26. Ausgabe November 2015 1 2 Inhalt Editorial ............................................................................................... 4 Eindrücke als Pharma-Ersti ................................................................ 5 Nobelpreis für Medizin 2015 ............................................................... 8 Heimwoche 2015 ................................................................................ 9 HoPo informiert!................................................................................ 12 Superblutmond ................................................................................. 13 Aus dem APV-Archiv ........................................................................ 14 Rätsel ............................................................................................... 18 Erlebnisbericht NPSW ...................................................................... 21 Weihnachtsgeschenke leicht gemacht ............................................. 24 Lustiges zu Weihnachten ................................................................. 26 Aus der Weihnachtsbäckerei ............................................................ 32 Pharmaciens Sans Frontières (CH) ................................................. 34 Interview mit Weleda ........................................................................ 40 Star Wars Episode VII ...................................................................... 47 Impressum Tonikum Postfach 135, 8093 Zürich www.apv.ethz.ch [email protected] Redaktionsteam Viktoria Gastens Chefredaktorin Laura Merseburger Vize-Chefredaktorin Simone Berger Reporterin Olivia Hagedorn Reporterin Tamara Eicher Reporterin Melanie Weis Reporterin Camilla Massoudi Reporterin Matthias Pracht Layouter Fabio Simbürger Gastreporter Justine Räber Lektorin & Reporterin Joana Sigrist Gastreporterin Geraldine Levy Lektorin Tanja Bollmann Gastreporterin 3 Editorial S chon seit Ende September werden die Kunden in Supermärkten durch Lebkuchen, Zimtsterne und sonstiges Weihnachtsallerlei mehr oder weniger dezent darauf hingewiesen, dass in riesigen Schritten die besinnliche Zeit des Jahres naht. An besagte Zeit sollte jedoch nicht nur das Konsumverhalten, sondern auch die innere Einstellung angepasst werden: Schenke groß oder klein, aber immer gediegen. Wenn die Bedachten die Gaben wiegen, sei dein Gewissen rein. Schenke herzlich und frei, schenke dabei was in dir wohnt, an Meinung, Geschmack und Humor, sodass die eigene Freude zuvor dich reichlich belohnt. Schenke mit Geist ohne List. Sei eingedenk, dass dein Geschenk du selber bist. {Viktoria Gastens} Falls dir keine Verbindung zwischen Artemisia annua und Frau Youyou Tu bekannt ist, empfehle ich den Artikel über den diesjährigen Nobelpreis in Medizin. Des Weiteren beschäftigen wir uns mit der Frage „Was ist Anthroposophie?“ und stellen interessante Fragen direkt an die anthroposophische Firma Weleda. Um die Vorfreude voranzutreiben gibt es in dieser Ausgabe eine Schnitzeljagd: In der Zeitung sind kleine Geschenkpäckchen versteckt, deren genaue Anzahl es zu bestimmen gilt. Bei richtiger Einsendung an [email protected] bis zum 15. Dezember erhältst du noch vor Weihnachten eines von fünf kleinen APVÜberraschungspaketen. Ich wünsche viel Freude beim Lesen und frohe Weihnachten! Joachim Ringelnatz – Schenken Diese Ausgabe soll Weihnachtsstimmung verbreiten. Sei es durch Geschenkideen, interessante Weihnachtsfakten oder Wertschätzung für Mitmenschen in einem Freiwilligeneinsatz in Madagaskar mit Pharmaciens Sans Frontières Schweiz. Dass Gemeinschaft bereichert, zeigen auch die Berichte über das NPSW in Genf, die APV Heimwoche oder die Eindrücke einer Erstsemestrigen. Welche Themen die Pharmaziestudenten der ETH vor rund 80 Jahren bewegten, erfährst du in der Rubrik APV Archiv. 4 Viktoria Gastens Chefredaktorin Tonikum Eindrücke als Pharma-Ersti E ndlich war es soweit! Der 8-stündige Umzug von Wien nach Zürich war überstanden, die ersten Möbel gekauft und die (verspätete) Anmeldung an der ETH vollbracht. Schliesslich besuchte ich noch den Pre-Study Event, um in einer kleinen Gruppe bereits wichtige Ansprechpersonen, Kommilitonen, aber auch Höhersemestrige kennenlernen zu dürfen. Einen Monat später, als ich mich dann auch ein wenig in der Stadt eingelebt und alle notwendigen Formalitäten erledigt hatte, ging das Studium dann endlich richtig los! Sowohl die Professoren, als auch der Fachverein APV stellten sich uns, den Erstis, vor. Mit vielen Events seitens des Vereines wurde alles Mögliche getan, um sich besser kennenzulernen und, um den etwas harten Einstieg an der ETH noch so angenehm wie möglich zu gestalten. Ein Beispiel wäre das gelungene Patenapéro, wo jeder Erstsemestrige einen Paten zugewiesen bekam, der ihm das ganze Jahr bei Fragen und Problemen zur Verfügung steht. Auch an diesem Tag konnte man wieder generell direkt mit Höhersemestrigen in Kontakt treten und sie kennenlernen. Durch dies und die Tatsache, dass man stets Kontakt zu anderen Studenten fand, wurde mir persönlich das Einleben hier an der ETH deutlich erleichtert! {Camilla Massoudi} Wohlbemerkt dachte ich anfangs, dass vor allem ich als Österreicherin so gar nicht zurechtkäme. Stets hatte ich die Gedanken, dass ein neuer, anderer Dialekt, ein komplett anderes Umfeld und komplett neue Umstände mir zu schaffen machen würden und ich schliesslich komplett alleine sei. Doch falsch gedacht! Dies entpuppte sich als Irrtum, denn rasch konnte ich - vor allem durch die tollen Events - neue Freundschaften knüpfen. Auch gewöhnte ich mich schnell an den Rhythmus, in dem das Studium vorangeht. Alles in allem fällt mein Resümee positiv aus. Die vergangenen Monate verliefen zu meinem Erstaunen ziemlich gut. Wie bereits erwähnt konnte ich vor allem durch die zahlreichen Bemühungen des Vereines tatsächlich wertvolle, neue Kontakte knüpfen, aber auch wichtige Tipps für ein erleichtertes Studium erhalten! 5 APV-Events Don’t miss it! Chlausfeez Am 11. Dezember steigt ab 22 Uhr die etwas andere Weihnachtsfeier im Club Supermarket, die von VeBiS, HeaT und APV organisiert wurde. Der Vorverkauf läuft über crowdapp.ch/chlausfeez. Glühweinevent Am 16. Dezember schenkt der APV vor dem HIL von 11 bis 15 Uhr Glühwein aus. Bis 18 Uhr kannst du sogar noch frisch gebackene Waffeln geniessen. Mmmh! WiNaFe Am 17. Dezember wird im HXE das Semesterende gefeiert. Schlittelweekend Vom 27. bis 28. Februar wird in Bergün geschlittelt. Zum ersten Mal werden auch Pharmaziestudenten aus Basel und Genf dabei sein. Melde dich noch bis zum 30. November an und sichere dir einen der begehrten Plätze! Vereinsversammlung FS 16 Die nächste VV findet am 9. März ab 18 Uhr im HXE statt. Für die anschliessende Verköstigung wird bestens gesorgt sein. 6 7 Nobelpreis für Medizin 2015 D er Nobelpreis wird als wichtigste Auszeichnung überhaupt angesehen. Einmal im Jahr wird dieser von einer Expertengruppe in Schweden an Wissenschaftler verliehen, die eine überragende Entdeckung gemacht haben. Zurück geht der Preis auf Alfred Nobel, der in seinem Testament 265 Millionen Dollar hinterlassen hat, um diesen Preis zu sponsern. Er selbst war ein begnadeter Wissenschaftler und erfand unter anderem das Dynamit.[1] Die ersten Preise wurde 1901 vergeben und zwar jeweils einen für Physik, Chemie, Physiologie, Literatur und Friedensarbeit. Der diesjährige Nobelpreis für Physiologie und Medizin ging zur Hälfte an Youyou Tu für ihre Entdeckung von Artemisin und zu je einem Viertel an William C. Campbell und Satoshi Ōmura für ihre Entdeckungen, welche zu einer neuen Therapie der Infektionen, verursacht durch Nematoda (dt. Fadenwurm), führte.[2] Malaria ist eine weitverbreitete Tropenkrankheit, welche durch Moskitos übertragen und durch einen Parasiten verursacht wird.[3] Die Krankheit kann tödlich verlaufen, wenn sie nicht rechtzeitig diagnostiziert und behandelt wird. 8 Eines der meistverwendeten Mittel zur Therapie von Malaria ist dabei Artemisin. Dieses kann aus Artemisia annua gewonnen werden.[4] Dieses hatte Youyou Tu entdeckt als sie alte chinesische Heilkräuter auf ihre Inhaltsstoffe getestet hatte.[5] Fun fact nebenbei: Youyou Tu hat am Departement für Pharmazeutische Wissenschaften in Peking studiert. {Laura Merseburger} Auch ist sie die erste Chinesin, die einen Nobelpreis für Physiologie und Medizin erhielt. Bild: Artemisia annua Die zweite Hälfte des Preises wurde für die Entdeckung der Avermectin ausgesprochen. Diese Gruppe umfasst Wirkstoffe die zur Therapie von Nematoden und der Flussblindheit eingesetzt werden.