Bebauung des ehemaligen „OSRAM-Geländes“ Dokumentation der Einwohnerversammlung zur frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung am 12. Mai 2015 1 Auftraggeberin: ABG Allgemeine Bauträgergesellschaft mbH und Co. Objekt Hellabrunn KG Promenadeplatz 12 80333 München Auftragnehmerin: citycom Büro für Stadtentwicklung und Kommunikation Pfarrer-Grimm-Str. 2 80999 München Telefon 089-141 7511 [email protected] Luftbild: GeodatenService München Abbildungen: citycom muenchen 2 Inhaltsverzeichnis 1. Ausgangslage S. 4 2. Einwohnerversammlung S. 4 3 Ergebnisse der Arbeitsgruppen 1. Städtebau 2. Freiraum – Grünverbindungen – Fuß-/Radverbindungen 3. Verkehr und Immissionen 4. Leben im neuen Quartier S. 6 S. 6 S. 9 S.10 S.14 Anlage: Einladung zur Einwohnerversammlung 3 1. Ausgangslage Der Stadtrat hat in seinem Eckdaten- und Aufstellungsbeschluss vom 18.12.2013 beschlossen, für das frühere Firmengrundstück der Firma OSRAM einen städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerb auszuloben. Es geht um die städtebauliche Neuordnung des Planungsgebiets. Ein attraktives Wohnquartier mit einem ansprechenden und wohnungsnahen Angebot an öffentlichen und privaten Grün- und Freiflächen, mit infrastrukturellen Einrichtungen sowie gewerblichen Nutzungen soll entstehen. Dabei ist insbesondere auf Grund der Lage am Mittleren Ring auf den Immissionsschutz zu achten. Geplant ist die Auslobung und Durchführung des städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerbs für das ehemalige „OSRAM-Gelände“ im Sommer-Herbst 2015. Im Vorfeld dieses Planungswettbewerbes waren die direkten Nachbarn und die interessierte Öffentlichkeit zu einer Einwohnerversammlung eingeladen, um sich über die Rahmenbedingungen und Ziele für das neue Wohnquartier zu informieren und eigene Vorstellungen zu entwickeln, die bereits in die Auslobung des Planungswettbewerbes einfließen sollen. 2. Einwohnerversammlung Die Einwohnerversammlung fand am 12. Mai 2015, 18.00 – 21.00 Uhr in der Städtischen Grundschule am Agilolfingerplatz 1 in Giesing statt. Die Bürgerinnen und Bürger waren über Hauswurfsendungen im weiterem Umgriff des Planungsgebietes eingeladen. Ca. 200 interessierte Bürgerinnen und Bürger nahmen an der Einwohner-versammlung teil. Vertreten waren alle Altersgruppen, auch Kinder und Jugend-liche. Die Bürgerinnen und Bürger kamen aus den Bereichen nördlich und südlich des Mittleren Rings. Einen Schwerpunkt bildeten die direkten Nachbarn östlich und südlich des ehemaligen „OSRAMGeländes“ Zudem waren Mitglieder des Bezirksausschusses 18 und Mitglieder des Münchner Stadtrates vertreten. Externe Expertinnen und Experten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fachabteilungen der Stadtverwaltung aus den Bereichen Stadtplanung, Freiraum, Denkmalpflege, Verkehr informierten die Bürgerinnen und Bürger und standen ihnen bei den jeweiligen Arbeitsgruppen beratend zur Seite. Ablauf der Einwohnerversammlung 18.00 Uhr Begrüßung, Anlass, Einleitung Clemens Baumgärtner, Vorsitzender Bezirksausschuss 18 Zielvorstellungen der Eigentümer Dr. Rainer Sticken, ABG Unternehmensgruppe Ralf Büschl, Büschl Unternehmensgruppe 4 Ziele, Rahmenbedingungen, Eckdaten, Beteiligung Susanne Ritter, Leiterin der Hauptabteilung Stadtplanung, Referat für Stadtplanung und Bauordnung Anina Bühler, zuständige Teamleiterin für die Bebauungsplanung, Referat für Stadtplanung und Bauordnung Informationen zum