FLEXIBILITÄT AUF MEXIKANISCH

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Handel
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STOOR
NATS
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Handel
DE S M
Juni 2015
Sabine Ruppert,
Head of Planning &
Design / Marketing,
Real Innenausbau AG,
über die zahlreichen
Variationsmöglichkeiten des flexiblen
Storedesigns,
Prioritäten bei der
Konzeptentwicklung
und die Herausforderung, Authentizität
zu erzeugen.
FLEXIBILITÄT AUF
MEXIKANISCH
Im Storedesign seiner neu gestalteten Filiale in der Glacis-Galerie in Neu-Ulm greift der Würzburger Frauen-und Männermode-Filialist Zapata auf die Ästhetik des mexikanischen Heimatlandes seines Namenspatrons zurück und geht gleichzeitig durch flexible Ladenbau-Elemente
auf die gegenwärtige Lebenssituation seiner Kunden ein.
Wandel als Prinzip
TEXT & INTERVIEW
ANNETTE GILLES
FOTOS
REAL INNENAUSBAU
M
it Einzelhandel hatte Emiliano Zapata sein Lebtag lang rein gar
nichts zu tun – wie sollte er auch, schließlich war der schnauzbärtige Mann ein Revolutionär und Freiheitskämpfer im Mexiko
des vorvergangenen Jahrhunderts. Als solcher war er zwar immerhin so
bedeutend, dass ihm 1952 mit ‚Viva Zapata!’ ein filmisches Denkmal gesetzt
wurde, in dem ihn der junge Marlon Brando verkörperte. Dass sein Name
im Jahre 2015 aber ausgerechnet in einem Shopping Center in Neu-Ulm die
Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde, hätte er sich mit Sicherheit nie
träumen lassen. Dort, in der zentral in der City gelegenen Glacis-Galerie,
ist der Multilabel-Filialist Zapata mit seiner mittelpreisigen Mode für
wobei Verbindungen bewusst gezeigt werden), aber auch in den
fashionaffine Frauen und Männer einer von 61 Stores.
charmanten Sprossenfenstern, an der ‚unberührten’ Decke, den
1985 in Würzburg gegründet, gehören mittlerweile 13 Fashion Stores und
‚offenen’ Stromleitungen, den nackten Glühbirnen. Unverzichtbar im
ein Outlet mit insgesamt 7.500 Quadratmetern Verkaufsfläche und rund
Kontext Mexiko ist natürlich Farbe: expressive, lateinamerikanisch
400 Mitarbeitern zum Zapata-Filialnetz, das sich über Bayern, Baden-
anmutende Dessins für Oberflächen, Teppiche und andere Textilien,
Württemberg, Hessen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz erstreckt.
immer wieder fröhliche Akzentfarben und farbenfrohe Dekorationen.
Neben den Läden mit Zapata-Schriftzug gehören auch zwei Madison-
Für das i-Tüpfelchen in Sachen Authentizität sorgen zahlreiche Palmen
Filialen (in Heilbronn und Limburg) zum Unternehmen, die 1990 integriert
und andere Grünpflanzen. Eyecatcher sind die knalligen Neon-
wurden und dasselbe Sortiment wie die Zapata-Filialen führen: „Mode
Schriftzüge an der Kasse oder als Hinweis auf bestimmte Sortiments-
für junge und junggebliebene Menschen, die im Hier und Jetzt leben.“
bereiche. Emotionalisiert wird das Ganze schließlich durch Szenen „wie
Das Spiel mit mexikanischer Ästhetik gehört habituell zur Design-Story
aus dem Leben“: das Liebespaar auf dem Balkon zum Beispiel.
der Zapata-Stores, so auch in der im März neueröffneten Neu-Ulmer
Der heutigen Lebenssituation der Kunden, die „oft in ungewöhnlichen
Filiale mit 900 Quadratmetern Verkaufsfläche, die durch den Einsatz
Räumlichkeiten und nie sehr lange an einem Ort leben“, wie man bei
verschiedener Leuchten insgesamt heller wirkt. Eine gewisse Einfachheit
Zapata glaubt, trägt man mit dem neuen Ladenbaukonzept Rechnung,
ist Teil der Inszenierung; sie zeigt sich in den Rohmaterialien (unbehan-
auf das dieses „Maximum an Flexibilität“ der Kunden übertragen wurde:
delte, helle Hölzer wie Fichte, Metallgitter, nackter Beton) ebenso wie in
Preiswert, flexibel und multifunktional soll die Anmutung sein; Erlebnis-
der Verarbeitung (‚Do-it-Yourself’-Konstruktionen im Heimwerker-Look,
inseln wie ‚House-in-House’-Situationen – wie „schnell zusammengezimmert“ wirkende „Rohbau“-Konstruktionen – laden zum Stöbern ein.
