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Programmheft
Sonntag, 25. Oktober 2015, 10.30 Uhr, Grosser Casinosaal
Ensemble Chamäleon
Isabel Charisius Viola (Gast)
Sonntag, 8. November 2015, 19.00 Uhr, Grosser Casinosaal
Christian Zacharias
Klavier
Dienstag, 8. Dezember 2015, 20.00 Uhr, Theatersaal
Dimitri Ashkenazy
Klarinette
Zuger Sinfonietta
Sonntag, 17. Januar 2016, 11.00 Uhr, Grosser Casinosaal
Herbert Lippert
Tenor
Kammer Solisten Zug
Das Theater Casino
neu erfinden
Viele behaupten ja, man könne die Welt nicht neu erfinden.
Schon klar, die Gesetze der Physik setzen uns gewisse
Grenzen. Zum Beispiel folgende: Eine Geigerin, die weit
draussen auf dem Zugersee auf einem Pedalo stehend spielt,
wird am Ufer nicht mehr gehört. Stimmt? Stimmt nur
halbwegs. Denn für solche Fälle haben wir zum Glück die
heutige Technik. Und juhui, schon ist die Welt neu
erfunden. Oder anders gesagt: Wenn wir dieses Pedalokonzert
auf dem Zugersee nicht schon gemacht hätten, man müsste
es glatt erfinden. Das gilt auch für ein 30-Stunden-Kulturfest,
das man dann Lampen­fieber nennen könnte.
Aber eben. Haben wir halt auch schon gemacht. Letztes Jahr.
Jaja. Erfinden wir halt wieder was bahnbrechend Neues.
Zum Beispiel: Lasst uns das Theater Casino Zug komplett
sanieren. Sagen wir so zwischen Sommer 2016 und Sommer
2017. Dann könnten wir nämlich eine ganze Saison
lang ausserhalb des Theater Casino Zug spannende Kultur
veranstalten. Und das Beste: Nicht nur die Idee wäre neu.
Sondern nach dem ganzen Umbau auch das Theater Casino.
Machen wir? Machen wir.
Samuel Steinemann
Intendant der Theater- und Musikgesellschaft Zug
Ensemble Chamäleon
Isabel Charisius Viola (Gast)
Madeleine Nussbaumer Klavier
Tobias Steymans Violine
Luzius Gartmann Violoncello
Sonntag, 25. Oktober 2015, 10.30 Uhr, Grosser Casinosaal
Einführung mit Annelis Berger und den Künstlern
Anschliessend Apero
Jean Françaix (1912 –1997)
Klaviertrio (1986)
5/8 = 52
Scherzande
Andante
Allegrissimo
Lera Auerbach (geb. 1973)
«Triptychon. Der Spiegel mit den drei Gesichtern» Klaviertrio Nr. 2 für Violine, Violoncello
und Klavier (2012)
Prelude (Left Exterior Panel). Moderato libero
First Unfolding (Left Interior Panel). Allegro appassionato
Second Unfolding (Right Interior Panel). Tempo di valzer
Tell ’em What You See (Three Faces – Center Panel). Allegro assai
Folding – Postlude (Right Exterior Panel). Adagio nostalgico
KURZE PAUSE
Pēteris Vasks (geb. 1946)
Quartett für Violine, Viola, Violoncello und Klavier (2001)
Preludio
Danze
Canti drammatici
Quasi una passacaglia
Canto principale
Postludio
Flügel: Steinway & Sons, Klavierhaus Bachmann, Wetzikon
«Furchtlos»: Dieses Adjektiv würde Lera Auerbach wählen, müsste sie ihr Schaffen
mit nur einem Wort beschreiben. Es ist ein Wort, mit dem sich auch die Haltung
der anderen beiden Komponisten dieses Programms charakterisieren liesse. Es
ist besonders die Furchtlosigkeit, unmittelbar mit dem Publikum kommunizieren
zu wollen – unabhängig davon, welcher Stil in der engen Sparte der «Neuen Musik»
gerade als angesagt gilt. Wie man dadurch selbst zum Klassiker wird, das zeigte
Jean Françaix: Einerseits fest verwurzelt in dem neoklassisch-impressionistischen
Stil des Paris der Zwanziger- und Dreissigerjahre blieb er doch zeitlebens mit
geradezu kindlicher Neugier offen für die vielfältigsten Anregungen. Und schuf
gerade dadurch Werke, wie das erst 1986 entstandene Klaviertrio, die überzeitlich
durch Authentizität und handwerkliche Meisterschaft bestehen können.
Schon der erste Satz wirkt mit seinem widerborstigen 5/8 Takt, dem verspielten
Pizzicato und den lachenden Trillern im Klavier eingängig und überraschend
zugleich. Kurzfristig versuchen Geige und Cello mit Kantilenen einen ernsthafteren
und leicht sentimentalen Ton anzuschlagen – aber auf Dauer gelingt es ihnen
nicht. Françaix hingegen gelingt das Kunststück, um auf diesen witzigen Satz auch
noch ein ausgelassenes Scherzo folgen zu lassen. Wobei die leicht­f üssig dahin
trippelnden Themen nicht darüber hinwegtäuschen sollten, dass sie einander
zugleich höchst kunstvoll imitieren und miteinander verschränkt sind. Einen Ruhepunkt, der fein zwischen Lyrik und musikalischer Prosa balanciert, stellt das
Andante dar. Übersprudelnde Lebenslust mit deutlich hörbaren Echos der Unterhaltungsmusik in Pariser Varietés vermittelt, dann wiederum das Finale, für
das Françaix die übliche Bezeichnung Allegro (heiter, fröhlich) zum «Allegrissimo»
steigert.
