Keine Chance für Datenklau bei der Fernwartung Sicherheitserweiterungen in IT-Architekturen von Steffen Fries sorgen dafür, dass Servicetechniker einen sicheren digitalen Fernwartungszugang zu Automatisierungsoder Energieanlagen bekommen Windparks, Maschinen, CT-Scanner – nichts läuft heute mehr ohne Software und ohne Vernetzung. Zum einen ist diese Software oftmals nicht perfekt und muss auf dem neuesten Stand gehalten werden. Zum anderen verändern sich Anlagen und müssen neu parametriert werden. Zwei Beispiele für den Einsatz von Fernwartung. Steffen Fries (46) von Siemens Corporate Technology in München hat hierfür eine Lösung entwickelt, die Servicetechnikern einen einfachen, aber sicheren digitalen Zugang zu den Anlagen ermöglicht. Steffen Fries – Erfinder des Jahres 2015 Principal Engineer bei Corporate Technology, München, Deutschland 01 Ein Beispiel aus der Energieerzeugung: Ein IT-Dienstleister kann die IT-Infrastruktur von mehreren Windparks betreiben, die verschiedenen Energieunternehmen gehören. Deren Servicetechniker wiederum nutzen diese ITInfrastruktur für die Fernwartung der Windturbinen, beispielsweise für Software-Updates oder neue Parametrierung. Dabei soll der IT-Dienstleister wiederum keinen Zugriff auf die sensiblen Daten des Energieunternehmens erhalten – eine knifflige Sache. Steffen Fries – Erfinder des Jahres 2015 »Wir spielen uns die Ideen zu wie Pingpongbälle, um sie auf die Probe zu stellen.« Wie kommt man auf solche Ideen? Ping-Pong als Lösung? Nicht dass in den Büros von Corporate Technology, der zentralen Forschungsabteilung von Siemens in MünchenPerlach, tatsächlich eine Tischtennisplatte stünde. Die Forscher im Fachbereich IT-Security spielen sich vielmehr ihre Ideen wie Bälle zu. »Ich skizziere eine Idee in einem Gespräch oder beschreibe ein Problem und einen möglichen Lösungsansatz in einer Mail – das ›Ping‹«, erzählt Steffen Fries, »und ein Kollege kommentiert es dann – das ›Pong‹.« Dies ermöglicht eine erste Analyse von Ideen. Dieses Sortieren ist wichtig, denn Innovationen können auf verschiedenen Wegen entstehen. »Manchmal schlage ich etwas vor, was es bereits an anderer Stelle gibt. Oder eine Vorgehensweise ist zu kompliziert und wir verwerfen sie. Und manchmal bleibt eine Idee ein halbes Jahr liegen und dann erst entdecken wir, dass sie gut ist«, sagt Fries. Das kommt aber nicht sehr oft vor, denn meistens liegt Fries genau richtig mit seinen Vorstellungen. Das zeigt schon die Zahl von 240 Erfindungen, die er gemeldet hat und die in 98 Einzelpatenten und 167 Schutzrechtsfamilien geschützt sind. Doch Fries hatte dafür eine geniale Idee: Der Servicetechniker meldet sich mit seinem Laptop bei der IT-Plattform an und bekommt daraufhin auf sein Handy eine SMS mit einer TAN geschickt. Mittels der TAN kann er sich für die Ausstellung eines digitalen Zertifikates authentisieren, das ihm den Zugang zum Controller der Windturbine freischaltet. Der Clou an diesem System: »Alles funktioniert über die schon vorhandenen Tools bei der Fernwartung – Laptop und Handy, und außerdem kann das Zertifikat eingeschränkt werden, zum Beispiel zeitlich. Nach Ablauf dieser Zeitspanne ist der Zugang wieder gesperrt«, erklärt Fries. Sollte beispielsweise der Laptop des Servicetechnikers abhandenkommen, wäre das zwar ärgerlich, aber dieser allein würde nicht ausreichen, um unautorisiert Zugriff auf eine Anlage zu bekommen. Fries ist sehr umtriebig bei diesem Thema. Auf seine Erfindungen gehen auch mehrere Patente zur Schlüsselerzeugung und -speicherung zurück. Außerdem ist er in Standardisierungsgremien aktiv, in denen branchenweite Sicherheitsmaßnahmen für Energieautomatisierung festgelegt werden. Wer sich so viel in virtuellen Welten bewegt, braucht einen Ausgleich mit Bodenhaftung: Den hat Fries beim Tanzsport gefunden. Mit seiner Frau nimmt der Erfinder an vielen Wochenenden an Turnieren in der Standarddisziplin teil oder trainiert ausgiebig. »Um unser Niveau zu halten, müssen wir mindestens zweimal die Woche für je zwei bis drei Stunden trainieren«, erzählt Fries. Sorgen um seine Fitness muss sich der Experte für IT-Sicherheit also nicht machen. Und in einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist – ein Erfindergeist eben. SIEMENS.COM/INNOVATION Der berufliche Schwerpunkt von Fries liegt bei sicheren Architekturen und Anwendungen. Hierin ist er sehr findig und seine Expertise ist heute mehr gefragt denn je: Fertigungsprozesse sind immer stärker digital vernetzt, ebenso alle Prozesse rund um Energieerzeugung und -verteilung. »Kommunikation und Datentransfer finden nicht mehr in abgeschlossenen Systemen statt, sondern zwischen vielen unterschiedlichen Akteuren in unterschiedlichen Sicherheitsbereichen«, erklärt Fries. 02
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