La Palma – Reise im November 2015 La Palma – auch Isla verde („Grüne Insel“) genannt – ist rein vulkanisch entstanden. Vor ca. 4 Mio. Jahren bildete sich aus dem - einem Hotspot ähnlichen Teil der afrikanischen Platte - in rund 4000 m Meerestiefe ein Schildvulkan, der vor ca. 1.2 Mio. Jahren nach andauernder Eruptionstätigkeit die Meeresoberfläche erreichte und heute mit fast 2500 m Höhe das Meer überragt. Er schuf damit die Möglichkeit, in einer wüstenhaften Region die vorherrschenden Nordost-Passatwinde durch den Föhneffekt so anzuzapfen, dass sie lebensspendendes Wasser für vielfältige Lebensformen abgeben. Dies gilt auch für die südlich gelegene und noch aktive Vieja-Vulkankette. Dazwischen liegt die calderaförmige Struktur der Cumbre Nueva. Innerhalb der Höhenstufen und der vielfältig strukturierten Berglandschaft, geprägt durch Vulkanismus und Erosion, bildeten sich Vegetationszonen, die von der Hochgebirgsvegetation über Nadelwälder und Baumheide bis zu feuchten Lorbeerwäldern reichen. Die für die geografische Lage typische Halbwüstenregion findet sich als Sukkulentenbusch in der Küstenregion, aber auch in den im Regenschatten gelegenen westlich Inselgebieten. Hinzu kommen noch die isolierte Insellage und eine reich gekammerte Landschaft, die evolutionäre Prozesse fördern, so dass immer neue Arten entstehen können, die es nur auf dem Archipel oder der jeweiligen Insel gibt. Diese als Endemiten bezeichneten Tiere und Pflanzen sind interessante Studienobjekte. Satellitenaufnahme von La Palma mit Passatbewölkung (Quelle Wikipedia.de) 1.Santa Cruz de la Palma - die Inselhauptstadt 2.Cumbre Vieja – junger Vulkanismus und Salzgewinnung 3.Lavatunnel mit Kontakt zum Meer 4.Lorbeerwald 5. Barrancco de las Angustias ( Park National in der Caldera de Taburiente ) 6.Der Kraterrand (Vom Pico de la Cruz zu den Roques) 7.Lavaströme 8.Endemiten 9.Sonntagsmarkt in Agual 10.Inselheiligtum , Altkanarier 11.Strände 12.Hotel 13.Links im OSM-Karte von La Palma mit den GPS-Daten unserer Ausflüge (ausgenommen Südküste) Süden 1. Santa Cruz de la Palma - die Inselhauptstadt, gesehen vom Kraterrand Im feuchteren Osten bieten Topographie und gute Wasserversorgung günstige Siedlungsbedingungen. Der dortige Hafen spielte in der Kolonialzeit eine wichtige Rolle für den Handel zwischen Südamerika und Europa. Dies spiegelt sich heute noch in der kunstvollen Gestaltung von einigen Gebäuden wider. Auch die Hauptstadt liegt inmitten eines zur See hin aufgebrochenen Kraters ( La Caldereta). 2. Cumbre Vieja (Straße der Vulkane) – junger Vulkanismus und Salzgewinnung im Süden Salzgewinnung durch Meerwasserentsalzung und zwei Leuchttürme an der Südspitze. Der ältere links wurde nach einem Erdbeben beim Ausbruch des Teneguia unbrauchbar und durch einen Neubau ersetzt. Der Teneguia ist zwischen den beiden Leuchttürmen als brauner Kegelvulkan erkennbar. Ende des Lavastromes vom Ausbruch des Teneguia im Jahre 1971. Die nahen Salinen blieben verschont. Zum Dank hat man wohl die Kapelle errichtet. Nach den ersten Herbstregen wächst leuchtend grün und mit fleischigen Blättern zur Wasserspeicherung die Nymphendolde ( Astydamia latifolia) als Pionierpflanze aus der Lava- und Aschedecke. Sie ist auch angepasst an die salzhaltige Spritzzone in Meeresnähe und sogar mit Petersilie verwandt. Hier ist die küstennahe und besonders trockenwarme Vegetationszone des Sukkulentenbusches. Ein Steinwälzer (Arenaria interpres) begegnet uns als Zugvogel im Ruhekleid auf Nahrungssuche in den Salinen. Sein Brutgebiet erstreckt sich meist im hohen Norden. Vulkankrater San Antonio (Ausbruch 1677) mit der Stadt Fuencaliente im Hintergrund. Wanderung im Vulkangebiet: Hintergrund mit dem