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26. Ausgabe
November 2015
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Inhalt
Editorial ............................................................................................... 4
Eindrücke als Pharma-Ersti ................................................................ 5
Nobelpreis für Medizin 2015 ............................................................... 8
Heimwoche 2015 ................................................................................ 9
HoPo informiert!................................................................................ 12
Superblutmond ................................................................................. 13
Aus dem APV-Archiv ........................................................................ 14
Rätsel ............................................................................................... 18
Erlebnisbericht NPSW ...................................................................... 21
Weihnachtsgeschenke leicht gemacht ............................................. 24
Lustiges zu Weihnachten ................................................................. 26
Aus der Weihnachtsbäckerei ............................................................ 32
Pharmaciens Sans Frontières (CH) ................................................. 34
Interview mit Weleda ........................................................................ 40
Star Wars Episode VII ...................................................................... 47
Impressum
Tonikum
Postfach 135, 8093 Zürich
www.apv.ethz.ch
[email protected]
Redaktionsteam
Viktoria Gastens
Chefredaktorin
Laura Merseburger
Vize-Chefredaktorin
Simone Berger
Reporterin
Olivia Hagedorn
Reporterin
Tamara Eicher
Reporterin
Melanie Weis
Reporterin
Camilla Massoudi
Reporterin
Matthias Pracht
Layouter
Fabio Simbürger
Gastreporter
Justine Räber
Lektorin & Reporterin
Joana Sigrist
Gastreporterin
Geraldine Levy
Lektorin
Tanja Bollmann
Gastreporterin
3
Editorial
S
chon seit Ende September werden die
Kunden in Supermärkten durch Lebkuchen, Zimtsterne und sonstiges Weihnachtsallerlei mehr oder weniger dezent darauf hingewiesen, dass in riesigen Schritten die besinnliche Zeit des Jahres naht. An besagte
Zeit sollte jedoch nicht nur das Konsumverhalten, sondern auch die innere Einstellung
angepasst werden:
Schenke groß oder klein,
aber immer gediegen.
Wenn die Bedachten die Gaben wiegen,
sei dein Gewissen rein.
Schenke herzlich und frei,
schenke dabei was in dir wohnt,
an Meinung, Geschmack und Humor,
sodass die eigene Freude zuvor
dich reichlich belohnt.
Schenke mit Geist ohne List.
Sei eingedenk, dass dein Geschenk
du selber bist.
{Viktoria Gastens}
Falls dir keine Verbindung zwischen Artemisia annua und Frau Youyou Tu bekannt ist,
empfehle ich den Artikel über den diesjährigen Nobelpreis in Medizin. Des Weiteren
beschäftigen wir uns mit der Frage „Was ist
Anthroposophie?“ und stellen interessante
Fragen direkt an die anthroposophische
Firma Weleda.
Um die Vorfreude voranzutreiben gibt es in
dieser Ausgabe eine Schnitzeljagd:
In der Zeitung sind kleine Geschenkpäckchen versteckt, deren genaue Anzahl es zu
bestimmen gilt. Bei richtiger Einsendung an
[email protected]
bis zum 15. Dezember erhältst du noch vor
Weihnachten eines von fünf kleinen APVÜberraschungspaketen.
Ich wünsche viel Freude beim Lesen
und frohe Weihnachten!
Joachim Ringelnatz – Schenken
Diese Ausgabe soll Weihnachtsstimmung
verbreiten. Sei es durch Geschenkideen, interessante Weihnachtsfakten oder Wertschätzung für Mitmenschen in einem Freiwilligeneinsatz in Madagaskar mit Pharmaciens
Sans Frontières Schweiz. Dass Gemeinschaft bereichert, zeigen auch die Berichte
über das NPSW in Genf, die APV Heimwoche oder die Eindrücke einer Erstsemestrigen.
Welche Themen die Pharmaziestudenten
der ETH vor rund 80 Jahren bewegten, erfährst du in der Rubrik APV Archiv.
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Viktoria Gastens
Chefredaktorin Tonikum
Eindrücke als Pharma-Ersti
E
ndlich war es soweit! Der 8-stündige
Umzug von Wien nach Zürich war
überstanden, die ersten Möbel gekauft und
die (verspätete) Anmeldung an der ETH vollbracht. Schliesslich besuchte ich noch den
Pre-Study Event, um in einer kleinen Gruppe
bereits wichtige Ansprechpersonen, Kommilitonen, aber auch Höhersemestrige kennenlernen zu dürfen.
Einen Monat später, als ich mich dann auch
ein wenig in der Stadt eingelebt und alle notwendigen Formalitäten erledigt hatte, ging
das Studium dann endlich richtig los!
Sowohl die Professoren, als auch der Fachverein APV stellten sich uns, den Erstis, vor.
Mit vielen Events seitens des Vereines wurde alles Mögliche getan, um sich besser
kennenzulernen und, um den etwas harten
Einstieg an der ETH noch so angenehm wie
möglich zu gestalten. Ein Beispiel wäre das
gelungene Patenapéro, wo jeder Erstsemestrige einen Paten zugewiesen bekam,
der ihm das ganze Jahr bei Fragen und
Problemen zur Verfügung steht.
Auch an diesem Tag konnte man wieder generell direkt mit Höhersemestrigen in Kontakt treten und sie kennenlernen. Durch dies
und die Tatsache, dass man stets Kontakt
zu anderen Studenten fand, wurde mir persönlich das Einleben hier an der ETH deutlich erleichtert!
{Camilla Massoudi}
Wohlbemerkt dachte ich anfangs, dass vor
allem ich als Österreicherin so gar nicht zurechtkäme. Stets hatte ich die Gedanken,
dass ein neuer, anderer Dialekt, ein komplett
anderes Umfeld und komplett neue Umstände mir zu schaffen machen würden und ich
schliesslich komplett alleine sei. Doch falsch
gedacht! Dies entpuppte sich als Irrtum,
denn rasch konnte ich - vor allem durch die
tollen Events - neue Freundschaften knüpfen. Auch gewöhnte ich mich schnell an den
Rhythmus, in dem das Studium vorangeht.
Alles in allem fällt mein Resümee positiv
aus. Die vergangenen Monate verliefen zu
meinem Erstaunen ziemlich gut. Wie bereits
erwähnt konnte ich vor allem durch die zahlreichen Bemühungen des Vereines tatsächlich wertvolle, neue Kontakte knüpfen, aber
auch wichtige Tipps für ein erleichtertes Studium erhalten!
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APV-Events
Don’t miss it!
Chlausfeez
Am 11. Dezember steigt ab 22 Uhr die etwas andere Weihnachtsfeier im Club Supermarket,
die von VeBiS, HeaT und APV organisiert wurde.
Der Vorverkauf läuft über crowdapp.ch/chlausfeez.
Glühweinevent
Am 16. Dezember schenkt der APV vor dem HIL von 11 bis 15 Uhr Glühwein aus. Bis 18
Uhr kannst du sogar noch frisch gebackene Waffeln geniessen. Mmmh!
WiNaFe
Am 17. Dezember wird im HXE das Semesterende gefeiert.
Schlittelweekend
Vom 27. bis 28. Februar wird in Bergün geschlittelt. Zum ersten Mal werden auch Pharmaziestudenten aus Basel und Genf dabei sein. Melde dich noch bis zum 30. November an
und sichere dir einen der begehrten Plätze!
Vereinsversammlung FS 16
Die nächste VV findet am 9. März ab 18 Uhr im HXE statt. Für die anschliessende
Verköstigung wird bestens gesorgt sein.
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Nobelpreis für Medizin 2015
D
er Nobelpreis wird als wichtigste
Auszeichnung überhaupt angesehen.
Einmal im Jahr wird dieser von einer Expertengruppe in Schweden an Wissenschaftler
verliehen, die eine überragende Entdeckung
gemacht haben. Zurück geht der Preis auf
Alfred Nobel, der in seinem Testament 265
Millionen Dollar hinterlassen hat, um diesen
Preis zu sponsern. Er selbst war ein begnadeter Wissenschaftler und erfand unter anderem das Dynamit.[1] Die ersten Preise wurde 1901 vergeben und zwar jeweils einen für
Physik, Chemie, Physiologie, Literatur und
Friedensarbeit.
Der diesjährige Nobelpreis für Physiologie
und Medizin ging zur Hälfte an Youyou Tu
für ihre Entdeckung von Artemisin und zu je
einem Viertel an William C. Campbell und
Satoshi Ōmura für ihre Entdeckungen, welche zu einer neuen Therapie der Infektionen, verursacht durch Nematoda (dt. Fadenwurm), führte.[2]
Malaria ist eine weitverbreitete Tropenkrankheit, welche durch Moskitos übertragen und
durch einen Parasiten verursacht wird.[3] Die
Krankheit kann tödlich verlaufen, wenn sie
nicht rechtzeitig diagnostiziert und behandelt
wird.
8
Eines der meistverwendeten Mittel zur Therapie von Malaria ist dabei Artemisin. Dieses
kann aus Artemisia annua gewonnen werden.[4] Dieses hatte Youyou Tu entdeckt als
sie alte chinesische Heilkräuter auf ihre Inhaltsstoffe getestet hatte.[5] Fun fact nebenbei: Youyou Tu hat am Departement für
Pharmazeutische Wissenschaften in Peking
studiert.
{Laura Merseburger}
Auch ist sie die erste Chinesin, die einen
Nobelpreis für Physiologie und Medizin erhielt.
Bild: Artemisia annua
Die zweite Hälfte des Preises wurde für die
Entdeckung der Avermectin ausgesprochen.
Diese Gruppe umfasst Wirkstoffe die zur
Therapie von Nematoden und der Flussblindheit eingesetzt werden.[6] Dadurch hat
sich die Inzidenz der Blindheit durch den Parasiten verringert.
Quellen:
[1] http://www.nobelprize.org/alfred_nobel/, Zugriff:
08.11.2015, 13:17
[2] http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/medicine/
laureates/2015/, Zugriff: 08.11.2015, 13:20
[3] http://www.cdc.gov/malaria/, Zugriff: 08.11.2015,
13:45
[4] H. Lüllmann, K. Mohr, L. Hein; Pharmakologie
und Toxikologie; Thieme Verlag, 17.Auflage
[5] https://en.wikipedia.org/wiki/Tu_Youyou, Zugriff:
08.11.2015, 14:15
[6] https://en.wikipedia.org/wiki/Avermectin, Zugriff:
08.11.2015, 14:29
Heimwoche 2015
D
{Fabio Simbürger}
as neue Semester stand vor der Tür
und damit auch die Erstausführung der
Heimwoche. Mutig stellten wir uns der Herausforderung, trotz allabendlichem Zusammensein immer die Vorlesungen zu besuchen. Der Mutigste von allen war jedoch der
Ersti Elias, der sich am Montag hat anwerben lassen und ohne zu zögern das volle
Programm durchzog. Kurz gesagt war die
Heimwoche ein voller Erfolg. Pro Nacht waren 12-17 Studenten im Heim. Wer gerne
mehr wissen möchte was passiert ist, erfährt
das beim Weiterlesen. Für mich begann die
Heimwoche am Montagabend.
unserer Unterkunft näherten. Ein Torbogen
aus Holzstämmen, eine ruhige Lage und eine Handvoll junge Menschen. Das Setting
war da, das Szenario… naja das Szenario
startete zumindest nicht an diesem Abend.