Planungswettbewerb ehemaliges OSRAM-Gelände Josef Mittertrainer, Büro bgsm 19.00 Uhr Diskussion in Arbeitsgruppen: Anregungen für den Planungswettbewerb Gruppe 1: Städtebau, Bestandsgebäude Gruppe 2: Verkehr, Parken, Immissionen Gruppe 3: Freiraum, Grün, Vernetzung, Fuß- und Radwegverbindungen Gruppe 4: Leben im Quartier: Wohnen, Arbeiten, Infrastruktur, Versorgen 20.15 Uhr Vorstellen der Ergebnisse im Plenum Abschlussgespräch 20.45 Uhr Ende 3. Ergebnisse 3.1. Information Zu Beginn wurden die Bürgerinnen und Bürger über die Rahmenbedingungen, den Eckdatenbeschluss des Münchner Stadtrates, die Grundlagen und die städtebaulichen Zielvorstellungen informiert. Ablauf, Termine, teilnehmende Büros und Preisgericht sowie die Planungsaufgabe des Planungswettbewerbes für das ehemalige „OSRAM-Gelände“ wurden vorgestellt und auf die beiden Wettbewerbsvarianten - Variante A (Abbruch OSRAM-Haus) und Variante B (Erhalt des OSRAM-Hauses mit Untersuchung für eine mögliche Nachnutzung) hingewiesen. Die Abschirmung des neuen Wohngebietes von der vom Mittleren Ring ausgehenden Lärm und Schadstoffbelastung ist Aufgabe im Wettbewerb. Die Verkehrserschließung des neuen Wohngebietes ist über die Salierstraße und Ludmilla-/ Hellabrunnerstraße geplant, eine direkte Erschließung vom Mittleren Ring ist aus verkehrlichen Gründen nicht möglich. Eckdaten für das neue Wohnquartier auf dem ehemaligen „OSRAM-Gelände“ 37.000 qm Geschoßfläche, davon ca. 370 Wohnungen 850 Einwohner 30% geförderter und sozialorientierter Wohnungsbau ca. 1.700 qm wohnverträgliches Gewerbe ca. 1.500 qm Kinderkrippe/Kindergarten (je 4 Gruppen) öffentliche und private Grünflächen (mind. ca. 20 qm/EW) 5 3.2. Ergebnisse der Arbeitsgruppen 1. Städtebau Bei der Arbeitsgruppe Städtebau/Bestandsgebäude diskutierten über 40 Anwohnerinnen und Anwohner über Erscheinungsbild und Wohnen im neu entstehenden Quartier. Fachleute der Stadtverwaltung und externe Planer gaben Auskunft und hörten sich die Anliegen der direkten Nachbarinnen und Nachbarn interessiert an. Im Vordergrund standen Themen wie Dichte des Quartiers und damit verbunden die Bebauung entlang des vielbefahrenen Mittleren Rings sowie die Baukante zum Flaucher. Eine eben-falls breite Diskussion entspann sich beim Thema Umgang mit dem denk-malgeschützten OSRAM-Gebäude. Im Folgenden sind die Diskussions-beiträge qualitativ zusammen gefasst. (Bezahlbarer) Wohnraum Die Anwesenden begrüßen die Ausweisung von gefördertem Wohnungsbau, gleichwohl es aus ihrer Sicht eines höheren Anteils (mehr als 30 %) erfordert, um den Bedarf an bezahlbarem Wohnraum für Menschen mit kleinerem bis mittlerem Einkommen zu decken. Als Dilemma wird erkannt, dass Investoren, um die Grundstücke zu erwerben, bereits tief in die Tasche greifen müssen und dann die Rendite über den freifinanzierten Wohnungsbau erwirtschaftet werden muss. Es wird vorgeschlagen, über eine höhere Dichte in der Bebauung einer möglichen Preissteigerung entgegenzuwirken. Ein höherer Anteil an gefördertem oder zumindest bezahlbarem Wohnraum wäre wünschenswert. Seitens der Stadtverwaltung wird darauf hingewiesen, dass hinsichtlich gefördertem bzw. sozial orientiertem Wohnraum die städtischen Regularien zu berücksichtigen sind. Es ist zudem ein Wunsch, dass geförderter Wohnungsbau im gesamten Quartier verteilt angeboten wird. Ansonsten befürchten die Anwesenden, dass entlang des Mittleren Rings „billige“ Wohnungen entstehen und