[6] Dadurch hat sich die Inzidenz der Blindheit durch den Parasiten verringert. Quellen: [1] http://www.nobelprize.org/alfred_nobel/, Zugriff: 08.11.2015, 13:17 [2] http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/medicine/ laureates/2015/, Zugriff: 08.11.2015, 13:20 [3] http://www.cdc.gov/malaria/, Zugriff: 08.11.2015, 13:45 [4] H. Lüllmann, K. Mohr, L. Hein; Pharmakologie und Toxikologie; Thieme Verlag, 17.Auflage [5] https://en.wikipedia.org/wiki/Tu_Youyou, Zugriff: 08.11.2015, 14:15 [6] https://en.wikipedia.org/wiki/Avermectin, Zugriff: 08.11.2015, 14:29 Heimwoche 2015 D {Fabio Simbürger} as neue Semester stand vor der Tür und damit auch die Erstausführung der Heimwoche. Mutig stellten wir uns der Herausforderung, trotz allabendlichem Zusammensein immer die Vorlesungen zu besuchen. Der Mutigste von allen war jedoch der Ersti Elias, der sich am Montag hat anwerben lassen und ohne zu zögern das volle Programm durchzog. Kurz gesagt war die Heimwoche ein voller Erfolg. Pro Nacht waren 12-17 Studenten im Heim. Wer gerne mehr wissen möchte was passiert ist, erfährt das beim Weiterlesen. Für mich begann die Heimwoche am Montagabend. unserer Unterkunft näherten. Ein Torbogen aus Holzstämmen, eine ruhige Lage und eine Handvoll junge Menschen. Das Setting war da, das Szenario… naja das Szenario startete zumindest nicht an diesem Abend. Nach den obligatorischen Spaghetti zum Abendessen fand sich unsere Gruppe schnell draussen beim Tischtennis wieder. Durch das schlechte Licht und den leichten Einfluss von Ethanol auf die Schlägerführung wurde das Ganze noch lustiger und zog sich bis lange in die Nacht hinein. Zusammen mit zwei Freunden machte ich mich auf die Suche nach dem Pfadiheim Kilchberg. Das Wetter war bewölkt, leicht windig und führte eine Stimmung mit sich, die das Böse in Horrorfilmen oder den ersten Zombie ankündigt. Die unvermeidlichen Theorien über mögliche Szenarien liessen nicht lange auf sich warten und wurden noch bestärkt, als wir uns in gelassener Stimmung Während dieser Zeit wurde auch die „Böhnlimafia“ eingeführt, die das Verschenken von 2. Chancen unter Verliebten im Rundlauf möglich machen sollte. 9 D ie Ferien sind vorbei, die Vorlesungen beginnen. Trotz wenig Schlaf für einige unserer Gefährten schafften es alle mehr oder weniger pünktlich ins neue Semester. Wir trafen uns am Abend wieder zum Essen. Dieses Mal gab es Fondue. Mit einigen Ergänzungen wie Ananas oder Ei wurde so mancher Fonduehorizont erweitert. Im Anschluss stand Karaoke auf der To-DoListe. Leider spielte uns die Technik einen Streich und wollte uns die Playstation nicht mit dem Beamer verbinden lassen oder uns sogar vom Singen abhalten. Davon liessen wir uns aber nicht den Spass verderben und sangen uns im Chor durch die Karaoke Songs auf YouTube, von Shakira bis Metallica und von Mambo No.5 bis Lemon Tree war alles dabei. Um Mitternacht gab es zu Ehren von Julia noch ein Happy BirthdayKaraoke und vom Geburtstagskind offerierte Schokoladen-, sowie Vanillecreme. Neuer Tag, neues Glück. Abermals schaffte es meines Wissens jeder in die Vorlesung. Nach den Vorlesungen fand der Patenapéro statt, wo wir die neuen Erstis schön kompakt in einem Raum sehen durften. 10 Am Abend versammelten wir uns wieder zum Abendessen, dieses Mal Älpler Makkaroni. Der Restabend gestaltete sich gemütlich mit Gesellschaftsspielen, Musik und Kaminfeuer. Donnerstag, ein Tag wie – fast – jeder andere. Man steht morgens auf, wird von Christophs Morgenküche aus Rührei und aufbereiteten Reste sanft in Schlemmerlaune versetzt und begibt sich schliesslich in die Vorlesung. Man hört zu, kritzelt mit und klammert sich mit der freien Hand an ein Getränk, in der Hoffnung, es würde zumindest einen Teil der Müdigkeit absorbieren. Abends wieder zurück ins vertraute Heim, kochen und essen. Risotto war das letzte gemeinsame Abendmahl der Heimwoche, denn am Freitagnachmittag würden wir das Heim wieder ihren rechtmässigen Besitzern überlassen. Zu diesem Anlass mussten wir natürlich die Getränkevorräte dezimieren. W er das Spiel „Werwölfe“ kennt, dem dürfte bekannt sein, wie schnell dann auch die Zeit vergeht. Von Sonnenuntergang bis tief in die Nacht hinein wurden Wölfe gejagt, Bewohner getötet, jeder angeschuldigt, der sich seltsam benimmt und gleichzeitig Biere geteilt. Zur Unterstützung der Atmosphäre wurde der Nacht noch eine Soundkulisse beigefügt, die mit Wildschweinen, Eulen und sonstigen Tieren an ein Dorf am Waldrand hindeuteten. Der Tag des Abschieds brach an. Heute ging es noch den letzten Vorräten an den Kragen. Die 35 verbleibenden Eier fanden wir kurzerhand als Rührei für zwölf Personen wieder. Gut gestärkt packten die Verbliebenen ihre Sachen zusammen und kehrten der Unterkunft den Rücken zu. Wir sahen viele kommen und gehen und nun gingen wir selbst zurück in den Alltag. Was noch bleibt sind viele gute Erinnerungen, neue Freundschaften und die Hoffnung, dass es irgendwann wieder einmal so weit sein wird. 11 HoPo informiert! E in intensiv diskutiertes Thema an der letzten Unterrichtskommission vom 6.10.15 war die verabschiedete Teilrevision des MedBG (Medizinalberufegesetz) vom letzten März. Darin wurden den Apothekern mehr Kompetenzen in der medizinischen Grundversorgung zugesprochen, somit können künftig etwa Impfungen und einfachere Diagnosen in der Apotheke erfolgen. Auf uns Pharmastudenten hat die Überarbeitung des MedBG insofern Einfluss, als dass daraufhin nun der vom BAG herausgegebene Lernzielkatalog (LZK) Pharmazie dieses Jahr überarbeitet wurde. Der revidierte LZK (erscheint im 2016) sieht vor, dass die zu erreichenden Kompetenzniveaus im Bereich der klinischen Pharmazie angehoben werden, während die Kompetenzniveaus in einigen Bereichen der Naturwissenschaftlichen Grundausbildung eher gesenkt werden sollen. Unser Institut steht nun vor der Aufgabe diese Anforderungen umzusetzen und unser Curriculum dementsprechend in relativ kurzer Zeit anzupassen. Eine spannende Zeit steht unserem Studiengang also bevor. {Joana Sigrist, Tanja Bollmann} HoPo Delegierte gesucht! Wolltest du dich schon immer irgendwie für den APV engagieren, scheust dich aber davor, dass du zu viel Zeit in deine Verpflichtungen stecken müsstest und deshalb das Studium zu kurz kommen würde? Dann bist du bei der HoPo (Hochschulpolitik) genau an der richtigen Adresse, denn hier kannst du deinen Aufwand selbst festlegen. Als HoPoler vertrittst du die Interessen und Anliegen der Studierenden an Unterrichtskommissionen (UK), Departementskonferenzen (DK) und Notenkonferenzen (Nok). Haben wir dein Interesse geweckt? Willst du mehr über uns erfahren? Oder ganz unverbindlich mal bei einer Sitzung dabei sein? Dann melde dich bei [email protected]. Quellen: Frau Prof. Dr. Cornelia Halin Winter https://www.news.admin.ch/message/index.html?lang=de&msg-id=46605 12 Superblutmond I n der Nacht von dem 27. auf den 28. September war ein historisches Ereignis zu beobachten: ein Superblutmond. Für diese seltene Konstellation müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein: 1. 2. 3. {Viktoria Gastens} Seit 1900 trat eine Supermondfinsternis erst fünfmal ein. Das letzte Mal 1982 und das nächste Mal 2033. [1] Für diejenigen, die um 04:47 Uhr lieber in Morpheus Armen lagen, anstatt den Mond in der Mitte der Totalität zu beobachten, ist anbei ein Foto dieser Situation, aufgenommen in Zürich, zu sehen. Vollmond Mond im kürzesten Abstand zur Erde auf seinem elliptischen Orbit (perigee) Mondfinsternis [1] National Aeronautics and Space Administration (NASA): “Supermoon Lunar Eclipse September 27-28, 2015”, URL: www.svs.gsfc.nasa.gov/Gallery/SupermoonLunarEclipseSeptember2015.html (Stand: 11.11.2015) 13 Aus dem APV-Archiv W {Viktoria Gastens} er meint, dass der APV so jung und frisch wie seine Mitglieder ist, der hat weit gefehlt: Seit 105 Jahren werden durch den Akademischen Pharmaziestudierenden Verein die Interessen seiner Mitglieder vertreten. Bei einer dringend erforderlichen Aufräumaktion des APV Büro kam im diesen Jahr das Archiv aus Studentenzeitungen, Fotos und Büchern wieder zum Vorschein. Der älteste Schatz stammt aus dem Jahr 1897, doch im Folgenden wird passenderweise der Weihnachtskommers von 1932 vorgestellt. Das Titelbild Der Kommers ist ein, aus einem besonderen Anlass abgehaltener, abendlicher Umtrunk in feierlichem Rahmen [1]. Eigens zum Weihnachtskommers 1932 erschien eine Festzeitung. Nach dem Prolog und den Artikeln „Leben der Pharmazeuten“ und „Die Helfershelfer“ folgt auf Seite 4 die Witzeecke. 14 Die Texte sind in Paaroder Kreuzreimen verfasst. So ist es auch beim Text „Studiosus pharmaciae“. 