Nach den obligatorischen Spaghetti zum
Abendessen fand sich unsere Gruppe
schnell draussen beim Tischtennis wieder.
Durch das schlechte Licht und den leichten
Einfluss von Ethanol auf die Schlägerführung wurde das Ganze noch lustiger und
zog sich bis lange in die Nacht hinein.
Zusammen mit zwei Freunden machte ich
mich auf die Suche nach dem Pfadiheim
Kilchberg. Das Wetter war bewölkt, leicht
windig und führte eine Stimmung mit sich,
die das Böse in Horrorfilmen oder den ersten Zombie ankündigt. Die unvermeidlichen
Theorien über mögliche Szenarien liessen
nicht lange auf sich warten und wurden noch
bestärkt, als wir uns in gelassener Stimmung
Während dieser Zeit wurde auch die
„Böhnlimafia“ eingeführt, die das Verschenken von 2. Chancen unter Verliebten im
Rundlauf möglich machen sollte.
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D
ie Ferien sind vorbei, die Vorlesungen
beginnen. Trotz wenig Schlaf für einige
unserer Gefährten schafften es alle mehr
oder weniger pünktlich ins neue Semester.
Wir trafen uns am Abend wieder zum Essen.
Dieses Mal gab es Fondue. Mit einigen Ergänzungen wie Ananas oder Ei wurde so
mancher Fonduehorizont erweitert.
Im Anschluss stand Karaoke auf der To-DoListe. Leider spielte uns die Technik einen
Streich und wollte uns die Playstation nicht
mit dem Beamer verbinden lassen oder uns
sogar vom Singen abhalten. Davon liessen
wir uns aber nicht den Spass verderben und
sangen uns im Chor durch die Karaoke
Songs auf YouTube, von Shakira bis Metallica und von Mambo No.5 bis Lemon Tree
war alles dabei. Um Mitternacht gab es zu
Ehren von Julia noch ein Happy BirthdayKaraoke und vom Geburtstagskind offerierte
Schokoladen-, sowie Vanillecreme.
Neuer Tag, neues Glück. Abermals schaffte
es meines Wissens jeder in die Vorlesung.
Nach den Vorlesungen fand der Patenapéro
statt, wo wir die neuen Erstis schön kompakt
in einem Raum sehen durften.
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Am Abend versammelten wir uns wieder
zum Abendessen, dieses Mal Älpler Makkaroni. Der Restabend gestaltete sich gemütlich mit Gesellschaftsspielen, Musik und Kaminfeuer.
Donnerstag, ein Tag wie – fast – jeder andere. Man steht morgens auf, wird von Christophs Morgenküche aus Rührei und aufbereiteten Reste sanft in Schlemmerlaune versetzt und begibt sich schliesslich in die Vorlesung. Man hört zu, kritzelt mit und klammert sich mit der freien Hand an ein Getränk, in der Hoffnung, es würde zumindest
einen Teil der Müdigkeit absorbieren.
Abends wieder zurück ins vertraute Heim,
kochen und essen. Risotto war das letzte
gemeinsame Abendmahl der Heimwoche,
denn am Freitagnachmittag würden wir das
Heim wieder ihren rechtmässigen Besitzern
überlassen. Zu diesem Anlass mussten wir
natürlich die Getränkevorräte dezimieren.
W
er das Spiel „Werwölfe“ kennt, dem
dürfte bekannt sein, wie schnell dann
auch die Zeit vergeht. Von Sonnenuntergang bis tief in die Nacht hinein wurden Wölfe gejagt, Bewohner getötet, jeder angeschuldigt, der sich seltsam benimmt und
gleichzeitig Biere geteilt. Zur Unterstützung
der Atmosphäre wurde der Nacht noch eine
Soundkulisse beigefügt, die mit Wildschweinen, Eulen und sonstigen Tieren an ein Dorf
am Waldrand hindeuteten.
Der Tag des Abschieds brach an. Heute ging es noch den letzten Vorräten an den Kragen.
Die 35 verbleibenden Eier fanden wir kurzerhand als Rührei für zwölf Personen wieder. Gut
gestärkt packten die Verbliebenen ihre Sachen zusammen und kehrten der Unterkunft den
Rücken zu. Wir sahen viele kommen und gehen und nun gingen wir selbst zurück in den Alltag. Was noch bleibt sind viele gute Erinnerungen, neue Freundschaften und die Hoffnung,
dass es irgendwann wieder einmal so weit sein wird.
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HoPo informiert!
E
in intensiv diskutiertes Thema an der
letzten Unterrichtskommission vom
6.10.15 war die verabschiedete Teilrevision
des MedBG (Medizinalberufegesetz) vom
letzten März. Darin wurden den Apothekern
mehr Kompetenzen in der medizinischen
Grundversorgung zugesprochen, somit
können künftig etwa Impfungen und einfachere Diagnosen in der Apotheke erfolgen.
Auf uns Pharmastudenten hat die Überarbeitung des MedBG insofern Einfluss, als dass
daraufhin nun der vom BAG herausgegebene Lernzielkatalog (LZK) Pharmazie dieses
Jahr überarbeitet wurde. Der revidierte LZK
(erscheint im 2016) sieht vor, dass die zu
erreichenden Kompetenzniveaus im Bereich
der klinischen Pharmazie angehoben werden, während die Kompetenzniveaus in einigen Bereichen der Naturwissenschaftlichen
Grundausbildung eher gesenkt werden sollen.
Unser Institut steht nun vor der Aufgabe diese Anforderungen umzusetzen und unser
Curriculum dementsprechend in relativ kurzer Zeit anzupassen. Eine spannende Zeit
steht unserem Studiengang also bevor.
{Joana Sigrist, Tanja Bollmann}
HoPo Delegierte gesucht!
Wolltest du dich schon immer irgendwie für
den APV engagieren, scheust dich aber davor, dass du zu viel Zeit in deine Verpflichtungen stecken müsstest und deshalb das
Studium zu kurz kommen würde? Dann bist
du bei der HoPo (Hochschulpolitik) genau an
der richtigen Adresse, denn hier kannst du
deinen Aufwand selbst festlegen. Als HoPoler vertrittst du die Interessen und Anliegen
der Studierenden an Unterrichtskommissionen (UK), Departementskonferenzen (DK)
und Notenkonferenzen (Nok). Haben wir
dein Interesse geweckt? Willst du mehr über
uns erfahren? Oder ganz unverbindlich mal
bei einer Sitzung dabei sein? Dann melde
dich bei [email protected].
Quellen:
Frau Prof. Dr. Cornelia Halin Winter
https://www.news.admin.ch/message/index.html?lang=de&msg-id=46605
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Superblutmond
I
n der Nacht von dem 27. auf den
28. September war ein historisches
Ereignis zu beobachten:
ein Superblutmond. Für diese seltene
Konstellation müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein:
1.
2.
3.
{Viktoria Gastens}
Seit 1900 trat eine Supermondfinsternis erst
fünfmal ein. Das letzte Mal 1982 und das
nächste Mal 2033. [1] Für diejenigen, die um
04:47 Uhr lieber in Morpheus Armen lagen,
anstatt den Mond in der Mitte der Totalität zu
beobachten, ist anbei ein Foto dieser Situation, aufgenommen in Zürich, zu sehen.
Vollmond
Mond im kürzesten Abstand zur Erde
auf seinem elliptischen Orbit (perigee)
Mondfinsternis
[1] National Aeronautics and Space Administration (NASA): “Supermoon Lunar Eclipse September 27-28, 2015”,
URL: www.svs.gsfc.nasa.gov/Gallery/SupermoonLunarEclipseSeptember2015.html (Stand:
11.11.2015)
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Aus dem APV-Archiv
W
{Viktoria Gastens}
er meint, dass der APV so jung und frisch wie seine Mitglieder ist, der hat weit gefehlt:
Seit 105 Jahren werden durch den Akademischen Pharmaziestudierenden Verein die
Interessen seiner Mitglieder vertreten. Bei einer dringend erforderlichen Aufräumaktion des
APV Büro kam im diesen Jahr das Archiv aus Studentenzeitungen, Fotos und Büchern
wieder zum Vorschein. Der älteste Schatz stammt aus dem Jahr 1897, doch im Folgenden
wird passenderweise der Weihnachtskommers von 1932 vorgestellt.
Das Titelbild
Der Kommers ist ein, aus einem besonderen
Anlass abgehaltener, abendlicher Umtrunk
in feierlichem Rahmen [1].
Eigens zum Weihnachtskommers 1932
erschien eine Festzeitung.
Nach dem Prolog und den Artikeln „Leben
der Pharmazeuten“ und „Die Helfershelfer“
folgt auf Seite 4 die Witzeecke.
14
Die Texte sind in Paaroder Kreuzreimen verfasst.
So ist es auch beim Text
„Studiosus pharmaciae“.
15
Seite 8 und 9 widmen sich der bald darauf
erscheinenden Pharmacopoe Helvetica editio quinta. In der Illustration mit dem Titel
„Das Schiff der Weisheit“ sind die an diesem Werk beteiligten Professoren abgebildet, die mit der Pharmacopoea Helvetica V
als Segel in See stechen.
Professor Robert Eder hatte eine Professur
für Pharmakognosie und Pharmazeutische
Chemie (1917 bis 1930) und von 1930 bis
1944 für Pharmazeutische Chemie im Besonderen inne. Durch ihn wurden drei seperate Lehrstühle geschaffen: Pharmazeutische Chemie, Pharmakognosie und Galenische Pharmazie. [2], [3]
16
Seit 1930 arbeitete Herr Hans Flück im Lehrstuhl Pharmakognosie, ab 1935 als Professor. Dieser Lehrstuhl wird seit 2003 Pharmazeutische Biologie genannt. [2], [3]
Professor Willi von Gonzenbach war Leiter
des Instituts für Hygiene und Bakteriologie.