entlang des Flauchers bzw. in der Quartiersmitte hochpreisige Wohnungen. Die Teilnehmenden sprechen sich auch dafür aus, dass Genossenschaften oder Bauherrengemeinschaften Grundstücke erwerben können. Untergiesing, darauf weisen einige Teilnehmende hin, unterliegt derzeit einem Wandel. Es ist aber auch ein Stadtteil, in dem viele ältere Menschen leben. Barrierefreier und pflegegerechter Wohnraum soll auch auf dem ehemaligen OSRAM-Areal angeboten werden, ebenso größere Wohnungen für Familien. Bebauung Dass entlang des Mittleren Rings eine weitgehend durchgehende Riegelbebauung vorgesehen ist, wird von allen Anwesenden sehr begrüßt. Der Lärmschutz ist eine wichtige Maßnahme für das dahinter liegende Wohnquartier, auch für die bereits bestehende Bebauung. Unklar bleibt, wie mit dem Lärmeintrag von Westen umgegangen werden soll. Gerade der Brückenbelag mit den Montagerillen auf der Fahrbahn ist aus Sicht einiger Anwesenden besonders störend. Sie wünschen sich eine ebenfalls riegelartige Bebauung nach Westen, um diesen Lärm abzuhalten. Andere dagegen plädieren für eine möglichst offene Bauweise zum Flaucher hin. Der grüne Park soll sich in das neue Wohngebiet hineinziehen können, es wird eine Verzahnung von Grün und Gebäuden gewünscht. Zur Gestaltung und Ausformung der Gebäude gibt es klare Vorstellungen bei der Bevölkerung: Angelehnt an Gründerzeitviertel wünschen die Giesingerinnen und Giesinger 6 rhythmisierte Gebäudeanordnungen mit Vor- und Rücksprüngen und abwechslungsreich gestaltete Fassaden. Dies könnte besonders zum Flaucher hin eine attraktive Häuserfront darstellen. Bestandsgebäude / Identität Für einige Anwesende ist das denkmalgeschützte OSRAM-Gebäude ein schützenswertes, identitätsstiftendes Gebäude, das mit einer guten Nutzung weiterhin erhalten bleiben sollte. Eine Mehrheit plädiert für den Abriss und einen geschlossenen Neubau entlang des Mittleren Rings. Beide Gruppierungen wünschen sich jedoch eine öffentliche Nutzung im Erdgeschoss an der Nordwest-Ecke des Geländes. Ein gesellschaftlicher Treff, zum Beispiel ein Café, kann auch für Spaziergängerinnen und –gänger attraktiv sein. Als mögliche Nachnutzung für das OSRAM-Gebäude wird vom Investor nur Wohnen oder Hotelnutzung in Erwägung gezogen. Auf Basis einer erfolgten Marktrecherche sind aus seiner Sicht andere Nutzungsarten nicht nachgefragt. Die Anwesenden möchten das so nicht stehen lassen und schlagen vor, dass die Nutzung für das Gebäude im Wettbewerb offen behandelt werden soll. Sie hoffen auf gute Ideen der teilnehmenden Architekturbüros für das OSRAM-Haus. Ein Vorschlag ist ein Atelier-Haus, in dem Künstler Räume belegen können. Alle Anwesenden in der Arbeitsgruppe sprechen sich gegen eine Hotelnutzung an diesem Standort aus. Öffentlicher Raum / Quartierplatz Aus Sicht eines Nachbarn benötigt das südlich des Rings gelegene Stadtquartier einen Quartiersplatz, der auch Anziehungspunkt für die weiter südlich wohnenden Giesingerinnen und Giesinger attraktiv sein soll. Als gutes Beispiel nennt er den Hans-Mielich-Platz. Darüber hinaus werden sowohl öffentliche wie private Spielflächen gewünscht. Infrastruktur Die Vertreterinnen und Vertreter der Hauptabteilung Stadtplanung des Referates für Stadtplanung und Bauordnung informieren über die Schulversorgung: Da in der Umgebung Kindergärten und Kinderkrippen fehlen, sind auf dem OSRAM-Gelände vier Einrichtungen geplant. Eine Schulversorgung auf dem Gelände