15 Seite 8 und 9 widmen sich der bald darauf erscheinenden Pharmacopoe Helvetica editio quinta. In der Illustration mit dem Titel „Das Schiff der Weisheit“ sind die an diesem Werk beteiligten Professoren abgebildet, die mit der Pharmacopoea Helvetica V als Segel in See stechen. Professor Robert Eder hatte eine Professur für Pharmakognosie und Pharmazeutische Chemie (1917 bis 1930) und von 1930 bis 1944 für Pharmazeutische Chemie im Besonderen inne. Durch ihn wurden drei seperate Lehrstühle geschaffen: Pharmazeutische Chemie, Pharmakognosie und Galenische Pharmazie. [2], [3] 16 Seit 1930 arbeitete Herr Hans Flück im Lehrstuhl Pharmakognosie, ab 1935 als Professor. Dieser Lehrstuhl wird seit 2003 Pharmazeutische Biologie genannt. [2], [3] Professor Willi von Gonzenbach war Leiter des Instituts für Hygiene und Bakteriologie. Neben Vorlesungen über Infektionskrankheiten, Arbeits- und Sexualhygiene referierte er von 1928 bis 1950 auch über Wasserhygiene. [4] Herr R. Schwegler war Verwalter am Pharmazeutischen Institut. [5] Auf Seite 10 ist folgender Aufruf zu finden, wobei über dessen Echtheit und Ernsthaftigkeit gestritten werden darf, da die komplette Zeitung einer humorvollen Feder entstammt. Nach einem „Laborliedchen“ und dem „Lied eines armen Kellerbewohner“ folgt auf Seite 13 dieser Weihnachtswunsch: Jubiläum der Pharmacopoea Helvetica Ein weiterer Fund im APV Archiv ist der Kommentar zur Pharmacopoea Helvetica Editio Quarta von Dr. Eugen Beuttner aus dem Jahr 1909. In seinem Vorwort schreibt er von „all denen, die eine Pharmakopöe als das auffassten, was sie in Wirklichkeit für den Pharmazeuten sein soll, nämlich als das Buch der Bücher“. Die erste Pharmacopoea Helvetica erschien 1865 und begeht somit in diesem Jahr ihr 150jähriges Jubiläum. Herzlichen Glückwunsch! [1] Duden: „Kommers“, URL: www.duden.de/rechtschreibung/Kommers (08.11.2015). [2] Eder, R.; Flück, H.; Büchi, J. (1939) Das Pharmazeutische Institut der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich, Pharm. Acta Helv. 14, 171-186. [3] Büchi, J. (1951) Das Pharmazeutische Institut der Eidg. Techn. Hochschule und die Entwicklung der pharmazeutischen Ausbildung und Forschung in Zürich, Apoth. Ztg. 89, 320-330. [4] Wissenschaftliche Sammlungen der ETH Bibliothek (1985) Handschriften und Autographen der ETH Bibliothek – 38 Willi von Gonzenbach. [5] Schaller, P. (1962) Promotionsarbeit, Über das rheologische Verhalten von Aerosil® in Wasser. 17 Rätsel {Viktoria Gastens} U nter allen richtigen Einsendungen des Lösungswortes bis zum 31.01.2016 an [email protected] werden 50 CHF verlost! Davon könntest du beispielsweise 1 kg Bienenwachs erwerben und einen Jahresvorrat von 140 Tiegeln Lippenpomade (siehe S. 22) für deine Freunde und Familie herstellen. :D Tipp: Aufmerksame Leser sollten einige Antworten in den aktuellen Artikeln wiederfinden. Die Zahlen geben die richtige Reihenfolge des Lösungswortes vor. Das Lösungswort verbindet wohl jeder, vor allem olfaktorisch gesehen, mit Weihnachten. 2 3 4 5 6 7 9 11 12 13 14 15 „neues Leben“ auf Malagassi Erfinder des Adventskranzes 1932 erschien die ______ Edition der Pharmacopoea Helvetica. gelbes Naturprodukt mit E-Nummer „E 901“ (lat.) Antibiotikafamilie von Gentamicin Mitglied der Balsambaumgewächse, dessen Harz zu einer der Gaben der heiligen drei Könige verarbeitet wird Nachname des Mannes, zu dessen 400. Geburtstag das Reformationsdenkmal in Genf enthüllt wurde Medikament mit Herstellungsprozess Metallspiegel Wofür steht Hg? (lat.) Hauptstadt von Madagaskar Seherin vom Stamm der Brukterer Gegensatz zu flos Lavendulae flos 10 Hibisci flos 8 1 18 15 13 6 2 11 4 9 7 1 3 5 14 12 8 10 19 20 Erlebnisbericht NPSW 16. – 18. Oktober 2015 E ine Blitzaktion war sie gewesen, meine Anmeldung für das diesjährige National Pharmacy Students‘ Weekend. Noch dazu vier Wochen bevor das NPSW, mein allererstes NPSW, überhaupt stattfand. Jede Frau wird meine Gedankengänge in der darauffolgenden Zeit nachvollziehen können: Während dieser gefühlten Unendlichkeit war ich hin- und hergerissen zwischen meiner Abenteuerlust und dem Drang zum Rückzug. Ich kannte absolut niemanden, der an dem Wochenende teilnahm, zwei Übernachtungen in einem ZivilschutzBUNKER waren mit inbegriffen, das Programm versprach für den Samstag vor allem Vorträge in französischer Sprache (wo einem doch samstags schon eine ganze Woche Vorlesungen in den Knochen sass) und zu alldem gesellte sich das schlechte Gewissen, noch nicht am Bericht für das OC-Labor geschrieben zu haben. Bref, würde ein Welscher sagen. Angemeldet ist angemeldet und so startete ich mit den besten Vorsätzen, neue Leute kennenzulernen, eine gute Zeit zu haben und viel Französisch zu sprechen, am Freitagabend ins Abenteuer NPSW. {Simone Berger} Nach einer kurzweiligen Zugfahrt (sie beinhaltete spannende Gespräche über das für mich noch in weiter Ferne liegende fünfte Studienjahr und die Erfahrung, dass der Zug auf der Linie Zürich-Bern am Freitagabend um halb 6 WIRKLICH vollgestopft ist) kamen wir in Genf an. Dort wartete schon eine Delegation asep Leute mit den unverkennbaren grünen Schlangen auf weissen T-Shirts und einige in abendländischer Verkleidung auf uns. Die Verkleidung rührte daher, dass das NPSW dieses Jahr mit dem Event Twinnet gekoppelt war. Die Unterkunft sowie ein Teil des Programms war für beide Events gemeinsam organisiert worden. Twinnet ist der Austausch zwischen Pharmaziestudenten über die Landesgrenzen hinaus. Dieses Jahr war das Partnerland Holland. 40 holländische und 40 schweizer Studenten trafen sich also bereits am Freitagabend und feierten nach einem "chääsigen Fondue" eine Mottoparty. Die asep-Leute brachten uns aber zuerst noch zum bereits erwähnten Bunker. Ich bin sicher, allein hätten wir den auch nicht gefunden. Wir, ca. zehn NPSWler, die schon am Freitag angereist waren, bezogen unsere kuschlig-bequem-gemütlichen Kajütenbetten und tranken im Bunker unter der Erde an einem Freitagabend im fernen Genf lauwarmes Bier. Am Samstagmorgen wurden wir mit einem tollen Frühstück überrascht. Nach der Stärkung ging es los mit Tram und Bus quer durch Genf zur Uni. Dort trafen wir dann auch die anderen Teilnehmer des NPSW und wir starteten ins Symposium. 21 D as Thema Innovation wurde von verschiedenen Fachleuten behandelt: Gerrit Borchard, Dozent an der Uni Genf, referierte als Erster über die Innovation im industriellen Sektor der Pharmazie. Medikamente werden ständig weiterentwickelt und verbessert, aber doch hinkt man den Krankheiten immer etwas hinterher. Johnny Beney, Chefapotheker der Spitäler Wallis, nahm den Faden auf und beschrieb den Ideenreichtum in der Spitalpharmazie. Bezüglich des Apothekenwesens sind die Spitäler im Wallis sehr innovativ: Sie haben sich zusammengeschlossen und werden von einer grossen Apotheke betreut. Apotheker sind dort bei der Arztvisite anwesend und für die Medikation der Patienten zuständig. Johnny Beney erklärte, dass ein Problem der Spitäler darin läge, über der riesigen Medikamentenflut die Patienten als Individuen nicht zu vergessen. Die klinische Pharmazie habe da in den letzten Jahren sehr viel Effizienz bewiesen. Neue Technologien würden ausserdem helfen, Medikationsfeh- 22 ler zu minimieren. Nach der Mittagspause übernahm Christophe Rossier das Wort. Er eröffnet nächsten Frühling seine dritte Offizin in Genf und ist seit 15 Jahren erfolgreicher Geschäftsführer. Er zeigte uns eindrückliche Bilder seiner ersten Apotheke und erklärte, dass sich in der Offizin schon nur im Bereich des Kundenempfangs viel verändert habe seit den Anfängen seiner Tätigkeit. Heute sind Apotheken hell, nicht überladen und der Kunde hat Platz und Privatsphäre, währendem er bedient wird. Auf den Grundrissplänen für seine dritte Apotheke zeigte Herr Rossier uns das geplante Schleusensystem für die neue Filiale: je nach Anliegen kommt der Kunde an verschiedene Beratungstische und es stehen zwei separate Räume für persönliche Gespräche zur Verfügung. E r bat uns, nach dem Studium mit neuen Ideen in die Welt hinaus zu gehen und diese in den Apotheken einzubringen. Er ermunterte uns, innovativ zu sein, den Kunden einen Mehrwert zu bieten und so ein Angebot zu schaffen, das weder von Versandapotheken, noch von den Medikamenten-austeilenden Ärzten abgedeckt wird. Nach den drei Vorträgen folgte eine angeregte Podiumsdiskussion und anschliessend konnten wir an verschiedenen Ständen das Gespräch mit den Referierenden und vielen weiteren Fachleuten suchen. Pharmaciens sans frontières betrieb beispielsweise einen Stand oder Jaqueline Bezençon, die Präsidentin von swiss ypg. Swiss ypg (young pharmacists group) bietet eine Dienstleistung für junge Apotheker an, die sich über ihre Erfahrungen austauschen wollen, Lösungen für Probleme am Arbeitsplatz suchen oder auf der Suche nach einem weiteren pharmazeutischen Betätigungsfeld sind. Als sich die Halle langsam leerte, machten wir uns, mit vielen Visitenkarten und Gadgets beladen, auf in Richtung Bunker. Da lief die Kaltwasserdusche bereits auf Hochtouren und um 20h stand die gesamte Abteilung des Zivilschutzbunkers herausgeputzt im Anzug und Abendkleid bereit zum Abmarsch. Gemeinsam starteten wir in einen fulminanten Abend mit delikatem GalaDinner an einer wunderschönen Location. Schliesslich kämpfte sich am Sonntagmorgen einer nach dem anderen wieder aus dem Bett; die Nacht war kurz geworden. In der asep Generalversammlung wurde einstimmig alles angenommen und nach dem Mittagessen machte sich der Grossteil der Teilnehmer auf den Heimweg. Ein harter Kern von ca. 25 Baslern, Genfern und Zürchern bestritt dann auch noch das Nachmittagsprogramm. Wir teilten uns in zwei Gruppen und lösten verschiedene Challenges, die uns durch die Genfer Altstadt führten. Und endlich sah ich mal etwas anderes als das öde Innere von Trams und Bussen; ich entdeckte die riesigen Calvinstatuen, kopfsteingepflasterte Strassen, die Blumenuhr, den berühmten Springbrunnen, eine atemberaubende Aussicht von einem Kirchturm und schöne Plätze mit Cafés. 