Ein facettenreiches Experiment wagte auch die aus der Sowjetunion stammende
und 1991 in die USA ausgewanderte Lera Auerbach mit ihrem Klaviertrio «Triptychon. Der Spiegel mit den drei Gesichtern». Das 2012 uraufgeführte Werk greift
in seinem Material zum Teil auf drei Sets von je 24 Preludes zurück, die Auerbach
in den letzten Jahren für Klavier solo sowie für Geige und Cello mit Klavier geschrieben hat. In «Triptychon» verkörpern die drei Instrumente gleichsam drei
Rollen oder Gesichter ein und derselben Person. Systematisch erkundet Auerbach
dabei das Verhältnis jedes Instruments zu den anderen, wobei sie ihre Indivi­dua­lität und Konfliktfähigkeit ebenso erforscht wie ihre Fähigkeit zu Harmonie und
Verschmelzung. Als Bild und Form für ihr Experiment dient Auerbach der Flügel­
altar. Der Blick des Betrachters heftet sich dabei zunächst auf den linken äusseren
Flügel. Dieser wird im zweiten Satz gleichsam aufgeklappt, um seine Innen­­seite freizugeben. Dann öffnet sich in einem stilisierten Walzer auch der zweite
Flügel, bevor der Blick sich dem Mittelstück widmet. Mit einem nostal­g ischen Post­­
ludium schliesst sich der rechte Flügel wieder und der Zuhörer nimmt Abschied
von der Begegnung.
Die Unterdrückung von Spiritualität und nationaler Eigenständigkeit in der ehemaligen Sowjetunion hat bei vielen dortigen Komponisten zu einer verstärkten
Auseinandersetzung mit eben diesen Themen geführt. Dies ist auch bei dem
Letten Pēteris Vasks der Fall, der in seinem Klavierquartett viel selbstverständlicher mit volksmusikalischen Anklängen sowie mit den meditativ-spirituellen
Dimen­sionen von Musik umgeht, als das bei der westlichen Avantgarde üblich ist.
Mit oft reduzierten Mitteln gelingt ihm dabei ein grossartiger Spannungsbogen:
Er führt uns von einem gelassen suchenden Präludium über einen Tanzsatz zu
den fast opernhaft dramatischen Linien der «Canti drammatici», in denen jedes
Instrument seine Eigenständigkeit vorführen kann. Über der angedeuteten Form
einer barocken Passacaglia mit ihrem wiederkehrenden Bassmotiv sammeln
sich jedoch die Emotionen, um der ruhigen Meditation des «Canto principale»
Raum zu geben, bevor auch hier ein Postludium den Hörer behutsam wieder in
die Wirklichkeit entlässt.
Isabel Charisius
Madeleine Nussbaumer
Isabel Charisius gehört zu den führenden Kammermusikerinnen ihrer Generation.
Sie war Mitglied des legendären Alban Berg Quartetts, das Ehrenmitglied u.a.
der Wiener Konzerthausgesellschaft ist und regelmässig auf allen bedeutenden
Konzertpodien der Welt konzertierte – auch in eigenen Konzert-Zyklen (Wiener
Konzerthaus, Royal Festival Hall in London, Zürcher Oper, Kölner Philhar­mo­nie,
Alte Oper Frankfurt, Théâtre des Champs Elysées in Paris). Ausserdem war sie
Solobratschistin bei den Münchner Philharmonikern, im Wiener Kammerorchester
und beim Radiosinfonieorchester Wien. Als Solistin trat sie auch am Lucerne
Festival, in der Münchner Philharmonie und im Auditorio Nacional de Música in
Madrid auf.
Madeleine Nussbaumer wurde in Zug geboren. Nach der Matura erreichte sie
das Klavier-Lehrdiplom und 1973 das Solistendiplom mit Auszeichnung am Konservatorium Luzern bei Hubert Harry. Ihre vielseitige solistische und kammermu­
sikalische Konzerttätigkeit führt sie durchs In- und Ausland. Programme, die
dem Kon­ventionellen ausweichen und immer wieder auch selten aufgeführte Werke einbeziehen, gestalten ihre Aufführungspraxis. Weiter gehören auch Auftritte
an den Internationalen Musikfestwochen Luzern, Rundfunk-, CD- und Schall­
plattenaufnahmen dazu. Sie ist Gründerin des Ensemble Chamäleon und Initiantin des Festivals «Sommerklänge». Weiter ist Madeleine Nussbaumer sehr er­
folgreich pädagogisch tätig.
Isabel Charisius ist weltweit als Kammermusikerin gefragt und konzertiert sowohl
auf der Viola als auch auf der Violine regelmässig mit führenden Ensembles und
anerkannten Solisten. Neben ihrer intensiven Konzerttätigkeit widmet sie sich
seit vielen Jahren und mit grosser Hingabe der Lehre und dem Coaching der neuen
Musikergeneration. Von 2005 bis 2013 lehrte sie an der Musikhochschule Köln
und im Jahre 2006 wurde sie an die Musikhochschule Luzern berufen, wo sie Viola
und Kammermusik unterrichtet. Auch ihre Meisterkurse an renommierten Institutionen wie z.B. an der Guildhall School (London), Britten-Pears School (Aldeburgh), El Encuentro de Música y Academia in Santander, the Dutch String Quartet
Academy in Amsterdam und an der Universität der Künste in Berlin sind weithin
anerkannt. Seit Jahren gehören Studenten von Isabel Charisius zu den Preisträgern der wichtigsten Musikwettbewerbe und viele unter ihnen sind Mitglieder in
führenden Orchestern und Ensembles.
Isabel Charisius spielt die ABQ-Viola von Laurentius Storioni (1780), eine Viola von
Peter Greiner (1999) und eine besondere Violine von Joannes Udalricus Eberle (1753).
Ensemble Chamäleon
Das «Ensemble Chamäleon» wurde 1990 gegründet und widmet sich seither mit
grosser Hingabe der Kammermusik. Je nach Programm tritt es entweder in seiner
Kernbesetzung als Klaviertrio auf oder nimmt weitere Musiker und ihre Klang­
farben dazu. Der Wechsel ist Programm – daher auch der Name Chamäleon. Das
Ziel des Ensembles geht dahin, wertvolle kammermusikalische Literatur von
der Klassik bis zur Moderne zur Aufführung zu bringen und zwar in einer ungewöhnlichen Mischung von Bekanntem mit Unbekanntem. Besondere Sorgfalt gilt
der Programmgestaltung, die nicht von einer fixierten Besetzung des Ensembles
abhängig ist.
