflanzen, die Mitarbeiter des WWF bislang in der Schlucht entdeckt haben, ist lang: 23 Baum- und 49 Straucharten, insgesamt 231 Pflanzen, darunter mehrere Ein Fluss taucht wieder auf Orchideen. Seit 1985 kümmert sich die Naturschutzorganisation um die Erhaltung des sensiblen Ökotops, das mittlerweile eine Fläche von 607 ha umfasst. Während der geführten Rundgänge wird u. a. auch ein Blick in die ehrwürdige Wassermühle geworfen. Das horizontale Mühlrad wird von einer Quelle wenige Meter oberhalb angetrieben, die pro Sekunde 50 l Wasser ausschüttet (weitere Informationen zum Karstphänomen → Caselle in Pittari, S. 184 ff.). 184 Südlicher Cilento Prunkstücke sind u. a. die Mitte des 19. Jh. aus Sizilien importierten „Backformen“ für religiöse Votivf iguren (eine Kindpuppe aus Gips drückte z. B. den Wunsch nach Nachwuchs aus). Hin & weg Die schnellste Anfahrt erfolgt über die Cilento-Quertrasse (SS 517), Ausfahrt Morigerati, anschließend kurvenreich bis zum Ortszentrum. Oasi WWF Centro Visite, das WWF-Besucherzentrum liegt wenige Schritte von der Altstadt entfernt und ist der Startpunkt für Touren in die Schlucht. Mai bis Okt. 10– 17 Uhr, ansonsten nach Voranmeldung, bei Regen geschlossen. Eintritt 5 €. Piano della Porta 17, www.grottedimorigerati.it. Veranstaltungen Festa di San Demetrio Martire, das Patronatsfest ist ein jährlicher Treff der Emigranten mit viel Musik sowie lokalen Spezialitäten. 26. Aug. Wandern Zur Risorgenza del Bussento: Auf eindeutigem Stufenweg geht es vom Besucherzentrum in die Schlucht. Empfehlenswert ist eine Führung durch die WWFMitarbeiter; wenn kein Mitarbeiter vor Ort ist, funktioniert es aber natürlich auch ohne Begleitung. Vor dem Grund der Schlucht trifft man auf eine Gabelung: Links geht es zur Bussento-Grotte, nach rechts zu einer Ölmühle und einem Bade- und Picknickplatz. Gutes Schuhwerk ist für die KlammErkundung unverzichtbar (Gehzeit hin und zurück: ca. 1 Std.). Übernachten/Essen & Trinken *** Del Parco, das 2009 eröffnete Mittelklassehotel liegt allein auf weiter Flur am Ortsausgang von Sicilì, dem Nachbarort von Morigerati. 14 eher nüchterne Zimmer, aber insgesamt Caselle in Pittari überwiegt der ordentliche Gesamteindruck, wunderbar ruhig, für einen Zwischenstopp völlig ausreichend. Mitte April bis Sept. DZ 50–100 €. Loc. Ranuzzo (2 km von der WWFOasi in Morigerati entfernt), ♠ 0974-982072, www.hoteldelparco.eu. Locanda Il Salice, direkt neben obigem Hotel liegt das gepflegte Landhaus, das ein hervorragendes Restaurant beherbergt. Traditionelle cucina di terra mit Gerichten, zubereitet nach den Grundsätzen der dieta mediterranea. Zahlreiche Zutaten aus der Region, nach Wunsch auch glutenfreies Essen. Familiäre Atmosphäre, gemütliche Terrasse, auch der Vino mundet. Mittags und abends geöffnet, ratsam ist jedoch die telefonische Absprache. Menü 20–25 €. Auch Vermietung von zwei Apartments (nur wochenweise). Loc. Ranuzzo, ♠ 0974-982082, www.locandailsalice.com. Mein Tipp: Dei Compari, die zwei „Kumpane“ heißen Nicola und Pasqualino und kredenzen in ihrer volkstümlichen Osteria am Museum in Morigerati tadellose Hausmannskost. Viel Gemüse aus der Region, der Schwerpunkt liegt eindeutig auf den Antipasti und Primi. Als Secondi kommen deftige Grillsteaks auf den Tisch. Menü um 20 €. Di Ruhetag (im Aug. tägl., sonst Do, Sa und So am Abend auch Pizza). Via Granatelli, ♠ 339-7888670, www.osteria decompari.altervista.org. ca. 