23 Gewonnen hat meine Gruppe zwar nicht, aber der Nachmittag war es wert gewesen. Auf dem Heimweg im Zug war ich nudelfertig. Anstrengend war es gewesen, aber auch schön. Und ich in Gedanken liess ich meine Vorsätze Revue passieren: neue Leute hatte ich haufenweise kennen gelernt, nicht nur Französisch sondern sogar zwei drei Worte Holländisch gesprochen, und die Zeit war wie im Flug vergangen. Mein Sprung ins kalte Wasser hat sich definitiv gelohnt und es würde mich ungemein freuen, wenn dieser Artikel all die wankelmütigen Geister unter euch ermutigt, das Abenteuer NPSW nächstes Jahr ebenfalls zu wagen. Bildquelle: www.asep.ch Weihnachtsgeschenke leicht gemacht S obald der Dezember anbricht, kann ich es jeweils nicht mehr weiter ignorieren: Weihnachten naht! An sich ja etwas Wunderschönes: Kerzenlicht, feines Essen, die gesamte Familie ist vereint, die Zeit scheint langsamer zu vergehen als während des restlichen Jahres und es bedeutet auch, dass ein weiteres Herbstsemester überstanden ist. Trotz all dieser positiven Seiten Weihnachtens versetzt mich diese Zeit auch in einen leichten Anflug von Panik. Ich erwarte von mir, dass ich für jeden meiner Liebsten ein passendes, witziges, kreatives, nicht allzu teures und überraschendes Geschenk finde. Dann setze ich mich jeweils hin, schreibe mir eine Liste, führe da zuerst mal in einer langen Kolonne alle zu Beschenkenden auf und setzte dann den Stift für die Geschenkekolonne an, in der Hoffnung, dass 24 {Simone Berger} mein Unterbewusstsein einfach so drauflos schreibt und die tief in mir schlummernden Ideen in einem Fluss zu Papier bringt. Naja, leider klappt das meist nicht so gut, wie gewünscht und ich zwinge mich dann, so lange an der Liste sitzen zu bleiben, bis sicher bei der Hälfte der Namen mal mindestens eine Idee steht. Das endet dann so, dass eben diese Hälfte für Schokolade oder ein aktuelles Bild von meiner Schwester und mir in einem tollen Bilderrahmen eingeplant wird. Aber dieses Jahr wird alles anders. Volg und seiner „öise lade“ Broschüre sei Dank, hatte ich die zündende Idee bereits im (Achtung!) Oktober. D ie Lösung des Problems heisst nämlich Lippenpomade aus Eigenproduktion! Zwar haben wir während des Studiums noch nicht viel mit unseren späteren pharmazeutischen Tätigkeiten zu tun, aber das hindert uns nicht daran, in der Verwandtschaft schon einmal ein wenig Eindruck zu schinden! Also, nichts wie los, individualisiert das Rezept und stellt eine einzigartige Pomade für eure Grossmutter, eure Lieblingscousine oder euren Nachbarn her! Zutaten für 1 Tiegel Lippenpomade à 30 ml: 7 g Bienenwachs und 17 ml pflanzliches Öl (z.B. Olivenöl) in einem kleinen Topf im Wasserbad schmelzen. Topf vom Wasserbad entfernen, kurz warten und bevor die Masse wieder hart wird, einige Tropfen ätherisches Öl zugeben. Kräftig verrühren und sofort in ein sauberes, gut verschliessbares Gefäss füllen. Eignet sich übrigens auch hervorragend als Raumduft. Dafür einfach ca. dreifache Menge verwenden und in ein offenes Gefäss füllen. 1 1 frei nach: Volg, öise lade, Ausgabe 10/15, S. 34 Ölessenzen und Bienenwachs findet ihr in Drogerien oder Apotheken. Viel Spass beim Ausprobieren! 25 (Lustige) Fakten zu Weihnachten {Olivia Hagedorn} B ald kehrt die Advents- und Weihnachtszeit zurück und mit ihr die ganzen Dekorationen und Traditionen. Um sich gut auf die Festtage vorbereiten zu können, findet sich hier eine Zusammenstellung einiger (lustiger) Fakten und Tipps für ein gelungenes Weihnachtsfest. „Alle Jahre wieder“ Weihnachtslieder gehören zu einem richtigen Weihnachtsfest. Zu den Klassikern gehören definitiv: „Stille Nacht, Heilige Nacht“, „Leise rieselt der Schnee“, „O du Fröhliche“, „O Tannenbaum“ und „Alle Jahre wieder“ [1]. Doch auch wenn es die Weihnachtslieder zuhauf gibt, werden trotzdem immer wieder dieselben von verschiedenen Interpreten gesungen und „gecovert“. Da wäre z.B. der Weihnachtshit „I’ll be home for Christmas“, welcher bisher von über 50 MusikerInnen aufgenommen worden ist [1]. Trotzdem lassen es sich die Künstler nicht nehmen, ihre eigenen Beiträge zum weihnachtlichen Gesangsrepertoire zu leisten, denn das Beste daran ist: aus den meisten Weihnachtssongs wird in null Komma nix ein Hit in den Charts [1]. Der Sankt Nikolaus Wer war eigentlich Sankt Nikolaus? Der Name geht auf einen Bischof im kleinasiatischen Lykien zurück, der als Schutzpatron verschiedener Nationen (Russland, Kroatien und Serbien), unterschiedlicher Berufe (Kaufleute, Bäcker und Seefahrer) und 26 als Schutzherr der Kinder, insbesondere der Schüler, gilt [1].Sankt Nikolaus bedeutet „Sieg(reich)er des Volkes“ [1]. Das Christkind Das Christkind ist eine Erfindung vom Reformator Martin Luther [1]. Er selbst nannte es jedoch der Heilige Christ [1]. Früher wurde die Bescherung am Tag des Sankt Nikolaus durchgeführt und da die protestantische Kirche keine Heiligenverehrung praktizieren sollte, wurde der Brauch auf den Heiligen Abend verschoben [1]. Quelle: picture-alliance/akg-images Der Weihnachtsmann Die Figur des Weihnachtsmanns entstand erst um ca. 1800 [1]. In diesen Charakter flossen Eigenschaften des Sankt Nikolaus, sowie des Nikolaus strengen Begleiter (Schmutzli oder Knecht Ruprecht) mit der Rute ein [1]. Coca Cola begann im Jahr 1931 mit einer Werbeanzeige in rot-weiss von einem Weihnachtsmann. Dieser trug die Gesichtszüge eines pensionierten Coca Cola Mitarbeiters [1]. Sein Design wurde von 1931 bis 1966 vom schwedischen Grafiker Haddon Sundblom übernommen, der jedes Jahr neue Weihnachtsmänner hervorbrachte [1]. Diese Werbung vom Hersteller des erfolgreichsten Erfrischungsgetränks förderte die Popularität des Typen mit dem rotem Gewand, der Zipfelmütze und weissem Haar sowie Bart [1]. Weihnachten – Seligkeit oder Grausamkeit? Weihnachtsstimmung liegt in der Luft, Kerzen und Lämpchen brennen überall, die Läden sind traditionsgemäss geschmückt und mit etwas Glück verzaubert der Schnee die ganze Szenerie in einen Wintertraum. Doch das Ganze hat auch seine Kehrseite, wie beispielsweise der Berliner ver.di-Geschäftsführer Roland Temper im Jahr 2003 bestätigte: Die ununterbrochene Berieselung mit Weihnachtsliedern ist für das Verkaufspersonal ein „Akt seelischer Grausamkeit“ [1]. Die heutige Jugend! Was ist Weihnachten eigentlich? Diese Frage stellte 2002 das Münchner JugendForschungsinstitut „iconkids & youth“ 700 Kindern in Deutschland [1]. 54% der Kinder aus dem Osten Deutschlands und 36% der Kinder aus dem Westen Deutschlands hatten keine Vorstellung davon, was hinter dem Weihnachtsfest steckt [1]. Diese Kinder antworteten wie folgt über den wahren Grund von Weihnachten: „Weil es immer so gemacht wurde“, „Weil der Weihnachtsmann kommt“, „Weil Oma zu Besuch kommt“, „damit die Geschäfte mehr verkaufen“ und ein Kind meinte sogar der 24.12. sei der Todestag des Weihnachtsmanns [1]. Quelle: fontshop.de 27 Oh Tannenbaum… (Auswahl, Pflege, Brände) Jedes Jahr drängt sich in einigen Haushalten erneut die Frage auf; einen künstlichen oder einen echten Weihnachtsbaum? Traditionsgemäss gehört ein naturechter Tannenbaum ins Wohnzimmer. Doch dies bringt auch Nachteile mit sich: Der Boden unter dem Baum wird mit Nadeln übersät, Harz kann den Teppich verschmutzen und jedes Jahr freut sich eine Generation von Spinnen über ein neues Zuhause. Diese „unerwünschten Nebenwirkungen“ eines Naturbaumes veranlassen dazu, einen Künstlichen in Erwägung zu ziehen. Das Nachahmer-Modell kann jedes Jahr wieder aufs Neue verwendet werden und muss je nach Konzipierung nicht wieder vor dem Verstauen „entschmückt“ werden. Falls die Entscheidung doch zu Gunsten eines Naturtannenbaumes ausgefallen ist, sollte erstens der passende Baum ausgesucht und zweitens die richtige Pflege praktiziert