Neben Vorlesungen über Infektionskrankheiten, Arbeits- und Sexualhygiene referierte er
von 1928 bis 1950 auch über
Wasserhygiene. [4]
Herr R. Schwegler war Verwalter am Pharmazeutischen Institut. [5]
Auf Seite 10 ist folgender Aufruf zu finden, wobei über dessen Echtheit und Ernsthaftigkeit
gestritten werden darf, da die komplette Zeitung einer humorvollen Feder entstammt.
Nach einem „Laborliedchen“ und dem „Lied eines armen Kellerbewohner“ folgt auf Seite 13
dieser Weihnachtswunsch:
Jubiläum der Pharmacopoea Helvetica
Ein weiterer Fund im APV Archiv ist der Kommentar zur Pharmacopoea Helvetica Editio
Quarta von Dr. Eugen Beuttner aus dem Jahr 1909. In seinem Vorwort schreibt er von „all
denen, die eine Pharmakopöe als das auffassten, was sie in Wirklichkeit für den Pharmazeuten sein soll, nämlich als das Buch der Bücher“.
Die erste Pharmacopoea Helvetica erschien 1865 und begeht somit in diesem Jahr ihr 150jähriges Jubiläum. Herzlichen Glückwunsch!
[1] Duden: „Kommers“, URL: www.duden.de/rechtschreibung/Kommers (08.11.2015).
[2] Eder, R.; Flück, H.; Büchi, J. (1939) Das Pharmazeutische Institut der Eidgenössischen Technischen Hochschule in
Zürich, Pharm. Acta Helv. 14, 171-186.
[3] Büchi, J. (1951) Das Pharmazeutische Institut der Eidg. Techn. Hochschule und die Entwicklung der pharmazeutischen Ausbildung und Forschung in Zürich, Apoth. Ztg. 89, 320-330.
[4] Wissenschaftliche Sammlungen der ETH Bibliothek (1985) Handschriften und Autographen der ETH Bibliothek – 38
Willi von Gonzenbach.
[5] Schaller, P. (1962) Promotionsarbeit, Über das rheologische Verhalten von Aerosil® in Wasser.
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Rätsel
{Viktoria Gastens}
U
nter allen richtigen Einsendungen des Lösungswortes bis zum 31.01.2016 an
[email protected] werden 50 CHF verlost! Davon könntest du beispielsweise
1 kg Bienenwachs erwerben und einen Jahresvorrat von 140 Tiegeln Lippenpomade
(siehe S. 22) für deine Freunde und Familie herstellen. :D
Tipp: Aufmerksame Leser sollten einige Antworten in den aktuellen Artikeln wiederfinden.
Die Zahlen geben die richtige Reihenfolge des Lösungswortes vor. Das Lösungswort verbindet wohl jeder, vor allem olfaktorisch gesehen, mit Weihnachten.
2
3
4
5
6
7
9
11
12
13
14
15
„neues Leben“ auf Malagassi
Erfinder des Adventskranzes
1932 erschien die ______ Edition der Pharmacopoea Helvetica.
gelbes Naturprodukt mit E-Nummer „E 901“ (lat.)
Antibiotikafamilie von Gentamicin
Mitglied der Balsambaumgewächse, dessen Harz zu einer der Gaben der heiligen drei
Könige verarbeitet wird
Nachname des Mannes, zu dessen 400. Geburtstag das Reformationsdenkmal in Genf
enthüllt wurde
Medikament mit Herstellungsprozess Metallspiegel
Wofür steht Hg? (lat.)
Hauptstadt von Madagaskar
Seherin vom Stamm der Brukterer
Gegensatz zu flos
Lavendulae flos
10
Hibisci flos
8
1
18
15
13
6
2
11
4
9
7
1
3
5
14
12
8
10
19
20
Erlebnisbericht NPSW 16. – 18. Oktober 2015
E
ine Blitzaktion war sie gewesen,
meine Anmeldung für das diesjährige
National Pharmacy Students‘ Weekend.
Noch dazu vier Wochen bevor das NPSW,
mein allererstes NPSW, überhaupt stattfand. Jede Frau wird meine Gedankengänge in der darauffolgenden Zeit nachvollziehen können:
Während dieser gefühlten Unendlichkeit
war ich hin- und hergerissen zwischen meiner Abenteuerlust und dem Drang zum
Rückzug. Ich kannte absolut niemanden,
der an dem Wochenende teilnahm, zwei
Übernachtungen in einem ZivilschutzBUNKER waren mit inbegriffen, das
Programm versprach für den Samstag vor
allem Vorträge in französischer Sprache
(wo einem doch samstags schon eine ganze Woche Vorlesungen in den Knochen
sass) und zu alldem gesellte sich das
schlechte Gewissen, noch nicht am Bericht
für das OC-Labor geschrieben zu haben.
Bref, würde ein Welscher sagen. Angemeldet ist angemeldet und so startete ich mit
den besten Vorsätzen, neue Leute kennenzulernen, eine gute Zeit zu haben und viel
Französisch zu sprechen, am Freitagabend ins Abenteuer NPSW.
{Simone Berger}
Nach einer kurzweiligen Zugfahrt (sie beinhaltete spannende Gespräche über das für
mich noch in weiter Ferne liegende fünfte
Studienjahr und die Erfahrung, dass der Zug
auf der Linie Zürich-Bern am Freitagabend
um halb 6 WIRKLICH vollgestopft ist) kamen
wir in Genf an. Dort wartete schon eine Delegation asep Leute mit den unverkennbaren
grünen Schlangen auf weissen T-Shirts und
einige in abendländischer Verkleidung auf
uns. Die Verkleidung rührte daher, dass das
NPSW dieses Jahr mit dem Event Twinnet
gekoppelt war.
Die Unterkunft sowie ein Teil des Programms war für beide Events gemeinsam
organisiert worden. Twinnet ist der Austausch zwischen Pharmaziestudenten über
die Landesgrenzen hinaus. Dieses Jahr war
das Partnerland Holland. 40 holländische
und 40 schweizer Studenten trafen sich also
bereits am Freitagabend und feierten nach
einem "chääsigen Fondue" eine Mottoparty.
Die asep-Leute brachten uns aber zuerst
noch zum bereits erwähnten Bunker. Ich bin
sicher, allein hätten wir den auch nicht gefunden. Wir, ca. zehn NPSWler, die schon
am Freitag angereist waren, bezogen unsere kuschlig-bequem-gemütlichen Kajütenbetten und tranken im Bunker unter der Erde an
einem Freitagabend im fernen Genf lauwarmes Bier.
Am Samstagmorgen wurden wir mit einem
tollen Frühstück überrascht. Nach der Stärkung ging es los mit Tram und Bus quer
durch Genf zur Uni. Dort trafen wir dann
auch die anderen Teilnehmer des NPSW
und wir starteten ins Symposium.
21
D
as Thema Innovation wurde von
verschiedenen Fachleuten behandelt:
Gerrit Borchard, Dozent an der Uni Genf,
referierte als Erster über die Innovation im
industriellen Sektor der Pharmazie. Medikamente werden ständig weiterentwickelt und
verbessert, aber doch hinkt man den Krankheiten immer etwas hinterher.
Johnny Beney, Chefapotheker der Spitäler Wallis, nahm den Faden auf und beschrieb den Ideenreichtum in der Spitalpharmazie.
Bezüglich des Apothekenwesens sind die
Spitäler im Wallis sehr innovativ: Sie haben
sich zusammengeschlossen und werden
von einer grossen Apotheke betreut. Apotheker sind dort bei der Arztvisite anwesend
und für die Medikation der Patienten zuständig. Johnny Beney erklärte, dass ein Problem der Spitäler darin läge, über der riesigen
Medikamentenflut die Patienten als Individuen nicht zu vergessen. Die klinische Pharmazie habe da in den letzten Jahren sehr
viel Effizienz bewiesen. Neue Technologien
würden ausserdem helfen, Medikationsfeh-
22
ler zu minimieren. Nach der Mittagspause
übernahm Christophe Rossier das Wort.
Er eröffnet nächsten Frühling seine dritte
Offizin in Genf und ist seit 15 Jahren erfolgreicher Geschäftsführer. Er zeigte uns
eindrückliche Bilder seiner ersten Apotheke
und erklärte, dass sich in der Offizin schon
nur im Bereich des Kundenempfangs viel
verändert habe seit den Anfängen seiner Tätigkeit. Heute sind Apotheken hell, nicht
überladen und der Kunde hat Platz und Privatsphäre, währendem er bedient wird. Auf
den Grundrissplänen für seine dritte Apotheke zeigte Herr Rossier uns das geplante
Schleusensystem für die neue Filiale: je
nach Anliegen kommt der Kunde an verschiedene Beratungstische und es stehen
zwei separate Räume für persönliche
Gespräche zur Verfügung.
E
r bat uns, nach dem Studium mit
neuen Ideen in die Welt hinaus zu gehen und diese in den Apotheken einzubringen. Er ermunterte uns, innovativ zu sein,
den Kunden einen Mehrwert zu bieten und
so ein Angebot zu schaffen, das weder von
Versandapotheken, noch von den Medikamenten-austeilenden Ärzten abgedeckt wird.
Nach den drei Vorträgen folgte eine angeregte Podiumsdiskussion und anschliessend
konnten wir an verschiedenen Ständen das
Gespräch mit den Referierenden und vielen
weiteren Fachleuten suchen. Pharmaciens
sans frontières betrieb beispielsweise einen
Stand oder Jaqueline Bezençon, die Präsidentin von swiss ypg. Swiss ypg (young
pharmacists group) bietet eine Dienstleistung für junge Apotheker an, die sich über
ihre Erfahrungen austauschen wollen, Lösungen für Probleme am Arbeitsplatz suchen oder auf der Suche nach einem weiteren pharmazeutischen Betätigungsfeld sind.
Als sich die Halle langsam leerte, machten
wir uns, mit vielen Visitenkarten und Gadgets beladen, auf in Richtung Bunker. Da lief
die Kaltwasserdusche bereits auf Hochtouren und um 20h stand die gesamte Abteilung des Zivilschutzbunkers herausgeputzt
im Anzug und Abendkleid bereit zum Abmarsch. Gemeinsam starteten wir in einen
fulminanten Abend mit delikatem GalaDinner an einer wunderschönen Location.
Schliesslich kämpfte sich am Sonntagmorgen einer nach dem anderen wieder aus
dem Bett; die Nacht war kurz geworden. In
der asep Generalversammlung wurde einstimmig alles angenommen und nach dem
Mittagessen machte sich der Grossteil der
Teilnehmer auf den Heimweg. Ein harter
Kern von ca. 25 Baslern, Genfern und Zürchern bestritt dann auch noch das Nachmittagsprogramm. Wir teilten uns in zwei Gruppen und lösten verschiedene Challenges,
die uns durch die Genfer Altstadt führten.