Tobias Steymans
Mit 11 Jahren wurde er, bis dahin jüngster Student, in die Musikhochschule Köln
aufgenommen. Nach dem Abitur absolvierte er sein Studium in den Meister­
klassen von Igor Ozim und Zakhar Bron, und schloss es mit dem Konzertexamen
ab. Er ist Artist Diploma in Boston bei Joseph Silverstein. Er nimmt auch regel­
mässig an Festivals teil. So unter anderem an den Festivals von Schleswig Holstein, Verbier, Ravinia (USA) und Prussia Cove (England). Er ist Preisträger zahlreicher nationaler und internationaler Wettbewerbe (Georg Kuhlenkampff, Yfrah
Neaman, Deutscher Musikrat). Seine solistischen Auftritte bringen ihn zur Kölner
Philharmonie, in die Hamburger Musikhalle, in die Liederhalle Stuttgart, zum
NDR Hannover, in die Meistersingerhalle Nürnberg, in die Beethovenhalle Bonn
und ins Konzerthaus Berlin. Tobias Steymans ist Konzertmeister des Symphonieorchesters des bayerischen Rundfunks, München.
Luzius Gartmann
Der in Chur aufgewachsene Cellist Luzius Gartmann studierte nach der Matura
bei André Navarra an der Musikhochschule Wien, wo er 1983 sein Konzertexamen
ablegte. Weitere Studien brachten ihn mit Claude Starck und Boris Pergamen­
schikow sowie mit dem Alban Berg Quartett zusammen. Seit 1986 ist er Mitglied
des Orchesters der Oper Zürich. Sein intensives Engagement v.a. im Bereich der
Kammermusik führte ihn mit verschiedenen Formationen (Avalon Trio, Ensemble
Chamäleon, Orion Trio) an bekannte Festivals und in viele Kulturzentren Europas. Mehrere Japan-Tourneen sowie zahlreiche Rundfunk- und CD-Aufnahmen
zeugen von seiner Vielseitigkeit.
Christian Zacharias
Klavier
Sonntag, 8. November 2015, 19.00 Uhr, Grosser Casinosaal
Domenico Scarlatti (1685–1757)
5 Sonaten
E-Dur K. 162
c-Moll K. 226
Es-Dur K. 193
f-Moll K. 183
f-Moll K. 386
Maurice Ravel (1875–1937)
Sonatine
I. Modéré
II. Mouvement de menuet
III. Animé
Antonio Soler Ramos (1729–1783)
4 Sonaten
Nr. 87 g-Moll
Nr. 84 D-Dur
Nr. 24 d-Moll
Nr. 88 Des-Dur
PAUSE
Frédéric Chopin (1810–1849)
Scherzo Nr. 1 h-Moll op. 20
4 Mazurken
cis-Moll op. 41 Nr. 1
a-Moll op. 17 Nr. 4
a-Moll op. post. [KK2b Nr. 4]
cis-Moll op. 30 Nr. 4
Scherzo Nr. 2 b-Moll op. 31
Flügel: Steinway & Sons, Klavierhaus Bachmann, Wetzikon
Dass grosse Musik nicht lange dauern muss, wusste niemand besser als Domenico
Scarlatti. Wie seine Altersgenossen Bach und Händel, grosse Klaviervirtuosen
seiner Zeit, hat er sich allein mit seinen einsätzigen 555 Klaviersonaten, fest in die
Geschichte der Klaviermusik eingeschrieben. Ihre Entstehung verdanken die
stets zweiteiligen Sätze auch dem Übefleiss der portugiesischen Prinzessin und
späteren spanischen Königin Maria Bárbara, als deren Cembalolehrer Scarlatti ab
1719 wirkte. Trotz der starren äusseren Form dürfte weder beim Komponisten
noch bei der Schülerin je Langeweile aufgekommen sein: Denn feste aber intime
Rahmen reizte Scarlatti sich systematisch und fantasiereich mit praktisch jedem
kompositorischen Problem zu befassen. Gleich ob er mit Tempokontrasten spielt,
atemberaubende Harmoniefolgen in den Satz einbrechen lässt oder die Hörer
mit unerwarteten Wiederholungen neckt – immer wirken seine Miniaturen am
Ende ausbalanciert.
Hörbar begeisterten sie auch den 44 Jahre jüngeren katalanischen Komponis­ten,
Tastenvirtuose und Geistlicher Antonio Soler Ramos, der Scarlatti in El Escorial
kennengelernt hatte. Obwohl Soler ein intellektueller Musiker war – er beschäf­tigte
sich eingehend mit Geschichte und Theorie der Musik – neigt er in schnellen
Sätzen etwas mehr zu äusserer Virtuosität und Klangeffekten als sein Vorbild: So
hören wir unter kaskadenartigen Läufen und lustvollen Wechseln von der höchsten zur tiefsten Lage auch pikante Klangfarbeneffekte, die Soler mit rasanten
Tonwiederholungen erzeugt.
Äusserste Virtuosität in kleinster Form bannte auch Maurice Ravel in seine 1905
vollendeten dreisätzigen Sonatine: Ihr letzter Satz enthält mit flirrenden Arpeggien,
komplizierten Rhythmen und Passagen für ineinandergreifende Hände so viele
Schwierigkeiten, dass Ravel davor zurückschreckte, ihn öffentlich vorzutragen.
Seine Entstehung verdankt das Stück einem Kompositionswettbewerb der Zeitschrift Weekly Critical Review, die 1903 zur Komposition eines kurzen Sonatensatzes von 75 Takten aufrief. Ravel sollte der einzige Komponist sein, der sich an dem
Unterfangen beteiligte – wobei er die geforderte Länge um 9 Takte überschritt.
Dass sein Beitrag wegen des bald darauf erfolgten Bankrotts der Zeitschrift nicht
gedruckt wurde, entmutigte Ravel nicht: Er ergänzte 1905 ein Menuett und das
Finale und veröffentlichte sie bei dem Verlagshaus Durand, das ihm darauf eine
feste Zusammenarbeit mit fixem Jahresgehalt anbot.
