Programmheft Sonntag, 25. Oktober 2015, 10.30 Uhr, Grosser Casinosaal Ensemble Chamäleon Isabel Charisius Viola (Gast) Sonntag, 8. November 2015, 19.00 Uhr, Grosser Casinosaal Christian Zacharias Klavier Dienstag, 8. Dezember 2015, 20.00 Uhr, Theatersaal Dimitri Ashkenazy Klarinette Zuger Sinfonietta Sonntag, 17. Januar 2016, 11.00 Uhr, Grosser Casinosaal Herbert Lippert Tenor Kammer Solisten Zug Das Theater Casino neu erfinden Viele behaupten ja, man könne die Welt nicht neu erfinden. Schon klar, die Gesetze der Physik setzen uns gewisse Grenzen. Zum Beispiel folgende: Eine Geigerin, die weit draussen auf dem Zugersee auf einem Pedalo stehend spielt, wird am Ufer nicht mehr gehört. Stimmt? Stimmt nur halbwegs. Denn für solche Fälle haben wir zum Glück die heutige Technik. Und juhui, schon ist die Welt neu erfunden. Oder anders gesagt: Wenn wir dieses Pedalokonzert auf dem Zugersee nicht schon gemacht hätten, man müsste es glatt erfinden. Das gilt auch für ein 30-Stunden-Kulturfest, das man dann Lampenfieber nennen könnte. Aber eben. Haben wir halt auch schon gemacht. Letztes Jahr. Jaja. Erfinden wir halt wieder was bahnbrechend Neues. Zum Beispiel: Lasst uns das Theater Casino Zug komplett sanieren. Sagen wir so zwischen Sommer 2016 und Sommer 2017. Dann könnten wir nämlich eine ganze Saison lang ausserhalb des Theater Casino Zug spannende Kultur veranstalten. Und das Beste: Nicht nur die Idee wäre neu. Sondern nach dem ganzen Umbau auch das Theater Casino. Machen wir? Machen wir. Samuel Steinemann Intendant der Theater- und Musikgesellschaft Zug Ensemble Chamäleon Isabel Charisius Viola (Gast) Madeleine Nussbaumer Klavier Tobias Steymans Violine Luzius Gartmann Violoncello Sonntag, 25. Oktober 2015, 10.30 Uhr, Grosser Casinosaal Einführung mit Annelis Berger und den Künstlern Anschliessend Apero Jean Françaix (1912 –1997) Klaviertrio (1986) 5/8 = 52 Scherzande Andante Allegrissimo Lera Auerbach (geb. 1973) «Triptychon. Der Spiegel mit den drei Gesichtern» Klaviertrio Nr. 2 für Violine, Violoncello und Klavier (2012) Prelude (Left Exterior Panel). Moderato libero First Unfolding (Left Interior Panel). Allegro appassionato Second Unfolding (Right Interior Panel). Tempo di valzer Tell ’em What You See (Three Faces – Center Panel). Allegro assai Folding – Postlude (Right Exterior Panel). Adagio nostalgico KURZE PAUSE Pēteris Vasks (geb. 1946) Quartett für Violine, Viola, Violoncello und Klavier (2001) Preludio Danze Canti drammatici Quasi una passacaglia Canto principale Postludio Flügel: Steinway & Sons, Klavierhaus Bachmann, Wetzikon «Furchtlos»: Dieses Adjektiv würde Lera Auerbach wählen, müsste sie ihr Schaffen mit nur einem Wort beschreiben. Es ist ein Wort, mit dem sich auch die Haltung der anderen beiden Komponisten dieses Programms charakterisieren liesse. Es ist besonders die Furchtlosigkeit, unmittelbar mit dem Publikum kommunizieren zu wollen – unabhängig davon, welcher Stil in der engen Sparte der «Neuen Musik» gerade als angesagt gilt. Wie man dadurch selbst zum Klassiker wird, das zeigte Jean Françaix: Einerseits fest verwurzelt in dem neoklassisch-impressionistischen Stil des Paris der Zwanziger- und Dreissigerjahre blieb er doch zeitlebens mit geradezu kindlicher Neugier offen für die vielfältigsten Anregungen. Und schuf gerade dadurch Werke, wie das erst 1986 entstandene Klaviertrio, die überzeitlich durch Authentizität und handwerkliche Meisterschaft bestehen können. Schon der erste Satz wirkt mit seinem widerborstigen 5/8 Takt, dem verspielten Pizzicato und den lachenden Trillern im Klavier eingängig und überraschend zugleich. Kurzfristig versuchen Geige und Cello mit Kantilenen einen ernsthafteren und leicht sentimentalen Ton anzuschlagen – aber auf Dauer gelingt es ihnen nicht. Françaix hingegen gelingt das Kunststück, um auf diesen witzigen Satz auch noch ein ausgelassenes Scherzo folgen zu lassen. Wobei die leichtf üssig dahin trippelnden Themen nicht darüber hinwegtäuschen sollten, dass sie einander zugleich höchst kunstvoll imitieren und miteinander verschränkt sind. Einen Ruhepunkt, der fein zwischen Lyrik und musikalischer Prosa balanciert, stellt das Andante dar. Übersprudelnde Lebenslust mit deutlich hörbaren Echos der Unterhaltungsmusik in Pariser Varietés vermittelt, dann wiederum das Finale, für das Françaix die übliche Bezeichnung Allegro (heiter, fröhlich) zum «Allegrissimo» steigert. Ein facettenreiches Experiment wagte auch die aus der Sowjetunion stammende und 1991 in die USA ausgewanderte Lera Auerbach mit ihrem Klaviertrio «Triptychon. Der Spiegel mit den drei Gesichtern». Das 2012 uraufgeführte Werk greift in seinem Material zum Teil auf drei Sets von je 24 Preludes zurück, die Auerbach in den letzten Jahren für Klavier solo sowie für Geige und Cello mit Klavier geschrieben hat. In «Triptychon» verkörpern die drei Instrumente gleichsam drei Rollen oder Gesichter ein und derselben Person. Systematisch erkundet Auerbach dabei das Verhältnis jedes Instruments zu den anderen, wobei sie ihre Individualität und Konfliktfähigkeit ebenso erforscht wie ihre Fähigkeit zu Harmonie und Verschmelzung. Als Bild und Form für ihr Experiment dient Auerbach der Flügel altar. Der Blick des Betrachters heftet sich dabei zunächst auf den linken äusseren Flügel. Dieser wird im zweiten Satz gleichsam aufgeklappt, um seine Innenseite freizugeben. Dann öffnet sich in einem stilisierten Walzer auch der zweite Flügel, bevor der Blick sich dem