Was taugt der tragbare Boxenstreuer?

Technik
TOP AGRAR
PRAXISTEST
Was taugt der tragbare
Boxenstreuer?
Zum schnelleren Einstreuen
und Kalken von Liegeboxen
gibt es jetzt ein neues Hilfsmittel. top agrar hat das
Gerät getestet.
O
bwohl auf immer mehr Betrieben Roboter das Melken und
Füttern übernehmen, bleibt die
Pflege der Liegeboxen oft Handarbeit.
Die Firma Vink bietet dafür nun ein
interessantes Hilfsmittel an: den Spreader. Aus dem Englischen übersetzt bedeutet das „Streuer“ – der Name passt.
Es handelt sich um einen Kunststoff-Behälter, der mit Einstreumaterial
befüllt werden kann und dieses „im Vorbeigehen“ in die Liegeboxen verteilt. Dafür sitzt wie bei einem Düngerstreuer
unten im Behälter ein Streuteller, der die
Einstreu in die Boxen wirft. Angetrieben
wird er von einem Akkuschrauber. Es
gibt außerdem ein Modell, das für pulverförmige Materialien optimiert ist.
Ob die beiden Boxen-Streuer tatsächlich eine Arbeitserleichterung sind, hat
ein Betrieb aus dem norddeutschen Butjadingen für top agrar getestet.
Groß für Stroh, klein für Kalk:Beide
Geräte sind unterschiedlich groß. So hat
die Stroh-Ausführung ein Volumen von
40 l, während es beim Kalk-Spreader 12 l
sind. Außerdem hat dessen Auslauföffnung ein verstellbares Blech, mit dem die
Dosiermenge eingestellt wird.
Das Volumen von 12 l ergibt eine
„Nutzlast“ von ca. 14 kg Kalk. Bei einem
Leergewicht von 2,5 kg und mit Akkuschrauber wiegt das ganze Gerät 18 kg.
Der Stroh-Verteiler brachte es im befüllten Zustand auf rund 7,5 kg (inkl.
Akkuschrauber; Leergewicht 3,8 kg).
Vink liefert einen verstellbaren
Schultergurt mit. Über einen „Schnellkuppler“ können die Geräte einfach
ein- und ausgehangen werden. Das ist
beim Nachfüllen praktisch. Der Tragekomfort ist in Ordnung. Beim Gehen
entlang der Boxenkante scheuern beide
Geräte kaum am Bein.
Weniger schön ist dagegen die
Grifföffnung, durch die der Akkuschrauber bedient wird. Es fehlt ein
Loch für den Daumen, um den Griff
des Akkuschraubers komplett umgrei-
Der Kalkstreuer (vorne) fasst 12 l, in den
Stroh-Verteiler passen 40 l Material.
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Mit der rechten Hand wird der Akkuschrauber bedient, der eine Welle antreibt und so
die Boxen einstreut. Das Gerät lässt sich mit dem Schultergurt angenehm tragen.
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top agrar 1/2014
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Die Arbeitsqualität überzeugt. Die
Liegeboxen sind ordentlich eingestreut.
Fotos: Gronau
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Um den Griff des Akkuschraubers richtig umgreifen zu können, fehlt ein Loch für den
Daumen (li.). Strohmehl rutscht im Behälter schlecht nach, Restmengen bleiben (re.).
fen zu können. Die Kanten der Grifföffnung sind nicht entgratet, hier ist noch
Raum für Verbesserungen.
Tadellos funktionierte dagegen das
Kuppeln des Akkuschraubers auf die
Antriebswelle. Die mitgelieferte Adapterhülse wird einfach ins Bohrfutter gespannt und durch eine Öffnung in der
Behälterdecke auf die Welle gesteckt.
Hier dürften die meisten Akkuschrauber kompatibel sein.
Ein Tipp unserer Tester: Wenn täglich mit dem Spreader gearbeitet wird,
lohnt sich die Anschaffung eines Billig-Schraubers. So wird der Akkuschrauber aus der Werkstatt geschont,
denn gerade beim Streuen von Kalk
kann Staub in den Motor gelangen und
dessen Haltbarkeit beeinträchtigen.
Es stockt und stopft:Wenn der Kalk-
streuer etwa zur Hälfte geleert ist, wirbeln die Räumketten, die an der Antriebswelle angebracht sind und Brückenbildung verhindern sollen, den Kalk
auf und schleudern ihn durch die offene
Einfüllöffnung hinaus. „Den Kalk hat
man anschließend am Bein und in der
Hosentasche“, so einer unserer Tester.
Eine Klappe würde das vermeiden. Beim
Stroh-Spreader passiert das nicht.
Schnell gelesen
• Mit dem Spreader lassen sich
Strohmehl oder Pulver-Kalk
in die Liegeboxen streuen.
• Die Handhabung ist gut und
auch die Arbeitsqualität überzeugte unsere Tester.
• Allerdings bleiben Rest-
mengen im Behälter zurück.
• Mit 170 € ist das Gerät (ohne
Akkuschrauber) relativ teuer.
Dafür trat Brückenbildung bei Strohmehl auf: Etwa ab halbem Füllstand
muss das Gerät regelmäßig geschüttelt
werden, damit Stroh nachrutscht.
Die Gründe: Der Mitnehmer ist am
unteren Ende der Welle bei beiden
Streuer-Größen erstens zu kurz und
zweitens ca. 2 cm über dem Boden angebracht, hier kann sich Material ablagern. Außerdem liegt die Austragsöffnung beim großen Modell nicht an der
tiefsten Stelle am Boden, sodass Restmengen unvermeidbar sind. Auch den
Kalkstreuer bekamen wir im Test nicht
komplett leer.
Gleichmäßiges Streubild:Nichts aus-
zusetzen gab es dagegen bei der Arbeitsqualität. Beide Streuer hinterließen ein
gleichmäßiges Streubild. Voraussetzung: Eine gleichmäßige Geh-Geschwindigkeit entlang der Boxen.
Mit der Drehzahlverstellung des Akkuschraubers kann die Wurfweite variiert werden. In der zweiten Stufe fliegt
das Einstreumaterial exakt in den Euterbereich der Liegematten – ideal.
Einmal in Bewegung, geht das Einstreuen sehr flott. Allerdings bremsen
die regelmäßigen Stopps zum Auffüllen
den Benutzer aus.
Der Inhalt des Kalk-Spreaders reichte
im Test für rund 90 Liegeboxen. Bei
Strohmehl kamen wir mit den 2,2 kg im
40 l-Spreader dagegen nur ca. 20 Boxen
weit. Je nach Einstreumenge muss man
also häufiger nachfüllen.
So würde sich auch die Auslastung
des Gerätes steigern lassen. Und das ist
angesichts der Preise auch ratsam: Vink
berechnet für den 40 l großen StrohStreuer satte 180 € und für die 12 l-Version 170 €, ohne Akkuschrauber. Möglicherweise lässt sich der Pulver-Spreader
einsparen, indem man Strohmehl und
Kalk vermischt und mit einem Gerät
ausbringt.
Tjade Gronau
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