Vulkan San Antonio, dessen Flanken mit grauen Aschen bedeckt sind. Im Vordergrund links liegt am Kraterrand eine mächtige vulkanische Bombe als erkaltetes Auswurfprodukt der letzten Eruption Beispiele für besondere Anpassungen im Sukkulentenbusch: Oleanderblättrige Kleinie ( Kleinia neriifolia): Fleischige Blätter fallen bei Trockenheit ab. Dies ist erkennbar an den zahlreichen Blattnarben. Wasser wird im verholzten und kräftigen Stamm und den Trieben gespeichert. Dies nennt man Stamm- und Spross-Sukkulenz. Mehrjährige, buschförmige Wuchsform der Strauchmargerite (Argyranthemum frutescens) 3.Lavatunnel Diese Hohlräume entstehen, wenn z.B. heiße Lava in vulkanische Schichten eindringt und diese aufschmilzt. Eine gewisse Zeit fließt so die Lava. Lässt dieser Lavafluss nach, so entleert sich die noch flüssige Lava und der gebildete Höhlenraum erstarrt später. Diese Höhle enthält auch ockerfarbene Vulkanasche , die den Schichtvulkan mit aufgebaut hat (vgl. rechts unten). Am Höhlenboden bewegt sich das Meerwasser, weil eine Verbindung zum offenen Meer besteht. Manchmal wird das Meerwasser von der Restwärme des Vulkans aufgeheizt (Winterbad). Die Wellenhöhe – aufgetürmt durch die Dünung und den starken Wind – betrug an diesem Tag fast drei Meter ( Playa Nogales). 4. Lorbeerwald in den Schluchten des Nordostens: Barranco del Aqua (UNESCO Biosphären-Reservat) bei Los Tilos Begünstig durch nebelfeuchte Passatwinde entsteht in mittleren Höhenlagen im NO um 500 m bis 800 m in Schluchten ein außertropischer Regenwald mit vielen Endemiten. Die großen Steine belegen, dass eine gewaltige Erosionskraft, basierend auf dem sehr starken Gefälle, diese Schluchten (Barrancos, span.) geschaffen hat. Bemerkenswert ist noch, dass Vorläufer dieser Waldform im Tertiär vor ca. 40 Mio. Jahren in Europa vorherrschend waren. Kontinentaldrift und die Eiszeiten verdrängten diesen Wald aus Europa bis auf Reste auf Madeira, den Kanaren und z.T. den Azoren. Diese Wassermassen werden eingefangen und für die Bewässerung der Bananenpflanzungen an der Küste genutzt. Canarina canariensis, ein Glockenblumengewächs , das nur im Winter im Lorbeerwald blüht. Sie wird auch „Stolz der Kanaren“ genannt. Einige Gemeinsamkeiten vom Lorbeerwald mit dem Tropischen Regenwald: Brettwurzeln zur Erhöhung der Standfestigkeit (Lorbeer, Laurus spec.) Schlingpflanzen ( Kanarischer Efeu, Hedra canariensis ) Große Farne ( Wurzelnder Kletterfarn Woodwardia radicans), der zusätzlich „Pfennigsfarn“ mit zarten Blättern und noch auf der Pflanze wurzelt (vgl. zahlreichen Leitgefäßen Bildmitte). 5. Barrancco de las Angustias ( Park National in der Caldera de Taburiente ) Die Caldera de Taburiente ist - streng genommen - kein Einbruchskrater. Sie entstand vor ca. 500 000 Jahren durch einen gewaltigen Erdrutsch in westliche Richtung in dem recht instabilen Vulkangestein. Der Rest wurde durch die Erosion abgetragen. Zwischenzeitlich hat erneuter Vulkanismus das Innere wieder etwas aufgefüllt. Ein Lavagang ist im erkalteten Zustand als Rosette erhalten. Diese Form entsteht, weil im Basalt die auskristallisierten hexagonale Säulen sich beim Erkalten stets senkrecht zur Abkühlungsfläche bilden. Unterwegs im Barranco Nur auf La Palma gibt es auf den Kanaren permanent fließende Gewässer. Ihre Erosionskraft hat Teile des früheren Vulkans freigelegt. Die Vulkantätigkeit hat im Laufe der Entstehung der Insel diese Tiefseeböden aus der Entstehungsgeschichte bis über das Meeresniveau angehoben. Bei diesen bizarren Erosionsformen handelt es sich um Pillow-Laven. Sie sind vor über 2 Mio Jahren submarin erstarrt und haben eine kissenartige Struktur. Eine besonders eindrucksvolle Struktur zeigt diese Kissenlava. „An der schnell abgekühlten Oberfläche bildet sich zähplastische Masse aus Gesteinsglas. Wenn weitere Lava nachfließt, reißt die Hülle an einer Stelle auf und es entstehen weitere Kissen.