Mittelstück widmet. Mit einem nostalg ischen Post ludium schliesst sich der rechte Flügel wieder und der Zuhörer nimmt Abschied von der Begegnung. Die Unterdrückung von Spiritualität und nationaler Eigenständigkeit in der ehemaligen Sowjetunion hat bei vielen dortigen Komponisten zu einer verstärkten Auseinandersetzung mit eben diesen Themen geführt. Dies ist auch bei dem Letten Pēteris Vasks der Fall, der in seinem Klavierquartett viel selbstverständlicher mit volksmusikalischen Anklängen sowie mit den meditativ-spirituellen Dimensionen von Musik umgeht, als das bei der westlichen Avantgarde üblich ist. Mit oft reduzierten Mitteln gelingt ihm dabei ein grossartiger Spannungsbogen: Er führt uns von einem gelassen suchenden Präludium über einen Tanzsatz zu den fast opernhaft dramatischen Linien der «Canti drammatici», in denen jedes Instrument seine Eigenständigkeit vorführen kann. Über der angedeuteten Form einer barocken Passacaglia mit ihrem wiederkehrenden Bassmotiv sammeln sich jedoch die Emotionen, um der ruhigen Meditation des «Canto principale» Raum zu geben, bevor auch hier ein Postludium den Hörer behutsam wieder in die Wirklichkeit entlässt. Isabel Charisius Madeleine Nussbaumer Isabel Charisius gehört zu den führenden Kammermusikerinnen ihrer Generation. Sie war Mitglied des legendären Alban Berg Quartetts, das Ehrenmitglied u.a. der Wiener Konzerthausgesellschaft ist und regelmässig auf allen bedeutenden Konzertpodien der Welt konzertierte – auch in eigenen Konzert-Zyklen (Wiener Konzerthaus, Royal Festival Hall in London, Zürcher Oper, Kölner Philharmonie, Alte Oper Frankfurt, Théâtre des Champs Elysées in Paris). Ausserdem war sie Solobratschistin bei den Münchner Philharmonikern, im Wiener Kammerorchester und beim Radiosinfonieorchester Wien. Als Solistin trat sie auch am Lucerne Festival, in der Münchner Philharmonie und im Auditorio Nacional de Música in Madrid auf. Madeleine Nussbaumer wurde in Zug geboren. Nach der Matura erreichte sie das Klavier-Lehrdiplom und 1973 das Solistendiplom mit Auszeichnung am Konservatorium Luzern bei Hubert Harry. Ihre vielseitige solistische und kammermu sikalische Konzerttätigkeit führt sie durchs In- und Ausland. Programme, die dem Konventionellen ausweichen und immer wieder auch selten aufgeführte Werke einbeziehen, gestalten ihre Aufführungspraxis. Weiter gehören auch Auftritte an den Internationalen Musikfestwochen Luzern, Rundfunk-, CD- und Schall plattenaufnahmen dazu. Sie ist Gründerin des Ensemble Chamäleon und Initiantin des Festivals «Sommerklänge». Weiter ist Madeleine Nussbaumer sehr er folgreich pädagogisch tätig. Isabel Charisius ist weltweit als Kammermusikerin gefragt und konzertiert sowohl auf der Viola als auch auf der Violine regelmässig mit führenden Ensembles und anerkannten Solisten. Neben ihrer intensiven Konzerttätigkeit widmet sie sich seit vielen Jahren und mit grosser Hingabe der Lehre und dem Coaching der neuen Musikergeneration. Von 2005 bis 2013 lehrte sie an der Musikhochschule Köln und im Jahre 2006 wurde sie an die Musikhochschule Luzern berufen, wo sie Viola und Kammermusik unterrichtet. Auch ihre Meisterkurse an renommierten Institutionen wie z.B. an der Guildhall School (London), Britten-Pears School (Aldeburgh), El Encuentro de Música y Academia in Santander, the Dutch String Quartet Academy in Amsterdam und an der Universität der Künste in Berlin sind weithin anerkannt. Seit Jahren gehören Studenten von Isabel Charisius zu den Preisträgern der wichtigsten Musikwettbewerbe und viele unter ihnen sind Mitglieder in führenden Orchestern und Ensembles. Isabel Charisius spielt die ABQ-Viola von Laurentius Storioni (1780), eine Viola von Peter Greiner (1999) und eine besondere Violine von Joannes Udalricus Eberle (1753). Ensemble Chamäleon Das «Ensemble Chamäleon» wurde 1990 gegründet und widmet sich seither mit grosser Hingabe der Kammermusik. Je nach Programm tritt es entweder in seiner Kernbesetzung als Klaviertrio auf oder nimmt weitere Musiker und ihre Klang farben dazu. Der Wechsel ist Programm – daher auch der Name Chamäleon. Das Ziel des Ensembles geht dahin, wertvolle kammermusikalische Literatur von der Klassik bis zur Moderne zur Aufführung zu bringen und zwar in einer ungewöhnlichen Mischung von Bekanntem mit Unbekanntem. Besondere Sorgfalt gilt der Programmgestaltung, die nicht von einer fixierten Besetzung des Ensembles abhängig ist. Tobias Steymans Mit 11 Jahren wurde er, bis dahin jüngster Student, in die Musikhochschule Köln aufgenommen. Nach dem Abitur absolvierte er sein Studium in den Meister klassen von Igor Ozim und Zakhar Bron, und schloss es mit dem Konzertexamen ab. Er ist Artist Diploma in Boston bei Joseph Silverstein. Er nimmt auch regel mässig an Festivals teil. So unter anderem an den Festivals von Schleswig Holstein, Verbier, Ravinia (USA) und Prussia Cove (England). Er ist Preisträger zahlreicher nationaler und internationaler Wettbewerbe (Georg Kuhlenkampff, Yfrah Neaman, Deutscher Musikrat). Seine solistischen Auftritte bringen ihn zur Kölner Philharmonie, in die Hamburger Musikhalle, in die Liederhalle Stuttgart, zum NDR Hannover, in die Meistersingerhalle Nürnberg, in die Beethovenhalle Bonn und ins Konzerthaus Berlin. Tobias Steymans ist Konzertmeister des Symphonieorchesters des bayerischen Rundfunks, München. Luzius Gartmann Der in Chur aufgewachsene Cellist Luzius Gartmann studierte nach der Matura bei André Navarra an der Musikhochschule