2000 Einwohner Der sympathische, lebendige Ort wartet mit einer überraschend ausgereiften Infrastruktur auf. Trotz der relativen Größe ist die Orientierung denkbar einfach, denn die Anfahrtswege enden alle am zentralen Straßenkreuz in der Neustadt. Von hier stellt eine gepflasterte Ahornallee über einen Damm die Verbindung zum dörflich wirkenden Altstadthügel her. Wer sich nicht unterwegs in den Gassen verliert, erreicht irgendwann die Reste der mittelalterlichen Bastei auf der 450 m hoch gelegenen Spitze. Von der angevinischen Anlage aus der zweiten Hälfte des 13. Jh. ist ein trutziger Turm erhalten geblieben, von dem aus die Betrachter drei wichtige Cilento-Berge fest im Blick haben: den Monte Sacro, den Monte Cervati und den Monte Centaurino. Indizien weisen darauf hin, dass die Besiedlung weiter zurückreicht: In Caselle in Pittari lebten einst basilianische Mönche, und an einem Nebenfluss des Bussento vor den Toren des Städtchens entdeckten Archäologen Spuren eines lukanischen Dorfes aus dem 4. Jh. v. Chr. Caselle in Pittari Caselle in Pittari 185 Die eigentlichen Attraktionen bef inden sich in der unmittelbaren Umgebung und sind, wie so oft im Cilento, nur auf Schusters Rappen zu erreichen. 1 km östlich vom Altstadthügel verschwindet der Bussento auf spektakuläre Weise im Fels: Das scheunentorgroße Karstloch namens Inghiottitoio del Bussento bef indet sich am Fuß einer 150 m hohen Kalkwand (La Rupe) und ist nur zu sehen, wenn man sich zu Fuß an den Abstieg in die Schlucht wagt. Seit Jahrmillionen löste Schmelzwasser vom Monte Cervati an dieser Stelle den Kalk. Erstmals wurde die auf diese Weise ausgewaschene Grotte 1950 von Baron Carlo Franchetti näher untersucht, dem Mitbegründer der wichtigsten speläologischen Forschungsgruppe Italiens (Circolo Speleologico Romano). Der sich zunehmend verengende Höhlengang weitet sich nach einigen Metern zur „Krebshalle“ (Sala del Gambero) – der Rest bleibt ein Geheimnis. Ein großer Teil des Untertagestroms ist bis heute nicht erforscht, der genaue Verlauf des Bussento mit den Verzweigungen und Zuflüssen ist unbekannt. Fest steht, dass in der unteren Schlucht bei Morigerati signif ikant mehr Wasser den Berg verlässt als hier oben einströmt. Seitdem weiter nördlich der Bussento zum Lago Sabetta aufgestaut wurde, ging die einströmende Wassermenge zum Leidwesen der Naturschützer und Besucher signif ikant zurück, und nicht selten versickert nur noch ein dünnes Rinnsal im Karst. Ein weiteres Ausflugsziel in der Umgebung ist die Höhle des Erzengels Michael. Das Pilgerziel steht jährlich am 8. Mai, dem Patronatstag des Heiligen, im Zentrum der religiösen Hingabe. Ansonsten lässt sich die Fels- und Kulturlandschaft mit Feigen und Kastanien weitgehend ungestört genießen. Wanderung 11: Von Caselle in Pittari zur Michaelsgrotte → S. 256 Kurzer, unkomplizierter Pilgerweg mit moderatem Höhenunterschied Südlicher Cilento Der Altstadthügel von Caselle in Pittari 186 Südlicher Cilento Hin & weg Unkomplizierte Anfahrt über die Superstrada (SS 517), Ausfahrt Caselle in Pittari; günstig gelegene Parkplätze auf der Rückseite vom Rathaus. Veranstaltungen Palio del Grano, Erntefest mit Musik und traditionellen Kostümen, angebaut wird eine besondere, in Caselle in Pittari endemische Getreideart. Ein So Mitte Juli (www.paliodelgrano.it). Wandern Zum Inghiottitoio del Bussento: Der Ausgangspunkt für den Abstieg in die Schlucht, in