“ (Olzen u.a. Geolog. Wanderführer La Palma) Dieser Dyke ( „Deich“, dunklere Struktur in der Diagonalen) ist entstanden durch Eindringen , Abkühlen und Auskristallisieren schmelzflüssiger Magma in Spalten und Klüfte des Gesteins (wohl Brekzien aus Lavaschutt). Diese Spalten entstanden häufig bei Erdbeben. Bemerkenswert an diesem Beispiel ist, dass es nach dem Erkalten erneut zu einer Verwerfung kam. ( vgl. Riss in der Bildmitte) Es ist ein weiterer Beleg für die Instabilität der vulkanischen Ablagerungen. Libellen, wie hier vermutlich eine Heidelibelle, trifft man häufiger in der wasserreichen Schlucht. 6. Der Kraterrand (Vom Pico de la Cruz zu den Roques) Er liegt mit fast 2500 m ü. N.N. über der Passatinversion. Die Wolkenoberschicht markiert diese Grenzzone. Unterhalb entstehen durch Thermik Wolken, die nur bis zu dieser Grenze reichen können. Darüber herrscht nämlich in der Zone des Subtropenhochs absinkende Lufttendenz, die zu einer Erwärmung und damit auch zur Wolkenauflösung führt. In dieser Schicht befinden wir uns jetzt. Über die Wolken an der Passatinversion geht der Blick zum Teide auf Teneriffa. Blick in die Caldera. Der Barranco de las Angustias bleibt an diesem Tag unter den Wolken verborgen. Los Muchasos 2426 m ü. N.N., Reste alter Basalte, Nationaldenkmal Der Kraterwand besteht aus unterschiedlichen vulkanischen Schichten . Mittig erkennt man ockerfarbenes, pyroklastisches Aschenmaterial. Dazwischen verlaufen Dykes. Lavaschichten unterschiedlicher Beschaffenheit fallen auf. Abgeblühte Reste von Wildprets Natternkopf (Echinum wildpretii). Vermutlich handelt es sich wegen der Höhenlage um die inselendemische Unterart trichosiphon. Diese Pflanzen sind u. a. in besonderer Weise durch halbwilde Ziegen gefährdet. Man bejagt sie, zäunt den Naturpark ein und organisiert erfolgreich Bepflanzungsaktionen. Hohe Sonneneinstrahlung, starke Winde, Fröste und Trockenheit oberhalb der Passatinversion schaffen extreme Bedingungen für die Pflanzenwelt in dieser alpinen Zone. Trachyt mit bis zu 2 cm großen Pyroxen- und Amphibol-Kristallen. Da diese grobkristallinen Gesteine keine Plutonite (Tiefengesteine) sind, die in größerer Tiefe langsam abkühlen und große Kristalle bilden können, sondern Effusivgesteine ohne diese Eigenschaften, müssen die großen Kristalle bereits aus der Magmakammer stammen und mit Lava an die Oberfläche gelangt sein. (Olzen u.a. Geolog. Wanderführer La Palma) Ein verzweigter Dyke ist in pyroklastische Asche (explosionsartiger Auswurf) eingedrungen. Deren Verfärbung ist durch Eisenoxide bedingt. Bei der Talfahrt trifft man auf die Kanarische Kiefer ( Pinus canariensis), die mit ihren sehr langen Nadeln viel Feuchtigkeit aus den Passatwolken „kämmen“ kann. Sie übersteht auch gut Brände. Man erkennt rechts den angebrannten Stamm. Im seinem Innern lebt er weiter und bringt bald neue Triebe hervor. Diese Fähigkeit hat bereits seit langer Zeit nach vulkanischen Bränden ihr Überleben gesichert. Die weltweit hervorragend reine Luft auf dem Gipfel nutzt man für astronomische Beobachtungen. Unter diesen Kuppeln befinden sich die größten Teleskope der Welt. La Palma und die UNO haben deswegen eine Schutzzone gegen nächtliche Lichtverschmutzung eingerichtet. Ein faszinierender Sternenhimmel auf La Palma von unserem Hotelbalkon bereits kurz nach Sonnenuntergang erkennbar. 