Wien, wo er 1983 sein Konzertexamen ablegte. Weitere Studien brachten ihn mit Claude Starck und Boris Pergamen schikow sowie mit dem Alban Berg Quartett zusammen. Seit 1986 ist er Mitglied des Orchesters der Oper Zürich. Sein intensives Engagement v.a. im Bereich der Kammermusik führte ihn mit verschiedenen Formationen (Avalon Trio, Ensemble Chamäleon, Orion Trio) an bekannte Festivals und in viele Kulturzentren Europas. Mehrere Japan-Tourneen sowie zahlreiche Rundfunk- und CD-Aufnahmen zeugen von seiner Vielseitigkeit. Christian Zacharias Klavier Sonntag, 8. November 2015, 19.00 Uhr, Grosser Casinosaal Domenico Scarlatti (1685–1757) 5 Sonaten E-Dur K. 162 c-Moll K. 226 Es-Dur K. 193 f-Moll K. 183 f-Moll K. 386 Maurice Ravel (1875–1937) Sonatine I. Modéré II. Mouvement de menuet III. Animé Antonio Soler Ramos (1729–1783) 4 Sonaten Nr. 87 g-Moll Nr. 84 D-Dur Nr. 24 d-Moll Nr. 88 Des-Dur PAUSE Frédéric Chopin (1810–1849) Scherzo Nr. 1 h-Moll op. 20 4 Mazurken cis-Moll op. 41 Nr. 1 a-Moll op. 17 Nr. 4 a-Moll op. post. [KK2b Nr. 4] cis-Moll op. 30 Nr. 4 Scherzo Nr. 2 b-Moll op. 31 Flügel: Steinway & Sons, Klavierhaus Bachmann, Wetzikon Dass grosse Musik nicht lange dauern muss, wusste niemand besser als Domenico Scarlatti. Wie seine Altersgenossen Bach und Händel, grosse Klaviervirtuosen seiner Zeit, hat er sich allein mit seinen einsätzigen 555 Klaviersonaten, fest in die Geschichte der Klaviermusik eingeschrieben. Ihre Entstehung verdanken die stets zweiteiligen Sätze auch dem Übefleiss der portugiesischen Prinzessin und späteren spanischen Königin Maria Bárbara, als deren Cembalolehrer Scarlatti ab 1719 wirkte. Trotz der starren äusseren Form dürfte weder beim Komponisten noch bei der Schülerin je Langeweile aufgekommen sein: Denn feste aber intime Rahmen reizte Scarlatti sich systematisch und fantasiereich mit praktisch jedem kompositorischen Problem zu befassen. Gleich ob er mit Tempokontrasten spielt, atemberaubende Harmoniefolgen in den Satz einbrechen lässt oder die Hörer mit unerwarteten Wiederholungen neckt – immer wirken seine Miniaturen am Ende ausbalanciert. Hörbar begeisterten sie auch den 44 Jahre jüngeren katalanischen Komponisten, Tastenvirtuose und Geistlicher Antonio Soler Ramos, der Scarlatti in El Escorial kennengelernt hatte. Obwohl Soler ein intellektueller Musiker war – er beschäftigte sich eingehend mit Geschichte und Theorie der Musik – neigt er in schnellen Sätzen etwas mehr zu äusserer Virtuosität und Klangeffekten als sein Vorbild: So hören wir unter kaskadenartigen Läufen und lustvollen Wechseln von der höchsten zur tiefsten Lage auch pikante Klangfarbeneffekte, die Soler mit rasanten Tonwiederholungen erzeugt. Äusserste Virtuosität in kleinster Form bannte auch Maurice Ravel in seine 1905 vollendeten dreisätzigen Sonatine: Ihr letzter Satz enthält mit flirrenden Arpeggien, komplizierten Rhythmen und Passagen für ineinandergreifende Hände so viele Schwierigkeiten, dass Ravel davor zurückschreckte, ihn öffentlich vorzutragen. Seine Entstehung verdankt das Stück einem Kompositionswettbewerb der Zeitschrift Weekly Critical Review, die 1903 zur Komposition eines kurzen Sonatensatzes von 75 Takten aufrief. Ravel sollte der einzige Komponist sein, der sich an dem Unterfangen beteiligte – wobei er die geforderte Länge um 9 Takte überschritt. Dass sein Beitrag wegen des bald darauf erfolgten Bankrotts der Zeitschrift nicht gedruckt wurde, entmutigte Ravel nicht: Er ergänzte 1905 ein Menuett und das Finale und veröffentlichte sie bei dem Verlagshaus Durand, das ihm darauf eine feste Zusammenarbeit mit fixem Jahresgehalt anbot. Mit der Sonatine, in der sich die neue impressionistische Musiksprache mit An spielungen an alte Tanzformen und barocke Virtuosenstücke verbindet, hatte Ravel eine überkommene Form mit neuem Inhalt gefüllt. Nicht weniger eigenstän dige Neuschöpfungen stellen aber auch Frédéric Chopins Mazurken dar. Zwar sollen auch Eindrücke vom Spiel eines Volksmusikanten, den der 14-jährige auf dem Lande hörte, in die Mazurka op. 17 Nr. 4 eingeflossen sein. Und in der Mazurka op. 41 Nr. 1, die Chopin 1837 während seines Mallorca-Aufenthalts mit Georges Sand komponierte, zitiert er sogar ein polnisches Lied, das während des November aufstands in seiner Heimat grosse Popularität erlangt hatte. Doch mit dem Volkstanz Mazurka haben diese Anklänge kaum etwas zu tun: Vielmehr schuf Chopin einen neuen, poetischen Ausdruck von Heimatsehnsucht, in den klassische Kompositionsmittel ebenso einfliessen durften wie die ursprünglich aus dem Belcanto stammenden Fiorituren der Pariser Klavierschule. Umgekehrt eignete sich Chopin aber auch klassische Satzformen völlig neu an – am beeindruckendsten in seinen Scherzi, von denen das um 1831 entstandene erste Scherzo, ein polnisches Weihnachtslied zitiert. Was bei Beethoven ein oft mit rauem Humor versehener Entspannungsmoment in einer Sinfonie oder Sonate war, das erhält nun bei Chopin durch eine sinfonisch intensive Verarbeitung des Materials und die Gegenüberstellung von virtuosen Passagen mit bedeutsam-nostalgischen Melodien ein völlig neues Gewicht. Und dürfen dafür dann auch ein paar kostbare Momente länger dauern als jene ihrer Vorgänger. Christian Zacharias Mit einer einmaligen Kombination von Integrität und Individualität, brillanter sprachlicher Ausdrucksfähigkeit, tiefem musikalischen Verständnis und einem sicheren künstlerischen Instinkt, sowie mit seiner charismatischen und ein nehmenden