Mit der Sonatine, in der sich die neue impressionistische Musiksprache mit An­
spie­lungen an alte Tanzformen und barocke Virtuosenstücke verbindet, hatte
Ravel eine überkommene Form mit neuem Inhalt gefüllt. Nicht weniger eigenstän­
dige Neuschöpfungen stellen aber auch Frédéric Chopins Mazurken dar. Zwar
sollen auch Eindrücke vom Spiel eines Volksmusikanten, den der 14-jährige auf
dem Lande hörte, in die Mazurka op. 17 Nr. 4 eingeflossen sein. Und in der Mazurka
op. 41 Nr. 1, die Chopin 1837 während seines Mallorca-Aufenthalts mit Georges
Sand komponierte, zitiert er sogar ein polnisches Lied, das während des November­­
aufstands in seiner Heimat grosse Popularität erlangt hatte. Doch mit dem Volkstanz Mazurka haben diese Anklänge kaum etwas zu tun: Vielmehr schuf Chopin
einen neuen, poetischen Ausdruck von Heimatsehnsucht, in den klassische
Kompositionsmittel ebenso einfliessen durften wie die ursprünglich aus dem Belcanto stammenden Fiorituren der Pariser Klavierschule.
Umgekehrt eignete sich Chopin aber auch klassische Satzformen völlig neu an –
am beeindruckendsten in seinen Scherzi, von denen das um 1831 entstandene
erste Scherzo, ein polnisches Weihnachtslied zitiert. Was bei Beethoven ein oft
mit rauem Humor versehener Entspannungsmoment in einer Sinfonie oder Sonate
war, das erhält nun bei Chopin durch eine sinfonisch intensive Verarbeitung des
Materials und die Gegenüberstellung von virtuosen Passagen mit bedeutsam-nostalgischen Melodien ein völlig neues Gewicht. Und dürfen dafür dann auch ein
paar kostbare Momente länger dauern als jene ihrer Vorgänger.
Christian Zacharias
Mit einer einmaligen Kombination von Integrität und Individualität, brillanter
sprachlicher Ausdrucksfähigkeit, tiefem musikalischen Verständnis und einem
sicheren künstlerischen Instinkt, sowie mit seiner charismatischen und ein­
nehmenden Künstlerpersönlichkeit, etablierte sich Christian Zacharias nicht nur
als weltweit führender Pianist und Dirigent, sondern auch als musikalischer
Denker. Zunächst als Pianist und später als Dirigent entwickelte sich seine internationale Karriere mit zahlreichen umjubelten Konzerten mit den weltbesten
Orchestern, herausragenden Dirigenten und zahlreichen Auszeichnungen sowie
Aufnahmen.
Zacharias’ Wunsch, langfristig mit gleichgesinnten Musikern künstlerisch zu
arbeiten, wird in seinem Wirken als Dirigent, Pianist und Kammermusiker deutlich. Seit Beginn der Saison 2009/10 ist Christian Zacharias «Artistic Partner»
des St. Paul Chamber Orchestra. Mit den Göteburger Symphonikern, dem Boston
Symphony Orchestra, dem Kammerorchester Basel, dem Konzerthausorchester
Berlin und den Bamberger Symphonikern pflegt er eine intensive Zusammen­
arbeit. In den Metropolen der Welt ist er zudem mit Rezitalen zu erleben und in
Frank Peter Zimmermann, dem Leipziger Streichquartett oder Baiba Skride
fand er harmonierende und inspirierende Kammermusikpartner.
Regelmässig widmet sich Zacharias auch dem Opernrepertoire und leitete Produktionen von Mozarts Opern «La Clemenza die Tito» und «Le nozze di Figaro», so­­wie Offenbachs «La Belle Hélène». Otto Nicolais «Die lustigen Weiber von Windsor»
dirigierte er Anfang 2015 an der Opéra Royal de Wallonie in Liège. Diese Produk­
tion wurde von der Association Professionnelle de la Critique Théâtre, Musique et
Danse in Paris mit dem «Prix de l’Europe Francophone» 2014/2015 ausgezeichnet.
Seit 1990 entstanden zudem diverse Filme mit Christian Zacharias: «Domenico
Scarlatti in Sevilla», «Robert Schumann – der Dichter spricht» (beide für INA,
Paris), «Zwischen Bühne und Künstlerzimmer» (für WDR-arte), «De B comme Beethoven à Z comme Zacharias» (für RTS, Schweiz) sowie die Aufnahme aller Klavierkonzerte von Beethoven (für SSR-arte).
Zacharias’ musikalisches Wirken ist mit zahlreichen Ehrungen ausgezeichnet,
darunter z. B. der Midem Classical Award «Artist of the Year» 2007 und die ehrenvolle Auszeichnung eines «Officier dans l’Ordre des Arts et des Lettres» vom
ranzösischen Staat. Aus Rumänien erhielt er 2009 eine Ehrung für seine Verdienste
um die Kultur.
Zahlreiche von der internationalen Presse hoch gelobte Einspielungen entstanden in Zacharias’ Zeit als Künstlerischer Leiter und Chefdirigent des Orchestre de
Chambre de Lausanne. Besonders hervorzuheben ist die Gesamtaufnahme aller
Klavierkonzerte Mozarts, die Auszeichnungen wie den Diapason d’Or, Choc du
Monde de la Musique und den ECHO Klassik erhielten. Seine neusten Einspielungen umfassen die vier Schumann Sinfonien, sowie die Berliner Sinfonien von
C.P.E. Bach.
Christian Zacharias ist Vorsitzender der Jury des Clara Haskil Wettbewerbs 2015
und 2017.
