Tagung 2015/2016 der XVIII. Gesetzgebungsperiode_30. Sitzung vom 22. Oktober 2015 Ltg.-728/B-35/2 - Bericht der Landesregierung betreffend NÖ Sportgesetz - Sportbericht Niederösterreich 2014. Abg. Dr. Von Gimborn (FRANK): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Landesrätin! Hoher Landtag! Heute möchte ich auch einmal mit einem Lob beginnen. Der Sportbericht 2014 dokumentiert in übersichtlicher und in einer bescheidenen Manier die akribische Umsetzung der Ziele, die sich das Land Niederösterreich in Bezug auf die Sportstrategie 2020 gesetzt hat. Dennoch möchte ich auf einen Aspekt in der Entwicklung des NÖ Sports hinweisen, dem in meinen Augen noch zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet wird. Ich spreche von Kindern, denen die Teilhabe am Sport verwehrt bleibt, weil ihnen die finanziellen Mittel fehlen. Das Thema Armut und Sport wird im Bericht nicht explizit aufgegriffen. Das ist eigentlich schade. Für Kinder und Jugendliche gehören nämlich Bewegung, Spiel und Sport im Verein zu den wichtigsten und beliebtesten Freizeitbeschäftigungen. Gerade der Sportverein ist ein zentraler Ort, der viel mehr als Sport bietet. Er steht auch für Gemeinschaft, soziale Integration, Zusammengehörigkeit stabiler sozialer Beziehungen und Vertrauen. Doch die Zahl der Familien, denen es schwer fällt, ihren Kindern diese gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, steigt. In Niederösterreich sind derzeit 50.000 Kinder und Jugendliche armutsgefährdet. 50.000 Kinder. Und wir wissen, das hat massive Auswirkung auf ihre Lebenssituation. Kinder, die von Armut betroffen sind, leiden an überdurchschnittlich hohem Maß an Depressionen. Sie zeigen Symptome wie Unsicherheit, Angstgefühle, Schlafstörungen sowie Konzentrations- und Leistungsstörungen. Diese Kinder weisen auch mit großer Häufigkeit körperliche Erkrankungen auf. Gesundheitsfördernde Maßnahmen sind umso effizienter und ökonomisch sinnvoller, je früher sie im Leben einsetzen. Es hat sich bereits als alarmierende Verschiebung des Gesundheitsspektrums von akut zu chronisch körperlichen Krankheiten und von körperlich zu psychischen Auffälligkeiten entwickelt. Wenn Armut zur Ausgrenzung führt, werden Betroffene häufig aus Scham mit Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben oder Sportvereinen reagieren. Und dann rauben wir diesen Kindern somit auch eine wichtige Chance, ihr persönliches Potenzial voll zu entfalten und sich zu eigenständigen, gesunden Persönlichkeiten zu entwickeln. Ich sehe also hier für das Sportland Niederösterreich gerade im Bereich der Sportstrategie 2020 die Möglichkeit, einen umgänglichen und wichtigen Beitrag für die Inklusion von armutsgefährdeten Kindern und Jugendlichen zu leisten. In dieser SWOT-Analyse finden wir in dem Bereich „Chance“ die erstrebenswerte Möglichkeit auf differenzierte, gezielte und nachhaltige Förderung des Sports. Hier meine ich, findet sich bereits eine Aufforderung an das Sportland Niederösterreich, diese so wichtige Zielgruppe an der Teilhabe zu unterstützen, die Kinder und Jugendlichen rechtzeitig aufzufangen. Und vielleicht der nächsten Kathrin Zettel oder dem nächsten Dominic Thiem den Weg zum Spitzensport zu ermöglichen. Aber auch die Kinder und Jugendlichen, die dem Breitensport verbunden bleiben und keine Weltund Europameister werden, werden eine unschätzbare Bereicherung für Niederösterreich sein. Gesunde Kinder und Jugendliche, denen die Möglichkeit geboten wird, ihr persönliches Potenzial voll zu entfalten und sich eigenständig zu gesunden Persönlichkeiten zu entwickeln, sind eine unbezahlbare Ressource für unser Land. Ich bin davon wirklich überzeugt, dass die Experten des Sportlandes Niederösterreich und ihre Partner am besten wissen, auf welche Art und Weise armutsgefährdete Kinder und Jugendliche am Idealsten unterstützt werden können. Daher erlaube ich mir gemeinsam mit Klubobmann Gottfried Waldhäusl den Vorschlag eines Sportschecks in Form eines Antrages einzubringen (liest:) „Resolutionsantrag Der Abgeordneten Dr. Gabriele Von Gimborn und Gottfried Waldhäusl gemäß § 60 LGO 2001 zum Verhandlungsgegenstand 728/B-35/2 betreffend Einführung Sport-Scheck. In Niederösterreich sind derzeit 50.000 Kinder und Jugendliche armutsgefährdet. Ein Leben am Rande der Armut hat massive Auswirkungen auf die Lebenssituationen von Kindern. Kinder, die von Armut betroffen sind, leiden in überdurchschnittlich hohem Maße an Depressionen. Sie zeigen Symptome wie Unsicherheit, Angstgefühle, Schlafstörungen sowie Konzentrations- und Leistungsstörungen. Diese Kinder weisen auch mit großer Häufung körperliche Erkrankungen auf. Wenn Armut zu Ausgrenzung führt, wenn Betroffene, häufig aus Scham, mit Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben und aus Sportvereinen reagieren, dann rauben wir diesen Kindern somit auch eine wichtige Chance, ihr persönliches Potenzial voll zu entfalten und sich zu eigenständigen, gesunden Persönlichkeiten zu entwickeln. Gesundheitsfördernde Maßnahmen sind erwiesenermaßen umso effizienter und ökonomisch sinnvoller, je früher sie im Leben gesetzt werden. Deshalb muss hier eine Aufforderung an das Sportland Niederösterreich gestellt werden, diese so wichtige Zielgruppe an der Teilhabe zu unterstützen und Kinder und Jugendliche rechtzeitig aufzufangen. Ein Sport-Scheck in der Höhe von € 150 pro Jahr/ pro Kind würde es Kindern und Jugendlichen aus ärmlichen Verhältnissen ermöglichen, Ausrüstungsgegenstände wie. z.B. Fußballschuhe, Schwimmtrikots, Tennisschläger oder Laufschuhe zu erwerben. Diese Unterstützung würde ihnen auch erleichtern, an schulischen Sportaktivitäten teilzunehmen (z.B. Eislaufen statt Turnunterricht) oder zu Wettkampfstätten zu reisen und an Wettkämpfen teilzunehmen – teilzuhaben. Die Gefertigten stellen daher folgenden Antrag: Der Hohe Landtag wolle beschließen: Die Landesregierung wird aufgefordert, für jedes Kind, wohnhaft in einem armutsgefährdeten Haushalt, einen jährlichen Sport-Scheck in der Höhe von €150 zur Verfügung zu stellen.“ Eltern der betroffenen Kinder und Jugendlichen könnten sich auf den Gemeinden gegen Vorlage der Rechnung oder eventuell der Schulbestätigungen Kosten im Zusammenhang mit sportlichen Aktivitäten bis zu einer Höhe von 150 Euro pro Jahr rückerstatten lassen. Allen Kindern und Jugendlichen in Niederösterreich soll eine gleichberechtigte Teilhabe am Sport möglich sein. Dankeschön! (Beifall bei FRANK.)
© Copyright 2024 ExpyDoc