Künstlerpersönlichkeit, etablierte sich Christian Zacharias nicht nur als weltweit führender Pianist und Dirigent, sondern auch als musikalischer Denker. Zunächst als Pianist und später als Dirigent entwickelte sich seine internationale Karriere mit zahlreichen umjubelten Konzerten mit den weltbesten Orchestern, herausragenden Dirigenten und zahlreichen Auszeichnungen sowie Aufnahmen. Zacharias’ Wunsch, langfristig mit gleichgesinnten Musikern künstlerisch zu arbeiten, wird in seinem Wirken als Dirigent, Pianist und Kammermusiker deutlich. Seit Beginn der Saison 2009/10 ist Christian Zacharias «Artistic Partner» des St. Paul Chamber Orchestra. Mit den Göteburger Symphonikern, dem Boston Symphony Orchestra, dem Kammerorchester Basel, dem Konzerthausorchester Berlin und den Bamberger Symphonikern pflegt er eine intensive Zusammen arbeit. In den Metropolen der Welt ist er zudem mit Rezitalen zu erleben und in Frank Peter Zimmermann, dem Leipziger Streichquartett oder Baiba Skride fand er harmonierende und inspirierende Kammermusikpartner. Regelmässig widmet sich Zacharias auch dem Opernrepertoire und leitete Produktionen von Mozarts Opern «La Clemenza die Tito» und «Le nozze di Figaro», sowie Offenbachs «La Belle Hélène». Otto Nicolais «Die lustigen Weiber von Windsor» dirigierte er Anfang 2015 an der Opéra Royal de Wallonie in Liège. Diese Produk tion wurde von der Association Professionnelle de la Critique Théâtre, Musique et Danse in Paris mit dem «Prix de l’Europe Francophone» 2014/2015 ausgezeichnet. Seit 1990 entstanden zudem diverse Filme mit Christian Zacharias: «Domenico Scarlatti in Sevilla», «Robert Schumann – der Dichter spricht» (beide für INA, Paris), «Zwischen Bühne und Künstlerzimmer» (für WDR-arte), «De B comme Beethoven à Z comme Zacharias» (für RTS, Schweiz) sowie die Aufnahme aller Klavierkonzerte von Beethoven (für SSR-arte). Zacharias’ musikalisches Wirken ist mit zahlreichen Ehrungen ausgezeichnet, darunter z. B. der Midem Classical Award «Artist of the Year» 2007 und die ehrenvolle Auszeichnung eines «Officier dans l’Ordre des Arts et des Lettres» vom ranzösischen Staat. Aus Rumänien erhielt er 2009 eine Ehrung für seine Verdienste um die Kultur. Zahlreiche von der internationalen Presse hoch gelobte Einspielungen entstanden in Zacharias’ Zeit als Künstlerischer Leiter und Chefdirigent des Orchestre de Chambre de Lausanne. Besonders hervorzuheben ist die Gesamtaufnahme aller Klavierkonzerte Mozarts, die Auszeichnungen wie den Diapason d’Or, Choc du Monde de la Musique und den ECHO Klassik erhielten. Seine neusten Einspielungen umfassen die vier Schumann Sinfonien, sowie die Berliner Sinfonien von C.P.E. Bach. Christian Zacharias ist Vorsitzender der Jury des Clara Haskil Wettbewerbs 2015 und 2017. Dimitri Ashkenazy Klarinette Daniel Huppert Leitung Zuger Sinfonietta Dienstag, 8. Dezember 2015, 20.00 Uhr, Theatersaal Einführung mit Annelis Berger um 19.15 Uhr Gastro-Special (Cüpli Prosecco und Lachsbrötli) in der Bar & Lounge ab 18.30 Uhr Mitglieder/Gönner der Theater- und Musikgesellschaft Zug sind am Montag, 7. Dezember, 19.00 bis 20.00 Uhr, zu einer offenen Probe im Theatersaal eingeladen (keine Anmeldung nötig) Unterstützt durch Landis & Gyr Stiftung Felix Mendelssohn (1809 –1847) Sinfonia für Streicher, Nr. 10 h-Moll Adagio – Allegro Jean Françaix (1912 –1997) Konzert für Klarinette und Orchester (1968) Allegro Scherzando Andantino Allegrissimo haft beherrschte der erst 14-Jährige den Streicherklang in der 1823 entstandenen zehnten dieser Jugendsinfonien. Die Bratschen sind hier in zwei selbständige Stimmen geteilt: Eine Anordnung die den Klang reicher, wärmer und sonorer macht und die Mendelssohn nutzt, um motivische Details auch in den Unterstimmen anzubringen und sogar die Geigen zeitweise ganz pausieren zu lassen. Dass er sich in dieser Zeit gedanklich auch schon mit der Bläserfamilie beschäftigt hat, merkt man seiner ein Jahr später entstandenen c-Moll- Sinfonie an, die er nachträglich als seine erste vollgültige Sinfonie anerkannte: Überwältigend wirkt die Souveränität mit der er plötzlich Flöten, Oboen, Klarinetten, Fagotte, Hörner, Trompeten und Pauken in die Instrumentation einbezieht und sie besonders im zweiten Satz eigenständig mit den Streichern dialogisieren lässt. PAUSE Jean Françaix (1912 –1997) Neuf Pièces caractéristiques (1973) Presto Amoroso Notturno Subito vivo Allegro Andantino Leggierissimo Moderato Finale Felix Mendelssohn (1809 –1847) Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 11 Allegro di molto Andante Menuetto. Allegro molto Allegro con fuoco Orchesterkonzerte sind wie Familientreffen – von Instrumenten. Dominiert werden sie meist von der grossen Streicherfamilie sowie von den kleineren aber bunteren Sippen der Holz- und Blechbläser. Ein Komponist, der erfolgreich sein will, muss sich mit beiden Clans bestens verstehen. Und doch wird sich fast immer ein kleines Faible für die eine oder andere Seite bemerkbar machen. So auch bei Felix Mendelssohn Bartholdy. Sein Hauptinstrument war zwar das Klavier, nebenher nahm er auch Geigenund Bratschenunterricht beim späteren Kapellmeister der Berliner königlichen Kapelle, sowie bei dem früh verstorbenen Virtuosen Eduard Ritz. Und so ist es kein Wunder, dass er sich seinen Weg zur grossen Sinfonie mit Streicherwerken bahnte. Dies geschah in den zwölf Streichersinfonien, die er als Jugendlicher auf Anregung seines Kompositionslehrers Carl Friedrich Zelter schrieb. Meister- Die