wird es nicht geben. Die städtische Grundschule am Agilolfinger Platz wird entsprechend erweitert. Weiterführende Schulen sind im weiteren Stadtgebiet angeboten. Wettbewerb Teilnehmende schlagen vor, dass im bevorstehenden Wettbewerb auch Flächen wie der Candidplatz oder der angrenzende Parkplatz mit in die Überlegungen der Planungsbüros einfließen soll. Aus ihrer Sicht benötigt das Areal rund um den Candidplatz eine Gesamtlösung, eventuell auch im Hinblick auf eine Untertunnelung des Mittleren Rings zwischen Brudermühlbrücke und Tegernseer Landstraße. Ebenfalls soll berücksichtigt werden, dass bei Erhalt des OSRAM-Gebäudes das Baurecht mindestens dem Baurecht bei Abriss des OSRAM-Gebäudes entspricht und auf die übrigen Flächen entsprechend verteilt werden kann, ansonsten wird befürchtet, dass aus rein finanziellen Gründen eine Nachnutzung ausgeschlossen wird. 7 Abb. 1: Kartenmitschrift der Anregungen 2. Freiraum – Grünverbindungen – Fuß- und Radverbindungen An dieser Arbeitsgruppe nahmen zwischen 10-15 Bürgerinnen und Bürger teil. Landschaftsschutz „Isarauen“ Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind sich einig, dass das angrenzende Landschaftsschutzgebiet bzw. die benachbarten Isarauen allgemein besonderen Schutz nötig haben. Wenn in naher Zukunft etwa 850 zusätzliche Bewohnerinnen und Bewohner in das sensible Gebiet drängen, wird eine „Besucherlenkung“ – zum Beispiel durch Baukörper-situierung bzw. Zugänge und Wegeführung – als dringlich erachtet. Dazu wird weiter angeregt, das östliche Isarufer zwischen Ring- und Eisenbahnbrücke zu „renaturieren“ bzw. attraktiver zu machen, um den Besucherdruck umzulenken. In der neuen Wohnanlage sollte es „so schön sein, dass niemand von dort zur Isar will …“. Das schließt nach Meinung einzelner Teilnehmender das Anlegen offizieller Grill- und Treffplätze im Planungsumgriff mit ein. 8 Grünkulisse und Wege Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind sich einig, soviel Grünflächen wie irgend möglich im Gebiet zu erhalten bzw. neu anzulegen. Dazu gehört ausdrücklich der Wunsch, die Bäume am Mittleren Ring als „Grünkulisse“ zu erhalten. Im Inneren des neuen Wohnquartiers wünscht sich die Mehrheit möglichst zusammenhängende Grünflächen bzw. „einen kleinen Park“. Neu anzulegende Wegeführung sollte für schöne, schattige und barrierefreie Wege sorgen. Um dies zu erreichen besteht mehrheitlich der Wunsch, den Planungsumgriff von oberirdisch fließendem Verkehr freizuhalten (zentrale Tiefgarage). Ergänzend sollte das ÖPNV-Angebot auf den Bewohnerzuwachs angepasst werden. Eine mögliche Dachbegrünung wird von den meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmern begrüßt. Falls möglich auch Solardächer. Diese aber nur in einer baulichen Ausführung, die jede Spiegelung ausschließt (optische Wirkung, aber auch Vogelschutz). Sonstiges Zur Ergänzung der Aufenthaltsqualität wünscht sich die Mehrheit der Anwesenden ein Café bzw. einen offenen Nachbarschaftstreff mit der Möglichkeit draußen zu sitzen. Bei Erhalt des OSRAM-Hauses wünscht ein Teilnehmer, dass die spiegelnden Fenster des OSRAMHauses „vogelfreundlicher“ (gegen Vogelschlag, so dass keine Vögel gegen die Scheiben fliegen) ausgerüstet werden. 