werden. gedrehten Heizung und Lichtschutz vor direkter Sonneneinstrahlung für eine verlängerte Haltbarkeit geachtet werden [1]. Bevor der Tannenbaum in den mit Wasser gefüllten Ständer gesteckt wird, kann eine Scheibe vom Stamm für eine bessere Flüssigkeitsaufnahme abgeschnitten werden [1]. Der Wasserstand sollte täglich kontrolliert und der Ständer nach Bedarf aufgefüllt werden [1]. Zusätzlich können die Nadeln hin und wieder befeuchtet werden [1]. Als kleine Nebenbemerkung: Im Jahr 2008 brannten in Deutschland über 15‘000 Weihnachtsbäume (nicht deklariert ob künstlicher oder natürlicher Art) [1]. Der perfekte Baum ist gerade gewachsen und hat ebenmässige Äste [1]. Er wurde kurz vor dem Kauf frisch abgesägt, hat weiche Nadeln und wenig Harz [1]. Die optimale Pflege wird wie folgt erreicht: Ein kühler Standort (am besten so lange wie möglich draussen lagern) vor den Weihnachtstagen, der aber nicht zu frostig ist, sodass der Tannenbaum beim Transport ins Wohnzimmer keinen zu hohen Temperaturunterschied aushalten muss [1]. Beim Standort im Wohnraum sollte auf den grösstmöglichen Abstand zu einer auf- 28 Quelle: fotocommunity.de Das grüne Kreiskonstrukt Der Adventskranz mit seinen vier Kerzen, welche nacheinander an den 4 Adventssonntagen angezündet werden, wurde vom Hamburger Sozialreformer und Begründer der inneren Mission der evangelischen Kirche, Johann Hinrich Wichern erfunden [1]. Quelle: weihnachtsgeschenke2014.com Die Premiere des weihnachtlichen Schmucks aus Tannenzweigen fand 1839 statt [1]. Wichern kümmerte sich in Hamburg um bettelarme Kinder, die mit ihm in einem alten Bauernhaus lebten [1]. Seine Zöglinge brachten ihn auf die Idee des Kranzes, da sie in der Weihnachtszeit immer wieder die Frage stellten: „Wie lange noch?“ [1]. Rudolph wurde in einem Malbuch für Kinder, das den Titel „Rudolph, the Red-Nosed Reindeer“ trägt, erschaffen [1]. Das Buch wurde 1939 vom Webetexter Robert Lewis May für die Kaufhauskette Montgomery Ward aus Chicaco geschrieben. Darin war Rudolph nicht der bekannte Anführer des Schlittengespanns, so wie die meisten seine Geschichte heute kennen, sondern er wurde als Nebelschlussleuchte bei schlechter Wetterlage eingesetzt [1]. Das Rentier hätte im Originalmalbuch seine rote Nase beinahe nicht bekommen, da zuerst alle Bedenken der Firmenleitung wegen Verbindung zu alkoholischen Exzessen aus dem Weg geräumt werden mussten [1]. (So weit hergeholt war also die Theorie mit dem Alkoholkonsum mit dem Weihnachtmann gar nicht…) Trotz anfänglicher Bedenken der Kaufhauskette verkaufte sich das Kinderbuch über sechs Millionen Mal [1]. Damit war der Erfolg von Rudolph aber noch nicht vorbei, denn aus der Geschichte entstand ein Weihnachtssong , der 1950 den ersten Platz in der Hitparade belegte und über acht Millionen Exemplare wurden verkauft [1]. Rudolph, das Alkoholiker-Rentier? Rudolph das Weihnachts-Rentier mit der roten Leuchtnase kennt jeder. Verschiedene Theorien kursieren, wie es zu dieser charakteristischen roten Nase kam. Es könnte ein gemeinsamer Alkoholkonsum mit dem Weihnachtsmann sein oder eine jahreszeitliche Ursache haben, dass Rudolphs Nase ständig dem Fahrtwind ausgesetzt wird [1]. Quelle: xxsteefylovexx.deviantart.com 29 Weihnachtsirrtümer Ein paar Beispiele aus dem Sammelsurium [1]: Es ist ein Ross entsprungen: Das kirchliche Weihnachtslied aus dem 16. Jahrhundert handelt jedoch nicht von einem Pferd, sondern von einer Rose: „Es ist ein Ros entsprungen“. „…alles schläft OBI lacht“: Das Weihnachtslied „Stille Nacht, Heilige Nacht“ handelt in keiner Weise von der deutschen Baumarktkette und in der zweiten Strophe wird auch nicht von einem Gottessohn namens Owi gesprochen: „…alles schläft o wie lacht“ Weihnachten ist nicht das höchste christliche Fest, sondern Ostern. Der Schriftzug C+B+M an Haustürrahmen: Diese drei Buchstaben stehen nicht etwa für Caspar, Balthasar und Melchior, sondern für die Abkürzung des lateinischen Spruchs „Christus manisonem benedicta“ (Christus segne dieses Haus). Dagobert Ducks Geschenks Ressort Weihnachten unter Reichen: eine kleine Auswahl des Jahres 2010 aus dem Sektor LuxusGeschenkideen [1]: Luxusyacht: ca. 100 m Länge, mit Helikopterlandeplatz, 15 Kabinen, 6 Decks, Swimmingpool, hergestellt in Japan 70 Mio. Dollar Diamant: 76 Karat 25 Mio. Dollar Helikopter 6.7 Mio. Dollar Bowling-Halle 1.45 Mio. Dollar Adventskalender aus dem Londoner Warenhaus Harrods 1 Mio. Dollar Brosche mit echtem Mondstaub 40’000 Dollar Ritterrüstung 20‘000 Dollar Gokart (Modell eines 1957er Chevy-Oldtimer) 3999 Dollar Warum habe ich das nur gekriegt? Unbeliebte Weihnachtsgeschenke 2010 [1]: Krawatte, Tuch, Schal: Sexspielzeug (Vibrator, Dildo oder andere): Haushaltsgeräte: Duftkerze: Parfüm, Bücher, Bargeld, Gutschein: 30 54% der Befragten 45% der Befragten 37% der Befragten 36% der Befragten je ca. 20% der Befragten Vorfreude – eine komödiantische Definition „Vorfreude ist ja auch die schönste Freude, was ja eigentlich Quatsch ist. Vorfreude kann ja gar nicht die schönste Freude sein. Man kann Freude auf die Vorfreude haben oder Vorfreude auf die Vorfreude, die dann die Freude einleitet. Aber was man sicher nicht sagen kann, ist, dass Vorfreude die schönste Freude wäre. Denn der Unterschied zwischen beiden ist ja eine zeitliche Komponente, nämlich das Wörtchen „vor“. Was ja impliziert, dass die Vorfreude vor der Freude kommt. Und man kann sich‘s ganz einfach merken an dem Wörtchen „vor“, dass bei der Vorfreude vorkommt, bei der Freude aber überhaupt nicht.“ [2]. Quelle: Chaostheater Oropax, kurtheater.ch Mit diesen Worten zur Vorfreude wünsche ich dir, liebe Leserin oder dir lieber Leser, eine besinnliche und angenehme Adventszeit und ein unvergessliches Weihnachtsfest im Kreise deiner Liebsten! 31 Aus der Weihnachtsbäckerei D {Justine Räber} er Duft von frischgebackenen Leckereien lockt mich schon von Kindesbeinen an in die Küche und nichts erinnert so sehr an Weihnachten wie Mailänderli, Lebkuchen, gebrannte Mandeln und ja, auch Magenbrot. Jedoch kenne ich kaum jemanden, der sich schon selber an Magenbrot heran gewagt hat, obwohl die Herstellung super einfach ist. Für den Teig braucht ihr: 300 g Weissmehl 130 g Zucker 2 EL Kakaopulver 1 TL Zimt 1 TL Nelkenpulver ½ TL Muskat ¼ TL Salz 1.5 dl Wasser oder Milch ½ Päckchen Backpulver Um euch die Vorweihnachtszeit etwas zu versüssen und euren Liebsten eine kulinarische Freude zu bereiten, habe ich euch eine Anleitung zusammengestellt, welche euch bei der Zubereitung von Magenbrot helfen soll. Siebe Mehl, Zucker, Backpulver, Zimt, Nelkenpulver, Salz sowie Kakao zusammen in eine Schüssel. Das Wasser oder die Milch dazu geben und das alles so lange verrühren, bis es nicht mehr geht, da der Teig zu dick geworden ist. Danach mit den Händen den Teig kneten, bis ein formbarer Teig entsteht. Den Teig in ca. 3 cm dicke Würste formen und auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen. Die Würste einem vorgeheizten Ofen bei 180 °C für 20 Minuten backen. Nach der Backzeit muss der Kuchen komplett auskühlen. Ich wünsche einen guten Appetit! 32 F ür die Glasur brauchen wir: 100 g dunkle Schokolade (ca. 72%) 30 g Butter 1 dl Wasser 250 g Puderzucker ½ TL Salz 1 TL Nelkenpulver 1 TL Zimt ½ TL Muskat Die Schokolade mit der Butter und dem Wasser in einer Pfanne schmelzen. Danach leicht abkühlen lassen. Puderzucker gemeinsam mit Salz, Zimt, Nelkenpulver und Muskat in eine Schüssel sieben und zur abgekühlten Schokoladenmischung beigeben. Die Teigwürste in ca. 1.5 cm dicken Scheiben schneiden und vorsichtig zur Glasur dazu geben. Die Teigstückchen in der Glasur wenden und dann zum Trocknen auf ein Kuchengitter geben. Verschenken oder selber geniessen. 