hörbare Nähe des Menuetts zu Mozarts später g-Moll-Sinfonie scheint Mendelssohn etwas geniert zu haben, da er den Satz für eine frühe Aufführung 1829 in England vorübergehend durch einen Satz aus seinem Oktett ersetzte. Doch letztlich balanciert er sowohl hier als auch im Finale Übernommenes durch individuelle Eingebungen aus: Etwa dann, wenn die Streicher im Mittelteil des Menuetts die choralartige Melodie der Bläser umspielen, um sich schliesslich über düsteren Paukenschlägen aufzufächern oder wenn sie im letzten Satz karge Holzbläsereinwürfe im stimmungsvollem Pizzicato untermalen. Wie Mendelssohn war auch Jean Françaix von Haus aus ein Klaviervirtuose, doch fühlte er sich daneben besonders zu den Holz- und Blechblasinstrumenten hin gezogen. Paris war hierfür ein guter Ort: Im Laufe des 19. Jahrhunderts hatte sich vor Ort Dank herausragender Virtuosen die Form des Bläserquintetts etabliert und auch der Instrumentenbau konnte mit zahlreichen Innovationen aufwarten, zu denen die Erfindung des Saxophons sowie die Entwicklung der modernen Böhm-Klarinette gehören. Françaix' Instrumentierungskunst für Bläser lässt sich in Reinkultur in seinen 1973 entstandenen 9 Pièces caractéristiques erleben, die für ein doppeltes Bläserquintett aus je zwei Flöten, Oboen, Klarinetten, Fagotten und Hörnern geschrieben sind. Virtuos nutzt der Komponist die Fähigkeit der Holzbläser, durch oft sekundenschnelle Wechsel zwischen Begleitung und melodischer Führung, einen kaleidoskopartig schillernden, vielfarbigen Satz zu kreieren. Auch in seinem 1968 uraufgeführten Klarinettenkonzert geben oft die Orchesterbläser vor den Streichern den Ton an, wobei besonders die Flöten den Solopart reizvoll umspielen. Der Komponist selber verglich das Stück mit einer Kunstflugvorführung «inklusive Loopings, Turns und Sturzflüge, die ziemlich aufregend für Solisten sind», so dass dieser «einen guten Magen und einige tausend Flugstunden auf dem Buckel haben sollte.» Der «charmante» zweite Satz sei dagegen «wie ein langer Gleitflug» bei dem der Pilot darauf zu achten habe, nicht in einen Strömungsabriss zu geraten. «Am Ende», so fährt der Komponist fort, «schaltet der Pilot seine lauten Motoren wieder an, sorglos bis zu dem Punkt, seine Militärfliegermütze mit der wehenden Perücke eines Clowns zu vertauschen.» Dimitri Ashkenazy Dimitri Ashkenazy wurde 1969 in New York geboren. 1978 siedelte er mit seinen Eltern von seinem Heimatland Island in die Schweiz um, wo er seither lebt. Seinen ersten Musikunterricht erhielt er am Klavier im Alter von sechs Jahren. Vier Jahre später wechselte er zur Klarinette und wurde Schüler von Giambattista Sisini. 1989 tritt er unter Beibehaltung des Lehrers ins Konservatorium Luzern ein, wo er vier Jahre später sein Studium «Mit Auszeichnung» abschloss. Dirigate führten ihn u.a. zum MDR Sinfonieorchester Leipzig, zur Magdebur gischen Philharmonie, den Jenaer Philharmonikern, zum Staatsorchester Darmstadt, zum Österreichischen Ensemble für Neue Musik, zum Orchester der Musikalischen Komödie der Oper Leipzig, zum Loh-Orchester Sondershausen, zum Radio Sinfonie Orchester Sofia, den Neubrandenburger Philharmonikern und zum Leipziger Symphonieorchester. Daniel Huppert war Stipendiat des Dirigentenforums des Deutschen Musikrates. Operngastdirigate leitete er am Staatstheater Darmstadt mit «Die Zauberflöte» und «Carmen». 1992 – 93 war er Mitglied des Schweizer Jugend-Sinfonie-Orchesters, und von 1993 – 95 gehörte er dem Gustav Mahler Jugendorchester an. Seit 1991 führt eine rege Konzerttätigkeit Dimitri Ashkenazy in alle Welt. So trat er in der Hollywood Bowl von Los Angeles auf, im Sydney Opera House, in der Suntory Hall in Tokyo, der Royal Festival Hall in London, bei den Salzburger Festspielen, im Prager Rudolfinum, sowie in der Salle Pleyel in Paris auf, um nur einige zu nennen. In der Saison 2015/16 wird Daniel Huppert an der Komischen Oper Berlin die Neuproduktion von «Hoffmanns Erzählungen» in der Regie von Barry Kosky dirigieren und es sind Operndirigate an Deutschen und Österreichischen Opernhäusern, sowie Konzertdirigate bei diversen ebenfalls deutschen und österreichischen Orchestern geplant. Neben seinen Konzertverpflichtungen hat Dimitri Ashkenazy bereits an zahl reichen CD-, Radio- und Fernsehproduktionen mitgewirkt, mit erschienenen Aufnahmen u.a. bei paladino, Orlando, Pan Classics, Decca, DUX und Ondine. Ein ladungen als Gastdozent für Meisterkurse führten ihn zur Australian National Academy in Melbourne, zum Merit Music Program in Chicago, zur Universität von Oklahoma City, zum College of Music in Reykjavík und zu den Conservatorios Superiores von San Sebastián und Granada. Zuger Sinfonietta Daniel Huppert Das Orchester arbeitet mit national und international renommierten Künstlern zusammen, unter anderem mit Kolja Blacher, Olli Mustonen, Chiara Skerath, Thomas Hürlimann, Paul Meyer, Benjamin Schmid, Eliana Burki oder Giora Feidmann. Philippe Bach war langjähriger Chefdirigent. Zur Konzertsaison 16/17 wird Daniel Huppert Chefdirigent der Zuger Sinfonietta. Daniel Huppert wurde 1980 in Kaiserlautern geborenen und studierte Violoncello, Dirigieren sowie Musikwissenschaft und Germanistik in Weimar und Saarbrücken, u.a. bei Prof. Gunther Kahlert und Prof. Nicolás Pasquet. Weiterhin lernte er in Studien und Assistenzen bei Gabriel Feltz, George Alexander Albrecht, Lutz Herbig, Jac van Steen, Georg Fritzsch und Constantin Trinks. Im Jahr 2007 übernahm er die