3. Verkehr und Immissionen Über 40 Bürgerinnen und Bürger interessierten sich für die Verkehrserschließung und die Schadstoffbelastungen. Expertinnen und Experten aus den beteiligten Fachbüros und aus dem Referat für Stadtplanung und Bauordnung antworteren zu Beginn auf die zahlreichen Fragen. Da sich alle Fragen den jeweiligen Themen zuordnen lassen, werden sie dort behandelt. Ein Schwerpunkt der Diskussion liegt auf der Forderung der meisten Bürgerinnen und Bürger, das ehemalige OSRAM-Gelände vom Mittleren Ring her zu erschließen. Dabei ist allen bewusst, dass dies nur dahingehend erfolgen kann, dass der vom Westen ankommende Verkehr am Mittleren Ring rechts auf das Gelände bzw. der abfließende Verkehr rechts Richtung Osten auf den Mittleren Ring abbiegt. Eine Bürgerin macht den Vorschlag, diese Anbindung mittels eines Tunnels zu bewerkstelligen. Ein weiterer Vorschlag empfiehlt, die Straßenanbindung mit einem Fußweg zu kombinieren, um so das Erreichen der UBahnstation Candidplatz auf kürzestem Weg zu ermöglichen. Individualverkehr auf dem Gelände Seitens der Bürgerinnen und Bürger wird angeregt zu prüfen, ob die Salier-, Ludmilla- und Hellabrunner Straße als Einbahnstraßen ausgewiesen werden können. In diesem Falle stellt sich die Frage, ob die Straße auf dem ehemaligen OSTAM-Gelände eine öffentliche oder eine private Straße sein wird. Ein Gewerbetreibender, der an der Ecke Salier-, Schönstraße ein Geschäft betreibt, weist darauf hin, dass es dort sehr häufig zu Unfällen kommt. Eine Einbahnregelung könnte hier die Verkehrssituation entschärfen. 9 Abb. 2: Kartenmitschrift der Anregungen Die anwesenden Bürgerinnen und Bürger erfahren von den Expertinnen und Experten, dass bei einer Wohnnutzung keine Erhöhung der Verkehrsfrequenz zu erwarten ist. Diese Information wird mit Skepsis aufgenommen. Auf keinen Fall möchten die Bürgerinnen und Bürger eine Erhöhung des Verkehrsaufkommens. Aus diesem Grunde wird z.B. auch eine Hotelnutzung im ehemaligen OSRAM-Gebäude abgelehnt. Baustellenverkehr auf dem Gelände Die Dauer der Bauphase wird nachgefragt. Der Eigentümer kann in diesem frühen Planungsstadium noch keine genauen Zahlen nennen, rechnet aber mit einem Zeitraum zwischen zwei und drei Jahren. Ein Bürger weist darauf hin, dass die Salierstraße für Baustellen- 10 verkehr nicht geeignet sei und fordert auch aus diesem Grund eine Anbindung des Geländes an den Mittleren Ring. Die Schulwege müssen während der Bauphase sicher sein. Ruhender Verkehr Die Bürgerinnen und Bürger fragen, ob eine Änderung des Stellplatzschlüssels laut Satzung der Landeshauptstadt München dahingehend möglich ist, dass pro Wohnung zwei Stellplätze gefordert werden. Eine solche Forderung halten andere Bürger und Bürgerinnen für bedenklich, weil damit mehr Verkehr angezogen wird. Die Fachleute erläutern, dass die Stadt in der Regel nur eine Veränderung des Stellplatzschlüssels vorsieht, indem Stellplätze gemeinschaftlich oder über Mobilitätskonzepte belegt werden. Der Stellplatzschlüssel ist z.B. aufgrund geringerer Nachfrage im geförderten Wohnungsbau geringer. Ein Bürger schlägt ein Mobilitätskonzept vor, das in den Bebauungsplan mit aufgenommen werden könnte. Die direkten Nachbarinnen und Nachbarn befürchten im neuen Wohnquartier aufgrund von Besucherinnen und Besuchern der benachbarten Isarauen einen erhöhten Parkdruck. An Vorschlägen, wie dem entgegengewirkt werden könnte, nennen die Teilnehmenden Parklizenzierung, Nutzung zusätzlicher Flächen wie z.B. des Candid-Parkplatzes und die Errichtung einer Anwohnerparkgarage. Ein Vorschlag sieht die Erweiterung des Umgriffs des Planungsgebietes vor, z.B. auch