33 Pharmaciens Sans Frontières (CH) Mit welchen aktuellen Projekten und Problematiken beschäftigt sich PSF? In der Schweiz engagiert sich PSF für den Zugang zu Medikamenten für Sans-Papiers durch die nationale Plattform „Gesundheitsversorgung für Sans-Papiers“. Die Aufgaben umfassen vor allem Firmenanfragen für Medikamentenspenden. Eine medizinische Anlaufstelle für SansPapiers ist beispielsweise Meditrina des SRK in Zürich. Seit 2006 unterstützt PSF das Dispensaire Aina Vao in Mahajanga, einer Hafenstadt mit etwa 200‘000 Einwohnern im Nordwesten von Madagaskar. Aina Vao heisst neues Leben und wurde von den Soeurs de Saint Maurice gegründet. Pharmaciens Sans Frontières Schweiz Ein Interview mit Frau Sabine Kreyenbühl The Universal Declaration of Human Rights, Article 25, paragraph 1 Everyone has the right to a standard of living adequate for the health and well-being of himself and of his family, including food, clothing, housing and medical care and necessary social services, and the right to security in the event of unemployment, sickness, disability, widowhood, old age or other lack of livelihood in circumstances beyond his control. [1] Der Verein „Pharmaciens Sans Frontières Schweiz“ setzt sich seit seiner Gründung 1992 für eine adäquate Arzneimittelversorgung ein. Im Zuge dessen entschloss sich Frau Sabine Kreyenbühl, die ihr Pharmaziestudium 2008 an der ETH abschloss, im Jahr 2012 für eine achtmonatige Freiwilligenarbeit in Madagaskar. Heute ist sie neben ihrer Tätigkeit als Apothekerin im PSF-Komitee in Genf und der Deutschschweizer Arbeitsgruppe tätig. Zu den grün-markierten Wörter gibt es am Ende dieses Artikel mehr Informationen {Viktoria Gastens} Bild: Soeurs de Saint Maurice Madagaskar und Schweiz im Vergleich [2], [3], [4] Madagaskar Schweiz Einwohnerzahl in tausend (2013) 22 925 8 119 Einwohnerzahl in tausend (1960) 5 099 5 296 % Bevölkerung unter 15 (2010) 43.4 15.1 % Bevölkerung über 60 (2010) 4.4 22.8 Alphabetisierungsrate (15+; 2009) 64.5 99 Malagassi, Französisch Deutsch, Französisch, Italienisch, Rätoromanisch Amtssprachen 34 Angefangen hat die Unterstützung mit der Schulung des Apothekerpersonals. Das einfache Volk spricht nur schlecht Französisch, deswegen soll das einheimische Personal das angeeignete Wissen auf der einheimischen Sprache Malagassi weitergeben. Mit der Zeit konnte unsere Tätigkeit und Unterstützung auf zwei weitere Dispensaires in und um Mahajanga ausgedehnt werden. Zudem wurde die Zusammenarbeit mit der Universität in Antananarivo intensiviert. Bild: Dispensaire Aina Vao 1: Hauptstadt Antananarivo 2: Mahajanga 3: Masoala National Park (siehe Tonikum 25) In Tansania engagiert sich PSF im Spital von Lugala. Im letzten Jahr konnten dort Sonnenkollektoren errichtet werden, welche die häufigen Stromausfälle überbrücken. Auch dort ist jeweils eine freiwillige Apothekerin für PSF vor Ort, um das Personal zu schulen und die Medikamenteneinkäufe zu optimieren aber auch um mögliche Therapiemöglichkeiten mit den Ärzten zu besprechen. Welche Aufgaben haben Sie in Mahajanga übernommen? Ein Grossteil umfasste die Personalschulung in grundlegenden Dingen wie Hygiene oder dem richtigen Antibiotikagebrauch. Es gibt dort einen Schwarzhandel mit Medikamenten, deswegen ist die Resistenzbildungsgefahr immens hoch. Eine weitere Aufgabe ist die Medikamentenbeschaffung unter den WHO-Richtlinien, welche den Einkauf der Medikamente vor Ort beinhalten. Durch lange Lieferzeiten galt es etwa den Bedarf für drei Monate abzuschätzen. Sehr viele Medikamente dort sind Generika, die in Indien und China hergestellt werden. Gewisse Proben konnten wir an verschiedenen Schweizer Labors untersuchen lassen. Durch das Schweizer Projekt Pharmelp gibt es seit Mai dieses Jahres ein kapillarelektrophoretisches Analysegerät an der Universität in Antananarivo, in Madagaskar. Erfreulicherweise waren bis auf eine Probe alle untersuchten Proben konform, verglichen mit handelsüblichen Präparaten der Schweiz. Die nicht konforme Probe enthielt keinen Wirkstoff. Was sind die grossen gesundheitlichen Probleme in Madagaskar? Vor allem sind es Infektionen, Malaria und Typhus. Dazu kommt noch, dass es nach Beginn der Regenzeit nicht lange bis zu den ersten Fällen von Pest dauert. Auch Unfälle stellen ein 35 grosses Risiko dar. Der Ernährungsstatus ist sehr schlecht. Zwar gibt es im Hochland recht viel Gemüse, aber das grosse Problem ist die Regenzeit, während der viele Verkehrswege unpassierbar sind. Vor 2009 wurden andere Reissorten verwendet, die viel ertragreicher waren. Durch die schlechte Versorgung sind über einen Drittel der Bevölkerung unterernährt. Die Schwestern im Dispensaire bieten auch eine Ernährungsberatung an. Wie viele Mitglieder zählt PSF Schweiz? In 2014 waren es etwa 500 Mitglieder in der ganzen Schweiz. Es wäre schön, wenn wir noch mehr wachsen würden. Auch Studenten können gerne für einen vergünstigten Jahresbeitrag von 25 CHF Mitglied werden. Einmal im Jahr gibt es eine Generalversammlung, abwechselnd in Genf und in Bern. Die Deutschschweizer Gruppe trifft sich im Schnitt alle zwei Monate. Médecins Sans Frontières kennen viele, aber Pharmaciens Sans Frontières eher weniger. MSF engagiert sich stark in der Katastrophenhilfe, dafür ist PSF Schweiz noch zu klein und wir müssen noch mehr Erfahrungen sammeln. PSF Deutschland hingegen zählt deutlich mehr Mitglieder und setzt sich auch in der Katastrophenhilfe ein wie beispielsweise nach dem Erdbeben in Nepal im April 2015. Was sind die Voraussetzungen für den Einsatz als Volontär in Madagaskar oder Tansania? Der Einsatz umfasst acht bis zwölf Monate, wobei jeweils ein Freiwilliger vor Ort ist. Man benötigt zwei Jahre Berufserfahrung und gerade in Madagaskar wäre der FPH gut, weil eine rege Zusammenarbeit mit der Universität in Antananarivo besteht. Vieles ist learning by doing, wenn man vor Ort ist. Es ist eine riesige Lebenserfahrung. Die Vorbereitung besteht vor 36 allem aus Gesprächen mit Leuten, die schon in Madagaskar waren. Wie wohnt man dort als freiwilliger Apotheker? Wie ist die Ausstattung? Man hat ein separates Studio mit zwei kleinen Zimmern und eigenem Lavabo und Dusche. Es lebt sich gut. Darüber wohnen die Schwestern, mit denen man gemeinsam isst. Flug, Kost und Logis werden von PSF übernommen. Zwar gibt es nicht immer Strom oder Internet, aber für einen wöchentlichen Austausch mit der Schweiz reicht es aus. In der Apotheke des Dispensaire gibt es ein klimatisiertes Medikamentenlager bei etwa 22 °C, weil in der Apotheke häufig Temperaturen von 28 bis 30 °C erreicht werden. Ein Labor für einfache Analysen wie Malaria-, Typhustest oder zur Eisenbestimmung ist ebenfalls vorhanden. Welche Eindrücke haben Sie wieder mit zurück genommen? Es ist eine riesige Erfahrung, in ein fremdes Land zu gehen und vor Ort zu überlegen, was man aus den Gegebenheiten machen kann. Als ich im Einsatz war, gab es eine epidemische Bindehautentzündung mit dem Resultat, dass fast keine Augenprodukte mehr erhältlich waren. Gerade für die werdenden Mütter auf der Geburtenstation war es schwierig und es galt, die Ansteckung der Neugeborenen zu verhindern. Gentamicin, das eigentlich zum Injizieren gebraucht wird, war noch vorrätig, wurde im Dispensaire mit NaCl verdünnt und äusserlich angewendet. Es war sehr eindrücklich dieser Armut zu begegnen. Als ich im November zurück in die Schweiz gekommen bin, waren die Läden voller Weihnachtsdekoration, einfach von allem zu viel. Im Gegensatz zu unserer Wegwerfgesellschaft, wird dort alles Mögliche recycelt. Zu sehen sind zwei Antibiotikaampullen, die ursprünglich aus dem Dispensaire Aina Vao stammen und nach Gebrauch gewaschen und sterilisiert an die einheimischen Künstler abgegeben worden sind. Die kleinen Kunstwerke bestehen aus verschiedenfarbigem Sand. Es ist ein gutes Beispiel für die Kreativität und das Recycling der Madagassen. Vielen Dank für das Interview und die eindrücklichen Informationen! Bild: Frau Sabine Kreyenbühl 37 Informationen zu den grün-markierten Wörter Dispensaire Ein Dispensaire ist ein medizinisches Versorgungszentrum. Sans-Papiers Die Anzahl an Menschen ohne geregelten Aufenthaltsstatus wird in der Schweiz auf 90‘000 bis 300‘000 geschätzt. [5] Soeurs de Saint Maurice Die Ordensschwestern „Soeurs de Saint Maurice“ leben in „la Pelouse“ in Bex VD. Dieses Jahr feierten sie das 150jährige Bestehen ihrer Gemeinschaft in Bex. [6] Malagassi Malagassi ist die Muttersprache der meisten Madagassen. Die Sprachwurzeln liegen im Süden Borneos. Dadurch gehört Malagassi zu den austronesischen Sprachen. Izay tsy mahay sobika, dia mahay fatambary. Wer keinen Korb flechten kann, der versuche es mit einem Körbchen. [7] Tansania Am 25.10.2015 wurden 23,2 Mio. Tansanier zu den Wahlurnen gebeten. Wahlbeobachter äusserten Kritik. Auf Sansibar wurden die Wahlen sogar annulliert. Das Eidgenössische Department für auswärtige Angelegenheiten (EDA) warnt vor weiteren Demonstrationen und Ausschreitungen. [8] Pharmelp unterstützt die Qualitätskontrolle von Medikamenten in Schwellenländern. Neben einem Gerät zur Kapillarelektrophorese gehören theoretische und praktische Schulungen des einheimischen Personals zur Strategie. [9] Malaria 3,8 % der Todesfälle in Madagaskar waren im Jahr 2012 auf Malaria zurückzuführen. [2] Typhus Erreger der Infektionskrankheit ist Salmonella typhi. Die Übertragung erfolgt meist durch von Urin und Faeces eines Erkrankten verunreinigtes Wasser und Nahrung. [11] In Madagaskar haben nur 14 % der Bevölkerung Zugang zu sanitären Einrichtungen. [2] Pest Im November des letzten Jahres wurden in Madagaskar 335 Fälle von Pest registriert, 79 davon mit Todesfolge. Der Erreger Yersinia pestis wird durch Flöhe von Ratte zu Ratte oder auch auf den Menschen übertragen. Die häufigste Form ist die Beulenpest. Erreicht das Bakterium durch Pestsepsis die Lunge, kann die Lungenpest durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen werden. [12] 2009 Zwischen 2009 und 2013 wurde Madagaskar von einer politischen Krise erschüttert. Ausgangspunkt war die Entmachtung des gewählten Präsidenten Ravalomanana durch einen Militärputsch. [10] 38 Mitglied werden Auf der Homepage von PSF Schweiz findet ihr unter „Mitmachen“ > „Mitglied werden“ ein PDF-file des Anmeldeformulars. PSF Schweiz Das Budget von PSF Schweiz für das Projekt „Madagaskar“ betrug 2014 gesamt 29378.