künstlerische Leitung des Kammerorchesters des Festivals junger Künstler Bayreuth. Nach seinem Debüt im Gewandhaus zu Leipzig 2008, als jüngster Dirigent in der traditionsreichen Geschichte der Leipziger Universitätsmusik, folgte Anfang 2010 das Operndebüt am Theater Nordhausen mit dem Loh-Orchester Sondershausen mit Mozarts «Gärtnerin aus Liebe». Die Zuger Sinfonietta, 1998 gegründet, gehört zu den führenden Orchestern der Zentralschweiz. Sie steht heute wie damals für innovative Konzertprogramme. So wird zum Beispiel klassische Musik in Verbindung mit anderen Kunstgattungen gebracht wie Theater, Schauspiel, Film, Video, Tanz, Malerei, Literatur sowie mit unterschiedlichen Musikstilen wie Jazz, Volksmusik, Electronics oder Improvi sation. Der Zuger Sinfonietta wird eine grosse Spielfreude, homogenes Zusammenspiel und Musizieren auf höchstem Niveau attestiert. Seit Jahren veranstaltet die Zuger Sinfonietta eigene Konzerte in den Zuger Gemeinden, um ein möglichst breites Publikum erreichen zu können. Gute Partner findet es hier in den jeweiligen Kulturkommissionen und -vereinen. Ebenfalls 2010 gewann er den 2. Deutschen Operettenpreis für junge Dirigenten der Oper Leipzig und war Preisträger des Dirigentenwettbewerbs des MDR Sinfonieorchesters Leipzig. Bis Ende 2010 war Huppert ausserdem als Assistant du chef d’orchestre an der Opéra national de Paris (Bastille) engagiert. Auftritte beim Lucerne Festival, Davos Festival, bei den Murten Classics, bei der «Stubete am See» und bei weiteren Schweizer Veranstaltern, sowie Live-Konzertaufnahmen durch Radio SRF2 unterstreichen das nationale Interesse an den Programmen der Zuger Sinfonietta. Im Fokus des Kammerorchesters aus Zug steht aber auch das junge Konzertpublikum. Gemeinsam mit verschiedenen Partnern werden Musikvermittlungsprojekte erarbeitet und durchgeführt. Daniel Huppert ist seit der Spielzeit 2012/13 Generalmusikdirektor der Mecklenburgischen Staatskapelle Schwerin und war vorher dort als 1. Kapellmeister tätig. Die Zuger Sinfonietta erhält Subventionen von Stadt und Kanton Zug, sowie Beiträge von Stiftungen, Gemeinden, Sponsoren und dem eigenen treuen Gönnerkreis. Konzertmeisterin Myrtha Spahr Violinen Sari Erni-Ammann (Stimmführerin 2. Violinen) Susanne Bitterlin-Arnold Mia Lindblom Judith Lötscher Sibylle Moor Helen Steinemann-Müller François Theis Alice Velian Barbara Weber Andrea Zaugg Abicht Viola Dominik Fischer (Stimmführer) Christina Gloor Daphne Unseld Marlène Züsli-Spahr Violoncello Jonas Iten (Stimmführer) Götz Kelling-Urban Annapaola Zisman-Jacomella Kontrabass Kaspar Wirz (Stimmführer) Nikola Ajdacic Flöte Flavio Puntin (Solo) Andrea Huber Oboe Sabina Novak (Solo) Peter Vögeli Klarinette Markus Beeler (Solo) Simon Glauser Horn Patrick Gasser (Solo) Alois Hugener Trompete Hans-Peter Wigger (Solo) Roland Klaus Pauke/Schlagzeug Roman Kündig (Solo) Herbert Lippert Tenor Kammer Solisten Zug Esther Pitschen Flöte Maria Alba Carmona Tobella Oboe Etele Dósa Klarinette Hanna Rasche Horn Stefan Buri Fagott Anna-Maria Hölscher Akkordeon Sonntag, 17. Januar 2016, 11.00 Uhr, Grosser Casinosaal Anschliessend Apero Am Samstag, 16. Januar, findet von 9.30 bis 12.30 Uhr in der Musikschule Zug ein öffentlicher Workshop mit Herbert Lippert statt. Franz Schubert (1797 –1828) «Winterreise» D 911. Liederzyklus in der Ensembleversion von Normand Forget 1. Fremd bin ich eingezogen 2. Der Wind spielt mit der Wetterfahne 3. Gefrorne Tropfen fallen von meinen Wangen ab 4. Ich such im Schnee vergebens nach ihrer Tritte Spur 5. Am Brunnen vor dem Tore da steht ein Lindenbaum 6. Manche Trän aus meinen Augen 7. Der du so lustig rauschtest, du heller wilder Fluss 8. Es brennt mir unter beiden Sohlen 9. In die tiefsten Felsengründe lockte mich ein Irrlicht hin 10. Nun merk ich erst, wie müd ich bin, da ich zur Ruh mich lege 11. Ich träumte von bunten Blumen 12. Wie eine trübe Wolke durch heitre Lüfte geht 13. Von der Strasse her ein Posthorn klingt 14. Der Reif hat einen weissen Schein 15. Eine Krähe war mit mir aus der Stadt gezogen 16. Hie und da ist an den Bäumen 17. Es bellen die Hunde, es rasseln die Ketten 18. Wie hat der Sturm zerrissen des Himmels graues Kleid 19. Ein Licht tanzt freundlich vor mir her 20. Was vermeid ich denn die Wege 21. Auf einen Totenacker hat mich mein Weg gebracht 22. Fliegt der Schnee mir ins Gesicht 23. Drei Sonnen sah ich am Himmel stehn 24. Drüben hinterm Dorfe steht ein Leiermann «Düster gestimmt» und «angegriffen» – so wirkte Franz Schubert im Herbst des Jahres 1827 auf seine Freunde. Doch als ihn sein Joseph von Spaun nach dem Grund fragte, antwortete er lediglich: «Nun, ihr werdet es bald hören und begreifen.» Einige Zeit später bat er seinen Freundeskreis in das Haus von Franz Schober: er wolle ihnen «einen Zyklus schauerlicher Lieder» vorsingen: «Ich bin begierig zu sehen, was ihr dazu sagt. Sie haben mich mehr angegriffen, als dieses bei an deren Liedern der Fall war.» Der Zyklus, den der Komponist «mit bewegter Stimme» vortrug, war die «Winterreise». Und obwohl die Freunde über die ungewohnt düstere Stimmung verwirrt waren, blieb Schubert selbstbewusst, indem er bekannte: «Mir gefallen diese Lieder mehr als alle und sie werden euch auch noch gefallen». Nicht nur was die Meinung seiner Freunde betraf, sollte er Recht behalten: Die 24 Lieder nach Gedichten Wilhelm Müllers gelten als ein Hauptwerk Schuberts und nach wie vor als einer der bedeutendsten Liedzyklen überhaupt. Die Art und