auf das Gelände des Salus-Werks (Produktion von Naturheilmitteln). Hier oder auf der Fläche des Candid-Parkplatzes wäre ein geeigneter Standort für eine Markthalle. ÖPNV Mehrere Bürgerinnen und Bürger wünschen sich für U-Bahn und Busse eine Erhöhung der Frequenzen. Für die Haltestelle der Busse in der Schönstraße werden Busbuchten vorgeschlagen. Fußwege Für die Erreichbarkeit der Bushaltestellen wird eine gute Anbindung des ehemaligen OSRAM-Geländes gewünscht. Auch ist die Querung des Candidplatzes für Fußgängerinnen und Fußgänger verbesserungswürdig. Lärm und Luftschadstoffe Eine Riegelbebauung entlang des Mittleren Rings, so ein Hinweis, verursacht eine Reflexion des Schalls nach Norden. Wie geht man damit um? Die Fachleute erläutern, dass die Nordfassade der Riegelbebauung eine offenporige Fassadenoberfläche erhalten muss, also keine glatte Fassade, so wird die Schallreflexion minimiert. Die Teilnehmenden interessiert, wie die beim Vortrag gezeigte Luftschneise in NordSüdrichtung zu verstehen ist, wenn gleichzeitig ein Schallschutz durch Bebauung entlang des Mittleren Rings vorgesehen ist. Es wird hier ein Widerspruch konstatiert. Eine Luftschneise in Nord-Südrichtung wäre laut Experten wünschenswert, um wegen der Konzentration der Luftschadstoffe einen Luftaustausch zu erzielen. Der Widerspruch wurde auch von den Planern erkannt. Dafür gibt es im Moment keine Lösung. Das Problem muss im weiteren Verfahren geklärt werden. Ein Bürger fordert daraufhin eine lückenlose Abriegelung des ehemaligen OSRAM-Geländes gegenüber dem Mittleren Ring. 11 Abb. 3: Kartenmitschrift der Anregungen Bauphase und Parken 4. Leben im neuen Quartier Für dieses Thema interessierten sich insgesamt ca. 30 Bürgerinnen und Bürger, die alle aus den unmittelbar angrenzenden Nachbarschaften kamen und für die das neu zu bebauende Areal ein Teil ihres Quartiers ist. Auffallend war, dass viele jüngere Menschen mit am Tisch saßen und auch drei Jugendliche, die sich konstruktiv mit ihren Interessen einbrachten. Die Möglichkeit, Fragen – auch grundsätzlicher Art zur Gesamtplanung - an die anwesenden Experten zu stellen, wurde ausgiebig genutzt. 12 Abb. 4: Kartenmitschrift der Anregungen ÖV, Mittlerer Ring, Fußgänger, Luftschneise Soziale Infrastruktur für Kinder, Jugendliche, Senioren und Menschen mit Beeinträchtigungen Ein großes Thema im Stadtteil sind fehlende Hortplätze und fehlende Angebote für Jugendliche. Daher wird von den Anwesenden der dringende Wunsch geäußert, im Rahmen der Neubebauung diesen Bedarf auch mit abzudecken, ggf. sogar statt der geplanten je 4 Kinderkrippen- und Kindergartengruppen eher Räume für Hortgruppen zu planen. Vorstellbar ist auch eine Kombi-Einrichtung von Jugendzentrum und Hort. Auch wird ein dringlicher Bedarf an öffentlichen Treffräumen für Jugendliche geäußert (Bolzplatz, Abenteuerspielplatz). Für das soziale Miteinander im neuen Quartier und auch als Mehrwert für die angrenzenden Nachbar-schaften wünschen sich die Anwesenden einen zentralen, barrierefreien Platz zur Begegnung der Generationen, für Nachbarschaftsfeste o.