Und endlich sah ich mal etwas anderes als
das öde Innere von Trams und Bussen; ich
entdeckte die riesigen Calvinstatuen, kopfsteingepflasterte Strassen, die Blumenuhr,
den berühmten Springbrunnen, eine atemberaubende Aussicht von einem Kirchturm
und schöne Plätze mit Cafés.
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Gewonnen hat meine Gruppe zwar nicht,
aber der Nachmittag war es wert gewesen.
Auf dem Heimweg im Zug war ich nudelfertig. Anstrengend war es gewesen, aber auch
schön. Und ich in Gedanken liess ich meine
Vorsätze Revue passieren: neue Leute hatte
ich haufenweise kennen gelernt, nicht nur
Französisch sondern sogar zwei drei Worte
Holländisch gesprochen, und die Zeit war
wie im Flug vergangen. Mein Sprung ins kalte Wasser hat sich definitiv gelohnt und es
würde mich ungemein freuen, wenn dieser
Artikel all die wankelmütigen Geister unter
euch ermutigt, das Abenteuer NPSW nächstes Jahr ebenfalls zu wagen.
Bildquelle: www.asep.ch
Weihnachtsgeschenke leicht gemacht
S
obald der Dezember anbricht, kann
ich es jeweils nicht mehr weiter ignorieren: Weihnachten naht! An sich ja etwas
Wunderschönes: Kerzenlicht, feines Essen, die gesamte Familie ist vereint, die
Zeit scheint langsamer zu vergehen als
während des restlichen Jahres und es
bedeutet auch, dass ein weiteres Herbstsemester überstanden ist. Trotz all dieser
positiven Seiten Weihnachtens versetzt
mich diese Zeit auch in einen leichten
Anflug von Panik. Ich erwarte von mir,
dass ich für jeden meiner Liebsten ein passendes, witziges, kreatives, nicht allzu teures und überraschendes Geschenk finde.
Dann setze ich mich jeweils hin, schreibe
mir eine Liste, führe da zuerst mal in einer
langen Kolonne alle zu Beschenkenden
auf und setzte dann den Stift für die Geschenkekolonne an, in der Hoffnung, dass
24
{Simone Berger}
mein Unterbewusstsein einfach so drauflos
schreibt und die tief in mir schlummernden
Ideen in einem Fluss zu Papier bringt. Naja,
leider klappt das meist nicht so gut, wie gewünscht und ich zwinge mich dann, so lange an der Liste sitzen zu bleiben, bis sicher
bei der Hälfte der Namen mal mindestens
eine Idee steht. Das endet dann so, dass
eben diese Hälfte für Schokolade oder ein
aktuelles Bild von meiner Schwester und mir
in einem tollen Bilderrahmen eingeplant
wird.
Aber dieses Jahr wird alles anders. Volg
und seiner „öise lade“ Broschüre sei Dank,
hatte ich die zündende Idee bereits im
(Achtung!) Oktober.
D
ie Lösung des Problems heisst nämlich
Lippenpomade aus Eigenproduktion!
Zwar haben wir während des Studiums noch
nicht viel mit unseren späteren pharmazeutischen Tätigkeiten zu tun, aber das hindert
uns nicht daran, in der Verwandtschaft
schon einmal ein wenig Eindruck zu schinden! Also, nichts wie los, individualisiert das
Rezept und stellt eine einzigartige Pomade
für eure Grossmutter, eure Lieblingscousine
oder euren Nachbarn her!
Zutaten für 1 Tiegel Lippenpomade à 30 ml:
7 g Bienenwachs und 17 ml pflanzliches Öl
(z.B. Olivenöl) in einem kleinen Topf im
Wasserbad schmelzen. Topf vom Wasserbad entfernen, kurz warten und bevor die
Masse wieder hart wird, einige Tropfen ätherisches Öl zugeben. Kräftig verrühren und
sofort in ein sauberes, gut verschliessbares
Gefäss füllen.
Eignet sich übrigens auch hervorragend als
Raumduft. Dafür einfach ca. dreifache Menge verwenden und in ein offenes Gefäss füllen. 1
1
frei nach: Volg, öise lade, Ausgabe 10/15,
S. 34
Ölessenzen und Bienenwachs findet ihr in
Drogerien oder Apotheken. Viel Spass beim
Ausprobieren!
25
(Lustige) Fakten zu Weihnachten
{Olivia Hagedorn}
B
ald kehrt die Advents- und Weihnachtszeit zurück und mit ihr die ganzen
Dekorationen und Traditionen. Um sich gut auf die Festtage vorbereiten zu können,
findet sich hier eine Zusammenstellung einiger (lustiger) Fakten und Tipps für ein
gelungenes Weihnachtsfest.
„Alle Jahre wieder“
Weihnachtslieder gehören zu einem richtigen Weihnachtsfest. Zu den Klassikern gehören definitiv: „Stille Nacht, Heilige
Nacht“, „Leise rieselt der Schnee“, „O du
Fröhliche“, „O Tannenbaum“ und „Alle Jahre wieder“ [1].
Doch auch wenn es die Weihnachtslieder
zuhauf gibt, werden trotzdem immer wieder
dieselben von verschiedenen Interpreten
gesungen und „gecovert“. Da wäre z.B. der
Weihnachtshit „I’ll be home for Christmas“,
welcher bisher von über 50 MusikerInnen
aufgenommen worden ist [1]. Trotzdem
lassen es sich die Künstler nicht nehmen,
ihre eigenen Beiträge zum weihnachtlichen
Gesangsrepertoire zu leisten, denn das
Beste daran ist: aus den meisten Weihnachtssongs wird in null Komma nix ein Hit
in den Charts [1].
Der Sankt Nikolaus
Wer war eigentlich Sankt Nikolaus? Der
Name geht auf einen Bischof im kleinasiatischen Lykien zurück, der als Schutzpatron
verschiedener Nationen (Russland, Kroatien und Serbien), unterschiedlicher Berufe
(Kaufleute, Bäcker und Seefahrer) und
26
als Schutzherr der Kinder, insbesondere
der Schüler, gilt [1].Sankt Nikolaus bedeutet „Sieg(reich)er des Volkes“ [1].
Das Christkind
Das Christkind ist eine Erfindung vom Reformator Martin Luther [1]. Er selbst nannte
es jedoch der Heilige Christ [1]. Früher
wurde die Bescherung am Tag des Sankt
Nikolaus durchgeführt und da die protestantische Kirche keine Heiligenverehrung
praktizieren sollte, wurde der Brauch auf
den Heiligen Abend verschoben [1].
Quelle: picture-alliance/akg-images
Der Weihnachtsmann
Die Figur des Weihnachtsmanns entstand
erst um ca. 1800 [1]. In diesen Charakter
flossen Eigenschaften des Sankt Nikolaus,
sowie des Nikolaus strengen Begleiter
(Schmutzli oder Knecht Ruprecht) mit der
Rute ein [1].
Coca Cola begann im Jahr 1931 mit einer
Werbeanzeige in rot-weiss von einem
Weihnachtsmann. Dieser trug die Gesichtszüge eines pensionierten Coca Cola
Mitarbeiters [1]. Sein Design wurde von
1931 bis 1966 vom schwedischen Grafiker
Haddon Sundblom übernommen, der jedes
Jahr neue Weihnachtsmänner hervorbrachte [1]. Diese Werbung vom Hersteller
des erfolgreichsten Erfrischungsgetränks
förderte die Popularität des Typen mit dem
rotem Gewand, der Zipfelmütze und weissem Haar sowie Bart [1].
Weihnachten – Seligkeit oder Grausamkeit?
Weihnachtsstimmung liegt in der Luft, Kerzen und Lämpchen brennen überall, die
Läden sind traditionsgemäss geschmückt
und mit etwas Glück verzaubert der
Schnee die ganze Szenerie in einen Wintertraum. Doch das Ganze hat auch seine
Kehrseite, wie beispielsweise der Berliner
ver.di-Geschäftsführer Roland Temper im
Jahr 2003 bestätigte: Die ununterbrochene
Berieselung mit Weihnachtsliedern ist für
das Verkaufspersonal ein „Akt seelischer
Grausamkeit“ [1].
Die heutige Jugend!
Was ist Weihnachten eigentlich? Diese
Frage stellte 2002 das Münchner JugendForschungsinstitut „iconkids & youth“ 700
Kindern in Deutschland [1]. 54% der Kinder
aus dem Osten Deutschlands und 36% der
Kinder aus dem Westen Deutschlands hatten keine Vorstellung davon, was hinter
dem Weihnachtsfest steckt [1]. Diese Kinder antworteten wie folgt über den wahren
Grund von Weihnachten: „Weil es immer
so gemacht wurde“, „Weil der Weihnachtsmann kommt“, „Weil Oma zu Besuch
kommt“, „damit die Geschäfte mehr verkaufen“ und ein Kind meinte sogar der
24.12. sei der Todestag des Weihnachtsmanns [1].
Quelle: fontshop.de
27
Oh Tannenbaum… (Auswahl, Pflege,
Brände)
Jedes Jahr drängt sich in einigen Haushalten erneut die Frage auf; einen künstlichen
oder einen echten Weihnachtsbaum? Traditionsgemäss gehört ein naturechter Tannenbaum ins Wohnzimmer. Doch dies
bringt auch Nachteile mit sich: Der Boden
unter dem Baum wird mit Nadeln übersät,
Harz kann den Teppich verschmutzen und
jedes Jahr freut sich eine Generation von
Spinnen über ein neues Zuhause. Diese
„unerwünschten Nebenwirkungen“ eines
Naturbaumes veranlassen dazu, einen
Künstlichen in Erwägung zu ziehen. Das
Nachahmer-Modell kann jedes Jahr wieder
aufs Neue verwendet werden und muss je
nach Konzipierung nicht wieder vor dem
Verstauen „entschmückt“ werden. Falls die
Entscheidung doch zu Gunsten eines Naturtannenbaumes ausgefallen ist, sollte
erstens der passende Baum ausgesucht
und zweitens die richtige Pflege praktiziert
werden.
gedrehten Heizung und Lichtschutz vor direkter Sonneneinstrahlung für eine verlängerte Haltbarkeit geachtet werden [1]. Bevor
der Tannenbaum in den mit Wasser gefüllten Ständer gesteckt wird, kann eine Scheibe vom Stamm für eine bessere Flüssigkeitsaufnahme abgeschnitten werden [1].
Der Wasserstand sollte täglich kontrolliert
und der Ständer nach Bedarf aufgefüllt werden [1]. Zusätzlich können die Nadeln hin
und wieder befeuchtet werden [1]. Als kleine
Nebenbemerkung: Im Jahr 2008 brannten in
Deutschland über 15‘000 Weihnachtsbäume
(nicht deklariert ob künstlicher oder natürlicher Art) [1].