Weise wie das Werk dem Publikum präsentiert und von diesem wahrgenommen wurde, hat sich dabei seit der ersten Aufführung, durch den sich selbst am Klavier begleitenden Komponisten, immer wieder verändert. So waren bei den ersten öffentlichen Darbietungen von Liedern aus der «Winterreise» in den Jahren 1828 und 1829 lediglich «Gute Nacht», «Der Lindenbaum» und «Im Dorfe» zu hören – denn öffentliche Liederabende vor grossem Publikum bildeten sich erst Mitte des 19. Jahrhunderts heraus. Auch das Verständnis des Textes war einem Wandel unterworfen: In ihren Erin nerungen brachten Schuberts die Lieder mit der verzweifelten persönlichen Lage des 1827 (wahrscheinlich an Syphilis) erkrankten Komponisten in Verbindung. Dass die Texte, die Schubert der verbotenen, oppositionellen Zeitschrift «Urania» entnahm, auch zwischen den Zeilen herauszulesende politische Nebenbedeutung gehabt haben dürften, haben Musik- und Literaturwissenschaft dagegen erst in den letzten Jahrzehnten herausgearbeitet: So lässt sich der «Winter» als Symbol für die bedrückende Situation freiheitlich gesinnter Bürger während der Restauration Metternichs verstehen. Doch auch klanglich hat die «Winterreise» eine bewegte Reise durch die Zeiten hinter sich: Zwischen dem rechteckigen Tafelklavier an dem Schubert, nach einer aus der Erinnerung gefertigten Zeichnung Moritz von Schwinds, seine «Schubertiaden» abhielt und dem modernen Konzertflügel liegen Welten. Und so ist eine Bearbeitung der Stücke, wie sie der kanadische Oboist Normand Forget vor gelegt hat, nicht nur als Verfremdung zu verstehen, sondern kann auch als ein Mittel betrachtet werden, verlorene Wahrheiten und übersehene Details wieder ans Licht zu bringen. Mit dem Klangfarbenreichtum der Klaviere der Schubertzeit hat die von Forget gewählte Besetzung aus Bläserquintett und Akkordeon auf ihre Weise durchaus mehr zu tun als mit einem modernen Steinway. Wobei das Akkordeon übrigens exakt zu der Zeit in Wien entwickelt wurde, als Schubert den Liederzyklus komponierte. Ohne den Notentext in seiner Substanz zu verformen, gibt Forget der vieldeutigen Winterlandschaft ihre Farben zurück: Facet tenreich malt Forget das Spiel des Windes in «Die Wetterfahne» mit den Holzbläsern aus. Plastisch zeichnen Flöte und Klarinette den Flug der über dem Haupte des Wanderers schwebenden Krähe nach. Gewissermassen sich selbst darf das Horn bei den Signalen des Postillons in die «Die Post» spielen, während sich in «Gute Nacht» ein Instrument nach dem anderen dem «Mondenschatten», der den Wanderer begleitet, eine tröstende Färbung verleiht. Herbert Lippert Der gebürtige Linzer und ehemalige Wiener Sängerknabe Herbert Lippert zählt zu den gefragten Tenören unserer Zeit. Die ersten Förderer seiner Stimme waren Sir Georg Solti und Wolfgang Sawallisch, unter deren Leitung zahlreiche Aufnahmen wie «Die Schöpfung», «Don Giovanni» und «Die Meistersinger von Nürnberg» entstanden. 1997 wurde Herbert Lippert für die Interpretation der Rolle des David in «Die Meistersinger von Nürnberg» unter der Leitung von Sir Georg Solti mit dem Grammy Award ausgezeichnet. Vor allem in Werken Mozarts ist der Künstler an vielen der wichtigsten Opernhäuser aufgetreten, u.a. an der Bayerischen Staatsoper München, am Royal Opera House Covent Garden London, am Teatro alla Scala di Milano, am Teatro Colon Buenos Aires, Opera Bastille und Opera Garnier in Paris, sowie bei den Salzburger Festspielen. Seine enge und freundschaftliche Verbindung zu den Wiener Philharmonikern führte zur Gründung eines eigenen Ensembles «Herbert Lippert und seine Philharmonischen Freunde», das sich unter anderem der «silbernen Operetten-ära» – und hier vor allem den vertriebenen Komponisten als auch dem Sänger Richard Tauber – widmet. Zu den grossen Erfolgen des Liedsektors zählen Liederabende mit Wolfgang Sawallisch, Maurizio Pollini und Fabio Luisi. Im Moment widmet er sich dem Lied gesang in Zusammenarbeit mit dem Pianisten Eduard Kutrowatz. Nach einer 15-jährigen intensiven Betätigung am Konzertsektor legt Herbert Lippert nun einen neuen Schwerpunkt auf das Opernrepertoire, mit dem künstlerischen Zentrum der Wiener Staatsoper, dessen Ensemble er seit 2010 angehört. Bei der Eröffnungspremiere der neuen Wiener Staatsoperndirektion sang er im Oktober 2010 in Hindemiths «Cardillac» den «Offizier» unter Franz Welser Möst. Es folgten Auftritte als «Erik» im fliegenden Holländer, als «Matteo» in Arabella, als «Jim Mahoney» in Mahagonny, als «Eisenstein» in der Fledermaus, als «Loge» im Rheingold, als «Bacchus» in Ariadne auf Naxos und als «Peter Grimes» in der gleichnamigen Oper. In der Spielzeit 2015/2016 ist er unter anderem wieder als «Erik» im fliegenden Holländer, «Golyzin» in Chowanschtschina und als «King of Naples» in the Tempest zu hören. Kammer Solisten Zug Die Kammer Solisten Zug wurden im Jahr 1990 gegründet. Der Fagottist Stefan Buri ist eines der Gründungsmitglieder und seit vielen Jahren künstlerischer Leiter. Jede Konzertsaison studieren sie fünf neue Programme ein. Im Repertoire sind heute über 250 Werke aus der Zeit des Frühbarocks bis in die Gegenwart, mit Komponistennamen von Aho bis Zelenka. Die Spielfreude und Qualität ist durch zwei CDs dokumentiert, Werke für Bläseroktett, gespielt auf historischen Instrumenten. Seit 2012 ist das Bearbeiten von Schubert-Opern für «Harmonie» (Bläserensemble) ein grosses Projekt der Kammer Solisten. Fünf solche Opern-Bearbeitungen wurden in den vergangenen Jahren