Statement von Prof. Dr. Wolfgang Bergsdorf

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Prof. Dr. Wolfgang Bergsdorf
Bonn, 28. September 2015
Statement für die Pressekonferenz
Als ich 2007 auf der Generalversammlung in Fulda von Paul Mikat das Amt
des Präsidenten übernahm, war mir klar, dass ich nur dann bei der
Zukunftssicherung unserer Sozietät eine Erfolgschance haben würde,
wenn es gelänge, drei wesentliche Herausforderungen zu meistern:
Erstens: eine verstärkte Förderung des Nachwuchses,
zweitens: die Wende von der früher dominierenden Buchkultur hin zur
heute herrschenden digitalen Welt und
drittens: eine Transformation der Strukturen und Arbeitsformen unserer
Gesellschaft.
Erstens: Um die nachwachsende Generation von Wissenschaftlern und
Forschern an unsere Gesellschaft heranzuführen und sie an ihrer Arbeit zu
beteiligen,
hat
die
Görres-Gesellschaft
seit
jeher
besondere
Anstrengungen unternommen und vor allem dabei mit der Bischöflichen
Begabtenförderung Cusanuswerk zusammengearbeitet. Diese Kooperation
ist nun deutlich verstärkt worden. Stipendiaten des Cusanuswerkes, aber
auch anderen Nachwuchswissenschaftlern wird es ermöglicht, an der
Generalversammlung der Görres-Gesellschaft teilzunehmen.
Der Leiter des Cusanuswerkes, Professor Georg Braungart, arbeitet mit im
Vorstand. Eine Satzungsänderung sieht vor, den Vorsitzenden des
Cusanuswerkes qua Amt in den Vorstand zu berufen. Wir haben die
Habilitationsförderung wieder aufgenommen und wollen jährlich Preise für
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die beste Dissertation in den verschiedenen Fachgebieten ausloben, wie
dies in der Sektion Philosophie seit Jahren erfolgreich praktiziert wird. All
dies setzt voraus, dass wir auch künftig Erfolg haben bei der Anwerbung
von Drittmitteln.
Die zweite Herausforderung der Görres-Gesellschaft in den vergangenen
Jahren war unser Eintritt in das digitale Zeitalter. Mit viel Energie ist es
gelungen, alle Jahres- und Tagungsberichte der Görres-Gesellschaft seit
Beginn vor bald 140 Jahren in das Internet zu stellen. Denn die
nachwachsenden Generationen nutzen vollständig andere und neue
Formen
der
Publikation.
Informationsbeschaffung,
Die
Görres-Gesellschaft
der
Kommunikation
wird
deshalb
ihr
und
der
gesamtes
Publikationswesen auf die digitale Welt umstellen müssen. Bei einigen
wenigen Zeitschriften ist dies bereits schon jetzt gelungen. Weil wir hier
noch Erfahrungen sammeln mussten, hat der Verhandlungsprozess mit
dem Herder-Verlag länger gedauert. Wir werden die 8. Auflage unseres
Staatslexikons sowohl in einer Print- als auch in einer Digitalversion
parallel
publizieren.
Dabei
werden
wir
uns
bei
der
Neuauflage
konzentrieren auf das orientierende Wissen. Was anderswo zuverlässig
abgerufen werden kann, zum Beispiel Länderberichte und allgemeine
Biographien,
ist
verzichtbar.
Wie
auch
unsere
anderen
großen
Referenzwerke soll das Staatslexikon Wertorientierung anbieten. Das
Lexikon für Bioethik, das Handbuch für Wirtschaftsethik, das Handbuch für
Erziehungswissenschaften und das Handbuch der Katholischen Soziallehre
werden zusammen mit der entstehenden Neuauflage des Staatslexikons
jenen Pool orientierenden Wissens bilden, der eine einzigartige christlich
inspirierte Sicht der Welt bietet. Ursprünglich hatten wir gehofft, neben
der Arbeit an der Neuauflage des Staatslexikons auch die dringend
notwendige, vollständige Neubearbeitung und Neugestaltung unseres
bioethischen Referenzwerkes stemmen zu können. Dies ist leider nicht
möglich, weil unsere dank Paul Mikat thesaurierten Mittel durch das
Staatslexikon erschöpft werden. Für die Bioethik müssten zusätzliche
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Mittel
eingeworben
werden,
was
angesichts
der
stabilen
Wirtschaftskonjunktur leichter werden dürfte als bisher.
Drittens: Der Vorstand hat in den vergangenen Jahren viel Energie darauf
verwandt, Ideen zur Transformation der Strukturen und Arbeitsformen
unserer
Sozietät
Verbreiterung
zu
der
entwickeln.
Zu
Sektionsleitung,
diesen
die
Ideen
gehören
Einbeziehung
die
des
wissenschaftlichen Nachwuchses in unsere Arbeit, Verbesserungen für
unsere Institute in Rom, Jerusalem und das Interdisziplinäre Institut.
Diese Ideen wurden auch von der Evaluationskommission gewürdigt und
haben teilweise auch zu Vorschlägen für Satzungsänderungen geführt.
Eine der wichtigsten Empfehlungen der Evaluationsgruppe kann jetzt
umgesetzt werden: In den letzten Jahren ist die Fülle der Aufgaben, denen
sich der Vorstand und insbesondere das Präsidium zu stellen hatten, so
stark angewachsen, dass das Ehrenamt auf eine quasi Vollbeschäftigung
hinauslief. Deshalb hat die Evaluierungskommission vorgeschlagen, einen
hauptamtlichen
Generalsekretär/eine
hauptamtliche
Generalsekretärin
einzurichten und diese Position in der Satzung zu verankern. Auf
Vorschlag
der
Deutschen
Bischofskonferenz
wird
es
künftig
eine
Verwaltungs- und Bürogemeinschaft mit der ebenfalls im Albertinum
ansässigen Kommission für Zeitgeschichte geben. Dadurch wird es
möglich, einen Generalsekretär zu engagieren.
Er wird die Aufgabe haben, im engsten Benehmen mit dem neu gewählten
Präsidenten der Görres-Gesellschaft, Professor Bernd Engler, die operative
Arbeit unsere Sozietät zu leiten.