der der Bussento ins Felsloch einströmt, ist nur mit dem Auto erreichbar: Vom Zentrum geht es auf der Via Nazionale nach Süden, dann auf Schilder „Inghiottitoio del Bussento“ bzw. „La Rupe“ achten. Auf der anderen Talseite an einer Rechtskurve bei den Schautafeln das Fahrzeug abstellen. Für den Abstieg ist gutes Schuhwerk nötig, wer den Weg nicht auf sich nehmen mag, erspäht nach wenigen Metern mit geübtem Auge bereits das Karstloch. Übernachten/Essen & Trinken Agriturismo Pittari, das recht günstig am Ortsrand gelegene Logis ähnelt eher einer Kleinpension als einem Bauernhof. Familiär und freundlich, nur 3 Zimmer teilen sich ein Bad. Behaglicher Frühstücksraum, Clorinda und Angelo sorgen sich rührend um das Wohl der Gäste. Das Restaurant ist für gute Landküche bekannt und öffnet nur nach Voranmeldung. Aug. geschlossen. DZ 45–50 €. Via Nazionale 168, ¢ 0974-988800. Sanza Mein Tipp: Tancredi, die Osteria in der Altstadt wird schwungvoll von den jungen Nachkommen der Adelsfamilie Florenzano in Morigerati betrieben. Die Zutaten der Küche stammen z. T. aus der eigenen Azienda, der Fattoria Tancredi, die Spezialität des Hauses ist die gegrillte Wurst. Sitzplätze im gediegenen, solide restaurierten Landhaus, man speist auf zwei Etagen oder auf der Terrasse. Mama kocht, die Küche lohnt einen Blick (→ Foto, S. 266). Auch Bar. Menü um 20 €. Tägl. außer Di, außer Sa/So nur am Abend. Via Salita della Chiesa, ♠ 3491742021, www.osteriatancredi.it. Zì Filomena, das qualitätsvolle Restaurant im Ortszentrum gibt es bereits seit 1932! Pasta und Dolci sind jeweils hausgemacht, darüber hinaus bietet die Speisekarte einen repräsentativen Querschnitt der regionalen Landküche. Saisonal wechselnde Gerichte mit vielen frischen Zutaten von Trüffel über Spargel bis zum schmackhaften Pilzragout, von allem wird reichlich aufgetischt. Gute Weine aus der Region, keine Freiplätze. Menü um 25 €. Viale Roma 11, ♠ 0974988024, www.ristorantezifilomena.it. La Pietra Azzurra, stolz war der Pizzaiolo Michele Croccia im Jahr 2009 auf den Titel des Vizeweltmeisters im Pizzabacken! Aber nicht nur die Pizza mundet vortrefflich, auch die cucina tipica cilentana lohnt den Weg hierher. Ehrliche Preise, einladender Speiseraum im Obergeschoss. Via Caporra 64 (im Ortszentrum), ♠ 0974-988779, www.ristorantelapietraazzurra.it. ca. 2800 Einwohner Die verkehrsgünstig gelegene Kleinstadt liegt bereits an der Schwelle zum Vallo di Diano. Die runde Kuppe des Altstadthügels ziert ein schlanker Stadtturm aus dem Mittelalter mit rundem Glockengeschoss und roter Ziegelhaube. Wenige Schritte weiter liegt die Piazza Plebiscito mit der Chiesa Santa Maria Assunta. Im Inneren des dreischiff igen Gotteshauses steht die Kultf igur der Madonna della Neve, die alljährlich am 26. Juli auf den Monte Cervati getragen wird (→ S. 206 f.). Sanza ist über die Cilento-Quertrasse (SS 517) mit eigener Ausfahrt rasch von der Küste und aus dem Vallo di Diano erreichbar. Startpunkt der Cervati-Besteigung ist die SP 18 in Richtung Rofrano (nach 1,5 km bef indet sich rechts eine Kalvarienstation und ein braunes Schild „Monte Cervati“). Ansonsten präsentiert sich Sanza weniger als Touristenziel sondern als Durchgangsstation und geograf isches Scharnier zwischen dem südlichen Cilento, dem wilden Herzen des Nationalparks rund um den Monte Cervati sowie dem Vallo di Diano.
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