aufgeführt. Die neuste Bearbeitung der Oper «Fierrabras» wurde im Herbst 2015 aufgenommen und ist die neuste CD-Produk tion der Kammer Solisten Zug. Öffentlicher Workshop Alle interessierten Sängerinnen und Sänger – egal ob Amateur oder Profi – können Herbert Lippert einen Teil aus der Winterreise vorsingen. Herbert Lippert will den Zuhörern seines Konzerts mit diesem besonderen Angebot die Musik näher bringen. Der Workshop wird ermöglicht durch eine private Spende. Die Teilnahme ist kostenlos und steht auch Zuhörern offen. Information: Sekretariat der Musikschule Zug, Bundesstrasse 2, Tel. 041 709 00 90 www.musikschulezug.ch Anmeldung (nur für aktiv teilnehmende Sänger(innen) nötig) per Mail an: [email protected] Eine Zusammenarbeit der Kammer Solisten Zug und der Musikschule Zug. Gönnen Sie sich einen Stammplatz. Geniessen Sie Kulturrabatt. Kartenverkauf und Information U25, Studierende und KulturLegi Alle Personen unter 25, Studierende und KulturLegi-Inhaber erhalten Karten zum Ein heitspreis von CHF 20 in allen Kategorien, ab 1 Monat vor Verans taltung *. Der Bezug ist über sämtliche Vertriebskanäle (auch Internet) möglich. * mit STUcard auch schon früher Werden Sie Mitglied oder Gönner der Theater- und Musikgesellschaft Zug. Ihre Vorteile als Mitglied Ihre Vorteile als Gönner Vorverkauf – 10 % Ermässigung auf Einzelkarten (Einzelmitglied: 1 Karte pro Vorstellung, Paarmitglied: 2 Karten pro Vorstellung) – 10% Ermässigung auf Einzelkarten (Einzelgönner: 1 Karte pro Veranstaltung, Paargönner: 2 Karten pro Veranstaltung) – Mitgliedsrechte des Vereins Theater- und Musikgesellschaft Zug (Einzelmitglied: 1 Stimmrecht, Paarmitglied: 2 Stimmrechte) – Anrecht auf Ihren Stammplatz in den besten Sitzreihen (Buchung vor dem regulären Vorverkaufsstart; Ihr Platzwunsch wird gerne nach Möglichkeit berücksichtigt.) Internet www.theatercasino.ch Sitzplatzgenaue Buchung, Bezahlung mit Kreditkarte oder Rechnung, Eintrittskarte zum Selberausdrucken ( Print@home ) –Sonderangebote und Einladungen: – Offene Probe – Plätze in den vordersten Sitzreihen – Mitgliedsrechte des Vereins Theater- und Musikgesellschaft Zug (Einzelgönner: 1 Stimmrecht, Paargönner: 2 Stimmrechte) – Informationen finden Sie auf den Veranstaltungsseiten – Namentliche Erwähnung im Saisonprogramm, auf der Webseite und auf der Gönnerliste im Theater Casino Zug – Programminformationen – Jährlicher Anlass exklusiv für Gönner Ihre Unterstützung für eine wichtige Sache – Einzelmitgliedschaft : CHF 70 – Paarmitgliedschaft : CHF 100 – Sonderangebote und Einladungen: – Offene Probe – Plätze in den vordersten Sitzreihen – Informationen finden Sie auf den Veranstaltungsseiten – Gönnerlounge: Bei auserwählten Vorstellungen laden wir unsere Gönner zu einem Drink in der Bar & Lounge ein, jeweils ab einer Stunde vor der Vorstellung r nte nu a .ch sich Sie casino n er lde Me .theat w ww – Programminformationen Ihre Unterstützung für eine wichtige Sache – Einzelgönner: CHF 400 – Paargönner : CHF 600 – Firmengönner : CHF 1100 Telefon 041 729 05 05 Mo – Fr 9 –1 3 und 14 – 16 Uhr (Ausnahmen: Zwischen Weihnachten und Neujahr geschlossen) Vor Ort Theater Casino Zug Artherstrasse 2– 4 Mo – Fr 9 –1 3 und 14 – 16 Uhr (Ausnahmen: Zwischen Weihnachten und Neujahr geschlossen) Sämtliche Starticket-Verkaufsstellen in der Schweiz ( z. B. Poststellen in Zug*, Baar, Cham, Rotkreuz; Coop City Zug, Manor Zug ) *Mo – Fr 8 – 21, Sa und So 8 – 20 Uhr Vor der Veranstaltung Die Vorstellungskasse öffnet 60 Minuten vor Veranstaltungsbeginn. Zahlungsmöglichkeiten und Gebühren Post-Zustellung bei Bezahlung mit Kreditkarte CHF 5, gegen Rechnung CHF 10 Folgende Karten werden akzeptiert : Mastercard, Visa, Maestro * und Postcard * ( * ausser Telefon- und Internetverkauf ) Hinweis : Die Ausweiskontrolle findet direkt bei der Eintrittskontrolle der Veranstaltung statt. Der Einheitspreis ist nicht kumulierbar mit an deren Ermässigungen. Schul- und Musikschulklassen Wir heissen Schul- und Musikschulklassen in unseren Veranstaltungen herzlich willkommen und offerieren einen vergünstigten Einheitspreis von CHF 11 pro Person ( inkl. Lehrpersonen ). Für mehr Informationen und Ihre Bestellung nehmen Sie bitte mit dem Kartenverkauf ( 041 729 05 05, [email protected] ) Kontakt auf. Veranstalter Theater- und Musikgesellschaft Zug Aegeristrasse 8 Postfach 6301 Zug Telefon 041 729 10 50 Fax 041 729 10 51 [email protected] www.theatercasino.ch Wir danken für Ihr Verständnis, dass bereits bezogene bzw. gelieferte Karten nicht zurück genommen oder umgetauscht werden können. Unsere nächsten Klassik-Konzerte Mittwoch, 20. Januar 2015, 20.00 Uhr, Grosser Casinosaal Albrecht Mayer, Oboe Festival Strings Lucerne Daniel Dodds, Konzertmeister/Leitung Mittwoch, 27. Januar 2016, 20.00 Uhr, Grosser Casinosaal Esther Hoppe, Violine Cristian Budu, Klavier Sonntag, 28. Februar 2016, 9.00 Uhr, Theatersaal Martin Stadtfeld, Klavier Münchner Kammerorchester Daniel Giglberger, Konzertmeister/Leitung Freitag, 11. März 2016, 20.00 Uhr, Grosser Casinosaal Kolja Blacher, Violine Clemens Hagen, Violoncello Kirill Gerstein, Klavier Herausgeber Theater- und Musikgesellschaft Zug Redaktion Samuel Steinemann, Judith Brügger Texte Carsten Niemann Gestaltung Christen Visuelle Gestaltung, Zug Bilder PD Druck Multicolor Print, Baar Blumendekoration von Bellefleur, Zug Veranstaltungen der Theater- und Musikgesellschaft Zug w w w . theatercasino.ch
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