7. Lavaströme Oberhalb von Puerto Naos an der Westküste befindet sich dieser Lavastrom von vermutlich 1949. Nach dem Haupteindruck handelt es sich um Aa-Lava von ursprünglich 800 bis 1000 °C. Sie wird wegen ihrer rauen Oberfläche auch Brockenoder Blocklava genannt. a: Dünnflüssige Lava ( vermutlich in Teilen Pahoehoe-Lava, höhere Temperaturen von ursprünglich 1000 – 1200 °C, relativ geringe Viskosität und schnellfließend ) b: Beim Fließen ist die Lava weiter erkaltet und wird zähflüssiger. Dabei entsteht Stricklava. Als erste Pioniere siedeln sich Flechten an ( grauer Belag). An den Flanken der Cumbre Vieja im Bereich der Nadelwaldzone brach dieser Lavastrom durch. Häufig erreichten sie das Meer und bildeten dort Lavaplattformen. Auf diesen wärmebegünstigten Standorten werden jetzt Bananen angebaut. Erkennbar ist im unteren Teil ein Lavatunnel. 8. Endemische Tiere ( Beispiele): Vermutlich Westkanareneidechse palmae), gefunden bei San Nicolas (Gallotia galloti Kanarischer Pieper (Anthus bertheloti) gefunden an der Südspitze und im Hotelpark Bläulicher Buchfink (Fringilla coelebs palmae), gefunden Berg-Stelze (Motacilla cinerea), gefunden u.a. im Lorbeerwald Los Thilos, Endemit auf La Palma im Barranco de las Angustias und im Hotelpark Endemische Pflanzen ( Beispiele): Drachenbaum (Dracenena drago) Enzianartiger Natternkopf (Echium gentianoides) Endemit auf La Palma 9. Sonntagsmarkt in Agual Von Salsaklängen begleitet, mutet das Treiben auf dem Markt fast südamerikanisch an. Lokale Handelsprodukte - wie diese Lederwaren - waren eher in der Minderzahl. Stark vertreten sind deutsche Auswanderer mit touristischen Produkten. 10. Inselheiligtum Alle fünf Jahre wird das Gnadenbild, eine kleine Madonna aus dem 14. Virgen de Las Nieves, die Jungfrau Jahrhundert, im Rahmen der Bajada („Bajada“ = Herabkunft) de la Virgen vom Schnee, in einem Schrein am de las Nieves am 15. Juli in einer feierlichen Prozession bergab über rund Altar. 6,5 Kilometer in die Kirche El Salvador in der Inselhauptstadt Santa Cruz getragen und dort ausgestellt (Textquelle Wikipedia.de). Altkanarier Vor der Eroberung durch die Spanier 1492 lebten in einem fruchtbaren Tal in dieser Wohnhöhle Cueva de Belmaco die Altkanarier. Als man bei der Eroberung nach ihrem Namen gefragt hatte, sollen sie Benahoave ( „Mein Land“) gesagt haben ( Quelle: Irene Börjes, La Palma, Reiseführer ). 11.Strände Strand in Puerto Naos unter angepflanzten Kokospalmen (ganzjähriges Badewetter). Naturstrand Playa de Faro an der Südküste zwischen Lavazungen (oben und unten) 12.Hotel Eigentlich gilt das Hotel Princess Resort von La Palma als zu abgelegen und ohne direkten Meerzugang und vor allem wegen seiner Größe als ziemlich unpassend für den Tourismus dieser Insel, der verstärkt auf Individualtouristen setzt. Wir können das nicht bestätigen, zumal wir uns dort nach unseren Ausflügen bei gutem Essen und anregenden Gesprächen mit netten Urlaubsfreunden rundweg wohl gefühlt haben. Die Badelandschaft und ihre Gestaltung war wohltuend für die Erholung. 13. Literatur und Links Rainer Olzem u. Timm Reisinger Geologischer Wanderführer La Palma Aachen 2014 Internet: http://www.rainer-olzem.de/277.html Irene Börjes La Palma – Individuell reisen Michael Müller Verlag 2013 (neu überarbeitet) Internet: http://www.michael-mueller-verlag.de Links: http://www.die-reise-maus.de/Kanaren.html ( Der Klassiker !!!!; alles fundiert und werbefrei über die Kanaren) http://www.rainer-olzem.de/berblick.html (Geologischer Überblick von La Palma) http://www.rainer-olzem.de/hotspot.html (Hypothesen zur Entstehung der Kanarischen Inseln) http://apalmet.es/index ( Wetter auf den Kanaren, span.) Elke über den Wolken Kurt-Werner vom Wind verweht auf der Vulkanroute Bilder und Texte Kurt-Werner Augenstein, 67749 Offenbach-Hundheim
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