Dimitri Ashkenazy
Klarinette
Daniel Huppert Leitung
Zuger Sinfonietta
Dienstag, 8. Dezember 2015, 20.00 Uhr, Theatersaal
Einführung mit Annelis Berger um 19.15 Uhr
Gastro-Special (Cüpli Prosecco und Lachsbrötli) in der Bar & Lounge ab 18.30 Uhr
Mitglieder/Gönner der Theater- und Musikgesellschaft Zug sind am Montag, 7. Dezember, 19.00 bis
20.00 Uhr, zu einer offenen Probe im Theatersaal eingeladen (keine Anmeldung nötig)
Unterstützt durch Landis & Gyr Stiftung
Felix Mendelssohn (1809 –1847)
Sinfonia für Streicher, Nr. 10 h-Moll
Adagio – Allegro
Jean Françaix (1912 –1997)
Konzert für Klarinette und Orchester (1968)
Allegro
Scherzando
Andantino
Allegrissimo
haft beherrschte der erst 14-Jährige den Streicherklang in der 1823 entstandenen
zehnten dieser Jugendsinfonien. Die Bratschen sind hier in zwei selbständige
Stimmen geteilt: Eine Anordnung die den Klang reicher, wärmer und sonorer
macht und die Mendelssohn nutzt, um motivische Details auch in den Unterstimmen anzubringen und sogar die Geigen zeitweise ganz pausieren zu lassen. Dass
er sich in dieser Zeit gedanklich auch schon mit der Bläserfamilie beschäftigt
hat, merkt man seiner ein Jahr später entstandenen c-Moll- Sinfonie an, die er
nachträglich als seine erste vollgültige Sinfonie anerkannte: Überwältigend wirkt
die Souveränität mit der er plötzlich Flöten, Oboen, Klarinetten, Fagotte, Hörner,
Trompeten und Pauken in die Instrumentation einbezieht und sie besonders
im zweiten Satz eigenständig mit den Streichern dialogisieren lässt.
PAUSE
Jean Françaix (1912 –1997)
Neuf Pièces caractéristiques (1973)
Presto
Amoroso
Notturno
Subito vivo
Allegro
Andantino
Leggierissimo
Moderato
Finale
Felix Mendelssohn (1809 –1847)
Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 11
Allegro di molto
Andante
Menuetto. Allegro molto
Allegro con fuoco
Orchesterkonzerte sind wie Familientreffen – von Instrumenten. Dominiert werden sie meist von der grossen Streicherfamilie sowie von den kleineren aber
bunteren Sippen der Holz- und Blechbläser. Ein Komponist, der erfolgreich sein
will, muss sich mit beiden Clans bestens verstehen. Und doch wird sich fast
immer ein kleines Faible für die eine oder andere Seite bemerkbar machen. So
auch bei Felix Mendelssohn Bartholdy.
Sein Hauptinstrument war zwar das Klavier, nebenher nahm er auch Geigenund Bratschenunterricht beim späteren Kapellmeister der Berliner königlichen
Kapelle, sowie bei dem früh verstorbenen Virtuosen Eduard Ritz. Und so ist es
kein Wunder, dass er sich seinen Weg zur grossen Sinfonie mit Streicherwerken
bahnte. Dies geschah in den zwölf Streichersinfonien, die er als Jugendlicher
auf Anregung seines Kompositionslehrers Carl Friedrich Zelter schrieb. Meister-
Die hörbare Nähe des Menuetts zu Mozarts später g-Moll-Sinfonie scheint Mendelssohn etwas geniert zu haben, da er den Satz für eine frühe Aufführung 1829
in England vorübergehend durch einen Satz aus seinem Oktett ersetzte. Doch
letztlich balanciert er sowohl hier als auch im Finale Übernommenes durch
individuelle Eingebungen aus: Etwa dann, wenn die Streicher im Mittelteil des
Menuetts die choralartige Melodie der Bläser umspielen, um sich schliesslich
über düsteren Paukenschlägen aufzufächern oder wenn sie im letzten Satz karge
Holzbläsereinwürfe im stimmungsvollem Pizzicato untermalen.
Wie Mendelssohn war auch Jean Françaix von Haus aus ein Klaviervirtuose, doch
fühlte er sich daneben besonders zu den Holz- und Blechblasinstrumenten hin­
gezogen. Paris war hierfür ein guter Ort: Im Laufe des 19. Jahrhunderts hatte sich
vor Ort Dank herausragender Virtuosen die Form des Bläserquintetts etabliert
und auch der Instrumentenbau konnte mit zahlreichen Innovationen aufwarten,
zu denen die Erfindung des Saxophons sowie die Entwicklung der modernen
Böhm-Klarinette gehören.
Françaix' Instrumentierungskunst für Bläser lässt sich in Reinkultur in seinen
1973 entstandenen 9 Pièces caractéristiques erleben, die für ein doppeltes Bläserquintett aus je zwei Flöten, Oboen, Klarinetten, Fagotten und Hörnern geschrieben sind. Virtuos nutzt der Komponist die Fähigkeit der Holzbläser, durch oft
sekundenschnelle Wechsel zwischen Begleitung und melodischer Führung, einen
kaleidoskopartig schillernden, vielfarbigen Satz zu kreieren. Auch in seinem 1968
uraufgeführten Klarinettenkonzert geben oft die Orchesterbläser vor den Streichern den Ton an, wobei besonders die Flöten den Solopart reizvoll umspielen. Der
Komponist selber verglich das Stück mit einer Kunstflugvorführung «inklusive
Loopings, Turns und Sturzflüge, die ziemlich aufregend für Solisten sind», so
dass dieser «einen guten Magen und einige tausend Flugstunden auf dem Buckel
haben sollte.» Der «charmante» zweite Satz sei dagegen «wie ein langer Gleit­flug» bei dem der Pilot darauf zu achten habe, nicht in einen Strömungsabriss zu
geraten. «Am Ende», so fährt der Komponist fort, «schaltet der Pilot seine lauten
Motoren wieder an, sorglos bis zu dem Punkt, seine Militärfliegermütze mit der
wehenden Perücke eines Clowns zu vertauschen.»
Dimitri Ashkenazy
Dimitri Ashkenazy wurde 1969 in New York geboren. 1978 siedelte er mit seinen
Eltern von seinem Heimatland Island in die Schweiz um, wo er seither lebt. Seinen
ersten Musikunterricht erhielt er am Klavier im Alter von sechs Jahren. Vier Jahre
später wechselte er zur Klarinette und wurde Schüler von Giambattista Sisini.
1989 tritt er unter Beibehaltung des Lehrers ins Konservatorium Luzern ein, wo er
vier Jahre später sein Studium «Mit Auszeichnung» abschloss.