Größe: 900 qm Verkaufsfläche
Bauzeit: 8 Wochen
Worin genau besteht im neu gestalteten Zapata-Store in Neu-Ulm
die Flexibilität der Ladenbauelemente?
Zunächst einmal ist das Design der einzelnen Präsentationselemente
in Formensprache und Materialgebung sehr individuell, aber ganzheitlich aufeinander abgestimmt. Somit lassen sich die Möbel immer
wieder auf unterschiedliche Weise miteinander kombinieren; zudem
können Bilder durch flexible Aufhängung und Labelbeschilderungen mit einem Handgriff ausgetauscht werden; Möbelpräsenter sind
teilweise mit Rollen ausgestattet, per Steckprinzip an den Möbeln befestigte Preisschilder lassen sich individuell der Warenpräsentation
anpassen; die komplette Präsentation im Accessoires-Bereich kann
durch mit Pins versehene Lattenoptiken individuell gestaltet werden;
und schließlich sind die Schaufenster- und Accessoires-Boxen mit
einer zusätz-lichen Seiten- oder Rückwand versehen, die mit Klebeband an der Box befestigt ist. Diese Rück- oder Seitenwand kann mit
Stoff bezogen, beklebt oder wie auch immer gestaltet werden, der
Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt...
Hatte der Standort in einem Shoppingcenter Einfluss auf das
Storedesign?
Eigentlich nicht. Das Storedesign wurde ganzheitlich auf das Label
Zapata hin entwickelt. Natürlich sind die AIDA-Aspekte, gerade
die Fassade und den Eingangsbereich betreffend, stark berücksichtigt worden. Wichtig war in diesem Zusammenhang, schon
von weitem auf die beiden Welten ‚Women’ und ‚Men’ hinzuweisen, ohne beim Eintreten in den Store schon zu viel preiszugeben.
Es war uns sehr wichtig, die Kunden neugierig zu machen. Das
sollte zum Beispiel durch Einblicke durch die Sprossen-Fenster
erreicht werden.
Wie gewährleisten Sie die Beschaffung authentischer DekoElemente?
Das ist immer wieder eine kleine Herausforderung und sollte
nicht unterschätzt werden. Durch ein großes Netzwerk an Lieferanten, das richtige Gespür für authentische Elemente und die
Liebe zum Detail gelingt es uns aber stets, eine entsprechende
Auswahl zu treffen.
w w w.zapataworld.de
Weitere Infos unter www.tm-digital.de.
Konzeption, Innenarchitektur und Ladenbau: Real Innenausbau AG, Külsheim
Boden: Speckner Bodenbeläge GmbH & Co. KG, Waiblingen
Fassade: Treppen- und Metallbau Becker, Overviechach
Trockenbau/Maler: Malerfachbetrieb Tobias Eckert GmbH, Eichenbarleben
Speziell Wand-/Bodenbeschichtung und Design: Maler Folk GmbH, Pürgen
Puppen: Hans Boodt Mannequins, Holland
Elektroinstallationen: Elektro-Pixis GmbH, Gerbrunn
Beleuchtung: Lichtspiel Lichtprojekte & Design GmbH, Hamburg
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Winfried Lambertz (Chefredakteur Stores + Shops) sowie Annette Gilles (TM TextilMitteilungen) sammelt, prüft und entscheidet – unter Ausschluss des Rechtsweges. Aufgerufen sind
nach wie vor auch Ladenarchitekten und Ladenbau-Unternehmen: Senden Sie bitte Fotos und Beschreibungen eines kürzlich realisierten Referenzobjektes aus der Fashion-Branche
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