- CHF, wovon 5138.- CHF für 2,5 Stellen von einheimischen Pharma-Assistentinnen verwendet werden. [13] Literaturverzeichnis [1] United Nations, United Nations Universal Declaration of Human Rights (1948). [2] World Health Organisation: “Madagascar Statistics”, URL: www.who.int/countries/mdg/en/ (Stand: 02.11.2015). [3] United Nations, Department of Economic and Social Affairs, Population Division (2015). World Population Prospects: The 2015 Revision, custom data acquired via website. [4] Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Art. 70 (18.04.1999). [5] Nationale Plattform Gesundheitsplattform für Sans-Papiers, Gesundheitsversorgung für verletzliche Gruppen in der Schweiz – Situation und Empfehlungen (Oktober 2014). [6] Soeurs de Saint Maurice, URL: www.lapelouse.ch/ (02.11.2015). [7] Zoo Zürich; Roger Graf, Masoala Naturführer (2012). [8] Eidgenössische Department für auswärtige Angelegeneheiten (EDA): „Reisehinweise für Tansania“, URL: https://www.eda.admin.ch/eda/de/home/vertretungen-und-reisehinweise/tansania/ reisehinweise-fuertansania.html (03.11.2015) [9] Pharmelp, URL: www.pharmelp.ch (02.11.2015). [10] Frankfurter Allgemeine Zeitung, EU spricht von “Staatsstreich“ (20.03.2009). [11] World Health Organisation: “Typhoid fever”, URL: www.who.int/topics/typhoid_fever/en/ (03.11.2015). [12] World Health Organisation: “Plague – Madagascar”, URL: www.who.int/csr/don/06-september2015-plague/en/ (03.11.2015). [13] Pharmaciens Sans Frontières Schweis, Das Projekt Aina Vao Madagaskar (2013). 39 Interview mit Weleda - Einleitung {Viktoria Gastens, Weleda} V or dem folgenden Interview mit der anthroposophischen Firma Weleda gilt es noch einige Fragen zu klären: Was ist eigentlich Anthroposophie? Wer war Rudolf Steiner? Was sind die Grundzüge der anthroposophischen Medizin? Anthroposophie [1] Wortwörtlich aus dem Altgriechischen übersetzt bedeutet Anthroposophie so viel wie „die Weisheit vom Menschen“. Die von Rudolf Steiner begründete Weltanschauung sowie seine von 1920 bis 1924 in Dornach SO abgehaltenen Ärztekurse bilden die Grundlage für die anthroposophische Medizin. Henning Schramm schreibt, dass „die geisteswissenschaftliche Betrachtungsweise versucht, den Menschen nach Körper, Seele und Geist zu erfassen und ermöglicht, naturwissenschaftliche Erkenntnisse in einem umfassenden Kontext zu sehen.“ Rudolf Steiner (1861 – 1925) [1], [2], [3], [4] Der im damaligen Kaisertum Österreich geborene Steiner studierte in Wien Naturwissenschaften und Mathematik. Später dissertierte er in Philosophie. Neben der anthroposophischen Medizin sind auch Waldorfpädagogik, anthroposophische Architektur (vgl. Goetheanum) oder Eurythmie durch seine Lehre begründet. Schon unter Zeitgenossen wurde rege über ihn diskutiert. Selma Lagerlöf äussert beispielsweise, dass „man durch Anstrengungen seines ganzen Denkvermögens dahin gelangen soll, die Welt, die uns sonst verborgen ist, zu sehen.“ Hermann Hesse hingegen hält „Steinersche Quellen“ für „ungeniessbar“. 40 Vier Organisationsebenen [5] Abb. 1: Die vier „Wesensglieder“ des Menschen [6] Nach Steiner teilen sich der Mensch und sein Verhältnis zu den Naturreichen in vier „Wesensglieder“ auf: Die physische Organisation umfasst all das, was mit naturwissenschaftlichen Methoden untersucht, erforscht und beschrieben werden kann. Hinzu kommt die Lebensorganisation, die von Steiner „Ätherleib“ genannt und mit dem Pflanzenreich assoziiert wird. Gemeint sind damit regenerierende und gestaltende Kräfte, die den „physischen Leib“ differenzieren. Auf der dritten Ebene steht die Seelenorganisation mit dem sogenannten „Astralleib“, der dem Organismus zu Bewegung und Bewusstsein verhilft. Nach der Anthroposophie ist die „Ich-Organisation“ dem Menschen vorbehalten und zeichnet seine Individualität aus. Dreigliederung [5], [7] Neben Organisationsebenen finden sich bei Steiner auch drei Funktionssysteme: Nerven-Sinnes-System Atmungs-Kreislauf-System (auch Rhythmisches System genannt) Stoffwechsel-Bewegungs-System Die Doppelbegriffe sollen sowohl die Richtung nach aussen als auch nach innen verdeutlichen. Konstitutionen [5] Verschiedene Ausprägungen der bisher erwähnten Konzepte sollen zu verschiedenen „Konstitutionstypen“ führen: Dazu gehören die männliche und weibliche Konstitution, verschiedene Temperamente (u. a. Choleriker, Phlegmatiker), Konstitutionen des „dreigliedrigen Organismus“ (u. a. SinnesMensch, kreislaufbetonte Menschen), verschiedene Sinnesqualitäten (u. a. geistige Sinne wie Sprachsinn oder Ich-Sinn) oder auch Konstitutionen nach den sieben Planeten Jupiter, Mars, Merkur, Mond, Saturn, Sonne und Venus. Trotz verschiedener Konstitutionen fand Steiner gemeinsame Entwicklungszeiträume von jeweils sieben Jahren („Jahrsiebte“). Weleda [8] Auch Weleda ist tief mit Rudolf Steiner verbunden. 1920 wurde von ihm die Futurum AG mitbegründet (seit 1921 mit pharmazeutischer Herstellung), welche 1922 mit Der kommende Tag AG, ebenfalls von ihm mitbegründet, fusionierte. Seit 1924 trägt diese Firma den Namen Weleda. Namensgeberin ist die germanische Seherin Veleda aus der Zeit Vespasians. Quellen [1] Schramm, Henning (2009): Heilmittel der anthroposophischen Medizin – Grundlagen, Arzneimittelporträts, Anwendung. München: Elsevier. S. 70 ff. [2] Zander, Helmut (2011) Rudolf Steiner – Die Biographie. München: Piper. S. 83 ff. [3] Kugler, Walter (2001) Feindbild Steiner. Dornach: Freies Geistesleben. S. 61. [4] Hesse, Hermann (1935) Brief an Otto Hartmann – 22. März 1935. [5] Rosenhauer von Löwensprung, Natalie und Stefan (2013) Anthroposophische Medizin in der Naturheilpraxis. Stuttgart: Haug. S. 15 ff. [6] Steiner, Rudolf (1910) Die Wesensglieder des Menschen; Zeichnung aus GA 124. S. 92. [7] Weleda (2015) Therapiehandbuch. S. 8 ff. [8] Rudolf-Steiner-Nachlassverwaltung (1997) Rudolf Steiner und die Gründung der Weleda. S. 181 ff. 41 Interview mit Weleda {Viktoria Gastens, Weleda} D as Logo der Firma spiegelt deren Philosophie wider: Die vier Kreise stehen für die vier Wesensglieder des Menschen. Was ist das Alleinstellungsmerkmal von Weleda? Wie wird die Haltbarkeit der Produkte ohne Synthetika gewährleistet? Das Besondere bei Weleda ist, dass wir unsere Produkte auf der Grundlage unseres einzigartigen Menschen- und Naturverständnisses entwickeln. Der Mensch ist für uns ein Wesen aus Körper, Geist, Seele und Bewusstsein – deshalb kommt es uns auf seine ganzheitliche Schönheit und Gesundheit an. Da Weleda bewusst auf den Zusatz von synthetischen Konservierungsstoffen verzichtet, müssen wir uns Gedanken über eine natürliche Form der Haltbarkeit machen. Mit Hilfe einer geeigneten Verpackung und einer gut durchdachten Rezeptur können wir die natürliche Konservierung garantieren. Bei der Rezeptur kommt es auf das richtig abgestimmte Verhältnis von Ölgrundlage, Wasser, Alkohol und anderen Bestandteilen (z.B. natürlichen Emulgatoren, reinen ätherischen Ölen usw.) an. Nachhaltigkeit Um die biologische Vielfalt zu wahren, werden beispielsweise im Heilpflanzengarten von Weleda in Schwäbisch Gmünd 260 Pflanzenarten kultiviert, obwohl nur 180 davon weiterverarbeitet werden. Nicht nur die Gärten sind frei von Synthetika, sondern auch in den Kosmetikprodukten findet man keinerlei synthetische Konservierungsstoffe. 42 Der Aspekt der Nachhaltigkeit ist in Ihrem Unternehmen tief verankert. Bemerken Sie ein Umdenken in der Bevölkerung hin zu Naturprodukten? Ja, sehr deutlich. Vor allem die Naturkosmetik-Nachfrage ist in den letzten zwei Jahrzehnten stark gestiegen, sowohl in der Schweiz als auch weltweit. Welche Pflanzen werden in Arlesheim angebaut? In Arlesheim werden mehr als 60 verschiedene Pflanzen angebaut. Beispielsweise die Brennnessel (Urtica dioica) und die Walderdbeere (Fragaria fructus recens). Pro Jahr werden hier in Arlesheim 3000 kg Pflanzen direkt zu Tinkturen verarbeitet und 2500 kg zunächst getrocknet und zu Drogen verarbeitet. Das Produkt ist abhängig von Art, Herkunft, Qualität und Verarbeitung der Grundsubstanzen. Seit 2011 ist Weleda Mitglied der Union for Ethical Biotrade. Die UEBT-Mitglieder stellen im Rahmen ihrer Selbstverpflichtung schrittweise sicher, dass ihre Beschaffungspraktiken die Erhaltung der Biodiversität fördern, das traditionelle Wissen respektieren und die faire Entlohnung aller Partner innerhalb der Lieferkette gewährleisten. Weleda unterhält derzeit mehr als 50 Partnerschaften und Projekte mit Lieferanten auf der ganzen Welt. Mit verschiedenen Initiativen engagieren wir uns dafür, die Lebensbedingungen der lokalen Bauern und Pflanzensammlern zu verbessern und die Biodiversität in der Herkunftsregion zu fördern. Aus Uganda beziehen wir beispielsweise biologischen Sesam, dessen Samen kostbares Öl für unsere Naturkosmetik-Produkte liefern. Der Anbaupartner vor Ort betreut und schult mehr als 450 Kleinbauern. 