Dirigate führten ihn u.a. zum MDR Sinfonieorchester Leipzig, zur Magdebur­
gischen Philharmonie, den Jenaer Philharmonikern, zum Staatsorchester Darmstadt, zum Österreichischen Ensemble für Neue Musik, zum Orchester der
Musikalischen Komödie der Oper Leipzig, zum Loh-Orchester Sondershausen,
zum Radio Sinfonie Orchester Sofia, den Neubrandenburger Philharmonikern
und zum Leipziger Symphonieorchester. Daniel Huppert war Stipendiat des
Dirigentenforums des Deutschen Musikrates. Operngastdirigate leitete er am
Staatstheater Darmstadt mit «Die Zauberflöte» und «Carmen».
1992 – 93 war er Mitglied des Schweizer Jugend-Sinfonie-Orchesters, und von
1993 – 95 gehörte er dem Gustav Mahler Jugendorchester an. Seit 1991 führt eine
rege Konzerttätigkeit Dimitri Ashkenazy in alle Welt. So trat er in der Holly­wood
Bowl von Los Angeles auf, im Sydney Opera House, in der Suntory Hall in Tokyo,
der Royal Festival Hall in London, bei den Salzburger Festspielen, im Prager
Rudolfinum, sowie in der Salle Pleyel in Paris auf, um nur einige zu nennen.
In der Saison 2015/16 wird Daniel Huppert an der Komischen Oper Berlin die Neuproduktion von «Hoffmanns Erzählungen» in der Regie von Barry Kosky dirigieren
und es sind Operndirigate an Deutschen und Österreichischen Opernhäusern,
sowie Konzertdirigate bei diversen ebenfalls deutschen und österreichischen Orchestern geplant.
Neben seinen Konzertverpflichtungen hat Dimitri Ashkenazy bereits an zahl­
reichen CD-, Radio- und Fernsehproduktionen mitgewirkt, mit erschienenen Aufnahmen u.a. bei paladino, Orlando, Pan Classics, Decca, DUX und Ondine. Ein­
ladungen als Gastdozent für Meisterkurse führten ihn zur Australian National
Academy in Melbourne, zum Merit Music Program in Chicago, zur Universität von
Oklahoma City, zum College of Music in Reykjavík und zu den Conservatorios
Superiores von San Sebastián und Granada.
Zuger Sinfonietta
Daniel Huppert
Das Orchester arbeitet mit national und international renommierten Künstlern
zusammen, unter anderem mit Kolja Blacher, Olli Mustonen, Chiara Skerath,
Thomas Hürlimann, Paul Meyer, Benjamin Schmid, Eliana Burki oder Giora Feidmann. Philippe Bach war langjähriger Chefdirigent. Zur Konzertsaison 16/17
wird Daniel Huppert Chefdirigent der Zuger Sinfonietta.
Daniel Huppert wurde 1980 in Kaiserlautern geborenen und studierte Violoncello,
Dirigieren sowie Musikwissenschaft und Germanistik in Weimar und Saarbrücken, u.a. bei Prof. Gunther Kahlert und Prof. Nicolás Pasquet. Weiterhin lernte er
in Studien und Assistenzen bei Gabriel Feltz, George Alexander Albrecht, Lutz
Herbig, Jac van Steen, Georg Fritzsch und Constantin Trinks.
Im Jahr 2007 übernahm er die künstlerische Leitung des Kammerorchesters des
Festivals junger Künstler Bayreuth. Nach seinem Debüt im Gewandhaus zu Leipzig
2008, als jüngster Dirigent in der traditionsreichen Geschichte der Leipziger Universitätsmusik, folgte Anfang 2010 das Operndebüt am Theater Nordhausen mit
dem Loh-Orchester Sondershausen mit Mozarts «Gärtnerin aus Liebe».
Die Zuger Sinfonietta, 1998 gegründet, gehört zu den führenden Orchestern der
Zentralschweiz. Sie steht heute wie damals für innovative Konzertprogramme. So
wird zum Beispiel klassische Musik in Verbindung mit anderen Kunstgattungen
gebracht wie Theater, Schauspiel, Film, Video, Tanz, Malerei, Literatur sowie mit
unterschiedlichen Musikstilen wie Jazz, Volksmusik, Electronics oder Improvi­
sation.
Der Zuger Sinfonietta wird eine grosse Spielfreude, homogenes Zusammenspiel
und Musizieren auf höchstem Niveau attestiert. Seit Jahren veranstaltet die Zuger
Sinfonietta eigene Konzerte in den Zuger Gemeinden, um ein möglichst breites
Publikum erreichen zu können. Gute Partner findet es hier in den jeweiligen Kulturkommissionen und -vereinen.
Ebenfalls 2010 gewann er den 2. Deutschen Operettenpreis für junge Dirigenten
der Oper Leipzig und war Preisträger des Dirigentenwettbewerbs des MDR Sinfonieorchesters Leipzig. Bis Ende 2010 war Huppert ausserdem als Assistant du chef
d’orchestre an der Opéra national de Paris (Bastille) engagiert.
Auftritte beim Lucerne Festival, Davos Festival, bei den Murten Classics, bei der
«Stubete am See» und bei weiteren Schweizer Veranstaltern, sowie Live-Konzertaufnahmen durch Radio SRF2 unterstreichen das nationale Interesse an den Programmen der Zuger Sinfonietta. Im Fokus des Kammerorchesters aus Zug steht
aber auch das junge Konzertpublikum. Gemeinsam mit verschiedenen Partnern
werden Musikvermittlungsprojekte erarbeitet und durchgeführt.
Daniel Huppert ist seit der Spielzeit 2012/13 Generalmusikdirektor der Mecklenburgischen Staatskapelle Schwerin und war vorher dort als 1. Kapellmeister tätig.
Die Zuger Sinfonietta erhält Subventionen von Stadt und Kanton Zug, sowie Beiträge von Stiftungen, Gemeinden, Sponsoren und dem eigenen treuen Gönnerkreis.