Der perfekte Baum ist gerade gewachsen
und hat ebenmässige Äste [1]. Er wurde
kurz vor dem Kauf frisch abgesägt, hat
weiche Nadeln und wenig Harz [1].
Die optimale Pflege wird wie folgt erreicht:
Ein kühler Standort (am besten so lange
wie möglich draussen lagern) vor den
Weihnachtstagen, der aber nicht zu frostig
ist, sodass der Tannenbaum beim Transport ins Wohnzimmer keinen zu hohen
Temperaturunterschied aushalten muss
[1]. Beim Standort im Wohnraum sollte auf
den grösstmöglichen Abstand zu einer auf-
28
Quelle: fotocommunity.de
Das grüne Kreiskonstrukt
Der Adventskranz mit seinen vier Kerzen,
welche nacheinander an den 4 Adventssonntagen angezündet werden, wurde vom
Hamburger Sozialreformer und Begründer
der inneren Mission der evangelischen Kirche, Johann Hinrich Wichern erfunden [1].
Quelle: weihnachtsgeschenke2014.com
Die Premiere des weihnachtlichen
Schmucks aus Tannenzweigen fand 1839
statt [1]. Wichern kümmerte sich in
Hamburg um bettelarme Kinder, die mit
ihm in einem alten Bauernhaus lebten [1].
Seine Zöglinge brachten ihn auf die Idee
des Kranzes, da sie in der Weihnachtszeit
immer wieder die Frage stellten: „Wie lange noch?“ [1].
Rudolph wurde in einem Malbuch für Kinder,
das den Titel „Rudolph, the Red-Nosed
Reindeer“ trägt, erschaffen [1]. Das Buch
wurde 1939 vom Webetexter Robert Lewis
May für die Kaufhauskette Montgomery
Ward aus Chicaco geschrieben. Darin war
Rudolph nicht der bekannte Anführer des
Schlittengespanns, so wie die meisten seine
Geschichte heute kennen, sondern er wurde
als Nebelschlussleuchte bei schlechter
Wetterlage eingesetzt [1]. Das Rentier hätte
im Originalmalbuch seine rote Nase beinahe
nicht bekommen, da zuerst alle Bedenken
der Firmenleitung wegen Verbindung zu
alkoholischen Exzessen aus dem Weg geräumt werden mussten [1]. (So weit hergeholt war also die Theorie mit dem Alkoholkonsum mit dem Weihnachtmann gar
nicht…) Trotz anfänglicher Bedenken der
Kaufhauskette verkaufte sich das Kinderbuch über sechs Millionen Mal [1]. Damit
war der Erfolg von Rudolph aber noch nicht
vorbei, denn aus der Geschichte entstand
ein Weihnachtssong , der 1950 den ersten
Platz in der Hitparade belegte und über acht
Millionen Exemplare wurden verkauft [1].
Rudolph, das Alkoholiker-Rentier?
Rudolph das Weihnachts-Rentier mit der
roten Leuchtnase kennt jeder. Verschiedene Theorien kursieren, wie es zu dieser
charakteristischen roten Nase kam. Es
könnte ein gemeinsamer Alkoholkonsum
mit dem Weihnachtsmann sein oder eine
jahreszeitliche Ursache haben, dass Rudolphs Nase ständig dem Fahrtwind ausgesetzt wird [1].
Quelle:
xxsteefylovexx.deviantart.com
29
Weihnachtsirrtümer
Ein paar Beispiele aus dem Sammelsurium [1]:
Es ist ein Ross entsprungen: Das kirchliche Weihnachtslied aus dem 16. Jahrhundert
handelt jedoch nicht von einem Pferd, sondern von einer Rose: „Es ist ein Ros entsprungen“.
„…alles schläft OBI lacht“: Das Weihnachtslied „Stille Nacht, Heilige Nacht“ handelt in
keiner Weise von der deutschen Baumarktkette und in der zweiten Strophe wird
auch nicht von einem Gottessohn namens Owi gesprochen: „…alles schläft o wie
lacht“
Weihnachten ist nicht das höchste christliche Fest, sondern Ostern.
Der Schriftzug C+B+M an Haustürrahmen: Diese drei Buchstaben stehen nicht etwa für
Caspar, Balthasar und Melchior, sondern für die Abkürzung des lateinischen
Spruchs „Christus manisonem benedicta“ (Christus segne dieses Haus).
Dagobert Ducks Geschenks Ressort
Weihnachten unter Reichen: eine kleine Auswahl des Jahres 2010 aus dem Sektor LuxusGeschenkideen [1]:
Luxusyacht: ca. 100 m Länge, mit Helikopterlandeplatz, 15 Kabinen, 6 Decks,
Swimmingpool, hergestellt in Japan
70 Mio. Dollar
Diamant: 76 Karat
25 Mio. Dollar
Helikopter
6.7 Mio. Dollar
Bowling-Halle
1.45 Mio. Dollar
Adventskalender aus dem Londoner Warenhaus Harrods
1 Mio. Dollar
Brosche mit echtem Mondstaub
40’000 Dollar
Ritterrüstung
20‘000 Dollar
Gokart (Modell eines 1957er Chevy-Oldtimer)
3999 Dollar
Warum habe ich das nur gekriegt?
Unbeliebte Weihnachtsgeschenke 2010 [1]:
Krawatte, Tuch, Schal:
Sexspielzeug (Vibrator, Dildo oder andere):
Haushaltsgeräte:
Duftkerze:
Parfüm, Bücher, Bargeld, Gutschein:
30
54% der Befragten
45% der Befragten
37% der Befragten
36% der Befragten
je ca. 20% der Befragten
Vorfreude – eine komödiantische Definition
„Vorfreude ist ja auch die schönste Freude, was ja eigentlich Quatsch ist. Vorfreude kann ja
gar nicht die schönste Freude sein. Man kann Freude auf die Vorfreude haben oder Vorfreude auf die Vorfreude, die dann die Freude einleitet. Aber was
man sicher nicht sagen kann, ist, dass Vorfreude die schönste
Freude wäre. Denn der Unterschied zwischen beiden ist ja eine
zeitliche Komponente, nämlich das Wörtchen „vor“. Was ja impliziert, dass die Vorfreude vor der Freude kommt. Und man kann
sich‘s ganz einfach merken an dem Wörtchen „vor“, dass bei der
Vorfreude vorkommt, bei der Freude aber überhaupt nicht.“ [2].
Quelle: Chaostheater
Oropax, kurtheater.ch
Mit diesen Worten zur Vorfreude wünsche ich dir, liebe Leserin
oder dir lieber Leser, eine besinnliche und angenehme Adventszeit und ein unvergessliches Weihnachtsfest im Kreise deiner
Liebsten!
31
Aus der Weihnachtsbäckerei
D
{Justine Räber}
er
Duft
von
frischgebackenen
Leckereien lockt mich schon von Kindesbeinen an in die Küche und nichts erinnert so sehr an Weihnachten wie Mailänderli, Lebkuchen, gebrannte Mandeln und
ja, auch Magenbrot. Jedoch kenne ich
kaum jemanden, der sich schon selber an
Magenbrot heran gewagt hat, obwohl die
Herstellung super einfach ist.
Für den Teig braucht ihr:
300 g Weissmehl
130 g Zucker
2 EL Kakaopulver
1 TL Zimt
1 TL Nelkenpulver
½ TL Muskat
¼ TL Salz
1.5 dl Wasser oder Milch
½ Päckchen Backpulver
Um euch die Vorweihnachtszeit etwas zu
versüssen und euren Liebsten eine kulinarische Freude zu bereiten, habe ich euch
eine Anleitung zusammengestellt, welche
euch bei der Zubereitung von Magenbrot
helfen soll.
Siebe Mehl, Zucker, Backpulver, Zimt,
Nelkenpulver, Salz sowie Kakao zusammen in eine Schüssel.
Das Wasser oder die Milch dazu geben und
das alles so lange verrühren, bis es nicht
mehr geht, da der Teig zu dick geworden
ist. Danach mit den Händen den Teig
kneten, bis ein formbarer Teig entsteht.
Den Teig in ca. 3 cm dicke Würste formen
und auf ein mit Backpapier ausgelegtes
Backblech legen.
Die Würste einem vorgeheizten Ofen bei
180 °C für 20 Minuten backen.
Nach der Backzeit muss der Kuchen
komplett auskühlen.
Ich wünsche einen guten Appetit!
32
F
ür die Glasur brauchen wir:
100 g dunkle Schokolade (ca. 72%)
30 g Butter
1 dl Wasser
250 g Puderzucker
½ TL Salz
1 TL Nelkenpulver
1 TL Zimt
½ TL Muskat
Die Schokolade mit der Butter und dem
Wasser in einer Pfanne schmelzen. Danach leicht abkühlen lassen.
Puderzucker gemeinsam mit Salz, Zimt,
Nelkenpulver und Muskat in eine Schüssel sieben und zur abgekühlten Schokoladenmischung beigeben.
Die Teigwürste in ca. 1.5 cm dicken Scheiben schneiden und vorsichtig zur Glasur
dazu geben.
Die Teigstückchen in der Glasur wenden
und dann zum Trocknen auf ein Kuchengitter geben.
Verschenken oder selber geniessen.
33
Pharmaciens Sans Frontières (CH)
Mit welchen aktuellen Projekten und Problematiken beschäftigt sich PSF?
In der Schweiz engagiert sich PSF für den Zugang zu Medikamenten für Sans-Papiers durch
die nationale Plattform „Gesundheitsversorgung
für Sans-Papiers“. Die Aufgaben umfassen vor
allem Firmenanfragen für Medikamentenspenden. Eine medizinische Anlaufstelle für SansPapiers ist beispielsweise Meditrina des SRK in
Zürich.
Seit 2006 unterstützt PSF das Dispensaire Aina
Vao in Mahajanga, einer Hafenstadt mit etwa
200‘000 Einwohnern im Nordwesten von Madagaskar. Aina Vao heisst neues Leben und wurde von den Soeurs de Saint Maurice gegründet.
Pharmaciens Sans Frontières Schweiz
Ein Interview mit Frau Sabine Kreyenbühl
The Universal Declaration of Human Rights,
Article 25, paragraph 1
Everyone has the right to a standard of living
adequate for the health and well-being of himself and of his family, including food, clothing,
housing and medical care and necessary social
services, and the right to security in the event of
unemployment, sickness, disability, widowhood,
old age or other lack of livelihood in circumstances beyond his control. [1]
Der Verein „Pharmaciens Sans Frontières
Schweiz“ setzt sich seit seiner Gründung 1992
für eine adäquate Arzneimittelversorgung ein.