2014 haben wir ein Projekt für den Bau eines Brunnens in Uganda initiiert, um den Zugang zu Trinkwasser zu erleichtern und die hygienischen Bedingungen für die Kleinbauern und ihre Familien zu verbessern. Was sind die damit verbundenen Auflagen? Welche sozialen Projekte unterstützen Sie? Die Union for Ethical BioTrade (UEBT) ist eine Non-Profit-Organisation, die durch Festlegung eines Standards für die Beschaffung und Produktion von Rohstoffen die Biodiversität fördert. 43 Herstellung Nach Rudolf Steiner, dem Begründer der Anthroposophie und von Weleda, setzt sich der Mensch aus drei Funktionssystemen zusammen. Um passende Arzneimittel zu den vielfältigen Bedürfnissen der Patienten anzubieten, hat Weleda drei pharmazeutische Herstellungsprozesse entwickelt: Vegetabilisierte Metalle, Metallspiegel (Bsp. Neurodoron) und das Rh-Verfahren. Was ist der Nutzen von Metallen in Arzneimitteln? Die Anthroposophische Medizin therapiert mit Substanzen aus den Naturreichen – Minerale und Metalle, Pflanzen, tierische Substanzen. Metalle verfügen dabei über hervorragende Qualitäten die therapeutisch genutzt werden können. Beispielsweise steht Cuprum in der Anthroposophie für Qualitäten wie Wärme/Aufnehmen/Anpassen. Daraus lassen sich folgende Anwendungsgebiete ableiten: Integrationsstörungen von Wärmeorganisation und Stoffwechselsystem, hypostatische venöse Durchblutungsstörungen, Spasmen insbesondere der glatten Muskulatur; Begleitbehandlung bestimmter Anämieformen; degenerative Nierenerkrankungen. Oft werden Metalle als Arzneimittel äusserlich angewendet wie etwa als Metallsalbe (z.B. Cuprum metallicum praeparatum 0.4%) oder als sogenannte Metallspiegel-Folien. Bei letzerem Verfahren wird das Metall im Hochvakuum in den Plasmazustand geführt und auf eine transparente Kunststoff-Folie kondensiert. So entsteht ein optisch dichter 44 Spiegel von minimaler Schichtdicke (ca. 45 – 60nm). Im Anschluss wird auf den Metallspiegel ein Baumwollgewebe genäht. Daneben gibt es auch Zubereitungen aus Metallen in potenzierter, d.h. in stark verdünnter, Form, die eingenommen oder in subkutan injiziert werden. Wozu dient das Rh-Verfahren? Bei welchen Produkten wird es angewendet? Das Rh-Verfahren ist eine Methode zur Herstellung einer Urtinktur ohne Zusatz von Alkohol. Der gepresste Saft einer Pflanze wird dabei unter rhythmischer Einwirkung von Wärme, Licht und Bewegung milchsauer vergoren. Das Verfahren ist im homöopathischen Arzneibuch (HAB) und im Anthroposophical Pharmaceutical Codex (APC) beschrieben. Mit Rh-Präparaten können speziell die rhythmischen Prozesse im Menschen angeregt werden wie die Verdauung. Aus Rh-Tinkturen werden z.B. wässrige Tropfen und Ampullen zur subkutanen Injektion hergestellt. Hier wäre die Arnica Planta tota Rh D3 ein Beispiel, die es als Dilutio aquosa, Ampullen und Augentropfen gibt. Die kalte Jahreszeit ist auch Erkältungszeit. Wie werden die Infludo Tropfen und die entsprechenden Globuli hergestellt? Die Herstellung unserer Infludo Tropfen erfolgt in zwei Schritten: Im ersten Schritt wird die Urtinkturen Aconitum 1=2, Eupatorium perfoliatum 1=3, Sabadilla D1 (10%), Eucalyptus D1 (10%) hergestellt. Im Anschluss erfolgt die analytischer Prüfung und Freiga- be durch die Qualitätssicherung. Schliesslich wird die die Tinkturen eingelagert. Im zweiten Schritt wird erst die eigentliche Bulklösung angefertigt. Die Urtinkturen werden mit einer Wasser-Alkohol-Lösung verdünnt und potenziert (Dezimalpotenzen). Anschliessen werden die pflanzlichen Potenzen und ein Potenz aus Phosphorus D4 gemischt. Der fertige Bulk wird konfektioniert. Bild: Weleda—Infludo-Tropfen, www.weleda.at/produkt/i/infludo-tropfen Bei der Herstellung unserer Infludoron Globuli werden die Potenzen zunächst genauso wie bei unserem Präparat Infludo gemischt. Die Globulikerne aus Saccharose werden vorgelegt und unter ständigem Bewegen mit der Lösung besprüht resp. imprägniert. In diesem Jahr begeht die Pharmacopoea Helvetica ihr 150-jähriges Bestehen und liefert seither einen einheitlichen Qualitätsstandard für Drogen. Wie sorgen Sie für eine möglichst gleichbleibende Qualität Ihrer Natursubstanzen? Alle Ausgangsstoffe für Arzneimittel müssen der Arzneibuchqualität entsprechen. Obwohl Natursubstanzen natürlichen Schwankungen unterliegen, z.B. bei Pflanzen bedingt durch die Lage, Regen, Trockenheit, Sonneneinstrahlung etc., können die Spezifikationen meist erfüllt werden. Sonst dürfen die Substanzen nicht für die Herstellung zugelassen werden. Um eine möglichst gute und gleichbleibende Qualität zu bekommen, bauen wir viele Pflanzen nach Demeter-Richtlinien selbst an. Darüber hinaus gehen wir auch langfristige und nachhaltige Partnerschaften mit lokalen Bauern weltweit ein. Produkte Welches ist ihr meistverkauftes Produkt? Die Euphrasia-Augentropfen sind eines unserer absatzstärksten Arzneimittel. Die Augentropfen können bei Reizzuständen der Augenbindehaut wie geröteten, tränenden und müden Augen angewendet werden. Euphrasia officinalis – auch bekannt als Augentrost – ist eine seit Jahrhunderten zur Behandlung von entzündeten Augen verwendete Heilpflanze. Weitere Informationen finden Sie hierzu auch bei der Swissmedic (http://www.swissmedicinfo.ch/). 45 Welche Schwerpunkte legen Sie bei der Entwicklung von neuen Arzneimitteln? Weleda verfügt bereits über ein sehr grosses Arzneimittel-Sortiment – mehr als 1.200 Arzneimittel bieten wir derzeit an. Daher liegt der Fokus bei Weleda eher auf der Harmonisierung dieses grossen Sortiments, der Packmitteloptimierung und der Verbesserung der galenischen Form. Die Neuentwickelung neuer Präparate steht damit nicht im Zentrum. Weleda Schweiz Weleda umfasst 18 Gesellschaften. Welche Aufgaben übernimmt der Hauptsitz in Arlesheim? Die Weleda AG ist eine Schweizer Aktiengesellschaft und hat daher ihren Stammsitz in Arlesheim. Am Standort befinden sich neben Büros der Geschäftsleitung unter anderem einige Gruppenfunktionen. Der Sitz des Verwaltungsrates ist ebenfalls in der Schweiz. Zudem wird ein Teil unserer Arzneimittel und Naturkosmetikprodukte in Arlesheim hergestellt. In Schwäbisch Gmünd bietet Weleda Deutschland ein Erlebniszentrum mit verschiedenen Veranstaltungen und Workshops für jedermann an. Gibt es etwas Ähnliches auch in der Schweiz? Leider gibt es kein ähnliches Erlebniszentrum in der Schweiz. Der Grund, dass sich das Weleda-Erlebniszentrum in Deutschland befindet (genauer gesagt in Wetzgau bei Schwäbisch Gmünd, in der Nähe von Stutt- 46 gart), hängt damit zusammen, dass wir dort unseren grössten, hauseigenen Heilpflanzengarten betreiben, wo viele der Pflanzenarten, die wir für unsere Produkte nutzen, nach der biologisch-dynamischen Anbauweise kultiviert werden. Er ist der grösste Garten dieser Art in Europa. Was sind die Aufgabenfelder eines Apothekers in Ihrer Firma? Die Aufgaben eines Apothekers bei der Weleda sind sehr vielfältig. Hier in der Schweiz können das z.B. folgende sein: Produktion: z.B. Produktionsleitung, Dokumentation Zulassung: z.B. Abteilungs-Leitung, Wissenschaftlicher Mitarbeiter Qualitätssicherung: z.B. Fachtechnische Leitung, Qualitätsmanager Medizinisch-Wissenschaftliche Abteilung: z.B. Wissenschaftliche Mitarbeiter, Werbeverantwortliche Person, Fachauskunft Arzneimittel Projektmanagement: Projektmanager Weiterbildung/Schulung: Referent/in für anthroposophische Pharmazie/Medizin Marketing Arzneimittel: z.B. Produkte-Manager, Abteilungs-Leitung Bieten Sie Praktika für Pharmaziestudenten an? Wir bieten aktuell kein offizielles Praktikantenprogramm für Pharmaziestudenten an. Allfällige Initiativbewerbungen können Sie gerne direkt über unser Online-Bewerbertool via unserer Homepage einreichen. Vielen Dank für das Interview! Star Wars Episode VII {Viktoria Gastens} Das Erwachen der Macht Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis… In garantiert weniger als zwölf Parsec werden diese Worte wieder über die Kinoleinwände dieser Welt flimmern. Dann wird sich zeigen, ob sich die 10-jährige Wartezeit gelohnt hat. Kinostart: 17.12.2015 47 48
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