Konzertmeisterin
Myrtha Spahr
Violinen
Sari Erni-Ammann (Stimmführerin 2. Violinen)
Susanne Bitterlin-Arnold
Mia Lindblom
Judith Lötscher
Sibylle Moor
Helen Steinemann-Müller
François Theis
Alice Velian
Barbara Weber
Andrea Zaugg Abicht
Viola
Dominik Fischer (Stimmführer)
Christina Gloor
Daphne Unseld
Marlène Züsli-Spahr
Violoncello
Jonas Iten (Stimmführer)
Götz Kelling-Urban
Annapaola Zisman-Jacomella
Kontrabass
Kaspar Wirz (Stimmführer)
Nikola Ajdacic
Flöte
Flavio Puntin (Solo)
Andrea Huber
Oboe
Sabina Novak (Solo)
Peter Vögeli
Klarinette
Markus Beeler (Solo)
Simon Glauser
Horn
Patrick Gasser (Solo)
Alois Hugener
Trompete
Hans-Peter Wigger (Solo)
Roland Klaus
Pauke/Schlagzeug
Roman Kündig (Solo)
Herbert Lippert
Tenor
Kammer Solisten Zug
Esther Pitschen Flöte
Maria Alba Carmona Tobella Oboe
Etele Dósa Klarinette
Hanna Rasche Horn
Stefan Buri Fagott
Anna-Maria Hölscher Akkordeon
Sonntag, 17. Januar 2016, 11.00 Uhr, Grosser Casinosaal
Anschliessend Apero
Am Samstag, 16. Januar, findet von 9.30 bis 12.30 Uhr in der Musikschule Zug ein öffentlicher
Workshop mit Herbert Lippert statt.
Franz Schubert (1797 –1828)
«Winterreise» D 911. Liederzyklus in der Ensembleversion von Normand Forget
  1. Fremd bin ich eingezogen
  2. Der Wind spielt mit der Wetterfahne
  3. Gefrorne Tropfen fallen von meinen Wangen ab
  4. Ich such im Schnee vergebens nach ihrer Tritte Spur
  5. Am Brunnen vor dem Tore da steht ein Lindenbaum
  6. Manche Trän aus meinen Augen
  7. Der du so lustig rauschtest, du heller wilder Fluss
  8. Es brennt mir unter beiden Sohlen
  9. In die tiefsten Felsengründe lockte mich ein Irrlicht hin
10. Nun merk ich erst, wie müd ich bin, da ich zur Ruh mich lege
11. Ich träumte von bunten Blumen
12. Wie eine trübe Wolke durch heitre Lüfte geht
13. Von der Strasse her ein Posthorn klingt
14. Der Reif hat einen weissen Schein
15. Eine Krähe war mit mir aus der Stadt gezogen
16. Hie und da ist an den Bäumen
17. Es bellen die Hunde, es rasseln die Ketten
18. Wie hat der Sturm zerrissen des Himmels graues Kleid
19. Ein Licht tanzt freundlich vor mir her
20. Was vermeid ich denn die Wege
21. Auf einen Totenacker hat mich mein Weg gebracht
22. Fliegt der Schnee mir ins Gesicht
23. Drei Sonnen sah ich am Himmel stehn
24. Drüben hinterm Dorfe steht ein Leiermann
«Düster gestimmt» und «angegriffen» – so wirkte Franz Schubert im Herbst des
Jahres 1827 auf seine Freunde. Doch als ihn sein Joseph von Spaun nach dem
Grund fragte, antwortete er lediglich: «Nun, ihr werdet es bald hören und begreifen.» Einige Zeit später bat er seinen Freundeskreis in das Haus von Franz Schober:
er wolle ihnen «einen Zyklus schauerlicher Lieder» vorsingen: «Ich bin begierig
zu sehen, was ihr dazu sagt. Sie haben mich mehr angegriffen, als dieses bei an­
deren Liedern der Fall war.» Der Zyklus, den der Komponist «mit bewegter Stimme»
vortrug, war die «Winterreise». Und obwohl die Freunde über die un­gewohnt
düstere Stimmung verwirrt waren, blieb Schubert selbstbewusst, indem er bekannte: «Mir gefallen diese Lieder mehr als alle und sie werden euch auch noch gefallen».
Nicht nur was die Meinung seiner Freunde betraf, sollte er Recht behalten: Die
24 Lieder nach Gedichten Wilhelm Müllers gelten als ein Hauptwerk Schuberts
und nach wie vor als einer der bedeutendsten Liedzyklen überhaupt. Die Art
und Weise wie das Werk dem Publikum präsentiert und von diesem wahrgenommen wurde, hat sich dabei seit der ersten Aufführung, durch den sich selbst am
Klavier begleitenden Komponisten, immer wieder verändert. So waren bei den ersten öffentlichen Darbietungen von Liedern aus der «Winterreise» in den Jahren
1828 und 1829 lediglich «Gute Nacht», «Der Lindenbaum» und «Im Dorfe» zu hören
– denn öffentliche Liederabende vor grossem Publikum bildeten sich erst Mitte
des 19. Jahrhunderts heraus.
Auch das Verständnis des Textes war einem Wandel unterworfen: In ihren Erin­
nerungen brachten Schuberts die Lieder mit der verzweifelten persönlichen Lage
des 1827 (wahrscheinlich an Syphilis) erkrankten Komponisten in Verbindung.
Dass die Texte, die Schubert der verbotenen, oppositionellen Zeitschrift «Urania»
entnahm, auch zwischen den Zeilen herauszulesende politische Nebenbedeutung
gehabt haben dürften, haben Musik- und Literaturwissenschaft dagegen erst in
den letzten Jahrzehnten herausgearbeitet: So lässt sich der «Winter» als Symbol
für die bedrückende Situation freiheitlich gesinnter Bürger während der Restauration Metternichs verstehen.
Doch auch klanglich hat die «Winterreise» eine bewegte Reise durch die Zeiten
hinter sich: Zwischen dem rechteckigen Tafelklavier an dem Schubert, nach
einer aus der Erinnerung gefertigten Zeichnung Moritz von Schwinds, seine «Schubertiaden» abhielt und dem modernen Konzertflügel liegen Welten. Und so ist
eine Bearbeitung der Stücke, wie sie der kanadische Oboist Normand Forget vor­
gelegt hat, nicht nur als Verfremdung zu verstehen, sondern kann auch als ein
Mittel betrachtet werden, verlorene Wahrheiten und übersehene Details wieder
ans Licht zu bringen. Mit dem Klangfarbenreichtum der Klaviere der Schubertzeit
hat die von Forget gewählte Besetzung aus Bläserquintett und Akkordeon auf
ihre Weise durchaus mehr zu tun als mit einem modernen Steinway. Wobei das
Akkordeon übrigens exakt zu der Zeit in Wien entwickelt wurde, als Schubert
den Liederzyklus komponierte. Ohne den Notentext in seiner Substanz zu verformen, gibt Forget der vieldeutigen Winterlandschaft ihre Farben zurück: Facet­
tenreich malt Forget das Spiel des Windes in «Die Wetterfahne» mit den Holzbläsern aus. Plastisch zeichnen Flöte und Klarinette den Flug der über dem Haupte
des Wanderers schwebenden Krähe nach. Gewissermassen sich selbst darf das
Horn bei den Signalen des Postillons in die «Die Post» spielen, während sich
in «Gute Nacht» ein Instrument nach dem anderen dem «Mondenschatten», der
den Wanderer begleitet, eine tröstende Färbung verleiht.