Im Zuge dessen entschloss sich Frau Sabine
Kreyenbühl, die ihr Pharmaziestudium 2008 an
der ETH abschloss, im Jahr 2012 für eine achtmonatige Freiwilligenarbeit in Madagaskar. Heute ist sie neben ihrer Tätigkeit als Apothekerin
im PSF-Komitee in Genf und der Deutschschweizer Arbeitsgruppe tätig.
Zu den grün-markierten Wörter gibt es am
Ende dieses Artikel mehr Informationen
{Viktoria Gastens}
Bild: Soeurs de Saint Maurice
Madagaskar und Schweiz im Vergleich [2], [3], [4]
Madagaskar
Schweiz
Einwohnerzahl in tausend (2013)
22 925
8 119
Einwohnerzahl in tausend (1960)
5 099
5 296
% Bevölkerung unter 15 (2010)
43.4
15.1
% Bevölkerung über 60 (2010)
4.4
22.8
Alphabetisierungsrate (15+; 2009)
64.5
99
Malagassi, Französisch
Deutsch, Französisch, Italienisch,
Rätoromanisch
Amtssprachen
34
Angefangen hat die Unterstützung mit der Schulung des Apothekerpersonals. Das einfache
Volk spricht nur schlecht Französisch, deswegen soll das einheimische Personal das angeeignete Wissen auf der einheimischen Sprache
Malagassi weitergeben. Mit der Zeit konnte
unsere Tätigkeit und Unterstützung auf zwei
weitere Dispensaires in und um Mahajanga ausgedehnt werden. Zudem wurde die Zusammenarbeit mit der Universität in Antananarivo intensiviert.
Bild: Dispensaire Aina Vao
1: Hauptstadt Antananarivo
2: Mahajanga
3: Masoala National Park (siehe Tonikum 25)
In Tansania engagiert sich PSF im Spital von
Lugala. Im letzten Jahr konnten dort Sonnenkollektoren errichtet werden, welche die häufigen
Stromausfälle überbrücken. Auch dort ist jeweils
eine freiwillige Apothekerin für PSF vor Ort, um
das Personal zu schulen und die Medikamenteneinkäufe zu optimieren aber auch um
mögliche Therapiemöglichkeiten mit den Ärzten
zu besprechen.
Welche Aufgaben haben Sie in Mahajanga
übernommen?
Ein Grossteil umfasste die Personalschulung in
grundlegenden Dingen wie Hygiene oder dem
richtigen Antibiotikagebrauch. Es gibt dort einen
Schwarzhandel mit Medikamenten, deswegen
ist die Resistenzbildungsgefahr immens hoch.
Eine weitere Aufgabe ist die Medikamentenbeschaffung unter den WHO-Richtlinien, welche
den Einkauf der Medikamente vor Ort beinhalten. Durch lange Lieferzeiten galt es etwa den
Bedarf für drei Monate abzuschätzen. Sehr viele
Medikamente dort sind Generika, die in Indien
und China hergestellt werden. Gewisse Proben
konnten wir an verschiedenen Schweizer Labors untersuchen lassen. Durch das Schweizer
Projekt Pharmelp gibt es seit Mai dieses Jahres
ein kapillarelektrophoretisches Analysegerät an
der Universität in Antananarivo, in Madagaskar.
Erfreulicherweise waren bis auf eine Probe alle
untersuchten Proben konform, verglichen mit
handelsüblichen Präparaten der Schweiz. Die
nicht konforme Probe enthielt keinen Wirkstoff.
Was sind die grossen gesundheitlichen
Probleme in Madagaskar?
Vor allem sind es Infektionen, Malaria und Typhus. Dazu kommt noch, dass es nach Beginn der Regenzeit nicht lange bis zu den ersten
Fällen von Pest dauert. Auch Unfälle stellen ein
35
grosses Risiko dar. Der Ernährungsstatus ist
sehr schlecht. Zwar gibt es im Hochland recht
viel Gemüse, aber das grosse Problem ist die
Regenzeit, während der viele Verkehrswege unpassierbar sind. Vor 2009 wurden andere Reissorten verwendet, die viel ertragreicher waren.
Durch die schlechte Versorgung sind über einen
Drittel der Bevölkerung unterernährt. Die
Schwestern im Dispensaire bieten auch eine
Ernährungsberatung an.
Wie viele Mitglieder zählt PSF Schweiz?
In 2014 waren es etwa 500 Mitglieder in der
ganzen Schweiz. Es wäre schön, wenn wir noch
mehr wachsen würden. Auch Studenten können
gerne für einen vergünstigten Jahresbeitrag von
25 CHF Mitglied werden. Einmal im Jahr gibt es
eine Generalversammlung, abwechselnd in
Genf und in Bern. Die Deutschschweizer Gruppe trifft sich im Schnitt alle zwei Monate. Médecins Sans Frontières kennen viele, aber Pharmaciens Sans Frontières eher weniger. MSF
engagiert sich stark in der Katastrophenhilfe,
dafür ist PSF Schweiz noch zu klein und wir
müssen noch mehr Erfahrungen sammeln. PSF
Deutschland hingegen zählt deutlich mehr Mitglieder und setzt sich auch in der Katastrophenhilfe ein wie beispielsweise nach dem Erdbeben
in Nepal im April 2015.
Was sind die Voraussetzungen für den Einsatz als Volontär in Madagaskar oder Tansania?
Der Einsatz umfasst acht bis zwölf Monate, wobei jeweils ein Freiwilliger vor Ort ist. Man benötigt zwei Jahre Berufserfahrung und gerade in
Madagaskar wäre der FPH gut, weil eine rege
Zusammenarbeit mit der Universität in Antananarivo besteht. Vieles ist learning by doing,
wenn man vor Ort ist. Es ist eine riesige Lebenserfahrung. Die Vorbereitung besteht vor
36
allem aus Gesprächen mit Leuten, die schon in
Madagaskar waren.
Wie wohnt man dort als freiwilliger Apotheker? Wie ist die Ausstattung?
Man hat ein separates Studio mit zwei kleinen
Zimmern und eigenem Lavabo und Dusche. Es
lebt sich gut. Darüber wohnen die Schwestern,
mit denen man gemeinsam isst. Flug, Kost und
Logis werden von PSF übernommen. Zwar gibt
es nicht immer Strom oder Internet, aber für einen wöchentlichen Austausch mit der Schweiz
reicht es aus. In der Apotheke des Dispensaire
gibt es ein klimatisiertes Medikamentenlager bei
etwa 22 °C, weil in der Apotheke häufig Temperaturen von 28 bis 30 °C erreicht werden. Ein
Labor für einfache Analysen wie Malaria-, Typhustest oder zur Eisenbestimmung ist ebenfalls
vorhanden.
Welche Eindrücke haben Sie wieder mit zurück genommen?
Es ist eine riesige Erfahrung, in ein fremdes
Land zu gehen und vor Ort zu überlegen, was
man aus den Gegebenheiten machen kann. Als
ich im Einsatz war, gab es eine epidemische
Bindehautentzündung mit dem Resultat, dass
fast keine Augenprodukte mehr erhältlich waren.
Gerade für die werdenden Mütter auf der Geburtenstation war es schwierig und es galt, die
Ansteckung der Neugeborenen zu verhindern.
Gentamicin, das eigentlich zum Injizieren gebraucht wird, war noch vorrätig, wurde im Dispensaire
mit NaCl verdünnt und äusserlich angewendet.
Es war sehr eindrücklich dieser Armut zu begegnen. Als ich im November zurück in die Schweiz gekommen bin, waren die Läden voller Weihnachtsdekoration, einfach von allem zu viel. Im Gegensatz zu unserer Wegwerfgesellschaft, wird dort alles Mögliche recycelt.
Zu sehen sind zwei Antibiotikaampullen, die ursprünglich aus dem Dispensaire Aina Vao stammen und nach Gebrauch gewaschen und sterilisiert an die einheimischen Künstler abgegeben
worden sind. Die kleinen Kunstwerke bestehen
aus verschiedenfarbigem Sand. Es ist ein gutes
Beispiel für die Kreativität und das Recycling der
Madagassen.
Vielen Dank für das Interview und die eindrücklichen Informationen!
Bild: Frau Sabine Kreyenbühl
37
Informationen zu den grün-markierten Wörter
Dispensaire
Ein Dispensaire ist ein medizinisches Versorgungszentrum.
Sans-Papiers
Die Anzahl an Menschen ohne geregelten Aufenthaltsstatus wird in der Schweiz auf 90‘000 bis
300‘000 geschätzt. [5]
Soeurs de Saint Maurice
Die Ordensschwestern „Soeurs de Saint Maurice“ leben in „la Pelouse“ in Bex VD. Dieses Jahr
feierten sie das 150jährige Bestehen ihrer Gemeinschaft in Bex. [6]
Malagassi
Malagassi ist die Muttersprache der meisten Madagassen. Die Sprachwurzeln liegen im Süden Borneos. Dadurch gehört Malagassi zu den austronesischen Sprachen.
Izay tsy mahay sobika, dia mahay fatambary.
Wer keinen Korb flechten kann, der versuche es mit einem Körbchen. [7]
Tansania
Am 25.10.2015 wurden 23,2 Mio. Tansanier zu den Wahlurnen gebeten. Wahlbeobachter äusserten
Kritik. Auf Sansibar wurden die Wahlen sogar annulliert. Das Eidgenössische Department für
auswärtige Angelegenheiten (EDA) warnt vor weiteren Demonstrationen und Ausschreitungen. [8]
Pharmelp
unterstützt die Qualitätskontrolle von Medikamenten in Schwellenländern. Neben einem Gerät zur
Kapillarelektrophorese gehören theoretische und praktische Schulungen des einheimischen Personals zur Strategie. [9]
Malaria
3,8 % der Todesfälle in Madagaskar waren im Jahr 2012 auf Malaria zurückzuführen. [2]
Typhus
Erreger der Infektionskrankheit ist Salmonella typhi. Die Übertragung erfolgt meist durch von Urin
und Faeces eines Erkrankten verunreinigtes Wasser und Nahrung. [11] In Madagaskar haben nur
14 % der Bevölkerung Zugang zu sanitären Einrichtungen. [2]
Pest
Im November des letzten Jahres wurden in Madagaskar 335 Fälle von Pest registriert, 79 davon mit
Todesfolge. Der Erreger Yersinia pestis wird durch Flöhe von Ratte zu Ratte oder auch auf den
Menschen übertragen. Die häufigste Form ist die Beulenpest. Erreicht das Bakterium durch Pestsepsis die Lunge, kann die Lungenpest durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen werden. [12]
2009
Zwischen 2009 und 2013 wurde Madagaskar von einer politischen Krise erschüttert. Ausgangspunkt
war die Entmachtung des gewählten Präsidenten Ravalomanana durch einen Militärputsch. [10]
38
Mitglied werden
Auf der Homepage von PSF Schweiz findet ihr unter „Mitmachen“ > „Mitglied werden“ ein PDF-file
des Anmeldeformulars.