ä. Der Platz und das Quartier sollen auch durch gastronomische Angebote (Kneipe, Café), einen MehrgenerationenTreffpunkt, einen Nachbarschaftstreff, einen Mütterladen belebt werden. Darüber hinaus werden ein Gemeinschaftsgarten / Flächen für ein urban-gardening-Projekt und für eine Gemeinschaftswerkstatt (Vorbild HEI, Haus der Eigenarbeit) angeregt. Für die Senioren wird ein „Wohnen-im-Viertel“-Projekt mit lokalem Versorgungsstützpunkt und Wohncafé gewünscht, wie es schon vielfach in München realisiert ist. 13 Schulversorgung Die Schulversorgung wird sehr kritisch gesehen, da die Sprengel-Grundschule am Agilolfingerplatz bereits seit langem an ihrer Kapazitätsgrenze ist. Hier wird der dringende Wunsch an das zuständige Referat für Bildung und Sport gerichtet, die Schulplanung entsprechend abzustimmen. Seitens einer anwesenden Vertreterin des Bezirksausschusses kommt der Hinweis, dass der BA einen Vorschlag für einen Bildungscampus am Candidplatz, inklusive eines integrierten Skaterparks, bei der Stadtverwaltung eingereicht hat. Zwischennutzungen von OSRAM-Gebäude und Parkplatz Angesichts des langen Planungszeitraums hat das Thema Zwischennutzung großes Gewicht in der Diskussion. Hier wird u.a. angeregt, den OSRAM-Parkplatz bis zur endgültigen Bebauung/Gestaltung für ein urban-gardening-Projekt und/oder die Aufstellung von HortContainern zu nutzen. Für das OSRAM-Gebäude wird vorgeschlagen, dieses für Künstlerinnen und Künstler, für Kulturveranstaltungen, als Probenräume für Bands, etc. zugänglich zu machen. Die anwesenden Jugendlichen wünschen sich eine Zwischen-nutzung von Parkplatz und Gebäude für ihre Bedarfe. Sollte das OSRAM-Haus erhalten bleiben, wird dort kein Hotel gewünscht, sondern eher bezahlbare Kleinraum-Wohnungen für Studenten, junge Menschen und Senioren. Abb. 5: Kartenmitschrift der Anregungen 14 Nahversorgung Zur Ergänzung des vorhandenen Nahversorgungsangebots an der Schönstraße werden kleine Einzelhandelsgeschäfte auf Inhaberbasis gewünscht; Filialisten werden eher abgelehnt. Dass dieser Wunsch oft nicht mit dem tatsächlichem Einkaufsverhalten übereinstimmt, wird ebenfalls (selbst-)kritisch angemerkt. Ein kleiner Vollsortimenter scheint ebenfalls vorstellbar – vorausgesetzt die damit verbundenen Verkehrsbelastung ist wohngebietsverträglich. Abb. 6: Kartenmitschrift der Anregungen Wohnen Bezüglich der Anordnung der Gebäude wird eine Verteilung der geplanten Eigentums-, EOFund München-Modell-Wohnungen im Gesamtgebiet gewünscht, also keine „Blockbildung“ von Sozialwohnungen an den eher unattraktiven Lagen. Wichtig ist den Anwesenden die Realisierung von großen, bezahlbaren und barrierefreien Wohnungen. Konzepte wie Mehrgenerationen-Wohnen, Wohnen ohne Auto, Car-Sharing sollen möglich sein. 15 Städtebaulich wünscht man sich einen zentralen Platz, in dessen angrenzenden EG-Zonen keine Wohnungen, sondern Flächen für Gastronomie, Einzelhandel und öffentliche Einrichtungen vorgesehen werden. Angesichts der Lärm- und Schadstoffbelastung vom angrenzenden Mittleren Ring werden begrünte Fassaden angeregt. Auch farblich wünscht man sich mehr als die üblichen Weiß- und Grautöne. Sollten in dem Quartier öffentliche Wertstoff-Container aufgestellt werden, wird für eine Unterflur-Lösung plädiert. Grundsätzliche themenübergreifende Anregungen: Mehrfach wird in der Diskussion der Wunsch nach einem Erhalt der vorhandenen Sozialstruktur geäußert. Außerdem wird gefordert, die Baustellenzufahrt über die Candidstraße zu regeln. Generell wird darauf hingewiesen, dass bei den Planungen über das eigentliche Planungsgebiet hinaus gedacht werden muss und z.B. Bedarfe und Vorhaben am Candidplatz und nördlich des Mittleren Rings zu berücksichtigen sind. 16
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