Herbert Lippert
Der gebürtige Linzer und ehemalige Wiener Sängerknabe Herbert Lippert zählt
zu den gefragten Tenören unserer Zeit. Die ersten Förderer seiner Stimme waren
Sir Georg Solti und Wolfgang Sawallisch, unter deren Leitung zahlreiche Auf­­nah­men wie «Die Schöpfung», «Don Giovanni» und «Die Meistersinger von Nürnberg» entstanden. 1997 wurde Herbert Lippert für die Interpretation der Rolle
des David in «Die Meistersinger von Nürnberg» unter der Leitung von Sir Georg
Solti mit dem Grammy Award ausgezeichnet.
Vor allem in Werken Mozarts ist der Künstler an vielen der wichtigsten Opernhäuser aufgetreten, u.a. an der Bayerischen Staatsoper München, am Royal Opera
House Covent Garden London, am Teatro alla Scala di Milano, am Teatro Colon
Buenos Aires, Opera Bastille und Opera Garnier in Paris, sowie bei den Salzburger
Festspielen.
Seine enge und freundschaftliche Verbindung zu den Wiener Philharmonikern
führte zur Gründung eines eigenen Ensembles «Herbert Lippert und seine Philhar­monischen Freunde», das sich unter anderem der «silbernen Operetten­-ära» –
und hier vor allem den vertriebenen Komponisten als auch dem Sänger Richard
Tauber – widmet.
Zu den grossen Erfolgen des Liedsektors zählen Liederabende mit Wolfgang
Sawal­lisch, Maurizio Pollini und Fabio Luisi. Im Moment widmet er sich dem Lied­
gesang in Zusammenarbeit mit dem Pianisten Eduard Kutrowatz.
Nach einer 15-jährigen intensiven Betätigung am Konzertsektor legt Herbert
Lippert nun einen neuen Schwerpunkt auf das Opernrepertoire, mit dem künstlerischen Zentrum der Wiener Staatsoper, dessen Ensemble er seit 2010 angehört.
Bei der Eröffnungspremiere der neuen Wiener Staatsoperndirektion sang er
im Oktober 2010 in Hindemiths «Cardillac» den «Offizier» unter Franz Welser
Möst. Es folgten Auftritte als «Erik» im fliegenden Holländer, als «Matteo» in Arabella, als «Jim Mahoney» in Mahagonny, als «Eisenstein» in der Fledermaus,
als «Loge» im Rheingold, als «Bacchus» in Ariadne auf Naxos und als «Peter Grimes» in der gleichnamigen Oper.
In der Spielzeit 2015/2016 ist er unter anderem wieder als «Erik» im fliegenden
Holländer, «Golyzin» in Chowanschtschina und als «King of Naples» in the Tempest
zu hören.
Kammer Solisten Zug
Die Kammer Solisten Zug wurden im Jahr 1990 gegründet. Der Fagottist Stefan
Buri ist eines der Gründungsmitglieder und seit vielen Jahren künstlerischer Leiter. Jede Konzertsaison studieren sie fünf neue Programme ein. Im Repertoire
sind heute über 250 Werke aus der Zeit des Frühbarocks bis in die Gegenwart, mit
Komponistennamen von Aho bis Zelenka. Die Spielfreude und Qualität ist durch
zwei CDs dokumentiert, Werke für Bläseroktett, gespielt auf historischen Instrumenten.
Seit 2012 ist das Bearbeiten von Schubert-Opern für «Harmonie» (Bläserensemble)
ein grosses Projekt der Kammer Solisten. Fünf solche Opern-Bearbeitungen
wurden in den vergangenen Jahren aufgeführt. Die neuste Bearbeitung der Oper
«Fierrabras» wurde im Herbst 2015 aufgenommen und ist die neuste CD-Produk­
tion der Kammer Solisten Zug.
Öffentlicher Workshop
Alle interessierten Sängerinnen und Sänger – egal ob Amateur oder Profi – können
Herbert Lippert einen Teil aus der Winterreise vorsingen. Herbert Lippert will
den Zuhörern seines Konzerts mit diesem besonderen Angebot die Musik näher
bringen.
Der Workshop wird ermöglicht durch eine private Spende. Die Teilnahme ist
kosten­los und steht auch Zuhörern offen.
Information:
Sekretariat der Musikschule Zug, Bundesstrasse 2, Tel. 041 709 00 90
www.musikschulezug.ch
Anmeldung (nur für aktiv teilnehmende Sänger(innen) nötig) per Mail an:
[email protected]
Eine Zusammenarbeit der Kammer Solisten Zug und der Musikschule Zug.
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Veranstaltungsbeginn.
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und offerieren einen vergünstigten Einheits­preis von CHF 11 pro Person ( inkl. Lehrpersonen ).
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Veranstalter
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Unsere nächsten Klassik-Konzerte
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Albrecht Mayer, Oboe
Festival Strings Lucerne
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Cristian Budu, Klavier
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Martin Stadtfeld, Klavier
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Kolja Blacher, Violine
Clemens Hagen, Violoncello
Kirill Gerstein, Klavier
Herausgeber Theater- und Musikgesellschaft Zug Redaktion Samuel Steinemann, Judith Brügger
Texte Carsten Niemann Gestaltung Christen Visuelle Gestaltung, Zug Bilder PD
Druck Multicolor Print, Baar
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Veranstaltungen der
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