PSF Schweiz
Das Budget von PSF Schweiz für das Projekt „Madagaskar“ betrug 2014 gesamt 29378.- CHF,
wovon 5138.- CHF für 2,5 Stellen von einheimischen Pharma-Assistentinnen verwendet werden.
[13]
Literaturverzeichnis
[1] United Nations, United Nations Universal Declaration of Human Rights (1948).
[2] World Health Organisation: “Madagascar Statistics”, URL: www.who.int/countries/mdg/en/
(Stand: 02.11.2015).
[3] United Nations, Department of Economic and Social Affairs, Population Division (2015). World
Population Prospects: The 2015 Revision, custom data acquired via website.
[4] Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Art. 70 (18.04.1999).
[5] Nationale Plattform Gesundheitsplattform für Sans-Papiers, Gesundheitsversorgung für verletzliche Gruppen in der Schweiz – Situation und Empfehlungen (Oktober 2014).
[6] Soeurs de Saint Maurice, URL: www.lapelouse.ch/ (02.11.2015).
[7] Zoo Zürich; Roger Graf, Masoala Naturführer (2012).
[8] Eidgenössische Department für auswärtige Angelegeneheiten (EDA): „Reisehinweise für Tansania“, URL: https://www.eda.admin.ch/eda/de/home/vertretungen-und-reisehinweise/tansania/
reisehinweise-fuertansania.html (03.11.2015)
[9] Pharmelp, URL: www.pharmelp.ch (02.11.2015).
[10] Frankfurter Allgemeine Zeitung, EU spricht von “Staatsstreich“ (20.03.2009).
[11] World Health Organisation: “Typhoid fever”, URL: www.who.int/topics/typhoid_fever/en/
(03.11.2015).
[12] World Health Organisation: “Plague – Madagascar”, URL: www.who.int/csr/don/06-september2015-plague/en/ (03.11.2015).
[13] Pharmaciens Sans Frontières Schweis, Das Projekt Aina Vao Madagaskar (2013).
39
Interview mit Weleda - Einleitung
{Viktoria Gastens, Weleda}
V
or dem folgenden Interview mit der anthroposophischen Firma Weleda gilt es noch
einige Fragen zu klären: Was ist eigentlich Anthroposophie? Wer war Rudolf Steiner?
Was sind die Grundzüge der anthroposophischen Medizin?
Anthroposophie [1]
Wortwörtlich aus dem Altgriechischen übersetzt bedeutet Anthroposophie so viel wie
„die Weisheit vom Menschen“. Die von
Rudolf Steiner begründete Weltanschauung
sowie seine von 1920 bis 1924 in Dornach
SO abgehaltenen Ärztekurse bilden die
Grundlage für die anthroposophische Medizin. Henning Schramm schreibt, dass „die
geisteswissenschaftliche Betrachtungsweise
versucht, den Menschen nach Körper, Seele
und Geist zu erfassen und ermöglicht, naturwissenschaftliche Erkenntnisse in einem
umfassenden Kontext zu sehen.“
Rudolf Steiner (1861 – 1925) [1], [2], [3], [4]
Der im damaligen Kaisertum Österreich geborene Steiner studierte in Wien Naturwissenschaften und Mathematik. Später dissertierte er in Philosophie.
Neben der anthroposophischen Medizin sind
auch Waldorfpädagogik, anthroposophische
Architektur (vgl. Goetheanum) oder Eurythmie durch seine Lehre begründet.
Schon unter Zeitgenossen wurde rege über
ihn diskutiert. Selma Lagerlöf äussert beispielsweise, dass „man durch Anstrengungen seines ganzen Denkvermögens dahin
gelangen soll, die Welt, die uns sonst verborgen ist, zu sehen.“ Hermann Hesse hingegen hält „Steinersche Quellen“ für
„ungeniessbar“.
40
Vier Organisationsebenen [5]
Abb. 1: Die vier „Wesensglieder“ des Menschen [6]
Nach Steiner teilen sich der Mensch und
sein Verhältnis zu den Naturreichen in vier
„Wesensglieder“ auf:
Die physische Organisation umfasst all das,
was mit naturwissenschaftlichen Methoden
untersucht, erforscht und beschrieben werden kann. Hinzu kommt die Lebensorganisation, die von Steiner „Ätherleib“ genannt und
mit dem Pflanzenreich assoziiert wird. Gemeint sind damit regenerierende und gestaltende Kräfte, die den „physischen Leib“ differenzieren. Auf der dritten Ebene steht die
Seelenorganisation mit dem sogenannten
„Astralleib“, der dem Organismus zu Bewegung und Bewusstsein verhilft. Nach der
Anthroposophie ist die „Ich-Organisation“
dem Menschen vorbehalten und zeichnet
seine Individualität aus.
Dreigliederung [5], [7]
Neben Organisationsebenen finden sich bei
Steiner auch drei Funktionssysteme:

Nerven-Sinnes-System

Atmungs-Kreislauf-System
(auch Rhythmisches System genannt)

Stoffwechsel-Bewegungs-System
Die Doppelbegriffe sollen sowohl die Richtung nach aussen als auch nach innen verdeutlichen.
Konstitutionen [5]
Verschiedene Ausprägungen der bisher erwähnten Konzepte sollen zu verschiedenen
„Konstitutionstypen“ führen: Dazu gehören
die männliche und weibliche Konstitution,
verschiedene Temperamente (u. a. Choleriker, Phlegmatiker), Konstitutionen des
„dreigliedrigen Organismus“ (u. a. SinnesMensch, kreislaufbetonte Menschen), verschiedene Sinnesqualitäten (u. a. geistige
Sinne wie Sprachsinn oder Ich-Sinn) oder
auch Konstitutionen nach den sieben Planeten Jupiter, Mars, Merkur, Mond, Saturn,
Sonne und Venus.
Trotz verschiedener Konstitutionen fand
Steiner gemeinsame Entwicklungszeiträume
von jeweils sieben Jahren („Jahrsiebte“).
Weleda [8]
Auch Weleda ist tief mit Rudolf Steiner verbunden. 1920 wurde von ihm die Futurum
AG mitbegründet (seit 1921 mit pharmazeutischer Herstellung), welche 1922 mit Der
kommende Tag AG, ebenfalls von ihm mitbegründet, fusionierte. Seit 1924 trägt diese
Firma den Namen Weleda. Namensgeberin
ist die germanische Seherin Veleda aus der
Zeit Vespasians.
Quellen
[1] Schramm, Henning (2009): Heilmittel der
anthroposophischen Medizin – Grundlagen,
Arzneimittelporträts, Anwendung. München:
Elsevier. S. 70 ff.
[2] Zander, Helmut (2011) Rudolf Steiner –
Die Biographie. München: Piper. S. 83 ff.
[3] Kugler, Walter (2001) Feindbild Steiner.
Dornach: Freies Geistesleben. S. 61.
[4] Hesse, Hermann (1935) Brief an Otto
Hartmann – 22. März 1935.
[5] Rosenhauer von Löwensprung, Natalie
und Stefan (2013) Anthroposophische Medizin in der Naturheilpraxis. Stuttgart: Haug. S.
15 ff.
[6] Steiner, Rudolf (1910) Die Wesensglieder
des Menschen; Zeichnung aus GA 124. S.
92.
[7] Weleda (2015) Therapiehandbuch. S. 8
ff.
[8] Rudolf-Steiner-Nachlassverwaltung
(1997) Rudolf Steiner und die Gründung der
Weleda. S. 181 ff.
41
Interview mit Weleda
{Viktoria Gastens, Weleda}
D
as Logo der Firma spiegelt deren Philosophie wider: Die vier Kreise stehen für die vier
Wesensglieder des Menschen.
Was ist das Alleinstellungsmerkmal von
Weleda?
Wie wird die Haltbarkeit der Produkte ohne Synthetika gewährleistet?
Das Besondere bei Weleda ist, dass wir unsere Produkte auf der Grundlage unseres
einzigartigen Menschen- und Naturverständnisses entwickeln. Der Mensch ist für uns
ein Wesen aus Körper, Geist, Seele und Bewusstsein – deshalb kommt es uns auf seine
ganzheitliche Schönheit und Gesundheit an.
Da Weleda bewusst auf den Zusatz von synthetischen Konservierungsstoffen verzichtet,
müssen wir uns Gedanken über eine natürliche Form der Haltbarkeit machen. Mit Hilfe
einer geeigneten Verpackung und einer gut
durchdachten Rezeptur können wir die natürliche Konservierung garantieren. Bei der
Rezeptur kommt es auf das richtig abgestimmte Verhältnis von Ölgrundlage, Wasser, Alkohol und anderen Bestandteilen (z.B.
natürlichen Emulgatoren, reinen ätherischen
Ölen usw.) an.
Nachhaltigkeit
Um die biologische Vielfalt zu wahren, werden beispielsweise im Heilpflanzengarten
von Weleda in Schwäbisch Gmünd 260
Pflanzenarten kultiviert, obwohl nur 180 davon weiterverarbeitet werden. Nicht nur die
Gärten sind frei von Synthetika, sondern
auch in den Kosmetikprodukten findet man
keinerlei synthetische Konservierungsstoffe.
42
Der Aspekt der Nachhaltigkeit ist in Ihrem
Unternehmen tief verankert. Bemerken
Sie ein Umdenken in der Bevölkerung hin
zu Naturprodukten?
Ja, sehr deutlich. Vor allem die Naturkosmetik-Nachfrage ist in den letzten zwei Jahrzehnten stark gestiegen, sowohl in der
Schweiz als auch weltweit.
Welche Pflanzen werden in Arlesheim angebaut?
In Arlesheim werden mehr als 60 verschiedene Pflanzen angebaut. Beispielsweise die
Brennnessel (Urtica dioica) und die Walderdbeere (Fragaria fructus recens). Pro Jahr
werden hier in Arlesheim 3000 kg Pflanzen
direkt zu Tinkturen verarbeitet und 2500 kg
zunächst getrocknet und zu Drogen verarbeitet.
Das Produkt ist abhängig von Art, Herkunft,
Qualität und Verarbeitung der Grundsubstanzen. Seit 2011 ist Weleda Mitglied der
Union for Ethical Biotrade.
Die UEBT-Mitglieder stellen im Rahmen ihrer Selbstverpflichtung schrittweise sicher,
dass ihre Beschaffungspraktiken die Erhaltung der Biodiversität fördern, das traditionelle Wissen respektieren und die faire Entlohnung aller Partner innerhalb der Lieferkette gewährleisten.
Weleda unterhält derzeit mehr als 50 Partnerschaften und Projekte mit Lieferanten auf
der ganzen Welt.
Mit verschiedenen Initiativen engagieren wir
uns dafür, die Lebensbedingungen der lokalen Bauern und Pflanzensammlern zu verbessern und die Biodiversität in der Herkunftsregion zu fördern. Aus Uganda beziehen wir beispielsweise biologischen Sesam,
dessen Samen kostbares Öl für unsere Naturkosmetik-Produkte liefern. Der Anbaupartner vor Ort betreut und schult mehr als
450 Kleinbauern. 2014 haben wir ein Projekt
für den Bau eines Brunnens in Uganda initiiert, um den Zugang zu Trinkwasser zu erleichtern und die hygienischen Bedingungen
für die Kleinbauern und ihre Familien zu verbessern.
Was sind die damit verbundenen Auflagen? Welche sozialen Projekte unterstützen Sie?
Die Union for Ethical BioTrade (UEBT) ist
eine Non-Profit-Organisation, die durch
Festlegung eines Standards für die Beschaffung und Produktion von Rohstoffen die Biodiversität fördert.
43
Herstellung
Nach Rudolf Steiner, dem Begründer der
Anthroposophie und von Weleda, setzt sich
der Mensch aus drei Funktionssystemen zusammen. Um passende Arzneimittel zu den
vielfältigen Bedürfnissen der Patienten anzubieten, hat Weleda drei pharmazeutische
Herstellungsprozesse entwickelt: Vegetabilisierte Metalle, Metallspiegel (Bsp. Neurodoron) und das Rh-Verfahren.
Was ist der Nutzen von Metallen in Arzneimitteln?
Die Anthroposophische Medizin therapiert
mit Substanzen aus den Naturreichen – Minerale und Metalle, Pflanzen, tierische Substanzen. Metalle verfügen dabei über hervorragende Qualitäten die therapeutisch genutzt werden können. Beispielsweise steht
Cuprum in der Anthroposophie für Qualitäten wie Wärme/Aufnehmen/Anpassen. Daraus lassen sich folgende Anwendungsgebiete ableiten: Integrationsstörungen von Wärmeorganisation und Stoffwechselsystem, hypostatische venöse Durchblutungsstörungen, Spasmen insbesondere der glatten
Muskulatur; Begleitbehandlung bestimmter
Anämieformen; degenerative Nierenerkrankungen.
Oft werden Metalle als Arzneimittel äusserlich angewendet wie etwa als Metallsalbe
(z.B. Cuprum metallicum praeparatum 0.4%)
oder als sogenannte Metallspiegel-Folien.
Bei letzerem Verfahren wird das Metall im
Hochvakuum in den Plasmazustand geführt
und auf eine transparente Kunststoff-Folie
kondensiert. So entsteht ein optisch dichter
44
Spiegel von minimaler Schichtdicke (ca. 45
– 60nm). Im Anschluss wird auf den Metallspiegel ein Baumwollgewebe genäht. Daneben gibt es auch Zubereitungen aus Metallen in potenzierter, d.h. in stark verdünnter,
Form, die eingenommen oder in subkutan
injiziert werden.
Wozu dient das Rh-Verfahren? Bei welchen Produkten wird es angewendet?
Das Rh-Verfahren ist eine Methode zur
Herstellung einer Urtinktur ohne Zusatz von
Alkohol. Der gepresste Saft einer Pflanze
wird dabei unter rhythmischer Einwirkung
von Wärme, Licht und Bewegung milchsauer
vergoren. Das Verfahren ist im homöopathischen Arzneibuch (HAB) und im Anthroposophical Pharmaceutical Codex (APC) beschrieben. Mit Rh-Präparaten können speziell die rhythmischen Prozesse im Menschen
angeregt werden wie die Verdauung. Aus
Rh-Tinkturen werden z.B. wässrige Tropfen
und Ampullen zur subkutanen Injektion hergestellt. Hier wäre die Arnica Planta tota Rh
D3 ein Beispiel, die es als Dilutio aquosa,
Ampullen und Augentropfen gibt.
Die kalte Jahreszeit ist auch Erkältungszeit. Wie werden die Infludo Tropfen und
die entsprechenden Globuli hergestellt?
Die Herstellung unserer Infludo Tropfen erfolgt in zwei Schritten: Im ersten Schritt wird
die Urtinkturen Aconitum 1=2, Eupatorium
perfoliatum 1=3, Sabadilla D1 (10%), Eucalyptus D1 (10%) hergestellt. Im Anschluss
erfolgt die analytischer Prüfung und Freiga-
be durch die Qualitätssicherung. Schliesslich
wird die die Tinkturen eingelagert.
Im zweiten Schritt wird erst die eigentliche
Bulklösung angefertigt. Die Urtinkturen werden mit einer Wasser-Alkohol-Lösung verdünnt und potenziert (Dezimalpotenzen).
Anschliessen werden die pflanzlichen Potenzen und ein Potenz aus Phosphorus D4 gemischt. Der fertige Bulk wird konfektioniert.
Bild: Weleda—Infludo-Tropfen,
www.weleda.at/produkt/i/infludo-tropfen
Bei der Herstellung unserer Infludoron Globuli werden die Potenzen zunächst genauso
wie bei unserem Präparat Infludo gemischt.
Die Globulikerne aus Saccharose werden
vorgelegt und unter ständigem Bewegen mit
der Lösung besprüht resp. imprägniert.
In diesem Jahr begeht die Pharmacopoea
Helvetica ihr 150-jähriges Bestehen und liefert seither einen einheitlichen Qualitätsstandard für Drogen.
Wie sorgen Sie für eine möglichst gleichbleibende Qualität Ihrer Natursubstanzen?
Alle Ausgangsstoffe für Arzneimittel müssen
der Arzneibuchqualität entsprechen. Obwohl
Natursubstanzen natürlichen Schwankungen
unterliegen, z.B. bei Pflanzen bedingt durch
die Lage, Regen, Trockenheit, Sonneneinstrahlung etc., können die Spezifikationen
meist erfüllt werden. Sonst dürfen die Substanzen nicht für die Herstellung zugelassen
werden. Um eine möglichst gute und gleichbleibende Qualität zu bekommen, bauen wir
viele Pflanzen nach Demeter-Richtlinien
selbst an. Darüber hinaus gehen wir auch
langfristige und nachhaltige Partnerschaften
mit lokalen Bauern weltweit ein.
Produkte
Welches ist ihr meistverkauftes Produkt?
Die Euphrasia-Augentropfen sind eines unserer absatzstärksten Arzneimittel. Die Augentropfen können bei Reizzuständen der
Augenbindehaut wie geröteten, tränenden
und müden Augen angewendet werden.
Euphrasia officinalis – auch bekannt als Augentrost – ist eine seit Jahrhunderten zur
Behandlung von entzündeten Augen verwendete Heilpflanze. Weitere Informationen
finden Sie hierzu auch bei der Swissmedic (http://www.swissmedicinfo.ch/).
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Welche Schwerpunkte legen Sie bei der
Entwicklung von neuen Arzneimitteln?
Weleda verfügt bereits über ein sehr grosses Arzneimittel-Sortiment – mehr als 1.200
Arzneimittel bieten wir derzeit an. Daher liegt
der Fokus bei Weleda eher auf der Harmonisierung dieses grossen Sortiments, der
Packmitteloptimierung und der Verbesserung der galenischen Form. Die Neuentwickelung neuer Präparate steht damit nicht im
Zentrum.
Weleda Schweiz
Weleda umfasst 18 Gesellschaften. Welche Aufgaben übernimmt der Hauptsitz in
Arlesheim?
Die Weleda AG ist eine Schweizer Aktiengesellschaft und hat daher ihren Stammsitz in
Arlesheim. Am Standort befinden sich neben
Büros der Geschäftsleitung unter anderem
einige Gruppenfunktionen. Der Sitz des Verwaltungsrates ist ebenfalls in der Schweiz.
Zudem wird ein Teil unserer Arzneimittel und
Naturkosmetikprodukte in Arlesheim hergestellt.
In Schwäbisch Gmünd bietet Weleda
Deutschland ein Erlebniszentrum mit verschiedenen Veranstaltungen und Workshops für jedermann an. Gibt es etwas
Ähnliches auch in der Schweiz?
Leider gibt es kein ähnliches Erlebniszentrum in der Schweiz. Der Grund, dass sich
das Weleda-Erlebniszentrum in Deutschland
befindet (genauer gesagt in Wetzgau bei
Schwäbisch Gmünd, in der Nähe von Stutt-
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gart), hängt damit zusammen, dass wir dort
unseren grössten, hauseigenen Heilpflanzengarten betreiben, wo viele der Pflanzenarten, die wir für unsere Produkte nutzen,
nach der biologisch-dynamischen Anbauweise kultiviert werden. Er ist der grösste Garten dieser Art in Europa.
Was sind die Aufgabenfelder eines Apothekers in Ihrer Firma?
Die Aufgaben eines Apothekers bei der Weleda sind sehr vielfältig. Hier in der Schweiz
können das z.B. folgende sein:
Produktion: z.B.
Produktionsleitung, Dokumentation
Zulassung: z.B.
Abteilungs-Leitung, Wissenschaftlicher
Mitarbeiter
Qualitätssicherung: z.B.
Fachtechnische Leitung,
Qualitätsmanager
Medizinisch-Wissenschaftliche Abteilung:
z.B.
Wissenschaftliche Mitarbeiter,
Werbeverantwortliche Person,
Fachauskunft Arzneimittel
Projektmanagement: Projektmanager
Weiterbildung/Schulung:
Referent/in für anthroposophische
Pharmazie/Medizin
Marketing Arzneimittel: z.B.
Produkte-Manager, Abteilungs-Leitung
Bieten Sie Praktika für Pharmaziestudenten an?
Wir bieten aktuell kein offizielles Praktikantenprogramm für Pharmaziestudenten an. Allfällige Initiativbewerbungen können Sie gerne direkt über unser Online-Bewerbertool via unserer Homepage einreichen.
Vielen Dank für das Interview!
Star Wars Episode VII
{Viktoria Gastens}
Das Erwachen der Macht
Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis… In garantiert weniger
als zwölf Parsec werden diese Worte wieder über die Kinoleinwände dieser Welt flimmern.
Dann wird sich zeigen, ob sich die 10-jährige Wartezeit gelohnt hat. Kinostart: 17.12.2015
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